Radfahrer gegen den Rest der Welt. Warum das nie gut gehen kann.

Gedanken von ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger
Gegenseitige Rücksicht.

Ich muss wieder einmal das Thema „Radfahrer vs. Autofahrer“ aufgreifen. Aus gegebenem Anlass. Meine letzte Ausfahrt inspiriert mich dazu. Nein, sie zwingt mich regelrecht. Nicht nur, dass die Radwege in Wien eine Zumutung sind. Frei nach dem Motto „Stirb langsam“. Und zwar 1, 2, 3, 4, 5 und jetzt erst recht. Auch die Landstraßen rund um die Bundeshauptstadt sind voller Gefahren. Besser bekannt als „Idioten“. Mindestens vier Mal musste ich gestern aktiv ausweichen, um keine Kollision mit zwei Autos, einem Kleinlaster (beide sind von rechts ohne zu schauen auf meine Fahrbahn geschossen) und einem +Blaguss Reisebus (dieser hat beim Abbiegen nach rechts einfach nicht geschaut – obwohl ich am Radweg war) zu vermeiden. „Guat is gangen, nix is gschehn“. Aber kann ich immer dieses Glück haben? Hoffentlich.

Mittlerweile zweifle ich daran, dass sich an der aktuellen Situation was ändern wird. Radfahrer vs. Autofahrer (und andere Verkehrsteilnehmer) wird ein Konflikt bleiben. Unlösbar. Es fehlt einfach die Vernunft . Einen offenen Brief an die Autofahrer habe ich schon einmal verfasst. Mehrere Appelle auch schon. Fehlt noch mein Verständnis. Verstandiss dafür, dass der „Rest der Welt“ einfach nicht anders kann. Klingt blöd, aber ich kann mittlerweile Autofahrer, Fußgänger, Taxler, Busfahrer  und wie sie alle heißen, verstehen. Ja. Mittlerweile ist aus meiner Wut großes Mitleid geworden. Schauen wir uns diese natürlichen Feinde einmal genauer an. Ich weiß was ihnen fehlt, um unsere Sicherheit zu erhöhen.

Autofahrer: Diese Spezies fehlt das Gefühl für Geschindigkeit. Nicht nur die eigene. „Was ich soll 160 km/h schnell gefahren sein? Ich dachte es waren maximal 100 km/h“. Sie ist auch unfähig Geschwindigkeiten von Radfahrern richtig einzuschätzen. Meine vor allem. Wer glaubt bei 160 nur 100 zu fahren, der vermutet auch, dass ein jenseits der 30 km/h herannahender Rennradfahrer 5 km/h fährt. Oder sein Rennrad sogar schiebt. Wenn es also darum geht, von einer Seitenstraße in die Hauptstraße einzubiegen, wird der herannahende Velocista ignoriert. Der braucht ja noch sicher eine Ewigkeit, bis er vorbeifährt. Was bekanntlich nicht stimmt. Egal wie schnell wir sind. Wir sind immer mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit unterwegs. Und Lichtgeschwindigkeit darf man nicht unterschätzen. Das selbe gilt auch für entgegenkommende Autos, die noch unbedingt und dringend ein anderes überholen wollen.

Weiters sehen Autofahrer selten so fesche, durchtrainierte Menschen, wie wir es sind. Ein überholender Autofahrer wird quasi automatisch zum Gaffer, Spanner und Schaulustigen. Neidisch rechts oder links zur Seite blickend. Wo wir mit dem Rennrad unterwegs sind. Da das Auto meistens dem Blick des Fahrers folgt, ist es logisch, dass die 1,5 m Seitenabstand beim Vorbeifahren schnell geringer werden. Wir Rennradler sind quasi ein Magnet. Böse Absichten und Vorsätzlichkeift möchte ich da niemanden unterstellen.

Taxler: der Schlag der Taxler sind eine eigene Geschichte. Ihr Ziel ist die Personenbeförderung. Alles was sich dagegen stemmt ist als Hinderniss zu betrachten. Auch Radfahrer. Vor allem Radfahrer. Weil sie nicht nur auf Taxispuren (Busspuren) fahren dürfen. Nein, sie haben auch eigene Radwege. Dort wo ein Taxi meistens nicht stehen bleiben darf, es aber doch tut. Wegen der Personenbeförderung. Zeitdruck, Gier, Überheblichkeit,  … alles Gründe die dafür sprechen, dass dem Taxler alles Wurscht ist. Wie Parken auf Radwegen. Tür öffnen ohne zu schauen. Abbiegen ohne zu Blinken. Wer von Geld getrieben ist, der kann niemals dieses Gefühl der Freiheit am Rennrad nachvollziehen und Pro-Rennradler fahren.

Busfahrer: Hochsitzende Taxler mit Sonderstatus. Gladiatoren der Neuzeit. Opfer der Industriellen Revolution. Busfahrer können nicht alles sehen. Und wollen es auch nicht. Außer man zeigt ihnen den Mittelfinger. Meist sind sie neben der Spur. Nicht nur gedanklich. Sie haben einen langen Schwanz mit lediglich zwei Rückspiegeln. Was soll man da noch dazu sagen. Kopf schütteln und ausweichen.

LKW Fahrer: Brummende Zeitbomben mit Führerschein C und Hauptschulabschluss. Wären sie in einem Gymnasium gewesen, hätten sie auch etwas von Physik mitbekommen. Wer also nichts über Luftmassen und Sog weiß, der kann darauf auch keine Rücksicht nehmen. Verständlich. LKW Fahrern ist einfach nicht bekannt, dass hinter Ihnen ein gewaltiger Sog entsteht. Weil die vorne geschobenen Luftmassen seitlich um den LKW ausweichen. Irgendwann dann hinterm Heck die Lücke wieder schließen. Bei einem Überholmanöver ohne Seitenabstand wird der Radfahrer zuerst von der vorderen Luftblase getroffen (vom entgegenkommenden LKW fast erschlagen), wenig später von der seitlich nach hinten strömenden Luft mitgerissen und gegen den LKW gedrängt, um dann im Heck an den LKW wieder herangesaugt zu werden.

Fußgänger: Eigentlich der schwächste Gegner. Und der Gebildetste. Eingebildet. Er glaubt, das Recht sowieso auf seiner Seite zu haben. So ist es erklärlich, dass er sich um nichts schert. Würde ich ja auch tun. Was kann mir im schlimmsten Fall passieren. Koma? Fein. Das ist Regeneration deluxe. Also: Gehen auf Radwegen und überqueren dieser. Last Minute. Für den Kick. Geil.

Flugzeuge: Spielen wie UFO’s und Panzer eine untergeordnete Rolle. Ihre Präsenz auf Radwegen und Bundesstraßen ist zu vernachlässigen. Sollte es aber doch vorkommen, ihnen zu begegnen. Handykamera zucken. Ein derartige Selfie geht sicher um dei Welt.

Cristian Gemamto aka @_ketterechts

PS: Vergessen wir nicht, dass auch wir Autofahrer und Fußgänger sind. Vielelicht auch Busfahrer, Taxler und LKW Fahrer. Vielleicht kann unser gutes Beispiel Schule machen.

Hurt me plenty – auf und ab in der Buckeligen Welt.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog.
Irgendwo in der Buckeligen Welt.

Das Burgenland ist ein flaches Bundesland. Vermeintlich könnte man meinen, wenn man noch nie im Mittelburgenland an der Grenze zu Niederösterreich unterwegs war. Buckelige Welt nennt sich dieses Gebiet. Und Nomen est Omen.

Es ist ratsam, einmal im Leben mit dem Rennrad dort durch die Gegend zu glühen. Es ist nicht ratsam, dies ohne vorheriger Erkundung bzw. tipplos zu tun. Die Wege des Herrn sind unergründlich. Auch in der Buckeligen Welt. Im Umkreis von 30 bis 40 km gibt es mehr als nur eine Straße. Alle irgendwie verbunden. Links, rechts, kreuz, quer, auf, ab. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass ich auf meinem Pedalritt keinen Gleichgesinnten getroffen habe. Und ganz ehrlich: Allein hätte ich dorthin nie gefunden. Und wenn, dann nie mehr wieder zurück. Zum Glück durfte ich einen GPS Track von Rudi alias Zardoz nachfahren. Rudi war es auch, der mir die Strecke ans Herz und an die Beine gelegt hat. Er ahnte, dass dieses Abenteuer ganz mein Geschmack sein könnte. Und das war es auch.

Los gings ab Eisenstadt. Zuerst über Großhöflien, Steinbrunn, Zillingtal, Pöttsching, Bad Sauerbrunn, Wiesen, Forchenstein hinauf auf die Rosalia. Zum warm werden. Ein herrlicher Frühlingstag. Keine Wolke am Himmel. Kurz. Kurz. Ärmlinge und Windweste schön verstaut. In einer durch glatten Schnitt umfunktionieten Trinkflasche in deren Halterung. Spart Gewicht und schont das Trikot.

Foto ketterechts - dem Rennradblog.

Foto von ketterechts - dem Rennradblog.

Bis hierher nichts aufregendes und für mich auch nichts Neues. Seit ich hier im Burgenland herumwildere, ist die Rosalia ständiger Begleiter und Beute meiner Höhenmetersammlungen. Oben angekommen gleich weiter Richtung Alm und schon bekam ich den Süd-, Südwestwind ordentlich zu spüren. Die Buckelige Welt ich auch eine sehr windige Welt. Hochwolkersdorf war nach knapp 40 km erreicht. Ca 700 Höhenmeter auch schon in den Beinen. Mein Hochrechnung ergab weitere 80 km und ca. 1500 Höhenmeter. Rudi’s Track war ja nicht von Eisenstadt aus. Mein Milchmädchenrechnung würde sich aber zum Schluss als großer geographischer Irrtum erweisen.

Ab Hochwolkersdorf betrat ich Neuland und verließ mich zu 100% auf den Track. Garmin Edge 1000 sei Dank. Gut Sichtbar. Auch wenn der Schweiß am Gerät partielle Verschwommenheit verursacht hat. Ich quälte mich auf Nebenstraßen, Güterwegen und ähnlichem über Dreibuchen zuerst sehr weit hinauf und dann sehr weit hinunter nach Bromberg. Schneeberg und die Rax immer schön im Blickfeld. Kurz vor Bromberg war ich dann auch wieder auf einer etwas breiteren Landesstraße. Von Bromberg ging es Schlag nach Schlag. Eine Steigung, die es in sich hatte. Wie ein Schlag ins Gesicht. Siehe Titelebild dieses Blogbeitrages. Niemandsland. Ein paar Höfe. Ein paar Pferdeweiden. Wind. Sonne. Ich. Und ein verdammter Track. Das Höhenprofil ließ mich kurzerhand mental aufgeben.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog.

Zum Glück ist man irgendwann immer oben. Und nach oben geht es logischerweise wieder nach unten. So wie bei mir. Track gefolgt und nach einer Abfahrt auf sehr schlechten, mit Rollsplit belegten, kurvenreichen Straße war ich über Eichberg in Thernberg. Von Bromberg hierher wären es über die L144 keine 10 km gewesen. Aber warum direkt. Das Abenteuer heißt ja „hurt me plenty“. Thernberg – Scheiblingkirchen. Ein Katzensprung. Bei Gegenwind. Wurscht. Km 63. Ein kurze Pause beim Spar. Ein Red Bull, eine Banane zum Sofortverzehr, ein Snickers für unterwegs und die Getränkeflasche mit Powerade gefüllt. Die B54 wartet. Mit Gegenwind. Alles andere wäre zu einfach. Ein Umdrehen. Mit Wind Richtung Wiener Neustadt.

Vorbei an Petersbaumgarten Richtung Hütten. Beim Linksabbiegen am Weg nach Kienegg, ein kleiner Disput mit einem Autofahrer, der mich trotz Handzeichen und Abbiegespur zuerst links überholen wollte, dann aber lieber die rechte Seite wählte und mich quasi mit dem Fahrerrückspiegel touchierte. Zuerst habe ihn alles geheißen, dann habe ich ihn verflucht und zum Schluss bin ich ihm auch noch nachgefahren. Als der Fahrer mich fast schon am Heck klebend bemerkte – ich hatte schon die Trinkflasche in der Hand, drückte dieser aufs Gas und verschwand in der Anonymität. Mir blieb nichts anderes übrig, als meinen Adrenalinspiegel zu senken und umzukehren.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog.

Kienegg. Von der B54 gleich mal ziemlich hinauf. Die längste aller an diesem Tag bewältigten Steigungen hinauf auf die Kaltenberger Höhe. Ich konnte Gebirgsluft riechen. War ich doch auf über 800 Metern Seehöhe. Mit herrlichem Blick Richtung Süden. Die Skipisten von Mönchkirchen am Horizont. Kurz vor Kaltenberg – die zwei Türme des Doms fast greifbar, schickte mich der Track wieder hinuter ins Tal. Steil. Eng. Und lang. Erstmasl glühten die Carbonflanken meiner Bora. Masse muss bergab gebremst weden. Und von der habe ich genug. Ich war in Edlitz.

Dann gleich weiter. Hinauf. Panoramastraße stand da geschrieben. Richtung Amlos. Oben, sehe ich wieder die zweit Türme des Doms von Kaltenberg. Keine 3 km Luftline. Aber warum direkt. Das Abenteuer heißt ja „hurt me plenty“. Die Steigungen waren diesmal nicht so brutal. Aber der Tag bereits lang. 85 km, 4 h Fahrzeit und der vierte Berg waren geschafft. Hier oben und dann unten, unendliche Weiten. Spratzau heißt es hier. Ohne Ahnung wo das hier sei.

Jetzt wollte der Track, das ich links abbiege. Hollenthon. Und mir wurde eine schöne Bescherung serviert. 17%. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Ich nahm es, wie es ist. Gelassen. Und mit müden Beinen. Zum Glück war diese steile Vorlage nicht allzu lang. Hollenthon dann doch erreicht. Wiesmath nur noch 5 km entfernt. Mein Anker. Denn Wiesmath kannte ich. Die Hölle auch. Und was dann noch kommen würde, sowieso. Ich war wieder im Bereich des mir Bekannten. Doch der Track f***** mich nochmals. Nicht rechts abbiegen. Nein Links. Ok. Wenn er will, dann muss es so sein. Abfahrt Hollengrabern.  6 km bergab. Dann scharf rechts und weitere 4 km hinauf nach Wiesmath. Ein kleiner Umweg. Wieder einmal.

Endlich Wiesmath. Die Hölle wartete auch mich. Rasant ging es nach Schwarzenbach. Rollsplit deluxe. Der zweitletze Hügel hinauf Richtung Sieggraben. Das Snickers musste jetzt daran glauben und fand den Weg in meinem Magen. Letzte Reserven mobilisieren. Sieggraben, Sieggrabeener Sattel – aus fertig. Die Hoffnung auf Südwind – wie laut Wetterprognose vorausgesagt, machte mich nochmals schnell am Weg über Marz nach Mattersbrug. Doch der Südwind wollte nicht so richtig anschieben. Logisch. Er kam ja auch aus Norden, was die am Straßenrand wehenden Fahnen trügerisch verrieten.

Mattersburg – Eisenstadt. Bei Gegenwind. Auf der B50. Bereits über 130 km in den Beinen. Und 2.700 Höhenmeter. Das Ziel Eisenstadt im Visier. Noch kurz Windschatten suchen bei einerm Moped. Und dann war ich angekommen.

„Hurt me plenty“. Danke Rudi. Es hat mir gefallen. Es hat mir weh getan. Genau so wie es sein muss.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

PS: Für alle jene, welche die Route auch fahren wollen. Hier der Track.

Suplest Edge3 – Meine neuen Radschuhe.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog
Suplest Edge3 Rennradschuh

„Erhältlich im Frühjahr 2016“. So hieß es, als ich den Suplest Edge3 zum ersten Mal auf der Expo des Ötztaler Radmarathons Ende August vergangenen Jahres gesehen habe. Ausgestellt war ein Prototyp. Größe 42. Ich konnte diesen probieren. Obwohl er mir zu klein war, fühlte sich der Schuh sofort sehr gut an. Abgesehen von den anstehenden Zehen keine Druckstellen. Der Schuh war sehr leicht und am Fuß kaum spürbar. Meine Gedanken zu diesem Zeitpunkt: Den muss ich haben.

So wartete ich geduldig bis die in Fernost produzieren Schuhe zunächst per Schiff Richtung Europa gekommen waren und dann am Zoll abgefertigt und freigegeben wurden. Möglicherweise hatte ich eines der ersten Exemplare in der Hand. Es war Anfang März. Es war der Augenblick, in dem meine Sidi Wire Carbon in Frühpension geschickt wurden.

Die Schuhe waren sehr schnell aus der aufwendigen Verpackung heraußen und an meinem Fuß. Größe 43. Vorsichtiges fühlen. Was passiert mit meinen Füßen? Nichts. Vorerst nichts. Kein seitliches Drücken. Die Zehen beweglich. Der Halt in der Ferse perfekt. Ich ließ die Schuhe dann gleich an und arbeitete am Computer weiter. Natürlich ohne Cleats. Mein Vermieter hätte keine Freude mit mir und dem Parkettboden.

Der nächste Tag war dann der Premierentag. Ich montierte nagelneue Garmin Vector Cleats. So wie ich es bei Raimund Pucher gelernt habe. Großzehengelenk über der Pedalachse und somit die Cleats dementsprechend montiert. Ein paar Grad nach innen gedreht, damit die Ferse leicht nach außen schaut und die Knie Richtung Oberrohr zeigen (persönliche, bevorzugte Einstellung). Dann gibt es ab in Stadion auf die Bahn. Ganze 100 km bei der Premiere und ein eindeutiges Fazit. Ich musste die Schuhe kein einziges Mal adjustieren oder nachziehen. Sie passten einfach wie angegossen.  Genau so wie die Tage danach. Kilometer für Kilometer. Indoor wie Outdoor.

Auch die Umstellung auf das Boa Closure System war mir schnell vertraut. Schnell vergessen, das etwas kompliziertere System des SIDI Wire, wo ich zuerst immer das „Zapferl“ suchen musste, um daran zu Fummeln. Mit Überschuhen oft ein sehr schwieriges Unterfangen.

Ein 240 Gramm leichter Schuhe (Größe 42) für € 349,-. Nicht ohne, aber im Vergleich zum € 370,- teuren SIDI Wire Carbon ein besseres Geschäft.

Mittlerweile hat der Schuh schon etliche Kilometer drauf und die Gebrauchsspuren werden auch immer deutlicher. Zur Vorsicht habe ich mir gleich zwei Absätze gekauft. Für € 9,- das Stück. Der Verschleiß der Absätze ist aber weit aus geringer als jene beim Sidi, wo ich sehr schnell das weiche Gummi abgerieben hatte und am Plastik oder Carbon landete. Beim Gehen.

Vorne habe ich mir den Edge3 mit Klebeband zugeklebt. Als Schutz. Denn ich brauchte nur zwei Outdoor Ausfahrten, um die Spitze mit Reifenabrieb zu beschädigen. Auch das Suchen nach der richtigen Pedalposition beim Einklicken (automatische Bewegung) mit der Schuhspitze ist für dessen Oberflächen-Langlebigkeit nicht sonderlich von Nutzen. Ich habe dem Schuh so quasi auch meine persönliche Note geschenkt. Ein Schuhdesigner wird aus mir deshalb aber noch lange keiner. Patent? Vergesst es. Was soll ich da schon patentieren lassen. Der Wille zählt, und wer es nachmachen will, der sei so frei. Weiße Schuhe sind halt empfindlich.

Fazit. Was mich am Suplest Egde3 besonders gefällt:

  • das Gewicht
  • die perfekte Passformdie mir mich sehr steif empfundene Carbonsohle
  • die viel breitere (spezielle Rennrad) Leiste als vergleichsweise der SIDI Wire Cabon (obwohl der mir auch gut gepasst hat)
  • die Solestar Innensohle
  • die Carbon Shield auf auf der Zunge
  • die WRAP Zungenkonstruktion – anatomisch geformt, passt sie sich den unterschiedlcihen Fußformen und -breiten an
  • das Boa Verschlusssystem für millimetergenaues und gleichmäßiges Schließen und Öffnen ohne Druckstellen

Alles in allem eine dicke Empfehlung.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Ötztaler Radmarathon 2016 – Werde Super Ötzi Dreamer.

Eine Herausforderung mit ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger
Der Ötztaler Radmarathon – für viele ein großer Traum.

„Ich habe einen Traum.“ Heldenhaft klingt die Ankündigung des wohl härtesten Radmarathons in den Alpen. Noch pathetischer das Transparent am Timmelsjoch. „Hier hast du deinen Traum.“ Wer die knapp 230 km und 5.000 Höhenmeter bereits einmal gefahren ist, der wird dem wohl zustimmen. Für alle anderen wird es leider ein Traum bleiben. Ein Traum, der oft bereits im März wie eine Seifenblase zerplatzt. Nämlich dann, wenn die knapp 4.00 Startplätze verlost werden. Eine kleine Restchance bleibt in den weiteren Verlosungen jener Plätze, die nicht beansprucht werden. Danach bleibt nur mehr die Möglichkeit einer Startplatzübertragung oder das Glück im nächsten Jahr.

Nicht ganz. Denn quaeldich und ketterechts haben noch 5 Startplätze zu vergeben. Der Traum am 28. August um 0645 beim Ötztaler Radmarathon am Start zu sein lebt. Dieses Abenteuer beginnt dann bereits am 27. Juni mit einer gemeinsamen Vorbereitungswoche. Gemeinsam besichtigen wir die schwere Strecke über die vier Pässe: Kühtai, Brenner, Jaufenpass und Timmelsjoch. Mit einem Abstecher hinauf auf den Rettenbach- und Tiefenbachgletscher bis auf knapp 2.800m.

Und das ist unser Paket:

  • Vorbereitungswoche vom 27. Juni bis 2. Juli 2016
  • Super Ötzi Dreamer Wochenende im Rahmen des Ötztaler Radmarathon vom 25. bis 29. August 2016
  • 9 Übernachtungen im nagelneuem ****Hotel in Sölden direkt im Zielgelände
  • gemeinsame Touren ab Sölden in zwei Geschwindigkeitsgruppen (auch am An- und Abreisetag der Vorbereitungswoche sowie dem klassischen Ausflug nach Vent am Tag vor dem Radmarathon)
  • Begleitfahrzeug auf den Touren
  • garantierter Startplatz beim Ötztaler Radmarathon inkl. Startgebühr von € 130,-
  • hochwertiges Radtrikot und hochwertige Radhose „Super Ötzi Dreamer“ Team
  • Preis: ab € 1.500,-*

Der komplette Leistungsumfang findet sich in der Ausschreibung von quaeldich. Eine direkte Anmeldung hier.

Werde jetzt Super Ötzi Dreamer zusammen mit quaeldich und ketterechts. Ich freue mich.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

*es kann nur das gesamte Paket gebucht werden.

Schlauchreifenwechsel – die Kunst sauber zu bleiben

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger
Laufräder mit Schlauchreifen nach getaner Arbeit.

War das ein Wochenende. Ich hatte zwei ganze Regenerationstage ohne Rennrad. Zwar sofort zunichte gemacht mit der gestrigen Ausfahrt bei starkem Wind. Aber immerhin. Somit hatte ich auch Zeit. Zeit, die sinnvoll genutzt werden musste. Mit dem Wechsel meiner alten Schlauchreifen. Der vordere hatte schon länger einen spürbaren Höhenschlag, der hintere war bereits mit mehreren Ladungen Pit-Stop von Vittoria gefüllt und nicht mehr vertrauenswürdig. Dass der Wechsel eines Schlauchreifens eine zähe und lange Prozedur sei, war mit bewusst. Die Tatsache, dass ich aber Zeit hatte, bekräftigte mich im Unterfangen dieses Abenteuer wieder einmal und noch einmal selbst zu erleben.

Gewissenhaft wie immer bin ich die Sache angegangen. Im Voraus mussten zwei neue Schlauchreifen her. Ich suchte mehrere Händler in der Gegend auf, doch niemand hatte den von mir ins Visier genommenen Vittoria Corsa Evo Classic Schlauchreifen 28×23 mm Servizio Corse. Warum genau diesen? Weil ich ihn schon seit 3 Jahren fahre und er hat mir feine Dienste erwiesen. Dieses Modell wird von Vittoria nicht mehr geführt. Seit heuer setzt man dort auf Graphene Technologie. So musste wieder einmal das Internet her. Und siehe da, ich fand den Reifen bei bike-palast.com – für € 40,- das Stück. Graphene Reifen kosten im Vergleich das Doppelte. Zusammen mit den Schlauchreifen bezog ich dieses Mal auch Magic Mastik, einen Wunderkleber aus dem Hause Vittoria. Kleber, der nur mehr auf der Felge aufgetragen werden muss und nach 12h einsatzbereit ist. Das Video auf Youtube hat mich neugierig gemacht. Eine Portion Pannenmilch rundete die Bestellung ab. Damit war wohl der einfachste Teil erledigt. Der schwierigste stand bevor. Das Reinigen der alten Laufräder. Von alten Kleberresten. Warum? Weil das Vittoria empfiehlt und weil ich diesess Mal Kleber wechsle. Die letzten Male habe ich das nicht so gründlich gemacht. Ein frischer Kleber der gleichen Sorte verträgt sich nämlich serh gut mit seinem Vorgänger. Durch die Hitze verflüssigt sich dieser sogar und sorgt für noch besseren Halt.

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Kleberreste müssen entfernt werden.

Hier stand ich vor einer sehr großen Herausforderung. Das übliche Reinigen mit Waschbenzin funktionierte diesmal leider nicht. Deshalb suchte ich nach der Zauberformel im Internet. Weit hat mich das nicht gebracht. Zu viele Meinungen und Gegenmeinungen. Was mir da alles angeboten wurde, ließ meine Sorgen um das Carbon wachsen und wachsen. Am logischsten erschien mir die Variante mit Aceton zu arbeiten. Auch weil im offiziellem Video von Vittoria damit auch hantiert wurde. Also, ab zum Baumarkt.

Ein alter Putzfetzen, das Aceton und ein Schraubenzieher waren dann meine Begleiter für die nächsten Stunden. Zentimeter für Zentimeter weichte ich die Klebereste mit Aceton ein. Dann löste ich diese vorsichtig und behutsam mit der flachen und breiten Spitze eines herkömmlichen Schraubenziehers. Reine Nervensache. Es galt ja, die Carbonfläche nicht zu beschädigen. Ich musste teilweise mit massivem Druck arbeiten, um zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen. Im Wechselspiel Aceton, Putzfetzen, Schraubenzieher und das Ablösen mit dem Finger verging die Zeit. Nach vier Stunden Arbeit, Blasen in den Finger und rheumaänliche Schmerzen im Rücken war ich bei einem akzeptablem Ergebnis angelangt. Nicht ganz sauber, aber für mich rein genug. Es war Knochenarbeit. Die Erkenntnis, dass der Umfang eines Laufrades fast unendlich war, hat mich mehrmals mental gebrochen. Ich bin aber mit der Aufgabe gewachsen. An ein Aufgeben habe ich nie wirklich gedacht. An Clicher erst recht nicht.

Die nächste Überraschung erreichte mich in dem Moment, in dem ich die neuen Schlauchreifen zum Dehnen aufziehen wollte. Der gelieferte Vittoria hatte – wieder einmal – das hauseigene Ventilsystem. Also ein integriertes, abschraubbares Ventil. Eines welches mit den eigens von Vittoria erhältlichen Verlängerungen erweitert werden kann. Das hat alles ein wenig verkompliziert. Mit meinem Lager an Verlängerungen konnte ich mir dann zum Glück aushelfen. Verschlusskappen runter, drehen, wenden und der Vittoria konnte am Laufrad seine Dehnübungen machen. Der Samstag ging zu Ende.

Montagmorgen. Zwei gedehnte Vittoria Schrauben wollten jetzt mit Pannenmilch gefüllt werden. Aber da war ja dieses Ventil. Wie kriege ich die Pannenmilch da rein? Mit einem Stanley Messer richtig. Denn damit schnippte ich einfach die Öffnung des Tufo Fläschchen auf die richtige Größe auf. Angedockt und auf sechs Uhr gedreht, floss Tufo Milch in den Schlauchreifen. Die Welt war wieder in Ordnung. Mein Schlauchreien wurde vorexerziert. Vorbeugen ist immer besser als alles danach. 

Foto von ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger
Magic Mastik statt Tufoband oder herkömmlichem Kleber

Nun war die Zeit des Klebens gekommen. Mit Waschbenzin reinigte ich nochmals die Klebeflächen am Laufrad und am Reifen. Dann wurde eine Schicht Magic Mastik aufgetragen. Nur am Carbon. Genau nach Anleitung. Die Dosierung ist Gefühlssache. Beim Vorderrad brauchte ich nicht die ganze Tube. Beim Hinterrad habe ich dann noch was benötigt. In Summe genau zwei Tuben. Mit dem Finger habe ich dann den Kleber schön verteilt. Im Vergleich zum herkömmlchen Kleber (Continental oder Vittoria selber), ist Magic Mastik durchsichtig und sehr schmierig. Fast flüssig. Das erleichtert die Arbeit enorm. Kurz darauf konnte ich schon die Schlauchreifen aufziehen. Zuerst Ventil in die Öffnung, dann seitlich schön nach unten anziehen und zum Schluss dann den Rest über die Felge kippen. Mit der Vordehnung ein Kinderspiel.  Das geniale dabei: Ich bin sauber geblieben. Da am Reifen kein Kleber mehr notwendig ist, verschmiert dieser die Hände, die Hosen, das T-Shirt und die Seitenwänder der Läufräder nicht mehr. Feine Sache.

Zum Schluss noch ordentlich aufpumpen und den restlichen Kleber, der jetzt durch den Druck nach außen gepresst wird, wegwischen. Et voilà. Fertig. In 12 Stunden könnte ich wieder fahren. Was ich auch machen werden.

Fazit: Was das Kleben betrifft hat mich Magic Mastik überzeut. Saubere Sache. Ob es hält, kann ich noch nicht sagen. Aber ich werde darüber berichten.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Leithaberg Marathon 2016 (unentgeltliche Werbung)

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger
Der Leithaberg Radmarathon Rundkus

Fix wie der Heilige Abend, der Christtag und Neujahr. Der Leithaberg Radmarathon mit Start und Ziel in Purbach. Auch heuer wieder. Am 15. Mai 2016. Pfingstsonntag. 80 oder 120 km. Zwei oder drei Runden a 40 km zwischen dem Burgenland und Niederösterreich. Vier oder sechs Mal über das Leithagebirge. Der Schneeberg und der Neusiedlersee bilden die kitschige Kulisse. Sofern man Zeit hat, sich der Schönheit der Landschaft zu widmen. Den einen sieht man auf der Abfahrt nach Hof am Leithagebirge, den anderen wenn man es Richtung Breitenbrunn rollen lässt. Höhepunkt auch die in voller Blüte stehenden Kirschbäume entlang der Strecke bis Donnerskirchen und die Weinflächen, welche der Gegend einen Hauch Toskana verleihen.

Edmund Kiss organisert dieses Event mitlerweisle zum xten Mal. Mit Herzblut. Für Insider längst zum Fixpunkt geworden. Bis 15. April gibt es noch die sehr günstige Startgebühr von € 35,-. Dann erhöht sich diese um weitere € 10,-. Besitzer der Bernhard Kohl Card starten gratis!.

Für € 35,- bis 15. April kriegt man ganz schön viel geboten:

  • 2 Streckenlängen mit 2 Startblöcken
  • auf Landes und Bundesstraßen, sowie genehmigter Benützung der Autostraße B50
  • Sicherung der Nachrangkreuzungen durch Polizei und Streckenposten (es gilt die Stvo)
  • Vorausfahrzeug (Polizei und ARBÖ), Motorradpatrouillen, Service- und Schlussfahrzeug
  • ärtzliche Versorgung durch das Rote Kreuz Burgenland
  • attraktives Startersackerl
  •  Finischer Geschenk (Conti Schlauchreifen GP 4000SII gegen Aufpreis oder Alternative)
  • Labestation auf der Radstrecke in Purbach/See
  • Zeitnahme und Auswertung: Gesamt, AK, 3er Team
  • Duschgelegenheit im Schwimmbad
  • Frühstück mit Kaffee und Gebäck/Kuchen (gratis für VIP Package)
  • Siegerehrung mit Preisverleihung sowie große Verlosung wertvoller Sachpreise

Seine Teilnahme hat auch Michael Strasser zugesagt. Michael hat gerade erst einen Weltrekord aufgestellt – auf dem Weg von Kairo nach Kapstadt. 11.500 km in 35 Tagen. Ein Radfest bei Freunden. Das erwartet all jene, die wieder kommen oder zum ersten Mal starten wollen.

Anmeldungen zum Radmarathon hier.

Und das Beste zum Schluss. Ich habe zwei Startplätze zu vergeben. Unter allen, welche diesen Blogbeitrag kommentieren. Also das übliche: „Warum wollt ihr beim Leithaberg Radmarathon starten?“. Eine ganz stinknormale Verlosung mit einem besonderen Preis. Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barablöse. Startplatz gilt für Strecke A oder B. Anmeldung dann über den Veranstalter. Mitstrampeln auf eigene Gefahr. Nur namentlich gekennzeichnete Kommentare können berücksichtigt werden. Das übliche rechtliche bla, bla, bla. Viel Glück. Kommentarschluss ist der 20. April 2016.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Wahlweise 80 oder 120 km mit Start und Ziel in Purbach.
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Fragen eines Rennrad Rookie. Was Anfänger wissen wollen und sollten.

Ein Bericht von ketterechs - dem Rennradblog.
Aller Anfang ist schwer. Auch am Rennrad.

Aller Anfang ist schwer. Am Rennrad umso mehr. Ein neues Terrain. Eine unbekannte Welt. Ein Becken mit unterschiedlichen Tiefen. Nirgendwo anders gibt es so viele Weisheiten und Wahrheiten. Jeder weiß es anders. Jeder weiß es besser. Jeder weiß es noch besser. Und am bessersten sowieso. Irgendwo was aufgeschnappt, mit eigener Interpretation vermischt und schon wird die eigene Meinung zu unantastbarem Wissen. Wissen, welches weitergegeben werden will. Und muss. Mann will ja schließlich mitreden. Wenig mitzureden haben die Rookies. Ihr Hauptaugenmerk gilt dem Zuhören. Sie spitzen deshalb die Ohren. Wissen ist macht. Nichts zu wissen ist Schwäche. Rennrad Anfänger haben viele Fragen. Offen ausgesprochene Fragen oder im stillen gestellte Fragen. Fragen, die so selbstverständlich klingen, dass uns – also jene, die schon etwas länger vom Rennradvirus befallen sind, die Antwort meist schwer fällt.

Aus gegebenem Anlass habe ich nachfolgend ein paar dieser Fragen zusammengefasst. Und Hand aufs Herz. Auch ich habe mir mit der Beantwortung schwer getan.

1. „Werde ich so zu kalt haben?“ Das Kälteempfinden ist von Person zu Person unterschiedlich. Also kann die Antwort nur jeder für sich selbst herausfinden. Zum Glück stehen einem sehr viele Möglichkeiten zur Verfügung. Ärmlinge, Beinlinge, Knielinge, Windwesten, Windbreaker, Überschuhe, Übersocken, Stirnbänder, Radmützen, Handschuhe, Halstücher, Funktionswäsche mit Netz, Funktionswäsche mit Windstopper … Mein Rat: Lieber zu warm als zu kalt. Ausziehen kann man sich immer noch.

2. „Wie schalte ich richtig?“ Es gibt hier wohl kein falsch oder richtig. Es gibt aber ein rechtzeitig. Der Trick liegt also darin, rechtzeitig zu schalten. In eine leichtere und in eine stärkere Übersetzung. Damit vermeidet man am falschen Gang erwischt zu werden. Vor allem, wenn es plötzlich steil bergauf geht. Oder nach dem Halten beim Wegfahren.

3. „Wann sind wir endlich da?“ Diese Frage stellt sich solange man kein Gefühl dafür hat, was man erträgt und noch ertragen kann. Sich selbst und den eigenen Körper zu kennen macht schon sehr viel aus. Oft will der Kopf mehr als die Beine können und manchmal kann der Kopf weniger als die Beine wollen. Die Wahl der Route und des/der TrainingspartnerInn ist schon entscheidend. Motivatoren können gut sein. Drill Sargeants weniger. Ich empfehle zu Beginn: Lieber kürzere Touren, dafür auch öfters. So kommt man nicht überbelastet nach Hause und ist schnell wieder bereit für das nächste Mal.

4. „Was mache ich wenn ich nicht mehr kann?“ Hier muss man wohl zwischen können und wollen unterscheiden. Überschätzen kann man beides. Es kommt vor, dass man nicht mehr will und schon gar nicht mehr kann. Ist man allein wird es eine „schware Partie“. Ein charakterbildender Pilgerweg nach Hause. Mit viel Buße und noch mehr Zeit zum Nachdenken. Auf alle Fälle Tempo runter und Heim rollen. Von mir aus auch stehen bleiben. Essen. Trinken. Auch keine falsche Scheu vor öffentlichen Verkehrsmitteln wie zum Beispiel Zug. Mit ein paar Euros in der Tasche ist schnell ein Ticket gelöst. Posing mit dem Rennrad geht auch im Zug. Ein Selfie mit erschöpftem Gesichtsausdruck macht sich auch gut. Ist man in einer Gruppe, dann kann man sich der Gruppendynamik bedienen. Besser bekannt als Windschatten. Nicht hinten abgeschlagen kämpfen, sondern einen Platz in der Gruppe finden. An dritter oder vierter Position. Das hat den psychologischen Effekt, dass man nicht der/die Letzte ist. Wird es zu schnell, einfach pfeifen, schreien, melden … Radsport ist ein Teamsport. Zurückgelassen wird niemand. Mein Rat: Punkt 3 befolgen.

5. „Warum tut mir das Knie weh?“ Ja, wenn es nur das Knie wäre. Es schmerzt wahrscheinlich auch der Nacken, der Hintern, der Sitzknochen, der Ellbogen. Keine Panik. Leicht Schmerzen sind am Anfang normal. Und später dann selbstverständlich. Ein Rookie darf nicht vergessen, dass plötzlich Gelenke, Muskeln und Sehnen beansprucht werden, von denen ein Anfänger nicht einmal gewusst hat, dass er diese hat. Ich bin jetzt kein Arzt und kann auch keine Ferndiagnosen machen. Die meisten anfänglichen Schmerzen kommen meistens von einer momentanen Überbelastung. Ein bisschen Ruhe, eine kurze Pause und das Unheil ist wieder verschwunden. Wenn nicht, dann ist vielleicht das Rennrad der böse Übeltäter. Zu klein, zu groß, zu kurz, zu lang. Ein Bikefitting kann Abhilfe schaffen, sofern man als Anfänger dieses nicht bereits beim Kauf des Rennrades über sich ergehen hat lassen. Mein Tipp: Den eigenen Körper kann man nicht an das Rennrad anpassen, das Rennrad aber sehr wohl an den eigenen Körper.

6. „Wie oft muss ich fahren, um besser zu werden?“ Wieder so eine Fangfrage. Ich würde mich einmal fragen, was man als Rookie überhaupt will. Der eine will abnehmen, der eine will fit bleiben, ein anderer wiederum will die Welt entdecken. Und es gibt wohl auch welche, die ein Rennen bestreiten wollen. Mit oder ohne Chancen auf einen Sieg. Es gibt so viele Beweggründe. Welcher ist oder war eurer? Daraus kann man Ziel für die Zukunft erarbeiten. Es geht also nicht um das wie oft, sondern um das wie. Umfang, Intensität, Abwechslung. Simulation. All das stärkt die eigene Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit am Rad. Die Kondition steigt. Und die braucht man. Egal welche Ziel man hat.

7. „Was soll ich essen?“ Wenn ich das wüsste. Regelmäßig, genug und gesund. Vor einer Ausfahrt, während einer Ausfahrt, nach einer Ausfahrt und zwischen den Ausfahrten. Auch ein Rookie-Motor braucht Sprit. Den richtigen Sprit. Je nachdem wie viele PS und wie viel Hubraum man hat bzw. braucht. Benötigt man schnelle Energie oder volle Energiespeicher für längere Ausfahrten. Klingt jetzt nicht unbedingt als Tipp, aber auch in dieser Frage gibt es keine generelle Antwort. Essen was einem schmeckt und gut tut. Heißt, den Magen nicht belastet und die Muskeln gut versorgt. Klingt banal ist es aber nicht. Reis, Kartoffeln, Gemüse, Fisch, Obst und viel Wasser. Davor. Danach. Zwischendurch, also während der Fahrt, Dörrobst (Feigen, Marillen …). Es muss nicht immer ein Power Riegel oder ein Power Gel sein. Sind da und dort sehr hilfreich. Eine Abhängigkeit muss nicht gleich zelebriert werden. Und wer nicht ganz auf Süßes verzichten kann wie ich: Mannerschnitten. Leicht verdaulich und gut. Passen auch in jedes Radtrikot.

8. „Ab wann kan ich wieder Sex haben?“

Noch Fragen? Freue mich. Einfach hier kommentieren oder auf Facebook oder Twitter posten.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Rennradtraining in Istrien. Tag 7.

Ein Bericht von ketterechts  - dem Rennradblog und Eventliveblogger.
Die Königsetappe – 145 km und 1.900 HM

Piran. Ja! Nein, nicht diese gefährlichen, menschenverachtenden und beißenden Fische. Piran. Die Fremdenverkehrsattraktion Sloweniens. Zusammen mit Portoroz, das Mekka der mondänen Dekadenz. Die Cote Azur für weniger Betuchte. Ja, ich war in Piran und in Portoroz. Von Porec dorthin wären es knapp 50 km gewesen. 100 km haben wir dorthin gebraucht. Die 50 dann wieder zurück. Wir, das sind ein Watt-Monster und ich. Ein schier ungleiches Paar mit einer gemeinsamen Leidenschaft. Das Rennrad.

Nachdem mein Angebot, die Runde um das Ucka-Gebirge zu guiden, mangels Teilnehmern keine Abnehmer gerfunden hat, ist Plan B zum Zug gekommen. Eine Kaffeefahrt nach Slowenien. Dank Chief Executive Routenplaner El Pedalero natürlich wieder mit Garmin Edge 1000 Unterstützung.

Start um 1000 Uhr beim Hotel. Zum Treffen erschien Andreas, zigfacher Meister in allem was man sich rund um Triathlon, Duathlon, Laufen und Rennradfahren so vorstellen kann. Seit 17 Jahren im Saft. Sonst niemand. Es schaut nach einer „schwaren Partie für mi“ aus. Wir radeln los. Zum Start das übliche Geplänkel. Wir versuchen es auf Understatement. Andreas ist erst seit Februar wieder im Training. Nach einer Winterpause ohne Sport. Ich deklariere meine bisher gefahrenen Kilometer seit 1.1.2016. 4.500 ca. Beste Voraussetzung für einen harmonischen Rennradausflug.

Von Porec geht es erstmal Richtung Visnjan. Gemütlich ist was anders. Es läuft. Von Visnjan weiter nach Motovun. Die erste Stunde wird mit einem Schnitt von 34 km/h absolviert. In interessanten Gesprächen vertieft. Die Abfahrt ins Mirna-Tal fahre ich wieder komplett auf der linken Fahrbahn. So viele Löcher hat nicht einmal Schweizer Emmentaler. Unten verbietet uns der Track die Auffahrt von Livade nach Oprtalj. Wir müssen rechts abbiegen Richtung Buzet. Ca. 12 km im Flachen. Wir drücken beide drauf. Bei Gegenwind. Abwechselnd. Schenken uns wenig. Bäuchlein schützt vor Leistung nicht. Trifft auf mich zu. Buzet ist nach 1h35 erreicht. Das sind 47 km. Ja, wir haben etwas nachgelassen.

Eine kurze Ehrenrunde im Ort, ein Sprung über einen Gehsteig und eine anschließender Tragepassage bringen uns beide wieder auf Track. Es geht Richtung Slowenien. Es dauert nicht lange und der Garmin schreit nach einen Streckenabweichung. Wir hätten abbiegen sollen. Es gab aber keine Straße. Wo ein Wille auch ein Weg. Wir suchen einen, und finden diesen. Wenig später sind wir wieder richtig. Es geht jetzt auf einer schmalen betonierten Bergstraße – oder besser ein schmales betoniertes Bergstrasserl – bergauf. Außer Vogelzwitschern hören wir nichts. Ok. Meine Puste ist auch noch im weitesten Porec hörbar. Wir erreichen einen Weiler. Dann eine Schotterstraße. Ja, Schotterstrasse. Die einzige. Der Garmin kann sich also nicht irren. Ich fahre diese Schotterstraße zur Kontrolle. 500 oder sogar mehr Meter. Vielleicht einen Kilometer. Es bleibt aber beim Schotter. Ich nehme mein Telefon in die Hand und rufe Mister Trackfinder an. „Hallo, ich bin auf einer Schotterstraße.“ „Was, eine Schotterstraße?“ „Ja, eine Schotterstraße.“ „Aha. Sorry. Wollte dir eine Abkürzung checken. Fahrt bitte auf die Hauptstraße.“ Die Hauptstraße liegt weit unten. Zuvor muss ich die 1000 Meter im Schotter aber wieder hoch. Ich bete, dass meinem Rad nichts passiert.

Es ist zum Glück nichts passiert. Auf der Hauptstraße geht es weiter. Wir kommen dann zur Grenze zwischen Kroatien und Slowenien. Eine Schengen Außengrenze also. Natürlich haben wir unseren Pass mit. Diese Grenze ist unbemannt. Also weiter. Vorbei an einer ampelgeregelten Baustelle. Hier ist der komplette Berg auf die Straße gedonnert. Alles muss neu gebaut werden. Nochmals Schotter, Rollsplitt und jede Menge Nägel. Wir kommen mit 4 blauen Augen davon.

Dann die slowenische Grenze. Zuest wollen kroatische Polizisten unsere Pässe sehen. Dann die slowenischen. Unser Schnitt sinkt aufgrund dieser unnötigen Kontrollen. Europa, wo bleibst du.

In Slowenien rollt es wieder. Socerga, Gracisce, Cezarlj und schließlich Kuper (Capodiestria). Die verlängerte Hafenstadt von Triest. Italien ist einen Katzensprung entfernt. Wie schlendern am Radweg durch Koper. Dann entlang der Küste nach Isola. Portoroz ist nicht mehr weit. Wir müssten über einen Berg. Den sparen wir uns. Weil es durch einen eigenen Tunnel für Radfahrer und Fußgänger geht. Herrlich. Höhenmeter sparen.

Piran und Portoroz sind zwei zusammengewachsene Dörfer. Fast so wie Villariba und Villabajo. Wir entscheiden uns für Portoroz. Kaffee und Kuchen im Cacao. Ich bestelle eine Sachertorte (in Slowenien a.d.R) und einen Cappuccino. Andreas nimmt es gesünder. Heidelbeere Topfentorte. Mit dabei auch Christine und Gunter. Beide von Porec kommend. Über Umag. Nach kurzer Plauderei und Schüttelfrost – keine Sonne gesehen, gehts weiter. In Secovlje verlassen wir wieder Schengen und reisen erneut in Kroatien ein. Diesmal ist die Polizie freundlicher. Hilft mir sogar verstreute Kunas zu finden.

Noch ca. 40 km bis zurück nach Hause. Andreas nutzt meine Verwirrtheit mit dem Geld gnadenlos aus und fahrt die Steigung hinter der Grenze mit großem Kettenblatt. Ich folge ihm. Was sonst. Bis nach Buje wecheln wir uns jetzt ab. Dann beginnt die Taktiererei. Bis Novigrad Tempo hochhalten. Dann verstecken und am Ende zuschlagen. Novigrad ist erreicht. Brückenkurve und lange Gerade. „Links abbiegen“. Andreas ändert die vorgegebene Strecke und führt mich zur Schlampe von Novigrad. Eine Rampe auf der alten Straße. Liebevoll Schlampe genannt – der Name kommt vom Radteam Wörgl und ist schon viele Jahre alt.

Die Schlampe von Novigrad nehme ich mit einer vertikalen Steiggeschwindigkeit von 1.400m/h. Nicht schlecht nach 130 km. Jetzt nur noch wieder diese vielen Kreisverkehre und wir erreichen Porec. Ein stillschweigender Angrifspackt beendet jede Spekulation über einen möglichen Gewinner.

Wir sind im Hotel. Nach über 5h und 1.800 HM. Danke. Istrien, du wirst mir fehlen. Morgen gehts nach Hause. Mit Zwischenstop beim Decathlon in Muggia.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #istrien2016

Rennradtraining in Istrien. Tag 6.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger
Anfang und Ende einer genialen Aussfahrt – Porec Hafen.

Es war dieser vertraute Duft von frisch geschnittenem Gras. Es waren die zaghaften Sonnenstrahlen, die mich wärmten. Es war die salzige Brise des adriatischen Meers. Ein Hauch von Lüfterl. Es war einfach ein genialer Tag. Und ich habe diesen nicht allein genossen.

Tag sechs in Istrien. Das schöne Wetter hat uns wieder. Der gestrige Tag war einfach nur ein statitischer Ausrutscher. Die sogenannte Arschkarte. Wir, das sind die Ketterechts Braut und ich machen uns zeitig auf den Weg zum ersten gemeinsamen Ausritt. Perfekt gestylt – Black Beauty special Edition für sie. Passione nera für mich. Kanpp 50 km über Sveti Lovrec, Limski, Vrsar und Funtana. Locker, gemütlich und harmonisch. So muss Paar-Radfahren. In alter Skilehrer Manier zeige ich ihr den Weg, drossle das Tempo vorne, schirme sie hinten ab und gebe ihr Tipps. Alles frei Haus.

Am Nachmittag ein zweiter Ausritt. Diesmal leider allein. Es geht in den Norden. Vorbei an Nova Vas und Visnjan Richtung Karojba. Die Straßen leer – kaum Autoverkehr. Teilweise mit gutem Asphalt, teilweise ein Paris – Roubaix Verschnitt. Carbonlaufräder würde ich hier nie verwenden. Good old Aluminum tut es auch.

Allein hätte ich nie hier hergefunden. Zum Glück navigiere ich mit einem Track von El Pedalero. Ein quasi Einheimischer aus Linz. Die letzten Tage habe ich mich mit meinem Garmi Edge 1000 immer besser zusammenraufen können, so dass es fast keine Problem gibt. Immer schön dem Track nach. So lande ich in Motovun, eine Stadt auf 277 m über dem Meer auf einem steilen, isolierten Hügel über dem Tal der Mirna. Ich nehme die Mautstraße hinauf zum Schloss. Die Aussicht ist atemberaubend. Man hat das Gefühl irgendwo in der Toscana zu sein.

Nach kurzem sightseeing geht es hinunter ins Tal. die Straße hier auf 3 km eine wahre Katastrophe. Ich fahre auf der Gegenfahrbahn hinunter. Sie ist das geringste Übel. Ich überquere die Mirna und finde ab Livade hinauf nach Oprtalj eine 5,5 km lange Auffahrt. Mittelsteil – also gut zum Drücken. Sieben Kehren und schon ist Schluss. In Sveti Lucija Zypressen, wohin das Auge reicht. Ich habe erst knapp 50 von 95 km hinter mir. Dafür bereits 1000 Höhenmeter. Mir fehlt etwas die Orientierung, vertraue aber voll und ganz dem Garmin.

Dann eine kleine Überraschung. Eine kleine Schleife nach Momjam. Geniale Gegend. Wein wohin das schweißgetränkte Auge reicht. Ich befinde mich fast schon an der slowenischen Grenze. Von Momjam geht es nach Buje. Diese Ortschaft kenne ich schon von meiner Aussfahrt am ersten Tag. Aufgrund eines neuen Kreisverkehres, verpasse ich die vorgeschlagene Route und verlasse mich auf meine bescheidenen Ortskenntnisse. Schade, denn in Nachhinein hätte diese Route einige schöne Überraschungen gehabt. Ich nehme die direttissima von Buje nach Novigrad. Dort kehre ich in meinem mittlerweile Stammkaffee ein. Nach einem kurzen Espresso für 10 Kuna (€ 1,33) Vollgas zurück nach Porec. Insgesamt 95 km und 1.460 Höhenmeter. Mit dem family ride am Vormittag 145 km Tagespensum. Das passt.

Je länger ich hier bin, desto besser gefällt es mir. Wenig Verkehr, wenig Touristen. Viele schöne Touren und Möglichkeiten. Abseits der Hauptstraßen. Fast keine Flachstücke. Immer hügelig oder bergig. Gute Infrastruktur mit „kavanas“ – auch im Landesinneren, „benzinska cprka“,
„pekarincas“ oder „gostonicas“. Die Preise im Landesinneren vergleichsweise günstig. „Kava“ und „kolac“ gibt es für ca. 30 Kunas (€ 4 – 5). Ich muss aber zugeben, dass ich Glück mit dem Wetter hatte. Bei diesen Temperaturen und bei dieser Sonne, kann Istrien ja gar nichts falsch machen.

Also. Einen Tag habe ich noch.

Cristian Gemmato aka @_ketterchts
#ketterchts #cycling #istria #porec #valamarhotels #valamarlovesbike #valamarmoments