Schlagwort: Hochalpenstrasse

Austria Giro 2016 – von Bregenz nach Wien. Tag 3.

Austria Giro - kurze Pause

Tag 3. Ich halte mich kurz. Der heutige Tag hat etwas länger gedauert als geplant. Es galt ja in der Früh noch ein Campagnolo Schaltseil zu tauschen. Geklappt hat das bei Zweirad Bodner in Sillian. Es war ein learning by doing. Noch nie wurde dort ein Campagnolo Schaltseil getauscht. Geschweige denn auf einem Pinarello. Warum? Weil man so etwas nicht vorrätig hat. Ein Shimano Schaltseil wurde einfach adapitert. Sonst war Vorsichtig das Gebot der Stunde. Logik und Fingerfertigkeit waren die Tugenden. Jetzt könnte ich es auch machen. Könnte. Danke an dieser Stelle an den Chef persönlich.

Start statt 0830 Uhr kurz vor 1000 Uhr. Von Sillian nach Lienz. 36 km in der ersten Stunde. Dann gleich der Iselsberg. Ich war heute nicht allein. Martin hat sich entschlossen, mich zu begleiten. Gemeinsam sind wir den Berg hinauf. Und hinunter. Von Winklern Richtung Heiligeblut nutzen wir den Rückenwind und machen brav Meter. Nach 2h10min sind wir bereits in Döllach. Wir überfallen den ADEG Markt und gönnen uns Getränke. Entgegen der ursprünglichen Route entscheide ich mich, über Apriach zur Fleißkehre zu klettern. Ich finde diese Straße, den schönsten Abschnitt der ganzen Region. Hoch über dem Mölltal ist der Ausblick genial. Keine einzige Wolke trübt den sattblauen Himmel. Als sich auch seine Majestät der Großglockner bemerkbar macht, ist das Glück komplett.

Ab der Fleißkehre fahren wir die Großglockner Hochalpenstrasse. Es herrscht bereits reger Verkehr. Es ist Mittag. Am Kasereck halte ich inne und warte auf Martin. Immer noch keine Wolke am Himmel. Doch. Eine einzige hat sich hier her verirr. Kurze Verschnaufpause und weiter geht es hinunter zum Kreisverkehr. Eh schon wissen. Den höchstgelegenen in Europa. Dann die letzten 7 km und knapp 650 Höhenmter. Je höher ich komme, desto frischer der Wind. Gegenwind. Teilweise. Und es liegt ab dem Wallack-Haus Schnee. Ok. Es liegen Schneereste. Die Reste der Kaltfront von Freitag. Busse, Autos und Motorräder überholen mich. Ich überhole Mountainbiker. Mit diesen fetten und schweren Bikes da hinauffahren – für mich unvorstellbar. Ich ziehe meinen Hut.

Hochtor. 2.504m. Die Temperaturanzeige am Tunnelportal ist leider ausgegfallen. In der Sonne lässt es sich aber gut aushalten. Genau so darf es sein. Ich vernichte den teuersten Eistee mit Höhenzuschalg. Fotosession und weiter gehts. Fuscher Lacke und Fuschertörl. Der gemeinste Gegenanstieg der Welt.

Die Abfahrt nach Ferleiten ist mir dieses Mal zu langsam. Zu viel Gegenverkehr. Ich will nichts riskieren. Überhole immerhin doch  ein paar Busse, Autos und Motorräder. Unten in Fusch begrüßt uns wieder starker Gegenwind. Bruck erreichen wir trotzdem. Dann biegen wir auf die B311 ab. Richtung Schwarzach. Den Radweg lasse ich aus. Er lässt keine angenehme Reisegeschwindigkeit zu. Auch ist er wie alle Radwege einfach zu verwinkelt. Links, rechts, auf, ab, unter der Straße, über der Straße. In Taxenbach erneuter Stop beim Billa. Ein Laugendreieck mit Schinken und Käse. Dazu ein Latella Marille. Saukalt. Aber so gut.

Kurz vor Schwarzach dann doch Radweg. Tipp von Paul. Hinauf nach Unteroberberg. Weitere extra 200 HM. Weil wir es können. Das nachfolgende Labyrinth bis nach St. Johann i. P. verdränge ich aus meinen Erinnerungen. Die Auffahrt nach Wagrain aber nicht. Vollgas. Früher, als ich noch den Amadè Marathon genau hier gefahren bin, habe ich gelitten. Heute war es ein Kindergeburtstag. Mehr oder weniger. Wagrein – Flachau detto. Schön Druck am Pedal. Martin im Windschatten.

Einzig die furia rossa machte mir jetzt Sorgen. Ein lautes Knacksen und Quietschen. Klingt starkt nach Tretlager. Hört sich überhaupt nicht gut an. Morgen mal selber was versuchen. Wenn das nicht klappt, muss ein Plan B her. Aber welcher?

Nach 7h23 Minuten Fahrzeit, 3.600 Höhenmetern und 4.400 verbrauchten Kaloiren ist Radstadt erreicht. Tag 3 hatte es in sich. Morgen Tag 4 und Halbzeit. Wenn mein Rad mitspielt. Und mein Hintern. Da hat sich wieder mal was eingewachsen. Tut höllsich weh bie Sitzen. Es warten mit Obertauern, Sölkpass und Phyrnpass gute 200 km. Ziel Kirchdorf an der Krems.

Gute Nacht.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#austriagiro16 #ketterechts

ps: Fotos gibt es auf Facebook

quaeldich.de Tauernrundfahrt. Tag 2.

Wie zuvor am ersten Tag erwartete uns auf der Fahrt zum Dach der Tour miserables Wetter. Obwohl Wetterbesserung vorausgesagt war – wir haben den Start deshalb um 60 Minuten nach vorne verschoben. Es schüttete ab km 0 bereits sprichwörtlich aus Kübeln. Entlang der Salzach, welche mehrmals über die Ufer getreten war, machten wir uns daran die Großglockner Hochalpenstrasse zu befahren. Regen von oben, Regen von unten und eine Gruppe 1, welche einfach nicht zu stoppen war. Hohes Tempo bereits bis zur Mautstelle Ferleithen.

Die 12 komma irgendwas km und 1.300 HM bis aufs Furschertörl waren ein Kampf gegen die Wassermassen. Anfangs noch halbwegs erträglich. Oben aber kam noch der Wind dazu. Einfach nur grauslich. Sehen wir es positiv. Kein Bus. Kein Motorrad. Nur ein paar hartgesottene quaeldich.de Rennradler. Zum Glück wartete oben am Fuschertörl unser Buss. Kurzes Umziehen (war unabdingbar) und über das Hochtor hinunter nach Heiligenblut. Quasi im Blindflug. Roli mit seinen neuen GoreTEX Handschuhen (Wassersäule bis zu 10.000 irgendwas) freute sich wie ein kleines Kind.

Kurz vor Heiligenblut trocknete bereits die Straße auf. Die Wetterbesserung war da. Nach einem Kaffee im Glocknerhof ab ins Mölltal. Gruppe eins verwechselte die Rennradreise mit einem Rennen. Mehrmalige Aufrufe, mich nicht links liegen zu lassen gingen ins Leere. Hohes Tempo bei Gegenwind und die Aussicht auf eine heiße Sauna im Hotel waren wohl ausschlaggebend dafür. Ich glaube wir haben die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit in Ortsgebieten da und dort knapp nicht überschritten.

Letztendlich sind wieder alle gesund und munter in Spital an der Drau angekommen, wo der Hotelparkplatz kurzerhand in eine Outdoor Werkstatt umgewandelt worden ist. Wer was von seinem Drahtesel hält, hat diesen hier nicht nur geputzt, sondern auch zerlegt und neu geschmiert. Danke Roli für das zerlegen meines Campagnolo Super Record Keramik Innenlager. Für Kenner ein Klacks – für mich immer wieder faszinierend zu sehen, wie man was zerlegtes wieder so zusammenschraubt, dass es funktioniert. Hoffentlich.

Alles in einem sind wir jetzt Helden. Wie ich es anfänglich bereits geschrieben haben. Normal, fährt man bei so einem Wetter nicht über den Großglockner. Man fährt auch nicht Rad. Morgen steht mit der Hochrindl und der Nockalmstraße die Königsetappe am Plan. Bei hoffentlich schönerem Wetter.

Stay tuned.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

PS: 2 Tage, 2 Garnituren Bremsgummi verschliessen. Nur zur Anmerkung.

PS 2: Ich übernehme die Verantwortung für die Tippfelhler. Mir fehlt Sauerstoff.