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Zu wenig Selfies. Radfahrer aus Gruppe gemobbt.

Selfies am Rennrad

Erster konkreter Fall von Mobbing im Rennradsport. Ein 47-Jähriger wurde aus seiner Rennradgruppe gemobbt, weil er während der Ausfahrent viel zu wenige Selfies von sich geschossen hatte. Darüber hinaus, wurde er dabei erwischt, keinen einzigen Social Media Account angemeldet zu haben.

Keine Selfies – keine Radgruppe.

Die Geschichte klingt wie ein Albtraum für jeden begeisterten Rennradfahrer. Nichtsahnend war Hannes B (Name der Redaktion von dieketterechts bekannt), schon öfters mit seinem alten Nokia 3100 in einer geselligen Rennradgruppe unterwegs. Während die anderen ständig Selfies schossen, war Hannes B. immer konzetriert im Wind. Sein Handy brav in der Trikottasche verstaut. Genau das aber, stieß dem Rest der Rennradgruppe sauer auf.

Hannes B. war eine Macht an der Spitze des Feldes. Sein unabdingbarer Wille, die Gruppe zu führen sollte ihn eigentlich zum Hero machen. Kaum zu glauben, dass es aber trotzdem zum  Psychoterror kam. Statt Lob und Ruhm erntete Hannes B ständige Schickanen. So ließ man ihn oft einfach fahren. Machte kein Loch zu, schloss nicht auf oder fuhr extra langsam. Bei jedem Ortstafelsprint hatte Hannes B. plötzlich keine Gegner mehr. Er siegte allein und geriet in eine soziale Isolation. Die Frustrationen, keine Gegenspieler zu haben, nagten an der Psyche von Hannes. B. So wurde auch er mit der Zeit immer langsamer. Deprimiert und demotiviert. Hannes B. ritt keine Attacken mehr. Sein inneres Feuer erlosch. Sein Rad nur mehr eine Ansammlung von Fliegen, Dreck und getrocknetem Schweiß. Der stärkste Mann in der Gruppe war nur mehr ganz weit hinten abgeschlagen zu finden. Die vielen Anfeindungen und das Verbreiten falscher Tatsachenbehautungen haben ihn dazu bewegt einen Schlussstrich zu ziehen. Hannes B. spielt jetzt Fußball.

Du musst nicht stark sei. Du musst nur posten.

Es ist wohl das Problem der heutigen digitalen Zeit. Stärke, Wille und tolle Führungsarbeit zählen unter Radsportfreunden nicht mehr. Selfies und Postings sind der Maßstab, an denen ein Rennradfaher gemessen wird. Mobbing im Amateurradsport ist gefährlich.

ktrchts

 

 

UCI legt sich fest – Scheibenbremse für alle. Auch für die Bahn.

Rennrad mit Scheibenbremse

Die ewige Diskussion rund um die Scheibenbremse am Rennrad ist Geschichte. Michael Brian Cookson, Präsident des Weltsportverbandes (UCI) hat ein Machtwort gesprochen. „Damit wir nicht noch weitere 20 Jahre diskutieren“. Mit diesen Worten ist wohl alles gesagt und die Scheibenbremse findet Einzug in allen Disziplinen innerhalb der UCI.

Das Kriegsbeil rund um die Scheibenbremse ist von der UCI begraben worden.

„Es macht nur dann einen Sinn, wenn wir alle Disziplinen der neuen Technik öffnen“. Das macht eine Kontrolle einfacher und gibt auch der Industrie neue Möglichkeiten.“ Michael Brian Cookson ist überzeugt, dass diese Entscheidung die beste ist, welche der Weltradsportverband in den letzten Jahren getroffen hat.

„Natürlich freut es mich ganz persönlich, dass es mir gelungen ist, auch den Bahnradsport in diese Regelung mit einzubeziehen“. Dass Bahnräder ohne Bremsen auskommen, war vielen schon ein Dorn im Auge und ein Schönheitsfehler, den wir hier ausmerzen konnten.“ Dem Präsidenten ist da wohl ein Meilenstein in der Radgeschichte gelungen. „Diese Entscheidung wird für viel Diskussionsstoff sorgen, aber in 100 bis 200 Jahren wird keiner mehr darüber diskutieren.“

Im Bahnradsport sollen dieselben Scheibenbremsen wie in etwa jene auf der Straße zum Einsatz kommen. 140 mm Durchmesser und Steckachsen von 12 cm. Möglich aber, dass sich hier aufgrund der Nutzlosigkeit einer solchen Bremse, andere Dimensionen durchsetzen werden. Die Industrie ist schon mal gefordert. Erste Test im Dusikastadion in Wien wurden positiv bewertet. Ein Testteam spulte im Geheimen mehr als 2000 Runden ab. Dabei war nur ein einziger Sturz zu dokumentieren. Das von der Scheibenbremse aufgerissene Loch im Wiener-Parket ist erst viel später aufgefallen und wird gerade untersucht.

Stellungnahmen seitens der Athleten konnten noch nicht eingefangen werden. Möglicherweise ziert sich noch der eine oder andere mit einem Kommentar. Die Gefahr zum Buhmann abgestempelt zu werden ist groß.

Bei der vom 12. bis 16. April stattfindenden Weltmeisterschaft in Hongkong werden die Bahnräder noch im „old-shool“ style zu sehen sein.

ktrchts

Wie überlebe ich das Trainingslager. Der Anderen.

Keine Panik, wenn andere Trainieren

Mallorca. Gran Canaria. Zypern. Cesenatico. Burgenland. Der elendslange Winter unserer Breitengraden hat so manchen veranlasst, früher als üblich in wärmere Gefilde auszuwandern. Es geht immerhin um den Aufbau einer Frühform. Ja. Die berüchtigte Frühform. Jene Form, die im März so manchen von uns in die Verzweiflung treibt. Nahe am Sportwechsel, beneiden wir diejenigen, die uns um die Ohren fahren und uns ihr Hinterrad provokant aus dem Blickfeld sprinten. Jene, die es sich finanziell und zeittechnisch leisten können fliegen also runter. In den Süden. Der Rest bleibt zu Hause. Und sudert. „Die haben’s gut.“ „Wenn ich könnte, würde ich auch.“ „Der fährt mir dann ja um die Ohren“. „Mit dem kann ich sicher nicht mitfahren“ … Was tun, damit man (ich inklusive) in dieser schweren Zeit nicht in Depressionen verfällt?

Trainingslager Überlebenstipps.

Hier 7 Überlebensstrategien, um das Trainingslager der Anderen ohne bleibende Schäden zu überstehen.

  1. Volkshochschule: Als Alternative zum Trainingslager der anderen, empfiehlt sich ein Besuch in der Volkshochschule. Der Kurs „Regentanz“, wahlweise für Anfänger und Fortgeschrittene, kann die Abstinenzschmerzen lindern. Richtig umgesetzt beschert er den Radauswanderer ein verflixtes Balearen- oder Italientief. Schadensfreude bei der vorzeitigen Rückkehr jener Verfluchten inklusive.
  2. Yoga: Yoga hilft immer. Yoga hilft bei allem. Das behauptet zumindest meine Freundin. Damit findet man zur Mitte und zu sich selbst. Aggressionen werden abgebaut. Akzeptanzen gestärkt. Oder so was Ähnliches. Eine Yogaeinheit pro Tag, kann also die bösen Geister vertreiben.
  3. Autosuggestion: „Du bist was du denkst.“ „Du bekommst, was du dir wünscht.“ „Self fullfilling prophecy (selbsterfüllende Prophezeiung).“ Während die anderen sich am Col de Soller raufschinden oder nach Sa Calobra hinunterfetzen, einfach autosuggestiv dagegenwirken. „Ich brauch das nicht.“ „Ich bin sowieso stark genug“. „Ich muss erst im September in Form sein.“ Mir hat das zwar noch nie geholfen, aber vielleicht hilft das euch. Man muss ja nur an sich glauben. Und Glaube versetzt Berge. Und Esoterik ist sowieso das Nonplusultra. 
  4. Social Media: Die Anderen posten den Puig Major? Kein Problem. Das Imperium schlägt zurück. Postet einfach den Wäscheberg im Bad, oder den Berg voller Geschirr aus der Küche. Schreibt dazu, dass das auch Training ist. Denn ein Radfahrer lebt nicht nur von Kilometern allein. Crosstraining ist in. Ganzheitliches Training das Erfolgsrezept. Monotonie ist out. So könnt ihr jedes Posting der Glücklichen entzaubern. Mit fiesen Kommentaren. Irgendwann verliert der andere die Lust daran, sein Training zu dokumentieren und alles ist wieder gut. Bis er Heim kommt. 
  5. Abstinenz: Fühlt ihr euch für Strategie Nummer 4 zu schwach? Dann bleibt noch Strategie Numemr 5. Abstinenz. Komplette Abstinenz. Kein Handy, kein Computer, kein Wlan. Damit schützt man sich. Hart, aber effektiv. Man muss nichts lesen, nichts liken, nichts kommentieren, nichts ertragen. Egal wieviel die anderen facebooken, instagramen, twittern, snapchatten … was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Dass es bei der Rückkehr eine Diaschau geben wird, ist ja sehr unwahrscheinlich.
  6. Heimzahlen: Nichts ist effizienter als Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Freund oder Freundin sind 100km bei Sonne im Süden gefahren? Fahr einfach hierzulande 110km + bei Regen und Nebel und degradiere sie zu Statisten. Damit setzt du denen deinen Rucksack auf. Jetzt müssen die im Trainingslager nicht nur schwitzen, sondern auch dich zu Hause überleben. Mit Strateige Nummer 1, 2, 3, 4, 5 und 7. Bingo! Jetzt wird’s lustig.
  7. Scheiß dich nicht an: Dann du hast auch ein Trainingslager gebucht. Nach den anderen. Dann, wenn es hier ab Mitte April bis einschließlich Ende Mai durchgehend regnen wird.  

Viel Spass auf der Suche nach der Frühform.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

#ketterechts #styliseyourride

Radwinter 2017. Ich war dabei und resümiere.

rennradfahren im winter

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Vor allem aber nicht den Radwinter  vor dem Radfrühling. Ich mache es trotzdem. Zu nebelig. Zu kalt. Zu eisig. Zu sibirisch. Zu gefährlich. Zu eintönig. Zu schmerzhaft. Ja. Das war der Winter 2017. Der nebeligste, kälteste, eisigste, sibirischste, gefährlichste, eintönigste, schmerzhafteste seit 30 Jahren. Ich habe ihn (bis jetzt) genossen. Die Highlights? Viele.

Der Radwinter 2017.

Die Winterliga.

Der Radsporttreff hatte die Schnappsidee einer Winterliga. 5 Wochen „fight“ um die goldene Ananas. Von Mitte Dezember bis Ende Jänner. Outdoor Hero, die meisten Kilometer, die meisten Höhenmeter, die längste Fahrt. Mit knapp über 2.500 km bin ich gerade noch aufs Stockerl gelandet, mit einer Fahrt über 330 km nicht einmal ganz oben am Podest. Wer noch einmal behauptet, Rennradfahren sei ein Sommersport, dem empfehle ich sich die einzelnen Wochenwertungen und die Gesamtwertung der Winterliga durchzustudieren. Lauter Freaks.

Ein Schneepflug.

Von einem Schneepflug angehupt zu werden, passiert nicht alle Tage. Zum Glück hatte ich diese Begegnung und kann davon berichten. Es war im Burgenland. Genauer gesagt in Purbach. Ein dichter Schneeschauer erwischt mich auf dem Begleitweg der B50. In der Ortschaft muss ich ob des Fehlens eines Radweges auf die Hauptstraße ausweichen. Eine schmierige Schneefahrbahn fordert mein Gleichgewicht heraus. Dann die Begegnung mit dem orangen Ungetüm. Im linken Augenwinkel erspähe ich eine riesen Schneeschaufel, die mich wegräumen will. Begleitet von einem lauten Kratzen am Asphalt mit wildem Hupton. Winter, wie ich dich liebe.

Die Spikes.

Da muss man erst 46 Jahre alt werden, mehrmals am Boden aufschlagen, sich die Rippe „brechen“ (genaueres weiß ich 3 Wochen danach immer noch nicht – husten, lachen, niesen, schlafen sind nach wie vor schmerzhaft, Rippe 8 oder 9 ist verdickt), um die Vorzüge von Spikes kennenzulernen. Der Schwalbe Winter Marathon hat es mir angetan. Schwer, sauschwer, träge, laut – aber effizient. Egal ob zugefrorener Neusiedlersee, vereiste Güterwege, Eisplatten. Mit den Spikes leichter als die Einserreihe.

Die 24 Studnen Burgenland Extrem Tour.

Lange habe ich nicht überlegen müssen. Eigentlich habe ich gar nicht überlegt und mich sofort angemeldet. 360 km rund um den Neusiedlersee am 27. Jänner 2017. Mittendrin statt nur daheim. Eine Grenzerfahrung. Nie mehr wieder bis zum nächsten Jahr.

Die Fußwärmer.

Was zwei kleine Aufkleber so alles bewirken können. Nicht viel? Sehr wohl. Wärme. An den Füßen. Ohne diese weißen, unscheinbaren Made in Austria Pads wäre ich jetzt schon tot. Kältetot. Egal ob auf den Zehen oder unter den Sohlen. Acht Stunden ein wohlig warmes Gefühl. Getestet bei -10°C. America first, aber Austria kann mehr.

Die Gesundheit.

Meine Gesundheit. Mehrmals aufs Spiel gesetzt, hat sie mich nicht enttäuscht. Zwar war mein Gesundheitszustand da und dort leicht angeschlagen, gehindert hat er mich aber nicht. Ok, er hat mich eingeschränkt. Aber das ist Mann in meinem Alter ja so oder so. Hüfte, Ellbogen, Rippe und eine kurze Männergrippe – mehr oder weniger.

Die festive500.

Fast hätte ich diese vergessen. Auch heuer bin ich diesem virtuell internationalen Schwanzmessen erlegen. Mit mehr als 700 km in 5 Tagen war ich von den 82.000 Mitstreitern weltweit knapp nicht unter den Top 1000. Liegt wohl an meinem kleinen Penis.  

Das Eis.

Eine besondere Erwähnung verdient auch das Eis. Im Jänner ein ständiger Begleiter auf meinen Touren abseits der Hauptstraßen. Einmal stumpf, einmal glatt, einmal offensichtlich, einmal gut versteckt. Direkt vor Augen, hinter Kuppen, gleich nach Kurven, sporadisch, über die gesamte Fahrbahn. Eis in verschiedenen Sorten. Ich freue mich, wenn statt dessen das Speiseeis wieder salonfähig wird.

Die Abflüge.

Was für ein Scheiß-Gefühl. Wenn du (ich) dich (mich) mit zu hoher Geschwindigkeit – übrigens, Ursache Nummer 1 bei meinem Abflügen – einer Eisplatte näherst und in diesem Moment genau weißt, dass du abfliegen wirst, weil du im Bruchteil dieser Sekunde keine adäquate Alternative findest, deinen Arsch zu retten. Was für ein Scheiß-Gefühl, wenn du (ich) dich (mich) plötzlich mit einer unterm Schnee versteckten Eisplatte matchen musst und willst. Nicht nur meine Knochen haben Tribut gezollt. Pedale, Steckachsen, Überschuhe, Thermo Radhose, Handschuhe, Überhose, Radjacke – sie alle sind auch froh, den Winter nur mit Abschürfungen überlebt zu haben.

Der Austria Giro 2017.

Mitten in diesem Winter sind auch die Vorbereitungen für den Austria Giro 2017 gefallen. Auch wenn sie noch andauern, es ist großteils angerichtet. Wer den Radsommer seines Lebens erradeln will, ist herzlichst eingeladen. Anmeldung sind noch möglich.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #austriagiro17

PS: Update 13.2.2017. Spät aber doch. Ich habe mich durchchecken lassen (nicht freiwillig). Das Röntgenbild zeigt es klar und deutlich. Am 22.1. habe ich mir bei meiner letzten Besichtigungstour zur den 24 Stunden Burgenland die 8., 9. und 10. Rippe gebrochen. Ob ich was gemerkt habe. Natürlich nicht. Sonst wäre ich nie, die 360 nonstop rund um den See gefahren. Und auch nicht die vielen weiteren Radkilometer davor und danach. Indianerehrenschwindel.

Mein Selbstversuch als Produktpirat. Möge der Herr es mir verzeihen.

China Produkte im Test

Normalerweise unterstütze ich den lokalen Handel. Die Versuchung war aber nach vielen Jahren der totalen inneren Abwehr dieses Mal zu groß. Deshalb habe ich es getan. Als Selbstversuch. Ich habe bei aliexpress.com gestöbert und zugeschlagen. Einen Helm für $ 25, eine Brille mit 5 Ersatzgläsern für weitere $ 17 und zwei Carbon-Sättel um je knapp $ 20. Inklusive Versandkosten. Nicht irgendeinen Helm, nicht irgendeine Brille und nicht irgendwelche Sättel. POC Helm und Brille sowie prologo Sattel. Namhafte und nicht unbedingt günstige Weltmarken.

Aliexpress Originalkopien aus China.

Die Originalkopie aus China sieht zu 99,9% genau so aus wie der AVIP für € 260,- (Octal AVIP für € 360,-), die Brille der Blade AVIP für € 260,-. Inklusive Produktnamen und Markenzeichen (Markenkleber). Der prologo-Sattel ist auch kaum unterscheidbar von den originalen. Zumindest optisch.

Die Bestellung bei aliexpress.com ist ganz einfach. Konto anlegen, sich durch die zigtausend Produkte klicken, aussuchen und bestellen. Bezahlt wird mit Kreditkarte. Gleich nach Bestellaufgabe wird die Lieferzeit angegeben. An die 40 Tage auf dem normalen Seeweg. Flugzeug und Express kosten mehr. Nach der Bestellung bekommt man gleich die Bestellbestätigung und einen „Käuferschutz“, der lange genug gilt, um der Ware auch die Chance zu geben, bei einem anzukommen.

Was man bei aliexpress so alles bekommt ist erstaunlich. Beworben werden die Produkte dort mit Originalbildern der jeweiligen Marken. Ohne Rücksicht auf irgendwelche Fotorechte oder ähnliches. Mein Helm wurde sogar mit Fotos eines ProTour Teams mit POC Ausstattung beworben. Und die Preise? Jenseits von Gut und Böse. Billig. Frech. Dreist. Schamlos. Ich staunte nicht schlecht.

Lange Lieferzeiten.

Dann heißt es warten. So lange, dass man fast vergisst, eine Überraschung aus China zu bekommen. Wurscht. Hat ja nicht viel gekostet und außerdem gibt es einen Käuferschutz (Darauf wird man regelmäßig erinnert, bevor dieser ausläuft). Meine vier Pakete kamen sehr schnell. Relativ schnell. Schnell langsam. Ich schätze ca. 4 – 5 Wochen habe ich gewartet. Angekommen sind meine Bestellungen getrennt voneinander. Drei lagen vor meiner Haustür. Eine musste ich bei der Post abholen. Alle vier Produkte kamen ohne Schachtel. Gut verpackt. Luftdicht. Wasserdicht. Schwimmfest. Für den Fall einer titanicschen Tragödie.

Dann stehen sie da. Made in China. Billiges Zeugs aus irgendeiner riesigen „wirmachenallesnach“ Fabrik. Optisch ist die Ware mehr als ok. Der Hund liegt wohl im Detail. Um die mehr als € 200,- Preisunterschied zu rechtfertigen (sofern es eine plausible Rechtfertigung gibt). Da ich nicht weiß, wo und wie die Ware produziert wird, kann ich hier keinen Kommentar abgeben.

Der Helm hat ein ganz anderes Verschlussystem wie sein POC Vorbild. Besonders dilettantisch konzipiert sind die Gurtbandverteiler. Um den Helm passend zu machen, musste ich diese mit Textilkleber fixieren, damit sie nicht ständig nach unten rutschen. Clipsystem ist das keines. Ansonsten fällt auf, dass die Kleber kleiner und teilweise auch recht schlampig auf der Helmschale angebracht worden sind. Ein gewisses Sicherheitsgefühl bringt das CE-Zeichen Made in Photoshop. Tragbar ist der Helm auf alle Fälle.

Die Brille hingegen fühlt sich an wie eine Brille für € 17,-. Dieses Gefühl wird auch vom Glas verstärkt, welches sehr schmutzempfindlich ist. Im Outdoor-Test hat sich 14 Stunden nonstop bei den 24 Stunden Burgenland sehr gut überlebt. Da kann ich nicht meckern. Einige Tests davor ist sie mir schon ein paar mal angelaufen. Aber das hatte nichts mit der Brille zu tun. Die Ursache war die schweißegetränkte Mütze (hat auch meine Original UVEX Brille anlaufen lassen).

Wie sich die Sättel anfühlen, muss ich noch herausfinden. Tatsache ist, dass ich beide wohl etwas zu klein erworben habe. Sowohl in Länge als auch in Breite.

Fazit: Keine Ahnung wie aliexpress.com das macht. Der Kauf selber unkompliziert und mit allen Online-Shopping Raffinessen bestück. Ich unterstütze trotzdem weiterhin den heimischen Handel. Auch wenn ein POC Octal AVIP für € 360,- leider nicht meine Kragenweite ist. So weit geht mein Unterstützungswillen dann auch nicht. Ein Rückfall ist nicht auszuschließen.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #aliexpress #madeinchina

24 Stunden Burgenland Extrem Tour. Eine Grenzerfahrung weit über der Grenze.

24 Stunden Burgenland Extrem

 

Einmal, und nie mehr wieder. Zumindest bis zum nächsten Jahr. So könnte mein aktuelles Resümee lauten. Drei Tage nach der 24 Stunden Burgenland Extrem Tour 2017. Drei Tage voller Nachwehen. Im positiven Sinn. Genugtung und Stolz schwellen immer noch meine ledierte Brust. Offiziell sind meine Rippen seit meiner Brezn vergangenen Sonntag „nur“ geprellt. Inoffiziell wohl mehr als das. Ich wollte es nicht wissen und will es immer noch nicht wissen. Weil’s jetzt ja auch nicht mehr relevant und entscheidend ist. Ich habe das Objekt der Begierde. Für eine handvoll Karton bin ich drei Mal um den Neusiedlersee geradelt. Bei -5° Durchschnittstemperatur und lebhaftem wie auch eisigem SO-Wind. Mit weiteren 129 Mitstreitern. 26 davon sind nach 360 km wieder in Podersdorf am See angekommen. Ich war nach 13h34min Bewegungszeit um 2049 Uhr im Seecafè. Erleichtert und erfroren. Meine Grenzerfahrung weiter über der Grenze.

24Stunden Burgenland Extrem.

Wer so lange Rad fahrt, der hat auch viel zu erzählen. Damit dies nicht ausartet, fasse ich meinen Nacherzählung in Kapiteln zusammen.

Kapitel 1: Der Sinn.

Wer daran einen Sinn findet, im kältesten Jänner seit 30 Jahren 360 km mit dem Rad zu fahren, der möge sich bitte bei mir melden. Weil dann brauche ich nicht weitersuchen. Grenzerfahrung, Kick, Reise ins Ungewisse, Herausforderung … all das klingt nicht unbedingt sinnvoll. Dafür aber reizvoll. Der Sinn kann also nur der Reiz sein. Reiz, den ich verspürt habe. Reiz, dem ich nachgegangen bin. Es macht also schon Sinn, keinen wirklichen Sinn zu finden. Das ist der Reiz. Damit stand bei mir schnell fest, dass ich da mitmache.

Kapitel 2: Die Vorbereitung.

Akribisch. Gewissenhaft. Was habe ich getüftelt. Vor allem kleidungstechnisch. Schicht für Schicht habe ich viele Puzzleteile zu einem warmen Ganzen zusammengefügt. Nachzulesen in einem meiner letzten Beiträge. Von Kopf bis Fuß. Dann bin ich im Zeitraum von zwei Monaten sicher an die 10 Mal um den See gefahren. In die Nacht hinein, aus der Nacht heraus. Am 23.12. sogar zwei Mal hintereinander. 252 km sind es damals geworden.

Kapitel 3: Die Entscheidungen.

Im Vorfeld galt es, viele Entscheidungen zu treffen. Allein die Wahl der richtigen Bereifung hat mir viel Zeit und Knochen gekostet. Wie ein kleines Kind, musste ich erst fühlen, um zu glauben. Mehrere Stürze auf glattem Eis zwangen mich zur Vernunft. Die 120 km Runde war ja gespickt mit einigen kritischen Stellen mit mehr oder weniger Eis. Meine letzte Erkundungstour sollte nicht umsonst gewesen sein. Also habe ich mir Spikes zugelegt. Den Schwalbe Marathon Winter mit 240 Spikes je Reifen. Vorne 35mm und hinten 40mm. Ich brauchte einfach ein subjektives Sicherheitsempfinden. 1 kg Zusatzgewicht? Scheiß drauf.

Aufgezogen habe ich die Reifen einen Tag vor der Extrem Tour. War nicht ganz einfach. Der Drahtreifen zickte und meine Rippe auch. Knapp 20 km bin ich die Reifen eingefahren. Die zweite Eisplatte hatte dabei unsere Beziehung schnell gefestigt. Keine Spur von „du brauchst erst Zeit, dich daran zu gewöhnen, dass du nicht stürzen kannst“. Höhepunkt der Jungfernfahrt war eine Runde über den zugefrorenen Neusiedlersee. Gedanken über eine Abkürzung Tags darauf im selben Stil habe ich im Keim erstickt. Notiz am Rande. Alle 480 Spikes sind noch dran.

Eine weitere gute Idee war, die Lüftungsschlitze meines Radhelmes mit Gaffaband zu bekleben. Ein textiler Windstopper. Billig und effizient.

Kapitel 4: Die Ernährung.

Ich hatte mir vorgenommen, regelmäßig zu essen und zu trinken. Diese Strategie ist überhaupt nicht aufgegangen. Ich hatte einfach keine Zeit dazu und war mit anderen Dingen beschäftigt. Soweit ich mich noch erinnern kann: Erstes Frühstück um 0400 Uhr. 1 Cappuccino und ein Laugenstangerl mit Butter und Honig. Zweites Frühstück 0545 Uhr im Seecafè Podersdorf. Einen warmen Tee und ein Stück „Striezel“ mit Butter und Marmelade. Dann in der ersten Runde nichts mehr. Das mitgenommene Essen war zu gut verstaut und der Tee in der Trinkflasche ein rotes Stück Eis. Vom Team Mountainbiker am See habe ich im Vorbeifahren ein Schokocake ergattert.

Zwischen Runde 1 und Runde 2 beim Abholen des Kontrollbandes 0,75l Apfel Karottensaft runtergeschüttet. Dazu eine nicht unerhebliche Protion Striezel mit Butter und Marmelade. Bei km 190 dann ein warmes Getränk von Martina vom Team Weixi. Zwischen Runde 2 und 3 (längerer Stopp zum Umziehen), nochmals Tee und Striezel. Mitte der Runde 3 dann ein letzter Stopp. Martina belebt mich mit einem Red Bull und das Team Mountainbiker am See mit einem Mini-Twix. Der Rest war Askese pur.

Kapitel 5: Der Start.

Pünktlich um 0630 Uhr ging es los. 130 Starten vor dem Seecafè wagen es. Ich bin umringt von Freaks. Die einen mit ihren 29er MTB’s, die anderen mit Rennrädern. Sogar Zeifahrräder waren dabei. Ganz vorne die Spikes Boys. Michael und ich. Mit Michael bin ich die 250 km Trainingsfahrt gefahren. Wir wollten es nochmals gemeinsam versuchen. Gleich nach dem Start bogen wir ab Richtung Radweg. Die Spikes halfen mir, diesen Übergang vom Asphalt in den „Eiskanal“ sicher zu überstehen. So wie die gesamte Strecke nach Weiden am See. Links neben mir Michael. Hinter uns der Rest. Es ist stockfinster. Im Lichtkegel unserer Lumen ist der Schotter vom Eis und Schnee schwer zu unterscheiden.

Egal. Die Spikes rollen. In Weiden am See drehe ich mich um. Schauen, wer noch aller da ist. Wir sind nur mehr zu Viert. Michael, Johannes und Manfred. Letztere zwei ohne Spikes. Sie haben sich waghalsig an uns geheftet. Das war die Geburststunde der Offroad-Gang. Zwei Ultra-Cycler, eine Kette rechts und ein Steirer aus Weiz. Über Neusiedl am See, Jois, Winden am See, Breitenbrunn, Purbach, Donnerskirchen, Oggau, Rust und Mörbisch erreichen wir die Grenze zu Ungarn. Hier stoßen wir auf eine Gruppe von Rennradfahrern bei Ihrem Boxenstopp. Sie haben es über Landstraßen bis hier her geschafft. Randonneure.

Kapitel 6: Die Reise. Teil 1.

Als Mitglied der Offraod-Gang ging es mir von Anfang an recht gut. Als „Einheimischer“ kannte ich nicht nur den Weg, sondern auch dessen Tücken. Meine Anweisungen fanden Gefallen. Das Tempo recht hoch. Die Reise ins Ungewisse hatte gerade erst begonnen. Kurz vor Balf fahren wir auf die ersten Geher auf. Die große Horde trifft uns erst an der Labestation in Balf. Hier kommen die Geher vom Radweg herunter. Wie haben ja die Straße benutzt. Ab jetzt heißt es Miteinander.

Durch die Dörfer ist das kein Problem, trennt uns doch eine Bordsteinkannte. Am Radweg hingegen ist ein Zusammenleben nicht möglich. Die vom Veranstalter mitgegebene Glocke ist im Dauereinsatz. Aber chancelos. Wir von der Offroad-Gang entscheiden uns, die Straße zu nehmen. Direkt. Über die Böschung. Oben treffen wir auf die Randonneure. Wir heften uns an deren Windschatten. Die Reise wird plötzlich schneller. Eine vier taucht plötzlich auf der zweistelligen Geschwindigkeitsanzeige auf. Ich merke an: Mit dem Crosser und den Spikes.

In Hegykö trennen wir uns. Michael, Manfred und ich nehmen den Original Trail in den Nationalpark. Johannes randonneurt weiter. Die Reise wird jetzt ein Abenteuer. Schnee, Eis, und vereinzelt Geher. Die Klingel im Dauereinsatz. Dank Spikes überleben wir diese Passage und erreichen Fertöújlak. Neben uns nur mehr vereinzelt Läufer. Verdammt schnelle Läufer. Beim Grenzübertritt kurz vor Apetlon sichten wir erneut die Randonneure auf der Landstraße von Pamhagen kommend. Johannes gesellt sich wieder zu uns. Die Offroad-Gang ist wieder vereint. Apetlon, Illmitz, Hölle, Podersdorf. Runde eins ist nach 4h8min Geschichte. Kurze Pause.

Kapitel 8: Das Wetter. 

Eigentlich war vorhergesagt worden, dass sich die Sonne im Laufe des Tages durchsetzen würde. Hat sie aber nicht. Start bei Nebel, ein Hauch von Sonnenaufgang in der ersten Runde Richtung Oggau, trüb und nebelig die ganze Zeit. Dafür hat die Temperatur gehalten, was man von ihr befürchtet hat. -8° zum Start, -7° beim Zieleinlauf. Dazwischen ausschließlich Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. -0,6° das Maximum der Frühlingsgefühle. Dazu noch ein äußerst unangenehmer, bissiger und eisiger SO-Wind, der sich in Runde zwei voll und ganz auf uns konzentriert hat. Ein Spielverderber jeweils Richtung Süden und Osten. Ein Motivationsnager und Kräfteräuber. Ein Arschloch. Die 11 km zwischen Fertőrákos und Balf in Runde zwei charakterbildend. Der Radweg zwischen Balf und Hegykö in derselben Runde luftleerer Raum. Atmen nur im Böentakt möglich.

Gegenprogramm dazu die unendlichen Weiten des Seewinkels. Warp Geschwindikeit jenseits der 36 km/h. Ich merke an: Mit dem Crosser und den Spikes. Mit Rückenwind ist mit teilweise warm geworden.

Kapitel 9. Die Reise. Teil 2.

Nach 10 Minuten Pause (essen, Kontrollband, Mützentausch) geht es weiter. Selbe Strecke, selbe Gang, noch mehr Wind. Immer wieder kreuzen wir die Randonneure. Zwischen Purbach und Donnerskirchen wagen sich diese auf den Radweg B10. An der von mir inspizieten Schlüsselstelle kommt einer der 25mm Freaks zu Stürz. Wir informieren den Mountainbiker am See Servicebus. Von Jois bis hierher und von hier bis nach Hegykö spielt der Wind mit uns. Meistens knockt er uns in einem Frontalangriff out. Wir wankeln, fallen aber nicht. Martina vom Team Weixi belebt uns mit warmen Getränken. Die Befreiung meiner Blase bei diesem außerordentlichen Boxenstopp wirkt zudem weitere Wunder. Die Reise geht weiter.

Geschlossen zu Viert biegen wir wieder in den Nationalpark ein. Wir treffen jetzt weitere Geher. Und ich berühre unsaft den Boden. Helm voraus. 120 km davor waren die Verhältnisse hier durch die vor uns vorbeigegangenen plötzlich ganz anders. Eine Unachtsamkeit, eine Rille, eine Wurzel … irgendwas brachte mich zu Sturz. Kurzer Schreck. Dann die Freude. Ich bin nach rechts gefallen. Nicht nach links. Ripp, Ripp, Hurra. Wir treffen einstimmig die Entscheidung in Runde drei, diesen Teil der Strecke zu umfahren.

Teil 2 der Reise ist eine Kopie von Teil 1. Einziger Unterschied: Die vielen Geher von Fertöújlak bis Apetlon. Kurz vor der Grenze wird es etwas kritsch. Die Geher vor uns spielen 1, 2 oder 3. Und entscheiden sich erst beim Blob, ob sie links oder rechts ausweichen. Manch einer ist so in seinem Smartphone vertieft, dass er uns nicht hört (oder hören will). Das Gemüse rettet ihn und uns. Bis Apetlon nehmen wir die Straße und überlassen den Radweg den Gehern. Illmitz, Hölle und Podersdorf. Runde zwei ist um 1530 Uhr beendet. Wir entscheiden um 1600 Uhr weiterzufahren.

Kapitel 10. Die Pausen.

Insgesamt bin ich 45 Minuten gestanden. Die längste Pause zwischen Runde zwei und drei. In dieser Pause habe ich mich umgezogen. Neue Fußwärmer und Sohlenwärmer sowie einen trockenen Baselayer und eine trockenes Langarmtrikot. Zudem habe ich mir eine zusätzliche Windweste einverleibt. Die zwei großen Pausen im Start/Zielbereich im Seecafè. Nach der ersten Runde eine gemütliche Bleibe, nach der zweiten Runde war es hier schon etwas eng und am Ende herrschte Hochbetrieb, weil viele Geher auch ihre verdiente Pause machten. An den vorgegebenen Labstationen bin ich nicht stehen geblieben. Verpasst habe ich somit in Apetlon die legendären Würsteln im Gasthof Weinzettl, in Neusiedl am See die berühmten Suppen in der Tourismusschule Pannoneum und im Gut Purbach weitere Köstlichkeiten. Wie viele Geher oder Biker den Weg zum Hill1gewagt haben, weiß ich nicht.

Kapitel 11. Die Reise.Teil 3:

Nur noch 120 km. Es ist noch hell. Die Hoffnung, dass der Wind möglicherweise noch nachlassen könnte ist gleich null. Die Offroad-Gang ist nur mehr ein Trio. Manfred musste wegen starker Rückenschmerzen aufhören. Ich habe schon mit Müdigkeit zu kämpfen. Die beiden Ultra-Cycler sind jetzt in ihrem Element. Richtung Purbach heißt es Licht an. Die Nacht hat uns. Und wir haben immer noch den Wind. In Oggau überholen uns erneut  die Randonneure. Erste Geher beenden hier ihr Leid. Egal ob Original-Trail oder Final-Trail. Meine Hochachtung. Rust – Mörbisch. Es wird monoton. An der Grenze überflügeln wir zum letzten Mal die Randonneure. Der ungarische Teil hat nun was Gutes. Ich muss hier nicht mehr her. Kann das alles hinter mir lassen. Kurz vor Balf wird die Rangordnung wieder hergestellt. Randonneure vor Offroad-Gang. Ich sehe nur mehr 4 oder 5 rote Lichter vor mir in der Dunkelheit verschwinden. Das wars. Schnell waren sie.

Red Bull belebt die Sinne. Red Bull und Twix beleben die ketterechts. In Balf tanke ich Energie. Noch 50 km. Nur noch zwei Stunden maximal. Radweg, Umfahrung Fertöd, Seewinkel. Immer noch sind hier Geher unterwegs. Es ist stockfinster. Kein einziges Licht am Horizont. Pampas der Extraklasse. Apetlon, Illmitz und zum letzten Mal die Hölle. Dann erreichen wir Podersdorf. Über eine Extra Schleife. Johannes wird von Eis fern gehalten.

Kapitel 12: Das Ende.

Der unspektakulärste, aber dafür der emotionalste Zieleinlauf. Keine Ziellinie. Kein Zielbogen. Dafür jede Menge Genugtuung und Stolz. Das Rad gleich an den Radständer. Rein in die Stube. Finischer Medaille und dann Platz nehme auf der Finischer Couch. Foto. Aus und fertig. Die Reise ist zu Ende. In der Ungewissheit gestartet, in der Sicherheit angekommen. Sicherheit es geschafft zu haben.

Kapitel 13: Danke.

Danke Johannes. Merci Martina. Grazie Manfred. Muchas gracias Michael. Die Offorad-Gang war ein Abenteuer. Ein spannendes Kapitel in meinem Leben. Danke den Organisatoren und Helfern. Speziell den Eigentümern des Seecafè Podersdorf. Maria und ihr Mann waren mit vollstem Einsatz mehr als 24 Stunden nonstop für uns da. Danke den Organisatoren. Danke Michael.

Nie mehr wieder. Bis zum nächsten Jahr.

ktrchts
#livelovemove #lakemania #24StundenBurgenland #LakeLikeBike

24Stunden Burgenland Extrem Besichtigungstour.

24Stunden Burgenland extrem Tour

„Musst du nochmals rund um den See?“ „Ja, ich will.“ Mit diesen Worten verabschiedete ich mich gestern. Fünf Tage vor der 24Stunden Burgenland Extrem Tour 2017. Ich musste einfach die gesamte Strecke nochmals fahren. Was auch kein Fehler war und dann doch einer geworden ist. Aber schön der Reihe nach.

24Stunden Burgenland Besichtigungstour.

Viel haben wir schon über diesen kältesten Jänner seite 33 Jahren gepoltert. Die Wintersportindustrie und der Wintersporttourismus mögen es mir verzeihen. Jene, die sich am zugefrorenen Neusiedlersee erfreuen auch. Ich habe damit keine Freude. Und ihr werdet damit auch keine Freude haben. Denn jenes Eis, welches den See bedeckt, ist auch jenes Eis, auf dem wir am Freitag unsere Runden drehen werden.

Spikes oder Nicht-Spikes. Die Anwort aus der 24Stunden Burgenland Besichtigungstour.

Von den 120 km sind vielleicht maximal, wenn wir alle kritischen Stellen zusammenzählen, 5 – 6 km ein Spiel mit dem Feuer. Eine Achterbahn des Gleichgewichts. Eine Frage der Eier. Diese Kilometer sind schön verteilt. Zizzerlweise. Zwischen Balf im Süden und Jois im Norden. Deswegen gleich die entscheidende Frage: Für 5 km Spikes aufziehen? Ich weiß es nicht. Ich würde schon, denn ganze 3 Abflüge gestern haben mir schon zu denken gegeben.

Ablug 1: im Bereich des Nationalparks in Ungarn (Trailstrecke) fange ich mir mit der rechten Kurbel einen Draht ein. Draht eines seitlichen Zauns, der an den oberen Enden der Pfähle befestigt hätte sein sollen. Hätte. Dieser schlitzt mir zuerst auf einer Länge von 5 cm den Überschuh auf, wickelt sich dann um das Pedal, verfängt sich im Ritzel und stoppt mein Rad von 20 auf 0 in knapp unter 1 Sekunde. Mein Überschlag samt Köpfler und abrupter Landung am Helm war ein Stunt der Sonderklasse. Es hätte viel schlimmer ausgehen können. Zum Glück nur der Überschuh, das Ritzel und der Schaltkäfig. Leztere funktionierten dann nicht mehr wirklich. Der Veranstalter ist informiert.

Abflug 2: Im Bereich der Hölle. Den Sturz aber gut antizipiert und fast auf den Beinen zum Stehen gekommen. Nichts für die Geschichtsbücher.

Abflug 3: Zwischen Podersdorf und Weiden am See. Plötzlich eine riesige Eispfütze. Über den ganzen Weg. Keine Chance auszuweichen. Mich zerlegt es ordentlich. Vorderrad seitlich weg. Ich stemme mich gegen die Fliehkraft. Vergebens. Falle seitlich auf den linken Arm. Dieser bohrt sich in meine Rippen. Kurze Atemnot. Große Atemnot. Ich sehe auf. Fahre weiter. Ganze 45 km noch. Es schmerzt. Aber es geht. Am Abend dann werden die Schmerzen größer. Schlaf ade. Kein Husten, kein Lachen. Kein Witz. Rippenprellung deluxe. Hoffe ich. Noch 5 Tage.

Für 5 km Spikes aufziehen? Ich weiß es nicht. Ich würde schon, denn ganze 3 Abflüge gestern haben mir schon zu denken gegeben.

Aber zurück zur Strecke selber:

Podersdorf – Weiden am See: kritisch. Wechselspiel zwischen aper, eisig und griffig (Schnee). Hier hat die „Schmelze“ bereits angesetzt. Kann besser, aber auch schlechter werden (Schnee schmilzt und friert zu Eis). Außer der riesßen Eispfütze kann man seitlich schon vorsichtig vorbeifahren und die Gefahr vermeiden.

Weiden am See – Neusiedl am See: kritisch. Im Schatten des Schilfs gibt es jede Menge Schnee und Eis.

Neusiedl am See – Jois: 2 kritische Stellen: 1x nach der Unterführung (Eisenbahn) und einmal nach den Schranken Richtung Weinberge.

Jois: im Ortsgebiet sehr eisig mit Streusplitz. Keine 100% Sicherheit.

Jois – Winden am See: Teilweise gefährlich. Hier taut es schon gut auf, aber an 2 Stellen war (ist) der Radweg noch zu. Seitlich ausweichen möglich.

Winden am See: im Ortsgebiet sehr eisig im Schatten (speziell in der Kurven)

Winden am See – Breitenbrunn: trocken/sauber

Breitenbrunn – Purbach: ein paar eisige Stellen, aber man kann gut durch (bei Tageslicht)

Purbach – Donnerskirchen: eine kritische Stelle nach der Überquerung der kleinen Bücke vor der S-Kruve. Ausweichen im Gemüse möglich.

Donnerskirchen – Oggau: trocken/sabuer (auf der Straße)

Oggau – Rust: 2 kleine eisige Stellen am Radweg, sonst ok.

Rust – Mörbisch: ok

Mörbisch – Balf: bin unten im Gelände gefahren: 2 Stellen sehr eisig (auch wenn das Eis steht stumpf war). Hier ist das Eis kaum vom Boden unterscheidbar. Staub hat alles monoton gemacht.

Balf – Hegykő: Radweg teils gut befahrbar, teils aber mit Eisresten (weil es eng ist und hier die ersten Geher zu treffen sind kritisch)

Hegykö – Nationalpark: kritsich. Schnee, Eis und hart gefroren. Teilweise tiefe Spurrinnen. Weiter vorne tiefer Presschnee (Wind) – entlang der Pferdekuppen: sehr viele Mulden. In den Mulden Eis.

Fertőújlak: mitten in der Straße eine große Eisplatte

Fertőújlakn – Apetlon: trocken/sauber

Apetlon – Ilmitz: trocken/sauber

Ilmitz – Hölle: trocken/sauber

Hölle: die Hölle, immer wieder Stellen mit Eis und Schnee. Hier hat’s getaut. Schnee wird zu Eis und verschärft alles.

Hölle – Podersdorf: am Schotterweg griffiger Schnee (wenn’s aber taut …)

Fazit: Keine Ahnung. Bin unschlüssig. Mit Spikes wäre eine gewissen Sicherheit gegeben. Vor allem in der letzten von 3 Runden (zu 95% komplett im Dunkeln). Ohne Spikes ließe sich die Strecke auch bewältigen. Den Nationalpark umfahren (Radweg mit Fertöd) und die Stecke Podersdorf – Weiden auch 😉

Ich überlasse euch die Entscheidung. Vergesst aber nicht: Es ist kein Rennen und die Sicherheit geht vor. Nicht zu unterschätzen sind auch die Geher. Wir sehen uns am Freitag.

Cristian Gemmato
aka @_ketterechts

 

24Stunden Burgenland Extrem Tour – Ich scheiß mich an.

3x um den Neusiedlersee

Es kribbelt. Nein. Es bebt. Ich will raus. Starten. Loslegen. Den Neusiedlersee umrunden. Aber ich muss noch 7x schlafen bis endlich das Christkind kommt. Viele Gedanken werden bis dahin noch durch meinen Kopf gehen. Mich beschäftigen. Mich beunruhigen. Die 24Stunden Burgenland Extrem Tour 2017 soll ja Spass machen. Und derzeit schaut’s nicht nach Spass aus. Die Straßenverhältnisse machen mir Sorgen. Seit Wochen ist es eisig kalt. Rund um den See herrscht Permafrost. Der Schnee hat sich zu Eis gewandelt. Die Radwege kaum geräumt. Die zarten Plusgrade reichen nicht aus, um von DEFCON 5 herunterzukommen. Teile der 120 km Runde sind hals- und kochenbrecherisch. Erlebt am eigenen Rad, am eigenen Oberschenkel und am eigenen Unterarm. Das Gefühl, das Vorderrad seitlich zu verlieren hat sich in mir eingebrannt. Der Angsthase in mir ist groß geworden.

24Stunden Burgenland. Ich scheiß mich an.

„Das ist Winter.“ „Wer sich anmeldet, muss auch damit rechnen. „Memme“. Stimmt. Ja. Ihr habt Recht. Trotzdem. Lustig ist das nicht. Vielleicht finde ich noch etwas Vernunft bis Freitag. Irgendwo im Ausverkauf. Oder ich bleibe bei meiner Philosopie „No risk. No fun. More risk. More fun.“

Wird schon schiefgehen. Nein. Besser: Wird schon gerade aus gehen. Wo ein Wille, auch ein eisfreier Weg. Ein Radweg oder eine Bundesstraße. Darum werde ich dieses Wochenende nochmals eine Runde drehen. Die komplette. Das ist fix. Ich will sehen, wo es fahrbar ist und wo nicht. Bei Tageslicht. Das soll mir in der Dunkelheit Sicherheit geben. Recht viel wird sich dann bis nächsten Freitag nicht ändern. Die Nächte werden weiter sehr kalt sein und tagsüber beibt es dabei. Eistag. Sämtliche Großwettermodelle rechnen nicht mit Niederschlag. Die Wettertends reichen von wolkenlos, sonnig bis hin zu leicht bewölkt. Vier bis sieben Sonnenstunden soll es geben. Warten wir es ab. Wettermax +Marcus Wadsak wird mir hoffentlich schon bald eine stichfeste Prognose liefern.

Ich muss noch 7x schlafen bis endlich das Christkind kommt. Viele Gedanken werden bis dahin noch durch meinen Kopf gehen. Mich beschäftigen. Mich beunruhigen. Und mir in Sachen Reifenwahl diese 7 Nächte schlaflos bereiten. Auf der einen Seite Asphalt, Eis, Schnee, gefrorener Boden, und Schotterwege. Auf der anderen Seite Traktion, Seitenhalt und Rollwiderstand. Wo ist der richtige Kompromiss?

Herrlich wie kompliziert so eine einfache 360 km lange Runde um den Neusiedlersee im Hochwinter sein kann.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#lakemania #livelovemove #ketterechts

Rennradabenteuer mit ketterechts. Der Austria Giro 2017.

Austria Giro 2017

Sieben Monate vor der Rennradreise Austria Giro 2017 ist es an der Zeit, einmal einen Blick hinter die Kulissen dieser bevorstehenden Premiere als organisierte Rennradreise quer durch Österreich zu werfen. So etwas entsteht ja nicht von heute auf morgen. Die Idee vielleicht schon, aber das Ganze dann auf die Beine zu stellen braucht Zeit. Organisatorisches wie rechtliches sind zu klären. Allein schon Letzeres ist aufgrund der verschiedenen Gewerbeordnungen ein kompliziertes Unterfangen. Schnell war mir klar, ein Partner muss her.

Austria Giro 2017. Eine Rennradreise mit ketterechts.

Meine Wahl fiel nach längerem hin und her, auf und ab, Wien und Linz auf cycling-adventures. Das erst im letzten Jahr gegründete Unternehmen ist kein Neuling auf dem Gebiet der Rennradreisen. Roli, Lukas, Lutz und Ruth haben schon seit Jahren ihre Finger im Spiel. Bei der Planung, Organisation und der Durchfürhung „ihrer“ Radabenteuer für einen anderen Veranstalter (Name der Redaktion bekannt). Und ich war dabei. Mittendrin statt nur daheim. Schweizrundfahrt, Tauernrundfahrt, Dolomiten, SuperGiroDolomiti – nur um einige zu nennen. Dass ich die handelnden Personen persönlich kenne, war auch ein Grund dafür, mich mit cycling-acventures aufs Tandem zu setzen.

Hinter cycling-adventures stehen also begeisterte Rennradfahrer, die gerne auch mal abseits des Touristenpfade unterwegs sind. Genau das ist es, was die Reisen auch ausmacht: Spaß am Rennrad fahren mit Hang zu etwas Abenteuer. Abenteuer in dem Sinn, dass man auch mal  etwas Neues erkundet, von dem nicht schon unzählige Radkollegen berichten konnten. Dass der Chef der Reise die Strecken dabei vorher bestmöglich ausgekundschaftet hat, versteht sich von selbst. Deshalb bin ich den Austria Giro letztes Jahr auch schon „solo“ gefahren. Learning by riding. Neben den Touren auf dem Rennrad soll auch der Genuss nicht zu kurz kommen, daher wird auch großen Wert auf lokale Köstlichkeiten sowie gehobene Hotels, oft mit Wellnessbereich, gelegt. Die beim Austria Giro 2017 gewählten Hotels haben alle ihren besonderen Charme. Ketterechts Ehrenwort.

Eine Radsaison ist lang und bietet viele Highlights.

cycling-adventures bietet ein buntes und breites Programm von März bis September. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang der Alpencross von Passau nach Triest oder die Super Giro Dolomiti Woche rund um Lienz in Osttirol. Beide Reisen mit ketterechts Star-Beteiligung. Frühe Kilometer können an der Cote d’Azur und in Liguren gesammelt werden, richtige Urlaubsstimmung kommt in der Toskana auf, die Pässewochen in Südtirol sind für Kletterer in den Fels gemeiselt. Als wirkliche Herausforderung gibt es auch die Möglichkeit einer Teilnahme am Ötztaler Radmarathon mit fixem Startplatz. Das gesamte Programm findet man auf der Seite cycling-adventures.org.

Ich lege meine Hand ins hintere Laufrad. Für die Rennradreise Austria Giro 2017 ist alles angerichtet. Strecke, Hotels, Essen, Transfer, Gepäcktransport. Und wenn was nicht passen sollte, dann machen wir es passend. Damit jeder auf sein Radabenteuer kommt. Einer für alle. Alle nach Wien.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

PS I: Information und Buchung der Rennradreise Austria Giro 2017 hier.