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Die Leiden eines jungen Bloggers |
Man muss im Leben immer neue Wege gehen. Das dachte ich mir auch. Hätte ich aber gewusst, dass diese Wege manchmal sehr in die Höhe steigen, hätte ich auf diese Lebensweisheit liebend gerne verzichten müssen. Denn der Grossglockner Berglauf inklusive der Grossglockner Bike Challenge am vergangenen Wochenende waren ganz großes Kino. Ein sportliches Drama mit emotionalem Happy End. Eine physische und psychische Gratwanderung gepaart mit etwas Rosamunde Pilcher fürs Herz. Aber schön der Reihe nach.
Das legendäre Bergdorf Heiligenblut kenne ich eigentlich als traumhaftes Freeriding Eldorado mitten in den Hohen Tauern. Sehr oft bin ich bereits im tief verschneiten Winter dort gewesen, um meine Leidenschaft für das freie Skifahren auszuleben. Nicht ohne meine GoPro. Versteht sich von selbst. Ebenfalls kenne ich Heiligeblut von den unzähligen Überquerungen der Grossglockner Hochalpenstrasse mit dem Rennrad. Von Süden nach Norden und von Norden nach Süden.
Es war also nur eine Frage der Zeit, wann ich im Sommer auch den Grossglockner Berglauf bestreiten würde. Wegen der neuen Wege. Wenn schon, denn schon. Die Devise für heuer. Als Duathlon. Also gleich 2x hinauf. Von Heiligenblut auf die Kaiser Franz Josefs Höhe. Von knapp 1300m Seehöhe auf gletschegeschwundene 2.600m.
Vergangenen Samstag war es dann soweit. Der Berg hat gerufen. Und wir sind diesem Ruf gefolgt. Anreise von Wien nach Heiligenblut mit Zwischenstopp Linz. Über die A1 nach Salzburg, dann die A10 bis nach Bischofshofen, über die B311 entlang der Salzach nach Bruck am Grossglockner und dann von dort hinauf über Fuschertörl, Edelweisspitze (Option ohne Aussicht), Hochtor hinunter nach Heiligenblut. Vermasselt durch ein Gewitter mit Wind, Regen und herbstlichen Temperaturen. Und vermasselt durch € 34,50 Mautgebühr. Ganz schön teuer. Alternativen? A10 bis nach Spittal an der Drau und dann 70 km das Mölltal entlang. Das Pinzgau über Zell am See bis Mittersill, dann die Felbertauernstraße (Maut und Einbahnregelung wegen des Felssturzes) bis nach Lienz, Iselsberg, Winklern, Heiligenblut. Oder die Tauernschleuse von Bad Gastein nach Mallnitz, Mölltal … Heiligenblut. Für eine Anreise mit Privathubschrauber reicht das Kleingeld noch nicht. Auch wenn ich nicht wüsste, wo dieser in Heiligenblut landen könnte.
Ankunft in Heiligenblut ob der vielen Foto- und Selfiestopps also später als geplant im Hunguest Hotel Heiligenblut gegen 2030 Uhr. Der Empfang im Hotel ließ Wärme und Gastfreundschaft vermissen. Hektisch und ohne Blickkontakt zischen mehrere Mitarbeiter an uns vorbei. Doch dann erbarmt man sich unserer. Das Zimmer ist schnell belegt. Das Rad geht gleich mit. Auch wenn dies ausdrücklich verboten wurde. „Die Zimmer seinen renoviert worden, es könnten Flecken entstehen …“, das Übliche halt. „Man habe ja einen Radkeller zu Verfügung. Das Hotel würde aber keine Verantwortung und Haftung übernehmen …“. Was wiederum falsch ist. Denn rechtlich gesehen, haftet das Hotel bei Raub, Einbruch und Diebstahl, wenn ein Rad dort in einem verschlossenen Raum aufbewahrt werden muss (Die Betonung liegt hier auf dem „muss“). Das wollen die meisten Hotels aber nicht wahrhaben. Im Fall des Falles wäre das mitunter ein langer zäher Rechtsstreit. Zum Glück begleitet mich mein „thebikebag„. Rennrad als Ganzes rein, Tasche um die Schulter und ab ins Zimmer. Die Reservierung im Hotel lautet auf Zimmer mit Frühstück. Wir nehmen deshalb die Zusatzoption „all you can eat from our schon etwas mager wirkendes Abendbuffet“ für € 12. Kärntner Kasnudeln inklusive. Ein kleiner Verdauungsspaziergang durch die bereits menschenleere Expo und gute Nacht. Weckruf für 0500 Uhr geplant.
Es ist schon hell. Der Himmel strahlend blau. Start der Bike Challenge ist für 0700 Uhr angesetzt. Um 0600 hole ich meine Akkreditierung und meine Startunterlagen. Startgeschenk, neben vielen Prospekten sind ein Viking Footwear Stirnband, 1x Powerade, 1x Gasteiner Wasser und 1x Hirter Bier. Nach einem leichten Frühstück (2x Buttersemmel mit Honig, Kaffee zum Wachwerden und zur Anregung der Verdauung) wird mein Rad noch gecheckt. Kameras montieren, Batterie überprüfen, Startnummer anbringen. Die Zeit wird knapp. Ein wenig aufwärmen geht sich noch aus. Startblock 1. Es geht los. 17 km und knapp 1500 Höhenmeter. Die ersten 100 davon gleich zu Beginn hinauf ins Dorfzentrum. Alles knapp an der 400 Watt Grenze. Neben mir noch die spätere Siegerin bei den Damen Andrea Mayr. Meine Garmin VIRB XE vorne und meine GoPro Hero4 hinten blinken rot. Achtung Aufnahme.
Mir wird sofort mehr als nur warm. Der Schweiß fließt. Ich muss gleich auf mein Tempo reduzieren. Fahre kein Rennen. Zügig, aber nicht schnell genug, um mit den Vordersten mithalten zu können. Ich bin auf der Suche nach guten Szenen für das Video und mache Fotos. Ein paar mal steige ich vom Rad. Mit der Garmin Virb Elite in der Hand suche ich Motive und halte diese fest. Die Mautstelle ist erreicht. Dann Kasereck. Der Glockner zum Greifen nahe aber noch immer Kilometer entfernt. Die kurze Zwischenabfahrt zum höchsten Kreisverkehr in Europa nutze ich und sammle Kräfte. Noch 8 km. Es ist jetzt schon sehr heiß. Die Kameras auf laufen runder als mein Motor. Hinter mir die Sonne, vor mir der höchste Berg Österreichs. Neben mir jede Menge Mitstreiter. Ich überhole und werde überholt. Das Glocknerhaus ist erreicht. Jetzt nur noch 3 Kehren und dann der lange Tunnel zum Parkplatz. Hier warten Zuschauer. Das motiviert. Nach 74 Minuten bin ich im Ziel. Erschöpft. Zufrieden. Im vorderen Mittelfeld. Die Schnellsten waren unter 60 Minuten unterwegs. Wäre ich doch ein Rennen gefahren!
Die Grossglockner Bike Challege. Eine Veranstaltung mit Zukunft. Ob sie zu einer echten Konkurrenz für den bekannteren Glocknerkönig werden kann? Das hängt von den Organisatoren ab. Und von Petrus. Für die Premiere haben sich beide ganz schön angestrengt. Und das beste frei erhältliche Wetter zur Verfügung gestellt. Von mir gibt es eine ehrliche Empfehlung dafür. Alles sehr überschaubar. Familär. Sehr gut organisiert. Ich würde sehr gerne wieder kommen.
Oben noch small talk mit @mseyr und @pep909. Die Rückkehr nach Heiligenblut muss warten. Die Straße ist noch gesperrt. Es gilt Einbahnregelung. Erst um 0900 Uhr dürfen wir runter. In der Sonne lässt es sich sehr gut aushalten. Trotz verschwitzter Kleidung und dürftiger Wechselwäsche, welche vom Veranstalter mit Kleidersack von Heiligenblut ins Ziel transportiert worden sind.
Die Abfahrt nach Heiligenblut nutze ich, um ein weiteres Video zu drehen. Gegenverkehr ist kaum vorhanden. Selten hat man hier so eine „freie“ Fahrt. Heiligenblut. 0930 Uhr. Die Arbeit ist getan. Der ganze Tag steht mir noch zur Verfügung. Ein Gratis Massage in der Expo lockert mich auf. Ein Topfenstrudel im Glocknerhof stärkt. Die Gedanken zum morgigen Berglauf schwirren bereits im Kopf herum. Dazu aber mehr in Teil 2.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#faceyourpassion