1. Dezember. Adventwochenende. Während der Großteil der zivilen Bevölkerung in unseren Breitengraden einen solchen am Christikindlmarkt verbringt, habe ich mich entschlossen – endlich – rund um den Lainzer Tiergarten zu laufen.
Ich war jetzt schon ein paar mal dort. Habe ein paar Runden gedreht. Vermehrt zwischen Nikolaitor, St. Veiter Tor und Lainzer Tor. Dann hat mich @peterlaufsblog von diesem Rundlauf erzählt. Und weil ich mich gerade auf meinen ersten Ultralauf vorbereite (ja, 50 km sind schon ein Ultralauf), siehe Rodgau50 (danke an dieser Stelle an @Triathlondog), ist es halt passiert.
Vorbereitung wie immer: Keine. Nur ein Plan von @peterlaufsblog im Kopf. Halbwegs. Ich wusste, dass die Runde ca. 25 km hat. Ich wusste, dass ich von meinem Ausgangpunkt ca. 10 km bis zum Nikolaitor brauche und ich wusste, dass ich vom Lainzer Tor und dem St. Veiter Tor weitere 10 km zurück nach Hause hätte. Also war ich auf 45 km eingestellt.
Und natürlich auch gepackt. 4 x Leibniz Pick Up! Black’n White, 500 ml Wasser und ein paar Euro. Für Spar, Billa oder für das Taxi. Obwohl – mit dem Taxi fahren nur Mädchen heim. Gestartet bin ich um 12.15 Uhr. Mit dem Wissen, dass es spätestens um 16.30 Uhr stockdunkel sein würde. Spielraum also fast keiner.
Die ersten Kilometer führten mich durch den Schönbrunner Park, dann hinuter auf den Wienfluss. 5 schnurgerade Kilometer. Dann ging es vorbei am Nikolaitor entlang der „Mauer“ (eine Miniausführung der Chinesischen Mauer umkreist den gesamten Lainzer Tiergarten) bis nach Auhof. Einmal unter der Westbahn durch und dann schon das erste Ratespiel.
Die Beschilderung lässt etwas zu wünschen übrig. Immer wieder gibt es Abzweigungen, wo man nicht genau weiß, welche die richtige sei. Zum Glück gab es Mountainbike Spuren. Und so bin ich nach alter Indianerhäuptling Methode einfach diesen gefolgt. Die ersten Höhenmeter waren hier noch zu schaffen. Dann erreichte ich eine Lichtung. Hier zweigt die Straße dann nach rechts auf den Berg. Gerade aus sieht man eine Autobahnmeisterei. Ich dachte also, rechts laufen zu müssen. 3 km bergauf. Bis ich das Gefühl bekam, falsch zu liegen. Ich kehrte um. An der Abzweigung traf ich 3 Damen mit Kinderwagen. Leider konnten mir auch diese nicht helfen. Sie sagten aber etwas von einer Brücke über die Autobahn. Genau so eine suchte ich, denn ich wusste irgendwann muss ich wieder über die Westbahn.
Vorbei an der Autobahnmeisterei, landete ich bei 2 Wildzäunen. Diese waren leicht zu öffnen. Wenig später dann eine geschlossene Jausestation. Hier lief ich gerade aus. Doch mein Gefühl ließ mich nach ein paar hundert Meter erneut umdrehen und rechts an der Jausestation einen kleinen Forstweg nehmen. Wie gesagt: hier wäre eine Beschilderung auch nicht schlecht. Nach ca. 500/700 Metern erreichte ich wieder die Mauer. Und ein kleiner Standortplan.
Es ging jetzt entlang der Mauer. Und es war richtig „trailig.“ Meine Brooks Pure bekamen da so ihre Haftungsgrenzen aufgezeigt. Denn es ging steil nach oben. Verdammt steil. Und es war rutschig und der Boden war tief. Ich hatte schon an die 16 km in den Beinen, so dass ich bergauf nicht mehr so richtig laufen wollte und konnte. Also Hände auf die Knie, Kopf nach vorne und gehen. Mehr war nicht drin. Km 19 hatte beispielsweise 140 Höhenmeter!
Am obersten Punkt angelangt – man läuft hier mitten im Wald – Erleichterung. Aber zu früh gefreut. Durch die gefallenen Blätter waren keine Wege mehr zu erspähen. Einzig da und dort ein paar Pfeile an den Bäumen zeigten mir wo es lang gehen sollte. Ein paar Moutainbiker kamen mir entgegen und wurderten sich über mich.
Oben – haha, eben nicht ganz – km 20. Also ein Fast Halbmarathon. Unter 2 Stunden. Ich hatte also immer noch einen Schnitt von unter 6min/km. Einmal kurz bergab und dann wieder ein Gegenanstieg. Ich erreichte einen Forstweg. Gerade aus geht es hier nach Laab am Walde. Links zum Laaber Tor. Diesmal gut ausgeschildert. Was jetzt folgte war ein schöner Forstweg, wo ich gerne ein MTB gehabt hätte. Leider mussten mich meine Beine tragen.
Was meine Verpflegung betrifft. Ich habe mir vorgenommen, jede Stunde ein Pick Up! zu essen und regelmäßig zu trinken. Auch wenn das Wasser kalt war und ich bei jedem Schluck Angst hatte von innen zu erfrieren.
Irgendwann weiter unten dann war wieder die Zivilisation zu sehen. Ein paar Häuser. Und links oben das Laaber Tor. Ja oben. Steigung. Scheiße. Ich war fertig. Km 23. Gute 17/18 noch vor mir. Aber ich musste Heim.
Die Strecke vom Laaber Tor ist dann die schönste vom ganzen Lauf. Entlang einer Lichtung und einer schier unendlichen Wiese. Man hat hier das Gefühl in den Alpen zu sein. Nur die Laubbäume täuschen etwas.
Bei km 28 ging mir dann der Akku aus. Ich war bis hier 2:47 Minuten unterwegs. Schade. Ich hätte gerne die gesamte Aufzeichnung gehabt. Was dann folgte waren unendliche km. Ich hatte keine Ahnung wo ich war. Ständig auf und ab. Links neben mir die Mauer. Rechts weiß ich nicht. Mein Genick war schon steif. Und das Wasser alle. Ich lief, lief und lief. Vorbei am Gütebachtor. Richtung Lainzer Tor. Ich hätte im Tiergarten selber abkürzen können. Aber der ist derzeit geschlossen. Shit happens.
Nach Gut 3 Stunden war ich dann am Lainzer Tor. Und wieder etwas mehr im Bilde. Denn jetzt wusste ich wieder wie ich zu laufen hätte. Denn den Weg war ich schon 1 x in die andere Richtung gelaufen. Ich peilte das St. Veiter Tor an. Und wurde mit neuen Höhenmeter überrascht. Am St. Veiter Tor selber wusste ich – jetzt geht es nur mehr bergab. Mein Plan war jetzt bis zum Lainzer Platz zu laufen und dann den Spar dort zu überfallen. Der sehr gute Plan ging auch auf. Stoppuhr angehalten. Rein ins Geschäft. 1 x Milka Tender und 1 x ein Liter Magnesium in Form von Arriba Plus Formel Q. Warum genau das? Keine Ahnung.Dann waren die Akkus – nicht jenes vom iPhone – wieder geladen. Und ich konnte locker nach hause Laufen.
Ergenbis: 40 km in 4 h. Rodgau50 kann kommen. Und die Badewanne auch. Und dann das Bett. Davor noch Spaghetti Bolognese und dann Salat mit Putenstreifen. Als Nachtisch 1 Pick Up! Das ist nämlich übrig geblieben.
Notiz am Rande: Die „Rund um den Lainzer Tiergarten“ Runde bin ich nicht ganz fertig gleaufen, dann vom St. Veiter Tor Richtung Nikolaitor habe ich mir erspart. Ich hätte sonst 2 – 3 km mehr gehabt. Und keinen Spar am Wienfluss.
Cristian Gemmato aka @ketterechts.