Kategorie: Rennradreisen

Geschichten rund um Rennradreisen

Rennradfahren in Niederösterreich – einmal rundherum.

Rennradfahren in Niederösterreich

Es könnte ein Hobby werden. Oder auch eine Sucht. Eine Sehnsucht. Das Rundherumfahren. Mit dem Rennrad ein Bundesland umrunden. Nach Vienna Roundabout und Burgenland Radlummadum hat sich dieses Mal Niederösterreich aufgedrängt. Solo, unsupported. 620 km und 6.000 Höhenmeter aufgeteilt auf zwei Tage. Tag eins mit dem Alpenvorland rund um Semmering, Adlitzgräben, Kalte Rinne, Höllental, Ochsattel, Kernhof, Gscheid, Annaberg, Wastl am Wald und das Waldviertel rund um das Kleine Yspsertal, Arbersbach, Weitra sowie Gmünd. Dazwischen die blaue Donau. Tag zwei mit noch einmal viel Waldviertel, die tschechische Grenze zu Südböhmen, viel an der Thaya, die Weingegend rund um Retz und dann viel und noch mehr geradeaus zwischen Laa (an der Thaya), Hohenau an der March, Dürnkrut und Hainburg. Rennradfahren in Niederösterreich ist bergig, hügelig und flach. Genau deswegen interessant und schön. Manchmal auch etwas monoton.

Bikepacking und das Rennradlerleben wird langsam.

Rennradfahren in Niederösterreich hat viele Facetten. Ich habe mir jene entlang der Grenzen zu Oberösterreich, Tschechien, Slowakei, dem Burgenland und der Steiermark vorgenommen. Die Strecke war jene des Race Around Niederösterreich. Mit leichten Adaptionen, um von Eisenstadt starten zu können und wieder in Eisenstadt ankommen zu müssen. Ein einfacher Plan: Zwei Mal über 300 km täglich. Mit jeweils 4.000 und 2.000 ungerecht aufgeteilten Höhenmetern. Alles einen Level höher als all das, was ich bisher im Sattel erleben durfte.

Mein Rennesel wurde schnell zum Packesel umgestylt. Der TopPeak Backloader 15L stand ihm gut und stramm. So wenig wie möglich und so viel wie nötig mitzunehmen ist und bleibt beim Bikepacking die Königsdisziplin. Erfahrung zahlt sich dabei immer aus. Der Frühstart war programmgemäß als früher Vogel hingelegt und ein kitschiger Sonnenaufgang begleitete mich ins Abenteuer. Zu Beginn gleich die erste Eingebung. Bikepacking macht das Rennradlerleben langsamer. Und unberechenbar. Zumindest das Handling des Rennrades. Erst als ich das kapiert hatte, kam ich in den Flow und der Pedaldruck wich dem Fahrgenuss.

Mathematik ist anstrengender als Rennradfahren.

600 Kilometer in 2 Tagen sind vor allem eine mathematische Herausforderung. Speziell am zweiten Tag, wo alles wieder bei null anfängt. Was man hatte, zählt dann nicht mehr. Ein harter Schlag. An beiden Tagen löste jeder Blick auf das Garmin-Display im Kopf eine Rechenaufgabe aus. Ich rechnete ständig herum. Kilometer, Höhenmeter, Zeit und Durchschnittsgeschwindigkeit mussten dem Ziel angepasst werden. Tagesziel, welches darin bestand, rechtzeitig bevor das Licht ausgehen würde, die schon im Vorfeld gebuchte Pension in Gmünd und das verdiente Bett in Eisenstadt zu erreichen. Gleichungen waren schon in der Schule meine Stärke und die Gefahr, mich zu verrechnen gering. Für den Fall hatte ich natürlich entsprechende Beleuchtung dabei. Vorne wie hinten.

Ein Highlight bei dieser ganzen Rechnerei war der erlösende psychologische Switch von „erst“ zu „nur noch“. Wobei das „nur noch“ am zweiten Tag erst bei 99 so richtig Freude aufkommen ließ. Eine schmerzverzerrte Freude.

Neben der vielen Rechnerei beschäftigte sich meine Ratio auch mit der Erfindung vieler Ausreden und Gründe, die Tour vielleicht doch noch zu vereinfachen. Am Anfang war das ein pragmatisches „Umdrehen“, später das Einreden, einen der vielen Bahnhöfe im Land aufzuspüren. Eine Verbindung nach Wien oder ST. Pölten sollte immer und überall zu finden sein. Perverser und unverschämt hingegen der immer wiederkehrende fromme Wunsch nach einem technischen Defekt. Je länger die Tour, desto erfinderischer wurde mein Geist. Es waren also nicht die müden Beine, die mich bremsten, sondern die Monotonie der Gedanken im Kopf.

Verkehrsarm und naturreich. Auch das ist Niederösterreich.

Das Waldviertel glänzt nicht unbedingt mit Abwechslung. Es geht hier auf und ab und dann wieder auf und ab und wenn es nicht auf und ab geht, dann geht es länger auf und ab. So gesehen war das wenig spannend. Also kämpfte ich mich von Lagerhaussilo zu Lagerhaussilo. Diese landwirtschaftlichen Leuchttürme waren stets am Horizont zu erkennen. Noch bevor der Kirchturm der nächsten Ortschaft sein Kirchturmspitze vorauswerfen konnte.

Interessant war auch die Tatsache, dass im Waldviertel 99 % der Orte an der Thaya liegen. An der Thaya hier, An der Thaya dort. Die Thaya selber habe ich nie gesehen. Oder einfach nicht bemerkt. Bemerkt, nein gemerkt habe ich mir hingegen die Autokennzeichen. WN, WB, NK, LF, SB, ME, ZT, GD, WT, HO, HL, MI,  GF, BL und BN – lauter Hirnnahrung. Wobei mir die Aufklärung der Herkunft GF am meisten Hirnschmalz gekostet hatte.

Auf meinem Weg rund um Niederösterreich war ich nicht nur allein unterwegs, sondern mutterseelenallein. Abgesehen von einigen „kritischen“ Verbindungsstücken (Orstzentrum Wieselburg, Laa an der Thaya – Staatz, Wiener Neustadt – Neunkirchen) bei denen die LKW die Statik meines Packesels durcheinander gewirbelt haben, konnte ich die motorisierten und menschlichen Begleiterscheinungen auf meiner Nase zählen. Genial war das kleine Yspertal (L7285) bergauf nach Dorfstetten und dann weiter über die B119 nach Arbersbach. Oder die Abfahrt von Wastl am Wald (Cima Coppi der Niederösterreich-Umrundung auf 1.100 Meter Seehöhe) über Puchenstuben und St. Anton an der Jeßnitz nach Scheibbs (B28 und B25). Nicht zu vergessen der Anflug nach Retz von Hofern kommend durch die Weinberge (Reblaus Radweg/Windmühlenweg) oder das zufällige Ansteuern von Braunschlag aka Eisgarn. In Erinnerung bleibt mir auch das Teilstück des Traisental-Radweges hinauf nach Gscheid. Bist du g’scheit, war das steil. Rennradfahren in Niederösterreich. Verkehrsarm, naturreich und serienfilmreif.

Niederösterreich rundherum ist mittendrin.

Man muss sich bei solchen Umrundungen in das Rennradabenteuer einlassen können und man muss es zulassen. Und verlangsamen. Auch beim Bikepacking. Der Weg ist bekanntlich das Ziel. Am Ziel angelangt gehört dann alles der Vergangenheit an. Niederösterreich rundherum war dieses starke Mittendrin. Mittendrin im Abenteuer. Bestehend aus sportlicher Herausforderung und lokaler Neugier. Was ist wo und was ist warum? Lernen und Rennradfahren fürs Leben. Eine bessere Schule gibt es nicht.

Ich hatte Glück mit dem Wetter. Kein einziger Tropfen hat mich erwischt. Und das obwohl rundherum Starkregen und Gewitter gewütet haben. Glück hatte ich auch, keinen Defekt bekommen zu haben. Das Karma hätte zuschlagen können, nachdem im Kopf der Wunsch danach Vater des Gedanken gewesen ist. 

Ich habe auf Holz geklopft, damit nichts passiert und ich bin auf Holz gefahren. Damit eben nichts passiert. Den tschechischen LKW-Fahrer verbuchen wir als Ausnahme. Ein Sattelzug hätte mich in der 90° Kurve fast erdrückt. Dumm (saudumm) von ihm, dass er mich davor noch überholt hatte. Gut für mich, dass man am Bankett auch Radfahren kann. Etwas tief in der Erde, aber immerhin.

Rennradfahren in Niederösterreich hat mir neue Möglichkeiten und Gegenden gezeigt. Plätze, die ich gerne wieder besuchen möchte. Zuerst kommt aber noch Oberösterreich. Eine weitere Challenge. Ich weiß nicht ob ich schon erwähnt habe, dass das Umrunden eines Bundeslandes zum Hobby werden könnte? Und zur Sucht.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Track Route Tag 1.
Track Route Tag 2.

Rund ums Burgenland. Chroniken einer Schnapsidee.

Rund ums Burgenland

Eine lange Rennradreise rund um Eisenstadt war gestern. Eine etwas längere rund ums Burgenland hingegen lebt aktuell noch nach. Es ist als würde ich noch am Rad sitzen. Mit müden Beinen und einem Dauerhunger ist an einen normalen Alltag noch nicht zu denken. 575 km in zwei Tagen, dazu 5.400 Höhenmeter bei einer Affenhitze steckt mein 50+ Körper nicht mehr so leicht weg. Also: rund ums Burgenland war eine Schnapsidee. Anders formuliert, eine ziemlich geile. Kann man machen, muss man nicht, macht man aber trotzdem.

Radlummadum gegen den Uhrzeigersinn.

Es wäre egal gewesen. Im oder gegen den Uhrzeigersinn. Denn einen Sinn ergeben solche Aktionen kaum. Vielleicht eher noch das Kennenlernen eines Bundeslandes, welches man in den letzten Jahren ins Herz geschlossen hat. Rund ums Burgenland war nicht geplant. Jedoch war es eine logische Schlussfolgerung. Geboren, um den längsten Tag im Jahr am Rad zu verbringen. Zuerst als eine feine Runde zu allen Burgen des Burgenlandes (und das sind einige) und dann als Tag- und Nachtchallenge „Burgenland-Radlummadum“. Weltuntergangsstimmung zur Sommersonnenwende hat diese Pläne leider (oder zum Glück) durchkreuzt. Wenngleich der Plan B schnell gefunden war. Was man in einem Tag nicht machen will, muss man locker in zwei Tagen schaffen.

Rund ums Burgenland

Inspiriert durch das Austria Race Across Burgenland, war die Tourplanung auch dank komoot kein wirkliches Problem. Was wiederum nicht ganz stimmt. Denn die Planung selbst ist eine Sache. Das Wissen um die Fahrbarkeit einzelner Streckenabschnitte eine andere viel wichtigere. Diesmal habe ich bei der Routenplanung nämlich den Fehler gemacht, komoot die Freiheit zu geben, die von mir geplante Tour zu „optimieren“. Ohne zu wissen, was komoot unter Optimierung verstehen würde. Das Ergebnis waren teils Rampen, die jede*r Rennradfaher*in so freiwillig nie fahren würde und Schotterpassagen, die den „Strade Bianche“ um nichts nachhingen. Ich habe nicht gewusst das ClimbPro von Garmin neben dunkelrot für steil eine noch dunklere Farbe für burgenländische Rampen im Programm hat.

Spätestens beim Anstieg von Stuben nach Dreihütten hatte die Runde gegen den Uhrzeigersinn ihren mehr als berechtigten Sinn. Diesen Streckenabschnitt bergab zu fahren wäre lebensmüde gewesen. Egal. In Zukunft komoot ja, aber mit Vorbehalt. Vertrauen ist gut, selber planen ist besser.

Zweigeteiltes Burgenland.

Niederösterreich, Steiermark, Slowenien, Ungarn und Slowakei. Das Burgenland hat viele Nachbarn. Und es ist zweigeteilt. Flach, nein ziemlich flach und hügelig, nein ziemlich buckelig. Ziel war es, auf der Radlummadum-Tour, die Nachbarn nicht zu besuchen, sondern möglichst nahe an deren Grenze zu bleiben und dieser zu folgen. Nicht, weil wir unfreundlich waren bzw. sind, sondern weil das die Philosophie eine Umrundung ist. Teilweise passte auf der Route kein 25 mm breiter Reifen zwischen hier und dort hinen. Die Straßen waren die Grenzen und die Grenzen waren allgegenwärtig. Ebenfalls die Grenzsteine, die Grenzübergänge und die Grenzsoldaten des Bundesheeres. Kalch, Bonisdorf, Deutsch Schützen, Kölbereck, Rattersdorf, Eisenberg, Lutzmannsburg, Kittsee, Nickelsdorf, Nikitsch, Deutschkreutz – früher ging hier der Eiserne Vorhang vorbei oder sogar mitten durch.

Drei Ausnahmen haben wir hinnehmen müssen. In Loipersdorf verirrten wir uns kurz auf steirisches Hoheitsgebiet und zwischen Deutschkreutz und Pamhagen haben wir uns durch das Nachbarland Ungarn geschlichen, um das Nadelöhr Sieggrabner Sattel zu vermeiden bzw. nicht doppelt fahren zu müssen. Aber auch um uns eine Schifffahrt über den Neusiedlersee zu ersparen. Zum Ende hin haben wir auch noch Niederösterreich betreten. Wir haben uns die „Hölle des Ostens“, ergo Panzerstraße ersparen müssen und wollen. Das wären epische 3,8 km Kopfsteinpflaster gewesen.

Radwege und Rennradstraßen.

Das Burgenland hat viele Radwege und das Radnetz ist teilweise gut ausgebaut. Über den Zustand der Radwege kann man gerne diskutieren. Denn wie mir ein Landwirt schon einmal versucht hatte zu erklären, sind Radwege im Burgenland oft keine Radwege, sondern landwirtschaftliche Güterwege, die Radfahrer benutzen dürfen. Mit Betonung auf „dürfen“ – Nachrang inklusive. Landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge und Räder teilen sich dort das Nutzungsrecht, den Dreck, den Schotter, die Schlaglöcher und die Mopedautos sowie die Einheimischen.

Alle Radwege zu kennen ist unmöglich. Einige zu erwischen schon. Uns hat es die Paradiesroute Südburgenland angetan. Sie verfolgte uns und wir folgten ihr. Auch im Norden sind wir teils auf feine und grobe landwirtschaftliche Güterwege ausgewichen. Zum Beispiel zwischen Parndorf und Bruckneudorf, einer der Sorte fein. Ansonsten hatten wir Vorliebe für die Nebenstraßen. Diese sind im Burgenland von Haus aus ruhig und verkehrsarm. Außerdem sind sie im Optimierungsalgorithmus von komoot.  Wenngleich auch nicht immer nützlich und förderlich. An den Wochenenden ist das Burgenland abseits der touristischen Hotspots und Wiener Enklaven sowieso wie ausgestorben.

Besonderes Highlight war ein neuer Radweg zwischen Fertöd und Pamhagen. Eine wunderbare zweispurige Autobahn. Dass man sich von den Ungarn in Sachen Straßenbau etwas abschauen kann, hat mich sehr überrascht.

Die Sonnenseite Österreichs.

Das Burgenland ist während unserer Rennradreise seinem Schlachtruf als Sonnenseite Österreichs, mehr als gerecht geworden. Zwei Sommertage der Superlative. Mit täglich 14 Stunden Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 30°. Deshalb waren wir teilweise froh, uns bewegen zu müssen. Denn kaum gestanden sind unsere Cleats mit dem Asphalt verschmolzen. Aus diesem Grund haben wir  Wirtshäuser, Wasserstellen und Tankstellen geplündert. Es gab Toast, Twinna, 0,0 % Radler, Bifi roll, Haribo Gummibärchen und jede Menge kühle Getränke. Das kalte Wasser in unseren Trinkflaschen wurde dann binnen weniger Minuten zu Kochwasser. Die ewigen Geraden im Seewinkel verschärften die Situation und waren für die Psyche keine wirkliche Hilfe. Wie damals am Mont Ventoux.

Ich weiß nicht, was anstrengender war. Die 324 km und die 4.000 Höhenmeter vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang am ersten Tag oder die Monotonie der pannonischen Tiefebene am zweiten. Auf alle Fälle war es die Reise wert. Wir haben ein paar neue Flecken Burgenland entdeckt und einige Straßen mit dem Rennrad wohl entjungfert. Weiters sind wir Rampen gefahren, die wir freiwillig nicht mehr fahren müssen. Und wir haben den burgenländischen Rennradsommer mit weit offenem Trikot genossen. Visit Burgenland haben sie gesagt. Wir haben das Burgenland umrundet.

Zahlen, Daten, Fakten.

Rund ums Burgenland: 575 km und 5.430 Höhenmeter
Start Eisenstadt: 27.6.2020 0500 Uhr
Ankunft: Eisenstadt: 28.6.2020 1900 Uhr
Zwischenstopp: Großpetersdorf Gasthof Wurglits

Tag 1: 324 km und 4.030 Höhenmeter
Tag 2: 251 km und 1.400 Höhenmeter

Südlichster Punkt: Kalch
Nördlichster Punkt: Kittsee

Grenzen: Niederösterreich, Steiermark, Slowenien, Ungarn, Slowakei

Highlights: Pilgersdorf – Kogl/Redschlag, Stuben – Dreihütten, alles rund um Kalch, Langlaufloipe in Deutsch Kaltenbrunn, das Cafe Tankstöl in Pilgersdorf, alle Wasserstellen allen voran jene in Pama (Bijelo Selo), ein Off-Grid Abschnitt (dank komoot) zwischen Aschau und Pinkafeld bei der Valtlmühle und ein Wiener Autofahrer (Lancia Delta Kennzeichen W-120xx Y) der meinte er müsse sonntags gegen 1900 Uhr im Ortsgebiet Schützen Uhr vier Radfahrer*innen ins Jenseits befördern.

Danke an alle, die mitgefahren sind und an die Tagesbegleiter. Ein besonderes Dankeschön auch an Melitta für den Gepäcktransport. 🎒

Fotokredits: Siggi, Manuel, Andreas, Ariane, Roman, dieKetterechts

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

PS: Dieser Blogbeitrag ist keine Werbung fürs Burgenland. Wieder einmal sind keine Millionen geflossen und auch keine Sachbezüge übergeben worden. Schade eigentlich. Ich denke, ich hätte es mir verdient.

Eine lange Rennradreise rund um Eisenstadt.

Rennradreise rund um Eisenstadt

Eisenstadt ist nicht wirklich groß. Die burgenländische Landeshauptstadt misst gerade einmal 42,91 km2. Einmal rundherum wäre für ambitionierte Rennradfahrer*innen keine wirkliche Herausforderung. Die Idee einer Ketterechts-Rennradreise rund um Eisenstadt war aber trotzdem zu reizvoll, um sie nicht zu planen und umzusetzen. Als Ersatz für die verflogene Fahrt ans Meer nach Triest. Auswandern war die logische Konsequenz. In die benachbarten Bundesländer Niederösterreich, die Steiermark, Kärnten und natürlich das Burgenland selbst. Rund um Eisenstadt war ein ebenbürtiger Ersatz. 590 Kilometer und 6.400 Höhenmeter wurden in vier Tagen von 10 Teilnehmer*innen bei Kaiserwetter mit Bravour gemeistert. Jetzt, eine Woche später kommen die Erinnerungen wieder so richtig hoch.

Rennradfahren im Burgenland

Rennradurlaub mit Genussfaktor.

Eisenstadt, Bruck an der Mur, Wolfsberg, Güssing und wieder Eisenstadt. Die Eckpfeiler der Rennradreise rund um Eisenstadt waren Geheimtipps und wurden schlau miteinander verbunden. Bedingt durch den Feiertag und den noch überschaubaren Touristenansturm, waren viele Straßen wie für uns reserviert. Von den Adlitzgräben, dem Mürztal und Murtal, dem Stübingtal, dem Teigitschgraben, der Pack, der Weinebene, der Südoststeiermark, den Süd- und Mittelburgenland, dem Eisenberg, dem Geschriebenstein bis zum und über den Sieggrabner Sattel zurück ins Nordburgenland. Kaum bekannte oder berühmt klingende Namen, dafür umso schönere Flecken Erde. Romantisch, teils abgeschieden, urig, bergig, hügelig und wellig. Urlaub machen und Rennrad fahren. Das Leben kann so viel bieten.

Rennradfahren über die Pacj

Wenn die Teilnehmer*innen an nichts anderes denken dürfen, als an das Rennrad fahren und an das gute Essen, dabei die Landschaft in vollen Atemzügen genießen können, dann ist das ein ganz besonderer Luxus. Rennradreisen mit ketterechts sind organisierter Rennradurlaub mit hohem Genussfaktor.  Übrigens anspruchsvollem und sportlichem Genussfaktor.

Mach Urlaub. Fahr Rennrad.

Das Schöne an einer Rennradreise ist die Zeit. Zeit, die man hat und Zeit, die man sich gibt und geben darf. Das einzige was zählt, ist rechtzeitig zum Abendessen im nächsten Hotel zu sein. Sonst gibt es keine Verpflichtungen. Urlaub machen und Rennrad fahren. Kaffeepausen inklusive. Sicher und mit einem schönen reservierten Platz im Windschatten. Gemeinsam an die Grenzen gehen und diese ausloten. Sich selbst und andere kennenlernen. Den Horizont erweitern und Platz schaffen für Neues. Ein gemeinsamer Sport verbindet, eine gemeinsame Herausforderung festigt diese Verbindung. Außerdem sind Rennradreisen keine Rennen. Sie sind kulinarische, kulturelle und geografische Aus- und Weiterentwicklungen. Lernen fürs Leben und lernen vom Leben.

Zwischen Eisenstadt und Eisenstadt hatten wir viele Zwischenetappen. Außerdem auch viele kleine und große Herausforderungen, die wir gemeinsam gemeistert haben. Das reicht vom kurzfristigen Akkuaufladen fünf nach zwölf bis zum fliegenden Schuhwechsel. Nebenbei haben wir Zimmerschlüssel durch die Gegend gefahren und gelernt, dass jene, die meinen Newsletter lesen, einen Vorteil gegenüber anderen haben. Dass man innerhalb von drei Tagen nicht immer in der Lage ist, sich selbst eine neue Übersetzung zu verpassen, ist ein anderes Thema. Allerdings haben wir auch dieses ausführlich besprochen.

Lustig ist das Radfahrerleben.

Die Tiroler sind laut Volksmund lustig. Übrigens auch froh. Weil sie ein Weibchen nehmen und dazu tanzen. Die Steirer sind lustiger. Nein, ein ganz spezieller Steirer. Der lustige Steirer. Der Abend, die Nacht und das Frühstück dort waren ein Highlight. Beste Küche, üppige Küche und vor allem eine Wuchtel (Witz, Schmäh, Pointe) nach der anderen. Nonstop. Wie aus der Speicherkarte geschossen. Über und unter der Gürtellinie. Vielleicht haben wir den Wirt zur Höchstleistung getrieben. Sollte er immer so sein, dann möchte ich das einnehmen, was er sich Tag für Tag auf der Zunge zergehen lässt oder intravenös einschießt.  Auf alle Fälle werden wir den Mähdrescher nie mehr vergessen.

Der lustige Steirer

Auch die Wirtin selber und die Gastgeberin der Pension hingen dem lustigen Steierer um nichts nach. Die Familie Hollerer muss man kennengelernt haben. Dazu die Erdbeerlasagne. Ein ganz süßer Traum. 

Es sind diese gewollten Zufälle, die eine Rennradreise aufpimpen. Denn Rennradreisen bedeutet nicht nur, dass das Rennrad täglich bewegt werden muss. Es sind vielmehr die unzähligen Geschichten, die eben ein Radurlaub mit Genussfaktor erzählt und schreibt. Man muss nur dazu bereit sein.

Den Horizont erweitern.

Bewusstseinserweiterung. Vielleicht lässt sich eine Rennradreise als solche bezeichnen. „Free your mind“. Wenn es Tag für Tag heißt „An die Waffen“, dann öffnen sich Türen und es dürfen neue Räume betreten werden. Unbekanntes Terrain. Für jede*n unterschiedlich. Neues entdecken, altes beiseitelegen. Die Gruppendynamik motiviert, fordert und zwingt zugleich. Individuelle Erfolgserlebnisse sind die logische Konsequenz. Die einen schreiben die schnellsten 40 km ihrer Rennradlaufbahn ins Tagebuch, die anderen fahren an vier Tagen so viel, wie sonst einen ganzen Monat nicht. Zwischendurch wird zwar geschimpft und gemeckert, aber am Ende ist immer alles gut. Weh tuts sowieso jeder und jedem.

Zugegeben wurden oft auch unkonventionelle Methoden angewendet. Allen alles gleich recht zu machen ist eben eine Kunst, die niemand beherrscht. Ebenfalls sind pädagogische Fähigkeiten gefragt. Sofern nötig, auch ein paar Drill-Nuancen. Ob das zielführend ist? Wir sind auf alle Fälle gemeinsam weggefahren und gemeinsam angekommen. Punktgenau, als es zu regnen begonnen hat. Unterm Strich zählt genau das.

Eckdaten der Rennradreise.

Abschließend noch ein paar Eckdaten zur Rennradreise rund um Eisenstadt. Auf jeden Fall wird dieser Rennradurlaub 2021 oder 2022 wieder im ketterechts-Rennradreisen-Programm dabei sein. Newsletter abonnieren oder Facebook Seite like bzw. Instagram Account folgen. Um up to date zu sein und zu bleiben.

Tag 1: Eisenstadt – Bruck an der Mur. 131 km und 1.1200 Höhenmeter
Tag 2: Bruck an der Mur – Wolfsberg. 158 km und 1.544 Höhenmeter
Tag 3: Wolfsberg – Güssing. 166 km und 2.211 Höhenmeter
Tag 4: Güssing – Eisenstadt. 132 km und 1.475 Höhenmeter

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

PS: Fotocredits: Andi, Alois und Manuel.

Rennradurlaub am Stilfser Joch. Mythos Passo Stelvio.

Rennrad Urlaub am Stilfser Joch.

Ich wachte in der Früh auf und hatte davon geträumt, mit dem Rennrad von Torbole nach Glurns gefahren zu sein. Um dort am Heimweg vom Gardasee noch ein paar Tage zu verweilen. Dann blickte ich aus dem Fenster und sah die Stadtmauern von Glurns im Vinschgau. Es war also kein Traum. la ketterechts und ich waren tatsächlich nach Glurns gereist. Ich natürlich mit dem Rennrad. 212 km. Über den Lago di Cavedine, Lago di Molveno, Andalo, Fai della Paganella, Mezzocorona und dann am Radweg via Bozen und Meran. Teilweise bei starkem Gegenwind und heftigen Gewittern. Aber immer schön der Reihe nach. Es gibt auch von unserem Rennradurlaub am Stilfser Joch wieder viel zu erzählen.

Mythos Passo Stelvio. 48 Kehren hinauf auf 2.760 Meter.

Mit dem Rennrad von Torbole nach Glurns zum Aufwärmen. Eine interessante Reise entlang des Etschtal Radweges. Ein Radweg, der zwischen Meran und Algund hinauf in die Töll mit 7 Kehren und 200 Höhenmetern aufhorchen und schwitzen lässt. Tosend mächtig sind dabei die Wassermassen des ältestens Etsch-Kraftwerks zur Linken und ganz schön kalt die dabei aufgewirbelte Luft. Speziell dann, wenn man wie ich durchnässt und schon etwas ausgelaugt dahergekrochen kommt. Sieht man von einigen unangenehmen Schotterpassagen ab, war der gesamte Radweg 1a rennradtauglich. Auf der SS38 würde ich sowieso nicht fahren wollen.

Rennrad Urlaub am Stilfser Joch.

König Ortler im Hintergrund.

Unser großes Ziel, nein eigentlich la ketterechts großes Ziel, war das Stilfser Joch. Ein Pass, den sie immer schon fahren wollte. Seit sie mit dem Rennradfahren vor drei Jahren begonnen hatte. Für ihre Premiere hätten wir uns dabei keinen besseren Tag aussuchen können. Traumhaftes, kitschiges Sommerwetter und angenehme Temperaturen sogar oben auf der Passhöhe. Und la ketterechts meisterte ihre Jungfernfahrt aufs Stilfser Joch mit Bravour. Stetig, konstant und immer auf das Ende der 48 Kehren fokussiert. Das Panorama rundherum atemberaubend. König Ortler war immer zur Seite. Mächtig, hoch und sein Eismantel bedrohlich nahe. la ketterechts war von den vielen Eindrücken so bewegt, dass sie auf den letzten Kilometern ihre Emotionen nicht mehr unterdrücken konnte. Freudentränen statt Schmerzen. Die 24 Kilometer hinauf zur Cima Coppi auf 2.760 Metern haben anscheinend mit ihr sehr viel gemacht. Sie immer wieder ein Stück dorthin begleitet zu haben, war mir eine große Freude und Ehre.

Suchtpotential Stilfser Joch.

Zwei Tage später. Wir fuhren von Glurns nach Prad und wollten uns nochmals dem Stilfser Joch widmen. la ketterechts fühlte sich nicht gut und gab mir den Tag frei. Sie würde einfach fahren und schauen, wie weit sie käme. Ich nahm die Einladung dankend an und drückte mein Tempo hinauf auf den Pass. Dann ebenso dieses rasant hinunter nach Bormio. Weitere 35 Kehren und jede Menge Tunnels. Einer sogar ampelgeregelt. An der Abzweigung nach Livigno bei Km 0 drehte ich wieder um. Noch einmal Stelvio. Diesmal die Westauffahrt mit weiteren 1500 Höhenmetern. Suchtpotential Stilfser Joch. Doppio Stelvio nennt sich das. Als ich unterwegs kurz auf Handy schaute, um ein paar Fotos zu verschicken, erblickte ich ihr Foto von der Passhöhe. la ketterechts hatte es wieder getan. Von wegen „schauen wir einmal“. Sie war wieder oben gewesen. Still und heimlich. Chapeau.

Passo Stelvio nach Bormio

Engstelle am Passo Stelvio

Das Stilfser Joch ist und bleibt ein Mythos. Die bergwärts tretenden Trauben an RadfahrerInnen aller Alltersklassen und Leistungsstufen bezeugen dies. An einem schönen Tag ist oben am Pass Kirtagsstimmung. Würstelgeruch und Motorradabgasen stören dabei ein wenig die Idylle, welche die Berge sonst hergeben würden. Skifahrer, Motorradfahrer, Rennradfahrer – finde den Fehler. Besonders die Auffahrt von Bormio wird von vielen Motorradfahrern als private Rennstrecke missbraucht. Ein paar meiner unmissverständlichen Gesten sollten auf den Videos dieser Rüpel gut zu sehen sein, wenn sie ihr Material zu Hause sichten.

Der Vinschgau ist nicht nur Stilfserjoch.

Der Vinschgau war aber nicht nur Stilfserjoch. Auch wenn dieses zweifelsfrei das Highlight ist. Es gab mehr zu entdecken. Wer gute Beine hat, der schaut sich weiter um. Ganz viele gemeine Auffahrten in die versteckten Seitentäler sind zwar nicht so bekannt wie der Stelvio, aber nicht minder schwer. Kurz und knackig geht’s von Burgeis hinauf nach Schlinig vorbei am Skigebiet Watles, oder von Graun im Vinschgau ins Langtauferer Tal. Genossen haben wir auch den Stadtplatz von Glurns als Hot-Spot. Hier war echt was los. Bei Hauswein um € 1,50, Kaminwurzen und Schüttelbrot haben wir uns die Zeit bis zum Abendessen totgeschaut. Alle gewonnenen Erkenntnisse würde für ein dickes Buch reichen.

Via Claudia Augusta Radweg

Via Claudia Augusta Radweg

Der Vinschgau ist nicht nur Stilfser Joch. Auch der Radweg von Glurns an den Reschensee (Via Claudia Augusta) ist nicht ohne. Auf 9 km haben wir 600 Höhenmeter bewältigt. Ein paar böse Rampen mit 19% waren dabei keine Seltenheit. Landschaftlich ein Traum. Der Haidersee und der Reschensee stachen mit ihrem azurblauem Wasser besonders hervor. Und im Hintergrund türmte sich je weiter wir nach oben kamen, erneut der Ortler auf. Bis zum Grenzübergang und retour mussten wir leider auch hier ein paar Schotterpassagen in Kauf nehmen. Am Westufer des Haidersees und am Ostufer des Reschensees. Inklusive Kollateralschäden. Am Weg zurück habe ich la ketterechs vom Radweg ferngehalten und sie über die SS40 von St. Valentin auf der Haide nach Mals geschickt. Eine rasante Abfahrt mit sechs langezogenen Kurven, die wir voll durchziehen konnten.

Haidersee und Reschensee

Der Haidersee und der Ortler im Hintergrund

Rennradfahren in Südtirol.

Für uns, und besonders für mich, ist Rennradfahren in Südtirol immer ein besonderes Erlebnis. Noch immer zeigt mir meine Heimat neue Plätze oder bringt mich dazu, die Geschichte des Landes zu hinterfragen. So zum Beispiel auch die Geschehnisse rund um den Reschensee, als man ein ganzes Dorf gegen den Willen der Einwohner flutete. Dort wo jetzt Kite-Surfer ihre Runden drehen, mussten viele Familien ihre Häuser verlassen. Nur der Kirchturm ragt heute noch aus dem Wasser. Ein Symbol und Mahnmal zugleich.

Kirchturm Alt-Graun am Reschensee

Kirchturm Alt-Graun am Reschensee

Unser Rennradurlaub am Stilfser Joch hat viel geboten und wir haben alles dankend angenommen. Er hat la ketterechts wieder ein Stück mehr Kraft gegeben. Ein wenig Leid tut es mir für die verpatzte Möglichkeit des „Triplo Stelvio“. Vielleicht hat mit etwas der Mut gefehlt. Vielleicht war es auch gut so wie es war. Egal. Wir kommen sicher wieder hierher in diese Gegend. Und das Stilfser Joch wird dann wieder auf der To-do-Liste stehen. Von welcher Seite auch immer. Von einer, von zwei oder sogar von allen drei Seiten.

ktrchts
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Rennradfahren am Gardasee. Seenswert.

Rennradfahren am Gardasee

Sie war schon hier und sie hatte davon in großen Tönen geschwärmt. Vom Rennradfahren am Gardasee. Das was ich auf Strava verfolgen konnte, hat mich neugierig gemacht. Neugierig darauf, die Gegend im Norden vom Gardasee auch mit dem Rennrad zu erkunden. Ich war schon zum Surfen hier. Und zum Mountainbikefahren. Mit starrer Gabel, Pedalriemen und Aluminium-Gestell. Damals habe ich mir die Tage am Brett oder am Bike und die Abende (und die Nächte) im Moby Dick um die Ohren geschlagen. Exklusive Jugendsünden. laketterechts ist es also zu verdanken, dass ich wieder hier bin. Mit jeder Menge Tracks und Plänen. Für sie, für mich und für beide.

Die Rennradreise an den Gardasee. Tag 1.

Wenn zwei reisen, gibt es nicht immer Konsens. Zum Beispiel darüber, wann man zum Rennradfahren am Gardasee aufbrechen soll. Der eine will so früh wie möglich. Der anderen ist das zu früh. Das hat viele Gründe. Einer davon heißt Frühstück. Mit einem Trick und die Verlegung des Frühstücks zum Dawit nach Tarvisio, einigten wir uns auf fünf Uhr. Die Wahl der Route oblag mir sowieso. Der Italiener weiß, wie man nach Italien kommt. Und wie man den Bayern und den Baden Württembergern aus dem Weg fährt.

Autogrill

Typisch Autostrada. Der Autogrill.

Trotz Ortskenntnisse und fiesen Tricks, endete die flüssige Fahrt kurz vor Affi. Google Maps hatte es gewusst. Die geplante Ankunftszeit schlitterte von Minute zu Minute nach hinten. Wir steckten auf der A22 Richtung Trento fest. Stop and Go. Schneckentempo. Die Nachmittagsausfahrt geriet ins Wanken. Ich wollte unbedingt noch eine Runde drehen. Auch in Hinblick auf den für Samstag Nachmittag und Sonntag (ganztags) vorhergesagten Weltuntergang. Kachelmann approved.

Google Maps ist nicht wie Garmin.

Bei Affi musste ich die Autostrada verlassen. Die Geduldsprobe hätte ich nervlich nicht überlebt. Ich wollte Rennradfahren. laketterechts auch. Nach einer kleinen Irrfahrt ist es uns (mir) gelungen, den See zu erreichen und am Ostufer Torbole anzusteuern. Google Maps ist nicht wie Garmin und ein etwas in die Jahre gekommener Italiener ist nicht mehr ganz so ortskundig. Statt um 1400 Uhr, waren wir kurz nach 1500 Uhr am Rad. Nicht ohne einer vorausgegangenen Debatte über die zu fahrenden Runde. Ich hatte den Monte Velo und die Auffahrt nach Santa Barbara bei Arco im Kopf. 35 km und 1.200 Höhenmeter. Eine Route abseits der Gewitterzellen. Das war laketterechts als Wochenantipasto nicht wirklich genehm. Die vernüftige Entscheidung fiel dann zu ihren Gunsten auf den Lago di Tenno.

Es war keine schlechte Entscheidung. Die Auffahrt von Varone hinauf nach Tenno ist echt ein Traum. Der ständige Bick auf den See und die vielen Kehren machten Druck am Pedal und erhöhten die Schweißproduktion in der labilen Luft. Leider wurde es immer dunkler und mein Flehen nach Abbruch wurde erhöht. Alles retour. Vor dem heftigen Gewitter ging sich noch eine „Melanzana al parmiggiano“ in der Case Beus direkt am See aus. Kaum waren wir in der Unterkunft ging hier in Torbole die Welt unter. Der Abend bracht keine nennenswerte Höhepunkt mehr.

Rennradfahren am Gardasee

Auffahrt von Varone nach Tenno

Rennradfahren am Gardasee. Tag 2.

Der zweite Tag begann mit einem intensiven Studium aller möglichen zur Verfügung stehenden Wetterkarten. Es war alles dabei. Weltuntergang war die positivste zulässige Interpretation. Wir konnten uns als nicht wirklich weit aus dem Fenster lehnen und peilten den Lago die Cavedine an. Nochmals am Radweg nach Arco, weiter Richtung Norden nach Dro und über den Passo San Udalrico in die „Valle dei laghi“. Hier fing es an, leicht zu regnen und wir entschieden uns den Rückwärtsgang einzulegen. Bei Cavedine kürzten wir die geplante Runde ab. Belohnt wurden wir für diese Entscheidung mit einer rasanten Abfahrt auf einer kaum 2 Meter breiten Neben-Nebenstraße. Steil und schnell. Mit dem Gefühl, in dem immer unter uns liegenden Lago di Cavedine abbremsen zu müssen.

Die Rückkehr nach Torbole war nass und feucht. Schade. Die 50 Kilometerrunde laut Garmin trotzdem intensiv. Das kurze Kräftemessen mit einem Einheimischen auf den Pass hinauf war trainignstechnisch richtig. Außerdem konnte ich ihm ein paar Geheimtipps entlocken. Gut wenn man die Landessprache beherrscht. Der Rest des Tages war dann Regenschirm-Flanieren und Menschen beobachten. Die beste Location dazu ist die Wind’s Bar. Und die beste Pizza gibt es bei Pizza Burger. Für ein Eis zwischendurch empfehlen wir die Bottega del Gelato direkt am kleinen Bootshafen.

Pizza Burger Torbole

So darf Pizza sein.

Rennradurlaub am Gardasee. Tag 3.

Wenn es nicht schon in allen Gazzetten steht, dann könnt ihr es hier exklusiv als Erste erfahren. la ketterechts und ich haben uns getrennt. Ja. In Arco. Nach ca 100 km haben wir beschlossen getrennte Wege zu gehen. Sie fuhr zurück in die Unterkunft und ich nahm noch den Monte Velo als Tagesdraufgabe dazu. Mehr davon später.

Passo Balino und Passo Durone standen heute auf der To-do-Liste. Eine knappe 100 km Runde mit 1.500 Höhenmeter. Über den Lago di Tenno, den Basso Balino eben, Fiavè, Passo Durone, Stenico, die Sarca Schlucht, Sarche und dann Express zurück nach Arco. Eines muss ich nach diesem Tag sagen: Die Italiener können Cafè machen und Radweg bauen. Selten so einen genialen Radweg (pista ciclabile) wie den durch die Sarca Schlucht gesehen, geschweige denn gefahren. Eine Autobahn. Zweispurig. Wir sind ihn bergab gefahren und hatten großen Spass dabei. Auch der Radweg von Sarche nach Arco ist ein netter Spielplatz für Familien, Kinder und Rennradfahrer. Die einen mit reiner Muskelkraft, die anderen mit E-Motor unterstützung. Sogar die Knirpse sind schon E-mobil. Passagen mit 20% sorgen dafür, dass nicht jeder Tourist davon schwärmen wird. Ich glaube wirklich, dass einige nicht genau wissen, worauf sie sich da einlassen.

Radweg durch die Sarca Schlucht

Der Radweg durch die Sarca Schlucht

Monte Velo – le grandi salite del Trentino.

Die Pflicht haben wir gut erfüllt. Bei wieder Gardasee typischen Bedingungen. Der Schweiß floss erneut in Strömen. Überschwemmungsgefahr. Für die Kür habe ich mit dann noch was eigenes ausgedacht. Den Monte Velo. 1000 Höhenmeter auf 12 km. Direkt von Arco hinauf nach Santa Barbara. Mit 36/28 eine ziemliche Plagerei. Kehre für Kehre genoss ich die Einsamkeit. Für alle, die hier in der Gegend weilen wollen ein Muss. Auch wegen der Abfahrt hinunter nach Loppio. Über Ronzo und Valle San Felice. Eine breite Straße, bestens asphaltiert. Vollgas. Einen Abstecher zum Passo Bordala habe ich mir erspart. Ich wollte nicht unpünktlich beim Abendessen sein. In Summe 2.700 Höhenmbert. Das wird eine gute Nacht werden. Davor noch Essen, Flanieren, am See sitzen, Menschen beobachten und die Wind’s Bar. Business as usual.

Und noch ein am Rande: la ketterechts und ich vertragen uns wieder. Die Trennung hatte nur trainingstechnische Gründe.

Rennrad fahren am Gardasee. Tag 4.

Es gibt immer und überall einen Plan B. Beim Rennradfahren am Gardasee heißt der Plan B, Baldo oder Bondone. Diese zwei Anstiege muss man gefahren sein. Beide jenseits der 20 km. Bergauf. Mit etlichen Höhenmetern. la ketterechts und ich haben uns für den Monte Baldo entschieden. Langsam und behutsam habe ich sie darauf vorbereitet. In San Valentino war sie ja schon. Die zusätzlichen 10 km musste ich ihr mit psychologischer Spitzfindigkeit schmackhaft machen. Mit Erfolg. Wir haben den Monte Baldo von Avio aus bezwungen. Bei brütender Hitze. la ketterechts mit gezogener Handbremse. Sie hatte zu viele Berichte über diesen Berg gelesen. Da waren wohl ein paar Effekthascher dabei. Märchen von „brutal“ bis zu „2,5 km mit 20%“ haben gereicht, um ihren Kopf etwas zu hemmen. Nicht die Beine. Die können viel mehr. Rennradfahren am Gardasee ist Sport und Psychologie.

Monte Baldo

Zum Monte Baldo von Avio

Von Torbole fuhren wir den Radweg hinauf nach Nago. 200 Höhenmeter nüchtern und nicht aufgewärmt. Von Nago zum Passo San Giovanni sind es dann noch ein paar Höhenmeter dazu, bevor es via Radweg hinunter nach Mori ging. Nach Avio benutzten wir einfach den Etschtal-Radweg. Mit Rückenwind. Dann begannen die Bergspiele. 12 km hinauf zur Abzweigung. Nach San Valentino wären es rechts weg nur mehr weitere fünf gewesen. Zum Monte Baldo mussten wir aber unbedingt rechts abbiegen, um weitere 12 km genießen zu dürfen. In Summer also 24 Kiometer hinauf auf 1.607m. Teilweise recht knackig, aber sonst auch schön zum Fahren. Mit 36/28 nicht immer. Den Wolf-Tooth Schaltwerkadapter habe ich immer noch „nur“ im Werkzeugkoffer. Er wird wohl beim Ötztaler Radmarathon seine Premiere feiern. Rennradfahren am Gardasee braucht keine Experimente. Nur Muskelkraft.

Monte Baldo – ein Berg, wie ich ihn mag.

Die letzten Kilometer hoch zum Rifugio waren genau so, wie ich mir Bergstraßen vorstelle. Zwischen 6 und 8 Prozent und kaum breiter als ein Auto. Tempo machen. Deshalb mussten auch drei E-Mountainbiker sterben. Ich konnte es mir nicht verkneifen, sie einzuholen und ihnen die Höchststrafe zu geben: Überholen. Oben angekommen, retour und la ketterechst auf den lezten Kilometern begleiten. Ohne Pause flitzen wir schnell Richtung San Valentino. Mittagszeit. Den Hunger haben wir in der Bar Trattoria Al Passo gestillt. Direkt an der Abzweigung nach Mori links und Avio rechts, vom Monte Baldo kommend.

Lago di Garda

Blick auf den Lago di Garda

Der Weg retour ging über eine lange und schnelle Abfahrt hinunter nach Mori. In Loppio haben la ketterechts und ich uns wieder getrennt (um uns dann in Torbole wieder glücklich zu vereinen). Ich musste links abbiegen und den Monte Velo (Passo Santa Barbara) verkehrt passieren. Die Auffahrt vom Vortag als Abfahrt hat es mir angetan. Zuerst aber 15 km bei brütender Hitze über Valle San Felice, Pannone, Varano und Renzo-Chienis bis nach oben. Was folgte, waren 12 atemberaubende, technisch anspruchsvolle  und sehr schnelle Kilometer hinunter nach Arco. Jede Menge 180°Kehren, die so zumachten, dass es ganz schön tricky war, nicht auf die Schnauze zu fallen. Steuern und Abfahren, wie im Lehrbuch. Rennradfahren am Gardasee bildet weiter.

Radservice in Torbole

Ohne Worte. Mit viel Wahrem.

Der Plan Baldo samt Verlängerung hat sich voll ausgezahlt. Der Rest des Tages wie immer am See sitzen, viel essen, Menschen beobachten und über weitere Touren sinnieren. Zu erwähnen ist noch, dass man nach vier Tagen Gardasee schon langsam 50% der Gäste kennt. Wenn man sich am Torbole-Hotspot den Logenplatz sichert. Ach ja: Italienerinnen tragen Birkenstock Modell „Madrid.“ (la ketterechts auch). Ich schwöre: Das ist keine Werbung.

Mit dem Rennrad am Gardasee. Tag 5.

Eigentlich wollten wir viel länger bleiben. Leider haben wir kein passendes Zimmer gefunden, welches uns unseren Wunsch erfüllen konnte. Wir hofften verlängern zu können. Hatten stark damit spekuliert. Doch das glocal Torbole war ausgebucht. Schade. Torbole hat uns sehr gut gefallen. Das Flair ist besonders. Eine Mischung aus Rad- und Badeurlaub. Aus Rimini mit Niveau und Adria ohne Niveau sowie aus Badeschlapfen oder eben der ominösen Birkenstock Modell „Madrid“. Gut ausgebaute und ausgeschilderte Verbindungs-Radwege mischt man am besten mit feinen Anstiegen oder langen Klettertouren. Die Nähe zu den „Dolomiten“ (Dolomiti del Brenta) geben der Region Alto Garda ihr unverkennbares Gesicht. Vom Wasser geht’s direkt in luftige Höhen.

Keego Titanium Trinkflasche

Wasser gegen den Schweißverlust

Abseits der Hauptverbindungen gibt es hinter jeder Hauskannte eine Möglichkeit eine Bergstraße zu fahren. An Langweile kann man hier als RennradfahrerIn nicht sterben. Höchsten wegen Erschöpfung. Einfach wie man kann und will. Spätestens am Abend trifft an sich wieder am Strand, im Hotel oder in einer der vielen Bars und Restaurants.

Der Gardasee und Torbole.

Torbole ist perfekt für einen Rennradurlaub am Gardasee. Weil das Wasser seinen Teil dazu beiträgt. Wer das Glück hat beschlagnahmt eine der Bänke direkt am Ufer und gibt sich dem Sinnieren hin. Die Augen und die Ohren bekommen so viel geboten, dass der Abend schnell vergeht. Für alle, die es schaffen, sich auf den See einzulassen, kann er therapeutische Wirkung haben. Jede Welle bringt einen neuen Gedanken ins Spiel. Die Enten, die Schwäne, die Surfer, die Fähren, die untergehende Sonne. Alle sind sie Teil des Erlebnisses. Und wir waren mittendrin statt nur daheim.

Urlaub am Gardasee

Der See und die Gedanken.

Es war nicht leicht Abschied zu nehmen. Jetzt sind wir in Südtirol. Dort ist es auch schön. Aber das ist eine andere Geschichte.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Rennradurlaub in Italien. Von Eisenstadt nach Triest.

Rennradurlaub in Italien

Die Rennradreise von Eisenstadt nach Triest war schnell ausgebucht. Überbucht. Die Warteliste lang. Leider. Gerne hätte ich alle mitgenommen. Wollte aber niemanden in Triest zurücklassen. Unser Begleitbus hatte eine begrenzte Anzahl an Plätzen für die Rückreise. Jene die mitgefahren sind, durften den Rennradurlaub in Italien genießen und sich standesgemäß in Triest mit Pizza und Eis belohnen. Insgesamt waren wir 480 km unterwegs. Aufgeteilt auf vier Tage. Eigentlich dreieinhalb Tage. Mit 4400 Höhenmeter durch Österreich und Slowenien. Über den Semmering, den Obdacher Sattel und als Highlight den Seebergsattel.

Rennradreisen mit Begleitung.

Was in zwei Tagen selfsupported zu schaffen ist, sollte in Begleitung keine große Hexerei sein. War es auch nicht. Alle Teilnehmer waren frei von Sorgen und Gepäck. Dieses wurde im Begleitbus verstaut. Begleitbus, der uns stets auf Schritt und Tritt teils hinterher- und teils vorausgefahren ist. Als Wasserträger, Kofferträger und Babysitter. Deshalb heißt es ja auch Rennradurlaub. Vom Start in Eisenstadt über Bruck an der Mur, den Klopeinersee, Oberlaibach bis Triest und dann wieder retour nach Eisenstadt. Vier intensive Tage. Ein sportlich ambitionierter Gourp Ride. Harmonisch, wenn es darum ging, im Flachen Kilometer zu machen, zerstückelt am Berg, wenn sich jeder selbst beweisen wollte. Die wenigen Unkenrufe bezeugten die optimale Wahl des Tempos, welches der ketterechts-Express (ich) als Reisegeschwindigkeit eingestellt hatte. Mit Wind und gegen den Wind.

Rennradurlaub in Italien.

Auf den ersten Kilometern ab Eisenstadt galt es sich zu finden. Bei besten Bedingungen und erstaunlich geringem Small-Talk-Bedürfnis. Stilles Kennenlernen war angesagt. Beschnuppern. Beobachten. Windschatten-Halten. Gruppenbildung hinauf über die Adlitzgräben auf den Semmering. Bei Affenhitze und überdurchschnittlichem Schweißverlust. Das Get-togheter auf der Passhöhe eine willkommene Pause für alle. Der Traum vom Rennradurlaub in Italien war trotzdem noch nicht wirklich greifbar nahe. Das Meer noch nicht zu riechen.

Rennradurlaub mit Überraschungen.

Dass wir am Weg nach Triest mit vielen Überraschungen zu rechnen hätten, war mir bewusst. Eine davon erlebten wir bei unserer ersten Pause in Langenwang. € 5,90 für ein großes Spezi (Cola + Fanta) im Hotel-Krainer war eine davon. Die restlichen Überraschungen nicht weniger der Rede wert. Da war einmal der angepeilte „Italiener“ in Bruck an der Mur, der sich vor unserer Nase zusperrte, das JUFA, welches uns mit großzügigen Mehrbett-Einzelzimmer erwartete, der durch ein Gewitter verhinderte Sprung in den Klopeiner See, der Hagel hinterm Seebergsattel und die umstrittene Wartezeit auf unsere heiß ersehnte Pizza in Triest. Alles in allem eine problemlose und störungsfreie Fahrt in den Süden. Radurlaub eben.

Rennradurlaub in Italien

Hauptsache trocken.

Schade, um den verpatzten Samstag. Tag drei fiel sprichwörtlich ins Wasser. Nein. In den Hagel. Wurden wir tags zuvor noch verschont, das Gewitter kam, als wir alle schon brav in unserem Hotel eingecheckt hatten, ahnte ich nichts Gutes. Sämtliche Wettermodelle waren sich einig. Weltuntergang rund um Ljubljana. Genau auf unserer Route. Plan B wurde geboren. Start um eine Stunde vorverlegt. Frühstücksraum 30 Minuten vor Öffnung gecrashed. Hauptsache noch trocken über den Seebergsattel. Was uns auch gelungen ist. Dafür war die Abfahrt nach wenigen Kilometern ein reißender Gebirgsbach. Sicht Null. Defcon 1. Notfallplan C wurde spontan akut. Die nächstbeste Gostilna wurde zum Refugium. Warten, trocknen, essen. Zwei Stunden lang. Es wurde nicht besser Abbruch nach 60 von 110 km. Der Rest im Bus nach Oberlaibach. Gute Entscheidung. Sicherheit geht vor.

Rennradreisen mit ketterechts

Ein ketterechts Anhänger

Slowenien mehr als nur ein Rennrad-Geheimtipp.

Die wieder erstrahlte Sonne in Vrhnika (Oberlaibach) bewegte uns dann doch noch nach der obligaten Radpflege, zu einer Bonus-Runde. Auf den Spuren der Tour of Slovenia, welche hier nicht unweit rund um Idrija ihre vorletzte Etappe am Programm hatte. Schnell ein paar Tipps vom selbst rennradaffinen Hotelchef und schon gings bergauf ins hintere Hügelland. Eine wunderschöne Gegend. Um den Abschnitt zwischen Ljubljana und Vrhnika tut es mir echt leid. Wollte einfach nicht sein. Die zwei Tage in Slowenien bestätigten aber, was viele und ich behaupten. Slowenien ist mehr als nur ein Rennrad-Geheimtipp. Das Lasko geht runter wie Öl. Besonders in der Gruppe. Bei Männer „Fachgesprächen“, versteht sich.

Auf unserer letzten Etappe hatten wir am Weg zur italienische Grenze noch genügend Zeit, die slowenische Landschaft zu genießen. Über Planina und Postojna, immer noch auf 500 bis 600 Meter über dem Meeresspiegel. Die Gewissheit auf 0 zu müssen, war Motivation genug, auch die letzten Hügel „gemütlich“ zu drücken. Angetrieben vom Duft des Salzwassers.

Pedalare con gusto. Endlich Italien.

Für den Sinkflug nach Trieste hatte ich drei Routen geplant. Plan A wäre Route C gewesen. Damit erreicht man Opicina und hat die schönste Sicht auf Triest von oben. Plan B hingegen, wäre Route A gewesen. Die mir bekannte über Basovizza. Route B war als Feuerwehr im Garmin. Für den Fall, dass Plan A verfehlt würde. Irgendwie habe ich es dann doch geschafft, alle Pläne über Bord zu werfen und die Schönere der Anfahrten zu wählen. Plan B, also Route A. Mit einem Schnitt von über 30 km/h für die letzten 80 km, schossen wir von Osten kommend direkt an die Adria, die uns mit einem quallenverseuchten Hafenwasser empfing. Wir hatten es geschafft. Ende gut, alle am Meer. Genugtuung, Freud, Durst und Hunger.

Endlich Rennradurlaub in Italien. Zwar nur als Stippvisite, aber Italien ist Italien. Und ein italienischer Espresso entschädigt immer. Für alles. Es war extrem lässig. Die gesamte Gruppe eine Bereicherung. Klein und fein. Nicht unterfordert und auch nicht überfordert. Jeder für sich ein Unikat. Leider mussten die beiden mitreisenden Damen unterwegs w.o. geben. Das schmerzt. Österreich ist schon. Slowenien ist schöner. Italien ist am schönsten. 2020 fahren wir sicher wieder dorthin. 21. bis 24. Mai und 11. bis 14. Juni. Von Eisenstadt nach Grado. Oder Verona. Vielleicht sogar wieder nach Triest auf einer anderen Route Im Herbst gibt es Gewissheit. Den Monte Grappa zu Pfingsten nicht vergessen.

Rennradurlaub mit ketterechts.

Die einen nehmen Urlaub, um Rennrad zu fahren. Ich nehme Urlaub, damit andere sich Urlaub nehmen können, um Rennrad zu fahren. Somit fahren wir alle Rennrad. Und wir machen Urlaub. Gemeinsam. Zusammen. Wir entdecken neue Routen und suchen neue Herausforderungen. Wir nutzen die Gruppendynamik, um unsere Grenzen zu verschieben. Rennrurlaub mit ketterechts ist eine sportlich ambitionierte Gurppenausfahrt mit Freunden. An schöne Plätze und Orte mit sehr gutem Essen.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

PS: Routen und tracks zum Nachfahren gibt es auf Strava.

Rennradfahren am Monte Grappa. Eine Rennradreise.

Rennradfahren am Monte Grappa

Und jährlich grüßt die Cima Grappa. Deshalb ist eine ketterechts Rennradreise dorthin Pflicht. Auch dieses Jahr. Rennradfahren am Monte Grappa ist Bergtraining und Kulinarik. Reichlich Bergtraining und noch mehr Kulinarik. Alle die dabei waren, werden das bestätigen können. Waagen lügen nicht. Zumindest meine nicht. Wäre ich Foodblogger, könnte ich mich hier satt schreiben. Bin ich nicht. Deshalb sei es nur am Rande erwähnt, dass wir geschlemmert haben wie nur Kaiser und Könige dies tun. Appetit hatten wir genug und der Bauch war immr größer als die Augen.

Grappa trinken und Monte Grappa fahren.

Es ist und bleibt ein Irrglaube. Der Grappa stammt nicht vom Monte Grappa, aber man kann Grappa am Monte Grappa genießen. Reichlich. In vielen Geschmacksvariationen. Der Grappa ziert die Getränkekarten sämtlicher Bars und Restaurant. Und er ziert den Horizont. Der Monte. Egal wohin man fährt. Irgendwo im Hintergrund ist er zu sehen. Seine 1.775m sind allgegenwärtig und über 10 verschiedenen Straßen zu erreichen. „Fare il Grappa“ (den Grappa fahren) ist in der Gegend ein traditionell geschätzter Brauch. Wer sich hier die unzähligen Kehren ins Paradies winden will, ist selten allein. Viele fahren schon frühmorgens rauf, um oben den Sonnenaufgang zu erleben. Am späten Nachmittag gehören die Straßen dann den heimischen „Granfondisti“. Also den Rennabitionierten. Rennradfahren am Monte Grappa ist in, cool und anstrengend.

Es liegt also auf der Hand (und in meinem Ermessen als Guide) meine Gäste gleich zu Beginn zum Höhepunkt des Pfingstwochenende auf die Cima Grappa zu locken. Zum Wahrzeichen des Berges. Das ist nicht nur der Rifugio Grappa, sondern auch die Gedenkstätte am Gipfel. Hier liegen ca. 22.000 Gebeine italienischer und österreichischer Soldaten, welche im 1. Weltkrieg ihr Leben verloren haben. Ein Berg mit vielen ganz prsönlichen Schicksalen.

Von Gabriele Dalla Porta from Cornuda, Italia – MONTE GRAPPA, https://commons.wikimedia.org

Bergtraining und Kulinarik. Die perfekte Symbiose.

Auf den Monte-Grappa-Geschmack gekommen bin ich bereits von drei Jahren. Meine Gäste haben es mir heuer nachgemacht. Schon am ersten Abend sind unsere Geschmacksnerven aktiviert worden. Die Angst vor dem Berg ist kurz dem Duft und dem Genuss italienischer Spezialitäten gewichen. Bis zum Frühstück, welches in der Antica Abbazia einfach, aber von einer ganz besonderen und feinen Qualität ist. Hier haben wir die Kräfte für die täglichen Touren gesammelt und mit bestem, italienischem Cappuccino hinuntergespült. Bis auf eine kleine Ausnahme. Der Filterkaffee stirb nie aus.

Entweder du magst den Berg. Oder er mag dich nicht.

Rennradfahren am Monte Grappa bedeutet den Berg lieben lernen. Entweder du magst ihn, oder er mag dich nicht. Mein Plan war klar und gut strukturiert. Vier Tage Bergtraining und vier Tage Kulinarik. Tag eins gleich mit der längsten Überquerung des Grappa Massivs. Von Romano d’Ezzelino über die Cima Grappa und den Monte Tomba nach Pederobba. Der Rückweg bei tropischer Hitze noch über Monfumo, Maser und Asolo. Alles Giro d’Italia erprobte Auf- und Abfahrten.

Rennradfahren am Monte Grappa

Die Aussicht vom Monte Grappa.

Am Ende des Tages waren alle müde, glücklich und hungrig. Die Aussicht auf einen Ruhetag mit nur 1x Monte Grappa erstickte im Keim leise aufkommende Zweifel an der Chance, die nächsten Tage zu überleben. Der Rest des Programmes: Schlemmern, vino della casa und die Entdeckung der Desertkarte.

Das Rennrad und die Aperol-Spritz-Tour.

Ein Ruhetag mit knapp 1600 Höhemeter. Dafür nicht mehr als 60 km. Mehr als die Hälfte davon bergab. Ein Deal, der nur deshalb zustande gekommen ist, weil die Belohnung „Piazza Libertà“ heißen musste. Zuerst mit dem Rennrad für Gelato und Tramezzini und dann am Nachmittag nochmals zum Aperol Spritz. Während ich mir wie üblich einen „Doppio Grappa“ gönnen durfte und die Schallmauer von 3.300 Höhemeter geknackt habe. Der Charme von Bassano del Grappa ist ansteckend. Jener des Berges auch. So kommt jeder auf seine Kosten. Am Ende des Tages die üblichen Verdächtigen: Pizza, Fisch und eine Carbonara der Superlative.

Bergtraining und Kulinarik

Most wanted.

Das Wetter hat alle Tage perfekt gepasst. Heiß, wie ich es als Italiner liebe. Nur in Foza wurden wir von einem kurzen Regenschauer überrascht. Foza ist ein Muss. Von Valstagna (Valsugana) geht’s knapp 14 km und 1000 Höhenmeter über 22 Kehren hinauf in das kleine Dörfchen. Hier herauf hält ein gewisser Vincenzo Nibali den Strava KOM mit einen Schnitt von 23 km/h bergauf. 2017 ist zuletzt auch der Giro d’Italia von Pordenone, über den Monta Grappa nach Asiago gefahren.

Sicher eine der spektakulärsten Steigungen in der Gegend. Ein weiters Highlight für uns die Abfahrt von Fontanelle über San Michele zurück nach Bassano. Highspeed im freien Fall. Auf die Frage, Hand hoch, wer die Abfahrt nicht genossen hätte, blieben alle Arme unten. Und am Abend, das letzte Abendmahl. Diesmal mit vielen bunten und süßen Nachspeisen. Prosecco vom Fass sei auch noch erwähnt. Burgenländerin „approved“. Das hat schon sehr viel Aussagekraft über die Qulität des venetianischen Schaumweins.

Herzschlagfinale am Monte Grappa.

Man muss immer aufhören, wenn es am Schönsten ist. Aber man kann auch einen drauflegen. Muss man auch. So kamen wir auch noch in den Genuss der wunderschönen Auffahrt von Marostica nach San Luca.  Und wir wiederholten die Abfahrt vom Vortag. Herzschlagfinale am Monte Grappa. Es war wie immer ein Erlebnis. Zu kurz, um alles gesehen zu haben. Denn links, rechts, vor und hinterm Monte Grappa lauern weitere Rennrad-Hotspots. Passo San Boldo, Feltre mit Croce d’Aune, Passo Manghen, Passo San Pellegrino, Passo Rolle, Passo Valles …

Doch irgendwann ist genug. Ich komme wieder. Das steht außer Diskussion. Wer mit will, Pfingsten 2020 dick im Kalender eintragen. Freitag 29. Mai bis Dienstag 2. Juni. Ich freue mich.

ktrchts
#machurlaubfahrrenrnad

PS: Tracks und Routen gibt’s hier auf Strava.

Bikepacking – mit dem Rennrad Urlaub machen.

Bikepacking - mit dem Rennrad Urlaub machen

Von Eisenstadt nach Triest. Die ketterechts Rennradreise war diesmal schnell ausgebucht. In 4 Tagen an die Adria. Knapp 500 km und 4.300 Höhenmeter. Natürlich mit vollem Service. Busbegleitung und Gepäcktransport. Dazu Übernachtung, um die müden Beine gut zu betten. Klingt nach Urlaub. Ist es auch. Rennradreisen kann ganz schön bequem sein. Andernfalls muss es aber nicht. Denn es gibt auch die andere Seite. Die abenteuerlichere. Bikepacking – mit dem Rennrad Urlaub machen. Für mich eine Premiere. Aus der Not heraus. Daher war es auch nicht geplant. Aber die Strecke Eisenstadt – Triest wollte und musste besichtigt und abgefahren werden. Siggi war schnell überredet. Der Rest folgt in den nächsten Zeilen.

Mach Urlaub. Fahr Rennrad.

Ich muss gestehen, dass ich Schnapsideen liebe. Wie zum Beispiel in nur zwei Tagen die vier Etappen von Eisenstadt nach Triest in Angriff zu nehmen. Um dann mit Flixbus wieder retour zu fahren. Noch am selben Tag. Mitten in der Nacht. Das hört sich anstrengend an. War es auch. Nicht zwingend das Radfahren. Es war die Busfahrt retour. Wie befürchtet. Aber schön der Reihe nach.

Bikepacking - mit dem Rennrad Urlaub machen

Alles was man braucht in einer Tasche.

Viel hatte ich schon über Flixbus gehört und gelesen. Egal. Wir mussten von Triest zurück nach Wien. Also gab es wenige Alternativen. Halbwegs direkte Verbindungen. Webseite aufrufen, Buchung kurz und schmerzlos tätigen und das war’s. Um 0:55 abfahren und um 8:00 Uhr in Wien ankommen. Nachtbus. Zwei Personen. Zwei Fahrräder. Das war mehr als einem Monat vor dem Abenteuer. Sieben Tage vorher bekam ich von Flixbus eine Nachricht: „Unfortunately due to an operational issue, your bus 907 won’t have bicycle racks and therefore we won’t be able to offer you a suitable alternative for your journey. You will receive a confirmation of cancellation“.

Storniert Flixbus einfach so unsere Buchung. Einfach so. Ohne Alternative. Ihr könnt könnt euch vorstellen, wie schnell ich den „Customer Service“ angerufen habe. Anruf ging nach Berlin. Am anderen Ende ein Service Mitarbeiter. Irgendwie haben die mein Problem nicht verstanden und konnten es also auch nicht lösen. Nach gut 60 Minuten dann ein Lichtblick. Einen Tag später gäbe es einen Bus mit Fahrradtransport. Also Reise umorganisieren, Siggi informieren, sein ok einholen und nochmals Service Hotline anrufen. Ein neuer Service Mitarbeiter. Selbe Prozedur. Auch er versteht mein Problem nicht. Lässt sich aber von mir überzeugen, dass es am Sonntag, statt am Samstag einen Flixbus von Triest nach Wien gibt. Mit Fahrradtransport. Ich will umbuchen. Mitarbeiter vergewissert sich noch mehrmals, ob Fahrräder auch transportiert werden. Ich frag auch nochmals nach. Ja. Es geht. Also umgebucht. Fertig.

Rennradreisen mit Flixbus. Ziemlich verflixt.

Keine 30 Minuten später bekomme ich einen Anruf aus UK, London. Ich hebe nicht ab. Vermute irgendwelche Abzocke. Ganze drei Anrufe. Hartnäckiger Abzocker. Dann höre ich die Mobilbox ab. Es war Flixbus. Ich könne doch nicht die Fahrräder mitnehmen. Der umgebuchte Bus hat keinen Radträger. Ich bin ein Vulkan. Kurz vor der Eruption. Sofort werden die sozialen Netze heiß geschrieben. Keine Reaktion. Es ist Samstag. Ich schaue im Flixbus Fahrplan nach. Er bietet für Sonntag eine Verbindung mit Fahrradtransport an. Meine Verbindung.

Also jene, die nicht geht. Darum rufe ich nochmals bei der Service Hotline an. Eine Dame macht mir klar, ich solle mein Ticket nochmals buchen. Das „alte“ würde ich zurückerstattet bekommen. Formular ausfüllen und 4 – 6 Wochen warten. Ich erkläre der Damen, dass ich ja ein Ticket habe. Ein gültiges Ticket. Schon bezahlt. Warum also nochmals buchen? Endlich: Nach drei Mitarbeiterinnen und weiteren 60 Minuten Hotline, die Erlösung. Ich bekomme eine Umbuchungsbestätigung. Zwei Personen. Zwei Fahrräder.

Bikepacking - mit dem Rennrad Urlaub machen

Tag 2. Es geht nicht mehr so ganz rund.

Unter uns. Ich war mir nicht sicher ob die Sache jetzt gegessen sei. Und ich nehme es vorweg. Wir wurden von Triest nach Wien mitgenommen. Mit unseren Rädern. Eingepfercht in einem Bus ohne jeglicher Beinfreiheit. Zwischen schnarchenden Mitfahrern und übereinander liegenden Teenagern. An Schlafen war nicht zu denken. Danke. Kann man machen. Flixbus muss man aber nicht. Da sind die 480 km mit dem Rennrad ein Kindergeburtstag.

Ich mache eine Radtour und packe ein.

Bikepacking war für mich eine Premiere. Ich hatte Tagesausflüge mit Rucksack. Ja. Rucksack. entgegen aller Regeln. Aber keine mehrtägige Tour mit Satteltasche. Danke an dieser Stelle an Andi. Er hat mir seinen TopPeak BackLoader 15L geborgt. Kann ich empfehlen. Die Tasche. Den Andi auch. Getüftelt habe ich am Tag davor. Kurz. Intuitiv. Wie immer. Was nehme ich mit? Nicht viel. Nur das Nötigste. Tipps von Siggi, wo denn die Schuhe zu verpacken seien, habe ich dankend entgegen genommen. Also: Ich mache eine Radtour und packe ein: Langarmtrikot, Reserve Baselayer, Zweittrikot, kurze Skinfit Hose, Lange Jogginhose, Turnschuhe, Radmütze, Zahnbürste, Emser Pastillen (Salztabletten), Aspirin und Ladekabel für Garmin und iPhone. Den Rest trage ich nach Bedarf am Körper und am Rad. Ärmlinge, Beinlinge, Windweste und Regenjacke.

Bikepacking - mit dem Rennrad Urlaub machen

Richtig packen will gelernt sein.

Richtig packen will gelernt sein. Geht es doch darum, mit der richtigen Packtechnik dafür zu sorgen, dass das Fahrrad noch fahrbar bleibt. Also Schweres ganz am Anfang verstauen. Der Backloader hat eine wasserdichte Innentasche, die man vakuumisieren kann. Das ist super praktisch. Die Satteltasche muss an der Sattelstütze kompakt sein. Am Besten alles unterm Sattel verstecken. Je kürzer der Rattenschwanz, desto besser lässt sich das Rad steuern. Auch im Wiegetritt. Fest zuziehen ist die zweite goldene Regeln. Die Platin, seltene Erde Regel, lautet sowieso: Nur das Nötigste mitnehmen. Turnschuhe waren Luxus. Es hätten Flip Flops genügt. Wer am Abend nicht auf einen Ball oder ins Sternerestaurant will, braucht eigentlich fast nichts. Wenn das Wetter passt und ein wenig Schweißgeruch nicht als störend empfunden wird.

Als Rennradfahrer wegfahren, als Randonneur ankommen.

Egal wie voll die Tasche ist. Sie ist ein Fremdkörper am Rad. Gewicht und Volumen beeinträchtigen das Fahrverhalten. Ich hatte am ersten Tag nach 280 km Rückenschmerzen. Ich glaube ich habe unbewusst immer versucht das Rad zu stabilisieren. Die fünf Kilo Mehrgewicht spürt man vor allem dann, wenn diese sich schwingend nach links und rechts bewegen. Und in den Kurven. Am Berg sowieso. Watt pro kg kann man vergessen. Von knapp 10 Stunden Fahrzeit bin ich ganze 12 Minuten im Stehen gefahren. Für die Statistik.

Bikepacking - mit dem Rennrad Urlaub machen

Belohnung nach 480 km mit dem Rennrad.

Diese Bikepacking-Erfahrung möchte ich trotzdem nicht missen. Und wer weiß, vielleicht werde ich es wieder machen. Mit Sicherheit sogar. Ich bin als Rennradahrer weggefahren und als Randonneur angekommen. Ein besonderes Gefühl. Frei zu sein. Alles mitzuhaben, was man so braucht. Der Sonnenuntergang in Triest war eine starke Belohnung. Das Schlendern durch die Gassen. In voller Rennraduniform. Die Blicke der Leute. Ja. Ich möchte es wieder tun. Vielleicht noch improvisierter. Langsamer. Entspannter. Länger. Die Schönheit der Länder sind die Straßen, die man mit dem Rennrad fährt. Also: Machet Urlaub. Fahret Rennrad.

ktrchts
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Rennradfahren im Südburgenland.

Rennradfahren im Südburgenland

„Achtung Staatsgrenze“. Das Navi lotst uns über einen schmalen Schotterweg von der ungarischen Landstraße weg. In Sichtweite drei Männer des Bundesheers im Assistenzeinsatz zur Grenzüberwachung. Wir nähern uns langsam. Schritttempo. Bleiben stehen. Ein kurzer Blick ins Auto und wir dürfen über die Pinka nach Österreich einreisen. Unsere zwei Rennräder haben wohl keinen Verdacht geschürt. Wir sind angekommen. In Deutsch Schützen. Zum Rennradfahren im Südburgenland. Dort, wo die Geschichte noch spürbar ist und jede Rennradtour bei einem Heurigen enden kann und auch enden soll.

Zweisame Rennradromantik.

Das Südburgenland hat uns überrascht. Allerdings. Mich vor allem. Teilweise kannte ich die Gegend vom Race Across Burgenland. Damals war ich aber mit starrem Blick auf den Vorbau und in der Regengischt unterwegs. Dadurch hatte ich keine Chance links und rechts von mir etwas wahrzunehmen. Daher galt es diesmal, meine volle Aufmerksamkeit dem Landstück südlich des Geschriebensteins zu schenken. Angefangen bei einem netten kleinen Kellerstöckl, welches uns als Unterkunft gedient hat. Klein, fein, urig und vor allem umhüllt von einem Hauch nostalgischer Romantik. Mitten in den südburgenländischen Weinbergen. Auf das Wesentliche reduziert. Mit allem was man brauchen kann. In und rund ums Haus. In der eigenen Hausbar: Rot- und Weißwien. Uhudler Schnaps als Zugabe.

Rennradfahren im Südburgenland

Ein tyisches südburgenländisches Kellerstöckl

Kellerstöcke, Kellergassen und Heurige prägen neben den vielen Weingärten die Landschaft. Der Blaufränkische beherrscht das Südburgenland. Hotelanlagen sind hier Fehlanzeige. Und das ist gut so. Die Uhudler Hauptstadt Heiligenbrunn erinnert mit den vielen kleinen schilfbedachten Hütten an Mittelerde und die Hobbits. Die Gebäude sind teilweise über 100 Jahre alt. Eines schöner als das andere. Gepflegt, renoviert, ansehnlich. Man kann erahnen, was hier los sein kann, wenn die Leute sich den diversen Kellergassenfesten hingeben. Aber nicht nur die Weingassen sind das Aushängeschild des Südburgenlands. Es sind auch die vielen Burgen wie die Burg Schlaining, die Ritterburg Lockenhaus, die Burg Güssing und die Burg Bernstein. Ein Land, viele Burgen. Nomen es Omen. Festungen, die gerne erklommen werden möchten. Mit oder ohne Rennrad.

Rennradfahren im Südburgenland.

Der Standort Deutsch Schützen liegt nahezu perfekt, um die vielen Rad-Möglichkeiten zu nutzen. Viele Radrouten kreuzen die Ortschaft. Von der Paradiesroute, über den Curtain Trail oder den Öko Energieland Radweg. Auch die Weinidylle passiert hier. Deshalb geht es in alle Himmelsrichtungen. Wir haben uns für eine gesunde Mischung entschieden. Rennradfahren im Südburgenland zwischen Burgen und Bergen. Vom Eisenberg rund um und über den Geschriebenstein, mitten durch den Naturpark. Auf 100 km kommen so schon ein paar schweißtreibende Höhenmeter zusammen. Mehr als 1000 sind es allemal. Der Geschriebenstein ist zudem auch noch Burgenlands höchster Pass. Ja. Ein Pass. Die Passhöhe auf knapp über 800 Meter über dem Meeresspiegel. Mit zwei Gemeinsamkeiten nördlich und südlich davon. Handgemachtes Eis vom Eismacher.

Rennradfahren im Südburgenland

Berge und Burgen. Das Motto im Südburgenland.

Es darf aber nicht nur Eis sein. Auch wenn dieses, samt den Eisknödeln oder anderen süßen Versuchungen, willkommener Energielieferant ist. Gaumenfreuden kommen im Südburgenland natürlich auch auf ihre Kosten. Klassisch beim Heurigen oder gehoben in Wachter-Wieslers Ratschen. Ausgezeichnet. Mit Haube. Die Vielfalt und die Auswahl sind es, welche die Region so einzigartig machen. Und die Offenheit der Menschen. Im Südburgenland ist die Welt noch in Ordnung. In allem steckt viel Liebe und Herzblut. Das Leben leben steht im Vordergrund.

Grenzenloses Rennradfahren.

Mit dem Rennrad findet man im Südburgenland mit Sicherheit ein neues Zuhause. Feine, verkehrsfreie, gut ausgebaute Straßen zwischen Uhudler und Blaufränkisch, zwischen Stadt und Land und zwischen Burg und Berg. Es gibt hier viel zu sehen. Einerseits Genussradfahren mit sportlicher Komponente und andererseits sportliches Austoben mit kulinarischem Genuss. Grenzenlos. Entlang oder über den ehemaligen Eisernen Vorhang.

Rennradfahren im Südburgeland

Burgfräulein auf Burg Schlaining

Das Südburgenland hat uns eingeladen. Wieder zu kommen. Falls, dann länger. Viel länger. Noch aufmerksamer. Es gilt vieles zu vertiefen und zu reflektieren. Die vielen gewonnenen Eindrücke dürfen nicht verpuffen. Die Geschichte hat hier Spuren hinterlassen. Familien zerrissen. Sie hat eine Grenze gezogen, wo es keine gibt. Sich frei bewegen dürfen, war keine Selbstverständlichkeit. Umso mehr genießt man es jetzt, sich mit dem Rennrad durch die Idylle des Südburgenlandes zu bewegen.

Tourenvorschläge Südburgenland.

Ein Wochenende ist einfach zu kurz, um hier zu verweilen. Das Rennradfahren im Südburgenland verlangt Zeit. Die unendlichen Weiten bieten so viele verschiedene Tourmöglichkeiten. Darum mussten wir uns für einen Schnelldurchlauf entscheiden. Aber mit vielen Highlights. Nach Süden hin und in den Norden. Jedoch belohnt durch traumhafte Aus- und Fernsichten. Genauso wie jene vom knapp 400m hohen Eisenberg. Hinunter. Hinüber. Weit hinaus.

Natürlich ist das Südburgenland eine Reiseempfehlung. Für alle, die es genießen können und wollen. Hier ist man am Rennrad noch Exot. Man darf sich viel erwarten. Und wenn man offen ist, wird man viel erleben. Auf alle Fälle sollte man es zumindest einmal im Leben besucht haben.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad