Kategorie: Rennradgeschichten

Geschichten rund ums Rennradfahren

Meine Sucht nach weißen Rennradschuhen.

Sucht nach weißen Rennradschuhen

Weiße Rennradschuhe. Neu erstrahlen sie wie die schneeweißen Zähne eines Zahnpasta-Models im künstlich verstärktem Scheinwerferlicht. Sie sind mehr als nur ein Accessoire – sie sind Statement, Lifestyle und das ultimative Must-have für all jene, der auf der Straße Eindruck machen will. Ich habe mich lange dagegen gewehrt. Late mover aus Überzeugung. Doch seit zwei Jahren haben sie mich in ihren verhexten Bann gezogen. Ich, nein wir haben uns ein Paar zugelegt und jetzt will ich mehr davon. Täglich. Ich stöbere, klicke, schaue, gustiere und träume. Meine Sucht nach weißen Rennradschuhen ist nicht mehr abzustreiten. Ausgeklügelte Algorithmen tun ihres dazu, diese Sucht zu verstärken und mich netzseitig laufend über neue Modelle und unwiderstehliche Aktionen zu informieren. Einmal geklickt, für immer …

Kein Wunder also, dass sie überall auftauchen: auf Instagram, Facebook, und in der Werbung zwischen zwei YouTube-Videos. Täglich flutet ein Strom an neuen ultimativen Angeboten mein Smartphone-Display, und jedes Mal klicke ich. Logisch. Jeder Klick zieht mich dann noch tiefer hinein in den Kaninchenbau des Konsums, und plötzlich bin ich auf einer italienischen Website, die mir verspricht, dass ich mit genau diesem Schuh mindestens 10 Watt mehr trete. Die Versuchung ist jedes Mal groß. Und der Reiz auch.

Wie soziale Netzwerke die Sucht anheizen.

Social Media ist für Rennradschuhfetischisten wie ich es bin wie Mordor. Der Algorithmus kennt keine Gnade. Einmal nach „Rennradschuh weiß“ gesucht, und schon verfolgt dich die Werbung bis in die Träume. Dabei sind die Bilder immer makellos. Perfekte Schuhe in perfekten Szenarien: am Strand von Mallorca, auf dem Col du Galibier oder beim Latte Macchiato Stop im Hipster-Café. Jeder Swipe zeigt ein noch verführerischeres Modell. Natürlich klicke ich. Natürlich speichere ich und natürlich fange ich an zu vergleichen. Irgendwann denke ich, dass es ohne diese Schuhe überhaupt keinen Sinn mehr hat, auf das Rad zu steigen. Es ist ein teuflischer Kreislauf – und ich bin mittendrin.

Warum mich weiße Rennradschuhe magisch anziehen.

Weiße Rennradschuhe sind keine Schuhe. Sie sind eine Philosophie. Sie signalisieren Stilbewusstsein, Sauberkeit und einen Hauch von Arroganz. Wen ich weiße Schuhe trage, glaube ich an meine Fähigkeiten, sauber durch jede Pfütze zu fahren und unbefleckt das Café zu betreten. Sie sind mein Traum von Perfektion, in der Realität aber eine harte Prüfung. Jeder Fleck, jedes Körnchen Dreck schreit nach Aufmerksamkeit. Dennoch bleibt die Anziehungskraft ungebrochen. Es ist fast so, als wären sie für uns geschaffen, um mich daran zu erinnern, dass ich niemals gut genug für sie sein werde. Und genau das macht sie unwiderstehlich.

Jeder Klick macht die Preise schlimmer.

Habt ihr schon einmal gesehen, wie viel weiße Rennradschuhe kosten? Sie starten bei € 250,- und hören bei € 400,- nicht auf. Natürlich könnte ich auch ein älteres Modell nehmen oder gar auf die Idee kommen, sie gebraucht zu kaufen. Doch das geht bei weißen Schuhen nicht. Weiß ist nur so lange Weiß, bis es getragen wurde. Ich kann also nicht anders, als nach neuen Modellen zu suchen – High-End-Marken, die mit Carbonsohlen, Boa-Verschlüssen und einem Gewicht, das leichter als ein Energieriegel ist, werben. Und jedes Mal, wenn ich denke, dass ich den perfekten Schuh gefunden habe, zeigt mir Instagram ein noch besseres Modell. Das Ergebnis? Noch mehr Klicks und noch mehr Preise, die mich sprachlos machen.

Vernunft als letzte Bastion.

Trotz all dieser Versuchungen gibt es einen kleinen Funken Vernunft in mir. Ja, ich liebe den Look, das Gefühl und die Vorstellung, mit weißen Schuhen schneller zu sein. Aber am Ende siegt – zumindest bisher – der Gedanke, dass € 400,- für ein Paar Schuhe eine Absurdität sind. Schließlich sind meine alten Schuhe noch gut. Mit weißem Gaffa-Tape wie neu. Sie tragen mich durch den Wind, den Regen und hinauf auf die schönsten Gipfel. Und selbst wenn sie schmutzt und verdreckt sind, bringen sie mich ins Ziel. Aber wer weiß, wie lange die Vernunft noch siegt? Vielleicht breche ich irgendwann ein. Vielleicht steht bald ein Paar makelloser weißer Rennradschuhe in meinem Flur. Bis dahin bleibt die Sucht – und die Vernunft kämpft tapfer weiter.

Die Sucht nach weißen Rennradschuhen und ich.

Weiße Rennradschuhe sind mehr als ein Accessoire. Sie sind meine Sucht, mein Lifestyle und meine Herausforderung. Bin schon so weit gegangen, dass ich meine alten Schuhe, nicht makellos weißen Schuhen, mit weißer Farbe besprüht und gefärbt habe. Krank, oder? Social Media macht es nicht besser, sondern treibt mich weiter in einen möglichen Privatkonkurs. Ich habe das Gefühl, ohne weißen Rennradschuhen nicht komplett zu sein. Und doch bleibt die Vernunft der Fels in der Brandung – zumindest noch. Vielleicht gewinne ich diesen Kampf, vielleicht auch nicht. Aber eines ist sicher: Solange weiße Rennradschuhe existieren, wird meine Sucht weiterleben.

 

#ktrchts

PS: Hier meine favorisierten Schuhe:

1. DMT Pogi
2. Shimano S-Pyre RC9
3. Specialized S-Works Torch/Specialized S-Works Torch Lace
4. Quoc M3 Air
5. Crono Shoes CR1
6. Crono Shoes CV2
7. Quoc Escape Road Lace

Und welche sind eure Favoriten?

Selbsttest: Was kostet ein winterlicher Sturz mit dem Rennrad?

winterlicher Sturz mit dem Rennrad

Die Statistik war beeindruckend: über ein Jahr unfallfrei. Keine scharf geschnittenen Kurven, keine unbedachten Manöver. Doch im Winter scheint das Glück manchmal auszugleiten – buchstäblich. Wie damals. Es war ein Heimweg, wie so viele. Tag sieben der diesjährigen #festive500. Die Kür nach der Pflicht. Denn bereits an Tag fünf war diese nutzloseste Trophäe mit magischer Energie bereits am Desktop. Nichts mehr als ein virtuelles Abzeichen. Die Beine müde, die Gedanken schon bei einer heißen Dusche. Eine harmlose Rechtskurve, die ich unzählige Male gefahren bin. Ein winterlicher Sturz mit dem Rennrad und plötzlich war ab hier alles anders.

Winter, Asphalt und das Unsichtbare.

Der Asphalt hatte einen feinen, unsichtbaren Film – vielleicht Feuchtigkeit, vielleicht etwas Frost. Es war nichts zu sehen, aber mein Vorderrad fühlte es beim Einlenken sofort. Noch bevor ich realisierte, dass ich nicht mehr Herr der Lage war, war ich schon unterwegs – allerdings nicht in die Richtung, in die ich wollte. Der Moment, in dem man merkt, dass nichts mehr zu retten ist, hat eine ganz eigene Schwere.

Der Zeitlupen-Kopfsprung.

In Sekundenbruchteilen verwandelte sich die Kurve in einen Stuntfilm. Mein Vorderrad klappte weg, mein Oberkörper katapultierte nach vorne. Es war ein Kopfsprung in Zeitlupe, wie man ihn keinem Freibad empfehlen würde. Der Aufprall war heftig, kompromisslos. Meine Schulter traf zuerst den harten Boden, dann der Helm. Das Geräusch war dumpf, der Schmerz direkt und ehrlich. Ich lag da, wie ein Kartoffelsack, der vom LKW gefallen war. Ab Boden liegend sehe ich noch, wie meine blacksheep Brille an mir vorbeirollt und vom Handy aus der hinteren Trikottasche überholt wird.

Der erste Blick: Mein Rad und ich.

Noch bevor ich mich selbst prüfte, wanderte mein Blick zum Rennrad. Der Lenker war grotesk verdreht, tief in den Rahmen eingewickelt. Es sah aus, als hätte es das Rad zerknüllt wie Papier. Ein kurzer Moment des Schocks – nicht nur wegen des Zustands meines Fahrrads, sondern auch, weil mein Atem stockte. Ich schnappte nach Luft, versuchte, die Kontrolle zurückzugewinnen. Was war da eigentlich passiert?

Der Selbstcheck: Was ist kaputt?

Langsam rollte ich mich laut hechelnd zur Seite, die Hand instinktiv zu den Stellen führend, die akut m meisten schmerzten. Die Schulter? Bewegt sich, wenn auch sehr zögerlich. Die Hüfte? Aua, aber tragbar. Das rechte Knie? Ich konnte es durch die zerfetzte Hose sehen. Es blutete. War das alles? Leider nicht. Mein Atem war immer noch schwerfällig und ich spürte verdächtiges Stechen im Brustbereich. Vorne und hinten. Der Schock saß tief. Zum Glück. Das milderte die Schmerzen und stoppte jeden Gedanken an eine gröbere Verletzung. Ich bildete mir einfach ein, es sei alles in Ordnung.

Der Moment der Erkenntnis.

Ich stand schließlich auf, wackelig, wie eine Babygiraffe beim ersten Schritt. Der Körper war eine Baustelle, aber zumindest funktionierte noch alles. Mein Rennrad? Eine andere Geschichte. Der Lenker ließ sich kaum bewegen, die Schaltung hatte offensichtlich genug vom Winter und auch das Vorderrad sah aus, als hätte es die Kurve genauso wenig gemocht wie ich. Der rechte SRAM Red eTap 22 Schalthebel funktioniert nicht mehr, das Lenkerband zerfleddert und die Lenker Kappen (beide) in der Mitte gebrochen.

Auch das erst vor einem halben Jahr ausgetauschte SRAM Red eTap Schaltwerk glich einer vom Gletschereis schroff geschliffene Moräne. Mit kaputtem Helm, kaputter Winterjacke, kaputten Überschuhen (ihren teuren), kaputter Winterhose hochgerechnet ein guter Tausender, den ich am Asphalt von Klingenbach liegen gelassen habe.

Was ich daraus gelernt habe.

Während ich mir aus der Not heraus das manuelle Schalten aus den Tiefen meiner Erinnerung hervorholte, um nicht mit schiefer Kette (groß/groß) nach Hause fahren zu müssen, resümierte ich über die Notwendigkeit dieses letzten Missgeschickes des Jahres.

Winterliches Radfahren ist eine eigene Disziplin. Die versteckten Gefahren lauern überall – auf unsichtbaren Eisflächen, nassem Laub oder eben in einer vermeintlich harmlosen Kurve. Rückblickend hätte ich vorsichtiger sein können, langsamer, aufmerksamer. Oder ich einfach daheim geblieben. Aber manchmal reicht auch das nicht. Der Winter zeigt uns unsere Grenzen, mit aller Konsequenz. Ob am Rad, zu Fuß, oder mit dem Auto.

Fazit: Demut statt Heldentum.

Dieser Sturz war kein heroischer Akt, sondern ein Weckruf. Es geht nicht darum, im Winter besonders hart oder mutig zu sein. Es geht darum, klug zu fahren – und sich bewusst zu machen, dass nicht jede Gefahr sichtbar ist. Mein Rennrad wird repariert, meine Prellungen heilen (hoffentlich). Aber der Respekt vor dem Asphalt im Winter bleibt. Und das ist vielleicht die wichtigste Lektion von allen. Jetzt heißt es, den Ergometer nutzen. Denn das geht erstaunlich gut. Mit Rippengurt und in monotoner Haltung. Im Gegensatz zum Schlafen. Das funktioniert leider nur im aufrecht sitzen,. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

Bin mir sicher, dass bis zum Heiraten alle verheilt sein wird. Wünsche allen noch einen unfallfreien Restwinter.

Cristian aka ktrchts

 

Festive 500: Zwischen Gans, Keksen und Schneesturm

Festive 500

Die Festive 500 sind der ultimative Beweis dafür, dass wir RadfahrerInnen nicht ganz normal sind. 500 Kilometer – zwischen dem 24. und 31. Dezember, wohlgemerkt. Während andere ihre Zeit zwischen Festessen, Sofa und Netflix verbringen, schwingen wir uns aufs Rad. Egal ob Sturm, Schnee oder minus 10 Grad: Das Ziel ist klar. Klingt verrückt? Ist es auch. Aber genau das macht es ja so reizvoll.

Festive 500 Challage

Herausforderung Winter: Wenn Kilometer zählen zur Mutprobe wird

Während sich RadfahrerInnen in Australien, Cran Canaria, Südafrika oder Teneriffa in kurzen Hosen und bei Sonnenschein auf die Strecke machen, herrscht bei uns in den Alpen Winter. Und zwar richtiger Winter. Je nachdem, wo man sich befindet. Und wie hoch das ist. Vereiste Straßen, klirrende Kälte und die immerwährende Gefahr, mit Übermut im Kopf in der Krankenhausaufnahme zu landen. Denn die Gefahr lauert überall.

Die größte Herausforderung? Sich überhaupt aus dem warmen Wohnzimmer zu bewegen, während die Familie gerade den Weihnachtsfilm der Wahl anschaut. Mit der fetten Gans im Bauch und die Folgen daraus am Bauch. Und immer wieder die Frage, warum man sich das antut. Die Antwort: Heldentum.

Wenn “Winter-Wonderland” zur Hölle wird

Radfahren im Winter ist kein Spaziergang. Handschuhe reichen nie aus, die Nase läuft nach fünf Minuten, und wenn du Glück hast, funktioniert dein Garmin trotz Temperaturen unter Null noch. Plötzlich wird jede kleine Steigung zum Everest, weil der Schnee unter den Reifen wie Sand wirkt und du vergebens nach Traktion suchgt. Und dann sind da noch die Autofahrer, die im Schneematsch besonders “rücksichtsvoll” agieren.

Aber wir wollen es ja nicht anders. Wer sich der Herausforderung stellt, wird belohnt – mit Geschichten, die man noch seinen Enkelkindern erzählen kann.

Sportlernahrung zu Weichnachten

Zeitmanagement: Zwischen Familie und Festtagsmenü

Das Zeitmanagement ist fast so brutal wie das Wetter. Weihnachten ist die Zeit der Familie. Das bedeutet: Geschenke auspacken, Weihnachtsessen vorbereiten, Besinnlichkeit simulieren – und trotzdem irgendwo 60 bis 100 Kilometer am Tag auf dem Rad verbringen.

Die Kunst ist, die Balance zwischen Ausfahrten und Familienfrieden zu finden. Die Lösung? Früh raus, bevor alle wach sind. Oder gleich nach dem Essen – dann ist der Kuchen für den Kalorienausgleich gesichert.

Zynismus pur: Grüße an die Sonnenschein-Radfahrer

Natürlich gibt es sie – die „Glücklichen“, die die Festive 500 im Süden bestreiten. Kurze Hosen, 20 Grad, Espresso-Stopps am Strand. Während wir uns in Schichten aus Merino, Gore-Tex und Neopren einpacken, posten sie Bilder vom Strand und ihrem Rad ohne einen einzigen Tropfen Salz oder Dreck.

Liebe RadfahrerInnen in Südafrika, Kalifornien, Australien oder Gran Canaria: Wir beneiden euch nicht. Wirklich nicht. Aber falls euch doch mal kalt werden sollte, wir haben genug Frostbeulen, um sie mit euch zu teilen.

Weihnachten am Rad

Das Ziel erreichen: Heldentum auf zwei Rädern

Wer es bis zum 31. Dezember schafft, 500 Kilometer bei winterlichen Bedingungen zu absolvieren, verdient mehr als Applaus. Es ist ein Ritterschlag für jeden, der jemals ein Rennrad bestiegen hat. Denn die Festive 500 sind mehr als nur eine Challenge. Sie sind ein Kampf gegen den inneren Schweinehund, das Wetter und die Versuchung, einfach auf der Couch zu bleiben.

Am Ende des Tages geht es um die Geschichten, die du danach erzählen kannst. Um die Kälte, die du gespürt, und die Willenskraft, die du aufgebracht hast. Um die seltsame Befriedigung, in den letzten Stunden des Jahres so richtig an deine Grenzen gegangen zu sein.

Fazit: Verrückt, aber gut

Die Festive 500 sind nichts für Schwache. Aber genau deshalb sind sie so besonders. Egal, ob du in der Sonne oder im Schneesturm fährst, der wahre Gewinner bist du, wenn du es bis zum Ende schaffst. Und ganz ehrlich: Es fühlt sich einfach besser an, wenn du es trotz aller Widrigkeiten geschafft hast – und danach die wohlverdiente heiße Schokolade und die übrig gebliebenen Kekse ohne schlechten Gewissen genießen kannst.

Am Ende wird alles halb so schlimm gewesen sein. Oder auch doppelt so schwer. 500/8 = 62,5. Eine einfache Rechnung. Wären da nicht die vielen Hürden, die es zu meistern gibt.

#ktrchts

 

Rennradfahren und Graveln im Winter.

Rennradfahren und Graveln im Winter

Es gibt zwei Arten von RadfahrerInnen: Die, die bei Temperaturen unter 10 Grad auf Zwift umsatteln, und die, die mit Frost auf den Wimpern und einer Erkältung im Anflug triumphierend vom „echten Leben“ erzählen. Rennradfahren und Graveln im Winter ist kein Sport, es ist eine Charakterprüfung. Doch bevor du dich aufs Rad schwingst und denkst, du wärst Jens Voigt in seiner arktischen Phase: Lies weiter. Es gibt eine feine Linie zwischen heroisch und hirnrissig – und ich verrate dir, wie du sie grandios überschreitest.

Rennradfahren ist auch Wintersport

Warum zur Hölle macht man das?

Gute Frage. Es gibt keine vernünftige Antwort. Vielleicht geht es um die meditative Stille verschneiter Waldwege. Vielleicht um das Gefühl, dass ein heißer Tee nach zwei Stunden in der Kälte besser schmeckt als jede Sterneküche. Womöglich ist es schlicht Ego – „Wenn ich das schaffe, bin ich unbesiegbar.“ Was auch immer die Motivation ist: Winterfahrten sind wie schlechte Dates. Du weißt, dass es wehtun wird, und gehst trotzdem hin.

7 Tipps für garantiert kalte Zehen und Schüttelfrost.


Hier die ultimativen Tipps, wie du mit Sicherheit alles falsch machen kannst – perfekt für alle, die unbedingt beweisen wollen, dass sie nicht dumm genug sein können, um auf Warnungen, gesunden Menschenverstand oder das Wetter zu hören.

1. Zieh zu wenig an – der Profi weiß, was ihn frieren lässt

Winterjacken machen dick und Schichten sind überbewertet. Trage maximal ein langärmliges Trikot und eine dünne Windjacke. Überschuhe? Wer braucht die schon? Es ist schließlich nicht kalt – bis du 20 km/h fährst und der Wind dich daran erinnert, dass auch du menschlich bist.

2. Vergiss deine Handschuhe – Kalte Finger für echte Held:innen

Die besten Winterfahrer erkennt man an den leblosen Fingern, die sie nach der Fahrt wie kleine Zombie-Krallen vorzeigen. Ohne Handschuhe wird jedes Bremsen und Schalten zur heroischen Herausforderung.

3. Plane eine Strecke, die einsam und verlassen ist

Wähle Strecken, auf denen niemand vorbeikommt. Wenn dir kalt wird oder du merkst, dass deine Nase festgefroren ist, gibt es keine Hilfe. Genau das macht das Abenteuer aus!

4. Verwechsle „wasserdicht“ mit „atmungsaktiv“

Winterregen ist nur für Weicheier ein Problem. Kombiniere eine Jacke, die die Feuchtigkeit schön speichert, mit Schuhen, die Wasser wie ein Schwamm aufsaugen. Nichts motiviert mehr als das Gefühl, mit jedem Tritt einen kleinen See zu bewegen.

5. Übernimm dich – Intensität ist die halbe Erkältung

Fahre so schnell, dass du richtig ins Schwitzen kommst, und mach dann eine Pause. Der Temperatursturz beim Stehenbleiben ist perfekt, um die Schüttelfrost-Session einzuleiten.

6. Lass die Beleuchtung zu Hause

Wintertage sind kurz, und nichts sorgt für mehr Dramatik als eine einsame Fahrt im Dunkeln. Ohne Licht. Ideal, um die Sinne zu schärfen – oder ins Krankenhaus zu fahren.

7. Trink eiskalt – Tee ist für Anfänger

Fülle deine Trinkflasche mit kaltem Wasser. Heiße Getränke sind für Wanderer und Couchpotatoes. Ein richtig kalter Schluck beim Wintergraveln ist die perfekte Erfrischung – und fördert garantiert die Kältesensibilität deiner Zähne.

Was im Winter wirklich zählt: Überleben!

Natürlich gibt es auch eine etwas weniger selbstzerstörerische Herangehensweise. Rennradfahren und Graveln im Winter kann eine magische Erfahrung sein – wenn du vorbereitet bist. Das richtige Equipment, eine durchdachte Route und die Fähigkeit, deinen Körper zu schützen, machen den Unterschied zwischen Abenteuer und Abbruch.

Hier sind die Dinge, die du tatsächlich tun solltest:

  • Investiere in wind- und wasserdichte Kleidung. Gute Handschuhe und Überschuhe sind kein Luxus, sondern Überlebenswichtiges. Mein Tipp: Winterschuhe und wenn’s sein muss, Alufolie über die Zehen. Umweltschädigend, aber warm.
  • Plane deine Route mit Optionen für einen schnellen Abbruch, falls das Wetter umschlägt. Die geplante Route kann zu einem anderen Zeitpunkt auch noch gefahren werden.
  • Nimm eine Thermosflasche mit heißem Tee oder Suppe mit. Das verstößt zwar gegen den Style-Kodex, dein Körper und deine Gliedmaßen werden dich aber dafür lieben.
  • Halte deine Fahrten kurz und effektiv. Drei Stunden in der Kälte sind nicht „episch“, sie sind dumm. Wenn episch, dann mindestens 7.
  • Wenn’s glatt ist, streike nicht. Zieh Spikes auf. Vorne reicht. Außer, du willst einen See überqueren. Dein Vorderrad wird wie auf Schienen alle Kurven meistern und deine Rippen schmerzfrei Party feiern.

Die Schönheit des Winters auf zwei Rädern

Trotz aller Dramen und Herausforderungen hat das Winterfahren seinen Reiz. Die Landschaft wirkt ruhiger, die Straßen sind leerer, und die innere Zufriedenheit, die du nach einer gelungenen Winterfahrt fühlst, ist unvergleichlich. Wenn du es schaffst, den inneren Schweinehund zu überwinden und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, wirst du feststellen, dass Rennradfahren und Graveln im Winter nicht nur möglich, sondern auch bereichernd ist.

#ktrchts

PS: Lust auf Winterradeln? Hier geht’s zum ultimativen Ultracycling Abenteuer.

Ultracycling im Winter – 24h Burgenland Extrem.

Utracycling im Winter

Am Neusiedlersee flirtet am 23. Jänner 2025 wieder der Frost mit dem blanken Wahnsinn. 224 Meilen. Dreimal um den Neusiedlersee. Ultracycling im Winter. Das sind 360 Kilometer – mitten in die kälteste Zeit des Jahres. Kein Toskana-Sonne-Bolzen, sondern Eiszeit-Kurbelschinderei: Die Finger taub, die Zehen gefühlt auf einem meditativen Eiskissen ruhend. Und der Körper steif wie eine Hainbuche zu ihren besten Zeiten. Und doch – irgendwas in dir schreit: Mach es! Es wartet die Herausforderung, die selbst den härtesten Winterradlern Respekt abnötigt. Drei Runden, die dir einiges lehren. Nicht nur über deine körperliche und mentale Stärke, sondern auch über die dunklen Seiten deines inneren Schweinehundes. Zwischen dir und dem Olymp nur noch sieben Hauptlaster, die dich daran hindern werden, extrem zu sein. Bis zum Ende. Und darüber hinaus. Sei gewappnet.

24 Stunden Burgenland Extrem Velo-Edition

Die Lust (Luxuria)

Die ersten 75 Meilen – pure Euphorie. Du fühlst dich wie der Held in deinem persönlichen Actionfilm: Schnee staubt, Reifen singen, und dein Ego feiert eine Party. Aber Vorsicht – die Lust auf Geschwindigkeit ist wie eine heiße Affäre: kurzweilig und gefährlich. Ein Hauch Eis und Bäm, du küsst den Boden. Immer schön Piano, rät deine innere Stimme. Doch wer hört schon bei so viel Spaß darauf?

Der Zorn (Ira)

Runde zwei. Willkommen in der Hölle. Der Wind ist dein Feind, die Kälte dein Folterknecht – und du? Ein fluchender Gladiator. „Warum mache ich das?!“, schreit dein Inneres, während du in den Sturm hineintrittst. So what! Du machst dies freiwillig und du bezahlst sogar dafür. Dein Gegner ist also nicht der Winter. Es bist du selbst. Und plötzlich, zwischen Flüchen und schmerzenden Oberschenkeln, verstehst du: Zorn schmilzt, wenn du weiterfährst.

Der Stolz (Superbia)

Letzte Runde. Die Krone gehört dir. Du bist der Champion – in deinem Kopf. Aber Stolz ist wie Glatteis: Ein falscher Schritt, und die Realität knallt dir ins Gesicht. Lobe nicht die Nacht vor der Ziellinie. Diese Runde ist kein Triumphzug. Es ist eine Lektion. In Demut. Und darin, wie hart der Boden unter Schnee sein kann.

Die Völlerei (Gula)

Dein unersättlicher Appetit nach Energy-Riegeln. Du weißt, der nächste könnte der eine zu viel sein oder der Letzte. Aber es ist Winter. Und Winter ist Hunger. Auch wenn dein Magen bereits rebelliert und deine Verdauung auf Stur geschaltet hat: Deine Völlerei ist real – und klebt am Ende wie Power-Gel an deiner Seele.

Der Neid (Invidia)

E-Biker überholen dich mit einem Grinsen. Ihr Lächeln ist wie Salz in deinen eiskalten Wunden. Aber du weißt: Kein Akku der Welt kann die Befriedigung ersetzen, die kommt, wenn du aus eigener Kraft durchs Ziel rollst.

Die Faulheit (Acedia)

Zwei Runden vorbei. Das warme Oggauer Gemeindeamt lacht dir entgegen. Oder dein in unmittelbarer Nähe geparktes Auto. Und der Gedanke an Sitzheizung wird zur Sirene, die dich ans Ufer deiner Komfortzone locken will. Doch du bist stärker – oder?

Die Habgier (Avaritia)

Vier Runden statt drei? Nur für die Statistik? Die Habgier flüstert verführerisch. Aber halt! 224 Meilen sind mehr als genug. Gier frisst Hirn. Also hör auf deine Erfahrung – und schließe ab. Mit Stolz, nicht mit Übermut.

Fazit

Der Neusiedlersee im Winter ist kein Radrennen. Es ist eine Reise zu dir selbst. Ein Tanz mit den Extremen. 224 Meilen, drei Runden und sieben tödliche Hindernisse. Am Ende? Bist du entweder gebrochen – oder unbesiegbar. Mit rotgefrorenen Wangen und einem Herz, das stärker schlägt als je zuvor. Also: Helm auf, Gänsehaut an und rauf aufs Rad.

Zeig der Kälte, wer hier wirklich cool ist.

#ktrchts aka Cristian Gemmato
Offizieller Allwetter-Radler und selbsternannter Sünden-Bändiger
www.dieketterechts.com | www.machurlaubfahrrennrad.com

Anmeldungen jederzeit möglich. Wer einen Startplatz abstauben möchte, der möge auf Facebook vorbeischauen. Viel Glück.

Rennradurlaub in Cesenatico.

Renrnadurlaub in Cesenatico

Urlaub machen und Rennrad fahren. Saisonfinale in Cesenatico. Die Rennrad-Perle der Adria, empfing uns mit offenen Armen und einem Lächeln, das selbst die Wolken vertreiben konnte. Doch die erste Woche unseres geplanten Saisonabschlusses schien von Petrus persönlich in ein Wasserballett verwandelt worden zu sein. Regen, der in Strömen vom Himmel fiel, ließ die Straßen am Anreisetag glänzen und meine geplante Erkundungsfahrt ins sprichwörtliche Wasser fallen. Hatte es am Freitag noch 27 Grad, musste ich am Samstag zum ersten Mal seit ich hier bin w.o. geben und die Wartezeit auf die TeilneherInnen mit schmerzhaften Dehnen im Fitness-Raum überbrücken. Langwiele sei Danke. Ein Rennradurlaub in Cesenatico kann auch feuchte Seiten aufziehen.

Doch wie nach jedem Sturm die Sonne wiederkehrt, so brachte die zweite Woche ein wahres Sommer-Revival. Die Sonne strahlte mit einer Intensität, die selbst mich als kühnster Träumer und Optimist ins Schwitzen brachte. Die Tränen trockneten, und wir konnten wieder unsere Touren durch die sanften Hügel der Emilia-Romagna in Angriff nehmen.

Zwischen Regentanz und Sommer-Revival.

Jeder Tritt in die Pedale war ein Tanz mit dem Wind, jeder Anstieg eine Ode an die eigene Ausdauer. Die Landschaft präsentierte sich in sattem Grün, durchzogen von goldenen Feldern und malerischen Dörfern, die wie Perlen an einer Kette aufgereiht waren. Die Küste bot atemberaubende Ausblicke, und das Meer glitzerte im Sonnenlicht wie ein funkelnder Edelstein. Die Abende verbrachten wir in geselliger Runde, genossen die lokale Küche und ließen die Erlebnisse des Tages Revue passieren. Es war eine Zeit des Lachens, des Teilens und des Genusses – ein wahrer Höhepunkt zum Abschluss der Radsaison.

Cesenatico hat uns gezeigt, dass selbst nach Regen und Sturm die Sonne heller scheinen kann. Diese zwei Wochen waren ein Beweis dafür, dass das Leben, wie das Radfahren, voller Höhen und Tiefen ist – und dass nach jedem Tiefpunkt ein umso strahlenderer Höhepunkt folgt.

Pfützen, Pasta und Pedale.

Als die Gäste der ersten Woche an jenem ersten Tag in Cesenatico ankamen, schien es, als hätte das Meer beschlossen, seine Grenzen zu überschreiten und die Straßen zu erobern. Der Regen fiel nicht – er stürzte in Sturzbächen vom Himmel, als wolle er die Welt unter sich ertränken. Die Luft war schwer, durchtränkt von der salzigen Feuchtigkeit der Adria, die sich mit dem erbarmungslosen Trommeln der Tropfen vereinte. So etwas hatte ich hier noch nie gesehen. Und auch alle anderen nicht.

Statt eines warmen Willkommens in der pittoresken Küstenstadt erwartete uns ein Szenario, das an eine apokalyptische Vision erinnerte: Straßen, die sich in spiegelnde Kanäle verwandelten, Autos, die wie gestrandete Boote in den Fluten standen, und ein Himmel, der so tiefgrau war, dass er sich wie eine Decke über das Land legte. Die pastellfarbene Fassade unseres Hotels, sonst ein Retro-Augenschmaus, spiegelte sich traurig in den Pfützen, ihre leuchtenden Töne von der melancholischen Nässe gedämpft.

Wenn der Himmel weint und das Rennrad seufzt.

Für die Gäste der ersten Woche war es ein Ankommen im Wasserreich. Der Gedanke, die Straßen mit dem Rad zu erobern, wurde von der Realität hinweggefegt wie Blätter im Sturm. Die Straßenmarkierungen – gelbe Linien der Hoffnung – verschwanden unter der aufgewühlten Oberfläche, und jeder Schritt wurde beim Rennradurlaub in Cesenatico zu einem Tanz zwischen Pfützen und Strudeln.

Der Regen trug jedoch nicht nur Wasser mit sich, sondern auch eine eigenartige Stille. Die sonst lebhaften Straßen waren leer, die Cafés verschlossen, und nur das unaufhörliche Tropfen durchbrach die fast meditative Ruhe. Es war ein Empfang, der statt mit Applaus mit dem monotonen Takt des Regens aufwartete – pathetisch, kraftvoll und irgendwie schön in seiner Rohheit.

Nass und unermüdlich.

Und genau deshalb: Wir sind dennoch gefahren. Jeden Tag. Die Emilia Romagna das Land zwischen Meer und Hügeln, mag uns mit Regen begrüßt haben, doch unsere Räder blieben nicht still. Mit jedem Aufstehen, mit jedem Blick aus dem Fenster und dem Ritual sich zig Wetter-Apps reinzuziehen und Wetterkarten zu studieren kam die gleiche Frage: „Wohin heute?“ Und ich, ein wahrer Zauberer des Terrains, hatte stets die Antwort – eine Route, die uns durch die Tropfen hindurchlenkte und die Regentänze gekonnt umschiffte.

Es war, als hätte ich einen sechsten Sinn für die Launen des Himmels. „Dort hinten lichtet es sich“, sagte ich, während ich auf eine unscheinbare Stelle im grauen Gewölk zeigte. Und tatsächlich – ein schmaler Streifen Blau lockte uns weiter, die Sonne immer nur einen Anstieg entfernt. So jagten wir der Trockenheit nach, fuhren durch Olivenhaine, die selbst im Regen ihren Duft nicht verloren hatten, und durch Dörfer, deren Kopfsteinpflaster in den Pfützen schimmerte wie nasser Marmor.

Die Temperaturen spielten uns dabei in die Karten: Milde 18 Grad machten das Dilemma zwischen Sommer und Herbst erträglich. Es war warm genug, dass die durchgeweichten Trikots keine Eiseskälte brachten, und dennoch frisch genug, um die Regenschauer als sportliche Herausforderung zu betrachten. „Das ist doch wie Duschen beim Fahren“, rief jemand aus der Gruppe mit einem Lachen, während der nächste Tropfenregen uns kurz einhüllte.

Heldenhaft und legendär.

Und heldenhaft waren wir. Helden des nassen Asphalts, Kämpfer gegen Schmutz und Spritzwasser. Doch es war ein Kampf, der seinen Preis hatte: das Putzen. Jeden Abend, wie ein Ritual, bückten wir uns über unsere treuen Rennräder, die von der Tagesetappe gezeichnet waren. Wasserflecken, Schlammspritzer, Reste der nassen Straße – alles musste ab, bevor der nächste Tag rufen konnte. Der Lappen, der Eimer, das Kettenöl – sie wurden zu unseren ständigen Begleitern, bis irgendwann das Stoßseufzen durchs Fahrerlager ging: „Nicht schon wieder!“

Doch auch diese Mühen hielten uns nicht auf. Denn trotz allem – oder vielleicht gerade deshalb – waren es Tage, die man nie vergessen würde. Der Regen mag uns herausgefordert haben, aber er hat uns auch zusammengebracht. Und wenn man einmal das Geräusch der Kette auf frisch gereinigtem Stahl hört, den ersten trockenen Kilometer des Tages fährt und merkt, dass man trotz allem die beste Entscheidung getroffen hat – dann weiß man: Diese Radtouren waren es wert. Jede einzelne.

Dass sich im Neben und hinter der Wolken ein kaum vorstellbare märchenhafte Kulisse verbergen konnte, blieb für jene, die zum ersten Mal hier waren, ein gut behütetes Geheimnis. Ein Grund für einige, wieder einen Rennradurlaub in Cesenatico zu buchen.

Petrus ist im Herzen doch Rennradfahrer.

Die zweite Woche vom Rennradurlaub in Cesenatico – ein Kontrastprogramm wie aus dem Bilderbuch. Nach den ungezählten grauen Regentagen der ersten Woche schien der Himmel über Cesenatico nun selbst Wiedergutmachung leisten zu wollen. Die Sonne, die sich bisher hinter dichten Wolkenschichten versteckt hatte, trat hervor wie eine Diva auf die Bühne und erhellte die Straßen mit einer Wärme, die uns vergessen ließ, dass der Oktober bereits ins Land gezogen war.

Ganz ohne Spannung begann die Woche jedoch nicht: Ein zarter Schleier aus Nebel legte sich in den frühen Morgenstunden über die Landschaft. Es war, als wollte der Herbst noch einmal daran erinnern, wer hier das Sagen hatte. Doch die Ungewissheit, ob das graue Dämmerlicht wieder in Regen übergehen könnte, löste sich schnell auf. Schon nach den ersten Kilometern unserer Ausfahrt brach die Sonne durch – golden, mild und mit einem Licht, das jedes Blatt an den Bäumen zum Leuchten brachte. Die Farben des Herbstes – Rot, Gold, Braun – schienen zu tanzen, während wir an Weinbergen und Olivenhainen vorbeizogen. Jeder Tritt ins Pedal fühlte sich plötzlich leichter an, jeder Atemzug war gefüllt mit der warmen Luft eines Spätsommers, der sich gegen den Herbst behauptete.

Nun konnten wir die Tage so genießen, wie sie geplant waren: lange Touren durch die Hügellandschaft, vorbei an den vielen Hotspots und hinauf zu Aussichtspunkten, von denen man das glitzernde Blau der Adria erahnen konnte. Und natürlich durfte auch der obligate Kaffeestopp nicht fehlen. Als wir die Räder abstellten, den Helm abnahmen und uns in die Sonne setzten, fühlte es sich an, als wäre der Sommer nie zu Ende gegangen. Der Cappuccino dampfte, das Lachen der Gruppe schallte über die Piazza, und die Wärme auf der Haut war Balsam für die Seele.

Mit der Sonne in der Trikottasche.

Auch dieses Jahr darf ich nur eines sagen: Urlaubmachen und Rennradfahren – was für ein Erfolg! Die Kombination aus sportlicher Herausforderung, traumhafter Kulisse und geselligem Beisammensein hat wieder einmal bewiesen, warum Cesenatico der perfekte Ort für einen Saisonabschluss ist. Zufriedene Gäste, die mit einem Lächeln und ein paar neuen Geschichten im Gepäck nach Hause reisen, sind der beste Beweis dafür.

Die Bucket Lists wurden abgehakt: Anstiege, von denen man nur träumen konnte, Abfahrten, die das Adrenalin in Wallung brachten, und geheime Sträßchen, die nur ein erfahrener Guide kennt. Und ja, das Dolce Vita hat seinen Teil dazu beigetragen – sei es durch Cornetto, Piadina oder Gelato, das uns am Ende des Tages vielleicht ein paar Gramm mehr, aber definitiv ein gutes Gefühl bescherte. Übergewicht? Ja, ein wenig – aber glücklich damit.

Was vom Rennradurlaub in Cesenatico bleibt, sind die wunderschönen Momente, die sich wie ein Mosaik aneinanderreihen. Sonnenaufgänge am Strand, Nebelschwaden, die sich über die Felder legten, der Geschmack eines Cappuccinos unter freiem Himmel und die vielen kleinen Geheimtipps, die diese Region so besonders machen. Abende, die mit Lachen, Erzählungen und einem Aperitivo verflogen, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Und vor allem: sportliche Herausforderungen, die jeden von uns an die Grenzen und manchmal darüber hinausgebracht haben. Die Beine brannten, die Lungen pumpten – und der Stolz am Gipfel war jede Anstrengung wert. Ein Urlaub, der in Körper und Geist gleichermaßen Spuren hinterlassen hat.

Cesenatico hat sich einmal mehr als ideales Rennradziel bewiesen, und eines ist sicher: Das war nicht unser letzter Besuch. Zufrieden, erfüllt und mit einem kleinen Schmunzeln blicken wir auf diese zwei Wochen zurück – bis der nächste Rennradurlaub in Cesenatico ruft.

#ktrchts

PS. Termine 2025 sind online und ab sofort buchbar.

 

King and Queen of the Lake

King and Queen of the Lake

Endlich hat die Warterei ein Ende. Wir stehen einander dich gedrängt vor den Treppen hinauf zur Startrampe. Das Team vor uns ist bereits gestartet. Wir haben jetzt noch genau 15 Sekunden Zeit unsere Rennräder zu hieven, uns nebeneinander aufzustellen, festgehalten zu werden und einzuklicken. Wir wackeln. Unser Blick ist nach vorne gerichtet. Der Countdown läuft. Noch 5 Sekunden. Dann drei, zwei, eins … und los geht das Abenteuer King and Queen of the Lake. Bettina, Irena, Jacqueline und ich machen uns auf die 48 Kilometer lange Reise rund um den Attersee. Mixed Heros by ktrchts on fire. Wie schon 2023 sind wir in spezielles Mixed-Team. Drei Frauen und meine Wenigkeit.

Der Grund ist gleich geblieben. Mixed Heros sind mein persönlicher Beitrag für mehr Frauen im (Renn)Radsport. Schnuppern, Spass haben, die Atmosphäre aufsaugen, Adrenalin spüren und die eigene sportliche Komfortzone verlassen. Das alles stand in der Ausschreibung und in der Partnersuche. Am Ende fiel die Wahl auf drei zu bekehrende Triathletinnen. Zwei davon, fahren erst seit zwei Jahren Rennrad.

Die Laktat-Party des Jahres.

King and Queen of the Lake ist und bleibt die Laktat-Party des Jahres. 2024 wollten 1400 RennradfahrerInnen am Attersee freiwillig an ihre Grenzen gehen und die Leiden eines Einzelzeit- oder Mannschaftszeitfahrens masochistisch ertragen. Die Titel King und Queen of the Lake sind im Amateursport und bei der Elite äußerst begehrt. Ja, es geht um (nicht wenig) Preisgeld, aber noch mehr um Ruhm und Ehre. Ballern für das persönliche Ego. Es zu streicheln und aufzuladen. Die eine Stunde ist längst schon kein Maßstab mehr. Nicht für die schnellsten Damen und Herren. Olympiasiegerinnen inklusive. Und dann kommen noch all die anderen. Einzeln oder im Team. Mit Rennrad oder Zeitfahrrad. Sie wollen so schnell wie möglich ins Ziel kommen. Wie wir. Ohne Übung und ohne vorher gemeinsam gefahren zu sein. Challenge accepted.

Die Mischung hätte nicht bunter sein können. Felgenbremsen, SPD-Dual Pedale mit Rückstrahler, MTB Schuhe, Holzrahmen, Langstreckenrennrad, Visierhelm, Triathlonschuhe … wir hatten alles dabei, was nicht zu einem Einzelzeitfahren gehören sollte. Bekanntlich zählen zu Glück der Wille und die Beine. Nicht das Material. Oder doch? Wir waren auf alle Fälle bereit. So bereit, dass wir fast die Zeit übersehen hätten und unsere Startzeit. Schnell noch Trikotausgabe, weil der richtige Style unmittelbar nach dem Willen kommt. Dann ein gemeinsames Einfahren. Es galt in Rekordzeit herauszufinden, welche Reisegeschwindigkeit die ideale Strategie hätte sein können. Heimliche Computersimulationen hatten in der Theorie eine Endzeit von ungefähr 1h25min errechnet. Dieses Ziel wurde auch vor dem Start ausgegeben.

Die Letzten werden die Letzten sein.

Der wohl genialste Spruch, den ich in letzter Zeit gehört habe. Copyright by Bettina. Die Zielvorgabe war klar. Die Strategie weniger. Umso mehr wir uns damit beschäftigten, umso exponentieller stieg die Nervosität und die Verwirrung. Viele Fragen, noch mehr Antworten. Das konnte nicht gut gehen. Am Ende einigten wir uns auf ein gemeinsames Wegfahren und (hoffentlich) ein gemeinsames Ankommen. Einer für alle, alle hinter einen.

Ein Mannschaftszeitfahren ist kompliziert. Das merkten wir schnell. Schnell kann man auch vieles falsch machen. Auch wenn es richtig war, zu Beginn Tempo zu machen – es ist ja schließlich ein Rennen, war unser Tempo (mein Tempo) anfangs vielleicht zu hoch. Wir „ballerten“ mit fast 40 km/h die ersten Kilometer dahin. Strava Segmente lügen nicht. Teilzeiten auch nicht. In meinem „Rückspiegel“ lachende Gesichter. Zumindest jenes von Bettina, die unmittelbar hinter mir fuhr. Adrenalin dürfte gewirkt haben. Wer bei so einer Geschwindigkeitspremiere lachen kann, dem kann es nicht schlecht gehen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Gleichzeitig kamen mir Zweifel auf, ob ich (ja ich!) es in dieser Form so durchdrücken hätte können. Nur keine Müdigkeit vortäuschen.

Die ersten „Schupfer“ näherten sich und die Homogenität der Mixed Heros bröckelte. Zurecht. Schnell wurde vom Racemode in den Genussmode geswitcht. Die Stimmung schwankte zwischen tief Luft holen, keuchen, beißen und tratschen. Während die Zeit lief. Und weiter lief. Inzwischen hatten uns einige Teams überholt. Aufbauend für uns war, dass viele davon nur mehr zu Dritt waren und wir sogar einen „Zurückgelassenen“ überholen konnte. Überholen! Die Moral war gestärkt.

Einer für alle, alle hinter einen.

Dann waren es noch 5 Kilometer. Buchberg und Litzlberg mussten noch „überlebt“ werden, ehe sich die erlösende Rechtskurve über die Ager Richtung Zielgerade näherte. Zeit, sich die Lorbeeren und den Applaus des Publikums zu holen. Als Gentleman ließ ich die Queens nach vor. In Nachhinein hätte ich ihnen noch sagen müssen, wo die Ziellinie ist und dass man danach bremsen sollte. Sorry dafür. Ende gut, alles gut. Mittendrin, statt nur daheim. 1h23min, knapp 34 km/h Schnitt. Mission accomplished. Punktlandung. Ein Bad an Emotionen. Der King and Queen of the Lake hat neue Fans. Und jede hat neue persönliche Rekorde. Schnellste 10 Meilen, 20, 30 und 40 Kilometer, Durchschnittsgeschwindigkeit, Höchstgeschwindigkeit … Ein positiver und erfreulicher Kollateralschaden. Es wurde Blut geleckt. Rennrad fahren ist zum Radrennen fahren geworden.

Die Nachbesprechung mit Schupfnudeln, Kaiserschmarrn und Klimt-Burger war auch eine Hommage an das Event. Danke an das OK-Team und allen freiwilligen Helfern und Supportern. Wie immer genial. Sogar das Wetter. Auch für mich war es ein perfektes Wochenende. Es war mir eine Ehre und große Freude als Windschattenspender dabei gewesen zu sein. Wir sehen uns 2025 hoffentlich wieder. Bewerbungen ab sofort möglich.

#ktrchts

King of the Lake Ergebnisse

King of the Lake Foto

Windschattenspenden

Der Ötztaler Radmarathon 2024

Der Ötztaler Radmarathon 2024

Eigentlich wollte ich in den Tiefen meines Kellers graben, um alle Finisher Trikots des Ötztaler Radmarathons vom Staub und den Motten zu befreien. Dazu bin ich noch nicht gekommen. Ich habe nämlich ein großes persönliches Interesse herauszufinden, wie oft ich bisher tatsächlich beim Ötztaler Radmarathon am Start gewesen bin. Die Rechnung mit dem Erinnern und Aufzählen geht nicht auf. Wahrscheinlich die Rechnung mit den Finisher Trikots auch nicht. Denn ich kann mich leider nicht mehr erinnern, ob solche damals Ende der 90er Jahre schon vergeben wurden. Ich weiß nur, dass ich mindestens zweimal von Steinach am Brenner aus, den Ötztaler Radmarathon in Angriff genommen habe. Digitale Statistiken sind wohl auch schwer zu finden. In den 2000er Jahren war ich regelmäßig dabei. Auch bei den Sauwetter-Editionen 2003 und 2013. Egal. Der Ötztaler Radmarathon 2024 sollte (dürfte) meine 19. Teilnahme gewesen sein. Und alles kam so, wie von mir nicht geplant. Weil ich nie einen Plan habe.

Das Rennen Anfang September – back to the roots.

Was gab es im vergangenen Jahr für ein Tohuwabohu! Einen Ötztaler Radmarathon Anfang Juli. Ein neuer Termin. Gekommen, um gleich wieder zu gehen. Zu heiß und zu früh. Das wohl gängigste Resümee der Teilnehmer. Der Ötztaler Radmarathon 2024 bekam dann doch wieder seinen traditionellen Platz am Ende des Sommers. Oder zu Beginn des Herbstes. Zu spät und vielleicht zu kalt. Die Angst vieler konnte man Wochen und Tage in den diversen Foren spüren. Eines vorweg – das Wetter hat gepasst. Bis auf den obligaten Regenguss am Timmelsjoch und hinunter nach Sölden, einfach perfekt. Die Frage, was wäre gewesen, wenn wir den aktuellen Wetterumschwung gehabt hätten (Schnee sogar in Sölden möglich), stellt sich nicht. Aber es wäre interessant zu wissen, was dann passiert wäre.

Fakt ist. 12 Grad zum Start, dann gutes Wetter und nicht allzu heiß (Ausnahme St. Leonhard – Anmerkung: War es in St. Leonhard jemals kühl?) und ein mächtiger Regenguss zwischen 15 und 16 Uhr rund um Sölden. Viel Vorsicht umsonst. Ein Durchfahren ohne Windweste und Ärmlinge vom Start weg wäre machbar gewesen. Auch wenn das Kälteempfinden eine subjektive Wahrnehmung ist.

Die üblichen Verdächtigen: Küthai, Brenner, Jaufen und Timmelsjoch.

Bei jeder Teilnahme überlege ich mir schon während der Fahrt, worüber ich einen Beitrag schreiben könnte. Einige Erlebnisse, wandle ich dabei beim Fahren schnell in Überschriften und Absätze um. Leider vergesse ich diese ziemlich rasch, denn erleben kann man beim Ötztaler Radmarathon einiges. Mir wurde heuer beispielsweise live Übertragungszeit geschenkt. Ein Interview mit Christoph Sumann am Küthai und zwei Einblendungen während der Übertragung haben mir die Möglichkeit gegeben, zwei ans Herz gewachsene Begleiter (My Esel und BlacksheepEyewear) als Produkt zu platzieren. Dass ich beim Ötztaler Radmarathon einen Prototyp am Kopf getragen habe, hätte nicht besser inszeniert werden können.

Wie ich schon des Öfteren erwähnt und geschrieben habe, verlaufen beim Ötztaler Radmarathon in etwa 100 Kilometer bergab. Das kam mir auch dieses Mal sehr entgegen. Mit etwas überhöhtem Systemgewicht habe ich die Bergauf-Passagen weniger interessant empfunden. Die Abfahrten dagegen umso mehr. PR auf allen Abschnitten und Segmenten. Erstaunlicherweise auch den gesamten Teilabschnitt Küthai Passhöhe – Brenner. Liegt wohl an der großen Gruppe von Kematen bis zur Labe am Brenner. Die 105,5 km/h in der Abfahrt vom Küthai eventuell auch.

Mein Ötztaler Radmarathon kann wie folgt zusammengefasst werden: Abfahrt nach Ötz kontrolliert (samt Plauderei mit Thomas Dressen), Anstieg zum Küthai dosiert, Downhill nach Kematen teleportiert, längster Anstieg zum Brenner übertrainiert, Schuss nach Sterzing motiviert, hinauf zum Jaufenpass stimuliert, kurvenreich nach St. Leonhard in Passeier frustriert, erster Teil Timmelsjoch bis Moos kollabiert, zweiter Teil Timmelsjoch bis Schönau paralysiert, ab Schönau nach ein paar (vielen) Schweden Tabletten revitalisiert, auf der Passhöhe reinkarniert und die Abfahrt nach Sölden unkontrolliert auf nasser Fahrbahn. Alles in allem ein lustiger, wenn auch langer Tag am Rad.

Viel Geld für noch mehr Leid.

Allen, die das Ziel erreicht haben, ein Chapeau aus tiefstem Herzen. Von den ersten bis zu den Nachzüglern. Speziell jenen, die sich mit letzter Kraft das Timmelsjoch hochgeschraubt und dann hinuntertreiben haben lassen. Sie sind die wahren Helden dieser Veranstaltung. Wie Anton Palzer passend gesagt hat: 13 Stunden leidend Rennrad fahren und dafür auch noch bezahlen. Chapeau, natürlich auch jenen, die irgendwo entlang der Strecke nicht mehr weiter konnten oder durften. Ja, die Zeitlimits sind brutal. Speziell jenes am Jaufenpass. Hier glaubt jeder, es noch schaffen zu können. Aber der Rennleiter 3 ist oben am Pass ohne Erbarmen. Um 1430 Uhr ist hier Ende. Kopf hoch. Dankbar sein für die Erfahrung, daraus lernen und schnell einen neuen Anlauf nehmen.

Rennradfahrer sind echte Schweine.

Kommen wir aber jetzt zu den Schattenseiten des Ötztaler Radmarathons – das Littering. Man muss schon ein echtes Schweinderl sein, um den Müll einfach auf die Straße oder den Straßenrand zu werfen. Und das, obwohl beim Fahrerbriefing explizit darauf hingewiesen wurde. „Das Wegwerfen von Müll ist außerhalb der dafür vorgesehenen Zonen verboten und wird mit einem Ausschluss aus dem Rennen geahndet.“ Und was machen wir (einige von uns)? Werfen den Müll einfach weg. Gels, alte Kleidung, Trinkflaschen … Sogar live im TV bei der Übertragung. Ein Führender wirft beim Anstieg zum Küthai seine Flasche weg. Ungeniert. Verkorkste Kinderstube würde ich sagen (um politisch korrekt zu bleiben – mir würden ganz andere Sachen dazu einfallen). Absichtlich die Natur verschandeln. Dummheit, die jemand anderer ausmerzen muss. Ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Traurig.

Da war auch noch eine Dame hinauf aufs Küthai. Wirft die einfach ihr Gel weg. Obwohl ein hinter ihr fahrender sie darauf aufmerksam macht, fährt sie mir nichts, dir nichts einfach weiter. Arroganz auf zwei Rädern. Ich (ja ich!) bin am Brenner sogar nach dem Pinkeln zurückgefahren, um meinen Müll in die nicht übersehbare Tonne bei der Labestation einzuwerfen. Aus meiner Sicht gehört da viel mehr Härte seitens der Veranstalter. Mit Eigenverantwortung kommt man nicht weit – so ist der Mensch. So sind auch die RadfahrerInnen.

Kein Rennen, wie jedes andere.

Der Ötztaler Radmarathon 2024 war wieder einmal kein Rennen wie jedes andere. Das kann der Ötztaler Radmarathon nicht. Und will es auch nicht. Man spürt das Spezielle an jedem Eck und sieht dies auch jedem Gesicht an. Von den TeilnehmerInnen, über die HelferInnen, die Damen und Herren auf der Expo und auch in den Unterkünften. Der Ötztaler Radmarathon fesselt dich schon Monate davor und lässt dich Wochen danach immer noch nicht los. Schon jetzt wird darüber diskutiert, wie das Wetter am 31. August 2025 sein könnte. So etwas kann nur der Ötztaler Radmarathon. Zurecht.

Es ist diese Wärme, die man als TeilnehmerIn empfängt. Auch an der Strecke. Vom Start weg über die vielen Hotspots entlang der 227 Kilometer. Beste Stimmung und Unterstützung für alle. Das ist der Spirit des Ötztaler Radmarathons.

Und dann kommen noch die vielen BegleiterInnen, die ein ganzes Jahr die Launen der Partnerin oder des Partners ertragen müssen und mit ihnen sogar nach Sölden fahren dürfen (müssen?). Respekt und Danke. Für eure Zeit, eure Geduld, eure Aufopferung. Der Ötztaler Radmarathon ist ein teures Hobby. Eines, das jede Beziehung, wenn nicht beide vom Ötzi-Virus infiziert sind, schwer auf die Probe stellt und das ganze Familienleben rundherum organisiert. Das muss auch einmal gesagt und festgehalten werden. Für den Ötztaler Radmarathon lebt man ein ganzes Jahr lang. Vielleicht sogar ein Leben lang.

Ungewisse Zukunft – dasselbe Procedere.

Der 44. Ötztaler Radmarathon im nächsten Jahr, wirft jetzt schon seine Schatten voraus. Die Zukunft der heimlichen Weltmeisterschaft für HobbyfahrerInnen ist noch offen. Aufgrund der Baustelle auf der Brennerautobahn (Luegbrücke) gibt es derzeit noch keine Genehmigungen. Das OK-Team rund um Heike Klotz und Dominic Kuen haben alle Hände voll zu tun, das Event zu sichern, um am 31. August 2024 über 4.000 TeilnehmerInnen erneut auf Traumfang zu schicken. Auch wenn die Zukunft (noch) ungewiss ist – das Procedere ist dasselbe. Träumen, anmelden, Startplatz sichern, Familie informieren, trainieren, kalte Füße bekommen und dann einfach in die Pedale treten, um sein persönliches Ziel zu erreichen. Als Belohnung wartet die schönste Rechtskurve der Welt. Jene von der Dorfstraße direkt vor die Ötztal Arena. Hier gibt es den Lohn für alle Strapazen.

Cristian G.
#ktrchts

PS: Sollte die Gesundheit und die Glücksfee mitspielen, wäre 2025 meine 20. Teilnahme. Den Rekord hält Martin Strobl (heuer 79 in einer Zeit von 11 1/2 Stunden) mit 34 Teilnahmen. Jetzt habe auch ich einen Traum.

Ein paar Ideen für 2025.

Viel wurde heuer über zwei Themen diskutiert. Die über Nachhaltigkeit und über die Frauen vor den Vorhang. Beide Themen gehören noch stärker inszeniert. Frau eine andersfarbige Startnummer zu geben, ist zu wenig.

Ich wünsche mir einen eigenen Startblock für Frauen. Für jene, die nicht vorne starten dürfen (!) und nicht weit hinten starten wollen. (weil zB. der Partner/die Partnerin mitfahrt). Ein eigener Bereich vor dem 2. Startblock zum Beispiel. Mit Zugang von vorne. So hätten die Damen auch das Privileg, später an den Start gehen zu müssen. Wenn es dann noch im Zielbereich einen „Womans only“ Bereich geben würde, mit speziellen Services für Frauen, umso besser.

Und wer bei der Abholung der Startnummer ein gültiges Zugticket vorlegen kann, soll auch Vorteile haben. Ich denke da auch einen vorderen Startblock.

Was meint ihr dazu?

Rennradguide Ausbildung.

Rennradguide Ausbildung

Die Neuen sind los. Fünf frisch gebackene Rennradguide Aspiranten bereichern ab sofort die Bikeguide Austria Landschaft. Die Rennradguide Ausbildung selbst ergänzt damit die bestehende Ausbildungsstruktur für Bikeguides in Österreich mit dem Bereich Rennrad. Der 5-tägige-Praxis- und Theoriekurs fand im Herzen des Joglland statt und beinhaltete alle Facetten, die ein Rennradguide kennen und beherrschen sollte. Von der dynamischen Gruppenführung, über Recht und rechtliches, Rahmenbedingungen, Orientierung, Karten-, Wetter- und Materialkunde, Notfallmanagement, Bikecheck, Radeinstellung, Pannenhilfe, Tourenplanung, Fahrtechnik, Motorik, Trainingslehre und natürlich viel Didaktik.

Bikeguide Austria erweitert Ausbildungsstruktur.

Aller Anfang war hier. In Wenigzell. Mitten im Joglland. Bikeguide Austria hatte gerufen und sie waren gekommen, um sich ausbilden zu lassen. Erstmal durfte ich als Ausbildungsleiter diese Agenden übernehmen. Neben der auf 3 Levels aufgebaute Ausbildung zum Mountainbike-Guide ist die Rennradguide Ausbildung eine perfekte Ergänzung für RennradfahrerInnen, die ihre Leidenschaft im Rennradfahren gefunden und diese Passion später als Beruf, privat oder auch gewerblich ausleben wollen. Mit Struktur und hohen Qualitätsstandards, die Bikeguide Austria nicht nur vorgibt, sondern auch lehrt. Mit Manfred Zögerer und mir – zwei Fachleute auf ihrem Gebiet. Manfred Zögerer ist Radsporttrainer und ich bin Marketer, Tourismuskenner und selbst Rennradguide. Unsere Expertisen sollen Bikeguide Austria stärken und mitentwickeln.

Wahrnehmen und vermitteln. Die Aufgaben eines Rennradguides.

Als zukünftiger Rennradguide gilt es nicht nur, mit Gästen von A nach B Rennrad zu fahren. Der Rennradguide verkörpert viele Rollen gleichzeitig und ist dafür verantwortlich, seinen Gästen einen unvergesslichen Mehrwert zu bieten. Mehrwert, der das touristische Angebot in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern attraktiver machen wird. Die Möglichkeiten in Österreich Rennrad zu fahren sind weit größer als man denkt und Rennrad fahren ist auch aufgrund der Klimaveränderung ein Ganzjahresangebot, welches Touristiker langsam aber doch entdecken.

Rennradfahren in Österreich.

Mit der Ausbildung zum Rennradguide schafft Bikeguide Austria eine perfekte Basis und die notwendige Brücke zum Rennradtourismus in Österreich. Zukünftige Rennradguides werden das Produkt Rennradfahren in Österreich maßgeblich mitgestalten und prägen. Bikeguide Austria hat die Grundlage gelegt. Der Rest passiert. Die fünf Neuen Rennradguide Aspiranten können ab sofort damit anfangen.

Prominenteste „Aspirantin“ des ersten Lehrganges war Elena Roch, Gewinnerin des Race Around Austria Extreme und des Race Across Austria selfsupported.

Der nächste Lehrgang soll im Frühjahr stattfinden. Alle Informationen dazu gib es bei Bikeguide Austria.