Bis vor kurzem war es nur so ein Rennen, welches ich irgend einmal hätte fahren wollen. So wie ich vieles im Leben einmal machen wollte (und will), aber dann doch nicht gemacht habe (und wohl nie machen werde). Die Rede ist vom Race Around Austria, dem Ultracycling-Event Made in Austria. 2.200 km und 30.000 Höhenmeter nonstop. Es ist zwar heute immer noch „nur“ dieses eine Rennen, aber es sieht danach aus, dass ich heuer am Start stehen werde. Mit Ariane, Martin und Siggi. Team #foahrmarunde heißt der Plan und das Projekt. Endlich Race Around Austria 2021. Zu Viert in der Version Extreme.
Einmal rund um Österreich radeln. Mit und für Ariane.
Ariane ist krank. Sie leidet an Sklerodermie. Eine unheilbare Autoimmunkrankheit. Die Diagnose kam für sie vor drei Jahren überraschend. Wie aus dem Nichts. Sklerodermie ist tückisch. Von Betroffenen wird berichtet, dass sie das Gefühl haben, in einem zu engen Handschuh oder in zu enger Kleidung zu stecken. Die Verhärtung und Verengung der Haut ist das typische Krankheitsbild. Auch innere Organe, wie z.B. der Magen sind betroffen. Ein Schnitzel mit Kartoffelsalat steht schon lange nicht mehr auf Arianes Speiseplan. Dafür langweilige Astronautenkost. Kaum vorstellbar und nachfühlbar, wie man sich dabei fühlen muss. Ariane kennt das. Leider. Sklerodermie hat ihr Leben verändert und ihr die Liebe zum Rennrad eröffnet. Ihr persönliches Motto „I will no ned ham“ bezeugt das. Am Rennrad spürt sie kaum Schmerzen. Sie sagt, dass das Rennradfahren ihrer Krankheit eine Pause gönnt. Ganz zum Erstaunen ihrer behandelnden Ärzte.
2020 hat Ariane zusammen mit Martin in 22 Stunden die Challenge (560 km und 6.000 Höhenmeter) erfolgreich beendet. Dass das Race Around Austria 2021 Extrem die einzige logische Schlussfolgerung ist, lag auf der Hand.
Ein Rennen gegen die Zeit.
Es ist ein Rennen gegen die Zeit. Sowohl unser Ziel, nach 92 Stunden wieder St. Georgen im Attergau zu erreichen, als auch Arianes Aufbäumen gegen die Krankheit. In beiden Fällen ist das Resultat offen und ungewiss. Arianes Ziel ist ganz klar das Durchkommen. Ihre große Herausforderung ist das Leben. Dabei werden wir sie unterstützen. Wir, das sind nicht nur die Fahrer, sondern auch die Crew aus dem Team #foahrmaarunde und der Verein „Ariane“. Letzter hat sich das Ziel gesetzt, Sport als Medizin zu fördern. Es geht um Information und Sensibilisierung. Ariane ist ein gutes Beispiel dafür. Und es geht um Spenden. Zugunsten der Sklerodermie-Forschung. Vielleicht gelingt es eines Tages, Sklerodermie heilbar zu machen, damit es anderen einmal besser ergeht.
Rennradfahren für einen guten Zweck.
Wir sind mittendrin in der Vorbereitung. Teilweise sitze ich täglich ein paar Stunden vor dem Computer. Webseite ist fertig, die sozialen Netzwerk mit Content gefüllt, Sponsorenverträge sind unterzeichnet und trainiert werden muss ja auch noch. Mit „freundlicher“ Unterstützung von Mario Einödmaier, staatlicher Instruktor. Er schaut uns auf die Finger. Und auf die Beine. Mario ist auch beim Camp für Einsteiger vom 17. bis 21. März und vom 14. bis 18. April 2021 dabei. Übrigens es gibt noch für beide Termine freie Plätze.
Spätestens jetzt ist das Race Around Austria 2021 ehrlich gesagt, längst nicht mehr nur ein Rennen. Es ist eine Herzensangelegenheit. Mit hohem sportlichen Charakter. Einer für alle, alle für Ariane.
Falls noch jemand Ariane und das Team mit Geld- oder Sachleistungen unterstützen möchte oder die Sklerodermie-Forschung vorantreiben will, gerne. Wir haben ein Ohr für jeden. Und wir haben ein Spendenkonto: AT77 1200 0100 3240 3916. Der Reinerlös ist für den guten Zweck bestens aufgehoben.
Für viele ist ein neues Rennrad ein guter Grund, dem Christkind einen Brief zu schreiben und die Wunschliste mit einem Traumbike zu eröffnen. Aber welches N+1 darf dann am 24. Dezember neben dem Weihnachtsbaum stehen? Die Auswahl ist groß und der Überblick schwierig. Specialized, Trek, Scott, Pinarello, Colnago, Basso, BMC, Canyon, Cannondale, Bianchi, Cervelo, Orbea, MyEsel, Cube, Giant, Liv, KTM, Simplon, Merida, DeRosa, Kuota, Wilier … Wenn das Budget keine große Rolle spielt, dann hilft vielleicht folgender Überblick im Dickicht der Selbst-Allüren. Aber Achtung: Die Rennräder 2021 sind schön, schnell und teilweise bereits ausverkauft.
Specialized
Specialized hat für 2021 bereits das Modell Tarmac S-Works SL7 als Nachfolger des Modells SL6 präsentiert und gelauncht. Grundausstattung des Top-Models ist eine Shimano Dura Ace Di2 11fach in der Disc Version oder mit der SRAM eTap AXS 12fach. Optischen und technischen Aufputz gibt es durch die hauseigenen Roval Laufräder. Außer der Komplettgruppe sind bei Specialized alle Teile aus hauseigener Herstellung (Laufränder, Reifen, Vorbau, Sattel, Sattelstütze …).
Preis: € 12.799,- (UVP des Herstellers)
PS: Sämtliche Specialized Modelle 2021 sind bereits ausverkauft. Den Test des Modells Tarmac Expert SL7 gibt es hier.
Trek
Trek geht 2021 mit einem gepimpten Madone SLR9 ins Rennen. Grundausstattung eine SRAM eTap AXS 12fach Disc sowie die hauseigenen Bontrager Aeolus XXX 6 Laufräder. Dem Trend zufolge mit voll integrierter Kabelführung.
Preis: € 13.599,- (UVP des Herstellers)
Scott
Scott hingegen probiert mit dem Addict RC Ultimate sein Glück und geht mit dem überarbeiteten Vorjahrs-Modell in die Saison 2021. Grundausstattung sind die SRAM eTap AXS 12fach Disc mit Zip 353 Laufrädern sowie Synchros Komponenten.
Preis: € 11.999,- (UVP des Herstellers)
Pinarello
Aus Treviso kommt für 2021 das bereits 2020 erprobte Pinarello Dogma F12 Disc. Mit diesem Bike hat der Brite Tao Geoghegan Hart heuer den Giro d’Italia auf der allerletzten Etappe gewonnen. Das Dogma F12 Disc gibt es in der Grundausstattung je nach Farbe wahlweise mit der 12fach SRAM eTap AXS, mit der 11fach Dura Ace Di2 Disc oder Campagnolo EPS 12fach Disc. Laufränder sind Campagnolo oder Fullcrum. Mit dem Programm MyWay kann das Dogma F12 auch in einer individuellen und persönlichen Lackierung bestellt werden.
Preis: € 8.750,- bis € 12.140,- (UVP des Herstellers)
Colnago
Tour de France Gewinner 2020. Auch wenn Tadej Pogačar das Model V3RS mit Felgenbremse gefahren ist, steht im Hause Colnago immer noch das C64 ganz oben auf der Preisliste. Der handgefertigte und gemuffte Rahmen kommt wahlweise in der Disc-Version oder mit Felgenbremsen. Je nach Farbmodell wird eine Shimano Dura Ace Di2 oder eine Campagnolo Record EPS verbaut. Bei den Laufrändern findet man hauptsächlich Campagnolo oder Zipp. Mit dem Programm MySixty4 lässt sich das C64 farblich personalisieren und nach Wunsch konfigurieren.
Preis: ab € 9.158,– (UVP des Herstellers)
Basso
Das Diamente SV ist auch 2021 das Flaggschiff von Basso. SV steht in diesem Fall für Super Veloce. Die Grundausstattung ist wählbar zwischen Campagnolo Chorus 12fach Disc, Ultegra Di2 Disc, Force eTap 12fach Disc, Campagnolo Record 12fach Disc oder Campagnolo Record EPS 12fach Disc. Bei den Laufrädern kommen die hauseigenen Microtech, DT Swiss oder Campagnolo Bora WTO 33 bzw. 45 zum Zug.
Preis: ab € 10.899.- (UVP des Herstellers)
BMC
Aus der Schweiz kommt 2021 im Jubiläumsjahr 10 von BMC die Teammachine SLR01 One. Komplett mti SRAM eTap AXS 12fach ausgestattet fährt das Top-Modell mit Zipp 202 Laufräder.n Hauseigene Konkurrenz hat die Teammachine von der Timemachine. der Roadmachine und jetzt neu auch vom Exklusiv-Modell Masterpiece.
Preis: € ab 10.999,- (UVP des Herstellers)
Canyon
Versandhändler Canyon wirf 2021 das Aeroad CFR in Getümmel. Wer sich noch eines sichern will, der hat augenblicklich Pech. Ausverkauft. Erhältlich sind diese Räder von der Stange wahlweise mit der Top-Gruppe von SRAM (eTap), Shimano (Di2) und Campagnolo (EPS). Die Laufränder sind von DT Swiss.
Preis: € 7.499, € 7.999,- und € 8.999.- (Ratenzahlungen möglich, UVP des Herstellers)
PS: Canyons Top Bikes sind auch bereits ausverkauft
Cannondale
Von Cannondale gibt es für 2021 die xte Ausführung des legendären Super Six Evo Modells. Grundausstattung beim Hi-Mod Rahmen sind die Dura Ace Di2 Disc sowie die Cannondale HollowGram Carbon Laufräder. 20er vorne und 45er hinten.
Preis: € 10.499,- (UVP des Herstellers)
Bianchi
Bei Bianchi steht 2021 das Modell Specialissima am obersten Preistreppchen. Auch wenn Primož Roglič auf einem Oltre XR4 heuer die Tour 2020 verloren und die Vuelta gewonnen hat. Alle Mal mit Felgenbbremsen. Das Specialissima bekommt man mit einer Campagnolo Record EPS 12fach Disc und Fullcrum Wind 400 DB Laufrändern oder aber auch mit Shimano Dura Ace Di2 Disc Komplettgruppe sowie Vision SC40 Laufrädern.
Preis: € 11.999,- (EPS Variante, UVP des Herstellers)
Cervelo
Cervelo hat mit dem R5 den Klassiker aus den letzten Jahren auch 2021 wieder im Programm. Natürlichi mit den neuesten Komponenten und mit den entsprechenden Upgrades. Das Motto von Cervelo lautet „Disc only.“. Das Top Modell R5 gibt es mit SRAM eTap AXS 12fach und Reserve 50mm DT350 Laufrädern oder auch mit Shimano Dura Ace Di2 Disc.
Preis: € ab 7.990,- (UVP des Herstellers)
Orbea
Orbea Orca M11eLTD ist das Top-Modell aus Spanien und kann in der Farbe personalisiert werden. Die Komplettausstattung ist serienmäßig eine SRAM eTap AXS 12fach in der Disc-Version. Laufräder sind von Vision, Modell 40 SC Disc Carbon TLR CL (oder 50 Alternativ).
Preis: € 8.999.- (UVP des Herstellers)
Simplon
Simplon Pride ist die österreichische Antwort auf den Rest der Welt. Das Pride gibt es Disc Only als Komplettrad mit SRAM eTap AXS Disc und feinen DT Swiss Carbonfelgen.
Preis: € 9.949,- (UVP des Herstellers)
KTM
Revelator aus dem Hause KTM. Ein weiteres Renrnad aus Österreich. Unverkennbar in den Farben schwarz und orange bekommt man das Komplettrad mit SRAM eTap AXS Disc 12fach und Zipp Laufrädern.
Preis: € 9.499,- (UVP des Herstellers)
Wilier
Filante SLR ist das neue gerade vor ein paar Wochen vorgestellte Top-Modell von Wilier. Eines der wenigen Top-Räder, die noch mit einer Campagnolo Komplettgruppe (Record EPS 12fach Disc und Shamal oder Bora WTO 33 Laufrändern) ausgeliefert wird.
Preis: ab € 10.971,65 (UVP des Herstellers – die Variante mit Bora WTO33 kostet € 12.087,-)
De Rosa
De Rosa aus Italien präsentiert 2021 das im vergangenen Jahr eingeführte Modell Merak. Der 800g leichte Rahmen ist gleich geblieben, Neue Farben sollen die Kauflust steigern. Gesehen wurden Merak Kompletträder mit Campagnolo Record EPS Disc 12fach samt Fullcrum Laufräder, aber auch mit Shimano Dura Ace Di2 und Shimano Dura Ace 40 Laufränder.
Preis: ab € 10.800,- (UVP des Herstellers)
Giant
Viel Aero bietet auch das Giant Propel Advanced Disc mit intern verlegter Kabeln für ein schönes Cockpit. Zu haben ist das Propel Advanced Pro Disc mit SRAM eTap AXS_ und hauseigenen Cadex Laufrädern aus Carbon.
Preis: € 10.499,- (UVP des Herstellers)
Liv
Womens Only ist die Devise bei Liv, dem einzigen Hersteller reiner „Damenräder“. Hinter Liv steckt bekanntlich die Marke Giant, dem größten Fahrradhersteller weltweit. Für Liv-Fahrer*innen steht die Top-Version des ENVILIV Advanced Pro Disc mit Shimano Ultegra Di2 zur Verfügung. Laufräder sind von Giant (SLR 1 Aero).
Preis: € 4.483,- (UVP des Herstellers)
Merida
Das Rad des Team Bahrain McLaren gibt es auch 2021 wieder. Reactor Team-e die genaue Bezeichnung. Erhältlich in der Disc Version mit Dura Ace Di2 und Vision Laufrändern.
Preis: € 10.298,01 (UVP des Herstellers)
Cube
Aus Bayern kommt 2021 das Cube Litening C68X SLT mit SRAM eTap AXS 12fach und DT Swiss Carbon Laufrädern.
Preis: € 7.499,- (UVP des Herstellers)
Focus
Wieder Aero. Diesmal von Focus. Das Top Modell 2021 Izalco Max Disc 9.9. gibt es mit Shimano Dura Ace Di2 Disc sowie DT Swiss ARC1450 DICUT Carbon-Laufradsatz mit 48 mm Felgenhöhe.
Preis: € 9.499,– (UVP des Herstellers)
My Esel
Holzrahmen, Shimano Ultegra Di2 Disc und Panchowheels Rush 50. Das ist My Esel aus Österreich. Das maßgefertigte Rennrad, welches in dieser Aufstellung etwas aus der Reihe tanzt. Vollig zurecht.
Preis: € 6.290,- (UVP des Herstellers) inkl. Bikefitting
(Fortsetzung folgt)
Für Rennrädern im oberen Preissegment braucht man also eine ziemlich fette Brieftasche. Oder gute Beziehungen. Aufgrund der aktuell großen Nachfrage und des geringen Angebotes ist damit zu rechnen, dass sich die Preise über dem Winter kaum ändern werden.
Gut dass man nicht wirklich die Top-Modelle braucht und es viele andere sparsamere Möglichkeiten gibt, trotzdem viel Freude mit einem Rennrad zu haben. Aber das ist eine ganz andere Geschichte und vielleicht ein neuer Blogbeitrag.
Im Volksmund heißt es so schön: „Alles, was man nicht selber macht, bleibt unerledigt.“ Beim Rennradfahren ist es wohl eher umgekehrt. Hier bliebt unerledigt, was man selbst macht oder versucht selber zu machen. Zumindest ist es bei mir so. Denn nach mir muss oft noch wer anderer ans Werk. Entweder nochmals ich oder Onkel-Google. In einzelnen Fällen der Rad-Werkstatt-Profi ums Eck. Ich beziehe mich selbstkritisch auf meine fahrradmechanischen Fertigkeiten. Dies sind theoretisch 1A, praktisch scheitern sie an den tausend verschiedenen Standards. Und an meiner Geduld diese zu erforschen. Die Herausforderung Rennrad-Ersatzteile ist eine Aufgabe fürs Leben. Mein Leben besteht aus drei verschiedenen Rädern mit drei verschiedenen Gruppen und tausend Normen. Und jedes Mal Verzweiflung. So wie gestern, letzte Woche und die Wochen davor. Ist was zu tauschen, steigt die Spannung und die Unsicherheit. Wo gibt es passendes und wird es auch passen?
Falls hier Profi-Schrauber mitlesen sollte, kannst sie oder er hier einfach aufhören zu lesen. Ich weiß, dass für euch alles easy und einfach ist. Ich beneide euch deswegen und wäre gerne wie ihr. Bin ich aber nicht. Deshalb bin ich zum Fehler machen verurteilt.
Standard ist die Anti-Norm.
Was ist geschehen? Wieder einmal waren die Lager beim Schotterrad fällig. Tretlager, Radlager und auch das Steuerlager. Ersteres und zweiteres habe ich ob der fehlenden Werkzeuge in die Obhut vertrauter Werkstätten gegeben. Pressfit ist nicht so mein Fachgebiet. Ich bin mehr der BSA-Schrauber. Das ist sogar für mich machbar. Theoretisch wüsste ich wie Pressfit geht. Praktisch lasse ich aber gerne die Finger davon. Mir fehlt das passende Werkzeug und womöglich das erforderliche Händchen. Womöglich auch die Geduld und der treffsichere Schlag. Wer schon einmal zugesehen hat, wie ein Pressfit-Lager ausgeschlagen wird, der weiß, dass man dabei sehr viel Risiko eingehen muss und mehr kaputt machen kann, als man glaubt. Außerdem bin ich auf der Suche nach dem passenden Pressfit-Lager für mein Norco Threshold gescheitert. Standard ist auch bei Pressfit die Anti-Norm. Lagerdimension, Gehäußedurchmesser, Gehäusebreite, Innenlagerstandard … Eine Suche nach der Nadel im Lagerhaufen. Am Ende machte ein GXP „Truavit“-Lager das Rennen. Auf gut Glück gefunden und fachgerecht eingebaut beim Mountainbiker am See. Es war nicht einfach und hat den Werkstattprofis auch ein paar Nerven gekostet. Mir ganze 2 Arbeitseinheiten sowie das Lager selbst.
Der Kampf um Millimeter.
Komplizierter wurde es beim Steuerlager. Ein solches vom Typ „Integrated“ ein- und auszubauen ist ja keine große Kunst. Drei Schrauben lockern, Vorbau von der Gabel nehmen, Spacer und Steuerkappe herausziehen und schon löst sich die Gabel und die beiden Lager (unteres und oberes) sind frei und können ausgetauscht werden. Soweit so gut. Nach dem Reinigen und Fetten des Steuerrohrs können schon die neuen Lager eingebaut werden. Die große Frage ist dabei welche. Und hier beginnt die Herausforderung Rennrad-Ersatzteile. Integrated, Semi-Integrated, Straight, Tapered, 1 1/8″ Gabeln, 1 1/5″ Gabeln und dann noch die vielen Dimensionen. Halleluja.
Es ist ein Kampf um Millimeter. Und ein Zahlenspiel. Bei dem nicht einmal das richtige Ergebnis passen muss und passen kann. So steht zum Beispiel in der Norco Threshold Bibel die Kombination „IS42/28.6 | IS52/40“. Das macht die Bestellung eines neuen Lagers einfach. Einfach googeln und dasselbe bestellen. Gemacht, bestellt. Mit Express-Versand waren die Pro-Kugellager einen Tag später schon da. Blöd, dass beim Einbau das obere einfach nicht passen wollte. Jenes, das im Rad war, ist um ein paar Millimeter höher (tapered), sodass am Ende die Gabel immer zu locker geblieben ist. Anscheinend ist IS42/28.6 nicht gleich IS42/28.6. Warum auch immer. Das untere passte zumindest. Gut, denn es war auch das am dringendst zu ersetzende. Oben fährt jetzt noch das alte Steuerlager. Ihm wurde das Dienstverhältnis verlängert und die Frühpension bis auf Weiteres aufgehoben. Aber warum passte es nicht, trotz tagelanger Recherche?
Herausforderung angenommen.
Die Antwort werde ich mir schuldig bleiben. Zumindest habe ich das Rad wieder so zusammengebaut, dass es fahrtüchtig ist. Die Herausforderung Rennrad-Ersatzteile hingegen ist angenommen. Denn auch die Radlager für die Mavic Aksium Disc Felge sind trotz Tausch vom Fachmann nach ein paar 100 Kilometern wieder dort, wo sie vor dem Austausch waren. Nämlich im Land der Vibrationen und des Seitenspiels. Es ist wohl für alle nicht einfach. Für mich und die Werkstattprofis.
Ich gebe es zu. Ich liebe Honig. Honig im Tee, Honig mit Butter auf einer frischen Semmel oder einem Milchbrot, Honig zum Lutschen und Honig beim Radfahren. Eine kleine Portion Honig vom Frühstücksbuffet wandert gerne und unauffällig in meine Trikottasche und hilft mir auf meinen Touren, rechtzeitig Energie zu tanken. Beim Doppio Stelvio zum Beispiel. Klein, praktisch und handlich. Die 25g Portionen von Darbo oder die 20g Portionen von Honigmayr. Leicht verdaulich und mit Wasser gemischt gut verträglich. Honig ist SuperFood. Super beim Radfahren. Das hat sich wohl herumgesprochen. Zum Beispiel bei Aerobee – natürliche Energie. Ich konnte dieser süßen Versuchung nicht widerstehen und habe sie probiert.
Honig um den Mund schmieren.
Wie die Jungfrau zum Kind. Aerobee-Werbung auf Facebook gesehen, angeschrieben und mit einigen Umwegen ist eine Probepackung schon zugestellt worden. Die Idee eines Energie-Gels aus meinem beliebten Honig hat mich einfach fasziniert. Ich musste und wollte es ausprobieren. Seit dem ist eine Packung stets immer bei mir dabei.
Nicht nur der Geschmack hat es mir angetan. Schon Honig allein schmeckt. Kommt dann noch Minze, Limette oder Salz dazu, kriegt das sogar noch Fusionsküchen-Charakter. Einzig Kakao-Guarana hat meine Geschmacksknospen nicht in Ekstase gebracht.
Auch in Sachen Konsistenz schlägt Aerobee die Energie-Gel-Konkurrenz um Bienen-Längen. Aerobee – natürliche Energie ist dicker als andere von mir probierten und verwendeten Gels. Es hat diese Honig typische cremige Konsistenz. Man könnte Aerobee auch kauen. Einfacher ist, es auf der Zunge zergehen zu lassen. Wasser dazu und fertig.
Volle Energie – natürliche Energie.
Schenkt man dem Hersteller Glauben, dann ist Aerobee zu 100% natürlich und basiert auf Honig aus Norddeutschland. Außerdem wird Aerobee ohne künstliche Zusatzstoffe hergestellt. Die Zutatenliste zeigt das auch. Honig, Wasser, Meersalz, Limettensaft konzentriert, Bio-Pfefferminzöl, Guarana, Kakao und aus. Jede Portion (26g) liefert 75 kcal oder 315 kJ Energie. Fett ist kaum zu finden (0,1 g bei der Sorte Limette und Kakao & Guarana), dafür genügend Kohlehydrate (17,4 – 18,7 g pro Portion).
Alle Sorten sind vegetarisch, gluten- sowie lactosefrei. Super Food, funktional Food und Fusion Food. Jetzt muss man nur noch Treten.
Fazit: Schmeckt ausgezeichnet.
Über die Wirkung will und kann ich keine Ergebnisse liefern. Das ist Aufgabe von Wissenschaftlern. Aerobee liefert Energie, das kann ich bestätigen. Aber die liefert zum Beispiel eine Banane auch. Der Vorteil gegenüber einer Banane liegt natürlich in der praktischen Portionierung. Der Vorteile gegenüber anderer Energie-Gels? Für mich eindeutig der Geschmack. Ich gebe es zu. Ich liebe Honig.
Fazit: Saugut und eine echte Alternative zum Honigfladern (Honig mitnehmen Anmerkung) am Frühstücksbuffet. Placeboeffekt nicht ausgeschlossen.
ktrchts #machurlaubfahrrennrad
PS: Der gesamte Beitrag ist eine ganz persönliche und subjektive Meinung. Für den Beitrag ist leider wieder kein Geld geflossen. Einzig die Probepackung wurde kostenlos zur Verfügung gesteckt. Ich durfte die vier Portionen des Probierpakets auch behalten. Weitere Portionen habe ich mir legal im Onlinehandel gekauft
Andere Mütter haben auch schöne Rennräder. Und wenn man die Möglichkeit bekommt eines davon zu daten, dann muss man zuschlagen. So geschehen vergangenes Wochenende. Die Jungs vom Mountainbiker am See fragten mich, ob ich das neue Specialized Tarmac SL7 Expert ausprobieren möchte. Und ob. Schnell war das Rad abgeholt und eingestellt. Größe 56 mit 110er Vorbau. Gut dass ich meine Bikefitting-Daten millimetergenau im Kopf habe. Und einen Inbusschlüssel stets zur Hand. Der Vergleich zum 2017er Modell drängt sich auf. Und natürlich auch die direkte Konfrontation mit dem Rennesel.
Das neue Tarmac. Ein Experte auf seinem Gebiet.
„Das neue Tarmac ist darauf ausgelegt, schnell zu fahren, es gibt kein Wenn und Aber – aber es repräsentiert so viel mehr als nur aerodynamische Fähigkeiten.“ So die Specialized Produktwerbung. Schreiben und reden kann man viel. Doch wie sieht die Realität aus? Genau so. Echt. Die ersten 40 km auf dem neuen Specialized Tarmac SL7 vergingen im Nu bei einem Schnitt von 31 km/h teils mit und, teils gegen einen starken und frischen Ostwind. Mit ihm mitzuschwimmen und sich gegen ihn zu stemmen war doppelter Genuss. Das neue Tarmac ist vor allem eines: agil und reaktionsschnell. Blitzschnell nimmt es Fahrt auf und verwandelt die eingesetzte Kraft in Vortrieb um. Sowohl im Sitzen wie auch im Wiegetritt. Wenn man dieser subjektiven Wahrnehmung Glauben schenken darf, dann ist die Specialized-Produktwerbung kein übertriebenes Eigenlob.
Man muss mit dem neuen Tarmac Specialized SL7 Expert nicht schnell fahren. Das ist nicht notwendig. Man will aber. Womit wohl alles über dieses Rad gesagt bzw. geschrieben ist. Der Rest ist eine Frage des Budgets, des Geschmacks und vor allem der Verfügbarkeit.
Man muss mit dem Tarmac nicht schnell fahren. Man will.
Das für einen Seitensprung zur Verfügung gestellte Tarmac Model war mit einer mechanischen Ultegra Disc Gruppe ausgestattet. Das Fehlen einer Di2 war schon zu spüren. Die Schaltvorgänge waren langsamer und weniger präzise. Logisch. Auch sind die STI-Griffe im Vergleich zur elektronischen Schaltung wahre Monster. Obwohl Sie gut in der Hand liegen.
Am besten gefiel der Specialized Power Expert Sattel. Dieser war schon beim Testen des Venge postiv aufgefallen. Man sitzt so, als wäre man am Rad angeschnallt. Kein Vor- und Zurückrutschen. Egal ob Oberlenker-, Unterlenker- oder Bremshebelhaltung. Interessant auch die Flaschenhalter S-Works Carbon Zee Cage II. Hier wird die Flasche nicht von oben eingeschoben, sondern seitlich. Bis ich das verstanden hatte. Aber das ist eine andere Logik und Geschichte.
Ansonsten weist das Expert Modell mit mechanischer Schaltung keine Besonderheiten auf. Rahmen ausgeschlossen. Der ist und bleibt einer aufs Wesentliche reduzierter Hingucker. Einiges an Traditionellem, viel an Aero sowie die typische Verbindung Sitzstrebe zu Sattelrohr. Die hauseigenen Roval C38 peppen nicht nur die Optik auf. Sie verleihen dem Rad auch ein Minimum an Flex. Denn Komfort sucht man ansonsten vergeblich. Und wird diesen auch nicht finden. Das Tarmac ist eine Prinzessin auf der Erbse. Alles was zwischen Reifen (S-Works Turbo 26 mm ) und Asphalt liegt, wird 1:1 über den Rahmen direkt in Arme und Wirbelsäule übertragen. Nicht ungut, möglicherweise könnte sich das auf längeren Ausfahrten jedoch auswirken.
Soviel Aero wie nötig, soviel Klassik wie möglich.
Der Alulenker passt gut und reicht vollkommen aus. Altbewährte Rundungen. Der spezielle S-Works Tarmac SL7 Vorbau macht ein gutes Gesicht, auch wenn das viele Plastik statt der herkömmlichen Spacer etwas „billig“ ausschaut. Ähnlich wie bei BMC (und mittlerweile fast bei allen Aero Rahmen) werden hier Kunststoffteile kompliziert angeordnet und ineinander verkeilt. Schnell einmal Vorbau erhöhen oder senken wird wohl nichts für Ungeduldige und kann in unfreiwilliges Tetris-Spielen enden. Dass der Vorbau eine integrierte Computerhalterung in der Faceplate haben soll, dürfte entgangen sein. Für Testzwecke wurde die Garmin Original-Halterung für Edge 1000/1030 montiert.
Ein Lächeln sagt mehr als 1000 Testberichte.
Eine kleine und amüsante Anekdote steuerte laKetterechts zum Testgeschehen bei. Eingeladen, auch einmal kurz auf das Specialized Tarmac SL7 zu steigen, hat sie dieses nach anfänglicher und routinemäßiger Ablehnung des Probesitzens dann nicht mehr zurückgegeben und mich gezwungen auf ihrem Trek Domane 5.2 die Tour zu Ende zu fahren. Mit 3 bar Luftdruck im Vorderrad, der Ordnung halber erwähnt. Es ist also ein Nachteil, wenn er und sie fast dieselbe Schrittlänge haben.
Und plötzlich war sie schneller. Nicht unbedingt des Rades wegen. Einfach nur weil sie schneller gefahren ist. Sie hätte nicht müssen. Sie wollte. Mit Dauerlächeln im Gesicht und mit Semi-Compact 52/36 Kurbel und 11-30 Ritzel (habe ich ihr erst am Ende der Tour verraten). Auch den Berg hinauf. Locker und flockig.
Einmal mehr zeigt sich damit, dass nicht nur die Beine schneller machen. Rennradfahren ist und bleibt auch Kopfsache.
Fazit Testurteil:
Andere Mütter haben auch schöne Rennräder und es war ein Vergnügen mit einem davon ein Speed-Date gehabt zu haben. Die Testfahrt mit dem neuen Specialized Tarmac SL7 Expert war wie der One-Night-Stand, den man am Morgen danach nicht mehr nach Hause gehen lassen will.
Das war der fünfte Streich. Der nächste folgt sogleich. Frühestens aber im nächsten Jahr. Schade. Nach Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und Oberösterreich habe ich dieses Mal Kärnten umrundet. Mit dem Rennrad. Solo. Unsupported. Bikepacking light. Angesichts der fortgeschrittenen Jahreszeit habe ich mir etwas mehr Zeit gelassen und das Abenteuer auf 3 Tage aufgeteilt. Im Summe 505 km und knapp 8.000 Höhenmeter. Unbestrittene Highlights: die Nockalmstraße extended, Hochrindl und Flattnitz an einem Tag. Das Rennradfahren in Kärnten hat mich von der Strecke her fasziniert und elektrisiert, von der Straßenbeschaffenheit ziemlich durchgerüttelt. Obwohl ich fast jeden gefahrenen Winkel schon kannte, war die Kombination aus allem Neuland.
„Lafn losn“ – wenn Rennradfahren nur so einfach wäre.
Ich wurde gefragt, ob ich einmal rund um Kärnten fahren möchte. Ja. Meine Antwort knapp und spontan. Die Strecke war vorgegeben. Wie und wie lange habe ich mir selbst zurechtgestutzt. Ich wusste um die Berge. Deshalb habe ich mich für folgende Strategie entschieden: Flach und lang am ersten Tag, hochalpin und anstrengend am zweiten sowie hügelig und kürzer am letzten. Am Papier hatte das alles machbar ausgesehen. Chillig. Am Ende durfte ich das nicht mehr behaupten. Ich hätte gelogen. Mit einem Kampfgewicht von über 90 kg samt Rennesel und Packtasche haben sich die Berge als äußerst charakterbildend präsentiert. Auch weil ich mich am ersten Tag um ein paar hundert Höhenmeter verschätzt hatte. Aus flach und lang wurde gar nicht flach und zu lange. Rennradfahren in Kärnten ist rundherum eine geile Hatscharei.
Die Idee Kärnten mit dem Rennrad zu umrunden zusammengefasst auf drei Tagesetappen.
1. Tag: Klopein – Gmünd. 240 km und 2.891 Höhenmeter 2. Tag: Gmünd – Althofen, 138 km und 3.260 Höhenmeter 3. Tag. Althofen – Klopein, 128 km und 1.867 Höhenmeter
Seen, Berge und Schlaglöcher. Kärnten ist genau meins.
Auf meiner Bundesländer-Umrundungstour habe ich einiges erleben dürfen. Mein Verhältnis zu den heimischen Autofahrern hat sich dabei nicht gebessert. Fix ist, dass es überall ganz besondere Trotteln gibt. Ganz oben auf der Kärntner Best-of-Liste die Truppe von City Dach Klagenfurt. Auf der Abfahrt von der Hochrindl habe ich die Schlaglöcher mit Bravour überlebt, den Konvoi von City Dach nur knapp.
Schlagwort Schlaglöcher: Diese sind in Kärnten stets ein treuer Begleiter. Einige Abfahrten beanspruchen die Vorausseh-Fähigkeit, die Bremsen und das Steuerlager enorm. Die Auffahrten zwar auch, aber da ist es ziemlich egal. Ich habe die Abfahrt vom Schaidsattel und jene von der Hochrindl immer noch im Nacken und in den Oberarmen. Die an drei Tagen zu Tode gebremsten SHIMANO Bremsbeläge L03A sind ausgediente Zeitzeugen. Die Nockalmstraße ist da eine Ausnahme. Diese für Motorradfahrer*innen beliebte Strecke ist ein hochalpiner Asphaltteppich in 1A Qualität. Laut und schön. Ich war dort zusammen mit gefühlten Millionen von Harley-Davidson Maschinen unterwegs. Das jährliche Harley Treffen am Faaker See war bis hinauf zur Schiestlscharte und Eisentalhöhe zu riechen und zu hören. Was dem atemberaubenden Panorama und die einzigartigen Formen der Nockberge nicht geschmälert haben. Für mich war es eine Premiere. Die Nockalmstraße war ich noch nie von Norden Richtung Süden gefahren.
Die Strecke rund um Kärnten ist ein Leckerbissen.
Schon der Startpunkt meiner Tour war eine gute Wahl. Der Klopeinersee ist idealer Startpunkt für einen Rennradurlaub oder einer Rennradreise. Die Überlegung nächstes Jahr auch hier zu verweilen schwingt immer noch nach. Zu schön die Gegend rund um die Seetaler Alpen mit dem Seebergsattel oder dem Paulitschsattel. Aber nicht nur. Slowenien und Italien sind vor der Haustür. Wo ein Wille auch eine lange Tour.
Gleich nach dem Start gibt es zum Aufwärmen den Schaidsattel. Kennt man kaum, sollte man aber. Der Schaidsattel ist durch und durch zweistellig. Besonders die letzten Kilometer. Dann öffnet sich das Tal und nach ein paar Schupfern ist man schnell in Ferlach, wo das Rosental wartet. Übrigens Originalstrecke des Race Around Austria. Wellig und entlang der Drau gehts am Faaker See vorbei Richtung Villach. Hier war 1987 die UCI-Straßenweltmeisterschaft zu Gast. Mit Sicht auf die Ruine Finkenstein ist Arnoldstein nicht weit weg. Am Weg dorthin empfehle ich den Radweg zu benutzen. Hohes Konfliktpotenzial vorhanden. Eben weil es neben der Straße einen Radweg gibt. Den man nicht benutzen muss.
Hat man die hupenden Trotteln hinter sich biegt man ins Gailtal ab, welches bis Kötschach-Mauten nicht mehr verlässt. Zuerst abseits der B111 und dann verkehrstechnisch mittendrin. War aber nicht so tragisch. Hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Vielleicht war auch der Rückenwind daran schuld, dass ich gut mit dem Verkehr mitschwimmen konnte. Der Teilabschnitt Hermagor – Kötschach ist auch beim Super Giro Dolomiti dabei. Für einen Zwischenstopp empfiehlt sich die Bäckerei Matitz Stärkung vor dem Gailbergsattel. Ein feiner Übergang vom Gailtal ins Drautal.
Feistritz, Ferlach und Dellach. Kärntner Déjà-vu.
Rennradfahren in Kärnten heißt sich ständig zwischen Feistritz, Ferlach und Dellach zu bewegen. Alle drei Ortschaften gibt es in wohl in allen Tälern. Drautal, Gailtal, Rosental …
Dafür ist Rennradfahren im Drautal teils lebensgefährlich. Man kann sich hier aussuchen: Gravel-Nebenstraßen mit mehr Schlaglöchern als die Paris-Dakar oder feiner Asphalt mit Holztransportern, die einem um die Ohren fliegen. Ich habe mich für einen Mittelweg entschieden (entscheiden müssen). Bin aber auf der B100 teilweise um mein Leben geradelt. Nach 200 km hatte ich deshalb noch gut Druck am Pedal. Zwischen Oberdrauburg und weit nach Greifenburg. Dann die Rettung über Steinfeld, Lengholz, Kleblach bis Sachsenburg. Ein wenig B100 noch bis Lendorf und dann ist man wieder halbwegs „safe“. Tag 1 endete bei mir im Liesertal auf der B99 Richtung Katschberg in Gmünd. Hier hatte ich nur Hunger und keine Zeit für das Porsche Museum.
Ab Gmünd fährt man das Katschtal bis nach Kremsbrücke. Immer leicht bergauf. Die Abzweigung nach Innerkrems bedeutet bergauf fahren. Zuerst 12 km taleinwärts und dann 12 km bergauf bis auf über 2.000 Metern. Die Eisentalhöhe ist auch der höchste Punkt der Tour. Rundumblick nicht vergessen. Ein paar Kehren und 500 Tiefenmeter bergab und schon geht es erneut hoch. Wieder auf über 2.000 Metern. Die Schiestelscharte ist erreicht. Erneut Rundumblick nicht vergessen, bevor es lange und zügig nach unten in die Ebene Reichenau geht.
Achtung Straßenschäden. Und Längsrillen.
Ausrasten und die Hochrindl als weiteren Zwischenstopp sehen. Das kleine Skigebiet in den Nockbergen lockt mit typischer Kärntner Landschaft und ganz oben an Dekadenz grenzende Ferienhäuser. Das einzige Hotel oben ist hingegen dem Verfall überlassen worden. Hier war City Dach sicher nicht am Werk.
Über die Abfahrt schreibe ich nichts mehr. Viel mehr über das Gurktal, welches die Weiterfahrt prägt. Bis Klein-Glödnitz. Hier wäre es geradeaus nach Alhofen gegangen. Mein Ziel für den zweiten Tag. Überlegt hatte ich es mir schon. Aber ich wollte ja rundum Kärnten fahren. Nicht teilweise durch. Also rechts abbiegen und den vierten Berg in Serie genießen. Die Flattnitz. Am besten bei praller spätsommerlicher Sonneneinstrahlung. Mir bekannt aus früheren Jahren, aber nicht von der Südseite hinauf. Erinnerungen wurden wach. Zum Glück sind die KM-Angaben bis zur „Passhöhe“ nicht so ernst zu nehmen, denn man biegt ein paar hundert Meter davor ins Metnitztal Richtung Friesach ab. Zum Metnitztal muss man sagen, dass es zum Drücken einlädt. Achtung aber auf Längsrillen und Straßenschäden.
Von der Burgenstadt Friesach bis Althofen ist es nicht mehr weit. Außer man macht in Hirt Station in der gleichnamigen Brauerei. Kärntner Kasnudeln sind dort wärmstens zu empfehlen. Das Hirter Bier hingegen ist bevorzugterweise kühl zu genießen. Meine Nacht in Althofen verlief ruhig und die Möglichkeit schon ab 6.30 Uhr im Hotel Prechtlhof frühstücken zu können, erleichterte mir meine Zeitplanung für den dritten Tag. Früh raus, früh ankommen und früh die Heimreise antreten.
Ultracyling ist rückwärtsrechnen.
Alles was man frühstückt, merkt man spätestens, wenn nach 15 km die letzte große Hürde beim Rennradfahren in Kärnten vor sich hat. Das Klippitztörl auf 1.642 Metern. Zum Glück musste ich nicht die Ostauffahrt nehmen. Die ist nämlich 28 km lang. Diese 28 km durfte ich bergab fahren. Dabei habe ich mir die Zehen, die Ohren und die Fingerspitzen abgefroren.
Die Westauffahrt von Guttaring ist mit 13 km auch nicht leicht. Dieser Berg zieht sich und ich habe in meinem Leben selten so oft zurückgerechnet wie an diesen drei Tagen rund um Kärnten. Noch, noch und noch noch. Egal. Ist die Auffahrt zum Skigebiet einmal geschafft, geht es tendenziell nur mehr bergab. Auf alle Fälle bis Wolfsberg. Aber hier dann Neuland für mich. Denn die Strecke führt nicht über den Griffner Berg (zum Glück), sondern ins Lavanttal bis Lavamünd, nur wenige Tritte von der slowenischen Grenze entfernt. Hier trifft man auch wieder auf die Drau und der Kreis scheint sich zu schließen. Gut 60 Kilometer fehlen aber noch. Entlang der B81 geht es zügig und zweisprachig vorbei an Bleiburg mit Blick auf die Petzen zurück an den Klopeinersee, wo das Abenteuer fast mit einem Sprung in den See endete. Fast, weil es schwer ist einen öffentlichen Zugang zu finden. Und wenn man ihn gefunden hätte, darf dieser mit dem Rad nicht erreicht werden. Die Promenade ist mit einem Rad-Fahrverbot belegt.
Ich habe mich mit einer Katzenwäsche begnügt und bin dann die dreistündige Heimreise mit dem Auto angetreten.
Ende gut. Alles tut weh.
Ich weiß nicht welche meiner Umrundungen bisher die Schönste war. Kärnten-Ummadum war jeden Fall irgendwie besonders. Ich freue mich auf die Steiermark, Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Und vielleicht checke ich mir auch noch Südtirol. Und dann wäre ja noch ganz Österreich. Aber das ist eine andere Geschichte und ein anderes Projekt.
Feste soll man bekanntlich feiern, wie sie fallen. Das gilt auch für die Umrundung der Bundesländer mit dem Rennrad. Nach Wien, dem Burgenland und Niederösterreich stand dieses Mal Oberösterreich am Programm. Nicht nonstop wie bei der RAA Challenge im Rahmen des Race Around Austria, sondern in einer etwas gemütlicheren Variante auf zwei Tage aufgeteilt. Alte Männer brauchen ihren gewohnten Schlaf. Ich zumindest. Um trotzdem ein wenige Race Around Austria Feeling zu spüren, sind wir die originale Challenge-Strecke gefahren. Mit all ihren Highlights sowie Höhen und Tiefen. Vor allem jenen des Mühlviertels. 563 km mit 6.300 Höhenmetern. Herzlich willkommen beim Rennradfahren in Oberösterreich rund um Oberösterreich.
Mit dem Rennrad rund um Oberösterreich.
Einfacher geht’s nicht. Rennrad schnappen, das Nötigste in eine Satteltasche verstauen, Route hochladen und in die Pedale treten. Routine macht sich dabei schon bezahlt. Das Packen hat dann bereits System und die Planung ist eine schnelle Angelegenheit. Für ein Mal übernachten braucht es nicht viel. Sechs Ladekabel (iPhone, Garmin, RE-Camera, GUEE-Lichter, Di2 und Dura Ace Powermeter – sicher ist sicher), ein geladener Akkupack (man weiß nie), ein Reservetrikot, eine Unterhose für die Nacht (ich schlafe nicht gerne nackt), ein T-Shirt und eine leichte Hose für das Abendessen und das Frühstück, sowie das übliche wie Ärmlinge, Beinlinge, Windweste und Regenjacke. Etwas vergessen? Ja. Ein paar Gels, Iso-Tabletten und natürlich Mannerschnitten. Zur Sicherheit dabei auch immer ein Pannenspray, Kettenöl und ein Stofffetzen für die Radpflege.
Also Termin fixieren, Startpunkt wählen und Quartier bei der Hälfte der Strecke vorreservieren. Das Wetter sollte man auch nicht ganz außer Acht lassen. Wer will schon nasse Schuhe und Socken?
Wir haben uns für eine Ein-Stopp-Strategie entschieden, um das Ganze in zwei Tagen erledigt zu haben. Tagwache um 0245 Uhr, 1. Frühstück, um 0345 Uhr Abfahrt von Eisenstadt Richtung St. Valentin (mit Pick-Up Service für Siggi), Ankunft im Park & Ride und Abfahrt pünktlich um 0630 Uhr. Am Plan 280 km und mit gut 3.000 Höhenmetern. Etappenziel: Straßwalchen beim Jägerwirt. Warum Jägerwirt? Die Möglichkeit, bereits um 6 Uhr Morgens zu frühstücken war das entscheidende Pro-Argument. Nicht der Preis. Der war für ein paar Stunden Schlaf verhältnismäßig hoch. Für den zweiten Tag haben wir uns die restlichen 290 km und 3.300 Höhenmeter reserviert. Inklusive Heimfahrt retour nach Eisenstadt. Gegen 23 Uhr war das Abenteuer dann vorbei. Fast & Furious.
Ultracycling: Das ist mehr Tankstellen und Supermärkte plündern.
Trend ist, was im Trend ist. Ultracycling ist im Trend. Egal ob jetzt als Rennen oder einfach nur so. Die Herausforderung besteht darin, auf einer bestimmten Strecke möglichst viele Tankstellen und Supermärkte zu plündern. Weil „Unsupported“ auch so ein Trend ist. Einfach einmal das Rennrad schnappen, die Satteltasche füllen und den Beinen das Kommando übergeben. Frei von Zwängen. Das Ziel ist immer B von A ausgehend. Dazwischen viel Landschaft. Rund um Oberösterreich strampelt man durch den Nationalpark Kalkalpen, durch die Region Phyrn-Eisenwurzen, das Salzkammergut, das Hausruck- und Innviertel sowie das Mühlviertel. Man sieht Berge, Seen und Flüsse. Zwischendurch tänzelt man zwischen Autobussen und Motorradfahrern, vorbei an Fähren und Booten sowie kleinen Hütten und pompösen Hotels. Da und dort begegnet man Kühe und Pferde, Wanderer und E-Biker. Und immer wieder überwindet man Grenzen. Die eigenen und jene zur Steiermark, Salzburg, Niederösterreich und Tschechien.
Highlights sind auf der Rennradrunde rund um Oberösterreich mit Sicherheit der Hengstpass, der Ziehberg, die Grossalm, der Attersee und der Mondsee, die Mauer von Schärding hinauf nach Schardenberg, der Passaublick, die blaue Donau und die hohen Wellen des Mühlviertels. Die gesamte Strecke ist „nachfahrenswert“. Rennradfahren in Oberösterreich ist rundum betrachtet überhaupt nicht langweilig. Ganz im Gegenteil.
Mach Urlaub. Fahr Rennrad.
Ich weiß. Die wahren Helden fahren so etwas nonstop durch. Und weiter fahren sie auch noch. Viel weiter. Hut ab. Allein die Vorstellung, eine ganze Nacht freiwillig im Mühlviertel verbringen zu wollen macht mir Angst. Ich mache lieber Urlaub und fahre Rennrad. Das Mühlviertel war bei Tag schon eine charakterbildende Angelegenheit. Hier kann man ganz schnell verhungern und verdursten. Die offene Tankstelle in Kollerschlag war unser Schlaraffenland und im Cafè Kastner in Bad Leonfelden haben wir uns eine Henkersmahlzeit gegönnt. McDonalds in Freistadt haben wir ausgelassen. Zu schwarz der Himmel rund um uns. Und die Zeit schien im Regenwasser davonzurinnen.
Dazwischen war Askese angesagt. Auch weil wir zu Dritt unterwegs waren. Da wird nicht nur Rennradfahren in Oberösterreich eine komplexe Sache. Die Knack- und Streitpunkte? Meistens das Essen und das Pinkeln. Und die unterschiedliche Auffassung darüber, was gemütlich ist. Da kommt es schon vor, dass man diskutiert, ob wer heute zu schnell ist oder der andere einfach zu langsam. Kinderspiele für Erwachsene. An dieser Stelle beende ich dieses Kapitel. Es geht immerhin um Freundschaften.
Am Ende bleibt eine weitere perfekt genutzte Gelegenheit, sich ein wenig in der Gegend umzusehen. Vieles kannte ich noch von meiner Zeit als Linz-Exilant. Dort war ich über 10 Jahre dahoam. Die Hengstpass Ostrampe bin ich beispielsweise zuletzt vor 8 Jahren gefahren. Diese Challenge war teilweise wie eine schamanische Rückführung.
Wenn man es nicht drawig hat, ist Rennradfahren in Oberösterreich ein Märchenurlaub auf zwei Rädern. Goi!.
Wir haben es wieder getan und sind verreist. Dieses Mal in die Dolomiten. Sieben Tage imposante Kulissen und atemberaubende Felsformationen. Dazu ein Pass nach dem anderen und unzählige Kehren nach oben und nach unten. Dazwischen Apfelstrudel, Espresso, Cappuccino, Knödel in den Variationen Käse, Spinat, Speck und rote Rübe, gegrillte Steinpilze, Pizza und viel Schüttelbrot. Unser Rennradurlaub in den Dolomiten hat sportlich wie auch kulinarisch die hohen Erwartungen übertroffen. Zudem war er für mich eine Reise in die Jugendzeit. „Vecchi tempi“ oder „tempi passati“ würde man sagen. Besondere Emotionen mit besonderen Menschen.
Mit dem Rennrad die Dolomiten entdecken.
Eigentlich hätte es ja Bormio werden sollen. Kurzfristig sind es die Dolomiten geworden. Das UNESCO Weltkulturerbe ist somit für einige Teilnehmer’innen der ketterechts Rennradreise auf der Bucket List abgehackt. Voraussichtlich nicht zum letzten Mal. Auf den Pässen rund um Sella, Langkofelgruppe, Peitlerkofel, Marmolada, Civetta, Lagazuoi & Co herrscht Suchtgefahr. Auch weil das Gebiet so riesig ist. So schnell kann man gar nicht radeln. Wer sich auf die Dolomiten einlässt, kommt schnell vom Hundertsten ins Tausendste. Man könnte ja noch dies und jenes mitnehmen oder das eine umfahren. Es wären ja nur ein paar Höhenmeter mehr. Wer hier aufgewachsen ist, der kennt viele Winkel und beherrscht die Distanzen samt Höhenmeter im Schlaf. Da braucht es keinen Garmin. Ich bin hier aufgewachsen. Ohne Garmin.
Als Ausgangspunkt und somit Base-Camp eignen sich viel Ortschaften. Oft ist die Wahl der Unterkunft eine Frage des Budgets und der Add-Ons. Natürlich auch der Verfügbarkeit. Im August ist hier Italo-Hochsaison. Da ziehen die Preise in den Hotspots wie Corvara deutlich an. Wer drei Sterne plus residieren will, der braucht eine dicke Brieftasche. Wir haben uns für Badia/Predraces entschieden. Kein Luxushotel. Aber dafür eine feine ***Pension mit fast angrenzender Pasticceria im Zentrum von St. Leonhard. Badia ist ein guter Ausgangspunkt talauswärts (Würzjoch, Furkelpass, Bruneck, Pustertal), taleinwärts geradeaus (Corvara, Sellarunde …) und taleinwärts links (Valparola, Falzarego, Cortina, Giau …). Perfekt für den Rennradurlaub in den Dolomiten.
Rennrad-Achterbahn mit vielen Kehren.
Das Schöne in den Dolomiten ist die Möglichkeit, die Anstiege und die Ziele täglich variieren zu können. Sogar stündlich. Was wir auch getan haben. Wetterbedingt, kräftebedingt, und launebedingt. Meistens geht es 10 km bergauf und dann 10 km bergab. Das ganze wiederholt sich mehrmals. So oft man will. So oft man kann. Wer nicht mehr muss, kann umdrehen oder abkürzen. Höhenmeter kommen so oder so einige zusammen. Bis auf ein paar Ausnahmen, alle auf moderaten einstelligen Anstiegen. Die Ausnahmen? Passo Fedaia von Rocca Pietore/Malga Ciapela aus, der Passo Giau von Selva di Cadore, das Würzjoch von St. Martin/Thurn oder St. Peter/Villnöss, der Furkelpass von St. Vigil und etwas weiter weg die Drei Zinnen (Rifugio Auronzo) vom Lago di Misurina aus. Diese Auflistung ist nicht vollständig. Die Dolomitenpässe sind eine unendlich lange Achterbahn mit vielen Kehren.
Es gibt in den Dolomiten Klassiker. Grödnerjoch, Sellajoch, Pordoijoch und Campolongo. Und es gibt Pässe, welche das Potenzial zum Klassiker haben. Alle hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Aufgeteilt auf zwei Regionen und drei Provinzen reichen die Dolomiten weit in den Süden bis zum Monte Grappa. Man bräuchte Zeit. Viel Zeit, um alle möglichen Pässe zu fahren und das gesamte Angebot in Anspruch zu nehmen.
Mit breiter Brust gegen breite Autos.
Die Dolomiten sind einzigartig. Ihre Geschichte faszinierend und gleichzeitig tragisch. Entstanden vor 250 Millionen Jahren sind sie heute eine Attraktion für viele. Auch für Autofahrer und Motorradfahrer. Und egal, wie breit die Dolomitenstraßen auch sind: Busse und SUV sind breiter. Schade, dass dann immer nur ein paar schwarze Schafe das Erlebnis Rennradurlaub in den Dolomiten trügen. Wild hupende Italiener auch. Der Ordnung halber sei erwähnt, dass es auch unter Rennradfahrern dunkelschwarze Schafte gibt. Denn wer in einer Kehre bergab durch Autos schlängelt und diese dann innen rechts überholt, hat entweder zu viel Testosteron oder zu wenig Hirn.
Man muss in den Dolomiten mit breiter Brust gegen breite Autos und Busse antreten und manchmal auch den sicheren Weg vom Rad wählen. Wenn ein öffentlicher Bus des Südtiroler Autobusdienstes (SAD) bergauf ein Überholmanöver startet, obwohl im Gegenverkehr gerade ein Kollege bergab fährt, wird es auf gleicher Höhe eng. Bus 1 bergwärts, Bus 2 talwärts und ein Rennrad sind wohl ein Rennrad oder ein Bus zu viel. So ist ein Sprung ins Bankett und ins Gras der sicherste Weg, eine solche Situation zu überleben, wenn ein Bus immer breiter wird, um den anderen Bus seine Rückspiegel zu retten. Ganz nebenbei, hat natürlich keiner was bemerkt. Ein offizielles Protestschreiben verläuft dann logischerweise im Sand. Bürokratische Mühlen mahlen langsam und Eier haben ist heutzutage keine Tugend mehr.
Die Dolomiten versprühen ein besonderes Flair. Natur, Kitsch und Tracht begleiten dich hier auf jeden Tritt. Eine Naturarena, welche ihresgleichen sucht. Hier verschmelzen Tradition und Moderne zu einem einzigartigen Ganzen und einem Farbenspiel der Gegensätze. Alles wird hier perfekt in Szene gesetzt. Vieles ist von Natur aus gegeben, den Rest hat man gekonnt und klug dazugesellt.
Deshalb darf man die Dolomiten mit dem Rennrad nicht einfach nur so bereisen. Die Dolomiten verpflichten. Man muss sich mit Ihnen beschäftigen. Zeit dazu hätte man. Weil hier großartiges geleistet worden ist. Nicht nur im Straßenbau. Die Erschließung geht weit über die vielen Pässe hinaus und reicht bis auf fast jeden Gipfel. Wanderer, Kletterer, Luftschnapper, Ausflügler … hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Mit Maß und scharf an der Grenze des Übermaßes. Manche Eingriffe in die Natur wären aber nicht notwendig. Auch muss nicht jeder Gipfel mit einer Seilbahn erreichbar sein.
Mit dem Berg und nicht gegen den Berg. Das ist der Dolomiten-Walzer.
Als die Rennradreise noch in Planung war, zeigte sich schon das Dilemma der Dolomiten. Innerhalb kürzester Zeit waren ganze 17 Routen geplant. Für eine Woche Rennradurlaub einige zu viel. Der Verzicht ist also die größte Herausforderung, welche man sich als Rennradfahrer*in in den Dolomiten stellen muss. Das gezielte Auswählen eine Überwindung. Einmal in Fahrt aber geniest man jeden Höhenmeter umso mehr. Denn die Dolomitenpässe haben eine ganz besondere Eigenschaft. Sie haben die sanftesten Kehren im gesamten Alpenraum. Teilweise geht es in den Kehren sogar leicht bergab. So bekommt man Zeit sich zu erholen und Tempo aufzubauen. Das Bergauffahren wird zu einem Spiel der Kräfte. Ein schwungvoller Tanz nach oben. Mit dem Berg und nicht gegen den Berg. Das ist der Dolomiten-Walzer.
Rennradurlaub in den Dolomiten ist praktisch. Man sieht viel, man erlebt viel und man lernt viel dazu. Das Ansteuern, Anbremsen und Antreten zum Beispiel. Bergab in den Kehren. Links, rechts und nochmals links und rechts. Ist die Straße frei und die nächste Kurve einsehbar, dann … natürlich immer schön nach der StVO. Das ist der Dolomiten-Swing.
Das Dolomiten-Büffet. Aufruf zur Selbstbedienung.
Das riesige Dolomiten-Büffet war eröffnet. Wir haben uns reichlich selbst bedient. Einige Leckerbissen haben wir öfters geholt. So wie das Würzjoch, welches ganze viermal am Menüplan gestanden ist. Die würzige Variante von St. Martin in Thurn hinauf, die mehrgängige und schwer verdauliche Variante vom Villnössertal über St. Peter empor sowie die kalorienarme Route über Brixen und St. Andrä entlang. Alle Routen können natürlich via STRAVA abgerufen und heruntergeladen werden. Als Aperitif und Vorspeise empfehlen sich diverse Zu- und Anfahrten. Interessant die Rampenanfahrt von St. Ulrich hinauf Lajen und dann der Sturzflug über Gufidaun Richtung Villnössertal.
Zu den Dolomiten muss man eine Beziehung aufbauen. Sie sind kein One-Night-Stand. Wer ihnen einmal verfällt, der wird die Räder nicht mehr davon lassen können. Auch wenn es schwer ist, sich diesen Harem zu erhalten. Deshalb kommen wir wieder. Nächstes Jahr. dieKetterechts Rennradreise in die Dolomiten findet 2021 Mitte/Ende Juli statt. Um den genauen Termin nicht zu verpassen, einfach Newsletter anmelden. ⬇️
ktrchts #machurlaubfahrrennrad
Tipps für den Rennradurlaub in den Dolomiten.
Pastry Hotel Pineta in Rocca Pietore (beste süße Belohnungen) Restaurant, Pizzeria La Tor in Stern (schnell und gut) Villa Mayr Rooms & Suites in Vahrn (Essen und Übernachten) Edelweißhütte Würzjoch (bestes Ködeltris) Hotel de la Poste Cortina (decadentes Cortina Millionärsflair) Hotel Kabis St. Peter Villnöss (traumhafte Terrasse mit Blick auf die Villnösser Geisler) Cafè Corso St. Ulrich (Espresso Kick mit Aussicht)
Meine innere Stimme warnte mich. Sie sprach mit mir. Sie wollte nicht, dass ich diesen Beitrag veröffentliche. Das wäre ein Dolchstoß, hat sie zuerst geflüstert und dann laut geschrien. Kein Mensch auf der Welt würde sich so freiwillig ins Abseits stellen. Niemand kritisiert die eigene Familie und zeigt mit dem Zeigefinger. Es half aber nichts. Rennradfahren, der Mannschaftssport für Egoisten wollte und musste den Weg in die Öffentlichkeit finden. Vielleicht hilft der Passus, dass Personen und Handlungen rein fiktiv sind und jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Radfahrer rein zufällig ist. Hoffen wir deshalb auf mildernde Umstände.
Verkettung falscher Tatsachenbehauptungen.
Rennradfahren ist ein Mannschaftssport für Egoisten. Ob man will oder nicht. Das erlebe ich gerne und regelmäßig. Jede Ausfahrt ist dabei ein Workshop in angewandter Psychologie. Die Erkenntnisse aus verschiedenen Gruppenausfahrten haben das Potenzial dazu, ein Bachelor-Studium zu ersetzen. Mit Schwerpunkt Sozialpsychologie. „Wir“ heißt in der Gruppe schnell „ich nicht“. „Wir könnten“ noch schneller „du musst“ und rasch wird aus vermeintlicher Homogenität ein heterogener Kampf ums Überleben. Wenn Egoisten das Gemeinsame übernehmen, dann geht es um Hackordnung und Charles Darwin ist nicht mehr weit. Versucht sich hingegen der Altruist zu behaupten, bleibt es meistens beim Versuch. Leider bleibt der Selbstlose trostlos zurück. Die logische Konsequenz ist die physische wie psychische Teilung und Spaltung. Besonders am Berg. Kitten und Vereinen ist dann nur dem Master of Science vorbehalten. Viele Versuche hat er nicht. Wer den Anschluss verliert, gibt seine Persönlichkeitsrechte auf.
Wer den Anschluss verliert, gibt seine Persönlichkeitsrechte auf.
Gruppenausfahrten sind keine Rennen. Doch werden sie gerne dazu missbraucht. Der Gruppe individuelle Trainingspläne zu indoktrinieren ist ein weit verbreitetes Hobby. Floskeln wie „ab jetzt locker“ sind nur zynische Botschaften und spitze Giftpfeile. Jeder Trost und jede Aufmunterung sind in Wahrheit eine Aufforderung, nicht länger zu jammern und bitte endlich in die Pedale zu treten. Der Klügere gibt nicht nach, es ist der Schwächere, der aufgibt.
Dort wo Unterschiede zusammenkommen, werden diese Abstände größer. Der Kompromiss in der Mitte ist schwer zu finden, wenn vorne die Post abgeht und hinten die Beine schwer werden. Langsamer und rücksichtsvoller zu fahren ist wesentlich einfacher, als schneller zu werden. Das eine kann man, das andere würde man. Während jeder auf den anderen hofft, klafft man auseinander. Auseinanderleben und auseinander radeln. Das ist ganz alleine in der Gruppe fahren.
Ganz allein in der Gruppe fahren.
Vieles ist oft so, weil es so ist. Warum aber? Die Suche nach den Beweggründen würde den Rahmen sprengen. Einzelne Beispiele untermauern aber mein Empfinden. Dem Egoisten ist die Gruppe ein Dorn im Auge und ein Keil in den Speichen. Ich frage mich, was daran falsch sein kann, sich in den Dienst der Anderen zu stellen? Das Miteinander zu fördern und auch herauszufordern. Die Harmonie liegt dort, wo der Kompromiss beginnt und das gemeinsame Bier am besten schmeckt. Das Wir-Gefühl entsteht erst im Scheinwerfer des Ichs. Rennradfahren darf abseits des Trainings und des Wettkampfes gerne ein Zueinander und Miteinander sein. Der gemeinsame Weg ist das Ziel. Nicht der schnellste. Die Herausforderung liegt darin, gemeinsam anzukommen und nicht vor allen anderen. Das ist mein Zugang und mein Spirit.
Vielleicht sind genau deshalb diese Zeilen gut. Sie werden mir helfen, mich wieder auf das Wesentliche zu besinnen. Denn leider steckt auch in mir ein radelnder Egoist.