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Autofahrer gegen Rennradfahrer. Der Kalte Krieg.

Autofahrer gegen Rennradfahrer

Autofahrer gegen Rennradfahrer. Ein kalter Krieg, der kaum mit rationalen Argumenten geführt werden kann. Zu viele Missverständnisse sind der Zünder vieler vermeidbarer Konflikte. Dabei wäre alles geregelt. Einerseits durch den § 68 der StVO (Österreich), andererseits durch den leider kaum gelebten respektvollen Umgang miteinander. Aber warum haben die Rennradfahrer*innen immer die Arschkarte? Weil sie doch öfters im Recht sind (öfter als so mancher Autofahrer glauben mag), trotzdem aber immer im Nachteil bleiben. Gegen ein Auto, einen Autobus, einen Traktor, ein Motorrad oder einen Traktor haben Rennradfahrer*innen auf gut wienerisch kein Leiberl.

Fehleinschätzungen als Konfliktherd.

Größter Konfliktherd im ungleichen Kampf Autofahrer gegen Rennradfahrer sind Fehleinschätzungen. Gefolgt von Handlungen, die unnötige Gefahr erzeugen und ganz einfach vermieden werden können. Über Präpotenz, Rechthaberei und bewusste Missachtung sei hier einmal bewusst abgesehen.

Ganz schnell noch Radfahrer überholen.

Die wohl unnötigste Aktion. Wenn Autofahrer (stellvertretend für andere motorisierte Teilnehmer) vor einer Kreuzung, einer Ampel oder eines Kreisverkehrs uns Rennradfahrer noch schnell überholen, um uns dann frech auszubremsen und zu behindern. Sinnlos, riskant und vor allem unnötig. Kettenreaktion nach hinten? Hat man in Autofahrerkreisen wohl nie gehört.

Autofahrertipp: Einfach etwas mehr Geduld aufbringen.

Geschwindigkeit der Rennradfahrer.

Autos wollen uns müssen zu uns auf die Straße. Von links und rechts kommend. Seitenstraßen, Ausfahrten, Parkplätze … Die Geschwindigkeit mit der wir uns annähern wird dabei gerne falsch eingeschätzt. Bei 30 km/h legen wir 8,33333 m/Sekunde zurück. Bei 35 km/h sogar knapp 10 m/Sekunde. Da ist eine vermeintliche Lücke schnell geschlossen und wir näher den Autos als uns lieb ist.

Autofahrertipp Rennradfahrer wie Autos behandeln. Einfach warten.

Seitlicher Abstand.

Ich liebe es von Seitenspiegeln sanft berührt zu werden. Was vielleicht als Zärtlichkeit mir gegenüber gesehen wird, ist in Wirklichkeit Körperverletzung. Es ist einfach Fakt, dass zwei Autos und ein Rennrad gemeinsam auf gleicher Höhe auf der Straße viel zu wenig Platz haben. Das geht sich noch aus, ist eine sehr gefährliche Selbsteinschätzung. Und leider auch eine Fehleinschätzung.

Autofahrertipp: Zum Überholen einfach gegenüberliegende Fahrbahn benutzen. Und wenn diese besetzt ist, warten.

 

Luftströme und Verwirbelungen.

Nicht jede*r Autofahrer *in ist Physiker*in. Schade. Das könnte dazu beitragen, Risikosituationen zu vermeiden. Jedes Auto schiebt nähmlich ein Luftpolster vor sich her. Je größer das Auto und je höher die Geschwindigkeit, desto größer das Luftpolster. LKW haben das größte Luftpolster. Logisch. Fahren wir mit dem Rennrad so einem Fahrzeug entgegen oder überholt es uns, bekommen wir es genau mit diesem Luftpolster zu tun – oftmals eine Mauer. In Kombination mit dem Wind kann das zu einigen gefährlichen Turbulenzen und unwirtlichen Watschen führen. Dazu kommt noch, dass hinter einem fahrenden Fahrzeug Luft-Vakuum herrscht. Mit demselben Effekt je nach Geschwindigkeit und Größe des Fahrzeuges. Luft die geschoben wird bremst, Luft die fehlt, saugt – alles in allem der perfekte Schüttel- und Rüttel-Mix.

Autofahrertipp: Geschwindigkeit reduzieren.

Geschwindigkeit und Abstand

Eine Fehleinschätzung kommt selten allein. Häufig kommt es zu einer Verkettung und somit zu einer Potenzierung des Risikos. Beispielsweise, wenn nicht nur unsere Geschwindigkeit unterschätzt wird, sondern auch der seitliche Abstand beim Überholen. Zu frühes “einscheren” bringt das Rennrad-Auto Kontinuum ins Wackeln. Besonders gefährlich bei LKW mit Anhänger. Die Fahrer glauben schon durch zu sein, sind es aber nicht.

Autofahrertipp: Ein paar Sekunden länger warten bevor man sich einreiht.

Richtungsänderung und Blinken.

Oft bedanke ich mich beim Universum für hellseherische Fähigkeiten. Wie sonst wäre es mir möglich die Richtungsänderung nicht blinkender Autos richtig einzuschätzen. Besonders beim Verlassen eines Kreisverkehrs sind Blinklicht-Muffeln am liebsten auf den Mond zu schießen. Es gab schon Fälle, da musste ich unfreiwillig eine Ausfahrt mit einem Auto im Paartanz mitverlassen. Blinken kann leben retten.

Autofahrertipp: Blinken.

Unwissenheit schützt uns nicht vor Verletzungen oder Unfällen. Ich weiß nicht wer, aber jemand sollte und könnte sich darum kümmern, Aufklärungsarbeit zu leisten. Denn weder § 68 StVO noch das respektvolle Miteinander sind Schutz genug.

Bleibt gesund.

ktrchts
#machurlaubfahrrenrad

Neue Regelung der StVo zum Thema Sicherheitsabstand

Der Rennradfahrer in der StvO

Endlich. Die Novelle in der StVO ist jetzt da. Der Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie, Jörg Leichtfried prescht in Sachen Sicherheit für Rennradfahrer innerhalb der EU vor. Der § 68 der StVO wurde angepasst und soll jetzt für mehr Klarheit sorgen. Der Sicherheitsabstand wird neu definiert.

So wird der Sicherheitsabstand gemessen.

“Bis jetzt waren die 1,5m Seitenabstand schwer zu verstehen. Insbesondere Männer haben ein gestörtes Verhältnis zu Längen. Auf das wollten wir eingehen” so Minister Leichtfried. “Männer glauben, in Bezug auf ihr bestes Stück, dass 10 cm mindestens 20, wenn nicht sogar 30 cm sind. Das beeinflusst auch die Einschätzung von Längen im Alltag. Geschätzte 1,5m sind in Wirklichkeit dann eben nur 50 cm. Und das ist zu wenig und zu gefährlich.”

Wie die neue Regelung aussehen wird, wurde der Redaktion von “dieKetterechts” bereits zugespielt. So wird demnächst im Gesetz folgender Passus deutlicher machen, wie groß der Sicherheitsabstand zu Rennradfahrern am Straßenrand sein muss. Nämlich “mindesten 15x die Länge des eigenen Penis”. Bei einer durchschnittlichen Länge von 9,71 cm im schlaffen und knapp über 13 cm im erigierten Zustand, kommen wir so auf das gewünschte Maß von 1,5 m.

“Da nur 2,38% der Männer einen unterdurchschnittlich kurzen Penis haben, wird sich das nicht wirklich auf die Sicherheit im Straßenverkehr auswirken”. Minister Leichtfried kontert mit Statistiken auf Kritik, dass es auch weniger gut bestückte Männer gibt. “Wenn man davon ausgeht, dass jeder Mann, seine Penislänge überschätzt, kommen wir sowieso auf mehr als 1,5m.” Der Bundesminister ist sich auch sicher, dass es ein Symbol von Stärke sein wird, also langer Penis, wenn ein Autofahrer viel seitlichen Abstand zum Rennradfahrer lassen wird. Denn viel Abstand, bedeutet für den Hinterherfahrenden “Schau her, ich habe einen langen Schwanz”.

Die Novelle muss jetzt nur noch vom Parlament abgesegnet werden. Und dann wird es heißen, mehr Sicherheit auf Österreichs Straßen. Wann die gesamte EU nachziehen wird ist noch nicht bekannt.

Typologien von Rennradfahrern – eine unwissenschaftliche Anlayse.

Eine Analyse von ketterechts, dem Rennrad Blog und Event Liveblogger
Und welcher Rennradtyp bist du?

Oktober. Die Nebelsuppe ist kaum mehr auszulöffeln. Regentage werden zu Regenerationstagen. Die Ausreden, nicht mehr aufs Rennrad steigen zu müssen umfangreicher und plausibler. Es ist die Zeit, in dem das Gewissen kaum mehr plagt. Die wöchtenlichen Umfänge werden weniger. Die Bauchumfänge dafür größer. Es ist die Zeit zu resümieren.

Vor, während und nach meinen quaeldich Rennradreisen. Trainingswochenende im Mühlviertel, SuperHeroDolomiti in Lienz, Osttiriol, Deutschland Rundfahrt, Tauernrundfahrt und Reise in die Dolomiten. Genug, um mir Gedanken über die verschiedenen Typlogien von Rennradfahrern machen zu können. Rennradfahrern, denen ich heuer wieder einmal begegnet bin.

Der Unscheinbare: Kaum zu sehen. Kaum zu hören. Kaum wahrnehmbar. Am Abend. Beim Frühstück. Beim After Ride. Dafür am Berg. Sobald es ins Hochprozentige geht, ist er zur Stelle. Demütigend. Denn während ich am Limit kratze, pfeift er schon an mir vorbei. Mehrmals. Denn auch Pinkelpausen können in nicht stoppen. Man könnte meinen, er macht dies absichtlich. Das Vorbeifahren. Das Anhalten. Das Umziehen. Das Weiterfahren. Das wieder überholen. Zermürbend. Seine Blicke oben am Pass in meine Richtung werde ich nie vergessen und verzeihen.

Der Upgrader: Latte macchiato. Macchiato. Espresso. Von schwach koffeniert bis hin zu voll konzentriert. Der Upgrader macht es richtig. Er startet in der Gruppe der Genießer, um am Ende der Woche mit den Tempobolzern anzukommen. Frisch. Ausgeruht. Gut für die Moral. Seine.

Der Downgrader: Das Gegenteil des Upgraders, den er Mitte der Woche in einer der mittleren Leistungsgruppen begegnet. Wegfahren mit den sportlich ambinionierten und ankommen mit den Genießern. Ob ihn das eigene Leistungsvermögen dazu zwingt? Oder ist es einfach, das sich selbst finden? Stundenlanges Sitzen am Fahrrad ist ja bekanntlich nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern auch Selbstreflektion.

Der Zupfer: Mein allerbester Freund. Und das meine ich nicht nett. Wäre ich Teamchef würde ich ihn verpflichten, um im Feld für Unruhe zu sorgen. Da ich aber kein Teamchef bin und mir auch keine Verpflichtungen leisten kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn nicht zu mögen. Weil der Zupfer gerne spielt. Mit dir. Wenn du die Gruppe führst. Zuerst flankiert er dich. Dann setzt er seinen Vorderreifen stets immer um ein Ätzerl vor deinen. Egal ob du jetzt 30, 35 oder 38 km/h fährst. Er ist immer um diesen Tick schneller, um dich zu provozieren. Ich bin leicht zu provizieren und gebe auch ungern nach. Zudem nehme ich vieles auch persönlich. Was zur Folge hat, dass eine Zupfer-Fede in den meisten Fällen die Gruppe sprengt. Weil die Geschwindigkeit hier vorne immer schneller wird. So lange bis von hinten ein lautes “Kürzer” ertönt. Oder ich einfach nicht mehr kann und die weiße Flagge schwenken muss.

Der Schatten: Immer da. Auch wenn die Sonne nicht scheint. Klebt am Berg an meinem Hinterrad besser wie dasselbe Hinterrad an der Carbonfelge. Der Schatten braucht mich (und dich). Als Motivator. Als Treiber. Allein gestellt ist er verloren. Da krebst er vor sich hin. Fast vom Rad fallend. Ich begegne ihn meistens von hinten kommend. Hole ihn ein. Überhole ihn. Und kann ihn dann nicht mehr abschütteln. Kilometerlang. Scheißegal bei welchem Tempo. Verschärfungen pariert er. Abwechseln der Führungsarbeit? Fehlanzeige. Die Natur hat für solche Lebewesen einen eigenen Namen. Schmarotzer. Wir nennen sie liebevoller nur Lutscher.

Der Freigeist: Dieser Typus hat mehrere Ausprägungen. Allesamt brechen die Regel aller Regeln. Nämlich jene, den Regeln zu folgen und diesen zu gehorchen. Die weit verbreiteste Form des Freigeistes ist jener mit a) Satteltasche, b) Lenkertasche, c) Oberrohrtasche und d) Satteltasche, Lenkertasche und Oberrohrtasche. Darin versteckt und verhüllt ****Gourmetmenüs, Umkleidegarderobe, Waschmaschine, Trockner und Haarföhn. Der Freigeist liebt es auch zu kombinieren. Farben, Stoffe, Muster. Wie er will und wann er will. Und er liebt Öl und Dreck. Vor allem auf der Kette und auf der Kettenstrebe. Am Schlimmsten ist, wenn der Freigeist gleichzeitig ein Unscheinbarer ist. Was vorkommt. Und auch schon vorgekommen ist. In diesem Fall habe ich schon laut über einen Sportwechsel nachgedacht.

Der Sir: Der Schnellste im Feld. Das weiß er. Sehr stark am Berg. Immer vorne dabei. Aber nicht ganz vorne. Weil er es nicht braucht. Und will. Seiner Stärke bewusst, sieht man ihn immer nur Attacken mitgehen, aber nie Attacken starten. Von ihm könnte ich viel lernen. Wenn ich die Kraft (gehabt) hätte ihm zu folgen.

Der Fixierte: Sein Blick ist stets nach vorne gerichtet. Sein Tempo auch. Kreuzungen, Abbiegungen, Ampeln. Hügel. So was kennt er nicht. Wenn der Weg frei ist, fährt der Fixierte dasselbe Tempo durch. In das Hinterniss hinein und aus dem Hinderniss heraus. Tentenz dabei, Tempo steigernd. Die etwas Vorsichtigen dahinter müssen dem Tribut zollen. Weil sich stets ein Loch aufmacht, das wieder geschlossen werden muss. In Sprintermanier. Fixierte sind auch jene, die mehrmals, oft, fast immer mit einem “Küüüüürzer” aus den hinteren Reihen rechnen müssen.  
 

Die Dame: Stark. Saustark. Mutig. Schnell. Ausdauernd. Von den Damen könnten mehr mitfahren. Vielleicht bei den Osttirol Ladies Days zu Pfingsten nächstes Jahr. Da sind keine Unscheinbare, Upgrader, Downgrader, Zupfer, Schatten, Sirs, Fixierte und Freigeiste dabei.

… to be continued

Wir sehen uns hoffentlich auf einer der nächsten Touren.
Cristian Gemamto aka @_ketterechts

PS: Bezug zu lebenden Menschen oder mir bekannten Rennradlern sind rein zufällig.