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Eurobike 2012 – mein Rückblick.

Ja. Ich habe es wieder getan. Am 30. August 2012 war ich auf der Eurobike 2012 in Friedrichshafen. Anreise wie immer mit dem Auto. Viele Stunden. Zeitig in der Früh. Ich wollten dem Stau auf dem Weg zum Messegelände (ab der Autobahnausfahrt) entkommen. Ist mir fast gelungen. Die letzten 10 km waren stop and go. Am Gelände selber – schlau der Erfahrung des letzten Jahres – habe ich den Parkplatz 7 mit dem Gratis Shuttle Bus gewählt. Als einziger bis zu diesem Zeitpunkt. Mein Auto war das erste dort. Und das trotz eines Umweges samt U-Turn über die Sperrlinie.

8.30 Uhr fuhr mich der Bus zum Messeingang. Vorbei an stauenden Autos – Dank Schleichweg und Straßenpollergenehmigung. Der Check-In mittels Scancode verlief wie immer reibungslos. Stichwort Internetkarten. Gleich anschließend habe ich mich um einen Zugangscode für das kostenlose Wlan in dem Hallen gekümmert. Bekommen, eingegeben, geflucht. War wohl überlastet. Und das den ganzen Tag. Mein frommer Wunsch nach einer Live-Berichterstattung zuerplatz. Doch kein Plan A ohne Plan B. Ein Roaming Datenpaket von A1 musste her. 600 MB sollten für 1 Tag reichen. Und sie reichten. Denn auch der normale Handyempfang war unter jeder Sau. Plan C hatte ich keinen. Mit viel Geduld ist es mir aber doch da und dort gelungen wieder und immer seltener wieder ein paar Signalstärken zu ergattern und meine Impressionen in die Welt zu schicken.

Was ist in 8 Stunden und gefühlten 100 km Gehweg gesehen habe lässt sich mit keiner Portokasse bezahlen. High End Technologien wohin das Auge reicht. Carbon und Elektronik als Magneten. Vieles nicht wirklich neu, aber doch wieder eine Stufe verbessert. Von Seiten der vielen Hersteller kann die Devise deshalb nur gelautet haben „Sehen und gesehen werden“. 12 Hallen, ein Freigelände und eine Zeppelin Zusatzhalle. Bike – the big business.

Meine Eindrück im Detail:

  • Klotzen statt kleckern: Scott, Shimano und Cannondale die Krösuse unter den Herstellen. Die größte Ausstellungsfläche, die meisten Mitarbeiter und eine kaum fassbare Produktrange.
  • Assos gewinnt wieder einmal den Preis für die größte an den Tag gelegte Arroganz. Ein Zutritt zum Fort Knox Stand war nur mit persönlicher Einladung und bestätigtem Termin möglich.
  • Die Eurobike ist ein Paradies für Texter. Ein und die selbe Technologie (ok – es gibt schon ein paar Unterschiede) wird mit zig verschiedenen gut klingenden Namen und Lockrufen aangepreist.
  • Aero war bereits letztes Jahr Thema beim Rennrad (nicht TT). Der sichtbare Eindruck wird heuer noch weiter verstärkt. Cipollini (RB1000) und BMC (Timemashine TMR01) können eine Verschmelzung mit TT-Visionen nicht verbergern. 
  • Pinayellow. Kaum wer anderer schlachtete den Sieg bei der TdF so aus wie der Familienbetrieb aus Treviso. Und das ist gut so. BMC war da letztes Jahr quasi Anfänger.
  • Campagnolo lässt die Chorus verschwinden. Dafür bleiben Record und Super Record im Programm. Das soll eine Verstehen. Der Unterschied ist so minimal. Darunter rangiert jetzt die Athena. Mit EPS und 11fach.
  • Shimano und SRAM bleiben bei Alukurbeln und lassen das Carbonfeld dem Mitbewerbern. So ist eine Campagnolo Karbonkurbel nach wie vor die Schönheit unter den Kurbeln. 
  • Asiaten kommen mit Carbonkompetenz auf die Welt. Diesen Anschein hat man, wenn man durch die hinteren Winkeln der Hallen spaziert. Dort sind sie nämlich. Die Kleinanbieter. Auf maximal 2 x 2 Metern verpacken sie ihr Know How und vesprechen hohe Qualität zu niedrigen Preisen. Custimized versteht sich von selbst.
  • Chiropraktiker haben eine rosige Zukunft. Wenn es nach den Herstellern geht. Vorbauten als logische Verlängerung des Oberrohres sind keine Seltenheit mehr. Look 675 oder Canyon Speedmax CF sind mir freiem Auge als bandscheibenvorfallsverdächtig einzustufen.
  • Pink ist in. Aber nur wer den Giro fährt und dort mit seinem Material die „maglia rosa“ am Ende sein eigen nennen darf. Pinke Rotor Kurbel und ein pinkes Cervelo. Raten Sie mal wer das gefahren ist. 
  • Selten so wenig Gadgets mitbekommen als heuer. Ok, die Klassiker Lanyard und Gummibärchen sowie Industriemürbteigkekse gab es zuhauf. Doch dann wurde es eng. Sehr eng. Und sehr leer. Prospekte zähle ich da nicht dazu.
  • Was da einem als Hochsicherheitsschlösser angeboten wird (Firma Abus) reicht in Wirklichkeit nur, um Dieben ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Ebensolches hatte ich am Keller. Weg ist es. Samt Fahrrad. 
  • Wlan und Handyempfang waren unter jeder Sau. Aber das habe ich ja schon erwähnt.
  • Coole und gut choreografierte Modeschau. Blieb im Kopf. 
  • Kopien. Diese gab es um ein paar Cent in 2 verschiedenen Ecken und in den vielen Hallen. Offen bleibt die Frage, wer von wem kopiert hat. Viele auf alle Fälle von Cervelo. 
  • E-Bikes gabe es in einer ganzen Halle. Ja. Nur E-Bikes. Gesehen habe ich diese nicht. Vielelicht in 50 Jahren – sollte ich ein E-Bike brauchen. 
  • Trends für 2013? Ovale Kettenbletter und Wattmessung. Und wenn Sie so wollen noch die Kettenstrebe am Umwerfer. Letzteres weil’s cool aussieht. Erstere weil sie anscheinend was bringen. Kann’s nicht sagen. Habe weder noch.

Nach der Messe ist vor der Messe. Wir sehen uns also 2013 wieder.

Cristian Gemmato aka @ketterechts.

PS: Sollten mich zusätzliche Erinnerungen heimsuchen. Ich werde es hier posten.

Austria Triathlon Podersdorf – mein Eindrücke.

Fango Packung für € 120 Stargeld. Austria Triathlon Podersdorf

Eigentlich müsste ich ein dickes Buch darüber schreiben und eigentlich wäre ich viel lieber beim Ötztaler Radmarathon an den Start gegangen. Doch ich habe keinen Startplatz bekommen. So habe ich mir für € 127 einen Start beim Austria Triathlon Podersdorf (25ste Jubliäumsausgabe) gekauft. Nicht billig.

Die Vorbereitung lief wie immer sehr improvisiert. Viele Radkilometer, ein paar Schwimmeinheiten eine Woche zuvor im schönen, azurblauen Wörthersee und ein paar schnelle Laufeinheiten inklusive Kärnten Läuft Halbmarathon. Das wars. Wird schon schiefgehen. Und ein fehlendes Zeitfahrrad. Darüber habe ich ja schon berichtet.

Anreise am Samstag. Ab ins „Festzelt“. Startnummern abholen. 100 Meter Schlange bei 60 schwülen erdrückenden Grad Innenzelttemperatur. Gut 40 Minuten anstehen. Dann Kaiserschmarrn. Dazu ein Glas Wasser aus einem Wasserständer als Gratis Getränk. Und es gab auch noch eine Expo mit drei Stände. Oder waren es doch vier?

Zu erwähnen an dieser Stelle die Wettkampfbesprechung. Mit Beamer. Und eine kaum lesbare Videowall. Dazu noch ein etwas sehr „aufgewühlter“ Chefwettkampfrichter, dessen erste Worte nicht eine freundliche Begrüßung aller Teilnehmer waren, sondern mehr eine Belehrung, im Umgang mit dem Wettkampfrichtern freundlich und besonnen zu sein. Und, das alles andere nix bringt. Mehr dazu später. Ach ja, dass nach jedem Satz des Oberchefkampfrichters die Drohung einer Disqualifikation angehängt worden ist, hat mich auch nocht verwundert. Funktioniert so Prävention bzw. Deskalation? Über 30 Minuten wurde diskutiert, was denn beim Schwimmen erlaubt wäre, nachdem der Neo verboten wurde. Swimsiut ja oder nein? Beschichtet ja oder nein? Zwei Schichten ja oder nein? Auch das Thema „hüpfen“ wurde sehr umfassend inszeniert. Devise: Hüpfen verboten. Denn lt. Wettkampfordnung darf man das nicht, weil es nicht ausdrücklich erlaubt ist. Eine etwas sehr subjektiv ausgelegte Interpretation von Ge- und Verboten. Und eine Herausforderung. Schwimmen bei 30 cm Seetiefe muss auch gelernt sein. Werde mal meinen Schwimmtrainer fragen, ob es dafür eine bestimmte Armzugtechnik gibt.

Samstag, 25. August 2012. 7.00 Uhr. Start. Im sehr warmen Neusiederlsee. Ohne Neo. An die 1000 Teilnehmer gleichtzeitig. Und Chaos. Triathleten, welche immer noch nicht geschnallt haben, dass die erste Disziplin Schwimmen ist. Gut es ist nicht leicht in einer 30 cm tiefen flüssigen Fango Packung die Orientierung zu finden. Das kann ich verstehen. Auch weil die Richtungsbojen sehr schwer erkennbar waren. Eine Verbesserung zu meiner letzten Teilnahme waren sie allemal. Keine schwimmenden Bojen, sondern aufgesteckte. Vor mir wurde kreuz und quer, von links und von rechts geschwommen. Von Anfang an konnte ich keinen Rhythmus finden. Ich musste ständig mir neue Lücken suchen und stehende Triathleten (ja, es gibt sie) ausweichen. Und dazu musste ich hüfen. Irgendwann entschloss ich mich ganz außen zu schwimmen und den weitesten möglichen Bogen zu nehmen. Weiter wäre nicht gegangen. Denn am anderen Ufer hätte ich an Land gehen müssen. Und außerdem war mit ein Passagierschiff im Weg. So ist auch ein Schwimmsplit von 38 Minuten ganz passabel (ohne Neo schwimme ich an die 34 Minuten).

Was dann folgte darf ich gar nicht erwähnen. Eine T1 Zeit von 2:04 Minuten. Schämen. Setzen. Durchgefallen. Keine Ausrede. Ich habe mir einfach sehr, sehr viel Zeit gelassen. Die Sub 5 als erklärtes Ziel schienen bereits irgendwo gefährdet.

Dann nahm ich meine Princess of Pain in die Hand und machte mich auf die mir noch unbekannte Radstrecke. 3 Runden a 30 km. Flach. Kaum Wind – was sich noch etwas ändern würde. Mein herkömmliches Rennrad ohne Aufsatz musste dafür herhalten. Das Zeitfahrrad ruht ihrendwo im Osten.

Mein erklärtes Ziel waren 2h30. Also an die 50 Minuten pro Runde. Ich konnte gleich Meter und Teilnehmer gut machen. Immer am Unterlenker. Ich überholte Horden von windschattenfahrenden Teilnehmern. (Video hier) und meistere die Strecke letztendlich in 2h24. Einem Schnitt von 37,0 km/h. Wie gesagt. Mit „normalem“ Rennrad. 47, 47, 48 meine Rundenzeiten.

In der zweiten Runde erwischte mich dann Wettkampfrichter. Mir ist ein Gel aus der Tasche gefallen. Dafür bekamm ich eine Verwarnung. Originalton des Wettkampfrichters: „Es passiert dir nichts. Bei einer zweiten bist weg.“ Ich habe mich noch mit dem Wettkamprichter unterhalten und ihm meine Unabsichtigkeit plausibelst dargestellt. Dann habe ich ihm auch versichert, dass ich bei der nächsten Runde den Müll wieder aufheben werde.

Zum Radsplit ist zu sagen. Schnell und öde. Man fährt – sofern man keine Mitstreiter im Windschatten mitschleppt allein. Ein paar Streckenposten und Gendarmeriebeamten ausgenommen. Nur auf eine Länge von ca. 500 Metern mitten im Podersdorf kam Stimmung auf.

T2 glich dann der T1. Unter jeder Würde. Nochmals druchgefallen.

Der bevorstehende Halbmarathon begann dann, wie jeder Laufsplit bei mir beginnt. Ich musste erst meine aufrechte Position finden. Diesmal verschärften die 90 km am Unterlenker die Mission „Laufen“. Die lädierten Bandscheiben machten den Rest. Knapp am Kotzen gelang es bei km 3 halbwegs Fahrt aufzunehmen. Auch Dank der 2 Labstationen. Eine gleich zu Beginn und die andere bei km 2,5. Insgesamt 4 Labstellen auf dem 10 km Rundkurs. Chapeau. Das hat geklappt. Von der sehr warmen, gepantschten Cola nehme ich Abstand. Das ist bei 30 Grad Außentemperatur zu aktzeptieren.

Ich habe mir das Rennen in 4 x 5 km eingeteilt. Motiviert von den schnellen Einheiten und von den 1h31 beim lezten Halbmarathon, war es Ziel 1h45 zu Laufen (Wunsch 1h40). Ich lief nach Gefühl und ohne auf die Uhr zu schauen. Die ersten beiden 5 km Schleifen konnte ich einen vor mir Laufenden Vereinskollegen einholen und überholen. Dann die Wende in Podersdorf und die Gewissheit nochmals in die Hölle zu müssen. Das hat mich im Kopf etwas demotiviert. Ich brauche Publikum bzw. etwas Power in Form von Stimmung oder Musik. Diese fehlte in Podersdorf komplett. Die 200 – 300 Meter rund um die Wende ausgeschlossen. Die mitradelnden Touristen auf der Laufstrecke waren mehr Hindernis als Motivatoren.

Unbewusst – ja ich bin auf ankommen programmiert – nahm ich Tempo raus. Bei km 15,75, also in der Hölle, sah ich, dass ich nach wie vor mit einem 6er Schnitt die Sub 5 schaffen könnte. Also doch noch etwas anziehen. Was erstaunlicherweise gegangen ist. Also wäre wieder einmal mehr drinnen gewesen. Ich glaube ich werde vom @TriathlonDog etwas Nachhilfe zum Thema Quälen beim Laufen holen.

Ein quasi punktgenauer 1h45 Halbarathon sicherte mir dann eine Endzeit von 4h52:44. Sub 5. Zufrieden. Lag schon länger in der Luft. Leider konnte ich es nie umsezten (5:03, 5:09, 5:13). Ich bekamm auch gleich die Zeit via Twitter und Facbook von Followern bestätigt. Pentek-Timing sei Dank. Doch dann die Überraschung. Seit gestern Abend ist meine Zeit auf 4h57:44 um 5 Strafminuten erhöht worden.

Ich bin echt angefressen. Weil ich nicht weiß warum. Windschatten kann’s nicht sein. Das liegt mir nicht und das mache ich grundsätzlich nicht. Lieber im Wind sterben, als hinten Lutschen. Das ist meine Devise. Es gab ein paar Situationen, wo die Wettkampfrichter neben mir fahrend Zeitstrafen verteilt haben. In diesen war ich aber immer an erster Stelle und hinter mir die lutschende Traube. Verwechslung? Kann ich mir nicht vorstellen. Die Verwarnung wegen des Gels? Warum? Der Wettkampfrichter hat mir versichert, dass diese keine Auswirkungen hat. Möglicherweise hat der Oberschefwettkampfrichter ein gehöriges Wort mitgesprochen. Im Nachhinien ohne Möglichkeit Protest oder was auch immer einzulegen.

Leider krieg ich keine Stellungnahme mehr. Was bleibt ist ein die Erinnerung ein einen Dorftriathlon. Und ich meine das nicht böse. Und die Gewissheit, dass Wettkampfrichter willkürlich handeln. Nach Lust und Laune.

Ob ich den Austria Triathlon empfehlen würde? Fragt mich in ein paar Wochen. Wenn ich wieder mittig bin.

Cristian Gemmato aka @ketterechts.

PS: seite gestern vermisse ich auch meinen rechten grünen Asics DS Trainier Größe 28,0. Den hat wohl wer anderer gefunden, bevor ich ihn verloren habe. 

Ötztaler Radmarathon für Rookies. Eine Gebrauchsanleitung.

26. August 2012. Sölden. 6.45 Uhr. Start zum Ötztaler Radmarathon. 235 km und 5.500 Höhenmeter. Leider bin ich heuer nicht dabei. Ich habe bei der „Verlosung“ keinen Startplatz bekommen. Und dafür € 3 bezahlt. Aber das ist ein anderes Thema (bei an die 10.000 Anmeldungen für die Verlosung sind das € 30.000 welche dem Veranstalter in die Kassa fließen).

Als es feststand, dass ich keinen Starplatz bekomme, hätte ich ja noch so ein „Ötztaler Paket“ buchen können. Beispielsweise 5 Tage in einem *****Sterne Hotel a’ € 380,- für das DZ inklusive Startplatz. Das war mir dann aber doch zu teuer. Und meine Theorie, dass die Startplätze doch nicht „verlost“ werden erhärtet. Anscheinend werden rund 1/3 der Startplätze an die umliegenden Hotels für derartige Pakete vergeben. Weitere Startplätze an die Einheimischen und an die Italo-Falange, welche ja die sog. Prestigio Wertung im Ötztal weiter austragen und mit ihrem Besuch fremdenverkehrstauglich untergebracht werden. Aber das wäre jetzt wieder eine ganz andere Geschichte.
Für all jene, welche heuer zum ersten Mal beim Ötztaler Radmarathon starten hier ein paar Tipps von mir. Die anderen wissen ja eh was auf sie zukommen wird.

Jeder sollte sich dessen bewusst sein, dass der Ötztaler Radmarathon ein Rennen über 3 Klimazonen ist. Die erste arktische befindet sich am Start. Temperaturen knapp oder unter dem Gefrierpunkt sind keine Seltenheit – nein, eine Usance. Für die teilweise lebensgefährliche Fahrt hinunter nach Ötz (ca. 40 km mit 4.000 Teilnehmern auf einer sehr kurvigen und abschüssigen Straße) ist also die richtige Kleiderwahl entscheidend. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Letztes Jahr hatte ich zweiteres und meine Hände unterm Arsch verstecken müssen.

Bei der Abzweigung von Ötz in Kühtai empfiehlt es sich schon rechtzeitig auf den richtigen Gang zu schalten. Von Kette rechts auf Kette links in einer 90 Grad Kurve – das muss gelernt sein und ist ohne Kettenschutz Verhüterli am Umwerfer auch noch gefährlich. Und es empfiehlt sich dem zu befürchtenden Stau an sich von überschüssigen Kleidungsstücken befreienden Rennradfahrern zu vermeiden. Entweder indem man ganz vorne mitfährt, mitmacht (also absteigen und gemütlich umziehen) oder einfach wild fluchend und gestikulierend durchfährt. Notiz am Rande: Der Stau erstreckt sich auf einer Länge gut einem Kilometer.

Der Aufstieg zum Kühtai ist dann ideal zum warm werden (auch abhängig von dem was man anhat). Es geht lange nach oben und es ist ratsam hier nicht gleich zu oft und zu genau auf jene zu schauen, die einem überholen. 50% davon sieht man nie mehr wieder. Den Rest verteilt auf den noch kommenden Steigungen. Auch das ausspionieren der Übersetzungen kann zu einem Motivationsloch führen. Wenn dich jemand mit einem 39/21 oder kleiner bei 10% Steigung überholt und du schon bei 34/27 am Limit bist … ich brauche an dieser Stelle nicht zu erwähnen, was dann im Kopf passiert. Auch weil noch 150 km und gute 3.500 Höhenmeter bevorstehen.

Das interessante am Kühtai ist der Abschnitt nach Ochsenboden (bis zu 14%) und die letzten 1 – 2 km. Vorbei am Stausee. Die Berggipfel mittlerweile in der Sonne, sofern diese (ich hoffe es) scheinen wird. Und die Stimmung. Hier säumen viele Zuschauer die Straße. Ein wenig TdF Feelig kommt auf. Ach ja. Wenn man Pech hat, liegt hier oben auf 2.000 Meter Schnee. So wie letztes Jahr. Und in den 90igern. Damals. Ja, damals.

Oben sollte man sich schon mal mit der Abfahrt auseinandersetzen. Es ist eine Speed-Abfahrt. Hier ist es möglich (und ich sage nur hier) einen persönlichen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen. Meiner liegt hier bei 104 km/h. Aufpassen aber auf die vielen Weideroste und den Kühen. Nicht umsonst heißt es hier Kühtai. Diese Viecher könnten da und dort ganz schon stur mitten in der Fahrbahn verweilen.

Die Abfahrt nach Kematen ist echt zu genießen. Unten aber gilt es eine gute Gruppe zu finden, die dann bis zum Brenner – oder darüber – ein guter Begleiter sein wird. Denn die km zwischen Kematen über Innsbruck und dem Brenner sind die „gefährlichsten“ des Rennens. Flach bis leicht steigend kann man hier sehr viel Kraft liegen lassen. Umsonst. Die Italiener sind hier die gefinkelsten. Die treiben dich und zwingen dich Führungsarbeit zu leisten. Hände weg bzw. zurückfallen lassen. Nur ein Tipp.

Ab dem Brenner beginn dann die zweite Klimazone. Die Alpine. Dazu aber später. Zuerst gilt es zu essen. Das Buffet am Brenner gleich einem Staatsbankett. Und hier sollte für alle genug sein. Nudelsuppe kann ich wärmsten empfehlen bevor es hinunter nach Gossensaß und Sterzing geht. Kein schweres Stück, weil ständig bergab. Wenn der Wettergott mitspielt, kann man die am Start und am Kühtai eingefangenen Frostbeulen wegtauen.

Sterzing ist dann der eigentliche Anfang vom Rennen. Alles bisherige war nur Vorgeplänkel. Der Jaufenpass wartet und die 2. Hälfte der 235 km. Zuerst flach hinein nach Kalch und dann steil hinauf auf den Pass. Was habe ich hier schon selbst gelitten. Kehre für Kehre. Hier gewinnt man oder verliert man. Nicht das Rennen, sondern sich selbst. Wer sich hier aufgibt kommt nicht mehr weit. Und wird durchgereicht. Nach hinten. Aber keine Sorge, hinten kommt noch jede Menge nach. Man wird nie allein sein. Im Wald ist es landschaftlich sehr öde, aber einmal über der Baumgrenze eröffnet sich ein herrliches Panorama. Das gibt Energie für die letzten 3 – 4 km. Ich kann nur empfehlen: Augen auf. Herz auf. Das ganze noch im alpinen Klima. Hier oben kann der Wind ganz schon pfeifen und das Wetter sehr schnell umschlagen. Und schon wären wir wieder beim Thema Bekleidung.

Die Abfahrt nach St. Leonhard in Passeier ist lang und nicht ungefährlich. Besonders Vorsicht ist hier wichtig. Die von hinten Vorbeiraser können ganz schön unangenehm sein. Dassy man hier in Italien ist merkt man an den vielen Carabinieri. Sie sorgen dafür, dass kein Auto zur selben Zeit auf der Strecke ist. Und das ist gut so.

Die 3. Klimazone ist dann in St. Leonhard erreicht. Die subtropische. Hier herrschen meist mehr als 30 Grad im Schatten und an der Mauer von St. Leonhard (kurz nach der Abzweigung zum Timmelsjoch) sind das gefühlte 50 Grad. Die meisten wiederholen hier den Stau von Ötz und verwandeln den Straßenrand in eine Umkleidekabine.

Das Timmelsjoch ist dann die letzte Prüfung. Da muss jeder fahren, was sie oder er noch kann. Mehr kann ich dazu nicht sagen, außer, dass man die letzte große Labe auslassen soll. Hier wird der warme Muskel innerhalb von Bruchteilen von Sekunden zu Granit. Aber es warten noch die letzten 11 km. Diese sind sonst die Hölle. Eigentlich sind diese sowieso die Hölle. Körperlich wie auch mental. Wer hier stark im Kopf ist, ist auch stark am Rad. Also, noch ein paar Lehrbücher lesen, bevor es in die Wand geht.

Das tropische Klima wandelt sich am Timmelsjoch schnell in arktisches oder wenn man Glück hat in alpines Klima um. 2.300 m.ü.M sind kein Kindergeburtstag. Schnee, Regen, Wind, Orkan – alles habe ich hier schon erlebt. Ich wünsche allen nur die Sonne für die Abfahrt nach Hochgurgl und Sölden. Samt Gegenanstieg. Aber der soll eine Überraschung bleiben. Samt Tunnel.

Wer es bis hier geschafft hat, erfüllt sich seinen Traum. Der Rest ist nur mehr Draufgabe. Volles Rohr Richtung Sölden. Um sich feiern zu lassen.

Notiz am Rande. Die Schnellsten schaffen es unter 7 Stunden. Der Letzte kommt bei Dämmerung so gegen 20.30 Uhr ins Ziel. Ab 19.30 Uhr sind die Straßen wieder komplett für den Verkehr offen.


Cristian Gemmato aka @ketterechts.

‚Mariä Himmelfahrtskommando“ 225 km, knapp 4.000 HM

Letzte Woche hatte ich das Glück bei einer echt genialen Tour dabei sein zu dürfen. Danke an dieser Stelle an Hannes W. für die „Ausschreibung.“ 225 km und knapp 4.000 Höhenmeter zeichneten diese Tour aus. Ich habe ihr den Namen „Mariä Himmelfahrtskommando“ gegeben. Passend zum Feiertag, an dem wir über die Julischen Alpen geritten sind. Ich kann die Tour nur wärmstens empfehlen.

Unser Start erfolgte in Klagenfurt. Über die Norduferstraße sind wir gemütlich bis Velden gerollt. Hier empfiehlt es sich „je früher desto besser“, denn sonst ist der Vekehr recht stark. Ab Velden haben wir die Variante über die Rosentaler Straße (L52), Selpritsch, sowie über die Rosegger Straße Richtung Rosegg gewählt. Dieser Streckenabschnitt bis Egg ist Teil der original Ironman Strecke mit dem berühmten „Türkei Anstieg“. Nicht vergessen in Rosegg rechts abzubiegen – Richtung Faaker See.

In Egg sind wir wieder rechts abgebogen und haben den Faaker See an der nordlichen Seite umfahren. Bis Finkenstein sind es dann nur mehr ein paar Kilometer. Bei Stobitzen haben wir dann über die Kärntner Straße die Abzweigung zum Wurzenpass, dem ersten der 3 „Berge“ erreicht.

Der Wurzenpass selber ist ein Pass, den man nicht freiwillig fahren würde. Zumindest ich nicht. 19% Steigung auf knapp 1 km und ein sehr schlechter Asphalt. Was beim „klettern“ nach oben weniger ins Gewicht fällt. Zuerst geht’s etwas gemäßigt hinauf, dann aber nach der 2. Kehre erhebt sich die Straße, als wäre es der Aufstieg in den Himmel. Hier war Kette links angesagt. Fast bei jedem Tritt lupfte ich das Vorderrad und dachte nach hinten zu fallen. Die Geschwindigkeit auf meinem Garmin. Ich darf es nicht laut sagen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir nach einer kleinen Abfahrt und einem weiteren Gegenanstieg die Passhöhe auf ca. 1100 Metern. Oben kann man schon ein wenig stolz sein – die Rampe und die vielen Motorradfahrer überlebt zu haben.

Die Abfahrt Richtung Slowenien (Podkoren) war dann aber wieder unter die Kategorie „yippieyeah“ eintzustufen. Kurz und intensiv. Bevor es zur Abzweigung kommt (links gehts nach Kranjska Gora, rechts nach Planica – Wintersportler wissen welche Orte hier gemeint sind) habe ich noch einen herrlichen Blick auf die Ski Weltcup Hänge von Kranjska Gora erhascht.

Kranjska Gora selber ist ein sehr kleines idyllisches Örtchen. Man könnte meinen, in den den Dolomiten zu sein. Leider hatten wir keine Zeit zu genießen, denn mit dem Bergbass Vršič wartete auf uns die nächste Bergprüfung. Gute 13 km und 800 Höhenmeter. Und das mit 25 Kopfstein gepflasterten Kehren! Ein Tipp: bevor es rauf geht – also gleich nach der Ortsausfahrt Kranjska Gora und dem passieren des Sees, gibt es links eine Wasserstelle. Die letzte auf den nächsten Stunden.

Ich bin schon viele Pässe gefahren, aber der Vršič ist schon was besonderes. Nicht steil (an die 8 bis maximal 10 %), aber mit dem Kopfsteinplaster recht interessant. Meine Carbon Laufräder waren nicht ganz glücklich mit meiner Entscheidung, sie mitzunehmen. Auf 1.611 Metern erreichten wir die Passhöhe. Vergessen habe ich leider die Namen der Bergspitzen, welche diese umzingeln.

Die Abfahrt Richtung Soca Tal ist dann nochmals eine Draufgabe. Weitere 25 Kehren. Diesemal aber zum Glück ohne Kopfsteinpflaster. Bremsen, beschleunigen, bremsen, beschleunigen … heilige Maria, war das anstrengend. Warum ich bloß immer ohne Radhandschuhe fahre. Selber Schuld.

Einmal unten ging es dann rasant (leicht abschüssig) Richtung Bovec. Der niedrigste Punkt, den wir von dern 1.611 Metern am Vršič erreicht haben war 480 m.ü.M. Inklusive einer weiteren Wasserpause. Temperaturen jetzt an die 30 Grad im Schatten. Mindestens.

Natürlich habe ich geglaubt, auf der Fahrt die eine oder andere Tankstelle zu finden um mich mit fester Nahrung einzudecken. Weit gefehlt. Eine derartige Einrichtung ist in dieser Gegend Mangelware. Ein Billa oder ein slowenisches Äquivalent auch. Ich hatte Hunger. Ganz einfach. Und die Gewissheit noch auf über 2.000 Meter kraxeln zu müssen. Keine gute Aussicht.

Irgendwann mussten wir dann Richtung Passo del Predil abbiegen. Wären wir weitergefahren hätten wir über Nova Gorica die Adria erreicht. Verlockend, aber nicht im Plan. Die Abzweigung selber kann man nicht verfehlen. Vor hier aus ging es bergauf. Zuerst dem Tal „Loq de Mangartom“ (oder wie auch immer) entlang bis zur Ortschaft Loq. Der fast letzte Teil der Zivilisation. Ein Örtchen mit 3 Häusern, einer Kirche und einem Brunnen (ja, der letzte Brunnen vor dem Austrocknen) folgte. Das ganze nach wie vor bergauf. Notiz am Rande: Hier findet ein Bergrennen statt. Von Log zum Mangert. 13 oder mehr Kilometer, gespickt mit 1.000 Höhenmetern. Viel Spass.

Die Gegend hier ist geschichtsträchtig. Denn in unmittelbarer Nähe der Passstraße (Passo del Predil) liegen drei ehemalige österreichische Festungwerke. Im ersten Weltkrieg diente ein Stollen unterm Pass zum Nachschub für die Isonzoschlacht.








Die letzten 2 km. Unendliche Weiten. Und Qualen. #Mangart

Nach dem letzten Örtchen (jenes mit dem Brunnen) ist es nicht mehr weit bis zum Passo Predil, den wir aber noch nicht angepeilt haben, denn 1 km davor ging es rechts rauf auf den Mangert. Unserem höchsten Punkt der Tour. Ich hatte immer noch Hunger. Aber auch Lust und Laune da hinauf zu fahren. Eh nur 12 km. Bergauf. Die Straße führt auf eine Höhe von 2.055 m.ü.M und ist damit die höchste Straße Sloweniens. Der Verlauf : eng, asphaltiert und bis zu 22% steil (nach dem Schild am Anfang zu deuten). 17 Kehren. 5 Tunnel. Unbeleuchtet. Auf der einen Seite stets der Berg. Auf der anderen der Abgrund. Ohne Leitschiene. Adrenalin pur. Und hinter jeder Kante lauerte die Gefahr. Auto? Motorrad? Oder ein Kollege am Rennrad?

Mein Hunger? Immer noch da. Schwindelgefühle inklusive. Schüttelfrost als Draufgabe. Mir war schlecht. Geschwindigkeit bergauf mittlerweile einstellig. Zick zack Kurs. Leer. Empty. Akku aus. Motivation am Tiefpunkt. Leck mich. Scheiß drauf. Einen km vor dem „Gipfel“ kehrte ich um. Mein Trikot nass. Vom Helm tropfte es. Nein es floss. Ohne Windbreaker (wer braucht den schon am 15. August, auch wenn es auf über 2.000 Meter geht?) und ohne Armlinge 11 km zurück. Kehre für Kehre. Tunnel für Tunnel (in diesem hatte ich das Gefühl on the rocks wieder rauszukommen). Kalkstein für Kalkstein. Ich habe in meinem Leben noch nie so oft und so viel am Rennrad gebremst. Materialschonend ist so eine Abfahrt nicht. Doch ich schaffte es bis zur Abzweigung. Dann noch 1 km hinauf auf den Pass. Rein in das erste und einzige Gasthaus. Mit 100 Gramm Milka ganze Nuss für € 1,50 war die Welt und der Energiehaushalt wieder halbwegs in Ordnung.

Am Predilpass sammelten sich dann auch alle zur Tour gehörenden Mitglieder. Alle? Nein, Carlos war vorausgefahren. Nach Tarvis. Zum Taxi. Gute und weise Entscheidung. Wir haben ihn dann wieder beim Pizza essen getroffen. In Zivil. Geduscht, rasiert und wohlauf. Der Rest nahm die Abfahrt hinunter zum Lago del Predil. Ein idyllischser See. Wo ich Surfer sah und staunte. Wir bogen dann rechts ab nach Tarvis (links geht es nach Sella Nevea – eine weitere wunderschöne Tourvariante über Chiusaforte, Pontebba und eben wieder Tarvis). Eine Hochgeschwindigkeitstrecke. Yippieyeah.

Tarivs. Pizza. Hunger stillen. 1,5 Liter Spezi. Und noch 70 km zurück nach Klagenfurt. Bei Gegenwind. Die Herausforderung: Mit 48 km/h Schnitt ins benachbarte Villach. Endstation für zwei Tourbegleiter. Haben wir nicht ganz geschafft. Aber vielleicht die 4 vorne angeschrieben.

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass die Tour so beendet werden könnte, wie wir sie angefangen haben. Abzweigung Wurzenpass, Finkenstein, Egg, Rosegg, Süd- oder Nordufer Richtung Klagenfurt. Für alle, die noch ein paar Höhenmeter brauchen.

Wir sind im Zick-Zack Kurs durch Villach. Bis in den nörlichen Bereich. Also die Stadt von Süden nach Norden umfahren. Vorbei an mindestens 30 Villach Ortstafeln. Das hat auch die Ortstafelsprintwertung etwas durcheinander gebracht.

Von Villach dann über Wernberg, Velden über die Norduferstraße zurück nach Klagenfurt. Mit Vollgas. Catch the Moped inklusive. 1,5 Liter Spezi und eine Pizza Schinken haben genug Energie beigesteuert den Schnitt hier jenseits der 35 km/h hochzuhalten.

Nach 9h und 8min Fahrzeit war in Klagenfurt Endstation. Danke Hannes, Lorraine, Thomas, Carlos und Mister gepunktetes Trikot (Name der Redaktion nicht mehr bekannt – schäm). Nächstes Jahr wieder.

Cristian Gemmato aka @ketterechts.

Raddiebstahl. Klappe 3

die Baronesse: Pinarello Montello FP 8

„Nein. Nicht schon wieder.“ „Das kann doch nicht wahr sein.“ „Nee im Ernst, unfassbare Scheiße.“ „Das ist eine Sauerei . Dem hauen wir die Hände ab.“ … Das sind nur einige der Kommentare auf Facebook zu meinem wiederholten Posting in Sachen Raddiebstahlt.

Ja, denn es hat mich schon wieder erwischt. Diesmal ist mein TT Rad gestohlen worden. Aus einem Kellerabteil in Wien. Wie es aussieht ein professioneller Einbruch. Die Täter (ich sage mal, dass es mehrere gewesen sind) haben sich mit einem Schlüssel Zugang zum Kellerabteil verschaffen. Wie auch immer. Komplizen im Haus nicht ausgeschlossen. Schlamperei? Ich hoffe nicht.

Einmal drinnen, dürften die Arschlöcher (ja, ich nenne sie so) dann alle Abteile genauestens beobachtet haben. Fünf wurden aufgebrochen – in allen 5 waren teure Räder (Wert ab ca. € 2.000). Mein Kellerabteil war mit 2 dicken Schlössern (Sicherheitsschlösser wie für Motorraäder) versperrt. Dazu habe ich das Abteil verdunkelt. Ein Gelegenheitsdieb beißt sich normalerweise die Zähne aus.

Dass es sich um Profi gehandelt haben muss zeigt auch die Tatsache, dass alle aufgebrochenen Schlösser mitgenommen wurden und die Türen mit einem leichten Draht zugeschraubt wurden, dass man nicht gleich erkennen konnte, dass die Tür aufgebrochen war. Das ganz geschah von Sonntag auf Montag. Erst heute bin ich informiert worden, da ich nicht zu Hause war. 


Natürlich geht es jetzt um die Frage ob eine Versicherung da ist (HH-Versicherung ist da) und ob diese zahlt. Und wieviel. Dieses Thema hatten wir auch schon.

Mir geht jetzt aber viel mehr durch den Kopf. Ein Rad kann man ersetzen. Von bis – das Angebot ist unüberschaubar. Nicht ersetzen kann man mir aber das Gefühl, jederzeit wieder bestohlen werden zu können. Ich habe jetzt das dritte Rad in drei Jahren auf diese Weise „verloren“. Jedes Mal dachte ich mir, meine Schuldigkeit getan zu haben. Jedes Mal bin ich eines besseren belehrt werden. Mittlerweile sehe ich nur mehr Diebe rund um mich. Suspekte Menschen. Mutmaßliche Kriminalisten. Betrüger. Gauner.

Und ich muss mich zurückhalten. Zurückhalten mit pauschalierten Aussagen zum Thema. Und Ausagen zu den Arschlöchern, welche ich in diesem Zusammenhang als Täter sehe. Denn zu raten, wohin solche Räder landen, braucht niemand 3 Möglichkeiten.

Warum kann es nicht möglich sein, ein Rennrad in einem vesperrten Kellerabteil sicher zu glauben? Warum muss man heutzutage Rennräder und TT-Räder in einem Kinderzimmer oder – wohnzimmer aufbewahren?

Es ist echt zum Kotzen.

@CristianGemamto aka @Ketterechts

quaeldich.de Tauernrundfahrt 2012

Seit der Ankunft in Salzburg sind zwar erst 2 Tage vergangen, aber ich vermisse sie schon. Die quaeldich.de Tauernrundfahrt. Und das nach 720 km und 12.000 Höhenmetern (Abstecher zur Kaiser Franz Josefs Höhe inklusive). Warum? Weil es einfach nichts geilers gibt. 5 Tage in der Gruppe Rennrad fahren, die Tauern genießen, essen (viel essen, gut essen, regelmäßig essen) und schlafen.

Ich habe während der Tour bereits radelnd berichtet – sofern es mir im Sattel und im Windschatten möglich war bzw. eine Netzabdeckung vorhanden war. Insgesamt habe ich an die 800 Fotos geschossen und ca 60 Minuten Videomaterial aufgenommen. Meine GoPro und mein iPhone waren im Dauereinsatz. Derzeit bin ich noch am Sichten und am Schneiden. Ein 15 Minutenvideo wird sich schon ausgehen ;-). Keine klassische Reportage, sondern das Erlebnis Rennrad. Vom Aufstieg bis zur rasanten, teilweise sehr gefährlichen Abfahrt.

Nicht ganz uneigennützig erwähne ich an dieser Stelle, dass ich mit meinen Postings bei Facebook in der Vergangenen Woche an die 10.000 Personen erreicht habe. Danke an dieser Stelle an Euch alle.

Die Faszination Tauernrundfahrt liegt vor allem darin, gemeinsam etwas zu schaffen. Man startet gemeinsam und kommt gemeinsam an. Auch wenn da und dort die oder der eine ausbüchst. Denn es gibt viele Möglichkeiten (erlaubte und unerlaubte) sich auszutoben. Vor allem am Berg. Großes Lob zolle ich an dieser Stelle der vermeintlichen „Dolce Vita“ Gruppe. Denn das was die Radler hier leisten ist weit mehr als, das was in der „Schnellen“ Gruppe in die Pedale getreten wird. Hier mischen sich Neulinge und Wiederholungstäter. Der Fokus: die eigenen Grenzen zu erfahren und zu überwinden. Tag für Tag. Kurbelumdrehung für Kurbelumdrehung. Und man merkt von Etappe zu Etappe, dass Schmerzen und Leid Menschen zusammenschweißen. Eigentlich wollte ich eine Etappe mit der Dolce Vita Gruppe mitfahren. Es tut mir echt leid, dass mich mein Ergeiz davon abgehalten hat. Trotzdem. Ich habe sehr interessante Typen erlebt.

@Roland: unseren Guide und obersten Streckenführer. Ein quaeldich.de Urgestein. Kennt die B- und L-Straßen rund um die Tauern wie kein anderer. Besondere Stärke: Understatement. Einer der besten im Feld. Fährt auch „hinten“, um keinen zurück zu lassen. Sollte ab und zu etwas mehr essen. Next stop: Ligurien.

@Hannes: Mister „Attacke“ und Sieganwärter für alle Ortstafelnsprints und Bergankünft. Guide, der gern gegen die „Gesetze“ verstoßt. Hat bei der einzigen BAK die Gruppe auf den letzten Kilometern leicht in Verzweiflung gebracht und sehr in die Länge gezogen. Keiner hält so vehement lange an seiner Radhose fest, wie Hannes an seiner teilweise bereits flatterrockartigen Assos.

@Nils: Fliegengewicht und Doppelgängern von Christopher Vroom. Di2 Rider. Am Berg stets knapp hinter den „Göttern“. X-Bionic Testimonial.

@Stefan: Bayer mit hohem Selbstzerstörer Potential. Der unruhigste im Feld. Zupft wo es nur geht. Macht dich kaputt, wenn du mit ihm im Wind fährst. Sein Motto: „Das Leben ist ein Sprint.“ Denkt und spricht in Watt. Nonstop. Eine glanzvolle Karriere als japanischer Keirin Fahrer ist nicht ausgeschlossen.

@Christian: Der ruhigste im Feld. Aber dafür stark. Sehr stark. Trotz unrasierter Beine (oder ist das sein Erfolgsgeheimnis?). Bei jeder Bergwertung vorne weg. Träger des gelben (Ötztaler) Trikots. Sein Hinterrad war nur mit fatalen Nebenwirkungen zu halten. Nein. es war einfach nicht zu halten.

@Martin: Speedy Gonzales. Kennt bei der Abfahrt nur eine Sitzposition. Das Oberrohr. Hat im Schönfeldsattel seinen Meister gefunden. Dafür hat er die Franz Josefs Höhe mit Auszeichnung bestanden. Der gefährlichste Stunt geht auf seine Kappe.

@Michael: Alle guten Dinge sind drei. So wie die Kettenblätter. Der einzige in Gruppe 1, der 3fach gefahren ist. Und das hat sich ausgezahlt. War am Berg nicht abzuschütteln. Klebte am Hinterrad wie ein beidseitiges Tufoband. Steigungen über 12% waren sein Revier.

@Chris: FM4 Journalist und Brite. Mountainbiker. Und erstmals 5 Tage auf 700 x 23 unterwegs. Im Peloton und in der Gruppe. Sammelte hier seine Erfahrung. Und Gelder. Denn im September will er in Uganda für einen wohltätigen Zweck weiterradeln. Gewinner des goldenen Kotflügels.

@Lorreine: die schnellste Dame. Lässt so manchen männlichen Mitstreiter weit hinter sich. Hat sich 3 Tage lang mehr als tapfer in Gruppe 1 geschlagen, um dann in der Dolce Vita Gruppe zusammen mit @Florian, @Carlos und @Josef auszureißen. Beliebtestes Fotomotiv und Sternchen auf Ketterechts. Like-Lieferantin.

@Florian: Sunny Boy mit maximalem Posingfaktor. Der Schönste im Feld. Gestylt bis ins letzte Detail. Niemand konnte sich an seinem Hinterrad halten. Oder besser gesagt wollte. Zu laut war der Freilauf. Guppen-Hopper. Wechselte zwischen Gruppe 1 und 2. Gepeckter vom Dienst.

@Matthias: Still. Leise. Konstant. Konstant stark. Erst in der Mitte der Anstiege wusste man wo er war. Vorne. Sofern man ihn erkannte. Wechselte die Trikots im Wimpernschlag. Auch mehrmals täglich. Eine ausgezeichnete Verwirrtaktik.

@Axel: Alles was mir hier einfällt ist: Viech. Im positiven Sinn. Eine Maschine. Chapeau. Hut ab. Jahrgang 64 und fit wie zehn, nein hundert 20jährige zusammen. Eine Größe in der heimischen Radszene. Sub 8 beim Ötztaler Radmarathon. War an jedem Berg der Stärkste, Schnellste und Beste. Machte gerne Extraschichten.

@Carlos: spanischer Klettermax. El Gringo. Sein Auftritt in Gruppe 1 dauerte ein Mölltal lange. Bevorzugte dann wieder die Dolce Vita. Sorgte hier aber für Tempo, Ausritte und bildete mit @Florian ein Duo infernale. Stimmungsmagnet am Abend. Erwischte in Hohentauern gerade noch rechtzeitig das Nachttaxi, um Heim zu kommen.

Und dann gab es noch mich. @Ketterechts. Mittendrin, statt vorne dabei. Aber ich musst ja arbeiten.

Pinarello Dogma2 – Liebe auf dem ersten Tritt.

Pinarello Dogma 2 „Prince of Spain“

5 Wochen Wartezeit waren lang genug. Doch jetzt ist es endlich da. Mein heiß ersehntes Pinarello Dogma2 ist angekommen. Im meinem Radkeller und in meinem Herzen. Nachdem mir die „Princessin“ wieder einmal gestohlen wurde (ich habe darüber bereits gebloggt), gab es keine andere Alternative. Zumindest emotional. Finanziell gesehen … aber das wäre ein anderes Thema. Dank der raschen Versicherungsabwicklung und die Ausbezahlung des Neupreises kam überhaupt keine Diskussion auf. Auch wenn mich Bernhard Kohl mit seinen BMC Rädern, allen voran die Teammachine SLR01, minimal zum Schwächeln gebracht hat. Aber wirklich nur minimal. Ich bezog dann erwartungsgemäß das Dogma2 bei Radsport Grassinger in Lambach. Mit Campagnolo Super Record 11fach, Campagnolo Bora One Carbonlaufräder und Look Keo Blade Carbon Pedale.

Bis dato habe ich über die asymetrische Bauweise des Dogma2 nur von diversen Berichten schwärmen gehört. Auch Peter Grassinger konnte nicht genug davon hochjauchzen. Ich war also gespannt, ob des Wahrheitsgehaltes diverser Werbeaussagen. Reine Optik oder steckt doch etwas mehr dahinter?

Fakt ist, dass das Dogma 2 eben assymetrisch gebaut ist. Das begründet Pinarello durch die unterschiedliche Kraftübertragung beim Tritt in die Pedale. Dort wo sich die Kette befindet (natürlich rechts!), wird stärker Druck gemacht als links. Das besagt zumindest die Theorie. Dazu kommen noch diverse Aeroteile, wie die Sattelstütze und die in das Unterrohr integrierte Gabel. Letztere soll Steifigkeit nach vorne und eine wesentliche höhere Bremsleistung bewirken. Wie schon gesagt. In der Theorie.

Gestern bin ich dann das erste Mal mit dem Dogma2 ausgefahren. Im Kopf stets die Worte von Peter Grassinger: „Du wirst nur mehr Speed nach vorne machen wollen.“ Die ersten Meter bin ich sehr vorsichtig unterwegs gewesen. Wer will schon seine Premiere vermasseln. Auch saß ich etwas ungewohnt. Denn die letzten 5 Wochen habe ich auf meinem Pinarello Montello FP8 verbracht. Liegend.

Rasch konnte ich mich aber wieder umgewöhnen und je mehr Kilometer ich abspulen konnte, desto deutlicher zeigten sich die Unterschiede zu meinem 3 Jahre alten Prince. Das Dogma2 ist echt eine Rakete. Die Beschleunigung übertrifft alles, was ich mir nur ansatzweise vorstellen konnte. Bei jeder Kurbelumdrehung hast du das Gefühl, nach vorne gepusht zu werden. Der Wiegetritt im Stehen ist wie ein Katapult.

Trotz Müdigkeit von der Challenge Roth vom Wochenende musste ich einfach Gas geben. Begünstigt durch den jetzt eingesetzten Starkregen und den böigen Gegenwind, suchte ich mit aller Kraft den Weg nach Hause. Immer wieder überrascht von der Power, welche das Dogma2 auf den Asphalt übertragt.

Geworden sind es knappe 65 km in 2 Stunden. Angesichts der übersäuerten Muskeln und des verhunzten Premierewetter keine so schlechte Ausbeute. Egal wie viel davon Placebo sind. Das Pinarello Dogma2 hält, was es verspricht.

Mein erstes Fazit:
_optisch eine Augenweide
_exzellente Kraftübertragung nach vorne
_hohe seitliche Steifigkeit (Voraussetzung für den Punkt 2)
_hart im nehmen, gibt aber vieles zurück. Direkt in die Wirbelsäule

Ich kann nicht anders und muss 9 von 10 Punkten vergeben. Punkteabzug gibt es für den wohl doch hochen Preis.

Ich bin schon auf die nächsten Ausfahrten gespannt. Stay tuned.

Cristian Gemmato aka @ketterechts.

Die wahren Triathloncharaktere.

Jetzt geht’s los. Die Zeit des Hin- und Hergeplänkels ist vorbei. Nächste Woche der Ironman Austria in Klagenfurt und eine Woche drauf der Ironman in Frankfurt. Und natürlich die Challenge Roth. Freunde, Vereinskollegen und Trainingspartner da und dort dabei. Ich auch.

Was wurde die letzten Monate nicht alles trainiert. Nach Plan oder spontan. Geheim oder sozial medial öffentlichwirksam. Motiviert oder frustiert. Beschwerdefrei oder verletzungsbedingt. Auf den Millimeter genau oder Daumen mal Pi. Zielgesetzt oder spassgetrieben. Ernstgenommen oder bauchgefühlt. Hawaiifokussiert oder sightseeing-emotionalisiert. PB-orientiert oder Durchkommengebremst. Fakt ist. Der Tag an dem das alles zurückkommen darf rückt näher.

So unterschiedlich die verschiedensten Vorbereitungen waren, so unterschiedlich sind die mentalen Zugänge zu so einem Rennen. Denn es gibt so viele unterschiedliche Triathloncharaktere.

Der Miefstapler: Dieser Typus nimmt sich selbst im Vorfeld des Rennens aus dem Rennen. Die gesamte Vorbereitung war scheiße und außerdem dies, das und noch dazu jenes. Sein Ziel: Ganz eindeutig die Erwartungshaltung rundherum maßgeblich zu senken. Meistens trainiert so einer ganz allein. Die Gefahr den eigenen Selbstwert nach einer gemeinsamen Trainingseinheit in den unendlichen Tiefen der eigenen Sportlerseele zu verlieren ist sehr groß.

Der Rookie(ng) 1: Seine Premiere auf der Ironmandistanz hat er akribisch vorbereitet. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Penibelst wurde der Trainingsplan eingehalten. Das Ergebnis: Sensationelle Vorbereitungsrennen mit persönlichen Bestleistungen am laufenden Band. Diese nicht um Sekunden, sondern um Minuten. Die Form aufsteigend und bereit zu Punktladung. Seine Debützeit auf der langen Distanz wird den einen oder anderen „alten und/oder rostigen Hasen“ dazu bewegen, zumindest einmal mehr laut über einen Sportartwechsel nachzudenken.

Der Rookie(ng) 2:Wie 1, nur mit dem Unterschied, dass dieser sein Debüt mit „Ich will nur durchkommen“ tiefer als jeder andere stapelt. Eine 3:14 beim Marathon, eine 4:47 auf der Halbdistanz stehen heuer schon auf seiner Ergebnisliste. Und immer noch spricht er von „Durchkommen.“ Zeiten, nimmt dieser Typ keine in den Mund. Sein Kollegen sehr wohl. Sub10 sind die Mindesterwartung. Das weiß er. Und genau das macht ihm Angst und Druck. Denn Durchkommen allein ist heute leider keine „Leistung“ mehr.

Der Scheißminix: Man erkennt diesen Typ von der Ferne, indem man ihn nicht erkennt. Und an seinem „normalen“ Radhelm. Kein typischer Triathlet. Möglicherweise kein typischer Sportler. Schwimmt ab und zu im See und Bad. Radelt zur Arbeit (dies aber 150 km täglich hin und zurück). Und läuft. Frühmorgens mit seinem Hund. Carbon, Aero Laufräder, Kompressionssocken, Wetsuits … mittlerweile keine Fremdwörter mehr für ihn. Sein Stahlrahmen Geschoss samt Cinelli Aufsätze benützt er nur mehr im Alltag. Dieser gar nicht so seltene Typ zeichnet sich durch eine unvorstellebare Bereitschaft aus, sich quälen zu wollen unn quälen zu können. Bis auf den letzten Millimeter. Du hast keine Chance. So einer überholt dich immer.

Der Unsichtbarde: Von ihm sieht hört man von Jänner bis Juli nichts. Auch im Rennen nicht. Aber spätestens im November dann, da bekommt man von ihm persönlich eine Postkarte aus Hawaii.

Der Überseeflieger: Zwei Wochen Hawaii hat er schon eingeplant. 500 $ bereits gewechselt. Er bleibt einen Tag länger vor Ort. Und wenn er sich qualifiziert hört er mit der Ironmandistanz auf. Das ist er seiner Familie schuldig. Er ist Paradeathlet und Wirtschaftsmotor in einer Person. Das Beste vom Besten. Das Teuerste vom Teuersten. Das Hightechste vom Hightechtsten. Was die physische Verfassung und die mentale Einstellung nicht kann, muss das Material herausholen. Eine einfache, wenn auch nicht ganz wissenschaftlich fundierte Schlussfolgerung.

Die Ketterechts: Durchschnittlicher Schwimmer und mäßiger Läufer. Dafür Rennradfahrer mit überdrüberdurchschnittlicher Leidenschaft. Und genau diese ist sein Ass im Ärmel. Damit macht er vieles wett. Allen voran 2 – 3 kg Übergewicht (im Vergleich zum Topathlet a.d.R.). Er fährt für’s Publikum und kann bei entsprechender Anfeuerung egal in welchem Abschnitt des Rennens immer noch zulegen. Seine Gegner sind die fehlenden Gegner. Allein ist er verloren. Im Rudel der Rudelsführer. Und der Antreiber.

 … Fortsetzung folgt

An dieser Stelle allen Hals und Beinbruch. Möge die Schönste gewinnen 😉
Cristian Gemmato aka @ketterechts

Spiroergometrie – schnaufen, schuften, schwitzen.

Klammer auf: Ich werde an dieser Stelle jetzt nicht mit Ergebnissen und Werten herumwerfen. Diese behalte ich für mich. Klammer zu. Klammer auf: Ich erwähne aber trotzdem, dass ich mit den Ergebnissen mehr als zufrieden bin. Teils sogar sehr überrascht. Es liegt kein Zuvieltraining und auch kein Zuwenigtraining vor. Und das obwohl ich seit Tagen, nein Wochen, nein sogar Monaten, ohne Plan, nur Daumen mal Pi meine Vorbereitung auf die Challenge Roth Langdistanz, welche ich gar nicht machen wollte, durchziehe. Klammer zu.

Klammer nochmals  auf: Ich habe die Spiroergometrie ausprobieren „dürfen“, weil ich im Winter beim Weltcup in Bad Kleinkirchheim das Glück hatte Dr. Piero Lercher, seines Zeichen, Sportarzt, Präventiv-, Umwelt- und Arbeitsmedizier sowie Lehrbeauftragter der medizinischen Universität Wien von Gesund in Schöbrunn kennen zu lernen. Schnell fanden wir einen Zugang zueinander. Ein paar Monate später schwitze und keuchte ich in seiner Praxis. Mit an Board auch Mag. Jerzy Mondrzyk, ehemaliger Sportwissenschaftlicher Leiter an der Abt. f. Sport- u. Leistungsmedizin, Univ. Klinik f. Innere Medizin II, AKH-Wien. Wie man leicht erkennen kann, 2 Kapazunder auf Ihrem Gebiet. Klammer zu.

Und jetzt zum Wesentlichen. Ich möchte an dieser Stelle ohne gscheit daherzukommen und ohne jetzt groß fachliches Wissen zu haben, die Spiroergometrie etwas erläutern und beschreiben. Dabei werde ich sehr viele Inputs von Dr. Piero Lercher verwenden. Meine Aufgabe war es nur zu strampeln und zu atmen. Bis zum Umfallen. Nein, bis zu Ausbelastung. 

Ein Termin für dieses Experiment (ja, für mich war es eines. Denn ich wusste nicht, was auf mich zukommt und wie ich abschneiden werde. Es hätte auch sein können … lassen wir das einfach.). Die „Praxis“ mitten im Schönbrunner Park ist sehr gediegen und versprüht einen Hauch von Monarchie. Drinnen ist alles bestens vorbereitet. Eigene Duschen und Umkleidekabinen und eine sehr sterile „Folterkammer“. Jede Menge Computer, Kabeln, zwei Ergometer und eine Liege. Fantastisch die Aussicht. Direkt auf das Palmenhaus.Wäre das meine Wohung … hätte ich zu viele Touristen die täglich daran vorbeimarschieren.

Ich wurde gleich mit einem Fragebogen konfroniert. Ja, nein, nein, nein, nein … eigentlich bin ich ein Modell Patient. 😉 Alle Daten wurden akribisch in den Computer eingegeben. Danach hieß es ausziehen. Oberkörper frei machen. Ich wurde beklopft. Und man hörte in mich hinein. Tief durchatmen. Einatmen und ausatmen. Gewicht und Größe wurden dann auch noch gemessen. Bei meiner Einschätzung im Fragebogen lag ich um 1 cm über der tatsächlichen Größe und gute 2 kg unter dem tatsächlichen Gewicht. Nur das zum Thema Selbsteinschätzung.

Das Thema Körperfettmessung lasse ich an dieser Stelle aus. Nur eines sei gesagt. Auch ich habe meine Problemzonen. Der Rest ist weit unter der Norm und somit mehr als ok.

Soweit nichts ungewönliches. Doch dann wurde ich an eine „Lungenmaschine“ angeschlossen. Oder so ähnliches. Es galt jetzt mein Lungenvolumen in Litern und die Vitalkapazität zu messen. Es ist schon mal interessant, diesen Wert zu kennen. Notiz am Rande: Leistungschwimmer (8 Liter) und Apnoetaucher (10 Liter) kann ich rein pysiologisch, genetisch und frenetsich nie und nimmer werden.

Dann ging es endlich auf das Ergometer. Verkabelt und verstopft. Mit einem Ventil im Mund und geschlossener Nase.

Nur der Ordnung halber (ich weiß, dass dies von meinen Lesern jeder schon weiß): Was ist Leistungsdiagnostik? (nach Dr. Piero Lercher)

Untersuchungen der Leistungsfähigkeit erlauben eine Beurteilung der Gesundheitsstabilität und eine Festlegung der Wirksamkeit bestimmter Trainingsmethoden. Zusätzlich ermöglichen sie die Erstellung von fundierten Konzepten zur Trainingsplanung und Steuerung. Anhand der zahlreichen Messwerte (bei der Ergometrie: u.a. Herz-Kreislaufparameter; bzw. bei der Spiroergometrie: Herz-Kreislaufparameter, aerobe Kapazität, maximale Sauerstoffaufnahme, Energie-Stoffwechsel) wird die individuelle Trainingspulsfrequenz ermittelt, womit die Grundlage für eine medizinische Trainingsberatung zur Erreichung eines persönlichen Trainingszieles geschaffen wird. So kann beispielsweise auch die ideale Herzfrequenz zur Fettverbrennung abgeleitet werden.
Die Leistungsdaten beschreiben den IST-Zustand und lassen in der Verlaufskontrolle den Leistungszuwachs bzw. diesbezügliche Entwicklungsmöglichkeit erkennen.
Die Leistungsdiagnostik bietet auch eine begleitende Kontrolle hinsichtlich Regenerationsfähigkeit, Stress-Resistenz, Fehlernährung und blutchemischen Veränderungen.

Ad Spiroergometrie:
Derzeit gilt die Spiroergometrie als der „Goldstandard“ zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit in Bezug auf die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max). 
Im Rahmen einer Spiroergometrie wird bei Gesund in Schönbrunn folgendes Leistungspaket angeboten:
  • Sportmedizinische Basisanamnese und Statuserhebung
  • Spiroergometrie
  • Lungenfunktionstest
  • Körperfettmessung (Plikometrie)
  • Bestimmung der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max)
  • Laktattest
  • Ruhe- und Belastungs-EKG
  • Blutdruckmessung (Ruhe und Belastung)
  • Bestimmung des Pulses f. extensives aerobes Ausdauertraining
  • Trainingspulse für alle Ausdauerbereiche (A1 bis A4)
  • Bestimmung der anaerob- aeroben Schwelle,
  • Bestimmung der individuellen Leistungsfähigkeit inkl. Vergleich zur Weltklasse
  • Ärztliche und sportwissenschaftliche Befundbesprechung



Was kann jetzt die Spiroergometrie? In erster Linie geht es darum die maximale Sauerstoffaufnahme in l/min zu definieren. Natürlich werden Laktatmessungen genommen um die einzelnen von uns allen bekannten Schwellen zu bestimmen.

VO2max (= maximale Sauerstoffaufnahme in [l/min])
Unter der VO2max versteht man den höchsten individuellen Sauerstoffaufnahmewert pro Zeiteinheit, dessen der menschliche Körper unter Luftatmung fähig ist. Sie gilt als ein wesentliches Kriterium der kardiopulmonalen und metabolischen Leistungsfähigkeit. Außerdem determiniert die VO2max inhaltlich und begrifflich die aerobe Leistungsfähigkeit als jenen Energieumsatz, der durch Verbrennungsvorgänge mittels Sauerstoff möglich ist. Die Größenordnung der VO2max wird im Wesentlichen vom Herzzeitvolumen, der peripheren O2 -Utilisation und der aeroben Kapazität der beanspruchten Skelettmuskulatur bestimmt.
Um intra- und interindividuelle Vergleichswerte zu erhalten, muss jedoch auf eine sehr hohe bzw. vollständige kardiozirkulatorische und metabolische Ausbelastung geachtet werden. Im Hochleistungssport wird die VO2max zur Beurteilung bzw. Quantifizierung der Ausdauerleistungsfähigkeit herangezogen.

VO2rel (= relative maximale VO2 in ml pro kg Körpergewicht und pro Minute)
Diese Größe bezieht sich individuell auf das jeweilige Körpergewicht der Probanden und stellt einen weiteren aussagekräftigen Parameter zur Beurteilung der allgemeinen Leistungsfähigkeit dar. Die VO2rel gibt an, wie viel Liter Sauerstoff jedem Kilogramm Körpergewicht zur Verfügung stehen.
Die gewichtsbezogene Relationen der Sauerstoffaufnahmefähigkeit dienen auch zum interindividuellen Vergleich von Personen unterschiedlichen Gewichts.
Im Leistungssport ist die Aussagekraft der VO2relvor allem bei Sportdisziplinen, bei denen das Eigengewicht von den Sportlern mitgetragen werden muss(z.B. Laufen), von Bedeutung.




Interessant ist auch der sogenannte respiratorische Quotient.
Der respiratorischer Quotient (RQ) ist definiert als der Quotient aus dem ausgeatmeten Kohlendioxidvolumen (VCO2) und dem eingeatmeten Sauerstoffvolumen (VO2). Diese ebenfalls dimensionslose Zahl hängt vom Nährstoffabbau ab, und spiegelt das Verhältnis der Energiebereitstellung durch Kohlenhydrate und Fette wieder. Wird gleichviel O2eingeatmet wie CO2 ausgeatmet, so nimmt der RQ den Wert 1 an.

Für die Leistungsdiagnostik gilt daher folgendes Verhalten:

Bei ökonomischer Arbeit sinkt der RQ auf Werte bis ca. 0,80, hingegen steigt er bei ansteigender Belastung über 1 an (bis 1,15); d. h. es wird mehr CO2 ausgeatmet als O2 eingeatmet.
Während spiroergometrischer Messungen ist ein Ansteigen des RQ über 1 ein Indiz dafür, dass sich die untersuchte Person der Ausbelastung nähert.

Bemerkung:
Die Laktatkonzentrationen von 2 und 4 mmol/l zur Bestimmung der Schwellen sind „künstliche“ Grenzen, die sich durch umfangreiche Untersuchungen herauskristallisiert haben. Tatsache ist jedoch, dass es auch Menschen gibt, die beispielsweise schon in Ruhe Laktatwerte von 3 mmol/l und mehr aufweisen!
Hier zeigt sich u.a. ein Limit dieser Überlegungen.
Anhand der Spiroergometrie wird die Sauerstoffaufnahme und die CO2-Abgabe gemessen (und nicht geschätzt oder berechnet!!), weshalb mit dieser Untersuchung die tatsächliche anaerobe Schwelle bestimmt werden kann, wo die O2– Aufnahme und CO2-Abgabe plötzlich Zuungunsten der O2-Aufnahme nicht mehr im gleichen Verhältnis erfolgen, was wiederum durch den RQ illustriert wird.

Und genau hier (in der Bemerkung!) liegt das interessante an der Spiroergometrie. Ich kenne jetzt meine tatsächlichen und nicht fiktiven Schwellen (AS und ANS). Und darüber hinaus noch viel mehr. Watt, RQ, VO2max … alles in Relation und in Verhältnis zueinander … Dies alles als Grundlage für einen Trainingsplan, bei dem die festgesetzten Ziele genauer angepeilt werden. Ich habe einfach viel mehr Parameter zu Verfügung, welche ich bei der Erstellung von einem Trainingsplan miteinfließen lassen kann.

Auf alle Fälle müsste schnellstmöglich eine SRM Kurbel her. Denn das spielen mit den Watt wird wohl mein nächstes faible werden.

Fazit:

  • Spiroergometrie in der Praxis von Dr. Piero Lercher: € 250 die sich lohnen
  • 2 Stunden Aufwand, die viele neue Erkenntnisse hergegeben haben
  • jeder Mensch hat physiologische Grenzen. Das ist eine traurige Gewissheit.
  • ein mehrseitiger sportmedizinischer Befund samt Zahlen, Tabellen und Empfelungen
  • das ist schon noch was drin. Auch noch in meinem Alter.







Cristian Gemmato aka @ketterechts
(c) 2012 



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