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Verletzungspause. Schnell kann’s geehen.

Verletzungspause

„Fract. acetabuli dext. Fract. ram. inf. os. pubis. dext“ – auf gut deutsch Bruch der Beckenpfanne und Bruch des Schambeins. Beides rechts. So die nicht wirklich erfreuliche Diagnose nach der Einlieferung und dem Röntgen samt CT im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt. Behandlung: 6 Wochen liegen und rechtes Bein nicht belasten. Verletzungspause.

Die bis dato perfekte Saison 2016 ist somit abrupt zu Ende gegangen. Unfreiwillig. Knapp vor den Cyclassics in Hamburg und dem Ötztaler Radmarathon. Es kann echt schnell passieren. Und leider ist es echt schnell passiert. Shit happens.

Verletzungspause. Wie schwer wiegt das Wort Pause?

Donnerstag. 1800 Uhr. Die Gewitterfront über Eisenstadt verzieht sich. Die Sonne kommt wieder zum Vorschein. Ich entscheide mich, jetzt doch noch für eine kurze regenerative Ausfahrt. Wie immer wird die „furia rossa“ gecheckt. Luft einpumpen. Getränkeflasche und schon bin ich auf dem Weg hinauf zum Feiersteigweg. In der Sonne ist die Straße bereits trocken. In der Abfahrt merke ich, dass es nass ist. Ich fühle das Spritzwasser auf den Beinen. Deshalb suche ich bei der Abfahrt trockene Stellen. Die Straße an dieser Stelle ohne nennenswerte Kurven. Der Asphalt ganz ok. Bis dahin ist meine Erinnerung da. Dann wie ein Filmriss. Unterhalb der Hartl Lucke passiert es. Was genau kann ich nicht sagen. Ich fühle wie es mich hinten aushebt. Wie wenn jemand mit einem Schlag mein Hinterrad wegstößt. Ich falle nach vorne. Habe keine Chance irgendwas zu tun. Bin der Schwerkraft ausgeliefert. Es ist ein harter Aufschlag.

Die nächsten Bilder sind die, wie ich am Asphalt liege und  auf meiner Hüfte und den rechten Arm voraus nach unten rutsche. Mein Fahrrad halte ich in der linken Hand. Der rechte Fuß ist noch im Pedal. Es sind sicher 40/50 und sogar mehr Meter. Dieses Bild ist noch in meinem Kopf. Wie in Zeitlupe. Das Rutschen hat kein Ende. Als ich doch zum Stehen kommen, versuche ich meine Gedanken zu ordnen. Sofort kommt mir der Ötztaler Radmarathon in den Sinn. Ich fange an zu rechnen. Wie viele Tage habe ich noch, um mich von diesem Sturz zu erholen. Ich versuche den rechten Fuß aus den Pedal zu klicken. Habe keine Chance. Ich liege mit den Kopf talwärts nach unten. Das Rad auf mir. Nach ein paar Minuten bleibt ein Auto stehen. Eine Dame steigt aus. Ich bitte sie, mir zu helfen, den Fuß aus den Pedal zu geben. Die Drehbewegung ist ein höllischer Schmerz.

Die Hüfte zeigt eine für mich anormale Mulde.

Jetzt liege ich da. Beine Richtung oben, Kopf Richtung unten. Ich bin total verdreht. Kann das rechte Bein nicht bewegen. Ich checke den Rest meines Körper. Linkes Bein. Ok. Linkes Knie. Ok. Linke Zehen. Ok. Kopf. Ok. Arme. OK. Nur das Becken und die linke Hüfte lassen sich nicht bewegen. Die Hüfte zeigt eine für mich anormale Mulde. Ich taste die linke Seite ab. Dann die rechte. Versuche herauszufinden, ob es Unterschiede gibt. In der Zwischenzeit sind mehrere Leute da. Man berichtet mir, dass die Rettung bereits verständigt ist. Ich nehme mir den Helm ab. Und die Brille. Aus der Trikottasche nehme ich mein Handy und rufe die Rennschnecke an. Sie wohnt nicht weit weg. Sie soll mein Fahrrad holen.

Auch ein Polizist ist da. „Sind sie allein gestürzt?“ Ja. Bin ich. Ich habe höllische Schmerzen. Der Schock lässt auch schon nach. Mir ist kalt. Ich liege auf nassem Asphalt. Nach 20 Minuten ist die Rettung da. Die Rennschnecke war schneller. Mein Fahrrad ist somit in guten Händen. Die Sanitäter steigen aus. Erstes Abtasten. „Wo tut es weh?“ Ich kann den Schmerz ganz genau lokalisieren. Gebe Entwarnung, was alles andere betrifft. Der Versuch, mir die Suplest Radschuhe mit dem boa closure system zu öffnen entpupt sich für den Sanitärer als hoffnungsloser Fall. Mit meiner Schnellschulung löst sich auch dieses Problem. Jetzt will man mir die Socken aufschneiden. Mein energisches Veto verhindert Schlimmeres. Da ich keine Schmerzen in den Zehen habe, können die Socken auf dem herkömmlichen Weg entfernt werden.

Ich liege immer noch am Asphalt. Die Sanitäter grübeln, wie sie mich in das Rettungsauto heben sollen. Ich sehe nur, dass neben mir die Krankentrage samt Vakuummatratze auf 40 cm Höhe dasteht. Da komme ich ohne zu sterben nie rauf. Zum Glück gibt es die Schaufeltrage. Diese wird in zwei Teilen zerlegt und mir links und rechts unter den Körper geschoben. Dabei muss ich meine rechte Seite nur ein wenig heben. Mit der Schaufeltrage lande ich auf der Krankentrage und dann im Rettungsauto. Die Schmerzen sind höllisch. Auf der Fahrt ins Krankenhaus spüre ich jeden Stein. Ich fühle mich wie die Prinzessin auf der Erbse.

Sanft ist was Anderes. Schmerzfrei auch.

Notfallambulanz. Ich liege auf der Trage, so wie ich nach dem Sturz zum Stehen gekommen bin. Es ist mittlerweile bereits nach 1900 Uhr. Ich werde von der Krankentrage auf ein Krankenbett gehievt. Sanft ist was Anderes. Schmerzfrei auch. Der Turnusarzt schickt mich zum Röntgen. Dazu muss ich vom Krankenbett auf den Röntgentisch. Und wieder zurück. Das selbe beim CT. Vom Krankenbett in die CT Röhre und wieder zurück. Autsch.

Dann die Diagnose. Siehe oben. Stationäre Aufnahme im Krankenhaus. Erst jetzt bekomme ich Schmerzmittel. Intravenös.

Und blasn’s, aber schnell“

Plötzlich tauchen zwei Polizeibeamte auf. Ich muss zum Alkoholtest. Alkoholtest? Ja. Bei einem Verkehrsunfall ist das so üblich. Auch mit dem Fahrrad. Ohne Fremdverschulden. Ohne Mitwirkung anderer. Beschäftigungstherapie? Scheint so. Ich sehe keinen Sinn darin. Aber. Dem Gesetzt darf man sich nicht eugen. Mein Bett wird von den Beamten aus dem Zimmer geschoben. In Gang in einer Nebennische wird der Alkomat gestartet. Es dauert 5 Minuten bis dieser bereit ist. Die Polizisten erhählen mir von anderen Radunfällen. Mich interessiert das nicht. Mich beschäftigt nach wie vor mein eigener. Dann darf ich blasen. Nach dem Piepston. Bis zum nächsten Piepston. In einem Zug. Ich puste. Es piepst. Ein Beamter stoppt mich. „Genug“. Das ganze muss wiederholt werden. Also nochmals. Piepsen. Pusten. Piepsen. Das Ergebnis: 0,0 Promille. 2,8 l Puste. 1,6 l wären erforderlich gewesen. Ein Beamter klärt mich auf, dass 2,8 ein sehr guter Wert sind. Viele hätten Schwierigkeiten die 1,6 zu erreiche. Ich kann nur lachen. Bei 5,0 l Lungenvolumen habe ich mich ja gar nicht angestrengt. Jetzt bringen ich die Beamten das Bett mit mir zurück ins Zimmer. Schlangenlinienförmig. Ich schlage vor, beide einem Alkoholtest zu unterziehen. Sie lächeln.

Die erste Nacht eine Katastrophe. Mein Körper kann sich nicht bewegen. Will aber. Und er sucht nach einer Stellung, die keine Schmerzen bereitet. Findet diese aber nicht. Der Morgen kommt in langsamen Schritten. Ich liege. Genau so wie knapp 12 Stunden früher am Asphalt. Meine Blase ist voll. Urinieren funktioniert aber nicht. Visite. Man informiert mich. Und man gibt mir keine rosige Aussichten. Vormittags besucht mich auch der Physiotherapeut. Er schult mich. Was darf ich. Was darf ich nicht. Er will mich auf Krücken stellen. Keine Chance. Mein Körper streikt. Ich vertröste ihn auf morgen. Er meint, dass am Wochenende keiner da ist.

Am Nachmittag weiterer Besuch von zwei Physiotherapeutinnen. Sie erklären mir, dass wenn ich nicht zeigen kann, dass ich mit Krücken gehen kann, eine Entlassung kaum möglich ist. Ich raffe mich auf. So schnell können die Damen nicht schauen, gehe ich mit Krücken durch das Zimmer. Dann erwerbe ich gleich noch diese zwei Krücken.

Die zweite Nacht bricht ein. Diesmal sind es nicht die Schmerzen, die mich schlaflos machen. Es ist der Zimmernachbar. Er sägt die ganze Nacht. Einen kompletten Wald. Ich kann nicht schlafen. Ich schaue von 2200 Uhr bis 0530 Uhr fern. Olympia. Badminton der Frauen. Golf der Frauen. Usain Bolt und seine Staffel. Ich schaue alles, was möglich ist. Die Auswahl ist gering. Um 0530 Uhr kommt die Schwester. Die Nacht ist um. Frühstück erst um 0700 Uhr. Um 1000 Uhr Visite. Ich darf heimgehen. Ich muss 6 Wochen das rechte Bein entlasten. Nach 4 Wochen nochmals röntgen.

Jetzt heißt es Geduld haben. Gegen die Thrombose ankämpfen. Und gegen den Muskelschwund. Etwas Oberkörpertraining macht sicher Sinn. Und dann? Dann mal sehen, wie sehr die 6 schulmedizinischen Wochen gekürzt werden können. Leichtes Ergometertraining sollte ja früher möglich sein. Aber bitte nicht weitererzählen.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #comebackstrongher

PS: dem Rad geht es verhältnismäßig gut. Ich habe es mit vollstem Körpereinsatz geschützt. Der rechte Ergopowerhebel ist leicht nach innen verbogen. Die Niete des Schalthebels ziemlich geschliffen. Schaltwerk scheint ok zu sein. Lackschäden so gut wie keine. Das Rad bräuchte keine Verletzungspause.

Cuore sportivo. Ein Wochenende mit 170 PS.

Cuore sportivo

„Lieber Herr Gemmato, herzliche Gratulation zum Gewinn! Einem aufregenden Wochenende mit der neuen Alfa Romeo Giulietta steht nun nichts mehr im Weg!“ So einfach kann ein kleines Abenteuer beginnen. Und so einfach war es auch. Schade, dass es bereits zu Ende ist. „Cuore sportivo“ traf „Adrenalina italiana“.

Cuore sportivo

Alfra Romeo und PInarello

Es muss ja nicht immer die eigene Muskelkraft sein, die einem Freude bereitet. Es genügen auch bescheidene 170 PS aus einem 1,4 Liter Benzinmotor. Herzstück einer feurigen Italienerin Names Giulietta. Diese habe ich mir vergangenen Freitag Vormittag abgeholt. Sofort war mir nach dem Einsteigen und nach den ersten Metern klar – meine „furia rossa“ wird mit der Eifersucht zu kämpfen haben. Ob sie eine zweite Dame neben ihr dulden würde?

Wenn ein Alfa Romeo dein Herz erschüttert.

Der immer noch Italiener in mir freute sich wie ein kleines Kind endlich wieder in einen Alfa steigen zu können. Einen modernen Alfa. Stilgerecht erschien ich mit dunkler Sonnenbrille beim Alfa Importeur für Österreich, FCA Austria. Schnell war der Schlüssel in Empfang genommen. „Viel Spass“ wurde mir noch zugejubelt als ich in das Auto gestiegen bin. Der Duft des Neuwagens ließ meinen „cuore sportivo“ höher schlagen. Der Innenraum ganz nach meinem Geschmack. Carbonoptik wohin das Auge blicken konnte.

Pulssschläge im Griff.

Es ist schon etwas Wahres dran am Gerücht, dass die Italiener beim Design zu den Weltbesten gehören. In der neuen Giulietta passt aus meiner Sicht jeder Knopf und jeder Regler. Ich fühlte mich gleich zu Hause. Stile italiano. Typisch Alfa. Das Lenkrad hatte ich gut im Griff. Weniger im Griff hatte ich meine Pulsschläge. Und mein Grinsen im Gesicht.

Platz genommen habe ich in einem Schalensitz, der seinem Namen alle Ehre macht. Wie in Beton gegossen sitzt man hier ziemlich gemütlich tief über dem Asphalt. Ich war schnell mit dem neuen Fahrzeug vertraut. Ein paar Sekunden brauchte ich, um mich auf die Automaik einzustimmen. Irgendwo hatte ich die Bedienung verinnerlicht. Linker Fuß auf die Bremse, Zündschlüssel drehen, Schaltung auf D und schon gings los. Impressionante.

Cuore sportivo

Alles schön in Schale.

Spritztour zum Kopf verdrehen.

Als würden wir uns schon seit Ewigkeiten kennen, kutschierte ich die Giulietta souverän aus der Stadt hinaus. Mit weit offenen Augen versuchte ich jedes Detail im Auto aufzusaugen. Die Lenkerschaltung für das 6-Gang Doppelkupplungsgetriebe, das Schiebedach vorne, das Glasdach hinten, das Start-Stop System, die Schaltpunktanzeige, das Infotainment System mit 5″ Farb-Touchscreen, Bluetooth, USB, Audio-Streaming und Spracherkennung, das Bose Soundsystem und die Alfa D.N.A, das Fahrdynamiksystem mit dem Motor, die Bremsen, die Lenkung, das Getriebe und das Fahrwerk an die Wünsche des Fahrers und die Straßenverhältnisse angepasst werden. Wählbar sind die Modi „Dynamic“, „Natural“ und „All Weahter“. Natürlich bin ich nur mit „Dynamic“ gefahren. Straffe Lenkung, bissige Bremsen, ein Motor der vor dem Umschalten auf 5.000 Umdrehungen hochjault sowie eine Straßenhaftung wie zu besten Pattex Zeiten haben es mir angetan.

Cuore Sportivo

So „zoll’s sein“

Klein aber oho. Mein Fazit. Mit der neuen Giulietta kann man sich sowohl auf Landstrassen als auch auf der Autobahn sportlich dezent durchsetzen. Der cuore sportivo schlägt ganz schön fest. Die Blicke verdutzter Verkehrsteilnehmer sind einem sicher. Der Zug mit dem Kickdown jederzeit abrufbar. Die Fahrt zur nächsten Gelateria mit offenem Dach, offenen Fenster und fettem Beat wird zur Parade.

Alfa Romeo

Bitte einsteigen

Hervorzuheben ist auch, dass die neue Giulietta mit etwas Geschick und Tetris Erfahrung auch ein Rennrad mitnehmen kann. Somit war zwischen dem „coure sportivo“ und der „adrenalina italiana“ Frieden. Hätte ich die notwendigen € 36.100,- für das von mir gefahrene Modell müsste ich eine Nacht darüber schlafen.

 

 

 

Der Radrennfahrer in der StVO. Können. Dürfen. Müssen. Ein Nachtrag.

Die Straßenerkehrsordnung

Die letzten Tage habe ich unter anderem damit verbracht, Gespräche zum Thema zu führen. Unter anderem mit den StVO Rechtsexperten des ARBÖ und ÖAMTC. Danke an dieser Stelle an Dr. Stefan Mann (ARBÖ) und Mag. Martin Hoffer (ÖAMTC). Ich möchte euch nicht vorenthalten, was dabei rausgekommen ist.

In erster Linie habe ich die Thematiken „Nebeneinanderfahren“, „Trainingsfahrt“ und auch alles rund um Haftung bei gemeinsamen Ausfahrten angesprochen.

Der Rennradfahrer in der StVO.

Zur Erinnerung: §68 StVO regelt die Rolle des Radrennfahrers im öffentlichen Verkehr. Die Norm ist umfangreich und gespickt mit interessanten Absätzen und Formulierungen. Gleichzeitig sind diese Absätze für mich kleine Fallen, welche viel Interpretationsspielraum offen lassen und so Platz für kreatives Zurechtrücken und -biegen bieten. Grundsätzlich gilt:

Radrennfahrer dürfen zu Trainingszwecken auf öffentlichen Straßen* nebeneinanderfahren

Laut Herrn Mag. Hoffer vom ÖAMTC ist diese Regelung auf Wunsch der Radfahrer-Sportorganisationen legalisiert worden, weil anders ein Halten des Standards österreichischer Radsportler gefährdet gewesen wäre. Wer jetzt meint, damit wäre alles gesagt, der irrt. Denn damit ist fast nichts gesagt.

    • im §68 ist nirgendwo „geregelt“, was genau eine Trainingsfahrt ist. Man spricht von einer Fahrt im Rahmen eines systematsich geplanten, pädagogisch fundierten und methodisch zielgerichteten Handlungsverlaufs zur Steigerung und Optimierung sportlicher Leistungen.
  • Es gibt keine formalen Kriterien diesbezüglich. Ausrüstung und Geschwindigkeit können in diesem Fall Aufschluss darüber geben, ob oder nicht. Also gefahrene Geschwindigkeit, die mit jener wie einer radsportlichen Veranstaltung vergleichbar ist, ein den Normen entsprechendes Rennrad (Fahrrad mit Rennlenker, dessen Eigengewicht im fahrbereiten Zustand 12 kg nicht überschreitet, dessen äußerer Felgendurchmesser mindestens 630 mm und dessen äußere Felgenbreite höchstens 23 mm beträgt) und einer entsprechenden Bekleidung (Vereinstrikot?).

    Zum Thema Bekleidung: Gestern erreichte mich ein Schreiben (danke Thomas), in dem geschildert wurde, dass zwei nebeneinanderfahrende Radrennfahrer von der Polizei ermahnt worden sind. Laut Aussage der Beamten: „Wenn Rennradler mit unterschiedlichen Trikots unterwegs sind, ist Nebeneinanderfahren verboten“. Keine Ahnung ob das so stimmt.

    Wir sehen, dass es eine große Wissenslücke gibt. Sogar bei der Exekutive.

    Laut Herrn Mag. Hoffer: „Mit dieser Regelung sollte aber keinesfalls ein allgemeines Nebeneinanderfahren von Radfahrern (Rennradfahrer? Radrennfahrer?) legalisiert oder gefördert werden. Wenn daher jemand bei solchem Verhalten „kritisiert“ wird, erscheint dies in Hinblick auf das oben Ausgeführte nachvollziehbar.“

Heißt jetzt was? Für mich heißt das jetzt, dass es zwar eine Regelung gibt. Im Falle eines Falles müsste nachgewiesen werden, ob es sich um eine Trainingsfahrt gehandelt hat. Lizenzfahrer haben da sicher einen Vorteil, denn diese können damit nachweisen, dass sie sich für (ein) Radrennen vorbereiten (Ich gehe davon aus, dass jemand, der eine Lizenz hat, auch beabsichtigt Lizenzrennen zu fahren). Hobbyfahrer? Hier wird es wohl etwas komplizierter. Trainieren Hobbyfahrer? Natürlich. Aber wofür? Fitnesstraining (also Kondition und so) ist damit wohl nicht gemeint. Eine Vorbereitung auf einen Radmarathon (oder Triathlon) kommt dem viel näher. Möglicherweise genügt eine Anmeldebestätigung für einen Radmarathon. Oder ein Trainingsplan. Nicht, dass man diese Papiere jetzt mithaben sollte. Sie können aber im Beweisfall vorgelegt werden. Welches Tempo jetzt jenem einer radsportlichen Veranstaltung entspricht, bleibt offen. Eindeutig ist die Regelung was MTB und Triathlonräder betrifft. Mit solchen darf man nicht nebeneinander fahren. Siehe auch interessantes Urteil.

Noch eine Frage stellt sich: Es gibt Felgen bei Rennrädern, welche 24,2 mm breit sind. Laut Regelung also nicht zulässig für Nebeneinanderfahren.

Vorsicht und gute Absicht.

Kommt es bei einer Trainingsfahrt, bei der nebeneinandergefahren wird, zu einem Zwischenfall mit anderen Verkehrsteilnehmern mit Schadensansprüchen, kann man sich auf diese Regelung stützen. Es ist aber wie immer so, dass im Einzelfall ein Richter darüber entscheidet, wie eine Regelung anzuwenden ist. Auch rückwirkend aufgrund der Umstände. Da nicht alles gesetzlich geregelt werden kann, gibt es diesen Spielraum. Vor Gericht gilt es im Nachhinein zu beurteilen, was richtig und falsch war und ein Richter wird entscheiden. Zwei Parteien, zwei „ehrliche“ Sachverhalte, zwei Sachverständigengutachten … ein Richter. Gute Nacht.

Die Verkehrsexperten raten also deshalb immer, die Vernunft walten zu lassen. Es darf kein Hintergedanke verfolgt werden. Wer also durch Nebeneinanderfahren, andere Verkehrsteilnehmer provoziert (zum Beispiel durch langsames Fahren und gleichzeitiges Plaudern), dem kann auch eine Teilschuld anerkannt werden. Es gilt wie immer und überall der Vertrauensgrundsatz.

Sicherheit und Abstand.

Das Thema seitlicher Sicherheitsabstand ich auch so ein heikles. Es gibt ein Urteil des OGH, das besagt, dass der Seitenabstand davon abhängt, wie schnell die Geschwindigkeit des vorbeifahrenden Fahrzeuges ist. Der genaue Rechtssatz im Wortlaut: „Der Seitenabstand muss umso größer sein, je höher die Fahrgeschwindigkeit des überholenden Fahrzeuges und je labiler das überholte Fahrzeug (mehrspurig, einspurig) ist. Beim Überholen eines einspurigen Fahrzeuges ist unter normalen Umständen ein Seitenabstand von einem Meter ausreichend, nicht aber bei einer Fahrgeschwindigkeit von fünfundachtzig bis einhundert km/h und einer Sichtbehinderung gegenüber dem zu überholenden Fahrzeug.“

Was heißt das? Das heißt, dass auf Bundesstraßen Autos seitlich mehr als einem Meter Abstand halten müssten. Bedenkt man jetzt, dass ein Rennradfahrer nicht genau am rechten Fahrbahnrand fährt (aus Sicherheitsgründen), ist ein Überholen eigentlich nur durch Verlassen der rechten Fahrbahn möglich. Also nicht bei Gegenverkehr, bei Verkehrsinseln, bei Sperrlinien (einfach und doppelt). Theoretisch. Die Praxis sieht da ganz anders aus. Die 1,5m Seitenabstand sind gesetzlich nirgends festgehalten. Sie können aber aus den Umständen heraus abgeleitet werden. Auf alle Fälle sind sie eine Forderung der Radfahrerlobby. Und noch eins. Dieses Urteil des OGH heißt nicht, dass es immer so sein muss.

Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Zu guter Letzt noch ein heikles Thema. Die Haftung. Das Nebeneinanderfahren (und auch das Hintereinanderfahren) birgt Risiken und Gefahren, die oft auch im Krankenhaus oder bei Radhändlern des Vertrauens enden können. Wer haftet denn wann für was? Gute Frage. Auch hier gelten die Grundsätze der StVO. Also ist der Hinterherfahrende jener, der das Risiko zu tragen hat. So lange alles nach normalen Umständen abläuft und dem Vordermann keine Fahrlässigkeit vorgeworfen werden kann. Rein rechtlich. Auffahren auf den Vordermann ist also eigenes Pech. Stürzt dabei der Vordermann, hat man ein Problem. Zivilrechtlich wie auch strafrechtlich. Beim Nebeneinanderfahren wird’s komplizierter. Hier kenne ich ähnliche Fälle, die beispielsweise unterschiedlich ausgegangen sind. Selber erlebt. Von der Staatsanwaltschaft (ja, diese schaltet sich automatisch ein, wenn es zu Personenverletzungen kommt) wurde in diesem Fall das Verfahren eingestellt. Auch weil alle Beteiligten auf gegenseitige Ansprüche verzichtet haben. Bei einem anderen Fall kam es zu einer Anklage und Verurteilung wegen Körperverletzung. Siehe hier.

Was heißt das jetzt? Auf alle Fälle heißt es aufpassen. Dass nichts passiert. Gegenseitiges Vertrauen. Und natürlich gegenseitige Hilfe. Unter „Kollegen“ und Freunden sollte hier der Verstand siegen. Jeder von uns weiß um die Risiken von Windschattenfahren und Nebeneinanderfahren. Diese Risiken bewusst einzugehen heißt auch mit den Konsequenzen zu leben. Ohne Anwälte. Einzelfälle oder Extremfälle ausgeschlossen. Falls sich jemand „Fremder“ jetzt anhängt oder mitfährt und es passiert was? Fragt mich was Leichteres. Eine Haftpflichtversicherung und eine Rechtschutzversicherung empfehle ich sowieso.

Organisierte Gruppenausfahrten.

Neben der persönlichen Haftung bei Fahrlässigkeit (mit Betonung auf Fahrlässigkeit) gibt es noch die Haftung von Veranstaltern. Wie zB. bei Radmarathons. Ein Veranstalter hat für einen reibungslosen Ablauf seine Veranstaltung zu sorgen. Er haftet für sein Verschulden. Was das ist, wird auch im Nachhinein zu definieren sein. Ein Veranstalter haftet nicht für Verschulden der Teilnehmer oder Dritter. Haftungsauschlüsse seitens der Teilnehmer sind bindend – außer sie sind sittenwidrig. Auch hier sind Einzelfälle und Spezialfälle nicht einfach so pauschal abzuhandeln.

Viel interessanter wird es aber ,wenn es um Gruppenausfahrten geht. So wie sie heute über Facebook oder andere Plattformen organisiert werden. Wird so eine Gruppenausfahrt von einer Person aktiviert, dann kann diese Person sehr wohl auch als „Veranstalter“ im Sinne des Haftungsgesetzes gesehen werden. Beispielsweise, wenn diese Person Startpunkt, Startzeit und die genaue Route festlegt. Mit Betonung auf dem „könnte“. In diesem Fall könnte eine Haftung zum Tragen kommen, wenn beispielsweise die Strecke über eine Passage führt, die für Rennräder nicht geeignet ist (Schotter, Baustelle …), dadurch jemand zu Sturz kommt und sich verletzt. Nicht haftbar ist die Person aber wiederum bei Verschulden einzelner Teilnehmer oder Dritter (parkende Autos, Gegenverkehr …). Pasagen wie „jeder fährt auf eigene Gefahr“ sind mit Vorsicht (seitens des Veranstalters) zu genießen. Eine genaue Kenntnis der Strecke inklusive Plan B oder Ähnliches kann von Vorteil sein.

Ob so eine Gruppenausfahrt auch als Trainingsausfahrt gilt und ab einer bestimmten Anzahl von Teilnehmern angemeldet werden muss – das werde ich noch herausfinden.

Ich hoffe, so etwas mehr Licht in die Dunkelheit des §68 der StVO gebracht zu haben. Weiterhin viel Spass bei der schönsten Nebenbeschäftigung der Welt. Und passt bitte auf euch und die anderen auf.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

PS: auch der ORF hat sich dem Thema gewidmet. Systemgemäß mit einem Prominenten. Ehemaliger Exekutivbeamter und selber vor Gericht. Nicht alles was er sagt stimmt so. Das Video hier.

*nicht auf Schnellstraßen und Autobahnen

Der Radrennfahrer in der StVO. Können. Dürfen. Müssen.

Der Rennradfahrer und die StVO

Niederösterreich. B16. Auf meinem Rennrad am Weg von Wampersdorf  Richtung Weigelsdorf. Es ist Freitagnachmittag. Ich nehme ein immer lauter werdendes Motorgeräusch wahr. Dann taucht im linken Augenwinkel ein dunkler Ford auf, dessen rechter seitlicher Rückspiegel zuerst knapp meinen Oberschenkel und in weiterer Folge meinen linken Arm und meinen Lenker hauchdünn verfehlt. Im Affekt sage ich dem Vorbeirasenden mit italienischer Handbewegung meine Meinung . Das Auto macht eine Vollbremsung und kommt zum Stehen. Auf der rechten Fahrspur. Einfach so. Es riecht nach Gummi. Ich fahre weiter. Rechts am Auto vorbei. Der Fahrer hat das Beifahrerfenster geöffnet. „Oaschloch. Schleich di. Sunst fohr I di übern Haufn“. Ob dieser Drohung überlege ich mir, meine Trinkflasche zu nehmen und zu antworten. Mit einem Kavalierstart Marke fast and furious deeskaliert die Situation. Der Ford ist weg. Die StVO wohl verletzt?

Der Rennradfahrer und die StVO. Können, dürfen, müssen.

Kein Einzelfall auf Österreichs Straßen. Radrennfahrer und Autofahrer. Das ist schlimmer als Hund und Katz, Kai und Abel, Austria und Rapid, Plus und Minus. Aber warum? Ist ja alles geregelt. Benutzung der Straße, Nebeneinanderfahren …. Mit dem § 68 der StVO*. Klar. Deutlich. Vielleicht etwas zu viel Gesetzesdeutsch. Aber immerhin. Aus. Basta. Geregelt ist geregelt. Und an Regeln sollte sich jeder halten. Auch der Autofahrer.

Theoretisch. Das Problem ist, dass Autofahrer kaum akzeptieren können, dass es einen Paragraphen gibt, der sie in „ihrem“ Straßenverkehr schlechter stellt. Schon das Wort „dürfen“ ist Zündstoff. Was? Radrennfahrer dürfen etwas? Frechheit. Skandal. Unverschämtheit. Da wird recht schnell eine gesetzliche Verordnung selbst uminterpretiert. Das „Dürfen“ wird zum „Müssen“. Eine eigene Wirklichkeit (Autofahrerwirklichkeit) konstruiert. Radrennfahrer müssen hintereinanderfahren. Und überhaupt – sie müssen auf den Radweg ausweichen. Den hat man ja schließlich mit Steuern mitfinanziert. Je mehr Radrennfahrer dann in weiterer Folge auf ihr Recht pochen, desto größer wird der Konflikt. Weil in den Augen der Autofahrer ein solches Recht ja unmöglich ist. Was ein Autofahrer nicht kennt, das gibt es nicht. Schon gar keinen § 68 StVO.

§ 68 StVO.

Dazu kommt noch die mediale Berichterstattung. Das Thema, der Klassenkampf, ist ja interessant und schafft Quote. Also hier und da mal einen kleinen Bericht über diesen ewigen Streit im Straßenverkehr. Mit Zitierung des ominösen § 68 StVO und Betonung auf dem „Dürfen“. Redakteure, die womöglich selber noch nie mit einem Rennrad unterwegs waren, schreiben drauf los und gscheiteln. Mit dem einzigen Ergebnis, dadurch die falschen Mäuler zu nähren.

Nicht „dürfen“ und „müssen“, sondern „können“ und „sollen“.

Was tun? Chuck Norris rufen. Er ist der Einzige, der hier reinen Tisch machen kann und machen würde.  Ich selber kann nur vorschlagen, die Thematik einmal ganz von einer andere Seite aus zu betrachten. Kein „Dürfen“ und „Müssen“, sondern ein „Können“ und „Sollen“. Im Sinne der Verkehrssicherheit. Redakteure sollen endlich darüber schreiben, dass Radrennfahrer nebeneinanderfahren sollen. Ein Umstand, der Autofahrern entgegenkommt. Wie dieses Video zeigt. 3×2 Radrennfahrer sind leichter zu überholen, als 6×1. Ohne dabei diese in den Graben zu drängen oder den Gegenverkehr zu unterschätzen. 3×2 Radrennfahrer entsprechen einem Auto. Mehr Radrennfahrer einem Autobus. Nichts Außergewöhnliches. Das wäre einmal der Anfang und nach Chuck Norris ein guter Plan B. Plan C wäre eine Intervention des Verkehrsministeriums. Eine Vereinfachung des Paragraphen inklusive Aktualisierung veralterter technischer Beschreibungen wäre hilfreich. Und bitte, jemand soll mir den Unterschied zwischen Radrennfahrer und Rennradfahrer genau erklären.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #styliseyourride

*es empfiehlt sich für Autofahrer, Motorradfahrer, Mopedfahrer, Busfahrer und Radrennfahrer den Link zu öffnen und das Dokument zu lesen.

Ergänzung 1: RIS – Gesamte Rechtsvorschrift für Straßenverkehrsordnung 1960, Fassung vom 31.05.2016
Ergänzung 2: jusiline.at – Verhalten der Radfahrer StVO

Rennradreise nach Kärnten, Friaul, Slowenien. Tag fünf.

ketterechts - der Rennradblog

Tag fünf. Regen. Viel Regen. Strömender Regen. Vernunft und Verantwortung haben unsere Guides dazu veranlasst, den ersten Berg des Tages, den „Passo Cason die Lanza“ zu umfahren. Zu gefährlich die Abfahrt von oben hinunter nach Paularo.

So ging es in einer verbotenen Zweierreihe das Kanaltal hinaus Richtung Tolmezzo. Die erste Stunde mit einem Schnitt von über 37 km/h. Und trotzdem war mir kalt. Sehr kalt. Was mich dazu veranlasste nach vorne in den Wind zu gehen. Herzfrequenz und Körpertemperatur fingen langsam an zu steigen.

Richtung Villa Santina machten wir dann auch noch Bekanntschaft mit den lokalen Carabinieri. Als diese uns entgegen gekommen sind und uns in 2er Reihe erblickten, wurde mittels akustischem Signal schon mal gezeigt, dass dies wohl nicht ganz legitim war. Unbeirrt davon, wurde unsere Gruppe in 2er Reihe weitergeführt. Bis die Carabinieri von hinten an uns heranfuhren und einer der beiden Männern bei offenen Fenster in feinem aggressiven italienisch uns klar machen wollte, dass wir gefälligst in „fila indiana“ fahren sollten.

Dank der fehlenden Sprachkentnisse der anderen Gruppenteilnehmern – ich habe mich fein rausgehalten, dauerte diese Belehrung seine Zeit. Die Carabinieri beließen es aber nicht dabei. Hinter eine Kuppe warteten sie dann und zogen uns aus dem Verkehr. Nochmals wurde uns klar gemacht – diesmal auch mit eindeutigen Handzeichen, dass wir „routa a ruota“ fahren sollten. Ein aufgerichteter Zeigefinger ließ schon schlimmeres erahnen. Ich habe schon mit einer Strafe spekuliert. Hielt mich aber aus der ganzen Sache raus, um nicht unnötig Öl ins Feuer zu gießen. Roli ließ auch seine Italienischkenntnisse im Guide Rucksack und versucht sich nur auf englisch zu verständigen. Ein „Ciao“ zum Schluss ließ aber alle Wogen wieder glätten. Der Carabiniere hatte wohl seine tägliche Autoritätsbestätigung bekommen.

Sella di Razzo. Ja oder nein. Es regnete nicht mehr. Aber der Himmel war noch sehr wolkenverhangen. So meldeten sich „nur“ 3 Freiwillige für den zweiten Pass. Der Rest fuhr ins Hotel nach Ovaro. Ich auch.

Später dann am Nachmittag juckte mich es doch wieder und zusammen mit Florian nahmen wir den berüchtigten „Kaiser“ in Angriff. Lo Zoncolan hielt was er verspricht. Ein Monsterberg. Vom Hotel weg knapp 11 km und nur bergauf. Der Mittelteil 6 km kaum unter 15%. Eigentlich wäre er morgen zu fahren. Fahre ich ihn halt nochmals.

 

 

 

 

 

 

Ohne Zick-Zack fahren, lässt sich dieses Monster fast nicht bewältigen. Die Auswertungen von Strava und Garmin zeigen auf diesem Berg deutlich, wo sich die Spreu vom Weizen trennt. Bin gespannt wie es mir morgen geht. Da ich jetzt weiß, was auf mich zukommt.

Zwei Mal Zoncolan in zwei Tagen. Ob das zu einer Ketterechts Challenge wird?

Stay tuned
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

2013 im Rückblick.

Scheißwetter draußen. Zeit um eine kleine Bilanz zu ziehen. Meine persönliche Bilanz. Es war ja doch ein aufregender Sommer. Highlights der Ironman Austria als GoPro-Athlet und die beiden Touren mit quaeldich.de. Tauernrundfahrt und Dolomiten 2013.

Ich hole etwas aus. Meine Radsaison und auch die Vorbereitung auf den Ironman haben heuer erst im April begonnen. Ich war ca. 12 Wochen wegen meines Bruches an der Elle vm 19.2.13 außer Gefecht. Etwas Spinning (viel Spinning) und Crosstrainer halfen mir halbwegs fit zu bleiben. Doch dann habe ich wohl etwas viel Gas gegeben. Für meine Verhältnisse. Das kann ich behaupten. Wenn ich einen Blick auf meine Bankkonten mache und die Warnungen meines Steuerberaters nicht verdränge. Meine kleine Tochter kennt mich zum Glück von Facebook.

Die nackten Zahlen (April – Oktober 2013):

8.757 km am Rad, im Laufschritt und kraulend
370 Trainingstunden (und ich habe nicht immer meine zwei Garmins mintgehabt)
2h32min eine durchschnittliche Trainingseinheit
23,7 km Durchschnittsgeschwindigkeit
113,4 km/h maximal Speed (sagt der EDGE 500)
222.713 verbrauchte Kalorien
132 bpm Durchschnittspuls
193 bpm Maximalpuls
112.024 Höhenmeter (Aufstieg)
111.382 Höhenmeter (Abstieg).

Wie gesagt. Laufen, Schwimmen und Rad zusammen. Das Trennen würde zu viel Mühe bedeuten. Aufgezeichnet mit dem Garmin Forerunner 910XT und dem Garmin EDGE 500.

Und jetzt gehe ich Geld verdienen. Ein Bahnrad muss her. Und ein Crosser. Der aber wohl erst im nächsten Winter. Denn im Frühjahr muss ein Triathlonrad her. Und die Princess op Pain sollte nach dem Sturz auch ausgetauscht werden.

Ich träume weiter.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Weniger Masse + schlechte Klasse = Schnelligkeit

Aus Zeitmangel (es gibt ja auch die Passion zum Geld verdienen) und auch aus metereologischen Gründen (es wird bereits um 1830 finster und in der Früh will der Tag vor 0700 auch nicht wirklich in die Gänge kommen) ist derzeit ein regelmäßiges Radtraining (24 Stunden/7 Tage die Woche) kaum zu bewältigen. Der heiß ersehnte Crosser ist noch nicht erworben (siehe Zeile eins) und das mit dem Bahnfahren hängt auch noch irgendwo fest. Nicht zu vergessen, dass ich mit dem Schwimmtraining vor 2 Wochen anfangen hätte sollen. So bleibt mir nichts anderes übrig als zu laufen. Will ich ja nicht verfetten.
Zum Thema laufen folgendes. Am 3. Juli 2013 bin ich im Rahmen des Ironman Austria zum letzten Mal etwas länger gelaufen. Dann waren es 2 Einheiten in der Woche darauf und dann waren es von Mitte Juli bis Mitte September ganze null Laufeinheiten (die ein bis zwei zufälligen Laufeinheiten sind außerhalb der statistischen Schwankungsbreite einzuordnen). Dafür sehr viel Rad. Schwimmen lassen wir aus. Ein paar mal plantschen ist sich schon ausgegangen.

Umso mehr wundere ich mich seit einigen Wochen über meine Laufform. Waren es anfangs nur ein paar kurze Einheiten über 5 – 8 km in moderatem Tempo um meine Muskeln wieder halbwegs an eine andere Belastung zu gewohnen, habe ich mich dann schön langsam gesteigert. Ein 12er, ein 10er und vergangenem Sonntag sorgar mein erster 20iger. In 1:45. A.d.R. Und genau hier hat mein „mich wundern“ den fast Höhepunkt erreicht. Ich konnte ein Tempo von 5:15/km halbwegs halten. Puls bei unter 140 Schlägen pro Minute. Am Abend dann aber Spatzen in den Unterschenkeln der Kategorie Deluxe.

Montag Pause. Gestern dann eine weitere Laufeinheit. Ich laufe derzeit ohne Plan. Es geht im Oktober um nichts. Wirklich nichts. Ich brauche nur Bewegung. Im Kopf halbwegs ein Konzept. Um nicht monoton zu sein. Ziel gestern hätten 60 Minuten locker sein sollen. Sagen wir 6:00/km.

Ich laufe weg. Nach 200 Metern kreuzt mich eine Gazzelle. Weiblich. Beine wie im Bilderbuch. Schlank. Drahtig. Und einen lockeren Schritt drauf. Ich wiederhole mich. Bilderbuch. Ich hänge mich an die Gazzelle. Der männliche Jagdinstinkt. Aufgewärmt? Ich? Scheiß drauf. Nach einem km eine Zeit von 4:35/km. Die Gazzelle biegt ab. Ich denke mir lauf halt schnell weiter. Nach 5 km hatte ich 21 Minuten auf meinem Garmin Forerunner 910XT stehen. Ich rechne kurz nach. Ned schelcht. Ok. Die restlichen 7 km locker heimlaufen. Für den 6. km brauche ich über 5:30. Locker. Wollte ich ja. Doch dann denke ich mir warum locker? Und ich beschleunige wieder. Km für km. Nach weiteren 23 Minuten hatte ich die 10 km absolviert. In 44 Minuten (43:58 um es genau zu sagen). Ich rechnet wieder kurz nach. Bin zwischenzeitlich stehen geblieben. Musste dingend ins Gebüsch. Leibniz Schoko Vollkorn kurz vor dem wegrennen – nie mehr wieder. Ich rechne nach. Ned schlecht.

Die letzten 2 km bin ich dann echt locker heimgleaufen. In Summe 12 km in 55 Minuten.

Was mich jetzt wundert ist:

  • warum bin ich für meine Verhältnisse schnell, obwohl ich kein spezifisches Lauftraining bzw. Intervalltraining hatte? 
  • warum laufe ich nach einer intensiven Radsaison mit mehr als 60.000 Höhenmetern knapp 2 Minuten über meiner All-Time Bestzeit über 10 km. Einfach so?


Ich habe eine Antwort. Eine Theorie. Einen Weckruf. Weniger Masse + weniger Training = trotzdem schnell. Bis vor kurzem (1 oder 2 Tage) schleppte ich ein All-Time Niedriggewicht durch die Gegend (Inflation und Alter bereinigt). Die intensive Radsaison hat an mir genagt. Das kommt wohl beim Laufen am besten zum Tragen bzw. zum Schweben. Weniger Masse ist mit weniger Aufwand leichter zu bewegen. Physik.

Und jetzt: Würde ich jetzt noch schneller werden wollen, müsste ich über den Winter hungern und auf die ganzen Weihnachtskekse verzichten.

Lasst mich nochmals darüber nachdenken ob ich überhaupt schneller werden will bzw. muss.

stay tuned
Cristian Gemmato aka @_ketterechts



Dolomiten 2013. Vorschauf auf Tag 7.

Alles hat ein Ende. Auch die Höhenmeter.

Tag 7. Und gleichzeitig auch letzter Tag von Dolomiten 2013. Eine weitere quaeldich.de Tour ist dann Geschichte. Eingentlich bin ich froh. Denn ich weiß nicht, war mir derzeit nicht weh tut. Ich habe mich 5 Tage mit ziemlichen Schmerzen durchgekämpft und wohl einige Kollateralschäden darauf verursacht.

Gestern war die Königsetappe. Nicht am Papier, sondern real gefahren. Dass was mit der Tourplanung nicht stimmt, habe ich ja bereits bemerkt. Denn der Ruhetag hatte bereits mehr Höhenmeter als die vermeintliche Königsetappe. Diese war dann eben gestern. Einige sind, weil es ja weh tut,  die 4.000 Höhenmeter fertig. Derzeit stehe ich bei ca. 21.200 Höhenmeter. Gefahren seit letztem Samstag. Fedaia, Prodoi, Falzarego (einmal von Cernadoi und einmal von Cortina aus), Valparola und Campolongo an einem Tag. Bilder gibt es hier. Dass Körper und Material das mit kleinen Ausfällen quittieren, kann man gar nicht übel nehmen.

Tag 7. Wir starten heute fast mitten im Passo Gardena. Bis oben sind es von hier 6 km bei mittelmäßigen Steigungsprozenten. Was uns zu Gute kommt. Logischerweise wieder mit Kaltstart bergauf. An unserer linken und rechten Seite (je nach Kehre) der massive Sellastock. Und die Lifte des riesigen Skigebietes (Dolomiti Superski). Am Passo Gardena machen wir dann wieder Bekanntschaft mit einem alten Bekannten. Den Langkofel und der Plattkofel. Diese kennen wir vom Warum Up auf die Seiser Alm. Es geht hinunter nach Plan de Gralba, wo wir dann auf das Sellajoch aufstegen. Eine Straße mitten in einem steinernen Meer. Vorbei an rießigen Felsbrocken. Oben sind wir dann genau vor dem Langkofel rechts und dem Sella links. Wir haben einen herrlichen Ausblick ins Grödner- und Fassatal. Die Marmolada, sollte uns auch nochmals ihr Gesicht zeigen. Mit diesem Pass haben wir die klassische Sellarunde beendet. Passo Campolongo, Passo Pordoi, Passo Sella und Passo Gardena.

Wir fahren hinunter nach Canazei. Auch eine alte Bekannte der letzten 2 Tage. Diesmal geht es talauswärts. Die Abkürzernehmen die Straße auf den Karerpass und folgen dann der Val d’Ega (Eggental) bis nach Bozen. Back home.

Der Rest nimmt einen Abstecher zum Rifugio Gardeccia in Kauf und nähert sich direkt dem Rosengarten mit den Vajolet Türmen. Nochmals 12 – 14% Steigung auf 6 – 7 km. Ich denke, das mache ich auch. Der Rifugio Gardeccia wird als Stichstraße genommen. Nach der Stärkung dort wird die Tour A weitergefahren. Von Vigo di Fasso hinauf auf den Karerpass. Latemar und Rosengarten immer im Blick.

Für den allerletzten Schluss hat uns Roli noch ein Zuckerl ausgesucht. Ein 12% Anstieg zum Ende der Tour. Nigerpass sowie der kurze Anstiegnach Obergummer. Diese beiden „Schupfer“ werden dann mit einer kurvenreichen Abfahrt nach Steinegg belohnt. Bozen ist nicht mehr weit. Das Ende von Dolomiten 2013 auch. Leider. Schade.

Ein abschließendes Resümee folge in den nächsten Tagen.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Dolomiten 2013. Vorschau auf Tag 6.

Die heutige Achterbahn.

Tag 6. Heute ist der Tag der großen Pässe des Giro d’Italia. Und wie bei Dolomiten 2013 so üblich, gibt es auch heute wieder keine Einrollphase. Unser Hotel liegt bereits an der Straße zum legendären Passo di Fedaia am Fuße der Marmolada. Es warten auf uns 9 sehr steile und harte Kilometer. Das ist das dunkelrote im Höhenprofil.

Da wir diesen Abschnitt gestern bereits heruntergefahren sind, wissen wir, was auf uns zukommt. Selber bin ich hier schon 1 x gefahren. Bei der Maratona delle Dolomiti. Und ich habe die Vorderradloopings noch in Erinnerung. Speziell die letzten Kehren haben es in sich. Und wenn ich hier wieder erwähne, dass ich damals (ja, damals, denn lange ist es her) mit einer Heldenkurbel gefahren bin, dann soll das meinen Leichtsinn (damals, jetzt bin ich reifer) unterstreichen.

Wir fahren ab Sottoguda durch die Schlucht bis Malga Ciapela. Vermeiden also die Hauptstraße, welche sich wegen der Tunnels hier wenig eignet. Die Schlucht selber kenne ich nicht. Von den Höhenmetern ist es egal. Ob die auch so rampig ist? Ich werde es sehen. Laut Roli ist sie landschaftlich ein Hingucker. Sofern man den Kopf heben kann.

Ab Malga Ciapela beginnt das Leid. Geradlinig, direkt Richtung Horizont erhebt sich die Straße. Es schaut steil aus und es ist steil. Aber nicht so steil, wie die Kehren die uns nachher erwarten. Es ist eine Wand, die mit einer Straße garniert ist. Fotos habe ich gestern im Album Dolomiten Teil 3 bereits gepostet. Oben geht es dann entlang des Lago di Fedaia noch 2 km flach. An der linken Seite der bereits etwas zurückgegangene Gletscher der Marmolada.

Bis nach Canazei können wir es dann 11 km krachen lassen. Wir müssen also kaum was für die Vorwärtsbewegung tun. Direkt im Ort beginnt der nächste Anstieg und wird sind auf der klassischen Sellarunde, welche wir gegen den Uhrzeigersinn fahren. Wir halten uns rechts, um den Passo Prodoi zu erklimmen. Links würde es auf das Sellajoch gehen.

Das Prodoijoch war jahre lang die sog. Cima Coppi. Mit 2.239m ist es einer der höchsten Passe hier in den Dolomiten. Ein Denkmal an den früheren italienischen Radgott am Fuße des Passes und oben weisen darauf hin. Ich kenne diese Strecke nur von der Abfahrt. Bin das Pordoijoch immer von Arabba aus gefahren. 33 Kehren bergauf. Alles baumfrei und mit herrlichem Blick auf das Sellamassiv und auf die Prota Vescovo. Im Winter ein Muss auf der Sella Runde. Die neue Funifour bringt die Skifreaks in wenigen Minuten auf über 2.400 Meter.

Heute sind es halt 33 Kehren bergab. Auch mal was anderes. Von Arabba geht es dann weiter nach Cernadoi, wo bereits der Ansteig zum Passo di Falzarago beginnt. Ortskundige und formstarke hätten hier die Möglichkeit den Giau zu fahren (den kennen wir noch von vorgestern). Giau rauf, Richtung Cortina runter und dann bei Pocol wieder Richtung Falzarego rauf. Kein leichter Umweg. Es ginge auch den Passo di Staulanza als Stichstraße zu fahren. Aber das wäre dann eine ganz ganz andere Geschichte. Eine unendliche. Denn hier reihen sich Pass an Pass. Und leider haben wir nicht ewig Zeit und eweig Luft und Kraft in den Beinen.

Wir konzentrieren uns auf den Falzarego. Dieser Pass ich eigentlich eine Kreuzung. Denn wenn man oben ist kann man rechts nach Corina fahren und links auf den Passo Valparola. Unser Ziel. Direkt vor uns am Passo Falzarego der Lagazuoi. Ein legendärer Berg aus dem 1. Weltkrieg. Und jetzt Mekka für Skifahrer. Mit einer Seilbahn geht es hinauf. Und von oben dann über eine sehr steile und von Felsen begrenzte Piste hinunter ins Kassiantal Richtung Hotel Armenterola. Ich weiß nicht ob ich das bereits geschrieben habe. Aber erzählt habe ich es hier den Teilnehmern sicher schon. Es ist ein Erlebnis.

Falzarego Valparola, das sind nur 1,2 km. Links von uns der Col di Lana. Der Blutberg. Wir fahren hinunter ins Kassiantal. Ein sehr knackiger Gegenanstig unten in St. Kassian bringt uns hinauf nach Stern/La Villa. Von hier sind es dann nur noch wenige Kilometer bis nach Corvara. Wer noch Zeit hat, wirft einen Blick auf die Gran Risa. Hier wird jährlich der Skiweltcup Riesentorlauf der Herren ausgetragen.

Corvara ist nicht ganz Endstation. Wer will fährt noch den Passo Campolongo, um die Sella Runde komplett zu machen. Morgen fahren wir ja Sella und Grödnerjoch. Andere fahren ins Hotel. Ich fahre zum Pinarello Schauraum im Hotel La Perla.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts