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Tour de France Experience

Tour de France Experience

Premiere geglückt. Die Tour de France war zum ersten Mal zu Gast in Italien und hat die ersten drei Etappen durch die Toskana, die Emilia Romagna und den Piemont durchgeschlängelt. Rosa Emotion traf auf französische Tradition. Mittendrin statt nur daheim all jene, die sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollten. Von Florenz nach Turin, über den Colle del Barbotto, San Leo, San Marino, Rimini, Cesenatico, die Rennstrecke in Imola, die WM-erprobte Steigung nach San Luca nahe Bologna und Bologna selbst. Tour de France Experience vom Feinsten. Mit einer bunt zusammengewürfelten internationalen Gruppe war ich auch vor Ort und habe Urlaub gemacht, bin Rennrad gefahren und habe mir die Tour de France aus der Nähe angesehen.

Tour de France in San Marino
Die späteren Sieger der 1. Etappe Romain Bardet und Frank van den Broek.

Langes Warten, super Stimmung und kurzes Spektakel.

Wir waren angereist, um das Peloton am Weg nach Rimini zu sehen und am Tag danach den Profis am Start in Cesenatico noch einmal auf die teuren Räder zu schauen. Untergebracht in Gabbice Mare, direkt am Fuße der Via Panoramica. ****Hotel mit Pool, nicht weit vom Strand. Ein dichtes Programm. Bei Temperaturen jenseits der 35°. Normalerweise wird Anfang Juli hier in der Gegend kaum noch Rennrad gefahren. Wenn überhaupt, dann zeitig in der Früh. Die Hotels gehören dann ganz allein dem sich am Strand aalenden und sonnenhungrigen Badevolk. Durchschnittsalter 60+. Rechnet man die vielen Enkelkinder weg, die von den Großeltern beaufsichtigt werden, noch viel höher. Das ganze auf 91 Kilometer Küste. Von Ravenna bis nach Cattolica. Hotel an Hotel. In erster, zweiter, dritter und sogar vierter und fünfter Reihe. Die einen machen Urlaub, die anderen fahren Rennrad.

Es war ein Irrglaube zu meinen, dass man, wie zum Beispiel beim Giro d’Italia üblich, noch vor der Ankunft der Profis, schnell ein paar Streckenabschnitte am Weg zu begehrten Aussichtsplätzen befahren hätte können. Stunden vor dem Durchzug des Fahrerfeldes waren sämtliche Zufahrtsstraßen bereits gesperrt und unter polizeilicher Aufsicht oder in den Händen freiwilliger Helfer mit strenger Miene. Die Werbekarawane sei schuld und der Grund dafür. Deshalb sind wir in San Marino festgesessen. Der Weg nach Chiesanuova und Montemaggio blieb uns verwehrt. Wir machten das Beste daraus und der Zufall wollte es, dass wir einen genialen Platz in der Vial del Serrone finden sollten. Mit viel Weitsicht, DJ-Musik und einer lebensrettenden Bar mit angeschlossenem Lebensmittelladen. Immerhin galt es mehr als 3 Stunden zu überbrücken. Mit Wasser. In PET-Flaschen für 50 Cent.

Die große Show. Und alle gehen mit.

Es war ein langes, aber kurzweiliges Warten. Unter massivem Einfluss der DJ-Beats ließen wir uns auf das Tour-Spektakel ein und hielten es so lange aus, bis der Spuk vorbei war. Dazwischen geschätzt hunderte Autos und Motorräder. Inklusive der Werbekarawane, dessen Ausbeute mickrig war. Vielleicht waren wir zu wenig aufdringlich. Obwohl die Show, die wir geboten haben, letztendlich einen ganzen Straßenzug unterhalten hat. Am Ende tanzten sie alle – mit uns. Die Fahrer selbst hatten weit weniger Spass. Die Strapazen der 230 Kilometer und 4.000 Höhenmeter waren ihnen ins Gesicht geschrieben. Insbesondere Marc Cavendish, der über 30 Minuten hinter der Führung hinterherfuhr und unsere Wartezeit am Straßenrand verlängerte. Im Ziel war Cavendish 11 Minuten vor der Karenzeit. Vier Tage später sollte er seine 35. Etappe bei der Tour de France gewinnen. Eine mehr als der legendäre Eddy Merckx.

Der unökologische Wanderzirkus.

Die Tour den France scheint ein Protokoll zu sein. Alles ist bis ins kleinste Detail geplant. Wer darf und soll wann, was, wie und wo. Sie ist ein unökologischer Wanderzirkus mit vielen Akteuren und freiem Eintritt für die billigen Plätze. Die Straßen sind die Manege. Hier fand auch die Party, unsere Party, statt. Mit einfachen Mitteln, aber mit viel Herz und Kreativität. Wer es luxuriöser haben wollte, der musste sich VIP-Tickets besorgen und konnte damit in eine ganz andere Welt eintauchen. Eingezäunt und abgeschirmt vom Rest. Überall entlang der Strecke, im Ziel und im Startbereich der Etappen. Hier gab es Zutritt nur mit entsprechender Akkreditierung. Ein Stück Plastik, das mit gelben Lanyard gut sichtbar getragen, Tür und Tor zu Sekt, Caviar, Panini und Piadina öffnete.

Die Tour de France Experience ist also, das, was man daraus macht oder das, wofür man bereit ist zu zahlen. Wer es sich leisten will, wird sogar in SKODA-Offical-Cars vor dem Peloton hofiert. Vive Le Tour.

Nach einer gediegenen Nacht im Grand Hotel San Marino und einem nicht weniger gediegenen Abendessen im Ristorante La Terrazza (Titano), hieß es “Le Tour must go on” und ab nach Cesenatico. Doch auch hier dasselbe Bild. Geschlossene Gesellschaft. Nur ein paar Mannschaftsbusse waren frei zugänglich – für den Rest benötigte man auch diesen um den Hals zu tragenden Wunderschlüssel. Und trotzdem war es genau das, was man ich mir vorgestellt hatte. Guter Blick auf die teuren Räder, die Mannschaftsbusse, die ausgehungerten Fahrer, die sich aufwärmten, Betreuer, die Kühlwesten herrichteten … wie schon erwähnt – alles wie scripted reality. Exakt nach Protokoll. Auch die Show der motorisierten Polizeieskorte beim Starten ihrer Maschinen. Geplant, inszeniert und durchgezogen.

Was da an Autos, Material und Menschen durch die Gegend kutschiert wird, ist schon bemerkenswert. Ökologisch ist das nicht. Aber das wäre eine ganz andere Geschichte. Gut postiert hatten wir auch dank Teleskopstange einen guten, wenn auch nur kurzen Ein- und Ausblick auf den neutralisierten Start und dem Vorbeizischen des Fahrerfelds. Danke, das war es. Adieu, Le Tour de France.

Sieben Kilos in sieben Tagen.

Dass man in Italien gut essen kann, wussten wir. Auch, dass man viel essen kann. Am Ende haben wir sehr gut und viel gegessen. Viel zu viel im Vergleich zu dem, was wir am Rennrad gesessen sind. Plusenergie. Grazie Enio Ottaviani Winery und Ristorante La Casaccia Gradara. Was nur eine Verköstigung hätte sein sollen, war eigentlich eine Mästung. Gutem Essen kann man schwer widerstehen. Selbst gemachter Pasta umso weniger. Ganz zu schweigen vom besten Eis.

Tour de France Experience mit Claudio "Diablo" Chiappucci

Die Tour de France Experience war ein einzigartiges Erlebnis auf bekanntem Terrain. Eine Mischung aus Urlaub wie in alten Zeiten und modernem Entertainment, kitschigen Sonnenuntergängen, Stöbern und Schmökern in Ramschläden, Karaokesingen auf der Piazza, lauten Zikadenkonzerten und Pantomime-Unterhaltung mit Französinnen und Franzosen. Frankreich hat seine eigene Sprache und eigene Sturheit. Und das ist nicht nur die Sprache der Tour de France.

Wir kommen wieder. Und zwar vom 19. Oktober bis 2. November 2024. Zum Saisonabschluss nach Cesenatico. Weil die Emilia Romagna das Schlaraffenland Europas ist. Urlaub machen und Rennrad fahren. Sieben Kilos in sieben Tagen.

#ktrchs

PS: Interessiert an Rennradurlauben oder auch individuellen Rennrad-Gruppenreisen? buchung@machurlaubfahrrennrad.com.



Le Grand Depart – Die Tour de France im Giro-Land.

Le Grand Depart

Das ist wie Weihnachten und Ostern gleichzeitig. Dazu noch Geburtstag und sämtliche Jubiläen zusammen. Die Tour de France 2024 startet in Italien. Genauer gesagt am 29. Juni 2024 in Florenz. Das drittgrößte Sportereignis nach Superbowl, und Fußball-WM kommt ins Giro Land und wird Millionen von Zuschauern am Bildschirm und auf den Straßen fesseln. Le Grand Depart – drei Regionen sind bereit, die Rennradgladiatoren zu empfangen. Drei Tage und drei Etappen lang. Firenze – Rimini, Cesenatico – Bologna und Piacenza – Torino. Über Straßen, die vielen Rennradurlaubern bekannt sind und die schon früh das Renngeschehen beeinflussen können.

Visit Emilia Romagna.

Alles begann 2020, als die Emilia Romagna in nur wenigen Wochen eine Ersatz-Straßen-WM auf die Beine gestellt hatte. Hier wurde der organisatorische Grundstein gelegt. Die Amaury Sport Organisation (ASO) war begeistert davon, was hier in kurzer Zeit organisiert wurde. Im Land des beherrschten Chaos. Danach waren Politik und einflussreiche Gremien am Werk. Der Rest dann nur mehr eine Frage des Geldes. Jetzt ist fast alles bereit für ein Spektakel, das nicht nur Radsport bieten wird, sondern auch die kulturellen und kulinarischen Highlights in den Vordergrund stellen wird. Die ganze Radsportwelt wird ihre Blicke auf die Emilia Romagna (Toskana und Piemont) richten. Hotspots wie Barbotto, San Leo, San Marino, aber auch Rimini und Cesenatico erwarten den Ansturm begeisterter Italien- und RennradliebhaberInnen.

Le Grand Depart ist die einmalige Möglichkeit, Meereslaub und Rennradsport zu verbinden. Einen Vorgeschmack konnte ich bei der Pressereise in Zuge der Granfondo Via del Sale am eigenen Leib und mit meinen eigenen Sinnesorganen erleben. Dass die Emilia Romagna nicht nur fürs Radfahren bekannt ist, das brauchte mir aber niemand zu sagen. Das weiß ich, seit ich hier jedes Jahr mit Gästen zum Rennradurlaub anreise.

Die Vorzüge der Emilia Romagna.

Das Essen, die Menschen, die Möglichkeiten. Die Geschichte des Landes, die Kultur und die Landschaft. Ganz egal ob entlang der Küste oder im Landesinneren. Mit dem Rennrad, Gravelbike aber auch mit den E-Bikes. Über 9.000 Kilometer verkehrsarmer Straßen stehen zur Auswahl und zur Verfügung. Highlights wie die Nove Colli rund um Cesenatico, die Panoramica zwischen Gabbice Mare und Pesaro oder der Cippo di Carpegna (Passo Pantan) zählen zu den bekanntesten Routen für Rennradfahrerinnen. Auch wenn die Via Romagna mit ihren 460 Kilometern Schotter- und Asphaltnebenstraßen in der Beliebtheit stark aufholt. Als Mehrtagestour mit Sicherheit ein spannendes Abenteuer.

Hinzu kommt, dass die Emilia Romagna auch bequem mit dem Zug erreichbar ist. Mit Rad. Die wichtigsten Verbindungen erreichen Bologna von Norden oder Westen und Osten. Danach geht’s bequem weiter in (fast) alle Richtungen. Cesenatico Riccione, Cesena, Forli, Faenza … liegen alle am Gleis.

Für alle Nicht-RadfahrerInnen.

Es ist schwer, für alle Nicht-RadfahrerInnen ein geeignetes Programm zu erstellen. Weil die meisten nicht so viel Zeit haben, alles zu sehen. Es gibt in der Emilia Romagna viel Historie. In Savignano hat Julius Cäsar beispielsweise den Rubicone überquert und einen Bürgerkrieg ausgelöst. Mit den berühmt gewordenen Worten “Alea iacta est”. Die Repubblica di San Marino besticht durch ihre Mächtigkeit, hoch oben auf einem Felsen, mit perfekter Rundumsicht. Ravenna, die Stadt der Mosaike, Cervia mit den klassischen Salinen, Bologna die Hauptstadt, bekannt durch die “tortellini in brodo” oder die “Tante Ceccarelli” von Wanda (nicht nur). Aber auch die Altstadt von Rimini, mit der Tiberius-Brücke, oder der Porto Canale von Cesenatico bei Sonnenuntergang (hier hatte Leonardo da Vinci seine Finger im Spiel) sind sehenswert.

Oder einfach nur am Strand liegen. Aber auch in den verschiedenen “Borghi” lässt es sich leben und man kann dort die Dolce Vita genießen. Ein Aperitif in Santarcangelo di Romagna? Ein Stadtbummel durch Cesena? Wie wäre es mit einem Besuch der Formel 1 Strecke in Imola oder eine Begegnung mit Valentino Rossi in Tavullia? Auf alle Fälle lohnt sich auch ein Besuch in der Piadina Experience in Riccione und im Spazie Pantani in Cesenatico.

Non solo bici.

Mehrmals hatte ich schon das Vergnügen, die Vorzüge der Emilia Romagna in vollen Zügen zu genießen. Nicht nur als Austria Bike Guide, sondern auch als Gast und Entdecker. Deswegen geht’s im Herbst wieder dorthin. Vom 19. Oktober bis 2. November 2024. Und wenn’s wird wie die letzten Jahre, dann lohnt es sich, die Badehose einzupacken.

#ktrchts

Hier noch ein paar wichtige Links:

Hotels: www.terrabici.com
Le Grand Depart/Tour de France: www.letouritalia.it
Zugverbindungen: www.trenitalia.it
Rennradurlaub Herbst 2024: www.machurlaubfahrrennrad.com




Tour de France in Italien.

Tour de France in Italien

Die Spatzen haben es bereits im vergangenen Jahr im Rahmen des EMCC (European Media Cycling Contest) von den Dächern gepfiffen. Das Gerücht ist dann mit der Zeit immer lauter und letztendlich auch offiziell bestätigt worden. “Die Tour de France in Italien” lautete dann das historische Pressestatement. Grand Départ in Florenz am 29. Juni mit entsprechender Teamvorstellung am Tag davor. Von Florenz geht es gleich zur Sache und über 205 Kilometern und 3.800 Höhenmetern nach Rimini. Am 30. Juni von Cesenatico nach Bologna (200 Kilometer) und am 1. Juli von Piacenza nach Turin (225 Kilometer). Verständlich, dass man in der Emilia Romagna und auch in Cesenatico alle Hände voll zu tun hat, dieses einmalige Ereignis zu organisieren. Voll im Stress die Organisationen Apt Servizi Emilia-Romagna e Visit Romagna.

European Cycling Contest (EMCC).

Ein Pressevent jagt das andere und so wurde auch der diesjährige European Cycling Contest zum Launch des Events unter den eingeladenen PressevertreterInnen aus ganz Europa genutzt. Am Programm standen diverse Pressetermine, der Besuch des Italian Bike Festival in Misano, eine Besichtigung der Originalstrecken und ein Kräftemessen über 15 Kilometer beim Einzelzeitfahren im Velodrom Fausto Coppi in Cesenatico. Wer übers Rennrad fahren schreibt, sollte auch (schnell) Rennrad fahren können. Die schnellsten SchreiberInnen waren Seriensiegerin Giulia De Maio aus Italien (tuttobiciweb.it) und ex Radprofi Thomas Cepka aus der Slowakei.

European Media Cycling Contest 2024
© Andrea Manusia

Stargast 5fach Tour de France Sieger Bernhard Hinault.

Begleitet wurde das 3tägige Presseevent vom 5fachen Tour de France Sieger Bernhard Hinault, der sich auch nicht die Gelegenheit entgehen ließ, mit den PressevertreterInnen eine Runde zu drehen und das Einzelzeitfahren zu bestreiten. Eine außergewöhnliche Gelegenheit. Und zwar nicht auf irgendwelchen Straßen, sondern auf jenen, die Schauplatz der Tour de France Etappe von Florenz nach Rimini sein werden. Begleitet von Davide Cassani, in der Doppelrolle als ehemaliger Radprofi und Italiens Rad-Teamchef sowie Präsidenten der APT Emilia Romagna.

Der gesamte Pressetross wurde zudem auch noch vom ehemaligen Radprofi und Gewinner des diesjährigen Ötztaler Radmarathons Manuel Senni begleitet. Bernhard Hinault zeigte sich dabei äußerst neugierig. Hinault wollte alles über die Strecke, den Schwierigkeiten und den Anstiegen wissen. Fokussiert folgte er den Worten von Cassani. 3.800 Höhenmeter von Florenz nach Rimini werden kein Spaziergang sein. Dabei werden Pogačar, Vingegard & Co bekannte “Hügel” nicht auslassen. Barbotto (bekannt von der Novecoll), San Leo, Montemaggio und San Marino stehen dem Peloton dann im Weg.

Emilia Romanga diesmal im Tour de France Fieber.

War es die letzten Jahre der Giro d’Italia, der die Herzen radsportbegeisterter Fans höher schlagen ließ und die Region in Rosa hüllte, wird 2024 die Farbe Gelb tonangebend sein. Ein Schub für die ganze Region, die sich schon seit Längerem wieder stark auf den Radtourismus konzentriert.

Auf den Spuren der Tour de France 2024.

Urlaub machen und Rennrad fahren in der Emilia Romagna. Vom 21. bis 28. Oktober 2023 oder vom 28. Oktober bis 4. November 2023. Es gibt noch freie Plätze. Bereits am € 553,- pro Person im Doppelzimmer. Natürlich mit geführten Touren auf den Spuren der Tour de France und des Giro d’Italia. Hier gehts zur Anmeldung.

Weitere Termine 2024: Cesenatico 16. bis 23. März, Riccione 23. bis 30. März (Karwoche). Anmeldungen demnächst offen.

An einem speziellen Tour de France Paket wird gearbeitet.

#ktrchts

Tour de France 2018. Ein kurzer Rückblick.

Tour de France

Die Tour de France 2018 ist zu Ende. Mit einem richtigen falschen Sieger. Geraint Thomas, Edelhelfer von Top-Favorit Chris Froome, hat vergangenen Sonntag Paris in Gelb erreicht und Paris in Gelb überlebt. Mit zwei Etappensiegen wohlverdient und doch überraschend. Zweiter der Giro-Zweite Tom Doumolin und “nur” Dritter der gesperrte und dann doch-nicht-gesperrte Giro-Sieger Chris Froome. Ein Podium mit dem man rechnen konnte. Weniger vielleicht mit der Platzverteilung. Es war eine langweilige Tour de France mit vielen spannenden Momenten. Eine dominierende Sky-Mannschaft in den Alpen und Angriffe von hinten in den Pyrenäen. Dazwischen ein souveräner Thomas, ein kämpfender Dumoulin und ein wankender Froome.

Diese Tour hat Unmenschliches etwas entschärft.

Wir alle haben noch den 80 km langen Solo-Ritt von Chris Froome beim diesjährigen Giro d’Italia in Erinnerung. Ein epochaler Auftritt. Fern von allen Dopinggerüchten, eine Leistung, die wir so selten gesehen haben und die der Radsport dringend gebraucht hat. Froome hatte den Giro gewonnen. Seine und unsere Erwartungen auf das Double somit intakt. Dann das unnötige Geplänkel über Sperre, Nicht-Sperre, Doch-Sperre und letztendlich Alles-in-Luft-Auflösung. Hat kein Schwein gebraucht. Weder die Welt, noch der Radsport. Egal. Ist passiert. Die Tour hatte einen Staatsfeind Nummer 1. Eine Rolle mit der Favorit Froome und dessen Team leben mussten und leben gelernt haben.

Er war der große Favorit. Zu dominant seine französischen Auftritte in den letzten Jahren. Zu frisch die Erinnerung an den Giro. Der vermeintliche Spaziergang wurde aber schnell vom Gegenwind gebremst. Was Chris Froome und das Team Sky in Frankreich erleben musste, war bis auf die Buh-Rufe schon grenzwertig. Spuckattacken und Handgreiflichkeiten haben Rennradfahrer nicht verdient. Dem Team hat es nicht geschadet. Zwei am Podium in Paris. Das ist die einzige sportliche Antwort.

Tour de France 2018. Was bleibt.

Die Tour de France 2018 ist tot. Es lebe die Tour de France. Es bleibt vieles für die Statistik und es bleiben Erkenntnisse.

Der Stärkere gewinnt. Der Stärkere mit der stärksten Mannschaft gewinnt ein wenig leichter. Sky hat dominiert. In den Bergen. Froome und Thomas waren in den Bergen selten allein. Bernal, Kwiatowski oder Castroviejo beste Helfer. Sie hätten Potential gehabt, die eine oder andere Etappe zu gewinnen oder die Gesamtwertung zu beeinflussen.

Der Stärkere gewinnt nicht immer. Dumoulin war aus meiner Sicht stärker als Thomas. Ohne Unterstützung seiner Teamkollegen war er aber machtlos gegen die erdrückende Team-Sky-Dominanz. Schade, denn aus den Fehlern wie beim Giro, hätte Sunweb (Dumoulin) lernen können. So bleiben zwei zweite Plätze und die Hoffnung auf die Zukunft und auf eine stärkere Mannschaft.

Der Schwächere darf nicht gewinnen. Thomas als Helfer. Froome als Kapitän. So waren die Rollen aufgeteilt. Dann wurden es zwei Kapitäne. Thomas hatte zwei Etappen gewonnen. Froome da und dort ein paar Sekunden verloren. Froome hinter Thomas. Darf jetzt der Schwächere den Stärkeren angreifen? Diese Frage bleibt unbeantwortet, denn Froome hat nicht angegriffen, weil Froome nicht angreifen hätte können. Seine kleinen Schwächen in den Pyrenäen haben gezeigt, dass er es nicht drauf gehabt hätte.

Eine Rennrad-Show ohne Rennrad-Feuerwerke.

Die Stärkeren sind zu stark. Selten wurde eine Tour de France von so vielen guten Fahrern gleichermaßen geprägt. Die Führenden in der Gesamtwertung haben sich auf Schritt und Tritt derart neutralisiert, dass kaum Spannung aufgekommen ist. Keine bis laue Angriffe. Schuld vielleicht auch die Tourleitung. Eine einzige Bergankunft in den Pyrenäen und das auf einer 65 km kurzen Etappe. Erwartet und erhofft hätten wir uns schon mehr Feuerwerke und Epos seitens der Favoriten.

Radsport ist Teamsport. Ein Team ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Team. Peter Sagan kann ein Lied davon singen. Dank seiner Teamkameraden, die in teilweise den Berg hochgeschoben haben, hat der gestürzte Sagan die drittletzte Etappe vier Minuten vor Ende der Karenzzeit beenden können. Sein sechstes grüne Trikot war ihm dann nicht mehr zu nehmen.

Wer bremst verliert. Wer falsch bremst, fliegt. Philippe Gilbert und Simon Yates sing geflogen. Beide. Der eine über eine Betonabgrenzung in die Böschung und der andere in einer Linkskurve weil ihm sein Vorderrad weggerutscht ist.

Scheibenbremsen. Ok. Dieses Thema muss ich hier wohl einbauen. Weder der Sieger des Bergtrikots Alaphilippe noch irgendeiner der Bestplatzierten hatten diese in Verwendung. Es war Peter Sagen, der damit seine vier Etappensiege und eben das grüne Trikot (bester Sprinter) nach Hause fuhr. Und jetzt bitte darüber diskutieren.

Die Tour de France 2018 ist tot. Es lebe der Giro 2019. Denn dieser war 2018 spannender und wird es 2019 auch wieder sein.

ktrchts

PS: Das Team Sky hat alles richtig gemacht. Vielleicht hätte Froome gewinnen können, vielleicht hat Froome nicht gewinnen dürfen oder wollen. Ein Froome in Gelb in den Bergen? Wer weiß, was passiert wäre. Egal. Thomas hat es geschafft. Und beide werden es wieder versuchen.