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Rennrad Hotel Mohrenwirt am Fuschlsee.

Rennrad Hotel

Gerade angekommen. Das Zimmer noch nicht bezugsfertig. Es ist ja erst 10 Uhr. Die Anreise war kurz. Also schnell Rad zusammenbauen, rein in die Radpanier und auf geht’s. Die erste Erkundungstour wartet. 4-Seen-Runde. Fuschlsee, Wolfgangsee, Mondsee und Attersee. Dazwischen Stopp beim Zauner in Bad Ischl. Nach nicht einmal zwei Kilometern ertönt ein leises, aber recht deutliches „Du bist zu schnell!“ La ketterechts macht von Anfang an klar, warum wir hier im Rennrad Hotel Mohrenwirt am Fuschlsee sind. Rennrad Urlaub. Mit Betonung auf Urlaub. Wir wollen Urlaub machen. Sie will Urlaub machen. Nach den Tagen am Monte Grappa wohlverdient.

Rennrad Hotel

Mondsee Runde

Seen und gesehen werden. Das Salzkammergut.

Der Mohrenwirt. Ein Rennrad Hotel mitten im Salzkammergut am Fuschlsee. Eine Gegend, die wegen ihrer glasklaren Seen bekannt und beliebt ist. Ich kenne das Gebiet. Von früher. Bin hier sehr viel gefahren. Durchgefahren. Jetzt darf ich bleiben. Meine Zelte sind aufgeschlagen. Ganze drei Tage nehmen wir uns Zeit für die Seen und zum Gesehenwerden.

Beim Einchecken gibt es gleich eine Überraschung. Einen Sack voller Goodies. Zwei Trinkflaschen, vier ultraBar Riegel, zwei 25g Packungen Pure Magnesium Kapseln und ultrasun Sonnenschutz in Hülle und Tube. Ganze drei pro Nase und Gesicht. Mit LSF 20, 30 und 50. Dazu noch vier Apres Ride Snack Gutscheine, die Berechtigung zur Nutzung des hoteleigenen Privatstrandes am See und zwei Handybags mit Zipp-Verschluss. Ganz schön ordentlich ins Zeug gelegt. Das Team um Mastermind Jakob Schmidlechner weiß um die Notwendigkeiten des Rennradfahrers.

Rennrad Hotel

Mondsee

Rennrad Hotel Mohrenwirt. Mehr als nur Mallorca Standard.

Ich merke nicht nur am Ambiente, dass der Mohrenwirt sich das Prädikat Rennrad Hotel nicht nur einfach so auf die Fahne und auf alle Werbemittel geheftet hat. Hier wird diese Vision gelebt. Die Mitarbeiter tragen Mohrenwirt Shirts made by Castelli. In der Lobby gibt es einen kleinen Shop mit Radbekleidung, Brillen, Schuhen und anderen lebensnotwendigen Utensilien. Falls wer was vergessen haben sollte. Sonnencreme gibt es gratis an der Rezeption. Die Zimmer selber sind mit sympatischen crazy head Helm Garderoben ausgestattet. Ein großer videoüberwachter Radkeller inklusive Werkstatt bietet Platz für die eigenen Räder, aber auch für die hoteleigenen Canyon Endurande CF SL 9.0  Disc Mieträder mit Shimano Ultegra. Hier kann bei Bedarf auch selbst am Rad herumgebastelt werden. Tourenvorschläge gibt es überall. Auf der Website mit GPS-Track zum download und etwas altmodisch in einem Ordner an der Rezeption. Alles in allem mehr als nur gewohnter Mallorca Standard.

Postalm, Gaisberg, Rossfeld. Bergtraining vor der Haustür.

Die Region hat neben den vielen Seen auch ein paar interessante Anstiege zu bieten. Highlight mit Sicherheit die Postalm. Von Norden (Weißenbach bei Strobl) oder von Süden (Voglau) mit jeweils knapp 750 Höhenmetern. Der Gaisberg bei Salzburg oder auch die Rossfeld Panoramastraße bei Hallein haben es in sich und sollten nicht fehlen. Für Gäste des Rennrad Hotel Mohrenwirt gibt es ein besonderes Zuckerl. Mit Chef Jakob Schmidlechner geht’s Mittwoch’s auf den Salzburgring. Bei freier Fahrt auf 4,1 km kann man es ordentlich krachen lassen. Muss man nicht. Sollte man aber. Unbedingt.

rush hour at Salzburgring from CristianGemmato on Vimeo.

Ansonsten trifft man den Chef immer wieder. Im Hotel ist er sowieso gegenwärtig. Wenn nicht, fährt er selber Rad (Mondseerunde mit Gästen), läuft oder krault er zu „seiner“ gelben Boje, 500 Meter vom Ufer des Fuschlsees entfernt.

Das Alternativprogramm zum Rennradfahren ist im Hotel Mohrenwirt umfangreich und vielfälltig. Sollte jemand nicht genug bekommen, was ich mir nicht vorstellen kann. Denn Fuschler Tage sind lang. Sehr lang. Schwimmen im See oder in beheizten und reservierten 25m Bahnen im Fuschlbad , Laufen, Stand Up Paddeln, Sauna, Dampfbad, Massagen, Fitnesscenter im Fuschlbad, hoteleigene Grillhütte, Shoppen in der Stadt Salzburg. Viel mehr, als das Sportlerherz begehren kann.

Energiespeicher sollen nicht sinnlos voll werden.

Die gute Küchte kümmert sich darum, dass Engergiespeicher nicht sinnlos voll werden oder leer bleiben. Das Frühstücksbuffet lässt keine gesunden Kalorienwünsche offen. Vom klassischen Buttersemmerl bis hin zum glutenfreien Hirse- und Buchweizenbrei. Am Abend steht bei Halbpension ein 5-Gang-Menü zur Auswahl. Extrawünsche für Allergiker, Vegetarier und Veganer werden gerne berücksichtigt. Das „Schnapserl“ danach wird zur Feuerprobe für Entscheidungsschwache. Mehr als 10 Klare können einen schon verwirren.

Es gibt viele Rennrad Hotels. Und es gbt einen Mohrenwirt. Es ist die Kombination Seen, Wasser, Landschaft, Berge und der Kitsch des Salzkammerguts. Lycra trifft Tracht. Wenn ich eine Note vergeben würde, dann ein Salzkammersehrgut.

Mit ketterechts zum Eddy Merckx Classic Radmarathon.

Fuschl am See ist auch heuer wieder Austragungsort des Eddy Merckx Classic Radmarathons. Dieser „Saisonabschluss“, es folgt ja noch der King of the Lake, findet am 10. September 2017 bereits zum 11. Mal statt. Mit drei atemberaubenden Strecken rund um die Salzburger und Oberösterreichischen Seen. Kurze Strecke: 63km und 918HM. Mittlere Strecke: 106km und 1593HM. Lange Strecke: 169km und 2609HM.

Rennrad Hotel

Eddy Merckx Classic Radmarathon Strecken

Wer am Rennren teilnehmen möchte, oder einfach nur mitfahren will, um die Gegend zu genießen, dem lege ich folgendes exklusives ketterehts-Paket und meinen Windschatten ans Herz. Egal ob Einsteiger oder jene, die in der mittleren oder langen Strecke eine neue Herausforderung suchen.

_3 Tage, 2 Nächte im Hotel Mohrenwirt am Fuschlsee
_hochwertiges Willkommensgeschenk im Wert von über € 100,-
_ketterechts #feschgeil Gutschein (2 x € 10,-) einzulosen vor Ort für den Kauf einer Radhose und/oder eines Radtirkots (1 Gutschein pro Teil)
_Energiepaket
_Halbpension im besten Rennradhotel der Region (5 Gang Menü am Abend, reichheilitges Frühstücksbuffet)
_After Bike Snack
_Gratis Entritt im Fuschlseebad oder Mohrenwirt Privatstrand
_Late check out am Sonntag
_kostenloser Rennrad check (ohne Ersatzteile)
_Startgebühr inklusive
_ketterechts Betreuung vor Ort und beim Radmarathon (ketterechts-Windschatten!)
_gemeinsames Einrollen (lockere Runde am Freitag und Teil-Streckenbesichtigung am Samstag)

 

Buchung direkt im Hotel Mohrenwirt (www.mohrenwirt.at, office@mohrenwirt.at) mit Kennwort „ketterechts“. Preis ab € 270,- je nach Zimmerkategorie

Wir sehen uns beim Mohrenwirt in Fuschl am See.

ktrchts

Monte Grappa – Liebe auf dem ersten Tritt

Monte Grappa

Bergstraßen haben für mich eine magische Anziehungskraft. Jede Kehre ist dabei ein Puzzleteil auf dem Weg nach oben. Jeder Schweißtropfen die Maut, die man dafür bezahlt, diese imposanten Naturdenkmäler mit dem Rennrad befahren zu dürfen. Keine Ahnung wie viele dieser menschlichen Meisterwerke ich schon gefahren bin. Der Monte Grappa reiht sich mit Sicherheit weit oben auf der Liste der besonderen Gipfel ein. Dieser Berg hat eine bewegte Vergangenheit und deshalb eine ganz besondere Energie. Es ist ein Privileg hier rauffahren zu dürfen. Über 22.000 gefallene Soldaten im 1. Weltkrieg haben den Grundstein dafür gelegt.

Zwischen Brenta und Piave. Ein Stück Geschichte.

Die 1.775 Meter hohe „Cima Grappa“ ist der höchste Punkt des Bergmassivs zwischen der Brenta im Westen und dem Piave im Osten. Beide Flüsse waren im 1. Weltkrieg Schauplatz brutaler Schlachten und Kämpfe. Der Berg sowieso. Umringt ist der Berg von vielen kleinen Ortschaften. Die bekanntesten am Fuße sind die Städte Bassano del Grappa im Westen, Feltre im Norden, Valdobiaddene, die Hauptstadt des Prosecco im Osten und Asolo gegen Süden. Hier endete 2016 die 11. Etappe des Giro d’Italia.

Was den Berg und die Gegend für Rennradfahrer so reizvoll macht, sind die 10+1 Anstiege hinauf zur Cima Grappa, der „Altipiano di Asiago“ gleich nebenan und der Monte Cesan in Reichweite. Auch der Passo San Boldo, die Foresta del Cansiglio, der bei Einheimischen sehr beliebte Anstieg San Lorenzo bei Vittorio Veneto sowie der Montello können in diverse Tagestouren eingebaut werden. Die ersten drei Anstiege waren heuer Schauplatz der Granfondo Pinarello.

Monte Grappa – der Berg der tausend Kehren.

Teile meiner Rennradbekleidung lasse ich „made in Italy“ in der Gegend produzieren. Meine Dienstreise zur Vorbereitung auf die Kollektion 2018 habe ich natürlich genutzt, die Gegend in Begleitung auf Rennradtauglichkeit zu testen. Denn nur vom Hören und Sagen gewinnt man keine wichtigen Erkenntnisse. Die 5 Tage Veneto brachten mir neben vielen Eindrücken vor allem müde Beine und extrem geile 400 km mit 9.500 Höhenmeter. Nicht schlecht für eine Dienstreise.

Als „Basislager“ eignen sich fast alle Orte rund um den Monte Grappe. Am interessantesten ist sicher die Stadt Bassano. Hier pulsiert das Leben und die Kulinarik lässt keine Wünsche offen. Der obligate Aperol Spritz in einer der viele Bars genießt man besten zu zweit. Bassano del Grappa ist auch deshalb als Standort gut gewählt, weil hier gleich zwei der 10+1 Auffahrten zur Cima Grappa in unmittelbarer Nähe beginnen. Ich selber war in Semonzo (Borso del Grappa) im Hotel Antica Abbazia untergebracht. Sehr gutes Essen mit regionalen Produkten (Frühstück und à la carte Abendessen), schicke auf rustikal eingerichtete Zimmer und kaum 500 Meter bis zur SP140 „Strada Generale Giardino“ entfernt.

Laute Italiener sind kein geeignetes Schlafmittel.

Einziger Wermutstropfen waren die Fenster auf die Restaurantterasse. Bis spät in die Nacht hinein tratschende Italiener sind kein geeignetes Schlafmittel. Auch weil sie sich minutelang mit „Ciao“ hin und „Ciao“ her verabschieden müssen oder wollen. Mit offenem Fenster kaum zu ertragen. Mit geschlossenem Fenster und Klima schon. Aber nicht gesund. Eine Live Band unter der Nase trägt leider auch nicht zum Schönheitsschlaf bei. Dorn im Auge oder besser gesagt Stein im Reifen war zudem der große nicht asphaltierte Parkplatz am Weg ins Hotel. 15 – 20 Meter des Grauens. Für Mountainbikes ein Traum. Für empfindliche 23mm Drahtreifen ganz das Gegenteil.

Ein perfekter Capuccino am Morgen, hausgemachte „dolci“ und ein geschmacksintensiver prosciutto sowie der „frittura“ am Abend haben diese kleinen Minuspunkt in Summe aber aufgewogen. Ich war ja schließlich nicht zum Schlafen da, sonden zum Arbeiten und zum Rennrad fahren.

Und täglich fährt das Murmeltier. Auf und ab.

Effizienz ist dann gegeben, wenn man neben der Pflicht noch Zeit für die Kür hat. Mit mehreren akribisch geplanten Tracks im Garmin bin ich angereist. Mit noch mehr Tracks dann abgereist. Es war nicht einfach nach Plan zu fahren. Überall lauerten interessante Straßen und anspruchsvolle Anstiege. Ein „fuori rotta“ war auf meinem Garmin Display gegenwärtig. Ich folgte mehr dem Instinkt als der Landkarte. Letzendlich waren es viele Giro d’Italia erprobte Leckerbissen. Wie beispielswiese die Auffahrt von Marostica nach San Luca, die „Via Foresto Nuovo“ hinauf ins Stadtzentrum von Asolo oder die „Forcella Mostaccin“ bei Maser. Allesamt sehenswerte Teilstücke, die sich leicht zu einer „Akklimatisierungstour“ zusammenstellen lassen. Der Monte Grappa läuft ja nicht davon.

Monte Grappa

Gute Technik und gute Beine

Das Erkunden der Gegend wäre ein 24h Job. Unbezahlbar was die Möglichkeiten und Eindrücke betrifft.

Wo ein Wille auch ein Weg. Oder 10+1 Auffahten.

Egal wie schön die Proseccogegend ist und war. Hauptziel musste die Cima Grappa sein. Kein einfaches Unterfangen bei ganzen 10+1 Monte Grappa Auffahrten. Wir haben uns zuerst für die „leichtere“, dafür längste entschieden. 27 km von Romano d’Ezzelino hinauf. Im Schnitt 6% steil mit maximal 10%. Gute 1.500 Höhenmeter am Stück. Schaffbar und machbar für jede/n. Neun Uhr war eine gute Zeit zu starten. Wenig Verkehr und Temperaturen, die unten heiß und oben angenhem waren. Für Sonja war es ein Highlight, erstmals so viele Kilometer und Höhenmeter am Stück bergauf zu fahren. Ein Highlight auch die 28 Kehren bergab Richtung Semonzo.

Monte Grappa

Kurz vor der Abzweigung nach Feltre

Noch am selben Tag, unmittelbar danach, habe ich noch eine Auffahrt draufgesetzt. Monte Grappa schmeckt am besten „doppio“. 20 km, die selben 28 Kerhen von Semonzo hinauf. Im Schnitt 8% mit maximal 14%. Weitere 1.500 Höhenmeter. Zwischen Kehre 20 und 21 war’s ganz schön hart. Zum Glück war vorsichtshalber das 29er Ritzel mit auf Dienstreise. Auch ab Kehre 25 habe ich die bis dahin knapp 2.800 Hm auf 62 km gespührt. Die Bardame im Rifugio Bassano war überrascht, mich ein zweites Mal hier oben zu sehen. „Ancora lei?“ Insgesamt 3.080 HM auf 82 km. Mit mehr als 100 Kehren. bergauf und bergab. Ein sehr gutes Training in Hinblick auf den Ötztaler Radmarathon 2017. Eine Zerreißprobe für mein Steuerlager.

„Il salto della capra“ – der Mortirolo Venetiens.

Mein Hersteller hat mich heiß gemacht. Er meinte ich soll den „Salto della Capra“ fahren. Das sei der giftigste aller Anstiege. Und was habe ich dann gemacht? Genau. Nach der Paar-Tour über Marostica, San Luca, Richtung Conco über Fontanelle, Tortima und Bassano am vierten Tag eben dieses Highlight gesucht und gefunden. Steil, geil und wieder steil. Die 22 km von Fietta zur Cima Grappa haben es in sich. 10% im Schnitt empor mit maximal 20%. Teilweise sogar darüber. Mein Garmin zeigte nicht selten 26, 28 aber auch 32% an. In den oberen Kehren innen. Kaum zu glauben, dass hier früher die Granfondo Pinarello heraufgefahren ist. Teilweise hat das mit Rennradfahren nichts gemeinsam. Erinnerungen an den Monte Zoncolan wurden wahr.

Am Ende der Leiden beim Anblick der Ziege hoch oben als Mahnmal hat man dann die Wahl zur Qual. Entweder weiter zur Cima Grappa oder hinunter zum Monte Tomba. Zu empfehlen ist das Weitefahren zur Cima Grappa am Hochplateau vorbei an einigen bewirtschafteten Almen.

Brevetto Monte Grappa – nur die fleißigen kommen in den Himmel.

Die Italiener lieben die Dramen. Nur so ist zu verstehen, dass sie den „brevetto grappa“ ins Leben gerufen habe. So wie in Österreich die verschiedenen Wandernadeln, kann man sich rund um den Monte Grappe altertümliche Lorbeeren in Form von Stempeln holen. Für die 10+1 Anstiege. Mit meinen drei hätte ich schon das „bronzene“ Abzeichen bekommen. Hätte ich. Habe ich aber nicht.

Die Monte Grappa Auffahrten im Detail:

Auffahrt Länge durchschn. Steigung max. Steigung Startpunkt
1 27 km 6% 10% Romano d’Ezzelino
2 20 km 8% 14% Semonzo del Grappa
3 22 km 10% 20% Fietta
4 20 km 8% 14% Passengo
5 23 km 10% 16% Cervaso del Tomba
6 25 km 7% 15% Pederobba
7 24 km 10% 14% Alano di Piave
8 25 km 7% 20% Seren
9 28 km 6% 12% Cuapo
10 26 km 8% 20% Cismon del Grappa
10+1 10 km 11,2% 20% Crespano del Grappa

Highlight dieser vielen Anstiege ist auch eine Nachtauffahrt, die ich um ein paar Tage verpasst habe (22. Juli 2017). Die Lichter der Teilnehmer waren bis weit in die Ebene hinein zu erkennen. Sicher ein imposantes Schauspiel. Die Italiener lieben Dramen.

Der letzte Berg – aber nicht der Allerletzte.

Der Monte Grappa ist nach Süden hin der letzte Berg. Für viele aber nicht der Allerletzte. Wer sich einmal nach oben geschwitzt hat, der wird es wieder und wieder tun. Es ist diese Anziehungskraft, diese Besonderheit. Bei schönem Wetter ist sogar der Blick weit bis in die Lagune von Venedig möglich. Hat man mir gesagt. Ich wollte am letzten Tag noch eine „Early Bird“ Auffahrt wagen. Die Reste eines nächtlichen Gewitters haben mir aber einen Strich durch die Rechnung gezogen. Schade. Ich komme aber bestimmt wieder. Spätestens im Mai 2018. Und ich nehme jeden mit, der mitkommen will. Termine demnächst auf ketterechts Website unter Rennradreisen.

Hier die Tracks von strava:

Forcella Mostaccin inkl. relive Video Tag 1
Crosara di Marostica „steil“ inkl. relive Video Tag 2
Doppio Grappa inkl. relive Video Tag 3
Crosara di Marostica über San Luca inkl. relive Video Tag 4
„Salto della Capra“ inkl. relive Video Tag 4
Bonustrack Cortina – Passo di Giau inkl. relive Video Tag 5

ktrchts

PS: Die Firmen „Selle Italia„, „Spezzotto„, „Pinarello„, „Dainese“ sind auch aus der Gegend. Kreditkarte nicht vergessen.

woom bike. Kinderleicht Radfahren.

woom bike

Meine Tochter ist fünf Jahre alt. Sie besucht den Kindergarten. Der tägliche Weg dorthin ist von zuhause weg nicht weit. Weit genug aber, um nicht selber dahin gehen zu wollen „Papa, trägst du mich?“ Gerne und ohne Rücksicht auf meine Bandscheiben, erfülle ich meiner Tochter diesen Wunsch. „Papas sind zum Tragen da. Und zum Kuscheln.“ Mit diesem Satz hatte sie mich. Und wird mich für immer haben. Zum Glück bin ich als Transportmittel nicht immer erste Wahl. Es gibt noch den orangfarbene Dreirad Tretroller und ihr geliebtes gelbes woom bike.

Der Porsche unter den Kinderrädern.

Mit passendem Helm und passendem Zubehör geht es mit dem woom bike in den Kindergarten. Dort wird das Kinderfahrrad dann vorschriftsmäßig durch den Kindergarten geschoben und im Hinterhof geparkt. Dabei grüßt hier täglich das Zweirad-Murmeltier. Perfekt geschlichtet und aneinandergereiht stehen sie da. Die verschiedenen woom bikes. woom 1, woom 2 und woom 3. Samt Zubehör. Denn wenn schon, denn schon. Jedem sein woom bike. Geschmäcker sind verschieden. Die Buben tragen meistens blau. Die Mädchen rot.

woom bike

Jedem sein woom bike

Irgendwie ein Phänomen, oder? Dieses Kinderrad hat anscheinend Wien erobert. Und Österreich sowie den Rest der Welt gleich mit. Warum? Die Frage hat mich beschäftigt

woom bike – Kinderräder mit hohem Intelligenzquotienten.

Überzeugt hat mich bei woom bike die Tatsache, dass sich nicht das Kind an das Rad anpassen muss, sondern dass sich das Rad an das Kind anpassen lässt. Schlau. Ein Kinderrad mit hohem Intelligenzquotienten. Ein woom bike ähnelt sehr einem Laufrad (woom 1). Der Umstieg ist also viel leichter und die lästigen Stützräder können gleich im Keller bleiben. Der Schwerpunkt liegt tiefer und das Kind kann viel leichter das Gleichgewicht halten. Meine Tochter hatte den Dreh schnell herausen.

Ein und dasselbe Rad von der Grundgeometrie her für jedes Alter. Nur der Körpergröße angepasst und mit technischen Finessen erweitert. Von 1 1/2 bis 11 Jahre. Vom Fuß- über Kettenatrieb von Fixschaltung über Gangschaltung. Von 12 bis 26 Zoll.

Es sind halt immer kleine und feine Details, welche den Unterschied machen. Und bei woom bike sieht man, dass „radlnarrische Väter“ dahinterstecken. Allein die farbige Markierung des vorderen und hinteren Bremshebels beim woom 3 ist so simple genial. Grün für hinten. Schwarz für vorne. Das kann sich jedes Kind leicht merken.

Kinderleicht Radfahren. Kinderleicht Rad (ver)kaufen.

In diversen Zeitungen und Magazinen überschlagen sich die Lobeshymnen für woom bikes. Zurecht. Denn es steckt viel Arbeit und Hirnschmalz dahinter. Das sage ich nicht nur als Vater, sondern auch als jemand, der sich seit Jahren mit Rädern beschäftigt. „Wir möchten so wenig Erwachsenenteile wie möglich verwenden.“ Diese Aussage aus einem Interview im Online Fahrradmagazin „drahtesel“ zeugt davon. Eine Kinderhand ist halt anders geformt wie eine Erwachsenenhand. Ergo, sollte ein Bremshebel diesen Unterschied berücksichtigen.  „Wo immer notwendig, sind die Komponenten der Woom-Räder Neuentwicklungen. Wenn möglich, sogar patentiert.“ Das macht Sinn.

Dass Qualität auch ihren Preis hat, ist logisch. Ein woom bike gibt es zwischen € 179,- (woom 1) und € 499,- (woom 6). Aber. Und jetzt kommt es. Die investierte Summe lässt sich aber durch den hohen Wiederverkaufswert und dem „upCYCLING“ rechtfertigen. upCYCLING bei woom bike heißt, dass man beim Kauf eines nächstgrößeren Rades, 40% vom Neupreis des alten zurück bekommt. Meine Tochter wird demnächst genau so von woom 3 auf woom 4 „upgraden“.

Von Klosterneuburg in die weite Welt.

Ich kann den Machern von woom bike nur für ihre Idee gratulieren. Für mich persönlich ist es eine große Freude, den Kinder zuzuschauen, wie sie ihre Lieblingstück durch die Gegend bewegen. Auch wenn ich als Papa zum Tragen dann nicht mehr gebraucht werde. Bleibt ja immer noch das Kuscheln.

ktrchts

 

 

Granfondo Pinarello – der Mythos ist endlich besiegt.

Pinarello

„Gianni!! „Franco?“ „Andrea!“ „Dove sei Gianni!“ „Qui Franco?“ „Valentina?“ Wenige Minuten nach dem Start bekomme ich neben dem Surren carbonfasergetränkter Laufräder eine Auswahl bekannter italienischer, vorwiegend männlicher Vornamen zu Gehör. Dass Italiener am liebsten in Rudeln auftreten ist ja bekannt. Bei knapp 4.000 Startern der Granfondo Pinarello müssen sich diese Rudeln erst bilden. Genau diese Rudelbildungen prägen die ersten Kilometer stadtauswärts Richtung Spresiano. Die Piazza del Grano platzt aus allen Nähten. Der Startschuss ist längst gefallen. Noch stehe ich mit beiden Beinen am Boden. irgendwo weit hinten. Treviso erwacht gerade aus der lethargischen Nachtruhe auf. Der Mythos Pinarello schlägt ein neues Kapital auf. „LaPinarello“, vom Veranstalter auch liebevoll „LaPina“ genannt, geht mit mir in die 21ste Auflage.

Ausflug zur Mutter aller Radmarathons.

An der Anreise und der Akklimatisierung ist wenig auszusetzen. Treviso ist für Italokundige leicht zu finden. Das Hotel mit Navi auch. Autosuggestives Parkplatz finden funtkioniert in Italien nicht immer. Wenn man daran glaubt, schon. Die Kurzparkzonen sind leistbar, auch wenn man beim Ticketing der Sprache mächtig sein sollte. In Treviso muss man zuerst die Nummer des gewählten Parkplatzes in den Automaten eintippen. Erst dann gibt es ein Ticket fürs Geld. Und man muss unterscheiden. Kurzparkzone oder Kurz-Kurzparkzone. Letzere erlaubt nur 20 Minuten. Ein Mal pro Halbtag. Capito?

Den Stadtkern – umgeben von einer imposanten Stadtmauer, erlebt man am besten per pedes. Von der Mitte aus sind es 10 bis maximal 15 Minuten in alle Richtungen, bis man dort anstößt. Die Orientierung ist nicht schwer. Einmal die Stadtmauer erreicht, einfach links, rechts oder retour. Man kommt schnell wieder dorthin, wo man schon einmal gewesen ist. Die Fläche, sich zu verlieren ist minimal. Und sollte man den Weg zurück doch nicht mehr finden, erleichtern die vielen Eissalons und Bars das Traurigsein. „Patatine“, die man zum Prosecco, dem Wein oder dem Apreol Spritz serviert bekommt auch. Veganer und Bioaner werden die Stadt auch lieben. Selten so viel Biogenes gesehen. Mein Tipp „soffioni„. Der Thunfischburger Bio 9, ein Traum.

Granfondo Pinarello – la „famiglia“ feiert sich selbst.

Freitag, 14. Juli 2017. Piazza del Grano, Borgo Mazzini. Dort, wo die Hölle los sein sollte, ist noch gähnende Leere. Ein großes weißes Zelt ist gegen zwei Uhr Nachmittags das höchste der Gefühle. Hier soll es ab fünf Uhr eine Expo geben? Ok. Italiener sind wohl die Meister der Improvisation. Ich besuche also den Pinarello Shop nebenan. Ja. Den Pinarello Shop in Treviso. Dieser ist so klein, dass ich zwischen der Castelli Wäsche mit Sky branding fast ersticke. Daneben ein paar Zubehörteile und jede Menge selbstinzenierender Fotos. Der zweite Raum ist auch nicht größer. Dafür bunter. Zeit für Radklamotten habe ich keine. Warum denn auch.

Ich erblicke die Hintertür. Diese führt in einen weiteren Pinarello Shop. Ein Outlet. Was ich dort finde ist auch nicht mehr als reduzierte Ware in den Größen 2XXL aufwärts. Was die letzten Jahre an eigener Panier nicht verkauft werden konnte, ist hier gelandet. Alle farblichen Anti-Trends quasi. War’s das? Ja. Für mich. Die Werkstatt nebenan hatte ich nicht auf der Rechnung und somit auch nicht im Visier. Die neusten Pinarello Modelle (F10, F10 Disk …) verpasst. Selber Schuld. Ganz Schlecht vorbereitet. Negativ. Setzen.

Wer italienisch denkt, findet sich im Chaos zurecht.

Mehrere caffè vergnano und Aperols später ist die Expo pünktlich um 1700 aufgebaut. Auch die Startnummern sind erhältlich. Es herrscht wie gewohnt ein geordnetes Chaos. Wer italienisch denken kann, findet sich hier zurecht. Auf einer riesen Tafel gibt es die zugewiesene Startnummer, mit dieser dann den richtigen Schalter. Nach sieben Unterschriften und einer einwandfreien, wenn auch dominanten Erklärung, dass ich das ärztliche Attest bereits wie in der Ausschreibung gewollt, per Email verschickt habe und die Tageslizenz mit dem Startgeld von € 72,- auch schon überwiesen habe, bekome ich das Starterpaket, die Startnummer und die Tageslizenz. Auf dem Kuvert mit dem Startnummer steht in großen Lettern: „Ärztliches Attest OK. Tageslinzenz bezahlt“. Die € 10,- Miete für den Chip sind an einem weiteren Schalter mit kurzer Wartezeit zu verschmerzen.

Mit Mortadella, Ricola Kräuterzückerln. luftdicht verpacktem Käse, einer Schnitzelpanier, Bavaria Bier und einer Enervit Flasche sowie einem Pastaguschein erkunde ich die Expo. Giordana, Pinarello mit mageren 3 Rädern, Rudis Porject Brillen und Helme, Shimano Servicestation, Enervit, Ricola und Selle Italia sind da. Und ich gleich wieder weg.

Nerven aus Stahl. Das zeichnet Rennradfahrer aus.

Sonntag, 16. Juli 2017. Bereits um 0645 stehe ich an vorderster Front in der Startreihe. „Griglia nera“, also die Nummern 2990 bis 4000. Das ist die Zweitletzte. Eine Stunde bis zum Start. Es ist nicht zu kalt. Zum Glück. Es dauert nicht lange und hinter mir füllt sich Borgo Mazzini. Über den Lautsprechern ertönen pathetische Parolen. Danke, super, gemeinsam, traumhaft … das Glück muss ein Rennradfahrer sein. Zumindest meint das der Sprecher.

Die Zeit vergeht. Meine Aufmerksamkeit  gehört meinem hinteren Laufrad. Gestern gegen 2300 Uhr habe ich im Hotel noch den Schlauchreifen gewechselt. Zu riskant war es mir geworden. Aus zwei kleinen Löchern am neuen Vittoria Graphene zischte immer wieder Luf raus. Der Reifen war schnell von 10 auf sechs Bar. reduziert. Der alte Vittoria Corsa Evo CX bekam eine neue Chance. Graphene mit Effetto Mariposa Carogna Klebeband problemlos entfernt, Vittoria Magic Mastik drauf und dann das rettende Runde. Sieben Stunden Klebezeit sollten reichen. Nerven aus Stahl muss man haben. Kurz vor dem Start war das hintere Laufrad immer noch dickfest.

Es kann losgehen. Zuerst überhaupt nicht. Dann stockend bis schiebend. Zwei Mal ums Eck. Erst nach ca. 10 Minuten die erlösende Zeitmatte. Pronti, via.

Die Goldene Ananas ist ganz schön gefährlich.

Die ersten 30 km kerzengerade und ohne nennenswerter Höhenmeter. Das Tempo gleich hoch. Sehr hoch. Die Goldene Ananas wird hier schon vergeben. Als ginge es darum für Peter Sagen den Sprint anzuziehen, fliegen bunte Radtrikots links und rechts an mir vorbei. Die auffälligsten konnte ich mir merken und am ersten Berg wieder überholen. Dass so eine sinnlose Bolzerei nicht notwendig ist, zeigen die vielen RennradfahrerInnen, die ich auf diesem Teil der Strecke bereits kreuz und quer über die breite Straße liegen sehe.

Das Rennen nicht einmal 30 Minuten alt. Eine Dame mit ihrem pinkfarbenen Pinarello Dogma und pinkfarbenen Trikot liegt am Bauch mit dem Kopf nach unten regunslos am Asphalt. Spätestens jetzt schalte ich von Rennmodus auf Sonntagsausflugmodus um. 4000 rennhungrige (kurze und lange Strecke starten gemeinsam) Fahrer sind auf so einer Straße mit Gegenverkehr (so mancher ließ sich nicht aufhalten trotzdem gegen die Rennrichtung zu fahren), Verkehrsinseln und Längsrillen ein paar zu viele. Eine selektierende Steigung ganz zu Beginn findet man hier nicht.

Prosecco und Schweiß. So schön kann Dolce Vita sein.

Bei km 40 trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Kurz davor war noch an ein paar kleinen Hügerln Stau. Wie auf der Wiener Südosttangente. Mit Fahrern, die von ihren Rennrädern gefallen sind, weil ein 50 Kettenblatt aufwärts doch zu stark ist, oder ein plötzliches Schalten von 50/28 auf 34/28 die Kette abwirft. Danach plötzlich Einzelzeitfahren Richtng Caneva zum ersten Berg. Die Strecke ein ständiges Zick-Zack auf Straßen, die ich lieber mit dem Crosser fahren würde. Mit giftigen kurzen Anstiegen vorbei an Betonwerken. Proseccoland, wo bist du?

Der Schock ob der unidyllischen Landschaft vergeht schnell am Anstieg hinauf zur „Foresta del Cansiglio“. Knapp 13 km bergauf. Mit ständigem Blick Richtung Adriatischem Meer und der Bucht von Venedig. Die Steigung moderat. Kehre für Kehre geht es nach oben. Ich passiere links und rechts die gut erkennbaren Pinarello Händler mit ihren speziallackierten Dogmas F10 (#GFP17) und den einheitlichen Trikots. Aus aller Welt sind sie gekommen. Mehr als 300 Räder hat Pinarello dafür springen lassen. Aus Insiderkreisen weiß ich, dass diese Räder dann mit den Händlern die Rückreise antreten dürfen.

Italiener nutzen gerne den Windschatten. Auch meinen.

Ich muss hier einen starken Eindruck hinterlassen. Denn immer mehr Windschattenfahrer finden Gefallen an meinem Hinterrad. Und das bergauf. So ziehe ich eine fette Meute hinauf auf den Berg, der mit der zweiten von vielen Labstationen auf knapp über 1000m Seehöhe endet. Sogar ein japanischer Pinarello Händler gesellt sich zu mir. Begleitet von einem Fotografen am Motorrad. Er fotografiert ihn. Und mich. Jetzt warte ich darauf, in Japan eine Star Karrier starten zu können.

Die lange Abfahrt hinunter nach Vittorio Veneto nichts für schwache Nerven. Dieser Teil der Strecke ist nicht gesperrt. Mitten im Wochenend-Ausflugs-Verkehr geht es halsbrecherisch nach unten. Teilweise ist ein Überholen von Autos nicht möglich. Gegenverkehr sei Dank. Ich riskiere nichts und genieße trevigianische Abgase. In Vittorio Veneto selber muß ich dann sogar an einer roten Ampel stehen bleiben. Auf Anweisung eines Stadpolizisten. Streng nach Vorschrift. Erst bei grün darf ich weiter zum nächsten Hügel. Drei km über San Lorenzo mit dem selben Spiel. Italiener nutzen gerne den Windschatten. Auch meinen.

Giro Feeling – mit viel Phantasie.

Muro Cà del Poggio. Spezielwertung. Das Rennen im Rennen. 0,8 km mit einem Schnitt von 17%. Ein Kreisverkehr, erste Ausfahrt rechts und plötzlich ein riesiger Garmin Bogen. Dahinter eine Mauer. Was die Veranstalter als Highlight verkaufen wollen, ist in Wirklichkeit das, was ich jedes Wochenende habe, wenn ich in Eisenstadt die Gloriettallee hinauffahre. Mit mehr Publikum mehr Fotografen und mit Nibali Aufschriften am Boden. Nichts besonders, aber ok. Marketing ist alles und alles ist nichts ohne Marketing. Also ich oben ankomme, war der Sprecher samt DJ schon beim einpacken. Letzte Klänge und ein „Grazie, ci vediamo in Piazza del Grano“ habe ich noch mitgehört. 13 km/h im Schnitt war meine performance hier herauf. Der Schnellste ist mit einem Schnitt von knapp 20 km/h heraufgeflogen. Die Italiener hätten doch dessen Windschatten nutzen sollen.

Zur Feier des Tages gönne ich mir 0,5 Liter Pepsi cola und ein Glas mit aufgelöstem Salz. Noch knapp über 40 km bis ins Ziel.

Heimwärts mit dem Russen-Express.

Die letzten Kilometer nochmals ein Einzelzeitfahren. Allein auf weiter Flur hauche ich mir die Landschaft und so manche ungesicherte Kreuzung ein. Bis zur letzten Steigung. Hier schließe ich auf 3 Russen auf, die ich schon mehrmals, immer wieder vor und hinter mir hatte. Einer von denen macht einen sehr starken Eindruck. Holte für die anderen zwei immer wieder Wasser und motivierte sie. Der Edelhelfer, den ich nie hatte.

Auf das Bier an der letzten Labestation verzichte ich. Statt dessen überhole ich erneut die Russen am Berg und setze mich in der Abfahrt allein Richtung Treviso ab. Zurück auf der langen Geraden stadteinwärts, gebe ich diesen Plan aber auf. Die Gruppe vor mir ist so nicht einzuholen und der Feind längst schon im Nacken. Bei der 15 km Marke resigniere ich. Nehme Tempo raus und warte auf den heranrasenden Russen Express. Jetzt geht so richtig die Post ab. Jenseits der 40 km/h nähern wir uns Treviso. Rote Ampeln können uns nicht stoppen. Auch die Gruppe vor uns muß dran glauben. Zwei km vor dem Ziel. ist sie gestellt.

Dank russischer Wattleistung bin ich nach 4h57min Fahrzeit auf 144 km und 2.300 Höhenmetern gesund im Ziel. Mit der Bruttozeit von 5h07min lande ich auf Platz 438 von über 1.400 Gesamtstarter „percorso lungo“ und auf Platz 88 in der Kategroie M4. Nicht schlecht für einen Sonntagsausflug. Ach ja: Bei der Granfondo Pinarello zählt die Bruttozeit für die Gesamtwertung und die Nettozeit (realtime) für die Kategoriewertung. Warum auch immer.

Insegamt 10 Leute mussten am Sonntag in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert werden. Und auch Raddiebe haben in Treviso ihr Unwensen getrieben. Berichte von Diebstählen aus geparkten Autos und vom Zielgelände machen in den sozialen Netzwerken die Runde. Leider.

Ende gut. Treviso gut.

Ich hatte hohe Erwartungen. Nicht an mich. An die Veranstaltung selber. Und ich weiß nicht so recht, ob diese erfüllt worden sind. Ein wenig mager war die Stimmung in der Stadt. Auch das Gesellige im Zielbereich hat mir gefehlt. Und Pinarello hat nur gekleckert. Nicht einmal eine Pinarello Trinkflasche gehört jetzt mir. Fahre ich halt mit der Colnage Flasche. Granfondo Colnago oder Granfondo Pinarallo? Urteilt selber.

Auf alle Fälle sind das Essen in Treviso und Desenzano del Garda am selben Niveau. Wenn man Insidertipps hat. Wie zum Beispiel die pizzeria e ristorante „Frank Bracca“ in Nervesa della Battaglia. Und das ist ja das Wichtigste, wenn man in Italien eine Granfondo fahren möchte. Neben gutem caffè darf das nicht fehlen Der Rest ist Draufgabe.

ktrchts

PS 1: Für alle strava Fans hier der track.

Paketzustellung mit der Post – von Fiasko zu Fiasko

Paketzustellung mit der Post

„Wenn’s einmal wichtig ist, dann Paketzustellung mit der Post.“ Klingt gut, ist es aber nicht. Bereits zum dritten Mal muss ich akzeptieren, dass die Österreichische Post, nicht das halten kann, was ihr Werbespruch in großen Lettern verspricht. Eine von mir am 20.6.2017 in Wien aufgegebene Sendung ist am 7.7.2017 am Bestimmungsort in Friedrichshafen und somit beim Empfänger nicht angekommen. Ganze vier Wochen, 28. Tage. Beinahe dieselbe Strecke bin ich letztes Jahr mit dem Rennrad in 8 Tagen gefahren. Sogar mit Umwegen.

Liebe Post. Du bist einfach zu märchenhaft.

Online Handel haben sie gesagt. Gut, habe ich geantwortet. Dann schauen wir, dass ich meine ketterechts Radbekleidung mit Online Handel verfügbar mache. Für sie, für ihn und für beide. Einen Shop kann und will ich mir nicht leisten. Geiles Design, sehr gute Sitz- und Passform und leistbar im Preis. Dazu noch schnell versandt. Meine Bedingungen an mich selbst. Erstere erfülle ich – das sagen mir zumindest die Feedbacks die ich bekommen Das mit dem schnellen Versand ist so eine Sache. Denn die Post ist einfach zu märchenhaft. Es ist immer eine Lotterie und ein Zitterspiel, ob die bestellten Waren auch dort ankommen, wo sie ankommen sollten. Zwischen Österreich und Deutschland sind schon ein paar Sidi Schuhe, ein Garmin Edge 1000, und insgesamt fünf Trikots spurlos verschwunden. Gar nicht nach meinem Geschmack.

Paketzustellung mit der Post. Eine Ausrede jagt die andere.

Zurück zum letzten Paket. Wert € 350,- exkl. Versand. Logischerweise meldet sich der Empfänger und fragt nach. Mit versichertem Paket ist ein Tracking kein Problem. Paket ist am 23.6.17 in Friedrichshafen angekommen.

Paketzustellung mit der Post

Tracking

Leider nicht beim Empfänger. Ganze 11 Tage verweilt das Paket in Friedrichshafen, um dann zurück nach Memmingen (Depot) retourniert zu werden. Zu diesem Zeitpunkt ist auch meine Nachfrage (Paketnachforschung) bei der Post eingegangen. Schriftlich und telefonisch. In beiden Fälle zeigt man sich bei der Post nicht gesprächsbereit. „Tut uns leid. Wir sind nicht für die Paketzustellung im Ausland zuständig“. Was? Wer dann? „Unser Partner Hermes Deutschland hat das Paket übernommen.“ Schnell ist eine Ausrede und ein Schuldiger gefunden. „Warum fragen Sie nicht bei Hermes Deutschland nach?“ „Haben wir. Wir warten aber noch auf eine Antwort.“ Eine Ausrede jagt die andere. In der Zwischenzeit ist der Empfänger – zu Recht, sauer.

Kundenorientierung? Wie schreibt man das?

„Guten Morgen Cristian Gemmato, vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir können Ihre Reaktion auch verstehen. Dennoch müssen wir Sie um Verständnis darum bitten, dass es Zeit benötigt, um eine die Nachforschung beauskunften zu können. Wir sind hier auch von der Antwort unseres Zustellpartners in Deutschland abhängig. Wir sind bemüht, die Sendung zu finden und die zuständigen Kollegen werden sich auch ehestmöglich bei Ihnen melden. Wir sind weiterhin gern für Sie da. Liebe Grüße. (FB Antwort der Post am 10.7.)

Auch per Email sind die Informationen spärlich. Mehr als Floskeln sind da nicht zu lesen. Standard Beschwerdemanagement. Effizienz sieht anders aus. Die Post braucht Zeit. Für was? Ich habe keine Zeit. Kundenorientierung sieht anders aus. Ich nehme alles selbst in die Hand. Telefoniere hin und her. Maile auf und ab. Und nutze die sozialen Medien. Und siehe da. Hermes Deutschland reagiert auf meine Twitter Postings von Freitag, 7.7. Die Email an twitter@hermesworld.com findet einen Leser. Die Antwort von socialmedia@hermesworld.com:

„Ihre Sendung wurde leider am 07.07.2017 in den Rückversand gegeben. Der Empfänger konnte an der angegebenen Adresse nicht ermittelt werden.Sie erhalten Ihre Sendung schnellstmöglich zurück.“

Wo kein Wille, auch kein Weg. So sollte die Post werben.

Zum jetzigen Zeitpunkt hat der Empfänger immer noch kein Paket und ich das Paket noch nicht retour, Hermes hat es verkackt und die Österreichische Post immer noch keine Ahnung über den Verbleib der Sendung. Wo kein Wille, auch kein Weg. Die Post sollte damit werben. Das wäre ehrlicher. Schlafen, nach Ausreden suchen und den schwarzen Peter anderen umhängen. Das kann die Österreichische Post. Traurig aber war.

Hermes Deutschland hingegen kann wohl nicht lesen. Denn warum sollte ein Paket den Empfänger nicht erreichen? Adresse überklebt? Empfänger überschrieben? Zusteller verirrt? Ich überlege echt, ob ich nicht selbst mit dem Rennrad die Sachen zustellen sollte.

ktrchts

PS: Bin schon auf die Retoure gespannt.

 

 

 

24h Slovakia Ring – die Zeit totschlagen mit Rennradfahren

24h Slovakia Ring

Normalerweise gehe ich selten bis nie zu McDonald’s essen. Okey, ab und wann frühstücke ich im McCafè. Aber nach den 24h Slovakia Ring war mein Verlangen nach gesund verpackten Transfette zu groß. Der Gusto nach Sünde überwog die Vernunft. Mit „meinem“ Burger,  Dinkelbrot, Rindfleisch und Salat only, hielt ich den Ernährungs-Fail in Grenzen. Dazu mittlere Pommes und 0,5l Fanta. Nach den vielen Energieriegeln der letzten Stunden ein Gourmet-Menü.

Langstrecke ist nichts für Langschläfer.

Ein 24h Rennen gewinnst du in der Nacht. Nicht, dass wir vorhatten, die 24h Slovakia Ring zu gewinnen. Aber wir haben unser Rennen in der Nacht verloren. Taktisch verspielt. Wir, das sind Rene, Florian, Matthias und ich. Team ketterechts powered by Zeus Protein Soda. Unser Rennen war nach ein paar Stunden die Hoffnung auf den dritten Platz in der 4er Teamwertung. Gestartet, um Spass zu haben und uns 24 Stunden die Zeit mit Rennradfahren totzuschlagen, entwickelten wir sehr schnell den Ehrgeiz, den man benötigt, um so ein Ding durchzuhalten. Langstrecke ist nichts für Langschläfer. Und der Notausgang ist schneller geöffnet als man zugeben will. Bei Tageslicht waren wir auf Podestkurs. Kopf an Kopf mit den späteren Siegern und ex equo mit dem Team Rapso Knittelfeld. Team das in unserer Sympathieskala von Stunde zu Stunde wie eine schlecht gewartete Webseite Rankingpunkte verlor.

24h Slovakia Ring

Team ketterechts powered by Zeus Protein Soda. Matthias, Cristian, Florian, Rene v.l.n.r

24h Slovakia Ring. Heiß, windig und schnell.

Ich hatte bereits die Ehre, den Slovakia Ring bei der letzten #bikeattack kennenzulernen. In etwa wusste ich, was auf uns zukommen könnte. 24h Erfahrung brachte ich aus zwei Teilnahmen in Grießkirchen also Solo- und Teamfahrer sowie den von Atterbiker (King of the Lake) anno dazumal organisierten 24h Rennen rund um den Attersee – auch als Solofahrer, mit. Was uns dann aber Lubos Miklovic servierte, war deftige slovakische Kost. Affenhitze und stürmischer Wind. Normalerweise kein Problem, aber in dieser Kombination war der sechs Kilometer lange Rundkurs ein Backofen bei 250° Umluft. Das heftige Gewitter mit Hagel um drei Uhr in der Früh brachte zwar Abkühlung, schraubte aber den Wind nochmals um ein paar Beafourt nach oben. Knackpunkt, die knapp ein Kilometer lange Zielgerade. Wenn man mit gut 50 km/h eine langezogene Rechtskurve fährt, der Wind am Kurvenausgang dann wie eine Mauer wirkt, dann können diese 900 Meter wie eine Ewigkeit vorkommen. Zuseher brauchten hier keine Zeitlupe. Wir waren die Zeitlupe.

Nach 24 Stunden kennst du jeden Arsch.

Im Leben trifft man sich immer zwei Mal. Bei den 24h Slovakia Ring mehrmals. Und nach 24 Stunden kennst du fast jeden Arsch. Manchen sogar mit Namen. Oder Sponsor. Uns kennt man wohl als ketterechts. Denn auch wenn wir nicht die Schnellsten waren. Wir hatten den Style in Aktion. Matthias und Florian in schwarz, Rene in der Farbe magenta und ich wechselte. Nur die Trikots. Die Hose war die ganze Zeit dieselbe. Zuerst weiß, dann blau und am Ende auch magenta. Wer an der Quelle sitzt, der hat es einfacher.

Anziehen, umziehen und ausziehen waren sowieso eine Challenge. Nach jedem Stint waren wir entweder verschwitzt oder in der Nacht vom Regen durchnässt. Unsere Box glich einer kolumbianischen Gefängniszelle an Wasch- und Trockentagen. Unsere Nachbarszelle auch. Hier hauste das 6er Team des RC Trumau mit dem auf drei Frauen dezimierten 6er Damenteam als Untermieter. Die späteren Siegerinnen im 4er Wettbewerb.

Ein Platz im Schatten war rar. Auch der im Windschatten.

Milchmädchenhaft gerechnet sind auf einem sechs Kilometer langem Kurs bei starkem Wind, drei Kilometer mit Gegenwind und drei Kilometer mit Rückenwind. Ok. Die Links- und Rechtskurven nicht berücksichtigt. Wenn draußen ein Platz im Schatten rar war, war im Rennen ein Platz im Windschatten das Problem. Jeder wollte diesen. Erstens nicht aufgeben und zweitens holen. Beim Spenden hingegen waren alle sehr geizig. Insbesondere das Team Rapso Knittelfeld. Unser nächtlicher Albträum.

In Sachen Rennstrategie waren sie einsame Klasse. Sichtbar immer in einem Feld. Und dann höchst selten an vorderster Front. In vier Runden beispielsweise eine einzige Kurve. Nur. Wir hingegen zogen allein und abenteuerlich von Don Quichotte inspiriert unseren Kampf gegen die Zeit, den Wind und das Wetter heroisch durch. Man könnte auch naiv dazu sagen. Aber das wäre nicht heldehaft. So waren Runde für Runde ein paar Minuten Zeitrückstand schnell addiert. Mit verpasstem Wechsel, ja Anfängerfehler, und leichtes Zickentum „Nein, bei Regen fahre ich nicht“, dann sogar eine Runde Rückstand. Platz 3 war somit Hitze von gestern.

Rund um Runde grüßt das Murmeltier.

Leid taten mir die Einzelfahrer, deren Ärsche ich auch schon kannte. Rund um Runde grüßt das Mumeltier. Die Einzelfahrer waren die wahren Helden. Hut ab. 24 STunden lang. Die 6er und 8er Teams hingegen waren so richtig gemein. Solche Typen kennt ihr sicher. Aus der Schule. Oder aus der Arbeit. Aber auch bei Rennradkollegen. Das sind die, die wissen, dass sie stark sind und mit ihrer Stärke spielen. Mit hohem Tempo, schnellen Tempowechsel und da und dort auch mit kleinen Handberührungen, wie von Florian geschildert. Ein dezentes „was willst du hier vorne, du bist viel zu langsam für uns. Schau, dass du weg kommst“. Was die genommen haben, hätte ich auch gerne gehabt. Dann wäre ich nicht nur schnell, sondenr auch aggressiv gewesen.

Camping am See – ohne See, dafür mit Asphalt.

Im 4er Team fährt man ja bei guter Freundschaft exakt sechs Sunden. Die restlichen 18 Stunden sind der Zeitverschwendung gewidmet. Und natürlich auch der Betreuung. Dass wir bei den 24h Slovakia Ring eine Box hatten, habe ich ja schon erklärt. Mit Betonung auf Box. Denn andere Teams hatten Luxusresorts. Ich staunte nicht schlecht, als ich durch die Boxengasse gefahren bin. Das waren Wohnzimmer. Edle Wohnzimmer. Schon interessant, welchen Aufwand man betreiben kann. Ganze Familien waren hier untergebracht. In einer Box saß ein Bub vor einem extra aufgebautem Computer, in einer anderen Box badeten zwei Kinder in einem großen Plastikschafferl. Box Nummer eins hatte sogar 6 oder 8 Radständer mit dem Namen des jeweiligen Fahrers auf einem blauen Teppich. Ein 24 Stunden Radmarathon wie Camping am See. Ohne See, dafür mit viel Aspahlt.

Box 31 war hingegen sehr spartanisch eingerichtet. Unser Luxus bestand aus einem Kühlschrank, einer Zeltfest Garnitur, einer Schlafmatte, einem elektrisch aufblasbaren Luftbett, einer Filterkaffeemaschine und einem unbenutzt aufblasbaren Schwimmbecken. Dafür fehlten uns 1300 Liter Wasser und eine geeignete Luftpumpe. Das Schielen hinüber zu Box 32 konnten wir uns nicht verkneifen. Stand dort nämlich eine Nespresso Maschine. Auch essenstechnsich waren unsere Nachbarn besser bestückt. Mit Marmorkuchen und Marillenrouladen. Wir hatten Wasser, Zeus und jede Menge salziges.

Um 22 Uhr ist Hüttenruhe – und Licht aus.

24 Stunden vergehen im Flug. Aber nicht beim Radfahren. Neben netten Gesprächen, dem Kofferraum Textilverkauf, mehreren Gängen auf die Toilette für Großes und Kleines sowie ungetrübtem Surfen dank abgeschafftem Roaming, war mir in der Freizeit am Ring manchmal auch langweilig. Die Langweile versuchte ich mit Essen zu verdrängen.

Ich aß, was ich finden konnte und trank, was mir unterkam. Vielleicht deshalb auch die vielen Gänge auf die Toilette. Und als wir aus der Nachbarsbox die Bitte bekamen, das Licht auszuschalten, war der Versuch zu schlafen ein weiterer willkommener Zeitvertreib. Gelungen ist mir das in kleinen Abschnitten in Summe vielleicht 60 Minuten. Das spüre ich heute. Müdigkeit sind auch die größten Nachwehen. Nicht durch Erschöpfung. Eher durch Schlafmangel. Auch wenn ich bei den 24h Slovakia Ring beinahe 9x einen FTP-Test ablsolviert habe. Trotzdem wird sich ein Tag ohne Rennrad ausgehen. Müssen.

Fazit 1

Muss man gemacht haben. Man kann in 24h so viel erleben und jede Minute am Slovakia Ring wäre es Wert, ein eigener Blogbeitrag zu werden. Das Thema Essen, das Thema Strategie, Taktik, der eigene Körper, das Drumherum, das Material, die Freundschaft untereinander, die Charaktere, die Luxuscamper, die Parkplatzübernachter, die junge Ungarin die mich nachdem ich ich ihr Windschatten gespendet habe und auch ein paar mal angeschoben habe, damit sie den Anschluss nicht verliert, mich dann in einer Pause in der Box besucht und schüchtern nach meinem Alter fragt, dann aber sehr überrascht ist, wie ich ihr gesagt habe, dass ich 2x ihr Vater sein könnte. Geile und tolle Erlebnisse, die man so schnell nicht vergisst.

Fazit 2

Danke Rene für’s Organisieren und für deinen Einsatz. Box gut, alles gut. Tut mir leid, dass du 3 kg abgenommen hast. Jetzt passt dir das M Trikot noch besser. Retoure nicht mehr möglich. Danke Matthias, unser Jüngster für deinen Einsatz bei Blitz, Donner und Hagel. Wir haben entschieden, dich zwei Runden länger draußen zu lassen, damit wir nicht nass werden. Wir Alten, hätten uns viel zu schnell verkühlt. Danke auch an Florian, unser Schnellster. Ich weiß, dass du am liebsten das Team Rapso Knittelfeld im Alleingang geschlagen hättest. Aber wärst nur du gefahren, wäre uns die Langweile zu Kopf gestoßen. Übrigens: die schwarze Ketterechts Panier steht dir ausgezeichnet.

ktrchts

Offizielle Wertung hier. Infos zur Veranstaltung hingegen da. Ein paar Impressionen gibt es auch da und dort.

Termin für 2018 steht auch schon fest: 27. Juni, 1200 Uhr.

Ultracycling am längsten Tag des Jahres.

Ultracycling

Drei Uhr morgens. Es ist noch stockfinster draußen. Der schrille Weckerton nimmt mir endgültig die Angst zu verschlafen. Es ist der 21. Juni. Sommersonnenwende. Der längste Tag des Jahres. Kein Tag wie jeder andere. Der Plan ist, diesen mit der längsten Ausfahrt des Jahres würdig zu huldigen. 400 km nonstop von Wien nach Linz und wieder retour. Eine Schnapsidee. Ultracool. Ultralang. Ultracycling. Mit von der Partie: Langdistanz Rookies Florian, Rene und Alexander sowie der Race Around Austria (RAA) erprobte Ultracyclist Michael.

Geiler Scheiß. 400 km am Stück Rennrad fahren.

Einfach so. 400 km am Stück Rennrad fahren. Während die Ultracycling Elite quer durch Amerika radelt. 330 km im Winter hatte ich ja schon überlebt. Ein 100er oder ein 200er sind keine großen Herausforderungen mehr. Es ist der Vierer, der reizt. Machbar? Wenn nicht heute, wann dann.16 Stunden Licht. 15 Stunden Sonne. Die Marschtabelle milchmädchenhaft geplant. Daumen mal Pi. Sieben Stunden hin. Eine Stunde Pause. Acht Stunden retour. So sieht gewissenhafte Vorbereitung aus.

Dass es ersten anders kommt und zweitens als man denkt wahr schnell klar und am Ende Gewissheit. Pünktlich gestartet, dafür eine knappe Stunde früher fertig. 401 km mit einem Schnitt von 31 km/h. Gemessen auf die Netto-Fahrzeit. Zwei längere Pausen wegen technischer Pannen, eine Frühstückspause mit obligatem Kaffee in Melk, eine Pause für das Mittagessen in Linz und weitere drei kurze Stopps, um den Flüssigkeitshaushalt zu regulieren. Mit Wasseraufnahme und Wasser lassen. Exakt 12h54min am Rad.

Ultracycling ist Kopfsache. Der Körper kann das locker.

Was bleibt ist eine zufriedene Genugtuung und die Erkenntnis, dass Ultracycling (sofern man 400 km nonstop so nennen darf) eine Frage der mentalen Einstellung ist. Der eigene Körper kann viel mehr, als man denkt. Die Grenzen verschieben sich fortlaufend. Kilometer für Kilometer. Nach hinten. Ins Ungewisse. Gestoppt haben mich nicht die Beine. Gestoppt hat mich mein Kopf. 400 km sollten es werden. 401 km sind es geworden. Warum auch mehr? Warum nicht mehr! Die Kraft wäre noch da gewesen.

Michael hat dafür gesorgt, dass das Tempo dem Plan widerspricht. Gebremst habe ich ihn. Mit 300 Watt in der Ebene hatte ich Mühe mein Vorderrad auf Höhe seines zu halten. Leichte Steigungen drückte unsere Zugmaschine mit salopper Leichtigkeit durch. Immer wieder musste ich aus dem Sattel, um seiner ebenbürtig zu sein. Michael wusste, wie sich 400 aneinander gereichte Kilometer anfühlen. Ich nicht. Das war ein großer Unterschied. Im zuzusehen, wie gleichmäßige er Kilometer für Kilometer abgestrampelt hat war für mich ein Youtube Life-Tutorial. Die ersten 100 km sind im Pulk vergangen. Raus aus der Stadt, über den Riederberg, quer über das Tullnerfeld und durch die Wachau war der Stadtplatz von Melk unsere erste Pause. Des Fettstoffwechsels wegen.

Power für meinen Akku. Damit Garmin alles dokumentiert.

Meine größte Sorge war der Akku. Nicht der eigene. Jener meines Garmin Edge1000. Im Sparmodus ohne großem Firlefanz reichen 100% für 10 bis 11 Stunden. Deshalb habe ich gleich vom Start weg, einen Powerpack angeschlossen. Externe Stromzufuhr. Inspiriert von MacGyver. Unterm Vorbau mit Gafferband befestigt. Kurzer Ladekabel und die Geschichte ist gegessen. Nach mehr als 15 Stunden hatte ich immer noch 100% Akkulaufzeit. Florian, Rene und Alexander hantierten hingegen in den Pausen mit ihren Ladegeräten. Andere Strategie. Gleicher Erfolg. Wir haben alle den geilen Scheiß auf Strava dokumentiert.

Die Pizzeria Amici in Linz und somit die Halbzeit erreichten wir trotz kurzer Verschnaufpause wegen eines technischen Defektes an einer Mavic Carbon Leihgabe innerhalb unserer Karenzzeit. 207 km standen bereits am Garmin-Display. Bei 35° war der schattige Gastgarten direkt am Urfahraner Marktgelände ein besonderes Highlight. Meine 1000ml Spezi auch. Die Pizza prosciutto war dafür  nicht lange am Teller.

Wir haderten mit dem Schicksal. Der erhoffte Westwind blieb aus.

Eigentlich hatten wir mit dem Wetter riesen Glück. Trocken, heiß und keine Gewitter. Einzig der Westwind blieb aus. Die Hoffnung auf etwas Schub von hinten am Heimweg ertrank im Schweiß, der uns ganz schön austrocknete. Linz haben wir bei Windstille und voller Pedalkraft zurückgelassen. Am Weg nach Wien verloren haben wir auch unsere Zugmaschine Michael, die sich bei km 250 im Stehen einen Platten eingefahren hat. Zisch und die vordere Carbonfelge war um 1,5 cm näher am Boden als notwendig. Ein Glassplitter beendete die Lebensdauer des Continental Schlauchreifens . Wir versuchten zu retten, was zu retten war. Doch mein Vittoria Pit Stop (oder ich) versagte kläglich. Der Schaum war überall, nur nicht in Michaels Reifen. Nie mehr kaufe ich bei Decathlon ein. Versagt hat auch ein Feuerzeug, mit dem wir versucht haben, das Loch durch Schmelztechnik zu schließen. Aus einem Quintett wurde ein Quartett.

Auch ein Radweg hat seine Reize.

Plötzlich waren die Rollen vertauscht und neue Energien weckten die müden Geister. Vom Donaukraftwerk Wallsee-Mitterkirchen bis nach Ybbs trugen wir Michael im Geiste bei gleich hoher Reisegeschwindigkeit mit. Die junge Generation übernahm das Ruder. Ich alter Mann mittendrin statt nur daheim. Bei Posh Cycling habe ich noch schnell mein Gewissen beruhigt und für € 12,- meine Schlauchreifen-Schaumversicherung erneuert. Dann ging das Spiel von vorne los. Im Zick-Zack-Kurs auf den Spuren der Radtouristiker. Auch ein Radweg hat seine Reize. Äste, Schlaglöcher und unbekannte Bremspunkte bei 90° Kurven.

Schon wieder Melk und noch vier Stunden Licht. Für 100 km. Lagebesprechung. Wir nehmen die B1 bis St. Pölten und dann die B1a über Böheimkirchen, Neulengbach, Eichgraben bis Wien. Etwas kürzer, dafür mehr Höhenmeter. Bis jetzt war es ja verhältnismäßig schwach. Es läuft erstaunlich immer noch.

Prinzenempfang in Prinzendorf.

Wahre Prinzen kommen mit dem Rennrad. So sind wir auch in Prinzendorf eingekehrt. Letzte Nahrungsaufnahme vor dem finalen Showdown. Sagt der Hausverstand. Kraft war noch genug da. So manchem überkam die Übermut. Jeder wusste jetzt schon. Das wird ein gutes Ende geben. So war es dann auch. Die letzten Kilometer sogar All-In. Knackige Anstiege mit Vollgas. Ultracycling tut nicht weh. Auf den letzten 30 von 400 km. Der längste Tag des Jahres endete exakt nach knapp 7.000 verbrauchten Kalorien mit einem Calippo Lemon.

Es war geil. Es war ultra. Ich mache es nie mehr wieder. Wir sehen uns am 21. Juni 2018.

ktrchts

PS: Michael wurde abgeholt und ist gut nach Hause gekommen. Er wird ab sofort Ersatzmaterial mitnehmen und meine ketterechts Trägerradhose weiterhin fürs Ultracycling loben. Florian ist der Streber unter uns und hat seinen Garmin bei 405 km gestoppt. Rene wird sein weißes Trikot erst nach dem Waschen wieder erkennen und Alexander liebt mich ob meiner Idee wohl ein Leben lang. Und ich? Ich fahre am Sonntag mit kette-links im 2er Team einen 6h MTB Marathon. Mit einem MTB von Sport Haderer. Auch wenn mein Garmin meint, ich solle 3,5 Tage pausieren.

Rennrad Touren in Imst – endlich wieder Berge

Rennrad Touren in Imst

Postkartenwetter. Die Gipfel rund um Imst noch schneebedeckt. Die Sonne strahlt mit einer Kraft, die an die besten Zeiten des Hochsommers erinnert. Tirol präsentiert sich von der kitschigsten Seite und zieht alle touristischen Asse aus dem Ärmel. Wir schreiben Ende Mai und das verlängerte Wochenende schreit nach Pässe, Berge und aktiver Erholung. Rennrad Touren in Imst sind angesagt. Endlich wieder Berge.

Jeden Tag Tirol.

Das Hahntennjoch direkt vor der Haustür, die Pillerhöhe in greifbarer Nähe und das Kühtai nahebei. Dazu noch Hochimst, Imsterberg, Hochzeiger, der Kauntertaler Gletscher oder der Pitztaler Gletscher zum Drüberstreuen. Imst bietet jeden Tag Tirol. Jeden Tag Berge. Jeden Tag Passstraßen.  Wer sich lieber länger und ausgiebiger geißeln möchte der hat noch das Timmelsjoch, die Silvretta Hochalpenstraße, den Arlbergpass, den Hochtannbergpass, den Flexenpass, das Faschinajoch oder das Furkajoch in schweißtreibender Nähe. Sogar ein Ausflug ins benachbarte Allgäu über Reutte, Tannheim und das Oberjoch würde reizen. Nicht zu vergessen Seefeld über Telfs, Buchen oder Mösern.

Rennrad Touren in Imst. Die Wahl der Qual.

Imst bietet nicht nur die Wahl der Qual, sondern auch viel Gemütliches und Entspanntes. So eignet sich die Anbindung an den Inntal Radweg bestens, um einfach nur gemütlich dahinzupedalieren. Richtung Landeck oder Richtung Telfs. Das wäre aber schade. Allein der ca 14 km lange Anstieg zum Hahntennjoch ist mit Sicherheit die Reise nach Imst wert.

Erreichbar ist Imst am Schnellsten über die A12 Inntalautobahn von Westen und Osten kommend. Von Norden her über den Fernpass. Imst selber liegt idyllisch auf einem Schwemmkegel, Von der Morgensonne wachgeküsst und von der Abendsonne in den Schlaf gesungen. Je nachdem, wo man sich bettet, sind deshalb am Ende der jeweiligen Touren noch einige Höhenmeter einzurechnen. Wir waren im Hotel Stern untergebracht, was uns Tag für Tag letzte Reserven abverlangt hat, um hinauf zur Kirche zu gelangen. Besonders erschwerend dabei war die Fahrt vorbei am öffentlichen Schwimmbad. Das kühle Nass hatte angesichts der Temperaturen über 30° eine magische Anziehungskraft, welcher wir kaum widerstehen konnten.

Essen gut. Alles gut.

Das schöne an Imst ist, dass man situationselastisch radeln kann. Damit jeder auf seine Wunschkilometer oder -höhenmter kommt, lässt es sich perfekt improvisieren. Eine Frühstücksfahrt auf das Hahntennjoch, danach eine gemeisame Ausfahrt mit dem Partner und zum Abschluss noch schnell ein Bergintervall hinauf nach Hochimst. Machbar. Am besten man trifft und verabschiedet sich in der Konditorei Regensburger. Dort lässt es sich lange aushalten. Der rauschende Schinderbach direkt unter den Füßen hilft bei Kaffee, Kuchen und Eis in den Ruhemodus zu kommen.

Und nach getaner Arbeit schmeckt das Essen besonders gut. Wenn es sich dabei um frisch zubereiteten Marillen-Palatschinken handelt, dann vergeht jede Form von Muskelkater ohne Massage ganz von allein.

Gute Freund teilen sich die Straßen.

Dass der Tiroler Fleck rund um Imst ein schöner Fleck ist, hat sich natürlich herumgesprochen. Nicht nur bei den Radfahrern, sondern vor allem bei den Bikern. Insbesondere bei traumhaftem Wetter muss man sich die beschriebenen Leckerbissen brav mit Motorrädern, Cabrios und holländischen Caravans teilen. Man hat das Gefühl, das halb Deutschland nach Süden unterwegs sei. Der Vorteil ist, dass Biker eher Langschläfer sind und vor zehn Uhr morgens kaum aus dem Bett kommen. Die Zeit davor muss und soll genutzt werden. Ist eine Empfehlung. Auch sind manche Strecken einfach zu vermeiden. So wie der Fernpass.

Als Vorbereitung für den Ötztaler Radmarathon ist ein verlängertes Wochenende samt Rennrad Touren in Imst natürlich auch bestens geeignet. Eine Ötzi light Variante (die Runde ohne Kühtai), das Kühtai selber oder eine Verkürzung mit dem Zug (Imst – Innsbruck) passen perfekt, wenn man die Strecke kennenlernen will.

Rad WM 2018 in Tirol.

2018 findet in Innsbruck die UCI Radweltmeisterschaft statt. Noch war davon nichts zu spüren und zu sehen. Die Hoffnung stirbt aber bekanntlich immer zuletzt. Dass der motorisierte Verkehr und Rennräder nebeneinander existieren können und dürfen, hat sich noch nicht ganz herumgesprochen. Egal. Mit Rücksicht, Geduld und dem Rauschen des Schinderbachs lassen sich Tirols Straßen rund um Imst gut ertragen.

Meine Rennrad Touren in Imst zum Nachlesen auf strava. Leider war der Arlbergpass für Räder bergauf gesperrt und die Silvretta Hochalpenstraße noch im Winterschlaf. Dafür haben wir die Kaunertaler Gletscherstraße auf nächstes Jahr verschoben.

1. Tag: Seefeld-Runde
2. Tag: Hahntennjoch, Tobadill und Pillerhöhe
3. Tag: Kühtai übers Sattele
4. Tag: Talstation Hochzeiger und Pitztaler Gletscher

ktrchts

PS: der Austria Giro 2017 streift auch heuer wieder Imst. Gleich am ersten Tag. Von Bregenz nach Sölden. Anmeldungen noch möglich.

Leithaberg Radmarathon – einfach kann auch schwer sein.

Leithaberg Radmarathon

Mehrmals habe ich schon über den Leithaberg Radmarathon berichtet. 2015 und 2016 sogar Gratis-Startplätze verlost. Selber am Start war ich aber noch nie. Bis auf heuer, als ich um 0915 Uhr in der ersten Startreihe stand und mich beim Startschuss zusammen mit weiteren gut 100 Teilnehmern auf die große Runde begeben habe. 120 km galt es bei hochsommerlichen Temperaturen und typisch burgenländischem Wind zu überleben. Drei Mal 40 km. Acht Mal über das Leithagebirge. Als Wochenend-Wahl-Eisenstädter quasi ein Heimspiel für mich. Die Strecke war mir bekannt. Vor allem der Anstieg von Donnerskirchen hinauf Richtung Hof am Leithagebirge. Von allen Leithaberg Übergängen der mir an unliebsamsten. Flach, steil, flach, steiler, steil, flach, steil, flach und dann noch einmal leicht bergauf, wenn man glaubt bereits oben zu sein. Unhythmisch. Nicht meins.

Hitze, Wind und müde Beine – so schön kann sterben sein.

Purbach am Neusiedlersee. Pfingstsonntag. 500 Meter vom Startgelände beim Purbacher Fußballstadion gehen die Einheimischen zum Frühshoppen. Erste Radtouristen pilgern den Radweg B10 entlang. Es ist ein üblicher Festsonntag. Üblich auch das Prozedere der vielen Teilnehmer zum Leithaberg Radmarathon. Auto parken, Räder auspacken, Räder checken, Luft einpumpen, Startnummer abholen, frühstücken, Dixi-Klo aufsuchen, fachsimpeln und aufwärmen. Ich selber bin gleich direkt mit dem Rennrad aus Eisenstadt angereist. 21 km sollten zum Aufwärmen lang genug sein.

Neben Politprominenz wie Kärntens Landeshauptmann Herrn Kaiser, waren auch jede Menge regionale Promis sowie ehemalige Radsportgrößen zuwege. Wie beispielsweise Rene Haselbacher, Weingott Leo Hillinger, der mehrmalige Race Across Amerika Gewinner Wolfgang Fasching, Paralympics Sieger Wolfgang Eibeck. Um nur einige zu nennen.

Leithaberg Radmarathon – vom Führenden zum Radtourist.

Jetzt stand ich da an der Startlinie. Das weiß-rote Startband direkt unter meinem Lenker. Die letzten Interviews und die letzten Pressefotos der Who-is-Who. Dann der Countdown. Startschuss und los.

 

Neutralisiert ging es vom Sportplatz durch Purbach auf die B50, welche mit behördlicher Bewilligung benutzt werden durfte. Meine erste Startreihe bescherte mir einen Platz an der Sonne. Und natürlich auch einen Platz im Wind. Der war ab der Linkskurve Richtung Donnerskirchen dann gleich etwas stärker. Ich überlegte nicht lange und nutzte einfach die Gelegenheit, einmal ein Rennen anzuführen und zog das Feld jenseits der 300 Watt von Purbach nach Donnerskirchen und dann hinein in die erste Steigung.

Eine gute Idee, weil damit war mein Rennen nach knapp 10 km zu Ende. Hitze, Wind und müde Beine. Schnell sterben muss auch gekonnt sein. Durch die verschwitzten Augen sah ich noch das Feld enteilen. Automotivation wie „Die sind ja nicht viel schneller“ hielt mich am Leben. Wenn auch nur auf Sparflamme. Gemeinsam mit ein paar Nachzüglern erreichten wir die Grenze zu Niederösterreich und die erste Abfahrt. Mit offenen Trikot versuchte ich bergab meinen überhitzten Körper und Dickschädel abzukühlen.

Flüchtige Freundschaften zerbrechen spätenstens am Anstieg.

Das Burgenland hat seine Eigenarten. Eine davon ist, dass der Wind stets von vorne kommt. So auch auf dem Weg von Hof über Mannersdorf Richtung Kaisersteinbruch. Eine kleine Gruppe vor mir, eine nachkommende hinter mir und ich vereinten uns am Weg dorthin. Nicht lange. Denn am zweiten Anstieg Richtung Breitenbrunn zerbrach diese flüchtige Freundschaft daran, dass manche ein Rennen führen, die anderen – mich inklusive – bereits im Radausflug Modus umgeschaltet hatten.

Inzwischen hatten wir gefühlte 35 Grad und der Wind mutierte zum Föhnsturm, der mir direkt ins Gesicht bließ. Abkühlung unmöglich. Das Wasser in meinen Trinkflaschen kochte bereits. Die einzige Labstation in Purbach als Rettung war nicht mehr weit entfernt. Und leider auch wieder hinter mir. Keiner meiner Mitstreiter hielt es für notwendig anzuhalten. Warum denn auch. Die meisten hatten zwei Flaschen. Schlau. Kommt auf meine „mache ich das nächste Mal auch“ Liste. Die erste von drei Runden war um. 1h7 Minuten für die Statistik.

Danach erlebte ich ein Déjà-vu. Nur mit weniger Leute und noch langsamer. Bis Donnerskirchen in Front der kleinen Gruppe und am Anstieg dann durchgereiht bis ins Nirvana. Nach 50 km war der Leithaberg Radmarathon für mich ein Einzelzeitfahren.

Neidlos anerkennen. Es gibt bessere Tage.

Ich nehme es vorweg. Die zweite Runde beendete ich in 1h15 Minuten (samt Pause an der Labe). Dabei wurde ich am Weg nach Breitenbrunn von der Spitzengruppe der 80 km Schleife eingeholt. Ich schreibe nicht, dass diese 15 Minuten später gestartet waren. Das würde meine Leistung noch mehr abschwächen. Eine Zeit lang konnte da noch mithalten. Als sich diese dann aber für den Zielsprint formierten und den letzten Schubser in Breitenbrunn Vollgas durchzogen musste ich neidlos anerkennen, dass heute nicht mein Tag war. Also zurück zum Einzelzeitfahren.

Allein auf weiter Flur, gönnte ich mir einen Stop an der Labe. Eine Festzeltbank unter einem kleinen Zelt. Die Damen dahinter bereits Medium durchgegrillt. Zur Auswahl standen 6 Becher kochendes Wasser, 4 Becher lauwarme Cola und 3 Becher Isosuppe. Ich nahm soweit ich mich noch erinnern kann alles. All-In. Das halbe Honigbrot kratzte ich zudem auch noch in meine Kehle. Die dritte Runde war dann ein Muss.

Burgenlands Autofahrer mögen keine Radfahrer.

Letzte Runde. Immer noch durfte ich auf der B50 fahren. Was dem Fahrer eines Toyouta Celica mit dem behördlichen Kennzeichen (Zensur: mir bekannt und dokumentiert) sauer aufstieß. Wild hupend, mit offenem Fenster und mit deutlich gestreckten Mittelfinger wurde ich unsanft aus meinem lethargischen Dahinradeln geweckt. Für eine Reaktion war ich zu tot. Nicht aber für ein Foto, eine Rechtskurve später. Derselbe Autofahrer war jetzt in Rage mit einem anderen Radmarathon Teilnehmer. Zuerst nur über das offene Seitenfenster, dann auch Nase an Nase stehend. Ich hörte Worte, die dem Autotypen (samt Spoiler) und dem Männertyp entsprachen. Die Psyche der Menschen ist unergründlich. Ein Highlight auf der sonst so faden dritten Runde. Ich habe den Vorfall der Polizei gemeldet – samt Beweisfoto. Sachverhalt ist wohl in den Akten untergeganen.

Die dritte und letzte Leithaberg-Urundung beendete ich nach genau nach 1h25 Minuten. Samt Fotostopp und Brunnenstopp in Hof am Leithagebirge. Immer noch und schon wieder gegen den Wind. Im Ziel holte ich mir mein Finisher Geschenk. Ich wählte ein Handtuch. Die Weinflasche ließ ich zurück. Musste ich ja noch 21 km zurück nach Eisenstadt. In Donnerskirchen war aber Schluss. Ein starkes Gewitter befreite mich von meinen Qualen. Das hübscheste Taxi von ganz Eisenstadt holte mich ab und brachte mich nach Hause.

Fazit.

Einfach kann auch schwer sein. Für den Leithaberg Radmarathon braucht Mann und Frau gute Beine. Die hatte ich nicht. Viele waren besser. Ich habe nur durchgehalten. Trotzdem. Gute Veranstaltung, die Edmund Kiss bereits zum 15. Mal tadellos organisiert hat. Ein reichliches Startersackerl, ein attraktives Finisher Geschenk, eine familiäre Atmosphäre und eine sehr gut abgesicherte Strecke mit Polizei an den wichtigsten Stellen bis zum Schluss – keine Selbstverständlichkeit für € 45 Startgeld.

Einziges Manko waren die vielen lästigen Viecher, die mich speziell bergauf auf Schritt und Tritt verfolgten. So etwas habe ich noch nie erlebt. Das mit der Labe kann und werde ich bei einem eventuell erneutem Antreten selber lösen.

ktrchts