Schlagwort: Rennradblog

Hurt me plenty – auf und ab in der Buckeligen Welt.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog.
Irgendwo in der Buckeligen Welt.

Das Burgenland ist ein flaches Bundesland. Vermeintlich könnte man meinen, wenn man noch nie im Mittelburgenland an der Grenze zu Niederösterreich unterwegs war. Buckelige Welt nennt sich dieses Gebiet. Und Nomen est Omen.

Es ist ratsam, einmal im Leben mit dem Rennrad dort durch die Gegend zu glühen. Es ist nicht ratsam, dies ohne vorheriger Erkundung bzw. tipplos zu tun. Die Wege des Herrn sind unergründlich. Auch in der Buckeligen Welt. Im Umkreis von 30 bis 40 km gibt es mehr als nur eine Straße. Alle irgendwie verbunden. Links, rechts, kreuz, quer, auf, ab. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass ich auf meinem Pedalritt keinen Gleichgesinnten getroffen habe. Und ganz ehrlich: Allein hätte ich dorthin nie gefunden. Und wenn, dann nie mehr wieder zurück. Zum Glück durfte ich einen GPS Track von Rudi alias Zardoz nachfahren. Rudi war es auch, der mir die Strecke ans Herz und an die Beine gelegt hat. Er ahnte, dass dieses Abenteuer ganz mein Geschmack sein könnte. Und das war es auch.

Los gings ab Eisenstadt. Zuerst über Großhöflien, Steinbrunn, Zillingtal, Pöttsching, Bad Sauerbrunn, Wiesen, Forchenstein hinauf auf die Rosalia. Zum warm werden. Ein herrlicher Frühlingstag. Keine Wolke am Himmel. Kurz. Kurz. Ärmlinge und Windweste schön verstaut. In einer durch glatten Schnitt umfunktionieten Trinkflasche in deren Halterung. Spart Gewicht und schont das Trikot.

Foto ketterechts - dem Rennradblog.

Foto von ketterechts - dem Rennradblog.

Bis hierher nichts aufregendes und für mich auch nichts Neues. Seit ich hier im Burgenland herumwildere, ist die Rosalia ständiger Begleiter und Beute meiner Höhenmetersammlungen. Oben angekommen gleich weiter Richtung Alm und schon bekam ich den Süd-, Südwestwind ordentlich zu spüren. Die Buckelige Welt ich auch eine sehr windige Welt. Hochwolkersdorf war nach knapp 40 km erreicht. Ca 700 Höhenmeter auch schon in den Beinen. Mein Hochrechnung ergab weitere 80 km und ca. 1500 Höhenmeter. Rudi’s Track war ja nicht von Eisenstadt aus. Mein Milchmädchenrechnung würde sich aber zum Schluss als großer geographischer Irrtum erweisen.

Ab Hochwolkersdorf betrat ich Neuland und verließ mich zu 100% auf den Track. Garmin Edge 1000 sei Dank. Gut Sichtbar. Auch wenn der Schweiß am Gerät partielle Verschwommenheit verursacht hat. Ich quälte mich auf Nebenstraßen, Güterwegen und ähnlichem über Dreibuchen zuerst sehr weit hinauf und dann sehr weit hinunter nach Bromberg. Schneeberg und die Rax immer schön im Blickfeld. Kurz vor Bromberg war ich dann auch wieder auf einer etwas breiteren Landesstraße. Von Bromberg ging es Schlag nach Schlag. Eine Steigung, die es in sich hatte. Wie ein Schlag ins Gesicht. Siehe Titelebild dieses Blogbeitrages. Niemandsland. Ein paar Höfe. Ein paar Pferdeweiden. Wind. Sonne. Ich. Und ein verdammter Track. Das Höhenprofil ließ mich kurzerhand mental aufgeben.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog.

Zum Glück ist man irgendwann immer oben. Und nach oben geht es logischerweise wieder nach unten. So wie bei mir. Track gefolgt und nach einer Abfahrt auf sehr schlechten, mit Rollsplit belegten, kurvenreichen Straße war ich über Eichberg in Thernberg. Von Bromberg hierher wären es über die L144 keine 10 km gewesen. Aber warum direkt. Das Abenteuer heißt ja „hurt me plenty“. Thernberg – Scheiblingkirchen. Ein Katzensprung. Bei Gegenwind. Wurscht. Km 63. Ein kurze Pause beim Spar. Ein Red Bull, eine Banane zum Sofortverzehr, ein Snickers für unterwegs und die Getränkeflasche mit Powerade gefüllt. Die B54 wartet. Mit Gegenwind. Alles andere wäre zu einfach. Ein Umdrehen. Mit Wind Richtung Wiener Neustadt.

Vorbei an Petersbaumgarten Richtung Hütten. Beim Linksabbiegen am Weg nach Kienegg, ein kleiner Disput mit einem Autofahrer, der mich trotz Handzeichen und Abbiegespur zuerst links überholen wollte, dann aber lieber die rechte Seite wählte und mich quasi mit dem Fahrerrückspiegel touchierte. Zuerst habe ihn alles geheißen, dann habe ich ihn verflucht und zum Schluss bin ich ihm auch noch nachgefahren. Als der Fahrer mich fast schon am Heck klebend bemerkte – ich hatte schon die Trinkflasche in der Hand, drückte dieser aufs Gas und verschwand in der Anonymität. Mir blieb nichts anderes übrig, als meinen Adrenalinspiegel zu senken und umzukehren.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog.

Kienegg. Von der B54 gleich mal ziemlich hinauf. Die längste aller an diesem Tag bewältigten Steigungen hinauf auf die Kaltenberger Höhe. Ich konnte Gebirgsluft riechen. War ich doch auf über 800 Metern Seehöhe. Mit herrlichem Blick Richtung Süden. Die Skipisten von Mönchkirchen am Horizont. Kurz vor Kaltenberg – die zwei Türme des Doms fast greifbar, schickte mich der Track wieder hinuter ins Tal. Steil. Eng. Und lang. Erstmasl glühten die Carbonflanken meiner Bora. Masse muss bergab gebremst weden. Und von der habe ich genug. Ich war in Edlitz.

Dann gleich weiter. Hinauf. Panoramastraße stand da geschrieben. Richtung Amlos. Oben, sehe ich wieder die zweit Türme des Doms von Kaltenberg. Keine 3 km Luftline. Aber warum direkt. Das Abenteuer heißt ja „hurt me plenty“. Die Steigungen waren diesmal nicht so brutal. Aber der Tag bereits lang. 85 km, 4 h Fahrzeit und der vierte Berg waren geschafft. Hier oben und dann unten, unendliche Weiten. Spratzau heißt es hier. Ohne Ahnung wo das hier sei.

Jetzt wollte der Track, das ich links abbiege. Hollenthon. Und mir wurde eine schöne Bescherung serviert. 17%. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Ich nahm es, wie es ist. Gelassen. Und mit müden Beinen. Zum Glück war diese steile Vorlage nicht allzu lang. Hollenthon dann doch erreicht. Wiesmath nur noch 5 km entfernt. Mein Anker. Denn Wiesmath kannte ich. Die Hölle auch. Und was dann noch kommen würde, sowieso. Ich war wieder im Bereich des mir Bekannten. Doch der Track f***** mich nochmals. Nicht rechts abbiegen. Nein Links. Ok. Wenn er will, dann muss es so sein. Abfahrt Hollengrabern.  6 km bergab. Dann scharf rechts und weitere 4 km hinauf nach Wiesmath. Ein kleiner Umweg. Wieder einmal.

Endlich Wiesmath. Die Hölle wartete auch mich. Rasant ging es nach Schwarzenbach. Rollsplit deluxe. Der zweitletze Hügel hinauf Richtung Sieggraben. Das Snickers musste jetzt daran glauben und fand den Weg in meinem Magen. Letzte Reserven mobilisieren. Sieggraben, Sieggrabeener Sattel – aus fertig. Die Hoffnung auf Südwind – wie laut Wetterprognose vorausgesagt, machte mich nochmals schnell am Weg über Marz nach Mattersbrug. Doch der Südwind wollte nicht so richtig anschieben. Logisch. Er kam ja auch aus Norden, was die am Straßenrand wehenden Fahnen trügerisch verrieten.

Mattersburg – Eisenstadt. Bei Gegenwind. Auf der B50. Bereits über 130 km in den Beinen. Und 2.700 Höhenmeter. Das Ziel Eisenstadt im Visier. Noch kurz Windschatten suchen bei einerm Moped. Und dann war ich angekommen.

„Hurt me plenty“. Danke Rudi. Es hat mir gefallen. Es hat mir weh getan. Genau so wie es sein muss.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

PS: Für alle jene, welche die Route auch fahren wollen. Hier der Track.

Suplest Edge3 – Meine neuen Radschuhe.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog
Suplest Edge3 Rennradschuh

„Erhältlich im Frühjahr 2016“. So hieß es, als ich den Suplest Edge3 zum ersten Mal auf der Expo des Ötztaler Radmarathons Ende August vergangenen Jahres gesehen habe. Ausgestellt war ein Prototyp. Größe 42. Ich konnte diesen probieren. Obwohl er mir zu klein war, fühlte sich der Schuh sofort sehr gut an. Abgesehen von den anstehenden Zehen keine Druckstellen. Der Schuh war sehr leicht und am Fuß kaum spürbar. Meine Gedanken zu diesem Zeitpunkt: Den muss ich haben.

So wartete ich geduldig bis die in Fernost produzieren Schuhe zunächst per Schiff Richtung Europa gekommen waren und dann am Zoll abgefertigt und freigegeben wurden. Möglicherweise hatte ich eines der ersten Exemplare in der Hand. Es war Anfang März. Es war der Augenblick, in dem meine Sidi Wire Carbon in Frühpension geschickt wurden.

Die Schuhe waren sehr schnell aus der aufwendigen Verpackung heraußen und an meinem Fuß. Größe 43. Vorsichtiges fühlen. Was passiert mit meinen Füßen? Nichts. Vorerst nichts. Kein seitliches Drücken. Die Zehen beweglich. Der Halt in der Ferse perfekt. Ich ließ die Schuhe dann gleich an und arbeitete am Computer weiter. Natürlich ohne Cleats. Mein Vermieter hätte keine Freude mit mir und dem Parkettboden.

Der nächste Tag war dann der Premierentag. Ich montierte nagelneue Garmin Vector Cleats. So wie ich es bei Raimund Pucher gelernt habe. Großzehengelenk über der Pedalachse und somit die Cleats dementsprechend montiert. Ein paar Grad nach innen gedreht, damit die Ferse leicht nach außen schaut und die Knie Richtung Oberrohr zeigen (persönliche, bevorzugte Einstellung). Dann gibt es ab in Stadion auf die Bahn. Ganze 100 km bei der Premiere und ein eindeutiges Fazit. Ich musste die Schuhe kein einziges Mal adjustieren oder nachziehen. Sie passten einfach wie angegossen.  Genau so wie die Tage danach. Kilometer für Kilometer. Indoor wie Outdoor.

Auch die Umstellung auf das Boa Closure System war mir schnell vertraut. Schnell vergessen, das etwas kompliziertere System des SIDI Wire, wo ich zuerst immer das „Zapferl“ suchen musste, um daran zu Fummeln. Mit Überschuhen oft ein sehr schwieriges Unterfangen.

Ein 240 Gramm leichter Schuhe (Größe 42) für € 349,-. Nicht ohne, aber im Vergleich zum € 370,- teuren SIDI Wire Carbon ein besseres Geschäft.

Mittlerweile hat der Schuh schon etliche Kilometer drauf und die Gebrauchsspuren werden auch immer deutlicher. Zur Vorsicht habe ich mir gleich zwei Absätze gekauft. Für € 9,- das Stück. Der Verschleiß der Absätze ist aber weit aus geringer als jene beim Sidi, wo ich sehr schnell das weiche Gummi abgerieben hatte und am Plastik oder Carbon landete. Beim Gehen.

Vorne habe ich mir den Edge3 mit Klebeband zugeklebt. Als Schutz. Denn ich brauchte nur zwei Outdoor Ausfahrten, um die Spitze mit Reifenabrieb zu beschädigen. Auch das Suchen nach der richtigen Pedalposition beim Einklicken (automatische Bewegung) mit der Schuhspitze ist für dessen Oberflächen-Langlebigkeit nicht sonderlich von Nutzen. Ich habe dem Schuh so quasi auch meine persönliche Note geschenkt. Ein Schuhdesigner wird aus mir deshalb aber noch lange keiner. Patent? Vergesst es. Was soll ich da schon patentieren lassen. Der Wille zählt, und wer es nachmachen will, der sei so frei. Weiße Schuhe sind halt empfindlich.

Fazit. Was mich am Suplest Egde3 besonders gefällt:

  • das Gewicht
  • die perfekte Passformdie mir mich sehr steif empfundene Carbonsohle
  • die viel breitere (spezielle Rennrad) Leiste als vergleichsweise der SIDI Wire Cabon (obwohl der mir auch gut gepasst hat)
  • die Solestar Innensohle
  • die Carbon Shield auf auf der Zunge
  • die WRAP Zungenkonstruktion – anatomisch geformt, passt sie sich den unterschiedlcihen Fußformen und -breiten an
  • das Boa Verschlusssystem für millimetergenaues und gleichmäßiges Schließen und Öffnen ohne Druckstellen

Alles in allem eine dicke Empfehlung.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Ötztaler Radmarathon 2016 – Werde Super Ötzi Dreamer.

Eine Herausforderung mit ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger
Der Ötztaler Radmarathon – für viele ein großer Traum.

„Ich habe einen Traum.“ Heldenhaft klingt die Ankündigung des wohl härtesten Radmarathons in den Alpen. Noch pathetischer das Transparent am Timmelsjoch. „Hier hast du deinen Traum.“ Wer die knapp 230 km und 5.000 Höhenmeter bereits einmal gefahren ist, der wird dem wohl zustimmen. Für alle anderen wird es leider ein Traum bleiben. Ein Traum, der oft bereits im März wie eine Seifenblase zerplatzt. Nämlich dann, wenn die knapp 4.00 Startplätze verlost werden. Eine kleine Restchance bleibt in den weiteren Verlosungen jener Plätze, die nicht beansprucht werden. Danach bleibt nur mehr die Möglichkeit einer Startplatzübertragung oder das Glück im nächsten Jahr.

Nicht ganz. Denn quaeldich und ketterechts haben noch 5 Startplätze zu vergeben. Der Traum am 28. August um 0645 beim Ötztaler Radmarathon am Start zu sein lebt. Dieses Abenteuer beginnt dann bereits am 27. Juni mit einer gemeinsamen Vorbereitungswoche. Gemeinsam besichtigen wir die schwere Strecke über die vier Pässe: Kühtai, Brenner, Jaufenpass und Timmelsjoch. Mit einem Abstecher hinauf auf den Rettenbach- und Tiefenbachgletscher bis auf knapp 2.800m.

Und das ist unser Paket:

  • Vorbereitungswoche vom 27. Juni bis 2. Juli 2016
  • Super Ötzi Dreamer Wochenende im Rahmen des Ötztaler Radmarathon vom 25. bis 29. August 2016
  • 9 Übernachtungen im nagelneuem ****Hotel in Sölden direkt im Zielgelände
  • gemeinsame Touren ab Sölden in zwei Geschwindigkeitsgruppen (auch am An- und Abreisetag der Vorbereitungswoche sowie dem klassischen Ausflug nach Vent am Tag vor dem Radmarathon)
  • Begleitfahrzeug auf den Touren
  • garantierter Startplatz beim Ötztaler Radmarathon inkl. Startgebühr von € 130,-
  • hochwertiges Radtrikot und hochwertige Radhose „Super Ötzi Dreamer“ Team
  • Preis: ab € 1.500,-*

Der komplette Leistungsumfang findet sich in der Ausschreibung von quaeldich. Eine direkte Anmeldung hier.

Werde jetzt Super Ötzi Dreamer zusammen mit quaeldich und ketterechts. Ich freue mich.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

*es kann nur das gesamte Paket gebucht werden.

Schlauchreifenwechsel – die Kunst sauber zu bleiben

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger
Laufräder mit Schlauchreifen nach getaner Arbeit.

War das ein Wochenende. Ich hatte zwei ganze Regenerationstage ohne Rennrad. Zwar sofort zunichte gemacht mit der gestrigen Ausfahrt bei starkem Wind. Aber immerhin. Somit hatte ich auch Zeit. Zeit, die sinnvoll genutzt werden musste. Mit dem Wechsel meiner alten Schlauchreifen. Der vordere hatte schon länger einen spürbaren Höhenschlag, der hintere war bereits mit mehreren Ladungen Pit-Stop von Vittoria gefüllt und nicht mehr vertrauenswürdig. Dass der Wechsel eines Schlauchreifens eine zähe und lange Prozedur sei, war mit bewusst. Die Tatsache, dass ich aber Zeit hatte, bekräftigte mich im Unterfangen dieses Abenteuer wieder einmal und noch einmal selbst zu erleben.

Gewissenhaft wie immer bin ich die Sache angegangen. Im Voraus mussten zwei neue Schlauchreifen her. Ich suchte mehrere Händler in der Gegend auf, doch niemand hatte den von mir ins Visier genommenen Vittoria Corsa Evo Classic Schlauchreifen 28×23 mm Servizio Corse. Warum genau diesen? Weil ich ihn schon seit 3 Jahren fahre und er hat mir feine Dienste erwiesen. Dieses Modell wird von Vittoria nicht mehr geführt. Seit heuer setzt man dort auf Graphene Technologie. So musste wieder einmal das Internet her. Und siehe da, ich fand den Reifen bei bike-palast.com – für € 40,- das Stück. Graphene Reifen kosten im Vergleich das Doppelte. Zusammen mit den Schlauchreifen bezog ich dieses Mal auch Magic Mastik, einen Wunderkleber aus dem Hause Vittoria. Kleber, der nur mehr auf der Felge aufgetragen werden muss und nach 12h einsatzbereit ist. Das Video auf Youtube hat mich neugierig gemacht. Eine Portion Pannenmilch rundete die Bestellung ab. Damit war wohl der einfachste Teil erledigt. Der schwierigste stand bevor. Das Reinigen der alten Laufräder. Von alten Kleberresten. Warum? Weil das Vittoria empfiehlt und weil ich diesess Mal Kleber wechsle. Die letzten Male habe ich das nicht so gründlich gemacht. Ein frischer Kleber der gleichen Sorte verträgt sich nämlich serh gut mit seinem Vorgänger. Durch die Hitze verflüssigt sich dieser sogar und sorgt für noch besseren Halt.

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Kleberreste müssen entfernt werden.

Hier stand ich vor einer sehr großen Herausforderung. Das übliche Reinigen mit Waschbenzin funktionierte diesmal leider nicht. Deshalb suchte ich nach der Zauberformel im Internet. Weit hat mich das nicht gebracht. Zu viele Meinungen und Gegenmeinungen. Was mir da alles angeboten wurde, ließ meine Sorgen um das Carbon wachsen und wachsen. Am logischsten erschien mir die Variante mit Aceton zu arbeiten. Auch weil im offiziellem Video von Vittoria damit auch hantiert wurde. Also, ab zum Baumarkt.

Ein alter Putzfetzen, das Aceton und ein Schraubenzieher waren dann meine Begleiter für die nächsten Stunden. Zentimeter für Zentimeter weichte ich die Klebereste mit Aceton ein. Dann löste ich diese vorsichtig und behutsam mit der flachen und breiten Spitze eines herkömmlichen Schraubenziehers. Reine Nervensache. Es galt ja, die Carbonfläche nicht zu beschädigen. Ich musste teilweise mit massivem Druck arbeiten, um zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen. Im Wechselspiel Aceton, Putzfetzen, Schraubenzieher und das Ablösen mit dem Finger verging die Zeit. Nach vier Stunden Arbeit, Blasen in den Finger und rheumaänliche Schmerzen im Rücken war ich bei einem akzeptablem Ergebnis angelangt. Nicht ganz sauber, aber für mich rein genug. Es war Knochenarbeit. Die Erkenntnis, dass der Umfang eines Laufrades fast unendlich war, hat mich mehrmals mental gebrochen. Ich bin aber mit der Aufgabe gewachsen. An ein Aufgeben habe ich nie wirklich gedacht. An Clicher erst recht nicht.

Die nächste Überraschung erreichte mich in dem Moment, in dem ich die neuen Schlauchreifen zum Dehnen aufziehen wollte. Der gelieferte Vittoria hatte – wieder einmal – das hauseigene Ventilsystem. Also ein integriertes, abschraubbares Ventil. Eines welches mit den eigens von Vittoria erhältlichen Verlängerungen erweitert werden kann. Das hat alles ein wenig verkompliziert. Mit meinem Lager an Verlängerungen konnte ich mir dann zum Glück aushelfen. Verschlusskappen runter, drehen, wenden und der Vittoria konnte am Laufrad seine Dehnübungen machen. Der Samstag ging zu Ende.

Montagmorgen. Zwei gedehnte Vittoria Schrauben wollten jetzt mit Pannenmilch gefüllt werden. Aber da war ja dieses Ventil. Wie kriege ich die Pannenmilch da rein? Mit einem Stanley Messer richtig. Denn damit schnippte ich einfach die Öffnung des Tufo Fläschchen auf die richtige Größe auf. Angedockt und auf sechs Uhr gedreht, floss Tufo Milch in den Schlauchreifen. Die Welt war wieder in Ordnung. Mein Schlauchreien wurde vorexerziert. Vorbeugen ist immer besser als alles danach. 

Foto von ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger
Magic Mastik statt Tufoband oder herkömmlichem Kleber

Nun war die Zeit des Klebens gekommen. Mit Waschbenzin reinigte ich nochmals die Klebeflächen am Laufrad und am Reifen. Dann wurde eine Schicht Magic Mastik aufgetragen. Nur am Carbon. Genau nach Anleitung. Die Dosierung ist Gefühlssache. Beim Vorderrad brauchte ich nicht die ganze Tube. Beim Hinterrad habe ich dann noch was benötigt. In Summe genau zwei Tuben. Mit dem Finger habe ich dann den Kleber schön verteilt. Im Vergleich zum herkömmlchen Kleber (Continental oder Vittoria selber), ist Magic Mastik durchsichtig und sehr schmierig. Fast flüssig. Das erleichtert die Arbeit enorm. Kurz darauf konnte ich schon die Schlauchreifen aufziehen. Zuerst Ventil in die Öffnung, dann seitlich schön nach unten anziehen und zum Schluss dann den Rest über die Felge kippen. Mit der Vordehnung ein Kinderspiel.  Das geniale dabei: Ich bin sauber geblieben. Da am Reifen kein Kleber mehr notwendig ist, verschmiert dieser die Hände, die Hosen, das T-Shirt und die Seitenwänder der Läufräder nicht mehr. Feine Sache.

Zum Schluss noch ordentlich aufpumpen und den restlichen Kleber, der jetzt durch den Druck nach außen gepresst wird, wegwischen. Et voilà. Fertig. In 12 Stunden könnte ich wieder fahren. Was ich auch machen werden.

Fazit: Was das Kleben betrifft hat mich Magic Mastik überzeut. Saubere Sache. Ob es hält, kann ich noch nicht sagen. Aber ich werde darüber berichten.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Fragen eines Rennrad Rookie. Was Anfänger wissen wollen und sollten.

Ein Bericht von ketterechs - dem Rennradblog.
Aller Anfang ist schwer. Auch am Rennrad.

Aller Anfang ist schwer. Am Rennrad umso mehr. Ein neues Terrain. Eine unbekannte Welt. Ein Becken mit unterschiedlichen Tiefen. Nirgendwo anders gibt es so viele Weisheiten und Wahrheiten. Jeder weiß es anders. Jeder weiß es besser. Jeder weiß es noch besser. Und am bessersten sowieso. Irgendwo was aufgeschnappt, mit eigener Interpretation vermischt und schon wird die eigene Meinung zu unantastbarem Wissen. Wissen, welches weitergegeben werden will. Und muss. Mann will ja schließlich mitreden. Wenig mitzureden haben die Rookies. Ihr Hauptaugenmerk gilt dem Zuhören. Sie spitzen deshalb die Ohren. Wissen ist macht. Nichts zu wissen ist Schwäche. Rennrad Anfänger haben viele Fragen. Offen ausgesprochene Fragen oder im stillen gestellte Fragen. Fragen, die so selbstverständlich klingen, dass uns – also jene, die schon etwas länger vom Rennradvirus befallen sind, die Antwort meist schwer fällt.

Aus gegebenem Anlass habe ich nachfolgend ein paar dieser Fragen zusammengefasst. Und Hand aufs Herz. Auch ich habe mir mit der Beantwortung schwer getan.

1. „Werde ich so zu kalt haben?“ Das Kälteempfinden ist von Person zu Person unterschiedlich. Also kann die Antwort nur jeder für sich selbst herausfinden. Zum Glück stehen einem sehr viele Möglichkeiten zur Verfügung. Ärmlinge, Beinlinge, Knielinge, Windwesten, Windbreaker, Überschuhe, Übersocken, Stirnbänder, Radmützen, Handschuhe, Halstücher, Funktionswäsche mit Netz, Funktionswäsche mit Windstopper … Mein Rat: Lieber zu warm als zu kalt. Ausziehen kann man sich immer noch.

2. „Wie schalte ich richtig?“ Es gibt hier wohl kein falsch oder richtig. Es gibt aber ein rechtzeitig. Der Trick liegt also darin, rechtzeitig zu schalten. In eine leichtere und in eine stärkere Übersetzung. Damit vermeidet man am falschen Gang erwischt zu werden. Vor allem, wenn es plötzlich steil bergauf geht. Oder nach dem Halten beim Wegfahren.

3. „Wann sind wir endlich da?“ Diese Frage stellt sich solange man kein Gefühl dafür hat, was man erträgt und noch ertragen kann. Sich selbst und den eigenen Körper zu kennen macht schon sehr viel aus. Oft will der Kopf mehr als die Beine können und manchmal kann der Kopf weniger als die Beine wollen. Die Wahl der Route und des/der TrainingspartnerInn ist schon entscheidend. Motivatoren können gut sein. Drill Sargeants weniger. Ich empfehle zu Beginn: Lieber kürzere Touren, dafür auch öfters. So kommt man nicht überbelastet nach Hause und ist schnell wieder bereit für das nächste Mal.

4. „Was mache ich wenn ich nicht mehr kann?“ Hier muss man wohl zwischen können und wollen unterscheiden. Überschätzen kann man beides. Es kommt vor, dass man nicht mehr will und schon gar nicht mehr kann. Ist man allein wird es eine „schware Partie“. Ein charakterbildender Pilgerweg nach Hause. Mit viel Buße und noch mehr Zeit zum Nachdenken. Auf alle Fälle Tempo runter und Heim rollen. Von mir aus auch stehen bleiben. Essen. Trinken. Auch keine falsche Scheu vor öffentlichen Verkehrsmitteln wie zum Beispiel Zug. Mit ein paar Euros in der Tasche ist schnell ein Ticket gelöst. Posing mit dem Rennrad geht auch im Zug. Ein Selfie mit erschöpftem Gesichtsausdruck macht sich auch gut. Ist man in einer Gruppe, dann kann man sich der Gruppendynamik bedienen. Besser bekannt als Windschatten. Nicht hinten abgeschlagen kämpfen, sondern einen Platz in der Gruppe finden. An dritter oder vierter Position. Das hat den psychologischen Effekt, dass man nicht der/die Letzte ist. Wird es zu schnell, einfach pfeifen, schreien, melden … Radsport ist ein Teamsport. Zurückgelassen wird niemand. Mein Rat: Punkt 3 befolgen.

5. „Warum tut mir das Knie weh?“ Ja, wenn es nur das Knie wäre. Es schmerzt wahrscheinlich auch der Nacken, der Hintern, der Sitzknochen, der Ellbogen. Keine Panik. Leicht Schmerzen sind am Anfang normal. Und später dann selbstverständlich. Ein Rookie darf nicht vergessen, dass plötzlich Gelenke, Muskeln und Sehnen beansprucht werden, von denen ein Anfänger nicht einmal gewusst hat, dass er diese hat. Ich bin jetzt kein Arzt und kann auch keine Ferndiagnosen machen. Die meisten anfänglichen Schmerzen kommen meistens von einer momentanen Überbelastung. Ein bisschen Ruhe, eine kurze Pause und das Unheil ist wieder verschwunden. Wenn nicht, dann ist vielleicht das Rennrad der böse Übeltäter. Zu klein, zu groß, zu kurz, zu lang. Ein Bikefitting kann Abhilfe schaffen, sofern man als Anfänger dieses nicht bereits beim Kauf des Rennrades über sich ergehen hat lassen. Mein Tipp: Den eigenen Körper kann man nicht an das Rennrad anpassen, das Rennrad aber sehr wohl an den eigenen Körper.

6. „Wie oft muss ich fahren, um besser zu werden?“ Wieder so eine Fangfrage. Ich würde mich einmal fragen, was man als Rookie überhaupt will. Der eine will abnehmen, der eine will fit bleiben, ein anderer wiederum will die Welt entdecken. Und es gibt wohl auch welche, die ein Rennen bestreiten wollen. Mit oder ohne Chancen auf einen Sieg. Es gibt so viele Beweggründe. Welcher ist oder war eurer? Daraus kann man Ziel für die Zukunft erarbeiten. Es geht also nicht um das wie oft, sondern um das wie. Umfang, Intensität, Abwechslung. Simulation. All das stärkt die eigene Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit am Rad. Die Kondition steigt. Und die braucht man. Egal welche Ziel man hat.

7. „Was soll ich essen?“ Wenn ich das wüsste. Regelmäßig, genug und gesund. Vor einer Ausfahrt, während einer Ausfahrt, nach einer Ausfahrt und zwischen den Ausfahrten. Auch ein Rookie-Motor braucht Sprit. Den richtigen Sprit. Je nachdem wie viele PS und wie viel Hubraum man hat bzw. braucht. Benötigt man schnelle Energie oder volle Energiespeicher für längere Ausfahrten. Klingt jetzt nicht unbedingt als Tipp, aber auch in dieser Frage gibt es keine generelle Antwort. Essen was einem schmeckt und gut tut. Heißt, den Magen nicht belastet und die Muskeln gut versorgt. Klingt banal ist es aber nicht. Reis, Kartoffeln, Gemüse, Fisch, Obst und viel Wasser. Davor. Danach. Zwischendurch, also während der Fahrt, Dörrobst (Feigen, Marillen …). Es muss nicht immer ein Power Riegel oder ein Power Gel sein. Sind da und dort sehr hilfreich. Eine Abhängigkeit muss nicht gleich zelebriert werden. Und wer nicht ganz auf Süßes verzichten kann wie ich: Mannerschnitten. Leicht verdaulich und gut. Passen auch in jedes Radtrikot.

8. „Ab wann kan ich wieder Sex haben?“

Noch Fragen? Freue mich. Einfach hier kommentieren oder auf Facebook oder Twitter posten.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Rennradtraining in Istrien. Tag 6.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger
Anfang und Ende einer genialen Aussfahrt – Porec Hafen.

Es war dieser vertraute Duft von frisch geschnittenem Gras. Es waren die zaghaften Sonnenstrahlen, die mich wärmten. Es war die salzige Brise des adriatischen Meers. Ein Hauch von Lüfterl. Es war einfach ein genialer Tag. Und ich habe diesen nicht allein genossen.

Tag sechs in Istrien. Das schöne Wetter hat uns wieder. Der gestrige Tag war einfach nur ein statitischer Ausrutscher. Die sogenannte Arschkarte. Wir, das sind die Ketterechts Braut und ich machen uns zeitig auf den Weg zum ersten gemeinsamen Ausritt. Perfekt gestylt – Black Beauty special Edition für sie. Passione nera für mich. Kanpp 50 km über Sveti Lovrec, Limski, Vrsar und Funtana. Locker, gemütlich und harmonisch. So muss Paar-Radfahren. In alter Skilehrer Manier zeige ich ihr den Weg, drossle das Tempo vorne, schirme sie hinten ab und gebe ihr Tipps. Alles frei Haus.

Am Nachmittag ein zweiter Ausritt. Diesmal leider allein. Es geht in den Norden. Vorbei an Nova Vas und Visnjan Richtung Karojba. Die Straßen leer – kaum Autoverkehr. Teilweise mit gutem Asphalt, teilweise ein Paris – Roubaix Verschnitt. Carbonlaufräder würde ich hier nie verwenden. Good old Aluminum tut es auch.

Allein hätte ich nie hier hergefunden. Zum Glück navigiere ich mit einem Track von El Pedalero. Ein quasi Einheimischer aus Linz. Die letzten Tage habe ich mich mit meinem Garmi Edge 1000 immer besser zusammenraufen können, so dass es fast keine Problem gibt. Immer schön dem Track nach. So lande ich in Motovun, eine Stadt auf 277 m über dem Meer auf einem steilen, isolierten Hügel über dem Tal der Mirna. Ich nehme die Mautstraße hinauf zum Schloss. Die Aussicht ist atemberaubend. Man hat das Gefühl irgendwo in der Toscana zu sein.

Nach kurzem sightseeing geht es hinunter ins Tal. die Straße hier auf 3 km eine wahre Katastrophe. Ich fahre auf der Gegenfahrbahn hinunter. Sie ist das geringste Übel. Ich überquere die Mirna und finde ab Livade hinauf nach Oprtalj eine 5,5 km lange Auffahrt. Mittelsteil – also gut zum Drücken. Sieben Kehren und schon ist Schluss. In Sveti Lucija Zypressen, wohin das Auge reicht. Ich habe erst knapp 50 von 95 km hinter mir. Dafür bereits 1000 Höhenmeter. Mir fehlt etwas die Orientierung, vertraue aber voll und ganz dem Garmin.

Dann eine kleine Überraschung. Eine kleine Schleife nach Momjam. Geniale Gegend. Wein wohin das schweißgetränkte Auge reicht. Ich befinde mich fast schon an der slowenischen Grenze. Von Momjam geht es nach Buje. Diese Ortschaft kenne ich schon von meiner Aussfahrt am ersten Tag. Aufgrund eines neuen Kreisverkehres, verpasse ich die vorgeschlagene Route und verlasse mich auf meine bescheidenen Ortskenntnisse. Schade, denn in Nachhinein hätte diese Route einige schöne Überraschungen gehabt. Ich nehme die direttissima von Buje nach Novigrad. Dort kehre ich in meinem mittlerweile Stammkaffee ein. Nach einem kurzen Espresso für 10 Kuna (€ 1,33) Vollgas zurück nach Porec. Insgesamt 95 km und 1.460 Höhenmeter. Mit dem family ride am Vormittag 145 km Tagespensum. Das passt.

Je länger ich hier bin, desto besser gefällt es mir. Wenig Verkehr, wenig Touristen. Viele schöne Touren und Möglichkeiten. Abseits der Hauptstraßen. Fast keine Flachstücke. Immer hügelig oder bergig. Gute Infrastruktur mit „kavanas“ – auch im Landesinneren, „benzinska cprka“,
„pekarincas“ oder „gostonicas“. Die Preise im Landesinneren vergleichsweise günstig. „Kava“ und „kolac“ gibt es für ca. 30 Kunas (€ 4 – 5). Ich muss aber zugeben, dass ich Glück mit dem Wetter hatte. Bei diesen Temperaturen und bei dieser Sonne, kann Istrien ja gar nichts falsch machen.

Also. Einen Tag habe ich noch.

Cristian Gemmato aka @_ketterchts
#ketterchts #cycling #istria #porec #valamarhotels #valamarlovesbike #valamarmoments

Rennradtraining in Istrien. Tag 5.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog
In der Ruhe liegt die Kraft.

Eigentlich. Ja, eigentlich hätte heute das Wetter schöner sein sollen. So zumindest war die Prognose. Das war zwar letzte Woche aber immerhin. Leider war es nicht so. Nach der gestrigen Postkartenidylle, zeigte sich die Halbinsel von ihrer weniger postalisch schön anmutenden Seite. Frischer, stürmischer Wind, gepaart mit leichten bis mäßigen Regentropfen ließen so manchen hier im Hotel auf Plan B umsteigen. Für Triathleten ist das Laufen oder Schwimmen. Ich als Purist habe keinen Plan B. Wenn Rennradfahren nicht geht, dann geht eben Rennrad fahren.

Pünktlich zwischen 1045 und 1115 treffen wir uns in der Lobby. Drei Musketiere. Ohne Furcht und Tadel. Dem herbstlichen Porec trotzend. Nach fünf Kilometern ein erster Sprühregen. Nein. Die Schuhe dürfen nicht nass werden. Wir suchen Unterschlupf. In der Weinbar am Hafen. Draußen kalt, innen wohlig warm dank Heizstrahler. Aus einem kurzen Espresso-Stopp wird ein längeres Verweilen. Wer geht denn schon freiwillig ins Nasse. Vor allem im Urlaub. Gegen 1215 dann doch der Wille, die Weinbar zu verlassen. Draußen pfeift der Wind immer noch durch jede noch so kleine Ritze. Es ist aber trocken. Die Entscheidung das Rennrad doch noch zu benutzen fällt einstimmig. Wir verlassen Porec Richtung Novigrad. Es läuft. So gut, dass ich entscheide, den heutigen Tag mit Kraftausdauertraining zu füllen. Sprints. Kurze Sprints. Lange Sprints. So wie bei der Auffahrt nach Tar (Tre Torri). Zwei Kilometer aus einer Senke hinauf. Es tut ganz schon weh. Oder die Brückengerade vor Novigrad. Ein Strava Segment. Seit heute halte ich dort die elftbeste Zeit. 56 Sekunden für 0,8 km. Da sind schon ein paar Laktate liegen geblieben.

Von Novigrad weiter Richtung Umag. Außerhalb von Novigrad, bläst der Wind so stark, dass wir umkehren müssen. Nochmals die Brücke und die Gerade, die Steigung zurück Richtung Tar und denn doch einen Abstecher hinauf nach Labinci. Das Wetter hält, so geht es weiter nach Visnjan. Wegen einer versperrten Straße müssen wir leider auch hier wieder umkehren. Zurück nach Labinic und dann direttissima nach Porec. Vollgas. Wind im Rücken. Nach weiteren acht Kreiverkehre sind wir wieder beim Hotel. Ich biege ab. Der Rest will noch fahren. Kommt aber maximal zwei Kilometer weit. Dann setzt Regen ein. Starker Regen. Ich habe fertig. 57 km sind es doch geworden. Eine magere Ausbeute.

Die verbliebene Zeit nutze ich, um mir das Hotel genauer unter die ketterechts-Lupe zu nehmen. Das Valemar Diamant Hotel Porec ist ein auf Sport spezialisiertes Haus. Schwer zu übersehen, wenn man sich in der Lobby aufhält. Tennisspieler, Läufer, Mountainbiker und Rennradler. Vor allem um die Rennradler ist man hier sehr bemüht. Valamar loves bike ist der eigene Schlachtruf. Ein eigener Radkeller sorgt dafür, dass die Velos in guten, alamgesicherten und videoüberwachten Händen sind. Zurtritt nur mit Genehmigung. Natürlich ist es ratsam, das Rad im Radkeller zusätzlich zu versperren, so dass niemand die Möglichkeit hat, auch nur Einzelteile davon mitzunehme. Für Wellness und Beauty ist auch gesorgt. Nicht nur für den eigenen Körper, sondern auch fürs Fahrrad. Ein Waschplatz macht aus jeder Sau, wieder eine glänzende Dame. Werkzeug für schnelle Reparaturen ist auch vorhanden. Spezialwerkzeug hat man als Profi sowieso selber mit.

Übrigens. Wenn man ein Zimmer mit dem Zauberwort „valamarlovesbike“ bucht, dann bekommt man 20% Ermäßigung auf den Zimmerpreis. Eine Gratis Trinkflasche ist dann auch im Zimmer abholbereit. Zusammen mit einem isotonischen Getränk pro Tag. Prost.

Sonst bietet das Valamar Diamant auch vieles. Ein großes Indoor Becken, wo sich ab 0700 Uhr angemeldete Triathlonvereine die Flossen in die Hand geben, ein sehr großer Gym-Bereich mit hochmodernen Geräten, ein kleiner Raum mit Matten, Spiegeln und Ballettstangen für Stabi-Übungen und natürlich Wellness und Sauna. Sauna zum Aufpreis. 70 Kuna (ca. € 10) für 3 Stunden. Reservierungen bei schlechtem Wetter erbeten.

Besonders hervorheben möchte ich die Freundlichkeit und Zuvorkommenheit des gesamten Personals. Von der Rezeption bis zu allen KellnerInnen – und von denen gibt es hier sehr viele.

Zum Essen kann ich wenig sagen. Außer, dass es üppig ist. Abendsbuffet und Frühstücksbuffet. Sportlergerecht und weniger. Suppen, Salate, Fleisch, Fisch, Gemüse, Beilagen, Nudeln, Kartoffeln, Pizza und jede Menge süße Versuchungen. Was jetzt frisch ist oder nicht, kann ich schwer beurteilen. Wenn so viel Essen auf einmal frisch wäre, dann Hut ab. Wenn nicht, schade. In Summe muss ich sagen, dass Preis/Leistung passt.

Wer sich nicht unbedingt nach einsamer Idylle sehnt, der ist hier gut aufgehoben. 200 Meter vorm Strand und 20 gestoppte Gehminuten vom Hafen/Stadtzentrum entfernt. Rennradtechnisch sind die besten Hotspots der Halbinsel leicht erreichbar. Porec und das Hotel liegen an der Ostküste ziemlich genau mittig. Pula im Süden ist ca. 50 km entfernt. Der Norden ebenso. Bis zur Westküste sind es ca. 60 km.

Noch ist ja nicht aller Tage Abend. Vielleicht finde ich noch was. 😉 Meckern kann man immer. Schönreden auch.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #cycling #istria #valamarhotels #valamarlovesbike

Rennradtraining in Istrien. Tag 4.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger
Der Poklon (950m) hat mir heute den Zahn gerissen.

Ich leben noch und kann das Abendessen im Hotel genießen. Auch wenn mir die Augen vor Müdigkeit zufallen. Was für ein Tag. Und was für ein Lob an meinen Garmin Edge 1000. Gestern habe ich ihn noch verflucht, heute war meine allerletzte Rettung. Nach ca. 100 km war ich von der geplanten Route abgekommen. Zu schön war der Rückenwind. Zu schön die Straße. Aber nach Koper wollte ich nicht. Ich musste nach Pazin zurück. Aber wie?

Beim Frühstück heute morgen kann ich niemanden überreden mitzufahren. Poklon und Vojak stehen am Plan. Von Pazin zur Ostküste, dann rauf nach Opatja, um von dort eine Höhenmeter-Orgie zu erleben. Von 0 auf 1400 m.ü.M. Also zog ich allein fort. Von Porec mit dem Auto nach Pazin. Schnell einen Parkplatz gesucht und schon geht es los. Ohne Track. Den habe ich zwar, aber in der verkehrten Richtung. Ich will aber gegen den Uhrzeigersinn. Also zuerst wie immer einmal verfahren und dann bin ich auf der Straße 64 Richtung Meer. Es ist schon ziemlich warm. Die Sonne heizt ordentlich. Doch das Problem ist der Wind. Stürmisch. Stark. Brutal. Vom ersten Meter weg begleitet er mich schon. Und er macht keinen Anstand, sich zu legen. Nach 30 km erreiche ich Vozilci. Dort nehme ich die Straße 66 Richtung Opatja, 36 km entfernt. Vor mir eröffnet sich dann ein herrlicher Panorama. Ich krieg erst später mit, dass ich mich hier bereits auf der Küstenstraße befinde, denn die Adria macht hier auf norwegischem Fjörd und kommt ins Landesinnere bei Plomin Luka zu Besuch.

Der Wind ist immer noch Spielverderber und nimmt mir all meine Kräfte. Ich komme kaum vom Fleck. Die gesamte Küstenstraße habe ich für mich allein. Wobei Küstenstraße etwas irreführend ist. Ich befinde mich ca. 200 m.ü.M. Vor mir die Bucht von Rijeka und die schneebedeckten Berge mit dem Skigebiet Platak. Die Straße fällt nach unten, doch der Wind macht sie zur gefühlten Steigung.

Nach endlosen 25 km ca. bin ich unten. Ich schlendere mich durch Medveja, Lovran und Ika bis ich endlich in Icici bin. Am Fuße der befürchteten Steigung zum Plokon. Am Kiosk unten am Parkplatz fülle ich meine Trinkflasche – die einzige, welche ich mithabe, und gönne mir ein Snickers und einen großes Corny Schokoriegel. Dann mache ich mich auf den Weg.

Die ersten Kilometer winden sich nach Poljane hoch. Eine Kehre jagt die andere. Die Mittagssonne mitterlweise erbarmungslos. Ich habe zu viel an. Aber das ist gut so. Von Poljane nach Veprinac wird das Tempo schon etwas kürzer. Nach Veprinac, ganz allein in der Pampa, heißt es leiden. 18% 13%, 14% … die kleinen aber feinen Rampen wechseln sich gekonnt ab. Ich schau nur mehr auf den Garmin. Ganz genau auf die aktuelle Höhe und die noch zu fahrenden Kilometer. Mit Radfahren hat das nichts mehr gemein. Der Wind hat mir auf den ersten 64 km bereits alle Zähne gezogen. Die Psyche hat schon Plan B im Tallon. Durch den Ucka-Tunnel. Per Anhalter.

Bis zum Pokolon sind es noch einige Kilometer und noch mehr Höhenmeter. Hier ist der Frühling noch nicht eingezogen. Die Vegetaion braun. Tod. Im Winterschlaf. Die letzten Kilometer haben es in sich. Ich kann kaum mehr. Nur das Schild „2 km bis zum Dopolavoro“ geben mir noch etwas Kraft. Endlich bin ich oben auf knapp 1000 m.ü.M. Jetzt noch 5 km und 400 HM bis zum Vojak. Ich fahre die Stichstraße rauf. Entscheide aber dann schnell umzukehren. Die Straße schaut echt nicht gut aus.  Steine, Baumstämme, Rollsplit. Rauf würde gehen, aber so runterzufahren? Ich verzichte. Und nehme die Abfahrt hinunter.

Ich bin ohne Track unterwegs. Das rächt sich jetzt. Ich nehme zwar die richtige Abzweigung (die falsche hätte mich wieder Richtung Meer gebracht (Vozilci). Bei Lupoglav aber verpasse ich irgendwas. Ich fliege mit Rückenwind Richtung Rocko Polje und dann weiter Richtung Buzet. Erst als ich ein Schild mit „Koper 47 km“ sehe werde ich stuzig. Ich halte an und konsultiere meinen Garmin.

„Wollen sie an den Starpunkt zurück?“ „Ja, ich will“. Auf dem kürzesten Weg. Postion checken und schon lots mich mein Garmin. Über Stock und Stein. Güterwege, die wohl nicht einmal die Einheimischen kennen. Eine Achterbahn der Gefühle. Und der Straße. Rauf. Runter. Links. Rechts. Unter der Schnellstraße. Über der Schnellstraße.

Mittlerweile habe ich mein üppiges Essen mehr als verdaut. Wasser sowieso schon längst keines. Ich befinde mich im Zero-Energy-Modus und bin auf Überlebenstraining umgesattelt. Noch fehlen ca. 25 km.

Mein Garmin arbeite fleißig und gewissenhaft. Nur in Hum haben wir einen kleinen Disput. Ich glaube ihm eine Linksabbiegung nicht und schon befinde ich mich in einer Sackgasse. Eine Kirche auf einem Hügel. Sonst nichst. Also retour. Der Tag ist schon lange und ich nähere mich in Windeseile meinen Startort Pazin. Ich kann bis auf einer letzten 6%igen Steigung noch einiges an Reseverkräfte mobilisieren. Nach 5h18, 2.400 HM und knapp 130 km kann ich wieder ins Auto steigen und zurück nach Porec fahren.

Fazit: Istrien ist echt ein Traum. Egal ob es jetzt ausgebauten Straßen sind, ober wie heute geheime Güterwege. Auch die Leute sind hier sehr nett und freundlich. Vor allem das Personal in den Hotels. Ich bin der Meinung, dass es nicht immer Mallorca sein muss. Ich kann nur sagen: Visit Istria. Mit dem Rennrad.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #istria #croatia #valamarhotels #valamarmoments #valamarlovesbike

Rennradtraining in Istrien. Tag 3.

Ein Bericht von ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger.
Alle Wege führen nach Rovinj.

Alle Wege führen nach Rovinj. So wie alle Wege wieder nach Porec zurückführen. Warum ich das weiß? Ganz einfach, weil ich es selbst erlebt habe. Erlebt habe ich auch, dass man nicht immer einem Garmin trauen soll. Ja, denn Garmin ist ein sturer Bock, der immer alles besser wissen will.

So geschehen heute. Auf dem Programm eine Tour über das Landesinnere nach Rovinj und dann wieder retour. GPX Datei hochgeladen und weggefahren. Ich will zum Startpunkt der Tour geführt werden. Garmin führt mich. 20 Meter davor biege ich rechts ab. Ich bin auf der geplanten Strecke. Doch was macht der Garmin? Er zwingt mich ständig umzudrehen. Ich check nicht warum. Doch, jetzt check ich es. Die Funktion an den Startpunkt der Tour zu fahren lässt sich nicht automatisch aufheben, wenn man irgendwie doch früher auf die richtige Strecke kommt. Das wusste ich nicht. Ich wusste auch nicht wo ich bin. So habe ich dann doch nachgegeben und bin dem Garmin gefolgt. Leider. Die Tour stand von Anfang an unter keinem guten GPS-Stern. Erst als der Startpunkt erreicht war, ließ sich der Garmin erbarmen. Um uns denselben Weg zu ersparen, haben wir dann eine andere Variante gewählt. Mit einer old-school Karte. Ja. So wie früher.

Erfahrungen von ketterechts - dem Rennradblog und Eventliveblogger
Knapp daneben ist auch vorbei.

Irgendwann waren wir dann doch wieder auf der Originalstrecke und wir konnten die besten Teile dieser genießen. Ein paar schöne Abfahrten und Steigungen. Von Kringa nach Sveti Petar U Sumi. Von dort dann nach Zminj. Hier dann auch wieder totales Versagen. Streckenabweichung. Und dann aufgrund der verlorenen Zeit die Entscheidung nach Rovinj zu fahren. Vollgas. Immer zwischen 45 und 50 km/h. 24 km in weniger als 28 Minuten Fahrzeit. Rovinj. Umkehren und die selbe Strecke retour. Wir sind wieder dort, wo wir sein sollten. Noch knapp 49 km bis nach Porec. Wir haben Stress. Ein Mitstreiter hat um 1600 Uhr ein Telco. Das wird sich nicht ausgehen.

Ortsunkundig wie wir sind, nehmen wir eine kleine Abkürzung. Wir sparen uns 10 km und biegen Richtung limski zaljev rezervat. Ein traumhaft schöner „Fjord“. Die Straße erhebt sich jetzt entlang des Wassers. Während ich fotografiere überholen mich zwei ganz schnelle Jungs. Ich hänge mich an sie an. Mit Mühe und Not erreiche ich den Scheitelpunkt. Es kommt noch dicker. Eine ganze Truppe junger tschechischer Rennradler fährt an mir und meinem Kumpeln vorbei. Ich lasse mich nicht zwei Mal bitten und hänge mich in deren Windschatten. Wir werden akzeptiert. Das Begleitfahrzeug der Gruppe lässt sich hinter uns fallen. Das Tempo ist hoch. Die Jungs kreiseln. Wie lassen aus, wollen nicht stören. Nochmals zwischen 45 und 50 km/h. Es ist ein Tempospass. Einfach nur geil. Bei Funtana lassen die Jungs nach. Sie rollen aus und verabschieden sich dann Richtung Meer. „Thank you guys“. Wir werden gegrüßt und begeben uns auf die letzten drei Kilometer unserer heutigen Tour. In Summe 112 km und 1.400 Höhenmeter. Schnitt bei 29 km/h. Nicht schlecht trotz mehrerer ungeplanter Stopps. Details erspare ich. Es geht um ungewolltes Austreten in der Natur. Mehrmaliges. Telco ist sich doch ausgegangen.

Fazit: Lerne den Garmin zu bedienen, zu verstehen und nicht immer zu vertrauen. Oder lerne koratisch und frage nach dem Weg.

Morgen plane ich den Ucka. Mal sehen ob ich ihn finde bzw. ob ich wieder nach Hausse ins Hotel zurückfinde.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #istria #croatia #valamarmoments #valamarlovesbike

PS: Istrien ist einfach genial. Ich habe noch lange nicht alles entdeckt. Und es gibt sehr vieles zu entdecken.