Kategorie: Rennradgeschichten

Geschichten rund ums Rennradfahren

SKS Raceblade. Die Waschmaschine hat ausgedient.

SKS Raceblade

Zwanzig Minuten. Express. So lange braucht meine Sportkleidung jedes Mal, bis sie wieder halbwegs sauber ist. Auch die Radbekleidung. Rein in die Waschmaschine und wieder raus. Sommer wie Winter. Speziell im Winter. Dann, wenn es draußen neben dreckig, nur sau-dreckig ist. Da kommt man nach Hause und kann nach dem jeweiligen Rad, gleich die ganze Wohnung mitputzen. Der Stolz, die Schlammschlacht überlebt zu haben, endet spätestens hier. Oder nachdem ein Großteil der Community die Benutzung eines Schutzbleches, von mir besser verabscheut als Kotflügel, lautstark fordert. Nicht irgendein Schutzblech, nein, ein SKS Raceblade muss es schon sein. SKS was? Ok. Genau dieses habe ich mir dann auch umgehend zugelegt. Raceblade Long für das Rennrad und Raceblade Pro XL für den Crosser.

Spritzschutz für das Rennrad und den Crosser.

Für mich eine Premiere. Ein Schutzblech am Rad. Spritzschutz. Wäscheschutz. Alles andere als stylisch. Unnötiger Balast. Aber man muss im Leben auch einmal  Neues probieren und offen sein für Veränderung. Die Waschmaschine wird es mir sicher danken. Der XL Pro war in weniger als 10 Minuten montiert. ketterechts like. Dank auch SKS Tutorial Video. Am Norco Threshold. Vorne und hinten. Einfach. Die Einstellung kinderleicht. Auch wenn ich von den acht Inbusschrauben, gleich zwei überdreht habe. So bin ich. Der kleine mitgelieferte Inbusschlüssel war vielleicht nicht unbedingt ideal dafür. Da rutscht man gerne und schnell ab und schon ist es passiert. Lieber einen Schüssel mit einem längeren Hebel verwenden.

SKS Raceblade

SKS Raceblade Montage vorne

Vorne sitzt der Flügel perfekt. Und das trotz dicker fetter Gabel. Die Vorrichtungen mit Gummigurt lassen sich gut anpressen, so dass alles gut sitzt. Die Höhenverstellbarkeit ist leicht und man kann den SKS Raceblade millimetergenau über den Reifen positionieren. Obwohl der Hersteller dafür eine Reifenbreite zwischen 25 bis 32 mm angibt, sind meine 33 mm Speedcross vorne auch kein Problem. Wer auf Nummer sicher gehen will, der klebt die Radschutz-Auflagepunkte am Rahmen (Gabel und Sitzstrebe) ab. SKS liefert dafür eine Klebefolie mit. „Eine Benutzung des Radschutzes ohne diese Klebefolien kann auf empfindlichen Flächen zu Beschädigungen führen“, so die Warnung des Herstellers.

SKS Raceblade – so schnell geht Schutz vor Dreck.

Hinten passt auch alles. Noch habe ich nich die richtige Position gefunden. Ich habe ja kaum 10 Minuten gebraucht, um alles zu montieren. Das hole ich nach. Optisch finde ich die aktuelle Einstellung ein Graus. Und ich vermute damit auch unangenehme Luftverwirbelungen (bitte jetzt laut lachen). Das Foto in vollenderter Perfektion reiche ich noch nach.

SKS Raceblade

SKS Raceblade hinten

Fazit: Alles, was über den SKS Raceblade Pro SL in Sachen „schnelle Montage“ geschrieben wird, kann ich bestätigen. Und wenn ich das sage, dann stimmt das auch. Meine IKEA Möbel, wissen was ich meine. Hier würde ich schnelle Montage niemals mit meinem eigenen Namen unterschreiben.

SKS Raceblade

Leichte und schnelle Montage dank Gummigurte

Die heutige Testfahrt auf nasser Fahrbahn zuerst und auf tief verschneiten Radwegen später war vielversprechend. Ich bin überraschenderweise von unten trocken und sauber geblieben. Kein Spritzschmutz am Hintern und an der Jacke. Kein Spritzwasser an den Beinen. Nur die Schuhe wurden etwas feucht. Aber weit weniger als sonst ohne Schutz. Kleiner Nachteil am Rande: Der angesammelte Schnee und das Eis zwischen Reifen und Raceblade wurde mit der Zeit laut. Es kam zu Reibereien. Aber wer fährt den schon im Normalbetrieb durch 20 cm hohe Schneewechten.

SKS Raceblade

Hardcore Test bestanden

Fehlt jetzt nur noch die Montage des SKS Raceblade Long am Rennrad. Das wird mit Sicherheit eine etwas kompliziertere Angelegenheit. Muss ich doch dafür die Bremsen abmontieren. Aber das ist eine andere Geschichte und ein anderer Beitrag.

ktrchts

 

SKS Raceblade

Von Drecksau zu Saubermann.

Schneefahrbahn – die Suche nach Rennrad Grip.

Schneefahrbahn

Ein paar Zentimeter Schnee und das Chaos ist perfekt. Nicht in Wien. Da genügen ein paar wenige Schneeflocken. Das weiß man und das ist nichts Außergewöhnliches. Ich meine das Burgenland. Das Radfahrerland mit unzähligen Radwegen. Einer davon ist der B10 rund um den Neusiedlersee. Schauplatz der alljährlichen Lakemania. Die 24 Stunden Burgenland Extrem Tour für Radfahrer. Auf 120 Kilometern erlebt man viel. Aber nicht nur. Neben den vielen Radwegen gibt es zig Güterwege rund um die Weinberge, Äcker und Felder. Ein Paradies für die Querfeldein-Liebhaber. Gerne fahre ich dort. Solange es nicht geschneit hat. Dann beginnt auf der Schneefahrbahn die Suche nach Grip und Halt. Denn die Radwege im Burgenland – und die vielen Güterwege, habe eines gemeinsam: Sie werden nicht geräumt und ihrem Winterdasein überlassen.

Radwege im Winter. Balancieren auf zwei Rädern.

Es lässt sich nicht vermeiden, dass Frau Holle ihre Betten über dem Burgenland ausschüttet. Passiert nicht oft, aber wenn, dann muss man sich als #nozwift Anhänger auf alles gefasst machen. So wie vor ein paar Tagen. Lächerliche drei Zentimeter Schnee und das ganze Burgenland ist über Nacht zur Eislauffläche geworden. Und ich wieder einmal mittendrin statt nur daheim. Sobald es gefährlich wird, muss ich erst recht raus. Der Italiener und der Winter.

Schneefahrbahn

Ice Age im Burgenland

Dabei ist nicht der Schnee das Problem. Auf Schnee hätte ich ausreichend Grip und Halt. Egal ob jetzt frisch gefallen oder kompakt gepresst. Sogar mit meinen Conti Speedcross ist das so. No fear. Die 33mm sind für das eigene subjektive Sicherheitsempfinden genug. Viel mehr ist es die wundersame Verwandlung von Schnee in Eis, die hierzulande sehr schnell passiert. Ein Horror.

Schneefahrbahn – Tipps zum Überleben.

Fahren auf Schnee und bei Schnee macht Spass und den will ich auch nicht missen. Nach vielen unsanften Landungen bin ich aber ziemlich ängstlich geworden. Ja. Ein Hosenscheißer. Das Gefühl, den Vorderreifen zu verlieren und auf der Schnauze zu landen ist allgegenwärtig. Weil ich aber auf eine Ausfahrt draußen nicht verzichten will, habe ich mir ein paar Überlebensstrategien festgelegt. Allesamt erprobt. Zum Beispiel gestern. Auf meiner 130 km Runde. Radweg B10 rund um den Neusiedlersee. Bei teilweise sehr anspruchsvollen Bedingungen. Die letzten 40 km im Dunkeln. Mit Spikes wäre das alles kein Problem gewesen.

Radwahl: Im Winter kommt bei mir hauptsächlich mein Norco zum Einsatz. Damit fühle ich mich einfach besser aufgehoben. Die 33mm bzw. 35mm breiten Reifen tragen dazu bei. Egal, ob ich jetzt auf der Straße oder querfeldein unterwegs bin. Die Nachteile meiner 1×11 Übersetzung (42 vorne, 11-30 hinten) nehme ich im Kauf. Einen Glockner würde ich damit nicht fahren (wollen).

Schneefall: Bei Schneefall meide ich die Hauptstraßen. Nicht nur wegen der Räumfahrzeuge. Die sind sehr breit. Das Streusalz macht die Straßen schmierig und extrem rutschig. Ganz gefährlich ist es, wenn die Temperaturen unter Null bleiben und das Salz nicht 100% wirkt. Ausweichen auf Rad- oder Güterwege ist eine gute Alternative. Hier wird nicht geräumt und nicht gesalzen. Je früher man dabei aufbricht, desto unberührter sind die Wege. Mit bestem Grip. Perfekt sind jene kalten Tage, an denen der Schnee schnell liegen bleibt.

Eistage: Das sind jene Tage, an denen die Temperatur nicht über Null steigt. An diesen Tagen bleibe ich eher auf den Hauptstraßen. Sie sind geräumt und trocken. Salz spielt dann auch nur eine unbedeutende Nebenrolle.

Tauwetter: Tauwetter ist so eine Sache. Da rinnt es von allen Seiten auf die Fahrbahn. Schmelzwasser ist nicht mein Freund. Im Früjahr kommt dann noch der viele Streusplit dazu. An Tagen wie diesen, verabschiede ich mich ins Gelände. Schotterwege werden bevorzugt. Nasser Schnee, aufgeweichtes Eis und ein grober Untergrund erhöhen den Grip und den Halt. Nachteil dabei: Das Rad braucht dann eine intensive Schönheitskur.

Nach dem Schneefall: Das sind die kritischsten Tage. Wenn Autos und Traktoren die Rad- und Güterwege aus ihrer winterlichen Idylle zerren. Spuren werden zu Gefängnissen. Der gepresste Schnee taut und verwandelt sich in Eis. Diverse Schneereste und Eisbrocken werden zu Sprungbrettern. An Tagen wie diesen sind wieder die Hauptstraßen mit wenigen Ausnahmen mein sicherer Zufluchtsort. Egal ob salznass oder trocken.

Nachtfahrten: Nachtfahrten sind eine Kombination aus mehreren Risiken. Diese lauern außerhalb des beschränkten Blickfeldes. Hier hiflt nur angepasstest Tempo. Sprich einfach langsamer fahren, um die Reaktionszeit zu verlängern. Ist zwar gegen den Strich, aber Gesundheit geht vor.

Nachteil bei Nachtfahrten ist auch, dass man schwer beurteilen kann, ob die dunklen Flecken am Asphalt nur Wasser oder doch Eisplatten sind. Augen auf und durch.

Schneefahrbahn

Neben der Fahrbahn ist meist auch der Grip.

Eisrouten: Lassen sich Eis und Schnee am Radweg nicht vermeiden, dann ist Improvisation gefragt und neben Beten hilft meistens etwas Einfallsreichtum. Irgendwo muss es ja Grip geben. Meistens ist dieser neben der Fahrbahn. Selten aber in den gepressten Spurrinnen. Hier gedeiht das Eis am schnellsten. Sowohl bergauf als auch bergab finde ich am Bankett einen sichereren Weg. Wenn es sein muss auch weit im Gelände. Bergab ab und wann auch mit einem Fuß am Boden. Auf alle Fälle volle Konzentration und keine unnötigen Lenkerbewegungen.

Winter allgemein: Radfahren im Winter ist spannend. Wie russisches Roulette. Im Trockenen ein Spaziergang. Auf Schnee, Matsch und Eis ein Tanz auf rohen Eiern. Glück und Verstand wechseln sich ab. Manchmal überwiegt das Glück, dann wieder einmal der Verstand. Ein wachsames Auge, ein aktiver Instinkt und eine übertriebene Vorsicht. Das sind meine Zutaten für die notwendige Demut. Gesund nach Hause zu kommen ist keine Selbstverständlichkeit.

Radfahren im Winter. Wo ein wille auch ein Grip.

Im Winter gilt es abzuwägen, ob sich eine Ausfahrt lohnt oder nicht. Bei wirklich extremen Bedingungen helfen dabei Reifen mit Spikes. Bei mir zum Einsatz bereit, Schwalbe Winter Marathon mit 220 Krallen pro Reifen. Sogar auf einem zugefrorenen See zeigen sie ihr Können. Mit entsprechendem Tempo und einer angepassten Fahrweise hatte ich bis dato kein Problem. Am Asphalt rollen sie auch halbwegs. Laut aber flüssig. Mit erhöhtem Trainingseffekt.

Schneefahrbahn.

Dem Winter die Krallen zeigen.

Noch sind wir nicht durch. Der Winter hat gerade angefangen. Aber der Lichtschein am Ende des Tunnels ist schon zu sehen. Die Tage werden bald wieder länger und das nächste Tauwetter kommt bestimmt.

ktrchts

Rennrad Wintertipps – Hacks zum Überleben.

Rennrad Wintertipps

„Herr Gemmato bitte in den Behandlungsraum 5“. Es war im Februar vor einem Jahr. Drei meiner geliebten Rippen, die 9., die 10. und die 11., hatten am Röntgenbild eine unübliche Verformung. „Haben Sie Schmerzen?“ wurde ich gefragt. Eigentlich schon. Und doch nein. Bin ich doch einige Wochen davor genau damit, 3x rund um den Neusiedlersee gefahren. Ein Ausrutscher war Schuld. Angeknackst waren sie. Ich hatte mir nur eine Prellung eingeredet. Autosuggestion. Um weiterfahren zu wollen. Jetzt, wo der Winter wieder da ist, erinnere ich mich wieder daran. Ich fühle erneut mit. Meine Vorsicht ist das eindeutige Zeichen dafür, dass wir diesen ungeliebten Winter zurückhaben. Rennrad Wintertipps sind wieder gefragt. Diesmal neudeutsch als „Hacks“. Überleben erwünscht.

Rennrad Wintertipps

Draußen spielt die Musik.

Rennrad Wintertipps – das Überleben am Fahrrad.

Zum Überleben am Fahrrad. Meine Rennrad-Wintertipps. Aus den Tiefen meiner langjährigen Erfahrung und mit nicht immer ernst zu nehmender Miene:

Raus gehen. Nicht im Keller, im Wohnzimmer, in der Küche, im Schlafzimmer oder im Bad. Draußen spielt die Musik. Den Winter überlebt man nicht in den vier Wänden. Drinnen ist es heiß, die Luft stickig, voller Bazillen. Zu hoch ist die Infektionsgefahr.

Schwarz Weiß Denken. Weg mit der rosaroten Brille. Weiß ist der Schnee und schwarz die Eisplatte. Wer also Schweiß Weiß denkt, der hat schon einen Vorteil. Je weißer der Schnee und je dunkler der Asphalt, desto wahrscheinlicher haben wir es hier mit einer versteckten Eisplatte zu tun. Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.

Je kälter, desto wärmer kann’s werden. Ist nicht so kompliziert wie es geschrieben ist. Wer sich bei Hunde-Sauwetter nach draußen bewegt, der kann es später nur noch besser erwischen. Einmal -10° erleben und die -3° fühlen sich am nächsten Tag gleich viel wärmer an. Ist ziemlich einfach und logisch.

Enteiser. Die Mechanik eines Rades ist filigran. Das potenziert sich bei tiefen Temperaturen und Schnee. Sobald sich eine Eisschicht um die Kette, die Ritzeln oder das Schaltwerk bildet, wird jedes Rad schnell zum Fixi. Enteiser-Spray hilft schnell. Eine kleine Flasche davon passt in jede Trikottasche. Falls der Weg in die warme Stube noch weit und beschwerlich ist.

Radfahren im Winter. Trick or treating

Bling-Bling. 9 von 10 Autofahrer sind mit wintertauglichen Radfahrern überfordert. StvO-konforme Lichter verfehlen schnell ihre Wirkung. Also: Her mit allem, was zusätzlich leuchtet und beleuchtet. Amerikanischer X-Mas Kitsch on the road.

Thermometer. Das gute alte Thermometer an der Hauswand. Hilft enorm, sich einzuschätzen. Es zeigt die tatsächliche Temperatur an. Auf die Temperaturanzeige am Garmin ist kaum Verlass. Zu warm, zu kalt, zu ungenau, zu unsicher. Wer Kilometer braucht, um auf Betriebstemperatur zu kommen, ist nicht verlässlich.

Night Rides. Der Alltag ist düster. Grau in grau. Kalt. Nebelig. All dies ist die Nacht nicht. Die Nacht ist nur finster. Keine störende Wolken Kein Jammern über die versteckte Sonne. Den Bäumen sieht man den Wind nicht an. Licht drauf und ab gehts.

Lawinenpiepser: Für alle Fälle. Neben der Garmin-Unfallebenachrichtigung kann ein Lawinenpiepser Leben retten. Aber nur, wenn er auf Sendemodus geschaltet wird. Eine Lawinenschaufel scheint mir indes etwas übertrieben. Sonden auch.

Notfall Rettungsdecke: Kleines Ding mit großer Wirkung. Ich will ja nichts verschreien.

Vertrauen: Sich selbst vertrauen und auf keine Tipps hören. Wenn man draußen fahren möchte, kann man das machen. Soll man das machen. Wenn man nicht will, einfach daheim bleiben. In der stinkingen Luft.

Radwäsche. Man kommt mit gefrorenen Fingern von der Ausfahrt zurück. Schnell den Kübel holen, heißes Wasser rein, Spülmittel und die Hände darin wärmen. Danach das Rad sauber waschen. Salz und Dreck sind im Winter der Todesfeind Nummer 1. Nicht oberflächlich, nein akkurat und genau muss die Radwäsche sein. Speziell unterm Sattel, die Sattelstreben, die Speichennippel … alle Teile, die man sonst gerne vernachlässigt. Warum ich keinen Gartenschlauch nehme? Der ist eingefroren.

50 Cent. Habe ich im Winter immer dabei. Reicht zwar nicht für einen Espresso, aber 1x Hochdruckwäsche geht sich imemr aus.

Kette links. Im Winter gehe ich fremd. Ich fahre 1×11. Mit hohen Gängen. Schwere Gänge sind zwar geil, erschweren bergauf aber die Traktion. Hohe Kadenz, viel Gefühl und ein bisschen Leichtigkeit, das passt.

Viel Freude im Eis und im Schnee. Wir sehen uns dann im Frühjahr am Berg wieder. Die Liste kann jederzeit erweitert werden.

ktrchts

PS: Falls wer doch auf Tipps stehen sollte. Einfach hier Ausrutscher vermeiden. 

Pleiten, Pech und Fahrradstürze. Eine Anleitung.

Fahrradstürze

Sie hat es wieder getan. Zu meinem Entsetzen. laketterechts hat sich erneut hingelegt und die Erdanziehungskraft getestet. Am Asphalt der burgenländischen Puszta. Vielleicht bin ich dieses Mal nicht ganz unschuldig. Auch wenn ich ehrlich gar nichts dafür kann. Überhaupt nichts. Pleiten, Pech und Fahrradstürze. Eine Anleitung. Meine Anleitung. Um nicht unnötig vom Sattel zu springen. Aber schön der Reihe nach.

Rennradtechnik, -gleichgewicht und -geschicklichkeit.

Anfang November habe ich an der Ausbildung zum Übungsleiter Rennrad teilgenommen. Mit Erfolg. Versteht sich. Eine Ausbildung fürs Leben. Mit ein paar interessanten Übungen, habe ich meine persönlichen Rennrad-Skills abgecheckt. Technik, Gleichgewicht und natürlich auch Geschicklichkeit. Mit ein paar Interessanten Übungen. Zum Nachmachen. Oder auch nicht. Dass ich diese Übungen der Welt nicht vorenthalten kann, versteht sich von selbst. Nutznießerin und Opfer zugleich, laketterechts.

Bei den letzten Ausfahrten habe ich sie deshalb immer wieder motiviert, die eine oder andere leichte Übung nachzumachen. Wirklich nur die einfachen Übungen. Was sie natürlich nicht gemacht hat. So etwas macht sie grundsätzlich nicht. Nicht die Übungen. Die macht sie auch nicht. Das was ich sage. Das macht sie nie. So etwas ist Teil ihrer DNA.

Fahrradstürze

Technik, Gleichgewicht und Geschicklichkeit.

Wir fahren also unsere Runde. Immer wieder kämpfe ich gegen ihre Windmühle. Irgendwann meine ich, sie solle doch endlich auch etwas Neues probieren. Trotzdem: Keine meiner vorgeschlagenen Übungen werden wiederholt. Bis auf eine. Diese hätte laketterechts auch nicht wiederholen sollen. Ich habe ihr nur zeigen müssen, was wir so alles probiert haben.

Fahrradstürze und ihre fatalen Folgen.

„Schau, das haben wir auch gemacht“. Ich überkreuze meine Arme am Lenker und fahre gemütlich neben ihr dahin. Also linke Hand am rechten Schalthebel und rechte Hand am linken Schalthebel. Not so easy. Man muss nur vorher das Gehirn ordentlich briefen und umprogrammieren. Mit viel Konzentration kann man das Unmögliche dann wagen.

laketterechts sieht mich an. Und im selben Moment überkreuzt sie ihre Arme am Lenker. Gleichzeitig läuten bei mir sämtliche Alarmglocken. „Bitte nicht!“ laketterechts driftet aber bereits nach rechts Richtung Bankett. Der Ordnung halber muss ich festhalten, dass wir uns auf einem Güterweg befinden. Weit weg vom Verkehr. Ich hoffe, dass sie richtig reagiert und die Hände kurz loslässt, um den Lenker vorschriftsmäßig zu handeln. Und ich hoffe, dass sie, falls sie es nicht schafft, sich einfach in die Wiese fallen lässt.

Stattdessen aber schießt laketterechts 90° quer über die Fahrbahn in meine Richtung. Sie touchiert mein Hinterrad und legt eine Brezn hin. Eine der Marke „Superlativ“. Perfekte Haltungsnoten. Schulter, Kopf und Hüfte klopfen den Asphalt weich. Das Rad wird gekonnt in Schutz genommen. Keine Rutschphase. Ein Fuß hängt noch im Pedal. Ich eile zu ihr. Ich überlege, ob ich sie trösten oder rügen soll.

Kinder, nicht nachmachen. Es kann gefährlich sein.

Trösten, weil ich laketterechts schon wieder am Boden sehe. Das tut mir weh. Sie lag so hilflos am Boden. Schimpfen, weil ich einfach nicht verstehe, warum sie das gemacht hat. Niemand hatte es ihr empfohlen und befohlen. Ich nicht. Sie meinte nur lapidar „Das hat so leicht ausgesehen.“

Die Erste Hilfe ergibt keine Brüche. Soweit traue ich mich schon aus dem Fenster. Wir haben noch einen gemeinsamen Weg nach Hause. Den schaffen wir. Die Stunden und Tage danach sind nicht eitel Wonne. Der Schlag war nicht ohne. Er kam unvorbereitet. Ohne Körperspannung. Ihren Knochenapparat hat es ziemlich durchgeschüttelt. Das hat auch die Osteopathin bestätigt. Die aüßeren Zeichen an der Hüfte lassen eine schwere Misshandlung vermuten. Der Schleimbeutetl wird seinem Titel Beutel gerecht. Fahrradstürze haben fatale Folgen.

Ich fühle mich unschuldig schuldig, könnte mir in den Hintern beißen. Sie tut es auch. Weiß ob ihrer unnötigen Aktion. laketterechts geht es aber den Umständen entsprechend gut. Wir haben alle daraus gelernt. Sie am meisten. Ich bin mir sicher, dass laketterechts jetzt erst recht nie mehr das tun wird, was ich ihr vorschlage und empfehle. Geschweige denn anordne.

ktrchts

Rennradforum und Facebook Gruppe. Hilfe!

Rennradforum

Früher war alle anders. Viele Leser können sich wahrscheinlich gar nicht mehr daran erinnern. Wenn ich früher schreibe, dann meine ich wirklich früher. Ganz genau. Die digitale Steinzeit. Damals gab es auch schon Menschen. Einige davon sind Rennrad gefahren. Mindestens so schnell und mindestens so viel und so lange wie alle anderen heute. Im Unterschied zu jetzt, hat das aber keine Sau interessiert. Mittendrin statt nur daheim. Ich. Und mein damaliges Rennrad. Ein Stahlbock. 16Gang. Rahmenschaltung. Riemenpedale. Damals genügte es, eine schwarze Hose mit Einsatz anzuziehen. Meine hatte nicht einmal Träger. Ein weißes Baumwoll-Shirt dazu, Turnschuhe und fertig. Dem Instinkt nach. Der Lust. Und der Laune. Allein. Ein Rennradforum oder eine Facebook Gruppe gab es einfach nicht.

Rennradfahren ist eine Nichtwissenschaft geworden.

Heute ist Rennradfahren eine Wissenschaft geworden. Eine Nichtwissenschaft. Rennradfahren ist deshalb mehr zum Rennradfragen mutiert. Rennradforum und Facebook Gruppe sei Dank. Gefragt wird jeder und gefragt wird alles. Wie geht das und wie geht was? Selbst ist der Rennradfahrer schon lange nicht mehr. Ausnahmen ausgeschlossen. Digitales Schwarmwissen statt gesundem Hausverstand. Selber nachdenken oder probieren ist purer Luxus. Wobei das Schwarmwissen da und dort eher Halbwissen ist. Die Rechnung ist einfach und die Anzahl der möglichen Fragen lässt sich in einer Formel festhalten. Die Wiederholung der Fragen, oder Ausprägungen ein und derselben Frage sind noch gar nicht berücksichtigt.

Rennradforum

Fragen über Fragen

Soviel Popcorn kann es auf der Welt nicht geben, um die gesamte Unterhaltung dabei zu verfolgen und sich mit dem Antwort- und Fragespiel zu beschäftigen. Ich frage mich nur, wie wir Rennrad-Dinosaurier das damals überlebt haben. Wir haben wohl mit dem Feuer gespielt. Russisches Roulette mit einer Luftpumpe ohne Druckanzeige. Statt zu fragen: a) wann man am besten einen Reifen aufpumpt, b) wo man am besten diese aufpumpt (örtlich gesehen) und c) wieviel und vor allem welche Luft in den Reifen gepumpt werden soll, haben wir es einfach getan. Einfach so. Unverantwortlich.

Rennradforum – Schwarmwissen beats Hausverstand.

„Wer nichts weiß, muss alles glauben“ trifft es hier auf den wunden Punkt. Das gilt für Dr. Google und Dr. Rennradforum. Schwarmwissen beats Hausverstand. Laut Dr. Google ist man bei einem kaputten Fingernagel eigentlich schon tot. Und laut Dr. Rennradforum ist man schnell der Depp (bitte nicht persönlich nehmen – es gibt viele Ausnahmen, berechtigte Fragen und sehr gute, ausführliche Antworten). Wer bis fünf zählen kann, sollte dies auch tun, bevor er sich den Forums-Piranhas ausliefert. Das ist nur eine kleine Warnung. Wer sich das antut, muss mit den Konsequenzen leben.

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Ein Rennradforum ist nämlich das Spiegelbild der modernen Gesellschaft. Es gibt hier den Besserwisser, den Viel-Besserwisser und den Alles-noch-viel-Besserwisser. Den Belehrer, den Ober-Belehrer und den Belehrer-Belehrer, den Bekehrer, den Ober-Bekehrer und den Bekehrer-Bekehrer. Nicht zu vergessen den Abschassler, eine ganz besondere Netz-Erscheinung. Sie alle treten in ihrem gewohnten Habitat, dem Rennradforum, schnell in Erscheinung. Sitzen womöglich länger vor dem Computer als am Rad (reine Hypothese). Sich Ihnen auszuliefern kann Folgen haben. Denn schon die Frage an sich kann zu einer längeren Auseinandersetzung führen. Fragen zu hinterfragen ist ein Hobby, dem viele im Rennradforum oder in einer Facebook Gruppe nachgehen. Eine Antwort bleibt dann meistens aus. Mann ist dann kaum klüger als zuvor.

Richtig ist, was sich richtig gut anfühlt.

Viel und gerne zitiert werden bei Fragen rund um Benehmen die Velominati Regeln, bei Bekleidungsfragen die nicht existente, aber stets präsente Style-Polizei und bei technischen Fragen die tausenden Handbücher diverser Hersteller. Mavic und Shimano stehen da an oberster Nennungs-Stelle. Massenware verursacht auch Massenpanik – Verzeihung, Massenfragen. Dann wird ein Forum zur stillen (wenn auch sehr lauten) Post. Subjektivität erzeugt eine noch stärkere subjektive Haltung. Schnell geht es nicht mehr um die Sache, sondern um das persönliche Ego. Das Forum wird zur Nahrungskette. Ganz oben auf der Setzliste, der heimliche Forums-Boss. Ihn gilt es zu stürzen.

Rennradforum

Ein Forum. Ein Boss.

Und schwups sind wir in einer anderen Welt. Jene der Psychologie und Soziologie. Was bewegt Menschen, das zu tun, was sie tun. Keine Ahnung. Nicht mein Fachgebiet. Das müsste ich wohl googeln. Vielleicht haben viele einfach keine Zeit und Lust zum Rennradfahren.

Idee. Ich könnte diese Frage in einem Rennradforum oder in einer Facebook Gruppe stellen. Eine Frage über die Beweggründe, Phrasen zu stellen und mit Phrasen zu antworten. Übrigens: Meine Lieblingsfragen sind jene darüber, ob und wie lange ein bis auf die Karkasse abgefahrener Reifen noch weitergefahren werden kann, soll und muss.

ktrchts

PS: Für ernst gemeinte Fragen gibt es dieketterechts-Gruppe.

Radfahren im Winter – die ersten 20 Minuten entscheiden.

Radfahren im Winter

Nicht dass ich es verschrien habe. Vielleicht. Aber jetzt ist es wohl mehr als amtlich. Der längste Sommer meines noch so jungen Rennradlerlebens ist mit heutigem Tag wohl endgültig zu Ende gegangen. 0,8° hat mein Garmin heute angezeigt. Runden wir auf, weil die Daumen-mal-Pi-Messung von Garmin noch nie gestimmt hat, dann waren es zwischen 1,5  und 2 Grad. Im Plusbereich. Zeit umzudenken. Radfahren im Winter. Eine ganz andere Geschichte. Eine Geschichte, an die ich mich erst wieder gewöhnen muss. Aber nicht will.

Radfahren im Winter. Kopfarbeit statt Beinarbeit.

Radfahren im Winter ist Kopfarbeit statt Beinarbeit. Es ist kompliziert. Viel zu kompliziert. Es ist nicht mehr so dynamisch und lässig. Nicht mehr, Schnell-mal-aufs-Rad-steigen und eine Runde drehen. Rennradfahren im Winter ist mehr Logistik als Sport. 30 Minuten fürs Anziehen. Und wir haben erst Mitte November. Von 20 Grad zum Gefrierpunkt in weniger als einer Woche. Das ist ein geiler Schnitt. KOM verdächtig. Wer soll da noch mithalten?. Was soll da noch mithalten? Herz, Lunge, Nase? Und was ist mit dem Rest des Körpers?

Radfahren im Winter

Radfahren im Winter. Kopfarbeit statt Beinarbeit.

Rennradfahren ist ein Sommersport, der im Winter seine Grundlagen erfährt. Es hilt also kein Jammern und auch kein Zwift. Das ist ein Videospiel. Nicht Rennradfahren. Mein Rennradfahren ist die Natur. Draußen. Im Freien. Die frische Luft. Der Fahrtwind. Das ist im Sommer richtig geil. Wenn es warm ist. Jetzt im Winter ist es „arsch“. Arschkalt. In den ersten 20 Minuten. Danach weniger arschkalt. Wenn alles halbwegs in Schwung kommt und auf Betriebstemperatur steigt. Diese ersten 20 Minuten hasse ich. Sie sind ein Tod auf Raten. Zuerst stirbt die Lust an der Ausfahrt. Dann die Motivation. Danach stirbt das gesteckte Ziel. Der 100er oder mehr. Es stirbt jede Zelle, die der Luft ausgesetzt ist. Wenig später sind es die Fingerspitzen und die Zehenspitzen. Egal, welchen Schutz sie haben. Das spielt in den ersten 20 Minuten keine Rolle.

Winterzeit ist generell Ausredenzeit.

Die ersten 20 Minuten sind 1200 Ausreden. Eine pro Sekunde. Ausreden, umzukehren. Nicht weiterfahren zu müssen. Je schwächer und labiler die Psyche, desto irrsinniger und ausgefallener werden diese Alibis. Und je kälter, desto aggressiver die Selbstreflexion. Es ist eine Achterbahn des Zitterns.

Ich habe oft das Pech, den ersten Kilometer, oft auch mehr, bergab fahren zu dürfen. Von Nicht-Aufgewärmt zu Total-Erfroren ohne zu bremsen. Dass der Körper dabei komplett auskühlt, ist Tatsache. Die Außentemperatur bekomme ich dann überall zu spüren. Gesicht, Kopf, Arme, Oberschenkel, Zehen, Oberkörper und Finger. Warm bleibt nur der Hintern. Das Auftauen beschäftigt mich dann noch lange und intensiv. Da ist meistens schon ein Drittel des Tagespensums erstrampelt. Ich bin die ersten 20 Minuten doppelt gefährdet. Die Überlebenschance demnachhalb so hoch.

Radfahren im Winter

Warm anziehen.

Ein guter Grund mit dem Rennrad zu überwintern.

Radfahren im Winter. Wer hat’s erfunden? Gute Frage. Was bewegt mich eigentlich, das Rennrad im Winter nicht dem Staub zu überlassen? Nehmen wir einmal den gesundheitlichen Aspekt beiseite. Dieser ist ja wissenschaftlich nicht umstritten. Ich überlege. Es sind wohl die vielen zusätzlichen Minuten. Zusätzlich zu den ersten tödlichen 20. Es ist das Gefühl, nach dem anfänglichem Sterben neu geboren zu werden. Neues Leben eingehaucht zu bekommen. Regelrecht reanimiert zu werden. Es ist das Erwachen der Macht.

Radfahren im Winter ist rational nicht zu erklären. Kaum psychologisch zu ergründen. Es ist eine Mischung aus Wille und Charakterstärke, garniert mit einer Dosis Verrücktheit. Es ist eine freiwillige Selbstgeiselung. Radfahren im Winter ist nicht immer lustig und leicht. Es ist das, was ich nicht lassen kann. Weil ich den Sport liebe. Für Videospiele bin ich zu alt und zu ungeduldig.

ktrchts

 

Übungsleiter Rennrad – eine Ausbildung fürs Leben.

Übungsleiter Rennrad

Milde Novembersonne über dem Sportzentrum Niederösterreich. Es ist angenehm warm. Gut so. Es hätte auch anders sein können. Aus allen Landesteilen sind sie angereist. Die zukünftigen Übungsleiter Rennrad. Der LRV-NOE und der ÖRV hatten gerufen. Vor Ort und zur Stelle auch ich. Mittendrin statt faul daheim. Wieder einmal Schulbank drücken. Vier Tage lang. Der Einstieg in die Trainerlaufbahn? Keine Ahnung. Vielleicht. Warum nicht. Aber eher nein. Lernen fürs Leben. Wer nichts weiß, muss bekanntlich alles glauben. Die Truppe bunt gemischt. Ehemalige Elitefahrer a.D., Sportvereinsfunktionäre, Unternehmer, Privatpersonen. Die erste Stufe auf dem Weg zum Diplomtrainier Rennrad hat einige auf den Plan gebracht. Der  Seminarraum ist voll. Theorie und Praxis warten.

Übungsleiter Rennrad

Ohne Fleiß, kein Schweiß.

Übungsleiter Rennrad. Der Parkplatz als Spielwiese.

Rennradfahren ist mehr als nur Rennrad fahren. Das ist mein persönliches Resümee aus den vier Tagen in St. Pölten. Tage, welche wir bei Sonne im Seminarraum und bei kühlen und feuchten Temperaturen im Freien verbracht haben. Traue nie einem Wetterbericht. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Auch wenn ich immer noch der Verfechter der „möglichst oft und möglichst lange“ Rennradphilosophie bin: Ab und wann an der eigenen Koordination, Kondition und Technik zu feilen hat auch seine Berechtigung. Im Turnsaal sind mir während des Lehrgangs meine eigenen Baustellen klar und deutlich aufgezeigt worden. Ich habe neue Freunde kennengelernt. Muskeln, die ich bis dato nicht kannte. Zauberwort BlackRoll. Ein modernes Foltergerät Mir hat’s die Tränen aus den Augen getrieben. Meine Schmerzen waren unüberhörbar. Kursleiter Peter meinte, die BlackRoll gehört dazu. Außer man hat viel Geld für einen Masseur. Das der weniger schmerzt ist aber ein Gerücht.

Trotzdem hat es mir Spass gemacht. Es hat mir Spass gemacht, mich körperlich neu zu erleben. In Shirt und kurzer Hose. Fern ab vom Asphalt. Beim Memory Lauf oder bei anderen Denkaufgaben, beim Planking, den Kniebeugen oder dem Kreuzheben. Dann gab es noch diese vielen Dehnübungen. Ein Besen und ich haben einiges gemeinsam. Warum wir das gemcht haben? Die Arbeit als Trainier schließt Quälerei in Turnsälen nicht aus. Hauptsächlich in den Wintermonaten.

Schieben. Einklicken. Rollen. Bremsen. Steuern.

Besonders hilfreich, interessant und anwendbar waren die vielen Übungen am Parkplatz. Schieben, Einklicken, Rollen, Bremsen und Steuern in den unterschiedlichsten Facetten. Kurzweilig. Schon einmal probiert, mit dem linken Schuh im rechten Pedal zu fahren? Ja? Dann einmal andersrum probieren. Rechter Schuh im linken Pedal. Oder Formationsfahren mit Lenkerübergriff? Zu Zweit, zu Dritt oder mehr. Zu Dritt besonders kribbelnd, da der Mittlere keine seiner beiden Hände auf dem eigenen Rad halten darf. Da ist das Hirn ganz im Sinne von vital4brain richtig gefordert. Für einen lebendigen, geistreichen und erfrischenden Vormittag am Parkplatz reichen ein paar Hütchen, Tennisbälle, Schachfiguren und farbige Kreiden. Garniert man dies mit guten Ideen, lässt es sich eine Zeit lang gut in der Kälte aushalten.

Eigentlich wäre so ein Schnellkurs Pflicht. Für jeden, der sich aufs Rennrad schwingt. Quasi ein Rennradführerschein. Keine Sorge. Ich bin schon wieder ruhig und still und verwerfe diesen Gedanken. Auch wenn ich mich immer mehr damit anfreunden könnte.

 

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Übungsleiter und Guide. Dürfen, können, müssen.

Natürlich waren wir nicht nur am Parkplatz. In Gruppen ging es auch in die freie Wildbahn. 1er Reihe und 2er Reihe üben. Auch nicht jedermanns Sache. Der richtige Abstand. Zum Vordermann. Seitlich. Der Wechsel. Die Windkante. Zeichen geben. Gruppe führen. Ablösen. Immer im erlaubten Rahmen der StvO. Dürfen, können und müssen. Zur eigenen Sicherheit und zur Sicherheit der Gruppe. Ob als Übungsleiter Rennrad oder als Rennrad-Guide. Recht haben heißt noch lange nicht Recht bekommen. Dementsprechend ist die Verantwortung groß. Umso wichtiger also das Wissen über Recht und Gesetze. Paragraph 68 der StvO regelt viel, lässt aber noch mehr Interpretationsspielraum offen.

Anhand von Beispielen wurden wir in das rechtliche Wirr-Warr eingeführt. Ausnahmen hier und dort. Infolgedessen wäre ein Auswendiglernen der Regeln hilfreich. Oder man nutzt Spickzettel. Bemühungen, die wichtigsten Passagen aus der STvO auf eine Trinkflasche zu bringen, gibt es seitens des ÖAMTC.

Übungsleiter Renrnad.

Diskussionsgrundlage. §68 STvO.

Trainingslehre. Das Radjahr braucht Ruhephasen.

Der Einblick in die Trainingslehre fällt in die Rubrik „Selbsterkenntnis als bester Weg zu Besserung“. Für mich. Wieder einmal. Periodisierung oder Trainingszyklen. Tausendmal gehört, tausend Mal ist nichts passiert. Das ist mein eigener Disput mit der Sportwissenschaft. Richtig trainieren will gekonnt sein. Jedenfalls habe ich die Theorie dazu jetzt zumindest einmal schwarz auf weiß in meinen Unterlagen. Zu wissen, wie ein Stoffwechsel funktioniert wird mir beim nächsten Naschkater-Anfall möglicherweise behilflich sein, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen.

Übungsleiter Rennrad

Soll- und Istzustand

Radfahren ist vor allem Spass. Und ganz nebenbei ein wenig Wissenschaft, Geschicklichkeit, Technik sowie Kraft, Koordination und Ausdauer. Alle Elemente haben wir bei der Ausbildung zum Übungsleiter Rennrad zu einem großen Ganzen zusammegeschraubt.  Jetzt haben wir den Überblick. Vertiefendes und weiteres Spezialwissen wird sich jeder Einzelne selbst ans Herz legen. Je nach persönlichen Vorlieben und Interessen. Viele von uns werden ihr Wissen an Kinder und Jugendliche in Vereinen und Schulen weitergeben. Andere nach höherem Streben. Rennradtrainer als Beruf? Das ist möglich und der Weg dorthin wird über den Radsportverband geregelt und über die Bundessport Organistation (BSO) und der Bundessportakademie  (BSPA) angeboten.

 

Sicherer Rennradurlaub mit ketterechts.

Mittendrin, statt stur daheim aus einem Grund. Die ketterechts Rennradreisen 2019 sollen für alle Teilnehmer ein echtes Highlight werden. Die Locations sind dementsprechend ausgesucht worden. Aber auch die Touren, die Hotels und natürlich das Miteinander sollen etwas Besonderes, Außergewöhnliches, Nichtalltägliches sein. Letzteres funktioniert nur dann, wenn die Gruppe gut harmoniert. Genau deshalb habe ich die Schulbank gedrückt. Als Praktiker wollte ich einfach wissen, wie ich meine Skills didaktisch und pädagogisch untermauern kann. Um nicht jemanden erklären zu müssen, dass es einfach so ist, sondern auch helfen zu können, es hinzubekommen. Mit dem entsprechenden Wissen. Und mit Übungen. Im Stand und am Rad.

Der tägliche Weg von A nach B ist bei so einer Rennradreise lang. Und es kann viel passieren. Darauf sollte jeder gut vorbereitet sein. Bremsen, Steuern, Kurven fahren, Gruppenfahren, Rechtliches und Technisches. Sitzpostion, runder Tritt, Kräftigungsübungen, Erste Hilfe … All das habe ich in den vier Tagen angesprochen und aufgefrischt. Danke an dieser Stelle an Peter „Schrotti“ Schrottmayer, Markus „Eibi“ Eibegger und Brigitte Stocker. Meine Gäste werden dies zu schätzen wissen. Der Parkplatz vor den Hotels wird unsere Spielwiese sein.

Viel Spass am Rennrad. Wir sehen uns lesen uns.

ktrchts

*aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

Motivation zum Training. Wer zögert, bleibt zurück.

Motivation zum Training

Die Zeit ist umgestellt. Zurückgestellt. Eine Stunde weniger Tageslicht. Seit gestern. Das tut weh und zeigt, wie gnadenlos der Sommer sein Ende gefunden hat. Gegen 1700 Uhr war und ist ein sicheres Rennradfarhen auf öffentlichen Straßen kaum mehr möglich. Bei schlechter Sicht sogar viel früher. Das rote, blinkende Licht an der Sattelstütze kandidiert sich als täglicher Begleiter. Sicher ist sicher. Da hat sich in den letzten Jahren ja sehr viel getan. Vom Equipment her gibt es keine Ausreden. Einzig die Motivation zum Training lässt zu wünschen übrig. Der Blick raus aus dem Fenster und das akkurate Studium der verschiedensten Wetter-Apps werden zum Ritual. Zumindest bei mir.

Dunkel geht die Motivation zugrunde.

Sonntag. Nach einer gefühlten Ewigkeit sind die Prognosen für den heiligen Tag des Rennradfahrers leider nicht die besten. Der erste Sonntag seit langem, der ins Wasser fällt. Die Wetteranimation der Zamg zeigt über meinem Kopf ein grünes, teils blaues Band, gegen den Uhrzeigersinn drehend. Niederschlag. Es ist 9 Uhr. Winterliche Sommerzeit. Bis 13 Uhr soll und kann es regnen. Die Straßen sind noch nass. Jetzt wird gerechnet. Kopfkino. Wieviel Zeit bleibt dann noch für die verpflichtende Sonntagsrunde?

Frühstück. Dann Büroarbeit. Ein paar Dokus auf youtube. Und schon läuten die Kirchenglocken. Es ist tatsächlich bereits 12 Uhr. Je mehr Zeit vergeht, desto kürzer muss die Runde werden. laKetterechts überrascht mit einer selbstgemachten Lasagne. Mittagessen deluxe. Sie will auch raus. Wenn. Ja wenn. Die Straßen trocken werden. Wunschdenken. Das Mittagessen gesellig. Es ist unangenehm chillig. Der Kopf macht es sich schon bei einem Ruhetag gemütlich. Der „Point of no Return“ steht unmittelbar bevor.

Motivation beim Training. Denken auf Messers Schneide.

Meine Gedanken darf und will ich hier nicht veröffentlichen. Surreal. Krank. Wie jene eines Süchtigen. Es fehlen noch ein paar Kilometer auf das Wochenziel. Und die Jahreskilometer? Zögern macht unglücklich. Nachdenklich. Und dick. Übergewicht droht. Denken auf Messers Schneide. Die Jeanshose spannt schon. Die Fettreserven wachsen. Nur keine Schwäche zeigen. Resolut sein. Sich stellen. Ich muss die Tischrunde unhöflich beenden. laKetterechts kann mir nicht folgen. Sie wil. auch nicht. Vielleicht doch? Umziehen. Wegfahren. Motivation beim Training ist keine Frage des Wetters und auch keine gute Laune. Diese Motivation beim Training ist eine innere Einstellung. Aufstehen. Immer. Und immer wieder. Den Hintern hochheben. Keine Gedanken verschwenden, ob das richtig sei, oder nicht. Wobei Training? Wir schreiben immer noch Ende Oktober.

Die ersten Kilometer sind diesmal wie immer die schlimmsten. Die Hoffnung auf trockene Straßen löst sich in Luft auf. 10° plus. Es ist bedeckt. Leichtes Nieseln. Warum einfach, wenn man es auch herbstlich depressiv haben kann. Spritzwasser von unten. Dusche von oben. Vorschau auf die kommenden Wochen und Monate. Umdrehen? Die Grenze zwischen Held und Memme ist schmal. Nein. Einmal umdrehen, immer umdrehen.

Wer zögert, bleibt zurück.

Es kommen wieder harte Zeiten auf uns zu. Viele Willensprüfungen werden auf uns warten. Nässe. Kälte. Schnee. Eis. Dunkelheit. Die Motivation fürs Training befindet sich im Keller. Der Weg dorthin steinig. Er führt vorbei am Kühlschrank und vorbei am Sofa. Zögern ist fatal. Sommersportler werden im Winter geformt. Wer zögert, bleibt zurück. Jetzt und dann im Frühjahr. Wenn es bei jeder Ausfahrt wieder heißt: Feuer frei.

ktrchts

Warum immer diese depperten Radfahrer?

diese depperten Radfahrer

Radfahrer-Bashing scheint ziemlich in Mode zu sein. Die Gesellschaft braucht wohl dringend einen Sündenbock. Für alles was auf unseren Straßen so nicht läuft. Und im eigenen Leben vieler. Zur Ablenkung. Immer diese depperten Radfahrer. Was sind das für Trotteln. Echt jetzt. Fahren alle bei rot über die Ampel. Alle meiden Sie die extra für sie errichteten Fahrradwege. Sie behindern Fußgänger auf Gehwegen. Sind rücksichtslos, frech und arrogant. Und sie fahren tratschend nebeneinander zum nächsten Kaffee. Auf öffentlichen Straßen. Furchtbar. Radfahrer sind das moderne Hass-Objekt der Begierde. Die Abels unter den Verkehrsteilnehmer. Und ein Ventil für frustrierte Zweispurer. Aber warum immer diese depperten Radfahrer?

Über Radfahrer wutbürgern ist in Mode.

Anstoß für diesen Blogbeitrag war und ist ein Artikel von Tom Drechsler, inthronisierter Chef der Auto-Bild. Ein Netzfund. Herr Drechsler schreibt darin, dass es ihm reicht. „Radfahrer sind nun mal die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Es würde helfen, wenn sie sich auch so benehmen.“ Zitat Ende. Dass der Chef einer von der Autoindustrie am Leben erhaltenen und finanzierten Zeitschrift nicht über „seine“ Autofahrer wutbürgern wird, ist logisch. Dass Herr Tom Drechsler seine schlechte Laune an den Radfahrern auslassen muss, ist fad, substanzlos und populistisch.

diese depperten Radfahrer

Was hat Herr Tom Drechsler geraucht?

Wobei ich gestehen muss, dass mir der Artikel und die Worte von Herrn Drechsler echt am A… vorbeigehen. Verhalten eines Profilierungsneurotikers und Reichweitenjägers, der seinen Schäfchen billigen und gepanschten Fuselwein einschenken muss. Süchtige brauchen Stoff. Und den liefert er. Viel mehr sind mir die vielen Reaktionen auf diesen Artikel fremd. Zum Beispiel bei Facebook. Scheint, als müsste unsere Gesellschaft keine gröberen Probleme lösen. Wenn ich mir das genau durchlese – und das habe ich gemacht, bekomme ich die Gewissheit, dass draußen potentielle Mörder herumrennen. Menschen, die öffentlich (ja, soziale Medien sind öffentlich) zugeben, den einen oder anderen Radfahrer am liebsten „niederzumähen“ zu wollen. Geht’s noch? Wird sind nicht beim Tatort. Das ist real life.

Diese depperten Radfahrer. Weg von der Straße.

Lustig ist das nicht. Und lustig ist es auch nicht, wenn große Brands wie sixt Autovermietung, sich demselben Spielchen anschließen. Auf die Schwächeren draufhauen, ein altbewährtes und probates Mittel, die Schuld von sich zu weisen. Warum sixt? Selber ein Urteil bilden. Mag sein, dass dies eine kreative Idee ist, mit der sich Kreativagentur und sixt Geschäftsführung selbst befriedigen und sich gegenseitig auf die Schulter klopfen.

diese depperten Radfahrer

Aufruf zum Radfahrer-Killen?

Egal wie man es nimmt, dreht und wendet. Das Problem dieser depperten Radfahrer sind nicht die depperten Radfahrer, sondern die Deppen. Die Trotteln. Guido Tartarotti hat das 2013 bereits in seiner Kolumne im Kurier treffend formuliert. „Der Fahrradtrottel ist kein Trottel, weil er Rad fährt – sondern weil er ein Trottel ist. Er ist es auch dann, wenn er nicht Rad, sondern Auto fährt oder ganz etwas anderes tut. Die Tatsache, dass das Fahrrad auch von Trotteln benutzt wird, macht es noch nicht zu einem schlechten.“ Das sollte man Herrn Drechsler einmal zeigen. Vielleicht sieht er die Welt dann etwas anders. Nicht nur aus seiner Vergaser- und Selbstzünder Brille.

Gesellschaftlich hilfreich wäre es auch, wenn sich zudem die anderen Wut-Fuzzis aus den sozialen Netzwerken Tartarottis Worte zu Herzen nehmen könnten. Die intelligenter angehauchten würden möglicherweise dabei erkennen, dass nicht diese depperten Radfahrer das Problem unserer Gesellschaft sind, sondern sie selbst.

ktrchts

PS: Ein auf Harry G. machender Marco Wagner tanzt da nicht aus der Reihe. Auch die Reaktionen auf sein Video im Netz.