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Rennräder 2021. Top-Modelle im Überblick.

Rennräder 2021

Für viele ist ein neues Rennrad ein guter Grund, dem Christkind einen Brief zu schreiben und die Wunschliste mit einem Traumbike zu eröffnen. Aber welches N+1 darf dann am 24. Dezember neben dem Weihnachtsbaum stehen? Die Auswahl ist groß und der Überblick schwierig. Specialized, Trek, Scott, Pinarello, Colnago, Basso, BMC, Canyon, Cannondale, Bianchi, Cervelo, Orbea, MyEsel, Cube, Giant, Liv, KTM, Simplon, Merida, DeRosa, Kuota, Wilier … Wenn das Budget keine große Rolle spielt, dann hilft vielleicht folgender Überblick im Dickicht der Selbst-Allüren. Aber Achtung: Die Rennräder 2021 sind schön, schnell und teilweise bereits ausverkauft.

 

Specialized

Specialized Tarmac S-Works SL7 2021
Specialized Tarmac S-Works SL7

 

Specialized hat für 2021 bereits das Modell Tarmac S-Works SL7 als Nachfolger des Modells SL6 präsentiert und gelauncht. Grundausstattung des Top-Models ist eine Shimano Dura Ace Di2 11fach in der Disc Version oder mit der SRAM eTap AXS 12fach. Optischen und technischen Aufputz gibt es durch die hauseigenen Roval Laufräder. Außer der Komplettgruppe sind bei Specialized alle Teile aus hauseigener Herstellung (Laufränder, Reifen, Vorbau, Sattel, Sattelstütze …).

Preis: € 12.799,- (UVP des Herstellers)

PS: Sämtliche Specialized Modelle 2021 sind bereits ausverkauft. Den Test des Modells Tarmac Expert SL7 gibt es hier.

 

Trek

Trek Madone SLR9
Trek Madone SLR9

 

Trek geht 2021 mit einem gepimpten Madone SLR9 ins Rennen. Grundausstattung eine SRAM eTap AXS 12fach Disc sowie die hauseigenen Bontrager Aeolus XXX 6 Laufräder. Dem Trend zufolge mit voll integrierter Kabelführung.

Preis: € 13.599,- (UVP des Herstellers)

 

Scott

Scott Addict RC Ultimate

 

Scott hingegen probiert mit dem Addict RC Ultimate sein Glück und geht mit dem überarbeiteten Vorjahrs-Modell in die Saison 2021. Grundausstattung sind die SRAM eTap AXS 12fach Disc mit Zip 353 Laufrädern sowie Synchros Komponenten.

Preis: € 11.999,- (UVP des Herstellers)

 

Pinarello

Pinarello F12 Disc
Pinarello F12 Disc

 

Aus Treviso kommt für 2021 das bereits 2020 erprobte Pinarello Dogma F12 Disc. Mit diesem Bike hat der Brite Tao Geoghegan Hart heuer den Giro d’Italia auf der allerletzten Etappe gewonnen. Das Dogma F12 Disc gibt es in der Grundausstattung je nach Farbe wahlweise  mit der 12fach SRAM eTap AXS, mit der 11fach Dura Ace Di2 Disc oder Campagnolo EPS 12fach Disc. Laufränder sind Campagnolo oder Fullcrum. Mit dem Programm MyWay kann das Dogma F12 auch in einer individuellen und persönlichen Lackierung bestellt werden.

Preis: € 8.750,- bis € 12.140,- (UVP des Herstellers)

 

Colnago

Colnago C64

 

Tour de France Gewinner 2020. Auch wenn Tadej Pogačar das Model V3RS mit Felgenbremse gefahren ist, steht im Hause Colnago immer noch das C64 ganz oben auf der Preisliste. Der handgefertigte und gemuffte Rahmen kommt wahlweise in der Disc-Version oder mit Felgenbremsen. Je nach Farbmodell wird eine Shimano Dura Ace Di2 oder eine Campagnolo Record EPS verbaut. Bei den Laufrändern findet man hauptsächlich Campagnolo oder Zipp. Mit dem Programm MySixty4 lässt sich das C64 farblich personalisieren und nach Wunsch konfigurieren.

Preis: ab € 9.158,– (UVP des Herstellers)

 

Basso

Basso Diamante SV
Basso Diamante SV

 

Das Diamente SV ist auch 2021 das Flaggschiff von Basso. SV steht in diesem Fall für Super Veloce. Die Grundausstattung ist wählbar zwischen Campagnolo Chorus 12fach Disc, Ultegra Di2 Disc, Force eTap  12fach Disc, Campagnolo Record 12fach Disc oder Campagnolo Record EPS 12fach Disc. Bei den Laufrädern kommen die hauseigenen Microtech, DT Swiss oder Campagnolo Bora WTO 33 bzw. 45 zum Zug.

Preis: ab € 10.899.- (UVP des Herstellers)

 

BMC

BMC Timemachine SLR01 One

 

Aus der Schweiz kommt 2021 im Jubiläumsjahr 10 von BMC die Teammachine SLR01 One. Komplett mti SRAM eTap AXS 12fach ausgestattet fährt das Top-Modell mit Zipp 202 Laufräder.n Hauseigene Konkurrenz hat die Teammachine von der Timemachine. der Roadmachine und jetzt neu auch vom Exklusiv-Modell Masterpiece.

Preis: € ab 10.999,- (UVP des Herstellers)

 

Canyon

Canyon Aerorad CFR9 Disc
Canyon Aeroad CFR 9 Disc

 

Versandhändler Canyon wirf 2021 das Aeroad CFR in Getümmel. Wer sich noch eines sichern will, der hat augenblicklich Pech. Ausverkauft. Erhältlich sind diese Räder von der Stange wahlweise mit der Top-Gruppe von SRAM (eTap), Shimano (Di2) und Campagnolo (EPS). Die Laufränder sind von DT Swiss.

Preis: € 7.499, € 7.999,- und € 8.999.- (Ratenzahlungen möglich, UVP des Herstellers)

PS: Canyons Top Bikes sind auch bereits ausverkauft

 

Cannondale

Cannondale Super Six Evo  Hi-Mo
Cannondale Super Six Evo Hi-No

 

Von Cannondale gibt es für 2021 die xte Ausführung des legendären Super Six Evo Modells. Grundausstattung beim Hi-Mod Rahmen sind die Dura Ace Di2 Disc sowie die Cannondale HollowGram Carbon Laufräder. 20er vorne und 45er hinten.

Preis: € 10.499,-  (UVP des Herstellers)

 

Bianchi

Bianchi Specialissima
Bianchi Specialissima

 

Bei Bianchi steht 2021 das Modell Specialissima am obersten Preistreppchen. Auch wenn Primož Roglič auf  einem Oltre XR4 heuer die Tour 2020 verloren und die Vuelta gewonnen hat. Alle Mal mit Felgenbbremsen. Das Specialissima bekommt man mit einer Campagnolo Record EPS 12fach Disc und Fullcrum Wind 400 DB Laufrändern oder aber auch mit Shimano Dura Ace Di2 Disc Komplettgruppe sowie Vision SC40 Laufrädern.

Preis: € 11.999,- (EPS Variante, UVP des Herstellers)

 

Cervelo

Cervelo R5
Cervelo R5

 

Cervelo hat mit dem R5 den Klassiker aus den letzten Jahren auch 2021 wieder im Programm. Natürlichi mit den neuesten Komponenten und mit den entsprechenden Upgrades. Das Motto von Cervelo lautet „Disc only.“. Das Top Modell R5 gibt es mit SRAM eTap AXS 12fach und Reserve 50mm DT350 Laufrädern oder auch mit Shimano Dura Ace Di2 Disc.

Preis: € ab 7.990,- (UVP des Herstellers)

 

Orbea

Orbea Orca M11eLTD
Orbea Orca M11eLTD

 

Orbea Orca M11eLTD ist das Top-Modell aus Spanien und kann in der Farbe personalisiert werden. Die Komplettausstattung ist serienmäßig eine SRAM eTap AXS 12fach in der Disc-Version. Laufräder sind von Vision, Modell 40 SC Disc Carbon TLR CL (oder 50 Alternativ).

Preis: € 8.999.- (UVP des Herstellers)

 

Simplon

Simplon Pride
Simplon Pride

 

Simplon Pride ist die österreichische Antwort auf den Rest der Welt. Das Pride gibt es Disc Only als Komplettrad mit SRAM eTap AXS Disc und feinen DT Swiss Carbonfelgen.

Preis: € 9.949,- (UVP des Herstellers)

 

KTM

KTM Relevator Lisse Sonic Disc
KTM Revelator Lisse Sonic

 

Revelator aus dem Hause KTM. Ein weiteres Renrnad aus Österreich. Unverkennbar in den Farben schwarz und orange bekommt man das Komplettrad mit SRAM eTap AXS Disc 12fach und Zipp Laufrädern.

Preis: € 9.499,- (UVP des Herstellers)

 

Wilier

Wilier Filante SLR
Wilier Filante SLR

Filante SLR ist das neue gerade vor ein paar Wochen vorgestellte Top-Modell von Wilier. Eines der wenigen Top-Räder, die noch mit einer Campagnolo Komplettgruppe (Record EPS 12fach Disc und Shamal oder Bora WTO 33 Laufrändern) ausgeliefert wird.

Preis: ab € 10.971,65 (UVP des Herstellers – die Variante mit Bora WTO33 kostet € 12.087,-)

De Rosa

DeRosa Merak
De Rosa Merak

 

De Rosa aus Italien präsentiert 2021 das im vergangenen Jahr eingeführte Modell Merak. Der 800g leichte Rahmen ist gleich geblieben, Neue Farben sollen die Kauflust steigern. Gesehen wurden Merak  Kompletträder mit Campagnolo Record EPS Disc 12fach samt Fullcrum Laufräder, aber auch mit Shimano Dura Ace Di2 und Shimano Dura Ace 40 Laufränder.

Preis: ab € 10.800,- (UVP des Herstellers)

 

Giant

Giant Propel Advanced SL Disc
Giant Probel Advanced Pro Disc

 

Viel Aero bietet auch das Giant Propel Advanced Disc mit intern verlegter Kabeln für ein schönes Cockpit. Zu haben ist das  Propel Advanced Pro Disc mit SRAM eTap AXS_ und hauseigenen Cadex Laufrädern aus Carbon.

Preis: € 10.499,- (UVP des Herstellers)

 

Liv

Liv Enviliv Advanced Pro Disc
Liv ENVILIV Advanced Pro Disc

 

Womens Only ist die Devise bei Liv, dem einzigen Hersteller reiner „Damenräder“. Hinter Liv steckt bekanntlich die Marke Giant, dem größten Fahrradhersteller weltweit. Für Liv-Fahrer*innen steht die Top-Version des ENVILIV Advanced Pro Disc mit Shimano Ultegra Di2 zur Verfügung.  Laufräder sind von Giant (SLR 1 Aero).

Preis: € 4.483,- (UVP des Herstellers)

 

Merida

Merida Reacto Team E
Merida Reactor Team-e

 

Das Rad des Team Bahrain McLaren gibt es auch 2021 wieder. Reactor Team-e die genaue Bezeichnung. Erhältlich in der Disc Version mit Dura Ace Di2 und Vision Laufrändern.

Preis: € 10.298,01 (UVP des Herstellers)

 

Cube

Cube Litening C68X
Cube Litening C68X SLT

Aus Bayern kommt 2021 das Cube Litening C68X SLT mit SRAM eTap AXS 12fach und DT Swiss Carbon Laufrädern.

Preis: € 7.499,- (UVP des Herstellers)

Focus

Focus Izalco Max Disc 9.9

 

Wieder Aero. Diesmal von Focus. Das Top Modell 2021 Izalco Max Disc 9.9. gibt es mit Shimano Dura Ace Di2 Disc sowie DT Swiss ARC1450 DICUT Carbon-Laufradsatz mit 48 mm Felgenhöhe.

Preis: € 9.499,– (UVP des Herstellers)

 

My Esel

My Esel Rennesel

 

Holzrahmen, Shimano Ultegra Di2 Disc und Panchowheels Rush 50. Das ist My Esel aus Österreich. Das maßgefertigte Rennrad, welches in dieser Aufstellung etwas aus der Reihe tanzt. Vollig zurecht.

Preis: € 6.290,- (UVP des Herstellers) inkl. Bikefitting

 

(Fortsetzung folgt)

Für Rennrädern im oberen Preissegment braucht man also eine ziemlich fette Brieftasche. Oder gute Beziehungen. Aufgrund der aktuell großen Nachfrage und des geringen Angebotes ist damit zu rechnen, dass sich die Preise über dem Winter kaum ändern werden.

Gut dass man nicht wirklich die Top-Modelle braucht und es viele andere sparsamere Möglichkeiten gibt, trotzdem viel Freude mit einem Rennrad zu haben. Aber das ist eine ganz andere Geschichte und vielleicht ein neuer Blogbeitrag.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Herausforderung Rennrad-Ersatzteile.

Herausforderung Rennrad-Ersatzteile

Im Volksmund heißt es so schön: „Alles, was man nicht selber macht, bleibt unerledigt.“ Beim Rennradfahren ist es wohl eher umgekehrt. Hier bliebt unerledigt, was man selbst macht oder versucht selber zu machen. Zumindest ist es bei mir so. Denn nach mir muss oft noch wer anderer ans Werk. Entweder nochmals ich oder Onkel-Google. In einzelnen Fällen der Rad-Werkstatt-Profi ums Eck. Ich beziehe mich selbstkritisch auf meine fahrradmechanischen Fertigkeiten. Dies sind theoretisch 1A, praktisch scheitern sie an den tausend verschiedenen Standards. Und an meiner Geduld diese zu erforschen. Die Herausforderung Rennrad-Ersatzteile ist eine Aufgabe fürs Leben. Mein Leben besteht aus drei verschiedenen Rädern mit drei verschiedenen Gruppen und tausend Normen. Und jedes Mal Verzweiflung. So wie gestern, letzte Woche und die Wochen davor. Ist was zu tauschen, steigt die Spannung und die Unsicherheit. Wo gibt es passendes und wird es auch passen?

Falls hier Profi-Schrauber mitlesen sollte, kannst sie oder er hier einfach aufhören zu lesen. Ich weiß, dass für euch alles easy und einfach ist. Ich beneide euch deswegen und wäre gerne wie ihr. Bin ich aber nicht. Deshalb bin ich zum Fehler machen verurteilt.

Standard ist die Anti-Norm.

Was ist geschehen? Wieder einmal waren die Lager beim Schotterrad fällig. Tretlager, Radlager und auch das Steuerlager. Ersteres und zweiteres habe ich ob der fehlenden Werkzeuge in die Obhut vertrauter Werkstätten gegeben. Pressfit ist nicht so mein Fachgebiet. Ich bin mehr der BSA-Schrauber. Das ist sogar für mich machbar. Theoretisch wüsste ich wie Pressfit geht. Praktisch lasse ich aber gerne die Finger davon. Mir fehlt das passende Werkzeug und womöglich das erforderliche Händchen. Womöglich auch die Geduld und der treffsichere Schlag. Wer schon einmal zugesehen hat, wie ein Pressfit-Lager ausgeschlagen wird, der weiß, dass man dabei sehr viel Risiko eingehen muss und mehr kaputt machen kann, als man glaubt. Außerdem bin ich auf der Suche nach dem passenden Pressfit-Lager für mein Norco Threshold gescheitert. Standard ist auch bei Pressfit die Anti-Norm. Lagerdimension, Gehäußedurchmesser, Gehäusebreite, Innenlagerstandard … Eine Suche nach der Nadel im Lagerhaufen. Am Ende machte ein GXP „Truavit“-Lager das Rennen. Auf gut Glück gefunden und fachgerecht eingebaut beim Mountainbiker am See. Es war nicht einfach und hat den Werkstattprofis auch ein paar Nerven gekostet. Mir ganze 2 Arbeitseinheiten sowie das Lager selbst.

Der Kampf um Millimeter.

Komplizierter wurde es beim Steuerlager. Ein solches vom Typ „Integrated“ ein- und auszubauen ist ja keine große Kunst. Drei Schrauben lockern, Vorbau von der Gabel nehmen, Spacer und Steuerkappe herausziehen und schon löst sich die Gabel und die beiden Lager (unteres und oberes) sind frei und können ausgetauscht werden. Soweit so gut. Nach dem Reinigen und Fetten des Steuerrohrs können schon die neuen Lager eingebaut werden. Die große Frage ist dabei welche. Und hier beginnt die Herausforderung Rennrad-Ersatzteile. Integrated, Semi-Integrated, Straight, Tapered, 1 1/8″ Gabeln, 1 1/5″ Gabeln und dann noch die vielen Dimensionen. Halleluja.

Es ist ein Kampf um Millimeter. Und ein Zahlenspiel. Bei dem nicht einmal das richtige Ergebnis passen muss und passen kann. So steht zum Beispiel in der Norco Threshold Bibel die Kombination „IS42/28.6 | IS52/40“. Das macht die Bestellung eines neuen Lagers einfach. Einfach googeln und dasselbe bestellen. Gemacht, bestellt. Mit Express-Versand waren die Pro-Kugellager einen Tag später schon da. Blöd, dass beim Einbau das obere einfach nicht passen wollte. Jenes, das im Rad war, ist um ein paar Millimeter höher (tapered), sodass am Ende die Gabel immer zu locker geblieben ist. Anscheinend ist IS42/28.6 nicht gleich IS42/28.6. Warum auch immer. Das untere passte zumindest. Gut, denn es war auch das am dringendst zu ersetzende. Oben fährt jetzt noch das alte Steuerlager. Ihm wurde das Dienstverhältnis verlängert und die Frühpension bis auf Weiteres aufgehoben. Aber warum passte es nicht, trotz tagelanger Recherche?

Herausforderung angenommen.

Die Antwort werde ich mir schuldig bleiben. Zumindest habe ich das Rad wieder so zusammengebaut, dass es fahrtüchtig ist. Die Herausforderung Rennrad-Ersatzteile hingegen ist angenommen. Denn auch die Radlager für die Mavic Aksium Disc Felge sind trotz Tausch vom Fachmann nach ein paar 100 Kilometern wieder dort, wo sie vor dem Austausch waren. Nämlich im Land der Vibrationen und des Seitenspiels. Es ist wohl für alle nicht einfach. Für mich und die Werkstattprofis.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Rennradfahren in Oberösterreich – die RAA Challenge.

Rennradfahren in Oberösterrich

Feste soll man bekanntlich feiern, wie sie fallen. Das gilt auch für die Umrundung der Bundesländer mit dem Rennrad. Nach Wien, dem Burgenland und Niederösterreich stand dieses Mal Oberösterreich am Programm. Nicht nonstop wie bei der RAA Challenge im Rahmen des Race Around Austria, sondern in einer etwas gemütlicheren Variante auf zwei Tage aufgeteilt. Alte Männer brauchen ihren gewohnten Schlaf. Ich zumindest. Um trotzdem ein wenige Race Around Austria Feeling zu spüren, sind wir die originale Challenge-Strecke gefahren. Mit all ihren Highlights sowie Höhen und Tiefen. Vor allem jenen des Mühlviertels. 563 km mit 6.300 Höhenmetern. Herzlich willkommen beim Rennradfahren in Oberösterreich rund um Oberösterreich.

Mit dem Rennrad rund um Oberösterreich.

Einfacher geht’s nicht. Rennrad schnappen, das Nötigste in eine Satteltasche verstauen, Route hochladen und in die Pedale treten. Routine macht sich dabei schon bezahlt. Das Packen hat dann bereits System und die Planung ist eine schnelle Angelegenheit. Für ein Mal übernachten braucht es nicht viel. Sechs Ladekabel (iPhone, Garmin, RE-Camera, GUEE-Lichter, Di2 und Dura Ace Powermeter – sicher ist sicher), ein geladener Akkupack (man weiß nie), ein Reservetrikot, eine Unterhose für die Nacht (ich schlafe nicht gerne nackt), ein T-Shirt und eine leichte Hose für das Abendessen und das Frühstück, sowie das übliche wie Ärmlinge, Beinlinge, Windweste und Regenjacke. Etwas vergessen? Ja. Ein paar Gels, Iso-Tabletten und natürlich Mannerschnitten. Zur Sicherheit dabei auch immer ein Pannenspray, Kettenöl und ein Stofffetzen für die Radpflege.

Also Termin fixieren, Startpunkt wählen und Quartier bei der Hälfte der Strecke vorreservieren. Das Wetter sollte man auch nicht ganz außer Acht lassen. Wer will schon nasse Schuhe und Socken?

Wir haben uns für eine Ein-Stopp-Strategie entschieden, um das Ganze in zwei Tagen erledigt zu haben. Tagwache um 0245 Uhr, 1. Frühstück, um 0345 Uhr Abfahrt von Eisenstadt Richtung St. Valentin (mit Pick-Up Service für Siggi), Ankunft im Park & Ride und Abfahrt pünktlich um 0630 Uhr. Am Plan 280 km und mit gut 3.000 Höhenmetern. Etappenziel: Straßwalchen beim Jägerwirt. Warum Jägerwirt? Die Möglichkeit, bereits um 6 Uhr Morgens zu frühstücken war das entscheidende Pro-Argument. Nicht der Preis. Der war für ein paar Stunden Schlaf verhältnismäßig hoch. Für den zweiten Tag haben wir uns die restlichen 290 km und 3.300 Höhenmeter reserviert. Inklusive Heimfahrt retour nach Eisenstadt. Gegen 23 Uhr war das Abenteuer dann vorbei. Fast & Furious.

Ultracycling: Das ist mehr Tankstellen und Supermärkte plündern.

Trend ist, was im Trend ist. Ultracycling ist im Trend. Egal ob jetzt als Rennen oder einfach nur so. Die Herausforderung besteht darin, auf einer bestimmten Strecke möglichst viele Tankstellen und Supermärkte zu plündern. Weil „Unsupported“ auch so ein Trend ist. Einfach einmal das Rennrad schnappen, die Satteltasche füllen und den Beinen das Kommando übergeben. Frei von Zwängen. Das Ziel ist immer B von A ausgehend. Dazwischen viel Landschaft. Rund um Oberösterreich strampelt man durch den Nationalpark Kalkalpen, durch die Region Phyrn-Eisenwurzen, das Salzkammergut, das Hausruck- und Innviertel sowie das Mühlviertel. Man sieht Berge, Seen und Flüsse. Zwischendurch tänzelt man zwischen Autobussen und Motorradfahrern, vorbei an Fähren und Booten sowie kleinen Hütten und pompösen Hotels. Da und dort begegnet man Kühe und Pferde, Wanderer und E-Biker. Und immer wieder überwindet man Grenzen. Die eigenen und jene zur Steiermark, Salzburg, Niederösterreich und Tschechien.

Highlights sind auf der Rennradrunde rund um Oberösterreich mit Sicherheit der Hengstpass, der Ziehberg, die Grossalm, der Attersee und der Mondsee, die Mauer von Schärding hinauf nach Schardenberg, der Passaublick, die blaue Donau und die hohen Wellen des Mühlviertels. Die gesamte Strecke ist „nachfahrenswert“. Rennradfahren in Oberösterreich ist rundum betrachtet überhaupt nicht langweilig. Ganz im Gegenteil.

individuelle Radbekledng

Mach Urlaub. Fahr Rennrad.

Ich weiß. Die wahren Helden fahren so etwas nonstop durch. Und weiter fahren sie auch noch. Viel weiter. Hut ab. Allein die Vorstellung, eine ganze Nacht freiwillig im Mühlviertel verbringen zu wollen macht mir Angst. Ich mache lieber Urlaub und fahre Rennrad. Das Mühlviertel war bei Tag schon eine charakterbildende Angelegenheit. Hier kann man ganz schnell verhungern und verdursten. Die offene Tankstelle in Kollerschlag war unser Schlaraffenland und im Cafè Kastner in Bad Leonfelden haben wir uns eine Henkersmahlzeit gegönnt. McDonalds in Freistadt haben wir ausgelassen. Zu schwarz der Himmel rund um uns. Und die Zeit schien im Regenwasser davonzurinnen.

Dazwischen war Askese angesagt. Auch weil wir zu Dritt unterwegs waren. Da wird nicht nur Rennradfahren in Oberösterreich eine komplexe Sache. Die Knack- und Streitpunkte? Meistens das Essen und das Pinkeln. Und die unterschiedliche Auffassung darüber, was gemütlich ist. Da kommt es schon vor, dass man diskutiert, ob wer heute zu schnell ist oder der andere einfach zu langsam. Kinderspiele für Erwachsene. An dieser Stelle beende ich dieses Kapitel. Es geht immerhin um Freundschaften.

Am Ende bleibt eine weitere perfekt genutzte Gelegenheit, sich ein wenig in der Gegend umzusehen. Vieles kannte ich noch von meiner Zeit als Linz-Exilant. Dort war ich über 10 Jahre dahoam. Die Hengstpass Ostrampe bin ich beispielsweise zuletzt vor 8 Jahren gefahren. Diese Challenge war teilweise wie eine schamanische Rückführung.

Wenn man es nicht drawig hat, ist Rennradfahren in Oberösterreich ein Märchenurlaub auf zwei Rädern. Goi!.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Fotokredits: Siggi & Andi

 

Rund ums Burgenland. Chroniken einer Schnapsidee.

Rund ums Burgenland

Eine lange Rennradreise rund um Eisenstadt war gestern. Eine etwas längere rund ums Burgenland hingegen lebt aktuell noch nach. Es ist als würde ich noch am Rad sitzen. Mit müden Beinen und einem Dauerhunger ist an einen normalen Alltag noch nicht zu denken. 575 km in zwei Tagen, dazu 5.400 Höhenmeter bei einer Affenhitze steckt mein 50+ Körper nicht mehr so leicht weg. Also: rund ums Burgenland war eine Schnapsidee. Anders formuliert, eine ziemlich geile. Kann man machen, muss man nicht, macht man aber trotzdem.

Radlummadum gegen den Uhrzeigersinn.

Es wäre egal gewesen. Im oder gegen den Uhrzeigersinn. Denn einen Sinn ergeben solche Aktionen kaum. Vielleicht eher noch das Kennenlernen eines Bundeslandes, welches man in den letzten Jahren ins Herz geschlossen hat. Rund ums Burgenland war nicht geplant. Jedoch war es eine logische Schlussfolgerung. Geboren, um den längsten Tag im Jahr am Rad zu verbringen. Zuerst als eine feine Runde zu allen Burgen des Burgenlandes (und das sind einige) und dann als Tag- und Nachtchallenge „Burgenland-Radlummadum“. Weltuntergangsstimmung zur Sommersonnenwende hat diese Pläne leider (oder zum Glück) durchkreuzt. Wenngleich der Plan B schnell gefunden war. Was man in einem Tag nicht machen will, muss man locker in zwei Tagen schaffen.

Rund ums Burgenland

Inspiriert durch das Austria Race Across Burgenland, war die Tourplanung auch dank komoot kein wirkliches Problem. Was wiederum nicht ganz stimmt. Denn die Planung selbst ist eine Sache. Das Wissen um die Fahrbarkeit einzelner Streckenabschnitte eine andere viel wichtigere. Diesmal habe ich bei der Routenplanung nämlich den Fehler gemacht, komoot die Freiheit zu geben, die von mir geplante Tour zu „optimieren“. Ohne zu wissen, was komoot unter Optimierung verstehen würde. Das Ergebnis waren teils Rampen, die jede*r Rennradfaher*in so freiwillig nie fahren würde und Schotterpassagen, die den „Strade Bianche“ um nichts nachhingen. Ich habe nicht gewusst das ClimbPro von Garmin neben dunkelrot für steil eine noch dunklere Farbe für burgenländische Rampen im Programm hat.

Spätestens beim Anstieg von Stuben nach Dreihütten hatte die Runde gegen den Uhrzeigersinn ihren mehr als berechtigten Sinn. Diesen Streckenabschnitt bergab zu fahren wäre lebensmüde gewesen. Egal. In Zukunft komoot ja, aber mit Vorbehalt. Vertrauen ist gut, selber planen ist besser.

Zweigeteiltes Burgenland.

Niederösterreich, Steiermark, Slowenien, Ungarn und Slowakei. Das Burgenland hat viele Nachbarn. Und es ist zweigeteilt. Flach, nein ziemlich flach und hügelig, nein ziemlich buckelig. Ziel war es, auf der Radlummadum-Tour, die Nachbarn nicht zu besuchen, sondern möglichst nahe an deren Grenze zu bleiben und dieser zu folgen. Nicht, weil wir unfreundlich waren bzw. sind, sondern weil das die Philosophie eine Umrundung ist. Teilweise passte auf der Route kein 25 mm breiter Reifen zwischen hier und dort hinen. Die Straßen waren die Grenzen und die Grenzen waren allgegenwärtig. Ebenfalls die Grenzsteine, die Grenzübergänge und die Grenzsoldaten des Bundesheeres. Kalch, Bonisdorf, Deutsch Schützen, Kölbereck, Rattersdorf, Eisenberg, Lutzmannsburg, Kittsee, Nickelsdorf, Nikitsch, Deutschkreutz – früher ging hier der Eiserne Vorhang vorbei oder sogar mitten durch.

Drei Ausnahmen haben wir hinnehmen müssen. In Loipersdorf verirrten wir uns kurz auf steirisches Hoheitsgebiet und zwischen Deutschkreutz und Pamhagen haben wir uns durch das Nachbarland Ungarn geschlichen, um das Nadelöhr Sieggrabner Sattel zu vermeiden bzw. nicht doppelt fahren zu müssen. Aber auch um uns eine Schifffahrt über den Neusiedlersee zu ersparen. Zum Ende hin haben wir auch noch Niederösterreich betreten. Wir haben uns die „Hölle des Ostens“, ergo Panzerstraße ersparen müssen und wollen. Das wären epische 3,8 km Kopfsteinpflaster gewesen.

Radwege und Rennradstraßen.

Das Burgenland hat viele Radwege und das Radnetz ist teilweise gut ausgebaut. Über den Zustand der Radwege kann man gerne diskutieren. Denn wie mir ein Landwirt schon einmal versucht hatte zu erklären, sind Radwege im Burgenland oft keine Radwege, sondern landwirtschaftliche Güterwege, die Radfahrer benutzen dürfen. Mit Betonung auf „dürfen“ – Nachrang inklusive. Landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge und Räder teilen sich dort das Nutzungsrecht, den Dreck, den Schotter, die Schlaglöcher und die Mopedautos sowie die Einheimischen.

Alle Radwege zu kennen ist unmöglich. Einige zu erwischen schon. Uns hat es die Paradiesroute Südburgenland angetan. Sie verfolgte uns und wir folgten ihr. Auch im Norden sind wir teils auf feine und grobe landwirtschaftliche Güterwege ausgewichen. Zum Beispiel zwischen Parndorf und Bruckneudorf, einer der Sorte fein. Ansonsten hatten wir Vorliebe für die Nebenstraßen. Diese sind im Burgenland von Haus aus ruhig und verkehrsarm. Außerdem sind sie im Optimierungsalgorithmus von komoot.  Wenngleich auch nicht immer nützlich und förderlich. An den Wochenenden ist das Burgenland abseits der touristischen Hotspots und Wiener Enklaven sowieso wie ausgestorben.

Besonderes Highlight war ein neuer Radweg zwischen Fertöd und Pamhagen. Eine wunderbare zweispurige Autobahn. Dass man sich von den Ungarn in Sachen Straßenbau etwas abschauen kann, hat mich sehr überrascht.

Die Sonnenseite Österreichs.

Das Burgenland ist während unserer Rennradreise seinem Schlachtruf als Sonnenseite Österreichs, mehr als gerecht geworden. Zwei Sommertage der Superlative. Mit täglich 14 Stunden Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 30°. Deshalb waren wir teilweise froh, uns bewegen zu müssen. Denn kaum gestanden sind unsere Cleats mit dem Asphalt verschmolzen. Aus diesem Grund haben wir  Wirtshäuser, Wasserstellen und Tankstellen geplündert. Es gab Toast, Twinna, 0,0 % Radler, Bifi roll, Haribo Gummibärchen und jede Menge kühle Getränke. Das kalte Wasser in unseren Trinkflaschen wurde dann binnen weniger Minuten zu Kochwasser. Die ewigen Geraden im Seewinkel verschärften die Situation und waren für die Psyche keine wirkliche Hilfe. Wie damals am Mont Ventoux.

Ich weiß nicht, was anstrengender war. Die 324 km und die 4.000 Höhenmeter vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang am ersten Tag oder die Monotonie der pannonischen Tiefebene am zweiten. Auf alle Fälle war es die Reise wert. Wir haben ein paar neue Flecken Burgenland entdeckt und einige Straßen mit dem Rennrad wohl entjungfert. Weiters sind wir Rampen gefahren, die wir freiwillig nicht mehr fahren müssen. Und wir haben den burgenländischen Rennradsommer mit weit offenem Trikot genossen. Visit Burgenland haben sie gesagt. Wir haben das Burgenland umrundet.

Zahlen, Daten, Fakten.

Rund ums Burgenland: 575 km und 5.430 Höhenmeter
Start Eisenstadt: 27.6.2020 0500 Uhr
Ankunft: Eisenstadt: 28.6.2020 1900 Uhr
Zwischenstopp: Großpetersdorf Gasthof Wurglits

Tag 1: 324 km und 4.030 Höhenmeter
Tag 2: 251 km und 1.400 Höhenmeter

Südlichster Punkt: Kalch
Nördlichster Punkt: Kittsee

Grenzen: Niederösterreich, Steiermark, Slowenien, Ungarn, Slowakei

Highlights: Pilgersdorf – Kogl/Redschlag, Stuben – Dreihütten, alles rund um Kalch, Langlaufloipe in Deutsch Kaltenbrunn, das Cafe Tankstöl in Pilgersdorf, alle Wasserstellen allen voran jene in Pama (Bijelo Selo), ein Off-Grid Abschnitt (dank komoot) zwischen Aschau und Pinkafeld bei der Valtlmühle und ein Wiener Autofahrer (Lancia Delta Kennzeichen W-120xx Y) der meinte er müsse sonntags gegen 1900 Uhr im Ortsgebiet Schützen Uhr vier Radfahrer*innen ins Jenseits befördern.

Danke an alle, die mitgefahren sind und an die Tagesbegleiter. Ein besonderes Dankeschön auch an Melitta für den Gepäcktransport. 🎒

Fotokredits: Siggi, Manuel, Andreas, Ariane, Roman, dieKetterechts

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

PS: Dieser Blogbeitrag ist keine Werbung fürs Burgenland. Wieder einmal sind keine Millionen geflossen und auch keine Sachbezüge übergeben worden. Schade eigentlich. Ich denke, ich hätte es mir verdient.

greaze – noch ein Kettenöl fürs Rennrad.

greaze - noch ein Kettenöl fürs Rennrad

Ein gelber Zettel im Postkasten. Es ist die Benachrichtigung über die Hinterlegung einer Postsendung in der gelben Box unterhalb meines Postfaches. Ich halte den EAN-Code an den Chip und warte auf den Ton sowie das grüne Licht. Dann kann ich die Box öffnen und das Paket herausnehmen. Es ist von Urban Zweirad.  Jetzt erinnere ich mich wieder. Vor einiger Zeit habe ich eine E-Mail bekommen. Ob ich Interesse hätte, ein neues Kettenöl auszuprobieren. Angeboten habe man mir auch bunte Lackdosen, aber damit kann ich wenig anfangen. Warum sollte ich meinen schönen Rennesel lackieren?  Also nur greaze – noch ein Kettenöl fürs Rennrad.

greaze - noch ein Kettenöl fürs Rennrad

greaze also. Noch ein Kettenöl fürs Rennrad. Bis jetzt war ich ja mit Finish Line und r.s.p. ganz gut aufgehoben. Der Zeitpunkt passte aber perfekt. Nach dem Ausflug auf den Großglockner war Schmieren an der Tagesordnung. Die Tunnels am Weg zum Hochtor und das Schmelzwasser bergauf und bergab entlang der Großglockner Hochalpenstraße haben ihre dreckigen Spuren hinterlassen. Spuren welche ich natürlich sofort mit entsprechendem 5-Sterne-Wellness-Programm für meinen Rennesel beseitigt habe. Und wie es sich nach einem gründlichen Waschgang gehört, braucht es danach einen noch gründlicheren Schmiergang.

greaze – You’re the one that I want.

Irgendwie habe ich seit dem Öffnen des Paketes einen Ohrwurm im Kopf. Ich weiß aber nicht woher. greaze klingt wie „grease“ oder „grasso“. Also Fett. greaze ist aber nicht fett. Es ist ein Sprühöl, wahlweise Basic oder Premium. Ich darf ab sofort 200ml vom einen und 400ml vom anderen versprühen. Was ich auch schon gemacht habe. Meine Kette ist jetzt Premium-beschichtet. War keine große Kunst. Mit dem ausklappbaren Sprührohr erreichte ich jedes Kettenröllchen einzeln.

Da ich jetzt weder Chemiker noch Physiker bin, kann ich nicht viel über die Zusammensetzung des Öls urteilen. Ich verlasse mich blind auf die Rezeptur. „Pure Adhesive Oils“ soll für bessere Haftung an der Kette sorgen. Eine langlebige Kette – lautlos und gegen Korrosion geschützt wäre mir schon recht genehm. greaze – the stage is yours.

greaze Kettenöl

Was wird greaze Kettenöl können?

Die große Frage wird sein, wie sich dieses Kettenöl bewähren kann. Ich liebe blank polierte Ketten und Ritzel und ich reagiere sehr empfindlich und sensibel auf jedes noch so kleinste Geräusch. Da lasse ich mich ungern von einer Designerdose blenden. Weil schick sind sie schon die greaze Dosen. Das muss man ihnen lassen. Und es riecht gut. Nein, es duftet.

Ich wurde gebeten greaze auszuprobieren. Und das mache ich. Ohne vorgefertigte PR-Texte wiederzugeben. Das mache ich immer so.

Wenn greaze nicht tropft und mir nicht den gesamten Rahmen versaut (das erledigen Sprühöle sehr gerne), die Kette sauber hält, ohne Dreck anzusammeln, dann vielleicht auch noch nach ein paar Waschgängen halbwegs schmiert, dann sage ich gerne  „her mit greaze – noch ein Kettenöl fürs Rennrad“. Wir werden sehen und ich werde berichten. Sobald ich damit unterwegs sein werde. Länger. Einmal rund ums Leithagebirge ist sicher zu wenig.

Hinweis zur Transparenz

Ja. Ich habe je eine Dose des Basic- und Premium Kettenöls kostenlos zugeschickt bekommen (Wert ca. € 30,-). Mit der Bitte es auszuprobieren und darüber ein paar Zeilen zu schreiben. Ich habe dafür keinen Koffer voller Geld auf irgendeiner Autobahnraststätte in Empfang genommen. Nich einmal einen einzigen Geldschein. Eigentlich schade.

Alles, was ich geschrieben habe und schreiben werde entspricht meiner subjektiven Meinung und ist frei von Superlativen sowie Empfehlungen. Falls sich greaze bewähren sollte, dann werde ich es natürlich auch gerne empfehlen.

ktrchts

 

Meine Erfahrungen mit dem Rennrad aus Holz. My Esel.

Meine Erfahrungen mit dem Rennrad aus Holz.

Jetzt ist es endlich im Stall. Mein neues Dienstfahrzeug. Dieses Rennrad bietet die meisten Vorurteile.  Ein paar Wochen wird der Rennesel schon geritten und schon gibt es meine Erfahrungen mit dem Rennrad aus Holz. Es war Liebe auf den ersten Tritt. Aus dem anfänglichen Flirt ist eine enge Beziehung gewachsen. Dank Bikefitting und Maßfertigung ist My Esel jetzt auch mein Rennesel. Damit dreht sich plötzlich die Welt nicht mehr um die eigene Achse, sondern um mich. Dieser Mittelpunkt steht mir gut und ich genieße ihn in vollen Zügen.

Räder aus Holz Made in Austria

Der Rahmen ist aus speziellen Holzplatten. Kerneschen-Leichtholz. CNC gefräst, verleimt, verzahnt und wetterfest versiegelt. Alles „Made in Austria“. Sämtliche Anbauteile aus Aluminium und Carbon. Dazu kommen nur feine Teile von 3T, Shimano, Prologo und Pancho Wheels. Alles perfekt abgestimmt. Ein ästhetisches Kunstwerk. Auch, wenn Geschmäcker verschieden sind. Das Rad polarisiert. Es teilt in zwei. Wie schon erwähnt. Mein Rennesel bietet die meisten Vorurteile. Mehr als alle anderen Rennräder aus Carbon oder Aluminium.

Holz kann mehr als man glaubt.

Es wäre nicht wertschätzend, wenn man meinen Rennesel nur auf die Schönheit (oder eben das Gegenteil) reduzieren würde. Die My Esel Fahrräder aus Holz haben mehr zu bieten, als man zu glauben vermag. Erfahren kann man es erst, wenn man eines davon gefahren ist. Besonders schätze ich die Laufruhe. Das Dahingleiten ohne spürbarer Vibrationen. Wenn die Schaltung perfekt eingestellt ist, dann ist nur das laute Surren der Laufräder zu hören. Kleine Unebenheiten werden gekonnt verschluckt. Holz hat dafür genug Eigendämpfung. Den Rest erledigen die Flex der Sattelstütze (3T Carbon Zero 25 Team) und die Laufräder aus Carbon (Rush 45 Disc).

Der Rennesel fühlt sich im Fahrbetrieb sehr kompakt an und man hat stets die Kontrolle über das Fahrrad. Solange man beide Hände am Lenker hat. Der Seitenwind ist eine kleine Schwachstelle. Die hohen Laufräder tragen nicht unwesentlich dazu bei. Ein Problem, das jeder mit Drang zum Posing kennt. Eine etwas schmälere Version der Rush sind deshalb im Mindset.

Meine Erfahrungen mit dem Rennrad aus Holz sind überraschend. Ein spürbarer Vorteil der Holzbauweise ist die Spurtreue in den Kurven. Vollgas hinunter, Kurve anvisieren, bremsen, Scheitelpunkt treffen, einlenken, steuern, Bremse loslassen und aus der heraus Kurve beschleunigen. Dabei verzieht das Rennrad keine Miene und schenkt auch keinen Millimeter her. Die Kurvenstabilität ist so weit ich das beurteilen kann und darf einfach sensationell. Wer mich kennt, weiß um meine Fahrweise bergab. Die hohe Verwindungssteifigkeit im Tretlager ermöglicht zudem eine gute Kraftübertragung. 

Ist Holz besser als Carbon oder Aluminium?

Was ist schon besser? Nur das Rad mit den meisten Vorurteilen kann die Antwort geben. Holz ist anders. Weil Holz ein ganz anderes Eigenleben hat. Die Schöpfer von My Esel bezeichnen Holz als spannendes Material. Wenn seit jeher Boote, Autos, Dächer und sogar Flugzeuge mit Holz gebaut werden, warum nicht ein Fahrrad. Holz kann mehr als man glaubt.

Mittlerweile sind der Rennesel und ich gut zusammengewachsen. War er anfangs zeitweise noch störrisch, so kommt jetzt die Feinjustierung zum Tragen. Da und dort sind schon ein paar für mich erfreuliche PRs gefallen. Nicht dass diese zu 100 % dem Esel zuzuordnen sind. Auch der erste 200er ist schon Geschichte. Sowie die ersten 2800 Höhenmeter in einer Ausfahrt. Meine Erfahrungen mit dem Rennrad aus Holz lassen sich noch weiter vertiefen.

Vorurteilen heißt nicht wissen.

Egal wo ich mit dem Esel auftauche. Es sind immer dieselben Fragen, die mir gestellt werden. Vom Gewicht zum Borkenkäfer und dem Holzwurm bis hin zur Haltbarkeit des Materials Holz. Zur Haltbarkeit kann ich schon ein sehr gutes Urteil abliefern. Der Holzrahmen hält verdammt viel aus. Meine Schulter, mein schönes Langarmtrikot, mein Helm, meine Brille und mein linkes Handgelenk hingegen viel weniger. Ein kapitaler selbstverschuldeter Highsider hat mich zu Fall gebracht. Am Boden liegend habe ich für den Esel bereits gebetet und ihn zu Grabe getragen. Umsonst. Er hat dieses für Augen und Ohren schmerzhaftes Erlebnis ohne Kratzer überlebt. So bin ich. Ich teste Produkte bis weit über ihre und meine Schmerzgrenze.

Vorteile beim Fahrradrahmenbau

Was Borkenkäfer und Holzwurm angeht, so ist die Antwort eine ganz einfache. Beide Störenfriede haben Hausverbot. Alle Räder von My Esel sind wetterfest beschichtet (lackiert). Wetterklimatische äußere Einflüsse dürften also keine Probleme verursachen. Nach der ersten „badass“ Ausfahrt werde ich mehr wissen. Meine Erfahrungen mit dem Rennrad aus Holz werden auch mit Nässe zu tun haben.

Bleibt nur noch das Gewicht. Laut Hersteller sind es 8,5 kg. Das ist optimistisch. Selber habe ich mein Dienstfahrzeug noch nicht gewogen. Mache ich vielleicht demnächst. Lieber optimiere ich mein persönliches Gewicht. Sieben Wochen Lockdown und die Kochkünste laKetterechts‘ haben mein Intervallfasten etwas durcheinandergebracht.

Selbst einmal erfahren. Dann urteilen.

Das Rad mit den meisten Vorurteilen hat seine Vorteile. Ich kenne sie. „Self opinion approved“. Mein Rennesel ist trotzdem schwer zu kategorisieren. Er passt irgendwo zwischen Enduro, Granfondo, Sonntagsrennrad, Liebhaberobjekt, Komfortgaul, Ökofreak, Revoluzzer und Aus-der-Reihe-tanzen hinein. Es passt zu mir. Es ist stimmig und ausgefallen. Da und dort gibt es sicher noch ein paar Punkte, Technik und Design weiter zu optimieren. Das wird sicher noch kommen. Bis dahin genieße ich meinen ganz persönlichen Rennesel. Mehr Fotos in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten auf Facebook und Instagram.

My Esel - self approved opinion
Das Rad mit den meisten Vorurteilen

Daten und Spezifikationen

Rahmen Leichtholz
Rahmenfarbe Kernesche
Gabel 3T Fundi Team Stealth, HEADSET COMPATIBILITY: -UPPER: IS42/28.6 -LOWER: IS47/33, fit 12mm thru axle
Komponentenfarben schwarz
Sattel Prologo Nago Evo Pas
Sattelstütze 3T ZERO25 TEAM 27.2
Sattelklemme Shimano Seatpostclamp Perf. PRO schwarz
Lenker Shimano Seatpostclamp Perf. PRO schwarz
Vorbau ARX LTD STEALTH Carbon 100 +/-6
Headset FSA HS Nr 23/CC
Laufräder Panchowheels Vorderrad Rush 45, Carbon, Clincher / Pancho Nabe Alu 100/12
Panchowheels Hinterrad Rush 45, Carbon, Clincher / Pancho Nabe Alu, Shimano 135/5
Schaltwerk Shimano REAR DERAILLEUR, RD-R8050, ULTEGRA Di2, SS 11-SPEED, GS SHADOW DESIGN, DIRECT ATTACHMENT, BULK
Umwerfer vorne Shimano FRONT DERAILLEUR, FD-R8050, ULTEGRA Di2, BRAZED-ON TYPE, FOR REAR 11-SPEED, BULK
Kurbel Shimano FRONT CHAINWHEEL, FC-R9100, DURA ACE, Powermeter, FOR REAR 11-SPEED, HOLLOWTECH 2,172.5MM 52-36T, W/O BB PARTS, BULK
Kasette Shimano CASSETTE SPROCKET, CS-R8000, ULTEGRA, 11-SPD, 11-12-13-14-15-17-19-21-24-27-30T, BULK
Kette Shimano BICYCLE CHAIN, CN-HG701-11, FOR 11-SPEED(ROAD/MTB/E-BIKE COMPATIBLE), 118 LINKS, W/O END PIN, W/AMPOULE TYPE CONNECT PIN X1, BULK
Schalt- und Bremshebel vorne Shimano DISC BRAKE ASSEMBLED SET/J-kit DIRECT, ULTEGRA, ST-R8070(L), BR-R8070(F), FOR 160MM ROTOR, RESIN PAD(W/FIN), 1000MM HOSE(SM-BH90 BLACK), BULK
Schalt- und Bremshebel hinten Shimano DISC BRAKE ASSEMBLED SET/J-kit DIRECT, ULTEGRA, ST-R8070(R), BR-R8070(R), W/O ADAPTER, FOR 30MM MNT, RESIN PAD(W/FIN), 1700MM HOSE(SM-BH90 BLACK), BULK
Scheibenbremse vorne Shimano Rotor CL 160mm Ice-Tec
Scheibenbremse hinten Shimano Rotor CL 140mm Ice-Tec
Schlauch Schwalbe Sv 15 28″ 60mm
Reifen TI. Schwalbe PRO ONE Evo, V-Guard, Folding
Gewicht: fragt man bei einer Dame nicht

#ktrchts

PS: Für alle, die den Rennesel live erleben wollen: Einfach melden. Im Raum Wien lässt sich ein Treffen leicht organisieren.

Rennrad fahren in Zeiten der Coronakrise.

Rennrad fahren in Zeiten der Coronakrise

Drei Tage frühlingshaftes Wetter. Geil. Knapp 20 Grad und nahezu kein Wind. Der Puls schlägt anaerob. Nichts wie raus. Die ersten Anzeichen zarter Bräunungstreifen sind zum Abholen bereit. Wären da nicht diese Ausgangssperren und Ausgangsbeschränkungen. Da war doch etwas. Genau. Es zirkuliert ja das Coronavirus. Und wir müssen und sollten alle zu Hause bleiben. Dahoam bleibn oder wie man in den sozialen Medien gerne liest #StayAtHome bzw. #StaytheFuckHome. Rennrad fahren in Zeiten der Coronakrise ist gar nicht mehr cool und lässig. Es ist System-zerstörend, verantwortungslos, egoistisch und unnütz. Und das, obwohl es erlaubt und auch ausdrücklich erwünscht wird.

Zeigefingermentalität statt Eigenverantwortung.

Rennradfahren ist für mich 80 % Leidenschaft und 20 % Beruf. Diese Coronakrise trifft mich also doppelt. Als Rennradfahrer und Unternehmer. Bis auf Weiteres kann ich keine Rennradreisen anbieten und durchführen. Das ist aber mein alleiniges Bier. Quasi mein Corona Bier. Damit muss ich selbst fertig werden.

Womit ich aber allein nicht fertig werden kann, ist die in Krisenzeiten aufpoppende Zeigefingermentalität vieler unter uns. Den Rennradfahrer*innen. Was sich in den diversen Foren und Gruppen aktuell abspielt, ist der blanke Psychokrieg. So viel Belehrendes auf einem Haufen. Von den Besserwissern, den Moralaposteln bis zu den Scheiß-mi-nix-Revoluzzern. Alles dabei, was einen virtuellen Konflikt schneller keimen lässt als das Virus selbst. Die Situation wird so kaum besser. Im Gegenteil. Plötzlich sind wir alle hoch dotierte Virologen, angesehene Ärzte, weltbekannte Unfallchirurgen, böse Henker und Scharfrichter. Juristen. Ja, Juristen sind wir obendrauf auch noch. Ich frage mich dabei nur: Wo bleibt der gesunde Hausverstand? Und die Eigenverantwortung. Sollten wir in diesen Zeiten nicht eher auf uns schauen, statt auf uns zu zeigen?

Rennrad fahren im Freien. Why not?

Rennrad fahren in Zeiten der Coronakrise ist bei uns zum Glück noch nicht verboten. Ich meine das Rennrad fahren im Freien. Die Italiener*innen und Spanier*innen hat es da schon härter erwischt. Also gibt es keinen Grund dafür, jemanden der dies auch tut und tun will, zu diffamieren oder zu belehren. Der österreichische Sportminister hat ganz klar seine Position zum Thema kundgetan. Allein fahren, Abstand halten und keine mehrstündigen und intensiven Ausfahrten. Cool, oder? Wo liegt denn da das Problem? Abgesehen von den Mountainbike-Touren in den Bergen. Die sind nämlich explizit untersagt („… sind zu vermeiden“).

Es ist gut, wenn Radprofis und Radpromis dazu auffordern daheim zu bleiben. Das mindert das Risiko der Ansteckung. Dem kann ich mich nur anschließen. Wenn mir aber die Decke auf den Kopf fällt, dann will ich in Eigenverantwortung raus. Weil es nicht verboten ist. Und bitte jetzt keine nachgekauten Kronezeitung-Überschriften als Gegenargument. Unsere soziale Verantwortung und gesellschaftliche Aufgabe sind die Reduktion des Ansteckungsrisikos. Und nicht des Unfallrisikos. Das ist eine andere Geschichte.

Schau auf dich. Zeig nicht auf andere.

Ich bin grundsätzlich gegen Regeln und indoktrinierende Maßnahmen. Bis auf das AGBG (Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch) und die StVO (Straßenverkehrsordnung) zumindest. Eine Ausgangsbeschränkung, wie sie in meiner Gegend gilt, macht auch mir zu schaffen. Ideologisch wie auch emotional. Angesichts dessen, was aber rundherum passiert, bin ich der Meinung, dass es so sein muss. Das war nicht immer so. Man wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Weitere 23 Tagen sollten wir schon aushalten können. Solange ich aber hinausgehen darf, werde ich auch hinausgehen. Zum Rennrad fahren ins Freie. Allein, Abstand haltend, nicht mehrstündig und auch nicht intensiv. Die restliche Zeit verbringe ich mit Arbeiten, Putzen und Zwiften.

Das Virus ist ein Arschloch. Wir müssen das nicht sein.

ktrchts
#bleibtgsund

Aktualisierung: Wie die Radfahrer ticken, zeigt die Tatsache, dass einige in den sozialen Medien in perfekter Selbstinszenierung bunte Tafeln mit „Bleibt daheim“ hochhalten und dann triff man genau diese draußen am Rad. Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.

Coronavirus und Rennrad. Keine Panik trotz Titanic.

Coronavirus und Rennrad

Ein einfacher Husten ist plötzlich kein einfacher Husten mehr. So wie eine laufende Nase plötzlich keine laufende Nase mehr ist. Und Gliedschmerzen sind auch nicht mehr die Folge des fortgeschrittenes Alters oder des wieder einsetzenden Trainingsalltags. Als Rennradfahrer hat man es aktuell nicht leicht. Egal was man hat. Es ist das Coronavirus. Man liest davon, man hört davon, man riecht davon. Und man hat es. Ob man will oder nicht. Weil es die anderen wollen. Bei jedem kleinsten Anzeichen läuten die Alarmglocken. Noch nie habe ich so genau in mich hineingehört. Noch nie war ich so wachsam und behutsam. Ja, das kann ich auch. Zwar nicht oft, aber es geht doch um meine Gesundheit. Das Coronavirus wird uns verändern. Es hat uns verändert. Coronavirus und Rennrad fahren – es wird nie mehr so sein, wie es schon einmal war.

Wir werden alle sterben.

Wir werden alle sterben. Weil wir Menschen sind und nicht weil ein Virus zirkuliert. Und das sage ich als Optimist. Einer, der sich stets gegen Influenza und andere Kleinigkeiten gestemmt hat. Meine Motto und mein Credo waren immer, dass man Viren und Bakterien einfach aus dem Körper rausschwitzen kann. Mit Training. Grundlage geht immer und überall. Nur nicht übertreiben. Aber auch nicht Stillstehen. Coronavirus und Rennrad sind aber ganz was anders. An Corona kann man sterben.

Coronavirus und Rennradsport
Quelle: Internet

Ich kann mir gut vorstellen, wie sich die Panik auf der Titanic angefühlt haben muss. Auch wenn es nicht vergleichbar ist. Das Coronavirus hat das Schiff schon aufgeschlitzt. Jetzt ist es nur mehr eine Frage der Zeit. Der Untergang ist gewiss. Lasset uns bis dahin weiter Musik machen, wie die tapferen Orchestranten auf der Titanic. Das Coronavirus wird unser Verhalten verändern. Er wird uns aber nicht aufhalten.

Der Rennradvirus ist stärker als das Coronavirus.

Das Coronavirus verbreitet sich rasant. Italien hat es schon fest im Griff. Dort ist das öffentliche Leben bereits per Ministerialdekret massiv eingeschränkt. Keine öffentlichen Sportveranstaltungen mehr bis 3. April 2020. Alle Schulen, Kindergärten und Universitäten sind bis Mitte März geschlossen. Restaurants, Bars, Kinos und weitere öffentliche Einrichtungen dürfen nur mehr bedingt und mit Respektabstand von 1 Meter betreten werden. Der beliebte Cafè al banco wir nicht mehr serviert. Nur mehr Tischservice. Kein Handschlag mehr, kein Bacio links und rechts. Ziemlich viel Panik auf der Titanic. 

Und ich? Ich fahre zu Ostern nach Riccione. Bis dahin werde ich trainieren. Das Alleinfahren in der Gruppe. Ich muss üben, mindestens einen Meter Abstand zu halten. Nach vorne, nach hinten, nach links und nach rechts. Vielelicht muss ich sogar so fahren, wie es die Triathleten machen müssten und nicht tun. Oder tun die es jetzt freiwilig doch? Lernen muss ich auch, mich in der Bar an den Tisch zu setzen und zu warten, bis mich der Kellner hoffentlich bedienen will. Er muss es nicht mehr. Ich muss mir auch abgewöhnen, während der Fahrt zu spucken und meine Nase freizurotzen. Wohin ich mein Wegwerftaschentuch geben werde? Ich werde es herausfinden. Müssen.

Gut vorstellen kann ich mir auch, in Zukunft aufmüpfige italienische (und heimische) Autofahrer einfach mit rauher Stimme und mit Hustenansätze in die Flucht zu jagen. Freundlicherweise werde ich Ihnen meine verschwitzten Hände entgegenstrecken. Ich bin ja ein Gutmensch. Perfid, aber gut erzogen. Statt einer werde ich beim Rennradfahren mindestens 3 bis 4 Trinkflaschen mithaben, um mir regelmäßig die Hände zu waschen. Den Seifendispenser montiere ich am Sattelrohr. Das Coronavirus ist stark. Das Rennradvirus macht mich stärker.

Wieviel Watt verträgt das Coronavirus?

Interesant wird es auch, herauszufinden, wieviele Watt das Coronavirus vertragen kann. Ich nehme es einfach auf einen FTP-Test mit und schau mir das einmal an. Ich schätze es wird ab 3 W/kg abreisen. Vielleicht muss ich mehr liefern. Mal sehen. Ich denke es wird sterben. Wenn ich sterbe. Und das mache ich ja bekanntlich am Rennrad öfters.

Wir werden alle sterben. Und das ist gut so. Am Berg, im Sprint, am Ende des Tages. Wir Rennradfahrer*innen sind es gewohnt zu sterben. Und deshalb wird uns das Coronavirus nicht umbringen. Coronavirus und Rennrad – das geht.

ktrchts
#machurlaubfahrrenrnad

Rennrad Ersatzteile kaufen. Wo bleibt mir Moral?

Ersatzteile Rennrad

Ich unterstütze gerne alle meine lokalen Händler vor Ort. Gerne und immer wieder. Regelmäßig. Jeder darf und soll leben können. Zuletzt war es ein kleines Radgeschäft mit sehr kompetenten Eigentümern. Beide haben den Laden mit eigenen Händen hochgezogen. Ich schätze ihre technische Fachkompetenz. Ich finde es gut, dass es lokale Händler gibt. Deshalb kaufe ich meine Rennrad Ersatzteile auch dort. In den letzten 3 Wochen waren das zwei Reifen von Challenge für den Crosser und letztendlich auch ein neues Ritzelpaket (Ultegra), eine neue Kette (Ultegra), ein neues Kettenblatt von SRAM mit 42 Zähnen und 3 Radlager für das Vorder- und das Hinterrad. Eigentlich wollte ich nur die Radlager getauscht wissen. Aber wie es so oft ist, ein Unheil kommt selten allein.

Ersatzteile sind oft nicht billig.

Rennrad Ersatzteile sind nicht billig. Das brauchen wir hier nicht diskutieren. Diskutieren würde ich gerne das Thema Bezugsquelle. Beim Versandhändler – davon gibt es viele, kann man ganz ordentlich sparen, beim lokalen Händler sind diese meist teurer.

Eine einfache Rechnung, wenn auch Milchmädchenrechnung, weil ich die Preise des lokalen Händlers nicht mehr im Kopf habe. Gemerkt habe ich mir nur die jeweilige Gesamtsumme (samt Arbeitszeit). Es waren für die unten angegührten Teile genau € 435,-.

Komponente lokaler Händler Versandhändler
Ultegra Ritzelpaket € 100 € 63,52 (bike-components)
SRAM Kettenblatt € 75 € 63,03 (r2-bike)
Ultegra Kette HG701 11f €40 € 25,02 (bike-components)
Reifen Challenge + Schlauch € 119 € 82,20 (bike discount, bike24, bikester)
SKF Industrielager (3 Stück) ca € 32 ca € 32 (rose-bikes.com)
Summe € 366 € 265,77

Wir können es jetzt drehen und wenden wie wir wollen – beim Versandhändler hätte ich fast € 100,- gespart. Mit den Versandkosten etwas weniger.

Rennrad Ersatzteile

Und die Moral von der Geschichte?

Die Moral von der Geschichte? Mich plagt das Gewissen. Doppelt. Einerseits geht es mir schon um die € 100,-. Ich habe die Geldruckmaschine im Keller noch nicht gefunden. Andererseits hätte ich auch kein gutes Gefühl, wenn ich beim Versandhandel kaufe und meine lokalen Händler und Partner somit umgehe.

Wo ist die Grenze zwischen Moral und Brieftasche? Und zwar der eigenen Brieftasche. Natürlich verdient der lokale Händler auch durch die Arbeitszeit. Soll er auch. Darf er auch. Muss er auch. Er macht sich für mich die Hände schmutzig und nimmt mir Arbeit ab, die ich a) nicht wirklich beherrsche und b) auch nicht so exakt und geduldig erledigen kann. Das ist eine perfekte Win-Win-Situation. Und die hat ihren Preis.

Aber die Ersatzteile? Wenn ich das hochrechne, dann kommt mit meiner Kilometerleistung und den damit verbundenen Verschleiß schon eine beachtliche Menge zusammen. Ich glaube aus diesem Dilemma komme ich nicht mehr raus, oder?

ktrchts