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Festive 500: Zwischen Gans, Keksen und Schneesturm

Festive 500

Die Festive 500 sind der ultimative Beweis dafür, dass wir RadfahrerInnen nicht ganz normal sind. 500 Kilometer – zwischen dem 24. und 31. Dezember, wohlgemerkt. Während andere ihre Zeit zwischen Festessen, Sofa und Netflix verbringen, schwingen wir uns aufs Rad. Egal ob Sturm, Schnee oder minus 10 Grad: Das Ziel ist klar. Klingt verrückt? Ist es auch. Aber genau das macht es ja so reizvoll.

Festive 500 Challage

Herausforderung Winter: Wenn Kilometer zählen zur Mutprobe wird

Während sich RadfahrerInnen in Australien, Cran Canaria, Südafrika oder Teneriffa in kurzen Hosen und bei Sonnenschein auf die Strecke machen, herrscht bei uns in den Alpen Winter. Und zwar richtiger Winter. Je nachdem, wo man sich befindet. Und wie hoch das ist. Vereiste Straßen, klirrende Kälte und die immerwährende Gefahr, mit Übermut im Kopf in der Krankenhausaufnahme zu landen. Denn die Gefahr lauert überall.

Die größte Herausforderung? Sich überhaupt aus dem warmen Wohnzimmer zu bewegen, während die Familie gerade den Weihnachtsfilm der Wahl anschaut. Mit der fetten Gans im Bauch und die Folgen daraus am Bauch. Und immer wieder die Frage, warum man sich das antut. Die Antwort: Heldentum.

Wenn “Winter-Wonderland” zur Hölle wird

Radfahren im Winter ist kein Spaziergang. Handschuhe reichen nie aus, die Nase läuft nach fünf Minuten, und wenn du Glück hast, funktioniert dein Garmin trotz Temperaturen unter Null noch. Plötzlich wird jede kleine Steigung zum Everest, weil der Schnee unter den Reifen wie Sand wirkt und du vergebens nach Traktion suchgt. Und dann sind da noch die Autofahrer, die im Schneematsch besonders “rücksichtsvoll” agieren.

Aber wir wollen es ja nicht anders. Wer sich der Herausforderung stellt, wird belohnt – mit Geschichten, die man noch seinen Enkelkindern erzählen kann.

Sportlernahrung zu Weichnachten

Zeitmanagement: Zwischen Familie und Festtagsmenü

Das Zeitmanagement ist fast so brutal wie das Wetter. Weihnachten ist die Zeit der Familie. Das bedeutet: Geschenke auspacken, Weihnachtsessen vorbereiten, Besinnlichkeit simulieren – und trotzdem irgendwo 60 bis 100 Kilometer am Tag auf dem Rad verbringen.

Die Kunst ist, die Balance zwischen Ausfahrten und Familienfrieden zu finden. Die Lösung? Früh raus, bevor alle wach sind. Oder gleich nach dem Essen – dann ist der Kuchen für den Kalorienausgleich gesichert.

Zynismus pur: Grüße an die Sonnenschein-Radfahrer

Natürlich gibt es sie – die „Glücklichen“, die die Festive 500 im Süden bestreiten. Kurze Hosen, 20 Grad, Espresso-Stopps am Strand. Während wir uns in Schichten aus Merino, Gore-Tex und Neopren einpacken, posten sie Bilder vom Strand und ihrem Rad ohne einen einzigen Tropfen Salz oder Dreck.

Liebe RadfahrerInnen in Südafrika, Kalifornien, Australien oder Gran Canaria: Wir beneiden euch nicht. Wirklich nicht. Aber falls euch doch mal kalt werden sollte, wir haben genug Frostbeulen, um sie mit euch zu teilen.

Weihnachten am Rad

Das Ziel erreichen: Heldentum auf zwei Rädern

Wer es bis zum 31. Dezember schafft, 500 Kilometer bei winterlichen Bedingungen zu absolvieren, verdient mehr als Applaus. Es ist ein Ritterschlag für jeden, der jemals ein Rennrad bestiegen hat. Denn die Festive 500 sind mehr als nur eine Challenge. Sie sind ein Kampf gegen den inneren Schweinehund, das Wetter und die Versuchung, einfach auf der Couch zu bleiben.

Am Ende des Tages geht es um die Geschichten, die du danach erzählen kannst. Um die Kälte, die du gespürt, und die Willenskraft, die du aufgebracht hast. Um die seltsame Befriedigung, in den letzten Stunden des Jahres so richtig an deine Grenzen gegangen zu sein.

Fazit: Verrückt, aber gut

Die Festive 500 sind nichts für Schwache. Aber genau deshalb sind sie so besonders. Egal, ob du in der Sonne oder im Schneesturm fährst, der wahre Gewinner bist du, wenn du es bis zum Ende schaffst. Und ganz ehrlich: Es fühlt sich einfach besser an, wenn du es trotz aller Widrigkeiten geschafft hast – und danach die wohlverdiente heiße Schokolade und die übrig gebliebenen Kekse ohne schlechten Gewissen genießen kannst.

Am Ende wird alles halb so schlimm gewesen sein. Oder auch doppelt so schwer. 500/8 = 62,5. Eine einfache Rechnung. Wären da nicht die vielen Hürden, die es zu meistern gibt.

#ktrchts

 

Festive 500 – alle Jahre immer wieder.

Festive 500

Alle Jahre immer wieder. Zum bereits 5. Mal in Folge habe ich „The Festive 500“ (Rapha Festive 500 powered by Strava) erfolgreich absolviert. Nach der Premiere 2015 (damals mit 501 km in 5 Tagen das Minimalziel erreicht) und weiteren Teilnehmen 2016, 2017 und 2018, war ich dieses Jahr zum 10jährigen Jubiläum auch wieder unter Meinesgleichen. Fest im Sattel. Am Rad. Zwischen 24.12. und 31.12. Für einen Stofffetzen der besonderen Art. Ein Abzeichen mit viel Bedeutung. Eine weltweit angesehene Trophäe.  So groß wie eine Briefmarke. Ich war mittendrin, statt nur daheim. Habe jeden der 753 Kilometer in 8 Tagen Outdoor erstrampelt. Kein persönlicher Rekord. Der liegt ein oder zwei Jahre zurück. Damals waren es knapp über 800 km.

Gruppendynamische virtuelle Angeberei.

Was wie immer als Schnapsidee entstanden ist, wirkt heute, 10 Jahre später wie eine gruppendynamische, virtuelle Angeberei. Ein Balzen auf zwei Rädern. Für viele geht es nicht mehr darum, die 500 Kilometermarke zu erreichen. Es geht darum die 500 Kilometer an einem Tag zu fahren. Oder die Latte doppelt so hoch anzussetzen. Und das nicht nur bei den Freunden der südlicheren Halbkugel. Von denen war ich es gewohnt. Nein, jetzt fangen auch schon die Kollegen aus der Nachbarschaft damit an. Der beste „Österreicher“ hat heuer, 50 km Luflinie von mir, die 1.000 km geknackt. Der weltweite „Sieger“ knapp die 2.000er. Unvorstellbar.

The real festive 500
So darf und muss es sein.

Radsport als Wintersport.

Die Grenzen haben sich einfach verschoben. Radsport ist Wintersport und Wintersport ist mittlerweile Radsport. Während andere Skifahren, Langlaufen oder Tourengehen, wird südlich und auch nördlich des Äquators in die Pedale getreten. Als gäbe es keine Kälte, keinen Schnee und kein schlechtes Wetter. So zumindest die Wahnehmung. Möglich, dass das vor Jahren auch so war. Gesehen hat das niemand.

Vielleicht mag auch der Klimawandel seinen Beitrag dazu geleistet haben. Immerhin sind die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr nicht mehr schneebedeckt, zum Glück trocken und teilweise auch angenehm mild. Das war „früher“ noch ganz anders.

Radtransport und ÖBB
MIt allen Tricks arbeiten

Nicht nur der Klimawandel, auch das verfügbare Material hat diese Entwicklung unterstützt und beschleunigt. So drehe ich im Winter meine Runden ausschließlich nur mehr mit meinem CX-Bike 1×11 mit 33 mm Reifen (Gravel Grinder und Almanzo von Challenge). Sowohl auf der Straße als auch abseits davon. Fühlt sich für mich subjetiv sicherer an und erhöht den Trainingseffekt. Mit der richtigen Kleidung und den richtigen Schuhen gibt es mittlerweile ja auch kein schlechtes Wetter mehr.

Höher, schneller, virtueller.

500 Kilometer in 8 Tagen zwischen 24.12. und 31.12. sind heutzutage keine wirklich große Herausforderung mehr. Ich meine für halbwegs Trainierte. Mehr als 96.000 waren heuer mit dabei. Auf der ganzen Welt. Entscheidend ist die Koordination. Das persönlicche Zeitmanagement zwischen den Feiertagen, der Familie, der Kinder und der Arbeit. Einzige plausible Ausrede. Wer die richige Einteilung findet, ist seinem Stofffetzen sehr nahe. Wer das nicht kann, hat viele andere Möglichkeiten. Höher, schneller und virtueller.

Mein Gegner 2019 hieß eindeutig Wind. Acht Tage starker Wind. Acht Tage starkes Leiden. Da wollte ich einfach nicht mehr. Musste aber. Der Gruppenzwang und die Aussicht auf einen virtuellen Top 10 Platz in Österreich. Also Windfinder konsultieren, ÖBB-Fahrplan checken, mit dem Zug ins entfernte Laa an der Thaya reisen und bei Nordwind „gemütlicher“ ins 153 km entfernte Eisenstadt fahren. Mit Siggi, der ist immer für jedes Abenteuer zu haben und sein Windschatten ist ein Gedicht. Mit Nordwind im Rücken war es trotzdem auch sehr anstrengend, denn eine gerade Nord-Süd-Verbindung in Windrichtung hatten wir nicht gefunden.

Der tiefste Punkt Österreich
Tiefer gehts in Österreich nicht mehr

Die Festive 500 waren eine perfekte Motivation. Für mich. Ohne Festive 500 hätte ich jetzt sicher zu den fünf über Weihnachten angefressenen Kilos weitere fünf unnütze Kilos mehr. Und ohne Festive 500 hätte ich keinen Plan und kein Ziel gehabt. Ich brauche einen Plan und ein Ziel. Und ich brauche Strava. Um zu sehen, was die andern machen. Und mich zu vergleichen. Auch messen. Aber das ist eine andere Geschichte.

ktrchts

PS: Gratulation an alle, die es durchgezogen haben. Weltweit waren 1.287 Radler*innen fleißiger als ich (von 96.896). In Österreich 12 (von ca 345). Nach Gewicht 322 (von 25.531). Nach Alter 279 (von 19.942).

Die Anzahl der dadruch verursachten Ehe-, Familien- und Beziehungskrisen ist statistisch nicht erfasst.

Stand 8.1.2020

The Rapha Festive 500 – alle Jahre wieder.

The Rapha Festive 500

Ein Stück Stoff als Belohnung für kalt feuchte 500 km zwischen dem 24. und 31. Dezember. Das ist „The Rapha Festive 500“ powered by strava. Belohnung, welche sich wieder Zehntausende Außerirdische vom Rennradplaneten holen werden. Die einen in warmen südlichen Gefilden. Die anderen in unseren winterlichen alpinen Breitengraden. Gut haben es die aus dem Süden. Sehr gut. Weniger gut die Alpenländler. Wir Alpenländler. Hier isst man nicht nur üppiger und süßer. Bei uns ist auch das Wetter womöglich alles andere als rennradfreundlich. Nach 2015 und 2016 bin ich heuer wieder mittendrin statt nur daheim. Diesmal in Begleitung. La ketterechts hat sich angemeldet. Auch sie will den Stoff, der mein Radleben bedeutet.

Gruppendruck ist der moderne freie Wille.

Ich muss gestehen, dass ich vor 2 Jahren nicht ganz freiwillig das äußerst knappe Minimalziel von 501 Kilometern erreicht habe. Es war der kollektive Gruppendruck der mich einerseits motiviert und andererseits auch verpflichtet hat. Grupendynamik ist der moderne freie Wille. Im vergangenen Jahr, war es schon viel entspannter. Nach 250 km Vorglühen am 23.12. bin ich weit über das 500er Ziel hinausgeschossen. Heuer geht es darum, als Domestique gute Arbeit zu leisten.

The Rapha Festive 500

Das begehrte Stoffabzeichen

So wie bei vielen, wird es wohl ein hartes Stück Arbeit werden. Nicht für jene, welche die #festive500 Challenge an einem Tag erfüllen. Ja. Die gibt es auch. Freaks nennt man sowas. Verrückte. Kranke. Ich meine eher jene, die das zum allerersten Mal machen wollen. Sie werden mit sich und anderen Faktoren kämpfen müssen. Gut, wenn man ein paar Tage frei hat. Da kann man es sich besser einteilen. Einteilung ist auch das Zauberwort. Strategisch planen und vorgehen. Was man hat, das hat man. Wer am Ende um Kilometer kämpfen muss ist klar im Nachteil.

Wie aber sollte Mann und Frau es aber angehen? Ich habe mir ein paar Gedanken über Strategie und Zeiteinteilung gemacht.

The Rapha Festive 500 – digitale Gladiatorenkämpfe.

Der Heilige Abend eignet sich heuer perfekt dafür, sich einen angenehmen km-Polster zu verschaffen. Da dieser auf den Sonntag fällt und viele Geschäfte nicht aufsperren werden/wollen, ist es am 23.12 mit dem Shopping-Stress geschehen. Aus diesem Grund kann der Christbaum am Heiligen Abend ein paar Stunden später stehen. Die leuchtenden Kinderaugen dürfen auch warten. Ein 100er ganz zu Beginn wäre eine feine Sache. Status: -400 km.

Der Christtag schreit nach einem „early morning“ ride. Alternativ „night ride“. Das Mittagessen im Kreise der Lieben (Eltern, Schwiegereltern …) kann man kaum canceln. Darum früh raus und den 50er voll machen. Status: -350 km.

Der Stefanitag gibt das zurück, was man am Heiligen Abend und am Christtag geopfert hat. Nämlich die Zeit. Jetzt Zeit für sich zu beanspruchen ist nicht egoistisch. Nein es ist fair. Und in jeder guten Beziehung vertretbar. Partner, Kinder, Haustiere können heute gerne Skifahren oder Eislaufen gehen. Man trifft sich dann am Abend zum gemeinsamen Abendessen. Oder zum Aufwärmen. Die 200er Marke muss überschritten werden. Es geht schon Richtung 250 von 500. Status: -270 km

Alles was jetzt noch zählt ist Mitzählen.

Tag 4. Die Lebensmittelgeschäfte haben wieder geöffnet. Wer seine Reserven nicht aufbrauchen will, der füllt heute seine Vorräte. Zu Hause in der Speisekammer oder im eigenen Körper. Nein. Keine Pause. Ein regenerativer Tag bringt uns in Richtung 300er. Plus. Was man hat, hat man. Alles was jetzt zählt ist Mitzählen. Und Aufzeichnen. Status: -200 km.

Für die Fleißigen bleiben ab 28. Dezember noch 200 km in 4 Tagen. Ein Kindergeburtstag. Wenn alles glatt läuft. Ist es aber glatt, dann schaut’s anders aus. Gut, wenn in der Garage neben dem Rennrad auch ein Mountainbike oder ein Crossrad zur Verfügung stehen. Mit Spikes. Für den Fall der Fälle. Den Schneefall. Damit uns nichts aufhalten kann. Irgendwo in der Nähe des 400er darf der 28. Dezember zu Ende gehen. Status: -130 km.

In drei Tagen bist du tot. Oder frei von Zwängen.

Wir schreiben den 29. Dezember. Noch drei Tage um zu sterben. Sofern jetzt Hausfrieden, und Beziehungsstatus noch in der Norm sind, geht es in den Endspurt. Die fehlenden Kilometer vor Augen werden einige noch ihr Bestens geben. Andere hoffnungslos das Rad gegen eine Couch tauschen. Oder gegen einen Wellnessbeziehungs-Kiturlaub. Genau. Kinder gibt es ja da und dort auch noch. Einsame Kinder mit einer nagelneuen Rodel oder frisch vom Christkind herbeigeflogenen Skiern. Wer erklärt denen, dass ein Stück Stoff wichtiger sind? Wem das alles wurscht ist der schreit „mission accomplished“. Status: -80 km.

Die letzten zwei Tage gehört den Fleißigen. Sie fahren nach dem Pflichtteil bereits die Kür. Herzlichen Glückwunsch. Sie haben ihr Ziel erreicht. Silvester kann genossen werden. Am Rad. What else. Der Rest kämpft. Mehr oder weniger.

Silvester. Jetzt oder nächstes Jahr. Darüber, ob man die 500 km erreichen wird oder nicht, ist schon entschieden worden. In den ersten drei Tagen. Jetzt brauchen viele noch einen Kraftakt und Motivationsschub. Möge die Macht mit ihnen und der Wettergott gnädig sein.

Wünsche allen Freude, Frieden und diesen Fetzen Stoff.

ktrchts

PS: wer glaubt, The Rapha Festive 500 am Ergometer oder am Bahnrad zu meistern. Dem sage ich nur eins: #mimimi