Kategorie: Rennradgeschichten

Geschichten rund ums Rennradfahren

Giro d’Italia 2025 – zwischen Grenzüberschreitung und Gesichtsverlust

Giro d'Italia 2025

Der Giro d’Italia – einst das stolze Bollwerk italienischer Leidenschaft, Pasta-Power und epischer Alpenetappen – startet 2025 in… Albanien. Nicht in Rom, nicht in Mailand, nicht einmal im verlotterten Neapel. Sondern in Tirana. Warum? Wahrscheinlich, weil man es kann. Oder besser gesagt: weil man sonst nichts mehr weiß. Was früher ein identitätsstiftendes Monument des Landes war – ein Spektakel mit Kirchenglocken, Bergdörfern, Omas am Straßenrand und Carabinieri mit Sonnenbrillen – wird heute zur globalisierten Image-Tour. Beim Giro d’Italia 2025 geht es nicht mehr um Geschichte, sondern um Geschichten. Nicht mehr um Italien, sondern um Klicks.


Start in Albanien – der Giro testet, wie weit er fallen kann

Nicht falsch verstehen, Albanien ist schön. Wild. Unterschätzt. Das Problem ist nicht das Land. Das Problem ist die Geste. Der Giro d’Italia 2025 flüchtet. Nicht vor dem Wetter, sondern vor der Bedeutung. Was bleibt, ist ein rosa Trikot mit immer weniger Stoff, aber immer mehr Sponsorenlogos. Die Frage ist nicht, ob Albanien bereit für den Giro ist. Die Frage ist: Ist der Giro überhaupt noch bereit für sich selbst?

Natürlich verkauft man das als „Zeichen für Völkerverständigung“, als „Brücke zwischen Kulturen“. Aber wenn man ehrlich ist, geht’s ums liebe Geld. Geld, das aus Tirana kommt. Geld, das aus Dubai kam. Aus Ungarn. Geld, das irgendwann auch aus China kommen wird.

Der Giro d’Italia 2025 ist kein italienischer Mythos mehr – er ist ein Wanderzirkus. Und wie bei jedem Zirkus geht es nicht um Inhalt, sondern um Attraktion. Albanien hat Charme, hat Berge, hat Geschichte – aber es hat eben vor allem auch: weniger Fragensteller und mehr offene Kassen.

Giro dItalia 2025 - Die Route

Die Fallhöhe ist kein Problem – solange keiner merkt, dass man fällt.

Die UCI? Applaudiert. RCS Sport? Zählt die Scheine. Und die Fahrer? Werden eingeflogen, abfotografiert, durchgereicht. Der Giro war mal ein Epos – heute ist er ein Instagram-Reel mit rosa Filter.
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Früher hat man auf Schotterpisten Helden gemacht. Heute dreht man PR-Videos mit Drohnen. Die Fallhöhe ist kein Problem – solange keiner merkt, dass man fällt.
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Und was sagen die Italiener? Die echten, die alten, die mit der Kaffeetasse in der Hand am Fernsehschirm kleben? Sie zucken mit den Schultern. Denn sie haben sich längst daran gewöhnt, dass alles, was ihnen mal gehört hat, heute exportiert wird. Fußballer, Opernsänger, Rennradrennen. Dolce Vita für den Weltmarkt. Aber vielleicht ist das der wahre Giro heute: Ein globaler Wanderzirkus auf der Suche nach dem nächsten Sponsor.

#ktrchts

PS: Lust auf Rennradfahren durch Österreich? Hier geht’s zum Austria Giro Bikepacking oder zum Austria Giro Supported.

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Die richtige Rennrad-Bekleidung im Frühling

Die richtige Rennrad-Bekleidung im Frühling

Frühling! Die Sonne blinzelt endlich wieder durch die Wolken, das Thermometer kratzt an der magischen 10-Grad-Marke, und plötzlich mutieren Rennradfahrer zu sommerlichen Leichtmatrosen. Kurze Hose, dünnes Trikot – schließlich sind wir ja nicht aus Zucker, oder? Doch genau da liegt das Problem! Vor allem dann, wenn von einem Tag auf den anderen 15° keine Ausnahme mehr sind. Dann trocknet jeder Tropfen Vernunft in der prallen Sonne sofort aus. Auch wenn die kühle Luft (Fahrtwind) noch vehement Widerstand leistet. Die richtige Rennrad-Bekleidung im Frühling, ein Spagat zwischen hart wirken und orthopädisch intelligent denken.

Kalte Knie = kaputte Knie? Ja, genau so ist es!

Unsere Gelenke, Sehnen und Muskeln sind keine Fans von Kälte. Während der Oberkörper beim Radfahren durch Anstrengung schnell warm wird, bleiben die Beine – insbesondere Knie, Sehnen und Bänder – oft zu kühl. Das führt nicht nur zu einem unangenehmen Fahrgefühl, sondern kann langfristig zu Verletzungen, Entzündungen und Verschleißerscheinungen führen.

Meine goldene Regel lautet deshalb: Unter 20 Grad – niemals ohne Schutz für die Beine! Ausnahmen wären Rennen, aber die fahre ich nicht.

Was ziehe ich beim Rennradfahren an?

Warum du unter 20 Grad besser nicht in kurz fährst

1. Deine Muskeln arbeiten besser, wenn sie warm sind

Stell dir deine Muskeln wie ein Kaugummi vor. Ist er warm, ist er elastisch und dehnbar. Ist er kalt, wird er spröde und kann reißen. Studien zeigen, dass Muskeln und Sehnen in einer optimalen Betriebstemperatur von etwa 36-38 Grad Celsius am besten arbeiten. Wenn deine Beine frieren, sinkt die Durchblutung, und deine Muskelleistung geht in den Keller.

Wissenschaftlicher Fakt: Eine Studie im Journal of Physiology (2008) zeigt, dass kältere Muskeln weniger Sauerstoff aufnehmen können, was die Leistung reduziert und das Verletzungsrisiko erhöht.

Übersetzung für alle, die lieber Watt statt Wissenschaft messen: Kalte Beine = weniger Power = mehr Schmerzen.

2. Dein Knie ist eine Mimose – behandel es auch so!

Das Knie ist kein Fan von Temperaturschwankungen. Vor allem Sehnen und Bänder reagieren empfindlich auf Kälte. Wer bei niedrigen Temperaturen mit kurzen Hosen fährt, riskiert:

Reizungen der Patellasehne (Stichwort: Patellaspitzensyndrom)

Arthrose-Förderung durch ständige Unterkühlung der Gelenkflüssigkeit

Muskelverspannungen in den Oberschenkeln, die das Kniegelenk zusätzlich belasten

Realitäts-Check: Schon mal in der ersten Stunde einer kühlen Rennradausfahrt das Gefühl gehabt, dass deine Knie „zwicken“ oder sich irgendwie „eingerostet“ anfühlen? Genau das ist das Problem!

3. Dein Körper kämpft um Wärme – und du verlierst Energie

Wenn es kalt ist, versucht dein Körper, lebenswichtige Organe warmzuhalten. Deine Beine stehen dabei nicht an erster Stelle. Das heißt: Die Durchblutung in den Extremitäten nimmt ab, die Muskeln werden schlechter versorgt, und du brauchst mehr Energie, um die gleiche Leistung zu erbringen.

Übersetzung: Du könntest schneller fahren – wenn du nicht mit deinem eigenen Körper um Wärme kämpfen würdest.

4. Sehen so Sieger aus? Profis fahren NIE in kurz bei Kälte!

Denk mal drüber nach: Wann hast du zuletzt ein Profi-Peloton bei 12 Grad und Nieselregen in kurzen Hosen gesehen? Genau – noch nie! Die wissen, dass kalte Beine Leistung kosten und Verletzungen begünstigen. Beinlinge, Knielinge, lange Hosen – alles Standard.

Aber du, der ambitionierte Hobbyfahrer, bist natürlich härter drauf als die Profis, oder?

Die Lösung: Lang statt kurz – ohne zu schwitzen!

Keine Sorge, du musst nicht gleich in den Winter-Overkill-Modus schalten. Es gibt leichte, atmungsaktive Beinlinge und Knielinge, die:

✔️ Deine Muskulatur warm halten

✔️ Vor Wind und Feuchtigkeit schützen

✔️ Einfach ausziehbar sind, falls es doch zu warm wird

Meine Empfehlung:

• Unter 15 Grad: Lange Hose oder Beinlinge. Es muss nicht zwingend die wattierte Variante sien.

• Zwischen 15-20 Grad: Knielinge als Kompromiss

• Über 20 Grad: Dann darfst du in kurz – aber ohne Übermut!

Fazit: Cool aussehen ist gut – warme Knie sind besser!

Du kannst natürlich weiterhin bei 10 Grad+ in kurzen Hosen fahren. Vielleicht gewinnst du so ja den „Kälterekord der Schmerzfreien“ in deiner Strava-Gruppe. Aber wenn du langfristig Spaß am Radfahren haben willst, dich nicht unnötig verletzen und vor allem schneller und leistungsfähiger unterwegs sein möchtest, dann halte dich an eine einfache Regel:

Unter 20 Grad – immer was Langes für die Beine!

Deine Knie werden es dir danken. Dein Muskelkater auch. Und wenn du trotzdem meinst, du wärst ein abgehärtetes medizinisches Wunder – ist es auch ok. Für dein Ego, selten aber für deine Muskeln, Sehnen und Bänder.

#ktrchts

 

Photoshop statt Sportlerdiät? Willkommen im Club!

Photoshop statt Sportlerdiät? Willkommen im Club!

Es gab diesen einen Moment in meinem Leben, in dem ich merkte: Mein Stoffwechsel spielt nicht mehr mit. Vielleicht ist es das einst locker sitzende M-Trikot, das nun an mir eher wie eine geschnürte Wurst aussieht. Oder die Träger meiner Radhose, die sich so tief in meine Schultern graben, dass ich befürchte, meine beiden Schlüsselbeine könnten bald durchtrennt werden. Langsam aber stetig. Jetzt stehe ich vor der großen Frage: Wie konnte das passieren?

Spoiler: Es liegt nicht an mir. Es liegt an der Biologie. Und ja, ein bisschen auch an den süßen Versuchungen, die ich nur anschaue – und zack habe ich gleich 500 Gramm mehr auf der Hüfte.

Lasst mich einmal tief in das Mysterium des alternden Stoffwechsels eintauchen. Keine Sorge, ich habe ein paar wissenschaftliche Fakten für den Schein der Seriosität – aber auch genug Humor, um diese bittere Realität herunterzuspülen und zu verdauen. Auch wenn es schwerfällt, sie zu akzeptieren.

Fettstoffwechsel im Alter

Stoffwechsel und Alter: Warum mein Körper mich jetzt auslacht

Damals war es so simpel: Viel essen + viel Sport = immer noch schlank. Ein Traum! Doch dann kam das Alter und mit ihm eine Art Stoffwechsel-Betriebsrat, der beschlossen hat, dass Kalorien jetzt zu 100 % gespeichert und nicht mehr verbrannt werden.

Aber warum verlangsamt sich der Stoffwechsel mit dem Alter?

Die Kurzform? Weil mein Körper faul geworden ist. Wissenschaftlich lässt sich das alles so erklären:

1. Muskelabbau: Ab etwa 30 hab ich pro Jahrzehnt 3–8 % Muskelmasse verloren, weil ich außer Rennradfahren und bis vor genau 12 Jahren schwimmen und laufen, nichts dagegen getan habe. Muskeln verbrauchen mehr Energie als Fett – weniger Muskeln = weniger Kalorienverbrauch. Ohne Muskeln, mehr Fett. That’s it.

2. Hormonelle Veränderungen: Testosteron (bei Männern) und Östrogen (bei Frauen) spielen eine riesige Rolle beim Stoffwechsel. Diese Hormone nehmen im Alter ab – und mit ihnen die Fähigkeit, Nahrung in Energie statt in Fettpolster umzuwandeln.

3. Mitochondrien werden faul: Meine Zellkraftwerke, die Mitochondrien, haben mit zunehmendem Alter angefangen, weniger effizient zu arbeiten. Sie waren früher wie der Akku eines Nokia Telefons. Sie hielten länger als eine Woche. Heute sind sie wie ein iPhone und in weniger als einem Tag leer.

4. Geringerer Grundumsatz: Mein Körper denkt sich jetzt immer öfter: „Warum soll ich mehr Energie verbrennen, wenn ich auch mit weniger auskomme?“ Und zack – der Grundumsatz sinkt von Jahr zu Jahr.

Fazit: Mein Körper wurde mit dem Alter effizienter darin, Fett zu speichern – aber nicht darin, es wieder loszuwerden.

Der größte Mythos: Weniger Essen hilft

Wer jetzt so wie ich denkt, weniger Essen sei die Lösung, der irrt sich. Mein Stoffwechsel ist aktuell ein renitenter Teenager – sobald ich ihn austrickse, macht er genau das Gegenteil.

Das Gegenteil-Syndrom: Warum Diäten dich schwerer machen

Ich kenne das und ich kann das. Ich esse weniger – und trotzdem zeigt die Waage mehr an! Mein Körper ist mittlerweile ein Sparfuchs. Wenn er merkt, dass er weniger bekommt, dreht er den Verbrauch runter. Er denkt sich: „Oh nein, Hungersnot! Speichern, speichern, speichern!“ Und speichern heißt Fett anlegen. Dort, wo das M Trikot dann zu wenig Stoff hat und die nackte Wahrheit ans Licht kommt.

Das führt dazu, dass mein Stoffwechsel noch langsamer wird. Esse ich dann wieder normal, speichert dein Körper erst recht alles ein – Jojo-Effekt deluxe.

 

Sport: Henne oder Ei?

Ich bin leidenschaftlicher Rennradfahrer. Und stehe vor der uralten Frage: Fahre ich Rennrad, um essen zu können – oder esse ich, um Rennrad fahren zu können? Die Antwort ist: Beides. Ein unendlicher Kreislauf und ein schlimmes Dilemma. Weil Sport einer der wenigen Tricks ist, mit denen ich meinen alternden und träger werdenden Stoffwechsel überlisten muss. Denn:

Muskeln verbrennen auch in Ruhe Kalorien (danke, Muskelmasse!)

Sport reguliert Hormone, die den Stoffwechsel ankurbeln

Nachbrenneffekt: Mein Körper verbrennt noch Stunden nach dem Training mehr Kalorien

Aber auch hier gibt es einen Haken: Je älter ich werde, desto härter muss ich arbeiten, um die gleichen figurbetonten Ergebnisse zu erzielen. Mein Körper optimiert sich – aber leider in die falsche Richtung.

 

Photoshop als Stoffwechsel-Upgrade?

Irgendwann kam dann der Moment, in dem ich dachte: „Es reicht nicht mehr, nur Rennrad zu fahren – ich brauche Photoshop.“ Ein schlimmer Gedanke, der eines zeigt: Idealgewicht ist nicht nur bergauf perfekt, sondern auch. Für mich gibt es auf alle Fälle keine Fotos mehr, die mich seitlich am Rennrad zeigen.

Ich hatte mit 20 keinen Sixpack und ich brauche auch jetzt keinen Sixpack. Aber ich brauche auch kein altersbedingtes Übergewicht. Bedauerlicherweise gelingt es mir nicht, dieses auf gesunde Weise zu vermeiden. Mein Körper ist jetzt ein anderer – und das ist bedingt okay. Statt verzweifelt gegen die Biologie zu kämpfen, sollte ich mich auf das konzentrieren, was ich kontrollieren kann:

1. Gute Ernährung statt Crash-Diäten. Und weniger „Ich kann das essen, weil ich verbrenne es sowieso“.

2. Krafttraining, um andere, neue Muskeln zu bekommen und zu erhalten

3. Ausdauersport, um den Stoffwechsel anzukurbeln. Noch mehr? Ja. Viel mehr lange Ausfahrten im Grundlangenbereich, ganz ohne KOMs, Local Heros und FTP-Verbesserungen.

4. Genug Schlaf – ja, Schlaf beeinflusst den Stoffwechsel!

5. Akzeptanz, dass mein Körper sich verändert – und das völlig normal ist.

 

Der beste Rat an mein älteres Ich

Was würde mein 20-jähriges Ich sagen, wenn es mich jetzt sieht? Wahrscheinlich sowas wie: „Was hast du getan? Warum hast du so einen Bauch?“ Womit es recht hat. Das ist die Wahrheit. Mein Stoffwechsel wird nie mehr wie mit 20, 30 oder 40 sein. Aber das bedeutet nicht, dass ich aufgeben muss. Es bedeutet nur, dass ich klüger mit ihm umgehen muss.

Ausgewogen ernähren, weiterhin regelmäßig Rennrad fahren und aufhören, mich mit meinem früheren Ich zu vergleichen. Denn ehrlich: Damals war nicht alles besser – ich hatte nur einen unfairen Stoffwechsel-Vorteil.

Heute brauche ich eben mehr Disziplin – oder Photoshop. Und Krafttraining. Das wird die größte Challenge werden.

#ktrchts

PS: Hier kannst du deinen Stoffwechsel mit ausgiebigen Rennradtouren ankurbeln.

 

Burgenland Extrem Tour 2025: Die bike224meilen – Ein Abenteuer am Limit.

Burgenland Extrem Tour 2025

Die „Rad-Variante“ der Burgenland Extrem Tour 2025 war wieder einmal ein Ereignis, das nicht nur meine körperliche, sondern auch meine mentale Belastungsgrenze forderte. Mit 224 Meilen (360 Kilometern) rund um den Neusiedler See stellte die Tour auch heuer alles auf die Probe – inklusive Vernunft. Gefragt waren dieses Jahr ganz besonders Mut, Ausdauer, Wille, Feinmotorik und vor allem Fahrtechnik. Ein Jahr lang habe ich darauf gewartet, mich vorbereitet und gehofft, Wetterglück zu haben. Um am Ende das zu bekommen, worüber ich mich am wenigsten freuen konnte. Einen eisigen Cocktail aus Straßenglätte, Nässe, Nebel und hoher Luftfeuchtigkeit. Statt eines winterlichen Märchens wartete ein Kampf gegen die Elemente, bei dem jede Kurve ein Tanz auf der Rasierklinge und jede Gerade eine zermürbende Geduldsprobe war. So ist das wohl, wenn man sich auf ein Abenteuer einlässt, das nicht verspricht, einfach zu sein – sondern extrem.

Foto: Cristian Gemmato

Das Warten. 365 Tage für die nächste Chance.

Ein Jahr Vorfreude, ein Jahr Bangen. Nach der letzten Tour 2024 blieb vor allem eine Frage: Wie wird das Wetter? Im Burgenland kann es im Januar bekanntlich alles geben – von eisiger Kälte mit minus zehn Grad bis zu überraschendem Frühlingswetter mit zehn Grad plus. Doch eines ist sicher: Die Unsicherheit ist immer da. Du kannst dir nie zu sicher sein. Das Warten auf die letzte Wettervorhersage wurde zur Zerreißprobe, und je näher der Tag X rückte, desto aussichtsloser wurde die Hoffnung auf Gnade und Milde. Der Hochnebel, der sich angeblich auflösen hätte sollen, wollte zäh und beständig bleiben. Die angekündigten Sonnenfenster? Fehlanzeige. Einzig Schneefall konnte man bei der Burgenland Extrem Tour 2025 ausschließen. Ich konnte es drehen und wenden, wie ich wollte – bei jedem Studieren der Vorhersagen stand ich jedes Mal am Start, mit einer Mischung aus Skepsis und Frust. Ich wusste nur: Egal, welches Wetter mir „versprochen“ werde, die Realität auf der Strecke würde sowieso ihre eigenen Regeln brechen. Das pannonische Wetter hatte sich längst auf seine eigene Extrem-Tour begeben – und ich war dabei.

Foto: Cristian Gemmato

Eislaufplatz Neusiedlersee Radweg. Eiertanz auf zwei Rädern.

Der Startschuss fiel kurz nach 8 Uhr und schon nach wenigen Kilometern wurde klar: Der Neusiedlersee Radweg B10 zwischen Oggau und Balf ist ein Eislaufplatz. Unscheinbar und spiegelglatt. Die Strecke war rutschig und die Sturzgefahr allgegenwärtig. Jeder stärkere Antritt brachte das Hinterrad ins Driften. Gefühl war gefragt. Und eine saubere Fahrtechnik. Speziell in den Kurven. Bremsen? Nur wenn unbedingt notwendig und dann so sanft wie möglich. Einige Fahrer:innen eierten wie ich vorsichtig über die vereisten Abschnitte und immer wieder sah und hörte ich jemanden, der mit seinem Rad zu Boden ging – wie Kegel beim Bowling. Einmal sogar direkt vor mir. Konzentration war hier alles. Es ging zu Beginn nicht um Geschwindigkeit, sondern um das pure Überleben auf zwei Rädern. Ein Fußballspiel hätte bei diesen Bedingungen nie stattgefunden. Die Burgenland Extrem Tour 2025 hat man durchgezogen.

In Zeitlupe bewegte ich mich wie auf rohen Eiern und folgte millimetergenau dem Bankett. Jeder noch so kleinste Stein war wie ein Funken Hoffnung, nicht unfreiwillig den Boden zu küssen. Aufnahmen vom Eistanz gibt es natürlich keine. Ich war doch nicht so fotogeil, mich und mein Rad dafür zu riskieren. Man kann sich das auch so vorstellen: „Ahhh, uhhh, ahhh, uhhh“ – zitternd, wackelnd, jederzeit bereit abzufliegen. Alles im maximalen Pulsbereich.

Foto: Cristian Gemmato

Die erste Runde: Kalt, nass und zerissene Gruppen.

Die erste Runde der Burgenland Extrem Tour 2025 begann mit klammen Fingern, beschlagenen Brillen und einer Gruppe, die sich nur schwer finden wollte. Nach den Schreckminuten am Eis weichte Streusalz und die immer höher werdende Luftfeuchtigkeit die Straßen auf und die Nässe kroch durch jede Schicht meiner Kleidung. Die Stimmung bis jetzt verhalten. Es herrschte Kälte. Immer wieder rissen in der spärlich formierten Gruppe kleine Lücken auf, einer zog kurz an, dann wurde das Loch geschlossen und abgebremst. Harmonie? Fehlanzeige. Statt in der Gruppe zu fahren und Kräfte zu sparen, wurden diese wieder und immer wieder verpulvert. Sind wir wirklich solche Egoisten? Auch dann, wenn es um die goldene Ananas geht?

Das Format: Kein Rennen – oder doch?

Die Burgenland Extrem Tour 2025 (#bike224meilen) ist offiziell kein Rennen, und doch fühlt sich jede:r irgendwann wie in einem. Korridorzeiten sollten das Tempo ein wenig einbremsen. Mindestens vier Stunden und maximal sechs Stunden pro Runde soll und darf man unterwegs sein. Ist man für zwei Runden länger als 12 Stunden unterwegs ist Schluss. Gesamtzeitlimit: 18 Stunden. Es gab auch sechs Checkpoints, die das Abenteuer strukturierten. Vom Niemandsland (Checkpoint 1 und 2) über die Mexikópuszta, wo warme Spaghetti serviert wurden, bis nach Oggau mit seiner legendären Gulaschsuppe. Nicht zu vergessen das Sun Bay Restaurant in Podersdorf mit dem heißen und energiespendenden Zuckerwasser (Tee) und das Jois Weingut Leo Hillinger mit feinsten Gourmet-Aufstrichen. Manche hielten kurz an, um sich zu stärken, andere rasten durch, als gäbe es eine Ziellinie. Der Reiz, schneller als andere zu sein, war da – auch wenn offiziell niemand die Zeit stoppte. Gruppenfahren allein – eine weit verbreitete Disziplin. Und Einstellung. Schade eigentlich.

Foto: Cristian Gemmato

Die zweite Runde: Dunkelheit, Wind und ein Hauch von Magie.

Die zweite Runde trennte die Kämpfer:innen von den Vernünftigen. Die Teilnehmer:innen auf der Strecke wurden weniger, wie das Eis und die rutschigen Stellen. Trauen konnte man dem Asphalt jedoch immer noch nicht. Mehr wurde auch der Wind auf der Ostseite des Neusiedlersees. Er frischte ziemlich auf, und jede Pedalumdrehung wurde härter. Windschattenfahren und Windkante fahren bekamen einen großen Stellenwert. Typisch Burgenland. Typisch Seewinkel. Klein machen, ducken und verstecken. Kraft sparen. Doch dann dieser magische Moment: Der zarte Hauch eines Sonnenuntergangs spiegelte sich für ein paar Minuten im Neusiedler See. Es war ein kurzer Augenblick der Ruhe, bevor die Nacht hereinbrach und die Dunkelheit alles verschluckte und tiefschwarz verschleierte. Nur noch unsere Scheinwerfer tanzen durch die Finsternis. Hell und stark die einen, rot blinkend die anderen.

Bike 224 Meilen Burgenland Extrem Tour
Foto: Cristian Gemmato

Die Entscheidung: Noch eine Runde?

Nach knapp 10 Stunden waren zwei von drei Runden der Burgenland Extrem Tour 2025 beendet. Wie schon im letzten Jahr arbeitete auf der gesamten zweiten Runde der Kopf und der Gedanken einer dritten Runde beschäftige mich. Noch eine Runde oder aufhören? Ich war hoch motiviert und fühlte mich halbwegs fit. Eigentlich war ich fest entschlossen. Kurze Pause, umziehen und weiterfahren. Doch dann ließ ich mich auf Diskussionen ein. Meine Wahrnehmung war nur mehr selektiv. Ich hörte Wörter wie „Nebel“ und „Gefrierpunkt“. Diese triggerten mich. Die erste Eiszeit hätte ich überlebt. Für eine zweite nicht bereit. Zu tief noch meine Erinnerungen an den 30.12.2024. Die Vernunft sagte letztendlich: genug. Bei mir und bei den meisten anderen. Nur die wirklich Harten wagten die dritte Runde. Ob sie ins Ziel gekommen sind, weiß ich nicht. Es gibt ja keine offiziellen Listen und Wertungen. Ich vermute schon. Für die anderen hieß es: Ziel erreicht, Abbruch mit Stolz und einem Kaiserschmarrn zur Belohnung. Egal ob man eine, zwei oder drei Runden gedreht hat.

Ultracycling im Weinter
Foto: Cristian Gemmato

Ausblick auf 2026: Neues Jahr, neue Chancen

Am Ende der Burgenland Extrem Tour 2025 bleibt die Erinnerung an ein extremes Abenteuer und die Aussicht auf 2026. Die Burgenland Extrem Tour zieht magisch an – trotz Eis, Wind, Sauwetter und Strapazen. Denn jede Runde, jedes Checkpoint-Menü und jeder Abschnitt schreibt eine Geschichte, die man nicht vergisst. Und so beginnt das Warten erneut – auf das nächste Mal, auf die nächste #bike224meilen, auf die nächste Grenzerfahrung. Ich werde, sofern Gott will, wieder mittendrin sein, statt nur daheim.

Cristian

PS: Das nächste Ultracycling Event im Burgenland findet am 14. Juni 2025 statt. Pannonia 400 führt von Eisenstadt nach Eisenstadt. 400 Kilometer an einem Tag. Gemeinsam.

Meine Sucht nach weißen Rennradschuhen.

Sucht nach weißen Rennradschuhen

Weiße Rennradschuhe. Neu erstrahlen sie wie die schneeweißen Zähne eines Zahnpasta-Models im künstlich verstärktem Scheinwerferlicht. Sie sind mehr als nur ein Accessoire – sie sind Statement, Lifestyle und das ultimative Must-have für all jene, der auf der Straße Eindruck machen will. Ich habe mich lange dagegen gewehrt. Late mover aus Überzeugung. Doch seit zwei Jahren haben sie mich in ihren verhexten Bann gezogen. Ich, nein wir haben uns ein Paar zugelegt und jetzt will ich mehr davon. Täglich. Ich stöbere, klicke, schaue, gustiere und träume. Meine Sucht nach weißen Rennradschuhen ist nicht mehr abzustreiten. Ausgeklügelte Algorithmen tun ihres dazu, diese Sucht zu verstärken und mich netzseitig laufend über neue Modelle und unwiderstehliche Aktionen zu informieren. Einmal geklickt, für immer …

Kein Wunder also, dass sie überall auftauchen: auf Instagram, Facebook, und in der Werbung zwischen zwei YouTube-Videos. Täglich flutet ein Strom an neuen ultimativen Angeboten mein Smartphone-Display, und jedes Mal klicke ich. Logisch. Jeder Klick zieht mich dann noch tiefer hinein in den Kaninchenbau des Konsums, und plötzlich bin ich auf einer italienischen Website, die mir verspricht, dass ich mit genau diesem Schuh mindestens 10 Watt mehr trete. Die Versuchung ist jedes Mal groß. Und der Reiz auch.

Wie soziale Netzwerke die Sucht anheizen.

Social Media ist für Rennradschuhfetischisten wie ich es bin wie Mordor. Der Algorithmus kennt keine Gnade. Einmal nach „Rennradschuh weiß“ gesucht, und schon verfolgt dich die Werbung bis in die Träume. Dabei sind die Bilder immer makellos. Perfekte Schuhe in perfekten Szenarien: am Strand von Mallorca, auf dem Col du Galibier oder beim Latte Macchiato Stop im Hipster-Café. Jeder Swipe zeigt ein noch verführerischeres Modell. Natürlich klicke ich. Natürlich speichere ich und natürlich fange ich an zu vergleichen. Irgendwann denke ich, dass es ohne diese Schuhe überhaupt keinen Sinn mehr hat, auf das Rad zu steigen. Es ist ein teuflischer Kreislauf – und ich bin mittendrin.

Warum mich weiße Rennradschuhe magisch anziehen.

Weiße Rennradschuhe sind keine Schuhe. Sie sind eine Philosophie. Sie signalisieren Stilbewusstsein, Sauberkeit und einen Hauch von Arroganz. Wen ich weiße Schuhe trage, glaube ich an meine Fähigkeiten, sauber durch jede Pfütze zu fahren und unbefleckt das Café zu betreten. Sie sind mein Traum von Perfektion, in der Realität aber eine harte Prüfung. Jeder Fleck, jedes Körnchen Dreck schreit nach Aufmerksamkeit. Dennoch bleibt die Anziehungskraft ungebrochen. Es ist fast so, als wären sie für uns geschaffen, um mich daran zu erinnern, dass ich niemals gut genug für sie sein werde. Und genau das macht sie unwiderstehlich.

Jeder Klick macht die Preise schlimmer.

Habt ihr schon einmal gesehen, wie viel weiße Rennradschuhe kosten? Sie starten bei € 250,- und hören bei € 400,- nicht auf. Natürlich könnte ich auch ein älteres Modell nehmen oder gar auf die Idee kommen, sie gebraucht zu kaufen. Doch das geht bei weißen Schuhen nicht. Weiß ist nur so lange Weiß, bis es getragen wurde. Ich kann also nicht anders, als nach neuen Modellen zu suchen – High-End-Marken, die mit Carbonsohlen, Boa-Verschlüssen und einem Gewicht, das leichter als ein Energieriegel ist, werben. Und jedes Mal, wenn ich denke, dass ich den perfekten Schuh gefunden habe, zeigt mir Instagram ein noch besseres Modell. Das Ergebnis? Noch mehr Klicks und noch mehr Preise, die mich sprachlos machen.

Vernunft als letzte Bastion.

Trotz all dieser Versuchungen gibt es einen kleinen Funken Vernunft in mir. Ja, ich liebe den Look, das Gefühl und die Vorstellung, mit weißen Schuhen schneller zu sein. Aber am Ende siegt – zumindest bisher – der Gedanke, dass € 400,- für ein Paar Schuhe eine Absurdität sind. Schließlich sind meine alten Schuhe noch gut. Mit weißem Gaffa-Tape wie neu. Sie tragen mich durch den Wind, den Regen und hinauf auf die schönsten Gipfel. Und selbst wenn sie schmutzt und verdreckt sind, bringen sie mich ins Ziel. Aber wer weiß, wie lange die Vernunft noch siegt? Vielleicht breche ich irgendwann ein. Vielleicht steht bald ein Paar makelloser weißer Rennradschuhe in meinem Flur. Bis dahin bleibt die Sucht – und die Vernunft kämpft tapfer weiter.

Die Sucht nach weißen Rennradschuhen und ich.

Weiße Rennradschuhe sind mehr als ein Accessoire. Sie sind meine Sucht, mein Lifestyle und meine Herausforderung. Bin schon so weit gegangen, dass ich meine alten Schuhe, nicht makellos weißen Schuhen, mit weißer Farbe besprüht und gefärbt habe. Krank, oder? Social Media macht es nicht besser, sondern treibt mich weiter in einen möglichen Privatkonkurs. Ich habe das Gefühl, ohne weißen Rennradschuhen nicht komplett zu sein. Und doch bleibt die Vernunft der Fels in der Brandung – zumindest noch. Vielleicht gewinne ich diesen Kampf, vielleicht auch nicht. Aber eines ist sicher: Solange weiße Rennradschuhe existieren, wird meine Sucht weiterleben.

 

#ktrchts

PS: Hier meine favorisierten Schuhe:

1. DMT Pogi
2. Shimano S-Pyre RC9
3. Specialized S-Works Torch/Specialized S-Works Torch Lace
4. Quoc M3 Air
5. Crono Shoes CR1
6. Crono Shoes CV2
7. Quoc Escape Road Lace

Und welche sind eure Favoriten?

Selbsttest: Was kostet ein winterlicher Sturz mit dem Rennrad?

winterlicher Sturz mit dem Rennrad

Die Statistik war beeindruckend: über ein Jahr unfallfrei. Keine scharf geschnittenen Kurven, keine unbedachten Manöver. Doch im Winter scheint das Glück manchmal auszugleiten – buchstäblich. Wie damals. Es war ein Heimweg, wie so viele. Tag sieben der diesjährigen #festive500. Die Kür nach der Pflicht. Denn bereits an Tag fünf war diese nutzloseste Trophäe mit magischer Energie bereits am Desktop. Nichts mehr als ein virtuelles Abzeichen. Die Beine müde, die Gedanken schon bei einer heißen Dusche. Eine harmlose Rechtskurve, die ich unzählige Male gefahren bin. Ein winterlicher Sturz mit dem Rennrad und plötzlich war ab hier alles anders.

Winter, Asphalt und das Unsichtbare.

Der Asphalt hatte einen feinen, unsichtbaren Film – vielleicht Feuchtigkeit, vielleicht etwas Frost. Es war nichts zu sehen, aber mein Vorderrad fühlte es beim Einlenken sofort. Noch bevor ich realisierte, dass ich nicht mehr Herr der Lage war, war ich schon unterwegs – allerdings nicht in die Richtung, in die ich wollte. Der Moment, in dem man merkt, dass nichts mehr zu retten ist, hat eine ganz eigene Schwere.

Der Zeitlupen-Kopfsprung.

In Sekundenbruchteilen verwandelte sich die Kurve in einen Stuntfilm. Mein Vorderrad klappte weg, mein Oberkörper katapultierte nach vorne. Es war ein Kopfsprung in Zeitlupe, wie man ihn keinem Freibad empfehlen würde. Der Aufprall war heftig, kompromisslos. Meine Schulter traf zuerst den harten Boden, dann der Helm. Das Geräusch war dumpf, der Schmerz direkt und ehrlich. Ich lag da, wie ein Kartoffelsack, der vom LKW gefallen war. Ab Boden liegend sehe ich noch, wie meine blacksheep Brille an mir vorbeirollt und vom Handy aus der hinteren Trikottasche überholt wird.

Der erste Blick: Mein Rad und ich.

Noch bevor ich mich selbst prüfte, wanderte mein Blick zum Rennrad. Der Lenker war grotesk verdreht, tief in den Rahmen eingewickelt. Es sah aus, als hätte es das Rad zerknüllt wie Papier. Ein kurzer Moment des Schocks – nicht nur wegen des Zustands meines Fahrrads, sondern auch, weil mein Atem stockte. Ich schnappte nach Luft, versuchte, die Kontrolle zurückzugewinnen. Was war da eigentlich passiert?

Der Selbstcheck: Was ist kaputt?

Langsam rollte ich mich laut hechelnd zur Seite, die Hand instinktiv zu den Stellen führend, die akut m meisten schmerzten. Die Schulter? Bewegt sich, wenn auch sehr zögerlich. Die Hüfte? Aua, aber tragbar. Das rechte Knie? Ich konnte es durch die zerfetzte Hose sehen. Es blutete. War das alles? Leider nicht. Mein Atem war immer noch schwerfällig und ich spürte verdächtiges Stechen im Brustbereich. Vorne und hinten. Der Schock saß tief. Zum Glück. Das milderte die Schmerzen und stoppte jeden Gedanken an eine gröbere Verletzung. Ich bildete mir einfach ein, es sei alles in Ordnung.

Der Moment der Erkenntnis.

Ich stand schließlich auf, wackelig, wie eine Babygiraffe beim ersten Schritt. Der Körper war eine Baustelle, aber zumindest funktionierte noch alles. Mein Rennrad? Eine andere Geschichte. Der Lenker ließ sich kaum bewegen, die Schaltung hatte offensichtlich genug vom Winter und auch das Vorderrad sah aus, als hätte es die Kurve genauso wenig gemocht wie ich. Der rechte SRAM Red eTap 22 Schalthebel funktioniert nicht mehr, das Lenkerband zerfleddert und die Lenker Kappen (beide) in der Mitte gebrochen.

Auch das erst vor einem halben Jahr ausgetauschte SRAM Red eTap Schaltwerk glich einer vom Gletschereis schroff geschliffene Moräne. Mit kaputtem Helm, kaputter Winterjacke, kaputten Überschuhen (ihren teuren), kaputter Winterhose hochgerechnet ein guter Tausender, den ich am Asphalt von Klingenbach liegen gelassen habe.

Was ich daraus gelernt habe.

Während ich mir aus der Not heraus das manuelle Schalten aus den Tiefen meiner Erinnerung hervorholte, um nicht mit schiefer Kette (groß/groß) nach Hause fahren zu müssen, resümierte ich über die Notwendigkeit dieses letzten Missgeschickes des Jahres.

Winterliches Radfahren ist eine eigene Disziplin. Die versteckten Gefahren lauern überall – auf unsichtbaren Eisflächen, nassem Laub oder eben in einer vermeintlich harmlosen Kurve. Rückblickend hätte ich vorsichtiger sein können, langsamer, aufmerksamer. Oder ich einfach daheim geblieben. Aber manchmal reicht auch das nicht. Der Winter zeigt uns unsere Grenzen, mit aller Konsequenz. Ob am Rad, zu Fuß, oder mit dem Auto.

Fazit: Demut statt Heldentum.

Dieser Sturz war kein heroischer Akt, sondern ein Weckruf. Es geht nicht darum, im Winter besonders hart oder mutig zu sein. Es geht darum, klug zu fahren – und sich bewusst zu machen, dass nicht jede Gefahr sichtbar ist. Mein Rennrad wird repariert, meine Prellungen heilen (hoffentlich). Aber der Respekt vor dem Asphalt im Winter bleibt. Und das ist vielleicht die wichtigste Lektion von allen. Jetzt heißt es, den Ergometer nutzen. Denn das geht erstaunlich gut. Mit Rippengurt und in monotoner Haltung. Im Gegensatz zum Schlafen. Das funktioniert leider nur im aufrecht sitzen,. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

Bin mir sicher, dass bis zum Heiraten alle verheilt sein wird. Wünsche allen noch einen unfallfreien Restwinter.

Cristian aka ktrchts

 

Festive 500: Zwischen Gans, Keksen und Schneesturm

Festive 500

Die Festive 500 sind der ultimative Beweis dafür, dass wir RadfahrerInnen nicht ganz normal sind. 500 Kilometer – zwischen dem 24. und 31. Dezember, wohlgemerkt. Während andere ihre Zeit zwischen Festessen, Sofa und Netflix verbringen, schwingen wir uns aufs Rad. Egal ob Sturm, Schnee oder minus 10 Grad: Das Ziel ist klar. Klingt verrückt? Ist es auch. Aber genau das macht es ja so reizvoll.

Festive 500 Challage

Herausforderung Winter: Wenn Kilometer zählen zur Mutprobe wird

Während sich RadfahrerInnen in Australien, Cran Canaria, Südafrika oder Teneriffa in kurzen Hosen und bei Sonnenschein auf die Strecke machen, herrscht bei uns in den Alpen Winter. Und zwar richtiger Winter. Je nachdem, wo man sich befindet. Und wie hoch das ist. Vereiste Straßen, klirrende Kälte und die immerwährende Gefahr, mit Übermut im Kopf in der Krankenhausaufnahme zu landen. Denn die Gefahr lauert überall.

Die größte Herausforderung? Sich überhaupt aus dem warmen Wohnzimmer zu bewegen, während die Familie gerade den Weihnachtsfilm der Wahl anschaut. Mit der fetten Gans im Bauch und die Folgen daraus am Bauch. Und immer wieder die Frage, warum man sich das antut. Die Antwort: Heldentum.

Wenn “Winter-Wonderland” zur Hölle wird

Radfahren im Winter ist kein Spaziergang. Handschuhe reichen nie aus, die Nase läuft nach fünf Minuten, und wenn du Glück hast, funktioniert dein Garmin trotz Temperaturen unter Null noch. Plötzlich wird jede kleine Steigung zum Everest, weil der Schnee unter den Reifen wie Sand wirkt und du vergebens nach Traktion suchgt. Und dann sind da noch die Autofahrer, die im Schneematsch besonders “rücksichtsvoll” agieren.

Aber wir wollen es ja nicht anders. Wer sich der Herausforderung stellt, wird belohnt – mit Geschichten, die man noch seinen Enkelkindern erzählen kann.

Sportlernahrung zu Weichnachten

Zeitmanagement: Zwischen Familie und Festtagsmenü

Das Zeitmanagement ist fast so brutal wie das Wetter. Weihnachten ist die Zeit der Familie. Das bedeutet: Geschenke auspacken, Weihnachtsessen vorbereiten, Besinnlichkeit simulieren – und trotzdem irgendwo 60 bis 100 Kilometer am Tag auf dem Rad verbringen.

Die Kunst ist, die Balance zwischen Ausfahrten und Familienfrieden zu finden. Die Lösung? Früh raus, bevor alle wach sind. Oder gleich nach dem Essen – dann ist der Kuchen für den Kalorienausgleich gesichert.

Zynismus pur: Grüße an die Sonnenschein-Radfahrer

Natürlich gibt es sie – die „Glücklichen“, die die Festive 500 im Süden bestreiten. Kurze Hosen, 20 Grad, Espresso-Stopps am Strand. Während wir uns in Schichten aus Merino, Gore-Tex und Neopren einpacken, posten sie Bilder vom Strand und ihrem Rad ohne einen einzigen Tropfen Salz oder Dreck.

Liebe RadfahrerInnen in Südafrika, Kalifornien, Australien oder Gran Canaria: Wir beneiden euch nicht. Wirklich nicht. Aber falls euch doch mal kalt werden sollte, wir haben genug Frostbeulen, um sie mit euch zu teilen.

Weihnachten am Rad

Das Ziel erreichen: Heldentum auf zwei Rädern

Wer es bis zum 31. Dezember schafft, 500 Kilometer bei winterlichen Bedingungen zu absolvieren, verdient mehr als Applaus. Es ist ein Ritterschlag für jeden, der jemals ein Rennrad bestiegen hat. Denn die Festive 500 sind mehr als nur eine Challenge. Sie sind ein Kampf gegen den inneren Schweinehund, das Wetter und die Versuchung, einfach auf der Couch zu bleiben.

Am Ende des Tages geht es um die Geschichten, die du danach erzählen kannst. Um die Kälte, die du gespürt, und die Willenskraft, die du aufgebracht hast. Um die seltsame Befriedigung, in den letzten Stunden des Jahres so richtig an deine Grenzen gegangen zu sein.

Fazit: Verrückt, aber gut

Die Festive 500 sind nichts für Schwache. Aber genau deshalb sind sie so besonders. Egal, ob du in der Sonne oder im Schneesturm fährst, der wahre Gewinner bist du, wenn du es bis zum Ende schaffst. Und ganz ehrlich: Es fühlt sich einfach besser an, wenn du es trotz aller Widrigkeiten geschafft hast – und danach die wohlverdiente heiße Schokolade und die übrig gebliebenen Kekse ohne schlechten Gewissen genießen kannst.

Am Ende wird alles halb so schlimm gewesen sein. Oder auch doppelt so schwer. 500/8 = 62,5. Eine einfache Rechnung. Wären da nicht die vielen Hürden, die es zu meistern gibt.

#ktrchts

 

Rennradfahren und Graveln im Winter.

Rennradfahren und Graveln im Winter

Es gibt zwei Arten von RadfahrerInnen: Die, die bei Temperaturen unter 10 Grad auf Zwift umsatteln, und die, die mit Frost auf den Wimpern und einer Erkältung im Anflug triumphierend vom „echten Leben“ erzählen. Rennradfahren und Graveln im Winter ist kein Sport, es ist eine Charakterprüfung. Doch bevor du dich aufs Rad schwingst und denkst, du wärst Jens Voigt in seiner arktischen Phase: Lies weiter. Es gibt eine feine Linie zwischen heroisch und hirnrissig – und ich verrate dir, wie du sie grandios überschreitest.

Rennradfahren ist auch Wintersport

Warum zur Hölle macht man das?

Gute Frage. Es gibt keine vernünftige Antwort. Vielleicht geht es um die meditative Stille verschneiter Waldwege. Vielleicht um das Gefühl, dass ein heißer Tee nach zwei Stunden in der Kälte besser schmeckt als jede Sterneküche. Womöglich ist es schlicht Ego – „Wenn ich das schaffe, bin ich unbesiegbar.“ Was auch immer die Motivation ist: Winterfahrten sind wie schlechte Dates. Du weißt, dass es wehtun wird, und gehst trotzdem hin.

7 Tipps für garantiert kalte Zehen und Schüttelfrost.


Hier die ultimativen Tipps, wie du mit Sicherheit alles falsch machen kannst – perfekt für alle, die unbedingt beweisen wollen, dass sie nicht dumm genug sein können, um auf Warnungen, gesunden Menschenverstand oder das Wetter zu hören.

1. Zieh zu wenig an – der Profi weiß, was ihn frieren lässt

Winterjacken machen dick und Schichten sind überbewertet. Trage maximal ein langärmliges Trikot und eine dünne Windjacke. Überschuhe? Wer braucht die schon? Es ist schließlich nicht kalt – bis du 20 km/h fährst und der Wind dich daran erinnert, dass auch du menschlich bist.

2. Vergiss deine Handschuhe – Kalte Finger für echte Held:innen

Die besten Winterfahrer erkennt man an den leblosen Fingern, die sie nach der Fahrt wie kleine Zombie-Krallen vorzeigen. Ohne Handschuhe wird jedes Bremsen und Schalten zur heroischen Herausforderung.

3. Plane eine Strecke, die einsam und verlassen ist

Wähle Strecken, auf denen niemand vorbeikommt. Wenn dir kalt wird oder du merkst, dass deine Nase festgefroren ist, gibt es keine Hilfe. Genau das macht das Abenteuer aus!

4. Verwechsle „wasserdicht“ mit „atmungsaktiv“

Winterregen ist nur für Weicheier ein Problem. Kombiniere eine Jacke, die die Feuchtigkeit schön speichert, mit Schuhen, die Wasser wie ein Schwamm aufsaugen. Nichts motiviert mehr als das Gefühl, mit jedem Tritt einen kleinen See zu bewegen.

5. Übernimm dich – Intensität ist die halbe Erkältung

Fahre so schnell, dass du richtig ins Schwitzen kommst, und mach dann eine Pause. Der Temperatursturz beim Stehenbleiben ist perfekt, um die Schüttelfrost-Session einzuleiten.

6. Lass die Beleuchtung zu Hause

Wintertage sind kurz, und nichts sorgt für mehr Dramatik als eine einsame Fahrt im Dunkeln. Ohne Licht. Ideal, um die Sinne zu schärfen – oder ins Krankenhaus zu fahren.

7. Trink eiskalt – Tee ist für Anfänger

Fülle deine Trinkflasche mit kaltem Wasser. Heiße Getränke sind für Wanderer und Couchpotatoes. Ein richtig kalter Schluck beim Wintergraveln ist die perfekte Erfrischung – und fördert garantiert die Kältesensibilität deiner Zähne.

Was im Winter wirklich zählt: Überleben!

Natürlich gibt es auch eine etwas weniger selbstzerstörerische Herangehensweise. Rennradfahren und Graveln im Winter kann eine magische Erfahrung sein – wenn du vorbereitet bist. Das richtige Equipment, eine durchdachte Route und die Fähigkeit, deinen Körper zu schützen, machen den Unterschied zwischen Abenteuer und Abbruch.

Hier sind die Dinge, die du tatsächlich tun solltest:

  • Investiere in wind- und wasserdichte Kleidung. Gute Handschuhe und Überschuhe sind kein Luxus, sondern Überlebenswichtiges. Mein Tipp: Winterschuhe und wenn’s sein muss, Alufolie über die Zehen. Umweltschädigend, aber warm.
  • Plane deine Route mit Optionen für einen schnellen Abbruch, falls das Wetter umschlägt. Die geplante Route kann zu einem anderen Zeitpunkt auch noch gefahren werden.
  • Nimm eine Thermosflasche mit heißem Tee oder Suppe mit. Das verstößt zwar gegen den Style-Kodex, dein Körper und deine Gliedmaßen werden dich aber dafür lieben.
  • Halte deine Fahrten kurz und effektiv. Drei Stunden in der Kälte sind nicht „episch“, sie sind dumm. Wenn episch, dann mindestens 7.
  • Wenn’s glatt ist, streike nicht. Zieh Spikes auf. Vorne reicht. Außer, du willst einen See überqueren. Dein Vorderrad wird wie auf Schienen alle Kurven meistern und deine Rippen schmerzfrei Party feiern.

Die Schönheit des Winters auf zwei Rädern

Trotz aller Dramen und Herausforderungen hat das Winterfahren seinen Reiz. Die Landschaft wirkt ruhiger, die Straßen sind leerer, und die innere Zufriedenheit, die du nach einer gelungenen Winterfahrt fühlst, ist unvergleichlich. Wenn du es schaffst, den inneren Schweinehund zu überwinden und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, wirst du feststellen, dass Rennradfahren und Graveln im Winter nicht nur möglich, sondern auch bereichernd ist.

#ktrchts

PS: Lust auf Winterradeln? Hier geht’s zum ultimativen Ultracycling Abenteuer.

Ultracycling im Winter – 24h Burgenland Extrem.

Utracycling im Winter

Am Neusiedlersee flirtet am 23. Jänner 2025 wieder der Frost mit dem blanken Wahnsinn. 224 Meilen. Dreimal um den Neusiedlersee. Ultracycling im Winter. Das sind 360 Kilometer – mitten in die kälteste Zeit des Jahres. Kein Toskana-Sonne-Bolzen, sondern Eiszeit-Kurbelschinderei: Die Finger taub, die Zehen gefühlt auf einem meditativen Eiskissen ruhend. Und der Körper steif wie eine Hainbuche zu ihren besten Zeiten. Und doch – irgendwas in dir schreit: Mach es! Es wartet die Herausforderung, die selbst den härtesten Winterradlern Respekt abnötigt. Drei Runden, die dir einiges lehren. Nicht nur über deine körperliche und mentale Stärke, sondern auch über die dunklen Seiten deines inneren Schweinehundes. Zwischen dir und dem Olymp nur noch sieben Hauptlaster, die dich daran hindern werden, extrem zu sein. Bis zum Ende. Und darüber hinaus. Sei gewappnet.

24 Stunden Burgenland Extrem Velo-Edition

Die Lust (Luxuria)

Die ersten 75 Meilen – pure Euphorie. Du fühlst dich wie der Held in deinem persönlichen Actionfilm: Schnee staubt, Reifen singen, und dein Ego feiert eine Party. Aber Vorsicht – die Lust auf Geschwindigkeit ist wie eine heiße Affäre: kurzweilig und gefährlich. Ein Hauch Eis und Bäm, du küsst den Boden. Immer schön Piano, rät deine innere Stimme. Doch wer hört schon bei so viel Spaß darauf?

Der Zorn (Ira)

Runde zwei. Willkommen in der Hölle. Der Wind ist dein Feind, die Kälte dein Folterknecht – und du? Ein fluchender Gladiator. „Warum mache ich das?!“, schreit dein Inneres, während du in den Sturm hineintrittst. So what! Du machst dies freiwillig und du bezahlst sogar dafür. Dein Gegner ist also nicht der Winter. Es bist du selbst. Und plötzlich, zwischen Flüchen und schmerzenden Oberschenkeln, verstehst du: Zorn schmilzt, wenn du weiterfährst.

Der Stolz (Superbia)

Letzte Runde. Die Krone gehört dir. Du bist der Champion – in deinem Kopf. Aber Stolz ist wie Glatteis: Ein falscher Schritt, und die Realität knallt dir ins Gesicht. Lobe nicht die Nacht vor der Ziellinie. Diese Runde ist kein Triumphzug. Es ist eine Lektion. In Demut. Und darin, wie hart der Boden unter Schnee sein kann.

Die Völlerei (Gula)

Dein unersättlicher Appetit nach Energy-Riegeln. Du weißt, der nächste könnte der eine zu viel sein oder der Letzte. Aber es ist Winter. Und Winter ist Hunger. Auch wenn dein Magen bereits rebelliert und deine Verdauung auf Stur geschaltet hat: Deine Völlerei ist real – und klebt am Ende wie Power-Gel an deiner Seele.

Der Neid (Invidia)

E-Biker überholen dich mit einem Grinsen. Ihr Lächeln ist wie Salz in deinen eiskalten Wunden. Aber du weißt: Kein Akku der Welt kann die Befriedigung ersetzen, die kommt, wenn du aus eigener Kraft durchs Ziel rollst.

Die Faulheit (Acedia)

Zwei Runden vorbei. Das warme Oggauer Gemeindeamt lacht dir entgegen. Oder dein in unmittelbarer Nähe geparktes Auto. Und der Gedanke an Sitzheizung wird zur Sirene, die dich ans Ufer deiner Komfortzone locken will. Doch du bist stärker – oder?

Die Habgier (Avaritia)

Vier Runden statt drei? Nur für die Statistik? Die Habgier flüstert verführerisch. Aber halt! 224 Meilen sind mehr als genug. Gier frisst Hirn. Also hör auf deine Erfahrung – und schließe ab. Mit Stolz, nicht mit Übermut.

Fazit

Der Neusiedlersee im Winter ist kein Radrennen. Es ist eine Reise zu dir selbst. Ein Tanz mit den Extremen. 224 Meilen, drei Runden und sieben tödliche Hindernisse. Am Ende? Bist du entweder gebrochen – oder unbesiegbar. Mit rotgefrorenen Wangen und einem Herz, das stärker schlägt als je zuvor. Also: Helm auf, Gänsehaut an und rauf aufs Rad.

Zeig der Kälte, wer hier wirklich cool ist.

#ktrchts aka Cristian Gemmato
Offizieller Allwetter-Radler und selbsternannter Sünden-Bändiger
www.dieketterechts.com | www.machurlaubfahrrennrad.com

Anmeldungen jederzeit möglich. Wer einen Startplatz abstauben möchte, der möge auf Facebook vorbeischauen. Viel Glück.