Race Around Austria Rückblick.

Race Around Austria Rückblick

Mittwoch, 11. August 2021. Pünktlich um 19:06 Uhr startete das Team foahrmaarunde ihr Abenteuer Race Around Austria. 2.200 Kilometer entlang der Außengrenze Österreichs. Von hügelig im Norden, bis flach im Osten und dann ziemlich bergig im Westen. Diese spektakuläre Runde wird mittlerweile jährlich aufgetischt. Schon seit über 10 Jahren. Gespickt mit 30.000 Höhenmetern. Für einzelne Helden oder Zweier- und Vierer-Teams. Diese Extrem-Ausgabe ist das härteste Ultracycling-Rennen Europas. Und der Autor war wieder einmal mittendrin, statt nur daheim. Endlich Der Race Around Austria Rückblick erzählt somit seine gewonnenen Eindrücke ungefiltert und direkt vom Asphalt der schönsten Straßen rund um Österreich.

Viel zu viel Organisation. Sehr wenig Schlaf.

Das Race Around Ausgria ist ein Rennen, welches im Vergleich zum Aufwand, den man im Vorfeld hat, ziemlich kurz erscheint. Im Falle des Teams foahrmaarunde waren es schlaflose 3 Tage, 14 Stunden und 15 Minuten.  Die Vorbereitungszeit hingegen lief über 12 Monate. Gut 365 Tage sind von der Schnapsidee bis zum Zieleinlauf in St. Georgen am Attersee vergangen. Ein ganzes Jahr mit Pandemie und immer wieder neuen Restriktionen und Lockerungen. Überblickslos. Planlos. Es galt ja trotz allem ein großes Team zusammenzubringen, Sponsoren zu finden und natürlich ordentlich und nach Plan zu trainieren. Mehr oder weniger. Alles in allem mit dem Fokus, aus diesem Abenteuer ein Charity-Projekt zu formen.

Zugunsten der Sklerodermie-Forschung. Mit und für Ariane. Teammitglied, Fahrerin und selbst Sklerodermie-Betroffene. Sklerodermie ist eine heimtückische Autoimmunkrankheit, die wenig Spielraum lässt. Ariane hat sich diesen Spielraum eigenmächtig vergrößert. Durchs Rennrad fahren. Das Race Around Austria war für sie also eine wohlverdiente Pause, die sie ihrer Krankheit gönnen wollte.

© Martin Granadia

Kraft und Geld. Das Race Around Austria kostet.

Das Race Around Austria kostet Kraft und Geld. Allein die Startgebühr von knapp € 1.000,- für 4er Teams hat’s in sich. Dazu kommen noch jede Menge weiterer Kosten. Begleitfahrzeuge, Mietauto, Caravan, Wohnwagen, Team, Unterkünfte, Verpflegung … Je nachdem wie man plant, kommt da schon einiges zusammen. Das Team foahrmaarunde hat deshalb Spenden gesammelt, um das Race Around Austria zu finanzieren und dazu zu nutzen, auf die Krankheit aufmerksam zu machen. Mit dem Versprechen, den Reinerlös abzüglich der Kosten eben zu spenden. Aktuell wird noch gerechnet, aber der Autor kann schon spoilern. Dank der vielen Sponsoren und Unterstützern kann von Ariane dem Landesklinikum Graz demnächst persönlich ein dicker fetter Scheck übergeben werden. Mission erfüllt. Gedacht, gesagt, getan.

In Zahlen bedeutete das Race Around Austria: 17 fixe Teammitglieder, 4 Fahrer*innen, 6 Springer, 1 Pacecar, 2 Betreuerautos, 2 Shuttle,  5 komplette Garnituren Rennradbekleidung (Radhosen, Radtrikots, Windjacken, Ärmlinge, Beinlinge, Regenjacken …), 1 eigene Webseite und 2 Social-Media-Kanäle sowie 9 Schlaf- und Ruhemöglichkeiten. Letztere waren ein Autohaus, eine Rot-Kreuz-Station, zwei Turnhallen, ein Kloster, ein Vereinshaus, ein Radlager, eine Fußballverein-Umkleidekabine und ein Schulheim. 

Auf die Räder, fertig, los.

Das Race Around Austria hat einfache Regeln. Starten und ankommen. Alles innerhalb einer vorgegebenen Maximalzeit entlang der offiziellen Strecke. Abkürzen verboten. Was man innerhalb dieser Zeiten macht, obliegt jedem selbst. Bei den 4er Teams müssen alle Vier starten. Ankommen hingegen nur eine*r. Wer sich dazwischen wann, wie oft und wie lange aufs Rad schwingt, bleibt den Teams überlassen. Strategien und Taktiken sind also entscheidend. Für die Fahrer*innen galt es, auf den Punkt genau bereit zu sein. Auf die Räder, fertig, los. Bei Tag oder bei Nacht. Fahren und pausieren. Mehrmals hintereinander. Dazwischen wurden sie zum nächsten Wechselpunkt gebracht. Und alles hat wieder von vorne begonnen. Wie in einem Raum-Zeit-Kontinuum zwischen Am-Rad-sitzen, Im-Bus-hocken oder Im-Ruhemodus-dösen.

Brüderlich und schwesterlich aufgeteilt waren pro Fahrer*in 550 km zu fahren. Der Autor hat es auf 618 km gebracht. Der Teamchef hat ihn dank seiner Verdienste mehrmals für heikle Aufgaben nominiert. Allen voran waren es die endlosen Abfahrten in der Nacht. Dem stockfinsteren Geschriebenstein, dem gespenstischen Gerlospass, die regennasse Großglockner Alpenstrasse und das Kühtai im Morgengrauen. Mann und Frau taten, was sie konnten. Für das Team. Und für den eigenen Spass.

Im Endeffekt war das Race Around Austria im 4er Team körperlich keine große Herausforderung. Es war mehr eine mentale Challenge. Speziell zu Beginn konnte sich der Autor kaum vorstellen, jemals ins Ziel zu kommen. Danach waren es immer wieder die kleinen Kilometer-Häppchen, die den Kopf des Autors beschäftigt haben, um die vom Teamchef vergebenen Aufträge zu erfüllen. Zuerst durfte er, dann musste er und am Ende wollte er. Meistens waren es verordnete 20, 30 und sogar 45 Kilometer-Aufträge. Am Berg auch weniger. Dafür öfters. Das Ende jeder Schicht das erlösende weiße Betreuerauto.

In der Nacht sind alle Berge flach.

Alle Fahrer*innen des Race Around Austria hatten heuer das Wetterglück auf ihrer Seite. So schön soll es bis dato noch nie gewesen sein. Auch das Team foahrmaarunde blieb bis auf wenige Ausnahmen trocken. Laue Nächte machten zudem die so gefürchteten Nachtschichten mehr als erträglich. Wenn auch spooky. Was da alles in der Dunkelheit auf Österreichs Straßen herumläuft, wäre ein eigener Beitrag wert. Und wenn sich dann noch eine feine Nebelbank auf Augenhöhe breit macht, dann wird man das Gefühl nicht los, demnächst auf die Black Pearl zu treffen oder von Zombies angegriffen zu werden.

Ein weiterer interessanter Aspekt ausgiebiger Nachtfahrten ist die Tatsache, dass in der Nacht alle Berge (fast alle) flach sind. Beweise dafür hat der Autor mit einigen Kette-rechts-PRs gelegt. Bergauf. „Weil man kein Gefühl für die Steilheit entwickelt und deshalb unbewusst höhere Gänge wählt“. Seine Worte fallen wohl unter die Psychologie der Dunkelheit. Einzig das Geräusch des im ersten Gang hinterher fahrenden Pace Cars störte diese traute Einsamkeit. Zumindest dann, wenn die Geschwindigkeit unter 30 km/h fiel. Darüber sorgte der Tempomat für viel ruhigere Begleitung.

Auch Sonnenaufgänge haben beim Ultracycling ihren Reiz. Egal ob um 6 Uhr morgens im Waldviertel oder am Kühtai. Wenn sich der Himmel vom Tiefschwarzen ins immer heller werdende Blau verwandelt, werden die inneren Geister geweckt und neue Kräfte freigegeben. Momente, für die die Organisation des Race Around Austria immer wieder gerne die Werbetrommel rührt. „We create emotion“ ist ein Slogan, der sich über die gesamte Renndauer immer wieder neu bewahrheitet.

Essen auf zwei Rädern.

Ein paar Tage durchfahren, wenn auch mit Pausen, wirft den gesamten Rhythmus über den Haufen. Inklusive Stoffwechsel, da eine geordnete und gewohnte Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich ist. Frühstück, Mittag- und Abendessen irgendwann. Das war die Befürchtung. Was tun? Gute Frage. Der Autor hat sich einiges von Christoph Strasser bei seinem Weltrekordversuch abgeschaut und sich dann auch auf flüssige Nahrung konzentriert. Allin vor jedem Einsatz, dazwischen Aerobee Energiegels und nur in den Pausen feste Nahrung. Das hat sehr gut funktioniert, aber nicht ganz. Denn alles hätte vorher ausprobiert werden sollen. Um den Darmtrakt damit zu konfrontieren und ihn daran zu gewöhnen. Etliche Gänge aufs „große“ WC, teilweise in der freien Natur, haben für Hektik vor und nach den jeweiligen Einsätzen gesorgt. Mit der Zeit hat sich alles normalisiert. Vielleicht auch dank der Schulmäuse und der Milchbrötchen mit reichlich Marillenmarmelade.

In Summe war es eine große Kunst genug zu essen, aber nicht zu viel. Das Begleitauto bat ja genug Möglichkeiten zu schlemmen. Gummizeugs inklusive. Dieses war oft die Belohnung nach einer harten Schicht.

Campingurlaub mit Rennraderlebnissen.

Nicht wissen, wo man schlafen wird und nicht wissen, wann man wieder etwas Schlaf bekommen kann. Das Race Around Austria ist wie ein Campingurlaub mit Rennraderlebnissen. Das macht das ganze Abenteuer auch sehr speziell und spannend. Wenn bis zu sieben Menschen auf engstem Raum tagelang ausharren müssen, dann müssen alle lernen, zusammenzurücken, zusammenzuwachsen und zusammenzuhalten. Das ist nicht leicht. Gut, wenn man sich auf Menschen verlassen kann, die man sonst auch gut kennt und leiden mag. Und gut, wenn der eine laute Schnarcher bei der nächsten Gelegenheit statt im gemeinsamen Bettlager ein eigenes Zimmerchen bekommt.

Schlafentzug ist wohl das Hauptthema und Haupthindernis bei derartigen Rennen. Schlafentzug, der durch kleine Powernaps nicht wirklich behoben werden kann. Dieser Schlafmangel begleitet die Fahrer*innen und kumuliert sich. Er verleitet auch zu gefährlichen Experimenten. Schon einmal probiert am Rad nach drei Tagen im Sattel (wenn auch mit Pausen) die Augen kurz zu schließen? Und dann vielleicht etwas länger? Besser nicht. Nein, überhaupt nicht. Es kann so schnell gehen und man ist im Tiefschlaf. Gerüchten zufolge soll der Autor dieses Experiment am Weg durchs Lechtal bei Gegenwind ein paar mal praktiziert haben. Es gilt aber die Unschuldsvermutung.

Wer behauptet, Schlafen werde überbewertet, der sollte einmal beim Race Around Austria mitmachen. Als Fahrer*in oder Betreuer*in. So ein Rennen ist ein Wettlauf um die größten und dunkelsten Augenringe.

Am Ende gab es Tränen.

Auf dem Weg rund um Österreich erlebt man viel. Zu viert verpasst man aber auch einiges. Einige Stimmungsnester zum Beispiel auf den ersten 100 bis 150 Kilometern. Da hier auch die Challenge vorbeifährt (ein Mal rund um Österreich – supported oder unsupported) steppt hier am Straßenrand der Bär und es herrscht Volksfeststimmung. Genau wie im Ziel beim traditionellen Attergauer Marktfest. Wer seinen Zieleinlauf so timen kann, dass er am Samstag zwischen 22 und 24 Uhr, vielleicht auch später, durch die überfüllten und feuchten Bierzelte fahren darf, der wird diesen Moment wohl nie mehr im Leben vergessen können. Wie viele andere Momente auch. Man erfährt viel Neues, erlebt Altes wieder und nimmt Hürden, die man sonst selten oder gar nicht bezwingen will. Das Race Around Austria führt dorthin, wo man schon einmal war und wo man unbedingt einmal hinwollte. Es macht viele Häkchen auf der persönlichen Bucket List.

Und am Ende gibt es Tränen. Selbst die hartgesottensten gehen zum Schluss in die Knie, wenn sie die Rampe hinauffahren. Jene Rampe, die den Beginn dieser langen Reise eingeleitet hat. Der Autor selbst war nah am Wasser. Er konnte sich nur mit Mühe retten. Arianes Blick in den Himmel hat auch ihn berührt. Das ganze Team hat gefeiert und es sind tonnenweise Lasten abgefallen. Ein Abenteuer hat sein Happy End gefunden.

Zu verdanken ist alles einer sensationellen Teamleistung. Menschen, die in diesen 3 Tagen, 15 Stunden und 14 Minuten in verschiedenste Rollen geschlüpft sind und ihr Aufgaben mit Bravour gemeistert haben. Sie haben eine Rundumbetreuung garantiert und sie haben dafür gesorgt, dass die Fahrer*innen sich auf das Herunterspulen von Kilometern konzentrieren konnten. Sie waren Chauffeur*innen, Motivator*innen, Masseur*innen, Entertainer*innen, DJs und DJanes, Koch und Köchinnen. Der Race Around Austria Rückblick ist eine Würdigung ihrer Leistungen. Chapeau.

Und jetzt geht’s weiter.

Das Race Around Austria ist etwas, was dich packt und schwer wieder loslässt. Einmal ist definitiv keinmal. Man soll erst dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Vielleicht noch einmal ganz allein oder erneut im Team? Etwas kürzer? Dafür unsupported? Es gibt so viele Möglichkeiten sich von St. Georgen im Attergau aus auf den Weg zu machen. Einen Weg zu sich selbst und wieder zurück. Die Bühne am Marktplatz ist ein magisches Sprungbrett. Hier lässt dich eine Familie ziehen und fängt dich dann wieder auf. Danke Race Around Austria.

ktrchts
#racearoundaustria #wecreatemotion

Das Ötztaler Radmarathon Jubiläum.

Ötztaler Radmarathon Jubiläum

Was wurde im Vorfeld nicht alles über dieses heiß ersehnte Ötztaler Radmarathon Jubiläum geschrieben und diskutiert. Über die neue Strecke hinauf auf den Haimingerberg, über das Wetter und über alles andere, worüber vor dem Rennen Jahr für Jahr sowieso auch unzählige Male debattiert wird. Diesmal vielleicht zurecht. Möglicherweise wenig sachlich, dafür umso emotionaler. Weil eben die Kombination aus all dem bei vielen Teilnehmer*innen am Freitag und Samstag und sogar am Sonntag in der Früh etwas ausgelöst hat. Ob es Angst, Respekt, Sorge oder einfach nur ein ungutes Gefühl war, lässt sich schwer sagen. Auf alle Fälle hat das 40. Ötztaler Radmarathon Jubiläum nicht nur einiges versprochen, sondern auch gehalten. Hart. Härter. Jubiläum.

Feste soll man feiern, wie sie fallen. Radmarathons auch.

Es hätten apokalyptische Zustände sein sollen. Wenn die Vorhersagen einiger (fast aller) Wetter-Apps und Wetterexpert*innen eingetroffen wären. Diese Radwelt-Untergangsstimmung hat viele davon abgehalten überhaupt nach Sölden zu fahren und letztendlich am Sonntag um 6:30 Uhr am Start zu stehen. Der Autor ist selbst im Dilemma zwischen Gesundheit und Abenteuer fast verfallen. Am Ende waren von den 4.010 Gemeldeten gerade einmal 2.754 am Start. Auch der Autor. Das Ziel gesehen haben davon 2.261. Nicht der Autor. Aber diese Geschichte wollen wir etwas später erzählt bekommen.

Die Vorhersagen haben also das Schlimmste befürchten lassen. Zum Schluss hat sich nur eine der vorhergesagten Katastrophen bewahrheitet. Der Haimingerberberg. Das Sattele mit seinen 1.000 Höhenmetern auf knapp 9 Kilometern Länge war kein Aufwärmen nach der Abfahrt bis Haiming, sondern ein frühmorgendlicher Saunaaufguss. Zu schwer. Viel zu schwer. Natürlich auch der Berg selbst. Viel mehr war es aber der Ballast an Winterjacken, Überschuhen, Beinlingen, Handschuhen und Mützen vieler, die, weil sie gut aufgepasst hatten, sich vorsichtshalber zu warm angezogen haben und eher für ein Winter-Opening gerüstet bereit gewesen wären . Autor inklusive. Es war die Hölle. Und das Flehen nach etwas Kühle wurde erst hoch oben am Kühtai erhört. Ist schon paradox. Man startet in der Früh eingepackt mit der Angst zu erfrieren und wünscht sich dann am ersten Berg etwas mehr Abkühlung. Hart. Härter. Ötztaler Radmarathon Jubiläum.


Meistens kommt es anders. Und schöner als man denkt.

Dem nicht genug. Während die Abfahrt vom Kühtai nach Kematen dank Thermo von der Temperatur her angenehm war, stieg am Weg zum Brenner und dann weiter nach Sterzing die Gefahr, das Lungen-Muskel-System weiter zu überhitzen. Der Höhepunkt dieser Overdressed-Strategie wurde dann am Fuße des Jaufenpasses erreicht und in St. Leonhard wiederholt und sogar übertroffen. 20° plus hatte niemand auf der Rechnung. Statt des erwarteten und prognostizierten Schneefalls wurden die meisten Teilnehmer*innen mit typischen Ötztaler Radmarathonwetter vom Wettergott so richtig auf die Schaufel genommen. Das Gefühl, innerlich an Hitze zu explodieren, hat auch der Autor mehrmals erlebt. Ausziehen war aus Mangel an Taschen zwecklos. Die Lehre daraus? Manchmal kommt es anders, als man denkt. Und das sogar noch viel schöner und besser.

Aller Fahrer*innen unter 8, 9 und sogar 10 Stunden hatten also ein mehr als passables Ötztaler Radmarathon Jubiläum. Mit dem Prädikat trocken. Etwas unterkühlt vielleicht. Die anderen haben das erwischt, was allen hätten blühen sollen. Zuerst Eisregen, dann Regen, später und am Ende Land unter. Von Schönau bis Sölden. Von 17:30 Uhr bis zum Eintreffen des letzten Teilnehmers im Ziel. Spät aber doch. Leider. Es bleibt der Trost, dass der Montag noch grauslicher gewesen wäre. Hart. Härter. Sauwetter am Timmelsjoch. Wie jedes Jahr.

Jubiläum mit Tücken.

Es war also ein Jubiläum mit Tücken. Ein klassischer Ötztaler Radmarathon. Das Jahr Pause hat dem Event überhaupt nicht geschadet. Ganz im Gegenteil. Es war fast alles wie immer. Das Flanieren in der Expo, die Fachsimpeleien unter Kolleg*innen, die Hektik am Mavic Reparaturstand, das Relaxen im Hotel, der acht Euro 50 teure Apfelstrudel im ice Q am Gaislachkogel, das Zuschauerspalier am Kühtai, die Fankurve am Bergisel in Innsbruck, die Dolce Vita am Brenner, der Adrenalin-Kick im Gossensaß-S, das rettende Wasser am Alpenblick in Kalch, die mittlerweile zur Autobahn gewordene Abfahrt nach St. Leonhard in Passeier …

Das Ötztaler Radmarathon Jubiläum hat nichts ausgelassen und business as usual angeboten. Das Fehlen der Pasta-Party ließ sich mit einem € 12 Gutschein gut verkraften. Und die 3G-Regel hat nur einmal einen kleinen Aufwand verursacht. Das gelbe oder rote Band haben alles schnell in Normalität übergehen lassen. Dominik Kuen und sein Team können (und dürfen) aufatmen.

Ötztaler Radmarathon

Über das bessere Wetter darf und soll man sich also nicht beschweren. Die Ausweichstrecke war auch keine gewollte Schikane. Zum Jubiläum hat alles so sein wollen. Dass einige die Gesundheit über das Risiko gestellt haben, ist groß anzurechnen. Egal ob sie jetzt nicht gestartet sind oder aufgegeben haben. Und wer gar nicht nach Sölden gekommen ist, der wird auch seine Gründe gehabt haben. 2022 gibt es wieder eine Chance. Dann heißt es 40 Jahre Ötztaler Radmarathon, nachdem der erste im Jahr 1982 ausgetragen wurde. Noch ein Jubiläum am 28. August 2022. Noch einmal Haiminberberg? Vom Wetter reden wir jetzt noch nicht. Das tun wir sowieso.

DNF is an option. Der Autor hat sich aufgegeben.

Zurück zum Autor, der bei seiner 15. Teilnahme am Ötztaler Radmarathon zum dritten Mal das Finisher-Trikot nicht abholen konnte und zum zweiten Mal das Rennen im Besenwagen zu Ende bringen musste (wollte). Einmal ist er gar nicht an den Start gegangen. Auch das gibt es.

Für ein DNF gibt es keine Ausreden. Es war eine lang aufgeschobene Entscheidung, die schon am Weg zum Sattele maturierte. Zu groß die Rückenschmerzen, die schon einige Wochen den Alltag und das Training geprägt hatten. Kühtai, Kematen, Innsbruck, Brenner, Sterzing, Jaufenpass und St. Leonhard wollten noch mit Willenskraft erreicht werden. Letztendlich kam knapp 27 Kilometer vom Timmelsjoch entfernt das freiwillige und erlösende Aus. Es war eine schmerzliche, aber richtige Entscheidung. Am Straßenrand sitzend und wartend zuerst und im ewig nicht daherkommenden Besenwagen danach, konnte deshalb eine andere Sicht auf den Ötztaler Radmarathon geworfen werden. Jene mit Fokus auf die wahren Helde*innen. Bei den Fahrer*innen und Helfer*innen.

Was hinter den Schnellsten passiert, gehört in den Mittelpunkt. Der Autor möchte die letzten Zeilen genau diesen Menschen widmen. Sie machen den wahren Spirit des Ötztaler Radmarathons aus. Jene Menschen, die unbedingt das Ziel erreichen wollen und jene Menschen, die alles geben, damit jeder das Ziel auch erreichen kann. Die letzten Kilometer hinauf auf das Timmelsjoch sind zwischen 18 und 19:30 Uhr ein Film in Zeitlupe. Die verzweifelten Blicke jener sich Tritt für Tritt nach oben Kämpfenden sprechen Bände. Sie sind emotionale Ausdrücke einer verbissenen Leidenschaft. Der Allerletzte wird umzingelt und angefeuert. Er hat die wartende Ausflugsmeute im Nacken und ist jener, der entscheidet, wann hier alle Helfer*innen Feierabend haben werden. Großen Respekt.

Man muss nicht schnell sein, um zu gewinnen.

Eine war die Schnellste, einer der Schnellste. Einige schnell und andere nicht schnell genug. Aber gewonnen haben alle. Jene, die ins Ziel gekommen sind und jene, die ihren Traum auf ein anderes Mal verschieben mussten. Hauptsache alle gesund. Was bleibt, sind viele persönliche Eindrücke und Geschichten sowie ein starkes Miteinander. Die kleinen Kinder in Steinach am Brenner, die zum Abklatschen am Straßenrand stehen, sind hoffentlich die Starter von morgen. Die zwei Trommler vor dem Schlössl ausdauernder als so mancher im Feld. Das ist der Ötztaler Radmarathon. Mit oder ohne gemeinen Haiminberberg. Ebenfalls mit oder ohne Regen, Schnee und Hitzestau. 2021 wird als der vermeintlich härteste Ötztaler Radmarathon in die Geschichte eingehen. Alle Finisher-Trikot Inhaber*innen werden diesen ganz besonderen Lycra-Stofffetzen mit breiter Brust ewig in Ehren halten und stolz ausführen dürfen.

#ktrchts

Ötztaler Radmarathon Wetter. Vorschau.

Ötztaler Radmarathon Wetter

Nichts wird so heiß diskutiert wie das Ötztaler Radmarathon Wetter. Weil das Wetter beim Ötztaler Radmarathon Freund und Feind sein kann. Und sein wird. Monate und Wochen davor fängt das Fachsimpeln an. Und die ewige Diskussion. Fallen die Langzeitprognosen einhellig aus – was ausnahmsweise nie der Fall ist, dann ist alles gut. Kommen hingegen Wörter wie Schnee, Regen und Kälte dazu, dann ist die Hölle los und die ganzen Diskussionen schaukeln sich hoch. Zum 40. Jubiläum des Ötztaler Radmarathons (und zum 40. Jubiläum des Ötztal Radmarathon Wetters) haben wir aktuell genau diesen Worst Case. Ein Tief über Polen hat den Sommer im Ötztal abrupt gebremst. Der Winter hat hoch oben bereits seine Fühler ausgestreckt. Und das Wetter am Sonntag, 29. August 2021? Keine Ahnung. Dafür keine rosigen Prognosen.

Das Wetter in den Bergen ist wie Lotto spielen.

Es sei schlimmer als 2018. 2002 und 2013 waren es schlimm, aber nicht so kalt. Alte Hasen des Ötztaler Radmarathons haben die Jahrgänge im Kopf. Jahrgänge des Zitterns und des Bibberns. 2021 soll und kann in die Geschichte des Ötztaler Radmarathons werden. Die Prognosen sehen düster aus. Auch wenn sie sich täglich (stündlich) ändern. Sonniger und wärmer wird es nicht. Ganz im Gegenteil. Alles, was warm hält, ist auf der Expo schon ausverkauft. 4.000 Starter bereiten sich auf das Winter Opening vor. Zum Glück wird die Suppe oft nicht so warm gegessen wie gekocht. Aber die Ängste uns Sorgen haben ihre Berechtigung.

Lisa Brunnbauer (aka Lisa Wetterfee und mehrmalige Ötztaler Radmarathon Finisherin) bringt es schon seit Tagen auf den Punkt. Es wird kein Kindergeburtstag. Die Großwetterlage ist eindeutig. Das Tief über Polen ist schuld. Den Rest werden wohl die lokalen Wetterphänomene anrichten. Und die sind schwer vorauszusagen. Sie hängen von vielen Faktoren ab, die man schwer prognostizieren kann. Temperatur, Sonneneinstrahlung, Wind, Niederschlagsmenge … Mit und ohne, korreliert gibt es dann das was man dann als „war aber nicht vorausgesagt“ bezeichnet.

Das Wetter für Sonntag, 29. August 2021

Wie soll und darf also das Wetter werden? Dank eines Insiders (Meteorologe) liegen folgende Informationen vor: Stand Freitag, 27. August 2021:

Also, meine Einschätzung nach Sichtung der neusten Modelle… 3 kamen in Betracht und der Ablauf ist relativ ähnlich, die Intensität unterschiedlich. Zum Start dürfte es von oben her trocken sein, Restnässe von der Nacht wird es geben… 8 Grad. Am Vormittag wird es aus den reingestauten Wolken rund um Innsbruck immer häufiger tröpfeln, aber man sollte ohne großen Regen zum Brenner kommen, auf 2000 m rund 2 Grad, am Brenner 9. Der Südtiroler Abschnitt wird deutlich wärmer, trocken, wolkig mit etwas Sonne, Sterzing 14 Graf, Jaufenkamm 4 Grad.

Zum Anstieg aufs Timmelsjoch immer dunklere Wolken und noch vor dem Passübergang einsetzender Regen, Schneefallgrenze etwas unsicher, im schlechtesten Fall 2200 m, im besten Fall 2400, am Passübergang rund 1 Grad und Schneefall, feucht und immer wieder etwas Regen bis ins Ziel. Die Modelle schwanken bezüglich der Intensität dieses Niederschlags zum Ende des Kurses, von leicht bis kräftig, nass ist es aber in jedem Fall. Ich hoffe, das gibt Euch einen Eindruck, Detailfragen jederzeit hier.“

Stand Samstag, 28. August 2021:

„Ich hab nun die aktuellsten Frühläufe der mir vorliegenden 4 Modelle gecheckt… das gestern gesagte hat bis vor dem Anstieg auf das Timmelsoch bestand… nun ist es einhellige Simulation, dass von Nordwesten her zwischen 13 und 15 Uhr, je nachdem, eine umgebogene Okklusion (😝) die Ötztaler Alpen erreicht und es oben bei einer Schneefallgrenze von etwa 2200-2300 m kräftig schneien lässt. Wie die RL damit umgeht, wenn es so eintrifft, kann ich kaum beurteilen.“

Wetterglück oder Badass

Ein weiterer Insider:

Also Wetter sieht bis auf das Timmelsjoch eigentlich weiterhin ganz OK aus … Nur haben jetzt alle Modelle den Niederschlag der aus dem Norden am Nachmittag reinzieht nochmal deutlich angezogen… Demnach würde irgendwann zw 14 und 16 Uhr am Timmelsjoch starker Schneefall einsetzten bei um 0 Grad der dann auch bis zum Abend/in die nach hinein anhalten würde.“

Es kommt also auch am Sonntag wie immer im Leben darauf an. Wann man wo ist. Die Wahrscheinlichkeit mit einem blauen Auge davonzukommen ist gegeben. Sub 8 Stunden Fahrer*innen haben dabei die besten Chancen. Bei den sub 9 Stunden Fahrer*innen wirds eng. Alles andere muss den Fahrer*innen selbst und der Organisation überlassen werden.

Auf alle Fälle der Tipp an alle: Vergesst Bestzeiten und Heldentum. Die eigene Sicherheit geht vor. Und ein Aufgeben oder Abbrechen ist keine Schande. Wenn wir am Sonntag alle wieder gesund im Ziel sind, dann haben wir alle gewonnen.

#ktrchts

40. Ötztaler Radmarathon. Jubiläum mit Hindernissen.

40. Ötztaler Radmarathon

Es ist wieder angerichtet. Das Ötztal ruft. Nach einem Jahr Pause findet in wenigen Tagen der Ötztaler Radmarathon statt. Zumindest darf man davon ausgehen. Die Pandemie schläft nicht und die Natur auch nicht. Ein Felssturz hat vergangenen Montag die Auffahrt zum Kühtai unpassierbar gemacht. Totale Straßensperre. Die gewohnte Ötzi-Strecke braucht eine Umleitung. Zwei Alternativen stehen zur Auswahl. Man kann 4.000 Teilnehmer*innen über das Inntal nach Innsbruck schicken oder sie über den Haimingerberg und den Silzer Sattel (das Sattele) Richtung Ochsengraben und dann weiter aufs Kühtai lotsen. Schon 1992 und 2002 war diese Routenführung Ersatzstrecke. Sie würde dem 40. Ötztaler Radmarathon wieder 10 Kilometer und ca. 300 Höhenmeter oben draufpacken. Damals wurde das aber nie und nimmer so kontrovers diskutiert wie heute in Zeiten, wo man gerne aus jeder noch so kleinen Mücke einen Elefanten macht. Auch in Radfahrerkreisen. Man hat anscheinend ja sonst keine Sorgen.

Endlich 238 Kilometer und 5.500 Höhenmeter.

Ganz egal was. Die Gesellschaft hat immer etwas zu meckern. Jetzt wo der Ötztaler Radmarathon durch die Umleitung endlich ehrliche 238 Kilometer und 5.500 Höhenmeter bekommt (sogar ein paar mehr), steht die Radfahrerwelt Kopf. Zu schwer, zu hoch, zu steil bei den einen, zu leicht bei den anderen. Der Haimingerberg wird zum Feinbild. Plötzlich sind angepeilte Bestzeiten in Gefahr oder Karenzzeiten zu knapp bemessen. Es werden Forderungen laut, früher starten zu dürfen und die Zeitlimits zu verlängern. Die vielen steilen Rampen (bis 14 %) würden Staus verursachen und so manchen zum Absteigen zwingen. Man kann in den Facebook-Gruppen einige solcher Absurditäten lesen.

Aber auch das Inntal bekommt sein Fett weg. Es sei zu gefährlich, 4.000 Starter*innen in einer Wurst nach Innsbruck zu schicken. Und außerdem wäre dann der Ötzi zu leicht, wenn einem das Kühtai abhandenkommen würde. All dies noch bevor seitens der Organisation ein Statement und eine offizielle Ersatzstrecke verlautbart wurde.

Ersatzstrecke Ötztaler Radmarathon

Jammern auf Rennradfahrer-Niveau.

Der 40. Ötztaler Radmarathon feiert wohl ein Jubiläum mit Hindernissen. Schade. Denn statt zu feiern und sich zu freuen, wird auf typischem Rennradfahrer-Niveau genörgelt. Das zeigt schon, wie verbissen manche in dieser Community sind. Nicht alle, das muss an dieser Stelle deutlich betont werden. Muss es wirklich immer nur um Bestzeiten gehen? Bestzeiten, die eine Straßensperre und die damit verbundene Umleitung möglicherweise verhindern werden. Aber auch das so wichtige Covid-Präventionskonzept wird vielen einen Strich durch die Bestzeiten-Rechnung machen. Zu lesen sind Beschwerden über Zeitverluste von fünf Minuten oder mehr pro Verpflegungsstelle, weil man sich eine Maske aufsetzen und sich einbahngeregelt und mit Abstand versorgen muss. Darüber hinaus, darf man das Rad nicht zur Essens- und Getränkeausgabe mitnehmen. Bei fünf Stopps sind das mindestens 25 Minuten, die man verliert. Verzweifelt werden in den Foren und Gruppen Möglichkeiten gesucht, sich da und dort bei „privaten“ Verpflegungen anhängen zu können. Aufrufe dazu gibt es massenweise.

Auch der 40. Ötztaler Radmarathon ist eigentlich kein Rennen. Für einige wenige vielleicht. Sie fahren gegeneinander. Mit Taktik, Strategie und mit Unterstützung von außen. Meistens steht der Sieg im Vordergrund. Nicht die Bestzeit. Wenn der zweite nicht schnell genug ist, muss der Führende beispielsweise nicht Vollgas fahren. Logisch. Wichtig ist, vor allen anderen ins Ziel zu kommen. Dann dürfen sie und er im Rampenlicht stehen, um medial gefeiert zu werden. Das ist das erklärte Ziel der Gesellschaft, die egal wo, immer „Sieger*innen“ sehen und küren möchte. Wie auch beim Ötztaler Radmarathon. Und der Rest? Der Rest kann kein Rennen fahren. Von den 4.000 Starter*innen haben 99 % keine Chance zu gewinnen. Sie fahren also um die goldene Ananas. Und das so, als ginge es um den Sieg. Bei Kilometer 15 liegen einige davon dann schon in den Leitplanken, zu Fall gebracht vom falschen Ehrgeiz.

99 % der Teilnehmer*innen haben keine Siegchance.

Es scheint als wären die „Chancenlosen“ gestresster als jene, die nach Sölden kommen, um zu gewinnen. Logisch. Denn letztere haben es selbst in der Hand. Müssen es auch selbst in der Hand haben. Da ist das Wetter egal. Die Strecke sowieso. Wer gewinnen will, muss unter allen Umständen als erste*r die Ziellinie überqueren. Eine persönliche Bestzeit (das erklärte Ziel der Mehrheit aller Teilnehmer*innen) ist hingegen unter gewissen Umständen schwerer zu erreichen, als zu gewinnen. Da braucht es das perfekte Wetter, eine gute Gruppe, Windschatten, freien Zugang zu Kraftkugeln, Cola und Kuchen. So etwas hat man nicht immer selbst in der Hand. Das wurmt. Ist auch dumm und blöd. Deshalb macht einigen die Umleitung große Sorgen. Mehr Höhenmeter und mehr Kilometer. Dazu die pandemiebedingten Regeln. Als hätte man aktuell keine weiteren Sorgen. Man hadert mit dem Schicksal. Sieht sein Ziel schwinden. Macht andere schon im Vorfeld fürs Scheitern verantwortlich, obwohl weil man es selbst aus der Hand gibt.

Der Veranstalter organisiert jedes Jahr ein Top-Event. Das wird auch heuer so der Fall sein. Vor allem die für den Verkehr gesperrten Straßen (Brenner, Jaufenpass und Timmelsjoch) sind keine Selbstverständlichkeit. Dafür sollten und könnten wir dankbar sein. In diesem Sinne, allen eine gemütliche Runde über Brenner, Jaufenpass, Timmelsjoch und Kühtai. Fällt es aus, ist es auch egal. Bestzeiten werden sowieso überbewertet.

#ktrchts

PS: Welche Themen rund um den Ötztaler Radmarathon sonst noch heiß diskutiert werden, könnt ihr hier lesen. 40 Geschichten zum 40. Ötzi.

Mythos Stilfser Joch. Königlich aber nicht majestätisch.

Mythos Stilfser Joch

Stelvioman aka Daniele Schena nennt sie liebevoll #theprincess, #thequeen, #thebastard und #theking. Gemeint sind die Anstiege zu den Laghi di Cancano, dem Passo Gavia, dem Passo Mortirolo und dem Passo Stelvio. Das Stilfser Joch eben. Klingende Namen mit großer Radsporttradition. Bekannt aus Funk, Fernsehen und dem Giro d’Italia. Allesamt leicht und bequem von Bormio aus erreichbar. Dort wo wir zum Rennradurlaub Station gemacht haben. Endlich und nicht zum letzten Mal. Der König (die Königin) ist 2.758 Meter hoch und damit hinter dem Col de l’Isèran (2.770 Meter) der zweithöchste asphaltierte Pass in den Alpen. Vom Namen her ist das Stilfser Joch (Passo Stelvio) ein Magnet und Anziehungspunkt. Am Pass-Scheitel, dem höchsten Rummelplatz Europas, findet man zu Stoßzeiten kaum Platz für ein Foto vor den vielen offiziellen und inoffiziellen Pass-Schildern. Hier treffen sich die Kurvenliebhaber auf zwei Rädern. Man kann getrost von einem Mythos Stilfser Joch sprechen.

Vor allem die Westauffahrt von Prad. Ein Orgasmus in 48 Akten inmitten einer von sattem grün auf bedrohlich grau wechselnden Landschaft. Entlang des König Ortlers (3.905 Meter hoch) und den Resten wuchtiger Gletschserwelten. Die knapp 25 km hinauf sind ein bauliches Meisterwerk unvergessener Straßenbaupioniere. Die 1.800 Höhenmeter empor bleiben für Rennradfahrer*innen ein Muss. Ein Traum. Eine Obsession.

Rennradurlaub am Stilfser Joch.

Genau deshalb haben wir nach den Dolomiten unsere Zelte in Bormio aufgeschlagen. Ein idealer Ausgangspunkt, um nicht nur den König zu Fall zu bringen, sondern auch seine Nachbar*innen zu bezirzen. Die Flirt-Möglichkeiten mit den umliegenden Pässen sind hier besonders hoch. In unmittelbarer Nähe gibt es mehr als 15 Anstiege unterschiedlicher Längen und Schwierigkeiten. Konventionell, klassisch oder episch. Und wenn man Glück hat, trifft man in der Gegend einige World Tour Teams. Wir haben Ben Zwiehoff (BORA Hansgrohe), Eros Capecchi (Bahrain Merida), Alessandro Tonelli und Filippo Zana (Bardiani-CSF-Faizanè) sowie Guy Sagiv (Israel Start-Up Nation) getroffen und sind Ihnen unauffällig bei ihren Bergintervallen gefolgt. Nur kurz. Und nur dann, wenn sie sich dazwischen ausgeruht haben. Sogar Alexander Winokurow, ehemaliger Olympiasieger ist uns auf einem goldenen Wilier entgegengekommen.

Aber Rennradurlaub am Stilfser Joch ist nicht nur Pässe fahren. Auch wenn die Verlockung groß ist. Bormio ist ein nettes kleines Städtchen und bietet das, was einen Urlaub ausmacht. Bormio ist auch flanieren und gustieren. Die unzähligen Lokale ködern mit heimischen Speisen und Getränken. Insbesondere nach 17 Uhr lässt sich der „apertivo“ mit kleinen mundgerechten Häppchen bestens ertragen. So sehr, dass man Gefahr läuft, das Abendessen im Hotel zu verpassen.

Konventionell, klassisch oder episch.

Schon die Anfahrt nach Bormio hat’s in sich. Weil man gleich einmal das Stilfser Joch oder den Umbrailpass mit dem Auto hochklettern muss. Die Alternativen sind nicht minder spektakulär. Egal von welcher Himmelsrichtung – ein paar Berge sind bis Bormio zu überwinden. Einzige Ausnahme ist die Anfahrt von Westen über die gesamte Valtellina (Veltlin) vom Lago di Como kommend. Aber zuerst muss man ja auch erst einmal dorthin gelangen. Ein netter Umweg. Eines ist sicher: Die Anfahrt lohnt sich. So wie es sich lohnt etwas länger in Bormio zu verweilen. Wir durften ganze 7 Tage lang das Radbein schwingen. Mit dichtem Programm und A-, B- sowie C-Plänen.

Schon am Anreisetag sollte es losgehen. Keine 50 Meter vom Hotel startet die Auffahrt nach Bormio 2000. Perfekt, um die Reisemüdigkeit aus den Beinen zu wirbeln. 9 km und 700 Höhenmeter auf einer perfekt ausgebauten Straße mit traumhaftem Blick auf Bormio. Die Auffahrt nach Bormio 2000 ist das, was man hier immer radeln kann. 60 Minuten für 1x hinauffahren und 1x hinunterfahren. Kurzarbeit für jene, die echten reinen Urlaub wollen.

Ein wahres und erst seit kurzem aus dem letztjährigen Giro d’Italia bekanntes Highlight ist die Auffahrt zu den Torri di Fraele über die „Via Imperiale di Alemagna“. Der perfekte Apetizer für eine traumhafte Woche. Von Bormio aus je nach Route knapp an die 15 km und 800 Höhenmeter bis nach oben. Wobei die letzten 10 Kilometer traumhafter nicht sein könnten. Imposant die zwei immer in Sichtweite über den Felsen herausragenden Türme und am Ende die Laghi di Cancano. Der Rundumblick oben reicht bis zur Ostflanke des Stelvio Gletschsers. Übrigens war diese Straße früher die einzig Verbidung vom Veltlin in die Schweiz und dann weiter nach Innsbruck. Mit einem Gravel- oder Mountainbike ist diese Verbindung ist Münstertal noch fahrbar.

Mindestens ein Highlight pro Tag.

Langeweile kommt in Bormio keine auf. Egal wie viel man Radfahren will, wie weit und wie hoch hinauf. Bormio liegt so zentral, dass man jederzeit umkehren kann, oder einen zusätzlichen Berg anhängen kann. Das Beste daran, am Ende geht es meistens nur mehr bergab. Episch, klassisch oder konventionell. Bormios Anstiege verzaubern. So wie der Anstieg zum Bernina Pass von Tirano aus. Entlang und teilweise auf der legendären Bernina Express Strecke, die Tirano mit St. Moritz verbindet. Mit dem Rennrad sind von Tirano zum Bernina Pass 34 km und 1.800 Höhenmeter zu absolvieren. Ein Abstecher dorthin lohnt sich. Der Pass ist Schweizer Idylle par excellence. Ospitz Bernina, Piz Bernina, Lago Bianco … Hinter dem Bernina Pass eröffnet sich eine große weite Schweizer Pässe-Welt, die eine Rückkehr nach Bormio aber verspäten würde.

Besser man fährt zurück und biegt dann links zur Forcola di Livigno ab. Von dort hinunter nach Livigno und über den Passe d’Eira und Passo Foscagno retour nach Bormio. Bei Schönwetter eine traumhafte Tour über 130 km und 3.000 Höhenmeter. Wir hatten ausgesprochenes Wetterpech an diesem einen Tag. Livigno ist übrigens zollfreies Gebiet. Zeit zum Shoppen hatten aber wir nicht.

Schwer. Schwerer. Am schwersten. Mortirolo.

Muss man nicht. Kann man. Aber auf alle Fälle sollte man auf den Passo della Foppa aka Mortirolo unbedingt hinauf. Wenn man schon einmal in der Gegend ist. Er gilt als einer der schwierigsten Ansteige der Alpen. Zu Recht. Nicht umsonst nennt in Stelvioman #thebastard. 12 Kilometer lang und mit 1.317 Höhenmeter auch ziemlich steil. Im Schnitt 10 % mit Spitzen bis zu 18 %. Die klassische Auffahrt von Mazzo (nur diese zählt) ist eng und lässt keine Zeit zum Ausatmen. Hier fällt die Trittfrequenz in den Keller und jeder Tritt gibt dir die Gewissheit im Winter zu wenig für die Rumpfmuskulatur gemacht zu haben. Mortirolo ist ein Kraftakt und hat mit Rennradfahren wenig gemeinsam. Hier, wo einst Marco Pantani erstmals sein Talent zur Schau gestellt hat, kann und soll man sich verewigen. Oben angekommen, steht der Limubs der Unsterblichkeit zum Abholen bereit.

Die Zwillinge Gavia und Mortirolo.

Sie gehören zusammen wie Salz und Pfeffer, wie Dick und Doof oder Ying und Yang. Ich nenne sie die Zwillinge. Die Rede ist vom Passo Gavia und Passo Mortirolo. Der eine ist brutal, der andere brutal schmal. Wer einen fährt, muss den anderen mitnehmen. Das ist Pflicht, wenn man in Bormio zuwege ist. Am besten gegen den Uhrzeigersinn. Also Bormio, Mazzo, Mortirolo, Ponte di Legno, Passo Gavia, Bormio. Knappe 110 km und 3.000 Höhenmeter. Eine nette Runde für rennradbegeisterte Höhenluft-Afficionados. Der Passo Gavia ist 2.621 hoch und von Ponte di Legno 17,3 km lang. Knapp 1.400 Höhenmeter windet man sich bis zum Rifugio Bonetta hinauf. Die Straße ist eng, oben voller Schlaglöcher und ein unbeleuchteter, stockdunkler Tunnel kurz vor der Passhöhe sorgt zum Schluss nochmals für Nervenkitzel. Entschädigt wird man durch den Blick auf die Adamello Gruppe mit dem Presena Gletscher Richtung Süden, den Lago Negro und dem Corno dei Tre Signor im Norden.

Mythos Stilfser Joch.

Wenn der Berg ruft, ist ihm zu folgen. Und wenn der Guide bereit ist, dann auch. Für viele der Höhepunkt des Rennradurlaubes in Bormio. Mythos Stilfer Joch. Eigentlich nicht allzu schwer. Aber lang und hoch. Die Auffahrt von Bormio ist 21 km lang und mit 1.533 Höhenmeter um 300 Höhenmeter „leichter“ als jene von Prad. Mit insgesamt 38 Kehren auch noch so schwindelerregend. Spektakulär sind Tunnels am Anfang. Beleuchtet aber etwas krumm und deshalb adrenalingeladen. Kommt jemand entgegen? Zum Glück hat eine Tunnelpassage eine Ampfelregelung. In der Mitte des Anstieges dann die postkartentaugliche „Mauer“ von Spondalunga mit ihren in den Berg geschlagenen Kehren und der „Cascata del Braulio“. Fast senkrecht ragt sie hinauf. Nur noch 10 Kilometer bis zur Passhöhe, die sich am Ende der „flacheren“ Geraden (5 % fühlen sich fast wie bergab an) beim „Santuario Militare“ zu bemerken gibt.

Wer jetzt hinaufschaut und das Hotel Folgore erblickt wird sich täuschen. 5 Kilometer können noch lang werden. Die Auffahrt von Bormio zieht sich am Ende in die Länge. Ab der Abzweigung zum Umbrailpass wird es auch steiler und das Ende will einfach nicht näher kommen. 10 Kehren auf den letzten 4 Kilometern sind mühsam. Jede davon ein Schritt näher zum Ziel, welches nicht kommen will. Doch Ende gut, alle oben. Mission accomplished. Jetzt folgt die Kür. Nach den obligaten Fotos, geht’s entweder zurück nach Bormio oder über Umbrail, Sta Maria und Glurns nach Prad. Dort wartet die Westauffahrt zum Stilfser Joch. 25 km und 1.800 Höhenmeter. Doppio Stelvio und damit 3.300 Höhemeter im Gepäck. Der Mythos Stilfser Joch muss und darf zelebriert werden.

Sag zum Abschied leise Gavia.

Es ist eine Kunst und eine Tugend, das Angebot rund um Bormio in gerechte Häppchen aufzuteilen. Nicht jede*r in der Gruppe will alles und dann aber doch. Als Dirigent ist man deshalb gefordert keine*n zu überfordern und zu unterfordern. Die gefahrenen Kilometer und Höhenmeter helfen dabei, dass zum Ende hin alles gechillter wird und kleinere Brötchen zum Festmahl werden. So auch eine abschließende Fahrt nochmals zur Königin Gavia. Diesmal von Bormio aus. 25 km lang und mit 1.400 Höhenmetern auch kein Spaziergang. Damit die Mitreisenden das anfangs aufgezählte Quartett auch abhaken kann. Die Nordauffahrt zum Passo Gavia ist leichter als jene von Süden. Landschaftlich aber mindestens gleich imposant und schön. Die Luft auf 2.612 Metern dünn und der Espresso im Rifugio Bonetta verdient. Hier oben ist die Freiheit grenzenlos.

Die Abfahrt nach Santa Catarina Valfurva rasant und fordernd. Hier kann man persönliche Skills verbessern. Die Woche ist gelaufen, das Aperitif in Bormio wartet. Nicht für alle. Es gibt sie immer, die Bonus Runden. Bis der oder die Letzte genug hat. Als Guide muss man nicht schnell am Berg sein, sondern als Letzter vom Rad steigen. Was für ein Vorteil. So biegen die Unersättlichen noch einmal vom Heimweg zum Rifugio dei Forni ab. Von Santa Catarina 5,4 km mit 410 Höhenmeter. Ein Mini-Mortirolo für die Verbliebenen. Geiler Scheiß. Am Ende, um die 15.000 Höhenmeter in 7 Tagen vollzumachen, nochmals Bormio 2000. Jener Anstieg ums Eck, den man hier immer wieder einbauen kann. Ende. Basta. Finito.

Königlicher Rennradurlaub. Majestätische Eindrücke.

Der König ist besiegt. Lang lebe der König. Egal ob einfach, doppio oder triplo (ja, das geht auch). Der königliche Berg und seine majestätischen Nachbarn haben es in sich. Bormio ist und bleibt eine Rennradreise wert. So werden wir auch 2022 wieder kommen. Urlaub machen und Rennradfahren. Vom 24. bis 31. Juli 2022. Mit all dem, was dazugehört. Der Termin kann jetzt schon vorgemerkt werden. Ideal für sie, für ihn und natürlich für beide. (Vor)Anmeldungen gerne unter buchung@machurlaubffahrrennrad.com.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Rennradreise in die Dolomiten. Süßes oder Steiles.

Rennradreise in die Dolomiten

Endlich wieder Reisen. Endlich wieder Rennradreisen. Urlaub machen, Rennrad fahren. Und zwar in den Dolomiten. Genauer gesagt wieder in Alta Badia. Offene Grenzen und sinkende Fallzahlen sei Dank. Das erste Highlight aus dem kurzfristig zusammengestellten Programm für 2021 welches ich als Guide begleiten durfte. Mein heimatlicher Fixpunkt, denn das Auf- und Abfahren der Dolomitenpässe ist nie langweilig und will wiederholt werden. Die Gegend fühlt sich auch für mich Jahr für Jahr immer vertrauter an. Meine Touren werden jedes Mal um eine Zusatzschleife reicher und die Einkehrmöglichkeiten selektiver und punktgenauer. Obwohl sich das atemberaubende Bergpanorama nicht ändert, erlebe ich die Eindrücke von Mal zu Mal intensiver. Meine Rennradreise in die Dolomiten belebt und bereichert.

Rennradreise in die Dolomiten

Genussvoll hinauf, schwungvoll hinunter.

Die Dolomiten haben Geschichte. Und sie erzählen Geschichten. Auch meine Geschichten. Über meine Kindheit und Jugend, meine ersten Bergerfahrungen mit dem Rennrad hier in der Region, über die Berge und die Gipfel rundherum, den Giro d’Italia der hier vorbeifährt, über meine Marmelade (Marmolata), über den Skiweltcup auf der Gran Risa oder der Sasslong und über die maratona delle dolomiti, die ich schon gefahren bin, als der Rennradsport noch etwas Exotisches war. Offene Augen und offene Ohren gehören deshalb hier genauso dazu wie gute Beine. Beine, die man braucht, um schwungvoll zwischen Sellamassiv, Cir Spitzen, Marmolada, Lagazuoi, Sass de Putia sowie Lang- und Plattkofel Höhenmeter zu sammeln. Längere flache Passagen sucht man hier vergeblich. Es geht nach dem Frühstück schnell zu Sache. Entweder hinauf oder hinunter. Süßes oder Steiles.

Ich rede viel, ich rede gerne und während die anderen fahren, erzähle ich ihnen etwas oder ich singe ihnen etwas vor. Das soll die Zeit vertreiben. Meine Rollen sind nicht fix definiert. Der Übergang zwischen Guide, Unterhalter, Motivator, Mentalcoach wie auch strenger Offizier ist fließend. Hauptsache angekommen.

Fixer Stützpunkt. Flexible Touren.

Für den Rennradurlaub in die Dolomiten habe ich auch dieses Mal einen fixem ***S Stützpunkt gewählt. Ein traumhaftes Bike-Hotel geführt von Klaus. Er fährt selbst auch Rennrad. Die Zimmer sind groß und geräumig, der Blick auf den Heiligkreuzkofel auf der anderen Talseite im Morgenrot und in der Abenddämmerung kraftvoll und energievoll. Unsere Unterkunft hat einen eigenen „Pass“ mit eigenem Segment auf Strava (Passo Melodia). Direkt vor der Haustür. 170 m lang mit einer durchschnittlichen Steigung von 12,7 %. Eine lustige Sache am Ende jeder Ausfahrt. Hier entscheidet sich, wer den nächsten Radler zahlen darf.

Ein fixer Stützpunkt in den Dolomiten macht die tägliche Tourplanung flexibler und setzt die Teilnehmer*innen nicht so unter Druck unbedingt von A nach B kommen zu müssen. Das Schöne daran ist auch, dass die geplanten Touren so auf Wunsch jederzeit verlängert oder in Ausnahmefällen auch verkürzt werden können. Sofern die Bestechung dazu mindestens einen Espresso und ein Stück Kuchen beinhaltet. Gut, dass ich fast jeden Winkel kenne. Auch das Wetter kann sich nach meinen Plänen richten und die Sommergewitter erst dann schicken, wenn der Großteil der Gruppe beim After Bike Snack verweilt. Einmal früher, einmal später. Einige früher, andere später.

Viele Pässe-Klassiker auf einem Fleck.

Es ist nicht schwer, von den Dolomiten zu schwärmen. So viele spektakuläre Pässe auf einem Fleck sind woanders kaum zu finden. Alle moderat steigend. Mit den gewohnten Ausnahmen. So wie der Passo Fedaia von Malga Ciapela (Südauffahrt) oder der Passo Giau von Caprile aus (Westauffahrt). Eine weitere Ausnahme ist die Stichstraße hinauf auf die Drei Zinnen via Cortina, Passo Tre Croci und Lago di Misurina. Bei dieser großen Anzahl an Klassikern sind die Tage stets zu kurz und die Pausen zu lang, will ich den Teilnehmer*innen meiner Rennradreise in die Dolomiten die kulinarische Seite nicht vorenthalten. Eine Seite, die hier kaum vielfältiger sein könnte. Im Gadertal vermischen und bereichern sich die typische Küche Südtirols mit jener aus dem mediterranen Raum. Fleisch, Fisch, Wild, Teigwaren und Süßes werden untereinander in vielen außergewöhnlichen Varianten kombiniert und vermengt. Wir durften das in unserem Hotel mit eigenen Augen und am eigenen Gaumen erleben.

Mahlzeit Dolomiten.

Fast wären wir zu Foodbloggern geworden. Zu schön die angerichteten Teller. Schon die Menüauswahl zum Frühstück war ein außergewöhnliches Highlight. Zwei Mal fünf Gänge. Beliebig kombinierbar. Vegetarisch oder klassisch. Dazu die Möglichkeit auch andere Sonderwünsche zu äußern und erfüllt zu bekommen. Am Abend dann staunende Blicke und ungläubige Grimassen. Die Gabeln wanderten von einem Teller zum anderen und eine neue Tischmanier zog ein: Überkreuztes Essen.

Verhungern kann hier niemand. Auch nicht verdursten. Feinstes Quellwasser findet man abseits der Pass-Straßen zur Genüge. Auch hat jede Ortschaft noch einen für die Region typischen Brunnen. Wem das durch Kalkgestein gesäubertes Wasser aus den Bächen zu gefährlich ist, der bedient sich in den diversen „Rifugi“. Eine Dose Cola, mit 33 cl kann jedoch bis zu € 3,50 kosten.

Pedalare per le Dolomiti.

Das Motto des Hotels passt perfekt zur Philosophie der Rennradreise in die Dolomiten. Und zu allen anderen Rennradreisen, die ich begleiten darf. Mach Urlaub, fahr Rennrad heißt in die Pedale treten und die angebotenen Kulissen genießen. Offen zu sein für neue Herausforderungen. Den Berg hinauf kurbeln und hinunter rauschen. Im Flachen mühelos mitzureisen, sich Zeit zu nehmen anzuhalten und innezuhalten. Ein Rennradurlaub inspiriert und bildet. Sportlich wie menschlich. Er verschiebt Grenzen und öffnet neue Horizonte. Man muss nur dafür bereit sein.

Wir haben getan, was wir tun mussten, sind gefahren, was wir fahren wollten (und mussten). Im dichten Trouble und abseits davon. Bis zu 12.160 Höhenmeter und 450 Kilometer. Nach Lust, Laune und Kraft. Passo Valparola, Passo Falzarego, Passo Giau, Passo delle Erbe, Passo Sella, Passo Gardena, Passo Pordoi, Passo Campolongo, Colle Santa Lucia … Wir konnten unsere Hitzeverträglichkeit testen und unsere Skills beim Abfahren unter erschwerten nassen Bedingungen unter Beweis stellen. Wir haben das Rennradfahren theoretisiert und praktisch erlebt. Sehnsüchten sind wir gefolgt. Den Ruf der Berge nachgegangen. Wir haben vieles gesehen aber immer noch nicht alles erlebt.

Urlaub machen. Rennrad fahren.

Ein Rennradurlaub ist immer zu kurz. Viel zu kurz. Wehmut begleitet stets die Heimreise. Doch wenige Tage später steigt schon wieder die Vorfreude. Auf das nächste Mal und die kommenden Gelegenheiten. Mach Urlaub, fahr Rennrad ist nicht nur ein Angebot oder ein Aufruf. Es ist eine Philosophie. Für alle die Zeit haben und sich Zeit nehmen wollen. Rennrad fahren ist ein Stück Freiheit, die wir uns nicht nehmen lassen sollen. Es ist die Möglichkeit, zwischenmenschlich zu wachsen und sich sportlich zu entwickeln. Das Leben ist zu kurz, um es auf der Couch zu verbringen. Mach Urlaub. Fahr Rennrad.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

PS: Die Rennradreise in die Dolomiten findet auch 2022 wieder statt. Termin: 4. bis 10. Juli 2022. Weitere Termine demnächst online. Last Minute Möglichkeiten für den heurigen Sommer und Herbst gibt es hier. Newsletter anmelden und keinen Rennradurlaub verpassen.

Der E-Mountain von MyEsel. E-Bikes im Test.

Der E-Mountain von MyEsel

Mit E-Bikes ist es so. Fast niemand braucht sie, doch sehr viele nutzen sie. Sie sind ein Produkt der Industrie und der „elektrifizierten“ Zeit. Eine logische Konsequenz. Elektrisch unterstützt ist das Leben so viel einfacher. Auch das Radfahren. Und alles, was nicht fossil brennt, beruhigt sowieso kurz vor dem Umweltkollaps das allgemeine menschliche Gewissen. So ist es nicht verwunderlich, dass in den letzten Jahren ein regelrechter Hype rund um das E-Bike entstanden ist. Eine Hysterie, die verständlich, aber schwer zu verstehen ist. E-Bikes öffnen neue Möglichkeiten sich zu bewegen und grenzen diese gleichzeitig ein, weil man es nicht mehr ganz von selbst macht. Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, unterstützen E-Bikes die Trägheit des menschlichen Gemüts. Sie machen das Leben ein wenig fauler. Aber das wäre jetzt eine ganz andere Geschichte. In diesem Beitrag geht es nicht um philosophische Ansätze rund um das E-Bike, sondern darum, herauszufinden, was man als Rennradfahrer von einem E-Mountainbike erwarten kann. Starten wir deshalb einfach die Serie „E-Bikes im Test“. Das Testobjekt: Der E-Mountain von MyEsel.

E-Mountain von MyEsel

Mit dem E-Mountain draußen eine Runde spielen.

Das E-Mountain ist das erste Mountainbike aus dem Hause MyEsel. Im Gegensatz zum E-Cross mit hauseigenem UPEA Nabenmotor, hat das E-Mountain einen Brose Drive-S Mittelmotor mit 250 Watt, 90 Nm Drehmoment und einer maximalen Unterstützung von 410 %. Zahlen, die erahnen lassen, welch kraftvolles Spielzeug mir zur Verfügung gestellt worden ist. Eines, das unbedingt in der freien Natur bewegt werden will. Neben dem starken Motor sticht natürlich der MyEsel Holzrahmen sofort ins Auge. Ein Mountainbike aus Kernesche? Geht das? Es geht. Warum nicht? Mein Rennrad aus Holz funktioniert ja seit über einem Jahr auch „störrfrei“. Sowohl mit dem E-Mountain als auch mit dem Rennesel sind mit die Blicke viele gewiss.

Für den ausgiebigen Test habe ich mich zuerst einmal langsam an das E-Mountain gewöhnt. Eine kurze Kaffeefahrt zuerst, eine längere Warmlaufphase durch die Eisenstädter Fußgängerzone später und am Ende gab es auf der hauseigenen MTB-Strecke im Leithagebirge kein Halten mehr. Bei erschwerten Bedingungen und tiefem Boden – einfach perfekt. Das E-Mountain kommt aus der Natur und ist für die Natur geschaffen.



Fahrräder aus Holz.

E-Mountain fahren ist ziemlich angenehm anstrengend.

Man braucht schon einige Zeit, um ein E-Bike wie den E-Mountain von MyEsel zu verstehen. Ich habe mir anfangs schwergetan. Macht der Gewohnheit. Aufs Rad setzen, lostreten und die Geschwindigkeit genießen. Das ist beim E-Mountain etwas anders. Zwar schießt es dank Anfahrtshilfe sofort beim Antritt weg wie eine Rakete aber ab 25 km/h riegelt der Motor ab und dann sind 22 kg Kampfgewicht mit reiner Muskelkraft zu bewegen. Da brennen schon die Muskeln. Auch ob der etwas ungewohnten Sitzposition, die ein MTB so mit sich führt und der 100 mm Federweg der dir ständig das Gefühl gibt, bei jedem Tritt im Boden zu versinken. Die Fixierung der Gabel macht das nur bedingt wett. Ein Mountainbike ist eben kein Rennrad. Sobald ich aber verstanden hatte, die jeweils volle elektrische Unterstützung abzurufen, war das Fahren mit Eco-Power, Tour-Power, Sport-Power und Boost-Power ziemlich angenehm anstrengend. Es gilt wohl auch hier der Grundsatz: Wer es nicht in den Beinen hat, muss es im Kopf haben. Oder im Akku.

Zurück zum Test. Wo Mountainbike draufsteht, muss auch Mountainbike drinnen stecken. So bin ich mit dem E-Mountain dorthin gefahren, wo der Boden tief war, die Wege steinig und voller Wurzel, die Abfahrten steil und mit gefährlichem Schotter überzogen und wo die Steigungen lang und steil waren. Der Test erfolgte also über Forstwege, Radwege sowie interessanten und für mich ungewohnten Trails.

Alles eine Frage der E-Krafteinteilung.

Als hätte ich einen Freibrief gehabt. Die Runden mit dem E-Mountain waren für mich ein Spiel mit vielen Facetten. Wie ein kleines Kind habe ich mir alles erlaubt. Denn wer fragt, kommt zu nichts. Trotz der hohen Geschwindigkeit habe ich mich überraschend leicht und problemlos durch Bäume geschlängelt, bin über Wurzeln gesprungen und tief hängenden Ästen ausgewichen, ich habe jede noch so tiefe Nassstelle absichtlich voll erwischt, habe die Hinterbremse zum Andriften der Kurven benutzt und vor allem jede Steigung voll genommen. Alles eine Frage der Krafteinteilung. Die eigene und jenes des 522 Wh Akkus, welchen ich ziemlich ausgereizt habe. Es war als wäre ich ständig im Windschatten mitgefahren. Weit über meinen eigenen Kräften. Die 90 Nm Drehmoment und die sofortige Anfahrtshilfe waren stets ein Segen und haben mir geholfen, wenn ich in Not war und eigentlich vom Rad hätte steigen müssen. Oder normalerweise vom Rad abgeworfen worden wäre. Gut, dass ich einiges an Fahrradtechnik beherrschte.

Es war erstaunlich, wie sich der Bulle unter den Eseln leicht und wendig bewegen ließ. Der Holzrahmen dämpfte im Gemüse gut und Vibrationen waren kaum zu spüren. Die 11Gang SRAM-Schaltung war zwar laut aber exakt. Die Bremsen gut zu dosieren und voll da, wenn ich auf sie zählen musste und die Federung ließ mich über Unebenheiten fliegen wie eine Libelle. Einzig und allein die Kette hatte ein paar Mal ihren Halt verloren und sprang beim hohen Tempo und dem steinigen sowie ruppigen Untergrund über das Kettenblatt nach innen. Kann passieren, sollte aber nicht. Besonders hilfreich und eine Tugend des Brose Mittlelmotors: Das Getriebe koppelte beim Leerlauf stets aus. So musste ich nie überlegen, den Antrieb auszuschalten um ihn zu schonen.

Einer muss die Drecksarbeit machen.

E-Bikes im Test heißt alles geben, um die Testobjekte aus der Reserve zu locken. Vielleicht auch in eine Falle. Ich habe alles gegeben, gelungen ist mir das nicht. Im Gegenteil. Ich glaube, dass der E-Mountain von MyEsel noch Luft nach oben hat und ich die Grenzen noch nicht gefunden hatte. Wenn ich meckern darf, dann vielleicht über die Reichweite des Akkus. Auf knapp 40 km mit 1000 Höhenmetern habe ich gut 70 % Akkuleistung liegen gelassen. Ich habe jetzt keine Referenzwerte, aber nach 2 – 3 Stunden will ich nicht schon heim müssen.

Alles in allem habe ich mich gespielt und eine Gaudi gehabt. Ich habe sämtliche KOMs auf den Segmenten abgeräumt. Wenn auch einige sehr knapp, was mir zu denken gibt und meine Leistung sowie jene meines Motors schmälert. Aber wer weiß, ob diejenigen auch so ehrlich sind/waren wie ich. Ich habe die Fahrten auf Strava als „Privat“ gekennzeichnet und scheine somit in keiner Bestenliste auf. Ehrlichkeit wehrt am längsten und Shitstorm brauche ich auch keinen. Nach meinem E-Ritt auf die Klagenfurter Hütte im Jahr 2014, sieben Jahre später eine weitere Erfahrung mit einem E-Mountainbike, die ich nicht missen will. Jetzt habe ich selber erleben dürfen, warum sich Menschen etwas zulegen, was sie vielleicht eigentlich nicht brauchen. Sie wollen es einfach. Ich würde es auch wollen. Denn eines ist sicher: Auch mit einem E-Bike kann man blau werden und einen guten Trainingseffekt in puncto Kraftausdauer kann man definitiv erzielen. Es ist also keine Schande, wenn man als Rennradfahrer in Ausnahmefällen zu Trainingszwecken auf ein E-Mountainbike zurückgreift. Oder zum Posieren in der Altstadt. Neidische Blicke stärken das Ego.

Spezifikationen E-Mountain von MyEsel

  • My Esel Hollow Tec Wood Frame, Kernesche
  • MTB Federgabel Rockshox 100 mm Federweg
  • Schaltung 11 Gang
  • Bereifung Schwalbe 29“ x 2.10
  • Brose Drive S Mag Mittelmotor
  • 90 NM Drehmoment
  • Höchste Tretkraftunterstützung: 410 %
  • Schiebehilfe mit 6 km/h
  • Gewicht Motor: 2,9 kg
  • der geräuschärmste Antrieb seiner Klasse
  • abnehmbarer Akku mit 522 Wh
  • Reichweite 70 – 120 km
  • Preis: ab € 4.490,-
  • erhältlich in den Ausstattungen „PURE“, „PLUS+“ und „UNIQUE“
  • gewachsen in Österreich


Und wie immer kommt das Gute zuletzt. Jetzt € 100,- beim Kauf eines E-Mountain sparen. Einfach mit mir reden oder mir schreiben ;-).

#ktrchts

Sicher Rennrad fahren. Jeder Zentimeter zählt.

Sicher Rennrad fahren

Es sind oft nur wenig Zentimeter. Sie entscheiden jedes Mal, ob meine Ausfahrt mit dem Rennrad im Eisgeschäft enden darf oder im Krankenhaus ihr Ende finden wird. Wenige Zentimeter, die billiges Blech und meine Knochen zueinander bringen. Ein Hauch von Abstand, der kategorisch zu gering ist, um mein Sicherheitsgefühl zu stärken. Genau deshalb sind diese wenigen Zentimeter der Grund dafür, warum ich mich, vormals furchtloser, immer mehr vor dem Rennradfahren auf öffentlichen Straßen fürchte. Ich habe mich durch dieses Hosenscheißerdenken ins Abseits drängen lassen. Dorthin, wo ich nichts zu suchen habe. Auf oder sogar hinter den Rand- und Leitlinien. Ich schenke den Autofahrern zu viel Platz. Platz, den ich laut StVO aber für mich beanspruchen könnte und sollte. Je mehr Platz ich ihnen schenke, desto mehr davon nehmen sie sich. Und mir weg. Es ist frustrierend. Mittlerweile ist es schon so, das sich instinktiv meinen linken Ellbogen einziehe, sobald ich ein Auto heranrauschen spüre. Weil ich die Seitenspiegel bedrohlich nahe fühle. Ich schaue mehr nach hinten als nach vorne. Sicher Rennrad fahren ist mein täglicher Kampf, nicht an- und überfahren zu werden.

Österreich überfahrt Rad.

Früher was alles besser. Ja. Es war sicherer. Gefühlsmäßig sicherer. Brenzlige Situationen waren noch Ausnahmen und nicht die Regel. Autofahrer sind aggressiver geworden. Uneinsichtiger. Ich kann das in Zahlen nicht belegen. Es ist aber mein Eindruck und das was ich so auf öffentlichen Straßen erlebe. Vor allem das Überholen vor Kreuzungen oder mitten in Radinseln. Dort, wo die Fahrbahn am engsten ist. Und das Platzangebot sehr begrenzt. Ohne Rücksicht auf Verluste und ohne Rücksicht auf mich. Oder jene, die auf geraden, gut einsehbaren Straßen ohne Gegenverkehr beim Überholen stur in ihrer Spur und Fahrbahn bleiben. Und jene, die meine Reaktionen zum Anlass nehmen, am Straßenbankett eine Pause einzulegen um ihren Lebensfrust bei mir auszulassen. Was ist los mit diesen Menschen? Ich scheiß mich echt an.

Ich will niemanden Böses. Eigentlich will ich nur spielen. Mit meiner Kraft, mit meinem Rad, der Übersetzung, mit dem Wind, der Topografie der Straße und mit jenen, die mit mir mitfahren. Ich kenne meine Pflichten und meine Rechte. Ich fahre gesittet und im Rahmen meiner Möglichkeiten. In 99 % der Fälle respektiere ich die StVO und halte diese ein. Nehme Rücksicht auf jene, die sich mit mir auf der Straße befinden. Im Endeffekt will ich nur sicher Rennrad fahren, ohne Angst zu haben, überfahren zu werden.

Schwäche zeigen heißt Stärke gewinnen.

Vielleicht ist es das Alter. Es macht mich schwächer. Ich habe nicht mehr die Kraft und die Nerven, mich mit Autofahrern auseinanderzusetzen. Manchmal bleibt mir aber nichts andere übrig. Dann, wenn aus den wenigen Zentimetern, die zwischen Eisdiele und Krankenhaus entscheiden, Millimeter werden. Wenn der Schreck so tief im Nacken sitzt, dass ich die gute Kinderstube vergesse und mein Temperament Herr der Lage wird. Ich bin als Rennradfahrer ab und wann der Idiot, aber nie der Sündenbock für etwas, was andere nicht auf die Reihe bringen wollen.

Es ist an der Zeit, dass sich etwas ändert. PS-Stärke und ein frustriertes Leben passen nicht zusammen. Autos sind längst nicht mehr reines Fortbewegungsmittel. Moderne Autos sind gesteuerte Waffen. Die meisten Fahrer darin beschäftigen sich mit allem, nur nicht mit dem Autofahren selbst. Hirnlos, gedankenlos und oft ohne Erfahrung und Verständnis ziehen sie los und glauben, die Straße gehört Ihnen. Und dann treffen sie auf mich. Selten geben sie mir Platz. Zu oft ist es knapp und noch öfters ist das Glück auf deren Seite, weil ich Schwäche zeige und nachgebe. Für jemanden mitdenke, der stärker ist. Weil ich mich am Ende einer Ausfahrt mit einem Eis belohnen will.

ktrchts

PS: Meine Versuche, mir beim Kuratorium für Verkehrssicherheit, bei den Automobilclubs ÖAMTC und ARBÖ sowie beim Verkehrsministerium Verhör zu verschaffen scheiterten am mangelndem bewusstseinsbildendem Interesse.

Meine Radbekleidung für Damen.

Radbekleidung für Damen

Begonnen hat alles Ende vergangenen Jahres. Ich habe mich tatsächlich – nie hätte ich Derartiges für möglich gehalten – in ein Rad verliebt. Einmal Probe gefahren, zack. Verliebt, verlobt, gekauft. Und weil die Lackierung meines neuen Rades in der Sonne wie das Gefieder eines Eisvogels schimmert, auch gleich getauft: Eisvogel. Schnell war mir klar, dass diese Veränderung weitere mit sich bringen würde. Neue Trikots mussten her. Zu einem neuen Rad gehörten schließlich neue Trikots. Trikots, die sich durch Schlichtheit auszeichnen. Trikots ohne Firlefanz. Einfärbig. Zum Gefieder meines Eisvogels passend. Radbekleidung für Damen, so wie ich sie mag.

Und am besten auch gleich eine neue Radhose. Auch schlicht. Und vor allem – anders als die bisherigen Ketterechts-Radhosen – ohne Aufdruck am Gesäß. Das hat mir nämlich als Frau noch nie gefallen. Aufdrucke ziehen Blicke nach sich und auf sich. Zudem schmeicheln sie „Pöpschen“ nicht unbedingt.

Damenkleidung fürs Renrnad

Ich will nur ein, zwei, drei neue Radtrikots.

Mein neues Rad war nun also die Gelegenheit, die Radbekleidung zu bekommen, nach der ich mich lange schon sehnte. Ein weiterer Wunsch von mir: ein Trikot, das speziell für Damen geschnitten ist. Ein Trikot, das auf die besondere Anatomie von uns Frauen Rücksicht nimmt. Lange hat es nicht gedauert, ihn zu überreden. Besser gesagt – er war sofort Feuer und Flamme. Radbekleidung für Damen produzieren zu lassen, gefällt ihm ziemlich gut. Fast so gut wie Radfahren selbst.

Ich hätte wissen müssen, dass es nie bei ein paar Trikots für mich bleiben würde. Wenn er etwas macht, dann gründlich. Er ist ein Visionär. Und seine Vision war eine Damenlinie von laKetterechts. Das muss aber jetzt nicht sein, war mein erster Gedanke. Ich will nur ein, zwei, drei neue Radtrikots, um ein bisschen schöner auf meinem neuen Rad zu sein und er macht gleich eine neue Kollektion daraus! Ich habe ihn tun lassen, was er tun musste. Ist besser so für die Harmonie in unserer Beziehung

Radbekleidung speziell für Damen

Verliebt, verlobt, angezogen und nicht mehr ausgezogen.

Vor einer Woche ist nun die erste Lieferung gekommen. Und mir ist es ähnlich ergangen wie bei der ersten Begegnung mit meinem Rad. Verliebt, verlobt, angezogen und nicht mehr ausgezogen. Die Farben sind in Wirklichkeit noch schöner, als bei den Farbmustern. Die Trikots sitzen perfekt. Der Stoff ist angenehm weich. Die Hose mit dem Damenpolster wunderbar komfortabel.

Also alles gut.

Nein – nicht ganz. Jetzt will er nämlich, dass ich ihm dabei helfe, seine Vision an die Frau zu bringen. „Du könntest doch etwas über die neue Damenlinie schreiben!“ „Wir könnten doch ein paar schöne Fotos von dir im neuen Kit machen!“

In den sozialen Medien verkauft er mich schon als Designerin. Sein Verkaufs- und Marketingtalent geht gerade ein bisschen durch mit ihm. Aber das ist ja nichts Neues. So kenne ich ihn schon lang.

Also doch alles gut. Solang er mich nicht mit den Trikots verkauft. Im Shop bin ich auf jeden Fall nicht. Hier gibt es nur meine Trikots und meine Hose.

laKetterechts
#feinsterzwirn