Kategorie: Rennradgeschichten

Geschichten rund ums Rennradfahren

Teufelszeug Strava und die Sucht nach Leistung.

Teufelszeug Strava

Eigentlich bin ich ja kein ehrgeiziger Mensch. Eigentlich muss ich mich mit niemandem messen. Weder mit mir selbst noch mit anderen. Eigentlich finde ich, dass Leistung generell überbewertet wird. Im Leben allgemein und beim Radfahren speziell. Deshalb habe ich auch nie verstanden, warum ihn sein erster Weg nach einer Ausfahrt nicht in die Dusche, sondern zum Computer geführt hat. Ich habe auch nie verstanden, warum seine Augen zu leuchten begonnen haben, so als stünden fünf verschiedene Geburtstagstorten gleichzeitig vor ihm, wenn er das Ergebnis seiner hochgeladenen Daten betrachtet hat. Ich habe auch nie verstanden, wie es sein kann, dass eine kleine goldene Krone auf dem Bildschirm eine solch enorme Anziehungskraft auf einen erwachsenen Mann ausüben kann. Eigentlich habe ich dieses Teufelszeug Strava nicht verstanden.

Zuerst Hochladen. Dann duschen.

Du musst auch deine Daten aufzeichnen und speichern, hat er gesagt, alles, was nicht aufgezeichnet worden ist, bist du in Wirklichkeit nie gefahren und alles, was nicht in (auf) Strava landet, existiert auch nicht. Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. Hatte er das tatsächlich gesagt? Glaubte er diesen Schwachsinn wirklich? Strava. Aus seinen Erklärungen schloss ich, dass es sich hierbei um eine Art heilige Kuh der Radsportler und Triathleten handeln müsse. Um eine Plattform, deren einziges Ziel das Messen und Vergleichen ist. Ein Facebook für Sportler, bei dem Likes Kudos heißen.

Teufelzeug Strava

© Jakob Schmidlechner/Mohrenwirt

Das brauche ich sicher nicht, meine Antwort. Schon der Gedanke daran, meine gefahrenen Kilometer und Höhenmeter zu sammeln, so wie ein Eichhörnchen Nüsse sammelt, und schlimmstenfalls auch noch mit denen anderer zu vergleichen, hat mich Stresshormone ohne Ende ausschütten lassen. Ich bin Genussradfahrerin. Und Rennradprinzessin bin ich sowieso. Da brauche ich nicht noch ein zusätzliches Krönchen von Strava.

Teufelszeug Strava – wenn man nur aufhören könnte.

Eineinhalb Jahre habe ich mich gewehrt. Eineinhalb Jahre habe ich mich geweigert, dieser mir im höchsten Maße suspekten Plattform beizutreten. Eineinhalb Jahre habe ich auf die erstaunte Frage vor SportkollegInnen, ob ich denn gar nicht bei Strava sei, stolz geantwortet: Nein, und ich werde auch nie beitreten. Denn das bin nicht ich. Und ich muss immer ich sein.

Und dann kam alles anders. Wie immer eigentlich. Schuld daran war eigentlich der letzte Sommer. In jenem Sommer habe ich mich in unserem Urlaub erstmalig auf deutlich höhere als burgenländische Berge gewagt. Ohne Radcomputer. Wie ich dachte. Als ich damals jedoch mein Rad in Betrieb nehmen wollte, entdeckte ich einen auffälligen Fremdkörper am Lenker. Einen Radcomputer. Seinen Radcomputer. Er hatte seinen alten Garmin an meinem Rad montiert. Nur zum Testen, hat er gesagt. Widerstand zwecklos.

Teufelszeug Strava

Die Jagd nach Pokalen.

Ich habe also getestet. Und war überrascht. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass Bäume sogar mit 30kmh und mehr an einem vorbeifliegen können. Nie hätte ich gedacht, dass Steigungen in Prozenten gemessen, derart abartige psychologische Prozesse in Gang setzen können. Nie – wirklich nie, hätte ich gedacht, dass ich so ein Ding jemals haben wollen könnte.

Widerstand ist zwecklos. Rennradreisen mit Strava.

Und dann, ein paar Tage später hatte ich es. Dieses Ding. Mein eigenes. Er hat es irgendwo für mich erstanden. Und nicht nur das. Nun warf ich auch noch den Rest all meiner Prinzipien über Bord und meldete mich in einer Nacht- und Nebelaktion bei Strava an. Irgendwo mussten ja schließlich meine unzähligen Daten ihren Platz finden. Das Teufelszeug Strava hatte mich.

Gleich vorweg. Mein erster Weg nach einer Ausfahrt führt mich in die Dusche. Immer noch. Mein zweiter Weg führt mich in die Küche. Immer noch. Mein dritter Weg führt mich auf die Couch. Immer noch. Bis dahin hat er schon mindestens dreimal gefragt, ob ich meine Daten schon hochgeladen habe. Und je ungeduldiger er ist, umso langsamer werde ich. Irgendwann verbinde ich dann den Garmin mit dem Computer. Damit er endlich aufhört zu fragen.

Teufelszeug Strava

App und zu gemeinsam.

Manchmal beginnen meine Augen dann angeblich zu leuchten. Ziemlich sehr sogar. Zumindest drei Geburtstagstorten glutenfrei. Sagt er jedenfalls. Er glaubt dann immer einen ursächlichen Zusammenhang mit dem ein oder anderen goldenen Krönchen oder dem ein oder anderen Pokal auf dem Bildschirm zu erkennen. Aber er liegt natürlich falsch.

Denn eigentlich bin ich ja kein ehrgeiziger Mensch. Eigentlich will ich mich mit niemandem messen. Doch zu meinem Entsetzen tue ich das.

laktrchts

PS: Mittlerweile verbindet sich mein Garmin mit Strava in seinem Sinne sofort. Kabellos. Und ich bekomme nach dem Duschen gleich seine Analyse und Auswertung meiner Ausfahrt.

SRAM RED eTAP. Ode an die elektronische Schaltung.

SRAM RED eTAP

Der Italiener fährt Campagnolo. Das war so. Früher. Ist aber nicht mehr so. Jetzt. Und wird so schnell auch nicht mehr so werden. Längst weiß auch er, dass nicht alles italienisch ist, was glänzt. Für diese Erkenntnis hat er lange gebracht. Beharrlich hat sich der Italiener dagegen gewehrt und mit Händen und Füßen seine Super Record verteidigt. Gegen alle Meinungen und Fakten. Subjektiv gestützt auf seinen Patriotismus. Bis zum Tag als er die SRAM RED eTAP probieren musste.

Nicht alles ist italienisch, was glänzt.

Die SRAM RED eTAP gibt es mittlerweile schon zwei Jahre. Early adopter haben sie längst schon in ihr Herz geschlossen. Elektronisch schalten. Kabellos. Tadellos. Andere haben sich dem angeschlossen. Bis auf den Einen. Der wollte nicht. Doch dann musste er. Sein geliebtes Dogma 65.1 sollte die letzte Reise nach Treviso antreten, um in den ewigen Carbongründe die ewige Ruhe zu finden. Beim Mountainbiker am See fand er derweil Ersatz. Der Specialized Spezialist sprang ein und übergab ihm ein Dienstfahrrad. Specialized Tarmac mit SRAM RED eTAP. Damit war es geschehen. Ein Sinneswandel nahm hier seinen Lauf.

SRAM RED eTAP

SRAM RED eTAP Cockpit

Nicht nur der Aufbau in Lichtgeschwindigkeit Mach 3 ließ ihn mit offenem Mund dastehen. Auch die Präzision der Schaltvorgänge brachten seinen Verstand durcheinander. Es war der 12. Febraur dieses Jahres. Viele, viele, viele Kilometer später ist eines fix. Die mechanische Campagnolo kann hier einfach nicht mithalten. Gerade nach einem Wochenend-Intermezzo mit der in die Jahre gekommenen aber immer noch mehr als funktionstüchtigen Super Record, ist diese Erkenntnis traurige Gewissheit. Sag niemals nie.

SRAM RED eTAP – warum nicht gleich!

Ein Tap genügt und die SRAM RED eTAP schaltet. Rechts Hoch. Und links runter. Zwei Taps gleichzeitig bewegen den Umwerfer. Mehr als ein sanftes „zzzzzzzz“ ist nicht zu hören. Die Kette wickelt sich vom kleinen Kettenblatt geschmeidig auf das große. Umgekehrt ist es nicht viel anders. Seit mehr als 1000 Kilometern gab es dabei keine Probleme. Nicht einmal ist die Kette von einem der beiden Kettenblätter gefallen. Weder auf Zug mit voller Belastung noch am Berg. Egal in welcher Schräglage die Kette war.

SRAM RED eTAP

SRAM RED eTAP Umwerfer

Die Exaktheit, mit dem das Schaltwerk hinten die Kette vom kleinsten zum größten Ritzel schwingt sucht seinesgleichen. Zwei Mal musste bis jetzt nachjustiert werden. Eimal sogar während der Fahrt. Feintuning bei voller Geschwindigkeit. Mit dem Einstellknopf und dem Schalthebel.

Das ging und geht bei der mechanischen Campagnolo nicht. Hier muss, ja es muss, ein Profi ans Werk gehen. Erst dann ist Campagnolo eine echte Campagnolo. Auch wenn jeder Schaltvorgang, mindestens doppelt so lange dauert wie bei der SRAM RED eTAP. Die Ergopower Schalthebel brauchen ihre Zeit. Speziell das Hochschalten auf das große Kettenblatt ist im Vergleich zum elektronischen Schalten fast schon eine Turnübung.

 

Der Italiener gibt es zu. Mechanisch schalten, besser gesagt mechanisch Campagnolo schalten, hat seinen Reiz verloren. Das ist nicht leise. Nicht geschmeidig. Nicht so exakt. Und auch nicht so unkompliziert wartungsfrei. Sogar bei Regen und Nässe. Alles dicht. Nicht einmal eine Shimano Di2 kann das. Diese hat der Italiener auch schon unter seiner Fürsoge gehabt und leider umgebracht. Nach einer Wasserschlacht beim Super Giro Dolomiti in Lienz.

Treuer Begleiter auf Rennradreise.

Er wäre nicht der Italiener, wenn er sich so leicht geschlagen geben würde. Sein Patriotismus ist trotz des schmerzhaften SRAM RED eTAP Sinneswandel vorhanden. Seine Hoffnungen liegen bei der EPS. Die elektronische Schaltung von Campagnolo hatte noch nicht das Vergnügen ihn kennenzulernen. Ihre Bekanntschaft ist flüchtig. Nur vom Hörensagen. Vielleicht gibt es ein Rendevouz mit den beiden. Bis dahin heißt es aber die eTAP als treuer begleiter auf Rennradreisen mitzunehmen. Auch wenn er womöglich den Tag vor dem Abend gelobt hat. Denn irgendwo muss in der SRAM RED ja ein Haken sein.

ktrchts

PS: Danke an das Team vom Mountainbiker am See für das Dienstfahrzeug. Zum Langzeittest ist noch zu sagen, dass die beiden Akkus erst einmal neu geladen werden mussten. Durch das Koppeln mit den Garmin Edge1030 kann der Akkustand am Display abgelesen werden. Noch eins: Die zwei Akkus wurden nur bei längerem Transport abgenommen, um das Stystem in den Sleep-Modus zu bringen und die Akkulaufzeit zu verlängern.

Radausfahrten mit ihm. Heikel von Anfang an.

Radausfarhten

Radausfahrten mit ihm beginnen für mich beim ersten Blick aus dem Fenster. Bewegen sich die Äste der Bäume in unserem Garten? In welchen Abschnitten? In welchem Rhythmus? Wie schnell ziehen die Wolken? Dann öffne ich die Terrassentür. Trete hinaus. Prüfe die Lufttemperatur. Händisch. Indem ich mich auf die Zehenspitzen stelle und einen Arm weit nach vorne strecke. Er beobachtet mich dabei. Manchmal lächelt er mild. Fallweise rauft er sich seine imaginären Haare. Gelegentlich sagt er, ich ticke nicht richtig. Ich erkläre ihm dann, dass das normal sei. Dass ich eine ganz normale Frau sei.

Wohin und wie lange. Mehr will ich ja nicht wissen.

Während des Frühstücks checke ich dann die Windrichtung. Mittels Windfinder. Was um alles in der Welt ich mit dieser dämlichen Surferapp wolle, zischt er dann gereizt. Dann beginnt die Routenplanung. Also meine. Wohin fahren wir, frage ich. Er wisse es nicht, seine Antwort. Wie viele Kilometer fahren wir, meine zweite Frage. Das würden wir alles sehen, seine Antwort. Ich solle mich einfach nur aufs Rad setzen und fahren. Und nicht so viele Fragen stellen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt beginnt die Diskussion. Wohin und wie lange. Mehr will ich ja nicht wissen.

Ich erkläre ihm dann, dass es normal sei, Fragen zu stellen. Dass ich mich schließlich im Geiste darauf vorbereiten müsste. Schließlich mache es ja einen Unterschied, ob wir 60km oder 100km fuhren, ob wir viele Höhenmeter machten oder wenige. Für ihn mache das keinen Unterschied. Und ich solle mich nicht so anstellen. Ich solle nicht immer so eine Prinzessin sein. Ich solle die Herausforderung des Ungewissen annehmen.

Radausfahrten.

Geschmäcker sind nicht immer verschieden.

Radausfahrten mit ihm beginnen bei mir.

Spätestens in diesem Moment beschleicht mich der Verdacht, dass er ganz genau weiß, wohin wir fahren. Dass er die Route vermutlich schon am Vorabend geplant hat. Dass er sie vermutlich schon auf seinem Garmin abgespeichert hat. Und dass er mich schlicht und einfach nur ärgern will. Dass er es genießt, kurzzeitig ein bisschen Macht über mich zu haben. Also beende ich die Diskussion. Mit einer letzten Frage. Was ziehst du an?

Natürlich bekomme ich auch darauf nicht die Antwort, die ich mir gewünscht habe. Ich gebe auf. Ringe mit mir. Ich könnte mich auch einfach alleine aufs Rad setzen. Tue ich dann aber doch nicht. Schließlich ist Wochenende. Zeit für Beziehungspflege.

Ich ziehe mich also an. Langsam. So kann ich ein bisschen von ihm abschauen. Seine Hose. Die sommerliche oder die gefütterte? Sein Trikot. Kurz oder lang? Blau, magenta, gelb, grau, weiß oder schwarz? Knielinge? Beinlinge? Ärmlinge? Ganz unauffällig natürlich. Manchmal ziehe ich mich zwischenzeitlich auch um. Ich habe ja genug Auswahl. Und er hat inzwischen nicht nur Zeit, sich zu ärgern, sondern auch gleich mein und sein Rad aus dem Keller zu holen. Und aufzupumpen. Eventuell. Und Trinkflaschen zu befüllen. Unter Umständen. Und vor dem Haus in der Kälte oder in der Sonne auf mich zu warten. Zumindest ein bisschen. Bis ich Prinzessin fertig bin. Ohne mich fährt er ja sowieso nicht weg. Gemeinsam ist es viel spannender.

laktrchs

KEEGO – die quetschbare Trinkflasche aus Titan

quetschbare Trinkflasche

Sie heißt KEEGO und soll die dunkle und schimmlige Welt der Sportflachen revolutionieren. Die erste quetschbare Trinkflasche aus Titan vereint Leichtigkeit (98g) und Hygiene (Metall) auf 0,7 Liter Füllvolumen. Aktuell gibt es leider nur Prototypen. Aber im August soll mit der Serienproduktion gestartartet werden. die ketterechts hat sich schon ein Exemplar gesichert. Bis dahin heißt es noch warten.

Kickstarter Kampagne für die quetschbare Trinkflasche.

Nicht nur das Team um KEEGO Gründer Lukas Angst ist von der Idee begeistert. Wie es aussieht auch die Sportwelt. Im Rahmen der Kickstarter Kampagne, wurde innerhalb kurzer Zeit – nicht einmal 24 Stunden, eine Zielsumme von € 25.000,- locker eingehamst. KEEGO kann damit die Serienproduktion stemmen. Aktuell liegt man sogar bei knapp € 148.000,-.

quetschbare Trinklfasche

98 Gramm, 0,7 Liter Füllvolumen, Titan

Bis 24. April kann man sich noch bei Kickstarter beteiligen. Es gibt hier diverse Crowdfunding-Belohnungen. Die Early-Bird Flasche zum Preis von € 35,- ist leider nicht mehr verfügbar. Wie heißt es so schön. Die Letzten beißen in das schimmlige Plastik.

Wir sagen Danke für diese Innovation.

#ktrchts

ketterechts zu Besuch bei XXL Sports & Outdoor.

XXL Sports & Outdoor

Sie sind neu in Österreich. Auffällig und vor allem mit hohem Werbedruck unterwegs. Keine Woche vergeht ohne Flugblatt. Kein Tag ohne Newsletter. XXL Sports & Outdoor macht sich gerade breit. Die Norweger betreiben aktuell drei Filialen (2x Wien, Donau Zentrum und SCS sowie 1x Linz, PlusCity). Ein paar mehr sollen es noch werden. Dass auch wir Radfahrer bei XXL Sports & Outdoor gut bedient sind, konnte ich im Winter bereits feststellen. Damals habe ich mir den Northwave Raptor Artic um € 149,- gekauft. Wenig später war er sogar für € 129,- erhältlich. Und sonst? Wie schaut das Angebot jetzt kurz vor dem Ausbrechen des Frühlings aus? Lohnt sich ein Besuch beim Newcomer?

XXL ist nicht gleich XXXL.

Die Filiale in der SCS ist kaum zu übersehen. Bereits bei der Hinfahrt erkennt man die großen XXL Lettern am Gebäude neben IKEA. Falls wer auf Möbelsuche ist: XXL ist nicht gleich XXXL. Das eine ist das Sportgeschäft, das andere das Möbelgeschäft. Betritt man den Shop kann man eines nicht übersehen. POS, liebevoll auch Schütten genannt, kreuzen fast jeden Weg in die verschiedenen Abteilungen. Vorzugsweise mit Sportnahrung. Hauptsächlich Powerbar. Die Verlockung ist groß. Mega-Packungen, Vorteils-Packungen, Sondereditionen … man braucht schon eine starke Psyche und einen eisernen Willen, um hier nicht zuzugreifen. Ansonsten wirkt der gesamte Shop echt XXL. Man hat aber nie das Gefühl von Waren erschlagen zu werden.

XXL Sports & Outdoor.

Da kommt kein Weg vorbei.

Die „Radabteilung“ liegt im obersten Stock rechts. Lichtdurchflutet. Und wieder jede Menge Schütten für Wühlmäuse. Sonderangebote hier und dort. An den Wänden meterhohe Regale und saubere Produktpräsenationen. Man hat das Eindruck, die Auswahl sei groß. Beim genauen Hinsehen aber erkannt man, dass zwar die Produktanzahl hoch ist, nicht aber die Produktvielfalt. Ein altes IKEA Konzept. Und ein bewährtes Fachstore-Konzept. Ich erinnere mich an meine Sports Experts Zeiten in Haid. Damals habe ich die Fahrradabteilung (Warengruppe 19!) geleitet.

Neben den vielen Waren schwirren unentwegt auch viele XXL Sports & Outdoor Mitarbeiter herum. Klar zu erkennen an ihrem schnellen Gang. Und an ihrer Bekleidung samt Namensschild. Einige verraten sich ob ihrer Statur gleich als echte Norweger.

XXL Sports & Outdoor – was der alles hat.

Ok. Jetzt hat mich das XXL auch selbst verwirrt. Die Frage, was der alles hat, ist mehr eine Feststellung. Vom anderen XXXL. Aber sie gilt auch ebenda. Meine Neugier will genau hier befriedigt werden. Was haben die Norweger neben einem Hushovd und Kristoff zu bieten? Schnell fallen mir die UVEX Helme auf. Ihre weißen Schachteln mit großer schwarzer Aufschrift passen gut in das Ambiente. Geschätzte 90% der ausgestellten Helme haben ein Visier. Also weiter. Vorbei am Infopoint, wo sich die gesamte Abteilung gerade aufhält. Ich werde freundlich begrüßt. Wahrgenommen bin ich.

Dahinter Castelli Servizio Corsa und Diadora Radbekleidung. Als Befangener halte ich mich hier nur kurz auf. Nicht ohne auf Schnitt und Stoffe zu achten. Betriebsspionage. Ob ich neben den beiden italienischen Marken noch anderes gesehen habe, kann ich jetzt nicht mehr genau sagen. Ich glaube aber, dass noch was von White – der Eigenmarke von XXL Sports an der Wand gehangen hat.

XXL Sports & Outdoor

Radbekleidung von Castelli.

Die Highlights Radschuhe und Räder warten noch. Es geht gleich um die Ecke. Vorbei an Kartonagen. Bin ich im Lager? Nein. Waren müssen wohl erst sortiert werden.

Die Brieftasche darf nicht locker sitzen.

Auch am Schuhregal regiert der Tricolore. Grün, weiß, rot. Northwave und Sidi schmücken die hohen Wände. Bei Sidi ist es sogar ein Top-Modell aus der Wire Serie für € 279,- statt € 350. Northwave gibt sich mit dem Hornet Plus mittelklassischer. Die Größen sind durchsortiert. Ein einzelner Raptor wartet auch noch auf den nächsten Winter.

Es scheint Strategie und Konzept von XXL Sports & Outdoor zu sein, bei der Auswahl des Sortiments nach guten Magneten zu suchen und diese dann preislich sehr attraktiv anzubieten. Nimmt man die immer wiederkehrenden Aktionen, spart man nochmals 10, 20 und sogar 25%. Newsletter anmelden kann von Vorteil sein. Nicht nur den von XXL Sports & Outdoor. Auch meinen.

XXL Sports & Outdoor

Cube Agree Disc.

Bei den Fahrrädern dominieren, wie soll es sonst sein, Mountainbikes. Von Cube, Felt, Ghost, Trek und natürlich White, die Eigenmarke. Von bis. Bei den Rennrädern wird es etwas übersichtlicher. Neben White als Fixstarter neu die Domane Modelle von Trek. Hier gilt es aber auf die Ausstattung zu achten. Das SL5 ist zum Beispiel mit Shimano 105 bestückt und kostet 2.199,-. Disc Rennräder habe ich keine gesehen. Vielleicht sind die noch kartonverpackt.

XXL Sports & Outdoor

Treko Domane.

Wer genau sucht, findet. Zu attraktiven Preisen.

Während ich so unauffällig mit der Kamera durch die Radabteilung schleiche, ertappe ich mich immer wieder, wie ich da und dort zuschlagen möchte. Es sind essenzielle, für den Rennradfahrer lebensnotwendige Dinge, die man beim XXL Sports & Outdoor findet. Continental Drahreifen GP 4000 zB.. Für knapp € 55. Oder den Maxxis Detonator in der 2 + 2 Kombi. Zwar ohne Preis, aber 2 + 2 ist schon ein Schnäppchen. Wer sein Rad auch gerne putzt und pflegt findet hier das Paradies.

Man kann also bei XXL Sports & Outdoor gezielt einkaufen oder einfach nur schauen. Und dann kaufen. Die Brieftasche darf dabei nicht locker sitzen. Wenn man sich mit den dort erhältlichen Marken identifizieren kann, dann ist es ein leichtes Spiel. Die Auswahl ist nicht breit, dafür üppig. Geschätzte 100 SPD Pedalplatten oder nochmals so viele CO2 Patronen, wenn nicht sogar mehr, untermauern diesen Eindruck. Und nicht zu vergessen. Die Powerbar Schütten am Weg. Egal wo

Vor Ort und noch mehr Online.

Besonderes Highlight meines Besuches in der SCS vor Ort waren die Radsocken von Defeet. Weil ich hier so was von schwach geworden bin. Lebensnotwendig – wie bereits beschrieben. Essentiell. Und man kann nie genug Radsocken haben.

XXL Sports & Outdoor

Sockdoping.

Stärke von XXL Sports & Outdoor ist mich Sicherheit auch der Online Shop. Recht unkompliziert und übersichtlich. Man kann sich die Sachen liefern lassen oder im Shop abholen. Etwaige Reklamationen, wie meine beim Raptor Artic, werden nach Vorschrift, aber korrekt abgewickelt.

Mein Fazit. XXL in der Menge. Mit den vielen Aktionen (online), XS bis S im Preis. Schauen und vergleichen lohnt sich.

ktrchts

PS: Es handelt sich hier um einen unentgeltlichen Blogbeitrag. Sie müssen aber nicht mit leeren Händen dastehen. Für alle, die sich bei der Redaktion (also bei mir) melden, gibt es einen von dreißig Gutscheinen im Wert von € 25. Einzulösen bei XXL Sports & Outdoor (online) bis 31.5.2018 ab einem Warenwert von € 100, exkl. Sportelektronik inklusive kostenlosen Versand. Solange der Gutscheinvorrat reicht. Wer zuerst kommt, spart zu erst.

 

Immer spannend. Rennradausfahrten mit ihm.

Rennradausfahrten

Einen Großteil der Zeit verbringen wir gemeinsam auf dem Rad. Rennradausfahrten mit ihm sind schnell. Zumindest meistens. Zumindest für mich. Rennradausfahrten mit ihm verlangen Konzentration. Zumindest von mir. Die Ausfahrten mit ihm reduzieren meine Sinne auf das Überlebensnotwendige. Treten. Bremsen. Loch ausweichen. Treten. Bremsen. Kanaldeckel. Treten. Abbiegen. Treten. Bremsen. Kurve. Treten. Trinken. Treten. Essen. Treten.

Jede Ausfahrt eine Rennradreise.

Ich folge ihm blindlings überallhin. Ich bin ihm ausgeliefert. Weil ich nichts anderes sehe als sein Hinterrad. Und sein Hinterteil. Wo sind wir eigentlich grade, frage ich dann. Meistens ins Leere. Weil aus den Stöpseln in seinen Ohren Musik klingt. Wo wir denn gerade seien, schreie ich dann. Keine Antwort. Seine Musik zu laut. Egal. Ich trete weiter. Berühigend ist, wie er sich immer wieder nach mir umschaut.

Er, der Italiener, kennt mittlerweile jeden Weg, jede Abzweigung in meiner Heimat. Aber er hört mich nicht immer. Zum Reden kommen wir in den Pausen. Wenn es welche gibt. Im Sommer gibt es mehr als im Winter. Im Sommer reden wir deshalb auch mehr. Manchmal sogar bei Kuchen und Kaffee.

Rennradausfahrten

Sein Training und mein Nachfahren.

Meine Rennradausfahrten ins Blaue.

Ausfahrten mit ihm machen mich besser. Die Ausfahrten mit ihm machen mich schneller. Seine Ausfahren mit mir lassen mich oft den Rausch der Geschwindigkeit erleben. Rennradausfahrten mit ihm bedeuten ein All-inclusive-Service bei etwaigen Reifenproblemen. Alle Ausfahrten mit ihm geben mir nicht zuletzt deshalb ein Gefühl von Sicherheit.

Aber manchmal fahre ich auch gern allein. Reduziert auf zwei Räder und zwei Beine gelange ich überall hin. Zumindest fast. Ich erklimme Hügel, ich klettere auf Berge, ich nehme Wege, die ich zuvor noch nicht genommen habe. Ich finde Plätze, die mir bis jetzt verborgen waren. Und ich sehe anders . Weil ich etwas sehe.

Bekannte Strecken werden so plötzlich zu unbekannten. Ich sehe das Marterl am Straßenrand, die Störche, die durch die Felder staksen, die Grenzsteine, die Geschichte erzählen, das aufgelassene Kaufhaus im Ort, den Kaugummiautomaten vor dem Gemeindeamt. Rieche den Duft von frisch gebackenen Schnitzerln sonntagmittags und sehe die alten Frauen mit ihren bunten Kopftüchern auf den Bänken vor ihrem Haus. Ich sehe die zweisprachigen Ortstafeln und versuche mir die Namen einzuprägen. Ich sehe den See, der mich jedes Mal in einem anderen Blau willkommen heißt.

Rennradausfahrten

Der Italiener und ich.

Ich bewege mich in einem Radius von 70 Kilometern. Es ist meine Heimat und trotzdem ist sie mir manchmal so fremd. Ich lerne sie neu kennen. Nehme sie wahr wie eine Reisende und denke mir Geschichten dazu aus. Wenn ich alleine fahre, habe ich nämlich Zeit. Für die Landschaft. Für die Plätze. Dann fahre ich so langsam, wie ich will. Es gibt kein Hinterrad, an dem ich kleben muss. Ich bleibe stehen, wann ich will. Dann sauge ich den Moment ein.

Ich habe mich schon in einigen Sportarten versucht. Spaß gemacht haben die meisten. Aber dieses Gefühl, das in meinem Innersten entsteht, wenn ich Rad fahre, ist noch nie sonst dagewesen. Vielleicht ist es die Kombination. Aus Anstrengung und Genuss, aus Höhen und Tiefen. Für den Schweiß und den Fahrtwind. Langsam und schnell. Gegen den Wind und in der Stille. In der Sonne und unter den Wolken. Aus Abenteuer und Sicherheit.

Mein Spaß am Rennradfahren.

Möglicherweise ist es der Duft. Der Duft nach blühendem Raps und Flieder im Frühling, nach See und frisch gedroschenem Getreide im Sommer, nach feuchter Erde und Moos im Herbst, nach Rauch, der im Winter aus den Schornsteinen steigt.

Auf jeden Fall ist es ein Gefühl von Freiheit. Für mich. Und manchmal flutet es meinen ganzen Körper. Es gibt diese und jene Ausfahrten. Beide sind gut. Anders. Beide Rennradausfahrten machen glücklich. Deshalb verreise ich auch gerne mit ihm. Und allein.

la ketterechts

Kalte Füße – la ketterechts und die Angst vor dem Winter.

Kalte Füße

La ketterechts hat den Winter überlebt. Den ersten. Den weniger strengen. Denn aktuell ist es kälter als zu Weihnachten und im Jänner. Eigentlich kälter als den ganzen Winter zusammen. Kurz vor Frühlingsbeginn zeigt sich Väterchen Frost noch einmal von seiner ungemütlichen Seite. Kalte Füße sind immer noch nicht auszuschließen. Ihre zarten Füße. Die Eisprinzessin am Rennrad will in den Süden. Dabei hat sie sich in den letzten Monaten mehr als tapfer geschlagen und ihre Angst vor dem Winter überwunden. Für den Italiener kein unwesentlicher Teilerfolg. Teilerfolg, der ihn ein klein bisschen stolz macht.

Radfahren in einer anderen Liga. Der Winterliga.

Eigentlich wollte la ketterechts gar nicht mitfahren. Bei der Winterliga. Eine vom Radsporttreff initiierte Challenge. Im Hochwinter ganze sechs Wochen lang möglichst viele Kilometer und Höhenmeter abzustrampeln. Idealerweise Outdoor. Egal wie und egal wo. Hauptsache weit und hoch. Eigentlich. Denn eigentlich ist bei la ketterechts einmal so und dann wieder anders. Also hat sie sich zuerst angemeldet, um gleich nach der ersten Ausfahrt Anfang Dezember ihr Vorhaben samt Rad an den Nagel zu hängen. Zu kalt. Viel zu nass. Und dazu noch ungemütlich. Und die anderen sind irgendwo auf Gran Canaria. Das ist gemein und nicht fair. Helm schütteln beim Italiener. Weil Regeln sind Regeln und eigentlich geht es um die goldene Ananas.

Der Tag danach – la ketterechts hatte wieder ihre Standard-Durchblutung, ging es erst richtig los. Ja. Nein. Vielleicht ja. Eventuell nein. Vor und nach dem Blick aus dem Fenster und dem obligaten Gang auf die Terasse. Fror der ausgestreckte Finger nicht ein, standen die Chancen gut, dass sie aufs Rad steigen würde.

Kalte Füße

Radfahren im Winter

Kalte Füße sind ein Zeichen von starkem Willen.

Vor jeder Ausfahrt galt es viele Fragen zu klären. Allen voran die Frage der richtigen Bekleidung. Der Winter Bekleidung. Der Shop des Italieners war ihr Kleiderkasten, aus dem sich la ketterechts bedienen durfte. Rennradbekleidung direkt frei Haus. Ein Luxus. Und ein Gradmesser. Ist ihr warm, dann passt die Qualität. Und es war ihr warm. Warm genug, um den Winter durchzufahren. Nach zögerlichem Beginn steigerte sich la ketterechts enorm. Am Ende war es Platz zwei bei den Damen in der Gesamtwertung der Winterliga. Bis dahin viele Wochen Diskussion. Ganz genau. Ja. Nein. Vielleicht ja. Eventuell nein. Wohin. Wie lange. Und ab da noch weitere Wochen Diskussion. Bis heute. Rennrad oder Crosser. Merino Handschuhe oder Windstopper. „Ich will maximal 50 km fahren“ sagte sie immer. Und dann waren es immer mehr. Einmal sogar knapp 120 km. Rund um den Neusiedler Seel. Trotz kalter Füße.

Der Ehrgeiz hatte sie gepackt. Was der Italiener nie für möglich gehalten hätte. La ketterechts fuhr sogar bei Regen. Freiwillig. Nicht ganz. Seine Wahl der Route war Schuld. Und sie sein Passagier. Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Wasser von oben und von unten. Sicht null. Sie hatte keine Wahl und musste ihm folgen. Tiefgefroren. Am Ende der Tour durfte der Italiener sie von Helm, Brillen, Radjacke und Radschuhe befreien. Sie konnte nicht. Kalte Füße sind ein Zeichen von starkem Willen.

Kalte Füße

Outdoor statt Zwift.

Radfahren im Winter macht Spass.

Der Winter hat Spuren hinterlassen. Bleibende Eindrücke an der Radbkleidung und an den Rädern selber. Spürbare und spülbare Flecken vom Kopf bis zu den Zehen. Schmutzige Erinnerungen, die sich in einem Kübel mit heißem Wasser aufgelöst haben. Die Waschmaschine im Dauereinsatz, der Teekocher zur Reanimation stets bereit. Die Couch als Belohnung und die Decke als Unterschlupf. Radfahren im Winter macht Spass.

Jetzt muss la ketterechts nur noch das letzte Aufbäumen des Winters überstehen. Dann kommt ihre Zeit. Die Zeit, wo die Frage der richtigen Rennradbekleidung noch komplexer wird. Es gibt in seinem Shop und in ihrem Kleiderkasten so viele schöne Trikots und Hosen.

ktrchts

PS: Über ihre Winterliga und ihre Strava-Analysen der Mitfahrerinnen wird es noch einen gesonderten Beitrag geben.

Eisprinzessin am Rennrad. Warum frieren schön sein kann.

Eisprinzessin am Rennrad.

Nasskalt. Die Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt. Unendliche pannonische Weiten eingehüllt in Nebelschleier, die Bäume, Weingärten und Dorfsilhouetten umarmen. In der Ferne ein neongelber Punkt. Vorne. Das ist er. Und ein neonrosa Punkt. Hinten. Das bin ich. Eisprinzessin am Rennrad. Auf unseren Rennrädern rollen wir durch die winterliche Landschaft. Wir haben den gemütlichen Platz auf der Couch neben dem Ofen aufgegeben. Er freiwillig. Ich weniger. Seine Überredungskünste sind groß. Und manchmal zugegebenermaßen gut.

Radbekleidung macht eine Winter-Rennradfahrerin.

War schon das Rennradfahren im Sommer anfangs eine große Herausforderung für mich gewesen, so konnte ich dem Rennradfahren im Winter gedanklich gar nichts abgewinnen. Noch weniger konnte ich mir allerdings vorstellen, in meinem Wohnzimmer indoor Trainingskilometer abzuspulen. Dazu bin ich viel zu sehr Frischluftfanatikerin und Naturliebhaberin. Wenn ich mich draußen bewege, habe ich das Gefühl, dass mein Tun über den reinen Sport hinausgeht. Ich nehme wahr. Mit meinen Sinnen. Ich komme zu mir. Mein Kopf wird frei.

Also ließ ich mich von ihm einkleiden. Überschuhe, Handschuhe, Haube, Winterhose, Winterjacke. Sein Glück und mein Glück, dass er zufällig in puncto Radbekleidung an der Quelle saß. Und sitzt.

Eisprinzessin am Rennrad

Durch die Kälte.

Dermaßen gut ausgerüstet startete ich also motiviert meine Karriere als Winterradfahrerin. Die ersten kalten Novembertage zeigten mir jedoch rasch, dass die Ausrüstung noch so gut sein konnte, meine Finger und Zehen aber immer frieren würden. Trotz zusätzlicher Wärmekissen. Zumindest zu Beginn jeder Ausfahrt.

Wie ich zur Eisprinzessin am Rennrad wurde.

Wenn ich mich dann lange genug bewegt habe und der Körper warm ist, werden schließlich auch Finger und Zehen warm. Und bleiben dann warm. Meistens. Zumindest wenn die Sonne scheint. Zumindest so lange ich mich anstrenge. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber im Winter fahre ich aus diesem Grund richtig gerne bergauf. Am liebsten würde ich ewig bergauf fahren und mich dann oben von einem Taxi abholen lassen.

Denn Abfahrten und weniger bewegungsintensive Phasen verändern die Lage abrupt. Lange Abfahrten im Winter bringen mich regelmäßig an meine Grenzen. Manchmal sind meine Finger dann so klamm, dass ich kaum mehr schalten kann. Und mein Gesicht ist so unbeweglich, dass ich nicht einmal mehr Grimassen schneiden kann, die meiner Verzweiflung gerecht werden.

Eisprinzessin im Winter

Wo der Schnee auch ein Wille.

In solch einer Situation bietet er mir dann immer seine Handschuhe an, von denen er denkt, dass sie besser seien. Ich lehne dann immer dankend ab. Einerseits weil ich nicht auch noch meine Handschuhe in der Kälte wechseln möchte. Und andererseits gefallen mir seine neongelben nicht. Sie passen schlicht und einfach nicht zu meinem Outfit. Schönheit muss offenbar wirklich leiden.

Wo der Schnee, auch ein Wille. Sein Wille.

In dieser Situation erzählt er mir dann auch immer von seinen unzähligen Ötzi-Regen-Erlebnissen. Er ist stets sehr darum bemüht, mir glaubhaft zu vermitteln, dass auch er schon gefroren habe. Dass auch seine Finger schon klamm gewesen seien. Und dass er mich ausnahmsweise wirklich verstehe. Dein Körper muss sich daran gewöhnen, sagt er dann.

Und er hat vermutlich recht. Zumindest ein bisschen. In diesem Winter bin ich sehr viele Kilometer gefahren. Teils auf dem Rennrad. Teils auf dem Crossbike. Ich war kein einziges Mal krank. Nicht einmal ein kleiner Schnupfen hat mich besucht.

Eisprinzessin im Winter

Bergfarhen ist Warmfahren.

Natürlich hatte ich nicht immer Lust. Natürlich hat er mich dann motiviert. Oder die Winterliga des Radsporttreffs, bei der jeder gefahrene Kilometer und Höhenmeter gezählt haben. Die meisten Ausfahrten haben Spaß gemacht. Anderen Spaß als im Sommer, aber Spaß. Manche Ausfahrten haben weh getan. Manchmal auch erst danach unter der heißen Dusche. Wenn eingefrorene Gliedmaßen wieder zum Leben erwacht sind.

Und dennoch. Dieses Gefühl, das entsteht, wenn man nach einer Ausfahrt im Winter mit müden Gliedern zugedeckt bis zur Nasenspitze auf der Couch neben dem Ofen sitzt, heißen Tee trinkt und über den Buchrand hinweg den Blick durch das Grau hinter der Fensterscheibe schweifen lässt, ist unbeschreiblich. Und dieses Gefühl alleine ist es mir wert, im Winter draußen zu radeln. Als Eisprinzessin am Rennrad. Denn SommersportlerInnen werden im Winter geformt. Hat er gesagt.

laktrchts

Der Italiener und der richtige Sattel. Ihr Sattel.

Der richtige Sattel

Der Italiener würde nichts von Damensättel verstehen. Das hat sie gesagt. Und sie hatte Recht. Denn der Italiener war bis dahin noch nie mit einem Damensattel unterwegs gewesen. Bis dahin. Jetzt sieht es ganz anders aus. Nun versteht der Italiener mehr von Damensättel. Weil er ihren Sattel gefahren ist. Eigentlich fahren musste. Nicht freiwillig. Bedingt durch einen akuten Mangel an fahrbarem Untersatz – seiner Untersätze, ist er nämlich gezwungen worden, mit ihrem Merida Crossbike Vorlieb zu nehmen. Ein paar 100 km danach weiß er, dass ihr Damensattel auch der richtige Sattel für ihn sein könnte.

Vorne kürzer. Hinten breiter. So liebt es der Italiener.

Sie fährt den Bontrager Ajna. In der für sie geeigneten Breite. Sie schwört darauf. Ausgemessen. Gefahren. Und für gut empfunden. Er hingegen fuhr bis dato alles, was so Rang und Namen hat. Vor allem den als most getarnten Selle Italia Catopuma. Der hat schon ein paar Jahre und ein paar Gaffa Tapes auf dem Buckel. Zwischendurch ein paar misslungene Tests mit Chinaimporten. Genau. Diese Plastiksättel in Carbonverkleidung. Sein neues Dienstfahrzeug ist mit einem „Body Geometry Toupé Expert Gel, Adaptive Edge design, hollow titanium rails, 143mm“ Dingsda ausgestattet. Das revitalisierte Norco Threshold mit einem blind erworbenen, fabric Sattel. Es war der einzige in schwarz orange. Das wars.

Der richtige Sattel

Doppelt gesattelt.

Als es darum ging, ihren Crosser für ihn fahrbereit zu machen, hat der Italiener das Thema Sattel einfach ausgeklammert. Erstens war keine Alternative da, und zweitens ist er der Meinung, von Natur aus mit einem Universalgesäß ausgestattet worden zu sein. Nur die Sattelhöhe und die Höhe des Vorbaus wurden eingestellt. Damit es rasch losgehen konnte. Nicht eine, nicht zwei, nein, gleich mehrere Ausfahrten wurden mit ihrem Rad und ihrem Sattel gemacht. Ohne nennenswerte und spürbare Probleme. Warum? Ganz einfach. So ein Damensattel – der Bontrager Ajna im Speziellen, ist gar nicht einmal männerfeindlich konzipiert. Vorne kürzer und hinten breiter. Das hat der Italiener sofort geliebt.

Der richtige Sattel ist eine Glaubensfrage.

Die kürzere Spitze und das breitere Ende haben es dem Italiener ermöglicht, am Crosser eine Position einzunehmen, die normalerweise Triathleten so schätzen. Mit seinem Schwerpunkt vor dem Tretlager. Das mag er. Damit kommt der Druck aufs Pedal von vorne. Nach hinten drückend. Seine Ironman Vergangenheit hatte ihn somit eingeholt. Ohne Schmerzen. Ohne Taubheitsgefühl. Der richtige Sattel ist eine Glaubensfrage. Und ein Damensattel ist nicht zwingend ein Sattel für Damen.

ktrchts