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Rennradurlaub an der Adria

Rennradurlaub an der Adria

Wir haben es wieder getan. Ich habe es getan. Wir haben Urlaub gemacht und sind Rennrad gefahren. Rund um Cesenatico, Riccione und Cattolica. Mit Meerblick am Start, mit Meerblick am Weg ins Landesinnere und mit Meerblick am Weg zurück ins Hotel. Rennradurlaub an der Adria ist ein Mix aus Nostalgie und Fortschritt. Wie damals und wie man sich es heute wünscht. Ein wenig altmodisch und trotzdem mit der Zeit. Auch wenn die Zeit hier langsamer zu vergehen scheint. Doch genau das ist der Flair.

Kein hochgezüchteter Radtourismus, kein Strava-Wahnsinn, keine Kommerz-Expo am Etappenziel, sondern Cappuccino im Keramikbecher, ein kurzes „Ciao ragazzi!“ vom Barista – und dann wieder rauf aufs Rad. Es ist die Art von Urlaub, bei der man sich zwischen Meer, Rapsfelder, kleinen Hügeln und steilen Rampen verliert. Wo man die Kilometer nicht zählt, sondern erlebt. Und wo der Weg das Ziel ist – mit allem, was dazugehört: Schlaglöcher, Cornetti, blinkende Glücksritter im Hinterzimmer und Straßen, die mehr Charakter haben als so mancher Influencer-Feed.

Hier ist Rennradfahren nicht Leistungsschau, sondern Lebensgefühl. Ein bisschen chaotisch, sehr charmant – und immer mit einer Portion italienischem Wahnsinn. Und genau deshalb kommen wir wieder. Immer wieder.

Die Hupe – Italiens akustisches Multitool

In Italien gehört die Hupe zum Standardrepertoire, wie der doppelte Espresso zum Frühstück. Sie ist Gruß, Warnung, Lebenszeichen – manchmal auch einfach nur ein Ausdruck purer Lebensfreude. Während wir noch nach dem Blinker tasten, hat der italienische Fahrer längst gehupt – sicher ist sicher. Wer lange in Italien Rennrad fährt, entwickelt das richtige Gespür. Und Gehör. Denn hupen auf Italienisch ist nicht gleich hupen. Es gibt ein freundliches hupen („Passt auf, ich komme.“) und ein aggressives hupen („Pass auf! Ich komme!“). Beides nervt. Aber wer sagt das dein ItalienierInnen?

Koffein-Glück zum Schnäppchenpreis

Ein Espresso für € 1,20. Ein Cappuccino für € 1,60. Diese Preise sind nicht nur nostalgisch, sie sind fast schon revolutionär. Während man in Österreich über Fünf-Euro-Cappuccino klagt, prostet man sich hier mit schaumiger Milchsünde zu – und plant gedanklich schon den nächsten Stopp. Denn was wäre ein Rennradurlaub an der Adria ohne mindestens einer weiteren Kaffeepause. Bars gibt es wie Sand am Meer.

Cornetti – die süße Versuchung in Vitrinenform

Vanille, Pistazie, Marmelade, Nutella, Nougat, leer (aber trotzdem sündhaft gut): Die Cornetti-Vielfalt in Italien sprengt jeden Diätplan. Wer morgens nicht vor einer gläsernen Cornetto-Vitrine steht und eine philosophische Entscheidung zwischen „Crema“ oder „Cioccolato“ trifft, war nicht wirklich in Italien. Rennrad hin oder her – das Frühstück gehört zum Training. Und ein weiteres Cornetto zum Espresso selbstverständlich auch.

Glück im Hinterzimmer: Die Spielautomaten der Bar-Welt

Man glaubt es kaum: Selbst in der verlassensten Bar eines scheinbar ausgestorbenen Dorfs blinkt es hinten im Eck. Spielautomaten, einsam, aber hoffnungsvoll. Vielleicht ist das die wahre italienische Lotterie: Einen Fünfer reinschmeißen, und mit Glück reicht es bald für ein Carbon-Rad mit elektronischer Schaltung. Wenn nicht – Cappuccino geht trotzdem.

Straßen mit Charakter – das Kopfsteinpflaster der Moderne

Es rüttelt, es schüttelt, und manchmal denkt man, das Rennrad zerlegt sich gleich in seine Einzelteile. Die Straßen sind ein Gedicht – eins mit Ecken und Kanten. Aber irgendwie passt das. Der ruppige Asphalt erzählt Geschichten, vom letzten Giro d’Italia, von Sommerhitze und Vespa-Reifen. Italien wäre nicht Italien ohne ein bisschen Schlagloch-Romantik. Mancherorts sind die Straßen auch hier zu Hause mehr als Italien-würdig. Und trotzdem schimpft man über die Verhältnisse in Italien. Auch wenn man noch nie dort gewesen ist. Oder vor einer halben Ewigkeit.

Asphalt wie aus dem Labor

Und dann – völlig unerwartet – gleitet man dahin, als hätte jemand nachts heimlich neuen Belag gegossen. Samtig, geschmeidig, fast zu perfekt. Man fragt sich kurz, ob man noch in Italien ist oder aus Versehen in die Schweiz geradelt ist. Spoiler: Man ist noch in Italien. Manchmal wird auch hier übertrieben – sogar mit Qualität. Wichtig ist nur, nicht blind Komoot, Bikemap oder Strava zu vertrauen. Sondern einem ortskundigen Guide. Mir zum Beispiel. Dann braucht man über die Straßen nicht mehr zu schimpfen. Nur über die Länge der Tour. Aber das ist eine andere Geschichte.

Blinken als Interpretationssache

Ein Kreisverkehr. Ein Auto. Zwei Blinker. Einmal links und einmal rechts. Aber was will der Fahrer wirklich? Das bleibt oft ein Rätsel. Italienisches Blinkverhalten ist wie moderne Kunst: Jeder sieht was anderes, aber niemand versteht’s ganz. Rennradfahrer lernen schnell: Lieber auf den Blickkontakt setzen als auf die Blinkerlogik. Oder einfach: Augen zu und durch (nicht wörtlich nehmen). Kreisverkehre gibt es in Italien viele. Alle mindestens doppelt so groß, wie jene, die man hierzulande kennt. Zwei-, oft sogar dreispurig. Einen solchen zu queren ist ein Abenteuer per se. Mit einer Gruppe im Schlepptau italienische Roulette. Viva l’Italia.

Wetter-Apps: Digitale Orakel ohne Durchblick

Heute Sonne, morgen Regen, übermorgen Schnee? Die Wetter-App sagt „ja“ zu allem – manchmal sogar gleichzeitig. Wer sich in Italien auf eine Vorhersage verlässt, hat das Spiel schon verloren. Das Wetter macht, was es will, und die App zieht nur mit. Beste Strategie: Nach oben schauen. Oder gleich einfach fahren, denn Regen schmeckt eh nur halb so schlimm mit einem Espresso im Bauch. 

Aperitivo – das Feierabendritual für Genießer

Nach der letzten Ausfahrt, wenn die Sonne langsam über dem Meer untergeht, ist es Zeit für den Aperitivo. Campari, Aperol-Spritz oder ein kleines Bier (alkoholfrei), dazu Oliven, Chips und das zufriedene Gefühl, heute alles richtig gemacht zu haben – zumindest bis zur Pasta. Die kommt Tag für Tag, wie das Amen im Gebet. Rennradurlaub an der Adria heißt drei volle Mahlzeiten am Tag. Dazu Tischwein und Wasser. Primo, secondo und dessert vom Buffet. Garniert mit Antipasti, die eine Hauptmahlzeit locker ersetzen könnten. Die Angst zu verhungern haben meine Gäste selten bis gar nie.

Der Radmechaniker des Vertrauens (den man gar nicht kennt)

Man braucht ihn selten – aber wenn, dann ist er da. Der lokale Mechaniker mit ölverschmierten Händen, der alles kann, alles weiß und nie fragt, wie es passiert ist. Nur in Italien repariert jemand dein Rad, während er gleichzeitig einen Kaffee trinkt und telefoniert. „Officina meccanica“ nennt sich der lebensrettende BikePoint. Zu finden in fast jedem Ort. Meistens am Ortsanfang. 40er Torx inklusive für Specialized Spezial-Steckachsen. Und mit Luftkompressor. Damit man sich die Patrone erspart. Das Trinkgeld wurde dankend abgelehnt. Wir sollen uns selbst einen Espresso gönnen.

Gruppenfahrten mit einheimischen „Profis“

Man rollt gemütlich dahin – bis man plötzlich Teil eines Pelotons wird, das aussieht wie das Masters-Team des Giro. Einheimische, top ausgestattet, mit Tempo jenseits von Gut und Böse. Mitfahren? Klar. Durchhalten? Eine philosophische Frage. In San Marino leben einige Profis, die man gerne auch unterwegs trifft. Oder die „Signori“ am Sonntag. Radfahrer jenseits der 60 und 70. In Retro-Look und mit einem Lächeln im Gesicht, das zeigt, dass alles relativ ist, solange man Rennrad fahren kann.

Espresso & Benzin – Tankstellen als Rennrad-Oasen

In Italien haben selbst Tankstellen Stil. Ein schneller Caffè, vielleicht ein Panino, saubere Toiletten, Schattenparkplatz fürs Rad – und man rollt weiter wie frisch getankt. Inklusive Blickkontakt mit der Vespa-Gang am Nebentisch. Ich würde es nicht schreiben, wenn es nicht so wäre. Ein Rennradurlaub an der Adria ist immer voller Überraschungen.

Dolci und Dolce Vita – Nachtisch als Lebensphilosophie

Panna Cotta, Tiramisu, Cassata – man kann sich hier nicht nur die Beine, sondern auch den Bauch kaputt fahren. Doch wer gut tritt, darf auch gut schlemmen. So einfach ist das. Pro Woche 2 Kilo Zusatzgewicht? Keine Seltenheit. Außer die Touren arten aus. Carpegna, Passo della Spugna, Giro delle 3 Regioni, Gola del Furlo … nur um ein paar zu nennen. Rennradurlaub an der Adria geht von bis. Vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.

Cesenatico, Riccione oder lieber Cattolica?

Ganz egal. Jede dieser „Homabase“ hat ihren Reiz. Meine Partnerhotels vor Ort verfolgen verschiedene Konzepte und haben doch vieles gemeinsam. Sie sind familiär, sauber und meine Gäste werden herzlich aufgenommen. Viel zu schade, dass die Zeit so schnell vergangen ist.

Rennradfahren und Urlaub machen

Grazie e a presto

Man könnte meinen, ich sei Italien-verliebt. Vielleicht bin ich es auch. Möglicherweise ist es aber einfach nur diese Mischung aus allem samt diesem ganz eigenen Chaos, das einem hier nie wirklich auf die Nerven geht – sondern eher ans Herz wächst. Es ist das Land, in dem man nie genau weiß, ob der Blinker gerade wirklich ernst gemeint war, aber ziemlich sicher sein kann, dass das Essen schmeckt. Ein Land, an dem selbst die Schlaglöcher irgendwie charmant wirken und der Rennradurlaub nicht in Wattzahlen gemessen wird, sondern in Gelato-Momenten. Ich komme wieder. Ganz sicher. Und das nicht (nur) wegen des Cappuccinos. Wer fährt mit zum Rennradurlaub an der Adria?

Cristian
#machurlaubfahrrennrad

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Rennradurlaub in Cesenatico.

Renrnadurlaub in Cesenatico

Urlaub machen und Rennrad fahren. Saisonfinale in Cesenatico. Die Rennrad-Perle der Adria, empfing uns mit offenen Armen und einem Lächeln, das selbst die Wolken vertreiben konnte. Doch die erste Woche unseres geplanten Saisonabschlusses schien von Petrus persönlich in ein Wasserballett verwandelt worden zu sein. Regen, der in Strömen vom Himmel fiel, ließ die Straßen am Anreisetag glänzen und meine geplante Erkundungsfahrt ins sprichwörtliche Wasser fallen. Hatte es am Freitag noch 27 Grad, musste ich am Samstag zum ersten Mal seit ich hier bin w.o. geben und die Wartezeit auf die TeilneherInnen mit schmerzhaften Dehnen im Fitness-Raum überbrücken. Langwiele sei Danke. Ein Rennradurlaub in Cesenatico kann auch feuchte Seiten aufziehen.

Doch wie nach jedem Sturm die Sonne wiederkehrt, so brachte die zweite Woche ein wahres Sommer-Revival. Die Sonne strahlte mit einer Intensität, die selbst mich als kühnster Träumer und Optimist ins Schwitzen brachte. Die Tränen trockneten, und wir konnten wieder unsere Touren durch die sanften Hügel der Emilia-Romagna in Angriff nehmen.

Zwischen Regentanz und Sommer-Revival.

Jeder Tritt in die Pedale war ein Tanz mit dem Wind, jeder Anstieg eine Ode an die eigene Ausdauer. Die Landschaft präsentierte sich in sattem Grün, durchzogen von goldenen Feldern und malerischen Dörfern, die wie Perlen an einer Kette aufgereiht waren. Die Küste bot atemberaubende Ausblicke, und das Meer glitzerte im Sonnenlicht wie ein funkelnder Edelstein. Die Abende verbrachten wir in geselliger Runde, genossen die lokale Küche und ließen die Erlebnisse des Tages Revue passieren. Es war eine Zeit des Lachens, des Teilens und des Genusses – ein wahrer Höhepunkt zum Abschluss der Radsaison.

Cesenatico hat uns gezeigt, dass selbst nach Regen und Sturm die Sonne heller scheinen kann. Diese zwei Wochen waren ein Beweis dafür, dass das Leben, wie das Radfahren, voller Höhen und Tiefen ist – und dass nach jedem Tiefpunkt ein umso strahlenderer Höhepunkt folgt.

Pfützen, Pasta und Pedale.

Als die Gäste der ersten Woche an jenem ersten Tag in Cesenatico ankamen, schien es, als hätte das Meer beschlossen, seine Grenzen zu überschreiten und die Straßen zu erobern. Der Regen fiel nicht – er stürzte in Sturzbächen vom Himmel, als wolle er die Welt unter sich ertränken. Die Luft war schwer, durchtränkt von der salzigen Feuchtigkeit der Adria, die sich mit dem erbarmungslosen Trommeln der Tropfen vereinte. So etwas hatte ich hier noch nie gesehen. Und auch alle anderen nicht.

Statt eines warmen Willkommens in der pittoresken Küstenstadt erwartete uns ein Szenario, das an eine apokalyptische Vision erinnerte: Straßen, die sich in spiegelnde Kanäle verwandelten, Autos, die wie gestrandete Boote in den Fluten standen, und ein Himmel, der so tiefgrau war, dass er sich wie eine Decke über das Land legte. Die pastellfarbene Fassade unseres Hotels, sonst ein Retro-Augenschmaus, spiegelte sich traurig in den Pfützen, ihre leuchtenden Töne von der melancholischen Nässe gedämpft.

Wenn der Himmel weint und das Rennrad seufzt.

Für die Gäste der ersten Woche war es ein Ankommen im Wasserreich. Der Gedanke, die Straßen mit dem Rad zu erobern, wurde von der Realität hinweggefegt wie Blätter im Sturm. Die Straßenmarkierungen – gelbe Linien der Hoffnung – verschwanden unter der aufgewühlten Oberfläche, und jeder Schritt wurde beim Rennradurlaub in Cesenatico zu einem Tanz zwischen Pfützen und Strudeln.

Der Regen trug jedoch nicht nur Wasser mit sich, sondern auch eine eigenartige Stille. Die sonst lebhaften Straßen waren leer, die Cafés verschlossen, und nur das unaufhörliche Tropfen durchbrach die fast meditative Ruhe. Es war ein Empfang, der statt mit Applaus mit dem monotonen Takt des Regens aufwartete – pathetisch, kraftvoll und irgendwie schön in seiner Rohheit.

Nass und unermüdlich.

Und genau deshalb: Wir sind dennoch gefahren. Jeden Tag. Die Emilia Romagna das Land zwischen Meer und Hügeln, mag uns mit Regen begrüßt haben, doch unsere Räder blieben nicht still. Mit jedem Aufstehen, mit jedem Blick aus dem Fenster und dem Ritual sich zig Wetter-Apps reinzuziehen und Wetterkarten zu studieren kam die gleiche Frage: „Wohin heute?“ Und ich, ein wahrer Zauberer des Terrains, hatte stets die Antwort – eine Route, die uns durch die Tropfen hindurchlenkte und die Regentänze gekonnt umschiffte.

Es war, als hätte ich einen sechsten Sinn für die Launen des Himmels. „Dort hinten lichtet es sich“, sagte ich, während ich auf eine unscheinbare Stelle im grauen Gewölk zeigte. Und tatsächlich – ein schmaler Streifen Blau lockte uns weiter, die Sonne immer nur einen Anstieg entfernt. So jagten wir der Trockenheit nach, fuhren durch Olivenhaine, die selbst im Regen ihren Duft nicht verloren hatten, und durch Dörfer, deren Kopfsteinpflaster in den Pfützen schimmerte wie nasser Marmor.

Die Temperaturen spielten uns dabei in die Karten: Milde 18 Grad machten das Dilemma zwischen Sommer und Herbst erträglich. Es war warm genug, dass die durchgeweichten Trikots keine Eiseskälte brachten, und dennoch frisch genug, um die Regenschauer als sportliche Herausforderung zu betrachten. „Das ist doch wie Duschen beim Fahren“, rief jemand aus der Gruppe mit einem Lachen, während der nächste Tropfenregen uns kurz einhüllte.

Heldenhaft und legendär.

Und heldenhaft waren wir. Helden des nassen Asphalts, Kämpfer gegen Schmutz und Spritzwasser. Doch es war ein Kampf, der seinen Preis hatte: das Putzen. Jeden Abend, wie ein Ritual, bückten wir uns über unsere treuen Rennräder, die von der Tagesetappe gezeichnet waren. Wasserflecken, Schlammspritzer, Reste der nassen Straße – alles musste ab, bevor der nächste Tag rufen konnte. Der Lappen, der Eimer, das Kettenöl – sie wurden zu unseren ständigen Begleitern, bis irgendwann das Stoßseufzen durchs Fahrerlager ging: „Nicht schon wieder!“

Doch auch diese Mühen hielten uns nicht auf. Denn trotz allem – oder vielleicht gerade deshalb – waren es Tage, die man nie vergessen würde. Der Regen mag uns herausgefordert haben, aber er hat uns auch zusammengebracht. Und wenn man einmal das Geräusch der Kette auf frisch gereinigtem Stahl hört, den ersten trockenen Kilometer des Tages fährt und merkt, dass man trotz allem die beste Entscheidung getroffen hat – dann weiß man: Diese Radtouren waren es wert. Jede einzelne.

Dass sich im Neben und hinter der Wolken ein kaum vorstellbare märchenhafte Kulisse verbergen konnte, blieb für jene, die zum ersten Mal hier waren, ein gut behütetes Geheimnis. Ein Grund für einige, wieder einen Rennradurlaub in Cesenatico zu buchen.

Petrus ist im Herzen doch Rennradfahrer.

Die zweite Woche vom Rennradurlaub in Cesenatico – ein Kontrastprogramm wie aus dem Bilderbuch. Nach den ungezählten grauen Regentagen der ersten Woche schien der Himmel über Cesenatico nun selbst Wiedergutmachung leisten zu wollen. Die Sonne, die sich bisher hinter dichten Wolkenschichten versteckt hatte, trat hervor wie eine Diva auf die Bühne und erhellte die Straßen mit einer Wärme, die uns vergessen ließ, dass der Oktober bereits ins Land gezogen war.

Ganz ohne Spannung begann die Woche jedoch nicht: Ein zarter Schleier aus Nebel legte sich in den frühen Morgenstunden über die Landschaft. Es war, als wollte der Herbst noch einmal daran erinnern, wer hier das Sagen hatte. Doch die Ungewissheit, ob das graue Dämmerlicht wieder in Regen übergehen könnte, löste sich schnell auf. Schon nach den ersten Kilometern unserer Ausfahrt brach die Sonne durch – golden, mild und mit einem Licht, das jedes Blatt an den Bäumen zum Leuchten brachte. Die Farben des Herbstes – Rot, Gold, Braun – schienen zu tanzen, während wir an Weinbergen und Olivenhainen vorbeizogen. Jeder Tritt ins Pedal fühlte sich plötzlich leichter an, jeder Atemzug war gefüllt mit der warmen Luft eines Spätsommers, der sich gegen den Herbst behauptete.

Nun konnten wir die Tage so genießen, wie sie geplant waren: lange Touren durch die Hügellandschaft, vorbei an den vielen Hotspots und hinauf zu Aussichtspunkten, von denen man das glitzernde Blau der Adria erahnen konnte. Und natürlich durfte auch der obligate Kaffeestopp nicht fehlen. Als wir die Räder abstellten, den Helm abnahmen und uns in die Sonne setzten, fühlte es sich an, als wäre der Sommer nie zu Ende gegangen. Der Cappuccino dampfte, das Lachen der Gruppe schallte über die Piazza, und die Wärme auf der Haut war Balsam für die Seele.

Mit der Sonne in der Trikottasche.

Auch dieses Jahr darf ich nur eines sagen: Urlaubmachen und Rennradfahren – was für ein Erfolg! Die Kombination aus sportlicher Herausforderung, traumhafter Kulisse und geselligem Beisammensein hat wieder einmal bewiesen, warum Cesenatico der perfekte Ort für einen Saisonabschluss ist. Zufriedene Gäste, die mit einem Lächeln und ein paar neuen Geschichten im Gepäck nach Hause reisen, sind der beste Beweis dafür.

Die Bucket Lists wurden abgehakt: Anstiege, von denen man nur träumen konnte, Abfahrten, die das Adrenalin in Wallung brachten, und geheime Sträßchen, die nur ein erfahrener Guide kennt. Und ja, das Dolce Vita hat seinen Teil dazu beigetragen – sei es durch Cornetto, Piadina oder Gelato, das uns am Ende des Tages vielleicht ein paar Gramm mehr, aber definitiv ein gutes Gefühl bescherte. Übergewicht? Ja, ein wenig – aber glücklich damit.

Was vom Rennradurlaub in Cesenatico bleibt, sind die wunderschönen Momente, die sich wie ein Mosaik aneinanderreihen. Sonnenaufgänge am Strand, Nebelschwaden, die sich über die Felder legten, der Geschmack eines Cappuccinos unter freiem Himmel und die vielen kleinen Geheimtipps, die diese Region so besonders machen. Abende, die mit Lachen, Erzählungen und einem Aperitivo verflogen, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Und vor allem: sportliche Herausforderungen, die jeden von uns an die Grenzen und manchmal darüber hinausgebracht haben. Die Beine brannten, die Lungen pumpten – und der Stolz am Gipfel war jede Anstrengung wert. Ein Urlaub, der in Körper und Geist gleichermaßen Spuren hinterlassen hat.

Cesenatico hat sich einmal mehr als ideales Rennradziel bewiesen, und eines ist sicher: Das war nicht unser letzter Besuch. Zufrieden, erfüllt und mit einem kleinen Schmunzeln blicken wir auf diese zwei Wochen zurück – bis der nächste Rennradurlaub in Cesenatico ruft.

#ktrchts

PS. Termine 2025 sind online und ab sofort buchbar.

 

Emilia Romagna auf dem Rennrad.

Emilia Romagna mit dem Rennrad

Ja. Ich habe es wieder getan und bin in die Emilia Romagna gefahren. Neben dem gewohnt guten Essen und der traumhaft schönen Landschaft auch wegen des Italian Bike Festival und des European Media Cycling Contest. Eine Meisterschaft für JournalistInnen, BloggerInnen und Content Creators aus halb Europa. Dass ich mittendrin war, statt nur daheim, verdanke ich meiner engen Beziehung zur Region. Finden hier mehr als ein Drittel aller Rennradreisen, die ich begleitete, statt. Nach 2022 meine zweite Teilnahme. Im letzten Jahr habe ich den King of the Lake bevorzugt. Die Emilia Romagna auf dem Rennrad ist immer wieder ein Erlebnis. Sehr frisch noch die Erinnerungen an den Grand Depart der Tour de France Ende Juni/Anfang Juli. Für mich immer noch das Schlaraffenland Europas. Aber immer schön der Reihe nach.

Italian Bike Festival – keine Spur von Fahrradkrise.

Das Italien Bike Festival mit mehr als 600 Ausstellern ist nach der Eurobike die mittlerweile zweitgrößte Messe auf europäischem Boden. Die Big-Player waren alle vor Ort. Dazu noch geschlossen fast alle italienischen Marken, vom Rennrad, E-Bike, Gravel, Bekleidung, Helm, Brillen … Klotzen statt kleckern war die Devise. Anhand der Messestände war ganz klar erkennbar, wer den Ton angeben möchte (und kann). Ganze „Motorhomes“ in Formel 1 Manier durfte ich bewundern und betreten.

Anders als bei der Eurobike ist der Eintritt zum IBF frei. Lediglich eine Registrierung ist notwendig. Dazu gibt es die Möglichkeit, die ausgestellten Bikes auf dem Misano World Circuit Davide Simoncelli zu testen. Dort, wo sonst Francesco Bagnaia, Jorge Martin oder Marc Marquez ihre Runden drehen. Für SchotterliebhaberInnen sogar mit Off-Road Parcour dazwischen. Wer mit offenen Augen durch das Messegelände spazierte, hatte außerdem die Möglichkeit, einige prominente und bekannte Gesichter zu begegnen. Filippo Ganna, Omar de Felice, Elia Viviani, Giulio Pelizzari … Jede Marke hatte ihr „Aushängeschild“ vor Ort – sofern nicht bei Wettkämpfen im Einsatz.

Meine Highlights? Gusoline, Gravelbikes mit Aluminiumrahmen, Magene, Bike-Tech vom Feinsten für ganz wenig Geld (Powermeter, Radar, GPS-Geräte …), dr pad, ein Sitzpolstertausch-Service sowie die „rosa“ und „jaune“ DTM Schuhe von Tadej Pogacar. Um nur einige zu nennen. Einzige negative Note: Piss-Wetter am Freitag und die wenig spendable Ader der Aussteller. Schnorren, war früher einfacher.

European Media Cycling Contest (EMCC)

Die Emilia Romagna hatte gerufen. Und über 30 JournalistInnen, BloggerInnen und Content Creators aus Spanien, England, Italien, Neuseeland, Deutschland, Österreich und der Tschechischen Republik waren gefolgt. Andrea, Nicholas und Roberto (ATP Servizi) als Gastgeber waren die Hausherren und sorgten auch dieses Mal für ein abwechslungsreiches kulinarisches und sportliches Programm rund um ein zitronenhaltiges Getränkt mit einem Schuss Alkohol, namens Limoncello.

Dass JournalistInnen und Content Creators nicht nur schreiben (und trinken) können, sondern auch hart und schnell in die Pedale treten, wurde im Rahmen der „La Gialla Cycling“ unter Beweis gestellt. 104 Kilometer und 1.600 Höhenmeter mussten so rasch wie möglich gefahren werden, um den Titel zu holen. Sowohl bei den Herren als auch bei den Damen. Sieger bei den Herren Andrea Nicosia (ITA) und bei den Damen Paris Woods (ENG). Gratulation!

Das Besondere an diesem Format war (ist), das „eigentlich“. Denn eigentlich hätte es kein Rennen sein sollen. Nur ein Teilstück (Bergzeitfahren) von zwei Kilometern mit durchschnittlich 12 % hätte zählen müssen (nicht für uns – wir „mussten“ die ganzen 104 Kilometer Gas geben). Hätte. Denn von Anfang an wurde derart Druck gemacht, dass es einerseits lustig war und andererseits auch ordentlich schmerzte. Nicht nur. Eigentlich hätten wir um 8:30 Uhr starten sollen. Sind wir aber nicht. Denn Superstar Mario Cipollini ließ auf sich warten und fand es erst 15 Minuten später für opportun, seiner Einladung zu folgen. 1.000 RadfahrerInnen durften (mussten) auf Super Mario warten. Überhaupt keine Star-Allüren.

Rennrad fahren in der Emilia Romagna.

Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Kann man, muss man aber nicht. Die Region hat sich herausgeputzt. Nicht nur für die Tour de France. Der Schwung aus diesem historischen Ereignis soll in die Zukunft mitgenommen werden, um die „aber“ aus dem Weg zu räumen. Von März bis weit in den November hinein bieten sich hier gute Bedingungen, die Radsaison zu starten und den Radsommer zu verlängern. Urlaub machen und Rennradfahren.

#ktrchts

PS: Für alle, die noch Resturlaub haben: Emilia Romagna auf dem Rennrad vom 19. Oktober bis 2. November 2024. Alle Informationen dazu hier.

Tour de France Experience

Tour de France Experience

Premiere geglückt. Die Tour de France war zum ersten Mal zu Gast in Italien und hat die ersten drei Etappen durch die Toskana, die Emilia Romagna und den Piemont durchgeschlängelt. Rosa Emotion traf auf französische Tradition. Mittendrin statt nur daheim all jene, die sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollten. Von Florenz nach Turin, über den Colle del Barbotto, San Leo, San Marino, Rimini, Cesenatico, die Rennstrecke in Imola, die WM-erprobte Steigung nach San Luca nahe Bologna und Bologna selbst. Tour de France Experience vom Feinsten. Mit einer bunt zusammengewürfelten internationalen Gruppe war ich auch vor Ort und habe Urlaub gemacht, bin Rennrad gefahren und habe mir die Tour de France aus der Nähe angesehen.

Tour de France in San Marino
Die späteren Sieger der 1. Etappe Romain Bardet und Frank van den Broek.

Langes Warten, super Stimmung und kurzes Spektakel.

Wir waren angereist, um das Peloton am Weg nach Rimini zu sehen und am Tag danach den Profis am Start in Cesenatico noch einmal auf die teuren Räder zu schauen. Untergebracht in Gabbice Mare, direkt am Fuße der Via Panoramica. ****Hotel mit Pool, nicht weit vom Strand. Ein dichtes Programm. Bei Temperaturen jenseits der 35°. Normalerweise wird Anfang Juli hier in der Gegend kaum noch Rennrad gefahren. Wenn überhaupt, dann zeitig in der Früh. Die Hotels gehören dann ganz allein dem sich am Strand aalenden und sonnenhungrigen Badevolk. Durchschnittsalter 60+. Rechnet man die vielen Enkelkinder weg, die von den Großeltern beaufsichtigt werden, noch viel höher. Das ganze auf 91 Kilometer Küste. Von Ravenna bis nach Cattolica. Hotel an Hotel. In erster, zweiter, dritter und sogar vierter und fünfter Reihe. Die einen machen Urlaub, die anderen fahren Rennrad.

Es war ein Irrglaube zu meinen, dass man, wie zum Beispiel beim Giro d’Italia üblich, noch vor der Ankunft der Profis, schnell ein paar Streckenabschnitte am Weg zu begehrten Aussichtsplätzen befahren hätte können. Stunden vor dem Durchzug des Fahrerfeldes waren sämtliche Zufahrtsstraßen bereits gesperrt und unter polizeilicher Aufsicht oder in den Händen freiwilliger Helfer mit strenger Miene. Die Werbekarawane sei schuld und der Grund dafür. Deshalb sind wir in San Marino festgesessen. Der Weg nach Chiesanuova und Montemaggio blieb uns verwehrt. Wir machten das Beste daraus und der Zufall wollte es, dass wir einen genialen Platz in der Vial del Serrone finden sollten. Mit viel Weitsicht, DJ-Musik und einer lebensrettenden Bar mit angeschlossenem Lebensmittelladen. Immerhin galt es mehr als 3 Stunden zu überbrücken. Mit Wasser. In PET-Flaschen für 50 Cent.

Die große Show. Und alle gehen mit.

Es war ein langes, aber kurzweiliges Warten. Unter massivem Einfluss der DJ-Beats ließen wir uns auf das Tour-Spektakel ein und hielten es so lange aus, bis der Spuk vorbei war. Dazwischen geschätzt hunderte Autos und Motorräder. Inklusive der Werbekarawane, dessen Ausbeute mickrig war. Vielleicht waren wir zu wenig aufdringlich. Obwohl die Show, die wir geboten haben, letztendlich einen ganzen Straßenzug unterhalten hat. Am Ende tanzten sie alle – mit uns. Die Fahrer selbst hatten weit weniger Spass. Die Strapazen der 230 Kilometer und 4.000 Höhenmeter waren ihnen ins Gesicht geschrieben. Insbesondere Marc Cavendish, der über 30 Minuten hinter der Führung hinterherfuhr und unsere Wartezeit am Straßenrand verlängerte. Im Ziel war Cavendish 11 Minuten vor der Karenzeit. Vier Tage später sollte er seine 35. Etappe bei der Tour de France gewinnen. Eine mehr als der legendäre Eddy Merckx.

Der unökologische Wanderzirkus.

Die Tour den France scheint ein Protokoll zu sein. Alles ist bis ins kleinste Detail geplant. Wer darf und soll wann, was, wie und wo. Sie ist ein unökologischer Wanderzirkus mit vielen Akteuren und freiem Eintritt für die billigen Plätze. Die Straßen sind die Manege. Hier fand auch die Party, unsere Party, statt. Mit einfachen Mitteln, aber mit viel Herz und Kreativität. Wer es luxuriöser haben wollte, der musste sich VIP-Tickets besorgen und konnte damit in eine ganz andere Welt eintauchen. Eingezäunt und abgeschirmt vom Rest. Überall entlang der Strecke, im Ziel und im Startbereich der Etappen. Hier gab es Zutritt nur mit entsprechender Akkreditierung. Ein Stück Plastik, das mit gelben Lanyard gut sichtbar getragen, Tür und Tor zu Sekt, Caviar, Panini und Piadina öffnete.

Die Tour de France Experience ist also, das, was man daraus macht oder das, wofür man bereit ist zu zahlen. Wer es sich leisten will, wird sogar in SKODA-Offical-Cars vor dem Peloton hofiert. Vive Le Tour.

Nach einer gediegenen Nacht im Grand Hotel San Marino und einem nicht weniger gediegenen Abendessen im Ristorante La Terrazza (Titano), hieß es „Le Tour must go on“ und ab nach Cesenatico. Doch auch hier dasselbe Bild. Geschlossene Gesellschaft. Nur ein paar Mannschaftsbusse waren frei zugänglich – für den Rest benötigte man auch diesen um den Hals zu tragenden Wunderschlüssel. Und trotzdem war es genau das, was man ich mir vorgestellt hatte. Guter Blick auf die teuren Räder, die Mannschaftsbusse, die ausgehungerten Fahrer, die sich aufwärmten, Betreuer, die Kühlwesten herrichteten … wie schon erwähnt – alles wie scripted reality. Exakt nach Protokoll. Auch die Show der motorisierten Polizeieskorte beim Starten ihrer Maschinen. Geplant, inszeniert und durchgezogen.

Was da an Autos, Material und Menschen durch die Gegend kutschiert wird, ist schon bemerkenswert. Ökologisch ist das nicht. Aber das wäre eine ganz andere Geschichte. Gut postiert hatten wir auch dank Teleskopstange einen guten, wenn auch nur kurzen Ein- und Ausblick auf den neutralisierten Start und dem Vorbeizischen des Fahrerfelds. Danke, das war es. Adieu, Le Tour de France.

Sieben Kilos in sieben Tagen.

Dass man in Italien gut essen kann, wussten wir. Auch, dass man viel essen kann. Am Ende haben wir sehr gut und viel gegessen. Viel zu viel im Vergleich zu dem, was wir am Rennrad gesessen sind. Plusenergie. Grazie Enio Ottaviani Winery und Ristorante La Casaccia Gradara. Was nur eine Verköstigung hätte sein sollen, war eigentlich eine Mästung. Gutem Essen kann man schwer widerstehen. Selbst gemachter Pasta umso weniger. Ganz zu schweigen vom besten Eis.

Tour de France Experience mit Claudio "Diablo" Chiappucci

Die Tour de France Experience war ein einzigartiges Erlebnis auf bekanntem Terrain. Eine Mischung aus Urlaub wie in alten Zeiten und modernem Entertainment, kitschigen Sonnenuntergängen, Stöbern und Schmökern in Ramschläden, Karaokesingen auf der Piazza, lauten Zikadenkonzerten und Pantomime-Unterhaltung mit Französinnen und Franzosen. Frankreich hat seine eigene Sprache und eigene Sturheit. Und das ist nicht nur die Sprache der Tour de France.

Wir kommen wieder. Und zwar vom 19. Oktober bis 2. November 2024. Zum Saisonabschluss nach Cesenatico. Weil die Emilia Romagna das Schlaraffenland Europas ist. Urlaub machen und Rennrad fahren. Sieben Kilos in sieben Tagen.

#ktrchs

PS: Interessiert an Rennradurlauben oder auch individuellen Rennrad-Gruppenreisen? buchung@machurlaubfahrrennrad.com.



Le Grand Depart – Die Tour de France im Giro-Land.

Le Grand Depart

Das ist wie Weihnachten und Ostern gleichzeitig. Dazu noch Geburtstag und sämtliche Jubiläen zusammen. Die Tour de France 2024 startet in Italien. Genauer gesagt am 29. Juni 2024 in Florenz. Das drittgrößte Sportereignis nach Superbowl, und Fußball-WM kommt ins Giro Land und wird Millionen von Zuschauern am Bildschirm und auf den Straßen fesseln. Le Grand Depart – drei Regionen sind bereit, die Rennradgladiatoren zu empfangen. Drei Tage und drei Etappen lang. Firenze – Rimini, Cesenatico – Bologna und Piacenza – Torino. Über Straßen, die vielen Rennradurlaubern bekannt sind und die schon früh das Renngeschehen beeinflussen können.

Visit Emilia Romagna.

Alles begann 2020, als die Emilia Romagna in nur wenigen Wochen eine Ersatz-Straßen-WM auf die Beine gestellt hatte. Hier wurde der organisatorische Grundstein gelegt. Die Amaury Sport Organisation (ASO) war begeistert davon, was hier in kurzer Zeit organisiert wurde. Im Land des beherrschten Chaos. Danach waren Politik und einflussreiche Gremien am Werk. Der Rest dann nur mehr eine Frage des Geldes. Jetzt ist fast alles bereit für ein Spektakel, das nicht nur Radsport bieten wird, sondern auch die kulturellen und kulinarischen Highlights in den Vordergrund stellen wird. Die ganze Radsportwelt wird ihre Blicke auf die Emilia Romagna (Toskana und Piemont) richten. Hotspots wie Barbotto, San Leo, San Marino, aber auch Rimini und Cesenatico erwarten den Ansturm begeisterter Italien- und RennradliebhaberInnen.

Le Grand Depart ist die einmalige Möglichkeit, Meereslaub und Rennradsport zu verbinden. Einen Vorgeschmack konnte ich bei der Pressereise in Zuge der Granfondo Via del Sale am eigenen Leib und mit meinen eigenen Sinnesorganen erleben. Dass die Emilia Romagna nicht nur fürs Radfahren bekannt ist, das brauchte mir aber niemand zu sagen. Das weiß ich, seit ich hier jedes Jahr mit Gästen zum Rennradurlaub anreise.

Die Vorzüge der Emilia Romagna.

Das Essen, die Menschen, die Möglichkeiten. Die Geschichte des Landes, die Kultur und die Landschaft. Ganz egal ob entlang der Küste oder im Landesinneren. Mit dem Rennrad, Gravelbike aber auch mit den E-Bikes. Über 9.000 Kilometer verkehrsarmer Straßen stehen zur Auswahl und zur Verfügung. Highlights wie die Nove Colli rund um Cesenatico, die Panoramica zwischen Gabbice Mare und Pesaro oder der Cippo di Carpegna (Passo Pantan) zählen zu den bekanntesten Routen für Rennradfahrerinnen. Auch wenn die Via Romagna mit ihren 460 Kilometern Schotter- und Asphaltnebenstraßen in der Beliebtheit stark aufholt. Als Mehrtagestour mit Sicherheit ein spannendes Abenteuer.

Hinzu kommt, dass die Emilia Romagna auch bequem mit dem Zug erreichbar ist. Mit Rad. Die wichtigsten Verbindungen erreichen Bologna von Norden oder Westen und Osten. Danach geht’s bequem weiter in (fast) alle Richtungen. Cesenatico Riccione, Cesena, Forli, Faenza … liegen alle am Gleis.

Für alle Nicht-RadfahrerInnen.

Es ist schwer, für alle Nicht-RadfahrerInnen ein geeignetes Programm zu erstellen. Weil die meisten nicht so viel Zeit haben, alles zu sehen. Es gibt in der Emilia Romagna viel Historie. In Savignano hat Julius Cäsar beispielsweise den Rubicone überquert und einen Bürgerkrieg ausgelöst. Mit den berühmt gewordenen Worten „Alea iacta est“. Die Repubblica di San Marino besticht durch ihre Mächtigkeit, hoch oben auf einem Felsen, mit perfekter Rundumsicht. Ravenna, die Stadt der Mosaike, Cervia mit den klassischen Salinen, Bologna die Hauptstadt, bekannt durch die „tortellini in brodo“ oder die „Tante Ceccarelli“ von Wanda (nicht nur). Aber auch die Altstadt von Rimini, mit der Tiberius-Brücke, oder der Porto Canale von Cesenatico bei Sonnenuntergang (hier hatte Leonardo da Vinci seine Finger im Spiel) sind sehenswert.

Oder einfach nur am Strand liegen. Aber auch in den verschiedenen „Borghi“ lässt es sich leben und man kann dort die Dolce Vita genießen. Ein Aperitif in Santarcangelo di Romagna? Ein Stadtbummel durch Cesena? Wie wäre es mit einem Besuch der Formel 1 Strecke in Imola oder eine Begegnung mit Valentino Rossi in Tavullia? Auf alle Fälle lohnt sich auch ein Besuch in der Piadina Experience in Riccione und im Spazie Pantani in Cesenatico.

Non solo bici.

Mehrmals hatte ich schon das Vergnügen, die Vorzüge der Emilia Romagna in vollen Zügen zu genießen. Nicht nur als Austria Bike Guide, sondern auch als Gast und Entdecker. Deswegen geht’s im Herbst wieder dorthin. Vom 19. Oktober bis 2. November 2024. Und wenn’s wird wie die letzten Jahre, dann lohnt es sich, die Badehose einzupacken.

#ktrchts

Hier noch ein paar wichtige Links:

Hotels: www.terrabici.com
Le Grand Depart/Tour de France: www.letouritalia.it
Zugverbindungen: www.trenitalia.it
Rennradurlaub Herbst 2024: www.machurlaubfahrrennrad.com




Tour de France in Italien.

Tour de France in Italien

Die Spatzen haben es bereits im vergangenen Jahr im Rahmen des EMCC (European Media Cycling Contest) von den Dächern gepfiffen. Das Gerücht ist dann mit der Zeit immer lauter und letztendlich auch offiziell bestätigt worden. „Die Tour de France in Italien“ lautete dann das historische Pressestatement. Grand Départ in Florenz am 29. Juni mit entsprechender Teamvorstellung am Tag davor. Von Florenz geht es gleich zur Sache und über 205 Kilometern und 3.800 Höhenmetern nach Rimini. Am 30. Juni von Cesenatico nach Bologna (200 Kilometer) und am 1. Juli von Piacenza nach Turin (225 Kilometer). Verständlich, dass man in der Emilia Romagna und auch in Cesenatico alle Hände voll zu tun hat, dieses einmalige Ereignis zu organisieren. Voll im Stress die Organisationen Apt Servizi Emilia-Romagna e Visit Romagna.

European Cycling Contest (EMCC).

Ein Pressevent jagt das andere und so wurde auch der diesjährige European Cycling Contest zum Launch des Events unter den eingeladenen PressevertreterInnen aus ganz Europa genutzt. Am Programm standen diverse Pressetermine, der Besuch des Italian Bike Festival in Misano, eine Besichtigung der Originalstrecken und ein Kräftemessen über 15 Kilometer beim Einzelzeitfahren im Velodrom Fausto Coppi in Cesenatico. Wer übers Rennrad fahren schreibt, sollte auch (schnell) Rennrad fahren können. Die schnellsten SchreiberInnen waren Seriensiegerin Giulia De Maio aus Italien (tuttobiciweb.it) und ex Radprofi Thomas Cepka aus der Slowakei.

European Media Cycling Contest 2024
© Andrea Manusia

Stargast 5fach Tour de France Sieger Bernhard Hinault.

Begleitet wurde das 3tägige Presseevent vom 5fachen Tour de France Sieger Bernhard Hinault, der sich auch nicht die Gelegenheit entgehen ließ, mit den PressevertreterInnen eine Runde zu drehen und das Einzelzeitfahren zu bestreiten. Eine außergewöhnliche Gelegenheit. Und zwar nicht auf irgendwelchen Straßen, sondern auf jenen, die Schauplatz der Tour de France Etappe von Florenz nach Rimini sein werden. Begleitet von Davide Cassani, in der Doppelrolle als ehemaliger Radprofi und Italiens Rad-Teamchef sowie Präsidenten der APT Emilia Romagna.

Der gesamte Pressetross wurde zudem auch noch vom ehemaligen Radprofi und Gewinner des diesjährigen Ötztaler Radmarathons Manuel Senni begleitet. Bernhard Hinault zeigte sich dabei äußerst neugierig. Hinault wollte alles über die Strecke, den Schwierigkeiten und den Anstiegen wissen. Fokussiert folgte er den Worten von Cassani. 3.800 Höhenmeter von Florenz nach Rimini werden kein Spaziergang sein. Dabei werden Pogačar, Vingegard & Co bekannte „Hügel“ nicht auslassen. Barbotto (bekannt von der Novecoll), San Leo, Montemaggio und San Marino stehen dem Peloton dann im Weg.

Emilia Romanga diesmal im Tour de France Fieber.

War es die letzten Jahre der Giro d’Italia, der die Herzen radsportbegeisterter Fans höher schlagen ließ und die Region in Rosa hüllte, wird 2024 die Farbe Gelb tonangebend sein. Ein Schub für die ganze Region, die sich schon seit Längerem wieder stark auf den Radtourismus konzentriert.

Auf den Spuren der Tour de France 2024.

Urlaub machen und Rennrad fahren in der Emilia Romagna. Vom 21. bis 28. Oktober 2023 oder vom 28. Oktober bis 4. November 2023. Es gibt noch freie Plätze. Bereits am € 553,- pro Person im Doppelzimmer. Natürlich mit geführten Touren auf den Spuren der Tour de France und des Giro d’Italia. Hier gehts zur Anmeldung.

Weitere Termine 2024: Cesenatico 16. bis 23. März, Riccione 23. bis 30. März (Karwoche). Anmeldungen demnächst offen.

An einem speziellen Tour de France Paket wird gearbeitet.

#ktrchts

European Media Cycling Contest – für einen Mund voll Piadina.

European Media Cycling Contest

„Guarda Cristian, stiamo organizzando una cosa veramente speciale.“ Mit diesen Worten hat mich Andrea schon vor über einem Jahr neugierig gemacht. Die Rede war von einem European Media Cycling Contest im Rahmen des Italian Bike Festival und der Granfondo „La Gialla Cycling.“ Quasi eine Art Europameisterschaft für JournalistInnen, BloggerInnen und InfluencerInnen. Das alles im Land der unbegrenzten Radmöglichkeiten, mit Start und Ziel im Tempel des Motorsports, dem Misano World Circuit Davide Simoncelli. Schon damals wusste ich, dass diese Idee mehr ein kulinarischer als ein sportlicher Wettkampf werden wird. Auf den Spuren von Pizza, Pasta und Piadina.

Auf den Spuren von Pizza, Pasta und Piadina.

Andrea, Nicholas und Roberto haben gerufen, gefolgt sind ihren Verlockungen am Ende nach strengem Ausleseverfahren 50 Auserwählte aus 15 Nationen. Mit Rennrad, Kameras und gespitztem Bleistift. Das Programm dicht getaktet und sportlich ambitioniert. Drei Tage Vollgas zwischen Strand, Hotel, Messegelände und den unendlichen Weiten der Emilia Romagna.

Es ist schwer, die Highlights einer Fahrradmesse mit über 500 Ausstellern und die Highlights einer Region, die für das Radfahren lebt, in wenigen Tagen herzuzeigen und zu sehen. Das wussten wir alle. Umringt von einem Media-Team, welches jeden einzelnen Moment in Film und Foto festhalten wollte, wechselten wir im Minutentakt von einem Momentum zum anderen. Gerade eben bestaunte ich noch das neueste € 13.000,- teurer Rennrad, wenige Minuten später testete ich es schon auf der eigens dafür geöffneten 4.226 Meter langen Rennstrecke über die 10 Links- und 6 Rechtskurven. Wenig später war ich schon in einem Gespräch verwickelt. Man wollte mir die Ultracycling Dolomitica schmackhaft machen. Was auch gelungen ist. Von den vielen Herstellern individueller Radbekleidung ganz zu schweigen. Natürlich habe ich mich umgesehen und schlau gemacht, was es in Sachen feinstem Zwirn so neues gibt oder geben könnte.

Italian Bike Festival

Das Italian Bike Festival ist ein echter Marktplatz. Laut, schrill, chaotisch und vor allem riesig. Sie waren alle da. Auffallend die sichtbare Dominanz der Gravelbikes. Nicht blank poliert, sondern frisch vom Abenteuer haben sie den edlen Carbon-Rennern längst die komplette Show gestohlen. Und zum Testen ging es direkt ins Gelände zwischen den langen Geraden und der Kurven inmitten der Rennstrecke.

Es blieb nicht viel Zeit, sich alles in Ruhe anzuschauen und jeder Plan, strukturiert vorzugehen, scheiterte spätestens an der nächsten Ecke. Zu viel Neues, Interessantes, Einzigartiges und Unerschwingliches stellte sich in den Weg. Dem n + 1 war schwer zu widerstehen. Nicht nur beim Rad.

Piadina Experience.

Die Piadina ist in der Emilia Romagna ein ganz besonders Heiligtum. Allein in der Piadina Expericence, eine Mischung aus Museum, Fertigungsfabrik und In-Lokal, werden täglich 100.000 Stück dieses Fladenbrotes hergestellt. Mit rein regionalen Zutaten. Weizen, Wasser und Salz. Wenig erstaunlich also, dass genau hier der erste Tag des European Media Cycling Contest ausklingen durfte. Mit Aperitivo, Rundgang, Multimediashow, Dauerhunger, Verkostung und einer anschließenden langen Nacht mit DJ-Musik. Ende gut, alle voll.

Via Romagna.

Samstag, noch ein Tag bis zum Rennen. Dem eigentlichen Grund für die Reise in die Emilia Romagna. Es war ein herrlicher, spätsommerlicher Tag. Und wir sind ausgezogen, um die Via Romagna kennenzulernen. Immer noch medial begleitet, als wären wir Stars. Ständig umringt von Paparazzi. Ein Foto hier, ein Drohnenvideo dort und zwischendurch Interviews. Davor aber galt es noch zwei Runden auf der Rennstrecke zu absolvieren. Während die einen das Cruisen auf frischem Asphalt sichtlich genossen, testeten andere ihre Laktatverträglichkeit ohne Rücksicht auf Verluste. Nach ganzen vier Runden waren die Favoriten für den European Media Cycling Contest bestimmt. Und all meine Hoffnungen auf eine Top-Platzierung unter dem jugendlichen Elan meiner Mitstreiter sowie unter meinem eigenen Übergewicht begraben. Dabei sein ist alles, aber gewinnen wäre schon schöner gewesen.


Trost fanden ich und viele andere auch zum Glück schnell bei Enio Ottaviani. Ein wirklich nettes und einladendes Plätzchen zwischen den Weinreben. Gutes Essen kann über so manche Hoffnungslosigkeit schnell hinweghelfen. Salute.

Dass der Abend auf der wohl schönsten Terrasse mit Meerblick, die Misano Adriatico zu bieten hat, endete, wäre ein eigenes Kapitel wert. Über Essen, Ausblicke, Fachgespräche, guter Musik und vor allem Renntaktik. Buona notte.

EMCC – Das Rennen

Mario Cipollini, Gianni Bugno, Claudia Chiappucci oder Maco Melandri. Klingende Namen italienischer Zweiradvergangenheit. Sie alle waren am Start der Granfondo „La Gialla“. Ich mittendrin, statt nur daheim. In erster Reihe. Ein Privileg, welches mir als persönlicher „Domestique“ von Giulia di Maio zugutegekommen ist. Giulia ist Journalistin für tuttobiciweb und Moderatorin diverser Red Bull Live-Events. Sie sollte das Rennen gewinnen. Befehl von oben. Vielleicht auch mit meiner Unterstützung. Ich hatte meine Aufgabe. Dass das Rennen einen Tag nach Giulias Geburtstag stattgefunden hat und sie deshalb bis in die frühen Morgenstunden feierte, erschwerte unseren Plan. Dabei sein ist alles?

Nein. Denn trotz widrigster Bedingungen und im Kampf gegen den Schlafmangel konnte sich Giulia gegen starke Konkurrenz aus Schweden und Slowenien durchsetzen und den European Media Cycling Contest über 100 Kilometer und 1.800 Höhenmeter gewinnen. Bei den Herren setzte sich Frederik Börk vom Magazin Rennrad souverän durch. Herzlichen Glückwunsch.

Arbeiten und Rennrad fahren.

Es war ein ganz schönes Stück Arbeit. Das Rennrad fahren selbst und über das Rennradfahren zu schreiben. Im Regen, gegen den Wind, bei glühender Hitze, auf Strade Bianche. Mit vielen Eindrücken und neuen Bekanntschaften unter KollegInnen. Betriebsspionage inklusive. Von den Besten lernen, kann nicht schaden. Ganz im Gegenteil. Danke an dieser Stelle nochmals an Andrea, Nicholas und Roberto in Zusammenarbeit mit APT Servizi und Emilia Romagna. Wir sehen uns hoffentlich 2023 wieder. Nicht jünger, aber vielleicht leichter.

#ktrchts

PS: Für alle jene, die die Region Emilia Romagna kennenlernen wollen. Hier geht’s zum Saisonabschluss nach Cesenatico.

Italian Bike Festival – Viel Rad auf einem Platz.

Italian Bike Festival

Vom Triumph von Pecco Bagnaia bis zur Invasion der neuesten Fahrräder. Samt Zubehör. Eine Woche nach dem Ducati-Festival war die nach Marco Simoncelli benannte Rennstrecke von Misano Adriatico Schauplatz des dreitägigen Italian Bike Festival, einer der größten Radmessen auf europäischen Boden. Über 500 Marken aus aller Welt füllten den Ausstellungsbereich hinter dem Fahrerlager und den Boxen. Mit weit über 1000 Fahrradmodellen, die vor Ort auch getestet werden konnten. Auf jener Strecke, über die normalerweise die stärkeren, mit Treibstoff angetriebenen Zweiräder vorbeifliegen. Auch Firmen wie Ducati waren auf der Messe zu finden. Ducati präsentierte das eigene feuerrote Elektromodell. So wie auch Yamaha, das ebenfalls die Welt der E-Bikes für sich entdeckt hat.

Radsportprominenz im Überfluss.

Parade der Weltmeister mit dem Australier Cadel Evans, dem Italiener Alessandro Ballan sowie Mario Cippollini und Paolo Bettini (Olympiasieger und Doppelweltmeister Straße). Misano geizte nicht mit Radsportprominenz vergangener Zeiten. Aber auch aktuelle Stars wie Sonny Colbrelli waren anwesend. Colbrelli kann es kaum erwarten, wieder ins Renngeschehen einzusteigen. In Erinnerung sein Sieg im Schlamm auf den Kopfsteinpflastern bei Paris Roubaix.

Viel Applaus bekam Rachele Barbieri (2x Gold und 1x Silber bei den Europameisterschaften auf der Bahn und 1x Bronze auf der Straße im vergangenen Monat im München) oder Simone Avondetto, der jüngste U23-Weltmeister im XCO-Mountainbike (Olympic Cross Country). Standesgemäß auf italineischem Rad (Wilier) und italienischen Reifen (Vittoria).

Italian Bike Festival in Misano

Probieren geht über Studieren.

Nicht nur Fahrräder, nein auch Zubehör konnte auf dem Italian Bike Festival getestet werden und bewundern. Wie zum Beispiel den von der im Bergamo ansässigen Firma Kask entworfenen Weltmeisterhelm von Filippo Ganna.

Das Italian Bike Festival in Misano Adriatico war bereits am Freitag und Samstag mit mehr als 40.000 Besuchern ein voller Erfolg. Das große Finale bildete am Sonntag die Granfondo „LaGialla„, mit Start und Ziel im Motodrom Marco Simoncelli. Mit am Start um 7.30 Uhr, Mario Cipollini, Gianni Bugno, Davide Cassani und Claudio Chiapucci. Im Rahmen der „LaGialla“ fand auch der European Media Cycling Contest (EMCC) statt. Eine inoffizielle Europameisterschaft für Rad-Blogger und Journalisten. Mit dabei klingende Namen aus vielen Nationen. Italien, Deutschland, Österreich, Holland, Frankreich, Spanien, Schweden … 100 Kilometer und 1800 Höhenmeter waren dabei zu bewältigen. Keine leichte Aufgabe, nachdem die letzten Tage kulinarischen Radsports.

#ktrchts

PS: Beim EMCC mittendrin statt nur daheim auch dieKetterechts. Bericht folgt.

Rennrad fahren in Riccione.

Rennrad fahren in Riccione

Urlaub machen und Rennrad fahren. Der Radsommer 2022 hätte nicht besser beginnen können. Eine traumhafte Rennradwoche in der Emilia Romagna ist soeben zu Ende gegangen. Mit vielen schönen Erinnerungen, einigen Kilos Mehrgewicht und ersten nennenswerten Bräunungsstreifen an Beinen und Armen. Rennrad fahren in Riccione war ein Revival italienischer Radsporttradition und eine Zeitreise zurück zum Ursprung aller modernen Rennradreisen. Begriffe wie Trainingslager oder Radsportwoche wurden vor vielen Jahren genau hier an der mittleren Adriaküste geboren. Lang ist das her. Das damalige Flair ist aber heute noch zu spüren. Vieles ist rund um Riccione wie damals, angepasst an modernere Gegebenheiten. Die „Ciclisti“ sind im Frühjahr nach wie vor willkommene Gäste und die Vorboten der sonnenhungrigen Sommertouristen.

Dabei ist es nicht nur die romagnolische Küche, die uns magisch angezogen hat. Es sind die vielen Möglichkeiten Urlaub zu machen und Rennrad zu fahren. Das Rennradfahren in Riccione ist und bleibt eine sportliche und kulturelle Reise ins Schlaraffenland Europas.

Höhenmeter schrubben. Zwischen Himmel und Erde.

Das einzig Flache hier in der Gegend ist der kilometerlange Strand und die Straße, die zwischen großen Hotels auf der einen und noch größere Hotels auf der anderen Seite entlang führt. Der Rest ist ein ständiges Auf und Ab. Zwischen Himmel und Erde. Von null auf 200, 300 bis hinauf auf 1.400 oder sogar 1.700 Metern Meereshöhe. Ein ständiges Wechselspiel von kurzen Auffahrten und ebenso langen Abfahrten. Nicht umsonst haben hier in der Gegend mindestens 50 % der Ortschaften ein Monte vor dem Namen. Montecolombo, Montescudo, Montefeltrio, Montegridolfo, Monte Carpegna, Monte Nerone, Montegiardino, Montefiore …

Ein Paradies für Rennradfahrer*innen, die sich nicht auf langweiligen Hauptstraßen herumtreiben müssen. Denn wo hier in der Gegend hoch über einem Hügel eine Kirche oder ein Turm thront, da gibt es auch immer eine Straße, die dorthin führt. Bergauf. Man kann (muss) hier Höhenmeter schrubben – wie eine Teilnehmerin der Rennradreise nach Riccione es auf sächsisch ungewohnt formuliert hat. Übersetzt heißt das ganz einfach: Gute Beine und gute Bremsen. Aber keine Angst, die „colline“ hier machen keine Angst. Im Gegensatz: Sie ziehen magnetisch an. Oben auf der Piazza gibt es Espresso für € 1,10 oder einen Cappuccino für € 1,60. Für alle, die Hunger haben, sei eine Piadina zu empfehlen. Mit Prosciuttto Crudo, Rucola und am besten mit Stracchino. Außerdem sind die Auffahrten zu den vielen wunderschön gelegenen Borghi sehr gut in Schuss, weil der Giro d’Italia in dieser Gegend regelmäßig zu Besuch ist.

Via Panoramica. Ein Pumptrack für Rennradfahrer*innen.

Es gibt viele Küstenstraßen und Küstenklassiker. Aber es gibt nur eine Via Panoramica von Gabbice Mare, über Gabbice Monte, Fiorenzuola di Focara nach Pesaro. Am besten, man macht dieses Stück Straße gleich in beide Richtungen. An einem Tag. Dann kann man das Besondere dieses besonderen Stücks Emilia Romagna doppelt genießen. Ein Ruhetag eignet sich dafür perfekt. 70 km und knapp 1.000 Höhenmeter, die man aber kaum spürt. Versprochen. Weil sie abgesehen von den ersten zwei, drei Kilometern von jeder Seite aus, kaum wahrnehmbar sind. Die Via Panoramica ist eine Summe von Wellen, die dich, mit dem richtigen Schwung genommen, in einen Flow versetzen. Ein überdimensionaler Pumptrack, der nach dem großen Kettenblatt aka Kette rechts schreit. Sonntags ist dieses Vergnügen sogar autofrei. Von 0630 Uhr bis 1230 Uhr. Aber auch unter der Woche verlieren sich hier kaum Autofahrer. Diese bevorzugen die schnelleren Verbindungen am Fuße der Erhebung.

Via Panoramica

Und täglich schlemmert das Murmeltier.

Das ewige Dilemma. Essen wir ordentlich, weil wir viel Rennrad fahren oder fahren wir Rennrad, damit wir ordentlich essen können? Diese Frage war in der Woche Rennradurlaub in Riccione schwer zu beantworten. Weil es keine Zeit gab, darüber nachzudenken. Essen und Rennradfahren wurden nur durch den notwendigen Schlaf unterbrochen. Kein Wunder bei der angebotenen Auswahl im ausgesuchten Hotel. Diätpläne konnten keine eingehalten werden. Dazu hätte man einen zu starken Willen gebraucht. Alles war selbstgemacht. Ganz egal ob Gnocchi, Tagliatelle, Orecchiette oder Penne. Ob Sugo al Pomodoro, Ragù oder eine andere hauseigene Kreation. Dazu noch die vielen Antipasti und natürlich die wunderbaren Süßspeisen. Die Küche hat täglich nur ihr Bestes aufgetischt.

Die Emilia Romagna ist bekannt für ihre Küche, Rennradfahrer*innen für ihren Hunger. Treffen beide aufeinander, entsteht ein nicht enden wollender natürlicher Kreislauf. Und dann stellt sich wieder diese eine Frage.

Die guten alten Rennradzeiten.

„Il Carpegna mi basta“ – der Carpegna reicht mir. Marco Pantanis Worte zieren einige der 22 Kehren hinauf zum Cippo. Auf sechs Kilometern müssen dabei über 600 Höhenmeter bewältigt werden. Dieser Berg ist ein Monument. Die Anfahrt ein Kreuzweg, die Rückkehr ins Hotel ein Triumphzug. Der Cippo ist zuerst der Alptraum. Speziell dann, wenn man (der Autor höchst persönlich) schon Tage davor Angst und Schrecken verbreitet. Am Weg hinauf schreibt dann jeder seine eigene Heldengeschichte. Jede Kehre schließt ein Kapitel und öffnet ein neues. Hier herauf büßt man so manche Sünde. Marco Pantani ist einst von Cesenatico regelmäßig auf den Cippo gefahren. Ohne Pulsmesser und ohne Powermeter. Radsport pur. Die guten alten Rennradzeiten. Nicht zu vergleichen mit jenen von heute. 16 Minuten und 51 Sekunden hat Tadej Pogačar von Kehre 1 bis Kehre 22 gebraucht. Das sind 16,7 km/h im Schnitt. Watt und Puls unbekannt.

Der perfekte Rennradurlaub.

Für Radsport-Nostalgiker sind Riccione und die Emilia Romagna der perfekte Rennradurlaub. Wo sonst wird man am Morgen beim Aufbrechen vom Chef des Hauses in perfektem Italo-Style persönlich verabschiedet und nach der Tour ebenso gestylt wieder empfangen? Oder wo sonst scheint die Morgensonne durch das Fenster aufs Bett und somit direkt ins Herz und in die Seele?

Rennrad fahren in Riccione ist vielleicht nicht so cool, nice oder angesagt, wie eine Woche auf Malle. Die Emilia Romagna steht der Baleareninsel aber um nichts nach. Sie toppt das Radsportmekka sogar um einiges. Einfach einmal hinfahren, einlassen und ausprobieren. Wir kommen wieder. 1. bis 8. April 2023. Und dazwischen geht’s in zum Monte Grappa, in die Dolomiten, zum Stilfser Joch und nach Cesenatico. Urlaub machen und Rennrad fahren.

Riccione Highlights

Hotel: Fedora Bike Hotel
Touren: Alles mit einem Monte davor, San Marino, San Leo, Verrucchio, Serra San Marco, Via Panoramica, Urbino, Cippo della Carpegna, Passo del Grillo, Gola del Furlo …
Guide: Cristian aka dieKetterechts für die perfekte Übersetzung
Reisezeit: März – Mai, September – Oktober

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad