Schlagwort: Rennradfahren

Sicheres Rennradfahren in der Gruppe.

Sicheres Rennradfahren in der Gruppe

Sicheres Rennradfahren in der Gruppe kann und muss geübt werden. Zu groß sind die Gefahren für sich selbst und für die Mitfahrenden. Unabhängig von der Diskussion über das Dürfen und Sollen von Hinter- oder Nebeneinanderfahren auf den heimischen Straßen. Das Fahren in der Gruppe erfordert Nachsicht, Vorsicht, Respekt und vor allem Disziplin. Es ist deshalb auch wichtig, Radfahrer*innen vor einer Ausfahrt kurz zu instruieren. Vor allem dann, wenn einige dabei sind, die noch nie oder selten in einer größeren Gruppe unterwegs waren. Das verkürzt vielleicht die Ausfahrt um fünf bis zehn Minuten, kann aber schlimmeres vorbeugen und vermeiden.

Gruppenfahren – so funktioniert’s.

Es sind nicht viele „Regeln„, die sicheres Rennradfahren in der Gruppe ermöglichen. Wichtig ist nur, dass sie von allen in der Gruppe fahrenden eingehalten werden. Womit wir auch schon beim ersten persönlichen Ratschlag wären. 

Keine Ausnahme.

Sicherheit gilt für alle und No-Gos ebenfalls. Egal wie erfahren jemand ist. In der Gruppe zählt das Kollektiv und nicht das Individuum. Eigentlich sollten (müssen) Erfahrene mit gutem Beispiel vorangehen (voranfahren). Alles, was die Sicherheit der Gruppe gefährdet, gilt es zu vermeiden.

Handzeichen geben

Die Hinterherfahrenden haben ein begrenztes Sichtfeld. Es ist deshalb wichtig, dass alles was „vorne“ passiert, nach hinten kommuniziert wird. Mit Handzeichen aber auch laut und deutlich. Egal ob Gefahrenstellen wie stehende Autos oder Schlaglöcher, Richtungsänderungen, Stoppschilder , Tempowechsel … Umgekehrt gilt das auch. So sollten herannahende Fahrzeuge von hinten nach vorne weitergegeben werden.

Ganz wichtig ist auch das Anzeigen, wenn jemand aus dem Sattel geht. Ein kurzes Handzeichen genügt. Der Wechsel vom Sitzen in den Wiegetritt verzögert für einen kurzen Augenblick das Tempo. Speziell am Berg. Hinterherfahrende sind so gewarnt.

Abstand halten.

Häufigste und größte Gefahrenstelle sind das Nichteinhalten eines Abstandes zum Vordermann bzw. Vorderfrau. Dieser sollte nicht zu groß aber auch nicht zu klein sein. Saugefährlich ist die sogenannte „Half Wheel“ Position. Das ist wenn man mit dem eigenen Vorderrad neben dem Hinterrad der Vorausfahrenden unterwegs ist. Ein Schwenker genügt und der Asphalt nähert sich unweigerlich. Also genügend Abstand nach vorne und zur Seite links oder rechts. Vorderrad am besten auf gleicher Höhe mit dem Vorderrad der Nebenfrau oder des Nebenmanns.

Tempo halten.

Das richtige Tempo in der Gruppe entscheidet über die Harmonie und erspart nachträgliche Diskussionen (die es sowieso immer gibt). Dabei spielt nicht zwingend die Geschwindigkeit eine Rolle, sondern viel mehr die Gleichmäßigkeit. Ständige Tempoverschärfungen oder auch das Langsamwerden sorgen für einen Ziehharmonika-Effekt. Dieser führt dazu, dass unnötige Unruhe in die Gruppe kommt.

Tipp: Wird in 2er-Reihe gefahren, hat der „Schwächere“ die Tempohoheit und der Stärkere passt sich an das Tempo an. Das vermeidet Stress. Frauen müssen nicht Führen. Dürfen es aber gerne. Aber das wäre ein anderes Thema.

Wegfahren dosieren.

Wie gerne gibt man wieder Gas, wenn die Gruppe einmal zum Stillstand gekommen ist. Man könnte ja etwas versäumen. Muss nicht sein. Wer vorne fährt, sollte dosiert wegfahren und etwas zuwarten, bis sich die Gruppe und die Positionen dahinter wieder formiert haben. Sind alle wieder dabei, kann gerne Tempo aufgenommen werden.

Positionen.

Starke Fahrer*innen vorne. Die Schwächeren an zweiter oder dritter Position. Am Ende vielleicht auch jemand mit Erfahrung und Kondition. So kann ein Auseinanderbrechen der Gruppe kontrolliert werden. Fahren die Schwächeren einmal hinterher, fahren sie es erfahrungsgemäß den ganzen Tag.

Ablösen.

Niemand muss und kann ewig vorne fahren. Es darf also auch abgelöst werden. Das passiert beim Fahren. Wer darin nicht geübt sein sollte, wechselt in den Pausen.

Wichtig ist aus meiner Sicht, dass der Wechsel von jenen ausgeht, die vorne fahren. Sie bestimmen, wann sie abgelöst werden wollen. Oder es ist im Vorfeld bestimmt worden (übt oder trainiert man einen Kreisel). No-Go ist eindeutig, wenn jemand aus der zweiten oder sogar aus einer hinteren Reihe aus Ungeduld nach vorne fährt. Das ist nicht nur gefährlich (in der Gruppe entsteht ein unnötiges Loch, welches von anderen Fahrer*innen „zugemacht“ werden muss), sondern auch egoistisch. Man kann den oder die Führende auffordern zu wechseln oder man gibt ihm (bei Frauen weiß ich nicht, ob das erlaubt und korrekt ist) einen kleinen „touch“ an der Hüfte um zu signalisieren, dass das Tempo einschläft. Spätestens jetzt wird dieser die Ablöse einleiten oder einfach wieder etwas mehr Gas geben.

Zur Ablösung selbst. Der oder die Führenden geben ein Signal, dass Sie abgelöst werden wollen (meistens geht der Ellbogen kurz nach außen), schauen nach hinten, vergewissern sich, dass die Straße frei ist, fahren leicht nach außen (links oder rechts der Reihe) und lassen sich bis ans Ende der Gruppe zurückfallen. Bitte nicht irgendwo in der Gruppe wider einreihen. Der neuen Führenden fahren das Tempo gleichmäßig weiter und beschleunigen nicht.

Rennradyoga, Fotografieren, Essen …

Jeder von uns kann es. Sollte es aber nicht. Die Rede ist von Rennradyoga, Fotografieren … und das während der Fahrt. Jede Form von turnähnlichen Verrenkungen muss vermieden werden. Das gilt auch für das Fotografieren. Trinken und Essen während der Fahrt? Wer dies nicht kann, lieber nicht. Auch das Ausziehen von Westen oder Ärmlingen … Hier gilt wieder die Vorbildwirkung. Nicht jene der Profis im Peloton. Hände in der Gruppe immer am Lenker! 

Muss jemand doch, dann lässt er oder sie sich ans Ende des Feldes zurückfallen. Was dort passiert, bleibt dort. Nicht vergessen: Das Feld fährt in diesem Fall meistens weiter.

Blick zurück.

Ein weiteres Hindernis für sicheres Rennradfahren in der Gruppe ist das Zurückschauen. Ab und wann kann ein sicherer Blick nach Hinten über die eigene Schulter nicht schaden. Beim Ausweichen von großem Vorteil. Mit Betonung auf Blick. Kopfdrehen und zurückschauen während man in der Gruppe fährt muss vermieden werden.

Wer führt, schaut so zurück, dass er sich mit einem Arm am Nebenmann absichert und dann vorsichtig nach hinten schaut. Der Nebenmann hat dabei die Kontrolle zu behalten. Wer es noch nie gemacht hat: Bitte nicht nachmachen.

Auf- und Abfahren.

Üblicherweise lösen sich Gruppen beim Bergauf- und Bergabfahren förmlich auf. Es gibt genug schnelle Bergfahrer und noch schnellere Abfahrer. Alles gut, solange man auf die Nachzügler wartet. Ehrlich wartet und nicht gleich losfährt, wenn diese gerade nachgekommen sind. Warum aber nicht einmal und auch gemeinsam hochfahren?

Ist die Gruppe groß, so ist bergab Vorsicht geboten. Idealerweise sollte nicht oder mit genügend seitlichem Abstand überholt werden. In den Kehren gilt die Devise, nicht schneiden und Spur halten.

Sicherer Schlussgedanke.

Es gäbe sicher noch eine Menge weiterer No-Gos. Diese wenigen sollten aber genügen, die Sicherheit und vor allem die Harmonie in der Gruppe zu steigern. Wenn man gegenseitig auf sich schaut, ist auf alle geschaut. Wobei die Hinteren auf die Vorderen besonders achten sollten. Hier empfehle ich den Blick nicht nach unten auf den Hinterreifen zu senken, sondern eher auf die Hüfte. Das erhöht das Blickfeld nach vorne.

Und zu guter Letzt noch ein kleiner Appell an alle, die nach Trainingsplan trainieren. Macht das nicht während einer Gruppenfahrt. 

ktrchts
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PS: Willst du sicheres Rennradfahren in der Gruppe lernen? Besuch das ktrchts Rennradcamp für Einsteiger vom 14. bis 18. April 2021 in Mörbisch am See. Sofern Corona es zulässt.

Rennradfahren in Cesenatico. Ciclismo und dolce vita.

Rennradfahren in Cesenatico

Endlich wieder Emilia Romagna. Und endlich wieder Piadina, Cappuccino und Brioche con Crema. Diesmal an einem anderen Fleck. Einen ganz besonderen. Cesenatico. Berühmt und berüchtigt. Die Nove Colli muss jeder kennen. San Marino auch. Und Marco Pantani sollte auch vielen mehr als nur ein Begriff sein. Die meisten von uns sind mit Mallorca großgezogen worden, die wenigen haben die italienische Riviera rund um Cesenatico, Rimini und Riccione in ihrem Radfläschchen gehabt. Schade. Rennradfahren in Cesenatico war einst ein Muss. Beliebt und begehrt. Eine Trainingswoche im Frühjahr hier war eine Kampfansage für die restliche Saison. In den vielen Hügeln des Hinterlands wurde an Kondition, Kraft und Taktik geschliffen. Wer heute nach Cesenatico fährt, der will eben das noch. Das Rennradfahren spüren. Ciclismo und diese hier spezielle Art von Dolce Vita sind schwer erklärbar. Man muss sich darauf einlassen können.

 

Arriva il Giro. Rennradfahren wie ein Profi.

Dass der Giro d’Italia in Cesenatico seine Zelte aufschlagen wird, war natürlich ein weiterer Grund dafür, hier vorbeizuschauen. Von der Zielankunft in Rimini, über Start und Ziel in Cesenatico bis zum Start in Cervia. Drei naheliegende Möglichkeiten Giro-Flair zu schnuppern. An der Strecke und im Start- und Zielbereich. Und im Hotel. Hautnah mit dem Team Sunweb. Mit Jai Hindley, Wilco Kelderman, Nico Denz … Aber mit Abstand. Es war ein Spektakel und es war unmöglich sich dem Flair und dem Trubel rund um den Giro d’Italia zu entziehen. Eine ganze Region in Rosa. dieKetterechts mittendrin, statt nur daheim.

Der Giro d’Italia ist sowieso ein eigenes Kapitel und würde sich einen eigenen Beitrag verdienen. Organisierte Hektik auf engstem Raum. So könnte man die wenigen Minuten zusammenfassen, die das Vorbeirauschen des gesamten Giro-Trosses spürbar machen. Ein bunter Haufen aus Blech und Carbon auf engstem Raum. Dazwischen bis auf die Knochen abgemagerte Burschen (mit wenigen Ausnahmen). Dabei wird nicht nur von den Fahrern alles abverlangt. Was die leisten ist sowieso außergewöhnlich.

Eindrucksvoll ist auch die Leistung all jener, die das Peloton begleiten. Teamchefs, die ihre Autos samt Equipment (8 Räder am Dach) im Stile eines Rallyefahrers bewegen. Drei Wochen lang läuft hier alles nach strengem Plan und Protokoll. Wer darf von denen nach vorne, wer muss andere vorbeilassen und wer behält den Überblick. Radsport auf diesem Niveau ist Improvisation mit Plan. Das muss so sein. Sonst hätte man in Rimini 20 Stunden vor dem Eintreffen des Giro nicht gelassen noch die Straßen asphaltiert.

Dann gibt es noch Polizei, Begleiter, Fotografen und Kameraleute, die auf ihren Motorrädern waghalsig versuchen, den Radrennfahrer in der Abfahrt Paroli zu bieten. Darüber hinaus noch die gesamte Technik und Sicherheit, die täglich auf- und wieder abgebaut werden muss. Lässig und ruhig wie von den Italiener gewohnt.

Der Rennradleidenschaft einfach folgen.

Wer sich in Cesenatico und in der Emilia Romagna bewegt, der lässt sich auf ein Abenteuer ein. Jede Ortschaft, jeder Hügel, jeder Castello und jede Bar erzählt eine Geschichte. Jene rund um das größte Hobbyrennen der Welt mit über 12.000 Startern, den Trainingsberg von Marco Pantani („la carpegna mit basta – die Carpegna reicht mir), dem Marco Pantani Museum, dem Kleinstaat San Marino oder eine der früheren Hauptstädte Italiens San Leo. Die Emilia Romagna ist ein Rennradparadies. Traditionell, urig, verschlafen aber gleichzeitig spannend und bewegend. Am besten erkundet man die Gegend in Begleitung eines ortskundigen Guides. Die meisten Hotels bieten täglich geführte Rennradtouren an. In verschiedenen Leistungsklassen und Sprachen. Selbstverständlich inklusive Geschichtskunde und Gossip. 

Man hat hier die Qual der Wahl. Eine Woche reicht beim Rennradfahren in Cesenatico bei weitem nicht aus, um alles zu sehen. Landschaftlich, kulinarisch und kulturell ist das Angebot riesig. Die Betonung liegt dabei gleichermaßen auf allen drei Schwerpunkten. Wer gut essen will, der findet in den vielen Agriturismo die Möglichkeit, sich von der heimischen Küche verführen zu lassen. Die Gefahr, dass man von dort nicht mehr weg kommt ist groß.

Je nach Jahreszeit (März bis November) lädt jede Piazza zum Absteigen und Verweilen ein. All jene, die vielleicht doch zum Rennradfahren kommen, können sich im Hinterland bis weit in den Süden und tief in den westlichen Apennin austoben. 

Reisetipp: Lungomare Bikehotel.

Wer Richtung Rennradfahren in Cesenatico aufbricht, der braucht auch eine passende Unterkunft. Ein Hotel zum Beispiel, welches sich voll und ganz auf die Wünsche der Rennradfahrer*innen konzentriert. Eines von vielen, aber vielleicht das renommierteste, traditionellste und deshalb auch wärmstens zu empfehlende ist das Lungomare Bikehotel. Direkt am Meer und am Strand gelegen, bietet das Lungomare Bikehotel ein Rundum-Paket aus Gastfreundschaftlichkeit, Geduld und Verständnis. Damit findet auch der pingeligste und anspruchsvollste Gast sein Glück. Und seine innere Ruhe.

Lungomare Bikehotel bedeutet in erster Linie Zuhause-Fühlen. Die Familie Pasolini führt das Hotel bereits in 4. Generation und man findet die vielen Familienmitglieder immer und überall im Haus. Immer da, aber nie im Vordergrund. Leise, diskret und vor allem freundlich und hilfsbereit. Mal auf Deutsch, dann in Englisch und vor allem auf Italienisch. Mit viel Esprit, Herzblut und Gestik.

Täglich werden von heimischen und ortskundigen Guides Touren angeboten. In bis zu fünf verschiedenen Leistungsklassen. Von „Kamillentee“ bis zu „Spritz“. Switchen jederzeit erlaubt. Einige Touren locken zudem oft mit feinen Überraschungen wie zum Beispiel einem Picknick hoch oben am Schloss von Longiano.

Ins Lungomare Bikehotel fährt man auch, um sehr gut zu essen. Vom ausgiebigen Frühstück weg, über das Stärken nach der Rennradtour bis zum Abendessen mit mehreren Gängen. Zu empfehlen sind sämtliche hausgemachten Nudelarten oder die selbstgemachte Pizza. Alle Liebhaber*innen von Antipasti dürfen jetzt schon anfangen zu träumen. Alle Ihre Wünsche werden in Erfüllung gehen. Und wer Süßes nicht mag, der wird hier mit Sicherheit bekehrt werden.  An Möglichkeiten, die Kalorien dann auch zu verbrennen hat man ohnehin genug. Ein Fitnessraum im vierten Stock mit atemberaubendem Meerblick, ein beheizter 20 Meter Pool (März bis November) und natürlich das Rennradfahren.

Wo Bike draufsteht, ist viel Leidenschaft drinnen.

Ein weiterer große Pluspunkt ist das großzügige Rennradwohnzimmer, welches zigfach gesichert und gut überwacht ist. Hier können die Lieblinge unbekümmert ihre Nachtruhe genießen, um am nächsten Tag wieder fit zu sein. Waschen, schrauben und föhnen inklusive. Wer kein Rad dabei haben sollte, der ist im einzigen Pinarello Rent-Shop bestens bedient. Rennrad, E-Bike oder bald auch Gravel – alles da und einsatzbereit.

Man bekommt als Rennradfahrer*in im Lungomare Bikehotel die Lizenz zum Schwitzen. Denn ohne Schweiß kann die Gegend rund um Cesenatico kaum so intensiv erlebt werden wie mit dem Rennrad. Man muss also schon bereit sein, das eine oder andere Opfer zu bringen. Wem das zu sehr stinken sollte, der gibt seine Radwäsche bis 18 Uhr in der Rezeption ab und hat am nächsten Tag wieder frische Motivation. So einfach geht das.

 

Nove Colli – die neun Hügel des Grauens.

Alle Jahre wider. Die Nove Colli lockt bis zu 12.000 Verrückte nach Cesenatico. Einige davon (nicht wenige) experimentieren sich über die 204 km Originalstrecke. Auch die Profis des Giro d’Italia hatten heuer diese Ehre. Über Polenta, Pieve di Rivoschio, Ciola, Barbotto, Monte Tiffi, Perticara, Monte Pugliano, Passo delle Siepi und Gorolo. Die Strecke der Nove Colli ist perfekt ausgeschildert und kann jederzeit auch in Teilabschnitten gefahren werden. Seit Mai bei perfekten Bedingungen (teilweise). Denn für den Giro d’Italia wurde neuer Asphalt aufgetragen.

Aufgrund der coronabedingten Absage 2020 wurde eine Nove Colli Cicolturistica ins Leben gerufen. Cicloturistica Nova Colli. Eine Mischung aus Granfondo, Einzelzeitfahren, Orientierungslauf (weil ohne GPS-Track) und Sonntagsausfahrt. Keine Zeitnehmung, kein Rennstress, Wegfahren, wann man will, drei Routen zur Auswahl, Kontrollpunkte und Labestationen entlang der Strecke und mechanische Assistenz für alle, die in Nöten sind. Einfach aufs Rad steigen und losfahren. Herrlich. Im Oktober 2021 soll genau dieses Format in Cesenatico wiederholt werden.

Nove Colli Cicloturistica

Wenn der Giro kommt, dann sind die Straßen perfekt. Und auch gut abgesichert. Hat man dann auch noch die Frechheit, sich zwei Stunden vor dem Eintreffen der Radprofis auf eben diese zu „verirren“, dann erlebt man ein einmaliges Gefühl. Jenes, des Gejagten. Vollgas auf den letzten 30 km von Sogliano al Rubicone nach Cesenatico. Links und rechts die Werbebanner, leergefegte Straßen, an jeder Kreuzung Polizei, welche brav winkt und ein paar Zuschauer, die sich trotz Regen entlang der Strecke verirrt haben. Mit entsprechendem Kopfkino fühlt man sich Teil des Ganzen. Spürt die Meute und den Hauch der Verfolger. Einfach nur geil.

Von Mitte März bis November.

Die Saison fängt in Cesenatico Mitte März an, wenn die ersten Knospen aufgehen und das Grün die Farben des Winters übermalen. Dann geht es Schlaf auf Schlag bis die Badegäste kommen. Die Woche rund um die Nove Colli (23. Mai 2021) sind High Noon. Während der Herbst mit sommerlichen Temperaturen und bunten Kolorit locken. 

Rennradfahren in Cesenatico ist für jene, die es zulassen können mit Sicherheit etwas Besonderes. Mit allen Ecken und Kanten. Natürlich gibt es viele andere Destinationen. Keine Frage. Alle empfehlenswert und mit eigenen Reizen. Cesenatico und die Emila Romagna punkten aber mit ihrer lokalen und traditionellen Besonderheit. Mallorca & Co sind zum Radeln da. Cesenatico zum Leben. Mit dem Rennrad.


ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

PS: Für Informationen zu einem Rennradurlaub in Cesenatico und im Hotel Lungomare einfach Formular ausfüllen. dieKetterechts informiert gerne.

    Rennradfahren in Kärnten – Einmal rundherum.

    Rennradfahren in Kärnten

    Das war der fünfte Streich. Der nächste folgt sogleich. Frühestens aber im nächsten Jahr. Schade. Nach Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und Oberösterreich habe ich dieses Mal Kärnten umrundet. Mit dem Rennrad. Solo. Unsupported. Bikepacking light. Angesichts der fortgeschrittenen Jahreszeit habe ich mir etwas mehr Zeit gelassen und das Abenteuer auf 3 Tage aufgeteilt. Im Summe 505 km und knapp 8.000 Höhenmeter. Unbestrittene Highlights: die Nockalmstraße extended, Hochrindl und Flattnitz an einem Tag. Das Rennradfahren in Kärnten hat mich von der Strecke her fasziniert und elektrisiert, von der Straßenbeschaffenheit ziemlich durchgerüttelt. Obwohl ich fast jeden gefahrenen Winkel schon kannte, war die Kombination aus allem Neuland.

     

    Bikepacking

    „Lafn losn“ – wenn Rennradfahren nur so einfach wäre.

    Ich wurde gefragt, ob ich einmal rund um Kärnten fahren möchte. Ja. Meine Antwort knapp und spontan. Die Strecke war vorgegeben. Wie und wie lange habe ich mir selbst zurechtgestutzt. Ich wusste um die Berge. Deshalb habe ich mich für folgende Strategie entschieden: Flach und lang am ersten Tag, hochalpin und anstrengend am zweiten sowie hügelig und kürzer am letzten. Am Papier hatte das alles machbar ausgesehen. Chillig. Am Ende durfte ich das nicht mehr behaupten. Ich hätte gelogen. Mit einem Kampfgewicht von über 90 kg samt Rennesel und Packtasche haben sich die Berge als äußerst charakterbildend präsentiert. Auch weil ich mich am ersten Tag um ein paar hundert Höhenmeter verschätzt hatte. Aus flach und lang wurde gar nicht flach und zu lange. Rennradfahren in Kärnten ist rundherum eine geile Hatscharei.  

    Die Idee Kärnten mit dem Rennrad zu umrunden zusammengefasst auf drei Tagesetappen. 

    1. Tag: Klopein – Gmünd. 240 km und 2.891 Höhenmeter
    2. Tag: Gmünd – Althofen, 138 km und 3.260 Höhenmeter
    3. Tag. Althofen – Klopein, 128 km und 1.867 Höhenmeter

     

    Seen, Berge und Schlaglöcher. Kärnten ist genau meins.

    Auf meiner Bundesländer-Umrundungstour habe ich einiges erleben dürfen. Mein Verhältnis zu den heimischen Autofahrern hat sich dabei nicht gebessert. Fix ist, dass es überall ganz besondere Trotteln gibt. Ganz oben auf der Kärntner Best-of-Liste die Truppe von City Dach Klagenfurt. Auf der Abfahrt von der Hochrindl habe ich die Schlaglöcher mit Bravour überlebt, den Konvoi von City Dach nur knapp.

    Schlagwort Schlaglöcher: Diese sind in Kärnten stets ein treuer Begleiter. Einige Abfahrten beanspruchen die Vorausseh-Fähigkeit, die Bremsen und das Steuerlager enorm. Die Auffahrten zwar auch, aber da ist es ziemlich egal. Ich habe die Abfahrt vom Schaidsattel und jene von der Hochrindl immer noch im Nacken und in den Oberarmen. Die an drei Tagen zu Tode gebremsten SHIMANO Bremsbeläge L03A sind ausgediente Zeitzeugen. Die Nockalmstraße ist da eine Ausnahme. Diese für Motorradfahrer*innen beliebte Strecke ist ein hochalpiner Asphaltteppich in 1A Qualität. Laut und schön. Ich war dort zusammen mit gefühlten Millionen von Harley-Davidson Maschinen unterwegs. Das jährliche Harley Treffen am Faaker See war bis hinauf zur Schiestlscharte und Eisentalhöhe zu riechen und zu hören. Was dem atemberaubenden Panorama und die einzigartigen Formen der Nockberge nicht geschmälert haben. Für mich war es eine Premiere. Die Nockalmstraße war ich noch nie von Norden Richtung Süden gefahren.

    Die Strecke rund um Kärnten ist ein Leckerbissen.

    Schon der Startpunkt meiner Tour war eine gute Wahl. Der Klopeinersee ist idealer Startpunkt für einen Rennradurlaub oder einer Rennradreise. Die Überlegung nächstes Jahr auch hier zu verweilen schwingt immer noch nach. Zu schön die Gegend rund um die Seetaler Alpen mit dem Seebergsattel oder dem Paulitschsattel. Aber nicht nur. Slowenien und Italien sind vor der Haustür. Wo ein Wille auch eine lange Tour.

    Gleich nach dem Start gibt es zum Aufwärmen den Schaidsattel. Kennt man kaum, sollte man aber. Der Schaidsattel ist durch und durch zweistellig. Besonders die letzten Kilometer. Dann öffnet sich das Tal und nach ein paar Schupfern ist man schnell in Ferlach, wo das Rosental wartet. Übrigens Originalstrecke des Race Around Austria. Wellig und entlang der Drau gehts am Faaker See vorbei Richtung Villach. Hier war 1987 die UCI-Straßenweltmeisterschaft zu Gast. Mit Sicht auf die Ruine Finkenstein ist Arnoldstein nicht weit weg. Am Weg dorthin empfehle ich den Radweg zu benutzen. Hohes Konfliktpotenzial vorhanden. Eben weil es neben der Straße einen Radweg gibt. Den man nicht benutzen muss.

    Hat man die hupenden Trotteln hinter sich biegt man ins Gailtal ab, welches bis Kötschach-Mauten nicht mehr verlässt. Zuerst abseits der B111 und dann verkehrstechnisch mittendrin. War aber nicht so tragisch. Hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Vielleicht war auch der Rückenwind daran schuld, dass ich gut mit dem Verkehr mitschwimmen konnte. Der Teilabschnitt Hermagor – Kötschach ist auch beim Super Giro Dolomiti dabei. Für einen Zwischenstopp empfiehlt sich die Bäckerei Matitz Stärkung vor dem Gailbergsattel. Ein feiner Übergang vom Gailtal ins Drautal.

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    Feistritz, Ferlach und Dellach. Kärntner Déjà-vu.

    Rennradfahren in Kärnten heißt sich ständig zwischen Feistritz, Ferlach und Dellach zu bewegen. Alle drei Ortschaften gibt es in wohl in allen Tälern. Drautal, Gailtal, Rosental …

    Dafür ist Rennradfahren im Drautal teils lebensgefährlich. Man kann sich hier aussuchen: Gravel-Nebenstraßen mit mehr Schlaglöchern als die Paris-Dakar oder feiner Asphalt mit Holztransportern, die einem um die Ohren fliegen. Ich habe mich für einen Mittelweg entschieden (entscheiden müssen). Bin aber auf der B100 teilweise um mein Leben geradelt. Nach 200 km hatte ich deshalb noch gut Druck am Pedal. Zwischen Oberdrauburg und weit nach Greifenburg. Dann die Rettung über Steinfeld, Lengholz, Kleblach bis Sachsenburg. Ein wenig B100 noch bis Lendorf und dann ist man wieder halbwegs „safe“. Tag 1 endete bei mir im Liesertal auf der B99 Richtung Katschberg in Gmünd. Hier hatte ich nur Hunger und keine Zeit für das Porsche Museum. 

    Ab Gmünd fährt man das Katschtal bis nach Kremsbrücke. Immer leicht bergauf. Die Abzweigung nach Innerkrems bedeutet bergauf fahren. Zuerst 12 km taleinwärts und dann 12 km bergauf bis auf über 2.000 Metern. Die Eisentalhöhe ist auch der höchste Punkt der Tour. Rundumblick nicht vergessen. Ein paar Kehren und 500 Tiefenmeter bergab und schon geht es erneut hoch. Wieder auf über 2.000 Metern. Die Schiestelscharte ist erreicht. Erneut Rundumblick nicht vergessen, bevor es lange und zügig nach unten in die Ebene Reichenau geht.

     

    Nockamlstraße

    Achtung Straßenschäden. Und Längsrillen.

    Ausrasten und die Hochrindl als weiteren Zwischenstopp sehen. Das kleine Skigebiet in den Nockbergen lockt mit typischer Kärntner Landschaft und ganz oben an Dekadenz grenzende Ferienhäuser. Das einzige Hotel oben ist hingegen dem Verfall überlassen worden. Hier war City Dach sicher nicht am Werk.

    Über die Abfahrt schreibe ich nichts mehr. Viel mehr über das Gurktal, welches die Weiterfahrt prägt. Bis Klein-Glödnitz. Hier wäre es geradeaus nach Alhofen gegangen. Mein Ziel für den zweiten Tag. Überlegt hatte ich es mir schon. Aber ich wollte ja rundum Kärnten fahren. Nicht teilweise durch. Also rechts abbiegen und den vierten Berg in Serie genießen. Die Flattnitz. Am besten bei praller spätsommerlicher Sonneneinstrahlung. Mir bekannt aus früheren Jahren, aber nicht von der Südseite hinauf. Erinnerungen wurden wach. Zum Glück sind die KM-Angaben bis zur „Passhöhe“ nicht so ernst zu nehmen, denn man biegt ein paar hundert Meter davor ins Metnitztal Richtung Friesach ab. Zum Metnitztal muss man sagen, dass es zum Drücken einlädt. Achtung aber auf Längsrillen und Straßenschäden.

    Von der Burgenstadt Friesach bis Althofen ist es nicht mehr weit. Außer man macht in Hirt Station in der gleichnamigen Brauerei. Kärntner Kasnudeln sind dort wärmstens zu empfehlen. Das Hirter Bier hingegen ist bevorzugterweise kühl zu genießen. Meine Nacht in Althofen verlief ruhig und die Möglichkeit schon ab 6.30 Uhr im Hotel Prechtlhof frühstücken zu können, erleichterte mir meine Zeitplanung für den dritten Tag. Früh raus, früh ankommen und früh die Heimreise antreten.

     

    Rennrad fahren in Kärnten

    Ultracyling ist rückwärtsrechnen.

    Alles was man frühstückt, merkt man spätestens, wenn nach 15 km die letzte große Hürde beim Rennradfahren in Kärnten vor sich hat. Das Klippitztörl auf 1.642 Metern. Zum Glück musste ich nicht die Ostauffahrt nehmen. Die ist nämlich 28 km lang. Diese 28 km durfte ich bergab fahren. Dabei habe ich mir die Zehen, die Ohren und die Fingerspitzen abgefroren.

    Die Westauffahrt von Guttaring ist mit 13 km auch nicht leicht. Dieser Berg zieht sich und ich habe in meinem Leben selten so oft zurückgerechnet wie an diesen drei Tagen rund um Kärnten. Noch, noch und noch noch. Egal. Ist die Auffahrt zum Skigebiet einmal geschafft, geht es tendenziell nur mehr bergab. Auf alle Fälle bis Wolfsberg. Aber hier dann Neuland für mich. Denn die Strecke führt nicht über den Griffner Berg (zum Glück), sondern ins Lavanttal bis Lavamünd, nur wenige Tritte von der slowenischen Grenze entfernt. Hier trifft man auch wieder auf die Drau und der Kreis scheint sich zu schließen. Gut 60 Kilometer fehlen aber noch. Entlang der B81 geht es zügig und zweisprachig vorbei an Bleiburg mit Blick auf die Petzen zurück an den Klopeinersee, wo das Abenteuer fast mit einem Sprung in den See endete. Fast, weil es schwer ist einen öffentlichen Zugang zu finden. Und wenn man ihn gefunden hätte, darf dieser mit dem Rad nicht erreicht werden. Die Promenade ist mit einem Rad-Fahrverbot belegt.

    Ich habe mich mit einer Katzenwäsche begnügt und bin dann die dreistündige Heimreise mit dem Auto angetreten.

    Ende gut. Alles tut weh.

    Mit dem Rennrad rund um Kärnten

    Ich weiß nicht welche meiner Umrundungen bisher die Schönste war. Kärnten-Ummadum war jeden Fall irgendwie besonders. Ich freue mich auf die Steiermark, Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Und vielleicht checke ich mir auch noch Südtirol. Und dann wäre ja noch ganz Österreich. Aber das ist eine andere Geschichte und ein anderes Projekt.

    ktrchts
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    Rennradfahren in Niederösterreich – einmal rundherum.

    Rennradfahren in Niederösterreich

    Es könnte ein Hobby werden. Oder auch eine Sucht. Eine Sehnsucht. Das Rundherumfahren. Mit dem Rennrad ein Bundesland umrunden. Nach Vienna Roundabout und Burgenland Radlummadum hat sich dieses Mal Niederösterreich aufgedrängt. Solo, unsupported. 620 km und 6.000 Höhenmeter aufgeteilt auf zwei Tage. Tag eins mit dem Alpenvorland rund um Semmering, Adlitzgräben, Kalte Rinne, Höllental, Ochsattel, Kernhof, Gscheid, Annaberg, Wastl am Wald und das Waldviertel rund um das Kleine Yspsertal, Arbersbach, Weitra sowie Gmünd. Dazwischen die blaue Donau. Tag zwei mit noch einmal viel Waldviertel, die tschechische Grenze zu Südböhmen, viel an der Thaya, die Weingegend rund um Retz und dann viel und noch mehr geradeaus zwischen Laa (an der Thaya), Hohenau an der March, Dürnkrut und Hainburg. Rennradfahren in Niederösterreich ist bergig, hügelig und flach. Genau deswegen interessant und schön. Manchmal auch etwas monoton.

    Bikepacking und das Rennradlerleben wird langsam.

    Rennradfahren in Niederösterreich hat viele Facetten. Ich habe mir jene entlang der Grenzen zu Oberösterreich, Tschechien, Slowakei, dem Burgenland und der Steiermark vorgenommen. Die Strecke war jene des Race Around Niederösterreich. Mit leichten Adaptionen, um von Eisenstadt starten zu können und wieder in Eisenstadt ankommen zu müssen. Ein einfacher Plan: Zwei Mal über 300 km täglich. Mit jeweils 4.000 und 2.000 ungerecht aufgeteilten Höhenmetern. Alles einen Level höher als all das, was ich bisher im Sattel erleben durfte.

    Mein Rennesel wurde schnell zum Packesel umgestylt. Der TopPeak Backloader 15L stand ihm gut und stramm. So wenig wie möglich und so viel wie nötig mitzunehmen ist und bleibt beim Bikepacking die Königsdisziplin. Erfahrung zahlt sich dabei immer aus. Der Frühstart war programmgemäß als früher Vogel hingelegt und ein kitschiger Sonnenaufgang begleitete mich ins Abenteuer. Zu Beginn gleich die erste Eingebung. Bikepacking macht das Rennradlerleben langsamer. Und unberechenbar. Zumindest das Handling des Rennrades. Erst als ich das kapiert hatte, kam ich in den Flow und der Pedaldruck wich dem Fahrgenuss.

    Mathematik ist anstrengender als Rennradfahren.

    600 Kilometer in 2 Tagen sind vor allem eine mathematische Herausforderung. Speziell am zweiten Tag, wo alles wieder bei null anfängt. Was man hatte, zählt dann nicht mehr. Ein harter Schlag. An beiden Tagen löste jeder Blick auf das Garmin-Display im Kopf eine Rechenaufgabe aus. Ich rechnete ständig herum. Kilometer, Höhenmeter, Zeit und Durchschnittsgeschwindigkeit mussten dem Ziel angepasst werden. Tagesziel, welches darin bestand, rechtzeitig bevor das Licht ausgehen würde, die schon im Vorfeld gebuchte Pension in Gmünd und das verdiente Bett in Eisenstadt zu erreichen. Gleichungen waren schon in der Schule meine Stärke und die Gefahr, mich zu verrechnen gering. Für den Fall hatte ich natürlich entsprechende Beleuchtung dabei. Vorne wie hinten.

    Ein Highlight bei dieser ganzen Rechnerei war der erlösende psychologische Switch von „erst“ zu „nur noch“. Wobei das „nur noch“ am zweiten Tag erst bei 99 so richtig Freude aufkommen ließ. Eine schmerzverzerrte Freude.

    Neben der vielen Rechnerei beschäftigte sich meine Ratio auch mit der Erfindung vieler Ausreden und Gründe, die Tour vielleicht doch noch zu vereinfachen. Am Anfang war das ein pragmatisches „Umdrehen“, später das Einreden, einen der vielen Bahnhöfe im Land aufzuspüren. Eine Verbindung nach Wien oder ST. Pölten sollte immer und überall zu finden sein. Perverser und unverschämt hingegen der immer wiederkehrende fromme Wunsch nach einem technischen Defekt. Je länger die Tour, desto erfinderischer wurde mein Geist. Es waren also nicht die müden Beine, die mich bremsten, sondern die Monotonie der Gedanken im Kopf.

    Verkehrsarm und naturreich. Auch das ist Niederösterreich.

    Das Waldviertel glänzt nicht unbedingt mit Abwechslung. Es geht hier auf und ab und dann wieder auf und ab und wenn es nicht auf und ab geht, dann geht es länger auf und ab. So gesehen war das wenig spannend. Also kämpfte ich mich von Lagerhaussilo zu Lagerhaussilo. Diese landwirtschaftlichen Leuchttürme waren stets am Horizont zu erkennen. Noch bevor der Kirchturm der nächsten Ortschaft sein Kirchturmspitze vorauswerfen konnte.

    Interessant war auch die Tatsache, dass im Waldviertel 99 % der Orte an der Thaya liegen. An der Thaya hier, An der Thaya dort. Die Thaya selber habe ich nie gesehen. Oder einfach nicht bemerkt. Bemerkt, nein gemerkt habe ich mir hingegen die Autokennzeichen. WN, WB, NK, LF, SB, ME, ZT, GD, WT, HO, HL, MI,  GF, BL und BN – lauter Hirnnahrung. Wobei mir die Aufklärung der Herkunft GF am meisten Hirnschmalz gekostet hatte.

    Auf meinem Weg rund um Niederösterreich war ich nicht nur allein unterwegs, sondern mutterseelenallein. Abgesehen von einigen „kritischen“ Verbindungsstücken (Orstzentrum Wieselburg, Laa an der Thaya – Staatz, Wiener Neustadt – Neunkirchen) bei denen die LKW die Statik meines Packesels durcheinander gewirbelt haben, konnte ich die motorisierten und menschlichen Begleiterscheinungen auf meiner Nase zählen. Genial war das kleine Yspertal (L7285) bergauf nach Dorfstetten und dann weiter über die B119 nach Arbersbach. Oder die Abfahrt von Wastl am Wald (Cima Coppi der Niederösterreich-Umrundung auf 1.100 Meter Seehöhe) über Puchenstuben und St. Anton an der Jeßnitz nach Scheibbs (B28 und B25). Nicht zu vergessen der Anflug nach Retz von Hofern kommend durch die Weinberge (Reblaus Radweg/Windmühlenweg) oder das zufällige Ansteuern von Braunschlag aka Eisgarn. In Erinnerung bleibt mir auch das Teilstück des Traisental-Radweges hinauf nach Gscheid. Bist du g’scheit, war das steil. Rennradfahren in Niederösterreich. Verkehrsarm, naturreich und serienfilmreif.

    Niederösterreich rundherum ist mittendrin.

    Man muss sich bei solchen Umrundungen in das Rennradabenteuer einlassen können und man muss es zulassen. Und verlangsamen. Auch beim Bikepacking. Der Weg ist bekanntlich das Ziel. Am Ziel angelangt gehört dann alles der Vergangenheit an. Niederösterreich rundherum war dieses starke Mittendrin. Mittendrin im Abenteuer. Bestehend aus sportlicher Herausforderung und lokaler Neugier. Was ist wo und was ist warum? Lernen und Rennradfahren fürs Leben. Eine bessere Schule gibt es nicht.

    Ich hatte Glück mit dem Wetter. Kein einziger Tropfen hat mich erwischt. Und das obwohl rundherum Starkregen und Gewitter gewütet haben. Glück hatte ich auch, keinen Defekt bekommen zu haben. Das Karma hätte zuschlagen können, nachdem im Kopf der Wunsch danach Vater des Gedanken gewesen ist. 

    Ich habe auf Holz geklopft, damit nichts passiert und ich bin auf Holz gefahren. Damit eben nichts passiert. Den tschechischen LKW-Fahrer verbuchen wir als Ausnahme. Ein Sattelzug hätte mich in der 90° Kurve fast erdrückt. Dumm (saudumm) von ihm, dass er mich davor noch überholt hatte. Gut für mich, dass man am Bankett auch Radfahren kann. Etwas tief in der Erde, aber immerhin.

    Rennradfahren in Niederösterreich hat mir neue Möglichkeiten und Gegenden gezeigt. Plätze, die ich gerne wieder besuchen möchte. Zuerst kommt aber noch Oberösterreich. Eine weitere Challenge. Ich weiß nicht ob ich schon erwähnt habe, dass das Umrunden eines Bundeslandes zum Hobby werden könnte? Und zur Sucht.

    ktrchts
    #machurlaubfahrrennrad

    Track Route Tag 1.
    Track Route Tag 2.

    Rennradfahren. Mannschaftsport für Egoisten.

    Rennradfahren

    Meine innere Stimme warnte mich. Sie sprach mit mir. Sie wollte nicht, dass ich diesen Beitrag veröffentliche. Das wäre ein Dolchstoß, hat sie zuerst geflüstert und dann laut geschrien. Kein Mensch auf der Welt würde sich so freiwillig ins Abseits stellen. Niemand kritisiert die eigene Familie und zeigt mit dem Zeigefinger. Es half aber nichts. Rennradfahren, der Mannschaftssport für Egoisten wollte und musste den Weg in die Öffentlichkeit finden. Vielleicht hilft der Passus, dass Personen und Handlungen rein fiktiv sind und jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Radfahrer rein zufällig ist. Hoffen wir deshalb auf mildernde Umstände.

    Verkettung falscher Tatsachenbehauptungen.

    Rennradfahren ist ein Mannschaftssport für Egoisten. Ob man will oder nicht. Das erlebe ich gerne und regelmäßig. Jede Ausfahrt ist dabei ein Workshop in angewandter Psychologie. Die Erkenntnisse aus verschiedenen Gruppenausfahrten haben das Potenzial dazu, ein Bachelor-Studium zu ersetzen. Mit Schwerpunkt Sozialpsychologie. „Wir“ heißt in der Gruppe schnell „ich nicht“. „Wir könnten“ noch schneller „du musst“ und rasch wird aus vermeintlicher Homogenität ein heterogener Kampf ums Überleben. Wenn Egoisten das Gemeinsame übernehmen, dann geht es um Hackordnung und Charles Darwin ist nicht mehr weit. Versucht sich hingegen der Altruist zu behaupten, bleibt es meistens beim Versuch. Leider bleibt der Selbstlose trostlos zurück. Die logische Konsequenz ist die physische wie psychische Teilung und Spaltung. Besonders am Berg. Kitten und Vereinen ist dann nur dem Master of Science vorbehalten. Viele Versuche hat er nicht. Wer den Anschluss verliert, gibt seine Persönlichkeitsrechte auf.

    Rennradfahren
    Symbolbild einer Gruppenausfahrt.

    Wer den Anschluss verliert, gibt seine Persönlichkeitsrechte auf.

    Gruppenausfahrten sind keine Rennen. Doch werden sie gerne dazu missbraucht. Der Gruppe individuelle Trainingspläne zu indoktrinieren ist ein weit verbreitetes Hobby. Floskeln wie „ab jetzt locker“ sind nur zynische Botschaften und spitze Giftpfeile. Jeder Trost und jede Aufmunterung sind in Wahrheit eine Aufforderung, nicht länger zu jammern und bitte endlich in die Pedale zu treten. Der Klügere gibt nicht nach, es ist der Schwächere, der aufgibt.

    Dort wo Unterschiede zusammenkommen, werden diese Abstände größer. Der Kompromiss in der Mitte ist schwer zu finden, wenn vorne die Post abgeht und hinten die Beine schwer werden. Langsamer und rücksichtsvoller zu fahren ist wesentlich einfacher, als schneller zu werden. Das eine kann man, das andere würde man. Während jeder auf den anderen hofft, klafft man auseinander. Auseinanderleben und auseinander radeln. Das ist ganz alleine in der Gruppe fahren.

    Rennrad fahren
    Symbolbild einer feinen Gruppenausfahrt.

    Ganz allein in der Gruppe fahren.

    Vieles ist oft so, weil es so ist. Warum aber? Die Suche nach den Beweggründen würde den Rahmen sprengen. Einzelne Beispiele untermauern aber mein Empfinden. Dem Egoisten ist die Gruppe ein Dorn im Auge und ein Keil in den Speichen. Ich frage mich, was daran falsch sein kann, sich in den Dienst der Anderen zu stellen? Das Miteinander zu fördern und auch herauszufordern. Die Harmonie liegt dort, wo der Kompromiss beginnt und das gemeinsame Bier am besten schmeckt. Das Wir-Gefühl entsteht erst im Scheinwerfer des Ichs. Rennradfahren darf abseits des Trainings und des Wettkampfes gerne ein Zueinander und Miteinander sein. Der gemeinsame Weg ist das Ziel. Nicht der schnellste. Die Herausforderung liegt darin, gemeinsam anzukommen und nicht vor allen anderen. Das ist mein Zugang und mein Spirit.

    Vielleicht sind genau deshalb diese Zeilen gut. Sie werden mir helfen, mich wieder auf das Wesentliche zu besinnen. Denn leider steckt auch in mir ein radelnder Egoist.

    ktrchts
    #machurlaubfahrrennrad

    Rennradfahren im Südburgenland.

    Rennradfahren im Südburgenland

    „Achtung Staatsgrenze“. Das Navi lotst uns über einen schmalen Schotterweg von der ungarischen Landstraße weg. In Sichtweite drei Männer des Bundesheers im Assistenzeinsatz zur Grenzüberwachung. Wir nähern uns langsam. Schritttempo. Bleiben stehen. Ein kurzer Blick ins Auto und wir dürfen über die Pinka nach Österreich einreisen. Unsere zwei Rennräder haben wohl keinen Verdacht geschürt. Wir sind angekommen. In Deutsch Schützen. Zum Rennradfahren im Südburgenland. Dort, wo die Geschichte noch spürbar ist und jede Rennradtour bei einem Heurigen enden kann und auch enden soll.

    Zweisame Rennradromantik.

    Das Südburgenland hat uns überrascht. Allerdings. Mich vor allem. Teilweise kannte ich die Gegend vom Race Across Burgenland. Damals war ich aber mit starrem Blick auf den Vorbau und in der Regengischt unterwegs. Dadurch hatte ich keine Chance links und rechts von mir etwas wahrzunehmen. Daher galt es diesmal, meine volle Aufmerksamkeit dem Landstück südlich des Geschriebensteins zu schenken. Angefangen bei einem netten kleinen Kellerstöckl, welches uns als Unterkunft gedient hat. Klein, fein, urig und vor allem umhüllt von einem Hauch nostalgischer Romantik. Mitten in den südburgenländischen Weinbergen. Auf das Wesentliche reduziert. Mit allem was man brauchen kann. In und rund ums Haus. In der eigenen Hausbar: Rot- und Weißwien. Uhudler Schnaps als Zugabe.

    Rennradfahren im Südburgenland

    Ein tyisches südburgenländisches Kellerstöckl

    Kellerstöcke, Kellergassen und Heurige prägen neben den vielen Weingärten die Landschaft. Der Blaufränkische beherrscht das Südburgenland. Hotelanlagen sind hier Fehlanzeige. Und das ist gut so. Die Uhudler Hauptstadt Heiligenbrunn erinnert mit den vielen kleinen schilfbedachten Hütten an Mittelerde und die Hobbits. Die Gebäude sind teilweise über 100 Jahre alt. Eines schöner als das andere. Gepflegt, renoviert, ansehnlich. Man kann erahnen, was hier los sein kann, wenn die Leute sich den diversen Kellergassenfesten hingeben. Aber nicht nur die Weingassen sind das Aushängeschild des Südburgenlands. Es sind auch die vielen Burgen wie die Burg Schlaining, die Ritterburg Lockenhaus, die Burg Güssing und die Burg Bernstein. Ein Land, viele Burgen. Nomen es Omen. Festungen, die gerne erklommen werden möchten. Mit oder ohne Rennrad.

    Rennradfahren im Südburgenland.

    Der Standort Deutsch Schützen liegt nahezu perfekt, um die vielen Rad-Möglichkeiten zu nutzen. Viele Radrouten kreuzen die Ortschaft. Von der Paradiesroute, über den Curtain Trail oder den Öko Energieland Radweg. Auch die Weinidylle passiert hier. Deshalb geht es in alle Himmelsrichtungen. Wir haben uns für eine gesunde Mischung entschieden. Rennradfahren im Südburgenland zwischen Burgen und Bergen. Vom Eisenberg rund um und über den Geschriebenstein, mitten durch den Naturpark. Auf 100 km kommen so schon ein paar schweißtreibende Höhenmeter zusammen. Mehr als 1000 sind es allemal. Der Geschriebenstein ist zudem auch noch Burgenlands höchster Pass. Ja. Ein Pass. Die Passhöhe auf knapp über 800 Meter über dem Meeresspiegel. Mit zwei Gemeinsamkeiten nördlich und südlich davon. Handgemachtes Eis vom Eismacher.

    Rennradfahren im Südburgenland

    Berge und Burgen. Das Motto im Südburgenland.

    Es darf aber nicht nur Eis sein. Auch wenn dieses, samt den Eisknödeln oder anderen süßen Versuchungen, willkommener Energielieferant ist. Gaumenfreuden kommen im Südburgenland natürlich auch auf ihre Kosten. Klassisch beim Heurigen oder gehoben in Wachter-Wieslers Ratschen. Ausgezeichnet. Mit Haube. Die Vielfalt und die Auswahl sind es, welche die Region so einzigartig machen. Und die Offenheit der Menschen. Im Südburgenland ist die Welt noch in Ordnung. In allem steckt viel Liebe und Herzblut. Das Leben leben steht im Vordergrund.

    Grenzenloses Rennradfahren.

    Mit dem Rennrad findet man im Südburgenland mit Sicherheit ein neues Zuhause. Feine, verkehrsfreie, gut ausgebaute Straßen zwischen Uhudler und Blaufränkisch, zwischen Stadt und Land und zwischen Burg und Berg. Es gibt hier viel zu sehen. Einerseits Genussradfahren mit sportlicher Komponente und andererseits sportliches Austoben mit kulinarischem Genuss. Grenzenlos. Entlang oder über den ehemaligen Eisernen Vorhang.

    Rennradfahren im Südburgeland

    Burgfräulein auf Burg Schlaining

    Das Südburgenland hat uns eingeladen. Wieder zu kommen. Falls, dann länger. Viel länger. Noch aufmerksamer. Es gilt vieles zu vertiefen und zu reflektieren. Die vielen gewonnenen Eindrücke dürfen nicht verpuffen. Die Geschichte hat hier Spuren hinterlassen. Familien zerrissen. Sie hat eine Grenze gezogen, wo es keine gibt. Sich frei bewegen dürfen, war keine Selbstverständlichkeit. Umso mehr genießt man es jetzt, sich mit dem Rennrad durch die Idylle des Südburgenlandes zu bewegen.

    Tourenvorschläge Südburgenland.

    Ein Wochenende ist einfach zu kurz, um hier zu verweilen. Das Rennradfahren im Südburgenland verlangt Zeit. Die unendlichen Weiten bieten so viele verschiedene Tourmöglichkeiten. Darum mussten wir uns für einen Schnelldurchlauf entscheiden. Aber mit vielen Highlights. Nach Süden hin und in den Norden. Jedoch belohnt durch traumhafte Aus- und Fernsichten. Genauso wie jene vom knapp 400m hohen Eisenberg. Hinunter. Hinüber. Weit hinaus.

    Natürlich ist das Südburgenland eine Reiseempfehlung. Für alle, die es genießen können und wollen. Hier ist man am Rennrad noch Exot. Man darf sich viel erwarten. Und wenn man offen ist, wird man viel erleben. Auf alle Fälle sollte man es zumindest einmal im Leben besucht haben.

    ktrchts
    #machurlaubfahrrennrad

    Rennradfahren in der Gruppe – richtig ist, was sicher ist.

    Rennradfahren in der Gruppe

    Wir alle kennen sie. Diese Bilder. Ein Dominoeffekt. Ein einziger Punkt, der eine Kettenreaktion auslöst. Aus der Hubschrauberperspektive für uns TV-Zuschauer gut mitzuerleben. Grausam. Ein Knäuel an Fahrern und Rennrädern. Ein Massensturz bei der Tour de France oder beim Giro d’Italia. Rennradfahren in der Gruppe. Einladend, verführerisch, verlockend und gefährlich zugleich. Egal ob zu dritt oder mehr. Die Gruppe gilt als Einheit, wo jeder Fehler, jede Unachtsamkeit oder jede noch so kleinste Störung, das gesamte System zu Fall bringen kann. Und auch zu Fall bringt.

    Rennradfahren in der Gruppe – nur die Sicherheit zählt.

    Jüngste Ereignisse veranlassen mich hier und jetzt, ein paar Gedanken laut zu äußern. Kritisch und selbstkritisch zugleich. Stürze können passieren und passieren auch. Müssen aber nicht. Nicht zwangsweise. Wenn, ja wenn wir einfach mehr auf uns aufpassen würden. Jede/r auf jede/n und jede/r für jede/n. Beim Rennradfahren in der Gruppe zählt nur die Sicherheit. Alles andere ist dieser unterzuordnen.

    Rennradfahren in der Gruppe

    Freiwillige Helmpflicht

    Wir alle kennen sie. Diese Bilder. Und wir haben sie gesehen. Ich habe sie gesehen. Zwei Stürze innerhalb einer Ausfahrt. Die #400k. Wien – Linz – Wien. An einem Tag. Mit dabei leider auch laketterechts. Ihr erster Kapitaler. Nicht schön anzusehen und anzuhören. Ich habe die Bilder noch stark im Kopf. Ihr Magenta-Trikot am Boden. Warum auch immer. Ein Hinter-ihr-Fahrender rammt sie mit voller Wucht mit dem Vorderrad in den Brustbereich. Ein anderer streift ihren Helm mit der Gabel. Den Rest erspare ich uns hier. Es geht mir nicht um den Sturz. Der ist passiert. Es geht auch nicht um eine Protokollierung. Dafür ist die Polizei zuständig. Auch Krankengeschichten sind sekundär. Die Frage, welche micht beschäftigt ist, ob die Stürze hätten vermieden werden können. Mein Antwort: Ja.

    Der Rennrad-Hausverstand ersetzt viele Regeln.

    Es gibt so viele Regeln zum Rennradfahren in der Gruppe. Tu dies, mach jenes, beachte das und vermeide das andere. Für mich persönlich sind diese Regeln sehr gut und sehr brauchbar. Jeder sollte sie zumindest einmal gelesen haben. Viel wichtiger ist aber der Grundsatz „denk mit“. Der Rennrad-Hausverstand ersetzt viel Regeln. Oft reicht es aus, wenn jeder in der Gruppe für den Hinten-Fahrenden mitdenkt. Jede Handlung des Vordermanns/der Vorderfrau potenziert sich nach hinten. Was er/sie machen und sehen, machen und sehen der/die Hintere/n einen Tick später. Tick, der ausreicht darüber zu bestimmen, in welche Richtung das Schicksalpendel schlagen wird.

    Die Vorderen führen die Gruppe und bestimmen über diese. Wie gefahren wird, wie schnell gefahren wird. Das ist eine große Aufgabe und Verantwortung. Der Rest hat sich danach zu richten. Da bin ich jetzt sehr resolut. Rennen ausgeschlossen. Gruppenausfahrten sind aber keine Rennen. Jeder Alleingang ist sinnlos. Das Ego gehört in die Trikottasche. Schnellfahren dort, wo man schnell fahren kann. Langsamfahren dort, wo man langsamer fahren muss. Immer schön vorausschauend. Jeder Blick nach hinten und jeder Hinweis nach vorne rettet die Gruppen-Harmonie.

    Rennradfahren in der Gruppe

    Vor dem Landesklinikum Melk

    Verantwortung sich und den anderen gegenüber.

    Rennradfahren in der Gruppe ist Verantwortung tragen. Sich und allen anderen gegenüber. Nicht nur den MitfahrerInnen. Wenn wir das vorleben, leisten wir unseren Beitrag. Lassen wir das Rennen fahren, den Radrennfahrern. Genießen wir unseren Sport mit all seinen postiiven Nebenerscheinungen. Allein oder in der Gruppe.

    ktrchts

    Rennradfahren in der Emilia Romagna – das ist terrabici.

    Rennradfahren in der Emilia Romagna

    (Produktempfehlung) Flug OS 547 Austrian Airlines von Wien nach Bologna. Eine Bombardier DHC-8 Propellermaschine wartet auf der Startbahn. Ready for take off. Rennradfahren in der Emilia Romagna steht auf der Boardingkarte. Endlich. Es geht ins gelobte Pantani-Land nach Riccione. Dort wo ich vor vielen Jahren regelmäßig Urlaub gemacht habe. Wenn Emilia Romagna Cycling ruft, muss ich der großen Verlockung einfach folgen.

    Der Flug war kurz und turbulent, der Transfer von Bologna ins Bike Hotel gleich kurz und angenehm. Riccione erwartet mich im Nieselregen. Die kleine Stadt am adriatischen Meer empfängt mich im Aufwachmodus nach dem langen Winterschlaf. Zaghaft versucht die Vegetation auch hier ihren Rückstand auf das langjährige Mittel aufzuholen. Nach dem ersten Espresso im Hotel bin zumindest ich munter.

    Rennradfahren in der Emilia Romagna

    Unendliche Weiten

    Eine Rennradreise ins gelobte Land.

    Rennradfahren in der Emilia Romagna heißt in die Wiege des Rennrades zu reisen. Es ist eine Rennradreise ins gelobte Radfahrerland. Jahrhunderte vor dem Hype um die Balearen und die anderern modernen Trainingslager-Destinationen gab sich hier der formsuchende Rennradfahrer ab Februar die Klinke in die Hand. Wenn im Norden noch Väterchen Frost sein Unheil trieb. Alle namhaften italienischen Profi-Rennställe suchten in der Gegend um San Marino ihre Grundlagen für die bevorstehende Saison. Allen voran Mercatone-Uno.

    Ist auch logisch. Die Emilia Romagna bietet jede Menge Alternativen und Möglichkeiten. Auf wenigen Kilometern lassen sich Routen mit leichten oder beängstigenden Höhenprofile planen und abfahren. Flach, hügelig und bergig. Am Meer entlang wie die „heilige“ Panoramica Richtung Pesaro oder im Hinterland am Monte Carpegna. Am „Cippo“ holte sich Marco „il pirata“ Pantani seine Form für Giro- und Toursiege. Seine Aussage „mi basta il Carpegna“ (der Carpegna reicht mir) ist legendär. Ausflüge in die benachbarten Regionen Toskana, Marche und Umbrien lassen sich zudem auch leicht einbinden. Multiregional.

    Rennradfahrenin der Emilia Romagna

    San Leo – eine der früheren 7 Hauptstädte Italiens

    Rennradfahren in der Emilia Romagna.

    Es war Liebe auf dem ersten Klick in die Pedale. Die 4 Tage inklusive Teilnahme an der Granfondo di Riccione haben mich schnell überzeugt. Das ist mein Land. War auch nicht schwer. Ein Teller selbstgemachte „orecchiette“ mit „sugo al pomodoro“ hätte gereicht. Die vielen „dolci“ wären nicht mehr notwendig gewesen. Rennradfahren in der Emilia Romagna vereint Radleidenschaft, Kultur und „cucina romagnola“. Hinter jedem Berg eine Überraschung. Hinter jedem Eck eine Bar für debn schnellen Espresso und das Cornetto. Und hinter jeder Kurve in Juwel. San Marino, San Leo, Urbino. Die Emilia Romagna hat Geschichte. Feudales, Bodenständiges und anziehend Attraktives.

    Insgesamt 43 Bike Hotels haben sich zu „terrabici“ zusammengeschlossen. Mit eigenen Standards. Speziell für Radfahrer aller couleur. Abgesperrter, videoüberwachter Radkeller, geführte Touren, eigene Guides, Super Vollpension mit Frühstücksbuffet, Mittagsbuffet (von 13 bis 16 Uhr) und Abendbuffet. Man spürt hier die Leidenschaft zum Rennrad und man fühlt sich Teil einer großen Familie zu sein. Hier spricht der Chef noch mit seinen Gästen, der Koch schöpft persönlich seine Nudeln auf die Teller und eine wohltuende Massage beendet die Qualen eines langen und spannenden Tages am Rennrad.

    Rennradfahren in der Emilia Romagna

    Rennradfahren in seiner Urform.

    Rennrad. Urlaub. Rennradurlaub. Trainingslager.

    Ideale Bedingungen findet man in der Emilia Romagna am Meer bereits ab Ende Februar bis in den Juni hinein. Davor kann es in den Bergen noch Schnee geben und danach wird es viel zu heiß. Perfekt sind auch die Monate September, Oktober und auch der November, wenn sich der Herbst von seiner milden Seite zeigt. Die Anreise ist per Bahn, Flugzeug oder per Auto möglich. Direktflüge nach Riccione/Rimini gibt es auch. Ich hätte von Wien einen über Moskau nehmen können. Habe ich nicht. Hätte zu lange gedauert. Für einen Radverleih einfach beim gebuchten Hotel anfragen. Viele Bike Hotels bieten Leih-Räder an oder habe Kontakt zu einem lokalen Shop.

    Einzig die Tatsache, dass ich mit Handgepäck angereist bin, trübte mein Urteil über die Rennradreise in die Emilia Romagna. Selber schuld. Ich hätte wissen müssen, dass ich nicht mit leeren Händen – Taschen, zurückfliegen werde. Olivenöl, Balsamico Essig, „porchetta“, handgedrehte „strozzapreti“. So schnell findet man einen 22.453 km2 großen Delikatessenladen nicht mehr. Vor allem dann, wenn man darin Rennrad fahren kann.

    Somit steht eines fest. Ich komme wieder.

    ktrchts

     

    Das Geheimnis des Radfahrens – das Buch

    Das Geheimnis des Radfahrens

    „Die Autoren garantieren bis zu 20% mehr Leistung, wenn die Erkenntnisse aus dem Buch genutzt werden.“ Wenn das keine Ansage ist. 20% mehr Leistung garantiert. Das hat mich neugierig gemacht und in weniger als zwei Stunden war das „Das Geheimnis des Radfahrens“ Seite für Seite verschlungen. In fünf Wochen findet der  Ötztaler Radmarathon statt. Darf ich jetzt von einer Sensation träumen? Ich meine 20% mehr Leistung. Nur mit Lesen?

    Schön langsam und der Reihe nach.

    Das größte Geheimnis des Buches wird wohl ein Geheimnis bleiben. Schnell überflogen verrät das Buch viel. Viel zu viel auf einmal. Sämtliche rennradaffine Themen werden sehr ausführlich und äußerst technisch behandelt. Training, Ernährung, Körper- und Radgewicht, Raddesign, Sitzposition, Streckenprofil, Wind, Temperatur und anderes mehr. Die Autoren zerlegen im Buch den menschlichen Motor in seine allerfeinsten Teile. Unterhaltsam, aber gleichzeitig auch voll von fachspezifischem Vokabular beschreiben sie dessen Funktion und Zusammenspiel mit Material und Umwelt. Rennradfahren ist halt mehr als nur aufs Rad setzen und lostreten.

    So gesehen ist das mit dem 20% mehr Leistung vorsichtig zu betrachten, denn die Erkenntnisse aus dem Buch zeigen gnadenlos die Schwächen und die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit auf.

    Das Geheimnis des Radfahrens. Schneller geht es immer.

    Das Gehemnis des Radfahrens

    Das Radfahrmodell

    Rennradfahren ist komplex. Sehr komplex sogar. Nicht umsonst hat das „Geheimnis des Radfahrens“ mehr als 300 Seiten. Man braucht also Geduld, alle Kapitel miteinander zu kombinieren. Nur mit der richtigen Korrelation aller behandelten Themen sind die 20% mehr Leistung zu erzielen. Damit sind wir wohl auch bei der wichtigsten Erkenntnis des Buches. Leider. Ein einzelner alles entscheidender Tipp, wäre zu einfach gewesen.

    So muss sich der Leser des Buches mit mehreren „No-Na“ Themen befassen. Diese gehen aber oft so in die Tiefe, dass „Aha-Effekte“ nicht auszuschließen sind und auch tatsächlich vorgekommen sind. Bei mir zumindest. Vieles, was ich im Buch gelesen habe, machte ich bis heute richtig. In Summe aber doch einiges verkehrt.

    Jeder Mensch ist anders. Jeder Tag ist anders.

    Nörgeln über das, was das Buch hergibt ist unangebracht . Das Geheimnis des Radfahrens ist mit Sicherheit ein umfassender, gut und übersichtlich aufgebauter Ratgeber für jene, die sich schon mit sich selbst und der eigenen Leistung beschäftigt haben. Begriffe wie FTP oder VOmax sollten keine Fremdwörter sein. Das Interpretieren von Trainingsdaten (sofern man diese hat und aufzeichnet) keine allzu große Schwierigkeit darstellen.

    Wenn nörgeln, dann nur ganz leise. Jeder Mensch ist anders. Und jeder Tag ist anders. Neben Familie, Job und anderen Dingen kommt das Rennradfahren für die meisten von uns hintenan. Zumindest in der Theorie. Wann und wie viel Zeit hat man für das Training? Wie sehr hat der Chef den Bogen überspannt? Hat der Stau das Nervenkostüm angepatzt? Über diese für viele alltäglichen Incognitas verliert das Buch kein Wort.

    Die Autoren des Buches gehen davon aus, dass wir alle die selbe Zeit und Voraussetzungen haben, einen geordneten und durchdachten Trainingsplan durchzuziehen. Keine Spur von Familiensonntage, Urlaube, Patchwork-Wochenenden, Überstunden, Babysitting, Candle-Light-Dinner und andere Aktivitäten, die dann wiederum Zeit fürs Rennradfahren gutmachen.

    Fazit:

    Das Buch hilft, die fürs Rennradfahren wichtigsten Zusammenhänge vieler für die Leistung verantwortlicher Faktoren zu verstehen. Ich denke, dass es in keinem Rennradhaushalt fehlen darf. Mein Exemplar wird am Nachttisch neben der Bibel einen besonderen Platz bekommen.

    Zum Schluss noch meine persönlichen Erkenntnisse aus dem Buch zusammengefasst:

    _weniger ist leider viel mehr
    _Erholung tut gut und ist auch Training
    _mein Körper hat Grenzen und Schwächen
    _Planung macht vieles leichter, vieleicht aber langweilig
    _man tritt was man isst
    _schneller werden ist ein Prozess
    _Kondition statt Carbon
    _auch wenn dich die Beine nach vorne bringen ist es der Kopf der dich bremst
    _Radfahren ist geil

    ktrchts

    Das Geheimnis des Radfahres ist im Meyer&Meyer Verlag erschienen. Kosten im Buchhandel: € 36,-.

    PS: Unter allen, die bis 31. Juli 2017 diesen Blogbeitrag kommentieren, verlose ich ein Exemplar des Buches. Oder sogar drei.