Zwift Indoor Training – die lustigste Langweile der Welt.

Zwift Indoor Training

No Zwift. Keine Ahnung wie lange es Zwift schon gibt. Ich hatte es bis jetzt immer kategorisch abgelehnt. Mir war nie nach Computerspielen zumute. Ich wollte Radfahren. Draußen. In der Natur. Eine Software, die mir vorgibt wie und was ich fahren soll? Nein Danke. Heute bin ich nach wie vor gleicher Meinung. Auch weil ich, sagen wir endlich, Zwift probiert habe. Fazit: Zwift Indoor Training  ist die lustigste Langweile der Welt. Oder die langweiligste Lustigkeit.

Smart trainieren mit Smarttrainer.

Eine 50-Stunden-Woche hat mich vergangenen November zu einem Paradigmenwechsel gezwungen. Plötzlich war Indoor Training angesagt und notwendig. Einen Smarttrainier konnte ich schnell finden. Die Wahl viel auf den Elite Suito. Das Einsteigermodell für knapp € 600 samt Kassette und Zwift Probemonat. Schon das Einspannen des Rades hat mich aus der Reserve gelockt und emotional ziemlich gereizt. Aus handwerklicher Sicht gesehen, bin ich von Haus aus nicht zwingend ein gelungerner Wurf. Dann stand er doch da. Der Smarttrainer mit meinem Rennrad, einer Decathlon Matte und einem Schweißüberzug vom selben Haus.

Zwift war immer noch kein Thema. Meine ersten Schweißversuche habe ich mit My E-Training von Elite über mich ergehen lassen. Langweilig. Wenig Spass. Auch das Herunterladen und Freischalten von Strecken hat keine wesentliche Zusatzfreude gebracht. Kostenpflichtige Trainingsprogramme? Muss ich nicht. Wo und sobald es möglich war, ging ich trotzdem ins Freie. Zwift Indoor Training war immer noch kein Thema

Sodom und Gomorrha in London, Watopia und New York.

Dann kam der große Schritt und der Verkauf meiner Seele. Ich habe mich bei Zwift angemeldet und bekam eine 7-Tage-Gratis-Mitgliedschaft. Die habe ich mit ein paar Ausfahrten ausgekostet. Danach nach weiterem Zögern und einigen Ausfahrten in der pannonischsen Kälte den Gratis-Monat draufgelgt.

dieKetterechts und Zwift
Zwift Selbstbild.

Meine Erfahrungen mit Zwift.

Meine bisherigen Erkenntnisse mit Zwift Indoor Training fasse ich hier kurz zusammen. Vielleicht hilft es jemanden, mich zu verstehen und mit mir mitzufühlen.

  • Bisher habe ich vielleicht 10% der Möglichkeiten von Zwift genutzt. App starten, Strecke wählen, losfahren, schwitzen, stehen bleiben, auf Strava hochladen. Das wars. Zu mehr bin ich nicht zu motivieren. Zwift soll aber viel mehr können. Habe ich gehört.

  • Ride on! Wer zum Teufel hat noch Zeit, anderen einen „Daumen hoch“ zu geben? Und wie macht man das?

  • An Kreuzungen, speziell in London, herrscht Anarchie. StVO? Kennt hier niemand. Es wird kreuz und quer gefahren. Und das sogar durch und durch. Es tut mir jedes Mal weh, wenn ich daherkommende niedermetzle. Vielleicht könnte man Zwift mit Assasin’s-Creed kombinieren.

  • Warum fliegt mir einer regelmäßig durch die Lüfte? Harry Potter am Renrad.

  • Mein Avatar trinkt regelmäßig, obwohl ich das mache. Ist das ein Wink.

  • 15 Minuten Zwift und ich ertrinke im eigenen Schweiß. Ventilator? Habe ich noch keinen. Da müsste ich wieder zum Baumarkt.

  • Duschen kannst du nach einer Indoo Trainingseinheit erst nachdem du gut 60 Minuten abgekühlt bist. Sonst musst du umgezogen gleich wieder duschen. Das Nachschwitzen ist nichts für eilige Menschen am Sprung zum nächsten Termin.
  • KOMs am Berg? Der Schnellste ist um die Hälfte schneller als ich. So auch hinauf auf den Vulkan. Wie macht der das?

  • Sprints im Flachen? Interessant. Da habe ich eine Top 10 Platzierung herausgefahren. War aber dann so fertig, dass ich nicht mehr weiterfahren wollte.

  • Ich fahre zu Zeiten, da sind nur Japaner unterwegs.

  • Für Rennen und Gruppenfahrten bin ich auch noch nicht gekommen. Ich fahre lieber allein und schließe Lücken. Einer der wenigen Höhepunkte, die ich erleben darf.
Interaktives Indoor Training
Wer kennt sich hier aus?
  • Unterwasserfahrten in (oder sagt man auf) Watopia. Oder das Fahren über die Lava. Hat schon was. Das graphische Erlebnis ist anfangs schon sehr faszinierend.

  • In New York hingegen habe ich Angst, wenn ich auf Glasbrücken zu schnell in die Kurven fahre. Was ist, wenn es nass ist? Autsch.

  • Für Yorkshire hat es noch nie gereicht. Am Wochenende fahre ich viel lieber draußen.

  • Für die Koppelung Laptop und TV Gerät habe ich zum Baumarkt müssen. Hätte dort gleich den Ventilator kaufen können.

  • Ich habe keine Ahnung ob mein Renner die Zwifterei überlebt. Man liest so viel und man will es nicht glauben.

  • Vielleicht traue ich mich demnächst auch einmal in den Wiegetritt. Hoffe ich lande dabei nicht auf der gegenüberliegenden Wand.

  • Watt und Geschwindigkeiten traue ich nicht. Nicht einmal die gefahrene Distanz kann ich bestätigen. Einzig meinen Puls. Der wird auch so sein, als würde ich draußen fahren. Der Rest riecht eher nach Utopie und einigermaßen Schätzung.

  • Wenn ich noch länger Zwift Indoor Training betreibe verlerne ich das Fahren am Oberlenker. Ich weiß nicht, aber freihändig und aufrecht sitzend tue ich mir leichter. Da vergeht die Zeit irgendwie schneller.

  • Ich brauche ein Spotify Abo. Die Werbung zwischen den Liedern ist lästig und unterbricht meinen Rhythmus.

  • Manchmal geht es zu wie im Cluburlaub. Einer gibt vor und alle anderen machen es nach. Und dann bin ich wieder bei Punkt 2. Wie kann man neben dem Zwiften auch noch tippen und den anderen erklären, was man machen muss?

Je länger ist darüber nachdenke, desto lustiger wird die Zwift Langweile und desto langweiliger wird diese Lustigkeit. Zum Glück wird es draußen schön langsam wärmer und abends heller. Der Probemonat ist glaube ich  schon zu Ende und Zwift lässt sich problemlos kündigen.

ktrchts

PS: Es gibt welche, die zwiften ohne Helm. Ist das nicht gefährlich?

Intervallfasten und Rennrad fahren. Ein Selbstversuch.

Intervallfasten und Rennrad fahren

„Houston, wir haben ein Problem.“ Das war vor ein paar Wochen. Knapp einen Montat später besteht das Problem immer noch, aber es ist um ein paar Gramm leichter. Wie viele? Kann ich nicht sagen. Ich trau mich nach wie vor noch nicht auf die Waage. Ich habe auch keine Waage. Das Trikot in M passt immer noch nicht wirklich, dafür flattert die L-Ausgabe bereits lockerer im Wind. Meine Seitenansicht bekommt schon langsam fotogenere Züge und der Knackwurst-Effekt lässt sich schon viel besser kaschieren. Wie das? Intervallfasten und Rennrad fahren. Ja. Das geht und zwar ganz gut. Aber schön der Reihe nach.

 

Intervallfasten ist nicht gleich hungern.

Viel habe ich über Intervallfasten gelesen. Wenig Brauchbares gibt es im Zusammenhang mit Ausdauersport. Extensiven Ausdauersport, so wie ich ihn doch betreibe. 10 bis 15 Stunden pro Woche sind keine Seltenheit. Der einhellige Tenor über sämtliche Berichte: Intervallfasten macht schlank. Das hat mich gefesselt. Das Houston-Problem. Mein persönliches Houston-Problem.

Warum also nicht selbst probieren. Ist das Konzept des Intervallfastens ein ganz einfaches. Auch wenn es dann doch kompliziert ist. Es gibt nämlich viele Variatnen des Intervallfastens (intermittierendes Fasten, IF). Ich habe mich für die „radikale“ Variante light entschieden. Die sogenannte 16/8 Methode. 16 Stunden fasten, 8 Stunden essen. Inspiriert wurde ich unter anderem vom Buch meines ehemaligen Nachbars P.A. Straubinger. Der Jungbrunneneffekt. Schlagworte wie Müllabfuhr, Zellerneuerung, Autophagie und langsameres Altern haben mir es angetan. Außerdem ist das Intervallfasten etwas, was ich schon früher gerne gemacht habe (dinner cancelling). Damals einfach aus dem Bauch heraus. Heute ist das – wie vieles andere auch – wissenschaftlicher.

Es geht also darum, dem Körper eine längere Essenspause zu geben, damit er sich selbst „säubern“ kann. Diese Pause sollte länger als 12 Stunden sein, dann erst dann startet die Autopagie. Autophagie kommt aus dem Griechischen und bedeutet sinngemäß übersetzt „sich selbst fressen“. Dieser Vorgang beschreibt somit den inneren Reinigungsprozess in Zellen. Längere Essenpausen aktivieren diesen Prozess, der wie eine Müllabfuhr funktioniert und den „Abfall“ aus den zellen schleust.

Weltweit bekannt wurde die Autophagie 2016, als der japansiche Forscher Yoshinori Ohsumi für seine Forschungen darüber mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Gewicht verlieren und Körper reinigen.

Wenn das so einfach ist, warum machen es dann nicht alle? Gute Frage. Diese Frage stelle ich mir immer, wenn etwas wie eine „A gmaade Wiesn“ klingt. Die Antwort ist ganz einfach: Weil es nicht einfach ist. Es ist in der heutigen Zeit nicht einfach, 16 Stunden lang auf Essen zu verzichten. In dieser „Fastenzeit“ nur Wasser, ungesüßte Tees oder schwarzen Kaffee zu tringen. Die Verlockung lautert immer und überall. Ihr wisst alle ganz genau wo und wann.

Damit wären wir beim Punkt. Intervallfasten und Rennrad fahren. Wo man doch beim Rennradfahren so viel Energie verbraucht und diese auch ohne schlechtem Gewissen – zumindest bis jetzt, mit jeder Art von Nahrung kompensieren konnte (und durfte). Wie darf und soll ich trainieren und wie darf und soll ich essen. Und dann noch vor allem wann?

Zeitfenster wählen und einhalten.

Jetzt wirds wissenschaftlich und individuell. Das Zeitfenster zum Essen von 8 Stunden kann man beliebig wählen. Man muss/sollte es nur einhalten. Wie auch das Zeitfenster zum Fasten. Ich habe mich für 6 – 14 Uhr entschieden. Seit gut 3 Wochen. Warum? Weil ich ein Morgenmensch bin und es liebe ausgiebig zu frühstücken. Das Weglassen des Abendessens fällt mir leicht (dinner cancelling). In der Zeit zwischen 6 und 14 Uhr frühstücke ich gut und ordentlich. Danach gibt es keine Snacks, viel Flüssigkeit und zu Mittag dann ein Essen, das mich satt macht und mir die 16 Stunden Fastenzeit ertragbarer macht. Weniger Hunger und eiserner Wille sind wichtig.

Trainiert wird überwiegend im Zeitfenster „Essen“. Die intensiven Einheiten auf jeden Fall. Lockere Ausfahrten gehen sich auch in der „Fastenzeit“ aus. Soll angeblich die Autophagie verstärken. Für den Fall, dass sich eine Einheit in die Länge zieht (genauer gesagt in das Fastenintervall), dann erlaube ich mir nach dem Sport einen (oder zwei) Proteindrinks. Sonst nur wieder Wasser und Tee. Gestern war das der Fall. Nach 5 1/2 Stunden und 155 km im Sattel. Es war nicht leicht, aber ich habe es durchgehalten. Bis heute morgen 0555 Uhr.

Das Ergebnis lässt sich wiegen.

Viele werden sich jetzt Fragen, ob man mit Intervalltraining Leistung einbüßt. Ich kann das nicht beurteilen. Gefühlsmäßig würde ich das verneinen. Ganz im Gegenteil. Durch weniger Gewicht (ja ich wiege jetzt weniger) geht das Radeln sogar leichter. Zumindest am Berg.

Ich denke, dass das Intervallfasten viele Möglichkeiten offen lässt. Wichtig ist aus meiner Sicht ist, dass man die Trainings- und Essenzeiten optimal in den Tag und in den eigenen Rhythmus integriert. Es bringt nicht viel, päpstlicher als der Papst zu sein. Auch wenn ich es aktuell bin. Ich experimenterie ja noch. Die Ernähung muss ich an das Training anpassen und nicht umgekehrt. Darüber hinaus hat man pro Woche ja die Möglichkeit einen „Joker“ zu ziehen. Falls mich jemand zum Essen einladen sollte.

Ich mache weiter. Bis es heißt „Houston, wir haben kein Problem. Alles läuft.“

ktrchts

Radfahren in der Gruppe – ganz allein.

Radfahren in der Gruppe

Es ist Sonntag. Es kann aber auch ein Samstag sein. Oder jeder beliebige Tag der Woche. Am beliebten Treffpunkt versammeln sich mehr oder weniger pünktlich die üblichen Radfahrer zu einer gemeinsamen Ausfahrt (der männliche Begriff wird hier absichtlich verwendet – auf ein Gendern wird ausdrücklich verzichtet). Am Oberrohr sitzend, den Oberkörper über den Lenker lehnend wartet man, bis der Letzte sich die Mühe macht zu erscheinen. Gemütlich soll das Tempo heute werden. Man will ja plaudern. Radfahren in der Gruppe fängt immer so an.  Und endet dann ganz anders.

Einzelsport in der Masse.

Wer kann (und wer hat) posiert mit seinen Muskeln. Ein deutliches Anzeichen, dass „gemütlich“ wieder eine sehr große Bandbreite bedeuten kann. Körpersprache als Statement und als Ansage, was und wer den Ton angeben wird. Radsport ist Einzelsport in der Masse. Eine Theorie, welche auf den ersten Metern sofort praktisch umgesetzt wird. Einer gibt das Tempo vor. Und zwar jener, den es in der Gruppe zu langweilig wird. Das löst vielleicht nur Unbehagen aus. Meistens ist es aber eine nicht mehr kontrollierbare Kettenreaktion. Eine chemische Explosion bestehend aus Laktat und Schweiß.

Radfahren in der Gruppe heißt nicht selten allein unterwegs zu sein. Allein im Wind, den Rest der Gruppe demütigend. Oder allein ganz hinten, den Rest der Gruppe aus den Augend verlierend. Wenn Testosteoron den Verstand überlsitet, dann sind die Folgen ganz klar. Krieg. Am Berg, an der Ortstafel, im Kreisverkehr, an der Kreuzung und selbstverständlich beim Wegfahren an jeder Ampel oder Abzweigung.

Wetteifern im Kurbeltakt.

Wer so den Ton angibt, gibt sich meist verwundert über diese Vorwürfe. Warum? War man doch ganz gemütlich unterwegs und hätte doch oben gewartet. Und darüber hinaus seien doch alle wieder gemeinsam angekommen. Das Wetteifern im Kurbeltakt ist eine Sucht und wird gerne verdrängt.

Radfahren bleibt ein Einzelsport, der gerne in der Masse ausgeübt wird. Nirgendwo anders kommen so viele unterschiedliche Voraussetzungen auf einem Haufen zusammen. Tagesform, Gewicht, Wille, Egoismus, Leidensdruck, Charakter, Übersetzung – all das spielt eine entscheidende Rolle und bestimmt was für jeden Einzelnen gemütlich bedeuten wird.

Wenn viele gemeisam fahren, leiden einige.

Wenn so viele auf einem Haufen zusammenkommen ist die seelische und körperliche Harmonie gefährdet. Es ist doch (fast) immer so. Viele fahren gemeinsam weg und einige leiden darunter. Unterwegs. Meistens nehmen sich nur jene zurück, die sich zurücknehmen müssen. Weil sie nicht anders können. Und jene, die es nicht müssen, tun es auch nicht. Weil sie nicht anders wollen. Während die einen die Landschaft genießen, himmeln die anderen die Wattangaben auf ihrem Radcomputer an. Wer seinen persönlichen Trainingsplan, insbesondere die Intervalle oder das anaerobe Training, in der Gruppe abspult, der spielt mit dieser. Er hetzt sie, benützt sie, überfordert sie

Naürlich gehts auch anders. Keine Ahnung wo. Ich bin jedenfalls dort nicht dabei. Nicht sonntags, nicht samstags und auch nicht an irgend einem anderen Wochentag. Außer ich fahre allein. In der Gruppe.

ktrchts

PS: Gemeinsam wegfahren und gemeinsam ankommen gibt es mit Garantie bei den ketterechts Rennradreisen. Versprochen

Übergewicht im Winter. Hilfe zur Selbsthilfe.

Übergewicht im Winter

Houston wir haben ein Problem. Ich habe ein Problem. Und zwar ein großes. Nein. Ein schweres. Ich bin das Problem. Mein Bauch ist ein Teil davon. Er ist anders. Anders als in früheren Jahren. Und er ist gewachsen und gewandert. Richtung Brust. Dort wölbt und faltet er sich. Er spannt meine Slim-Fit-Hemden und ist mir bei der Sicht nach unten im Weg bei Mein Spiegelbild am Smarttrainer den Unterlenker haltend ist der reinste Horror. Ich sehe nur Bauch. Nein, ich spüre ihn auch. Auf meinen Knien. Übergewicht im Winter. Schon wieder. Ich brauche schnelle, ultraschnelle Hilfe..

Wenn das Alter ins Gewicht fällt.

Mein Körper verändert sich. Er ist nicht mehr jener, mit dem ich machen konnte, was ich wollte. Jener, der mir vieles verziehen hat und alles kommentarlos ertragen hat. Mein Körper ist bis jetzt immer mit mir mitgegangen. Jetzt geht er seinen eigenen Weg. Er folgt mir nicht mehr. Ich muss jetzt ihm folgen. Er ist jetzt der Chef und hat die Oberhand. Ich hatte schon länger das Gefühl, dass er nicht mehr will und nicht mehr kann. Jetzt habe ich die Gewissheit. Ich habe die Herrschaft über ihn verloren.

Meine 32er Levis Jeans und meine M T-Shirts haben Pause. Wie lange, kann ich nicht sagen. Seit Monaten kämpfe und bemühe ich mich um ihr Comeback. Was noch vor Jahren locker und flocking von sich ging, ist jetzt eine Tortur. Ein bisschen weniger Essen, ein wenig mehr trainieren und alles ist gut. Das geht nicht mehr. Immer mehr fällt beim mir das Alter ins Gewicht.

Garmin-Index-Smart

© Garmin-Index-Smart

Jedes Jahr ein Kilo mehr.

Ich habe gegoogelt und bin verzweifelt. Es gibt Theorien, die mir nicht gefallen. Ich bin das Beispiel dafür, dass es diese Theorien auch in der Praxis gibt. Der Fettabbau verlangsamt sich, je älter man wird. Strategien sich dagegen zu wehren gehen nach hinten los. Ein bereits aufgeblasener Ballon lässt sich viel leichter noch weiter aufblasen. Bin ich schon ein aufgeblasener Ballon?

Übergewicht im Winter war für mich nie ein Problem. Das war normal und spätestens bei den ersten Rennradreisen im Frühjahr Fett von gestern. Stand heute aber zweifle ich daran. Irgendwie verwerte ich nicht nur meine süßen Sünden einfach anders. Oder gar nicht mehr. Auch all das gesunde Zeug. Alles bleibt an mir hängen und kleben. Dort wo ich es nicht brauche und nicht haben will. Ich war und bin der typische Apfeltyp. Bauch und Hüfte stets saftig und gut geformt.

Kalorienzähler
Erbsenzähler und Kalorienzähler

Aufgeben oder aufblasen.

Aufgeben oder aufgeblasen werden. Das ist jetzt die Frage und die Weggabelung an der ich stehe. Sich (mich) dem Schicksal übergeben oder der Wissenschaft unterordnen? Als Mensch und Sportler ein Dilemma. Akribisch war ich nie. Geduldig auch nicht. Jetzt muss ich wohl umdenken. Und umhandeln. Übergewicht im Winter ist zu Übergewicht im Leben mutiert. Mit all den Konsequenzen. Keine Größe M mehr und keine 32er Levis Jeans.

Habe ich noch eine Chance, dass es so wird, wie es einmal schon war?

ktrchts

Meine Erfahrungen mit sks Schutzbleche.

Erfahrungen mit sks Schutzbleche

Wir sind Helden. Ja. Wir. Die Allwetterfahrer und Winterfahrer. Wir sind die Outdoo-Heros und radeln nach dem Motto, wenn nicht heute, wann dann? Egal welches Wetter draußen wartet. Es gibt ja zum Glück die richtige Kleidung. Und es gibt Schutzbleche. Wobei Blech nicht mehr das richtige Wort bzw. das richtige Material ist. Es gibt Schutzkunstoffe. Zum Beispiel jene von sks. Ich durfte sie fahren und verwenden. Meine Erfahrungen mit sks Schutzbleche sind durchaus positiv. Wenn auch mit einem kleinen Schönheitsfehler.

Wer trocken bleiben will, muss leiden.

Ich muss gestehen, dass ich schon lieber ohne unterwegs bin. Doch manchmal muss auch ich über meinen Schatten springen und mindestens ein Auge zudrücken. Dann, wenn nicht nur die Straßen nass sind, sondern auch die Temperaturen um den Gefrierpunkt liegen. Nässe und Kälte sind keine für den Radfahrer freundliche Mischung. Kommt dann noch der Fahrtwind dazu, dann potenziert sich die Motivation und die Freude am Rennradfahren exponentiell nach unten. Die Lösung heißt ganz einfach trocken bleiben. Deshalb dürfen ab und wann die sks_germany Schutzbleche ihre Dienste leisten. Das Gesamtkunstwerk Rad gerät in den Hintergrund. Funktion vor Design. Wer trocken bleiben will, muss auch ein wenig leiden.

Vergangenes Wochenende feierte der Speedrocker seine Premiere. Leichter Schneefall, -1° und literweiße salznasse Straßen haben mich überredet, den noch verpackungsfrischen und jungfräulichen Speedrocker endlich auszupacken.

Schutzblech für Gravel und Crossbike.

Meine Erfahrungen mit dem Speedrocker waren durchaus postiv. Um es vorwegzunehmen: Ich blieb bis auf die Schuhe trocken und sauber. Sowohl die Beine, als auch mein Hinterteil und mein Rücken mussten nicht leiden. Das Wasser in den Spurrinnen, die vielen Pfützen und der ganze Dreck blieben mir verschont. Abgesehen von ein oder zwei Spritzern auf dem Display meines Garmin. Zweck erfüllt, oder?

Warum Speedrocker? Ganz einfach. Weil laut sks, dieses Teil extra für Crosser und Gravelbikes „erfunden“ wurde. Reifen bis zu einer Breite von 40 mm finden darunter Platz. Und was zusammen gehört, muss auch zusammengeschraubt werden. Die Montage war ein Kinderspiel. Ganz ohne Anleitung. Nur mit der Kraft der Logik. Und ein anfänglicher Blick auf die Konfiguration. Klettverschlüsse hier, Gummibänder dort. Das hintere Teil wird 2x auf der Sitzstrebe fixiert, das vordere Teil 2x an der Gabel. Easy. Hinten besteht noch die Möglichkeit, das „Schutzblech“ am Sitzrohr zu befestigen. War bei mir nicht notwendig. Hier kann man das Ende auch nach belieben verlängern oder küzren. Einfach dieses einschieben oder ausziehen.

Trockengelegt.

Da und dort ist vielleicht noch ein wenig Feintuning notwendig. Ansonsten sitzen beide Teile gut und stören nicht. Das eine oder andere Schlagloch war jedoch akkustisch nicht zu überhören. Irgendwo wirkten sich die Schläge auch auf das Schutzblech aus. Nichts tragisches.

Meine Erfahrungen mit den sks Schutzblechen sind um eine crosstaugliche Facette reicher. War das Raceblade Pro XL Schutzblech schon sehr gut genug für meine 33 und 35 mm Reifen, passt der Speedrocker umso mehr ins Crosser-Konzept. Der Raceblade Long bleibt dem Rennrad vorbehalten.

ktrchts

Rennrad Ersatzteile kaufen. Wo bleibt mir Moral?

Ersatzteile Rennrad

Ich unterstütze gerne alle meine lokalen Händler vor Ort. Gerne und immer wieder. Regelmäßig. Jeder darf und soll leben können. Zuletzt war es ein kleines Radgeschäft mit sehr kompetenten Eigentümern. Beide haben den Laden mit eigenen Händen hochgezogen. Ich schätze ihre technische Fachkompetenz. Ich finde es gut, dass es lokale Händler gibt. Deshalb kaufe ich meine Rennrad Ersatzteile auch dort. In den letzten 3 Wochen waren das zwei Reifen von Challenge für den Crosser und letztendlich auch ein neues Ritzelpaket (Ultegra), eine neue Kette (Ultegra), ein neues Kettenblatt von SRAM mit 42 Zähnen und 3 Radlager für das Vorder- und das Hinterrad. Eigentlich wollte ich nur die Radlager getauscht wissen. Aber wie es so oft ist, ein Unheil kommt selten allein.

Ersatzteile sind oft nicht billig.

Rennrad Ersatzteile sind nicht billig. Das brauchen wir hier nicht diskutieren. Diskutieren würde ich gerne das Thema Bezugsquelle. Beim Versandhändler – davon gibt es viele, kann man ganz ordentlich sparen, beim lokalen Händler sind diese meist teurer.

Eine einfache Rechnung, wenn auch Milchmädchenrechnung, weil ich die Preise des lokalen Händlers nicht mehr im Kopf habe. Gemerkt habe ich mir nur die jeweilige Gesamtsumme (samt Arbeitszeit). Es waren für die unten angegührten Teile genau € 435,-.

Komponente lokaler Händler Versandhändler
Ultegra Ritzelpaket € 100 € 63,52 (bike-components)
SRAM Kettenblatt € 75 € 63,03 (r2-bike)
Ultegra Kette HG701 11f €40 € 25,02 (bike-components)
Reifen Challenge + Schlauch € 119 € 82,20 (bike discount, bike24, bikester)
SKF Industrielager (3 Stück) ca € 32 ca € 32 (rose-bikes.com)
Summe € 366 € 265,77

Wir können es jetzt drehen und wenden wie wir wollen – beim Versandhändler hätte ich fast € 100,- gespart. Mit den Versandkosten etwas weniger.

Rennrad Ersatzteile

Und die Moral von der Geschichte?

Die Moral von der Geschichte? Mich plagt das Gewissen. Doppelt. Einerseits geht es mir schon um die € 100,-. Ich habe die Geldruckmaschine im Keller noch nicht gefunden. Andererseits hätte ich auch kein gutes Gefühl, wenn ich beim Versandhandel kaufe und meine lokalen Händler und Partner somit umgehe.

Wo ist die Grenze zwischen Moral und Brieftasche? Und zwar der eigenen Brieftasche. Natürlich verdient der lokale Händler auch durch die Arbeitszeit. Soll er auch. Darf er auch. Muss er auch. Er macht sich für mich die Hände schmutzig und nimmt mir Arbeit ab, die ich a) nicht wirklich beherrsche und b) auch nicht so exakt und geduldig erledigen kann. Das ist eine perfekte Win-Win-Situation. Und die hat ihren Preis.

Aber die Ersatzteile? Wenn ich das hochrechne, dann kommt mit meiner Kilometerleistung und den damit verbundenen Verschleiß schon eine beachtliche Menge zusammen. Ich glaube aus diesem Dilemma komme ich nicht mehr raus, oder?

ktrchts

Festive 500 – alle Jahre immer wieder.

Festive 500

Alle Jahre immer wieder. Zum bereits 5. Mal in Folge habe ich „The Festive 500“ (Rapha Festive 500 powered by Strava) erfolgreich absolviert. Nach der Premiere 2015 (damals mit 501 km in 5 Tagen das Minimalziel erreicht) und weiteren Teilnehmen 2016, 2017 und 2018, war ich dieses Jahr zum 10jährigen Jubiläum auch wieder unter Meinesgleichen. Fest im Sattel. Am Rad. Zwischen 24.12. und 31.12. Für einen Stofffetzen der besonderen Art. Ein Abzeichen mit viel Bedeutung. Eine weltweit angesehene Trophäe.  So groß wie eine Briefmarke. Ich war mittendrin, statt nur daheim. Habe jeden der 753 Kilometer in 8 Tagen Outdoor erstrampelt. Kein persönlicher Rekord. Der liegt ein oder zwei Jahre zurück. Damals waren es knapp über 800 km.

Gruppendynamische virtuelle Angeberei.

Was wie immer als Schnapsidee entstanden ist, wirkt heute, 10 Jahre später wie eine gruppendynamische, virtuelle Angeberei. Ein Balzen auf zwei Rädern. Für viele geht es nicht mehr darum, die 500 Kilometermarke zu erreichen. Es geht darum die 500 Kilometer an einem Tag zu fahren. Oder die Latte doppelt so hoch anzussetzen. Und das nicht nur bei den Freunden der südlicheren Halbkugel. Von denen war ich es gewohnt. Nein, jetzt fangen auch schon die Kollegen aus der Nachbarschaft damit an. Der beste „Österreicher“ hat heuer, 50 km Luflinie von mir, die 1.000 km geknackt. Der weltweite „Sieger“ knapp die 2.000er. Unvorstellbar.

The real festive 500
So darf und muss es sein.

Radsport als Wintersport.

Die Grenzen haben sich einfach verschoben. Radsport ist Wintersport und Wintersport ist mittlerweile Radsport. Während andere Skifahren, Langlaufen oder Tourengehen, wird südlich und auch nördlich des Äquators in die Pedale getreten. Als gäbe es keine Kälte, keinen Schnee und kein schlechtes Wetter. So zumindest die Wahnehmung. Möglich, dass das vor Jahren auch so war. Gesehen hat das niemand.

Vielleicht mag auch der Klimawandel seinen Beitrag dazu geleistet haben. Immerhin sind die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr nicht mehr schneebedeckt, zum Glück trocken und teilweise auch angenehm mild. Das war „früher“ noch ganz anders.

Radtransport und ÖBB
MIt allen Tricks arbeiten

Nicht nur der Klimawandel, auch das verfügbare Material hat diese Entwicklung unterstützt und beschleunigt. So drehe ich im Winter meine Runden ausschließlich nur mehr mit meinem CX-Bike 1×11 mit 33 mm Reifen (Gravel Grinder und Almanzo von Challenge). Sowohl auf der Straße als auch abseits davon. Fühlt sich für mich subjetiv sicherer an und erhöht den Trainingseffekt. Mit der richtigen Kleidung und den richtigen Schuhen gibt es mittlerweile ja auch kein schlechtes Wetter mehr.

Höher, schneller, virtueller.

500 Kilometer in 8 Tagen zwischen 24.12. und 31.12. sind heutzutage keine wirklich große Herausforderung mehr. Ich meine für halbwegs Trainierte. Mehr als 96.000 waren heuer mit dabei. Auf der ganzen Welt. Entscheidend ist die Koordination. Das persönlicche Zeitmanagement zwischen den Feiertagen, der Familie, der Kinder und der Arbeit. Einzige plausible Ausrede. Wer die richige Einteilung findet, ist seinem Stofffetzen sehr nahe. Wer das nicht kann, hat viele andere Möglichkeiten. Höher, schneller und virtueller.

Mein Gegner 2019 hieß eindeutig Wind. Acht Tage starker Wind. Acht Tage starkes Leiden. Da wollte ich einfach nicht mehr. Musste aber. Der Gruppenzwang und die Aussicht auf einen virtuellen Top 10 Platz in Österreich. Also Windfinder konsultieren, ÖBB-Fahrplan checken, mit dem Zug ins entfernte Laa an der Thaya reisen und bei Nordwind „gemütlicher“ ins 153 km entfernte Eisenstadt fahren. Mit Siggi, der ist immer für jedes Abenteuer zu haben und sein Windschatten ist ein Gedicht. Mit Nordwind im Rücken war es trotzdem auch sehr anstrengend, denn eine gerade Nord-Süd-Verbindung in Windrichtung hatten wir nicht gefunden.

Der tiefste Punkt Österreich
Tiefer gehts in Österreich nicht mehr

Die Festive 500 waren eine perfekte Motivation. Für mich. Ohne Festive 500 hätte ich jetzt sicher zu den fünf über Weihnachten angefressenen Kilos weitere fünf unnütze Kilos mehr. Und ohne Festive 500 hätte ich keinen Plan und kein Ziel gehabt. Ich brauche einen Plan und ein Ziel. Und ich brauche Strava. Um zu sehen, was die andern machen. Und mich zu vergleichen. Auch messen. Aber das ist eine andere Geschichte.

ktrchts

PS: Gratulation an alle, die es durchgezogen haben. Weltweit waren 1.287 Radler*innen fleißiger als ich (von 96.896). In Österreich 12 (von ca 345). Nach Gewicht 322 (von 25.531). Nach Alter 279 (von 19.942).

Die Anzahl der dadruch verursachten Ehe-, Familien- und Beziehungskrisen ist statistisch nicht erfasst.

Stand 8.1.2020

Immer mehr Verkehrsunfälle mit Radfahrer*innen

Verkehrsunfälle mit Radfahrer*innen

„Ich habe den Radfahrer einfach nicht gesehen“. Die meisten Verkehrsunfälle mit Radfahrer*innen haben eine einfache Erklärung. Das sagen zumindest die Betroffenen – und Schuldigen. Billige Ausrede oder Phänomen. Im vergangenen Jahr gab es in Österreich 8.172 verletzte Radfahrer*innen. Davon 41 tödlich Verunglückte. In Deutschland waren es 2018 sogar 445 Tote. Während die Zahl der Verkehrstoten allgemein rückgängig ist, steigt die Zahl der getöteten Radfahrer*innen. Im 1. Halbjahr 2019 in Deutschland um 11,3% im Vergleich zum Vorjahr. Eine ziemlich traurige Statistik.

Tödliche Unfälle mit Radfahrer*innen häufen sich.

Es ist also statistisch belegt, dass sich die Unfälle mit Radfahrer*innen häufen. Und wir reden da nicht von den Sportunfällen. Es geht um  die Verkehrsunfälle. Das spiegelt auch das reale und gelebte Bild wider. Bei gleich viel Platzangebot gibt es immer mehr Autofahrer*innen und Radfahrer*innen. Geleichzeitig auf einem bestimmten Fleck. Der Straße. Dass damit Konflikte vorprogrammiert sind, ist logisch. Die vielen Unfälle sind aber sicher vermeidbar. Durch die aktive Wahrnehmung und Akzeptanz der Radfahrer*innen im Verkehr.

Ich fahre selber sehr viel und sehr oft. Rennrad. Mittlerweile ist das Schönste am Rennradfahren die Tatsache, nach einer Ausfahrt gesund nach Hause zu kommen. Die Nervosität und die Aggressivität der heimischen Autofahrer*innen ist subjektiv empfunden stark gestiegen. Auch ich habe immer damit zu kämpfen „nicht gesehen“ zu werden. Argumentation, die ich einfach nicht gelten lassen kann. Nicht gesehen zu werden, bedeutet, dass Autofahrer*innen blind unterwegs sein müssten. Man kann unter normalen Umständen kein*e Radfahrer*in übersehen. So wie man kein Stoppschild, keine Ampfel, keinen Gegenverkehr oder keine Voraus- und Hinterherfahrende einfach so übersehen kann.

Knackpunkt Wahrnehmung.

Es gibt zwar gesetzliche Regeln, schützen kann sich der*die Radfahrer*in aber eigentlich nur selber. Der Knackpunkt ist die Wahrnehmung. Der Radfahrer muss als gleichberechtigter Verkerhsteilnehmer wahrgenommen und aktzeptiert werden. So wie Radfahrer den restlichen Verkehr auch wahrnehmen.

Als wären Radfahrer im öffentlichen Verkehr Exoten, die ab und wann auftauchen. Verkehrsunfälle mit Radfahrer*innen sind aus meiner Sicht das Ergebnis mangelnder Akzeptanz.

Verkehrsunfälle mit Radfahrer*innen
Die traurige Statistik in Österreich

Sehen wir uns einfach nur die lokale Berichterstattung an. Ist ein Radfahrer oder ein Fußgänger in einem Verkehrsunfall involviert, dann heißt es gerne und oft „… übersah der Autofahrer den Radfahrer …“. Einfach so. Übersehen. Plötzlich da gewesen? 

Bücher voller Anekdoten.

Ich könnte ganze Bücher voller Anekdoten füllen. Erst neulich ist mir wieder passiert, dass ich von einer Autofahrerin (Eisenstädter Kennzeichen) trotz ausgestrecktem Arm beim links Abbiegen von der Straße auf einen Radweg, daran gehindert wurde. Als ob ich es gespürt hatte. Ich hatte das Auto hinter mir bemerkt gehabt und bin also vor dem Abbiegen nicht gleich in die Mitte der Fahrbahn gewechselt. Statt zu verlangsamen und mir die Zeit und den Platz zu geben (mein Arm war immer noch draußen), wurde ich überholt. Dann hat mir die Dame auch nocht den Stinkefinger gezeigt. Es war der 2. Adventsonntag und ca. 9 Uhr Vormittag. Es war hell und sonnig.

Die Frau hat mich gesehen und trotzdem nicht wahrgenommen. Sie hat sich einfach um mich nicht geschissen. Einfach erklärt. Hätte ich mich nach links geworfen, um abzubiegen, wäre ich von ihr in voller Fahrt erwischt worden. In der Zeitung wäre dann gestanden „die Autolenkerin hat den vor ihr fahrenden und links abbiegenden Radfahrer einfach nicht gesehen“. Auf einer geraden Strecke, sonntags, gegen ca. 9 Uhr, bei hellem und sonnigem Wetter.

Vielleicht war das eine Ausnahme. Leider aber eine von vielen sich häufenden Ausnahmen bei immer mehr Verkehrsunfälle mit Radfahrer*innen.

ktrchts

Rennrad fahren im Winter. Warum eigentlich?

Rennrad fahren im Winter

Wir haben zwar erst November, aber die klimatische Ungemütlichkeit hat sich schon weit herumgesprochen. Tief sitzt sie schon im Kopf und macht aus jeder geplanten Radausfahrt eine knifflige Denkaufgabe. Muss ich ich heute Rennrad fahren? Will ich heute überhaupt Rennrad fahren? Die Leichtigkeit aus früheren Tagen ist verloren gegangen. Rennrad fahren im Winter ist wie Schwimmen im Polarmeer. Eigentlich macht es überhaupt keinen Sinn. Trotzdem könnte es durchaus eine therapeutische Wirkung haben. Ein Schritt und ein Blick auf die Waage untermauert diese These. Meine Formel, dass ein Tag ohne Rennrad im Winter gleich mit einem halben Kilo Gewichtszuwachs quittiert wird, ist zwar wissenschaftlich nicht belegt, aber tägliche Realität. Fragt den Hosenknopf.

Alternativen zum Rennradfahren.

Es ist dieser tägliche Kampf zwischen „ich muss nicht“  und „aber ich sollte“. Nicht müssen, weil wir ja erst November haben und der nächste Rennradurlaub erst in vier Monaten beginnt (Was! Nur noch vier Monate?). Aber ich sollte, weil die anderen jetzt schon (wieder, immer noch) viel schlanker sind als ich. Schlanker heißt nicht schneller. Aber schlanker ist schneller. Plötzlich sind jene auf die man warten musste, genau jene, die nicht mehr auf dich warten. Die letzten Ausfahrten haben diesen Umstand gnadenlos aufgezeigt. Dabei bin ich nicht schlechter geworden. Nur eben schwerer. Dank eines „eight to eight“ Jobs und dieser Off-Season.

Welche Alternativen gibt es jetzt wirklich, das Rennrad fahren im Winter erträglicher zu machen und nicht faul herumliegen zu wollen? Welche Möglichkeiten habe ich, den Kampf gegen den inneren, übergewichtigen Schweinehund zu besiegen? Einige.

Winterliche Rennradreise
Burgenland Extrem

Der übergewichtige Schweinehund.

Das „Nicht-Rennrad-fahren“ im Winter ist wohl keine passende Alternative. Weil es kein „aber“ gibt und geben darf.  Sommersportler werden im Winter geformt. Mit oder oder Training. Das Training formt die Muskeln. Das fehlenden Training formt den Bauch.

Bahnfahren

Die Wiener haben es gut. In Wien kann man Bahnfahren. In Wien bin ich auf der Bahn gefahren. Seit heuer ist das etwas komplizierter. Neben einer Einschulung und einem Nummerschild am Bahnrad, sind auch die Trainingszeiten (und die Termine für die Einschulung) ungünstig angesetzt. Zwischen Job, Familie und Radfahren bleibt für die Bahn leider wenig Zeit. Auch wenn so ein Bahn-o-Rama reizvoll wäre. Flexitarier müsste man sein, dann wäre Bahnfahren eine perfekte Alternative.

Bahnradfahren

Zwift

Kein Sorge. Ich werde nicht weich. Aber fast. Zwift ist für mich (noch) keine Alternative. Aber Indoor Cycling muss es werden. Es ist die Entwicklung, vor der ich mich nicht verstecken kann. Nach vier langen Wintern im Freien, vielen Frostbeulen, einigen Schürf- und Platzwunden, inklusive drei gebrochener Rippen, ist es an der Zeit, erwachsener zu werden. Noch habe ich die Voraussetzungen nicht geschaffen, aber die Planung läuft. Ein Suito Elite darf es werden. Damit wil ich flexibler sein und mein Zeitmanagement besser im Griff haben. Denn nur hier sehe ich den Vorteil gegenüber dem Frieren draußen.

Suito Elite Indoor Cycling

Querfeldein.

Wenn da nicht ständig dieses lästige Anziehen wäre. Sich für eine Ausfahrt im Winter vorzubereiten dauert oft länger als die Ausfahrt selber. Schicht für Schicht anziehen, um sich dann Schicht für Schicht auszuziehen. Dazwischen frieren. Hauptsächlich auf den Zehen und Fingern. Querfeldein ist die unangenehmste Alternative zum Nichtstun. Auch wenn es cool ist. Mit den passenden Rad– und Handschuhen sogar erträglich. Die schönste Seite des Winters ist querfeldein. Das gibt es im Wienerwald und im nödlichen Burgenland genug davon. „Back in two hours“ – das geht sich fast immer aus. Mit oder ohne Spikes. Also mit oder ohne e-Card. Gutes Licht vorausgesetzt. Seit heuer wartet die IXON Space mit 150 Lux und 45m Leuchtweite darauf, die Flugzeuge vom Himmel zu holen.

Rennrad Wintertipps
Draußen spielt die Musik.

Wintersport.

Eine gute Alternative zum Radfahren im Winter ist der Wintersport. Wer sich dabei der klassisch interpretierten Form des Wintersports hingeben will, der geht Langlaufen oder noch moderner zum „Skimo“ (Skibergsteigen). Auch die Wiener*innen. Sie stehen dann sonntags gerne am Unterberg im Stau. Weniger klassisch geht es im Burganland her. Im Winter hat hier das Radfahren keine Alternative. Außer dem Nichtstun. Aber das wollen wir ja nicht. Also bleibt nichts anderes überig, als sich der kniffligen Denkaufgabe zu stellen. Hinausgehen oder nicht hinausgehen? Wenn, dann aber gleich.

Ultracycling im Winter
Lawinengefahr können wir ausschließen

Krafttraining.

Das Krafttraining ist jetzt nicht wirklich eine Alternative. Weil das Kraftraining allein, eine Einheit am Rad nicht ersetzt. Ratsam wäre es doch. Für Typen wie mich. Im Winter wäre Zeit dafür. Rücken, Rumpf und Beine. Dazu Dehnungsübungen und viel Stabilisation. Ich sollte und müsste. Warum? Weil ein Besestil biegsamer ist. Versprechen kann und will ich es nicht. Aber ich nehme es mir vor. Vielleicht macht es auch schlank.

Wegfliegen ins Warme.

Können wir gleich vergessen. Keine Zeit. Außerdem gibt es ja genug Alternativen zum Rennrad fahren im Winter. Wo? Wer bis hierher gekommen ist, der hat schon ein paar davon im Auge.


Also kommt gut über den Winter. Und wir sehen uns im Frühjahr wieder. Fit und erschlankt. Damit das neue 2020er Trikot auch perfekt fittet.

 

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad