Kategorie: Rennradgeschichten

Geschichten rund ums Rennradfahren

Tour de France 2018. Ein kurzer Rückblick.

Tour de France

Die Tour de France 2018 ist zu Ende. Mit einem richtigen falschen Sieger. Geraint Thomas, Edelhelfer von Top-Favorit Chris Froome, hat vergangenen Sonntag Paris in Gelb erreicht und Paris in Gelb überlebt. Mit zwei Etappensiegen wohlverdient und doch überraschend. Zweiter der Giro-Zweite Tom Doumolin und „nur“ Dritter der gesperrte und dann doch-nicht-gesperrte Giro-Sieger Chris Froome. Ein Podium mit dem man rechnen konnte. Weniger vielleicht mit der Platzverteilung. Es war eine langweilige Tour de France mit vielen spannenden Momenten. Eine dominierende Sky-Mannschaft in den Alpen und Angriffe von hinten in den Pyrenäen. Dazwischen ein souveräner Thomas, ein kämpfender Dumoulin und ein wankender Froome.

Diese Tour hat Unmenschliches etwas entschärft.

Wir alle haben noch den 80 km langen Solo-Ritt von Chris Froome beim diesjährigen Giro d’Italia in Erinnerung. Ein epochaler Auftritt. Fern von allen Dopinggerüchten, eine Leistung, die wir so selten gesehen haben und die der Radsport dringend gebraucht hat. Froome hatte den Giro gewonnen. Seine und unsere Erwartungen auf das Double somit intakt. Dann das unnötige Geplänkel über Sperre, Nicht-Sperre, Doch-Sperre und letztendlich Alles-in-Luft-Auflösung. Hat kein Schwein gebraucht. Weder die Welt, noch der Radsport. Egal. Ist passiert. Die Tour hatte einen Staatsfeind Nummer 1. Eine Rolle mit der Favorit Froome und dessen Team leben mussten und leben gelernt haben.

Er war der große Favorit. Zu dominant seine französischen Auftritte in den letzten Jahren. Zu frisch die Erinnerung an den Giro. Der vermeintliche Spaziergang wurde aber schnell vom Gegenwind gebremst. Was Chris Froome und das Team Sky in Frankreich erleben musste, war bis auf die Buh-Rufe schon grenzwertig. Spuckattacken und Handgreiflichkeiten haben Rennradfahrer nicht verdient. Dem Team hat es nicht geschadet. Zwei am Podium in Paris. Das ist die einzige sportliche Antwort.

Tour de France 2018. Was bleibt.

Die Tour de France 2018 ist tot. Es lebe die Tour de France. Es bleibt vieles für die Statistik und es bleiben Erkenntnisse.

Der Stärkere gewinnt. Der Stärkere mit der stärksten Mannschaft gewinnt ein wenig leichter. Sky hat dominiert. In den Bergen. Froome und Thomas waren in den Bergen selten allein. Bernal, Kwiatowski oder Castroviejo beste Helfer. Sie hätten Potential gehabt, die eine oder andere Etappe zu gewinnen oder die Gesamtwertung zu beeinflussen.

Der Stärkere gewinnt nicht immer. Dumoulin war aus meiner Sicht stärker als Thomas. Ohne Unterstützung seiner Teamkollegen war er aber machtlos gegen die erdrückende Team-Sky-Dominanz. Schade, denn aus den Fehlern wie beim Giro, hätte Sunweb (Dumoulin) lernen können. So bleiben zwei zweite Plätze und die Hoffnung auf die Zukunft und auf eine stärkere Mannschaft.

Der Schwächere darf nicht gewinnen. Thomas als Helfer. Froome als Kapitän. So waren die Rollen aufgeteilt. Dann wurden es zwei Kapitäne. Thomas hatte zwei Etappen gewonnen. Froome da und dort ein paar Sekunden verloren. Froome hinter Thomas. Darf jetzt der Schwächere den Stärkeren angreifen? Diese Frage bleibt unbeantwortet, denn Froome hat nicht angegriffen, weil Froome nicht angreifen hätte können. Seine kleinen Schwächen in den Pyrenäen haben gezeigt, dass er es nicht drauf gehabt hätte.

Eine Rennrad-Show ohne Rennrad-Feuerwerke.

Die Stärkeren sind zu stark. Selten wurde eine Tour de France von so vielen guten Fahrern gleichermaßen geprägt. Die Führenden in der Gesamtwertung haben sich auf Schritt und Tritt derart neutralisiert, dass kaum Spannung aufgekommen ist. Keine bis laue Angriffe. Schuld vielleicht auch die Tourleitung. Eine einzige Bergankunft in den Pyrenäen und das auf einer 65 km kurzen Etappe. Erwartet und erhofft hätten wir uns schon mehr Feuerwerke und Epos seitens der Favoriten.

Radsport ist Teamsport. Ein Team ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Team. Peter Sagan kann ein Lied davon singen. Dank seiner Teamkameraden, die in teilweise den Berg hochgeschoben haben, hat der gestürzte Sagan die drittletzte Etappe vier Minuten vor Ende der Karenzzeit beenden können. Sein sechstes grüne Trikot war ihm dann nicht mehr zu nehmen.

Wer bremst verliert. Wer falsch bremst, fliegt. Philippe Gilbert und Simon Yates sing geflogen. Beide. Der eine über eine Betonabgrenzung in die Böschung und der andere in einer Linkskurve weil ihm sein Vorderrad weggerutscht ist.

Scheibenbremsen. Ok. Dieses Thema muss ich hier wohl einbauen. Weder der Sieger des Bergtrikots Alaphilippe noch irgendeiner der Bestplatzierten hatten diese in Verwendung. Es war Peter Sagen, der damit seine vier Etappensiege und eben das grüne Trikot (bester Sprinter) nach Hause fuhr. Und jetzt bitte darüber diskutieren.

Die Tour de France 2018 ist tot. Es lebe der Giro 2019. Denn dieser war 2018 spannender und wird es 2019 auch wieder sein.

ktrchts

PS: Das Team Sky hat alles richtig gemacht. Vielleicht hätte Froome gewinnen können, vielleicht hat Froome nicht gewinnen dürfen oder wollen. Ein Froome in Gelb in den Bergen? Wer weiß, was passiert wäre. Egal. Thomas hat es geschafft. Und beide werden es wieder versuchen.   

Rennradsturz mit Folgen. Für Körper und Psyche.

Rennradsturz

Es hätte mein erster 200er werden sollen. Von Linz nach Wien. Eingebettet in seine 400k-Ausfahrt zur Sonnenwende. Hätte. Denn bei Kilometer 98 ist es passiert. Mein erster heftiger Sturz. Ein Rennradsturz mit Folgen. In der Gruppe. Wie bei der Tour de France. Nur etwas kleiner. Nicht schön anzusehen, hat er gesagt. Nicht gut anzufühlen für mich und für andere in der Gruppe. An den genauen Unfallhergang erinnere ich mich nicht. Alles viel zu schnell. Auf jeden Fall bin ich kopfüber vom Rad gestiegen. Mein Kinn hat den Asphalt geküsst. Und einige andere Teile meines Körpers haben es ihm gleichgetan. Und wie es eben so ist bei Stürzen in der Gruppe, hat jeder von jedem etwas abgekriegt. Die einen mehr, die anderen weniger. Ich ziemlich viel. Und doch weniger, als möglich gewesen wäre. Zum Glück.

Eine nette Rennradreise mit Tatütata.

Du schaust nicht gut aus, hat er gesagt und sein sorgenvoller Blick hat mich Schlimmes ahnen lassen. Auch die Blutflecken auf meinem Trikot und mein schmerzendes Kiefer haben nichts Gutes verheißen. Es war die erste Fahrt mit der Rettung in meinem Leben. Und wären nicht der Schock so groß und meine Verletzungen so schmerzhaft gewesen, hätte ich sie vermutlich ein kleines bisschen mehr genossen. Währenddessen hat er sich um mein ebenso verletztes Rad gekümmert und ist damit – selbst fahrend und mein Rad schiebend – 12 km zu mir ins Krankenhaus gefahren. Rettungen nehmen keine verletzten Rennräder mit.

Im Krankenhaus dann Entwarnung. Alle Knochen sind heil. Prellungen, Stauchungen, Abschürfungen, Rissquetschwunden, aber keine Brüche. Ich durfte noch am selben Abend nachhause. Meine Kinder waren froh, mich in Gedanken halbwegs heil in die Arme schließen zu können. Praktisch war eine Umarmung aufgrund meines Zustands leider nicht möglich.

Rennradsturz

Sichtlich mitgenommen

Du musst nach einem Rennradsturz so schnell wie möglich wieder aufs Rad, hat er gesagt, glaub mir. Ich habe versucht, ihm zu glauben, aber mein Körper hat auch zu mir gesprochen. Und er hat eindeutig die besseren Argumente gehabt. Zumindest eine Zeit lang. Meine Zeit lang. Anfangs habe ich Speisen nur im pürierten Zustand zu mir nehmen können. Ich lernte schnell zu improvisieren. Mein Speiseplan bestand aus Hummus, Hummus und zwischendurch auch noch etwas Hummus. Er wollte mir sogar vieles vorkauen. Aber so weit habe ich es nicht kommen lassen. Ich habe stattdessen begonnen, Chips zu lutschen. Zum Wein natürlich. Das hat gut getan. Und trotz all dieser Widerlichkeiten war ich jede Sekunde dankbar, dass nicht mehr passiert war. Der Radsturz hätte viel schlimmer ausgehen können.

Rennradsturz mit kleinen Folgen.

Meine erste Ausfahrt nach meinem Unfall hat mich viel Überwindung gekostet und ist kein Genuss gewesen. Auch die zweite, die dritte, die vierte und die fünfte waren mehr Überwindung als Genuss. Irgendetwas hatte sich verändert. Dieser eine Tag hatte viel verändert. Ich fühlte mich plötzlich verletzlich. Verwundbar. Unsicher. Mit weichen Knien und einem mulmigen Gefühl im Bauch habe ich Kilometer für Kilometer absolviert. Jede Unebenheit auf der Fahrbahn hat mich in Angst versetzt. Hinter ihm zu fahren, war eine große Herausforderung. Hinter anderen zu fahren schier unmöglich. An eine Gruppenausfahrt gar nicht zu denken. Geschwindigkeit, die ich zuvor so geliebt hatte, war plötzlich eine Bedrohung für mich. Das Vertrauen in meine Fähigkeiten erschüttert. Der Schreck hatte sich in all meinen Gliedern breitgemacht, hatte meinen Körper und meinen Geist geflutet.

Und das Schlimmste nach dem Rennradsturz: Ich hatte scheinbar den Spaß verloren. Diese große, unbändige Lust aufs Radfahren war wie ausgelöscht. Da half auch der mich freudig begrüßende Fahrtwind nicht. Ich hatte das Gefühl, dass alles, wofür ich brannte, mir genommen worden war. Würde das jemals wieder anders werden?

Es wird anders, hat er gesagt, ich weiß es, es braucht nur Zeit. Zeit. Der heilsamste Faktor von allen. Beim Radfahren wie sonst im Leben.

Rennradsturz

Alles wird gut

Radlerinnen sind hart im Nehmen.

Ich bin also drangeblieben. Ich bin weitergefahren. Und ich fahre weiter. Dank seiner motivierenden Beharrlichkeit und meinem festen Willen, meine Angst besiegen zu wollen und zu können. Ich weiß mittlerweile auch, dass es wieder anders wird. Ich spüre, dass es anders wird. Zaghaft breitet sich Vertrauen aus. Vorsichtig kommt der Mut zurück. Die letzte Ausfahrt hat schon beinahe ein kleines bisschen Spaß gemacht. Und die gestrige Krone hat mich schon ziemlich gefreut.

la ktrchts

24h Ultraradchallenge Kaindorf – mittendrin und vorne dabei.

Kaindorf

Ein großes weißes Zelt. Das Größte am improvisierten Campingplatz vor der Mehrzweckhalle in Kaindorf. Das Team cisco ist noch mit dem Aufbau beschäftigt. Das Gerippe steht schon und die Planen schützen bereits vor der Sonne. Im Zelt selber hat es gefühlte 200° ohne Umluft. Jede noch so kleinste Bewegung löst einen Schweißausbruch aus. Ein Vorgeschmack auf die bevorstehenden 24 Stunden. Hochsommer in Kaindorf. Die 24 Stunden Ultraradchallenge in der oststeirischen Ökoregion startet gleich. Endlich bin ich mittendrin, statt nur daheim. Nach dem Slovakia Ring das nächste Langzeitabenteuer. Diesmal als Legionär beim „10 minus 1“ Mann- Cisco Re-Cycling Team.

Eine Rennradreise über 24 Stunden.

Ich kannte die 24 Stunden von Kaindorf nur von Erzählungen. Guten Erzählungen. Emotionalen Erzählungen. Als mir dann auch noch Cheforganistator Andreas Gratzer vom WSA greenteam zu Ostern bei meiner Rennradreise nach Zadar eine lange Zunge machte, war es für mich sehr leicht, dem Lockruf von cisco zu folgen. Pünktlich um 1800 Uhr stand ich im Startblock. Blaue Nummer am Rad und am Rücken. Firmenwertung. Mindestens 8 von 10 Teilnehmern müssen dabei von ein und derselben Firma sein. Der Rundkurs 17,9 km lang. Gespickt mit 180 Höhenmetern. Darunter der Weixelberg. Eine unscheinbare Asphaltblase, welche Runde für Runde höher und steiler wird. Um am Ende fast unüberwindbar zu werden.

Kaindorf

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Die 24 Stunden Ultraradchallenge Kaindorf besteht aus einem 3 Stunden Sprint, einem 6 Stunden Radmarathon, der 12 Stunden Classic sowie der Königsdisziplin und dem eigentlichen Ultra Hauptbewerb. 24 Stunden Radfahren. Allein oder im Team. 4er, 6er oder 10er Team. Damen oder Herren. Eingebettet sind alle Rennren in diverse Rennserien wie der Senioren Consul-Cup, der Austria-Top-Tour oder dem 24h Cup mit Grieskirchen und der 24h-Radtrophy. Die Leistungsdichte enorm. Das Live-Tracking konnte ich nur mit großen Augen und offenem Mund verfoglen. Stefan Pöll vom Team WSA Pushbikers, absolvierte beispielsweise 24 Runden (429,6 km nonstop) in einer Zeit unter 12 Stunden. Im Schnitt 29,04 Minuten pro Runde. Mehr füge ich nicht mehr hinzu.

Ultraradchallenge Kaindorf – 24 Stunden Party.

Ich zog das Los des Starfahrers. Dabei durfte ich gleich zwei Runden fahren. Aus organisatorischen Gründen. Unsere Rennstrategie, Runde für Runde zu wechseln, würde erst dann greifen. Unsere Marschtabelle, war auf 30 Minuten pro Runde ausgelegt. Schätzwerte. Vielleicht Überschätzwerte. Vom Start weg geht es gleich zur Sache. Maximalpuls sofort und unmittelbar. Brennende Oberschenkel. Schnappatmung. Am Weg nach Ebersdorf spühlt es mich von weit hinten im Feld weit nach vorne. Zu weit. Plötzlich bin ich hinter den Begleitfahrzeugen. Ein Blick auf meinen Garmin und ich schüttle den Kopf. Geschwindigkeit 51 km/h. Die gesamte Meute hinter mir. Nein. Das darf ich nicht. Ich tue es doch. Zu geil das Gefühl gejagt zu werden. Der zweite Teil der Strecke ist welliger. Enger. Kurviger. Ich bin immer noch mittendrin und vorne dabei. Den ersten ernstzunehmenden Hügel überlebe ich noch. Beim zweiten, dem Weixelberg, trennt mich mein Gewicht von den echten Rennradfahrern.

Die Abfahrt bringt mich wieder etwas heran. 26 Minuten exakt für die erste Runde. 41 km/h Schnitt. Und das mitten jener, die vorhaben 24 Stunden durchzufahren. Ich bin sprachlos und voller Hochachtung. Runde 2 fährt sich einen Tick langsamer. Ein paar 100 Meter vor mir die Spitzengruppe. Mit Profis, Ex-Profis, Naturtalenten und Beißern. Es ist heiß. Schwül. Der Mund trocken. Die Atmung fällt schwer. Den Griff zur Flasche vergesse ich. Bin zu konzentriert. Im Wind. Der Weixelberg wirft mich noch nicht ab. Fast aber. In der Abfahrt löse ich mich vom Feld. Deute an, dass ich wechseln werde. Hoffe so, in Ruhe gelassen zu werden. Keine Chance. Wie mit Superkleber behandelt, klebt man an mir. In der Wechselzone gebe ich unser Schicksal in die Hände von Martin. 28 Minuten für Runde zwei. Ich bin fertig. Habe jetzt ca. 4 Stunden Pause. Mein nächster Einsatz ist eine Nachtschicht.

Kaindorf

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Schlaflos in Kaindorf. Adrenalin ist besser als Kaffee.

Kaindorf erlebt in der Zeit der Ultraradchallenge ein Stelldichein verschiedener Menschengruppen. Zum einen die Fahrer. Die Fahrenden und die Ruhenden. Zum anderen Zuschauer, Fans, Betreuer, Dj’s, Moderatoren, Organisatoren, Helfer und Exekutive. Alle kämpfen sie 24 Stunden lang mit der Müdigkeit. Im Zielbereich und entlang der Strecke. Ein Partyzelt ist für alle rund um die Uhr offen. Ein zweites Zelt bietet Kulinarisches für all jene, die eine Vollrundum-Verpflegung gebucht haben. 24 Stunden frei essen und trinken. Nudeln, Reis, Kaiserschmarrn, Obst, Fruchtsäfte, Kaffee, Tee, Pommes, Gemüse, Nudelsuppe, Müsli, Brot, Butter, Marmelade, Kuchen, Apfelmus und Eierspeise. Alles zeitlich perfekt abgestimmt.

Auch sonst wird einem nicht langweilig. Im Zielraum, wo jeder Fahrer Runde für Runde eine kleine „Ehrenrunde“ drehen muss, wird Programm geboten. Feuershow, Danceshows, Trialshow – Kaindorf ist die Stadt die niemals schläft. Zumindest nicht bei der Ultraradchallenge. Adrenalin hält sie alle wach. Besser als jeder Kaffee. Schlaflos in Kaindorf. Wer ein Auge zudrücken kann, der hat Neven wie Stahl und einen gesunden Schlaf. Während die schwüle und feuchte Nacht voll im Gange ist.

In der Nacht sind alle Kurven dunkel.

Ich versuche die Zeit zwischen meinen Einsätzen totzuschlagen. Hauptsächlich mit Essen. Viel Essen. Zu viel Essen. In der Gesamtwertung liegen wir schnell einmal auf Platz drei. Die Rundenzeiten pendeln sich im Team bei 32 Minuten im Schnitt ein. Über Plan. Das bringt die Marschtabelle etwas durcheinander. Meine zwei Nachteinsätze gegen 2300 Uhr und knapp vor 0400 Uhr morgens genieße ich in vollen Zügen. Mit meiner Ixon IQ Premium Speed von Busch+Müller mache ich mir die Nacht zum Tag. Gutes Licht ist gleichbedeutend mit Geschwindigkeit und Sicherheit und so ist es auch. Nur die Kurven sind etwas vorsichtiger zu genießen. Es fehlt in der Nacht der Seiten- und Weitblick. Und es fehlt die Orientierung. Der Bezug zur Entfernung fällt komplett weg. Das bremst ein wenig. Meine Nachtschichten absolviere ich in 30:26 und 30:51 Minuten.

Kaindorf

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Dazwischen versuche ich etwas auzuruhen und mich vor der Feuchtigkeit zu schützen. Das Zelt gleicht einem türkischen Dampfbad. Es schwitzt. Ausziehen, Umziehen, Warmanziehen. Die Schlafansätze am Boden auf einer kaputten Luftmatratze bescheren mir ein paar rheumatische Beschwerden. Das Ruhen auf einem Campingstuhl dafür ein steifes Genick. Ich bevorzuge also das Stravanzen. Und das Essen. Währenddessen schlägt sich auch der Rest des Teams cisco in den Nachstunden hervorragend. Platz 3 wird abgesichert. Platz 2 in Reichweite. Nur das Team Graz Holding reist in einer anderen Liga. Zwei Runden Rückstand sind viel zu viel und nicht mehr aufzuholen.

Kaindorf ist das Kitzbühel für die Ultracycling Szene.

Treffen und getroffen werden. Kaindorf ist Treffpunkt Bekannter und Freunde. Das Kitzbühel der Ultracycling Szene. Mit viel weniger Glamour und Scheinheiligkeit. Hier begrüßen sich Askese und Dekadenz. Es begegnen sich unterschiedliche Menschen mit derselben Leidenschaft. Jene mit einfachen Mitteln und jene mit professioneller Betreuung. Die einen schlafen im Auto, andere wiederum im Festzelt auf einem Liegestuhl, während die Erfahrenen ein komplettes Zeltdorf mit Küche, Bad und Schlafräumen aufbauen und bewohnen. Newbies lernen von den alten Haudegen.

In Kaindorf und entlang der Stecke formieren sich Partyzellen. Menschen, die ihre Häuser und Garagen öffen und mit Musik, Wasser (nicht nur) und Beifall, den herbeifahrenden Helden beistehen. Hotspot der berüchtigte Weixelberg. Dort, wo dir unbekannte Menschen frenetsich zujubeln und dich zur Höchstleistung motivieren. Hier kannst du, obwohl du schon lange nicht mehr willst.

Kaindorf

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Können, obwohl man schon lange nicht mehr will.

Die Oberschenkel schmerzen. Mir bleiben noch mindestens zwei Einsätze. Müde radle ich mich für diese je 20 Minuten locker ein. Dann jeweils die Übergabe. Raus auf die Straße. Vollgas soweit es noch geht. Vorbei an den vielen Einzelfahrern. Gerne würde ich sie mitnehmen. Im Windschatten. Draufdrücken. In den Steigungen mit hoher Frequenz die Laktatbildung verlangsamen. Die vor mir fahrenden sind Zielscheibe. Teilziele, um weiter zu kommen. Anvisieren und einholen. Vorbeifahren. Egoistisch denke ich an mich. Wer mithalten kann, ist herzlich willkommen. Freiwillig bremsen kommt nicht in Frage. Der Weixelberg ist diesmal und auch auf meiner letzten Runde Scharfrichter. Ich fahre teilweise in Zeitlupe. Anhaltspunkt ist eine mobile Tempomessung. Sie zeigte jedes Mal 14 km/h an. Viel schneller als mir gefühlsmäßig zumute ist.

29:24 und 29:59 für die Runden fünf und sechs ergänzen die Statistik. Ich habe meinen Teil dazu beigetragen. So schnell meine Beine es noch zugelassen haben. Den Rest der Medaille haben meine Teamkollegen geholt. Chapeau. Euphorisch. Denn zum Schluss machte es allen noch mehr Spass. Trotz Unwetter um 1700 Uhr und somit Abbruch des Rennens. Plötzlicher Wind und Regen, mit Blitz und Donner haben uns alle geduscht. Beim Abbau des Zeltes, welches noch trocken verstaut hätte werden sollen. Hätte.

Mittendrin und vorne dabei.

Platz 3 in der Firmenwertung. Danke cisco. Danke Franz, Peter, Markus, Markus, Hubert, Lukas, Johannes und Martin. Die 23 Stunden Ultraradchallenge ist Geschichte. Mittendrin und vorne dabei. Große Empfehlung für alle. Solo, im Team oder einfach nur als Zuseher. Kaindorf ist ein feines Event. Familiär. Überschaubar. Kurzweilig. Ich würde 2019 wieder kommen. Wer will mich?

ktrchts

Anmeldungen demächst möglich.

Rad und Recht. Rennradfahrer haben immer die Arschkarte.

Rad und Recht

Rad und Recht. Oh, mein Gott. Recht haben und Recht bekommen. Oh, mein Gott. Nichts ist so frustrierend wie die Tatsache, dass man als Rennradfahrer (und Radfahrer) auf Österreichs Straßen die Arschkarte zieht, sobald man sich aufs geliebte Rad schwingt. Zwar gibt es in der StVO zum Schutz oder einfach nur, um ein Miteinander zu regeln, einen § 68. Dieser ominöse § 68  StVO ist aber für den Hugo. Für die Katz. Für die Würste. Im Fall des Falles ohne Aussicht auf irgendwas. Und solche Fälle gäbe es genug. Schneiden, drängeln, Vorfahrt nehmen. Vergehen, die ein Autofahrer oder Busfahrer rein von den Regulativen her, nicht begehen dürfte. Vom Hausverstand aus betrachtet auch nicht begehen sollte.

Rennradfahrer – die Parasiten auf Österreichs Straßen.

Der Alltag auf Österreichs Straßen. Sodom und Gomorrah. Der Stärkere frisst den Schwächeren. Der Schnellere überfährt den Langsameren. LKW, Bus, Klein-LKW, Klein-Bus, SUV, Auto, Motorrad, Radfahrer. So lautet die Rangordnung. Unterbrochen von Polizeiautos, die da und dort diese Hierarchie etwas durcheinander bringen. Das schwächste Glied in diesem ganzen Zirkus? Genau. Der Radfahrer. Ein ungern gesehener und nur teilweise geduldeter Gast in der Manege. Ein lästiges Hindernis. Ein Parasit. Autofahrer zahlen die Straßen und der Radfahrer nutzt sie. Weil er nicht freiwillig das Feld (die Straße) räumt, wird er einfach hinausgedrängt. Oder man tut so, als gäbe es ihn nicht. Frei nach den Gesetzen der Natur.

Rad und Recht

Alltag auf Wiens Radwegen

Ich kann ein Lied davon singen. Noch besser. Ein paar Zeilen darüber schreiben. Es sind schon ein paar Kilometer im Jahr, welche ich landein und landaus am Straßenrand verbringe. Meistens entlang des Farbahn-Begrenzungsstreifens. Links von mir fahren dann die anderen vorbei. Die schnelleren Verkehrsteilnehmer. Die meisten klopfen dabei an der Illegalität an. Einige davon ziemlich eindeutig und laut. Meine Wahrnehmung dabei ist, dass es vor allem Busfahrer sind, die hier den Schöpfer spielen und über Leben und Tod entscheiden. Einen kürzlich erlebten Fall kann ich in meine fiktive Statistik aufnehmen.

Rad und Recht. Und die unfehlbaren Busfahrer.

Samstagmorgen. B59 zwischsen Eisenstadt und Großhöflein. Ein Bus der Wiener Neustädter Verkehrsbetriebe überholt mich ziemlich knapp, ohne den Fahrbahnstreifen zu wechseln. Damit ist schon alles gesagt. Natürlich äußere ich meinen Unmut über dieses unnötige Manöver mit ziemlich eindeutigen Gesten. Der Busfahrer dürfte das gesehen haben und bleibt an der nächsten Haltestelle stehen. Er öffnet die Tür. Ich nähere mich und frage ihn, warum er mir den Platz zum Überleben genommen hat. Seine Antwort lapidar: „Hast du nicht gesehen, dass mir ein Auto entgegenkommen ist?“ Meine Reaktion darauf waren viele Fragezeichen im Kopf. Meine Antwort „Dann hätten Sie sich hinter mir einreihen müssen und warten“. Ein „ok“ „sorry“ oder ähnliches hätte die Situation besänftigt. Stattdessen werde ich vom Busfahrer daran erinnert, dass ich eigentlich nicht auf die Straße gehöre. Weitere Fragezeichen. Den Rest können sich viele hinzudenken. Einiges war nicht jugendfrei.

Rad und Recht

Anderer Tag. Anderer Busfahrer.

Wer glaubt, die Geschichte sei zu Ende, der täuscht sich. Selber Tag. Ca. 8 km später. Derselbe Bus. Kurz vor Steinbrunn. Die Straße eine Gerade. Kein Gegenverkehr. Leicht abschüssig. Ich werde von demselben Bus nochmals überholt. Diesmal weniger als nur knapp. Der Bus hat erneut den rechten Fahrbahnstreifen nicht verlassen. Rache? Revanche? Egowiederherstellung?

Leben oder Spital. Eine Entscheidung der Busfahrer.

So etwas hinterlässt Spüren. Ich versuchte die Sinnhaftigkeit dieser Aktion zu reflektieren. Fragte mich, was in einem Busfahrer vorgehen kann. Am Abend dann, setzte ich mich an den Computer und schrieb den Wiener Neustädter Verkehrsbetrieben eine kurze Email mit der Schilderung des Vorfalles. Hier die Antwort.

„Wir nehmen Bezug auf Ihre Beschwerde vom 30.06.2018 und möchten uns für die von Ihnen übermittelten Informationen bedanken.

Aufgrund des von Ihnen geschilderten Vorfall wurden interne Überprüfungen durchgeführt. Wir teilen Ihnen mit, dass ermittelt werden konnte, dass Sie bei beiden geschilderten Situationen genügend Platz hatten und der Lenker den gesetzlichen Abstand zum Radfahrer gehalten hat. Uns ist durchaus bewusst, dass ein vorbeifahrender Bus anders wahrgenommen wird und bedauern diesen Vorfall sehr. Unser Buschauffeur blieb bei dem ersten Zwischenfall kurz nach Steinbrunn stehen und öffnete die Tür um mit Ihnen zu sprechen.

Unsere Buslenker sind dahin geschult die StVO einzuhalten und die Gefahren der allgemeinen Sicherheit, welche im Straßenverkehr auftreten können, richtig einzuschätzen.

Wir werden auch noch mit dem zu diesem Zeitpunkt im Dienst befindlichen Lenker über den von Ihnen geschilderten Vorfall sprechen und ihn zu mehr Rücksichtnahme bewegen.

Wenn Sie sich durch unfreundliches Verhalten negativ angesprochen gefühlt haben, möchten wir uns höflichst bei Ihnen entschuldigen.

Wir verbleiben mit der Bitte um ihre geschätze Kenntnissnahme!“

Also. Keine wirkliche Einsicht. Zeilen gespickt mit physikalischen und räumlichen Fehlern. Eindeutigen Fehlern. Und natürlich Schuldumkehr. Alles ist gut. Danke und Aufwiedersehen. Rad und Recht ignoriert. Zumindest eine höfliches Bedauern, welches ich zum Glück lebend noch annehmen kann.

Rad und Recht

Parkplatz Radweg

Die Arschkarte – Ticket einer gefährlichen Rennradreise.

Ähnlicher Vorfall im vergangenen Herbst. Natürlich habe ich das Gespräch mit dem Busfahrer gesucht. Rad und Recht eingefordert. Höflich und interessiert. Daran, warum man einem Rennradfahrer nicht Platz lassen will. Seine Reaktion konnte ich mit einem Foto festhalten. Die Reaktion der Postbus AG:

„Ich danke Ihnen für die Rückmeldung und nehme Ihre Bedenken und Ängste sehr ernst..Wenn etwas passiert ist, ist es zu spät. Ich habe die Erhebungen zu dem Vorfall durchgeführt und mir vom Lenker die Situation beziehungsweise seine Wahrnehmung zu dem Vorfall schildern lassen. Er hat mir die Situation aus seiner Sicht geschildert. Ich habe ein Gespräch auf sachlicher Ebene mit Ihm geführt und Ihm mit den Bedenken und Ängsten die aus seinem Verhalten entstanden sind konfrontiert. Nach dem  ausführlichen Gespräch wurde Ihm klargelegt dass er sich dem Verkehrsaufkommen und der Verkehrssituation entsprechend zu verhalten hat und auch ein Maß an Rücksichtnahme auf andere Verkehrsteilnehmer an den Tag legt. Auf keinen Fall soll es soweit kommen, dass sich Verkehrsteilnehmer gefährdet fühlen.

Nach dem Gespräch mit dem Fahrer als unmittelbar Vorgesetzter, kann ich Ihnen mitteilen dass der Lenker Einsicht gezeigt hat und er sah ein, dass er sich auf ein Gespräch mit Ihnen und eine Klarstellung mit Ihnen vor Ort  einlassen hätte sollen.“

Es sind also keine Einzelfälle. Und meine Wahrnehmung täuscht nicht. Egal ob jetzt ein Stadtbus in Eisenstadt (Stopptafel ignoriert und mich auf die Gegenfahrbahn geträngt) oder ein Dr. Richard Linienbus in Tulbling (Radfaher auf einspuriger Fahrbahn überholt währed ich entgegen kam – also zwei auf einem Streich). Die Könige der Straßen sind die Großen und jene, die diese lenken. Menschen, die davon leben, einen gültigen Führerschein zu haben. Gegen die ist man machtlos. Rad und Recht vertragen sich nicht. Rad und der Rest der Welt auf der Straße auch nicht.

Rad und Recht

Aus und vorbei.

Was man als Radfahrer darf: Gar nichts.

Mehrmals habe ich ähnliche Vorfälle auch bei den Dienststellen der Polizei gemeldet. Mein Leben ist mir zu wertvoll. Hier wurde jedes Mal nach Vorschrift alles brav protokolliert. Einmal hat man mich, weil kein Ausweis dabei, wieder nach Hause geschickt. Vorschrift eben. Alle Anzeigen sind im Sand verlaufen. Nötigungen sind schwer nachweisbar. Aussagen gegen Aussagen. Videos und Fotos nicht zulässig. Und solange sich niemand ernsthaft verletzt, ist das sowieso kaum relevant. Dazu kommt noch, dass kaum ein Autofahrer oder Busfahrer sich selbst einmal bei der Nase zieht und Fehler eingesteht. Victim-blaming.

Das ist die Realität auf Österreichs Straßen. Das ist § 68 StVO. Ein Pseudo-Paragraph, den kaum jemand kennt, noch irgend ein Auto- oder Busfahrer befolgt.

ktrchts

PS: Bevor die Diskusison losgeht: Es gibt auch die guten Auto- und Busfahrer und es gibt auch die sehr guten Auto- und Busfahrer, sowie es die weniger guten Renn- und Radfahrer gibt. Rad und Recht sind nie objektiv.

 

Rad und Recht – Aktualisierung:

Und täglich grüßt das Murmeltier. Und täglich schneidet dich ein Autobus. So passiert vergangene Woche und gestern. Diesmal war ich bei der Polizei und habe Anzeige erstattet. Irgendwas mit Verwaltungsstrafe wird sich schon finden. Strafrechtlich ist ein absichtliches Schneiden nicht relevant.

Kurz die Geschichte: Postbus 200 (Wien – Laxemburg – Eisenstadt). Fahrer überholt trotz Gegenverkehr. kurz nach Großhöflien. Lässt kaum 20 bis 30 cm Platz zwischen mir und seinem Ungetüm. Mit den entstandenen Verwirbelungen habe ich Mühe mein Rennrad zu halten. Zum Glück passiert nichts. Ich folge dem Bus. Dank Wut im Bauch und Adrenalin gibt es eine Strava PR auf den Strecke Müllendorf – Bergkirche. Den Buss erreiche ich am Domplatz. Der Busfahrer steht vor dem Bus und begrüßt mich „Wos willst?“ Ich erkläre ihm, dass … und er könne doch etwas mehr Rücksicht auf die Radfahrer nehmen. Seine Antwort „Weil ich auf die Radfahrer aufpasse!“ Mit einem süffisantem Lächeln im Gesicht. Mir steigt es bis zum Hals. Muss mich beherrschen. Mir reicht es. Ich fahre zur Polizei. So ein arrogantes, herablassendes und abwertendes Verhalten erlebt man selten. Foto des Fahrers habe ich.

Rad und Recht

Autobus delicti

Verkehrspsychologen – wo seid ihr?

Ob was rauskommt? Keine Ahnung. Gestern dann ein weiterer Bus. Diesmal wieder die Wiener Neustädter Verkehrsbetriebe. Knapp vorbei. Voll daneben.

Das sich nicht der einzige bin, zeigt dieses Schreiben, welches ich im Netz gefunden habe. Ein Radfahrer hat sich die Mühe gemacht, beim Bundesministerium zu intervernieren. Hier die äußerst interessante Antwort:

„Sehr geehrter Herr Ing. Schlögel!
Herzlichen Dank für Ihre Eingabe vom 07. Juli 2018. Wir können die von Ihnen geschilderte Problemlage nachvollziehen, es ist mit Sicherheit äußerst gefährlich und verunsichernd, wenn man als Radfahrer von Fahrzeugen überholt wird. Die polizeiliche Überwachung dieser Übertretungen gestaltet jedoch äußerst schwierig, um eine solche Übertretung beweiskräftig und einspruchsresistent zur Anzeige bringen zu können, müsste man sich als PolizistIn unmittelbar vor oder hinter dem Geschehen befinden, wobei fraglich ist, ob dann noch eine Übertretung stattfindet. Obwohl natürlich bei Wahrnehmung solcher Übertretungen Anzeige erstattet wird, möchten wir Sie aus den erwähnten Gründen auf die Möglichkeit der Privatanzeige hinweisen. Bei besonders gefährlichen Situationen sollten Sie sich also das Kennzeichen, Fahrzeugbeschreibung, Zeit und Ort merken und Anzeige bei der nächsten Polizeidienststelle erstatten.


Radfahrer sollen sich laut Polizei „breit machen“.

Ein weiterer Aspekt ist jener, dass sich RadfahrerInnen oft „zu wenig breit machen“, was FahrzeuglenkerInnen dazu verleitet anzunehmen, dass sich ein Überhol- bzw. Vorbeifahrvorgang ohne Gefährdung oder Behinderung ausgeht. Man sollte als RadfahrerIn zwar einerseits am äußerst rechten Fahrbahnrand fahren, sich andererseits aber auch den notwendigen Platz lassen und evtl. Hilfseinrichtung wie „Abstandskellen“ am Fahrrad anbringen, die das Fahrrad breiter erscheinen lassen und die nachkommenden FahrzeuglenkerInnen darauf hinweisen, dass ein Überholen bzw. Vorbeifahren nur ohne Gegenverkehr bzw. an geeigneter Stelle möglich ist. Sichtbare Bekleidung bzw. Warnwesten sind vermutlich bereits selbstverständlich. Dass sich die Situation für „Radrennfahrer“ nochmals schwieriger darstellt, ist uns bewusst, es sollte nur ein Denkanstoß in der Sache sein.

Abschließend können wir Ihnen versichern, dass bei entsprechender Wahrnahmung unsere PolizistInnen Anzeige erstatten werden, müssen allerdings nochmals erwähnen, dass sich das Gesamtproblem auf Grund der schwierigen Wahrnehmung solcher Übertretungen mit polizeilichen Möglichkeiten nicht lösen wird lassen und weisen deshalb nochmals auf die Möglichkeit der Erstattung von Privatanzeigen hin.

Mit besten Grüßen

BM.I, Abt. II/12 – Verkehrsdienst der Bundespolizei“

Meine ziemlich ambivalente Beziehung zu Garmin

Garmin

Garmin liebt mich, Garmin liebt mich nicht. Ich liebe Garmin, ich liebe Garmin nicht. Es ist eine ambivalente Beziehung. Jene zwischen mir und Garmin. Eine Hassliebe. Eine Achterbahn der Gefühle. Ein Funktionieren mit Zeitfenstern. Es ist ein Dahinstottern. Fast schon ein Roulette-Spiel. Schwarz und rot. Licht an. Licht aus. Warum das so eine Hassliebe ist? Keine Ahnung. Vielleicht ist es der Ärger über mich sich selbst. Mein ganz persönliches Scheitern, welches ich Garmin in die Schuhe schieben möchte. Oder es ist einfach nur die Tatsache, dass ich die Technik einfach nicht beherrsche und dass Garmin eigentlich ganz gute Produkte baut.

Die Technik ist ein Hund. Garmin kein Schmusehund.

Heavy-User. So könnte man mich bezeichnen. Vor knapp zwei Jahren habe ich schon einmal darüber philosophiert. Darüber, ob ich überhaupt garmin-tauglich bin. Damals habe ich einen Edge1000 im Dauerregen versenkt. Selber schuld. Warum fahre ich auch über 7 Stunden im Regen. Ein knappes Jahr später. Ein weiterer Edge1000, welcher den Geist aufgibt und den Touch-Screen nicht mehr freigibt. Eine ordentliche Bedienung damit unmöglich. Nicht einmal ein Reset. Selber schuld. Warum auch immer. Die unzähligen Abstürze dazwischen und bis heute nicht mitgerechnet, waren meine Garmin Geräte sehr oft und regelmäßig zwischen Wien, Graz und Garching unterwegs. Auch die Pods meiner Vector2. Wie gerade aktuell.

Garmin

Thema Vector abgehackt

Es waren Ersatz-Pods. Die letzteren wurden durch den Regen auch unbrauchbar gemacht. Ja. Selber schuld. Ich weiß. Man fährt nicht im Regen. Die neuen Pods hatte ich 1:1 wie die alten montiert. Auf Sram Etap mit Force Kurbel. Doch siehe da, die Pods ließen sich nicht kalibrieren. Die Sensoren wurden zwar erkannt, aber die Verbindung kappte unmittelbar danach. Neue Batterien waren Fehlanzeige. Löschen, neu hinzufügen auch. Dann wie aus heiterm Himmel funktionierte alles wieder. Zufall? Keine Ahnung. Zwei Tage später dann wieder die alte Leier. Rien ne va plus. Und so weiter, und so fort. Tageweise. Wochenlang. Ich probierte unterschiedliche Beilagscheiben. Eine, zwei, keine. Das Ergebnis war immer dasselbe. Ja. Nein. Ein bischen. Gar nichts. Bis letzte Woche. Da habe ich das Thema abgehackt. Vorerst. Neue Pods, neues Glück. Eventuell mit neuer Firmware.

Garmin – warum tue ich dir das an?

Es tut mir leid. Leid, dass ich einfach zu viele Schwachstellen auffinde. Dass ich Gebrauchsanweisungen so umsetze, wie sie geschrieben sind. Wort für Wort. Zeile für Zeile. Und dass ich als Nicht-Techniker es trotzdem nicht auf die Reihe bringe. Sorry, dass ich oft nicht das notwenige Werkzeug zu Hause habe. ZB. einen 44NM Drehmomentschlüssel für die Pedale. Oder, dass ich einfach zu vorsichtig bin. Bei der Montage und Bedienung der Garmin Produkte. Aus Angst was falsch zu machen. Und genau diese Angst hemmt mich. Ich prophezeihe Katastrophen, die dann auch eintreten. Zitternd und respektvoll lege ich mich mit Garmin Produkten an und verliere genau deshalb den Kampf.

Garmin

Ohne Touch-Screen Funktion kein Reset

Meine ambivaltente Beziehung zu Garmin lasst mich zweifeln. Warum ich? Bin ich wirklich der Einzige mit diesen Problemen. Habe wirklich nur ich Garmin Geräte, welche sich beispielsweise unterwegs wie aus heiterem Himmel aufhängen? Sie laufen dann erst nach mehreren Reset-Versuchen. Während der Fahrt. Aber unter anderer Flagge. Englisch statt Italienisch. Kann es sein, dass ich der Einzige bin, bei dem die Garmin Varia Rückleuchte kondensiert und Wasser speichert? Oder plötzlich die Kunstoffabdeckung verliert. Ohne Fremdeinwirkung. Ohne Sturz. Kann es sein, dass ich das Unglück magisch anziehe?

 

Garmin macht mich paranoid und nachdenklich.

Ich leide an Verfolgungswahn. Es verfolgt mich ein Garmin-Herzfrequenzmessgerät. Es ziert ab und wann ohne Funktion meine Brust. Früher wurde es regelmäßig erkannt. Rauf aufs Rad. Garmin einschalten und ich konnte beimen Herzschlag sehen. In letzter Zeit muss ich das schwarze Band jedes Mal neu verbinden. Mit großem oder gar keinem Erfolg. Zur Info: Batterien waren neu. Dann verfolgt mich auch ein Aus- und Einschaltknopf. Dieser ist am Edge1030 so angelegt, dass er mit „fremden“ Halterungen in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Wer nicht erreichbar ist, kann auch nicht benutzt werden. Außer mit ganz dünnen und feinen Fingern.

Garmin

wenig Abstand zum Ein- und Ausschalten

Ich bin ein Einzelfall. Das hoffe ich. Und ich bin zuversichtlich. Zuversichtlich, dass andere Hersteller auch mit mir Probleme bekommen würden. Dashalb bleibe ich trotz kleiner Querelen dort wo ich bin. Denn eines muss man Garmin schon zugutehalten. Garmins Geduld mit mir ist groß. Rießengroß.

ktrchts

 

24h Radmarathon Slovakia Ring – Radurlaub mit Freunden.

24h Radmarathon

Orechová Potôň. Mittwoch 27. Juni 2018. Kurz vor Mittag. Auf der Zielgeraden des Slovakia Ring tummeln sich nervös bunte Gestalten. Damen und Herren mit Rennrad. Dazu gesellen sich Begleiter, Freunde, Bekannte und Familienangehörige. Aus den Lautsprechern tönt eine männlcihe slovakische Stimme. Irgendwas mit „cycling race“ und 24 Stunden. Der Rest bleibt ein Geheimnis für viele. Eine Uhr gibt unmissverständich zu Protokoll „time to go 24:00:00“. Es ist wieder 24h Radmarathon Zeit. Ein Radurlaub mit Freunden. Team ketterechts ist nach 2017 auch heuer wieder mittendrin statt nur daheim.

Eine lange Rennradreise im Kreis.

Die erfreulichste Nachricht gleich zu Beginn. Mit knapp 860 km, 145 Runden und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von beinahe 38 km/h belegte das Team ketterechts mit Florian, Matthias, Mario und dem Namensgeber schlussendlich den 3. Platz in der Kategorie und den 15. Gesamtplatz. Die wilden Jungs haben den Alten ganz schön gefordert. Die lange Rennradresie im Kreis hat sie belohnt.

24h Radmarathon

Mario, Cristian, Florian und Matthias – Team ketterechts

Der Weg auf das Stockerl (Podest) war lang. Und vor allem rutschig und nass. Von den 24 Stunden vergingen fast exakt 12 als herbstlich feuchter und sehr stürmischer Ritt durch das slovakische Hinterland. Regen und Wind von sieben Uhr Abends die ganze Nacht durch bis in die frühen Morgenstunden. Dank demokratischer Teamentscheidung – es war Mario, der ein Machtwort gesprochen hatte, während der Teamchef in der Dunkelheit seine Pflicht erfüllte, stellte man sich zu viert dieser nächtlichen Herausforderung. Man wankte, kippte aber nicht.

Mit Erfolg. Auch wenn genau in der Nacht, der weit entfernte, winzig kleine Traum vom Sieg mit dem Regenwasser über die Curbs dahingeschwommen ist. Das Expendables Cycling Team war einfach zu stark. Zu gut. Viel zu schnell. Bei Tag. Bei Nacht. Im Trockenen. Im Regen. Mit dem Wind. Gegen den Wind. Sie zauberten Rundenzeiten in den Asphalt, die einfach unmenschlich waren. 24 Stunden lang. Chapeau. Waren vor Dunkelheit und Regen noch drei 4er Teams gleichauf, brachte das schlechte Wetter auch die Wende. Vorneweg die Sieger von 2017, dahinter Team SKA, dieketterechts, Trinitas Sport Club und Hunday Cycling Team Rad an Rad. Für spannende Langweile war alles bestens vorbereitet. Letztendlich konnten Team SKR und Team ketterechts einen deutlichen Vorsprung herauschwimmen und sich die Plätze 2 und 3 genehmigen.

24h Radmarathon – eine spannende Langweile.

Neben dem sportlichen Aspekt, ist ein 24h Radmarathon auch durch den gebotenen und sich ergebenden Rahmen eine Rennradreise wert. Dabeisein ist mehr als alles. Hören, fühlen und vor allem reden. Mit Gott und der Welt. Über Gott und die Welt. Das Leben an der Rennstrecke erstreckt sich über 31 Boxen, einen rießen Parkplatz und ein Ring-Restaurant. Dort gibt es rund um die Uhr essen. Menü 1 und Menü 2 sind für die Fahrer inklusive. Huhn mit Reis und Huhn mit Salat.

Was den vielen Einzelfahrern verborgen bleibt, bereichert die Teams und deren Fangemeinde. Party, Musik, Kulinarik, Camping – Höhen und Tiefen, alles auf engstem Raum. Fast wie Urlaub. Von All-Inklusive bis Individualtourismus. Von ****Sterne bis zur Übernachtung im Auto. 24h sind lang und haben viel zu erzählen.

24h Radmarathon

Teamarbeit und Teamgeist

Jede Geschichte beim 24h Radmarathon am Slovakia Ring macht diese Veranstaltung so einzigartig. Der Le Mans Start zu Beginn. Ein Wirr-Warr an Rennrädern, Rennradfahrern und Betreuern. Sinnlos aber spektakulär. Die ca 10m2 große Box als pulsierendes Herzstück jedes Teams. Hier wird auf engstem Raum gewohnt, geschlafen und gegessen. Es wird Wäsche gewaschen, Wäsche getrocknet und Wäsche gesucht. Einzigartig ist am Slovakia Ring auch der Wind. Der Wind als Freund, der Wind als Feind. Wenn er schiebt, ordentlich schiebt, dann weiß man, dass man eine Kurve später von ihm gebremst wird. Ordentlich gebremst.

Wenn sanfte Anstiege zu Mörder-Berge werden.

Auch die vier sanften, über den 5,9 km lanken Kurs verteilten Anstiege haben Kultcharakter. Außerdem sind sie ein physikalisches Phänomen. Runde für Runde wachsen sie und werden höher. Am Ende sind sie mit einem Timmelsjoch locker vergleichbar. Sanfte Ansteige die zu Mörder-Berge werden. Einzigartig sind auch die vielen roten Punkte auf der Strecke. In der Nacht. Manche kommen nicht näher. Niemals und nie mehr. Andere hingegen ziehen magisch an. Motivieren. Wecken den Ehrgeiz. Verwandeln sich von rot in einen hellen Lichtkegel, der dann langsam hinten verschwindet. Die teilweise gut beleuchtete Strecke macht es möglich, dass man im Ermangelung einer Ixon IQ Speed auch mit der Ali-Express Knopfzellen-Version auf die Strecke darf. Man sollte da und dort aber keine Angst vor pechschwarzer Dunkelheit haben und dem eigenen Schicksal vertrauen wollen.

24h Radmarathon

Ein langer Tag im Sattel.

Es ist auch die Stimmung. Dieses Miteinander. Auf der Strecke und abseits. Man bestaunt und wird bestaunt. Man lernt sich kennen. Stunde für Stunde. Runde um Runde. Auch Lob ist nicht ausgeschlossen. „Strong“ oder „Dobre, dobre“ sind öfters gefallen als „Schleich di“. Ich glaube so einen Spirit nennt man Ultracycing. Recht bald weiß man mit wem man fahren will. Man weiß, hinter wen man fahren will und fahren kann. Und bald wissen auch andere, dass sie gerne hinter einem fahren wollen. Falls sie können.

24 Stunden Radmarathon – eine sehr lange Zeit.

Auf der Strecke vergeht die Zeit kaum. Oder nur langsam. Alles rennt in Zeitlupe ab. Vor allem die eigene aktive Runde. Die Uhr ist erbarmungslos. Die große „Time to Go“ LED-Anzeige scheint zu hängen. Die Pausen hingegen verstreichen im Schnelldurchlauf. Kaum in der Box, wird gerechnet. Einer ist draußen, zwei sind noch da. Oje. Bald muss ich wieder raus. Diese Psyche treibt einen in den Wahnsinn. Man denkt als 4er Team in Runden. Teilt die Ruhepausen danach ein. Toilette, Essen, Umziehen. Alles eine Frage der Rundenzeit. Dabei sind die Runden der anderen immer viel schneller zu Ende und die eigene Pausen somit auch.

24h Radmarathon

Ganz schön schnell.

Das Leben in den Boxen ist multikulturell. Der Flair daher besonders. Auch die Stimmung. Rennradfahrer mit Sinn für Ordnung und Planung treffen auf Chaoten und Meistern der Improvisation. Luxus trifft auf Askese. Da ein riesiges Motor-Home, dort ein einzelner in Kältefolie gewickelter Fahrer, der frierend im Stehen auf seinen nächsten Einsatz wartet. Leidenschaft trifft auf Verbissenheit. Vom Sich-auf-der-Rolle-Aufwärmenden bis hin zum Ich-muss-jetzt-schnell-mal-aufs-Rad. Jeder fährt für sein Ziel und gegen seinen Schweinehund. Dieser hatte am Slovakia Ring viele Namen. Regen, Wind, Müdigkeit, Hunger, Nässe, Kälte und Aquaplaning.

Der Innere Schweinehund hat viele Namen.

Plötzlich waren nur mehr 5 Runden zu fahren. „Time to go“ wurde zu „laps to go“. Die Sonne hatte den Ring wieder getrocknet. Die letzten Pfützen waren versiegt. Vieles schnell vergessen. Die lange, dunkle, einsame und nasse Nacht. Der Blindflug. Die Angst in den Kurven. Das ständige Ausziehen nasser Sachen und das ständige Anziehen nasser Sachen. Der 24h Radmarathon am Slovakia Ring endete für alle versönlich. In kurzer Hose und kurzem Trikot. Alles, was noch an die harte, vergangene Nacht erinnete, waren die quitschenden Ketten und deren Schrei nach Öl. Ende gut. Alles trocken. Wir sehen uns 2019 wieder.

ktrchts

 

 

Rennradfahren in der Gruppe – richtig ist, was sicher ist.

Rennradfahren in der Gruppe

Wir alle kennen sie. Diese Bilder. Ein Dominoeffekt. Ein einziger Punkt, der eine Kettenreaktion auslöst. Aus der Hubschrauberperspektive für uns TV-Zuschauer gut mitzuerleben. Grausam. Ein Knäuel an Fahrern und Rennrädern. Ein Massensturz bei der Tour de France oder beim Giro d’Italia. Rennradfahren in der Gruppe. Einladend, verführerisch, verlockend und gefährlich zugleich. Egal ob zu dritt oder mehr. Die Gruppe gilt als Einheit, wo jeder Fehler, jede Unachtsamkeit oder jede noch so kleinste Störung, das gesamte System zu Fall bringen kann. Und auch zu Fall bringt.

Rennradfahren in der Gruppe – nur die Sicherheit zählt.

Jüngste Ereignisse veranlassen mich hier und jetzt, ein paar Gedanken laut zu äußern. Kritisch und selbstkritisch zugleich. Stürze können passieren und passieren auch. Müssen aber nicht. Nicht zwangsweise. Wenn, ja wenn wir einfach mehr auf uns aufpassen würden. Jede/r auf jede/n und jede/r für jede/n. Beim Rennradfahren in der Gruppe zählt nur die Sicherheit. Alles andere ist dieser unterzuordnen.

Rennradfahren in der Gruppe

Freiwillige Helmpflicht

Wir alle kennen sie. Diese Bilder. Und wir haben sie gesehen. Ich habe sie gesehen. Zwei Stürze innerhalb einer Ausfahrt. Die #400k. Wien – Linz – Wien. An einem Tag. Mit dabei leider auch laketterechts. Ihr erster Kapitaler. Nicht schön anzusehen und anzuhören. Ich habe die Bilder noch stark im Kopf. Ihr Magenta-Trikot am Boden. Warum auch immer. Ein Hinter-ihr-Fahrender rammt sie mit voller Wucht mit dem Vorderrad in den Brustbereich. Ein anderer streift ihren Helm mit der Gabel. Den Rest erspare ich uns hier. Es geht mir nicht um den Sturz. Der ist passiert. Es geht auch nicht um eine Protokollierung. Dafür ist die Polizei zuständig. Auch Krankengeschichten sind sekundär. Die Frage, welche micht beschäftigt ist, ob die Stürze hätten vermieden werden können. Mein Antwort: Ja.

Der Rennrad-Hausverstand ersetzt viele Regeln.

Es gibt so viele Regeln zum Rennradfahren in der Gruppe. Tu dies, mach jenes, beachte das und vermeide das andere. Für mich persönlich sind diese Regeln sehr gut und sehr brauchbar. Jeder sollte sie zumindest einmal gelesen haben. Viel wichtiger ist aber der Grundsatz „denk mit“. Der Rennrad-Hausverstand ersetzt viel Regeln. Oft reicht es aus, wenn jeder in der Gruppe für den Hinten-Fahrenden mitdenkt. Jede Handlung des Vordermanns/der Vorderfrau potenziert sich nach hinten. Was er/sie machen und sehen, machen und sehen der/die Hintere/n einen Tick später. Tick, der ausreicht darüber zu bestimmen, in welche Richtung das Schicksalpendel schlagen wird.

Die Vorderen führen die Gruppe und bestimmen über diese. Wie gefahren wird, wie schnell gefahren wird. Das ist eine große Aufgabe und Verantwortung. Der Rest hat sich danach zu richten. Da bin ich jetzt sehr resolut. Rennen ausgeschlossen. Gruppenausfahrten sind aber keine Rennen. Jeder Alleingang ist sinnlos. Das Ego gehört in die Trikottasche. Schnellfahren dort, wo man schnell fahren kann. Langsamfahren dort, wo man langsamer fahren muss. Immer schön vorausschauend. Jeder Blick nach hinten und jeder Hinweis nach vorne rettet die Gruppen-Harmonie.

Rennradfahren in der Gruppe

Vor dem Landesklinikum Melk

Verantwortung sich und den anderen gegenüber.

Rennradfahren in der Gruppe ist Verantwortung tragen. Sich und allen anderen gegenüber. Nicht nur den MitfahrerInnen. Wenn wir das vorleben, leisten wir unseren Beitrag. Lassen wir das Rennen fahren, den Radrennfahrern. Genießen wir unseren Sport mit all seinen postiiven Nebenerscheinungen. Allein oder in der Gruppe.

ktrchts

Licht- und Schattenseiten einer Rennrad-Beziehung.

Rennrad-Beziehung

Johann Wolfgang von Goethe hat es gewusst. Bereits 1827 hat er geahnt, was dem Italiener 2018 widerfahren würde. „Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los“. Umgangsprachlich würde man es einfacher übersetzen. Jetzt hat er den Salat. Nicht dass er laketterechts loswerden wolle. Ganz im Gegenteil. Aber. Ja. Aber. Diese gewachsene Rennrad-Beziehung hat ihre Licht- und Schattenseiten. Helles, schönes, himmlisches Licht natürlich. Trotzdem. Der kleine kaum auffällige und sichtbare Schatten ist da. Es ist der Schatten, den der Italiener mit sich zieht. Beim Rennradfahren und nicht. Im Windschatten und im Alltag. Es ist er in Form von ihr.

Die Rennrad-Geister, die er rief. Loswerden zwecklos.

Angefangen hat alles zu Ostern 2015. Der Italiener schenkt ihr eine Sonderedition des ketterechts Zwirn. Mehr als Anprobe ist aber nicht drinnen. Es vergehen mehr als 365 Tage, bis sich dieser Zwirn auf ein Rennrad schwingt. Ein paar Übungen in der Nachbarschaft, um das Pedalsystem zu verinnerlichen und die Shimano 105er Schaltung zu begreien. Dann geht’s schon ab. Die bereits vierte Ausfahrt ist ein lockerer 100er in der Gruppe. Dass man mit einem Sprung ins kalte Wasser das Schwimmen lernt ist bekannt. Dass man Radfahren vom Radfahren lernt jetzt auch. laketterechts meistert die Lehrlingsprüfung und den Meisterabschluss in einem.

Rennrad-Beziehung

Doppelt hält besser.

Was dann folgt, sind filmreife Anekdoten zu verschiedenen Themen und Anlässen. Rennradfahren in einer Beziehung hat eigene Gesetze. Ihre Gesetze. Seine Gesetze. Do’s und don’ts, die man besser beachtet. Wobei ihre strenger einzuhalten sind. Jene des Italieners, werden von ihr nach Belieben interpretiert und angepasst. Diskutiert und zerdiskutiert. laketterechts lernt schnell und still. Teils heimlich. Ihre Welt verschmilzt mit seiner Welt. „Brauch ich nicht“ wird rasch zu „will ich haben“. Muss ich haben. Und fahren will sie sowieso alles. Sofern die Frage, ob er ihr es zutraut bejaht wird.

Zuerst der Garmin und dann strava. laketterechts kippt. Das Rennradfieber hat sie erwischt. Jetzt fährt sie. Freiwillig. Ja. Freiwillig. Macht sogar Druck. Beschwert sich, wenn es zu langsam ist. Freut sich über Pokale und Kronen. Meckert wenn der Italienr länger gefahren ist als sie. Ganz nebenbei studiert sie Segmente, vergleicht, analysiert und prognostiziert.

Rennrad-Beziehung. Liebe mit mehr als 8 bar.

Neulich brechen beide zu einer Sonntagsaufahrt auf. Recht flott sind sie unterwegs. Der Wind hilft. Ein Berg dazwischen ist kein Hindernis. Die Windschattenexpertin klebt an seinem Hinterrad. Millimetergenau. Lehrbuchmäßig. Als die Reisegeschwindigkeit teilweise die 40 km/h überschreitet, protestiert sie ein erstes Mal zögerlich. Der Italiener nimmt Tempo raus. Kurz. Um gleich wieder unauffällig zu beschleunigen. Der Protest wird lauter. „Wenn du glaubst ich fahre so bis nach Hause, dann täuschst du dich“, hat sie gesagt. Das war bei Kilometer 50. Am Ende waren es 165 km mit einem Schnitt von über 30 km/h. Reine Fahrzeit. Gegen den Wind bei über 30 Grad. laketterechts hat jetzt den Doktortitel erlangt. Ihr Diplom sind die sichtbaren Salzränder an Hose und Trikot.

Rennrad-Beziehung

Windschattenexpertin und Bergfreak.

Teils denkt sie schon nur noch als Rennradfahrerin. Kilometer und Höhenmeter sind allgegenwärtig. Teils tickt sie schon nur noch als Rennradfahrerin. Ihre Freizeit wird nach Ausfahrten gesplittet. Und sie schaut wie eine Rennradfahrerin aus. Ihre Bräune verrät sie. Im Rock, im Kleid, im Shirt. Tritt sie mit ihm zu einer seiner Rennradreisen an, dann ist sie im Gedanken schon bei der nächsten und übernächsten. Jeder Berg gilt als attraktiv. Jedes idyllische Dörfchen wird zur potentiellen Übernachtungmöglichkeit mit anschließender Erkundungstour.

Es geht um nichts. Es geht nur um’s Rennradfahren.

Eine Rennrad-Beziehung ist nicht einfach. Sie ist komplex und kompliziert. Spannend und aufregend. Sie ist ein Geben und Nehmen. Sie ist für ihn Radwaschen. Ihr Rad. Radreparieren. Ihr Rad. Radverstauen. Ihr Rad. Sie ist Windschattengeben, Tourplanen, Pausenmachen, Motivierend-zur-Seite-stehen, Zureden, Trösten, Zuhören, Tippsgeben, Verständniszeigen, Loben, Fordern und im Zweifelsfall Ihr-immer Recht-geben.

Das alles ist gut so. Weil es um nichts geht. Es geht nur um’s Rennradfahren. Um’s gemeinsame Rennradfahren. Mit allen Höhen und Tiefen. Egal wie lange, egal wie schnell und egal wie weit. Und dann haben beide so richtig laut gedacht.

ktrchts

Richtig Windschattenfahren – seine Radregel Nummer eins.

Richtig Windschattenfahren

Wenn du in meinem Windschatten fährst, mache ich für uns die Kilometer, hat er gesagt. Und das Schlimme ist, er hat es wirklich geglaubt und er glaubt es immer noch. Es sei ihm verziehen. Er ist ein Mann und er hat ja auch hinten keine Augen. Er sieht nicht, wenn mir meine Zunge beim Mund hinaushängt und beinahe den Boden streift, wenn ich strample, was das Zeug hält und trotzdem zu langsam bin, wenn ich nicht den richtigen Gang finde, der es mir erlaubt, mit ihm Tritt zu halten, wenn ich tausend Giftpfeile gleichzeitig auf ihn schieße, in der Hoffnung, dass er vom Rad fällt und der ganze Spuk dann endlich vorbei ist. Richtig Windschattenfahren ist die Radregel Nummer eins. Seine Radregel Nummer eins.

Kräfte sparen und viel weiter kommen.

Er hört mich nur rufen. Du bist zu schnell! Fahr langsamer! Ich kann nicht mehr! So fahr ich nicht weiter! Dann ärgert er sich. Du musst beißen, sagt er dann, – so wirst du nie schneller. Du kannst nicht immer in deiner Komfortzone bleiben. Kräfte sparen und viel weiter kommen. Wie oft habe ich das schon gehört. Er weiß nicht, dass ich meine Komfortzone anders definiere. Er weiß nicht, dass ich meine Komfortzone schon lange verlassen habe. Und dass mich seine Einschätzung meiner Komfortzone herzlich wenig interessiert.

Aber ein klein wenig hat er natürlich recht. Ich bin eher die Genussfrau. Am meisten genieße ich es, wenn ich einen guten Tag habe und in seinem Windschatten – idealerweise vom Wind geschoben – mühelos dahingleiten kann. In der Ebene. Und wenn er es lange nicht merkt, dass ich mich nicht anstrenge. Denn seine Devise lautet: Wenn es nicht anstrengend ist, ist es nicht gut. Grundlage kannst du alleine auch fahren.

Richting Windschattenfahren

Augen zu und folgen.

Richtig Windschattenfahren. Bis der Berg kommt.

Anders sobald keine Ebene mehr. Dann ist Schluss mit Dahingleiten. Also für mich jedenfalls. Meine Beine haben gute Sensoren. Sie erkennen jede auch noch so geringe Steigung lange bevor meine Augen sie als solche ausmachen. Seit ich stolze Besitzerin eines Garmin bin, werden diese Steigungen nun auch offiziell bestätigt, sogar in Prozent. Was will Frau mehr! So habe ich es jetzt schwarz auf weiß, wenn er durch sein stetiges Treten zwischen uns wieder einmal ein Loch reißt, sich wundert, wo ich bleibe und so tut, als gäbe es weit und breit keinen Hügel. Seine Stimme schon in meinem Kopf klingend, fragend, warum ich denn abgerissen sei, antworte ich wie aus der Pistole geschossen patzig. Ich sei ja nicht auf der Flucht und die Landschaft biete so viel mehr, wenn sie nicht im Schnelllauf an mir vorbeiziehe. Oder was er denn glaube? Außerdem trittst du eine vierprozentige Steigung gleich schnell wie eine nullprozentige, füge ich dann mit einem abgeklärten Blick auf meinen Garmin hinzu.

Richtig Windschattenfahren

Endlich Windstille.

Rennradfahren ist wie Fliegen in Bodennähe.

Wenn du in meinem Windschatten fährst, mache ich für uns die Kilometer, hat er gesagt. Das stimmt so nicht. Die Kilometer mache trotzdem ich. Aber Windschattenfahren macht Spaß. Sein Windschatten macht Spaß. Diesen gibt es oft exklusiv für mich allein. Ganz allein. Er bringt Geschwindigkeiten, die ich alleine noch nicht erreichen kann. Oder will. Gepaart mit dem Klang der Laufräder fühlt sich das Fahren dann manchmal wie Fliegen an. Nur viel schöner. Weil der Boden trotzdem noch da ist.

laktrchts