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Rennradurlaub in den Dolomiten – besondere Emotionen.

Rennradurlaub in den Dolomiten

Wir haben es wieder getan und sind verreist. Dieses Mal in die Dolomiten. Sieben Tage imposante Kulissen und atemberaubende Felsformationen. Dazu ein Pass nach dem anderen und unzählige Kehren nach oben und nach unten. Dazwischen Apfelstrudel, Espresso, Cappuccino, Knödel in den Variationen Käse, Spinat, Speck und rote Rübe, gegrillte Steinpilze, Pizza und viel Schüttelbrot. Unser Rennradurlaub in den Dolomiten hat sportlich wie auch kulinarisch die hohen Erwartungen übertroffen. Zudem war er für mich eine Reise in die Jugendzeit. „Vecchi tempi“ oder „tempi passati“ würde man sagen. Besondere Emotionen mit besonderen Menschen.

Rennradfahren in den Dolomiten

Mit dem Rennrad die Dolomiten entdecken.

Eigentlich hätte es ja Bormio werden sollen. Kurzfristig sind es die Dolomiten geworden. Das UNESCO Weltkulturerbe ist somit für einige Teilnehmer’innen der ketterechts Rennradreise auf der Bucket List abgehackt. Voraussichtlich nicht zum letzten Mal. Auf den Pässen rund um Sella, Langkofelgruppe, Peitlerkofel, Marmolada, Civetta, Lagazuoi & Co herrscht Suchtgefahr. Auch weil das Gebiet so riesig ist. So schnell kann man gar nicht radeln. Wer sich auf die Dolomiten einlässt, kommt schnell vom Hundertsten ins Tausendste. Man könnte ja noch dies und jenes mitnehmen oder das eine umfahren. Es wären ja nur ein paar Höhenmeter mehr. Wer hier aufgewachsen ist, der kennt viele Winkel und beherrscht die Distanzen samt Höhenmeter im Schlaf. Da braucht es keinen Garmin. Ich bin hier aufgewachsen. Ohne Garmin.

Als Ausgangspunkt und somit Base-Camp eignen sich viel Ortschaften. Oft ist die Wahl der Unterkunft eine Frage des Budgets und der Add-Ons. Natürlich auch der Verfügbarkeit. Im August ist hier Italo-Hochsaison. Da ziehen die Preise in den Hotspots wie Corvara deutlich an. Wer drei Sterne plus residieren will, der braucht eine dicke Brieftasche. Wir haben uns für Badia/Predraces entschieden. Kein Luxushotel. Aber dafür eine feine ***Pension mit fast angrenzender Pasticceria im Zentrum von St. Leonhard. Badia ist ein guter Ausgangspunkt talauswärts (Würzjoch, Furkelpass, Bruneck, Pustertal), taleinwärts geradeaus (Corvara, Sellarunde …) und taleinwärts links (Valparola, Falzarego, Cortina, Giau …). Perfekt für den Rennradurlaub in den Dolomiten.

Alpenpässe und Dolomiten mit dem Rennrad

Rennrad-Achterbahn mit vielen Kehren.

Das Schöne in den Dolomiten ist die Möglichkeit, die Anstiege und die Ziele täglich variieren zu können. Sogar stündlich. Was wir auch getan haben. Wetterbedingt, kräftebedingt, und launebedingt. Meistens geht es 10 km bergauf und dann 10 km bergab. Das ganze wiederholt sich mehrmals. So oft man will. So oft man kann. Wer nicht mehr muss, kann umdrehen oder abkürzen. Höhenmeter kommen so oder so einige zusammen. Bis auf ein paar Ausnahmen, alle auf moderaten einstelligen Anstiegen. Die Ausnahmen? Passo Fedaia von Rocca Pietore/Malga Ciapela aus, der Passo Giau von Selva di Cadore, das Würzjoch von St. Martin/Thurn oder St. Peter/Villnöss, der Furkelpass von St. Vigil und etwas weiter weg die Drei Zinnen (Rifugio Auronzo) vom Lago di Misurina aus. Diese Auflistung ist nicht vollständig. Die Dolomitenpässe sind eine unendlich lange Achterbahn mit vielen Kehren.

Es gibt in den Dolomiten Klassiker. Grödnerjoch, Sellajoch, Pordoijoch und Campolongo. Und es gibt Pässe, welche das Potenzial zum Klassiker haben. Alle hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Aufgeteilt auf zwei Regionen und drei Provinzen reichen die Dolomiten weit in den Süden bis zum Monte Grappa. Man bräuchte Zeit. Viel Zeit, um alle möglichen Pässe zu fahren und das gesamte Angebot in Anspruch zu nehmen.

Mit breiter Brust gegen breite Autos.

Die Dolomiten sind einzigartig. Ihre Geschichte faszinierend und gleichzeitig tragisch. Entstanden vor 250 Millionen Jahren sind sie heute eine Attraktion für viele. Auch für Autofahrer und Motorradfahrer. Und egal, wie breit die Dolomitenstraßen auch sind: Busse und SUV sind breiter.  Schade, dass dann immer nur ein paar schwarze Schafe das Erlebnis Rennradurlaub in den Dolomiten trügen. Wild hupende Italiener auch. Der Ordnung halber sei erwähnt, dass es auch unter Rennradfahrern dunkelschwarze Schafte gibt. Denn wer in einer Kehre bergab durch Autos schlängelt und diese dann innen rechts überholt, hat entweder zu viel Testosteron oder zu wenig Hirn.

Man muss in den Dolomiten mit breiter Brust gegen breite Autos und Busse antreten und manchmal auch den sicheren Weg vom Rad wählen. Wenn ein öffentlicher Bus des Südtiroler Autobusdienstes (SAD) bergauf ein Überholmanöver startet, obwohl im Gegenverkehr gerade ein Kollege bergab fährt, wird es auf gleicher Höhe eng. Bus 1 bergwärts, Bus 2 talwärts und ein Rennrad sind wohl ein Rennrad oder ein Bus zu viel. So ist ein Sprung ins Bankett und ins Gras der sicherste Weg, eine solche Situation zu überleben, wenn ein Bus immer breiter wird, um den anderen Bus seine Rückspiegel zu retten. Ganz nebenbei, hat natürlich keiner was bemerkt. Ein offizielles Protestschreiben verläuft dann logischerweise im Sand. Bürokratische Mühlen mahlen langsam und Eier haben ist heutzutage keine Tugend mehr.

Dolomitenflair spüren. Natur, Kitsch und Tracht.

Die Dolomiten versprühen ein besonderes Flair. Natur, Kitsch und Tracht  begleiten dich hier auf jeden Tritt. Eine Naturarena, welche ihresgleichen sucht. Hier verschmelzen Tradition und Moderne zu einem einzigartigen Ganzen und einem Farbenspiel der Gegensätze. Alles wird hier perfekt in Szene gesetzt. Vieles ist von Natur aus gegeben, den Rest hat man gekonnt und klug dazugesellt.

Deshalb darf man die Dolomiten mit dem Rennrad nicht einfach nur so bereisen. Die Dolomiten verpflichten. Man muss sich mit Ihnen beschäftigen. Zeit dazu hätte man. Weil hier großartiges geleistet worden ist. Nicht nur im Straßenbau. Die Erschließung geht weit über die vielen Pässe hinaus und reicht bis auf fast jeden Gipfel. Wanderer, Kletterer, Luftschnapper, Ausflügler … hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Mit Maß und scharf an der Grenze des Übermaßes. Manche Eingriffe in die Natur wären aber nicht notwendig. Auch muss nicht jeder Gipfel mit einer Seilbahn erreichbar sein.

Mit dem Berg und nicht gegen den Berg. Das ist der Dolomiten-Walzer.

Als die Rennradreise noch in Planung war, zeigte sich schon das Dilemma der Dolomiten. Innerhalb kürzester Zeit waren ganze 17 Routen geplant. Für eine Woche Rennradurlaub einige zu viel. Der Verzicht ist also die größte Herausforderung, welche man sich als Rennradfahrer*in in den Dolomiten stellen muss. Das gezielte Auswählen eine Überwindung. Einmal in Fahrt aber geniest man jeden Höhenmeter umso mehr. Denn die Dolomitenpässe haben eine ganz besondere Eigenschaft. Sie haben die sanftesten Kehren im gesamten Alpenraum. Teilweise geht es in den Kehren sogar leicht bergab. So bekommt man Zeit sich zu erholen und Tempo aufzubauen. Das Bergauffahren wird zu einem Spiel der Kräfte. Ein schwungvoller Tanz nach oben. Mit dem Berg und nicht gegen den Berg. Das ist der Dolomiten-Walzer. 

Rennradurlaub in den Dolomiten ist praktisch. Man sieht viel, man erlebt viel und man lernt viel dazu. Das Ansteuern, Anbremsen und Antreten zum Beispiel. Bergab in den Kehren. Links, rechts und nochmals links und rechts. Ist die Straße frei und die nächste Kurve einsehbar, dann … natürlich immer schön nach der StVO. Das ist der Dolomiten-Swing.

Dolomitenpässe mit dem Rennrad entdecken

Das Dolomiten-Büffet. Aufruf zur Selbstbedienung.

Das riesige Dolomiten-Büffet war eröffnet. Wir haben uns reichlich selbst bedient. Einige Leckerbissen haben wir öfters geholt. So wie das Würzjoch, welches ganze viermal am Menüplan gestanden ist. Die würzige Variante von St. Martin in Thurn hinauf, die mehrgängige und schwer verdauliche Variante vom Villnössertal über St. Peter empor sowie die kalorienarme Route über Brixen und St. Andrä entlang. Alle Routen können natürlich via STRAVA abgerufen und heruntergeladen werden. Als Aperitif und Vorspeise empfehlen sich diverse Zu- und Anfahrten. Interessant die Rampenanfahrt von St. Ulrich hinauf Lajen und dann der Sturzflug über Gufidaun Richtung Villnössertal.

Zu den Dolomiten muss man eine Beziehung aufbauen. Sie sind kein One-Night-Stand. Wer ihnen einmal verfällt, der wird die Räder nicht mehr davon lassen können. Auch wenn es schwer ist, sich diesen Harem zu erhalten. Deshalb kommen wir wieder. Nächstes Jahr. dieKetterechts Rennradreise in die Dolomiten findet 2021 Mitte/Ende Juli statt. Um den genauen Termin nicht zu verpassen, einfach Newsletter anmelden. ⬇️

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Tipps für den Rennradurlaub in den Dolomiten.

Pastry Hotel Pineta in Rocca Pietore (beste süße Belohnungen)
Restaurant, Pizzeria La Tor in Stern (schnell und gut)
Villa Mayr Rooms & Suites in Vahrn (Essen und Übernachten)
Edelweißhütte Würzjoch (bestes Ködeltris)
Hotel de la Poste Cortina (decadentes Cortina Millionärsflair)
Hotel Kabis St. Peter Villnöss (traumhafte Terrasse mit Blick auf die Villnösser Geisler)
Cafè Corso St. Ulrich (Espresso Kick mit Aussicht)

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Rennradfahren. Mannschaftsport für Egoisten.

Rennradfahren

Meine innere Stimme warnte mich. Sie sprach mit mir. Sie wollte nicht, dass ich diesen Beitrag veröffentliche. Das wäre ein Dolchstoß, hat sie zuerst geflüstert und dann laut geschrien. Kein Mensch auf der Welt würde sich so freiwillig ins Abseits stellen. Niemand kritisiert die eigene Familie und zeigt mit dem Zeigefinger. Es half aber nichts. Rennradfahren, der Mannschaftssport für Egoisten wollte und musste den Weg in die Öffentlichkeit finden. Vielleicht hilft der Passus, dass Personen und Handlungen rein fiktiv sind und jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Radfahrer rein zufällig ist. Hoffen wir deshalb auf mildernde Umstände.

Verkettung falscher Tatsachenbehauptungen.

Rennradfahren ist ein Mannschaftssport für Egoisten. Ob man will oder nicht. Das erlebe ich gerne und regelmäßig. Jede Ausfahrt ist dabei ein Workshop in angewandter Psychologie. Die Erkenntnisse aus verschiedenen Gruppenausfahrten haben das Potenzial dazu, ein Bachelor-Studium zu ersetzen. Mit Schwerpunkt Sozialpsychologie. „Wir“ heißt in der Gruppe schnell „ich nicht“. „Wir könnten“ noch schneller „du musst“ und rasch wird aus vermeintlicher Homogenität ein heterogener Kampf ums Überleben. Wenn Egoisten das Gemeinsame übernehmen, dann geht es um Hackordnung und Charles Darwin ist nicht mehr weit. Versucht sich hingegen der Altruist zu behaupten, bleibt es meistens beim Versuch. Leider bleibt der Selbstlose trostlos zurück. Die logische Konsequenz ist die physische wie psychische Teilung und Spaltung. Besonders am Berg. Kitten und Vereinen ist dann nur dem Master of Science vorbehalten. Viele Versuche hat er nicht. Wer den Anschluss verliert, gibt seine Persönlichkeitsrechte auf.

Rennradfahren
Symbolbild einer Gruppenausfahrt.

Wer den Anschluss verliert, gibt seine Persönlichkeitsrechte auf.

Gruppenausfahrten sind keine Rennen. Doch werden sie gerne dazu missbraucht. Der Gruppe individuelle Trainingspläne zu indoktrinieren ist ein weit verbreitetes Hobby. Floskeln wie „ab jetzt locker“ sind nur zynische Botschaften und spitze Giftpfeile. Jeder Trost und jede Aufmunterung sind in Wahrheit eine Aufforderung, nicht länger zu jammern und bitte endlich in die Pedale zu treten. Der Klügere gibt nicht nach, es ist der Schwächere, der aufgibt.

Dort wo Unterschiede zusammenkommen, werden diese Abstände größer. Der Kompromiss in der Mitte ist schwer zu finden, wenn vorne die Post abgeht und hinten die Beine schwer werden. Langsamer und rücksichtsvoller zu fahren ist wesentlich einfacher, als schneller zu werden. Das eine kann man, das andere würde man. Während jeder auf den anderen hofft, klafft man auseinander. Auseinanderleben und auseinander radeln. Das ist ganz alleine in der Gruppe fahren.

Rennrad fahren
Symbolbild einer feinen Gruppenausfahrt.

Ganz allein in der Gruppe fahren.

Vieles ist oft so, weil es so ist. Warum aber? Die Suche nach den Beweggründen würde den Rahmen sprengen. Einzelne Beispiele untermauern aber mein Empfinden. Dem Egoisten ist die Gruppe ein Dorn im Auge und ein Keil in den Speichen. Ich frage mich, was daran falsch sein kann, sich in den Dienst der Anderen zu stellen? Das Miteinander zu fördern und auch herauszufordern. Die Harmonie liegt dort, wo der Kompromiss beginnt und das gemeinsame Bier am besten schmeckt. Das Wir-Gefühl entsteht erst im Scheinwerfer des Ichs. Rennradfahren darf abseits des Trainings und des Wettkampfes gerne ein Zueinander und Miteinander sein. Der gemeinsame Weg ist das Ziel. Nicht der schnellste. Die Herausforderung liegt darin, gemeinsam anzukommen und nicht vor allen anderen. Das ist mein Zugang und mein Spirit.

Vielleicht sind genau deshalb diese Zeilen gut. Sie werden mir helfen, mich wieder auf das Wesentliche zu besinnen. Denn leider steckt auch in mir ein radelnder Egoist.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Eine lange Rennradreise rund um Eisenstadt.

Rennradreise rund um Eisenstadt

Eisenstadt ist nicht wirklich groß. Die burgenländische Landeshauptstadt misst gerade einmal 42,91 km2. Einmal rundherum wäre für ambitionierte Rennradfahrer*innen keine wirkliche Herausforderung. Die Idee einer Ketterechts-Rennradreise rund um Eisenstadt war aber trotzdem zu reizvoll, um sie nicht zu planen und umzusetzen. Als Ersatz für die verflogene Fahrt ans Meer nach Triest. Auswandern war die logische Konsequenz. In die benachbarten Bundesländer Niederösterreich, die Steiermark, Kärnten und natürlich das Burgenland selbst. Rund um Eisenstadt war ein ebenbürtiger Ersatz. 590 Kilometer und 6.400 Höhenmeter wurden in vier Tagen von 10 Teilnehmer*innen bei Kaiserwetter mit Bravour gemeistert. Jetzt, eine Woche später kommen die Erinnerungen wieder so richtig hoch.

Rennradfahren im Burgenland

Rennradurlaub mit Genussfaktor.

Eisenstadt, Bruck an der Mur, Wolfsberg, Güssing und wieder Eisenstadt. Die Eckpfeiler der Rennradreise rund um Eisenstadt waren Geheimtipps und wurden schlau miteinander verbunden. Bedingt durch den Feiertag und den noch überschaubaren Touristenansturm, waren viele Straßen wie für uns reserviert. Von den Adlitzgräben, dem Mürztal und Murtal, dem Stübingtal, dem Teigitschgraben, der Pack, der Weinebene, der Südoststeiermark, den Süd- und Mittelburgenland, dem Eisenberg, dem Geschriebenstein bis zum und über den Sieggrabner Sattel zurück ins Nordburgenland. Kaum bekannte oder berühmt klingende Namen, dafür umso schönere Flecken Erde. Romantisch, teils abgeschieden, urig, bergig, hügelig und wellig. Urlaub machen und Rennrad fahren. Das Leben kann so viel bieten.

Rennradfahren über die Pacj

Wenn die Teilnehmer*innen an nichts anderes denken dürfen, als an das Rennrad fahren und an das gute Essen, dabei die Landschaft in vollen Atemzügen genießen können, dann ist das ein ganz besonderer Luxus. Rennradreisen mit ketterechts sind organisierter Rennradurlaub mit hohem Genussfaktor.  Übrigens anspruchsvollem und sportlichem Genussfaktor.

Mach Urlaub. Fahr Rennrad.

Das Schöne an einer Rennradreise ist die Zeit. Zeit, die man hat und Zeit, die man sich gibt und geben darf. Das einzige was zählt, ist rechtzeitig zum Abendessen im nächsten Hotel zu sein. Sonst gibt es keine Verpflichtungen. Urlaub machen und Rennrad fahren. Kaffeepausen inklusive. Sicher und mit einem schönen reservierten Platz im Windschatten. Gemeinsam an die Grenzen gehen und diese ausloten. Sich selbst und andere kennenlernen. Den Horizont erweitern und Platz schaffen für Neues. Ein gemeinsamer Sport verbindet, eine gemeinsame Herausforderung festigt diese Verbindung. Außerdem sind Rennradreisen keine Rennen. Sie sind kulinarische, kulturelle und geografische Aus- und Weiterentwicklungen. Lernen fürs Leben und lernen vom Leben.

Zwischen Eisenstadt und Eisenstadt hatten wir viele Zwischenetappen. Außerdem auch viele kleine und große Herausforderungen, die wir gemeinsam gemeistert haben. Das reicht vom kurzfristigen Akkuaufladen fünf nach zwölf bis zum fliegenden Schuhwechsel. Nebenbei haben wir Zimmerschlüssel durch die Gegend gefahren und gelernt, dass jene, die meinen Newsletter lesen, einen Vorteil gegenüber anderen haben. Dass man innerhalb von drei Tagen nicht immer in der Lage ist, sich selbst eine neue Übersetzung zu verpassen, ist ein anderes Thema. Allerdings haben wir auch dieses ausführlich besprochen.

Lustig ist das Radfahrerleben.

Die Tiroler sind laut Volksmund lustig. Übrigens auch froh. Weil sie ein Weibchen nehmen und dazu tanzen. Die Steirer sind lustiger. Nein, ein ganz spezieller Steirer. Der lustige Steirer. Der Abend, die Nacht und das Frühstück dort waren ein Highlight. Beste Küche, üppige Küche und vor allem eine Wuchtel (Witz, Schmäh, Pointe) nach der anderen. Nonstop. Wie aus der Speicherkarte geschossen. Über und unter der Gürtellinie. Vielleicht haben wir den Wirt zur Höchstleistung getrieben. Sollte er immer so sein, dann möchte ich das einnehmen, was er sich Tag für Tag auf der Zunge zergehen lässt oder intravenös einschießt.  Auf alle Fälle werden wir den Mähdrescher nie mehr vergessen.

Der lustige Steirer

Auch die Wirtin selber und die Gastgeberin der Pension hingen dem lustigen Steierer um nichts nach. Die Familie Hollerer muss man kennengelernt haben. Dazu die Erdbeerlasagne. Ein ganz süßer Traum. 

Es sind diese gewollten Zufälle, die eine Rennradreise aufpimpen. Denn Rennradreisen bedeutet nicht nur, dass das Rennrad täglich bewegt werden muss. Es sind vielmehr die unzähligen Geschichten, die eben ein Radurlaub mit Genussfaktor erzählt und schreibt. Man muss nur dazu bereit sein.

Den Horizont erweitern.

Bewusstseinserweiterung. Vielleicht lässt sich eine Rennradreise als solche bezeichnen. „Free your mind“. Wenn es Tag für Tag heißt „An die Waffen“, dann öffnen sich Türen und es dürfen neue Räume betreten werden. Unbekanntes Terrain. Für jede*n unterschiedlich. Neues entdecken, altes beiseitelegen. Die Gruppendynamik motiviert, fordert und zwingt zugleich. Individuelle Erfolgserlebnisse sind die logische Konsequenz. Die einen schreiben die schnellsten 40 km ihrer Rennradlaufbahn ins Tagebuch, die anderen fahren an vier Tagen so viel, wie sonst einen ganzen Monat nicht. Zwischendurch wird zwar geschimpft und gemeckert, aber am Ende ist immer alles gut. Weh tuts sowieso jeder und jedem.

Zugegeben wurden oft auch unkonventionelle Methoden angewendet. Allen alles gleich recht zu machen ist eben eine Kunst, die niemand beherrscht. Ebenfalls sind pädagogische Fähigkeiten gefragt. Sofern nötig, auch ein paar Drill-Nuancen. Ob das zielführend ist? Wir sind auf alle Fälle gemeinsam weggefahren und gemeinsam angekommen. Punktgenau, als es zu regnen begonnen hat. Unterm Strich zählt genau das.

Eckdaten der Rennradreise.

Abschließend noch ein paar Eckdaten zur Rennradreise rund um Eisenstadt. Auf jeden Fall wird dieser Rennradurlaub 2021 oder 2022 wieder im ketterechts-Rennradreisen-Programm dabei sein. Newsletter abonnieren oder Facebook Seite like bzw. Instagram Account folgen. Um up to date zu sein und zu bleiben.

Tag 1: Eisenstadt – Bruck an der Mur. 131 km und 1.1200 Höhenmeter
Tag 2: Bruck an der Mur – Wolfsberg. 158 km und 1.544 Höhenmeter
Tag 3: Wolfsberg – Güssing. 166 km und 2.211 Höhenmeter
Tag 4: Güssing – Eisenstadt. 132 km und 1.475 Höhenmeter

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

PS: Fotocredits: Andi, Alois und Manuel.

greaze – noch ein Kettenöl fürs Rennrad.

greaze - noch ein Kettenöl fürs Rennrad

Ein gelber Zettel im Postkasten. Es ist die Benachrichtigung über die Hinterlegung einer Postsendung in der gelben Box unterhalb meines Postfaches. Ich halte den EAN-Code an den Chip und warte auf den Ton sowie das grüne Licht. Dann kann ich die Box öffnen und das Paket herausnehmen. Es ist von Urban Zweirad.  Jetzt erinnere ich mich wieder. Vor einiger Zeit habe ich eine E-Mail bekommen. Ob ich Interesse hätte, ein neues Kettenöl auszuprobieren. Angeboten habe man mir auch bunte Lackdosen, aber damit kann ich wenig anfangen. Warum sollte ich meinen schönen Rennesel lackieren?  Also nur greaze – noch ein Kettenöl fürs Rennrad.

greaze - noch ein Kettenöl fürs Rennrad

greaze also. Noch ein Kettenöl fürs Rennrad. Bis jetzt war ich ja mit Finish Line und r.s.p. ganz gut aufgehoben. Der Zeitpunkt passte aber perfekt. Nach dem Ausflug auf den Großglockner war Schmieren an der Tagesordnung. Die Tunnels am Weg zum Hochtor und das Schmelzwasser bergauf und bergab entlang der Großglockner Hochalpenstraße haben ihre dreckigen Spuren hinterlassen. Spuren welche ich natürlich sofort mit entsprechendem 5-Sterne-Wellness-Programm für meinen Rennesel beseitigt habe. Und wie es sich nach einem gründlichen Waschgang gehört, braucht es danach einen noch gründlicheren Schmiergang.

greaze – You’re the one that I want.

Irgendwie habe ich seit dem Öffnen des Paketes einen Ohrwurm im Kopf. Ich weiß aber nicht woher. greaze klingt wie „grease“ oder „grasso“. Also Fett. greaze ist aber nicht fett. Es ist ein Sprühöl, wahlweise Basic oder Premium. Ich darf ab sofort 200ml vom einen und 400ml vom anderen versprühen. Was ich auch schon gemacht habe. Meine Kette ist jetzt Premium-beschichtet. War keine große Kunst. Mit dem ausklappbaren Sprührohr erreichte ich jedes Kettenröllchen einzeln.

Da ich jetzt weder Chemiker noch Physiker bin, kann ich nicht viel über die Zusammensetzung des Öls urteilen. Ich verlasse mich blind auf die Rezeptur. „Pure Adhesive Oils“ soll für bessere Haftung an der Kette sorgen. Eine langlebige Kette – lautlos und gegen Korrosion geschützt wäre mir schon recht genehm. greaze – the stage is yours.

greaze Kettenöl

Was wird greaze Kettenöl können?

Die große Frage wird sein, wie sich dieses Kettenöl bewähren kann. Ich liebe blank polierte Ketten und Ritzel und ich reagiere sehr empfindlich und sensibel auf jedes noch so kleinste Geräusch. Da lasse ich mich ungern von einer Designerdose blenden. Weil schick sind sie schon die greaze Dosen. Das muss man ihnen lassen. Und es riecht gut. Nein, es duftet.

Ich wurde gebeten greaze auszuprobieren. Und das mache ich. Ohne vorgefertigte PR-Texte wiederzugeben. Das mache ich immer so.

Wenn greaze nicht tropft und mir nicht den gesamten Rahmen versaut (das erledigen Sprühöle sehr gerne), die Kette sauber hält, ohne Dreck anzusammeln, dann vielleicht auch noch nach ein paar Waschgängen halbwegs schmiert, dann sage ich gerne  „her mit greaze – noch ein Kettenöl fürs Rennrad“. Wir werden sehen und ich werde berichten. Sobald ich damit unterwegs sein werde. Länger. Einmal rund ums Leithagebirge ist sicher zu wenig.

Hinweis zur Transparenz

Ja. Ich habe je eine Dose des Basic- und Premium Kettenöls kostenlos zugeschickt bekommen (Wert ca. € 30,-). Mit der Bitte es auszuprobieren und darüber ein paar Zeilen zu schreiben. Ich habe dafür keinen Koffer voller Geld auf irgendeiner Autobahnraststätte in Empfang genommen. Nich einmal einen einzigen Geldschein. Eigentlich schade.

Alles, was ich geschrieben habe und schreiben werde entspricht meiner subjektiven Meinung und ist frei von Superlativen sowie Empfehlungen. Falls sich greaze bewähren sollte, dann werde ich es natürlich auch gerne empfehlen.

ktrchts

 

Die Zukunft des Radsports durch Covid-19.

Zukunft des Radsports

Wohin des Rades? Keine Ahnung. Kann wohl niemand sagen. Auf jeden Fall geht’s geradeaus in eine ziemlich ungewisse Zukunft. Aktuell kann die Zukunft des Radsportes einfach nicht geschrieben werden. Keine Frühjahrsklassiker, kein Giro, keine nationalen Rennen und unterschiedliche Verordnungen was das Rennradfahren in den Ländern Europas betrifft. Die Ausgangssperren und somit das Radverbot in Italien und Spanien sind die Spitzen des Eisbergs. Als in Österreich lebender habe ich glücklicherweise noch Spielraum. Auch wenn man mich und die anderen Rennradfahrer als Schwerverbrecher ansieht, weil wir uns nicht an eine Empfehlung des ÖRV halten. Empfehlung, kein Verbot. Aber dieses Thema hatten wir schon. Die Zukunft des Radsports bleibt ungewiss.

Die neue Normalität.

Österreichs Regierung spricht von neuer Normalität, wenn sie ein Szenario für die Post-Corona-Zeit skizziert. Was damit gemeint sein kann, steht in den Sternen. Zielsicher begibt man sich seitens der Politik täglich ins Nirvana, indem man eine Verordnung nach der anderen unüberlegt verkündet, um wenig später wieder nachbessern zu müssen bzw. Tage später eine Erklärung abgibt, dass alles gar nicht so gemeint war und aus dem Zusammenhang gerissen worden ist. 

Ein Blick in die Zukunft.

Die Zukunft allgemein und auch jene des Radsports beschäftigt auch mich. Da ist viel Platz für Satire, Humor und noch unvorstellbare Realität. Vielleicht auch für uns alle die Chance wieder gemeinsam ins Freie gehen zu können. Mir fehlen schon die gemeinsamen Ausfahrten, auch wenn ich am liebsten allein in der Gruppe fahre. Mit einigen Entbehrungen oder mit Verordnungen lässt sich das vielleicht bald schon realisieren. 

Alles wird gut. Alles wird E.

E-Cycling, eh klar. Was soll nach Corona sonst überhaupt noch übrig bleiben. E-Tour de France, E-Giro, E-Vuelta, E-Ironman, E-RAM, E-Ötztaler Radmarathon. Die Auflistung könnte ewig fortgesetzt werden. Die Technik macht es möglich. Ob es die Psyche auch durchhält?

Maskenpflicht

Wie beim Einkaufen könnten wir Masken tragen. Machen wir im Winter sowieso schon, wenn es kalt ist. Einfach den Buff über Mund und Nase ziehen. Auch im Sommer bei 35°. Problematisch wird es nur beim Trinken und essen. Aber auch dafür wird man eine Lösung finden.

Vollvisierhelm

Effizienter und effektiver wäre ein Vollvisierhelm. Zum Schutz der Mitfahrenden. Keine Spucke und keine Naseninnereien könnten somit ungehindert andere gefährden. Mein Selbstversuch hat ein paar Nachteile ans Licht gebracht. Da ist noch viel Luft nach oben.

GPS-Tracking

Garmin, Wahoo & Co. könnten mit der „Stopp Corona„-App erweitert werden. Mittels digitalem Handshake sollen vollautomatisiert Rennrad-Begegnungen gespeichert werden. Tritt ein Corona-Fall auf, sperrt die App den Fahrradcomputer all jener, die mit der besagten Person Rad gefahren sind. Gleichzeitig, wird das Rad massiv beschädigt, damit dieses mindestens 14 Tage lang nicht mehr benutzt werden kann. Genau die Zeit einer häuslichen Quarantäne. Diese Vorsichtsmaßnahme überträgt sich via Bluetooth auch auf das Zeit-, Dritt- und Viertrad.

Verpflichtende Fiebermessung.

Wer sich aufs Rad setzt, muss sich zuerst einem Fiebertest unterziehen. Das geht mit den neuen GPS-Modellen recht einfach. Gerät einschalten, an die Stirn halten und 20 Sekunden warten, ob ein Signal ertönt. Hat man keine überhöhte Temperatur, schaltet sich das GPS ein. Sonst nicht. Händische Aufzeichnungen zählen auf Strava dann nicht.

Massen-Einzelzeitfahren.

Zukünftig könnten Radrennen als Masen-Einzelzeitfahren veranstaltet werden. Damit werden Gruppenbildungen verringert. Jede paar Minuten darf jemand starten. Nehmen wir den Ötztaler Radmarathon zum Beispiel. Der oder die Erste startet um 6:45 Uhr, der oder die Letzte circa 4.000 Minuten später. Also 66 Stunden später. Das sind fast drei Tage. Wird ein langes Event.

Elektronische Abriegelung.

Das Fahren hintereinander und das Fahren nebeneinander werden verboten. Wie im Triathlon. Nur dass es wirklich verpflichtend wird, nur mehr außerhalb der Windschattenbox zu fahren. Das ist drei Meter seitlich und 10 Meter zum*r Vordermann*frau. Als technisches Hilfsmittel bekommen alle GPS-Geräte einen Abstandssensor, welcher das Rad elektronisch oder mechanisch abriegelt. Highsider sind vorprogrammiert. Das Fahren ohne GPS ist selbstverständlich absolut untersagt.

Passstraßen buchen.

Um am Berg trainieren und fahren zu können, wird es die Möglichkeit geben, einige Passstraßen für private Zwecke zu buchen. Für sich ganz allein. Versteht sich. Dazu gibt es natürlich eine eigene App, auf der man die freien Termine finden und fixen kann. Der Preis für Miete und Reservierung richtet sich nach Länge und Höhe der Passstraße. Sonnige Tage kosten natürlich extra. Bei Regen, Kälte und Schnee gibt es Sonderrabatte.

Räumliche Umbauarbeiten.

Die eigenen vier Wände lassen sich ganz einfach umbauen. Wir brauchen für das Indoo-Cycling ganz neue Perspektiven. Häuser werden zum Beispiel auf Drehscheiben gebaut. Diese sind mit dem Smarttrainer verbunden. Dreht sich das Rad, dreht sich das Haus. Die Sicht aus dem Fenster ähnelt dann jener auf der Straße. Bäume fahren vorbei, Häuser bewegen sich, Menschen kommen ins Bild. Eine neue Dimension entsteht.

Spuck- und Rotzbags

Der Coronavirus wird durch Tröpcheninfektion übertragen. Spucken und rotzen sind also tabu. Jeder Radfahrer bekommt einen Rucksack. Zwei Schläuche gehen direkt in den Mund und in die Nase. Die Spucke und der Rotz werden direkt über diese Schläuche im Bag gesammelt. Die Straße udn die Umwelt bleiben celan.

Radkarosserie.

Fahrtwind ade. Rennräder bekommen leicht Karosserien. Natürlich aus Carbon oder sehr leichtem Kunststoff. Damit löst man viele Probleme auf einem Streich. Sicherheit bei Stürzen und Aufprall, Schutz vor Infektion und wir alle bekommen ein Nummernschild. Technische Freaks können sich sogar Solaranlagen einbauen und die gewonnene Energie für das GPS-Gerät nutzen. Vortrieb ist damit nicht erlaubt.

„#StayAtHome“, „#BeSafe“ oder „#StayHealthy“

Um zu signalisieren, dass man ein mündiger und gehorsamer Bürger ist, werden Hashtags wie #StayAtHome, #BeSafe, #StayHealthy und natürlich jede erdenkliche Abwandlung davon, zum Statement. Kein sozialer Post ohne diesem Signal an die Menschen. Man zeigt sich solidarisch. Und fährt dann ungeniert seine Runden im Freien.

Egal was, egal wie. Wir werden sehen. Auf alle Fälle: Alles wird gut. Bleibt gesund.

ktrchts

Coronavirus und Rennrad. Keine Panik trotz Titanic.

Coronavirus und Rennrad

Ein einfacher Husten ist plötzlich kein einfacher Husten mehr. So wie eine laufende Nase plötzlich keine laufende Nase mehr ist. Und Gliedschmerzen sind auch nicht mehr die Folge des fortgeschrittenes Alters oder des wieder einsetzenden Trainingsalltags. Als Rennradfahrer hat man es aktuell nicht leicht. Egal was man hat. Es ist das Coronavirus. Man liest davon, man hört davon, man riecht davon. Und man hat es. Ob man will oder nicht. Weil es die anderen wollen. Bei jedem kleinsten Anzeichen läuten die Alarmglocken. Noch nie habe ich so genau in mich hineingehört. Noch nie war ich so wachsam und behutsam. Ja, das kann ich auch. Zwar nicht oft, aber es geht doch um meine Gesundheit. Das Coronavirus wird uns verändern. Es hat uns verändert. Coronavirus und Rennrad fahren – es wird nie mehr so sein, wie es schon einmal war.

Wir werden alle sterben.

Wir werden alle sterben. Weil wir Menschen sind und nicht weil ein Virus zirkuliert. Und das sage ich als Optimist. Einer, der sich stets gegen Influenza und andere Kleinigkeiten gestemmt hat. Meine Motto und mein Credo waren immer, dass man Viren und Bakterien einfach aus dem Körper rausschwitzen kann. Mit Training. Grundlage geht immer und überall. Nur nicht übertreiben. Aber auch nicht Stillstehen. Coronavirus und Rennrad sind aber ganz was anders. An Corona kann man sterben.

Coronavirus und Rennradsport
Quelle: Internet

Ich kann mir gut vorstellen, wie sich die Panik auf der Titanic angefühlt haben muss. Auch wenn es nicht vergleichbar ist. Das Coronavirus hat das Schiff schon aufgeschlitzt. Jetzt ist es nur mehr eine Frage der Zeit. Der Untergang ist gewiss. Lasset uns bis dahin weiter Musik machen, wie die tapferen Orchestranten auf der Titanic. Das Coronavirus wird unser Verhalten verändern. Er wird uns aber nicht aufhalten.

Der Rennradvirus ist stärker als das Coronavirus.

Das Coronavirus verbreitet sich rasant. Italien hat es schon fest im Griff. Dort ist das öffentliche Leben bereits per Ministerialdekret massiv eingeschränkt. Keine öffentlichen Sportveranstaltungen mehr bis 3. April 2020. Alle Schulen, Kindergärten und Universitäten sind bis Mitte März geschlossen. Restaurants, Bars, Kinos und weitere öffentliche Einrichtungen dürfen nur mehr bedingt und mit Respektabstand von 1 Meter betreten werden. Der beliebte Cafè al banco wir nicht mehr serviert. Nur mehr Tischservice. Kein Handschlag mehr, kein Bacio links und rechts. Ziemlich viel Panik auf der Titanic. 

Und ich? Ich fahre zu Ostern nach Riccione. Bis dahin werde ich trainieren. Das Alleinfahren in der Gruppe. Ich muss üben, mindestens einen Meter Abstand zu halten. Nach vorne, nach hinten, nach links und nach rechts. Vielelicht muss ich sogar so fahren, wie es die Triathleten machen müssten und nicht tun. Oder tun die es jetzt freiwilig doch? Lernen muss ich auch, mich in der Bar an den Tisch zu setzen und zu warten, bis mich der Kellner hoffentlich bedienen will. Er muss es nicht mehr. Ich muss mir auch abgewöhnen, während der Fahrt zu spucken und meine Nase freizurotzen. Wohin ich mein Wegwerftaschentuch geben werde? Ich werde es herausfinden. Müssen.

Gut vorstellen kann ich mir auch, in Zukunft aufmüpfige italienische (und heimische) Autofahrer einfach mit rauher Stimme und mit Hustenansätze in die Flucht zu jagen. Freundlicherweise werde ich Ihnen meine verschwitzten Hände entgegenstrecken. Ich bin ja ein Gutmensch. Perfid, aber gut erzogen. Statt einer werde ich beim Rennradfahren mindestens 3 bis 4 Trinkflaschen mithaben, um mir regelmäßig die Hände zu waschen. Den Seifendispenser montiere ich am Sattelrohr. Das Coronavirus ist stark. Das Rennradvirus macht mich stärker.

Wieviel Watt verträgt das Coronavirus?

Interesant wird es auch, herauszufinden, wieviele Watt das Coronavirus vertragen kann. Ich nehme es einfach auf einen FTP-Test mit und schau mir das einmal an. Ich schätze es wird ab 3 W/kg abreisen. Vielleicht muss ich mehr liefern. Mal sehen. Ich denke es wird sterben. Wenn ich sterbe. Und das mache ich ja bekanntlich am Rennrad öfters.

Wir werden alle sterben. Und das ist gut so. Am Berg, im Sprint, am Ende des Tages. Wir Rennradfahrer*innen sind es gewohnt zu sterben. Und deshalb wird uns das Coronavirus nicht umbringen. Coronavirus und Rennrad – das geht.

ktrchts
#machurlaubfahrrenrnad

Rennräder nach Maß. Ich und mein Rennesel.

Rennräder nach Maß

Was maßgefertigt ist, muss auch maßgefertigt werden. Logisch. Gefragt waren also Maße. Meine Maße. Denn ich komme heuer in den Genuss eines maßgefertigten Rennrades von MyEsel. So gesehen, war ein ordentliches Bikefitting der erste unabdingbare Schritt für das auf meinen Leib zugeschnittene Rennrad. Bei MyEsel ist das Bikefitting beim Kauf eines Rennrades sogar im Preis inkludiert. Also ging es ab nach Traun, wo diese ganz speziellen Rennräder nach Maß zusammengebaut werden und wo Haus und Hof Bikefitter Mario Weber dafür sorgt, dass Arme, Beine und Rumpf dabei auf keinen Fall zu kurz kommen. Oder zu lang gestreckt werden müssen.

Indiviudelle Fahrradrahmen aus Holz.

Es war im vergangenen Herbst die große Liebe auf dem ersten Tritt. Mich hat die Ästhetik des Rennesels auf Anhieb in seinen Bann gezogen. Auch die Fahreigenschaften haben es mir angetan. Das eine hat dann das andere einfach ergeben. Holz (Esche) aus Vorarlberg, eine Tischlerei aus Timelkam, Mechanik aus Japan (Shimano Ultegra Di2 Disc ), weitere Bauteile aus Italien (Gabel und Sattelstütze von 3T) sowie Österreich (Laufräder von Pancho Wheels) und natürlich die geniale Idee aus Traun: Fertig ist ein maßgefertigtes Rennrad. Aus Holz. Ja. Genau aus Holz.

Das Bikefitting ist das Maß aller Dinge.

MyEsel Rennräder wollen passen, müssen passen und werden passen. Dafür sorgt das Bikefitting. Bikefitting Weber in Traun arbeitet mit den von Shimano entwickelten bikefitting.com Tools und umfasst dabei eine Reihe von Dienstleistungen wie der eigene Quick oder Complete Fit, die Anpassung der Cleats, die Sattelauswahl, die Trittanalyse und natürlich die Radanpassung bei einem bestehenden Rad oder die Festlegung der Rahmenmaße vor einem Radkauf. Geduldig und neugierig habe ich sämtliche Dienstleitungen über mich ergehen lassen. Rennräder nach Maß brauchen eben das richtige Maß und keine Daumen mal Pi Hypothesen.

Maßgefertigte Rennräder

Complete Fit – der Ganzkörpercheck.

Passt beim Fahrer etwas nicht, kann dies der maßgefertigte Fahrradrahmen schwer wettmachen. Der Complete Fit, also der Ganzkörpercheck, dient dazu, nicht nur Maß zu nehmen, sondern auch etwaige Fehlstellungen oder Defizite in der Muskulatur festzustellen. Vom klassischen Ausmessen der Körpergröße, der Schrittlänge, der Armlänge links und rechts, der Schulterbreite sowie der Rumpflänge bis hin zu Anlayse der Dehn- und Gelenkfähigkeit einiger wichtiger Körperteile. Wie beispielsweise die Hüfte oder der „Glutaeus Maximus“ (Gesäßmuskel). Bei mir persönlich wurden hier schnell einige wenige, aber nicht unwesentliche Versäumnisse festgestellt. Nachjustieren soll ich mich mit entsprechenden Übungen, die mir Mario Weber vor Ort auch gleich erklärt hat und mittels Übungsanleitung auch schwer ans Herz gelegt hat.

Rennradschuhe Cleat Anpassung

Für die Cleat Anpassung habe ich gleich meine neuen Suplest Rennradschuhe und die neuen Garmin Vector Pedalplatten mitgenommen. Besser gleich vom Profi richtig eingestellt, als selbst wieder elend lange zu tüfteln. Und siehe da, ich habe etwas dazugelernt. Nicht mehr nur der innere, sondern auch der äußere Fußballen wurde für die Platzierung der Cleats herangezogen und die Pedalachse genau zwischen diese beiden Richtwerten justiert. Jetzt stehen die Füße schön und elegant in Fahrtrichtung.  Hüft-, Knie- und Fußgelenkt sollten beim Treten in einer Achse liegen. Sollten. Denn mein linkes Knie macht sich hin und wieder gerne nach außen hin stelbständig. Das hat die Trittanalyse ergeben. Zu Hause am Smarttrainer habe ich das dann mit der neuen Einstellung auch gleich bewusst bemerkt. Wie? Wenn ich mich gehen lasse und nicht genau aufpasse, dann touchiert das hintere Schuhende an der Kettenstrebe.

Sattelauswahl

Beim Sattel bin ich nicht so heikel und muss mich auch nicht auf ein- und denselben Sattel fixieren. Mein Allerwertester passt sich gut an. Und Sitzbeschwerden hatte ich nie. Kleine Furunkel oder Reibungen bei starker Nässe ausgeschlossen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass ich auf allen meiner Rädern unterschiedliche Sättel verwenden kann. Meistens sind es die Seriensättel. Carbonplagiate aus China kommen mir nicht mehr aufs Rad. Beim Rennesel werde ich mit dem Ergon SRX 30 EVO black starten. Laut Bikefitting passt er mir wie angesessen. Wir werden sehen. Ich denke, ich bin diesbezüglich einfach ein Naturtalent.

Trittanalyse

Herzstück des Bikefittings vom Shimano ist die Pedalierungsanalyse. Für diese wurde ich an den Händen, an Schulterknochen, am Hüftgelenk und am Fußgelenk markiert. Mittels Videoaufnahme und computergesteuerte Verbindung dieser Punkte, konnten die wichtigen Winkeleinstellungen gemessen und abgebildet werden. Inklusive Nachjustierung für den Fall, dass der eine oder andere Winkel zu spitz oder zu breit sein sollte.

Die Frage nach den perfekten Winkeln, lässt sich in diesem Zusammenhang kaum exakt beantworten. „Es kommt darauf an …“. Es gibt Werte, die sollte man nicht über- bzw. unterschreiten. Dazwischen liegen die individuellen „Wohlfühl- und Racepositionen“. Zu hohe Sitzpositionen, zu lange und zu tiefe Vorbauten sind gleichermaßen zu vermeiden, wie zu niedrige, zu kurze und zu hohe. Wir haben für mich den oberen Bereich der altersbedingten Sportlichkeit ausgereizt und dabei auch meine vernachlässigte Hüftgelenkigkeit mitberücksichtig.

Radanpassung

Kommen wir nun zum Wesentlichen. Wir haben ja das perfekte Rad gesucht und dieses anhand aller oben beschriebenen Kriterien auch virtuell erstellt. Meine Körpermaße haben die Grundlage geboten. Den Rest hat das bikefitting.com System berechnet. Dieser Vorgang ist perfekt, wenn man sich ein neues Rad kaufen will. Wie eben einen maßgefertigten Rennesel.

Meine errechneten Winkel, Längen, Höhen und Breiten sind direkt an die Tischlerei übermittet worden, wo aktuell fleißig mein Rahmen aus Eschenholz maßgefertigt wird. Mein Rennesel wird ein Unikat werden. Ein millimetergenaues Unikat.

Mein maßgefertigtes Rennrad.

Dank Bikefitting und der exakten Vermessung meiner Wenigkeit, darf ich mich über mein maßgefertigtes Rennrad freuen. Durch die Holzbauweise, ist es MyEsel möglich, eine solche Maßanfertigung serienmäßig anzubieten. Wenn man bedenkt, dass der Rahmen in 4 – 6 Wochen fertig ist, zahlt sich das Warten schon aus. Der ganze Aufwand lohnt sich auf alle Fälle. Ein Bikefitting ist zu emfpfehlen. Viele Stunden im Sattel dürfen und sollen keine Qual sein, sondern ein Erlebnis. Da sich meine Rennradreisen und meine Vorhaben über mehrere Tage hinaus ziehen, ist mir ein passendes Rennrad besonders wichtig. Dass der Rennesel zudem auch noch gut ausschaut ist mehr als nur das Tüpfelchen auf dem i.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Zwift Indoor Training – die lustigste Langweile der Welt.

Zwift Indoor Training

No Zwift. Keine Ahnung wie lange es Zwift schon gibt. Ich hatte es bis jetzt immer kategorisch abgelehnt. Mir war nie nach Computerspielen zumute. Ich wollte Radfahren. Draußen. In der Natur. Eine Software, die mir vorgibt wie und was ich fahren soll? Nein Danke. Heute bin ich nach wie vor gleicher Meinung. Auch weil ich, sagen wir endlich, Zwift probiert habe. Fazit: Zwift Indoor Training  ist die lustigste Langweile der Welt. Oder die langweiligste Lustigkeit.

Smart trainieren mit Smarttrainer.

Eine 50-Stunden-Woche hat mich vergangenen November zu einem Paradigmenwechsel gezwungen. Plötzlich war Indoor Training angesagt und notwendig. Einen Smarttrainier konnte ich schnell finden. Die Wahl viel auf den Elite Suito. Das Einsteigermodell für knapp € 600 samt Kassette und Zwift Probemonat. Schon das Einspannen des Rades hat mich aus der Reserve gelockt und emotional ziemlich gereizt. Aus handwerklicher Sicht gesehen, bin ich von Haus aus nicht zwingend ein gelungerner Wurf. Dann stand er doch da. Der Smarttrainer mit meinem Rennrad, einer Decathlon Matte und einem Schweißüberzug vom selben Haus.

Zwift war immer noch kein Thema. Meine ersten Schweißversuche habe ich mit My E-Training von Elite über mich ergehen lassen. Langweilig. Wenig Spass. Auch das Herunterladen und Freischalten von Strecken hat keine wesentliche Zusatzfreude gebracht. Kostenpflichtige Trainingsprogramme? Muss ich nicht. Wo und sobald es möglich war, ging ich trotzdem ins Freie. Zwift Indoor Training war immer noch kein Thema

Sodom und Gomorrha in London, Watopia und New York.

Dann kam der große Schritt und der Verkauf meiner Seele. Ich habe mich bei Zwift angemeldet und bekam eine 7-Tage-Gratis-Mitgliedschaft. Die habe ich mit ein paar Ausfahrten ausgekostet. Danach nach weiterem Zögern und einigen Ausfahrten in der pannonischsen Kälte den Gratis-Monat draufgelgt.

dieKetterechts und Zwift
Zwift Selbstbild.

Meine Erfahrungen mit Zwift.

Meine bisherigen Erkenntnisse mit Zwift Indoor Training fasse ich hier kurz zusammen. Vielleicht hilft es jemanden, mich zu verstehen und mit mir mitzufühlen.

  • Bisher habe ich vielleicht 10% der Möglichkeiten von Zwift genutzt. App starten, Strecke wählen, losfahren, schwitzen, stehen bleiben, auf Strava hochladen. Das wars. Zu mehr bin ich nicht zu motivieren. Zwift soll aber viel mehr können. Habe ich gehört.

  • Ride on! Wer zum Teufel hat noch Zeit, anderen einen „Daumen hoch“ zu geben? Und wie macht man das?

  • An Kreuzungen, speziell in London, herrscht Anarchie. StVO? Kennt hier niemand. Es wird kreuz und quer gefahren. Und das sogar durch und durch. Es tut mir jedes Mal weh, wenn ich daherkommende niedermetzle. Vielleicht könnte man Zwift mit Assasin’s-Creed kombinieren.

  • Warum fliegt mir einer regelmäßig durch die Lüfte? Harry Potter am Renrad.

  • Mein Avatar trinkt regelmäßig, obwohl ich das mache. Ist das ein Wink.

  • 15 Minuten Zwift und ich ertrinke im eigenen Schweiß. Ventilator? Habe ich noch keinen. Da müsste ich wieder zum Baumarkt.

  • Duschen kannst du nach einer Indoo Trainingseinheit erst nachdem du gut 60 Minuten abgekühlt bist. Sonst musst du umgezogen gleich wieder duschen. Das Nachschwitzen ist nichts für eilige Menschen am Sprung zum nächsten Termin.
  • KOMs am Berg? Der Schnellste ist um die Hälfte schneller als ich. So auch hinauf auf den Vulkan. Wie macht der das?

  • Sprints im Flachen? Interessant. Da habe ich eine Top 10 Platzierung herausgefahren. War aber dann so fertig, dass ich nicht mehr weiterfahren wollte.

  • Ich fahre zu Zeiten, da sind nur Japaner unterwegs.

  • Für Rennen und Gruppenfahrten bin ich auch noch nicht gekommen. Ich fahre lieber allein und schließe Lücken. Einer der wenigen Höhepunkte, die ich erleben darf.
Interaktives Indoor Training
Wer kennt sich hier aus?
  • Unterwasserfahrten in (oder sagt man auf) Watopia. Oder das Fahren über die Lava. Hat schon was. Das graphische Erlebnis ist anfangs schon sehr faszinierend.

  • In New York hingegen habe ich Angst, wenn ich auf Glasbrücken zu schnell in die Kurven fahre. Was ist, wenn es nass ist? Autsch.

  • Für Yorkshire hat es noch nie gereicht. Am Wochenende fahre ich viel lieber draußen.

  • Für die Koppelung Laptop und TV Gerät habe ich zum Baumarkt müssen. Hätte dort gleich den Ventilator kaufen können.

  • Ich habe keine Ahnung ob mein Renner die Zwifterei überlebt. Man liest so viel und man will es nicht glauben.

  • Vielleicht traue ich mich demnächst auch einmal in den Wiegetritt. Hoffe ich lande dabei nicht auf der gegenüberliegenden Wand.

  • Watt und Geschwindigkeiten traue ich nicht. Nicht einmal die gefahrene Distanz kann ich bestätigen. Einzig meinen Puls. Der wird auch so sein, als würde ich draußen fahren. Der Rest riecht eher nach Utopie und einigermaßen Schätzung.

  • Wenn ich noch länger Zwift Indoor Training betreibe verlerne ich das Fahren am Oberlenker. Ich weiß nicht, aber freihändig und aufrecht sitzend tue ich mir leichter. Da vergeht die Zeit irgendwie schneller.

  • Ich brauche ein Spotify Abo. Die Werbung zwischen den Liedern ist lästig und unterbricht meinen Rhythmus.

  • Manchmal geht es zu wie im Cluburlaub. Einer gibt vor und alle anderen machen es nach. Und dann bin ich wieder bei Punkt 2. Wie kann man neben dem Zwiften auch noch tippen und den anderen erklären, was man machen muss?

Je länger ist darüber nachdenke, desto lustiger wird die Zwift Langweile und desto langweiliger wird diese Lustigkeit. Zum Glück wird es draußen schön langsam wärmer und abends heller. Der Probemonat ist glaube ich  schon zu Ende und Zwift lässt sich problemlos kündigen.

ktrchts

PS: Es gibt welche, die zwiften ohne Helm. Ist das nicht gefährlich?

Intervallfasten und Rennrad fahren. Ein Selbstversuch.

Intervallfasten und Rennrad fahren

„Houston, wir haben ein Problem.“ Das war vor ein paar Wochen. Knapp einen Montat später besteht das Problem immer noch, aber es ist um ein paar Gramm leichter. Wie viele? Kann ich nicht sagen. Ich trau mich nach wie vor noch nicht auf die Waage. Ich habe auch keine Waage. Das Trikot in M passt immer noch nicht wirklich, dafür flattert die L-Ausgabe bereits lockerer im Wind. Meine Seitenansicht bekommt schon langsam fotogenere Züge und der Knackwurst-Effekt lässt sich schon viel besser kaschieren. Wie das? Intervallfasten und Rennrad fahren. Ja. Das geht und zwar ganz gut. Aber schön der Reihe nach.

 

Intervallfasten ist nicht gleich hungern.

Viel habe ich über Intervallfasten gelesen. Wenig Brauchbares gibt es im Zusammenhang mit Ausdauersport. Extensiven Ausdauersport, so wie ich ihn doch betreibe. 10 bis 15 Stunden pro Woche sind keine Seltenheit. Der einhellige Tenor über sämtliche Berichte: Intervallfasten macht schlank. Das hat mich gefesselt. Das Houston-Problem. Mein persönliches Houston-Problem.

Warum also nicht selbst probieren. Ist das Konzept des Intervallfastens ein ganz einfaches. Auch wenn es dann doch kompliziert ist. Es gibt nämlich viele Variatnen des Intervallfastens (intermittierendes Fasten, IF). Ich habe mich für die „radikale“ Variante light entschieden. Die sogenannte 16/8 Methode. 16 Stunden fasten, 8 Stunden essen. Inspiriert wurde ich unter anderem vom Buch meines ehemaligen Nachbars P.A. Straubinger. Der Jungbrunneneffekt. Schlagworte wie Müllabfuhr, Zellerneuerung, Autophagie und langsameres Altern haben mir es angetan. Außerdem ist das Intervallfasten etwas, was ich schon früher gerne gemacht habe (dinner cancelling). Damals einfach aus dem Bauch heraus. Heute ist das – wie vieles andere auch – wissenschaftlicher.

Es geht also darum, dem Körper eine längere Essenspause zu geben, damit er sich selbst „säubern“ kann. Diese Pause sollte länger als 12 Stunden sein, dann erst dann startet die Autopagie. Autophagie kommt aus dem Griechischen und bedeutet sinngemäß übersetzt „sich selbst fressen“. Dieser Vorgang beschreibt somit den inneren Reinigungsprozess in Zellen. Längere Essenpausen aktivieren diesen Prozess, der wie eine Müllabfuhr funktioniert und den „Abfall“ aus den zellen schleust.

Weltweit bekannt wurde die Autophagie 2016, als der japansiche Forscher Yoshinori Ohsumi für seine Forschungen darüber mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Gewicht verlieren und Körper reinigen.

Wenn das so einfach ist, warum machen es dann nicht alle? Gute Frage. Diese Frage stelle ich mir immer, wenn etwas wie eine „A gmaade Wiesn“ klingt. Die Antwort ist ganz einfach: Weil es nicht einfach ist. Es ist in der heutigen Zeit nicht einfach, 16 Stunden lang auf Essen zu verzichten. In dieser „Fastenzeit“ nur Wasser, ungesüßte Tees oder schwarzen Kaffee zu tringen. Die Verlockung lautert immer und überall. Ihr wisst alle ganz genau wo und wann.

Damit wären wir beim Punkt. Intervallfasten und Rennrad fahren. Wo man doch beim Rennradfahren so viel Energie verbraucht und diese auch ohne schlechtem Gewissen – zumindest bis jetzt, mit jeder Art von Nahrung kompensieren konnte (und durfte). Wie darf und soll ich trainieren und wie darf und soll ich essen. Und dann noch vor allem wann?

Zeitfenster wählen und einhalten.

Jetzt wirds wissenschaftlich und individuell. Das Zeitfenster zum Essen von 8 Stunden kann man beliebig wählen. Man muss/sollte es nur einhalten. Wie auch das Zeitfenster zum Fasten. Ich habe mich für 6 – 14 Uhr entschieden. Seit gut 3 Wochen. Warum? Weil ich ein Morgenmensch bin und es liebe ausgiebig zu frühstücken. Das Weglassen des Abendessens fällt mir leicht (dinner cancelling). In der Zeit zwischen 6 und 14 Uhr frühstücke ich gut und ordentlich. Danach gibt es keine Snacks, viel Flüssigkeit und zu Mittag dann ein Essen, das mich satt macht und mir die 16 Stunden Fastenzeit ertragbarer macht. Weniger Hunger und eiserner Wille sind wichtig.

Trainiert wird überwiegend im Zeitfenster „Essen“. Die intensiven Einheiten auf jeden Fall. Lockere Ausfahrten gehen sich auch in der „Fastenzeit“ aus. Soll angeblich die Autophagie verstärken. Für den Fall, dass sich eine Einheit in die Länge zieht (genauer gesagt in das Fastenintervall), dann erlaube ich mir nach dem Sport einen (oder zwei) Proteindrinks. Sonst nur wieder Wasser und Tee. Gestern war das der Fall. Nach 5 1/2 Stunden und 155 km im Sattel. Es war nicht leicht, aber ich habe es durchgehalten. Bis heute morgen 0555 Uhr.

Das Ergebnis lässt sich wiegen.

Viele werden sich jetzt Fragen, ob man mit Intervalltraining Leistung einbüßt. Ich kann das nicht beurteilen. Gefühlsmäßig würde ich das verneinen. Ganz im Gegenteil. Durch weniger Gewicht (ja ich wiege jetzt weniger) geht das Radeln sogar leichter. Zumindest am Berg.

Ich denke, dass das Intervallfasten viele Möglichkeiten offen lässt. Wichtig ist aus meiner Sicht ist, dass man die Trainings- und Essenzeiten optimal in den Tag und in den eigenen Rhythmus integriert. Es bringt nicht viel, päpstlicher als der Papst zu sein. Auch wenn ich es aktuell bin. Ich experimenterie ja noch. Die Ernähung muss ich an das Training anpassen und nicht umgekehrt. Darüber hinaus hat man pro Woche ja die Möglichkeit einen „Joker“ zu ziehen. Falls mich jemand zum Essen einladen sollte.

Ich mache weiter. Bis es heißt „Houston, wir haben kein Problem. Alles läuft.“

ktrchts