Eisprinzessin am Rennrad. Warum frieren schön sein kann.

Eisprinzessin am Rennrad.

Nasskalt. Die Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt. Unendliche pannonische Weiten eingehüllt in Nebelschleier, die Bäume, Weingärten und Dorfsilhouetten umarmen. In der Ferne ein neongelber Punkt. Vorne. Das ist er. Und ein neonrosa Punkt. Hinten. Das bin ich. Eisprinzessin am Rennrad. Auf unseren Rennrädern rollen wir durch die winterliche Landschaft. Wir haben den gemütlichen Platz auf der Couch neben dem Ofen aufgegeben. Er freiwillig. Ich weniger. Seine Überredungskünste sind groß. Und manchmal zugegebenermaßen gut.

Radbekleidung macht eine Winter-Rennradfahrerin.

War schon das Rennradfahren im Sommer anfangs eine große Herausforderung für mich gewesen, so konnte ich dem Rennradfahren im Winter gedanklich gar nichts abgewinnen. Noch weniger konnte ich mir allerdings vorstellen, in meinem Wohnzimmer indoor Trainingskilometer abzuspulen. Dazu bin ich viel zu sehr Frischluftfanatikerin und Naturliebhaberin. Wenn ich mich draußen bewege, habe ich das Gefühl, dass mein Tun über den reinen Sport hinausgeht. Ich nehme wahr. Mit meinen Sinnen. Ich komme zu mir. Mein Kopf wird frei.

Also ließ ich mich von ihm einkleiden. Überschuhe, Handschuhe, Haube, Winterhose, Winterjacke. Sein Glück und mein Glück, dass er zufällig in puncto Radbekleidung an der Quelle saß. Und sitzt.

Eisprinzessin am Rennrad

Durch die Kälte.

Dermaßen gut ausgerüstet startete ich also motiviert meine Karriere als Winterradfahrerin. Die ersten kalten Novembertage zeigten mir jedoch rasch, dass die Ausrüstung noch so gut sein konnte, meine Finger und Zehen aber immer frieren würden. Trotz zusätzlicher Wärmekissen. Zumindest zu Beginn jeder Ausfahrt.

Wie ich zur Eisprinzessin am Rennrad wurde.

Wenn ich mich dann lange genug bewegt habe und der Körper warm ist, werden schließlich auch Finger und Zehen warm. Und bleiben dann warm. Meistens. Zumindest wenn die Sonne scheint. Zumindest so lange ich mich anstrenge. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber im Winter fahre ich aus diesem Grund richtig gerne bergauf. Am liebsten würde ich ewig bergauf fahren und mich dann oben von einem Taxi abholen lassen.

Denn Abfahrten und weniger bewegungsintensive Phasen verändern die Lage abrupt. Lange Abfahrten im Winter bringen mich regelmäßig an meine Grenzen. Manchmal sind meine Finger dann so klamm, dass ich kaum mehr schalten kann. Und mein Gesicht ist so unbeweglich, dass ich nicht einmal mehr Grimassen schneiden kann, die meiner Verzweiflung gerecht werden.

Eisprinzessin im Winter

Wo der Schnee auch ein Wille.

In solch einer Situation bietet er mir dann immer seine Handschuhe an, von denen er denkt, dass sie besser seien. Ich lehne dann immer dankend ab. Einerseits weil ich nicht auch noch meine Handschuhe in der Kälte wechseln möchte. Und andererseits gefallen mir seine neongelben nicht. Sie passen schlicht und einfach nicht zu meinem Outfit. Schönheit muss offenbar wirklich leiden.

Wo der Schnee, auch ein Wille. Sein Wille.

In dieser Situation erzählt er mir dann auch immer von seinen unzähligen Ötzi-Regen-Erlebnissen. Er ist stets sehr darum bemüht, mir glaubhaft zu vermitteln, dass auch er schon gefroren habe. Dass auch seine Finger schon klamm gewesen seien. Und dass er mich ausnahmsweise wirklich verstehe. Dein Körper muss sich daran gewöhnen, sagt er dann.

Und er hat vermutlich recht. Zumindest ein bisschen. In diesem Winter bin ich sehr viele Kilometer gefahren. Teils auf dem Rennrad. Teils auf dem Crossbike. Ich war kein einziges Mal krank. Nicht einmal ein kleiner Schnupfen hat mich besucht.

Eisprinzessin im Winter

Bergfarhen ist Warmfahren.

Natürlich hatte ich nicht immer Lust. Natürlich hat er mich dann motiviert. Oder die Winterliga des Radsporttreffs, bei der jeder gefahrene Kilometer und Höhenmeter gezählt haben. Die meisten Ausfahrten haben Spaß gemacht. Anderen Spaß als im Sommer, aber Spaß. Manche Ausfahrten haben weh getan. Manchmal auch erst danach unter der heißen Dusche. Wenn eingefrorene Gliedmaßen wieder zum Leben erwacht sind.

Und dennoch. Dieses Gefühl, das entsteht, wenn man nach einer Ausfahrt im Winter mit müden Gliedern zugedeckt bis zur Nasenspitze auf der Couch neben dem Ofen sitzt, heißen Tee trinkt und über den Buchrand hinweg den Blick durch das Grau hinter der Fensterscheibe schweifen lässt, ist unbeschreiblich. Und dieses Gefühl alleine ist es mir wert, im Winter draußen zu radeln. Als Eisprinzessin am Rennrad. Denn SommersportlerInnen werden im Winter geformt. Hat er gesagt.

laktrchts

Der Italiener und der richtige Sattel. Ihr Sattel.

Der richtige Sattel

Der Italiener würde nichts von Damensättel verstehen. Das hat sie gesagt. Und sie hatte Recht. Denn der Italiener war bis dahin noch nie mit einem Damensattel unterwegs gewesen. Bis dahin. Jetzt sieht es ganz anders aus. Nun versteht der Italiener mehr von Damensättel. Weil er ihren Sattel gefahren ist. Eigentlich fahren musste. Nicht freiwillig. Bedingt durch einen akuten Mangel an fahrbarem Untersatz – seiner Untersätze, ist er nämlich gezwungen worden, mit ihrem Merida Crossbike Vorlieb zu nehmen. Ein paar 100 km danach weiß er, dass ihr Damensattel auch der richtige Sattel für ihn sein könnte.

Vorne kürzer. Hinten breiter. So liebt es der Italiener.

Sie fährt den Bontrager Ajna. In der für sie geeigneten Breite. Sie schwört darauf. Ausgemessen. Gefahren. Und für gut empfunden. Er hingegen fuhr bis dato alles, was so Rang und Namen hat. Vor allem den als most getarnten Selle Italia Catopuma. Der hat schon ein paar Jahre und ein paar Gaffa Tapes auf dem Buckel. Zwischendurch ein paar misslungene Tests mit Chinaimporten. Genau. Diese Plastiksättel in Carbonverkleidung. Sein neues Dienstfahrzeug ist mit einem „Body Geometry Toupé Expert Gel, Adaptive Edge design, hollow titanium rails, 143mm“ Dingsda ausgestattet. Das revitalisierte Norco Threshold mit einem blind erworbenen, fabric Sattel. Es war der einzige in schwarz orange. Das wars.

Der richtige Sattel

Doppelt gesattelt.

Als es darum ging, ihren Crosser für ihn fahrbereit zu machen, hat der Italiener das Thema Sattel einfach ausgeklammert. Erstens war keine Alternative da, und zweitens ist er der Meinung, von Natur aus mit einem Universalgesäß ausgestattet worden zu sein. Nur die Sattelhöhe und die Höhe des Vorbaus wurden eingestellt. Damit es rasch losgehen konnte. Nicht eine, nicht zwei, nein, gleich mehrere Ausfahrten wurden mit ihrem Rad und ihrem Sattel gemacht. Ohne nennenswerte und spürbare Probleme. Warum? Ganz einfach. So ein Damensattel – der Bontrager Ajna im Speziellen, ist gar nicht einmal männerfeindlich konzipiert. Vorne kürzer und hinten breiter. Das hat der Italiener sofort geliebt.

Der richtige Sattel ist eine Glaubensfrage.

Die kürzere Spitze und das breitere Ende haben es dem Italiener ermöglicht, am Crosser eine Position einzunehmen, die normalerweise Triathleten so schätzen. Mit seinem Schwerpunkt vor dem Tretlager. Das mag er. Damit kommt der Druck aufs Pedal von vorne. Nach hinten drückend. Seine Ironman Vergangenheit hatte ihn somit eingeholt. Ohne Schmerzen. Ohne Taubheitsgefühl. Der richtige Sattel ist eine Glaubensfrage. Und ein Damensattel ist nicht zwingend ein Sattel für Damen.

ktrchts

Die Kältewelle fest im Griff – der Italiener und der Winter

Kältewelle

Sie tanzt unverfroren in ihrem Palast aus Eis. Leicht bekleidet. Ärmellos. Mit Rock und hohen Stöckelschuhen. Die Kälte kann ihr nichts mehr antun. Sie hat ihre Bestimmung gefunden. Elsa die Schneekönigin. Ihre Schwerster Anna stampft indessen durch den tiefen Schnee und durch Bäche. Als ob nichts wäre. Harte Mädels. Faszinierend, wie locker beide die Kältewelle über Arendel wegstecken. Nicht einmal einen Schnupfen haben sie bekommen. Während die Nase des Italieners schon nach 20 Sekunden im Freien tropft wie ein defekter Wasserhahn.

Nicht einmal die Harten kommen durch.

Kurz und extrem. So resümiert ORF Chefmeteorologe Marcus Wadsak die aktuelle Kältewelle im Alpenraum. Irgendwo im Norden ist ein Kaltluftdepot zu einem Meeresausflug Richtung Süden aufgebrochen. Mit polarer Kälte im Übergepäck. Zweistellige Minusgrade als Tages-Höchsttemperatur. Das kommt nicht oft vor. Und wenn, dann wird es für den Italiener spannend. Dann ist es an der Zeit, die Annas und Elsas freizugeben. Bekanntlich gibt es ja kein schlechtes Wetter. Außer man hat keine richtige Radbekleidung zur Hand. Und man hat keine Regenerationswoche. Eine, die zufällig gerade in diese Kältewoche hineinpasst. Die Unlust, Indoor zu trainieren macht den Rest.

Es kommt also zum großen Showdown. Irgendwo da draußen im Freien. Zwischen Eisplatten und Schneewechten. Natur gegen Material. Wetter gegen Technik. Der Italiener stellt sich der Herausforderung Kältewelle. Nicht ohne seiner Spikes. Ein Relikt aus dem letzten Jahr. Pause kennt er ja keine. Und einen Sturschädel hat er sowieso. Kraftausdauer nennt er dann das Fluchen. Wenn er wieder einmal im Schnee stecken bleibt und die Gesetze der Physik nicht aufheben kann. Wenn’s nicht geht, geht’s nichts weiter. Auch wenn er es nicht wahrhaben will.

Kältewelle

Warm anziehen.Die Kältewelle formt den Charakter.

Die Kältewelle formt die Stimmbänder.

Was ist neongelb, schiebt sein Rad und gestikuliert wild um sich herum? Richtig. Es ist der Italiener am tief verschneiten und vom Wind unkenntlich gemachten Radweg im Nordburgenland. Gerade eben ist er wieder einmal gestrandet. Nicht im feinen Sand von Jesolo. Nein, im kompakten Triebschnee. Oft reichen seine Kraft und sein eiserner Wille eben nicht aus. Weil es dem Italiener da und dort an Intelligenz fehlt. Radfahren ist auch Kopfsache. Langsam ist dabei oft schneller. Viel schneller. Vor allem aber sicherer. Sagt ihm das. Bitte. Dann brettert er nicht mehr mit hoher Geschwindigkeit in eine Schneewechte hinein, so dass es ihm zuerst das Vorderrad und gleich danach das Hinterrad wahlweise nach links und rechts schleudert. Dass er dabei nicht auf der Schnauze liegt ist entweder Glück oder Können. Fakt ist, dass seine Bandscheiben, eigentlich die gesamte nicht vorhandene Rumpfmuskulatur, die Opfer seines Leichtsinns sind.

Was der Italiener da macht hat nichts mir Radfahren zu tun. Es ist  eine Mischung aus Aerobic, Kunstturnen und Yoga. Im Schnee.

Kältewelle

Wenn’s nicht geht, geht’s nicht.

Aerobic und Kunstturnen im Schnee.

Physikalisch gesehen tanzt der Italiener auf Messers Schneide. Seine Erfahrungen haben ihn geprägt. Und konditioniert. Das permanente Gefühl, mit dem Vorderreifen auszurutschen und das Eis küssen zu müssen macht ihn ängstlich. Zitternd steuert er sein Rad als wäre er blutiger Anfänger ohne Stützräder. Auch den Spikes traut er nicht. Zu unrecht. Sie sind aktuell seine einzige Krankenversicherung. Es ist erstaunlich, was der Schwalbe Marathon Winter mit 220 Metallzapfen für Dienste leistet. Im Gegensatz zum Italiener heben sie sehr wohl die Gesetze der Physik auf. Bis der Italiener wieder im Triebschnee landet. Und flucht.

Es wäre drinnen viel gemütlicher.

ktrchts

Der Italiener und sein Land – Rennradurlaub in Südtirol

Rennradurlaub in Südtirol

Ein guter Cappuccino auf der sonnendurchfluteten Terrasse. Ein Blätterteig-Crossaint wahlweise mit Marillenmarmelade, Vanillesauce oder Nougatfüllung. Manchmal genau so nacheinander. Daneben die Gazzetta dello Sport. Die Sonnenbrille im Gesicht. Das Rennrad stets in Sichtweite. Nicht dass der Italiener seinen Landsleuten skeptisch gegenübersteht. Er will einfach auf Nummer sicher gehen. „Zohln bittschian„. Der Italiener muss weiter. Es war nur einer seiner vielen Zwischenstopps. Beim Rennradurlaub in Südtirol gehören Kaffeepausen einfach dazu. So wie zu jedem „cafè“ eine typische Mehlspeise dazugehört. Das Brioche Kipferl oder der klassische Apfelstrudel. Kalt. Nicht den aufgewärmten mit Vanillesouce. Der gehört den Gästen aus dem Norden.

Wenn Italiener Rennrad reisen.

Der Himmel lacht, wenn Italiener Rennrad reisen. Kaum über dem Brenner, scheint für sie die Sonne. Das fängt schon an der Autobahnmautstelle an. Der rote Knopf am Ticketautomaten erinnert ihn an seine Kindheit. Nicht Nur. Die „polizia stradale“ mit ihrer Reiterhosen-Uniform, die rostigen Leitplanken, der Autogrill, der Autovelox – der Italiener und sein Land. Kaum ein anderer kann sich über diese kleinen Dinge so freuen wie er. Wenn er wieder einmal vorbeischaut. In seiner Heimat.

Rennradurlaub in Südtirol

Heimat bist du schöner Pässe

Mit im Gepäck sein Rennrad. Weil der Italiener gerne Rennrad fährt. Dort, wo er schon als Jugendlicher mit seinem Giubilato 16-Gang Stahlrad mit Rahmenschaltung unterwegs war. Frei. Im Kopf und in den Pedalen. Kleine Riemen ausgenommen. Diese hielten seinen Diadora-Schuhe einigermaßen fest am Pedal. Das weiße XL T-Shirt flatterte im Wind und die schwarze Radhose ohne Träger rutschte dabei auf und ab. So hat er sein Land erkundet kennengelernt. Genau so ist er die vielen Pässe rauf- und runtergefahren. Der Italiener kennt sie fast alle. Von den Klassikern, den Vielbefahrenen, bis hin zu den nur Insidern bekannten. Links und rechts des Eisacktals, nördlich und südlich des Pustertals und bis weit in den Westen des Landes hinüber.

Rennradurlaub in Südtirol

Berge und Seen

Rennradurlaub in Südtirol.

Südlich des Brenners ticken die Uhren anders. Hier weht ein anderer Wind. Meistens ist es jedoch windstill. Sonne, Berge und jede Menge Pizzerias mit Holzofen. Höher und weiter haben in Südtirol ihre eigene Bedeutung. Der Italiener würde sich hier in Begleitung am liebsten verlaufen. Mit dem Rennrad verfahren versteht sich. Vom höchsten Punkt dem Stilfser Joch sind es bis zum Gardasee nicht einmal 180 km. Ein Klax. Bei angemessenen Stopps und ein wenig Zurückhaltung in Sachen Cappuccino und Brioche eine lockere Tagestour.

Wenn er weider einmal auf Besuch ist, dann schaut er immer wieder tief in die Radkarten. Jeden Ort, den er sich anvisiert, verbindet er mit einer Geschichte. Seiner Geschichte und der Geschichte des Landes. Meistens ist die Zeit viel zu kurz, um mit dem Rennrad alles unter eine Tour zu bringen. Schade. Jammerschade. Trost findet er dann meistens in Form landesüblicher Leckerbissen. Fährt er wieder heim, ist sein Kofferraum voller Spezialitäten und sein Herz voller neuer Erinnerung. Das Leben kann manchmal schon recht hart sein.

Der Italiener und sein Land. Mediterranes Klima und hochalpines Flair. Südtirol ist immer wieder einen Rennrad-Besuch wert.

ktrchts

PS: Sie haben auch Sehnsucht nach Rennradurlaub in Südtirol? Vom 5. bis 10. Juni 2018 zeigt ihnen der Italiener gerne seine Heimat. Informationen gibt es hier.

Ein Damensattel ist ein Damensattel. Punkt.

Damensattel

Endlich war ich Besitzerin eines eigenen Rennrades. Die Suche danach hatte sich nicht so schwierig gestaltet, weil das Budget, das ich auszugeben plante, von vornherein zahlreiche Modelle aus dem Rennen nahm. Ein Rad ist ein Rad. Es soll mich von A nach B und wieder zurück nach A bringen. Eine Philosophie aus dem Radkauf zu machen, war nie mein Plan gewesen. Dann hätte ich mich nämlich mit verschiedenen technischen Details auseinandersetzen müssen, versuchen müssen, Dinge zu verstehen, die mich in Wirklichkeit nicht interessierten. Nicht im Geringsten.

Dieser Zugang war ihm fremd. Und ist ihm immer noch fremd. Er versteht nicht, wie ich nicht wissen kann und will, wie die einzelnen Teile meines Rades heißen und was sie im Stande sind zu vollbringen.

Gut aussehen und gut sitzen.

Ich saß also auf einigen Modellen Probe. Überlegte mir, welche Farbe gut zu mir passen würde. Er kümmerte sich um den Rest. Meine Wahl fiel auf ein Trek. Ich entschied mich für einen normalen Rahmen, keinen speziellen Damenrahmen. Weil ich groß bin und meine Beine lang sind. Sogar länger als seine.

Von den ersten Ausfahrten an saß ich gut auf dem Rad. Mein Rücken und mein Nacken schienen mit meiner Wahl auch zufrieden. Nur mein Sattel bereitete mir – wie auch bereits auf meinem Leihrad – Schmerzen. Große Schmerzen. Während und nach jeder Ausfahrt fluchte ich, was das Zeug hielt. Abends schwor ich regelmäßig, mich niemals wieder auf das Rad zu setzen, um am nächsten Morgen meine Vorsätze wieder über den Haufen zu schmeißen. Ich wollte ja Rad fahren. Und er wollte es auch. Ein Dilemma. Mein Dilemma. Sein Dilemma. Unser Dilemma.

Damensattel

So sitzt die Dame richtig

Wie konnte ich mich daraus befreien? Ich recherchierte also stundenlang in diversen Internetforen. Schließlich hatte ich die Lösung. Ein Damensattel musste her! Er verstand meinen Wunsch nicht. Ich solle mich nicht so anstellen. Es sei ein guter Sattel. Ich müsse mich nur an ihn gewöhnen. Alles eine Frage der Zeit.

Ein Damensattel heißt nicht umsonst Damensattel.

Zum Glück habe ich ihm nicht geglaubt. So froh ich über seine Unterstützung beim Rennradkauf war, so sehr wusste ich, dass mein Sattelproblem nur ich alleine lösen konnte und wollte. Mein Allerwertester war schließlich mein Allerwertester.

Ich suchte also noch einmal das Fahrradgeschäft auf und ließ mich vermessen, genauer gesagt ließ ich den Abstand meiner Sitzknochen vermessen. Dazu musste ich mich im Radgeschäft auf einen weiß beschichteten Hocker setzen, der in Folge meine Sitzknochen schwarz auf weiß abbildete. Nun wusste der Verkäufer, welche Größe mein Damensattel haben sollte. Mit der Option, ihn tauschen zu dürfen, falls er doch nicht passte, kehrte ich erhobenen Hauptes stolz mit meiner neu erworbenen, Schmerzfreiheit verheißenden Trophäe zurück.

Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als mein Vorhaben zu unterstützen. Schließlich wollte er mich ja wieder auf dem Fahrrad sehen. Widerwillig kopfschüttelnd und unverständliche Laute in sich hineinmurmeld befestigte er den neuen Sattel an meinem Rad. Jetzt stand unserer nächsten gemeinsamen Ausfahrt nichts mehr im Wege.

Damensattel

Zwei Räder – ein Sattel.

Er versteht was von Radtrikots, aber weniger von Damensätteln.

Es war die richtige Wahl. Wie sich rasch herausstellte. Vom ersten Moment an fühlte ich mich wohl auf meiner neuen Errungenschaft. Keine Schmerzen mehr während oder nach einer Ausfahrt. Meine Sitzknochen nun in Kontakt mit dem Sattel nahmen jeglichen Druck von empfindlichen Stellen. Er weiß zwar viel. Aber ich spüre mehr. Meinen Körper. Und vor allem mich selbst.

Damen sind halt Rennrad-Prinzessinnen. Und jede Erbse schmerzt. Da mag er Kopf schütteln, so viel er will.

laktrchts

Beeing Specialized – Mein neues Dienstfahrzeug

 

Der Italiener und sein Rennrad. Eine Diva muss es sein. Vorzugsweise mit Campagnolo. Schön, stylisch und vom klingenden Namen her. De Rosa, Basso, Bianchi, Pinarello. Objekte voller Tradition. Mit eigener Geschichte über die Pässe des Giro d’Italia. Eine Religion. Der Italiener und sein Rennrad. Das muss passen. Da gibt es schon Grundsätze. Flexibilität ist da fehl am Platz. Diskussionen über Alternativen werden gekonnt vermieden oder einfach überhört. Italians do it better. Zumindest was den Rahmenbau und den Aufbau von Rennrädern betrifft. Italienische Rennräder sind „Very Specialized“.

Mit neuem Rad auf Rennradreise.

Die Versuchung ist trotzdem groß. Und sie lauert immer und überall. Denn andere Mütter haben auch schöne Rennräder. So gesehen beim Mountainbiker am See. Der Specialized Store in Weiden am See ist eine Brutstätte solcher schöner Söhne und Töchter. Hier bekommst du, was du sonst nirgends bekommst. Wenige bis gar keine Räder sind dort von der Stange. Dass Michael und Mike vor Ort große Fans von Einzelstücken sind, ist kaum zu übersehen und zu überhören. Verbringt man dort einen Vormittag, geben sich Paketdienste die Klinke in die Hand. Alles Kundenbestellungen. Vom Feinsten.

So ist es nicht verwunderlich, dass man auch den Italiener weichklopfte. Nachdem dieser bereits das Specialized Venge Vias Probe reiten durfte, sollte es diesmal ein Tarmac Expert sein. Jahrgang 2017. Mit SRAM eTap. Von der Stange. VP 4.999,- Nicht als Eintagsfliege. Länger. Langfristiger. Es sollte sich eine Beziehung aufbauen. Zwischen dem Italiener und seinem Rennrad. Das nicht italienische. Ob es für Liebe auf dem ersten Tritt reichen wird?

Speciaized Tarmac Expert SRAM eTap

Der Italiener und sein Rennrad. Jetzt fährt er sogar auf eine amerikanische Vollblutamazone ab. Eine von der Stange. Aus dem Karton. Vorerst. Es soll sich erst einmal eingewöhnen bis er ihre Sprache spricht. Dann darf er hoffen. Auf ein Upgrade. Enve Laufräder hat man ihm versprochen. Dann sogar Lightweight Meilenstein. Zu Testzwecken. Zuerst aber gilt es sich auf SRAM eTap statt Campagnolo Record einzulassen. Statt mechanischem Klang bekommt er jetzt elektronische Sound zu Ohr. Eine 53/36 Kurbel wird ihn sicher zu neuen Höhenflügen verhelfen. Exakt 7 kg und 260g brachte das neue Baby ohne Pedale und Flaschenhalter auf die Waage. Zusammengebaut von Willi. Mit akribischer Präzision und stoischer Gelassenheit.

Er geht jetzt fremd. Nein. Er fährt fremd. Den Radsommer lang. Mit dem Specialized zu seinen Rennradreisen. Der Italiener uns sein Rennrad.

ktrchts

Rennrad-Bloggerin – sie radelt nicht nur, sie schreibt jetzt.

Rennrad-Bloggerin

Sie soll schreiben, habe ich gesagt. Über das Rennrad fahren als Frau. Sie hat lange überlegt. Gründlich. Wie eine Frau das gerne macht. Fast ein Jahr lang. Sie radelt nicht nur, sie schreibt jetzt. La ketterechts ist zur Rennrad-Bloggerin mutiert. Eine Literatin auf schmalen Drahtreifen. eine Buchstaben-Virtuosin in Lycra, eine Wortakrobatin mit Helm. Ihre liebe Couch ist ihr neues Refugium. Hier erholt sie sich von den Ausfahrten und hier reinigt sie ihre Seele. Ihr Blick vertieft im Bildschirm des in die Jahre gekommenen McBooks. Die Finger stets bereit, Gedanken aufzufangen und festzuhalten. Ihre Gedanken. Ihre komplexen Gedanken. Unser Leben hat soeben eine scharfe 90° Kurve genommen. Nichts ist mehr wie früher.

Rennradprinzessin im Radtrikot.

Ihr Zugang zum Thema Rennrad ist ein ganz anderer. Er ist nicht einfach. Dafür einfach nur komplex. Sie lebt eine ganz andere Welt. Eine mir bis dato in allen Facetten fremde. Eine Welt frei von Regeln. Meinen Reglen. Unseren Regeln. Sie ist Radprinzessin im Radtrikot. Bücher könnte ich darüber schreiben. Doch ich schweige. Wie ein Gentleman das so macht. Innerlich kochen. Nach außen hin Gelassenheit ausstrahlen. Auch wenn sie mich manchmal oft zur Weißglut bringt.

Rennrad Touren Imst

Abfahrt nach Telfs

„Glaubst du brauche ich eine Windweste?“ „Habe ich nur mit den Ärmlingen zu kalt?“ Das sind nur zwei der tausend nervigen Fragen, mit der sie sich rennfertig und gleichzeitig mich fertig macht. Das macht sie mir zu Fleiß. Das weiß ich. Und trotzdem bin ich vor dem Training bereits in der anaeroben roten Zone.

La ketterechts schreibt jetzt und öffnet somit ein neues Kapitel der ketterechts Geschichte. Sie schreibt frei von der Leber. Ihre Geschichten. So wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Manchmal leise wie eine schüchtern Meise, manchmal laut klappernd wie ein fröhlicher Storch und manchmal spitz wie eine Nadel beim Laktatmessen. Sie schreibt ohne Zensuren. Nicht einmal einen Beistrich würde ich ändern dürfen.

Rennrad-Bloggerin

Durch das Eisacktal

La ketterechts ist jetzt Rennrad-Bloggerin.

Wobei das nicht ganz richtig ist. Es stimmt zwar. Aber gleichzeitig stimmt es auch wieder nicht. Eigentlich. Dieses eigentlich ist sowieso ihr Lieblingswort und eigentlich ändert sie sowohl beim Schreiben als auch beim Radfahren ständig ihre Meinung. Nein, es ist ihre Stimmung. Weil eigentlich will sie nicht schreiben. Und schreibt dann doch. Und eigentlich will sie nicht Rennrad fahren. Sie fährt dann doch. Und ich mittendrin, statt nur daheim. Nerven aus Stahl habe ich nie gehabt. Im Gegenteil. Ich bin Passagier ihrer Unentschlossenheit. Einmal hier, dann wieder dort und eigentlich ganz woanders.

So bin ich und das ist normal, sagt sie mir immer. Ob sie damit meint, ich sei es nicht konnte ich noch nicht herausfunden. Wenn es normal ist, dass man immer erst 10 nach fertig ist, wenn es normal ist, dass man sich mindestens zwei Mal umzieht bevor man wegfährt und wenn es normal ist, dass man wartet bis einem das Fahrrad vor die Nase gestellt wird, dann, dann ist sie wirklich normal.

La ketterechts ist jetzt Rennrad-Bloggerin. Egal ob sie will oder nicht. Sie fährt jetzt auch schriftlich ihre Runden und das kann nur heiter werden.

ktrchts

Todesängste einer Rennrad-Einsteigerin.

Rennrad-Einsteigerin

Unsere ersten Ausfahrten. Etwa 200m vor jeder sich nahenden Ampel hat Unruhe jede Faser meines Körpers erfasst. Würde ich es schaffen, als Rennrad-Einsteigerin rechtzeitig aus dem Pedal zu kommen und dabei noch einigermaßen gut auszusehen? Und die noch viel schwierigere Frage: Nach wie vielen zurückgelegten Metern würde mein zweiter Schuh endlich wieder ins Pedal einklicken und mir die nötige Stabilität beim Fahren gewähren?

Ich war immer froh, wenn die Straße ohne Hindernisse und möglichst gerade war. Er dagegen verstand meine Ängste nicht. Du musst einklicken, wenn du wegfährst und ausklicken, wenn du zuhause ankommst, hat er gesagt – dazwischen gibt’s nichts. Stimmt. Für ihn nicht. Er findet immer irgendwelche Stangen, an denen er sich beim Stehenbleiben anhalten kann. Oder er balanciert so lange auf dem Rad, bis es grün wird.

Rennrad-Einsteigerin

Wie die Jungfrau zum Rennrad.

Ein Radtrikot macht noch keinen Profi.

Mein Ampelthema wurde schnell in den Hintergrund gedrängt. Abgelöst von einem neuen Thema. Windschatten. Ich sollte als Rennrad-Einsteigerin also tatsächlich im Abstand von wenigen Zentimetern hinter ihm herfahren? Was wenn er bremste und ich nicht? Ich zögerte. Lange. Wagte mich schließlich Zentimeter um Zentimeter näher heran. Immer hoch konzentriert. Immer beide Hände an den Bremsen. Bei manchen Ausfahrten nahm ich nichts anderes wahr als sein Hinterrad und eine Aufschrift – irgendwas mit Campagnolo oder so. Er hingegen sah immer viel von der Landschaft, was er mir danach gönnerhaft und ausführlich erzählte.

Was ich allerdings schnell spürte und auch sehr mochte, war die ungeheure Kraftersparnis, wenn ich den richtigen Platz im Windschatten fand. Wenn. Ich soll den Wind lesen, hat er gesagt. Also habe ich begonnen, Grashalme zu beobachten und rechts, links oder hinter ihm zu fahren. Mit dem Ergebnis, dass er binnen kürzester Zeit manchmal meilenweit von mir entfernt war.

Rennrad-Einsteigerin

Erste Erfahrungen im Windschatten

Rennrad-Einsteigerin will gelernt sein.

Wie oft habe ich in dieser Zeit alles hinschmeißen wollen! Während er Kunststücke auf dem Rad vollführte, kilometerlang freihändig fuhr, lauthals trällerte und jede Ausfahrt mit mir als Regenerationsfahrt bezeichnete, rang ich nach Luft, spürte ich vor lauter Brennen keine Beine mehr, konnte ich mich kaum noch im Sattel halten und hatte nach jeder Ausfahrt das Gefühl, weit über meine Grenzen gegangen zu sein. Die Couch war jener Ort, den ich mir während jeder Ausfahrt herbeisehnte und den ich nach jeder Ausfahrt stundenlang nicht mehr verlassen konnte. Wie sollte das jemals etwas werden?

Und dann kam der Durst. Unvermittelt. Während des Fahrens. Aber keine Zeit stehenzubleiben. Ich solle während des Fahrens trinken. Alle machten das so. Aber wie schafft man es, während des Tretens eine Trinkflasche aus der Halterung zu nehmen, zum Mund zu führen und wieder in die Halterung zu stecken, ohne dabei ins Schlingern zu geraten? Ich blieb also stehen. Und trank. Wenn du fährst, fährst du. Wenn du trinkst, trinkst du. Aber nicht alles gleichzeitig. Meine Devise. Über seine ungeduldigen Blicke ob der für ihn vermeidbaren Pause könnte ich einen Roman schreiben.

Rennradfahren ist eine sehr lange Reise.

Trotzdem. Er hat mich immer ermutigt. Und ich ließ mich nicht entmutigen. Fuhr viel. Mit ihm. Alleine. Mit Freundinnen. In der Gruppe. Einmal schnell. Einmal langsam. Einmal schweigend. Einmal plaudernd. Immer lachend. Oft über mich selbst.

Rennrad-Einsteigerin

Erstes Trainingslager in Porec.

Heute macht es Spaß. Mir. Uns beiden. Meistens. Wir kommen beide auf unsere Kosten. Nicht immer. Wenn nicht, dann dreht er im Anschluss noch eine Runde. Vielleicht auch zwei oder drei. Und ich freue mich, wenn inzwischen Bad und Couch mir alleine gehören.

Der Genuss kommt mit dem Erfolg. Der Erfolg kommt in kleinen Schritten. Diese Schritte muss ich tun. Doch dazu mehr, wenn ich wieder schreibe. Vielleicht.

la ktrchts

 

Glück auf zwei Rädern – la ketterechts bloggt

Glück auf zwei Rädern

Ich soll schreiben, hat er gesagt. Über das Radfahren. Über das Radfahren als Frau. Ich überlege, hab ich gesagt. Ich fahre gern Rad. Ich schreibe gern. Also schreibe ich jetzt übers Radfahren, über mein Glück auf zwei Rädern, das nun seit bald zwei Jahren mein Leben bereichert.

Meine Kinder sind mittlerweile groß, der Großteil meiner Zeit gehört mir. Wieder. Ich kann in der Früh aufs Rad steigen, vormittags, mittags, abends, solange der Kühlschrank voll, in den Töpfen Essbares oder meine Bankomatkarte zur freien Entnahme bereitliegt, bin ich ein freier Mensch. Außer ich darf arbeiten.

Mit dem Rennrad auf Lebensreise.

Wenn man mir vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass ausgerechnet das Rennradfahren einen so großen Platz in meinem Leben einnehmen würde, hätte ich vermutlich ungläubig den Kopf geschüttelt. Laufen ja. Schwimmen ja. Aber Rennradfahren?

Glück auf zwei Rädern

Glück auf zwei Rädern

Ausdauersport ist seit vielen Jahren ein Thema in meinem Leben – nicht zuletzt oder gerade weil ich seit meiner frühesten Kindheit mit zahlreichen Allergien und damit einhergehendem Asthma zu kämpfen habe. Mit dem Ziel, meine Lunge zu trainieren und in der Hoffnung, einen Weg zu finden, der meine Beschwerden mindert bzw. kontrollierbar macht, habe ich vor gut 10 Jahren mit dem Laufen begonnen. Ab und zu bin ich geschwommen und habe mit meinem Mountainbike eine Runde gedreht. Nichts davon besonders gut oder besonders schnell. Aber immer mit viel Freude.

Das Glück auf zwei Rädern darf man erzwingen.

Die Wende kam, als just jener Mann in mein Leben trat, dessen einzige Passion das Rennradfahren ist. Nicht nur er war plötzlich fester Bestandteil meines Lebens, auch sein Rad. Geparkt in meinem Wohnzimmer. Und dann unser erstes gemeinsames Ostern. Nach Schokoladeneiern und Osterhasen hielt ich vergeblich Ausschau. In meinem Osternest ein Rennradtrikot. Von ihm. Schwarz mit Rosa. Er hat es extra anfertigen lassen. Nur hatte ich zu diesem Zeitpunkt weder ein Rennrad noch Lust aufs Rennradfahren.

Ein Jahr später hat er mich so weit gehabt. Ein Zufall hat ihm geholfen. Meine Freundin hat sich für ihren Start beim Ironman in Klagenfurt ein neues Rad gekauft. Ihr altes also ab sofort damenlos. Wie geschaffen für mich. Ich habe also günstige Radschuhe gekauft, mein Ostergeschenk angezogen – jenen Hauch Stoff, der so erbarmungslos ehrlich jeden Zentimeter Körper preisgibt – und bin auf mein neues Leihrad gestiegen. Auf und ab in unserer Gasse. Einklicken ausklicken. Nicht rauskommen. Hinfallen.

 

Glück auf zwei Rädern

Wintersport am Rennrad

Endlich eine Freundin, die Rad fährt.

Er war begeistert. Endlich hatte er eine Freundin, die Rad fährt. Ich wusste. Das war erst der Anfang. Unsere dritte gemeinsame Ausfahrt war eine 100km-Ausfahrt. In der Gruppe. Das Ketterechts-Bootcamp, das sich ab diesem Zeitpunkt wie ein roter Faden durch mein Leben ziehen sollte, hatte begonnen.

So sehr ich von ihm ins kalte Wasser gestoßen wurde, so wenig pädagogisch seine Lehrmethoden waren und sind, so sehr wir vor, während und nach jeder Ausfahrt diskutiert haben und immer noch diskutieren (wobei diskutieren in diesem Zusammenhang ein äußerst euphemistisches Wort ist), so sehr muss ich wohl zugeben, dass ich ohne ihn niemals in so kurzer Zeit so große Fortschritte gemacht hätte.

Glück auf zwei Rädern

Familie ketterechts

Windschatten statt Lidschatten.

Habe ich letzten Winter noch über weite Strecken pausiert, bin ich in diesem Winter bis jetzt durchgefahren. Draußen. Bei fast jedem Wetter. Großteils natürlich in seinem Windschatten. Ich habe gelernt, mich nicht abschütteln zu lassen. Ich habe gelernt an seinem Hinterrad zu kleben. Ich habe gelernt, Kraft zu sparen und Kraft richtig einzusetzen.

Das Absolvieren der Festive 500 und die Teilnahme an der Radsporttreff-Winterliga haben mich noch einmal ein Stück weitergebracht, meinen Ehrgeiz geweckt und mich motiviert, auf diesem Weg zu bleiben. Ich will nichts erreichen. Ich will keine Rennen fahren. Ich will nicht unter Zeitdruck in ein Ziel kommen müssen.

Aber ich freue mich, wenn ich besser werde. Ich freue mich, wenn ich höher klettern kann. Ich freue mich, wenn ich die Natur erlebe. Ich freue mich, wenn der Fahrtwind mich küsst. Dann fühle ich mich frei. Und manchmal sogar so, als hätte ich mein ganzes Leben nichts anderes getan.

Ich soll schreiben, hat er gesagt. Jetzt habe ich geschrieben. Vielleicht mach ich es wieder. Ich überlege.

la ktrchts

Glück auf zwei Rädern

Frühling im Jänner