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Haftung bei Radmarathons – wie schlau ist die Behörde?

Haftung bei Radmarathons

Am 25. Jänner 2017 findet die 24Stunden Burgenland Lakemania Extrem statt. Das ist kein – mit Betonung auf kein – Radrennen über 224 Meilen bzw. 360 km rund um den Neusiedlersee. Es ist ein Abenteuer, welches Gleichgesinnte gehen werden. Ohne Zeitnehmung. Ohne Wertung.  Organisiert und betreut wird das Ganze im Rahmen der 24Stunden Burgenland Extrem Tour für Läufer und Geher. Und trotzdem dreht sich alles zum Thema Haftung bei Radmarathons. Aus gut informierten Kreisen weiß ich, dass man bezüglich Genehmigung für die Biker – nicht für die Gehe rund Läufer – mit der Behörde derzeit noch nicht einig ist. Wie schlau ist eigentlich die Behörde? Oder anders formuliert, für wie dumm verkauft diese willige und engagierte Veranstalter? Durch Messen mit zweierlei Maßstäben, will man sich hier gekonnt (für mich plump) aus der eigenen Verantwortung nehmen.

Behörden messen mit zweierlei Maßstäben.

Die Diskussion über Haftung beim Radmarathons ist in Österreich vor genau zwei Jahren so richtig ins Rollen gekommen. Die Initialzündung war der ARBÖ Kärntner Radmarathon. Seit dem liegt der Haussegen zwischen Behörden, Gutachtern und Veranstaltern ziemlich schief. Die Angst bei Radunfällen als Veranstalter verantwortlich gemacht zu werden geht um. Dort wo sich die Behörde und die Gutachter mit wenig nachvollziehbaren Regeln und Argumente aus der Schusslinie nehmen wollen, tappen die Veranstalter in die Behördenfalle. Die einen haben schon aufgegeben, andere wiederum versuchen mit neuen Ideen Graubereiche auszuloten.

Der Knackpunkt ist die allgemeine Sicherheit. Die Behörde will, dass der Veranstalter die Strecke so absichert, dass keine Unfälle passieren. Mit Auflagen. Jeder Menge Auflagen. Eine davon besagt, dass Gefahrenstellen gut markiert werden müssen. Schlaglöcher zum Beispiel. Bei 120 km rund um den See ist das sehr schwierig. Jeder Stein bei den Gravel Passagen könnte ja so eine Gefahrenstelle sein. Oder plötzlich einsetzender Regen, Schneefall, Vereisung …. Wie gesagt: Die Behörde will das, obwohl es sich bei der Lakemania nicht um einen Radmarathon handelt. Und die Behörde will das nur bei den Bikern. Nicht bei den Gehern und Läufern.

Haftung bei Radmarathons. Eine Farce zum behördlichen Selbstschutz.

Was mich etwas aufregt ist die Tatsache, dass dieses monkische Getue nur für Radmarathons (und der Lakemania) gelten soll und willige sowie engagierte Veranstalter zu enormen Mehraufwand zwingt. Gleichzeitig kümmert sich aber bei den Behörden keiner darum, auch außerhalb gleich zu handeln bzw. zu agieren. Stichwort Radwege und Straßen. Wer haftet bei schlechter Instandhaltung? Hier gibt es keinen Veranstalter, sondern nur Grundbesitzer. In den meisten Fällen die Gemeinde. Oder das Land auf Landstraßen und der Bund auf Bundesstraßen. Gekonnt wird hier aus Gründen darüber hinweg gesehen, dass es Schlaglöcher, Rollsplitt, Schnee, Eis und Dreck gibt. Wie bei Radmarathons und der Lakemania. Gefahrenstellen, für die laut Gesetz auch jemand haftbar gemacht werden kann. Dieser „Jemand“ ist aber für die Behörde der eigene Herr im Haus. Statt Radwege und Straßen rein zu kehren, wird in diesem Fall alles unter den Tisch gekehrt. Was für einen Veranstalter gilt, gilt plötzlich nicht für Gemeinden oder Grundbesitzer.

Wenn die Behörde alles und immer so genau nehmen würde, dann wäre kaum eine Straße und kaum ein Radweg sicher genug. Neulich bin ich über einen mehr als 2 cm vom Boden herausragenden Gullideckel gefahren. Nicht langsam. Habe nicht damit gerechnet. Normal sind diese ja tiefer als der Rest der Straße. Zum Glück ist nichts passiert. Aber wer hätte für einen materiellen oder auch körperlichen Schaden gehaftet? Passiert das bei einer Renn/Radveranstaltung, dann wohl der Veranstalter. Und sonst? Eben. Sonst ist niemand zuständig. Nichts sehen. Nichst hören. Nichts sagen. Die Behörde misst mit zweierlei Maßstäben.

Bleibt nur zu hoffen, dass es zu einer Einigung kommt. Denn ich will die Lakemania nicht missen. Sonst fahre ich allein und melde jeden, der mir Gefahr auf die Runde legt.

ktrchts

PS: Das Thema Fahrlässigkeit habe ich hier nicht erwähnt und auch nicht behandelt. Denn ich gehe davon aus, dass niemand ein solches Handeln gut heißt und praktiziert.

ketterechts beim King of the Lake 2017

ketterechts beim King of the Lake 2017

Der dichte Nebel über dem Attersee hat es diesmal nicht eilig. Der Wettergott hat wohl verschlafen. Grau und düster präsentiert sich die Marina in Kammer bis in den späten Vormittag hinein. Die Temperatur einstellig. Am Expogelände und im Festzelt herrscht bei meiner Ankunft kurz nach neun Uhr angespannte Ruhe. Die einen hämmern noch fleißig, die anderen schieben Absperrgitter über den Asphalt und der Rest ist damit beschäftigt, Sponsoren-Transparente zu fixieren. In Kürze werden hier 1.200 Athleten samt Carbon-Anhang die Straßen verschwitzen. Mittendrin statt nur daheim wie angekündigtt auch ketterechts beim King of the Lake 2017. Das farbenfrohe Mixed Team mit „magenta“ Maria, „blau“ Paul, „schwarz“ Thomas  und dem weißen Ego sitzt bereits beim koffeindoping im Cafè Das.Zimt. Die Startnummern 169 bis 172 sind bereit für das Abenteuer Mannschaftszeitfahren.

Knapp vorbei ist auch nur Vierter.

Kurz vor 1500 Uhr rollen wir mit 500 Watt zu Dritt über die Ziellinie. 1:12:03 lautet die offizielle Zeit. Ziemlich knapp an der 1:11er Zeit gebremst, welche wir von einer namhaften Astrologin ausrechnen haben lassen. Wunsch. Traum. Realität. Knapp vorbei ist auch nur Vierter. 54 Sekunden – eine Ewigkeit – hinter dem Platz an der Sonne. Sofort beginnen wir mit der Ursachenforschung. Trotz des Spaßes, den wir hatten. Sehr viel Spaß. Die zwischen Kammer und Weyregg zwei Stunden vor dem Start geübte Renntaktik war es nicht, die uns die goldene Ananas beschert hat. Wohl mehr die unsauberen Wechsel. Hier haben wir uns etwas verzettelt. Waren nicht zügig genug. Ich liebe Selbstkritik.

Übung macht bekanntlich den Meister. Wer Meister werden will muss üben. Notiz an uns für den King of the Lake 2018. Pro Wechsel 1 Sekunde verschenken heißt am Ende 60 Sekunden verschenken. Aus. Auf die Idee, dass wir vielleicht nicht alle voll gefahren sind, konnten wir ad hoc im akuten Sauerstoffmangel und Laktatüberschuss nicht kommen. Möglich ist das schon. Drei von uns waren nach dem Rennen nach wie vor sehr agil. Noch jetzt schließen wir dafür aus, dass wir es nicht drauf gehabt hätten. Dieses Jahr waren drei Mixed Teams schneller. Das müssen wir anerkennen.

ketterechts beim King of the Lake 2017. Das Video.

Der King of the Lake ist und bleibt ein Muss für alle Tempo-Freaks. Das größte Einzelzeitfahren Österreichs auf 48 km gesperrter Straßen kann man mit Attributen schwer beschreiben. Es ist dieses einmalige Flair einer Großveranstaltung im familiären Kreis. Eine Art Maturatreffen. Mit all den Strebern, den Rabauken, den Klassenbessten, den Unscheinbaren und den Wegbegleitern aus vergangenen und aktuellen Zeiten. Es ist eine geile Party ohne Exzesse. Mit Elektrolyte statt Alkohol. Im Temporausch statt Alkohohlrausch. Jeder gegen jeden und doch alle miteinander. Was das Team vom Atterbiker rund um Erwin Mayer diesmal wieder am herbstlich dampfenden Attersee auf die Füße gestellt hat, ist einfach eine Herzblut-Veranstaltung mit Charme. Ein Lycra Woodstock für Laktat Junkies.

Lycra Woodstock für Laktat Junkies.

Einzelzeitfahren und Mannschaftszeitfahren. Damen, Herren, Mixed. Dazu noch die Elite der Rad Bundesliga, welche beim King of the Lake 2017 ihr Finale im Mannschaftszeitfahren absolviert. Oben drauf auch der österreichische Meister im Einzelteitfahren Georg Preidler, welcher als Letzter ins Rennen geht und nach knapp 55 Minuten im kitschigen Abendrot dem Rundkurs seine persönliche Vorstellung von Kraft, Ausdauer und Aeordynamik diktiert. Streckenrekord. Vorbilder und Stars zum Greifen nahe.

Natürlich wurden wird vom Wetter verwöhnt und der Wettergott ist noch rechtzeitig munter geworden. Das gehört dazu. Es ist die Region rund um den Attersee, welche ihren Beitrag dazu leistet. Die blaue Wasserfarbe des Sees, das darin reflektierte Sonnenlicht und die bunten Blätter, welche im Wind am Fahrstreifen tanzen, sind ein Balzruf, den wenige widerstehen können. Das Ganze bei grau in grau zu fahren, wäre dann etwas für die wirklichen Carbonbekifften und weniger lustig. Der Cappuccino auf der Terrasse mit Blick auf die Yachtmasten und den Schafberg im Fön schmeckt drinnen sicher nicht so gut.

Fazit:

Wir sehen uns wieder am 22. September 2018. Dem ist nichts hinzuzufügen. Wenn wir einen Startplatz ergattern können und nicht auf der 1.000 Namen langen Warteliste Platz nehmen müssen.

ktrchts

PS: Für Zahlenfreaks die Runde auf strava. Fotos und Ergebnisse hingegen hier.

Eddy Merckx Classic Radmarathon 2017

Eddy Merckx Classic

Wir sehen uns wieder. Das waren meine letzten Worte, als ich Anfang August im Hotel Mohrenwirt ausgecheckt hatte. Und ich bin wieder gekommen. Zum Eddy Merckx Classic Radmarathon 2017. Ich war neugierig auf das Rennen und das Konzept von Jakob Schmidlechner, Mitorganisator und Betreiber des ersten Rennrad- und Triathlon Hotels Österreichs. Denn die Durchführung eines Radmarathons in Österreich ist seit den Vorfällen beim ARBÖ Radmarathon in Bad Kleinkirchheim nicht mehr so einfach und selbstverständlich. Ein paar bekannte Veranstalter haben deshalb und aufgrund der restriktiven Auflagen seitens der Behörde heuer bereits das Handtuch geworfen. Zu groß ist mittlerweile das Risiko der Verantwortlichen, für Unfälle der Teilnehmer persönlich zu haften.

Nahe am Wasser gebaut. Zwischen gestern und heute.

Der Eddy Merckx Classic Radmarathon ist eng mit der Legende Eddy Merckx verbunden. Die Idee entstand im Jahr 2006 während der UCI Straßen WM in Salzburg. 2017 fand die Veranstaltung zum 11. Mal statt. Und Eddy Merckx war jedes Mal selber vor Ort. Es ist der Kannibale, welcher in der Früh die TeilnehmerInnen auf die Reise läutet und es ist die belgische Ikone, welche die TeilnehmerInnen im Ziel erwartet und die Siegerehrung vornimmt. Der Eddy Merckx Classic Radmarathon ist ein echter Eddy Merckx Radmarathon.

Eddy Merckx Classic

Der Kannibale Eddy Merckx

Wobei Eddy Merckx nicht der einzige ehemalige Weltmeister war, der heuer wieder in der Fuschlseeregion gesichtet wurde. Der Italiener Maurizio Fondriest (Ronse 1988), der Franzose Laurent Brochard (San Sebastian 1997), der Niederländer Rob Harmeling (Colorado Springs 1986) und die beiden Österreicher Franz Stocher und Roland Königshofer, beide auf der Bahn erfolgreich, gaben sich rennradnah. Mit Maurizio Fondriest konnte ich mich während der Charity Ausfahrt zugunsten der  Sitfung Wings for Life sogar über seine Räder und das Thema Scheibenbremsen austauschen.

Eddy Merckx Classic

Radweltmeister Maurizio Fondriest

Eddy Merckx Classic – mit allen Wassern gewaschen.

Die heurige Ausgabe des Radmarathons hatte sich gewaschen. Es war eine äußerst pitschnasse Angelegenheit. Schade. Wir alle hätten uns mehr Sonne verdient. Da half keine Esoterik und Spiritualität. Postives Denken und Schönreden waren fehl am Platz. Regen wurde vorausgesagt und Regen wurde es. Von den mehr als 1000 Angemeldeten, haben 559 das Ziel erreicht. Chapeau. Davon 45 Damen. 131 finishten auf der langen Distanz mit 169 km und 2.609 HM (123 Herren, 8 Damen), 246 auf der mittleren Distanz mit 106 km und 1.400 HM (229 Herren, 17 Damen) und 182 auf der kurzen Distanz mit 63 km und knapp 1000 HM (162 H und 20 Damen). Ich war selbstverständlich mittendrinn – nass – statt nur daheim. Natürlich auf der langen Distanz. Ich konnte mich einer extensiven Radwäsche nicht entziehen. Mein schwarzes Lenkerband ist jetzt wieder original weiß.

Eddy Merckx Classic

Nass von Anfang an.

Eine solche Fahrt bei Regen schreit nach Pathos und Heldentum. Noch mehr Pathos und Heldentum aber verdient die Fahrt jedes Einzelnen (inklusive meine) durch die Tatsache, dass es für viele ein Einzelzeitfahren gewesen sein muss. Für mich war es eines. Verantwortlich dafür war natürlich das Wetter, aber auch wie eingangs erwähnt die Behörde. Diese mag und will keine großen Gruppen auf der Straße haben. Der Veranstalter ist also gezwungen, Ideen und Maßnahmen umzusetzen, die dies verhindern.

Mit sich allein auskommen. Mit sich allein ankommen.

Beim Eddy Merck Radmarathon erfolgte deshalb ein Start in Blöcken. Zeitversetzt. Block A, Block B, VIP, Block C und dann Block D. Ich war in Block C und bin 19 Minuten nach Block A und 10 Minuten nach Block B ins Rennen gegangen. Warum Block C? Bei der Anmeldung gab es drei Möglichkeiten: A) um den Sieg mitfahren, B) im 1/3 fahren, C) mitfahren, um Spass zu haben. Bescheiden wie ich bin, habe ich Variante C gewählt und bin somit in Block C gelandet. Obwohl ich mich für die lange Distanz angemeldet hatte. Und genau hier ist das Detailkonzpet versteckt. Die Behörde „untersagt“ am Start Blockbildungen nach Distanz. Damit eben die Fahrerfelder nicht zu groß werden. Jakob Schmidlechner: „Sonst würden wir keine Genehmigung bekommen“. Keine Genehmigung heißt kein Radmarathon. So einfach ist das.

Am Start mischte sich also alles bunt und gut durch. Drei Distanzen und drei Anmeldemöglichkeiten. Dazu kam noch der Regen, welcher die Teilnehmerzahl auslichtete. Als dann noch der Sprecher den Block B auf die mittlere Distanz verabschiedete, war bei mir das Chaos komplett. Ich fragte ein wenig in die Runde und wollte wissen, wo ich überhaupt stehe und wohin der Rest des Blockes will. Keiner in meinem Umkreis, war süchtig nach der langen Distanz.

Rennrad Hotel

Eddy Merckx Classic Radmarathon Strecken

Regenerationstraining mit Betonung auf Regen.

Damit ist mein gesamter Rennverlauf in wenigen Sätzen zu erklären. Von den 169 km bin ich ganze 161 im Wind gefahren. Nicht einmal 10 FahrerInnen habe ich auf der Stecke überholt. VIPs ausgenommen, welche zwei Minuten vor uns gestartet sind und bereits am ersten Berg Richtung Thalgau eingeholt werden konnten. Ansonsten einen am Anstieg zum Gaisberg, einen auf der Abfahrt, vier mit blauer Block B Startnummer irgendwo im Nirvana, den Letzen der mittleren Strecke samt Schlussfahrzeug knapp 20 km vor dem Ziel und dann noch zwei oder drei am letzten Anstieg von St. Gilgen Richtung Fuschl. Die lange in meinem Windschatten fahrende Startnummer 3043 war leider auch nicht unbedingt gesprächig.

Zeitweise dachte ich mir, ich sei der Letzte, weil mich anfangs der Rettungswagen überholt hatte. Vor allem auf der Extra-Schleife nach Faistenau, Hintersee und eben hinauf auf Gaisberg. Sollten sich dort vielleicht eventuell ein paar Zusschauer verirrt haben. Sorry, habe euch aufgrund des Regens und des Nebels nicht gesehen. Die Brille war angeschlagen.

Die Menschheit traf ich nach dem Start erst wieder an der ersten Labestation. Ansonsten war es eine meditative Regenerationsfahrt mit Betonung auf Regen. Pulslos, wattlos, geschwindigkeitslos  – Garmin und Wasser sind keine Freunde. Kilometer für Kilometer leider wenig Aussicht auf Aussicht. Ich vermute, die Landschaft um die 11 Seen (!) ist traumhaft schön.

Salzburgerland. Komm Rennrad fahren.

Für den Regen kann der Veranstalter nichts. Auch für die Auflagen der Behörden. Für das „mimimi“ Getue mancher erst recht nichts. Im Gegenteil. Man ist hier gewillt, auch für die Zukunft weiterzuexperimentieren. Wenn aber am selben Tag, ca. 100 km Luftline entfernt auch ein Radmarathon stattfindet, dann wird das nicht leichter. Die Fuschlseeregion hat viel, was einen Radmarathon attraktiv machen kann. Das sind nicht nur die drei Strecken für Jedermann und Jederfrau. Und das ist nicht nur Eddy Merckx. Wer ganze 11 Seen auf einer Länge von 169 km verbinden kann, der hat etwas ganz Besonderes. Schon deshalb ist der Eddy Merckx Radmarathon eine Empfehlung wert.

Attraktiv ist der Eddy Merckx Radmarathon an sich ja schon genug. Gute Organistation, schnuckelige Location, attraktives Starterpaket, überschauliche Startgebühr, schmackhafte Labstationen, rennradfreundliche Hotelinfrastruktur, penible Streckenabsicherung, Rundumversorgung sind sehr gut. Für das i-Tüpfelchen ist aus meiner Sicht aber noch genug Luft nach oben. Ich hatte während der Fahrt viel Zeit nachzudenken und ein paar Ideen sind da diesbezüglich nicht ausgeblieben.

Wo liegt jetzt die Zukunft der Radmarathons in Österreich?

Diese Frage zu beantworten liegt mir fern. Auch weil ich am vergangenen Sonntag einen neuen Aspekt dieser gesamten Auflagen-Posse miterlebt habe. Ich wäre dafür, bei Radmarathons die offizielle Zeitnehmung zu streichen. Vielleicht eine Wertung für die ersten fünf. Gesamt und Altersklasse. Das braucht man wohl für die Medien und die Sponsoren. Für den Rest des Feldes sollte das gemeinsame Erlebnis zählen. Die Zeit hat sowieso jeder für sich auf seinem Garmin stehen. Platz 80 oder 112 ist doch vollkommen egal.

Wenn jetzt die Behörde hergeht und dieses gemeinsame Erlebnis kappt, weil sie nicht duldet, dass ein paar Rennradfahrer an einem ganz bestimmten Tag in größeren Gruppen eine selbst durch Steuergelder mitfinanzierte Straße samt deren Behörde (!) in Anspruch nehmen, dann wird es etwas langweilig. Dann brauche ich keinen Radmarathon mehr. Weil allein herumkrebsen kann ich auch ohne.

Der Reiz eines Radmarathons ist ja auch, einen Tag im Jahr in einer ganz bestimmten Region den Schutz der Exekutive und der Freiwilligen sowie den Vorrang zu genießen. In einer Gruppe. Da fährt es sich einfach leichter. Für mich allein, braucht sich kein Beamter an eine Kreuzung stellen, um den Verkehr zu regeln. Allein regle ich mir das schon selber.

ktrchts

PS: Ich komme wieder. Die Fuschlseeregion kann auch schönes und warmes Wetter.


Totgesagte radeln länger. Mein Ötztaler Radmarathon 2017

Ötztaler Radmarathon

Die Zimmer sind schon reserviert. Jetzt brauche ich nur noch einen dieser begehrten Startplätze. Klappt das und Göttin Fortuna steht mir bei, sehen wir uns 26. August 2018 in Sölden wieder. The same procedure as every year. Der Ötztaler Radmarathon lässt mich nicht los. Dieses Jahr hat er mich abgeworfen. Genau dort wo ich ihm Paroli bieten wollte. Am Berg. Wieder einmal. Unerbittlich. Gnadelnlos. Im Notprogramm habe ich den Radmarathon wider Willen beendet und mir das viel zu enge Sportful Finisher Trikot geholt. In einer Zeit, die es nicht einmal unter die Top 5 meiner Ötzi-Bestenliste geschafft hat. Keine reife Leistung. Finishen ist nicht die Kunst für jemanden wie mich mit großer Klappe. Es gibt keine Ausreden dafür. Aber ein paar Ursachen.

Es gibt keine Ausreden. Aber ein paar Vermutungen.

Es gab einen Plan. Eine Marschroute. Eine Tabelle. Wie die letzten Jahre. Diesmal jedoch konservativ und ehrlich. Bremsen bis zum Brenner. Dann langsam in Fahrt kommen. Bis ca zur Hälfte hätte alles geklappt. Auch wenn es nicht leicht war. Dafür bin ich sogar von ganz weit hinten weggefahren. Aus den Tiefen der Dorfstraße. Eine Bummelfahrt bis Ötz. Eine Tratschrunde hinauf aufs Kühtai. Adrenalin pur mit einer Spitzengeschwindigkeit von 108 km/h hinab nach Kematen, einmal kurz Antreten Richtung Innsbruck, um eine Gruppe zu erreichen und dann quasi als Solist hinauf auf den Brenner. Immer im erlaubten Watt-Bereich. Mein Herz blutete bei jeder Gruppe, die mich Richtung Italien überholt hat. Inklusive Stop an der Labe war ich voll im Plan.

Sterzing erreichte ich locker am Oberrohr sitzend auf der Überholspur. Nichts deutete noch auf das Debakel hin, welches ich noch erleben sollte. Bis Gasteig alles im Plan. Sogar etwas darunter.

Ötztaler Radmarathon

Aus dem Lehrbuch

Der Ötztaler Radmarathon schenkt dir selten was.

Schon auf den ersten Metern hinauf Richtung Passhöhe Jaufen spührte ich kleine Ungereimtheiten. Ein Ziehen links im Gesäßmuskel. Hatte ich schon öfters. Ich schenkte dem keine größere Bedeutung. Immer noch voller Watt-Drang kurbelte ich mich in Zeitlupe nach oben. Es wurde aber nicht besser. Im Gegenteil. Es wurde schlimmer. Der ganze hintere Oberschenkel links zog jetzt mit. Ich war nicht mehr rund im Tritt. Konnte nur mehr Drücken. Plötzlich fehlten mir gute 20 Watt. Erste Zweifel an meinem Plan eroberten meine Gedankenwelt. Plan B wurde hochgefahren. Sicherheitshalber. In weiser Vorahnung. Zuerst einmal die Labestation erreichen.

Nach 6 Stunden und 8 Minuten sollte ich dort oben sein. Nach 6 Stunden und 18 Minuten war ich oben. Unrund. Ziemlich unrund. Psychisch und körperlich geschwächt. Inklusive Jaufen-Labestop, wo ich vergeblich nach dem suchte, auf das ich mich gefreut hatte und mechanischem Doping. Mein Vorderrad bekam noch einmal 3 Bar Luftdruck für die Abfahrt nach St. Leonhard dazu. Latexschläuche haben eben ihre Nachteile. Kurze Pausen auch. Kurz vor dem Pass auf Höhe des Sportografen, meldete ich der rechte Oberschenkel innen. Plan A, Plan B und jetzt Plan C. Wie schon geschreiben: Alles auf Notprogramm umstellen. Ich hatte alles auf meine Beine gesetzt. Ab jetzt musste der Kopf wieder die Kastanien aus dem Feuer holen und mich nach Hause bringen. Noch 72 km bis Sölden. Der Jaufen ist und bleibt für mich ein Henker.

Ötztaler Radmarathon

Kampf mit den Krämpfen

Richtig abgefahren, abgefahren.

Motivationstrainer meinen, man solle sich immer wieder selbst belohnen, um neue Kraft zu schöpfen. Dies tat ich mit meiner bis dato schnellsten Abfahrt vom Jaufenpass. Logisch. Bergab gilt ja Masse vor Muskelkraft. Hinter mir ein Rudel von Kontrahenten, denen ich eine Line vorgeben konnte. Zur Verteidigung der Straße nach St. Leonhard im Passeier sei anzumerken, dass sie durch menschliche und maschinelle Eingriffe viel von ihrer Gefährlichkeit verloren hat und somit leichte Beute für Geschwindigkeitsjunkies geworden ist. Im unteren Teil ist sie fast schon eine massentaugliche Autobahn und ein Affront gegenüber Scheibenbremsen, die nicht nur hier überflüssig waren.

Irgendwie war ich unten am Kontrollpunkt St. Leonhard durch den freien Fall vom Jaufenpass halbwegs wieder, noch im Plan. Zurück, aber nicht um Welten. Der beschwerliche Weg zum Joch hatte aber erst begonnen. Motiviert von der Geschwindigkeitsinjektion kotzte ich noch schnell ein Peeroton Gel, Geschmacksrichtung Cola in mich hinen. In der Hoffnung damit eine Art Druiden-Zaubertrank-Reaktion auszulösen. Es blieb bei der Hoffnung. Sobald sich die Straße um ein paar Zehntelprozent in die Höhe schraubte, verweigerten die Beine ihren Dienst. Meine ganz persönliche Demütigung begann. Hier.

Ötztaler Radmarathon

High Speed Abfahrt als Belohnung

Am Ende meiner muskulären Kräfte stellte ich mich auf einen längeren Dienstweg nach Sölden ein. Gedanken an den Besenwagen konnten kaum verdrängt werden. Die Angst, den Kontrollpunkt am Timmelsjoch um 1930 Uhr zu verpassen auch. Sogar die Spekulation, um den letzten Platz zu kämpfen musste ich akzeptieren. Mein Kopf war ein Computer, der sämtliche Optionen im Bruchteil einer Sekunde zu analysieren versuchte. So intensiv, dass ich dabei überhitzte.

Fertig ist, wenn der Kopf sagt, fertig ist.

Oberhalb von Moos in Passeier, vor der zweiten Kehre erspähte ich eine Bank am Straßenrand. Sie lag so schön in der Sonne. Sie war mir hier bis dato noch nie aufgefallen. Ein schöner Nebeneffekt, wenn man so langsam fährt. Die Bank rief meinen Namen und lud mich ein, vom Rad abzusteigen und eine kleine Pause einzulegen. Was ich auch machte. Auch ganz ohne Beat und Bässe wippten meine Beine im Rhythmus des Nervenzuckens. Der Blick von der Straße abgewandt. Die an mir Vorbeiziehenden bemerkte ich nicht. Kurzer Chat mit Sonja und die Nachricht, dass ich wohl etwas später nach Hause kommen werde.

Nach einer gefühlten Ewigkeit (es waren ganze 15 Minuten) ging es nicht wesentlich schneller wie bisher weiter. Bis zur Kraftquelle. Kaltes Wasser direkt vom Felsen und die nächste kurze Pause. Jetzt war ich nicht mehr der einzige, der leiden musste. Bekannte Geischter taten es mir gleich. Willi von Mountainbiker am See zum Beispiel oder Bernd, den ich nur aus diesem Gesichtsbuch kenne. Sogar Zeit zum Plaudern blieb. Mit der Erkenntnis, dass die Welt klein ist. Auch hier oben. Denn Bernds Frau besucht einen Kurs bei mir im Wifi Eisenstadt.

Wie schlecht ich unterwegs war, zeigte auch der Umstand, dass ich sogar im Flachstück vor der Labe Schönau überholt wurde. So ändern sich die Zeiten. Mit Schönau machte ich kurzen Prozess. Hier halte ich schon lange nicht mehr an. Andere schon. Einige davon standen mir deshalb im Weg, weil sie das Rad rechts abgestellt hatten und gedankenlos meine Fahrtrichtung querten. Zum Glück war meine Stimme noch kräftig genug, um mit einem astreinen „Vaffanculo“ mit süditalienischem Akzent meinen ganzen Frust abzubauen.

Um Timmels Willen. Wie lange noch?

Zwöfl Kilometer bis zu Passhöhe. Wie sehr ein stinknormales Schild am Straßenrad verletzend sein kann. Noch vier Kilometer bis zur letzten Labe. Meine Rettung. Ich habe Hunger. Mir ist schlecht. Ich friere und schwitze zugleich. Das System rebelliert. Ein Tritt jagt den anderen. Trittfrequenz bei ca. 60 U/min. Maximal. Und das bei 34/29. Wie lange noch?

Ötztaler Radmarathon

Um Timmels Willen

Die letzte Labe ist diesmal auch ein Reinfall. Warme Pepsi Cola und warmes Red Bull. Danke. Nein. Ein paar Trockenfrüchte gehen runter. Mehr nicht. Die heiß ersehnten Nüsse fehlen. Wie gesagt. Die Labstationen haben an Charme verloren. Wer braucht trockene Cornys oder Kokosflocken? Ich nicht. Also weiter. Ein E-MTB überholt mich locker. Danke. Das hat auch noch sein müssen. Jetzt bestraft mich mein Charma. Mir hängt längst schon die Zunge heraus. Irgendwie bin ich dann doch oben. Jetzt habe ich den Traum eines anderen. Meiner hätte ganz anders ausgesehen. Nur mehr hinunter nach Söden.

Nach der Abzweigung Obergurgl beginnt es zu regnen. Ich drücke trotzdem nochmals drauf. All in. Das bin ich mir schuldig. Ich brauche einen positiven Abschluss. Scheiß auf Muskelzucken. Nass, ausgelaugt und enttäuscht überquere ich die Ziellinie. Ich habe es verkackt. Als der Zorn nachlässt wird mir schlecht. Richtig schlecht. Der Galgenhumor in der Werkstatt im Zielgelände dauert nicht lange an. Ich muss ins Hotel. Schüttelfrost. Ich trau mich nicht unter die Dusche. Womöglich ertrinke ich dort. Es vergehen Stunden im Bett unter der Decke. Ungeduscht. Es melden sich Darm und Magen. Sie Klopfen an. Wollen was losweden. Dann greife ich zur Hausapotheke. Ein Mittel gegen Druchfall, soll meinen Flüssigkeitshaushalt wieder in Ordnung bringen. Es schmeckt wie Salzwasser. Ist es auch. Ein kurzes Bad und dann bin ich zu 20% wiederhergestellt.

Ende gut, nichts gut.

Heute, fünf Tage später habe ich noch immer keinen geregelten Stuhlgang. Auch zwicken die Beine immer noch. Die linke Wade und die linke Gesäßmuslulatur melden sich ab und wann. Vom Radfahren hält mich das nicht ab. In 10 Tagen muss ich zum Eddy Merckx Classic Radmarathon. Da darf ich dann wieder viele Fehler machen.

ktrchts

PS: Ich habe vor dem Ötztaler Radmarathon meinen Sattel zerlegt und gereinigt. Möglicherweise habe ich ihn nicht auf den Millimeter genau wieder eingestellt. Und ich habe mir vor dem Ötztaler Radmarathon auch neue Garmin Cleats montiert. Möglicherweise habe ich diese auch nicht wieder millimetergenau angeschraubt. Und ich habe während des Ötztaler Radmarathons zu wenig auf meinen Natirum- und Salzhaushalt geachtet. Trotz Last-Minute-Tipps. Das sind jetzt keine Ausreden. Nur Vermutungen. Möglicherweise aber Ursachen. Eine letzte Vermtung darf ich nicht äußern. Ich würde wieder Single sein.

Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu alt für diesen Scheiß.

Die Radzeiten ändern sich – 11x Ötztaler Radmarathon

Radzeiten

Es war meine erste Teilnahme. Mitte der Neunziger. Ich hatte mir im Frühjahr mein erstes echtes Rennrad gekauft. Ein Basso Coral. Mit Campagnolo Chorus Gruppe und Campagnolo Vento Laufräder. In Livigno. Von einem ehemaligen italienischen Radsportprofi. Danach die ersten Radmarathons bestritten. Jung, unerfahren, naiv und abenteuerlustig. Amadè, Samson Man und Ötztaler Radmarathon im selben Jahr. Damals noch mit Start und Ziel in Steinach am Brenner. Zuerst den Brenner, dann der Jaufen, anschließend das Timmelsjoch, das Ötztal raus bei Gegenwind, das Kühtai und zum Schluss von Kematen noch über Birgitz, Götzens und Mutters zurück. Seitdem haben sich die Radzeiten geändert. Nicht nur meine.

Mit Heldenkurbel einen Heldentod sterben.

Damals (ja, damals – es sind ja mehr als 20 Jahre vergangen) konnte ich noch am Samstag vor dem Rennen eine Nachmeldung machen und als Heimschläfer im Studentenheim in Innsbruck am Renntag direkt anreisen. Heute brauchst Beziehungen, Losglück und mindestens eine ganze Woche Urlaub, um beim Spektakel in Sölden dabei sein zu dürfen. Die Radzeiten haben sich eben geändert. Mit an die mehr als 12 Stunden Gesamtzeit, war mein erster „Ötzi“ ein Pausen-Kapitel für sich. Mit Heldenkurbel bin ich nicht nur einen Heldentod gestorben. 53/39 vorne und 12/23 hinten. Am Kühtai nach dem Ochsengarten, dort wo heute die Gallerie einen Teil der steilsten Stelle entschärft hat, musste ich mein Rad schieben. Dabei war ich zu Fuß mit 4 – 5 km/h gleich schnell bis schneller als am Rad. Eine solche Übersetzung wäre heute undenkbar. Und auch ziemlich dumm. Ungeschickt. 32er Ritzel sind deswegen keine Seltenheit mehr. Auch bei den Spitzenfahrern.

Ötztaler Radmarathon 2015 from CristianGemmato on Vimeo.

Die Radzeiten ändern sich. Der Reiz ist geblieben.

Die Jahre vergingen und ich wurde kaum klüger. Noch einmal von Steinach am Brenner aus mit derselben Übersetzung, aber mit umlackiertem Rad versuchte ich mich erneut als Bergfex. Diesmal stoppte mich das so berühmt berüchtigte Ötztaler Wetter. Der obligate Wintereinbruch Ende August brachte mich an meine Grenzen. Handschuhe, Windjacke, Überschuhe sowie Sachen wie Gabba, Gore und ähnliche fürs Überleben im Tiroler Hochgebirge lebensnotwendigen Radutensilen waren mir fremd. Am Timmelsjoch habe ich mein geliebtes Rad in einen Schneehaufen gesteckt und bibbernd im Gasthof nach einem warmen Tee gefleht. Das selbe Stunden später am Kühtai. Aufgegeben habe ich mich aber nicht. Nicht damals und auch nicht die vielen Jahre danach. Nicht einmal 2003 und 2013 war es mir wert, auszusteigen. Beide Male bei Sauwetter und Regen bereits zum Start in Sölden. 2003 kamen von mehr als 3000 Startern, weniger an die 900 ins Ziel. Das Ötztal in der Früh war ein Kommen und Gehen. Die einen mit mir am Weg ins Kühtai, die anderen schon wieder zurück ins Hotel. 2013 derselbe Scheiß.

Was die Finisher in diesem Jahr geleistet haben, blieb auch bei den Veranstaltern nicht unbemerkt. So durften sich alle (!), die dem Sauwetter getrotzt waren, vor allen anderen für den Bewerb 2004 anmelden. Stellt euch das mal heute vor.

Radzeiten

Von Arne Hückelheim – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9579602

Einmal ist keinmal. Aber trotzdem bitter.

Wir schreiben das Jahr 2014. Ja, genau. Das Jahr nach dem „badass“ 2013. Die Wetterprognose war derart schlecht, dass die Organisation mitten in der Nacht per SMS die Teilnehmer vor stürmischen Zeiten warnen musste . Dieses Mal war ich erwachsen genug, um mich gegen einen Start zu entscheiden. DNS. Einmal ist zwar keinmal. Aber es tut trotzdem weh. Das Edelweiß-Finishertrikot fehlt mir. Im Kopf habe ich noch die Bilder jener, die mit Decken im Ziel vor dem Erfrieren bewahrt worden sind. Nur beim Anblick wurde mir kalt.

Man sagt, dass das Leben in den Bergen hart sei. Hart ist auch das Rennradfahren in den Bergen. Im Ötztal besonders. Sibirien an einem Tag, tropische Hitze am Tag danach. So wie vor zwei Jahren, als wir bereits am Start geschwitzt haben. Im Stehen. Es gibt aber auch Sibirien und tropische Hitze am selben Tag. Was die berühmteste aller Fragen in den Fokus wirft: „Was ziehe ich denn heute bloß an?“ Das hat sich bis heute nicht geändert und wird sich wohl kaum ändern. Der Ötztaler Radmarathon ist Roulette. Die Kugel rollt jedes Mal anders.

Der Traum vom Traum. Das macht den Mythos.

Wie sich die Radzeiten in den letzten Jahren geändert haben, zeigt auch die Tatsache, dass eine Teilnehme am Ötztaler Radmarathon heute ganz anders bewertet und wahrgenommen wird. Ein schwerer Radmarathon ist zum Mythos geworden. Viele haben diesen Traum vom Traum. War ich früher schon allein durch die Teilnehme am „Ötzi“ ein kleiner Held, muss  ich  heute mindestens eine Zeit unter neun Stunden fahren, will ich „Anerkennung“ ernten. Leistung ist in unseren Augen das, was zählt. Unsere Aufmerksamkeit liegt darin, zu messen und gemessen zu werden. „Wie schnell warst du?“ bzw. „Welche Zeit hast du vor?“, die allgegenwärtigen Fragen, die genau dieses Phänomen bestätigten. Heuer wird das noch extremer sein, denn am Freitag fahren Profis den Pro-Ötzteler-5500. Die eigenen Zeiten werden noch vergleichbarer. Das Abenteuer tritt in den Hintergrund.

Abenteuer ist es ja längst nicht mehr, seit der Ötztaler Radmarathon ein All-Inkl. Cluburlaub geworden ist. Früher war der Ritt über das Kühtai, den Brenner, den Jaufenpass und das Timmelsjoch härter. Was man am Start in Sölden dabei hatte, musste man die gesamte Strecke am Körper mitschleppen. Das machte schon einen recht ordentlichen Buckel. Die Trikottaschen voll wie nach einem Hofer (Aldi) Großeinkauf. Heute? Wäscheservice entlang der Strecke. Vier Mal umziehen. Trocknen, föhnen, kämmen. Die paar Wetterkapriolen sind plötzlich ein Kindergeburtstag.

Der größte Sieg ist der Startplatz selber.

Egal wie schnell jemand die knapp 220 km hinter sich kurbeln kann. Sieger sind heute all jene, die einen Startplatz haben. Nachmeldung war einmal. Heute wird verlost. Und zwar Monate davor. Mit aberwitzigen Methoden will man sich dabei den Platz an der Sonne (oder im Regen, im Schnee, im Wind und in der Kälte) sichern. Einzelanmeldung, doppelte Anmeldung, Merfachanmeldung, Fremdanmeldung, Gruppenanmeldung zuerst und dann Ummelden danach. Ganz offiziell. Gegen Bezahlung.

Radzeiten

Ötztaler Radmarathon – Rennstrategie

Ein offizieller Startplatz kostet bereits über € 100,-. Das perfide daran. Es zahlt sich aus. Es zahlt sich aus, für die paar Tage im Ötztal ein kleines Urlaubsbudget zu verbraten. Ein Hotelzimmer bekommt man nur, wenn man aktuell mindestens drei oder fünf Nächte bucht. Monate zuvor. Gegen Anzahlung oder Vorauskasse. Was man vermissen wird, wenn man nicht dabei ist, habe ich letztes Jahr selbst erlebt, als ich trotz Startplatz nicht teilnehmen konnte.

Es geht um nichts und doch um alles.

Die Radzeiten haben sich geändert. Ötztaler bleibt Ötztaler. Für Rookies (hier eine Anleitung für Ersttäter) wie auch für Wiederholungstäter. Kein Jahr gleicht dem anderen. Ausgeklügelte Rennstrategien gehen selten auf. Meine zumindest. Es geht um nichts und doch um alles. Ein Finishertrikot, welches mit Stolz und Würde getragen wird. Kein Radmarathon schreibt so viele unterschiedliche Geschichten. Bei jeder Teilnahme wird man reifer aber kaum gescheiter. Man verliert und gewinnt zugleich. Man lernt dazu und macht trotzdem die selben Fehler. Weil die Sinnfrage in den letzten Kehren hoch oben am Timmelsjoch Jahr für Jahr genauso dazugehört, wie das schmerzhafte aber erhabene Gefühl ein kleiner Held zu sein, wenn man in Sölden rechts Richtung Ötztal Arena abbiegt. Von dem her haben sich die Radzeiten doch nicht geändert.

ktrchts

PS: Von meinen früheren Abenteuern gibt es weder Fotos noch Videos. Nicht von mir noch vom Sportografen. Das waren einfach andere Zeiten.

Rennrad Hotel Mohrenwirt am Fuschlsee.

Rennrad Hotel

Gerade angekommen. Das Zimmer noch nicht bezugsfertig. Es ist ja erst 10 Uhr. Die Anreise war kurz. Also schnell Rad zusammenbauen, rein in die Radpanier und auf geht’s. Die erste Erkundungstour wartet. 4-Seen-Runde. Fuschlsee, Wolfgangsee, Mondsee und Attersee. Dazwischen Stopp beim Zauner in Bad Ischl. Nach nicht einmal zwei Kilometern ertönt ein leises, aber recht deutliches „Du bist zu schnell!“ La ketterechts macht von Anfang an klar, warum wir hier im Rennrad Hotel Mohrenwirt am Fuschlsee sind. Rennrad Urlaub. Mit Betonung auf Urlaub. Wir wollen Urlaub machen. Sie will Urlaub machen. Nach den Tagen am Monte Grappa wohlverdient.

Rennrad Hotel

Mondsee Runde

Seen und gesehen werden. Das Salzkammergut.

Der Mohrenwirt. Ein Rennrad Hotel mitten im Salzkammergut am Fuschlsee. Eine Gegend, die wegen ihrer glasklaren Seen bekannt und beliebt ist. Ich kenne das Gebiet. Von früher. Bin hier sehr viel gefahren. Durchgefahren. Jetzt darf ich bleiben. Meine Zelte sind aufgeschlagen. Ganze drei Tage nehmen wir uns Zeit für die Seen und zum Gesehenwerden.

Beim Einchecken gibt es gleich eine Überraschung. Einen Sack voller Goodies. Zwei Trinkflaschen, vier ultraBar Riegel, zwei 25g Packungen Pure Magnesium Kapseln und ultrasun Sonnenschutz in Hülle und Tube. Ganze drei pro Nase und Gesicht. Mit LSF 20, 30 und 50. Dazu noch vier Apres Ride Snack Gutscheine, die Berechtigung zur Nutzung des hoteleigenen Privatstrandes am See und zwei Handybags mit Zipp-Verschluss. Ganz schön ordentlich ins Zeug gelegt. Das Team um Mastermind Jakob Schmidlechner weiß um die Notwendigkeiten des Rennradfahrers.

Rennrad Hotel

Mondsee

Rennrad Hotel Mohrenwirt. Mehr als nur Mallorca Standard.

Ich merke nicht nur am Ambiente, dass der Mohrenwirt sich das Prädikat Rennrad Hotel nicht nur einfach so auf die Fahne und auf alle Werbemittel geheftet hat. Hier wird diese Vision gelebt. Die Mitarbeiter tragen Mohrenwirt Shirts made by Castelli. In der Lobby gibt es einen kleinen Shop mit Radbekleidung, Brillen, Schuhen und anderen lebensnotwendigen Utensilien. Falls wer was vergessen haben sollte. Sonnencreme gibt es gratis an der Rezeption. Die Zimmer selber sind mit sympatischen crazy head Helm Garderoben ausgestattet. Ein großer videoüberwachter Radkeller inklusive Werkstatt bietet Platz für die eigenen Räder, aber auch für die hoteleigenen Canyon Endurande CF SL 9.0  Disc Mieträder mit Shimano Ultegra. Hier kann bei Bedarf auch selbst am Rad herumgebastelt werden. Tourenvorschläge gibt es überall. Auf der Website mit GPS-Track zum download und etwas altmodisch in einem Ordner an der Rezeption. Alles in allem mehr als nur gewohnter Mallorca Standard.

Postalm, Gaisberg, Rossfeld. Bergtraining vor der Haustür.

Die Region hat neben den vielen Seen auch ein paar interessante Anstiege zu bieten. Highlight mit Sicherheit die Postalm. Von Norden (Weißenbach bei Strobl) oder von Süden (Voglau) mit jeweils knapp 750 Höhenmetern. Der Gaisberg bei Salzburg oder auch die Rossfeld Panoramastraße bei Hallein haben es in sich und sollten nicht fehlen. Für Gäste des Rennrad Hotel Mohrenwirt gibt es ein besonderes Zuckerl. Mit Chef Jakob Schmidlechner geht’s Mittwoch’s auf den Salzburgring. Bei freier Fahrt auf 4,1 km kann man es ordentlich krachen lassen. Muss man nicht. Sollte man aber. Unbedingt.

rush hour at Salzburgring from CristianGemmato on Vimeo.

Ansonsten trifft man den Chef immer wieder. Im Hotel ist er sowieso gegenwärtig. Wenn nicht, fährt er selber Rad (Mondseerunde mit Gästen), läuft oder krault er zu „seiner“ gelben Boje, 500 Meter vom Ufer des Fuschlsees entfernt.

Das Alternativprogramm zum Rennradfahren ist im Hotel Mohrenwirt umfangreich und vielfälltig. Sollte jemand nicht genug bekommen, was ich mir nicht vorstellen kann. Denn Fuschler Tage sind lang. Sehr lang. Schwimmen im See oder in beheizten und reservierten 25m Bahnen im Fuschlbad , Laufen, Stand Up Paddeln, Sauna, Dampfbad, Massagen, Fitnesscenter im Fuschlbad, hoteleigene Grillhütte, Shoppen in der Stadt Salzburg. Viel mehr, als das Sportlerherz begehren kann.

Energiespeicher sollen nicht sinnlos voll werden.

Die gute Küchte kümmert sich darum, dass Engergiespeicher nicht sinnlos voll werden oder leer bleiben. Das Frühstücksbuffet lässt keine gesunden Kalorienwünsche offen. Vom klassischen Buttersemmerl bis hin zum glutenfreien Hirse- und Buchweizenbrei. Am Abend steht bei Halbpension ein 5-Gang-Menü zur Auswahl. Extrawünsche für Allergiker, Vegetarier und Veganer werden gerne berücksichtigt. Das „Schnapserl“ danach wird zur Feuerprobe für Entscheidungsschwache. Mehr als 10 Klare können einen schon verwirren.

Es gibt viele Rennrad Hotels. Und es gbt einen Mohrenwirt. Es ist die Kombination Seen, Wasser, Landschaft, Berge und der Kitsch des Salzkammerguts. Lycra trifft Tracht. Wenn ich eine Note vergeben würde, dann ein Salzkammersehrgut.

Mit ketterechts zum Eddy Merckx Classic Radmarathon.

Fuschl am See ist auch heuer wieder Austragungsort des Eddy Merckx Classic Radmarathons. Dieser „Saisonabschluss“, es folgt ja noch der King of the Lake, findet am 10. September 2017 bereits zum 11. Mal statt. Mit drei atemberaubenden Strecken rund um die Salzburger und Oberösterreichischen Seen. Kurze Strecke: 63km und 918HM. Mittlere Strecke: 106km und 1593HM. Lange Strecke: 169km und 2609HM.

Rennrad Hotel

Eddy Merckx Classic Radmarathon Strecken

Wer am Rennren teilnehmen möchte, oder einfach nur mitfahren will, um die Gegend zu genießen, dem lege ich folgendes exklusives ketterehts-Paket und meinen Windschatten ans Herz. Egal ob Einsteiger oder jene, die in der mittleren oder langen Strecke eine neue Herausforderung suchen.

_3 Tage, 2 Nächte im Hotel Mohrenwirt am Fuschlsee
_hochwertiges Willkommensgeschenk im Wert von über € 100,-
_ketterechts #feschgeil Gutschein (2 x € 10,-) einzulosen vor Ort für den Kauf einer Radhose und/oder eines Radtirkots (1 Gutschein pro Teil)
_Energiepaket
_Halbpension im besten Rennradhotel der Region (5 Gang Menü am Abend, reichheilitges Frühstücksbuffet)
_After Bike Snack
_Gratis Entritt im Fuschlseebad oder Mohrenwirt Privatstrand
_Late check out am Sonntag
_kostenloser Rennrad check (ohne Ersatzteile)
_Startgebühr inklusive
_ketterechts Betreuung vor Ort und beim Radmarathon (ketterechts-Windschatten!)
_gemeinsames Einrollen (lockere Runde am Freitag und Teil-Streckenbesichtigung am Samstag)

 

Buchung direkt im Hotel Mohrenwirt (www.mohrenwirt.at, office@mohrenwirt.at) mit Kennwort „ketterechts“. Preis ab € 270,- je nach Zimmerkategorie

Wir sehen uns beim Mohrenwirt in Fuschl am See.

ktrchts

Monte Grappa – Liebe auf dem ersten Tritt

Monte Grappa

Bergstraßen haben für mich eine magische Anziehungskraft. Jede Kehre ist dabei ein Puzzleteil auf dem Weg nach oben. Jeder Schweißtropfen die Maut, die man dafür bezahlt, diese imposanten Naturdenkmäler mit dem Rennrad befahren zu dürfen. Keine Ahnung wie viele dieser menschlichen Meisterwerke ich schon gefahren bin. Der Monte Grappa reiht sich mit Sicherheit weit oben auf der Liste der besonderen Gipfel ein. Dieser Berg hat eine bewegte Vergangenheit und deshalb eine ganz besondere Energie. Es ist ein Privileg hier rauffahren zu dürfen. Über 22.000 gefallene Soldaten im 1. Weltkrieg haben den Grundstein dafür gelegt.

Zwischen Brenta und Piave. Ein Stück Geschichte.

Die 1.775 Meter hohe „Cima Grappa“ ist der höchste Punkt des Bergmassivs zwischen der Brenta im Westen und dem Piave im Osten. Beide Flüsse waren im 1. Weltkrieg Schauplatz brutaler Schlachten und Kämpfe. Der Berg sowieso. Umringt ist der Berg von vielen kleinen Ortschaften. Die bekanntesten am Fuße sind die Städte Bassano del Grappa im Westen, Feltre im Norden, Valdobiaddene, die Hauptstadt des Prosecco im Osten und Asolo gegen Süden. Hier endete 2016 die 11. Etappe des Giro d’Italia.

Was den Berg und die Gegend für Rennradfahrer so reizvoll macht, sind die 10+1 Anstiege hinauf zur Cima Grappa, der „Altipiano di Asiago“ gleich nebenan und der Monte Cesan in Reichweite. Auch der Passo San Boldo, die Foresta del Cansiglio, der bei Einheimischen sehr beliebte Anstieg San Lorenzo bei Vittorio Veneto sowie der Montello können in diverse Tagestouren eingebaut werden. Die ersten drei Anstiege waren heuer Schauplatz der Granfondo Pinarello.

Monte Grappa – der Berg der tausend Kehren.

Teile meiner Rennradbekleidung lasse ich „made in Italy“ in der Gegend produzieren. Meine Dienstreise zur Vorbereitung auf die Kollektion 2018 habe ich natürlich genutzt, die Gegend in Begleitung auf Rennradtauglichkeit zu testen. Denn nur vom Hören und Sagen gewinnt man keine wichtigen Erkenntnisse. Die 5 Tage Veneto brachten mir neben vielen Eindrücken vor allem müde Beine und extrem geile 400 km mit 9.500 Höhenmeter. Nicht schlecht für eine Dienstreise.

Als „Basislager“ eignen sich fast alle Orte rund um den Monte Grappe. Am interessantesten ist sicher die Stadt Bassano. Hier pulsiert das Leben und die Kulinarik lässt keine Wünsche offen. Der obligate Aperol Spritz in einer der viele Bars genießt man besten zu zweit. Bassano del Grappa ist auch deshalb als Standort gut gewählt, weil hier gleich zwei der 10+1 Auffahrten zur Cima Grappa in unmittelbarer Nähe beginnen. Ich selber war in Semonzo (Borso del Grappa) im Hotel Antica Abbazia untergebracht. Sehr gutes Essen mit regionalen Produkten (Frühstück und à la carte Abendessen), schicke auf rustikal eingerichtete Zimmer und kaum 500 Meter bis zur SP140 „Strada Generale Giardino“ entfernt.

Laute Italiener sind kein geeignetes Schlafmittel.

Einziger Wermutstropfen waren die Fenster auf die Restaurantterasse. Bis spät in die Nacht hinein tratschende Italiener sind kein geeignetes Schlafmittel. Auch weil sie sich minutelang mit „Ciao“ hin und „Ciao“ her verabschieden müssen oder wollen. Mit offenem Fenster kaum zu ertragen. Mit geschlossenem Fenster und Klima schon. Aber nicht gesund. Eine Live Band unter der Nase trägt leider auch nicht zum Schönheitsschlaf bei. Dorn im Auge oder besser gesagt Stein im Reifen war zudem der große nicht asphaltierte Parkplatz am Weg ins Hotel. 15 – 20 Meter des Grauens. Für Mountainbikes ein Traum. Für empfindliche 23mm Drahtreifen ganz das Gegenteil.

Ein perfekter Capuccino am Morgen, hausgemachte „dolci“ und ein geschmacksintensiver prosciutto sowie der „frittura“ am Abend haben diese kleinen Minuspunkt in Summe aber aufgewogen. Ich war ja schließlich nicht zum Schlafen da, sonden zum Arbeiten und zum Rennrad fahren.

Und täglich fährt das Murmeltier. Auf und ab.

Effizienz ist dann gegeben, wenn man neben der Pflicht noch Zeit für die Kür hat. Mit mehreren akribisch geplanten Tracks im Garmin bin ich angereist. Mit noch mehr Tracks dann abgereist. Es war nicht einfach nach Plan zu fahren. Überall lauerten interessante Straßen und anspruchsvolle Anstiege. Ein „fuori rotta“ war auf meinem Garmin Display gegenwärtig. Ich folgte mehr dem Instinkt als der Landkarte. Letzendlich waren es viele Giro d’Italia erprobte Leckerbissen. Wie beispielswiese die Auffahrt von Marostica nach San Luca, die „Via Foresto Nuovo“ hinauf ins Stadtzentrum von Asolo oder die „Forcella Mostaccin“ bei Maser. Allesamt sehenswerte Teilstücke, die sich leicht zu einer „Akklimatisierungstour“ zusammenstellen lassen. Der Monte Grappa läuft ja nicht davon.

Monte Grappa

Gute Technik und gute Beine

Das Erkunden der Gegend wäre ein 24h Job. Unbezahlbar was die Möglichkeiten und Eindrücke betrifft.

Wo ein Wille auch ein Weg. Oder 10+1 Auffahten.

Egal wie schön die Proseccogegend ist und war. Hauptziel musste die Cima Grappa sein. Kein einfaches Unterfangen bei ganzen 10+1 Monte Grappa Auffahrten. Wir haben uns zuerst für die „leichtere“, dafür längste entschieden. 27 km von Romano d’Ezzelino hinauf. Im Schnitt 6% steil mit maximal 10%. Gute 1.500 Höhenmeter am Stück. Schaffbar und machbar für jede/n. Neun Uhr war eine gute Zeit zu starten. Wenig Verkehr und Temperaturen, die unten heiß und oben angenhem waren. Für Sonja war es ein Highlight, erstmals so viele Kilometer und Höhenmeter am Stück bergauf zu fahren. Ein Highlight auch die 28 Kehren bergab Richtung Semonzo.

Monte Grappa

Kurz vor der Abzweigung nach Feltre

Noch am selben Tag, unmittelbar danach, habe ich noch eine Auffahrt draufgesetzt. Monte Grappa schmeckt am besten „doppio“. 20 km, die selben 28 Kerhen von Semonzo hinauf. Im Schnitt 8% mit maximal 14%. Weitere 1.500 Höhenmeter. Zwischen Kehre 20 und 21 war’s ganz schön hart. Zum Glück war vorsichtshalber das 29er Ritzel mit auf Dienstreise. Auch ab Kehre 25 habe ich die bis dahin knapp 2.800 Hm auf 62 km gespührt. Die Bardame im Rifugio Bassano war überrascht, mich ein zweites Mal hier oben zu sehen. „Ancora lei?“ Insgesamt 3.080 HM auf 82 km. Mit mehr als 100 Kehren. bergauf und bergab. Ein sehr gutes Training in Hinblick auf den Ötztaler Radmarathon 2017. Eine Zerreißprobe für mein Steuerlager.

„Il salto della capra“ – der Mortirolo Venetiens.

Mein Hersteller hat mich heiß gemacht. Er meinte ich soll den „Salto della Capra“ fahren. Das sei der giftigste aller Anstiege. Und was habe ich dann gemacht? Genau. Nach der Paar-Tour über Marostica, San Luca, Richtung Conco über Fontanelle, Tortima und Bassano am vierten Tag eben dieses Highlight gesucht und gefunden. Steil, geil und wieder steil. Die 22 km von Fietta zur Cima Grappa haben es in sich. 10% im Schnitt empor mit maximal 20%. Teilweise sogar darüber. Mein Garmin zeigte nicht selten 26, 28 aber auch 32% an. In den oberen Kehren innen. Kaum zu glauben, dass hier früher die Granfondo Pinarello heraufgefahren ist. Teilweise hat das mit Rennradfahren nichts gemeinsam. Erinnerungen an den Monte Zoncolan wurden wahr.

Am Ende der Leiden beim Anblick der Ziege hoch oben als Mahnmal hat man dann die Wahl zur Qual. Entweder weiter zur Cima Grappa oder hinunter zum Monte Tomba. Zu empfehlen ist das Weitefahren zur Cima Grappa am Hochplateau vorbei an einigen bewirtschafteten Almen.

Brevetto Monte Grappa – nur die fleißigen kommen in den Himmel.

Die Italiener lieben die Dramen. Nur so ist zu verstehen, dass sie den „brevetto grappa“ ins Leben gerufen habe. So wie in Österreich die verschiedenen Wandernadeln, kann man sich rund um den Monte Grappe altertümliche Lorbeeren in Form von Stempeln holen. Für die 10+1 Anstiege. Mit meinen drei hätte ich schon das „bronzene“ Abzeichen bekommen. Hätte ich. Habe ich aber nicht.

Die Monte Grappa Auffahrten im Detail:

Auffahrt Länge durchschn. Steigung max. Steigung Startpunkt
1 27 km 6% 10% Romano d’Ezzelino
2 20 km 8% 14% Semonzo del Grappa
3 22 km 10% 20% Fietta
4 20 km 8% 14% Passengo
5 23 km 10% 16% Cervaso del Tomba
6 25 km 7% 15% Pederobba
7 24 km 10% 14% Alano di Piave
8 25 km 7% 20% Seren
9 28 km 6% 12% Cuapo
10 26 km 8% 20% Cismon del Grappa
10+1 10 km 11,2% 20% Crespano del Grappa

Highlight dieser vielen Anstiege ist auch eine Nachtauffahrt, die ich um ein paar Tage verpasst habe (22. Juli 2017). Die Lichter der Teilnehmer waren bis weit in die Ebene hinein zu erkennen. Sicher ein imposantes Schauspiel. Die Italiener lieben Dramen.

Der letzte Berg – aber nicht der Allerletzte.

Der Monte Grappa ist nach Süden hin der letzte Berg. Für viele aber nicht der Allerletzte. Wer sich einmal nach oben geschwitzt hat, der wird es wieder und wieder tun. Es ist diese Anziehungskraft, diese Besonderheit. Bei schönem Wetter ist sogar der Blick weit bis in die Lagune von Venedig möglich. Hat man mir gesagt. Ich wollte am letzten Tag noch eine „Early Bird“ Auffahrt wagen. Die Reste eines nächtlichen Gewitters haben mir aber einen Strich durch die Rechnung gezogen. Schade. Ich komme aber bestimmt wieder. Spätestens im Mai 2018. Und ich nehme jeden mit, der mitkommen will. Termine demnächst auf ketterechts Website unter Rennradreisen.

Hier die Tracks von strava:

Forcella Mostaccin inkl. relive Video Tag 1
Crosara di Marostica „steil“ inkl. relive Video Tag 2
Doppio Grappa inkl. relive Video Tag 3
Crosara di Marostica über San Luca inkl. relive Video Tag 4
„Salto della Capra“ inkl. relive Video Tag 4
Bonustrack Cortina – Passo di Giau inkl. relive Video Tag 5

ktrchts

PS: Die Firmen „Selle Italia„, „Spezzotto„, „Pinarello„, „Dainese“ sind auch aus der Gegend. Kreditkarte nicht vergessen.

Granfondo Pinarello – der Mythos ist endlich besiegt.

Pinarello

„Gianni!! „Franco?“ „Andrea!“ „Dove sei Gianni!“ „Qui Franco?“ „Valentina?“ Wenige Minuten nach dem Start bekomme ich neben dem Surren carbonfasergetränkter Laufräder eine Auswahl bekannter italienischer, vorwiegend männlicher Vornamen zu Gehör. Dass Italiener am liebsten in Rudeln auftreten ist ja bekannt. Bei knapp 4.000 Startern der Granfondo Pinarello müssen sich diese Rudeln erst bilden. Genau diese Rudelbildungen prägen die ersten Kilometer stadtauswärts Richtung Spresiano. Die Piazza del Grano platzt aus allen Nähten. Der Startschuss ist längst gefallen. Noch stehe ich mit beiden Beinen am Boden. irgendwo weit hinten. Treviso erwacht gerade aus der lethargischen Nachtruhe auf. Der Mythos Pinarello schlägt ein neues Kapital auf. „LaPinarello“, vom Veranstalter auch liebevoll „LaPina“ genannt, geht mit mir in die 21ste Auflage.

Ausflug zur Mutter aller Radmarathons.

An der Anreise und der Akklimatisierung ist wenig auszusetzen. Treviso ist für Italokundige leicht zu finden. Das Hotel mit Navi auch. Autosuggestives Parkplatz finden funtkioniert in Italien nicht immer. Wenn man daran glaubt, schon. Die Kurzparkzonen sind leistbar, auch wenn man beim Ticketing der Sprache mächtig sein sollte. In Treviso muss man zuerst die Nummer des gewählten Parkplatzes in den Automaten eintippen. Erst dann gibt es ein Ticket fürs Geld. Und man muss unterscheiden. Kurzparkzone oder Kurz-Kurzparkzone. Letzere erlaubt nur 20 Minuten. Ein Mal pro Halbtag. Capito?

Den Stadtkern – umgeben von einer imposanten Stadtmauer, erlebt man am besten per pedes. Von der Mitte aus sind es 10 bis maximal 15 Minuten in alle Richtungen, bis man dort anstößt. Die Orientierung ist nicht schwer. Einmal die Stadtmauer erreicht, einfach links, rechts oder retour. Man kommt schnell wieder dorthin, wo man schon einmal gewesen ist. Die Fläche, sich zu verlieren ist minimal. Und sollte man den Weg zurück doch nicht mehr finden, erleichtern die vielen Eissalons und Bars das Traurigsein. „Patatine“, die man zum Prosecco, dem Wein oder dem Apreol Spritz serviert bekommt auch. Veganer und Bioaner werden die Stadt auch lieben. Selten so viel Biogenes gesehen. Mein Tipp „soffioni„. Der Thunfischburger Bio 9, ein Traum.

Granfondo Pinarello – la „famiglia“ feiert sich selbst.

Freitag, 14. Juli 2017. Piazza del Grano, Borgo Mazzini. Dort, wo die Hölle los sein sollte, ist noch gähnende Leere. Ein großes weißes Zelt ist gegen zwei Uhr Nachmittags das höchste der Gefühle. Hier soll es ab fünf Uhr eine Expo geben? Ok. Italiener sind wohl die Meister der Improvisation. Ich besuche also den Pinarello Shop nebenan. Ja. Den Pinarello Shop in Treviso. Dieser ist so klein, dass ich zwischen der Castelli Wäsche mit Sky branding fast ersticke. Daneben ein paar Zubehörteile und jede Menge selbstinzenierender Fotos. Der zweite Raum ist auch nicht größer. Dafür bunter. Zeit für Radklamotten habe ich keine. Warum denn auch.

Ich erblicke die Hintertür. Diese führt in einen weiteren Pinarello Shop. Ein Outlet. Was ich dort finde ist auch nicht mehr als reduzierte Ware in den Größen 2XXL aufwärts. Was die letzten Jahre an eigener Panier nicht verkauft werden konnte, ist hier gelandet. Alle farblichen Anti-Trends quasi. War’s das? Ja. Für mich. Die Werkstatt nebenan hatte ich nicht auf der Rechnung und somit auch nicht im Visier. Die neusten Pinarello Modelle (F10, F10 Disk …) verpasst. Selber Schuld. Ganz Schlecht vorbereitet. Negativ. Setzen.

Wer italienisch denkt, findet sich im Chaos zurecht.

Mehrere caffè vergnano und Aperols später ist die Expo pünktlich um 1700 aufgebaut. Auch die Startnummern sind erhältlich. Es herrscht wie gewohnt ein geordnetes Chaos. Wer italienisch denken kann, findet sich hier zurecht. Auf einer riesen Tafel gibt es die zugewiesene Startnummer, mit dieser dann den richtigen Schalter. Nach sieben Unterschriften und einer einwandfreien, wenn auch dominanten Erklärung, dass ich das ärztliche Attest bereits wie in der Ausschreibung gewollt, per Email verschickt habe und die Tageslizenz mit dem Startgeld von € 72,- auch schon überwiesen habe, bekome ich das Starterpaket, die Startnummer und die Tageslizenz. Auf dem Kuvert mit dem Startnummer steht in großen Lettern: „Ärztliches Attest OK. Tageslinzenz bezahlt“. Die € 10,- Miete für den Chip sind an einem weiteren Schalter mit kurzer Wartezeit zu verschmerzen.

Mit Mortadella, Ricola Kräuterzückerln. luftdicht verpacktem Käse, einer Schnitzelpanier, Bavaria Bier und einer Enervit Flasche sowie einem Pastaguschein erkunde ich die Expo. Giordana, Pinarello mit mageren 3 Rädern, Rudis Porject Brillen und Helme, Shimano Servicestation, Enervit, Ricola und Selle Italia sind da. Und ich gleich wieder weg.

Nerven aus Stahl. Das zeichnet Rennradfahrer aus.

Sonntag, 16. Juli 2017. Bereits um 0645 stehe ich an vorderster Front in der Startreihe. „Griglia nera“, also die Nummern 2990 bis 4000. Das ist die Zweitletzte. Eine Stunde bis zum Start. Es ist nicht zu kalt. Zum Glück. Es dauert nicht lange und hinter mir füllt sich Borgo Mazzini. Über den Lautsprechern ertönen pathetische Parolen. Danke, super, gemeinsam, traumhaft … das Glück muss ein Rennradfahrer sein. Zumindest meint das der Sprecher.

Die Zeit vergeht. Meine Aufmerksamkeit  gehört meinem hinteren Laufrad. Gestern gegen 2300 Uhr habe ich im Hotel noch den Schlauchreifen gewechselt. Zu riskant war es mir geworden. Aus zwei kleinen Löchern am neuen Vittoria Graphene zischte immer wieder Luf raus. Der Reifen war schnell von 10 auf sechs Bar. reduziert. Der alte Vittoria Corsa Evo CX bekam eine neue Chance. Graphene mit Effetto Mariposa Carogna Klebeband problemlos entfernt, Vittoria Magic Mastik drauf und dann das rettende Runde. Sieben Stunden Klebezeit sollten reichen. Nerven aus Stahl muss man haben. Kurz vor dem Start war das hintere Laufrad immer noch dickfest.

Es kann losgehen. Zuerst überhaupt nicht. Dann stockend bis schiebend. Zwei Mal ums Eck. Erst nach ca. 10 Minuten die erlösende Zeitmatte. Pronti, via.

Die Goldene Ananas ist ganz schön gefährlich.

Die ersten 30 km kerzengerade und ohne nennenswerter Höhenmeter. Das Tempo gleich hoch. Sehr hoch. Die Goldene Ananas wird hier schon vergeben. Als ginge es darum für Peter Sagen den Sprint anzuziehen, fliegen bunte Radtrikots links und rechts an mir vorbei. Die auffälligsten konnte ich mir merken und am ersten Berg wieder überholen. Dass so eine sinnlose Bolzerei nicht notwendig ist, zeigen die vielen RennradfahrerInnen, die ich auf diesem Teil der Strecke bereits kreuz und quer über die breite Straße liegen sehe.

Das Rennen nicht einmal 30 Minuten alt. Eine Dame mit ihrem pinkfarbenen Pinarello Dogma und pinkfarbenen Trikot liegt am Bauch mit dem Kopf nach unten regunslos am Asphalt. Spätestens jetzt schalte ich von Rennmodus auf Sonntagsausflugmodus um. 4000 rennhungrige (kurze und lange Strecke starten gemeinsam) Fahrer sind auf so einer Straße mit Gegenverkehr (so mancher ließ sich nicht aufhalten trotzdem gegen die Rennrichtung zu fahren), Verkehrsinseln und Längsrillen ein paar zu viele. Eine selektierende Steigung ganz zu Beginn findet man hier nicht.

Prosecco und Schweiß. So schön kann Dolce Vita sein.

Bei km 40 trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Kurz davor war noch an ein paar kleinen Hügerln Stau. Wie auf der Wiener Südosttangente. Mit Fahrern, die von ihren Rennrädern gefallen sind, weil ein 50 Kettenblatt aufwärts doch zu stark ist, oder ein plötzliches Schalten von 50/28 auf 34/28 die Kette abwirft. Danach plötzlich Einzelzeitfahren Richtng Caneva zum ersten Berg. Die Strecke ein ständiges Zick-Zack auf Straßen, die ich lieber mit dem Crosser fahren würde. Mit giftigen kurzen Anstiegen vorbei an Betonwerken. Proseccoland, wo bist du?

Der Schock ob der unidyllischen Landschaft vergeht schnell am Anstieg hinauf zur „Foresta del Cansiglio“. Knapp 13 km bergauf. Mit ständigem Blick Richtung Adriatischem Meer und der Bucht von Venedig. Die Steigung moderat. Kehre für Kehre geht es nach oben. Ich passiere links und rechts die gut erkennbaren Pinarello Händler mit ihren speziallackierten Dogmas F10 (#GFP17) und den einheitlichen Trikots. Aus aller Welt sind sie gekommen. Mehr als 300 Räder hat Pinarello dafür springen lassen. Aus Insiderkreisen weiß ich, dass diese Räder dann mit den Händlern die Rückreise antreten dürfen.

Italiener nutzen gerne den Windschatten. Auch meinen.

Ich muss hier einen starken Eindruck hinterlassen. Denn immer mehr Windschattenfahrer finden Gefallen an meinem Hinterrad. Und das bergauf. So ziehe ich eine fette Meute hinauf auf den Berg, der mit der zweiten von vielen Labstationen auf knapp über 1000m Seehöhe endet. Sogar ein japanischer Pinarello Händler gesellt sich zu mir. Begleitet von einem Fotografen am Motorrad. Er fotografiert ihn. Und mich. Jetzt warte ich darauf, in Japan eine Star Karrier starten zu können.

Die lange Abfahrt hinunter nach Vittorio Veneto nichts für schwache Nerven. Dieser Teil der Strecke ist nicht gesperrt. Mitten im Wochenend-Ausflugs-Verkehr geht es halsbrecherisch nach unten. Teilweise ist ein Überholen von Autos nicht möglich. Gegenverkehr sei Dank. Ich riskiere nichts und genieße trevigianische Abgase. In Vittorio Veneto selber muß ich dann sogar an einer roten Ampel stehen bleiben. Auf Anweisung eines Stadpolizisten. Streng nach Vorschrift. Erst bei grün darf ich weiter zum nächsten Hügel. Drei km über San Lorenzo mit dem selben Spiel. Italiener nutzen gerne den Windschatten. Auch meinen.

Giro Feeling – mit viel Phantasie.

Muro Cà del Poggio. Spezielwertung. Das Rennen im Rennen. 0,8 km mit einem Schnitt von 17%. Ein Kreisverkehr, erste Ausfahrt rechts und plötzlich ein riesiger Garmin Bogen. Dahinter eine Mauer. Was die Veranstalter als Highlight verkaufen wollen, ist in Wirklichkeit das, was ich jedes Wochenende habe, wenn ich in Eisenstadt die Gloriettallee hinauffahre. Mit mehr Publikum mehr Fotografen und mit Nibali Aufschriften am Boden. Nichts besonders, aber ok. Marketing ist alles und alles ist nichts ohne Marketing. Also ich oben ankomme, war der Sprecher samt DJ schon beim einpacken. Letzte Klänge und ein „Grazie, ci vediamo in Piazza del Grano“ habe ich noch mitgehört. 13 km/h im Schnitt war meine performance hier herauf. Der Schnellste ist mit einem Schnitt von knapp 20 km/h heraufgeflogen. Die Italiener hätten doch dessen Windschatten nutzen sollen.

Zur Feier des Tages gönne ich mir 0,5 Liter Pepsi cola und ein Glas mit aufgelöstem Salz. Noch knapp über 40 km bis ins Ziel.

Heimwärts mit dem Russen-Express.

Die letzten Kilometer nochmals ein Einzelzeitfahren. Allein auf weiter Flur hauche ich mir die Landschaft und so manche ungesicherte Kreuzung ein. Bis zur letzten Steigung. Hier schließe ich auf 3 Russen auf, die ich schon mehrmals, immer wieder vor und hinter mir hatte. Einer von denen macht einen sehr starken Eindruck. Holte für die anderen zwei immer wieder Wasser und motivierte sie. Der Edelhelfer, den ich nie hatte.

Auf das Bier an der letzten Labestation verzichte ich. Statt dessen überhole ich erneut die Russen am Berg und setze mich in der Abfahrt allein Richtung Treviso ab. Zurück auf der langen Geraden stadteinwärts, gebe ich diesen Plan aber auf. Die Gruppe vor mir ist so nicht einzuholen und der Feind längst schon im Nacken. Bei der 15 km Marke resigniere ich. Nehme Tempo raus und warte auf den heranrasenden Russen Express. Jetzt geht so richtig die Post ab. Jenseits der 40 km/h nähern wir uns Treviso. Rote Ampeln können uns nicht stoppen. Auch die Gruppe vor uns muß dran glauben. Zwei km vor dem Ziel. ist sie gestellt.

Dank russischer Wattleistung bin ich nach 4h57min Fahrzeit auf 144 km und 2.300 Höhenmetern gesund im Ziel. Mit der Bruttozeit von 5h07min lande ich auf Platz 438 von über 1.400 Gesamtstarter „percorso lungo“ und auf Platz 88 in der Kategroie M4. Nicht schlecht für einen Sonntagsausflug. Ach ja: Bei der Granfondo Pinarello zählt die Bruttozeit für die Gesamtwertung und die Nettozeit (realtime) für die Kategoriewertung. Warum auch immer.

Insegamt 10 Leute mussten am Sonntag in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert werden. Und auch Raddiebe haben in Treviso ihr Unwensen getrieben. Berichte von Diebstählen aus geparkten Autos und vom Zielgelände machen in den sozialen Netzwerken die Runde. Leider.

Ende gut. Treviso gut.

Ich hatte hohe Erwartungen. Nicht an mich. An die Veranstaltung selber. Und ich weiß nicht so recht, ob diese erfüllt worden sind. Ein wenig mager war die Stimmung in der Stadt. Auch das Gesellige im Zielbereich hat mir gefehlt. Und Pinarello hat nur gekleckert. Nicht einmal eine Pinarello Trinkflasche gehört jetzt mir. Fahre ich halt mit der Colnage Flasche. Granfondo Colnago oder Granfondo Pinarallo? Urteilt selber.

Auf alle Fälle sind das Essen in Treviso und Desenzano del Garda am selben Niveau. Wenn man Insidertipps hat. Wie zum Beispiel die pizzeria e ristorante „Frank Bracca“ in Nervesa della Battaglia. Und das ist ja das Wichtigste, wenn man in Italien eine Granfondo fahren möchte. Neben gutem caffè darf das nicht fehlen Der Rest ist Draufgabe.

ktrchts

PS 1: Für alle strava Fans hier der track.

Paketzustellung mit der Post – von Fiasko zu Fiasko

Paketzustellung mit der Post

„Wenn’s einmal wichtig ist, dann Paketzustellung mit der Post.“ Klingt gut, ist es aber nicht. Bereits zum dritten Mal muss ich akzeptieren, dass die Österreichische Post, nicht das halten kann, was ihr Werbespruch in großen Lettern verspricht. Eine von mir am 20.6.2017 in Wien aufgegebene Sendung ist am 7.7.2017 am Bestimmungsort in Friedrichshafen und somit beim Empfänger nicht angekommen. Ganze vier Wochen, 28. Tage. Beinahe dieselbe Strecke bin ich letztes Jahr mit dem Rennrad in 8 Tagen gefahren. Sogar mit Umwegen.

Liebe Post. Du bist einfach zu märchenhaft.

Online Handel haben sie gesagt. Gut, habe ich geantwortet. Dann schauen wir, dass ich meine ketterechts Radbekleidung mit Online Handel verfügbar mache. Für sie, für ihn und für beide. Einen Shop kann und will ich mir nicht leisten. Geiles Design, sehr gute Sitz- und Passform und leistbar im Preis. Dazu noch schnell versandt. Meine Bedingungen an mich selbst. Erstere erfülle ich – das sagen mir zumindest die Feedbacks die ich bekommen Das mit dem schnellen Versand ist so eine Sache. Denn die Post ist einfach zu märchenhaft. Es ist immer eine Lotterie und ein Zitterspiel, ob die bestellten Waren auch dort ankommen, wo sie ankommen sollten. Zwischen Österreich und Deutschland sind schon ein paar Sidi Schuhe, ein Garmin Edge 1000, und insgesamt fünf Trikots spurlos verschwunden. Gar nicht nach meinem Geschmack.

Paketzustellung mit der Post. Eine Ausrede jagt die andere.

Zurück zum letzten Paket. Wert € 350,- exkl. Versand. Logischerweise meldet sich der Empfänger und fragt nach. Mit versichertem Paket ist ein Tracking kein Problem. Paket ist am 23.6.17 in Friedrichshafen angekommen.

Paketzustellung mit der Post

Tracking

Leider nicht beim Empfänger. Ganze 11 Tage verweilt das Paket in Friedrichshafen, um dann zurück nach Memmingen (Depot) retourniert zu werden. Zu diesem Zeitpunkt ist auch meine Nachfrage (Paketnachforschung) bei der Post eingegangen. Schriftlich und telefonisch. In beiden Fälle zeigt man sich bei der Post nicht gesprächsbereit. „Tut uns leid. Wir sind nicht für die Paketzustellung im Ausland zuständig“. Was? Wer dann? „Unser Partner Hermes Deutschland hat das Paket übernommen.“ Schnell ist eine Ausrede und ein Schuldiger gefunden. „Warum fragen Sie nicht bei Hermes Deutschland nach?“ „Haben wir. Wir warten aber noch auf eine Antwort.“ Eine Ausrede jagt die andere. In der Zwischenzeit ist der Empfänger – zu Recht, sauer.

Kundenorientierung? Wie schreibt man das?

„Guten Morgen Cristian Gemmato, vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir können Ihre Reaktion auch verstehen. Dennoch müssen wir Sie um Verständnis darum bitten, dass es Zeit benötigt, um eine die Nachforschung beauskunften zu können. Wir sind hier auch von der Antwort unseres Zustellpartners in Deutschland abhängig. Wir sind bemüht, die Sendung zu finden und die zuständigen Kollegen werden sich auch ehestmöglich bei Ihnen melden. Wir sind weiterhin gern für Sie da. Liebe Grüße. (FB Antwort der Post am 10.7.)

Auch per Email sind die Informationen spärlich. Mehr als Floskeln sind da nicht zu lesen. Standard Beschwerdemanagement. Effizienz sieht anders aus. Die Post braucht Zeit. Für was? Ich habe keine Zeit. Kundenorientierung sieht anders aus. Ich nehme alles selbst in die Hand. Telefoniere hin und her. Maile auf und ab. Und nutze die sozialen Medien. Und siehe da. Hermes Deutschland reagiert auf meine Twitter Postings von Freitag, 7.7. Die Email an twitter@hermesworld.com findet einen Leser. Die Antwort von socialmedia@hermesworld.com:

„Ihre Sendung wurde leider am 07.07.2017 in den Rückversand gegeben. Der Empfänger konnte an der angegebenen Adresse nicht ermittelt werden.Sie erhalten Ihre Sendung schnellstmöglich zurück.“

Wo kein Wille, auch kein Weg. So sollte die Post werben.

Zum jetzigen Zeitpunkt hat der Empfänger immer noch kein Paket und ich das Paket noch nicht retour, Hermes hat es verkackt und die Österreichische Post immer noch keine Ahnung über den Verbleib der Sendung. Wo kein Wille, auch kein Weg. Die Post sollte damit werben. Das wäre ehrlicher. Schlafen, nach Ausreden suchen und den schwarzen Peter anderen umhängen. Das kann die Österreichische Post. Traurig aber war.

Hermes Deutschland hingegen kann wohl nicht lesen. Denn warum sollte ein Paket den Empfänger nicht erreichen? Adresse überklebt? Empfänger überschrieben? Zusteller verirrt? Ich überlege echt, ob ich nicht selbst mit dem Rennrad die Sachen zustellen sollte.

ktrchts

PS: Bin schon auf die Retoure gespannt.