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24 Stunden Burgenland Extrem Tour. Eine Grenzerfahrung weit über der Grenze.

24 Stunden Burgenland Extrem

 

Einmal, und nie mehr wieder. Zumindest bis zum nächsten Jahr. So könnte mein aktuelles Resümee lauten. Drei Tage nach der 24 Stunden Burgenland Extrem Tour 2017. Drei Tage voller Nachwehen. Im positiven Sinn. Genugtung und Stolz schwellen immer noch meine ledierte Brust. Offiziell sind meine Rippen seit meiner Brezn vergangenen Sonntag „nur“ geprellt. Inoffiziell wohl mehr als das. Ich wollte es nicht wissen und will es immer noch nicht wissen. Weil’s jetzt ja auch nicht mehr relevant und entscheidend ist. Ich habe das Objekt der Begierde. Für eine handvoll Karton bin ich drei Mal um den Neusiedlersee geradelt. Bei -5° Durchschnittstemperatur und lebhaftem wie auch eisigem SO-Wind. Mit weiteren 129 Mitstreitern. 26 davon sind nach 360 km wieder in Podersdorf am See angekommen. Ich war nach 13h34min Bewegungszeit um 2049 Uhr im Seecafè. Erleichtert und erfroren. Meine Grenzerfahrung weiter über der Grenze.

24Stunden Burgenland Extrem.

Wer so lange Rad fahrt, der hat auch viel zu erzählen. Damit dies nicht ausartet, fasse ich meinen Nacherzählung in Kapiteln zusammen.

Kapitel 1: Der Sinn.

Wer daran einen Sinn findet, im kältesten Jänner seit 30 Jahren 360 km mit dem Rad zu fahren, der möge sich bitte bei mir melden. Weil dann brauche ich nicht weitersuchen. Grenzerfahrung, Kick, Reise ins Ungewisse, Herausforderung … all das klingt nicht unbedingt sinnvoll. Dafür aber reizvoll. Der Sinn kann also nur der Reiz sein. Reiz, den ich verspürt habe. Reiz, dem ich nachgegangen bin. Es macht also schon Sinn, keinen wirklichen Sinn zu finden. Das ist der Reiz. Damit stand bei mir schnell fest, dass ich da mitmache.

Kapitel 2: Die Vorbereitung.

Akribisch. Gewissenhaft. Was habe ich getüftelt. Vor allem kleidungstechnisch. Schicht für Schicht habe ich viele Puzzleteile zu einem warmen Ganzen zusammengefügt. Nachzulesen in einem meiner letzten Beiträge. Von Kopf bis Fuß. Dann bin ich im Zeitraum von zwei Monaten sicher an die 10 Mal um den See gefahren. In die Nacht hinein, aus der Nacht heraus. Am 23.12. sogar zwei Mal hintereinander. 252 km sind es damals geworden.

Kapitel 3: Die Entscheidungen.

Im Vorfeld galt es, viele Entscheidungen zu treffen. Allein die Wahl der richtigen Bereifung hat mir viel Zeit und Knochen gekostet. Wie ein kleines Kind, musste ich erst fühlen, um zu glauben. Mehrere Stürze auf glattem Eis zwangen mich zur Vernunft. Die 120 km Runde war ja gespickt mit einigen kritischen Stellen mit mehr oder weniger Eis. Meine letzte Erkundungstour sollte nicht umsonst gewesen sein. Also habe ich mir Spikes zugelegt. Den Schwalbe Marathon Winter mit 240 Spikes je Reifen. Vorne 35mm und hinten 40mm. Ich brauchte einfach ein subjektives Sicherheitsempfinden. 1 kg Zusatzgewicht? Scheiß drauf.

Aufgezogen habe ich die Reifen einen Tag vor der Extrem Tour. War nicht ganz einfach. Der Drahtreifen zickte und meine Rippe auch. Knapp 20 km bin ich die Reifen eingefahren. Die zweite Eisplatte hatte dabei unsere Beziehung schnell gefestigt. Keine Spur von „du brauchst erst Zeit, dich daran zu gewöhnen, dass du nicht stürzen kannst“. Höhepunkt der Jungfernfahrt war eine Runde über den zugefrorenen Neusiedlersee. Gedanken über eine Abkürzung Tags darauf im selben Stil habe ich im Keim erstickt. Notiz am Rande. Alle 480 Spikes sind noch dran.

Eine weitere gute Idee war, die Lüftungsschlitze meines Radhelmes mit Gaffaband zu bekleben. Ein textiler Windstopper. Billig und effizient.

Kapitel 4: Die Ernährung.

Ich hatte mir vorgenommen, regelmäßig zu essen und zu trinken. Diese Strategie ist überhaupt nicht aufgegangen. Ich hatte einfach keine Zeit dazu und war mit anderen Dingen beschäftigt. Soweit ich mich noch erinnern kann: Erstes Frühstück um 0400 Uhr. 1 Cappuccino und ein Laugenstangerl mit Butter und Honig. Zweites Frühstück 0545 Uhr im Seecafè Podersdorf. Einen warmen Tee und ein Stück „Striezel“ mit Butter und Marmelade. Dann in der ersten Runde nichts mehr. Das mitgenommene Essen war zu gut verstaut und der Tee in der Trinkflasche ein rotes Stück Eis. Vom Team Mountainbiker am See habe ich im Vorbeifahren ein Schokocake ergattert.

Zwischen Runde 1 und Runde 2 beim Abholen des Kontrollbandes 0,75l Apfel Karottensaft runtergeschüttet. Dazu eine nicht unerhebliche Protion Striezel mit Butter und Marmelade. Bei km 190 dann ein warmes Getränk von Martina vom Team Weixi. Zwischen Runde 2 und 3 (längerer Stopp zum Umziehen), nochmals Tee und Striezel. Mitte der Runde 3 dann ein letzter Stopp. Martina belebt mich mit einem Red Bull und das Team Mountainbiker am See mit einem Mini-Twix. Der Rest war Askese pur.

Kapitel 5: Der Start.

Pünktlich um 0630 Uhr ging es los. 130 Starten vor dem Seecafè wagen es. Ich bin umringt von Freaks. Die einen mit ihren 29er MTB’s, die anderen mit Rennrädern. Sogar Zeifahrräder waren dabei. Ganz vorne die Spikes Boys. Michael und ich. Mit Michael bin ich die 250 km Trainingsfahrt gefahren. Wir wollten es nochmals gemeinsam versuchen. Gleich nach dem Start bogen wir ab Richtung Radweg. Die Spikes halfen mir, diesen Übergang vom Asphalt in den „Eiskanal“ sicher zu überstehen. So wie die gesamte Strecke nach Weiden am See. Links neben mir Michael. Hinter uns der Rest. Es ist stockfinster. Im Lichtkegel unserer Lumen ist der Schotter vom Eis und Schnee schwer zu unterscheiden.

Egal. Die Spikes rollen. In Weiden am See drehe ich mich um. Schauen, wer noch aller da ist. Wir sind nur mehr zu Viert. Michael, Johannes und Manfred. Letztere zwei ohne Spikes. Sie haben sich waghalsig an uns geheftet. Das war die Geburststunde der Offroad-Gang. Zwei Ultra-Cycler, eine Kette rechts und ein Steirer aus Weiz. Über Neusiedl am See, Jois, Winden am See, Breitenbrunn, Purbach, Donnerskirchen, Oggau, Rust und Mörbisch erreichen wir die Grenze zu Ungarn. Hier stoßen wir auf eine Gruppe von Rennradfahrern bei Ihrem Boxenstopp. Sie haben es über Landstraßen bis hier her geschafft. Randonneure.

Kapitel 6: Die Reise. Teil 1.

Als Mitglied der Offraod-Gang ging es mir von Anfang an recht gut. Als „Einheimischer“ kannte ich nicht nur den Weg, sondern auch dessen Tücken. Meine Anweisungen fanden Gefallen. Das Tempo recht hoch. Die Reise ins Ungewisse hatte gerade erst begonnen. Kurz vor Balf fahren wir auf die ersten Geher auf. Die große Horde trifft uns erst an der Labestation in Balf. Hier kommen die Geher vom Radweg herunter. Wie haben ja die Straße benutzt. Ab jetzt heißt es Miteinander.

Durch die Dörfer ist das kein Problem, trennt uns doch eine Bordsteinkannte. Am Radweg hingegen ist ein Zusammenleben nicht möglich. Die vom Veranstalter mitgegebene Glocke ist im Dauereinsatz. Aber chancelos. Wir von der Offroad-Gang entscheiden uns, die Straße zu nehmen. Direkt. Über die Böschung. Oben treffen wir auf die Randonneure. Wir heften uns an deren Windschatten. Die Reise wird plötzlich schneller. Eine vier taucht plötzlich auf der zweistelligen Geschwindigkeitsanzeige auf. Ich merke an: Mit dem Crosser und den Spikes.

In Hegykö trennen wir uns. Michael, Manfred und ich nehmen den Original Trail in den Nationalpark. Johannes randonneurt weiter. Die Reise wird jetzt ein Abenteuer. Schnee, Eis, und vereinzelt Geher. Die Klingel im Dauereinsatz. Dank Spikes überleben wir diese Passage und erreichen Fertöújlak. Neben uns nur mehr vereinzelt Läufer. Verdammt schnelle Läufer. Beim Grenzübertritt kurz vor Apetlon sichten wir erneut die Randonneure auf der Landstraße von Pamhagen kommend. Johannes gesellt sich wieder zu uns. Die Offroad-Gang ist wieder vereint. Apetlon, Illmitz, Hölle, Podersdorf. Runde eins ist nach 4h8min Geschichte. Kurze Pause.

Kapitel 8: Das Wetter. 

Eigentlich war vorhergesagt worden, dass sich die Sonne im Laufe des Tages durchsetzen würde. Hat sie aber nicht. Start bei Nebel, ein Hauch von Sonnenaufgang in der ersten Runde Richtung Oggau, trüb und nebelig die ganze Zeit. Dafür hat die Temperatur gehalten, was man von ihr befürchtet hat. -8° zum Start, -7° beim Zieleinlauf. Dazwischen ausschließlich Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. -0,6° das Maximum der Frühlingsgefühle. Dazu noch ein äußerst unangenehmer, bissiger und eisiger SO-Wind, der sich in Runde zwei voll und ganz auf uns konzentriert hat. Ein Spielverderber jeweils Richtung Süden und Osten. Ein Motivationsnager und Kräfteräuber. Ein Arschloch. Die 11 km zwischen Fertőrákos und Balf in Runde zwei charakterbildend. Der Radweg zwischen Balf und Hegykö in derselben Runde luftleerer Raum. Atmen nur im Böentakt möglich.

Gegenprogramm dazu die unendlichen Weiten des Seewinkels. Warp Geschwindikeit jenseits der 36 km/h. Ich merke an: Mit dem Crosser und den Spikes. Mit Rückenwind ist mit teilweise warm geworden.

Kapitel 9. Die Reise. Teil 2.

Nach 10 Minuten Pause (essen, Kontrollband, Mützentausch) geht es weiter. Selbe Strecke, selbe Gang, noch mehr Wind. Immer wieder kreuzen wir die Randonneure. Zwischen Purbach und Donnerskirchen wagen sich diese auf den Radweg B10. An der von mir inspizieten Schlüsselstelle kommt einer der 25mm Freaks zu Stürz. Wir informieren den Mountainbiker am See Servicebus. Von Jois bis hierher und von hier bis nach Hegykö spielt der Wind mit uns. Meistens knockt er uns in einem Frontalangriff out. Wir wankeln, fallen aber nicht. Martina vom Team Weixi belebt uns mit warmen Getränken. Die Befreiung meiner Blase bei diesem außerordentlichen Boxenstopp wirkt zudem weitere Wunder. Die Reise geht weiter.

Geschlossen zu Viert biegen wir wieder in den Nationalpark ein. Wir treffen jetzt weitere Geher. Und ich berühre unsaft den Boden. Helm voraus. 120 km davor waren die Verhältnisse hier durch die vor uns vorbeigegangenen plötzlich ganz anders. Eine Unachtsamkeit, eine Rille, eine Wurzel … irgendwas brachte mich zu Sturz. Kurzer Schreck. Dann die Freude. Ich bin nach rechts gefallen. Nicht nach links. Ripp, Ripp, Hurra. Wir treffen einstimmig die Entscheidung in Runde drei, diesen Teil der Strecke zu umfahren.

Teil 2 der Reise ist eine Kopie von Teil 1. Einziger Unterschied: Die vielen Geher von Fertöújlak bis Apetlon. Kurz vor der Grenze wird es etwas kritsch. Die Geher vor uns spielen 1, 2 oder 3. Und entscheiden sich erst beim Blob, ob sie links oder rechts ausweichen. Manch einer ist so in seinem Smartphone vertieft, dass er uns nicht hört (oder hören will). Das Gemüse rettet ihn und uns. Bis Apetlon nehmen wir die Straße und überlassen den Radweg den Gehern. Illmitz, Hölle und Podersdorf. Runde zwei ist um 1530 Uhr beendet. Wir entscheiden um 1600 Uhr weiterzufahren.

Kapitel 10. Die Pausen.

Insgesamt bin ich 45 Minuten gestanden. Die längste Pause zwischen Runde zwei und drei. In dieser Pause habe ich mich umgezogen. Neue Fußwärmer und Sohlenwärmer sowie einen trockenen Baselayer und eine trockenes Langarmtrikot. Zudem habe ich mir eine zusätzliche Windweste einverleibt. Die zwei großen Pausen im Start/Zielbereich im Seecafè. Nach der ersten Runde eine gemütliche Bleibe, nach der zweiten Runde war es hier schon etwas eng und am Ende herrschte Hochbetrieb, weil viele Geher auch ihre verdiente Pause machten. An den vorgegebenen Labstationen bin ich nicht stehen geblieben. Verpasst habe ich somit in Apetlon die legendären Würsteln im Gasthof Weinzettl, in Neusiedl am See die berühmten Suppen in der Tourismusschule Pannoneum und im Gut Purbach weitere Köstlichkeiten. Wie viele Geher oder Biker den Weg zum Hill1gewagt haben, weiß ich nicht.

Kapitel 11. Die Reise.Teil 3:

Nur noch 120 km. Es ist noch hell. Die Hoffnung, dass der Wind möglicherweise noch nachlassen könnte ist gleich null. Die Offroad-Gang ist nur mehr ein Trio. Manfred musste wegen starker Rückenschmerzen aufhören. Ich habe schon mit Müdigkeit zu kämpfen. Die beiden Ultra-Cycler sind jetzt in ihrem Element. Richtung Purbach heißt es Licht an. Die Nacht hat uns. Und wir haben immer noch den Wind. In Oggau überholen uns erneut  die Randonneure. Erste Geher beenden hier ihr Leid. Egal ob Original-Trail oder Final-Trail. Meine Hochachtung. Rust – Mörbisch. Es wird monoton. An der Grenze überflügeln wir zum letzten Mal die Randonneure. Der ungarische Teil hat nun was Gutes. Ich muss hier nicht mehr her. Kann das alles hinter mir lassen. Kurz vor Balf wird die Rangordnung wieder hergestellt. Randonneure vor Offroad-Gang. Ich sehe nur mehr 4 oder 5 rote Lichter vor mir in der Dunkelheit verschwinden. Das wars. Schnell waren sie.

Red Bull belebt die Sinne. Red Bull und Twix beleben die ketterechts. In Balf tanke ich Energie. Noch 50 km. Nur noch zwei Stunden maximal. Radweg, Umfahrung Fertöd, Seewinkel. Immer noch sind hier Geher unterwegs. Es ist stockfinster. Kein einziges Licht am Horizont. Pampas der Extraklasse. Apetlon, Illmitz und zum letzten Mal die Hölle. Dann erreichen wir Podersdorf. Über eine Extra Schleife. Johannes wird von Eis fern gehalten.

Kapitel 12: Das Ende.

Der unspektakulärste, aber dafür der emotionalste Zieleinlauf. Keine Ziellinie. Kein Zielbogen. Dafür jede Menge Genugtuung und Stolz. Das Rad gleich an den Radständer. Rein in die Stube. Finischer Medaille und dann Platz nehme auf der Finischer Couch. Foto. Aus und fertig. Die Reise ist zu Ende. In der Ungewissheit gestartet, in der Sicherheit angekommen. Sicherheit es geschafft zu haben.

Kapitel 13: Danke.

Danke Johannes. Merci Martina. Grazie Manfred. Muchas gracias Michael. Die Offorad-Gang war ein Abenteuer. Ein spannendes Kapitel in meinem Leben. Danke den Organisatoren und Helfern. Speziell den Eigentümern des Seecafè Podersdorf. Maria und ihr Mann waren mit vollstem Einsatz mehr als 24 Stunden nonstop für uns da. Danke den Organisatoren. Danke Michael.

Nie mehr wieder. Bis zum nächsten Jahr.

ktrchts
#livelovemove #lakemania #24StundenBurgenland #LakeLikeBike

Gratis Bike-Sicherheits-Check beim Mountainbiker am See.

Mountainbiker am See Radservice

Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt. Alte Weisheit, aber nicht erstrebenswert. Damit dies also bei der 24Stunden Burgenland Extrem Tour 2017 nicht passiert, hat der Veranstalter heuer ein besonderes Zuckerl für alle Biker. Ein Gratis Bike-Sicherheits-Check beim Mountainbiker am See. Seit gestern und noch bis Donnerstag, 26. Jänner ist das möglich.

Mountainbiker am See. Gratis Bike-Check.

Natürlich habe ich dieses Angebot der Stunde genutzt und bin mit meinem Drahtesel nach Weiden am See gefahren. Den Termin habe ich zuvor telefonisch vereinbart unter +43 2167 21160. Würde ich allen empfehlen, denn so viel ich weiß, ist der Donnerstag bereits überbucht.

Mein Norco wird gleich in die Werkstatt geschoben. Während Willi alles begutachtet, serviert mir Michael einen Espresso. Dann breche ich alle Werkstattregeln und betrete die heiligen Hallen. „Beim Schaltzug fehlt die Endkappe und die Kette hängt seit meinem Drahtseilakt zu sehr durch“. Ich nehme vorweg, was Willi sowieso gesehen hätte.

Der Hund steckt immer im Detail.

Was Radmechaniker sehen, sieht man selber nicht gern. Der Hund steckt immer im Detail. Und Details kosten meistens Geld. Willi ist mit seinem Latein noch lange nicht am Ende und zählt mir auf, was da und dort noch für Sicherheitsmängel zu beseitigen sind. Ich denke kurz an meine Brieftasche und gebe das ok. Tu, was du nicht lassen kannst.

Während mein Schaltzug getauscht wird, plaudere ich mit dem Team über die bevorstehende Extrem Tour. Mountainbiker am See ist übrigens offizieller Begleiter und Trouble-Shooter für uns Biker. Mit 4 Autos werden wir Freaks auf Tritt und Tritt begleitet und unterstützt. „Wir haben Tee und Striezln“ mit. Außerdem Ersatzteile wie Schläuche, Mäntel … Nur treten müsst ihr selber. Bis auf den schmalen Radweg kurz vor dem Grenzübertritt und dem Nationalpark sind wir hinter euch her.“ Klingt gut und beruhigend.

Nach dem Schaltzug ist die Kette an der Reihe. Dank Kettenschloss ist es ein Kinderspiel, die Kette um 2 Glieder zu kürzen. Damit hängt sie nicht mehr. Ein Tausch hätte sich nur im Zusammenhang mit einem neuen Ritzelpaket ausgezahlt. Um nicht auf eine gut eingespieltes Team verzichten zu müssen schiebe ich diese Investition auf. „Du kannst jetzt weiterfahren, bis die Kette über den Ritzeln durchdreht“. Klingt auch gut, wenn nicht unbedingt beruhigend.

Wir plaudern weiter. Über Gott und die Welt und über die 24Stunden Burgenland Extrem Tour. Wie viele Biker wohl alle drei Runden zu Ende fahren werden? Wir sind optimistisch und tippen auf eine zweistellige Zahl zwischen 10 und 99. Dann reden wir darüber, wie man diese 360 km anlegen kann. Über das Wetter, den Wind und über die Läufer und Geher. Und wir reden darüber wie man die Tour überleben kann.

Neues Schaltseil, neues Lenkerband, verkürzte Kette und neue Bremsbeläge vorne. Obwohl ich das Gefühl hatte, die hinteren seien verbraucht. Eine gute Gelegenheit für mich auch den Tausch von Bremsbelägen zu beobachten und zu studieren. Ein Kinderspiel, wenn es jemand macht, der sich damit auskennt.

Dann werden noch alle Schrauben am Rad kontrolliert und nachgezogen. Vorbau, Lenker, Pedale, Bremsen, Sattel, Sattelstütze. Mit Drehmomentschlüssel. Sicherheits-Check eben. So wie es sich gehört. Denn wer sein Fahrrad liebt, der checkt es. Regelmäßig.

Ich habe es gemacht. Tut es auch. Für die Teilnehmer der 24Stunden Burgenland Extrem Tour ist der Check gratis. Ersatzteile und Sonderarbeiten sind zu bezahlen. Terminreservierung erforderlich.

EXTRABONUS: Check the Bike & Win! Unter allen, die bei dieser Aktion mitmachen, werden insgesamt 3 hochwertige Winter-Fahrradhelme sowie drei Paar Winterfahrradschuhe von Specialized verlost.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #lakemania #livelovemove

24Stunden Burgenland Extrem Tour – Ich scheiß mich an.

3x um den Neusiedlersee

Es kribbelt. Nein. Es bebt. Ich will raus. Starten. Loslegen. Den Neusiedlersee umrunden. Aber ich muss noch 7x schlafen bis endlich das Christkind kommt. Viele Gedanken werden bis dahin noch durch meinen Kopf gehen. Mich beschäftigen. Mich beunruhigen. Die 24Stunden Burgenland Extrem Tour 2017 soll ja Spass machen. Und derzeit schaut’s nicht nach Spass aus. Die Straßenverhältnisse machen mir Sorgen. Seit Wochen ist es eisig kalt. Rund um den See herrscht Permafrost. Der Schnee hat sich zu Eis gewandelt. Die Radwege kaum geräumt. Die zarten Plusgrade reichen nicht aus, um von DEFCON 5 herunterzukommen. Teile der 120 km Runde sind hals- und kochenbrecherisch. Erlebt am eigenen Rad, am eigenen Oberschenkel und am eigenen Unterarm. Das Gefühl, das Vorderrad seitlich zu verlieren hat sich in mir eingebrannt. Der Angsthase in mir ist groß geworden.

24Stunden Burgenland. Ich scheiß mich an.

„Das ist Winter.“ „Wer sich anmeldet, muss auch damit rechnen. „Memme“. Stimmt. Ja. Ihr habt Recht. Trotzdem. Lustig ist das nicht. Vielleicht finde ich noch etwas Vernunft bis Freitag. Irgendwo im Ausverkauf. Oder ich bleibe bei meiner Philosopie „No risk. No fun. More risk. More fun.“

Wird schon schiefgehen. Nein. Besser: Wird schon gerade aus gehen. Wo ein Wille, auch ein eisfreier Weg. Ein Radweg oder eine Bundesstraße. Darum werde ich dieses Wochenende nochmals eine Runde drehen. Die komplette. Das ist fix. Ich will sehen, wo es fahrbar ist und wo nicht. Bei Tageslicht. Das soll mir in der Dunkelheit Sicherheit geben. Recht viel wird sich dann bis nächsten Freitag nicht ändern. Die Nächte werden weiter sehr kalt sein und tagsüber beibt es dabei. Eistag. Sämtliche Großwettermodelle rechnen nicht mit Niederschlag. Die Wettertends reichen von wolkenlos, sonnig bis hin zu leicht bewölkt. Vier bis sieben Sonnenstunden soll es geben. Warten wir es ab. Wettermax +Marcus Wadsak wird mir hoffentlich schon bald eine stichfeste Prognose liefern.

Ich muss noch 7x schlafen bis endlich das Christkind kommt. Viele Gedanken werden bis dahin noch durch meinen Kopf gehen. Mich beschäftigen. Mich beunruhigen. Und mir in Sachen Reifenwahl diese 7 Nächte schlaflos bereiten. Auf der einen Seite Asphalt, Eis, Schnee, gefrorener Boden, und Schotterwege. Auf der anderen Seite Traktion, Seitenhalt und Rollwiderstand. Wo ist der richtige Kompromiss?

Herrlich wie kompliziert so eine einfache 360 km lange Runde um den Neusiedlersee im Hochwinter sein kann.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#lakemania #livelovemove #ketterechts

Freeriden einmal anders – mit dem Rad durch den Tiefschnee

Die Winterliga ist schuld. Darüber habe ich schon in meinem letzten Blogbeitrag berichtet. Schuld ist aber auch die 24 Stunden Burgenland Extrem Tour. Radfahren im Winter. Muss sein. Kann sein. Und es macht auch teilweise Spass. Freeriding am Bike.

Freeriding im Schnee. Mit dem Rad.

Gestern im Burgenland. Drei Zentimeter Neuschnee. Minus 6°. Eisiger Wind. Die Radwege ähneln eher einer Langlaufloipe ohne Spur. Ich und beim Norco. Vorne ein Continental Speed CX Reifen. Hinten ein abgefahrener Clement Crusade PDX 33mm. Eine gefährliche Mischung. Fahrbar solange der Schnee „tief“ und pulvrig war. Auf Schneefahrbahn oder auf Schneematch unfahrbar. Eis lassen wir aus, denn darauf haben wohl nur Spikes eine geringe Chance.

Null Seitenhalt. Jede noch so kleine Unebenheit forderte eine Gegenlenkung heraus, um nicht den Schnee zu küssen. Zwei Mal war ich unaufmerksam. Zwei Mal landete ich unsanft am Boden. Ein Mal bergab (siehe Video) und einmal mitten in der Fußgängerzone. Salznasses Kopfsteinplaster – seitlich leicht hängend. Keine Chance.

Es hat trotzdem Spass gemacht. 47 km Technik- und Traktionstraining. Auch wenn ich mir einbilde, dass es Können war, weiß ich, dass es pures Glück war diese 47 km überlebt zu haben.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #winterliga #derRadsporttreff

24 Stunden Burgenland Extrem Tour 2017 – ein Vorbericht.

Eisbart bei der 24Stunden Burgenland Extrem Tour

Drei Wochen noch. Auf den Tag genau. Dann ist das geplante Abenteuer vielleicht auch schon vorbei. 360 km rund um den Neusiederlsee. Ganze drei Umrundungen. Über 100 Radfahrer haben sich bereits für die 24Stunden Burgenland Extrem Tour 2017 angemeldet. Bei den Gehern und Läufern sind es 2.400 Freaks. Die Veranstaltung ist somit ausgebucht.

24Stunden Burgenland Extrem Tour.

Drei Wochen noch, um auf gutes Wetter zu hoffen. Windstill wäre perfekt. Trocken und ohne Schnee noch besser. Die Kälte ist mir mittlerweile egal. Darauf bin ich vorbereitet. Fotos aus dem letzten Jahr motivieren. Jene aus den Jahren 2015 und 2013 weniger. Schlammcatcher oder Eisläufer hätten ihren großen Spass gehabt. Ich selber bin motiviert und gleichzeitig aber auch besorgt. Am 23.12. war der Abschnitt zwischen Winden am See und Donnerskirchen auf dem Radweg B10 so vereist, dass ich in den Kurven mehr Hosenschiss als Traktion hatte. Schneckentempo statt Höllenritt. Wie auf rohen Eiern. Eine feindliche Bodenberührung konnte ich trotzdem nicht vermeiden. Autsch. Da hört sich jeder Spass und jede Vernuft auf. Es wäre also schade, die Extrem Tour 2017 nicht beenden zu können. Es sind zum Glück noch drei Wochen. Bis dahin kann sich der Winter gerne richtig austoben und sein Pulver verschießen.

Die Strecke kenne ich mittlerweile gut. Auch der kürzeste Weg (110 km pro Runde sind machbar) ist gut eingeprägt. Sechs Runden mit dem Crosser habe ich die letzten Woche runtergespult. Einmal sogar zwei hintereinander. 250 km bei einer konstanten Temperatur von -5°. Windstill. Aber eisig. Das hat mir gezeigt, dass das Wetter die große Unbekannt sein wird. Bei halbwegs normalen Bedinungen (kalt, trocken, kein Wind, wenig Geher/Läufer) ist eine Runde in 4 1/2 Stunden machbar. Für die 250 km habe ich zusammen mit Michael 10 1/2 Stunden inklusive Pausen (45 Minuten) benötigt. Keine schlechte Pace.

Die richtige Radbekleidung.

Bekleidungstechnisch habe ich auch viel probiert und getüftelt. Wären mir bei den ersten Runden die Finger fast (und tatsächlich) abgefroren, konnte ich mit 3 Fingerhandschuhen von Kilimandjaro (gefunden bei Herivs Sports) zum Glück eine zufriedenstellende Lösung finden. Die Finger bleiben dank der Daunen im inneren der Handschuhe warm. Auch das Schalten lässt sich mit dem freien Zeigefinger gut bewerkstelligen. Einzig das Bremsen ist mit den „Dritten“ etwas kompliziert. Großer Nachteil der Handschuhe: beim Ausziehen geht das Innenfutter mit. Ein nochmaliges Anziehen, ein schnelles Anziehen wird zu einer Geduldsprobe. Abhilfe habe ich mit dem Tragen von dünnen Seidenhandschuhe geschaffen. Trotzdem. Eine klassische Fehlkonstruktion. Schade.

Die Lösung für die Füße heißt Fußwärmer. Ein solcher Fußwärmer in den Radschuhen, gepaart mit Winterüberschuhen hält so warm, dass es sich aushalten lässt. Der Hersteller meint sogar bis zu acht Stunden. Was ich bestätigen kann. Ok ich hatte auch die Sohlenwärmer im Einsatz. Dafür aber 10 Stunden keine kalten Füße. Also: Gute Wollsocken (Merino), Winterschuhe (ich habe keine), Fußwärmer und gute (Neopren) Überschuhe. Achtung aber: Die Fußwärmer brauchen Sauerstoff, um zu funktionieren. Den bekommt mein Fuß von unten (durch die offene Verbindung zu den Pedalen).

Beine und Oberkörper schützte ich durch diverse Schichten. Lange, gefütterte Radhose und eine Winddichte Regenüberhose (von Endura) für die unteren Extremitäten. Klassischse Skiunterwäsche (der lange Radfunktionswäsche) und eine 1,5 mm dicke Neoprenweste für den Torso. Darüber lange, gefütterte Radjacke und eine Windweste. Ärmlinge zusätzlich, je nach Kälte. Sollten wir am 27.1. die Arschkarte ziehen, dann hole ich meine lange Löffler Gore-Tex Radüberhose aus dem Keller und meine Löffler Gore-Tex Radjacke gleich mit.

Im Gesicht schützt mirch mein extra für die 24 Stunden Burgeland Extrem Tour gepflegter Vollbart. Dazu ein Halstuch, welches ich nach Bedarf bis unter die Augen ziehen kann. Den Kopf wickle ich in Stirnband und Mützen. Davon habe ich dann auch noch mehrere als Ersatz mit. Wer schnell fährt, schwitzt. Und Schweiß friert bekanntlich bei tiefen Temperaturen zu Eis. Eis ist wiederum kalt. Und Kälte kann ich am Kopf nicht ausstehen.

Die Wahl des Rades ist auch fix. Crosser. Unbedingt. Mit dem Rennrad sehe ich keine Chance, die Abschnitte im ungarischen Teil des Nationalparkes zu fahren. Auch der Teil von Podersdorf Richtung Weiden am See ist nicht wirklich rennradtauglich. Wenn dann noch Schnee, Eis oder Schlamm hinzukommen – gute Nacht und guten Rutsch. Zur Wahl stehen zwei Varianten von Faltreifen/Tubeless mit Schlauch. CX Speed von Continental für trockenen und harten Boden (und natürlich für den Asphalt) oder Toro CX von Hutchinsons für den Rest. Spikes? Eine last-minute Entscheidung sollte das Wetterglück nicht auf unserer Seite sein.

Für gute Sicht ab Start und in der letzten von drei Runden sorgt mein Wewom Licht mit 2.400 Lumen. Betriebsdauer auf der untersten von drei Helligkeitstufen ca. fünf Stunden. Ersatzakku vorhanden. Die Heckbeluchtung von Sidiou sichert mich von hinten und wird meine Mitstreiter blenden.

Es ist also angerichtet. Jetzt nur noch gesund bleiben. Eine dicke, wärmende Fettschicht brauche ich mir nicht anzufressen. Die ist schon vorhanden.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #lakemania #livelovemove

PS: Mehr Bekleidungstipps hier.

Starbike Cyclocross Cup #1 powered by VICC. Mein persönlicher Rückblick.

 

Knapp 48 Minuten bei einem Durchschnittspuls von 163 bpm für 11 Kilometer. Diese Zahlen lassen erahnen, dass es kein Spaziergang war, 6x den ausgesteckten Cyclocross Parcours lebend zu verlassen. Mein allererstes Querfeldeinrennen kann ich somit abhaken. Ziel erreicht. Überlebt. Ohne Blessuren. Ohne Sturz. Ohne Kollateralschäden. Nachwehen aber nicht ausgeschlossen. Viel Lehrgeld bezahlt und viel gelernt. Runde für Runde. Abfahrt für Abfahrt. Aufstieg für Aufstieg. Hindernis für Hindernis. Laufpassage für Laufpassage. Cyclocross kann ganz schön anstrengend sein.

Cyclocross auf der Donauinsel.

Die Voraussetzungen dafür waren weniger optimal. Stellen Sie sich vor, Sie sind seit mehr als einem Jahr aufgrund eines diagnostizierten flappartigen Einrisses des Hinterhorn-Meniskus keinen einzigen Meter mehr gelaufen und sie sind seit August aufgrund eines Rennrad-Crash mit Brüchen in der Hüftpfanne, Sitz- und Schambein mit daraus resultierendem unbrauchbaren Adduktoren eigentlich noch ziemlich bewegungsunfähig. Dann stellen Sie sich vor, Sie müssen auf einem Rundkurs geschätzte 10x möglichst schnell vom Rad springen und 10x möglichst noch schneller wieder auf dieses aufsteigen. Dann müssen sie noch 4x ein absichtlich aufgestelltes ca. 30 cm hohes Hinternis samt Rad locker flockig überspringen. Was bei den anderen ästhetisch und sportlich ausgesehen hat, war bei mir Superzeitlupe in Echtzeit. Warum ich dann mitgefahren bin? Gute Frage. Kann ich nicht beantworten. Auf alle Fälle bin ich nicht Letzter geworden. Dafür von den Schnellsten überrundet.


Crowdfunding sichert Rennen. Es lebe die Gemeinschaft.

Das Rennen selber fand nur deshalb statt, weil VICC und Starbike mit crowdfunding den ÖRV aus der finanziellen Blamage geholfen haben. Die Rennserie auf der Donauinsel in Wien war wegen mangelnder Gelder zuerst abgesagt worden. Da ich mich auch an der „Rettung“ beteiligt habe, musste/wollte ich auch mitfahren.

Zuerst galt es im Vorfeld die Marathon Card des ÖRV zu lösen. Eine spezielle Karte mit Versicherungsschutz. Bei Rennen in Österreich Als Ersatz für die Tageslizenzen. Die Karte kostet bei Bestellung im Internet € 39,90 Ich habe sie vor Ort gekauft und € 40 dafür bezahlt. Inklusive Funktionärs-Cent. Samt Startgeld von € 10,- bekam ich gestern für € 50, zwei schöne Vintage Startnummern geliehen. Mit Sicherheitsnadeln habe ich diese am Rücken meines Trikots befestigt. Somit war ich unwiderruflich im Race-Mode

Angetreten bin ich mit meinem Norco Threshold Rival 1. 42er Kettenblatt und 11/28 Ritzel. Am Lenker montierte ich meine Garbin VIRB XE und am Sattel meine GoPro Hero4. Davor habe ich noch die Flaschenhalter am Unterrohr und Sattelrohr entfernt. Ich dachte mir, die sind mir im Weg und andere hatten ja auch keine drauf. Trinken während des Rennens ist ja sowieso verboten. Bei den Profis. Schon auf den zwei Einführungsrunden sagte mir eine innere Stimme ganz leise „Geh nach Hause. Das ist überhaupt nichts für dich“. Das dicke Stirnband und die Mütze unterm Helm haben verhindert, dass ich diesen Satz so richtig verstanden habe.

Die Streckenbauer haben sich schon was gedacht. Viele Kurven, viel Zick-Zack, mehrmals Donaudamm rauf und Donaudamm runter, dazu noch ein paar Treppen zum Laktatkotzen und die Möglichkeit aus dem Rennen einen Wandertag mit Rad statt Rucksack zu machen. Perfide fand ich die Passage durch die einzige am Gelände befindlichen Lacke, welche von Runde zu Runde größer und tiefer wurde. Part of the game – hat man mir gesagt. Sonniges Wetter, Temperatur knapp über dem Gefriepunkt und ein eisiger Nordwind rundeten das Programm auf.

Pünktlich um 11.45 Uhr habe ich mich brav ganz hinten in der Startaufstellung gezeigt. Nur niemandem im Weg stehen und vor allem mir selbst nicht im Weg stehen. Das Rennen 40 Minuten. Für den von mir angepeilten 60 Minuten Wettkampf fehlten mir Punkte. Besser so. Es ging los. Ich brav hinter allen. Ein paar habe ich gleich am Anfang überholt. Dann gleich der erste „Berg“ – rechtzeitig runter vom Rad, Rad schultern und rauf. Autsch. Autsch. Autsch. Meniskus und Adduktoren melden sich. Egal. Rennfieber. Oben angekommen überholen mich alle, die ich überholt hatte. Ich musste mein Rad fast flach auf den Boden legen, um mein Bein in die richtige Position zu bringen und aufzusteigen. Eine Ewigkeit später gehts endlich wieder radelnd weiter. Flach. Zuerst einmal ums ein rechtes Eck, dann nochmals um ein weiteres linkes Eck. Unter einem Baum. Schöne Grüße von den Ästen. Erinnerungen, die ich im Ziel noch am Helm stecken hatte. Dann mein Terrain. Eben dahin. Auf der Wiese. Ich kann das, was andere auch getan haben. Überholen. Was folgt sind mehrere 180 Grad Drehungen. Lenkereinschlagwinkeltest. Mein Rad schmiert. Fein. Es folgen zwei „Hupfer“ über quer gestellte Doka Platten. Während ich vom Rad steige, fliegt der Rest des Feldes an mir vorbei. Cyclocross ist anstrengend.

Du sollst nicht übertreiben. Und wenn, dann ordentlich.

Mein Ego packt mich. Nicht mit mir. Die knapp 50 cm breite Passage auf einem überhöhtem Hügel meistere ich in Lauerstellung, bevor es wieder flach wird. Kampflinie. Verstappen lässt grüßen. Die Kurven gehören mir. Innen. Dass es mich dann raustreibt ist Physik und nicht gut. Ich fighte als ginge es um nichts. Mischwald. Singletrail. Cyclocross ist auch Kopfsache. Das Hauptfeld längst über alle Blätter und Wiesen. Dann der Wassergraben. Igitt. Ich werde wohl nass werden. Egal. Schauen, was andere machen. Und nachmachen. Die kennen sich aus. Vollgas im Flachen, Kurven anbremsen, Gleichgewicht halten und Rausbeschleunigen. Wenn ich gewusst hätte, dass das so anstrengend ist. Nochmals Doka Platten. Wieder zwei. Wieder Super-Slow-Motion. Wieder Plätze verloren. Es kann nur bergauf gehen. Es geht bergauf. Treppen. Hinauf auf den Donaudamm. Und plötzlich hinunter. Quer über die Falllinie, direkt in die Donau. Absteigen? Nein. Vielleicht. Niemals. Arsch nach hinten, Hände auf die Bremsen und tschüss. Erste Passage überlebt. 90 Grad nach links runter. Und gleich wieder für einen Keil links hinauf. Fahren? Unmöglich. Habe 42/28. Nochmals abspringen. Von rechts nach links. Das „kranke“ Bein darf nicht abfedern. Im Kuvenscheitel dann Rad auf die andere Seite werfen und rechts einklicken. Es geht ja schräg nach rechts runter. Mit Blick in die Donau und mit der Hoffnung nicht dort zu landen geht es einbeinig nach unten. Zumindest in der ersten Runde. Der Vorderreifen streift am linken Schuh. Wo sind die Rettungschwimmer? Glück gehabt. Ich lande unten am Asphalt. Einklicken und gleich ausklicken. Es geht 3 verdammte Stufen (Achtung Sickerwitz!) nach oben. Dann wieder runter, 2x Spitzkehre und gleich wieder rauf. Die erste Runde ist geschafft. Jetzt nur noch weitere 5. Alle von mir gefahrenen Runden waren in etwa gleich langsam schnell. Zwischen der schnellsten und der langsamsten 15 Sekunden Unterschied. Runde für Runde wurde ich langsamer im Gehen und Springen, dafür schneller im Fahren. Sogar bergauf. Mit Schwung in den Berg und erst dort absteigen, wo die Restgeschwindigkeit nahe Null liegt und die Schwerkraft nach hinten noch überlistet werden kann. Habe ich mir von den anderen abgeschaut. Den Schnelleren, die mich überrundet haben.

Alles gut. Am Ende. Cyclocross hat Spass gemacht. Es hat weh getan. Und es hatte einen Trainingseffekt. Die nächste Party findet am 19.11.2016 statt. Mit mir oder ohne mich steht noch nicht fest. Möglicherweise, vielleicht, ganz sicher.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #starbike #cycling #cup #VICC

Video hier.

Was weiß ich? Fragen ohne Antworten rund ums Rennrad fahren.

Die wichtigsten Antworten

Einen Rennradblog zu führen macht Spass. Ist aber auch Arbeit. Nicht nur, dass ich selber Rennrad fahren muss (darf!). Nein, ich muss auch viel darüber schreiben. Denn es gibt viele Fragen. Und diese wollen beantwortet werden. Das mache ich gerne. Bei manchen Fragen aber, fehlen mir einfach die Antworten. Deshalb meine Liste jener Fragen, auf die ich leider kein Reaktion finden kann. Oder eine, die den Rahmen sprengt. So lange und so umfangreich will mir keiner zuhören oder von mir lesen. Glaubt mir.

Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Rennradfahren.

  1. Ich möchte mit dem Rennrad fahren beginnen und mir ein Rennrad kaufen. Welche Marke empfiehlst du? Objektiv oder subjektiv? Mit Provision oder Provision? Ehrlich oder gekauft? Familienintern oder fremd?
  2. Welche Übersetzung soll ich wählen? Siehe Frage 1.
  3. Was ist besser? Shimano, Campagnolo oder Sram? Siehe nochmals Frage 1.
  4. Sind Rapha Produkte ihr Geld wert? Siehe verdammt noch einmal Frage 1.
  5. Wie soll ich mich entscheiden? Ultegra Ausstattung und Felgenbremse oder mit 105er und Scheibenbremse? Also: Am Anfang war ein eckiges Stück Felsen. Das gab es viele Jahre. Bis man daraus ein Rad gemeiselt hat …
  6. Fährst du dieses Jahr wieder den Ötztaler Radmarathon? Siehe bitte nicht Frage 1. Im März weiß ich vielleicht mehr.
  7. Sitzt du nur am Rennrad? Wieso? Nächste Frage bitte.
  8. Welcher Puls ist ideal für ….. (bitte nach Belieben einfügen)? Außer, dass es gut ist, dass man überhaupt einen Pulsschlag hat, kann ich dazu nur auf eine radspezifische sportmedizinische Untersuchung verweisen. Unter den Aspekten von Frage 1.
  9. Machst du auch Pausen? Bzw wie regenerierst du? Definiere Pause. Und Regeneration.
  10. Fährst du den Winter durch? Definiere Winter.
  11. Gefällt dir das neue …. (bitte auch hier nach Belieben einfügen)? Naja. Eventuell mit einer Campagnolo Super Record Schaltung?
  12. Kaufst du beim Händler oder im Internet? Alles was ich hier sage, kann gegen mich verwendet werden. Ich habe das Recht zu schweigen. Und bitte, ich möchte meinen Anwalt anrufen.
  13. Was macht mehr Spass: Straße, Querfeldein oder Bahn? Bei Regen? Bei Hitze? Bei Nebel? Im Schnee? Unter Null?
  14. Liest du auch andere Rennrad Blogs? Sorry, tut mir leid. Muss weg. Siehe Frage 7.

Falls ihr die Antworten auf diese Fragen habt, nur zu. Ich freue mich auf eine rege Diskussion.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts

Sram Rival 1 – einfach schalten querfeldein.

Sram Rival 1 - Kettenblatt

Gute 600 km hat mein Crosser nach 14 Tagen Einsatz schon am Buckel. Ich bin nach wie vor Feuer und Flamme. Die Ausfahrten in der pannonischen Ebene sind eine willkommene Abwechslung zum Asphalt-Alltag des vergangenen Sommers. Das Auf und Ab zwischen, in und über den Weinbergen lässt mein Herz höher schlagen. Mein Norco Threshold mit Sram Rival 1 ist ein Vollblut-Racer und will galoppiert werden. Ohne Kompromisse. Am Anschlag. Wir verstehen uns bereits gut und kombinieren perfekt. Mitverantwortlich dafür ist eben die Rival 1, die schlaue 1-fach-Gruppe von Sram.

Sram Rival 1. Schalten nur mit dem Schaltwerk.

Die Idee der Rival 1 ist ganz einfach so wie das Schalten selbst. Geschaltet wird nur mit dem Schaltwerk. Die restliche Schaltmechanik fällt weg. Kein Umwerfer, kein kleines Kettenblatt, kein linker Schalthebel. Was theoretisch nach einfachen Schaltvorgängen klingt, ist in der Praxis genau so. Man muss sich nur mehr darauf konzentrieren, hinten richtig in Gang zu kommen. Querfeldein ein großer Vorteil. Im welligen Gelände, vor kleinen giftigen Anstiegen, in den Abfahrten.

Technisch ist die Lösung aus meiner Sicht ausgereift. Das große Kettenblatt vorne liegt an jener Stelle, die genau zwischen großem  und kleinen Kettenblatt liegen würde. Speziell geformte Zähne des Kettenblattes sorgen in Kombination mit dem X-Horizon-Schaltwerk dafür, dass der Schräglauf der Kette verringert wird und alle Gänge problemlos nutzbar sind. Außerdem liegt die Kette so sicher und angezogen. Meine Kettenstrebe ist noch jungfräulich. Kein Abwurf und keine durchschlagende Kette bisher.

 

Übersetzungsverhältnisse

Schaltdetails

Mit 42 Zähnen vorne und einem 11fach Ritzel hinten (11-28) fahre ich zur Zeit eher auf der Power-Seite. Vor allem bergauf darf ich ganz ordentlich reindrücken. In der Ebene bin ich damit aber bestens bedient. Hohe Frequenz und ein gutes Weiterkommen sorgen für sehr gute Trainingseffekte und einen runden Tritt.

Für alle, die es noch härter haben wollen gibt es Kettenblätter mit 46, 48, 50, 52 und 54 Zähne. Letztere beiden sind der Force 1 vorenthalten. Natürlich geht es auch einfacher. Mit 40 oder 38 Zähnen. Laut Sram, sind aber nicht alle Versionen zum Kauf erhältlich und werden „nur“ ab Werk an Rädern montiert.

 

 

11fach

Das Schaltwerk

Was die Ritzel angeht, habe ich im Netz einiges gefunden. Standard (üblich) sind 11-26, 11-28 oder 11-32. Es kursieren aber auch Angebote für ein 10-42. Was bei einem 42er Kettenblatt ein Übersetzungsverhältnis von 1:1 bedeuten würde (bei langem Schaltkäfig). Interessant.

Bei solchen Übersetzungsverhältnissen und neuen Möglichkeiten scheitern die bisherigen bekannten Ritzelrechner. Wer jetzt trotzdem rechnen möchte, kann hier nachsehen und sich pysikalisch wie mathematisch austoben. Ich bleibe bei meiner Gefühlsmethode: Was mich nicht müde macht, ist vertretbar.

Einfach ist einfach einfach.

Meine Erfahrung mit der Sram Rival 1 ist sehr positiv. Abgesehen von den technischen Vorteilen wie geringeres Gewicht, ist vor allem die Einfachheit beim Schalten das Argument. Multitasking war einmal. Querfeldein einfach hinten schalten. Ohne nachdenken zu müssen.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #sram #rival1 #norco #threshold

Ach du Scheibe. Warum der Ruf besser ist als die Scheibenbremse selber.

Wie gut sind Scheibenbremsen

Die Kilometer mit meinem Querfeldeinrad häufen sich. Seit einer Woche steht mein Rennrad still. Die Luft ist bereits heraußen. Es gibt ja am Norco Threshold Rival1 sehr viel zu entdecken. Unter anderem diese Stahl-Scheiben. Vorne und Hinten. In meinem Fall die hydraulische Version der Scheibenbremsen. Hier sollen ja diverse Vorteile gegenüber den mechanischen Scheibenbremsen überwiegen. Erstens sind sie teurer, zweitens bedarf es spezieller Bremshebel und drittens sind sie aufwendig und recht anspruchsvoll in der Montage und Wartung. Wegen des geschlossenen Systems. Insbesondere das schleiffreie Ausrichten der Bremsbeläge. Letzteres hat mich am Wochenende jede Menge Zeit und Nerven gekostet. Schön der Reihe nach.

Ach du Scheibe. Warum der Ruf besser ist als die Scheibenbremsen selber.

Am Freitag erlebte mein Crosser die erste Ausfahrt mit dem Auto. Also musste das Vorderrad raus. Nicht so einfach, wenn man eine Steckachse bis dato noch nie bedient hat. Zum Glück gibt es so etwas wie einen Hausverstand. Es war eher leicht kompliziert. Die Reise mit dem Auto verlief ohne Zwischenfälle. Spannend wurde es dann beim erneuten Aufbau. Die Scheibe passte nicht mehr in die Kolben. What the f.***? Was weiß ich. Bin Rookie. Nicht einmal mit dosierter Gewalt. Ganz leichte Kratzer an der Gabel sind Zeugen eines erbitteten Kampfes ohne Happy-End.

Zum Glück gibt es Google. Also tippte ich „Scheibe lässt sich nicht mehr ins Vorderrad einspannen“. Oder so was ähnliches. Nach 0,37 Sekunden die Gewissheit. Ich habe einen Anfängerfehler gemacht. Irgendwie die Bremse gedrückt. Das bedeutet, dass die Kolben zusammengehen, aber nicht mehr auseinander. Na bravo. Weiter googlen. Da stand was „mit einen Schraubenzieher die Kolben auseinanderdrücken“. Und es stand was von „dabei können die Kolben zerkratzt und kaputt gehen.“ Na bravo.

Bei Scheibenbremsen gibt es viel zu entdecken.

Ich nehme einen Schraubenzieher, schütze die Spitze mit Klebeband und drücke die Kolben vorsichtig auseinander. Glück gehabt. Ohne nennenswerten Kollateralschäden. Und siehe da, die Scheibe passte wieder. Steckachse zudrehen und das wars. Nein. Eben nicht. Ein Schleifgeräusch störte meine empfindlichen Ohren. Was jetzt? Keine Ahnung. Bin ja Rookie.

Wieder googlen. „Scheibenbremse schleift“. Jede Menge Tutorials. Ein Video schaue ich mir an. Mit Torx und Drehmomentschlüssel mache ich alles nach. Plan A scheitert, obwohl es einfach hätte sein sollen. Laut Video. Plan B kostet Konzentration und Nerven. Ungeschickt wie ich bin, schaffe ich es trotzdem, die Scheibe so zu zentrieren, dass sie einwandfrei läuft.
Dann die Ausfahrt. Von einwandfreiem Drehen keine Spur. Bei jeder Linkskurve schleift die Scheibe vorne. Nur Links. What the f***. Auch nach jedem stärkerem Bremsen. Also zu Hause wieder alles von vorne. Geradeaus läuft alles rund. In den Kurven nicht. Ist das kompliziert.

Am Samstag, dann ein Besuch bei Mountainbiker am See. Etwas fachsimplen. Von „Ist normal“ bis zu „merkwürdig“ über „die Scheibe hat schon einen leichten Schlag“. Eine neue Scheibe. Angemerkt. Früher, sagte man mir, war das Problem mit den Schnellspannern bekannt. Mit den Steckachsen sollte das behoben sein. Sollte. Außerdem deformiert sich die Scheibe bei starken Bremsen immer wieder Wenn sie dann abkühlt, ist das Problem behoben. Das erklärt zumindest das Scheifen nach starkem Bremsen. Aber das Schleifen in der Kurve? Darf ich jetzt nur mehr geradeaus fahren?

Jetzt frage ich mich: Ist der Ruf der Scheibenbremse besser als die Scheibe selber?

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #norcobicycles #sram #rival1