Schlagwort: Rennradblog

Herbstzeit ist Crosserzeit. Meine Erfahrung als Erstkäufer im Überblick.

Norco Threshold Rival 1 Crosser

Der Herbst zieht unaufhaltsam übers Land. Die ersten Frühnebelfelder sind die noch harmlosesten Vorboten des natürlichen Feindes jedes Renrnadfahrers. Die Tage werden immer kürzer. Die Ausfahrten dafür rarer. Für die einen ist es die wohlverdiente Off-Season, für die anderen die heiß ersehnte Crosserzeit. Weg vom Asphalt, hinein ins Gemüse. Rollsplit statt Bananenspilt. Laub statt Staub. Crosser statt Rennrad.

Crosser? Was ist das?

Wer so einen Crosser hat, der kann sich glücklich schätzen. Wer keinen hat, so wie ich, der kann einem Leid tun. Die Auswahl an Crossrädern ist mittlerweile so riesig. Die Technik weit jener der Rennvelos voraus. Die gut gemeinten Meinungen vieler Experten so unterschiedlich. Die Gefahr, die Katze im Sack zu kaufen gegenwärtig. Deshalb habe ich die letzten Wochen damit verbracht mich zu informieren. Was ich dabei an Weisheiten gesammelt habe, hier im Überblick:

  1. Hersteller: mittlerweile baut fast jeder auch Crossräder. Von den bekannten Marken abwärts. Bis zu kleineren Schmieden. Wer kann’s am besten? Haha! Fangfrage. Erfunden haben es nicht die Schweizer. Aber die Belgier waren mit Ridley von Anfang an dabei. Aber auch Newcomer aus dem MTB Bereich wie Norco aus Kanada mischen mittlerweile brav mit.
  2. Rahmen: Carbon vs Alu. Alles dabei. Auch bei Crossrädern. Was besser ist? Das überlasse ich jedem selbst zu urteilen. Wie immer eine Preisfrage.
  3. Handel vs Internet: Da möchte ich mir die Finger nicht verbrennen. Aber die Realität sieht so aus, dass der Handel nicht immer durchsortiert ist. Hier sind längere Wartezeiten einzukalkulieren. Spezialisierte Onlinehändler (außer Canyon) können jetzt noch innerhalb von 5 – 7 Tagen liefern.
  4. Ausstattung: Außer Campagnolo sind hier Shimano und SRAM heimisch. 105er und Ultegra reichen auf alle Fälle aus. Apex, Rival oder Force natürlich auch.
  5. Übersetzung: Hier finden sich die markantesten Unterschiede wieder. Angefangen von der 1er Serie von SRAM. Ein statt zwei Kettenblätter ohne Umwerfer. Bis zu 300g weniger Gewicht. Jetzt müsste man nur noch rechnen können. 40 bis 50 Zähne vorne und 11 Ritzel hinten mit 10 bis 42 Zähne. Ansonsten Kompakt klassisch mit 2 Kettenblättern vorne. 48/36 gilt hier mehr oder weniger als Standard.
  6. Bremsen: Die Welt ist rund und die Bremse ist eine Scheibe. Inzwischen 140mm vorne und 160mm hinten. Mechanisch oder hydraulisch. Auch hier gilt: Preisfrage.
  7. Steckachsen: Der Schnellspanner hat ausgedient. Wie bei den MTB’s halten diese Vorder- und Hinterrad am Rahmen. Durch den größeren Durchmesser ist eine bessere Steifigkeit möglich. Die Laufräder können somit auch exakter positioniert werden. Bremsen und Quietschen wird vermieden.
  8. Geometrie: die Crosser benötigen eine agile Lenkergeometrie. Dementsprechend sind die Räder auch so gebaut. Auffallend ist, dass Crosser kleiner ausfallen und der Vergleich mit dem eigenen Rennrad, um 1 bis 2 Rahmenhöhen größer ausfällt. Mehr dazu in einem meiner älteren Blogbeiträgen über „stack“ und „reach“ – zwei Maßeinheiten, mit denen Rahmen miteinander koreliert werden können.
  9. Reifen und Laufräder: Stollen oder Slicks, Tubless oder mit Schlauch, Alu oder Carbon … mein Gott, wie soll man sich da noch entscheiden. Dann auch noch die Breite. 35 mm oder mehr?
  10. Preis: Ab € 1200 ist man dabei. Die Grenze nach oben offen. Wobei planetX mit einem Vollcabon Crosser (Rival 1 und hydraulischen Bremsen) um € 1.500,- inkl. Versand, das Rad mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis anzubieten hat.

Jetzt heißt es nur noch zuschlagen und loslegen.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #styliseyourride

Ich schreib mich gesund – egal was die Ärzte sagen.

Was Ärzte nicht tun

Ich weiß was ich tue. Deshalb tue ich es. Ich schreibe mich gesund. Egal was die Ärzte dazu meinen. Ab heute. Ab sofort. Gestern habe ich schon eine Krücke entsorgt. Die linke. Das rechte Bein wird nicht mehr geschont. Es wird behutsam belastet. Nicht voll, aber immerhin. Die zweite Krücke brauche ich noch – die Gehmotorik ist noch nicht vollkommen hergestellt. Ich spare mir ganze 2 1/2 Wochen schulmedizinisches Abwarten auf bessere Zeiten.

Ärzte sind zu vorsichtig.

Ich weiß was ich tue. Deshalb tue ich es. Die kurzen Einheiten am Wochenende am Ergometer waren Balsam für die Seele. Zuerst nur 2x 30 Minuten bei 30 Watt. Tags darauf 2x 45 Minuten mit bis zu 100 Watt. Und am Sonntag dann 1h40 mit Spitzen bis zu 200 Watt. Schmerzfrei mit Freundentränen. Es war einfach nur geil, dem Surren des TACX-Gerätes zuzuhören. Starrer Blick nach vorne. Hände am Unterlenker. Beine, die auf- und abgehen. Zu Radeln war die beste Entscheidung. Die beste Therapie.  Mein rechtes Bein lässt sich im Sitzen und im Liegen bereits leicht heben. Die Muskeln reagieren auf die Physio. Das Hirn läuft wieder im Aktivmodus. Warum also länger warten?

Ich weiß was ich tue. Deshalb werde ich es tun. Ich werde am Wochenende eine Runde mit dem Rennrad drehen. Wetten?

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#beatmedicine #ketterechts

Compex – elektrostimulierte Muskeltherapie. Meine Erfahrung damit.

Muskelaufbau Compex

Man tut was man kann. Und man tut, was andere können. Im Kampf gegen den Muskelschwund. Dieser schreitet neben der Knochenheilung leider auch unaufhaltsam voran. Vorbeugend habe ich mir deshalb ein Compex Gerät zur elektrostimulierten Muskeltherapie zugelegt. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Eric Rosant von Compex Österreich für sein Leihgerät. Es ist schön, wenn virtuelle Freunde im Bedarfsfall zu echten Freunden werden. Eric ist mit dem SP 8.0, dem Topmodell von Compex, persönlich in mein Lazarett gereist, um mich einzuschulen.

Compex. Von nix kommt nix.

Tag 18 nach meinem Rendezvous mit dem bösen Asphalt. Es geht mir den Umständen entsprechend. Eine alltagstaugliche Mobilisaiton ist bereits wieder hergestellt. Auch wenn ich immer noch abhängig bin. Auf mich allein gestellt würde mir der Zugang durch sauschwere Brandschutztüren verwehrt bleiben. Allein müsste ich alles, was zu tragen und zu schleppen wäre, mit den Krücken am Boden entlang schieben. Einige Routen am Naturparkett sind schon gut gekennzeichnet. Bewährt hat sich auch für den Fall wenn keine Hilfe zur Stelle ist, das Zwischenlagern über mehrere Stationen im maximalen Umkreis von zwei Metern. Not macht erfinderisch. Und MacGyver Gene hatte ich immer schon.

Compex SP8.0 ist Selbsterklärend.

Wie heißt es so schön. Mit vollen Hosen ist leicht stinken. Das stimmt. Demnach stinkt das Topmodell SP8.0 sehr. Denn es hat die Hosen voll. Voller Funktionen. Gerät einschalten, Programm wählen, Elektroden nach exakter Display-Vorlage ankleben, verbinden, einschalten und loskitzeln. Autorange heißt das Zauberwort. Mit Autorange stellt der SP8.0 die optimale Intensität selbst ein und dies für jeden Kanal einzeln. Bei Regeneration und Schmerzbehandlung. Bei Training und Reha hingegen, kann man sich die Intensität selbst einstellen. Ohne zu übertreiben. So wie man die Gewichte oder den Widerstand beim Krafttraining selbst einstellen würde. Ein gewaltiger Quantensprung. Ich kannte Compex noch als Kabelsalatgerät.


Ich habe den Compex SP8.0 hauptsächlich für Muskelatrophie, Muskelkräftigung, Kapilarisation sowie Entspannungs- und Regenerationsmassagen im Einsatz. Am Oberschenkel vorne und hinten im Bereich Adduktoren und Hüftbeuger. Muskelatrophie, um dem Muskel sein Volumen zurückzugeben. Speziel mein rechtes, länger inaktives Bein hatte diese Funktion notwendig gehabt. Ein ganzer Zentimer Umfang sind verschwunden. Muskelstärkung, um den Muskel wieder aufzubauen. Logisch. Kapilarisation, um die Durchblutung zu fördern. In der Schmerztherapie ein wichtiger Aspekt. Die verschiedenen Massagen, um das Lot wieder zu finden. Ca 20 Minuten dauert jede Elektrostimulation.

Das interessante bei der Muskelkräfitgung ist, dass man im Moment des Stimulation mit aktiver Anspannung des Muskels, den Traiingseffekt verstärken kann. Der Rennradfahrer sollte dann im Sitzen seine Beine heben und runde Bewegungen aus der Hüfte machen – ähnlich dem Tritt in die Pedale. Bei mir ist diese Übung noch auf der Wunschliste.

Klingt alles sehr theoretisch. Die Praxis hat mir gezeigt, dass ich trotz längerer Inaktivität weniger Muskelmasse verloren habe. Sogar mein Physiotherapeut war erstaunt, „was da noch alles da ist“. Wenn ich bedenke, dass ich Compex SP8.0 nicht nur an dem Oberschenkeln, sondern auch den Waden, am Po, am Bauch, an der Armen, am Nachen und an der Brust verwenden könnte ….

Fazit:

Compex ist selbsterklärend und funktioniert tadellos, kabellos. Wireless mit MiSCAN, MiAUTORANGE, ACTION und TENS. Fast von selbst – na bravo. Nicht nur in der Reha, auch im Training ein nützliches Gerät. Schwerpunkt Regeneration und Massage, um schneller wieder leistungsfähig zu sein. Aber auch das Thema Muskelstimulation in der Vorbereitung ist trainingstechnisch ein Pluspunkt. Einziger Minuspunkt aus meiner Sicht: Die Elektroden sind sehr empfindlich. Nach ein paar Anwendungen kleben sie nicht mehr so gut. Falls eine Elektrode während einer Anwendung abfällt brennts höllisch.

Compex Geräte gibt es im Fachhandel und im Online Store. Das Modell SP8.0 kostet € 1.229,-. Ein neuer Satz Elektroden € 9,90.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#beatmedicine #ketterechts #compex

F*** you Schulmedizin. Mit Physiotherapie geht was weiter.

Physiotherapie

Endlich geht was weiter. Nach 14 Tagen TKM (traditionelle Ketterechts Medizin) war ich heute endlich dort, wo ich seit meinem Crash hingehöre. Beim der Physiotherapie. Überpünktlich. Wie ein kleines Kind habe ich mich unmittelbar nach meinem Aufprall am Asphalt auf diesen Moment gefreut. Die ersten 45 Minuten waren ein echter Hammer. Der esoterisch angehauchte Raum. Die Poster an der Wand mit der Abbildung aller menschlichen Muskeln. Das Skelett. Die chilenische Panflötenmusik bekannt aus Funk, Fernsehen und Fußgängerzone. Die volksschultaugliche Sprossenwand. Die puzzleartig ineinander verkeilten Mattenrechtecke. Das mit einem Papierleintuch abgedeckte Therapiebett. Es hat so gut getan.

Keep calm – your Physiotherapie is here.

Es hat so gut getan, mein rechtes Bein wieder halbwegs zu spüren. Es hat gut getan, dieses nicht nur wie ein Fremdkörper durch die Gegend zu schleifen. Es hat gut getan, winzig kleine Fortschritte zu erleben. Fortschritte auf dem Weg in den Sattel.

„Bringen Sie mich so rasch wie möglich aufs Rennrad.“

Eigentlich wollte ich ja schon selber viel früher aufs Rad steigen. Nicht aufs Rennrad. Auf meinen alten, rostigen Daum. Markante Koordinationsdefizite und eine eingeschränkte Motorik haben mich davon abgehalten. Fremde Hilfe musste mit dem Flehen „Bringen Sie mich so rasch wie möglich aufs Rennrad“ her. Die Suche nach einem Physiotherapeuten in der Nähe gestaltete sich kompliziert einfach. Mehrere Empfehlungen habe ich angeschrieben. Zwei haben sich gemeldet. Die eine mit den Hausbesuchen macht keine und der andere ohne, hat mir gleich einen Termin in seiner Praxis angeboten. Aufgrund des Wortes „Sportphysiotherapie“ auf dessen Homepage habe ich zugesagt.

Als Einstimmung habe ich am Abend davor noch eine Osteopathin besucht. Diese alternative Behandlungmethode hat mich in meinem Entschluss bekräftigt, die 6 Wochen Heilungsdauer by Schulmedizin nicht für bare Münze zu halten. Es war eine sehr entspannte Einheit, bei der ich laut Osteopathin eine Metamorphose vom Panzer zum Weichei vollzogen habe. Fragt mich nicht, was man mir mir gemacht hat. Und auch nicht was. Geholfen hat es. Es wurden viele Sachen korrigiert und ins rechte Lot gerückt. Das freundliche und ehrliche „Das wird schon wieder“ zum Schluss war jeden Cent wert.

Heute Morgen dann mein erster Besuch beim Physiotherapeut. Der Weg in seinen ersten Stock war schon eine Art Bewährungsprobe. Ein alter Hof mit einem engen und steilem Steigenhaus. Oben angekommen, läute ich. „Hallo Herr Gemmato, haben sie gut hergefunden?“ Ich „Ja, ein Lift fehlt aber.“ Ein guter Einstand, oder? Danach eine kurze Anamnese und schon lande ich am Therapiebett.

Was folgt sind eine Reihe von Physiotherapie-Übungen mit denen die Funktionen des Hirns und jene der Beinmuskulatur wieder zu einem deckungsgleichen Tun zusammengeführt werden sollten. Mein rechtes Bein weigert sich nämlich das zu tun, was mein Wille ihm befiehlt. Manche Übungen absolviere ich mit Bravour. Bei anderen hingegen stelle ich mich an, als wäre ich noch nie auf Beinen gestanden. Schwankend und zitternd spüre ich, wie meine Muskeln kaum auf die Reize reagieren. Zuckend geben sie ihr Spielverderbertum zu Protokoll. Fragen wie „Tut’s weh?“ werden kategorisch mit „Nein“ beantwortet.

Alles in allem verläuft die erste Einheit trotzdem für mich zufriedenstellend. Der Physiotherapeut ist entweder schlau, weil er mir genau das sagt, was ich hören möchte, oder er ist wirklich von meinem Willen überrascht und von meinen bis jetzt gezeigten Fortschritten überzeugt. Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg ist steinig und schwer.

Ich habe die letzten 14 Tage Muskelmasse verloren und Bauchfett gewonnen. Auf dass es so weitergeht – nur mit umgekehrten Vorzeichen.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#beatmedicine #ketterechts

Ötztaler Radmarathon 2016. Traum und Albtraum.

Ötztaler Radmarathon
 

Ötztaler Radmarathon 2016. Ötzidreamer. Der Tag danach. Die einen feiern, die anderen grübeln. Wir sind im Juli 2016 nach Sölden gefahren, um uns auf den Ötztaler Radmarathon vorzubereiten. Wir, das sind Roland, Tobias 1 + 2, Henning, Stefan 1 + 2, Xandi, Bilgin, Christian, Michael und ich. Rookies und Wiederholungstäter. Jeder mit seinem eigenen Ziel. Wir sind die 4 Pässen abgefahren. Das Kühtai, den Brenner, den Jaufenpass und das Timmelsjoch. Wir haben uns akklimatisiert. Wir haben diskutiert. Und wir haben spekuliert. 5 Tage lang. Jeder über sein eigenes Ziel. Von Durchkommen bis hin zu Höherem. Gestern war der Tag der Wahrheit. Was hat die Vorbereitung gebracht?

Traum, Albtraum, Alptraum.

Den diesjährige Ötztaler Radmarathon habe ich von zu Hause mit Datasport live miterlebt. Auf meinem Bildschirm meine Favoriten. Alle Ötzidreamer unserer Rennradreise sowie weitere Freunde und Bekannte. Eine neue Erfahrung. Eine interessante Erfahrung. Ich habe mitgefiebert, als würde ich selber mitfahren. Ab 0645 Uhr bis tief in den Abend hinein. Abschnitt für Abschnitt. Die Zwischenzeiten Ötz, Kühtai, Innsbruck, Brenner, Gasteig, Jaufenpass, St. Leonhard, Timmeljoch und Sölden altbekannte Hotspots. Meine Zeiten stets im Hinterkopf. Jene, die in den letzten Jahren gefahrenen und meine für heuer umsonst geplanten.

Es war ein langer Tag für alle. Und alle sind wieder in Sölden angekommen. Vier von uns leider mit dem Besenwagen. Gasteig, Innsbruck und 2x Brenner waren die ungeplanten Endstationen. Aus unterschiedlichen Gründen. Genaueres weiß ich noch nicht. Einmal war es Vorsicht und einmal ein technischer Defekt. Dieser konnte zwar mit einem Ersatzrad behoben werden. Die Aufholjagd auf die 30minütige Wartezeit hat dann jedoch Kraft gekostet. Jene, die ins Ziel gekommen sind haben sich ihren Ötzidream erfüllt. Herzlichen Glückwunsch. Das Finisher-Trikot kann mit Stolz getragen werden.

Resümee: Der Ötztaler Radmarathon ist kein Wunschkonzert. Es spielen einfach immer so viele Faktoren mit. Faktoren die über Albtraum und Alptraum entscheiden. Das Erlebnis Ötztaler-Radmarathon bleibt so oder so mit Sicherheit ein Highlight. Highlight, welches 2017 wieder im Programm stehen kann. Mit einer Rennradreise zum Ötztaler Marathon. Vorbereitungswoche im Juli und Rennwochenende im August. Inklusive garantiertem Startplatz. 9 unvergessliche Tage im Zentrum von Sölden. Voranmeldungen nehme ich gerne entgegen.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ötzidreamer #ketterechts #örm2016

Ötztaler Radmarathon 2016. Der Ötzi-Dream ist geplatzt.

Ötztaler Radmarathon

Ich fasse mich kurz: Der Ötztaler Radmarathon 2016 findet ohne mich statt. War eh klar nach meiner Bruchlandung. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Das Wunder von Eisenstadt ist ausgeblieben. War ja auch nicht anders zu erwarten. Anatomisch wie auch physiologisch. Man hätte mich vielleicht aufs Rad heben können. Für die Ewigkeit.

Es ist also offiziell. Mein Ötzi-Dream ist geplatzt. Somit kann ich die zusammen mit quaeldich organisierte und betreute Rennradreise zum Ötztaler Radmarathon nicht beiwohnen. Zur Erinnerung: das Paket umfasste 5 Tage Vorbereitung im Juli und das Rennwochenende inkl. Startplatz und Ötzidreamer Radtrikot und -hose. Auf ein Neues 2017. Ich wünsche auf diesem Wege allen Teilnehmern, insbesonderes jenen unserer Rennradreise, alles Gute, viel Spass und gute Beine für das Rennen morgen. Ich? Ich werde vieles vermissen.

  • die Stufen rauf in die Tennishalle der Ötztal-Arena zur Startnummernabholung mit Gegenverkehr trotz Einbahnregelung
  • mein Startgeld – dieses gibt es nur bei Abschluss einer entsprechenden Stornoversicherung retour
  • den mehr als übervollen Teller Kaiserschmarrn samt Apfelmus, garniert mit Nudeln. Kaum vorstellbar, was auf einen einfachen Kartonteller so alles raufpasst. Und vor allem in welcher Kombination.
  • die Frage „Bist du den Ötzi schon mal gefahren“
  • den Italiener und seine Frau im bestens sortierten Ramsch-Standl der gesamten Expo. Kaum ein Jahr, in dem ich dort nichts gefunden und gekauft habe. Legendär die GSG-Neoprenüberschuhe. Schade dass diese nach 10 Jahren ihr Dasein aufgegeben haben.
  • den Wecker um 0400 Uhr, das frühe Frühstück, der Gang nach Außen zur Temperaturkontrolle, der Blick auf die Autodächer, um Ausschau nach Raureif zu halten
  • der doppelte bis dreifache Gang auf die Toilette nachdem die Entscheidung zum Rennoutfit gefallen und dieses im Schichtverfahren angezogen worden ist
  • das traumhafte Wetter. Als ich 2015 gemeint habe, dass ich solche Bedingungen nie mehr erleben werde, habe ich wohl bis heute Recht gehabt
  • das Vorschwindeln zum Start (mehr verrate ich nicht – das bleibt mein Geheimnis)
  • das Rauschen der Laufräder entlang der Ötztal-Bundesstraße von Sölden nach Ötz
  • das Krachen der Schaltungen am Anstieg ins Kühtai. 80% der Teilnehmer glauben nämlich mit Kette rechts rauf zu kommen.
  • der Sonnenaufgang im Ochsengarten. Dieser betont jeden Atemzug der vor dir Fahrenden noch deutlicher
  • die Stimmung kurz vor der Passhöhe mit dem Red-Bull DJ Fahrzeug. Tour de France feeling
  • die Kühe im Kühtai. Neben und auf der Straße.
  • der 100er runter Richtung Gries im Sellrain
  • die lutschenden Italiener von Kematen nach Innsbruck
  • das „ich darf nicht forcieren“ hinauf auf den Brenner, um es dann doch zu tun. Weil es läuft
  • unsere eigene Labestation kurz vor dem Brenner
  • den wahren Ötztaler ab Kalch hinauf auf den Jaufenpass – hier fangen die Spiele erst an
  • den Jaufenpass. Eigentlich harmlos. Eigentlich.
  • den Blick der Teilnehmern beim Erreichen der Baumgrenze, wenn der Pass oben am Horizont schon zu sehen ist aber noch 3 1/2 km fehlen.
  • alle schönen und weniger schönen Gedanken bis dahin
  • ein größeres Ritzel hinten
  • zwei größere Ritzel hinten
  • die vielen Schlaglöcher in der Abfahrt nach St. Leonhard
  • die Mauer von St. Leonhard und ihre berüchtigten 40 Grad
  • die Stille hinauf nach Moss im Passeier
  • die noch größere Stille bis nach Schönau
  • das Schlangelinienfahren, um Meter und Höhenmeter zu machen
  • das Hadern mit dem Wetter. Zu warm oder zu kalt. Es ist hier nie optimal.
  • die Toten von Schönau
  • die letzten 10 km zum Timmelsjoch und ihre Dramen
  • den Ötzi-Dream am Timmelsjoch. Kaum ein Straßentransparent, das so viele Emotionen auslöst
  • der Fotograf in der Abfahrt zur Mautstelle. Hoffentlich erwischt er mich beim „froomen“ mit über 100 km/h
  • der Gegenanstieg zu Mautstelle. Die längsten 200 Höhenmeter auf der gesamten Welt.
  • Hochgurgl, Obergurgl, Zwieselstein und die Mülldeponie von Sölden
  • die 1000m Marke
  • die applaudierende Menschenmenge
  • die Sprinter um die goldene Ananas
  • die Rechtskurve ins Ziel
  • das Ziel
  • das „nie mehr wieder“
  • die Stufen rauf in die Tennishalle der Ötztal-Arena zur Abhoung des Finisher-Trikots mit Gegenverkehr trotz Einbahnregelung
  • den mehr als übervollen Teller Kaiserschmarrn samt Apfelmus, garniert mit Nudeln. Kaum vorstellbar, was auf einen einfachen Kartonteller so alles raufpasst. Und vor allem in welcher Kombination
  • die Sauna und das Schwimmbad am Dach im DieBerge

Ötztaler Radmarathon. Ich vermisse dich.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ötzidreamer #ketterechts

Neues aus der Hölle. Das Schlimme an einer Verletzung ist nicht die Verletzung.

Verletzung

Es gibt Wichtigeres. Es gibt Schlimmeres. Und es gibt Dringenderes. Leider gibt es aber auch eine Verletzung. Es gibt Hüfte und ein Becken, die nicht mehr das tun, was sie aus meiner Sicht tun sollten. Funktionieren. Rund funktionieren. Beim Rennradfahren. Lange Rennradfahren. Im Speziellen 235 km und 5.500 Höhenmeter. Nächsten Sonntag. Von Sölden bis Sölden. Bei prognostizierten traumhaften Bedingungen. Das tut weh. Mehr weh als die oben Besagten. Ich weiß. Es gibt echt Wichtigeres. Es gibt viel Schlimmeres. Und es gibt nochmals Dringenderes. Aber leider gibt es auch einen Ötztaler Radmarathon auf den ich möglicherweise verzichten werden muss.

Eine Verletzung ist so schlimm genug.

Bei den Dingen die nicht so einwandfrei funktionieren, handelt es sich um meine Hüfte und mein Becken. Beide Körperteile zusammengahalten und umgeben von vielen Weichteilen. Faszien, Sehnen, Muskeln. Ein ausgeklügeltes System, welches bei mir durch den wuchtigen Aufprall am Asphalt aus dem natürlichen Konzept geworfen worden ist. Mein gegenwärtiges System hat keine geregelten Abläufe mehr. Mein aktuelles System hat keine Selbstverständlichkeiten mehr. Mein beleidigtes System hat Prozesslücken. Mein Bewegungsystem muß nach einem Mißgeschick neu aufgesetzt werden. Ein Neustart dringend gesucht.

Mobilisation statt Degeneration.

Als ich vergangenen Samstag aus dem Krankenhaus entlassen worden bin, stand auf den Papieren bei Therapie „6 Wochen Entlastung“. Mehr nicht. Danke und Aufwiedersehen. Die Schulmedizin hatte ihre Pflicht erfüllt. Erstversorgung. Röntgen. Stationäre Aufnahme. Mal schauen. Entlassen. Part of the game. Part of the system. Gut, dass es die Schulmedizin gibt. Sehr gut, dass es das Gesundheitsystem gibt. Sonst würde ich ja noch am Feiersteig liegen.

Sechs Tage nach meiner Entlassung sitze ich in der Sonne auf der Terrasse und schreibe diesen Blog. Auf die Terrasse bin ich über die Wohnzimmertüre gelangt. Vier Stufen tiefer. Auf meinen Krücken. Gestern war ich 29 Minuten spazieren. Auch auf meinen Krücken. Ich stretche und dehne täglich. Die verschriebenen Schmerzmittel habe ich abgesetzt. Mobilisation ist besser als Degeneration. Mein rechter Fuß immer brav entlastet. Genau so wie die die Ärzte im Krankenhaus es befohlen haben. Das Liegen bekommt mir nicht. Die Nächte sind nach wie vor der Horror. Gerade liegen ist nicht mein Ding.

Wunder geschehen. Selten.

Ich bin weder Wunder noch irgendwas. Ich bin nur selbständig. Auch beruflich. Ich kann und will nicht sechs Wochen liegen und warten. Die Schulmedizin hat ein System, welches über alle Patienten umhüllt wird. Somit ist das System auch halbwegs finanzierbar. Patienten sind aber nicht alle gleich. Ich bin nicht alle. Ich habe sicher Glück gehabt. Ich habe drei Sollbruchstellen: Hüftpfanne, Schambein und Sitzbein. Alle drei weder durch noch glatt. Ich kann kaum was verschlechtern oder verschieben. So dumm mich nochmals von einem Meter Höhe mit 44 km/h auf den Boden zu werfen bin ich ja nicht. Meine Knochen werden schnell heilen. Sie wollen. Sie müssen.

Alles braucht seine Zeit. Gut Ding braucht Weile. Eine gute Heilung auch. Wenn es sechs Wochen sind, dann eben sechs. Wenn es mehr sein sollten, dann eben mehr. Wenn es schneller gehen wird, dann darf das auch sein. Mein Ziel ist, wieder beweglich zu werden. Jeden Tag mehr. Mein Ziel ist, weniger Schmerzen zu haben. Beim Niesen. Beim Husten. Beim Bewegen. Beim Urinieren. Beim Stuhlgang. Faszien, Muskeln und Sehnen müssen wieder geschmeidig werden. Diese schmerzen. Die kaputten Knochen nicht wirklich. Die sind ja entlastet. Mein System muss wieder einwandfrei funktionieren. Die Schulmedizin wird dashalb keine Hilfe sein. Sie will mich erst in drei Wochen wieder sehen. Um mich neu zu röntgen. Was ich jetzt brauche ist Physiotherapie und Osteopathie. Jetzt. Nicht in drei, vier oder sogar sechs Wochen, wenn die Schulmedizin mich als „geheilt“ aus ihrem System entlässt.

Das Schlimme an einer Verletzung ist ja nicht die Verletzung, sondern die Art, wie man damit umgeht.

Cristian aka @_ketterechts

PS: Mein Kopf wäre bereit, am Sonntag den Ötztaler Radmarathon zu fahren. Mein rechtes Bein nicht. Es ist noch nicht rasiert.

Verletzungspause. Schnell kann’s geehen.

Verletzungspause

„Fract. acetabuli dext. Fract. ram. inf. os. pubis. dext“ – auf gut deutsch Bruch der Beckenpfanne und Bruch des Schambeins. Beides rechts. So die nicht wirklich erfreuliche Diagnose nach der Einlieferung und dem Röntgen samt CT im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt. Behandlung: 6 Wochen liegen und rechtes Bein nicht belasten. Verletzungspause.

Die bis dato perfekte Saison 2016 ist somit abrupt zu Ende gegangen. Unfreiwillig. Knapp vor den Cyclassics in Hamburg und dem Ötztaler Radmarathon. Es kann echt schnell passieren. Und leider ist es echt schnell passiert. Shit happens.

Verletzungspause. Wie schwer wiegt das Wort Pause?

Donnerstag. 1800 Uhr. Die Gewitterfront über Eisenstadt verzieht sich. Die Sonne kommt wieder zum Vorschein. Ich entscheide mich, jetzt doch noch für eine kurze regenerative Ausfahrt. Wie immer wird die „furia rossa“ gecheckt. Luft einpumpen. Getränkeflasche und schon bin ich auf dem Weg hinauf zum Feiersteigweg. In der Sonne ist die Straße bereits trocken. In der Abfahrt merke ich, dass es nass ist. Ich fühle das Spritzwasser auf den Beinen. Deshalb suche ich bei der Abfahrt trockene Stellen. Die Straße an dieser Stelle ohne nennenswerte Kurven. Der Asphalt ganz ok. Bis dahin ist meine Erinnerung da. Dann wie ein Filmriss. Unterhalb der Hartl Lucke passiert es. Was genau kann ich nicht sagen. Ich fühle wie es mich hinten aushebt. Wie wenn jemand mit einem Schlag mein Hinterrad wegstößt. Ich falle nach vorne. Habe keine Chance irgendwas zu tun. Bin der Schwerkraft ausgeliefert. Es ist ein harter Aufschlag.

Die nächsten Bilder sind die, wie ich am Asphalt liege und  auf meiner Hüfte und den rechten Arm voraus nach unten rutsche. Mein Fahrrad halte ich in der linken Hand. Der rechte Fuß ist noch im Pedal. Es sind sicher 40/50 und sogar mehr Meter. Dieses Bild ist noch in meinem Kopf. Wie in Zeitlupe. Das Rutschen hat kein Ende. Als ich doch zum Stehen kommen, versuche ich meine Gedanken zu ordnen. Sofort kommt mir der Ötztaler Radmarathon in den Sinn. Ich fange an zu rechnen. Wie viele Tage habe ich noch, um mich von diesem Sturz zu erholen. Ich versuche den rechten Fuß aus den Pedal zu klicken. Habe keine Chance. Ich liege mit den Kopf talwärts nach unten. Das Rad auf mir. Nach ein paar Minuten bleibt ein Auto stehen. Eine Dame steigt aus. Ich bitte sie, mir zu helfen, den Fuß aus den Pedal zu geben. Die Drehbewegung ist ein höllischer Schmerz.

Die Hüfte zeigt eine für mich anormale Mulde.

Jetzt liege ich da. Beine Richtung oben, Kopf Richtung unten. Ich bin total verdreht. Kann das rechte Bein nicht bewegen. Ich checke den Rest meines Körper. Linkes Bein. Ok. Linkes Knie. Ok. Linke Zehen. Ok. Kopf. Ok. Arme. OK. Nur das Becken und die linke Hüfte lassen sich nicht bewegen. Die Hüfte zeigt eine für mich anormale Mulde. Ich taste die linke Seite ab. Dann die rechte. Versuche herauszufinden, ob es Unterschiede gibt. In der Zwischenzeit sind mehrere Leute da. Man berichtet mir, dass die Rettung bereits verständigt ist. Ich nehme mir den Helm ab. Und die Brille. Aus der Trikottasche nehme ich mein Handy und rufe die Rennschnecke an. Sie wohnt nicht weit weg. Sie soll mein Fahrrad holen.

Auch ein Polizist ist da. „Sind sie allein gestürzt?“ Ja. Bin ich. Ich habe höllische Schmerzen. Der Schock lässt auch schon nach. Mir ist kalt. Ich liege auf nassem Asphalt. Nach 20 Minuten ist die Rettung da. Die Rennschnecke war schneller. Mein Fahrrad ist somit in guten Händen. Die Sanitäter steigen aus. Erstes Abtasten. „Wo tut es weh?“ Ich kann den Schmerz ganz genau lokalisieren. Gebe Entwarnung, was alles andere betrifft. Der Versuch, mir die Suplest Radschuhe mit dem boa closure system zu öffnen entpupt sich für den Sanitärer als hoffnungsloser Fall. Mit meiner Schnellschulung löst sich auch dieses Problem. Jetzt will man mir die Socken aufschneiden. Mein energisches Veto verhindert Schlimmeres. Da ich keine Schmerzen in den Zehen habe, können die Socken auf dem herkömmlichen Weg entfernt werden.

Ich liege immer noch am Asphalt. Die Sanitäter grübeln, wie sie mich in das Rettungsauto heben sollen. Ich sehe nur, dass neben mir die Krankentrage samt Vakuummatratze auf 40 cm Höhe dasteht. Da komme ich ohne zu sterben nie rauf. Zum Glück gibt es die Schaufeltrage. Diese wird in zwei Teilen zerlegt und mir links und rechts unter den Körper geschoben. Dabei muss ich meine rechte Seite nur ein wenig heben. Mit der Schaufeltrage lande ich auf der Krankentrage und dann im Rettungsauto. Die Schmerzen sind höllisch. Auf der Fahrt ins Krankenhaus spüre ich jeden Stein. Ich fühle mich wie die Prinzessin auf der Erbse.

Sanft ist was Anderes. Schmerzfrei auch.

Notfallambulanz. Ich liege auf der Trage, so wie ich nach dem Sturz zum Stehen gekommen bin. Es ist mittlerweile bereits nach 1900 Uhr. Ich werde von der Krankentrage auf ein Krankenbett gehievt. Sanft ist was Anderes. Schmerzfrei auch. Der Turnusarzt schickt mich zum Röntgen. Dazu muss ich vom Krankenbett auf den Röntgentisch. Und wieder zurück. Das selbe beim CT. Vom Krankenbett in die CT Röhre und wieder zurück. Autsch.

Dann die Diagnose. Siehe oben. Stationäre Aufnahme im Krankenhaus. Erst jetzt bekomme ich Schmerzmittel. Intravenös.

Und blasn’s, aber schnell“

Plötzlich tauchen zwei Polizeibeamte auf. Ich muss zum Alkoholtest. Alkoholtest? Ja. Bei einem Verkehrsunfall ist das so üblich. Auch mit dem Fahrrad. Ohne Fremdverschulden. Ohne Mitwirkung anderer. Beschäftigungstherapie? Scheint so. Ich sehe keinen Sinn darin. Aber. Dem Gesetzt darf man sich nicht eugen. Mein Bett wird von den Beamten aus dem Zimmer geschoben. In Gang in einer Nebennische wird der Alkomat gestartet. Es dauert 5 Minuten bis dieser bereit ist. Die Polizisten erhählen mir von anderen Radunfällen. Mich interessiert das nicht. Mich beschäftigt nach wie vor mein eigener. Dann darf ich blasen. Nach dem Piepston. Bis zum nächsten Piepston. In einem Zug. Ich puste. Es piepst. Ein Beamter stoppt mich. „Genug“. Das ganze muss wiederholt werden. Also nochmals. Piepsen. Pusten. Piepsen. Das Ergebnis: 0,0 Promille. 2,8 l Puste. 1,6 l wären erforderlich gewesen. Ein Beamter klärt mich auf, dass 2,8 ein sehr guter Wert sind. Viele hätten Schwierigkeiten die 1,6 zu erreiche. Ich kann nur lachen. Bei 5,0 l Lungenvolumen habe ich mich ja gar nicht angestrengt. Jetzt bringen ich die Beamten das Bett mit mir zurück ins Zimmer. Schlangenlinienförmig. Ich schlage vor, beide einem Alkoholtest zu unterziehen. Sie lächeln.

Die erste Nacht eine Katastrophe. Mein Körper kann sich nicht bewegen. Will aber. Und er sucht nach einer Stellung, die keine Schmerzen bereitet. Findet diese aber nicht. Der Morgen kommt in langsamen Schritten. Ich liege. Genau so wie knapp 12 Stunden früher am Asphalt. Meine Blase ist voll. Urinieren funktioniert aber nicht. Visite. Man informiert mich. Und man gibt mir keine rosige Aussichten. Vormittags besucht mich auch der Physiotherapeut. Er schult mich. Was darf ich. Was darf ich nicht. Er will mich auf Krücken stellen. Keine Chance. Mein Körper streikt. Ich vertröste ihn auf morgen. Er meint, dass am Wochenende keiner da ist.

Am Nachmittag weiterer Besuch von zwei Physiotherapeutinnen. Sie erklären mir, dass wenn ich nicht zeigen kann, dass ich mit Krücken gehen kann, eine Entlassung kaum möglich ist. Ich raffe mich auf. So schnell können die Damen nicht schauen, gehe ich mit Krücken durch das Zimmer. Dann erwerbe ich gleich noch diese zwei Krücken.

Die zweite Nacht bricht ein. Diesmal sind es nicht die Schmerzen, die mich schlaflos machen. Es ist der Zimmernachbar. Er sägt die ganze Nacht. Einen kompletten Wald. Ich kann nicht schlafen. Ich schaue von 2200 Uhr bis 0530 Uhr fern. Olympia. Badminton der Frauen. Golf der Frauen. Usain Bolt und seine Staffel. Ich schaue alles, was möglich ist. Die Auswahl ist gering. Um 0530 Uhr kommt die Schwester. Die Nacht ist um. Frühstück erst um 0700 Uhr. Um 1000 Uhr Visite. Ich darf heimgehen. Ich muss 6 Wochen das rechte Bein entlasten. Nach 4 Wochen nochmals röntgen.

Jetzt heißt es Geduld haben. Gegen die Thrombose ankämpfen. Und gegen den Muskelschwund. Etwas Oberkörpertraining macht sicher Sinn. Und dann? Dann mal sehen, wie sehr die 6 schulmedizinischen Wochen gekürzt werden können. Leichtes Ergometertraining sollte ja früher möglich sein. Aber bitte nicht weitererzählen.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #comebackstrongher

PS: dem Rad geht es verhältnismäßig gut. Ich habe es mit vollstem Körpereinsatz geschützt. Der rechte Ergopowerhebel ist leicht nach innen verbogen. Die Niete des Schalthebels ziemlich geschliffen. Schaltwerk scheint ok zu sein. Lackschäden so gut wie keine. Das Rad bräuchte keine Verletzungspause.

Austria Giro 2016 – von Bregenz nach Wien. Rückblick Teil 1.

Österreich von West nach Ost

Der Sommer 2016 hatte seinen Höhepunkt. Zumindest für mich. Mein Austria Giro 2016. Drei Tage nach meiner Ankunft am Kahlenberg in Wien ist es Zeit, mit einem Rückblick zu beginnen. In Teil 1 beschäftige ich mich mit der Strecke und den Etappenzielen.

Austria Giro 2017 – ein erster Rückblick.

Die Idee zum Giro hatte ich bereits im vergangenen Sommer. Ich wollte etwas Spezielelles. Geworden ist es eine Tour von Bregenz nach Wien. Durch jedes Bundesland und über den höchsten jeweils befahrbaren Pass. Damit begann auch die Suche nach den höchsten Pässen. In Vorarlberg ist des die Bieler Höhe auf 2.071m an der Grenze zu Tirol, in Tirol ist es das Timmelsjoch auf 2.474m an der Grenze zu Südtirol, in Kärtnen ist es das Hochtor auf 2.504 an der Grenze zu Salzburg, in Salzburg auch das Hochtor (oder falls das nicht gelten soltle, das Fuschertörl auf 2.482m), in der Steiermark der Sölkpass auf 1.788m, in Oberösterreich der Kobelbergpass 1044m, in Niederösterreich der Feistritzsattel auf 1.298m, im Burgenland der Geschriebenstein auf 802m (Passhöhe) und in Wien der Kahlenberg auf 484m. Also gute 1400 km und 23.000 Höhenmeter.

Ich wählte die Route von West nach Ost und musste die geographischen Gegebeheiten mitberücksichtigen. Bei der Planung habe ich mir eine Grenze von 200 km pro Tagesetappe vorgegeben. Kompliziert war das Erreichen des Koblbergpasses im Norden und des Geschriebenstein im Südosten. Also eine Querung Österreichs von Nord nach Süd. Und natürlich auch die Höhenmeter, dich sich ergeben würden.

Geplant war die Route dann in weniger als einer Stunde. Mit etwas Ortskenntnissen war das auch kein Problem. Ich habe dabei +Strava benutzt und mich auch darauf verlassen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass das sehr gut funktioniert hat. Die Vorschläge waren perfekt – vor allem Tag 5 durch das Mühlviertel. Hier hat mich die Strava-Route über gut fahrbare Güterwege und Landesstraßen geführt.

Die Route im Detail:

Tag 1: Bregenz – Sölden:

Durch das Rheintal auf der L190 bis an den Anfang des Montafon. Wenig Verkehr und gute Fahrradstreifen. Dann weiter auf der L188 bis zum Anstieg zur Bieler Höhe. Hier besteht die Möglichkeit, den Radweg zu benutzen. Ich habe immer weider zwischen Straße und Radweg gewechselt. Bieler Höhe rauf und dann durch das Paznauntal bis nach Landeck. Von Landeck über Imst nach Haiming über die B171 und dann die Ötztaler Straße (B186) nach Sölden. Letzer Abschnitt mit sehr viel Verkehr. In Summe 217 km.

Tag 2: Sölden – Sillian:

Zuerst von Sölden rauf auf das Timmelsjoch, dann runter nach St. Leonhard, rauf auf den Jaufenpass, runter nach Sterzing und dann am Radweg Richtung Franzensfeste. Bei der Festung in Franzensfeste links abbigen. Richtung Bruneck. Das Pustertal kann auch am Radweg befahren werden. Was ich auch teilweise gemacht habe. Achtung: Rund um den Stausee bei Olang ist der Radweg nicht asphaltiert. Nachteile des Radweges – viel Zick-Zack und zusätzliche Höhenmeter. Kompliziert ist die Durchfahrt durch Bruneck. Sowohl auf der SS49 als auch am Radweg. In Summe 199 km.

Tag 3: Sillian – Radstadt:

Von Sillian das Drautal nach Lienz. Auf der Bundesstraße. In der Früh wenig verkehr. Rückenwind und teilweise bergab. Dann rauf auf den Iselsberg, runter nach Winklern und weiter Richtung Heiligenblut. In Döllach habe ich die Nebenstraße über Apriach zur Fleißkehre gewählt. Muss man fahren! Von der Fleißkehre dann über die Großglockner Hochalpenstrasse mit Hochtor und Fuschertörl. Von oben weiter nach Bruck am Großglockner. Dann Richtung St. Johann. Ich blieb auf der B311. Man kann aber den Radweg auch benutzen. Auch wenn dieser nicht ganz sabuer ist. Aber auch hier – Zick-Zack und unnötige Höhenmeter. Kurz vor Schwarzbach im Pongau bin ich dann über den Niederuntersberg gefahren. Um die Tunnels auf der B311 zu vermeiden. Steil, aber landschaftlich schön. In Schwarzbach kann man dann wieder auf die B311 oder wie ich ein wenig umherirren bis man St. Johann im Pongau erreicht. Hiert geht es dann Richtung Wagrein, Flachau, Altenmarkt und Radstadt. In Summe 177 km.

Tag 4: Radstadt – Schlierbach:

Von Radstadt über Untertauern und Obertauern nach Mauterndorf und Tamsweg. Von Tamsweg entweder über den Prebersee (sehr anspruchsvoll) oder die B96 Murtalstraße Richtung Murau um dann auf der L501 Richtung Sölkpass abzubiegen. In Schöder geht es links rauf bis zur Passhöhe (L104). Dann runter nach Stein an der Enns. Rechts abbiegen über die L712 nach Öblarn/Niederöblarn, dann die L734 Richtrung Irding, die L741 Richtung Aigen im Ennstal und die L740 Richtung Liezen. Von dort die B138 über den Phyrnpass. Dann weiter nach Spital am Phyrn, Windischgarsten, St. Pankraz, Klaus und Micheldorf und Kirchberg an der Krems. Über die L554 geht’s nach Schlierbach. In Summe 208 km.

Tag 5: Schlierbach – Maria Taferl:

Diese Etappe zu beschreiben fällt mir am schwersten. Es ist jene Etappe, bei der ich mich blind auf die Route verlassen habe (und dann von meinem Garmin allein gelassen worden bin). Von Schlierbach bis Linz war mir vieles bekannt (Kremsmünster, Neuhofen an der Krems, Ansfelden, Ebelsberg, Asten, Enns) und dann Richtung Schwertberg und das Aisttal auch. Richtung Koblbergpass über St. Leonhard bei Freistadt und Liebenau war ich dann schon dem analogen navigieren nahe. Vom Koblbergpass Richtung Donau dann nur mehr mit Google Maps am Handy. Fakt ist, dass ich über das kleine Yppstal zur Donau gekommen bin. Maria Taferl war dann leicht zu finden. In Summe 199 km.

Tag 6: Maria Taferl – Kirchberg a. W.:

Von Maria Taferl runter zur Donau, dann entlang der Donau und über die Donau nach Pöchlarn. Über die B1 nach St. Pölten, die B20 nach Wilhelmsburg, Traisen, Lilienfeld bis nach Freiland. Links abbiegen zur B214 bis nach Hohenberg. Ein paar Kilometer weiter geht es rechts über die B21 nach St. Aegyd im Neuwalde, über Kernhof hinauf zur/zum Gscheid. Von dort hinunter nach Terz. Links geht es weiter über die B23 auf den Lansattel. Dann weiter (immer noch B23) über Mürzsteg, Krampen, Neuburg, Kapellen bis nach Mürzzuschlag. Über die L118 geht es Richtung Spital am Semmering bis nach Steinhaus am Semmering. Hier beginnt die L117 auf den Pfaffensattel. Nach Überquerung des Pfaffensattels erreicht man Retteneg. In Retteneg links abbiegen auf der L407 bis zum Feistritzsattel. Von dort sind es noch 14 km bis nach Kirchberg a. W. In Summe 203 km. Die Abfahrt vom Pfaffensattel ist eine Katastrope. Die Auffahrt auch. Aber das fällt weniger ins Gewicht.

Tag 7. Kirchberg a. W. – Eisenstadt:

Ab Kirchberg am Wechsel geht es gleich rauf nach St. Corona am Wechsel (L137) und dann hinunter nach Aspang. In Aspang Richtung Zöbern (auch L137) und weiter bis nach Loder. Hier erreicht man die B55 und fährt diese über Bad Schönau, Kirchschlag i. d. b. W. bis nach Lockenhaus. In Lockenhaus geht es über die B56 auf den Geschriebenstein. Bei km 10 ist Kehrtwende (Passhöhe). Zurück nach Lockenhaus und dann weiter über Hochstraß (L234) nach Piringsdorf (wieder auf der B50). Von Piringsdorf links abbiegen auf die L230 Richtung Unterrabnitz, Schwendgraben, Oberrabnitz und Karl. Dann rechts abbiegen Reichtung Weingraben (B233) und Kaisersdorf bis Markt. St. Martin. Hier geht es weiter auf der B50 Richtung Weppersdorf bis nach Sieggraben und den Sieggrabner Sattel. Bei Marz die B50 verlassen und Richtung Rohbach bei Mattersburg fahren (L224). Weiter über Loipersbach, Schattendorf, Baumgarten nach Draßburg. In Draßburg rechts abbiegen (L212) und weiter nach Zagersdorf und Siegendorf. Dann weiter bis zum Kreisverkehr zur B52. Hier links Richtung Eisenstadt. Weitere 2 Kreisverkehre und auf der Ruster Straße stadteinwärts. In Summe 157 km.

Tag 8. Eisenstadt – Wien/Kahlenberg:

Die kürzeste Route. Von Eisenstadt über die L213 nach Stotzing. Dann über die L155 nach Au am Leithagebirge und weiter nach Hof im Leithagebirge. Jetzt Richtung Mannersdorf auf der B15. Weiter nach Götzendorf. Ebergassing bis nach Himberg. Von Himberg Richtung Maria Lanzersdorf und dann nach Vösendorf. In Vösendorf auf die Triester Straße und stadteinwärts nach Wien. Leider gibt es hier keinen brauchbaren Radweg. Am Wienerberg dann die Wienerberger Straße westlich Richtung Schönbrunn (links abbiegen). In Schönbrunn kann man sich am Radweg (Wienfluss) Richtung Hütteldorf bewegen. Von Hütteldorf dann auf die Höhenstraße Richtung Kahlenberg. In Summer 84 km.

Alternative wäre auch durch die Stadt (Treiester Straße, Matzleinsdorfer Platz, Wiedener Hauptstraße, Karlsplatz, Ring) zum Donaukanal, dann Richtung Klosterneuburg und von dort über die 3 km Kopfsteinpflaster auf den Kahlenberg zu fahren.

Es war eine schöne Tour mit wenig Stress auf den Straßen. Starker Verkehr nur im Ötztal, zwischen St. Pölten und Lilienfeld, sowie in und rund um Wien. Wobei die viel befahrene Triester Straße menschen- und autoleer war.

Fazit:

Austria Giro Routenplanung mit +Strava gekoppelt mit Ortskenntnissen ist perfekt. Ausweichen auf Radwege nur bedingt ratsam. Diese sind oft schlechter als die Straßen. Wenig Tunnels. Ersatzgarmin (oder andere GPS Gerät) von Vorteil. Ein Ersatzakku (Battery Pack) für Garmin und Handy ratsam. Je näher man nach Wien kommt, desto agressiver werden die Autofahrer. Vorarlberg vorbildlich in Sachen Fahrradstreifen auf Landstraßen (B190). +/- 200 km/Tag mit 7  – 8 Stunden Fahrzeit bei 2500 – 4000 Höhenmeter sind machbar (auch allein). Grundkondition erforderlich. 2 Regentage.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#austriagiro16 #ketterechts

PS: die GPS Daten sind auf Strava