Top Fahrrad Blog 2017 – jetzt wird wieder geschummelt

Fahrrad Blog

Es ist wieder soweit. fahrrad.de lädt zur Wahl des beliebtesten Fahrradblog ein. Top Fahrrad Blog 2017 steht an und die gesamte Blogger-Branche steht Kopf bzw. macht sich auf die Beine. Vom 23.10. bis 28.11. kann jeder – auch sie – seinem Lieblingsblog die Stimme schenken. dieketterechts ist dieses Jahr in der Kategorie Rennrad/Cross/Gravel gelistet. Nach Rang zwei 2016 kann es eigentlich nur ein sportliches Ziel geben. Gewinnen. Trotzdem werde ich ein DNS an den Tag legen und nicht aktiv an der Wahl teilnehmen.

Es kann nur einen Gewinner geben. Und der ist jetzt schon fix.

Wie bei allen Wahlen, die mit Stimmen aus dem Internet zustande kommen, gewinnt jene/r, dem/der es gelingt möglichst viele Menschen zu mobilisieren. Denn jede Stimme zählt. Das hat letztes Jahr aus meiner Sicht zu ziemlich skurrilen Strategien bekannter und geschätzer Kollegen geführt. Es wurde regelrecht um Stimmen gefeilt. Mit Wahlzuckerln. Feinstes Clickbaiting. “Gib mir deine Stimme und gewinne einen € 100,- Einkaufsgutschein”, war nicht nur einmal auf anderen Blogs zu lesen.

Heuer sind zwar die Teilnahmebedingungen etwas anders, trotzdem habe ich dieselben Strategien bereits bei den Mitstreitern gefunden. Samt penibler Auflistung, was genau zu tun ist, die Stimme richtig zu platzieren. Eine Gebrauchsanleitung für Dummies. Ich muss schon zugeben. Der Aufwand, der hier betrieben wird ist schon enorm. Hut ab. Chapeau.

Top Fahrrad Blog 2017 – dabeisein ist alles.

Dass das letztjährige System die Wahl wohl etwas beeinflusst hat, ist dem Initiator fahrrad.de wohl auch aufgefallen. Neu ist deshalb, dass man zur Wahl des Top Fahrrad Blogs 2017 auch einen Lieblingsartikel des jeweiligen Blogs angeben muss. Um zu signalisieren, dass man den Blog auch kennt und dem Blog nicht nur die Stimme aus Gründen schenkt. Detail am Rande: Auch dieser Lieblingsartikel wird bei der Gebrauchsanweisung des Kollegen vorgeschlagen. Damit ja nichts falsch geht. Egal.

So ein System könnte der Wahl vielleicht doch etwas mehr Seriosität verleihen. Möglich. Möglich aber auch, dass alles beim Alten bleibt. Deshalb werde ich heuer nicht aktiv nach Stimmenfang gehen. Sondern “nur” auf die Wahl aufmerksam machen. Es soll jeder Leser entscheiden, ob, wann und wem er seine Stimme geben möchte.

Es ist mir nicht leicht gefallen, diesen Schritt zu setzen. Denn auch ich würde mich geschmeichelt fühlen, Top Fahrrad Blog 2017 zu sein. Immerhin wäre es eine kleine Belohnung für ein Jahr Arbeit.

ktrchts

PS: der einzige Gewinner der fahrrad.de Wahl ist fahrrad.de selber. Denn jede Stimme ist ein Click auf deren Seite. Weil wir Blogger letztendlich alle von den Clicks leben, verneige ich mich nochmals vor dieser guten und genialen Idee.

Haftung bei Radmarathons – wie schlau ist die Behörde?

Haftung bei Radmarathons

Am 25. Jänner 2017 findet die 24Stunden Burgenland Lakemania Extrem statt. Das ist kein – mit Betonung auf kein – Radrennen über 224 Meilen bzw. 360 km rund um den Neusiedlersee. Es ist ein Abenteuer, welches Gleichgesinnte gehen werden. Ohne Zeitnehmung. Ohne Wertung.  Organisiert und betreut wird das Ganze im Rahmen der 24Stunden Burgenland Extrem Tour für Läufer und Geher. Und trotzdem dreht sich alles zum Thema Haftung bei Radmarathons. Aus gut informierten Kreisen weiß ich, dass man bezüglich Genehmigung für die Biker – nicht für die Gehe rund Läufer – mit der Behörde derzeit noch nicht einig ist. Wie schlau ist eigentlich die Behörde? Oder anders formuliert, für wie dumm verkauft diese willige und engagierte Veranstalter? Durch Messen mit zweierlei Maßstäben, will man sich hier gekonnt (für mich plump) aus der eigenen Verantwortung nehmen.

Behörden messen mit zweierlei Maßstäben.

Die Diskussion über Haftung beim Radmarathons ist in Österreich vor genau zwei Jahren so richtig ins Rollen gekommen. Die Initialzündung war der ARBÖ Kärntner Radmarathon. Seit dem liegt der Haussegen zwischen Behörden, Gutachtern und Veranstaltern ziemlich schief. Die Angst bei Radunfällen als Veranstalter verantwortlich gemacht zu werden geht um. Dort wo sich die Behörde und die Gutachter mit wenig nachvollziehbaren Regeln und Argumente aus der Schusslinie nehmen wollen, tappen die Veranstalter in die Behördenfalle. Die einen haben schon aufgegeben, andere wiederum versuchen mit neuen Ideen Graubereiche auszuloten.

Der Knackpunkt ist die allgemeine Sicherheit. Die Behörde will, dass der Veranstalter die Strecke so absichert, dass keine Unfälle passieren. Mit Auflagen. Jeder Menge Auflagen. Eine davon besagt, dass Gefahrenstellen gut markiert werden müssen. Schlaglöcher zum Beispiel. Bei 120 km rund um den See ist das sehr schwierig. Jeder Stein bei den Gravel Passagen könnte ja so eine Gefahrenstelle sein. Oder plötzlich einsetzender Regen, Schneefall, Vereisung …. Wie gesagt: Die Behörde will das, obwohl es sich bei der Lakemania nicht um einen Radmarathon handelt. Und die Behörde will das nur bei den Bikern. Nicht bei den Gehern und Läufern.

Haftung bei Radmarathons. Eine Farce zum behördlichen Selbstschutz.

Was mich etwas aufregt ist die Tatsache, dass dieses monkische Getue nur für Radmarathons (und der Lakemania) gelten soll und willige sowie engagierte Veranstalter zu enormen Mehraufwand zwingt. Gleichzeitig kümmert sich aber bei den Behörden keiner darum, auch außerhalb gleich zu handeln bzw. zu agieren. Stichwort Radwege und Straßen. Wer haftet bei schlechter Instandhaltung? Hier gibt es keinen Veranstalter, sondern nur Grundbesitzer. In den meisten Fällen die Gemeinde. Oder das Land auf Landstraßen und der Bund auf Bundesstraßen. Gekonnt wird hier aus Gründen darüber hinweg gesehen, dass es Schlaglöcher, Rollsplitt, Schnee, Eis und Dreck gibt. Wie bei Radmarathons und der Lakemania. Gefahrenstellen, für die laut Gesetz auch jemand haftbar gemacht werden kann. Dieser “Jemand” ist aber für die Behörde der eigene Herr im Haus. Statt Radwege und Straßen rein zu kehren, wird in diesem Fall alles unter den Tisch gekehrt. Was für einen Veranstalter gilt, gilt plötzlich nicht für Gemeinden oder Grundbesitzer.

Wenn die Behörde alles und immer so genau nehmen würde, dann wäre kaum eine Straße und kaum ein Radweg sicher genug. Neulich bin ich über einen mehr als 2 cm vom Boden herausragenden Gullideckel gefahren. Nicht langsam. Habe nicht damit gerechnet. Normal sind diese ja tiefer als der Rest der Straße. Zum Glück ist nichts passiert. Aber wer hätte für einen materiellen oder auch körperlichen Schaden gehaftet? Passiert das bei einer Renn/Radveranstaltung, dann wohl der Veranstalter. Und sonst? Eben. Sonst ist niemand zuständig. Nichts sehen. Nichst hören. Nichts sagen. Die Behörde misst mit zweierlei Maßstäben.

Bleibt nur zu hoffen, dass es zu einer Einigung kommt. Denn ich will die Lakemania nicht missen. Sonst fahre ich allein und melde jeden, der mir Gefahr auf die Runde legt.

ktrchts

PS: Das Thema Fahrlässigkeit habe ich hier nicht erwähnt und auch nicht behandelt. Denn ich gehe davon aus, dass niemand ein solches Handeln gut heißt und praktiziert.

Die teueresten Rennradschuhe – Mavic Comete im Test

Rennradschuhe

Jetzt haben wir den Salat. Besser gesagt, die teuersten Rennradschuhe der Welt. Mavic Comete für läppische € 1.000,-. “Der Rennschuh mit der besten Kraftübertragung und direktesten Verbindung zum Bike aller Zeiten”. Genau das versprechen die Franzosen. Gut, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, mit diesen Rennradschuhen ein paar Runden zu drehen. Nicht vorenthalten möchte ich euch, wie es mir dabei ergangen ist.

Was ich alles für € 1.000,- Schuhe mache.

Mittwoch Vormittag. Ich plage mich über den Radweg am Gürtel Richtung Mountainbiker. Etwas was ich sonst nie mache. Denn ich hasse Radwege. Die Wiener Radwege insbesondere. Wer diese so angelegt hat, war wohl noch nie mit einem Rennrad unterwegs. Schlimmer als jede Form des Autoverkehrs in Bari oder Neapel. Die Gefahr lautert überall. Links- und rechtsabbiegende Autos, Straßenbahnen, Busse und Taxis. Letztere sind die Ärgsten. Gesetzeslos agieren sie. Alles und alle im Auge zu behalten fällt mir schwer. Zum Glück fährt die U6 oberhalb. Ein Feind weniger. Dazu noch Schienen, Fußgänger und Polizeiautos. Ein solches patroullierte mitten am Radweg. Seitlich kaum 30 cm Abstand. Ich habe mir erlaubt die Beamten auf gut wienerisch mit Schweibenwischer freundich zu grüßen. Alles nur für € 1.000,- Rennradschuhe.

Dann der große Moment. Ich bekomme beim Mountainbiker die Rennradschuhe. Nein. Ich bekomme eine schwarze Box mit einem kleinen gelben Streifen. Unboxing – nennt sich das in der Fachsprache. Fritz “Magic” assistiert mich. Der 6fache Staatsmeister und 8fache WM-Teilnehmer ist heute mein Mann an Ort und Stelle. Box öffnen, Schuhe einzeln aus einer feinen Stofftasche nehmen, eine kurze Einführung in das neue Verschlusssystem (Mavic Ergo Dial-Drehverschlüsse mit Zwei-Wege-Mikro-Justierung) und ich darf mich austoben.

Mit diesen Rennradschuhen muss man schnell fahren.

Vorsichtig und behutsam schlüpfe ich in den Innenschuh. Ich will jede Sekunde voll aufnehmen und spüren. Natürlich habe ich ein anderes Gefühl wie im Suplest Edge3. Der Mavic Comete fühlt sich eben anders an. Enger und steifer. Vor allem seitlich und in der Ferse. Das Anziehen erinnert mich an meine Zeiten als Skifahrer und das Plagen mit dem Dobermann von Nordica mit 150er Flex. Mit beiden Beinen am Boden wage ich erste Schritte. Nein. Der Mavic Comete ist nicht zum Gehen geeignet. Da gibt nicht viel nach. Nur der Innenschuh hebt sich beim Spaziergang durch den Shop hinten ein wenig aus dem Schaft heraus. Ob Größe 42 die richtige ist? Größer auf keinen Fall.

Rennradschuhe

Macht einen schlanken Fuß

Ich weiß nicht ob es eine Steigerungsform für Beton gibt. Wenn ja, dann beschreibt sie die Kombination aus Mavic Comete und Solestar Carbonsohle. Diese habe ich nämlich den zwei mitgelieferten Mavic Sohlen vorgezogen. Vorerst ohne nennenswerten Durckstellen, verlasse ich den Shop und mache mich auf den Weg.

Der erste Eindruck nach ein paar Flachkilometern auf der Donauinsel? Mit diesen Rennradschuhen muss man einfach schnell fahren. Vielelicht aus Furcht verletzt zu weden oder einfach nur, um schneller wieder retour zu sein. Man weiß ja nie, wie lange die Blutzirkulation in den Fußen damit gewährleistet ist. Möglicherweise auch, weil am Versprechen von Mavic etwas dran sein könnte. Direkte Kraftübertragung. Das Gefühl, immer genug Druck am Pedal zu haben ist schon da. Placebo hin oder her. Kopf, Beine, Schuh und Pedal harmonieren ganz gut und agieren sehr schnell. Die Wattangaben sehen vielversprechend aus. Insbesondere im Wiegetritt und mit der Kette rechts habe ich den Eindruck, dass der Schuh sein ganzes Potential aussschöpft.

55 Strava Pokale – jetzt darf man interpretieren.

Die Schuhe sitzen fest im Sattel. Stehend wie sitzend. Die niedrige Zunge erlaubt ein besseres Rotieren am Toten Punkt. Keine Wissenschaft. Reines Bauchgefühl. Und nach wie vor keine nennenswerten Druckstellen. Links vorne tut mir die große Zehe weh. Die Hornhaut war Schuld. Und eine leichte Falte in der Innensohle. Der Schuh also hier unschuldig. Solestar und Mavic sind vielleicht nicht so gut abgestimmt. Teilweise fahre ich sogar mit komplett offenen Schuhen und habe trotzdem mehr als genug Halt. Sowohl beim Drücken wie auch beim Ziehen.

Rennradschuhe

Mavic Comete Rennradschuhe

Strava vermeldete mir 55 Pokale bei der Ausfahrt und Garmin Cycling Dynamics gab mir auch weitere Daten zur profunderen Analyse. Natürlich ist nicht nur der Schuh dafür verantwortlich. Ich war ja auch müde von der BikeAttack100 am vergangenen Sonntag. Eines ist klar. Der Schuh kann was. Die Frage ist, ob er € 1.000,- kann. Mir hat es sehr viel Spass gemacht. Ob ich den Fuß für einen Mavic Comete habe, wird sich zeigen. Ein paar Runden darf ich noch drehen. Zu Hause war einzig eine kleine Druckstelle links vorne unterhalb der kleinen Zehe zu sehen. Metatarsal.

Wir Konsumenten bestimmen den Preis.

Wie viel sind jetzt die € 1.000,- wert? Gute Frage. Berechtigte Frage. Es ist nicht meine Aufgabe über die Sinnhaftigkeit solcher Rennradschuhe und Preise zu urteilen. Auch nicht der Handel. Wie mir “Magic” erklärt hat. Mavic hat es gewagt Evolution und Innovation in höhere Sphären zu heben. Aus meiner Sicht hat die Industrie das Recht und die Pflicht dazu. Es sind letztendlich wir Konsumenten jene, die entscheiden, ob dieser Schuh einen realen Platz am Markt finden wird. Immerhin haben wir den Preis für Carbonräder weit über die € 10.000 Grenze geschraubt. Jene für Carbonlaufräder liegt auch schon jenseits der € 4.000,-. Da machen € 1.000,- für ein Paar Schuhe das Kraut auch nicht mehr fett. Wer nicht damit einverstanden ist, der kann ja einen anderen Schuh kaufen. Und ganz unter uns: Neben einem € 1.000,- Schuh wirkt ein € 400,- Schuh gleich viel günstiger.

Interessant ist der Mavic Comete abgesehen von den subjektiven Empfindungen wie Optik und Preis schon. Die Konstruktion mit Carbonschadft und herausnehmbaren Innenschuh, das neue Verschlussystem, die Optik der Verpackung und das Gesamtpaket mit mitgelieferten zum Patent angemeldeten Überschuhen, separaten Schutzbeuteln aus Stoff sowie einem extra Putztuch sind stimmig.

Fazit: Ich kann persönlich jedem nur emfpehlen, sich selbst seine Meinung zu bilden. Mountainbiker in Wien hat Testschuhe. Hingehen, Größe auswählen und lostreten. Eines ist gewiss. Der Mavic Comete ist nicht für jeden geegnet. Ich behaupte mal, dass man schon einen sehr schmalen “Sidi” Fuß haben muss.

ktrchts

PS: Den Mavic Comet habe ich als Leihgabe zu Testzwecken bekommen. Danach findet der Schuh wieder den Weg zurück unter die Viaduktbögen. Der Artikel erscheint unentgeltlich. Ich bin zwar jung und würde das Geld brauchen, ober so sind die Regeln.

Ergänzung:

Jetzt habe ich auch die mitgelieferten Radüberschuhe testen können. Bei leichtem Nieselregen und 9°. Fazit: wenn schon die Schuhe ihr Geld nicht werd sind. Die Überschuhe sind es allemal. Perfektes Fitting, sehr gut verschweißt (nicht genäht). Einzig der Reißverschluss hinten hat ein wenig gezickt. Muss sich wohl noch etwas einarbeiten.

Rennradschuhe

Geschweißt – nicht genäht.

woom bikes – Wertschätzung den eigenen Kinder gegenüber

woom bikes

Kinder wachsen über sich hinaus. Nicht nur in ihren Fertigkeiten, sondern auch in ihrem Körper. Schuhe, Hosen, Shirts und Kleider werden zu klein. Auch Fahrräder müssen deshalb ersetzt und getauscht werden. Aus diesem Grund habe ich letzte Woche persönlich bei woom bikes in Klosterneuburg vorbeigeschaut. Nachdem ich schon einmal über diese Kinderräder geschrieben habe, wollte ich dem Phänomen Woombikes dieses Mal noch näher kommen.

Bei woom bikes weht ein anderer Wind.

Bewappnet mit jeder Menge Fragen erreiche ich nach einem Irrgang durch das Gewerbegebiet das Woombikes Headquarter. Beim Betreten des Office merke ich sofort: Hier weht ein anderer Wind. Ohne Umwege bin ich sofort direkt im Geschehen. Mehrere Köpfe sehen mich an. Auf mein “Ich habe einen Termin bei Marcel” erhebt sich ein junger Mann im Open Space und kommt auf mich zu. Es folgt Marcus – einer der CEO’s und Eigentümber. Handshake und es geht über die Werkshalle ins Besprechungszimmer. Ein Loft mit Blick auf Kartonagen, Radständern und jede Menge Schrauber. Keine Tür. Kein Glas. Kein “Wir sind toll und super”. Understatement. Start Up Feeling. Immer noch. Obwohl Woombikes bereits 2013 gegründet worden ist.

“Wir wollten einfach nur gute Kinderräder bauen.”

Es dauert eine Weile, bis ich den beiden Herren am Tisch meine vollste Aufmerksamkeit schenken kann. Meine Blicke kreisen. Meine Neugier ist kaum zu stillen. Danach frage ich einfach, was das Besondere an Woombikes sei. Die Antwort kommt wie aus dem Luftkompressor geschossen. Man wollte einfach nur gute Kinderräder bauen. Kinderräder, die ergonomisch an die Körperform der Kinder zugeschnitten sind und Kinderräder, welche die Komplexität eines Rades reduzieren. Das Ergebnis lässt sich sehen. Woombikes sind die leichtesten ihrer Kategorie. Intelligente Details machen Radfahren zum kinderleichten Vergnügen. Nur Bremsen, Pedale und die Schaltung sind Standard. Der Rest ist Eigenbau. Gabel, Bremshebel, Kurbel entwickelt in Kosterneuburg.

Woombikes scheut keine Entwicklungkosten. Zahlen wurden mir keine genannt. Aber drei 3-D-Drucker zeugen, dass man hier nicht kleckert. Überall liegen Prototypen herum. Es wird geforscht, wo bis dato noch keiner geforscht hat. Keinem anderen Hersteller sind die Kinder in ihrer Eigenheit so wichtig. Mit Stolz erzählt Marcus von den letzten Sitztests für den neuen Woombikes Sattel. “Die Beckenknochen. Es gibt noch so viel über die Beckenknochen der Kinder zu lernen.” Auch neue Pedale sind bereits in Planung. Was, wie und warum – streng geheim.

Die Kinderfahrradindustrie ist eine Dinosaurierindustrie.

Ich lausche gespannt den teils auch kritischen Stimmen zu. Alles klingt so plausibel und logisch. Es ist erstaunlich, dass bis dato niemand anderer auf diese Ideen gekommen ist. Gut kann ich mich noch erinnern, wie ich in den Jahren 1995 bis 1998 bei Sports Experts gearbeitet habe. Als Produktmanager für Bike habe ich zugesehen, wie wir Kinderräder der Marke Taifun für 990, ÖS regelrecht verschleudert haben. Nur wegen des Umsatzes. Qualitättiv war das damals Schrott. Nicht unbedingt ein Akt der Wertschätzung gegenüber Kinder. Wenn man bedenkt, welchen Wert das eigene Fahrrad hat, bekommt diese Gleichung fast schon einen knausrigen Beigeschmack.

woom bikes

woombikes 4 – mit Gangschaltung

Die Investition in ein Woombike zahlt sich doppelt aus. Fahrvegnügen und Rentabilität. Mein bestelltes Woombike 4 kostet € 399,-. Für das gebrauchte Woombike 3 bekomme ich auf willhaben.at ca. € 250 bis €280. Der Wiederverkaufswert ist hoch und hält sich erstaunlich gut. Dass das ein gutes Geschäft ist, lässt sich ohne Taschenrechner leicht ausrechnen. Für Kleinanzeigenmuffel gibt es die Möglichkeit, das “alte” Modell bei Woombikes einfach in Zahlung zu geben. Für 40% Gutschrift auf das Model Upgrade.

Kinder wachsen über sich hinaus. Aus diesem Grund habe ich meiner Tochter ein Woombike Upgrade geschenkt. Aus Wertschätzung.

Gewinne ein Woombike 3 in rot.

Dass mein Besuch ein Gewinn für alle sein wird, war bis zum Zeitpunkt, an dem mir ein Woombike 3 in rot für ein ketterechts Blog Gewinnspiel versprochen wurde, nicht geplant. Umso schöner ist es jetzt. Ein Gewinn für alle. Wer dieses schöne Kinderrad per Post zugeschickt bekommen möchte, möge einfach meinen Newsletter abonnieren. Das geht ganz einfach. www.dieketterechts.com aufrufen und das entsprechende Feld anklicken. Für interessantes und spannendes zum Thema Rennrad. Tut nicht weh. Im Gegenteil.

 

woombikes

woombikes Gewinnspiel (c) woombikes

Einfach weitersagen und mit etwas Glück fährt euer Kinde in Zukunft auch leichter Rad. An dieser Stelle Danke an Woombikes für den schönen Preis. Informationen über woombike findet ihr hier. Die Verlosung erfolgt am 31. Oktober 2017. Der Rechtweg ist ausgeschlossen. Keine Barablöse des Preises möglich. Der Gewinner/die Gewinnerin wird per Email verständigt.

ktrchts

PS: Woombike hat an einem neuen Kinderhelm geforscht. Ich konnte den Prototypen bereits sehen. Da kommt echt was stylisches auf uns zu. Wenn ich nicht so ein Dickschädel wäre. Als Commute Helm würde ich ihn auch tragen.

ketterechts beim King of the Lake 2017

ketterechts beim King of the Lake 2017

Der dichte Nebel über dem Attersee hat es diesmal nicht eilig. Der Wettergott hat wohl verschlafen. Grau und düster präsentiert sich die Marina in Kammer bis in den späten Vormittag hinein. Die Temperatur einstellig. Am Expogelände und im Festzelt herrscht bei meiner Ankunft kurz nach neun Uhr angespannte Ruhe. Die einen hämmern noch fleißig, die anderen schieben Absperrgitter über den Asphalt und der Rest ist damit beschäftigt, Sponsoren-Transparente zu fixieren. In Kürze werden hier 1.200 Athleten samt Carbon-Anhang die Straßen verschwitzen. Mittendrin statt nur daheim wie angekündigtt auch ketterechts beim King of the Lake 2017. Das farbenfrohe Mixed Team mit “magenta” Maria, “blau” Paul, “schwarz” Thomas  und dem weißen Ego sitzt bereits beim koffeindoping im Cafè Das.Zimt. Die Startnummern 169 bis 172 sind bereit für das Abenteuer Mannschaftszeitfahren.

Knapp vorbei ist auch nur Vierter.

Kurz vor 1500 Uhr rollen wir mit 500 Watt zu Dritt über die Ziellinie. 1:12:03 lautet die offizielle Zeit. Ziemlich knapp an der 1:11er Zeit gebremst, welche wir von einer namhaften Astrologin ausrechnen haben lassen. Wunsch. Traum. Realität. Knapp vorbei ist auch nur Vierter. 54 Sekunden – eine Ewigkeit – hinter dem Platz an der Sonne. Sofort beginnen wir mit der Ursachenforschung. Trotz des Spaßes, den wir hatten. Sehr viel Spaß. Die zwischen Kammer und Weyregg zwei Stunden vor dem Start geübte Renntaktik war es nicht, die uns die goldene Ananas beschert hat. Wohl mehr die unsauberen Wechsel. Hier haben wir uns etwas verzettelt. Waren nicht zügig genug. Ich liebe Selbstkritik.

Übung macht bekanntlich den Meister. Wer Meister werden will muss üben. Notiz an uns für den King of the Lake 2018. Pro Wechsel 1 Sekunde verschenken heißt am Ende 60 Sekunden verschenken. Aus. Auf die Idee, dass wir vielleicht nicht alle voll gefahren sind, konnten wir ad hoc im akuten Sauerstoffmangel und Laktatüberschuss nicht kommen. Möglich ist das schon. Drei von uns waren nach dem Rennen nach wie vor sehr agil. Noch jetzt schließen wir dafür aus, dass wir es nicht drauf gehabt hätten. Dieses Jahr waren drei Mixed Teams schneller. Das müssen wir anerkennen.

ketterechts beim King of the Lake 2017. Das Video.

Der King of the Lake ist und bleibt ein Muss für alle Tempo-Freaks. Das größte Einzelzeitfahren Österreichs auf 48 km gesperrter Straßen kann man mit Attributen schwer beschreiben. Es ist dieses einmalige Flair einer Großveranstaltung im familiären Kreis. Eine Art Maturatreffen. Mit all den Strebern, den Rabauken, den Klassenbessten, den Unscheinbaren und den Wegbegleitern aus vergangenen und aktuellen Zeiten. Es ist eine geile Party ohne Exzesse. Mit Elektrolyte statt Alkohol. Im Temporausch statt Alkohohlrausch. Jeder gegen jeden und doch alle miteinander. Was das Team vom Atterbiker rund um Erwin Mayer diesmal wieder am herbstlich dampfenden Attersee auf die Füße gestellt hat, ist einfach eine Herzblut-Veranstaltung mit Charme. Ein Lycra Woodstock für Laktat Junkies.

Lycra Woodstock für Laktat Junkies.

Einzelzeitfahren und Mannschaftszeitfahren. Damen, Herren, Mixed. Dazu noch die Elite der Rad Bundesliga, welche beim King of the Lake 2017 ihr Finale im Mannschaftszeitfahren absolviert. Oben drauf auch der österreichische Meister im Einzelteitfahren Georg Preidler, welcher als Letzter ins Rennen geht und nach knapp 55 Minuten im kitschigen Abendrot dem Rundkurs seine persönliche Vorstellung von Kraft, Ausdauer und Aeordynamik diktiert. Streckenrekord. Vorbilder und Stars zum Greifen nahe.

Natürlich wurden wird vom Wetter verwöhnt und der Wettergott ist noch rechtzeitig munter geworden. Das gehört dazu. Es ist die Region rund um den Attersee, welche ihren Beitrag dazu leistet. Die blaue Wasserfarbe des Sees, das darin reflektierte Sonnenlicht und die bunten Blätter, welche im Wind am Fahrstreifen tanzen, sind ein Balzruf, den wenige widerstehen können. Das Ganze bei grau in grau zu fahren, wäre dann etwas für die wirklichen Carbonbekifften und weniger lustig. Der Cappuccino auf der Terrasse mit Blick auf die Yachtmasten und den Schafberg im Fön schmeckt drinnen sicher nicht so gut.

Fazit:

Wir sehen uns wieder am 22. September 2018. Dem ist nichts hinzuzufügen. Wenn wir einen Startplatz ergattern können und nicht auf der 1.000 Namen langen Warteliste Platz nehmen müssen.

ktrchts

PS: Für Zahlenfreaks die Runde auf strava. Fotos und Ergebnisse hingegen hier.

Radtrikot gestalten – werde dein eigener Designer.

Radtrikot gestalten

Werde dein eigener Designer. Für die ketterechts Sonderkollektion Frühjahr 2018 suche ich ein ausgefallenes Design. Und jetzt kommt ihr ins Spiel. Eure Ideen und Eure Entwürfe sind gefragt. Hauptsache feschgeil. Jetzt Radtrikot gestalten und im Früjahr damit auf KOM-Jagd gehen. Schickt mir eure Entwürfe und Ideen. Der beliebteste Vorschlag geht in Produktion und natürlich wird der Gewinner komplett damit ausgestattet. Hose und Trikot. Erlaubt ist, was schön und schnell macht.

Rennradbekleidung sucht Designer.

Wer schon immer ein Radtrikot gestalten wollte, der hat jetzt die große Chance dazu. Mit eigenen Ideen und nach eigenen Vorstellungen. Nur ein paar kleine produktionstechnisch bedingte Vorgaben sind einzuhalten. Für den Rest gibt es freie Hand. Dabei ist es ganz egal ob klassisch, retro, bunt, schrill, laut oder einfach nur einfarbig. Mit oder ohne Aufschrift, Spruch oder Zitat. Revolutionär oder zeitlos.

Radtrikot gestalten – die Rahmenbedingungen

Jeder kann mitmachen. Die Vorschläge können per Skizze oder Grafikdokument (.pdf, .psd, .ai) eingereicht werden. Einsendeschluss ist der 11.11.2017. Ich werde mit meinem Produzenten die eingereichten Vorschläge genau unter die Lupe nehmen und nach Machbarkeit prüfen. Drei Vorschläge wollen wir dann auf Facebook und in diesem Blog zur Abstimmung freigeben. Die beliebteste Idee – also jene mit dem größten Zuspruch und den meisten Likes, soll dann in Serienproduktion gehen und im ketterechts Shop erhältlich sien. Limiteirte Auflage, versteht sich. Ganz exklusiv. Der Urheber der Idee wird als Belohnung von mir mit seinem individuellem Entwurf voll eingekleidet.

Radtrikot gestalten

Radtrikot gestalten – werde ketterechts Designer

Auf die Plätze fertig los. Ich freue mich auf Eure Vorschläge. Einreichungen und Anforderung der graphischen Vorlage bitte an office@gemmato.com.

ktrchts

Durch die Anforderung der Vorlage und der Einsendung des Designvorschlages entstehen ketterechts keinerlei Verpflichtungen. Die Einsender mit Ausnahme des am Ende beliebtesten Vorschlages, hat keinen Anspruch auf irgendwelche Gegenleistung finanzieller und materieller Art.

Muskelkrämpfe bei Sportlern – von Dr. Christian Irsara

Muskelkrämpfe bei Sportlern

Belastungsinduzierte Muskelkrämpfe, in der englischsprachigen Fachliteratur als „Exercise associated muscle cramping (EAMC)“ bezeichnet, sind schmerzhafte, krampfhafte und unwillkürliche Kontraktionen der Skelettmuskulatur, welche während oder unmittelbar nach muskulärer Belastung auftreten.[i] In der sportmedizinischen Praxis sind belastungsinduzierte Muskelkrämpfe bei Sportlern ein sehr häufiges Problem, es findet sich kaum ein Athlet der in seiner sportlichen Karriere nie davon betroffen war, insbesondere unter den Ausdauersportlern.

Für den (Sport)Arzt ist es zunächst wichtig alle krankhaften und potentiell gefährlichen Ursachen der Muskelkrämpfe auszuschließen, hierzu gehören unter anderem Schädigungen an Nervenwurzeln, neurodegenerative Erkrankungen wie die Parkinson-Krankheit, Schilddrüsenunterfunktion, Zuckerkrankheit, Gefäßerkrankungen, Elektrolytstörungen und Stoffwechselerkrankungen der Muskulatur. Zudem muss bedacht werden, dass Muskelkrämpfe auch von Medikamenten-Nebenwirkungen herrühren können, z. B. durch blutfettsenkende Medikamente, Blutdruckmittel (Betablocker, Calciumkanal-Antagonisten), Asthmamittel (Beta-Mimetika) und orale Kontrazeptiva, aber auch durch Alkohol.[ii] Auch Koffein kann die Krampfschwelle der Muskulatur senken.

Muskelkrämpfe bei Sportlern

In den meisten Fällen handelt es sich jedoch um durchwegs gesunde Sportler und in den weiteren Ausführungen möchte ich mich auf belastungsinduzierte Muskelkrämpfe beim Gesunden beschränken.

Enstehung

Die Entstehung von belastungsinduzierten Muskelkrämpfen ist bis heute noch nicht vollständig erforscht. Auf jeden Fall spielen viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle, wobei eine durch muskuläre Übermüdung verursachte Dysbalance zwischen erregenden und hemmenden Einflüssen im Bereich des neuromuskulären Muskel-Sehnen-Komplexes die Hauptrolle spielen dürfte. [iii] Für Insider: erhöhte Aktivität in den Muskelspindeln und reduzierte Aktivität im Golgi-Sehnen-Organ, welche gemeinsam die Länge und Spannung eines Muskels erfassen und mitregulieren.

Die neuromuskuläre Übermüdung scheint tatsächlich wichtiger zu sein, als andere Theorien wie die metabolische Theorie (angeborene Störungen des Muskelstoffwechsels), die Dehydratations-Theorie (Abnormitäten in der Flüssigkeitsregulation), die Elektrolyt-Theorie (Veränderungen in der Elektrolytkonzentration in Blut und Geweben) und die Umwelt-Theorie (extreme klimatische Veränderungen wie Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit und Kälte).[iv] In prospektiven Untersuchungen konnte zum Teil gar kein Einfluss von Dehydratation und Elektrolytverlust auf belastungsinduzierte Muskelkrämpfe nachgewiesen werden.

Demgegenüber stehen klinische Fallstudien und Observationen aus der Praxis.[v] Viele Wissenschaftler versuchen oft eine alleinige Ursache (monokausal) für eine Problematik zu finden, ich bin der Meinung dass es in den meisten Fällen eine Kombination aus vielen Mechanismen sein wird, auch in diesem Fall.

Risikifaktoren und Prävention

Selten wird bei einem einzelnen Betroffenen ein einzelner Faktor die Ursache sein. Deshalb ist eine breit gefächerte Herangehensweise unabdingbar.

    • Der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung von Krämpfen beim Sport ist eine positive Anamnese, d. h. Athleten, die bereits Krämpfe hatten, haben eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit neuerlich welche zu erleiden. i Dies scheint teilweise genetische Faktoren widerzuspiegeln, die wir leider nicht verändern können. In vielen Fällen prädisponiert jedoch ein falsches Verhalten des Sportlers zu Muskelkrämpfen, in diesen Fällen kann mit unten genannten Tipps Abhilfe geschaffen werden.

 

    • Da wie vorhin erläutert die muskuläre Übermüdung die Hauptursache für belastungsinduzierte Muskelkrämpfe darstellt, besteht ein erhöhtes Risiko bei hochintensiven und extrem langandauernden Belastungen bzw. Belastungen, welche über die individuell üblichen Trainingsreize hinausgehen, da hier noch keine Adaptation stattgefunden hat.i Je besser der Trainingszustand, desto geringer die Krampfgefahr bei einer vorgegebenen Belastungsintensität.Wichtig ist somit ein kontinuierlicher Trainingsaufbau unter Beachtung der Regenerationsphasen. Ausreichend Schlaf unterstützt bekanntlich die Regeneration und ist hierbei sicher hilfreich.Das Training soll so spezifisch wie möglich ausgerichtet sein, d. h. man soll sich bereits im Training kontinuierlich bis an die zu erwartende Belastung im Hauptwettkampf herantasten. Während der Belastung kann die muskuläre Ermüdung und somit Krampfneigung durch eine ausreichende Kohlenhydratzufuhr während der Belastung reduziert werden.

 

    • Auch wenn vor einer Belastung bereits (Mikro-)Muskelverletzungen bestehen (klinisch indirekt messbar durch eine erhöhte Creatinkinase im Blut), d. h. der Athlet nicht vollständig regeneriert eine intensive Aktivität aufnimmt (Wettkampf oder hartes Training), ist das Risiko für Muskelkrämpfe erhöht.[vi] Auch dies unterstreicht die Wichtigkeit der Einhaltung von Belastungs- und Entlastungsphasen, sowie die Notwendigkeit einer gezielten Reduktion des Trainingsumfanges vor wichtigen Wettkämpfen.

 

    • Lokal erhöhte Belastungen einer bestimmten Muskelgruppe können bei orthopädischen Fehlstellungen und muskulären Dysbalancen resultieren, weshalb auch hier die Krampfneigung erhöht ist. Eine sportorthopädische Abklärung kann hier in bestimmten Fällen spezielle Ursachen für Muskelkrämpfe finden.

 

    • Dehydratation, Elektrolytverlust (Natrium, Kalium, Magnesium) und Umweltfaktoren werden wie bereits erwähnt kontrovers diskutiert. [vii],[viii][ix] Auch hier handelt es sich jedoch wieder um einen rein wissenschaftlichen Diskurs, da man im realen Sportlerleben aufgrund des deutlich erhöhten Verbrauchs ohnehin nicht um eine adäquate Flüssigkeits- und Elektrolytaufnahme herumkommt.Wichtig ist besonders bei mehrstündigen Ausdauerbelastungen in der Hitze nebst ausreichender Flüssigkeits- auch auf die Salzzufuhr zu achten, da dies gefährliche Hyponatriämien verhindern und nebendrein die Kohlenhydrataufnahme deutlich verbessern kann.Die exakte Dosierung von Kochsalz und Kohlenhydraten im Sportgetränk ist bezüglich Verträglichkeit und Wirksamkeit individuell unterschiedlich. Kommerziell erhältliche Elektrolytgetränke enthalten teils sehr unterschiedliche Kohlenhydratarten/-dosierungen und Elektrolytmischungen und sollten vor der Verwendung mit einem Experten auf ihre Zusammensetzung hin überprüft werden.

 

    • Wenn man Athleten über belastungsabhängige Muskelkrämpfe befragt, wird zumeist als erstes das Thema „Magnesium“ angesprochen. Viele Sportler nehmen dauerhaft präventiv Magnesium, üblicherweise in einer Dosierung von 300-400 mg pro Tag, manche sogar während dem Sport, da sie der festen Überzeugung sind, dadurch Muskelkrämpfe zu verhindern. Dabei scheint aus wissenschaftlicher Sicht Magnesium-Supplementation bezüglich Muskelkrämpfe keinen präventiven Nutzen zu haben.[x] Ausnahmen hiervon könnten Athleten mit Magnesiummangel und schwangere Athletinnen sein.In der Praxis berichten viele Sportler dennoch von einer gewissen Besserung durch dauerhafte Magnesium-Supplementation. Da es durchaus sein könnte, dass einzelne Menschen gut darauf ansprechen, empfehle ich nach Einholen ärztlichen Rates, einen Therapieversuch mit Magnesiumcitrat, aufgrund der leicht schlaffördernden Wirkung möglichst abends eingenommen.

 

    • Wie bereits in der Einleitung erwähnt, kann Koffein die Krampfschwelle senken und somit Muskelkrämpfe fördern.[xi] Menschen reagieren insgesamt sehr unterschiedlich auf Koffein, somit wohl auch diesbezüglich. Ich empfehle betroffenen Sportlern einen mehrmonatigen Koffeinverzicht unter Beobachtung der Krampfneigung. In Einzelfällen kann hier das Problem eventuell sehr einfach und nachhaltig beseitigt werden.

 

  • Methoden mit denen die Krampfschwelle durch vorherige elektrische Muskelstimulationen erhöht werden kann und die somit präventiv gegen belastungsinduzierte Muskelkrämpfe wirken könnten, werden aktuell erforscht, die Resultate stehen noch aus.

Akuttherapie

    • Bei einem akuten Muskelkrampf gilt nach wie vor neben sofortiger Unterbrechung der sportlichen Aktivität das leichte statische Dehnen bzw. die Anspannung des muskulären Antagonisten als Therapie der Wahl. Auch kräftige Kompression und Massage können hilfreich sein.

 

  • Es gibt Hinweise, dass auch im akuten Muskelkrampf die rasche Einnahme eines Elektrolytgetränkes den Krampf akut beenden kann, noch bevor die Elektrolyte überhaupt über den Verdauungstrakt aufgenommen werden konnten. Dies könnte auf einem Reflexmechanismus zwischen Sensoren in der Mundhöhle und den Nerven der Muskulatur beruhen.[xii]

ktrchts

PS: Dr. Christian Irsara ist Assistenzarzt für Labormedizin, Arzt für Allgemeinmedizin mit Diplom für Sportmedizin, Notfallmedizin, und Akupunktur in Innsbruck. (Artikel Stand Juni 2017)

Quellenangaben:

[i] Schwellnus MP et al. Muscle cramping in athletes – risk factors, clinical assessment, and management. Clin Sports Med. 2008 Jan; 27(1): 183-94.
[ii] Maquirriain J et al. The athlete with muscular cramps clinical approach. J Am Acad Orthop Surg. 2007 Jul;15(7): 425-31.
[iii] Nelson NL et al. A narrative review of exercise-associated muscle cramps: Factors that contribute to neuromuscular fatigue and management implications. Muscle Nerve. 2016 Aug; 54(2):177-85.
[iv] Schwellnus MP et al. Aetiology of skeletal muscle ‘cramps‘ during exercise: a novel hypothesis. J Sports Sci. 1997 Jun;15(3):227-85.
[v] Schwellnus MP et al. Cause of exercise associated muscle cramps (EAMC)-altered neuromuscular control, dehydration or electrolyte depletion? Br J Sports Med. 2009 Jun;43(6):401-8.
[vi] Schwellnus MP et al. Increased running speed and pre-race muscle damage as risk factors for exercise-associated muscle cramps in a 56 km ultra-marathon: a prospective cohort study. Br J Sports Med. 2011 Nov;45(14):1132-6.
[vii] Schwellnus MP et al. Increased running speed and previous cramps rather than dehydration or serum sodium changes predict exercise-associated muscle cramping: a prospective cohort study in 210 Ironman triathletes. Br J Sports Med. 2011 Jun; 45(8):650-6.
[viii] Murray D et al. Does a Reduction in Serum Concentration or Serum Potassium Concentration Increase the Prevalence of Exercise-Associated Muscle Cramps? J Sport Rehabil. 2016 Aug;25(3):301-4.
[ix] Stone M et al. Certified athletic trainers‘ perceptions of exercise associated muscle cramps. J Sport Rehabil. 2003;12:333-342.
[x] Garrison SR et al. Magnesium for skeletal muscle cramps. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Sep 12;(9): CD009402.
[xi] Molema M. Caffeine and Muscle Cramps: A Stimulating Connection. The American Journal of Medicine. 2007 Aug; 120: e1-e2.
[xii] Miller K et al. Reflex inhibition of electrically induced muscle cramps in hypohydrated humans. Med Sci Sports Exerc. 2010;42(5):953-961.

Einzelzeitfahren rund um den Attersee – der King of the Lake

Einzelzeitfahren

Möglichst oft und möglichst lange Rennrad fahren. Das ist meine Devise. Das Tempo spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Dieses ergibt sich meist von selbst. Manchmal ist es gemütlich, manchmal auch etwas schneller. Im Schnitt aber so, dass ich wohl keine Bäume ausreiße. Da und dort ein KOM, aber mehr durch Zufall und Glück. Was habe ich also bei einem Einzelzeitfahren zu suchen? Die Antwort liegt auf der Hand. Nichts. Trotzdem bin ich am 30. September beim King of the Lake wieder mittendrin statt nur daheim. Nach 2015 meine zweite Teilnahme. Vergangenes Jahr war ich zur selben Zeit bekanntermaßen mehr mit Becken- und Bodenturnen beschäftigt.

Ein Kampf mit sich selbst und gegen eine unsichtbare Wand.

Einzelzeitfahren als Königsdisziplin des Rennradsports. Nirgendwo anders zählt die beste Kombination aus Kraft, Ausdauer und Rennintelligenz. Der aerodynamische Kampf mit sich selbst und gegen eine unsichtbare Luftwand erfordert Strategie. Und deshalb wieder die Frage, was ich bei einem Einzelzeitfahren zu suchen habe. Die Antwort hatten wir schon. Darum bin ich diesmal im 4er Mannschaftszeitfahren am Start. Mixed Team. Maria, Paul und Thomas begleiten mich die 48 km rund um den Attersee. Damit sich mein Cordoba nicht wiederholen kann. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Einzelzeitfarhen

Allein gegen eine unsichtbare Wand

Dass ich ein 4er Mannschaftszeitfahren erst ein Mal im Leben bestritten habe, soll sich am Ende mildernd auswirken. Im Zweifelsfall für den Langsamen. Dass ich (wir) es nie geübt haben nicht. Es wird mit Sicherheit lustig werden. Das letzte und einzige Mal haben Florian, Martin, Mister X (Name der Redaktion nicht mehr bekannt) und ich, uns von Lambach auf die Großalm bereits auf den ersten drei Kilometern so richtig vernichtet. Was bei anderen so geschmeidig und einstudiert ausgesehen hatte, war bei uns ein Ziehen an einem vierfachen Strang. Unrhythmisch, unorganisiert und unkontrolliert. Es kann also am Attersee nur besser werden.

Einzelzeitfahren zwischen FTP und VO2max.

Mit meinen Teammitgliedern bin ich ständig in Kontakt und im Austausch. Ich lese mit, wie sich Paul und Thomas über “Sweet Spot”, “FTP” und “VO2 max” austauschen. Begriffe, die ich zwar kenne, im Training aber gerne vernachlässige. Möglichst oft und möglichst lange ist ja meine Devise. Trotzdem wollte und will ich niemanden zur Last fallen und habe die letzten Tage mein Training dann doch etwas gröber umgestellt und den Fokus auf Intervalltraining gelegt. Die dabei erzielten Werte sind nach einer Saison, die bei mir schon ein paar Jahre dauert, ganz passabel. Müde sind meine Beine aber erst recht. Leistung ist da. Nur wie lange?

Einzelzeitfahren

Intervalltraining – Vollgas

Noch habe ich genau 10 Tage Zeit, um mich in eine halbwegs akzeptable Mannschaftszeitfahrform zu bringen. Am Rad und im Netz. Deshalb studiere ich auch die Theorie. Ich lese viel und hole mir den letzten Schliff. Interessant der Blogbeitrag von Jürgen Pansy im Allgemeinen und speziell über so ein Einzelzeitfahren zum Thema Aufwärmen am Renntag oder die Ernährung. 200ml Kaffee kann ich sicher organisieren, aber woher noch schnell eine Rolle zum Aufwärmen? Jetzt will ich auch. Wie die Pro’s. Schaut nicht nur geil aus, soll auch was bringen.

Ganz schön schnell Rennrad fahren.

Auf jeden Fall werde ich dafür sorgen, dass wir nicht nur schnell Rennrad fahren werden, sondern auch ganz schön schnell Rennrad fahren werden. Ein ausgegklügeltes Style Konzpt ist schon erstellt und fixiert. Der Shop-Fundus voll ausgeschöpft.

Einzelzeitfahren

Einziges ketterechts Team-Meeting

Die restliche Renntaktik ist auch schon fixiert. Im ersten und einzigen Team-Ketterechts-Lehrgang haben wir diese festgelegt. Besser gesagt, ist diese festgelegt worden. Bei der gemeinsamen Ausfahrt habe ich durch Abwesenheit geglänzt. Ich war lieber mit Eddy Merckx unterwegs. Schnell wegfahren und dann noch schneller eingehen. Was sonst. Auf die Analyse bin ich schon gespannt.

ktrchts

PS: Natürlich nehmen wir das Einzelzeitfahren sehr ernst und peilen einen Podestplatz an. Dazu müssten wir mit einem Schnitt von über 40 km/h in einer Zeit von 1h10min das Ziel erreichen. Theoretisch fast unmöglich. Praktisch genauso.

Eddy Merckx Classic Radmarathon 2017

Eddy Merckx Classic

Wir sehen uns wieder. Das waren meine letzten Worte, als ich Anfang August im Hotel Mohrenwirt ausgecheckt hatte. Und ich bin wieder gekommen. Zum Eddy Merckx Classic Radmarathon 2017. Ich war neugierig auf das Rennen und das Konzept von Jakob Schmidlechner, Mitorganisator und Betreiber des ersten Rennrad- und Triathlon Hotels Österreichs. Denn die Durchführung eines Radmarathons in Österreich ist seit den Vorfällen beim ARBÖ Radmarathon in Bad Kleinkirchheim nicht mehr so einfach und selbstverständlich. Ein paar bekannte Veranstalter haben deshalb und aufgrund der restriktiven Auflagen seitens der Behörde heuer bereits das Handtuch geworfen. Zu groß ist mittlerweile das Risiko der Verantwortlichen, für Unfälle der Teilnehmer persönlich zu haften.

Nahe am Wasser gebaut. Zwischen gestern und heute.

Der Eddy Merckx Classic Radmarathon ist eng mit der Legende Eddy Merckx verbunden. Die Idee entstand im Jahr 2006 während der UCI Straßen WM in Salzburg. 2017 fand die Veranstaltung zum 11. Mal statt. Und Eddy Merckx war jedes Mal selber vor Ort. Es ist der Kannibale, welcher in der Früh die TeilnehmerInnen auf die Reise läutet und es ist die belgische Ikone, welche die TeilnehmerInnen im Ziel erwartet und die Siegerehrung vornimmt. Der Eddy Merckx Classic Radmarathon ist ein echter Eddy Merckx Radmarathon.

Eddy Merckx Classic

Der Kannibale Eddy Merckx

Wobei Eddy Merckx nicht der einzige ehemalige Weltmeister war, der heuer wieder in der Fuschlseeregion gesichtet wurde. Der Italiener Maurizio Fondriest (Ronse 1988), der Franzose Laurent Brochard (San Sebastian 1997), der Niederländer Rob Harmeling (Colorado Springs 1986) und die beiden Österreicher Franz Stocher und Roland Königshofer, beide auf der Bahn erfolgreich, gaben sich rennradnah. Mit Maurizio Fondriest konnte ich mich während der Charity Ausfahrt zugunsten der  Sitfung Wings for Life sogar über seine Räder und das Thema Scheibenbremsen austauschen.

Eddy Merckx Classic

Radweltmeister Maurizio Fondriest

Eddy Merckx Classic – mit allen Wassern gewaschen.

Die heurige Ausgabe des Radmarathons hatte sich gewaschen. Es war eine äußerst pitschnasse Angelegenheit. Schade. Wir alle hätten uns mehr Sonne verdient. Da half keine Esoterik und Spiritualität. Postives Denken und Schönreden waren fehl am Platz. Regen wurde vorausgesagt und Regen wurde es. Von den mehr als 1000 Angemeldeten, haben 559 das Ziel erreicht. Chapeau. Davon 45 Damen. 131 finishten auf der langen Distanz mit 169 km und 2.609 HM (123 Herren, 8 Damen), 246 auf der mittleren Distanz mit 106 km und 1.400 HM (229 Herren, 17 Damen) und 182 auf der kurzen Distanz mit 63 km und knapp 1000 HM (162 H und 20 Damen). Ich war selbstverständlich mittendrinn – nass – statt nur daheim. Natürlich auf der langen Distanz. Ich konnte mich einer extensiven Radwäsche nicht entziehen. Mein schwarzes Lenkerband ist jetzt wieder original weiß.

Eddy Merckx Classic

Nass von Anfang an.

Eine solche Fahrt bei Regen schreit nach Pathos und Heldentum. Noch mehr Pathos und Heldentum aber verdient die Fahrt jedes Einzelnen (inklusive meine) durch die Tatsache, dass es für viele ein Einzelzeitfahren gewesen sein muss. Für mich war es eines. Verantwortlich dafür war natürlich das Wetter, aber auch wie eingangs erwähnt die Behörde. Diese mag und will keine großen Gruppen auf der Straße haben. Der Veranstalter ist also gezwungen, Ideen und Maßnahmen umzusetzen, die dies verhindern.

Mit sich allein auskommen. Mit sich allein ankommen.

Beim Eddy Merck Radmarathon erfolgte deshalb ein Start in Blöcken. Zeitversetzt. Block A, Block B, VIP, Block C und dann Block D. Ich war in Block C und bin 19 Minuten nach Block A und 10 Minuten nach Block B ins Rennen gegangen. Warum Block C? Bei der Anmeldung gab es drei Möglichkeiten: A) um den Sieg mitfahren, B) im 1/3 fahren, C) mitfahren, um Spass zu haben. Bescheiden wie ich bin, habe ich Variante C gewählt und bin somit in Block C gelandet. Obwohl ich mich für die lange Distanz angemeldet hatte. Und genau hier ist das Detailkonzpet versteckt. Die Behörde “untersagt” am Start Blockbildungen nach Distanz. Damit eben die Fahrerfelder nicht zu groß werden. Jakob Schmidlechner: “Sonst würden wir keine Genehmigung bekommen”. Keine Genehmigung heißt kein Radmarathon. So einfach ist das.

Am Start mischte sich also alles bunt und gut durch. Drei Distanzen und drei Anmeldemöglichkeiten. Dazu kam noch der Regen, welcher die Teilnehmerzahl auslichtete. Als dann noch der Sprecher den Block B auf die mittlere Distanz verabschiedete, war bei mir das Chaos komplett. Ich fragte ein wenig in die Runde und wollte wissen, wo ich überhaupt stehe und wohin der Rest des Blockes will. Keiner in meinem Umkreis, war süchtig nach der langen Distanz.

Rennrad Hotel

Eddy Merckx Classic Radmarathon Strecken

Regenerationstraining mit Betonung auf Regen.

Damit ist mein gesamter Rennverlauf in wenigen Sätzen zu erklären. Von den 169 km bin ich ganze 161 im Wind gefahren. Nicht einmal 10 FahrerInnen habe ich auf der Stecke überholt. VIPs ausgenommen, welche zwei Minuten vor uns gestartet sind und bereits am ersten Berg Richtung Thalgau eingeholt werden konnten. Ansonsten einen am Anstieg zum Gaisberg, einen auf der Abfahrt, vier mit blauer Block B Startnummer irgendwo im Nirvana, den Letzen der mittleren Strecke samt Schlussfahrzeug knapp 20 km vor dem Ziel und dann noch zwei oder drei am letzten Anstieg von St. Gilgen Richtung Fuschl. Die lange in meinem Windschatten fahrende Startnummer 3043 war leider auch nicht unbedingt gesprächig.

Zeitweise dachte ich mir, ich sei der Letzte, weil mich anfangs der Rettungswagen überholt hatte. Vor allem auf der Extra-Schleife nach Faistenau, Hintersee und eben hinauf auf Gaisberg. Sollten sich dort vielleicht eventuell ein paar Zusschauer verirrt haben. Sorry, habe euch aufgrund des Regens und des Nebels nicht gesehen. Die Brille war angeschlagen.

Die Menschheit traf ich nach dem Start erst wieder an der ersten Labestation. Ansonsten war es eine meditative Regenerationsfahrt mit Betonung auf Regen. Pulslos, wattlos, geschwindigkeitslos  – Garmin und Wasser sind keine Freunde. Kilometer für Kilometer leider wenig Aussicht auf Aussicht. Ich vermute, die Landschaft um die 11 Seen (!) ist traumhaft schön.

Salzburgerland. Komm Rennrad fahren.

Für den Regen kann der Veranstalter nichts. Auch für die Auflagen der Behörden. Für das “mimimi” Getue mancher erst recht nichts. Im Gegenteil. Man ist hier gewillt, auch für die Zukunft weiterzuexperimentieren. Wenn aber am selben Tag, ca. 100 km Luftline entfernt auch ein Radmarathon stattfindet, dann wird das nicht leichter. Die Fuschlseeregion hat viel, was einen Radmarathon attraktiv machen kann. Das sind nicht nur die drei Strecken für Jedermann und Jederfrau. Und das ist nicht nur Eddy Merckx. Wer ganze 11 Seen auf einer Länge von 169 km verbinden kann, der hat etwas ganz Besonderes. Schon deshalb ist der Eddy Merckx Radmarathon eine Empfehlung wert.

Attraktiv ist der Eddy Merckx Radmarathon an sich ja schon genug. Gute Organistation, schnuckelige Location, attraktives Starterpaket, überschauliche Startgebühr, schmackhafte Labstationen, rennradfreundliche Hotelinfrastruktur, penible Streckenabsicherung, Rundumversorgung sind sehr gut. Für das i-Tüpfelchen ist aus meiner Sicht aber noch genug Luft nach oben. Ich hatte während der Fahrt viel Zeit nachzudenken und ein paar Ideen sind da diesbezüglich nicht ausgeblieben.

Wo liegt jetzt die Zukunft der Radmarathons in Österreich?

Diese Frage zu beantworten liegt mir fern. Auch weil ich am vergangenen Sonntag einen neuen Aspekt dieser gesamten Auflagen-Posse miterlebt habe. Ich wäre dafür, bei Radmarathons die offizielle Zeitnehmung zu streichen. Vielleicht eine Wertung für die ersten fünf. Gesamt und Altersklasse. Das braucht man wohl für die Medien und die Sponsoren. Für den Rest des Feldes sollte das gemeinsame Erlebnis zählen. Die Zeit hat sowieso jeder für sich auf seinem Garmin stehen. Platz 80 oder 112 ist doch vollkommen egal.

Wenn jetzt die Behörde hergeht und dieses gemeinsame Erlebnis kappt, weil sie nicht duldet, dass ein paar Rennradfahrer an einem ganz bestimmten Tag in größeren Gruppen eine selbst durch Steuergelder mitfinanzierte Straße samt deren Behörde (!) in Anspruch nehmen, dann wird es etwas langweilig. Dann brauche ich keinen Radmarathon mehr. Weil allein herumkrebsen kann ich auch ohne.

Der Reiz eines Radmarathons ist ja auch, einen Tag im Jahr in einer ganz bestimmten Region den Schutz der Exekutive und der Freiwilligen sowie den Vorrang zu genießen. In einer Gruppe. Da fährt es sich einfach leichter. Für mich allein, braucht sich kein Beamter an eine Kreuzung stellen, um den Verkehr zu regeln. Allein regle ich mir das schon selber.

ktrchts

PS: Ich komme wieder. Die Fuschlseeregion kann auch schönes und warmes Wetter.