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Pleiten, Pech und Fahrradstürze. Eine Anleitung.

Fahrradstürze

Sie hat es wieder getan. Zu meinem Entsetzen. laketterechts hat sich erneut hingelegt und die Erdanziehungskraft getestet. Am Asphalt der burgenländischen Puszta. Vielleicht bin ich dieses Mal nicht ganz unschuldig. Auch wenn ich ehrlich gar nichts dafür kann. Überhaupt nichts. Pleiten, Pech und Fahrradstürze. Eine Anleitung. Meine Anleitung. Um nicht unnötig vom Sattel zu springen. Aber schön der Reihe nach.

Rennradtechnik, -gleichgewicht und -geschicklichkeit.

Anfang November habe ich an der Ausbildung zum Übungsleiter Rennrad teilgenommen. Mit Erfolg. Versteht sich. Eine Ausbildung fürs Leben. Mit ein paar interessanten Übungen, habe ich meine persönlichen Rennrad-Skills abgecheckt. Technik, Gleichgewicht und natürlich auch Geschicklichkeit. Mit ein paar Interessanten Übungen. Zum Nachmachen. Oder auch nicht. Dass ich diese Übungen der Welt nicht vorenthalten kann, versteht sich von selbst. Nutznießerin und Opfer zugleich, laketterechts.

Bei den letzten Ausfahrten habe ich sie deshalb immer wieder motiviert, die eine oder andere leichte Übung nachzumachen. Wirklich nur die einfachen Übungen. Was sie natürlich nicht gemacht hat. So etwas macht sie grundsätzlich nicht. Nicht die Übungen. Die macht sie auch nicht. Das was ich sage. Das macht sie nie. So etwas ist Teil ihrer DNA.

Fahrradstürze

Technik, Gleichgewicht und Geschicklichkeit.

Wir fahren also unsere Runde. Immer wieder kämpfe ich gegen ihre Windmühle. Irgendwann meine ich, sie solle doch endlich auch etwas Neues probieren. Trotzdem: Keine meiner vorgeschlagenen Übungen werden wiederholt. Bis auf eine. Diese hätte laketterechts auch nicht wiederholen sollen. Ich habe ihr nur zeigen müssen, was wir so alles probiert haben.

Fahrradstürze und ihre fatalen Folgen.

„Schau, das haben wir auch gemacht“. Ich überkreuze meine Arme am Lenker und fahre gemütlich neben ihr dahin. Also linke Hand am rechten Schalthebel und rechte Hand am linken Schalthebel. Not so easy. Man muss nur vorher das Gehirn ordentlich briefen und umprogrammieren. Mit viel Konzentration kann man das Unmögliche dann wagen.

laketterechts sieht mich an. Und im selben Moment überkreuzt sie ihre Arme am Lenker. Gleichzeitig läuten bei mir sämtliche Alarmglocken. „Bitte nicht!“ laketterechts driftet aber bereits nach rechts Richtung Bankett. Der Ordnung halber muss ich festhalten, dass wir uns auf einem Güterweg befinden. Weit weg vom Verkehr. Ich hoffe, dass sie richtig reagiert und die Hände kurz loslässt, um den Lenker vorschriftsmäßig zu handeln. Und ich hoffe, dass sie, falls sie es nicht schafft, sich einfach in die Wiese fallen lässt.

Stattdessen aber schießt laketterechts 90° quer über die Fahrbahn in meine Richtung. Sie touchiert mein Hinterrad und legt eine Brezn hin. Eine der Marke „Superlativ“. Perfekte Haltungsnoten. Schulter, Kopf und Hüfte klopfen den Asphalt weich. Das Rad wird gekonnt in Schutz genommen. Keine Rutschphase. Ein Fuß hängt noch im Pedal. Ich eile zu ihr. Ich überlege, ob ich sie trösten oder rügen soll.

Kinder, nicht nachmachen. Es kann gefährlich sein.

Trösten, weil ich laketterechts schon wieder am Boden sehe. Das tut mir weh. Sie lag so hilflos am Boden. Schimpfen, weil ich einfach nicht verstehe, warum sie das gemacht hat. Niemand hatte es ihr empfohlen und befohlen. Ich nicht. Sie meinte nur lapidar „Das hat so leicht ausgesehen.“

Die Erste Hilfe ergibt keine Brüche. Soweit traue ich mich schon aus dem Fenster. Wir haben noch einen gemeinsamen Weg nach Hause. Den schaffen wir. Die Stunden und Tage danach sind nicht eitel Wonne. Der Schlag war nicht ohne. Er kam unvorbereitet. Ohne Körperspannung. Ihren Knochenapparat hat es ziemlich durchgeschüttelt. Das hat auch die Osteopathin bestätigt. Die aüßeren Zeichen an der Hüfte lassen eine schwere Misshandlung vermuten. Der Schleimbeutetl wird seinem Titel Beutel gerecht. Fahrradstürze haben fatale Folgen.

Ich fühle mich unschuldig schuldig, könnte mir in den Hintern beißen. Sie tut es auch. Weiß ob ihrer unnötigen Aktion. laketterechts geht es aber den Umständen entsprechend gut. Wir haben alle daraus gelernt. Sie am meisten. Ich bin mir sicher, dass laketterechts jetzt erst recht nie mehr das tun wird, was ich ihr vorschlage und empfehle. Geschweige denn anordne.

ktrchts

Rennradforum und Facebook Gruppe. Hilfe!

Rennradforum

Früher war alle anders. Viele Leser können sich wahrscheinlich gar nicht mehr daran erinnern. Wenn ich früher schreibe, dann meine ich wirklich früher. Ganz genau. Die digitale Steinzeit. Damals gab es auch schon Menschen. Einige davon sind Rennrad gefahren. Mindestens so schnell und mindestens so viel und so lange wie alle anderen heute. Im Unterschied zu jetzt, hat das aber keine Sau interessiert. Mittendrin statt nur daheim. Ich. Und mein damaliges Rennrad. Ein Stahlbock. 16Gang. Rahmenschaltung. Riemenpedale. Damals genügte es, eine schwarze Hose mit Einsatz anzuziehen. Meine hatte nicht einmal Träger. Ein weißes Baumwoll-Shirt dazu, Turnschuhe und fertig. Dem Instinkt nach. Der Lust. Und der Laune. Allein. Ein Rennradforum oder eine Facebook Gruppe gab es einfach nicht.

Rennradfahren ist eine Nichtwissenschaft geworden.

Heute ist Rennradfahren eine Wissenschaft geworden. Eine Nichtwissenschaft. Rennradfahren ist deshalb mehr zum Rennradfragen mutiert. Rennradforum und Facebook Gruppe sei Dank. Gefragt wird jeder und gefragt wird alles. Wie geht das und wie geht was? Selbst ist der Rennradfahrer schon lange nicht mehr. Ausnahmen ausgeschlossen. Digitales Schwarmwissen statt gesundem Hausverstand. Selber nachdenken oder probieren ist purer Luxus. Wobei das Schwarmwissen da und dort eher Halbwissen ist. Die Rechnung ist einfach und die Anzahl der möglichen Fragen lässt sich in einer Formel festhalten. Die Wiederholung der Fragen, oder Ausprägungen ein und derselben Frage sind noch gar nicht berücksichtigt.

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Fragen über Fragen

Soviel Popcorn kann es auf der Welt nicht geben, um die gesamte Unterhaltung dabei zu verfolgen und sich mit dem Antwort- und Fragespiel zu beschäftigen. Ich frage mich nur, wie wir Rennrad-Dinosaurier das damals überlebt haben. Wir haben wohl mit dem Feuer gespielt. Russisches Roulette mit einer Luftpumpe ohne Druckanzeige. Statt zu fragen: a) wann man am besten einen Reifen aufpumpt, b) wo man am besten diese aufpumpt (örtlich gesehen) und c) wieviel und vor allem welche Luft in den Reifen gepumpt werden soll, haben wir es einfach getan. Einfach so. Unverantwortlich.

Rennradforum – Schwarmwissen beats Hausverstand.

„Wer nichts weiß, muss alles glauben“ trifft es hier auf den wunden Punkt. Das gilt für Dr. Google und Dr. Rennradforum. Schwarmwissen beats Hausverstand. Laut Dr. Google ist man bei einem kaputten Fingernagel eigentlich schon tot. Und laut Dr. Rennradforum ist man schnell der Depp (bitte nicht persönlich nehmen – es gibt viele Ausnahmen, berechtigte Fragen und sehr gute, ausführliche Antworten). Wer bis fünf zählen kann, sollte dies auch tun, bevor er sich den Forums-Piranhas ausliefert. Das ist nur eine kleine Warnung. Wer sich das antut, muss mit den Konsequenzen leben.

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Ein Rennradforum ist nämlich das Spiegelbild der modernen Gesellschaft. Es gibt hier den Besserwisser, den Viel-Besserwisser und den Alles-noch-viel-Besserwisser. Den Belehrer, den Ober-Belehrer und den Belehrer-Belehrer, den Bekehrer, den Ober-Bekehrer und den Bekehrer-Bekehrer. Nicht zu vergessen den Abschassler, eine ganz besondere Netz-Erscheinung. Sie alle treten in ihrem gewohnten Habitat, dem Rennradforum, schnell in Erscheinung. Sitzen womöglich länger vor dem Computer als am Rad (reine Hypothese). Sich Ihnen auszuliefern kann Folgen haben. Denn schon die Frage an sich kann zu einer längeren Auseinandersetzung führen. Fragen zu hinterfragen ist ein Hobby, dem viele im Rennradforum oder in einer Facebook Gruppe nachgehen. Eine Antwort bleibt dann meistens aus. Mann ist dann kaum klüger als zuvor.

Richtig ist, was sich richtig gut anfühlt.

Viel und gerne zitiert werden bei Fragen rund um Benehmen die Velominati Regeln, bei Bekleidungsfragen die nicht existente, aber stets präsente Style-Polizei und bei technischen Fragen die tausenden Handbücher diverser Hersteller. Mavic und Shimano stehen da an oberster Nennungs-Stelle. Massenware verursacht auch Massenpanik – Verzeihung, Massenfragen. Dann wird ein Forum zur stillen (wenn auch sehr lauten) Post. Subjektivität erzeugt eine noch stärkere subjektive Haltung. Schnell geht es nicht mehr um die Sache, sondern um das persönliche Ego. Das Forum wird zur Nahrungskette. Ganz oben auf der Setzliste, der heimliche Forums-Boss. Ihn gilt es zu stürzen.

Rennradforum

Ein Forum. Ein Boss.

Und schwups sind wir in einer anderen Welt. Jene der Psychologie und Soziologie. Was bewegt Menschen, das zu tun, was sie tun. Keine Ahnung. Nicht mein Fachgebiet. Das müsste ich wohl googeln. Vielleicht haben viele einfach keine Zeit und Lust zum Rennradfahren.

Idee. Ich könnte diese Frage in einem Rennradforum oder in einer Facebook Gruppe stellen. Eine Frage über die Beweggründe, Phrasen zu stellen und mit Phrasen zu antworten. Übrigens: Meine Lieblingsfragen sind jene darüber, ob und wie lange ein bis auf die Karkasse abgefahrener Reifen noch weitergefahren werden kann, soll und muss.

ktrchts

PS: Für ernst gemeinte Fragen gibt es dieketterechts-Gruppe.

Warum immer diese depperten Radfahrer?

diese depperten Radfahrer

Radfahrer-Bashing scheint ziemlich in Mode zu sein. Die Gesellschaft braucht wohl dringend einen Sündenbock. Für alles was auf unseren Straßen so nicht läuft. Und im eigenen Leben vieler. Zur Ablenkung. Immer diese depperten Radfahrer. Was sind das für Trotteln. Echt jetzt. Fahren alle bei rot über die Ampel. Alle meiden Sie die extra für sie errichteten Fahrradwege. Sie behindern Fußgänger auf Gehwegen. Sind rücksichtslos, frech und arrogant. Und sie fahren tratschend nebeneinander zum nächsten Kaffee. Auf öffentlichen Straßen. Furchtbar. Radfahrer sind das moderne Hass-Objekt der Begierde. Die Abels unter den Verkehrsteilnehmer. Und ein Ventil für frustrierte Zweispurer. Aber warum immer diese depperten Radfahrer?

Über Radfahrer wutbürgern ist in Mode.

Anstoß für diesen Blogbeitrag war und ist ein Artikel von Tom Drechsler, inthronisierter Chef der Auto-Bild. Ein Netzfund. Herr Drechsler schreibt darin, dass es ihm reicht. „Radfahrer sind nun mal die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Es würde helfen, wenn sie sich auch so benehmen.“ Zitat Ende. Dass der Chef einer von der Autoindustrie am Leben erhaltenen und finanzierten Zeitschrift nicht über „seine“ Autofahrer wutbürgern wird, ist logisch. Dass Herr Tom Drechsler seine schlechte Laune an den Radfahrern auslassen muss, ist fad, substanzlos und populistisch.

diese depperten Radfahrer

Was hat Herr Tom Drechsler geraucht?

Wobei ich gestehen muss, dass mir der Artikel und die Worte von Herrn Drechsler echt am A… vorbeigehen. Verhalten eines Profilierungsneurotikers und Reichweitenjägers, der seinen Schäfchen billigen und gepanschten Fuselwein einschenken muss. Süchtige brauchen Stoff. Und den liefert er. Viel mehr sind mir die vielen Reaktionen auf diesen Artikel fremd. Zum Beispiel bei Facebook. Scheint, als müsste unsere Gesellschaft keine gröberen Probleme lösen. Wenn ich mir das genau durchlese – und das habe ich gemacht, bekomme ich die Gewissheit, dass draußen potentielle Mörder herumrennen. Menschen, die öffentlich (ja, soziale Medien sind öffentlich) zugeben, den einen oder anderen Radfahrer am liebsten „niederzumähen“ zu wollen. Geht’s noch? Wird sind nicht beim Tatort. Das ist real life.

Diese depperten Radfahrer. Weg von der Straße.

Lustig ist das nicht. Und lustig ist es auch nicht, wenn große Brands wie sixt Autovermietung, sich demselben Spielchen anschließen. Auf die Schwächeren draufhauen, ein altbewährtes und probates Mittel, die Schuld von sich zu weisen. Warum sixt? Selber ein Urteil bilden. Mag sein, dass dies eine kreative Idee ist, mit der sich Kreativagentur und sixt Geschäftsführung selbst befriedigen und sich gegenseitig auf die Schulter klopfen.

diese depperten Radfahrer

Aufruf zum Radfahrer-Killen?

Egal wie man es nimmt, dreht und wendet. Das Problem dieser depperten Radfahrer sind nicht die depperten Radfahrer, sondern die Deppen. Die Trotteln. Guido Tartarotti hat das 2013 bereits in seiner Kolumne im Kurier treffend formuliert. „Der Fahrradtrottel ist kein Trottel, weil er Rad fährt – sondern weil er ein Trottel ist. Er ist es auch dann, wenn er nicht Rad, sondern Auto fährt oder ganz etwas anderes tut. Die Tatsache, dass das Fahrrad auch von Trotteln benutzt wird, macht es noch nicht zu einem schlechten.“ Das sollte man Herrn Drechsler einmal zeigen. Vielleicht sieht er die Welt dann etwas anders. Nicht nur aus seiner Vergaser- und Selbstzünder Brille.

Gesellschaftlich hilfreich wäre es auch, wenn sich zudem die anderen Wut-Fuzzis aus den sozialen Netzwerken Tartarottis Worte zu Herzen nehmen könnten. Die intelligenter angehauchten würden möglicherweise dabei erkennen, dass nicht diese depperten Radfahrer das Problem unserer Gesellschaft sind, sondern sie selbst.

ktrchts

PS: Ein auf Harry G. machender Marco Wagner tanzt da nicht aus der Reihe. Auch die Reaktionen auf sein Video im Netz.

ASVÖ King of the Lake 2018. Einmal übergeben bitte.

ASVÖ King of the lake

Aufhören, wenn es am Schönsten ist. Wer diesen Spruch erfunden hat, war sicher kein Rennradfahrer. In diesem Sport hört man erst auf, wenn man zu langsam ist. Wie ich vergangenen Samstag. Beim 8. ASVÖ King of the Lake 2018. Es war Maria, unsere Dame im Mixed Heros Team. Mehrmals schrie sie diese für mich bis dato kaum wahrgenommenen Wörter ins Getümmel der 47 km lange Schleife rund um den Attersee. In meine Richtung. „Schneller!“ Mein schwerer Atem, mein schnappartiges Luftholen und mein lauter Herzschlag erschwerten dabei das Ankommen ihrer mahnenden Worte. Ihren Wunsch konnten meine Beine nicht mehr ganz erfüllen. Einmal übergeben bitte. Oder schöner gesagt: Der ASVÖ King of the Lake ist ganz schön hart.

Nach Superlativen suchen und den ASVÖ King of the Lake finden.

Wer nach Superlativen sucht, der landet schnell beim ASVÖ King ot the Lake. Das von Atteriker rund um Obmann Erwin Mayer organisierte Einzelzeitfahren rund um den Attersee ist mittlerweile das europäische Top-Event im Kampf Frau und Mann gegen die Uhr. Zwischen der geilsten und steilsten Startrampe an der Esplanade und der Marina Schörfling sowie der Zielgerade entlang des Gustav Klimt Hauses liegen mehr als 47 laktaktträchtige Kilometer. Bereits kurz nach Öffnung der Anmeldung sind die Startplätze weg. Nicht wie die warmen Semmeln. Schneller. Viel schneller. Seit letztem Jahr, findet hier im Salzkammergut sogar das Finale der ÖRV-Rad-Bundesliga mit einem Mannschaftszeitfahren statt.

Höher, schneller und weiter. Mit der Betonung auf schneller. Der Streckenrekord liegt mittlerweile bei 53:29,35 (53 km/h Schnitt) im Einzel und bei 52:37,42 im Mannschaftszeitfahren. Georg „predi“ Preidler, Pro beim Team Groupama-FDJ hatte es heuer wieder einmal sehr eilig. Allein. Etwas schneller zu sechst, das Team Felbermayer Simplon Wels. Jahrelang war es die große Frage, ob die Strecke unter 1 Stunde bewältigt werden könnte. Heute ist das kein Thema mehr. Diese Schallmauer ist kein Schreckgespenst mehr. Auch im Hobbybereich. Der Radsport wird immer professioneller. Es wird gezielter trainiert. Sogenannte Sonntagsfahrer sind in Wirklichkeit Halbprofis, die sich selbst sponsern.

ASVÖ King of the Lake

ketterechts Mixed Heros

Feste soll man kurbeln wie sie fallen.

Der ASVÖ King of the Lake ist ein Radfest. Mitten im idyllischen Salzkammergut. Wo sich normalerweise Fuchs und Hase treffen, surren die Freiläufe. Die Wiese wird zum Campingplatz. Die Ortschaften rund um den See zu Fanzonen. Mit Dorffest, Blasmusik und Disco-Sound. Eine ganze Region feiert mit. Mit wenigen Ausnahmen. Der Fahrer des grauen Autos mit VB-Kennzeichen war so eine. Nicht weil er minutenlang vor uns fahrend seine Scheibe geputzt hat. Mit viel Scheibenreiniger. Zitrusgeschmack. Nein, nicht deswegen. Er hat es mit Absicht gemacht. Darum. Wahrscheinlich ist er nicht damit klar gekommen, dass man ihm seine geliebte B152 ein paar Minuten später für die Dauer des Rennens sperren würde. So wie die B151 auch. Auf der anderen Seite des Sees.

Straßensperren bei Radrennen im Hobbybereich sind in Österreich sowieso ein heikles Thema. So etwas ist nicht billig und schwer von den Behörden zu bekommen. Wir ziehen deshalb vor dem Orga-Team den Helm.

ASVÖ King of the Lake

© sportograf.de

Ende gut. Alles übergibt sich.

„Alles geben“ ist hier am Attersee kein geflügeltes Wort. Keine Floskel. Kein Kalenderspruch. Es ist die einzige Bedingung. Das Mindeste. Die Voraussetzung im Kampf um Ehre, Anerkennung und den Titel „King“ oder „Queen“. Wer nicht mindestens einen Schnitt von 40 km/h halbwegs locker und ohne Delirium auf Strava hochladen kann, der war nicht nur nicht hier, sondern verschwindet in der Rangliste auf die hinteren Seiten. Dort wo es niemanden interessiert. Natürlich. Dabeisein ist alles. Auch beim King of the Lake. Aber hier will und muss man auch Gas geben und sich beweisen. Für viele endet beim King of the Lake die Saison. Versöhnlich oder auch nicht. Ob für manche auch das Rennradlerleben endet ist nicht überliefert.

Wir Mixed Heros haben uns im Vergleich zum letzten Jahr, um 2 1/2 Minuten verbessert und um 3 Plätze verschlechtert. Das ist die Realität. So schaut’s aus. Maria hat es gespürt. Am Buchberg, wo ich eine hinter, vor und neben uns fahrende Gruppe gesprengt hatte, brüllte sie nochmals dieses „schneller“ inbrünstig aus ihr heraus. Dann folgte ein „Foar“. Ich war wohl zu langsam.

ASVÖ King of the Lake.

Fast alles gegeben.

Die Dominanz der Vollscheibe und des Einteiler.

Der King of the Lake ist eine Modeschau. Mann und Frau zeigen nicht nur was sie können. Sie zeigen auch, was sie drauf und drunter haben. Hier dominiert der Einteiler, die Carbon-Vollscheibe und das 53er Kettenblatt. Nicht zu vergessen der Vollvisierhelm. Nur das Neueste dreht die 47 km Runde. Blitzblank am Start, schweißgetränkt am Ende. Das Bad in der Menge genießt hier jeder. Die persönliche Vorstellung auf der Startrampe, das Bad in der Menge kurz danach, der ewige Berg in Unterach, der kurze und knackige Buchberg und die letzte Kurve über die Ager. Jeder Meter muss und darf schmerzen, damit sich der Zieleinlauf umso erlösender anfühlt.

Der King of the Lake ist kein Rennen. Er ist das Rennen. Das Lycra-Woodstock, das Carbon-Festspiel im Vollscheiben-Beat und der jährliche Fixpunkt wie Weihnachten und Ostern. Wir sehen uns 2019 wieder.

ktrchts

Ergebnisse und Fotos hier.

*aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

 

 

Helm-Head-up-Display USEE im ketterechts Visier

Helm-Head-up-Display

Wie die Jungfrau zum Kind. So bin ich zum Helm-Head-up-Display USEE gekommen. Irgendwo davon gelesen, recherchiert, die Vertriebsfirma angeschrieben und schon war es da. Samt Abus Aventor Helm. Die zwei gehören zusammen. Und können nur zusammen. Vorerst. Denn das Helm-Head-up-Display USEE kann nicht mit jedem Kopfschutz. Und wie es sich für dieketterechts als „Schnell-Tester“ so gehört, war alles im Nu ausgepackt und ohne irgendeinen Blick auf eine Gebrauchsanweisung zu werfen, schon im Einsatz.

Selbst ist der Mann. Doch wie selbst ist die USEE Technik?

In meinen Händen, nein, am Kopf, eben der Abus Aventor Helm und das USEE Display für den Helm. Der Adapter für das HUD (Head-up-Display) war bereits am Helm befestigt. Dazu geliefert ein Remote Control für den Lenker und dazu noch ein paar Zusatzgummis und Unterlegstücke. User Manual erhalten, aber weniger als überflogen. Da mir dabei etwas wie Ant+ untergekommen war, habe ich mir ungefähr vorstellen können, wie das funktionieren könnte.

Helm-Head-up-Display

Screenshot o-Synce App iPhone

Helm aufsetzen, Helm justieren, Display einschalten, Display am Helm befestigen, Remote Control am Lenker montieren und die ersten Gehversuche wagen. Ganz so einfach war es dann doch nicht. Pairing das Zauberwort. USEE muss sich erst einmal mit allen verfügbaren Sensoren (jene mit Ant+) verbinden. Also doch nochmals stehen bleiben und warten. Da nichts passierte, musste ich nachhelfen. Hinterm Display versteckt ein Knopf für das Pairing. Dieser ist klein, unauffällig und nur mit einem kleinen Stift benutzbar. Wo also jetzt schnell so einen Ventilstift finden? Improvisieren. Mit einem Teil meines Schlüsselanhängers ist das gelungen. USEE war jetzt funktionsbereit.

Helm-Head-up-Display für den Rennradhelm.

Oben rechts sehe ich ein gelbes Feld mit digitaler Anzeige. Nach ein paar Verschiebeübungen, habe ich das Datenfeld scharf im Blick. Über den Remote Control am Lenker steuere ich die Anzeige. Vorblättern, zurückblättern. Easy. Zuallererst sehe ich nur Zahlen. Links eine Kombination, rechts eine Kombination. Ich kann nur erahnen, was mir angezeigt wird. Mittels menschlichem Pairing, also ein abwechselnder Blick auf meinen Garmin und dem USEE-Display, werde ich aufgeklärt. Rechts oben im Blick werden die Trittfrequenz, die Leistung und die Herzfrequenz angezeigt. Logisch. Diese Signale werden mittels Ant+ an den Garmin Edge gesendet und von USEE mitgelesen. Die Vector2 Pedale und der Brustgurt unterstützen diese Funktion.

Alle andere Signale wie Geschwindigkeit, Höhenmesserangabe, Uhrzeit und Navigation bleiben aus. Diese misst Garmin ja mittels GPS. Somit sind diese Angaben dem Head-up-Display nicht bekannt. Auch die eTap (Gangschaltung, Ladezustand Akku) hätte USEE erkennen können. Das Pairing dazu habe ich vergessen. Sorry. Mit einem Speed-Sensor kann natürlich die Geschwindigkeit mitgelesen werden.

Helm-Head-up-Display

Abus Aventor

Um das All-inklusive Service zu bekommen – ich habe das USEE Manual und die Gebrauchsanleitung nachher angesehen, müsste man die eigens dazu entwickelten O-Synce App benutzen und USEE mit dem Smartphone (Android und iOS) mittels Bluetooth koppeln. Registrierung vorausgesetzt. Dann und nur dann, würde man über das GPS-Signal des Handys eine (ungenaue )Geschwindigkeit, eine genaue Uhrzeit und die Höhenmeterangaben im Datenfeld sehen.

 

Servus, Blick auf den Vorbau. Die Straße im Visier.

Es war irgendwie komisch, mit dem Helm-Head-up-Display zu fahren. Dieser neugierige Blick nach oben rechts. Und dann doch noch Richtung Vorbau, um den Multi-Remote Controller zu bedienen. Zum Glück ist das nach ein paar Kilometern weggefallen. Ein aktives Schauen war nicht mehr notwendig. Die recht scharfen und klar erkennbaren Anzeigen auf den Datenfeldern haben sich gut in den normalen Blickwinkel integriert. Alles in allem, wird der HUD zu einer netten Spielerei. Einer Spielerei mit vielen Funktionen. Trotz Garmin reduzierte ich kontinuierlich meine Blicke Richtung Vorbau.

USEE (vom englischen „you see“) funktioniert auch bei Dunkelheit. Die gelbe Fläche am ca 7 cm großen, L-förmigen Gerät ist ein UV-Kollektor, der die Helligkeit am Display anpasst. Die 2032 Knopfzellen sollen laut Hersteller 400 Stunden Strom liefern. Nach dem Einschalten, geht das USEE nach einer Weile Inaktivität von selber aus.

Helm-Head-up-Display

Funktionen von USEE

USEE Schnelltest Resümee.

Geiler Scheiß. Sorry. Bin schon wieder politisch korrekt. Interessant. Innovativ und wohl die Zukunft. Augmented Realitiy (AD). Erweiterte Realität auch beim Rennrad fahren. Hat es bis dato noch nicht gegeben. Ein dickes ketterechts Plus für die Idee. Leicht zu bedienen und in Betrieb zu nehmen. Sogar für Selbstforscher wie mich. Optisch macht das Ding am Helm einen zum Alien. Vollste Aufmerksamkeit ist damit gewiss. Muss man auch mögen. Zu haben ist das alles für € 129,-.

Helm-Head-up-Display

Alien on bike

Der Idee eines Head-up-Display kann ich einiges abgewinnen. Weniger der Tatsache, dieses mit zwei zusätzlichen Apps am Handy bedienen zu müssen. Ich denke dabei an die Akkuleistung meines in die Jahre gekommene iPhone. Auch das Umschalten der Datenfelder könnte man überdenken. Remote Control am Lenker ist gut, aber da muss ich wieder den Blick von der Straße nehmen. Und für das Umschalten am HUD selber muss ich eine Hand komplett vom Lenker nehmen. Das ist wohl nicht im Sinne des Erfinders (Stichwort Sicherheit).

Ich bleibe dabei: Geiler Scheiß. Für Technik-Nerds, Handy-Hardcore User, Star-Trek Lovers, Bing-Bang-Theoretiker, Renrnad-Einsteiger oder First-Mover.

Zum Schluss blicke ich noch etwas weiter in die Zukunft. Vielleicht lässt sich Augmented Reality (AR) mit Artifizieller Intelligenz (AI) verbinden. Dann denkt das HUD sogar für mich mit und zeigt mir im Datenfeld genau das, was ich aktuell benötige. Also stets die Wattangaben.

ktrchts

PS: Es handelt sich hier um einen unentgeltlichen Produkttest. Nach Testende gehen das USEE Helm-Head-up-Display und der ABUS Aventor Helm wieder retour.

 

Kufsteinerland. Auf Du und Du mit dem Rennrad.

Kufsteinerland

Ob ich die Perle Tirols kennen würde, fragte mich des Öfteren schon ein sehr bekanntes Volkslied. Das Städtchen Kufstein, wurde mir dann suggeriert, das kennst du wohl. Nicht ganz, muss ich gestehen. Ich war zwar ein paar Mal dort, aber noch nie mit dem Rennrad. Selber Schuld. Heute weiß ich, was ich dabei alles verpasst habe. Viel. Sehr viel. Das vergangene Wochenende hat es gezeigt. Das Kufsteinerland hat für RennradfahrerInnen einiges zu bieten. Heuer sogar eine Straßenrad-WM.

Die UCI Straßenrad-WM startet in Kufstein.

Kufstein ist vom 28. bis 30. September gleich 4-facher Startort der UCI Straßenrad-WM 2018 und das Kufsteinerland begleitet dann die Damen, Herren und Junioren auf ihrem Weg zu den Medaillen nach Innsbruck. Auf einem mit über 4.000 Höhenmetern gespickten Kurs durch das Inntal bis zur Ziellinie vor der Hofburg. In Kufstein selbst fiebert man diesem Ereignis entgegen. Frischer Radwind weht durch die Stadt. Viel ist davon noch nicht zu sehen. Dafür umso mehr zu spüren. Der Gedanke, dass die weltbesten Radsportler hier sein werden, vielleicht genau dort, wo man gerade steht, elektrisiert. Gänsehaut.

Kufsteinerland

Frischer Radwind weht in Kufstein.

Das Kufsteinerland und Kufstein sind aber nicht nur Straßenrad-WM allein. Das wäre unfair gegenüber dieser Region, die auf mich wie eine verzauberte Prinzessin wirkt. Des Gebirgs-Kaisers Prinzessin. Gut geschützt und behütet von der Festung Kufstein, welche Start- und Endpunkt vieler wunderbarer Rennradtouren ist. Wer hier die Zeit findet, muss sie ausnutzen. Beginnend mit einem kurzen Espresso in einem der vielen Cafés in und rund um die Fußgängerzone der Stadt. Danach wird für jeden etwas samt gewissem Extra geboten. Man muss nur in die Pedale treten wollen. Tourenvorschläge gibt es als Download auf der Seite des Tourismusverbandes. Flach, hügelig, bergig. Kurz, knackig, lang und anspruchsvoll. Sowohl Highligts wie Kitzbühler Horn oder der Großglockner sind von hier aus zu erreichen, wie auch echte Geheimtipps wie die Brandenberg-Runde oder die Abstecher nach Thiersee und Hinterthiersee.

Kufsteinerland

Festung Kufstein. Start- und Endpunkt vieler Radtouren

Kufsteinerland – eine verzauberte Prinzessin.

Mittendrin, statt nur daheim. Nicht, dass die verzauberte Prinzessin wachgeküsst hätte werden müssen. Das war nicht notwendig. Die Prinzessin lebt und pulsiert. Reges und buntes Treiben, wohin man schaut und wohin man mit dem Rennrad fährt. Sogar auf Nebenstraßen. Verkehrsarm, aber reich an Eindrücken. Eine Landschaft, die fasziniert und einen Einblick gibt in das Kulturgut Tirols. Wer ein Auge für die Details hat, der kann sich dieser erfreuen. Herrliche mit Blumen geschmückte Höfe, Kirchen, Kapellen, Seen, Schluchten. Tirol isch lei oans.

Wer hier die Zeit findet, muss sich diese nehmen. Das Kufsteinerland braucht Zeit. Es ist kein Durchfahren. Vielmehr ein aktives Erfahren. Tag für Tag wächst die Vertrautheit und die Orientierung. Zusammehänge werden erfasst. Vor allem, wenn man sich geographisch ein wenig auskennt. Plötzlich bekommen Ortschaften, die man nur als Autobahn-Ausfahrten kennt, eine ganz andere Bedeutung. Vieles muss man gesehen haben und noch mehr bekommt ein Gesicht. Der Spagat zwischen Österreich und Deutschland, Tirol und Bayern ist fließend.

Trotz unseres kurzen Aufenthaltes, haben wir sehr viel gesehen und erlebt. Von den 400 km und 4.275 Höhenmeter in drei Tagen bleiben intensive Erinnerungen. Und es bleibt die Lust auf noch mehr Kufsteinerland.

Kufsteinerland Radmarathon

Die nächste Gelegenheit dafür wäre der 9. September 2018. Der Kufsteinerland Radmarathon findet heuer bereits zum dritten Mal statt. Die 125 km lange Tour verspricht einiges und wird den Teilnehmern auch einiges abverlangen. Natürlich sind wir diese vorab abgefahren. Inklusive dem Pfarrwirt Stich in Thiersee  (1,6 km mit 10%), der Brandenberger Landstraße (1,2 km mit 18%) und dem Aschau Stich (1,5 km mit 12%). Gemütlich sieht anders aus. Chillig fühlt sich bestimmt nicht so an. Laut Strava Bestenliste, waren hier Egon Bernal und Thibaut Pinot auch schon am Werk. Schneller. Ziemlich schneller. Es lohnt sich aber. Brandenberg und Hinterhiersee sind die Idylle in Person. Hier ist ein Spar noch ein Nahversorger und kein Interspar. Eine Aufstiegsanlage ist hier noch ein kleiner Schlepplift und die Volksschule so urig, dass man gerne nochmals darin Platz nehmen würde.

Kufsteinerland

Auffahrt nach Brandenberg

Rennrad fahren im Kufsteinerland.

Die Topographie im Kufsteinerland könnte rennradfreundlicher nicht sein. Lockeres Einrollen entlang des Inn-Radwegs, Aufwärmen rund um die umliegenden Feriendörfer und Schwitzen in den Anstiegen Richtung luftige Höhen. Brandenberg und Thiersee sind schon erwähnt worden. Ein Muss. Dazu Sudelfeld von Bayrischzell hinauf. 1000 Höhenmeter auf 56 km. Knackig und dem Training zuliebe wäre die Aschinger Alm zu empfehlen. Keine 13 km von Kufstein entfernt, dafür aber 500 Meter höher. Kilometerfresser erfreuen sich an der großen und langen 178 km Chiemgau Runde. Und wer das Ultracycling liebt, der plant die Glockner-Tour mit knapp 300 km und 4.000 Höhenmetern. Wem das alles noch zu wenig ist, der kann ja zwischendurch noch das Kitzbühler Horn einschieben. Bis zu 23,5% geht es hier hinauf. Zu guter Letzt bliebe noch die Straßenrad-WM, um sich mit der Elite zu messen.

Kufsteinerland

Da und dort ist zu berücksichtigen, dass das Kufsteinerland nicht nur für Rennradfahrer ein Paradies ist. Auch deutsche und holländische Urlauber lieben die Gegend und erkunden diese hauptsächlich motorisiert. Wenn dann auch noch Badewetter herrscht und halb München sich am Walchsee, Tegernsee oder Schliersee zum Sonnenanbeten trifft, dann kann es schon eng werden zwischen den vielen SUV’s und Cabrios.

Riding the Heart of the Alps.

Ob ich die Perle Tirols kennen würde. Jene am grünen Inn. Ich kenne sie jetzt etwas näher. Nicht genug. Sie hat sicher noch viele mir verborgene Seiten. Links und rechts von ihr erheben sich Straßen und Wege, die regelrecht nach dir rufen. Am besten einfach selber einmal vorbeischauen. Vielleicht trifft man sich dort zu Kaiserschmarrn mit Apfelmus und Zwetschgenröster. Oder beim 3. Kufsteinerland Radmarathon.

ktrchts

PS: Infos über Möglichkeiten und Unterkünfte gibt es auf der Webseite kufstein.com. Als bleibe kann ich den Gasthof Sattlerwirt empfehlen. Neue, sehr traditionelle modern eingerichtete Zimmer und eine sehr gute Küche sprechen dafür. Für etwaige Radreparaturen empfehle ich Inn-Bike. Auch am Wochenende geöffnet.

PS: Da es sich in diesem Fall um einen bezahlten Aufenthalt in Kufstein handelt, ist der Beitrag im Sinne der Transparenz mit „Produktplatzierung“ gekennzeichnet. Es handelt sich dabei trotzdem und wie immer um einen eigenen verfassten Beitrag, der meine eigene Meinung sowie meine persönlichen Erfahrungen widerspigelt.

 

Licht- und Schattenseiten einer Rennrad-Beziehung.

Rennrad-Beziehung

Johann Wolfgang von Goethe hat es gewusst. Bereits 1827 hat er geahnt, was dem Italiener 2018 widerfahren würde. „Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los“. Umgangsprachlich würde man es einfacher übersetzen. Jetzt hat er den Salat. Nicht dass er laketterechts loswerden wolle. Ganz im Gegenteil. Aber. Ja. Aber. Diese gewachsene Rennrad-Beziehung hat ihre Licht- und Schattenseiten. Helles, schönes, himmlisches Licht natürlich. Trotzdem. Der kleine kaum auffällige und sichtbare Schatten ist da. Es ist der Schatten, den der Italiener mit sich zieht. Beim Rennradfahren und nicht. Im Windschatten und im Alltag. Es ist er in Form von ihr.

Die Rennrad-Geister, die er rief. Loswerden zwecklos.

Angefangen hat alles zu Ostern 2015. Der Italiener schenkt ihr eine Sonderedition des ketterechts Zwirn. Mehr als Anprobe ist aber nicht drinnen. Es vergehen mehr als 365 Tage, bis sich dieser Zwirn auf ein Rennrad schwingt. Ein paar Übungen in der Nachbarschaft, um das Pedalsystem zu verinnerlichen und die Shimano 105er Schaltung zu begreien. Dann geht’s schon ab. Die bereits vierte Ausfahrt ist ein lockerer 100er in der Gruppe. Dass man mit einem Sprung ins kalte Wasser das Schwimmen lernt ist bekannt. Dass man Radfahren vom Radfahren lernt jetzt auch. laketterechts meistert die Lehrlingsprüfung und den Meisterabschluss in einem.

Rennrad-Beziehung

Doppelt hält besser.

Was dann folgt, sind filmreife Anekdoten zu verschiedenen Themen und Anlässen. Rennradfahren in einer Beziehung hat eigene Gesetze. Ihre Gesetze. Seine Gesetze. Do’s und don’ts, die man besser beachtet. Wobei ihre strenger einzuhalten sind. Jene des Italieners, werden von ihr nach Belieben interpretiert und angepasst. Diskutiert und zerdiskutiert. laketterechts lernt schnell und still. Teils heimlich. Ihre Welt verschmilzt mit seiner Welt. „Brauch ich nicht“ wird rasch zu „will ich haben“. Muss ich haben. Und fahren will sie sowieso alles. Sofern die Frage, ob er ihr es zutraut bejaht wird.

Zuerst der Garmin und dann strava. laketterechts kippt. Das Rennradfieber hat sie erwischt. Jetzt fährt sie. Freiwillig. Ja. Freiwillig. Macht sogar Druck. Beschwert sich, wenn es zu langsam ist. Freut sich über Pokale und Kronen. Meckert wenn der Italienr länger gefahren ist als sie. Ganz nebenbei studiert sie Segmente, vergleicht, analysiert und prognostiziert.

Rennrad-Beziehung. Liebe mit mehr als 8 bar.

Neulich brechen beide zu einer Sonntagsaufahrt auf. Recht flott sind sie unterwegs. Der Wind hilft. Ein Berg dazwischen ist kein Hindernis. Die Windschattenexpertin klebt an seinem Hinterrad. Millimetergenau. Lehrbuchmäßig. Als die Reisegeschwindigkeit teilweise die 40 km/h überschreitet, protestiert sie ein erstes Mal zögerlich. Der Italiener nimmt Tempo raus. Kurz. Um gleich wieder unauffällig zu beschleunigen. Der Protest wird lauter. „Wenn du glaubst ich fahre so bis nach Hause, dann täuschst du dich“, hat sie gesagt. Das war bei Kilometer 50. Am Ende waren es 165 km mit einem Schnitt von über 30 km/h. Reine Fahrzeit. Gegen den Wind bei über 30 Grad. laketterechts hat jetzt den Doktortitel erlangt. Ihr Diplom sind die sichtbaren Salzränder an Hose und Trikot.

Rennrad-Beziehung

Windschattenexpertin und Bergfreak.

Teils denkt sie schon nur noch als Rennradfahrerin. Kilometer und Höhenmeter sind allgegenwärtig. Teils tickt sie schon nur noch als Rennradfahrerin. Ihre Freizeit wird nach Ausfahrten gesplittet. Und sie schaut wie eine Rennradfahrerin aus. Ihre Bräune verrät sie. Im Rock, im Kleid, im Shirt. Tritt sie mit ihm zu einer seiner Rennradreisen an, dann ist sie im Gedanken schon bei der nächsten und übernächsten. Jeder Berg gilt als attraktiv. Jedes idyllische Dörfchen wird zur potentiellen Übernachtungmöglichkeit mit anschließender Erkundungstour.

Es geht um nichts. Es geht nur um’s Rennradfahren.

Eine Rennrad-Beziehung ist nicht einfach. Sie ist komplex und kompliziert. Spannend und aufregend. Sie ist ein Geben und Nehmen. Sie ist für ihn Radwaschen. Ihr Rad. Radreparieren. Ihr Rad. Radverstauen. Ihr Rad. Sie ist Windschattengeben, Tourplanen, Pausenmachen, Motivierend-zur-Seite-stehen, Zureden, Trösten, Zuhören, Tippsgeben, Verständniszeigen, Loben, Fordern und im Zweifelsfall Ihr-immer Recht-geben.

Das alles ist gut so. Weil es um nichts geht. Es geht nur um’s Rennradfahren. Um’s gemeinsame Rennradfahren. Mit allen Höhen und Tiefen. Egal wie lange, egal wie schnell und egal wie weit. Und dann haben beide so richtig laut gedacht.

ktrchts

Ein Damensattel ist ein Damensattel. Punkt.

Damensattel

Endlich war ich Besitzerin eines eigenen Rennrades. Die Suche danach hatte sich nicht so schwierig gestaltet, weil das Budget, das ich auszugeben plante, von vornherein zahlreiche Modelle aus dem Rennen nahm. Ein Rad ist ein Rad. Es soll mich von A nach B und wieder zurück nach A bringen. Eine Philosophie aus dem Radkauf zu machen, war nie mein Plan gewesen. Dann hätte ich mich nämlich mit verschiedenen technischen Details auseinandersetzen müssen, versuchen müssen, Dinge zu verstehen, die mich in Wirklichkeit nicht interessierten. Nicht im Geringsten.

Dieser Zugang war ihm fremd. Und ist ihm immer noch fremd. Er versteht nicht, wie ich nicht wissen kann und will, wie die einzelnen Teile meines Rades heißen und was sie im Stande sind zu vollbringen.

Gut aussehen und gut sitzen.

Ich saß also auf einigen Modellen Probe. Überlegte mir, welche Farbe gut zu mir passen würde. Er kümmerte sich um den Rest. Meine Wahl fiel auf ein Trek. Ich entschied mich für einen normalen Rahmen, keinen speziellen Damenrahmen. Weil ich groß bin und meine Beine lang sind. Sogar länger als seine.

Von den ersten Ausfahrten an saß ich gut auf dem Rad. Mein Rücken und mein Nacken schienen mit meiner Wahl auch zufrieden. Nur mein Sattel bereitete mir – wie auch bereits auf meinem Leihrad – Schmerzen. Große Schmerzen. Während und nach jeder Ausfahrt fluchte ich, was das Zeug hielt. Abends schwor ich regelmäßig, mich niemals wieder auf das Rad zu setzen, um am nächsten Morgen meine Vorsätze wieder über den Haufen zu schmeißen. Ich wollte ja Rad fahren. Und er wollte es auch. Ein Dilemma. Mein Dilemma. Sein Dilemma. Unser Dilemma.

Damensattel

So sitzt die Dame richtig

Wie konnte ich mich daraus befreien? Ich recherchierte also stundenlang in diversen Internetforen. Schließlich hatte ich die Lösung. Ein Damensattel musste her! Er verstand meinen Wunsch nicht. Ich solle mich nicht so anstellen. Es sei ein guter Sattel. Ich müsse mich nur an ihn gewöhnen. Alles eine Frage der Zeit.

Ein Damensattel heißt nicht umsonst Damensattel.

Zum Glück habe ich ihm nicht geglaubt. So froh ich über seine Unterstützung beim Rennradkauf war, so sehr wusste ich, dass mein Sattelproblem nur ich alleine lösen konnte und wollte. Mein Allerwertester war schließlich mein Allerwertester.

Ich suchte also noch einmal das Fahrradgeschäft auf und ließ mich vermessen, genauer gesagt ließ ich den Abstand meiner Sitzknochen vermessen. Dazu musste ich mich im Radgeschäft auf einen weiß beschichteten Hocker setzen, der in Folge meine Sitzknochen schwarz auf weiß abbildete. Nun wusste der Verkäufer, welche Größe mein Damensattel haben sollte. Mit der Option, ihn tauschen zu dürfen, falls er doch nicht passte, kehrte ich erhobenen Hauptes stolz mit meiner neu erworbenen, Schmerzfreiheit verheißenden Trophäe zurück.

Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als mein Vorhaben zu unterstützen. Schließlich wollte er mich ja wieder auf dem Fahrrad sehen. Widerwillig kopfschüttelnd und unverständliche Laute in sich hineinmurmeld befestigte er den neuen Sattel an meinem Rad. Jetzt stand unserer nächsten gemeinsamen Ausfahrt nichts mehr im Wege.

Damensattel

Zwei Räder – ein Sattel.

Er versteht was von Radtrikots, aber weniger von Damensätteln.

Es war die richtige Wahl. Wie sich rasch herausstellte. Vom ersten Moment an fühlte ich mich wohl auf meiner neuen Errungenschaft. Keine Schmerzen mehr während oder nach einer Ausfahrt. Meine Sitzknochen nun in Kontakt mit dem Sattel nahmen jeglichen Druck von empfindlichen Stellen. Er weiß zwar viel. Aber ich spüre mehr. Meinen Körper. Und vor allem mich selbst.

Damen sind halt Rennrad-Prinzessinnen. Und jede Erbse schmerzt. Da mag er Kopf schütteln, so viel er will.

laktrchts

Beeing Specialized – Mein neues Dienstfahrzeug

 

Der Italiener und sein Rennrad. Eine Diva muss es sein. Vorzugsweise mit Campagnolo. Schön, stylisch und vom klingenden Namen her. De Rosa, Basso, Bianchi, Pinarello. Objekte voller Tradition. Mit eigener Geschichte über die Pässe des Giro d’Italia. Eine Religion. Der Italiener und sein Rennrad. Das muss passen. Da gibt es schon Grundsätze. Flexibilität ist da fehl am Platz. Diskussionen über Alternativen werden gekonnt vermieden oder einfach überhört. Italians do it better. Zumindest was den Rahmenbau und den Aufbau von Rennrädern betrifft. Italienische Rennräder sind „Very Specialized“.

Mit neuem Rad auf Rennradreise.

Die Versuchung ist trotzdem groß. Und sie lauert immer und überall. Denn andere Mütter haben auch schöne Rennräder. So gesehen beim Mountainbiker am See. Der Specialized Store in Weiden am See ist eine Brutstätte solcher schöner Söhne und Töchter. Hier bekommst du, was du sonst nirgends bekommst. Wenige bis gar keine Räder sind dort von der Stange. Dass Michael und Mike vor Ort große Fans von Einzelstücken sind, ist kaum zu übersehen und zu überhören. Verbringt man dort einen Vormittag, geben sich Paketdienste die Klinke in die Hand. Alles Kundenbestellungen. Vom Feinsten.

So ist es nicht verwunderlich, dass man auch den Italiener weichklopfte. Nachdem dieser bereits das Specialized Venge Vias Probe reiten durfte, sollte es diesmal ein Tarmac Expert sein. Jahrgang 2017. Mit SRAM eTap. Von der Stange. VP 4.999,- Nicht als Eintagsfliege. Länger. Langfristiger. Es sollte sich eine Beziehung aufbauen. Zwischen dem Italiener und seinem Rennrad. Das nicht italienische. Ob es für Liebe auf dem ersten Tritt reichen wird?

Speciaized Tarmac Expert SRAM eTap

Der Italiener und sein Rennrad. Jetzt fährt er sogar auf eine amerikanische Vollblutamazone ab. Eine von der Stange. Aus dem Karton. Vorerst. Es soll sich erst einmal eingewöhnen bis er ihre Sprache spricht. Dann darf er hoffen. Auf ein Upgrade. Enve Laufräder hat man ihm versprochen. Dann sogar Lightweight Meilenstein. Zu Testzwecken. Zuerst aber gilt es sich auf SRAM eTap statt Campagnolo Record einzulassen. Statt mechanischem Klang bekommt er jetzt elektronische Sound zu Ohr. Eine 53/36 Kurbel wird ihn sicher zu neuen Höhenflügen verhelfen. Exakt 7 kg und 260g brachte das neue Baby ohne Pedale und Flaschenhalter auf die Waage. Zusammengebaut von Willi. Mit akribischer Präzision und stoischer Gelassenheit.

Er geht jetzt fremd. Nein. Er fährt fremd. Den Radsommer lang. Mit dem Specialized zu seinen Rennradreisen. Der Italiener uns sein Rennrad.

ktrchts