Schlagwort: Pinarello

Musik hören am Rennrad – ja oder nein?

Foto: Apple


Musikhören mit Kopfhörern am Fahrrad ist in Österreich ein Graubereich. Während es in Deutschland erlaubt ist, mit Kopfhörern zu fahren, gab es in Österreich in der Vergangenheit  Anzeigen durch Bezirkshauptmannschaften. Die Behörde argumentiert dabei oft mit Paragraph 58 StVO, demzufolge nur jemand ein Fahrzeug lenken darf, „der sich in einer solchen körperlichen und geistigen Verfassung befindet, in der er ein Fahrzeug zu beherrschen und die beim Lenken eines Fahrzeuges zu beachtenden Rechtsvorschriften zu befolgen vermag.“ Also wieder einmal typisch Österreich. Grundsätzlich nicht verboten aber auch nicht explizit erlaubt. Auslegungssache mit viel Interpretationsspielraum.

Ich fahre stets mit meinem iPod shuffle samt Kopfhörer weg. Die Kopfhörer sind schon einmal ein guter Schutz gegen die Zugluft. Speziell jetzt im Frühjar, wenn die Temperaturen noch nicht die 20 Grad plus erreichen. Und für meine einsamen Ausritte ist Musik ein willkommener Begleiter und Motivator. Willkommen ist alles was mindestens 100 bpm hat. Wenn darunter, muss halt der gang härter sein. Logisch! Quasi spinning in der frischen Luft. Denn bergauf lässt sich der richtige beat ganz gut in flotte Frequenz umwandeln. Auch wenn ich mal abreiße. Mit dem richtigen Takt kann ich manchmal die Lücke wieder schließen. Mitsingen nicht ausgeschlossen. Wir leben ja in einer offenen toleranten Welt. Und bei einem Puls über 160 klingt jede Stimme scheiße.

Was ich so höre? Unterschiedlich. Hier ein kleiner Auszug.

Fritz Kalkbrenner – Back Home
Faul – Something New
Alle Farben feat. Graham Candy – Sometimes Lolita Jolie – I wanna dance with you
AronChupa  – I’m an Albatraoz
Ana Tijoux – 1977 (Funky Judge Rmx)
Lost Frequencies – Are you with me 

Und jetzt bitte festhalten:
Modern Talking – the Space Mix.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#faceyourpassion

Juhu. Ich habe nicht gespart und werde jetzt belohnt.

Ein Pinarello Geschoss kostet Geld. Viel Geld. Aber nicht nur die Pinas. Auch die Treks, Specialized, Simplons … haben ihren Preis. Im Gegensatz zu den billigen Alternativen. Die Fake Rahmen aus China. Da kann man schon schwach werden. € 700 für einen Rahmen, samt Gabel und Sattelrohr sind Peanuts gegenüber den € 4.000 eines Originals. Umgangssprachlich als Chinarello bezeichnet, haben diese Kopien den einen oder anderen verlockt.

Ich bin die letzten Jahre immer standhaft geblieben. Und habe auf das Original vertraut. Jetzt werde ich dafür entschädigt. Mein knapp drei Jahre alter Rahmen (Pinarello Dogma2) hat einen kleinen Riss. Dieser ist mir zwar aufgefallen. Ich habe mir jedoch eingebildet, es sei der Lack. Lack, den Pinarello auf seinen Rädern reichlich anbringt. Somit war der Kopf frei und die Beine ständig am Drücken. Vollgas. Kette rechts. Ohne Rücksicht auf Verluste. Vor allem bergab. Beim letzten Service bei Radsport Grassinger – dem Österreich Importeur von Pinarello vor ca 3 Wochen wurde ich dann nochmals auf diesen Riss aufmerksam gemacht – mit dem Hinweis weiter zu beobachten was passiert.

Somit war der Riss auch wieder im Kopf. Nicht gut. Was tun. Ich frage die Ketterechts-Community. Einschicken. Garantie. Händler fragen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen. Das Rad ist ja knapp drei Jahre alt. Kulanz? Die einzige Möglichkeit. Also rufe ich beim Händler an und schick ihm ein Foto vom beschädigtem Rahmen. Und frage vorsichtig und leise nach, ob man da was machen könnte. Die Antwort war prompt. „Wenn du den Rahmen beim Kauf registriert hast, genießt du eine ausgedehnte 3 Jahres Garantie.“ Jetzt kommen Zweifel auf. Habe ich den Rahmen registriert. Natürlich habe ich den Rahmen registriert. Aber wo ist die Bestätigung? Emails durchforsten. Bei meinem Ordnungsinn ein Wahnsinn. Ich finde die Email auf einem zweiten McBook. Wow! Bestätigung zum Händler. „Wir schicken mal alles nach Italien und warten.“ Ok. Das war vor Wochen. In der Zwischenzeit ist der Frühling eingetroffen und die Princess of Pain hat nach Auslauf verlangt. Diesen hat sie auch bekommen. Der Riss im Kopf war wieder weg.

Es dauerte und die Antwort von Radsport Grassinger war da. Pinarello tauscht im Rahmen der erweiterten 3 Jahres Garantie den Rahmen aus. Zur Auswahl stehen 2 Farben. Lieferzeit ca. 3 Wochen. Und plötzlich hatte ich ein Luxus Problem.

Nicht gerade meine Favoriten, was die Farbe betrifft. Aber ich habe keine Wahl. Wunschfarben würden 9 Wochen Wartezeit mit sich ziehen. Und so wie ich die Italiener kenne sicher noch mehr. Ich muss mich mit einer Farbe anfreunden. Suche Entscheidungshilfen bei der Facebook Community. Die Meinungen dort: 50:50.

Egal. Ich bekomme einen neuen Rahmen! Trotz aller Euphorie bleibt die Skepsis. Von Italiener zu Italienern. Und es bleibt die Gewissheit, mindestens 3 Wochen ohne Rennrad zu sein. Bei vorausgesagten frühlingshaften Temperaturen. Das Luxus Problem Deluxe. Ich suche nach Alternativen. Wer würde sich meiner erbarmen und mir ein Rad borgen? Es gibt Angebote. Ja! Ich frage bei diversen Händlern an. Grassinger selber hat keine. Roadbiker? Kohl? Sport Haderer? Keiner hat was. Ich suche auf diversen Plattformen nach gebrauchten Rädern. Bikeboard. Willhaben.at. Dort gibt es Räder. Ab € 1.500,-. Darunter sind es Vintage Stücke. Für Training nicht unbedingt geeignet. Ich verzweifle. Die Wettervorhersage für die kommenden Tage wird immer besser. Das Internet scheitert an meiner Suchanfrage. Rennrad Miete in unseren Breitengraden – ein Fremdwort. Als ob man im der Wüste eine Sonnenbank suchen wollte. Dann finde ich Splinster. Doch auch hier gibt es niemanden, der privat sein Rad vermieten möchte. Nur Ski. Snowboards. Und ein paar Fixies. Zumindest im Raum Wien und Linz. An dieser Stelle: Coole Idee, dieses Splinster!

Dann stoße ich auf pedalpower.at. Rent a Bike. Rent a Segway. Und siehe da, die haben Rennräder. KTM Räder mit Ultegra. Ich frage nach. € 35 pro Tag. Salzig. Teuer. Ich rechne hoch. 3 Wochen … zu teuer. Da fahre ich lieber mit meinem Fixie. Draußen. Egal. Verhandeln! Ich muss verhandeln. Heute noch.

Egal. Ich bekomme einen neuen Rahmen. Ausgetauscht. Weil ich ein Original gekauft habe und den Rahmen registriert habe. Bei Pinarello. Die wissen was sie tun. Sie wollen ihre Marke und ihre Produkte schützen. Letztes Jahr hat Pinarello ober 35.000 illegale Auktionen mit gefälschten Produkten gestoppt! Über 1.000 getarnte e-Shops wurden angezeigt. Chinarellos sind in aller Munde.

Meine Princess of Pain ist schon abgegeben. Abbau und dann geht es ab nach Treviso. Wo nächste Woche die oben gezeigten Lackierungen gefertigt werden. Ein Rad davon ist meines. Ich werde bevorzugt. Danke Grassinger.

Pinarello hat leider nichts auf Lager. „Außer die Lagerfarbe Naked Red beim neuen Dogma F8“. Was? Das Dogma F8 wäre auf Lager? „Möglich. Wir können das für dich checken.“ Ja, bitte. Checkt das für mich. Dann würde ich ein Dogma F8 nehmen. € 700 Aufpreis sind es mir wert.

Heute ist fast Weihnachten. Denn ich bekomme die Nachricht, ob. Ob ich die Rahmengröße für mich verfügbar wäre. Ohne zusätzlicher Wartezeit. Ich kann nämlich nicht warten. Ich will nicht warten. Das lässt mein Charakter nicht zu. Und das lässt das bevorstehende Trainingslager nicht zu. Her mit dem Ding. Her mit dem Pinarello Dogma F8.

#F8endofdiscussion!

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

PS: Was das Dogma F8 so alles kann hier.

PS1: Wer hat ein Rad für mich?

Rennradreise nach Kärnten, Friaul, Slowenien. Tag fünf.

Tag fünf. Regen. Viel Regen. Strömender Regen. Vernunft und Verantwortung haben unsere Guides dazu veranlasst, den ersten Berg des Tages, den „Passo Cason die Lanza“ zu umfahren. Zu gefährlich die Abfahrt von oben hinunter nach Paularo.

So ging es in einer verbotenen Zweierreihe das Kanaltal hinaus Richtung Tolmezzo. Die erste Stunde mit einem Schnitt von über 37 km/h. Und trotzdem war mir kalt. Sehr kalt. Was mich dazu veranlasste nach vorne in den Wind zu gehen. Herzfrequenz und Körpertemperatur fingen langsam an zu steigen.

Richtung Villa Santina machten wir dann auch noch Bekanntschaft mit den lokalen Carabinieri. Als diese uns entgegen gekommen sind und uns in 2er Reihe erblickten, wurde mittels akustischem Signal schon mal gezeigt, dass dies wohl nicht ganz legitim war. Unbeirrt davon, wurde unsere Gruppe in 2er Reihe weitergeführt. Bis die Carabinieri von hinten an uns heranfuhren und einer der beiden Männern bei offenen Fenster in feinem aggressiven italienisch uns klar machen wollte, dass wir gefälligst in „fila indiana“ fahren sollten.

Dank der fehlenden Sprachkentnisse der anderen Gruppenteilnehmern – ich habe mich fein rausgehalten, dauerte diese Belehrung seine Zeit. Die Carabinieri beließen es aber nicht dabei. Hinter eine Kuppe warteten sie dann und zogen uns aus dem Verkehr. Nochmals wurde uns klar gemacht – diesmal auch mit eindeutigen Handzeichen, dass wir „routa a ruota“ fahren sollten. Ein aufgerichteter Zeigefinger ließ schon schlimmeres erahnen. Ich habe schon mit einer Strafe spekuliert. Hielt mich aber aus der ganzen Sache raus, um nicht unnötig Öl ins Feuer zu gießen. Roli ließ auch seine Italienischkenntnisse im Guide Rucksack und versucht sich nur auf englisch zu verständigen. Ein „Ciao“ zum Schluss ließ aber alle Wogen wieder glätten. Der Carabiniere hatte wohl seine tägliche Autoritätsbestätigung bekommen.

Sella di Razzo. Ja oder nein. Es regnete nicht mehr. Aber der Himmel war noch sehr wolkenverhangen. So meldeten sich „nur“ 3 Freiwillige für den zweiten Pass. Der Rest fuhr ins Hotel nach Ovaro. Ich auch.

Später dann am Nachmittag juckte mich es doch wieder und zusammen mit Florian nahmen wir den berüchtigten „Kaiser“ in Angriff. Lo Zoncolan hielt was er verspricht. Ein Monsterberg. Vom Hotel weg knapp 11 km und nur bergauf. Der Mittelteil 6 km kaum unter 15%. Eigentlich wäre er morgen zu fahren. Fahre ich ihn halt nochmals.

Ohne Zick-Zack fahren, lässt sich dieses Monster fast nicht bewältigen. Die Auswertungen von Strava und Garmin zeigen auf diesem Berg deutlich, wo sich die Spreu vom Weizen trennt. Bin gespannt wie es mir morgen geht. Da ich jetzt weiß, was auf mich zukommt.

Zwei Mal Zoncolan in zwei Tagen. Ob das zu einer Ketterechts Challenge wird?

Stay tuned
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Rennradreise nach Kärnten, Friaul, Slowenien. Tag eins.

Meinen Bericht von Tag eins der quaeldich.de Rennradreise nach Kärnten, Friaul und Slowenien beginne ich mit einer sehr erfreulichen Nachricht. Es hat heute NICHT geregnet. Gut, die Straßen waren nicht immer trocken, aber es hat heute NICHT geregnet. Ich kann es kaum glauben. Wie sich das auf meine Motivation ausgewirkt hat brauche ich hier wohl explizit nicht zu erwähnen. Ein Hoch auf uns.

Erfahrungsgemäß ist Tag eins immer der stärkste Tag. Wie immer bei einer quäldich.de Tour, war es auch heute so. Männer eben. Testosteron und wattgesteuert. So muss Rad fahren. Was zur Folge hatte, dass wir den ersten ernst zu nehmenden Berg von St. Margareten im Rosental Richtung Freibach mit einer Steigleistung zwischen 1.100 und 1.300 m/Stunde mauserten. Nicht übel. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits an die 60 km in den trockenen Beinen. Die Abfahrt und das Rollen nach Bad Eisenkappel waren dann kaum zu spüren.

In Bad Eisenkappel dann der erste Stopp. Quasi die Mittagsverpflegung. Anders wie bei der Tauernrundfahrt und Schweizrundfahrt sind wir bei dieser Tour Selbstversorger. So wurde mein Tipp eine ganz spezielle Konditorei anzufahren gerne angenommen. Gruppe eins war natürlich zuerst da und plünderte die armen unvorbereiteten Damen. Als dann noch Gruppe zwei und drei zusammen ankamen, war das Angebot bereits etwas dürftig. „Hättet ihr gesagt, dass ihr kommt, hätten wir mindestens 10 Kuchen mehr gebacken“. Die Damen hinter der süßen Theke hatten das Geschäft ihres Lebens vor Augen und mussten ansehen, wie das Angebot dafür zu gering war. Als Trost. Wir werden morgen retour auch wieder dort einkehren. Vorher rufen wir aber an. Damit man sich auf uns einstellen kann.

Nach der Mittagspause zog Gruppe ein die einzige Option des Tages. Nicht ganz freiwillig. Aber Guide Roli wollte unbedingt. Auch Tobias hatte noch zu wenig Höhenmeter. Brav wie wir sind, folgten wir dem Ruf. 7 km und 500 HM war die Ansage. Als ich nach 7 km aber nur 180 HM feststellen konnte, ahnte ich bereits Schlimmes. Im Endeffekt waren es an die 12 km und über 700 HM. Wobei 550 HM auf den letzten knapp 4 km als Rampe mit einer Vielzahl von Kehren unser – mein – zügiges Weiterkommen mächtig hinderten. Zwischen 10 und 13% Steigung. Ein Mortirolo light. Danke Hannes. Wir lieben dich.

Nach 12 km Abfahrt wartete zum Ende des Tages der Seebergsattel. Und hier erlebte ich seit langem wieder einen Radfahrer Tod. Ich bekamt Besuch vom Hungerast. Mir wurde schwarz vor Augen und plötzlich ging nichts mehr. Ich flehte um Beißbares. Bat Roli um seine Manner Schnitten. Ich wurde nicht erhöht. Außer einem Power Gel bliebt ich mit leeren Händen und leeren Energiespeichern zurück. Der Rest der Gruppe fuhr geschlossen hinauf. Ich sah sie erst wieder oben.

So verpasste ich eine der spektakulärsten Passstraßen. Eine Kehren Orgie der Superlative. Keine 5 – 7% Steigung dafür 12 km, die einen schwindelig machen könnten. Ein Kette rechts Pass wie er sein sollte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich oben. Und der Rest war froh wieder weiterfahren zu können. Danke fürs Warten. Noch 25 km bis ins Ziel. Bergab. Eine Schrecksekunde hatten wir da noch als ein betagter Slowene mit seinem grünen Polo unsere Gruppe mit einer Unachtsamkeit bei 40 km/h Geschwindigkeit sprengte in dem er sich von rechts kommend mitten hinein schlich. 12 Vogelzeichen und ein paar Schimpfwörter später überholte er nochmals von hinten die gesamte Gruppe, wich entgegenkommenden Motorradfahren so gekonnt aus, dass er zuerst mich und dann Roli an den rechten Fahrbahnrand drängte. Ich denke nicht, dass das die gewohnte Fahrweise in Slowenien ist.

Zum Glück ist nichts passiert und nach 5h33min erreichten wir nach 151 km und 2.400 HM mit einem Schnitte von 27 km/h unser Ziel.

Tag eins ist somit geschafft. Morgen geht es zurück nach Österreich. Über drei Pässe und hoffentlich mit schönen Wetter.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

quäldich.de. Vorschau auf die Rennradreise nach Kärnten, Friaul und Slowenien.

Monte Zoncolan. Das ist eindeutig der Höhepunkt der 806 km und 16.700 Höhenmeter bei der quäldich.de Rennradreise nach Kärnten, Friaul und Slowenien. Nach der Tauernrundfahrt und der Schweiz Rundfahrt meine dritte große Rundfahrt als Blogger vom Dienst.

Aber nicht nur der Zoncolan. In 7 Tagen wird so quasi alles gefahren, was es im Süden Österreichs und im benachbarten angrenzenden Italien und Slowenien an namhaften Anstiegen gibt. Vršič-Pass, Mangart, Plöckenpass, Passo Pramollo, Loiblpass, Seebergsattel, Paulitschsattel, Wurzenpass, Passo Cason di Lanza, Passo del Predil, Sella Nevea. Alles Giro d’Italia und Slowenien Rundfahrt erprobt.

Offizieller Hashtag ist #kfs14 und natürlich #ketterechts. Wer also nicht vor Ort dabei sein kann (schade!), ist auf Instagram, Facebook und Twitter bestens im Bilde. Ausgestattet mit meinem GoPro’s gilt es wieder die besten Momente einzufangen. Sofern das Wetter passt und die Datenübertragung funktioniert.

Die gesamte Strecke ist mir zum Teil bekannt. So bin ich bereits den Loiblpass, den Vršič-Pass, den Mangart, Sella Nevea, Passo del Predil, Passo Canson di Lanza, Passo Pramollo, Wurzenpass und Plöckenpass gefahren. Ich weiß, also was auf uns zukommen wird. Sicherheitshalber habe ich ein 12-27er mitgenommen. Was für den Zoncolan wohl nicht ausreichen wird. Auch weil wir diesen mit knapp 2 km Einrollen gleich nach dem Frühstück in Angriff nehmen werden.

Wir lesen uns. Vom 7. bis 13. September.

Cristian Gemamto aka @_ketterechts

quaeldich.de Schweiz Rundfahrt. Tag 7.

Müde. Ich bin nur müde. Nicht von den 7 Tagen in der Schweiz. Nein. Von den 8 Stunden Autofahrt von Bern nach Wien. Im Anschluss an die 7. und letzte Etappe der quaeldich.de Schweiz Rundfahrt 2014. Das waren noch einmal 120 km und 2.300 Höhenmeter mit zwei kleinen Gemeinheiten. Den Glaubenbüelenpass und Moosegg. Aber wie immer der Reihe nach.

Luzern. Nach einem Fr. 5,- Eis (ca 2 Kugeln) am Abend war die letzte Nacht der Tour geprägt von der Hoffnung auf ein Zwischenhoch (Meteo SF meinte es würde kommen) und der Hoffnung, dass die durchnässten Sachen endlich trocken werden könnten. Zumal in meinem Zimmer keine Heizung funktionierte. Die Restfeuchtigkeit aus den gewaschenen Sachen (ja, ich wasche meine Sachen!) habe ich mit dem Handtuch Trick entfernt. (Ad Handtuch Trick: man nehme die feuchten/nassen und gewaschenen Sachen und lege diese in ein Handtuch. Vorzugshalber eines aus dem Hotel. Dann rollt man das Handtuch zusammen und dreht es mit meiden Armen/Händen. Links nach recht und rechts nach links – funktioniert auch umgekehrt. Am Punkt, an dem nichts mehr weitergeht, verweilt man dann einige Zeit. 30 – 60 Sekunden. Dann ist der Spuk vorbei. Handtuch öffnen und Sachen aufhängen).

Frühmorgens um 0700 Uhr. Frühstück wie immer. Die Straßen sind nass. Es hat geregnet. Der Himmel wolkig. Das Zwischenhoch irgendwo. Nur nicht über Luzern. Wir starten trotzdem. Müssen ja. Diesmal ist Reto unser Lokal Guide. Er führt uns raus aus der Stadt. Entlang des Vierwaldstätter Sees. Richtung Hergiswil und Alpnachstadt. Und tatsächlich. Es beginnt zu regnen. So richtig zu regnen. Endlich (Achtung: Sarkasmus).

Unsere Gruppe wird durch einen Kettendefekt gesprengt. Drei vorne Weg (mit Gruppe 2) und vier bleiben zurück. Ein Kettenglied muss entfernt werden. SRAM sei Dank. Bei Campa geht das nicht ohne Spezialwerkzeug. Ich schaue zu. Man kann ja was lernen. Die Aufholjagd nach ca. 30 Minuten Stehzeit beginnt. Es geht entlang des Sarner Sees nach Giswil. Von hier aus könnte man nach Meiringen fahren. Dort wo wir Tage zuvor auch schon waren. Auf dem Weg zum Grimselpass und zum Furkapass. Aber auch zum Sustenpass oder den Gotthardpass . Ach was hat denn die Schweiz für schöne Pässe (Achtung: Nostalgie).

Weder noch. Wir sind rechts in Fahrtrichtung abgebogen. Auf den etwas unbekannteren aber nicht minder harten und meiner Meinung nach landschaftlich wunderschönen Glaubenbüelenpass. Knappe 12 km bei konstanten 10% Steigung. Kaum waren wir in der Steigung, zeigte sich eine kleine Wolkenlücke aus der die Sonne mit voller Kraft durchscheinte. Also ausziehen. Wieder einmal.

Was uns als harter Brocken vorgestellt wurde, erwies sich auch als solcher. Aber nicht in dem Ausmaß wie befürchtet. Vielleicht war es die Euphorie des letzten Tages. Vielleicht waren es die anderen Teilnehmer (Gruppe 4, 3 und 2) welche von hinten aufgerollt werden konnten. Keine Ahnung. Ich hatte gute Beine und genoss diesen vorletzten Berg. Schade wieder um die Sicht. Denn auf dem letzten Drittel der Strecke war wieder nichts zu sehen. Keine Seen im Tal, keine 3000er im Hintergrund. Nur saftiges Grün. Bäume und ein paar Lifte.

Oben erwartete ich mir Verpflegung. Umsonst. Diese wurde kurzerhand nach unten verlegt. So hatte ich wieder einmal falsch gepokert und bin die Abfahrt runter, so wie ich den Berg hoch bin. Mit zu wenig warmer trockener Kleidung. Selber Schuld ich weiß. Rucksack? Niemals. Vorbei am Brienzer Rothorn schoss ich hinunter nach Sörenberg in der Hoffnung den Verpflegungstrupp zu finden. Gefunden. Kurzer Stopp. Verpflegung und Wäsche wechseln. In der Zwischenzeit fing es wieder an zu schütten. Eh klar. Ein trockenes Unterhemd, trockene Socken, Beinlinge und weiter Richtung Bern. Noch 50 km. Entlang des Emmental konnten wir noch mächtig Tempo machen. Gegen den Wind und gegen das April Wetter. Mal Regen, dann wieder Sonne. Dann wieder Regen. Mir war es jetzt mittlerweile egal.

25 km vor dem Ende der Tour dann noch der letzte Streich. Eine 5 km lange Steigung hinauf nach Moosegg. Diese tat weh. Echt weh. Auch weil ich vorher gute 20 km im Wind gefahren bin. Auf diesen 5 km ließ ich die gesamte quaeldich.de Schweiz Rundfahrt Revue passieren und erlebt alles, was ich bereits geschildert habe. Die Schweiz hat Regen. Die Schweiz hat Berge. In den Alpen und vor den Alpen. Die Schweizer Berge enden nie, dort wo man es erwartet. Es geht immer noch mindestens 1x hinter der Kurve nach oben. Und ich bin kein Bergfahrer.

Oben geschafft. Gruppe 1 hat die Schweiz Rundfahrt ohne gröbere Defekte und ohne Stürze überstanden. Chapeau. Danke an Lukas, Janina, Thomas 1 und Thomas 2, Guido und Nils. Für die kurzweilige Woche. Es hat sehr viel Spass gemacht mit Euch. Sollten wir uns nochmals treffen, werde ich weniger reden. Versprochen.

Die quaeldich.de Schweiz Rundfahrt ist somit Geschichte. 800 km und gut 17.000 Höhenmeter. Geprägt von traumhaften Strecken, namhaften Pässen und Etappenzielorte. Bern, Interlaken, Andermatt, Pontresina, Stelvio, Bad Ragaz, Luzern, Bern. Chuderhüsi, Beatenberg, Grimselpass, Furkapass, Oberalp, Albula, Bernina, Forcella di Livigno, Passo Foscagno, Stelvio, Umbrail, Ofenpass, Fluelapass, Wolfgangpass, Kerzenberg, Sattelegg, Iberegg, Glaubenbpelen, Moosegg. Die Schweiz ist ein teures aber schönes Pflaster. Für das Sauwetter kann niemand was dafür. Oder doch?

Ich verabschiede mich in die Regeneration. Am 31. August 2014 wartet der Ötztaler Radmarathon auf mich. Und am 6. September startet die quaeldich.de Reise durch Kärnten, Friaul und Slovenien. Ich sage nur: Seebergsattel, Wurzenpass, Vrisic, Mangart, Zoncolan, Passo Cason di Lanza, Plöckenpass, Passo Pramollo …

Gruezi.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

PS: Dass die nächste Schweiz Rundfahrt wegen der Regensicherheit in Irland oder im Amazonas Gebiet stattfinden soll, ist nur ein Gerücht.

quaeldich.de Schweiz Rundfahrt. Tag 5.

Fliegender Start. Wenn wir so wollen können wir die heutige Etappe so bezeichnen. Eigentlich eine Etappe, welche tendenziell nur nach unten geht. Liegt der Start auf 2.760m und das Ziel auf 516m. Wenn nicht zwei Berge dazwischen liegen würden. Einmal der Ofenpass (2.138m) und dann der Flüelapass (2.383m). Also doch gut 2.000 HM. Schon wieder. Die Schweiz und ihre Berge. Obwohl heute verlassen wir diese. Die hohen zumindest. Wie rollen in das Alpenvorland.

Zurück zum Start. Wir teilen uns das Hotel am Stilfser Joch mit vielen Skifahrern. Draußen ist es leider noch nebelig. Und sehr kalt. Die Seilbahn auf das Sommer Skigebiet hat bereits Besucher. Ab 0700 Uhr stehen die hier Schlange. Ich weiß das, weil ich um diese Zeit unterwegs war. In der Hoffnung einen Sonnenaufgang zu erleben. Was bin ich doch für ein Optimist.

Jede Menge Japaner oder Chinesen, das Skiteam von Lichtenstein und ein paar Tiroler. Sie wollen hoch. Wir wollen runter. Eingepackt wie wenn wir doch nach oben wollen würden. Fast jedes Kleidungstück, welches gegen Kälte, Wind und Nässe schützt fand den Weg an den Körper aller Teilnehmer. Wir waren vorgewarnt. Wir haben vorgebeugt. Wir haben übertrieben. Es war nicht so kalt. Zumindest mit dem was wir anhatten. Und es war trocken. Zur Überraschung aller. Die Abfahrt vom Stilfser Joch hinunter nach Sta Maria also ein Genuss. Zuerst die paar Kehren hinunter, dann kurz hinauf auf den Umbrail und zu guter Letzt die bestens ausgebaute kehrenschwindelige Straße hinunter nach Sta Maria.

In Sta Maria nutzten wir die Möglichkeit uns von den überflüssigen Sachen zu entledigen. „Besen Sille“ wartete mit ihrem Klein LKW auf uns Abfahrer. Nach der Gewichtsreduktion eilten alle flott und guten Mutes auf den Ofenpass. Eine nette kleine Erhebung auf den Weg nach Zernez. Bestückt mit bösen Rampen und traumhaften sich hinaufwindenden Kehren. Jetzt kam Tag fünf erst so richtig in Fahrt. Wir auch. Der eine mehr, der andere weniger. Ich weniger.

Das fiese an den Schweizer Bergen ist die Tatsache, dass sie nie enden, dort wo man es vermutet. So auch der Ofenpass. Man ist zwar oben, aber der Weg nach unten geht nicht nur nach unten. So war nach uns einer rasanten Abfahrt eine kleine Asphaltblase im Weg.

Verpflegung. Etwas früher als geplant. Doch gerade richtig. Kurz vor dem Anstieg auf den Flüelapass. 13 km und über 1.000 HM. Es war hier unten ziemlich sommerlich. Die Prognosen für oben weniger. Herbstlich. Ich schleppte deswegen Ärmlinge, eine Veste und eine Windjacke mit. Keine Handschuhe und keine Knielinge. So wie viele andere. Der Flüelapass zieht sich. Zuerst steil mit imposanten Kehren. Dann gerade. Kilometerlang. Und er hat Stufen. Man glaubt bei jeder oben zu sein und wird ständig überrascht. Oben ist in der Schweiz nicht zwangsläufig oben. Das wissen wir jetzt und das nehme ich unter anderem aus dieser Rundfahrt mit.

Die letzten 3 – 4 Kilometer waren geprägt von einem bösen Gegenwind. Und Nieselregen. Logisch. Ein Tag ohne Regen wäre ja zu viel verlangt. Oh du Sommer 2014. Und sie waren geprägt von weiteren 2 landschaftlichen Stufen. Genau die. Jene, wo man glaubt oben zu sein und dann doch nicht oben ist. Aber dann …. oben! Ja oben. Links und rechts ein See, ein Kiosk und ein Gasthaus. Und der Wind. Immer noch. Und der Nieselregen. Also nix wie weg. Windjacke an und ab nach Davos.

Die Abfahrt echt ein Traum. Kein Auto. Eine Bergstraße Marke „Deluxe“ und jede Menge Höhenmeter bergab. Ich genieße sie und vergesse darauf zu frieren. Zumindest das frieren wahrzunehmen. Davos streifen wir nur und nehmen auf dem Weg zum Etappenzielort noch die Ortschaft Wolfgang mit dem Wolfgangpass mit.

Noch ca. 40 km bis in Ziel. Noch 40 km um nass zu werden. Was uns auch geglückt ist. Der lokalste Schauer, den ich je erlebt hat, erwischte uns. Endlich wieder nass. Der Schauer war kurz, aber er reichte aus um Rad, Socken und Trikot samt Hose zu beschmutzen.

Noch 30 km bis ins Ziel. Und wir verfranzten uns. Die Straße hier ist für Räder tabu. Der Radweg etwas chaotisch ausgeschildert. Wir fahren auf und ab, links und rechts, vorwärts und zürück. Und wir finden den Weg zum Etappenzielort. Mehr als eine Stunde früher als der virtuelle Garmin Partner. Ein Sieg für die Ewigkeit.

Fazit: Ich werde das Schweizer Hochgebirge vermissen. Dieses haben wir heute leider Verlassen. Ich muss wohl wieder kommen. Es gibt Pässe, die ich nicht gefahren bin. Sustenpass. Nuefenenpass …

Morgen Tag 6. Keine Ahnung wohin. Dafür 155 km und immer noch 2.300 HM.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

quaeldich.de Schweiz Rundfahrt. Tag 4.

HELDENHAFT. Es gibt wohl nur dieses Wort, um den Tag aller zu beschreiben. Lauter Helden bei der quaeldich Schweiz Rundfahrt 2014.

Wie gestern angekündigt hat sich das Wetter genau an die Scheiße gehalten, welche uns vorausgesagt wurde. Regen, Regen, Regen. Die ganze Nacht hat es in Pontresina geschüttet. Aber der Reihe nach. Machen wir einen Zeitsprung. Gestern Abend im Sporthotel Pontresina.

Beim abendlichen Briefing wurden uns Optionen angeboten. Optionen, den Scheißtag irgendwie zu überstehen. Plan A: die gesamte Strecke so zu fahren wie das Roadbook es will. Plan B: mit dem Zug von Pontresina nach Tirano und dann von dort auf den Passo Stelvio. Verkürzte Strecke mit satten Höhenmetern. 63 zu 2.300. Der Vorteil: weniger Abfahrten (eigentlich nur eine ganz kleine) und somit weniger Gefahr. Rauchende Köpfe unter den Teilnehmern. Das Abendessen wurde zum Denksport, weil jede Variante seine Tücken hatte. Wie soll die Räthische Bahn ca 40 Rennradler mitnehmen, werden doch in der Schweiz Gruppen ab 10 Personen nicht mit ihren Velos befördert? Wie überlebt man die Fahrt vom Hotel zum Bahnhof trocken? Wie verbringt man 120 Minuten im Zug? Und vor allem, wie fahren sich 2.300 HM bei Regen, Wind und kalten Temparaturen?

Aufgrund der Tücken schmiedeten manche schon eigene Pläne. So stand eine Verlängerung des „Urlaubes“ (Wellness) in Pontresina zur Diskussion. Mit anschließendem weiterreisen nach Bad Ragaz oder Zernez, um wieder zur Gruppe dazuzustoßen. Auf jeden Fall hatten viele (inklusive mir) schlaflose Nächte.

Erneuter Zeitsprung. Heute Morgen. Es regnete. Für Plan A meldeten sich ein paar freiwillig. Ein paar wenige. Für Plan B ettliche mehr. Den Plan C (Verlängerung des Urlaubes) kam auch zur Geltung. Und ich? Ich hebte mir einen eigenen Plan aus. So bestellte ich mir zusammen mit 4 anderen ein Taxi. Von Pontresina zum Passo Stelvio. Ich bin ein Star, und habe mich deshalb hier rausgeholt. Über Zernez, den Ofenpass und den Umbraila. Gute, denn so konnte ich mir die Strecke für morgen gleich einprägen. Wie fahren ja da runter (unter den Ofenpass rauf). Was mir in Erinnerung geblieben ist: Wasserbäche die Straße runter, Felsstürze und verdammt steile Rampen.

Ich kann deshalb nicht über die Qualen und die Leiden jener berichten, die sich die Etappe heute angetan haben. Jene, die bei Regen den Weg zum Stelvio gefunden haben. Die Bilder zeigen, wie ungemütlich es hier derzeit ist und den ganzen Tag war. Während ich hier sitze und blogge, kommen peau a peau die letzten Wagemutigen hoch. Schade, dass ich deren Blick nicht einfangen kann. Endorphine sind das keine. Es bläst ein eisiger Wind. Die Fahnen stehen horizontal. Der Regen kommt auch waagrecht daher. Die Wolken hängen weit herunter. Mir wird kalt nur vom zuschauen.

Chapeau. Egal ob jetzt die volle Distanz gefahren wurde oder die verkürzte Variante gewählt worden ist. Helden sind sie alle. Auch jene, die es bevorzugt haben nicht zu fahren. Selbsteinschätzung ist sehr wichtig bei solchen extremen Bedingungen. Ganz ehrlich. Ich selber hatte die ganze Nacht bauchweh. Und habe unter meiner kuscheligen Daunendecke gefroren. Deshalb auch der Entschluss nicht aufs Rad zu steigen.

Morgen soll’s wieder besser werden. Hoffen wir. Tag 5 soll uns wieder gnädig sein. Mit Temperaturen um den Gefrierpunkt am Morgen. Den leichten Schneefall, den nehmen wir nicht für bare Münze. Das ist wohl eine Erfindung der Winterindustrie hier am Passo Stelvio. Es soll Leute geben, die hier Ski fahren wollen. Und heute nicht konnten. Wegen des Wetters. Lagerkollerei Deluxe, wenn ich mich hier umschaue.

Fazit: Rennradler sind keine Fußballer. quaeldich ist nicht nur ein billiger Slogan sondern eine innere Einstellung. Der Sommer kann ich Hochgebirge ziemlich gnadenlos sein. Mir fehlen ein paar km und Höhenmeter.

Also dann. Gott ist kein Pinarello Fahrer. Das tut mir sehr leid. Denn dadruch verpasst er etwas:

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

quaeldich.de Schweiz Rundfahrt. Tag 3.

Den heutigen Blogbeitrag beginne ich mit einer kleinen Wettervorschau auf den morgigen Tag. Bäh. Grausig. Scheiße. Kacke. Das sind in meiner Welt 51 mm Regen über den Tag verteilt. In der Region in der wir morgen unterwegs sein werden. Und weil das noch nicht genug ist, sind am Stilfser Joch Schneefälle bei 0 Grad angesagt. Zum Glück erst am 2200. Bis dahin sollten wir oben sein. Hoffentlich.

Aber zurück zum heutigen dritten Tag der quaeldich.de Schweiz Rundfahrt. Von Andermatt nach Pontresina. 160 km und über 3.000 Höhenmeter. Über den Oberalp und den Albula. Dazwischen etwas „rollen“.

Der Tag beginnt für mich mit etwas Hektik. Ein Schlauchwechsel ca. 15 Minuten vor dem Start kann einem ganz schön ins Schwitzen bringen. Ich denke mir nichts dabei. Bin ich halt warm, wenn es losgeht. Direkt vom Hotel auf den Oberalp. Keine 10 Meter zum einrollen. Schlauchwechsel geht ohne gröberen Probleme über die Bühne. Dafür waren meine Hände schmutzig. Ich gehe mir die Hände waschen. Noch 3 Minuten bis zum Start. Ich bin nevös. Warum? Noch habe ich keine Ahnung. Erst ein paar Sekunden später erfahre ich den Grund. Ich trage noch Turnschuhe. Also keine Radschuhe. Jene, mit denen  man in die Klick-Pedale kommt. Wo ist der Bus? Schon weg? Zum Glück nicht. „Hallo, bitte nochmals hinten aufmachen, ich brauche meine Radschuhe“. Es geht sich aus. Knapp aber doch.

Los geht’s. Hinauf auf den Oberalp. Die Grenze zwischen den Kantonen Uri und Graubünden. 10 km bei mäßiger Steigung. Lukas hat uns ein Zwischenhoch versprochen. Ich höre auf seine Worte. Kurze Hose. Kurze Trikot und „nur“ eine Windjacke im Schlepptau. Es hat kaum 10 Grad. Auf dem Weg nach oben wird mir nicht wirklich warm. Je höher wir steigen, desto mehr Reif sehen wir bereits auf den Almwiesen. Uuuups. Die Sonne schaffte es kaum die Wolkendecke zu durchbrechen. Ich ahne noch nicht das Böse. Locker und fast geschlossen gehts auf den 2.000m hoch gelegenen Oberalp. Wir passieren einen Tunnel. Im Tunnel ist es angenehm. Trocken. Kaum verlassen wir den Tunnel fahren wir in eine dichte Nebelwand. Und es ist jetzt saukalt. Nochmals uuuups. Der Pass ist wenig spektakulär. Außer, dass man da oben einen Leuchtturm findet. Ich gehe in das Gasthof, hole mir ein Tischgedeck und stecke mir dieses unter das Radtrikot. Alter „Gazzetta dello Sport Trick.“ In den Helm stopfe ich Servietten. Damit meine Frisur nicht unter der Kälte bei der Abfahrt leidet.

Die Abfahrt vom Oberalp ist grenzwertig. Nebelig. Es nieselt. Die Straße ist nass. Wir sehen kaum 20 Meter. Mir friert. Keine Handschuhe. Keine Knielinge. Keine Beinlinge. Keine Ärmlinge. Keine Mütze. Es ist Winter und ich komme daher wie im Hochsommer. Klassisch verspekuliert. Selber Schuld.

Augen zu und durch. Selten so gefroren. Zum Glück sind wir bald unten. Blindflug. Schlangenlinien. Wegen des Zittern am ganzen Körper. Nur noch schnell zusammenwarten und dann weiter. Gutes Tempo. Die Straße wieder trocken. Der Körper noch nicht auf Betriebstemperatur. In Disentis halten wir nochmals an. Jetzt entledigen sich die anderen von ihren warmen Sachen. Ich habe ja keine. Also bin ich momentan arbeitslos.

Noch ca. 50 km bis zur Verpflegung. Tendenziell leicht abfallend. Mit einer kleinen Asphaltblase. Die Rheinschlucht muss überwunden werden. Da ich mit Garmin Track fahre kann ich mir die Kräfte ganz gut einteilen. Ich übernehme die Gruppe. Bringe diese in den Berg bei Ilanz Richtung Versam. Dann eröffnet Lukas das Bergmassaker. Er hat Hunger. Und will schnell nach Thusis. Wir auch. Die 300 HM sind schnell überwunden. Die Rheinschlucht eine traumhafte Strecke. Kompliment an den Routenplaner. Bonduz – Thusis erledigen wir im Eiltempo. Endlich Verpflegung. Und die Gewissheit. 42 km und über 1.700 HM bis auf den Albulapass. Es ist heißt. Die Sonne brennt jetzt ganz schön ordentlich. Die Frage nach der richtigen Bekleidung stellt sich jetzt jeder. Was soll man auf den Berg hinauf mitnehmen? Die Vorhersage meint ja Gewitter am Nachmittag. Und die böse Front, welche uns am Mittwoch stressen wird, soll auch vorbeischauen.

Gruppe 1 dezimiert sich auf 6 Leute. Janina als einzige Dame ist auch noch dabei. Chapeau. Es ist ruhig in der Gruppe. Tiefencastel ist erreicht. Hier könnte man über den Julienpass direkt nach St. Moritz und unseren Etappezielort fahren. Mit dem Auto sicher eine schnellere Variante. Mit dem Rad nicht wirklich. Die gesamte Gruppe bleibt auf Kurs. Logisch. Mitgehangen, mitgefangen. Ich genieße die Landschaft und sauge mir berühmte schweizer Destinationen ein. Lenzerheide und Davos sind von hier aus erreichbar. Und auch Chur.

Tiefencastel, Filisur, Bergün. Unsere nächsten Stationen. Die Straße noch nicht wirklich passtauglich. Stetig bergauf, aber nicht wirklich. Außer kurz vor Bergün. Hier windet sich die Straße über ein paar Kehren etliche Höhenmeter nach oben. Genau wie die Rätische Bahn auf den Albula. Über 100 Brücken muss sie nach oben überqueren. Sie ist UNESCO Weltkulturerbe.

Dann wird es kitschig. Die Straße und die Bahnstrecke geben sich immer wieder die Hand. Man passiert sie einmal darunter, dann wieder darüber. Bis nach Preda, die letzte Ortschaft vor dem Pass. Hier wechselt das Panorama. Statt dichtem Wald, saftige Wiesen und Almen. Die schroffen Spitzen der Berge sind gut erkennbar. Cresta Mora. Piz Üertsch und Piz Blaisun. Knappe 4 km und noch 300 Höhenmeter. Nicht steil. Zeit zum genießen. Ich tue es. Meine GoPro ist im Dauereinsatz. Einfach nur genial. Rückenwind auch noch. Endlich oben. 42 km bergauf in einem Stück. Für mich eine Premiere. Noch 23 km bis ins Ziel.

Die Abfahrt auf gut asphaltierter Straße ein Genuss. Spitzen von über 80 km/h sind hier leicht zu erreichen. Zuerst geht es fast gerade aus. Und bergab. Dann ein paar Kehren. Auf etwas holprigem und welligem Untergrund. Macht Spass. Wir sind im Engadin. Es geht entlang des Inns stromaufwärts Richtung St. Moritz. Hinter uns wäre Zernez, Scoul und mit guten Beinen auch Nauders oder Landeck. Wer den 3Länder Giro schon mal gefahren ist, kennt diese Gegend. Wir werden am Donnerstag nochmals über Umbrailpass und Ofenpass hier vorbeischauen.

Aber es ist noch Dienstag. Wir müssen nach Pontresina. Ein starker Gegenwind erschwert uns das. Vorbei am Flughafen des Engadins und des Golfplatzes St. Moritz. Noch 3 km. Wir sind fertig. Und es fängt an zu regnen. Wir haben die schweizer Pünktlichkeit.

Fazit. Lange Etappe. Mit viel Abwechslung. Kalt. Warm. Hoch. Höher. Und wieder runter. Die Schweiz hat hohe Berge. Warum? Weil die so tiefe Täler haben. Und die Schweiz hat sehr berühmte Passstraßen. Einige davon sind wir gefahren. Einige warten noch auf uns.

Einen weiteren Kommentar über das Wetter morgen erspare ich mir. Denn wer weiß, vielleicht ist Gott ein Pinarello Fahrer.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts