Für eine handvoll Likes. Die Sucht nach Anerkennung.

Die Sucht nach Likes

Rang 1031 von 82.411 gesamt weltweit. Mit 720 km in 8 Tagen. Für ein banales Stoffabzweichen, welches ich erst irgendwann im Februar bekommen werde. Teilweise bei tief winterlichen Bedingungen mit Temperaturen weit unter dem komfortablen Gefrierpunkt. Eingepackt in Gore und Daunen, vollgepflastert mit Fußwärmern und vollgestopft mit präventiven Halslutschtabletten. Stets an der Kippe zur Grippe. Mit einem Bein täglich fast im Krankenbett. Einmal senil bettflüchtig und dann wieder Nachteule. Bewegungszeit zwischen 5 Uhr Morgens bis tief in den Abend hinein. Vereiste Bartstoppeln statt goldenes Engelshaar. Die festive500 haben mir jede Restwärme aus dem Köper gezogen. Meiner Leidenschaft die Grenzen aufgezeigt und meinem sozialen Leben einen Riegel vorgeschoben. Ich bin nahe an der Sucht.

Sucht? Ich bin sicher nicht bescheuert.

Das ist keine Ausrede. Das ist Fakt. Weil es andere gibt, die noch bescheuerter sind. Nicht nur bei Strava, sondern auch in der Winterliga des Radsporttreffs. Egal was, wie lange, wie weit oder wie hoch ich spinne. Es gibt immer eine/n, die/der noch länger, noch weiter und noch höher spinnt. Letzte Woche fahre ich insgesamt 605 km und lande in der Winterliga damit nicht einmal unter die Top 3. Zum Glück reicht mein 250 km Ritt vom 23.12. noch für die längste Fahrt. Noch. Es gibt ein paar Kandidaten, die an diesem Thron schon sägen. Der 300er ist deshalb schon in meinen Gedanken. Was ist da eigentlich los?  Sagt es mir. Ich weiß es nicht. Auch finde ich keine Antwort. Je länger ich darüber nachdenke.

Was sportlich gesehen ein Vorteil sein könnte, ist psychologisch bedenkbar. Wohin geht die Reise? Wartet am Ende der gruppendynamischen Motivationsskala vielleicht doch die Sucht? Und was Süchtige zu leisten imstande sind, will ich mir gar nicht ausrechnen.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #festive500 #winterliga #derradsporttreff

PS: Gerne würde ich weiterschreiben, aber ich muss gleich wieder Radfahren gehen.

 

Meine Strategien gegen den Weihnachtsspeck.

Weihnachtskeckse

„Alle Jahre wieder.“ Die wohl berühmteste und leider hartnäckigste Floskel die es gibt. Zusammen mit „Last Christmas“ der nervigste Ohrwurm ever. Alle Jahre wieder, alle Jahre wieder. Davor. Mittendrin. Danach. Vorsatz. Völlerei. Schlechtes Gewissen. Von Größe M in wenigen Tagen zu Größe L++. Von „heuer sicher nicht“ zu „warum auch heuer wieder“. Eigentlich wäre es so einfach. Doch einfach nicht zu schaffen. Zumindest geht es mir so. Was habe ich in den letzten Jahren nicht schon alles versucht. Der Winterspeck kommt immer. Mein Wille war stark. Mein Geist schwach. Meine Arme noch schwächer und die Finger erst. Sie haben zugegriffen. Immer und immer wieder. Je versteckter die Keksdosen waren, desto ehrgeiziger wurde ich. Je enger die Hosen wurden, desto spitzfindiger wurde ich darin, mein Gewissen zu beruhigen und meinen Willen zu täuschen. Ich sündigte auf Teufel komm raus. Ich legte stets zu Weihnachten die Grundlage für meine späteren sportlichen Erfolge. Eine richtig dicke Fettschicht um die Rippen.

Winterspeck verbrennen ist gut. Vermeiden ist besser.

Das perfide an der ganzen Geschichte ist das „dürfen“. Gepaart mich dem „können.“ Es sich leisten können. Ich darf und ich kann. Schließlich bewege ich mich ja ordentlich. Und ich würde ja alles wieder verbrennen. Das Vanillekipferl, das Linzer Auge, den Panettone, den Pandoro, das Tiramisù, den Lebkuchen, den Zimstern, das Marillenlaibchen. Ja eh. Aber warum dann doch nicht? € 100 Frage. Also eine ganz einfache. Es ist der Zucker. Der viele Zucker. Der zu viele Zucker. Winterspeck ist nicht zu vermeiden. Oder?

12 Tipps gegen den lästigen Winterspeck.

Damit ich heuer während der Feiertage nicht schon wieder in die Zuckerfalle tappe, habe ich mir folgende Strategien zurechtgelegt:

  1. Ich ersetze weißen Zucker mit Kokain.
  2. Wenn die anderen essen, suche ich mir ein freies Plätzchen und schaue nur zu.
  3. Ich ziehe mir Boxhandschuhe an. Erstens passen diese nicht in jede Keksdose, zweitens ist ein Greifen nach Süßem so statistisch gesehen schwerer als ohne.
  4. Ich garniere die Keksdosen mit Salatblättern. Schaut gleich viel gesünder aus.
  5. Ich kaufe mir für die Verwandschaftsbesuche zudem noch eine Hannibal Lecter Maske. Macht gute Miene zum bösen Spiel.
  6. Ich gehe freiwillig in die Kirche. Christmette, Christtagsmesse, Frühmesse, Spätmesse, Andacht. Wo keine Versuchung, auch kein Zucker.
  7. Ich fliege vom 23.12.16. bis 8.1.17 auf den Mond. Den Crosser nehme ich natürlich mit.
  8. Ich beruhige mein Gewissen, indem ich jedes zweite Keks nur zur Hälfte esse. Die andere Hälfte spare ich mir für nach den Feiertagen auf.
  9. Ich verscherze es mir mit der gesamten Verwandtschaft indem ich hartnäckig jedes Keks demonstrativ ablehne. Ich habe dann 364 Tage Zeit, um diese Gräben zu kitten.
  10. Ich klebe die Kekse auf das Oberrohr meines Rennrades. Der Gedanke, dass das Power Bar Stücke wären, hält mich davon ab hinzugreifen.
  11. Ich ziehe mir ein Trikot in Größe XS oder S an. Die vorgetäuschte Spannung rettet mich vor Ungemach.
  12. Ich gehe einfach noch mehr Radfahren.

In diesem Sinne. Schöne Feiertage. Wenig Zucker und viel Bewegung. Wir sehen uns bei den #festive500 im ketterechts Strava-Club.

Cristian Gemmato
#ketterechts #festive500

Rennradfahren und Beziehung – do’s and dont’s.

Rennradfahren und Beziehung. Geht das? Natürlich geht das. Am besten, wenn er und sie (sie und sie, er und er, …) dieselbe Leidenschaft dafür aufbringen, dieselben Ziele verfolgen, gleich viel Freizeit haben und auf demselben Leistungsniveau unterwegs sind. Dass das aber nicht oft und fast kaum der Realität entspricht (Ausnahmen bestätigen die Regel) sind Rennradfahren und Beziehung eine harte Nuss. Wer diese problemlos knackt, kann sich glücklich schätzen.

„Warte“. „Komm“. „Nicht so schnell“. „Ich fahr mit“.

Es gibt zwei Konstellationen einer rennradfahrenden Beziehung: A) Ein Partner fährt, der andere nicht B) Beide Partner fahren. Ich habe das Glück Plan B gezogen zu haben. Was das Ganze einfacher verkompliziert. Ich werde mich davor hüten, kurz vor Weihnachten Internas auszuplaudern. Erstens liest meine Partnerin mit und zweitens sind noch ein paar Weihnachtswünsche offen. Außerdem möchte ich weitere Zweisamkeit am Rennrad genießen. Um die Friktionen dabei zu minimieren, folge ich meinen goldenen Regeln:

  1. Chefsache: Sie ist der Chef. Ich schlage vor. Meine Partnerin entscheidet über Route und über Länge der Ausfahrt. Ok. Manchmal verfahre ich mich blöderweise und es wird etwas länger.
  2. Duschen: Es ist nicht egal, wer zuerst duscht. Denn, wenn ich zuletzt dusche, kann ich noch eine Zusatzrunde drehen, um mir die Wartezeit zu verkürzen. Ok. Manchmal verfahre ich mich dabei blöderweise wieder.
  3. Trainingssteuerung I: Gemeinsame Ausfahrten können für mich „recovery rides“ nach meinem Laktatgemetzel oder vor einer geplanten Verausgabung sein – und sind es auch.
  4. Trainingssteuerung II: Gemeinsame Ausfahrten können Krafttrainingseinheiten sein. 90km+ mit nur einem Gang (Kette rechts!) sind auch bei niedriger Geschwindigkeit intensiv und zielführend.
  5. Trainingssteuerung III: Regeneration und Pause sind gut für den Formaufbau. Speziell für sie. Wenn sie also nicht mehr kann/will/darf, kann/will/darf ich.
  6. Kitt: Ein ihr in Aussicht gestelltes Eis oder ein Cappuccino mit Torte in der Sonne sind Brückenbauer und schütten Gräben schnell zu. Zum Beispiel, wenn es einmal etwas länger geworden ist.
  7. Verzicht: Auch wenn es mir weh tut. „Easy going“ Touren mit ihr gepaart mit Tortenverzicht meinerseits, kurbeln meinen Fettstoffwechsel an helfen mir dabei, die Bikinifigur zu finden.
  8. Wetterbericht: „Bei dem Wetter fahre ich nicht.“ Ich schon. So kann es schon vorkommen, dass es manchmal sehr kalt, sehr windig, sehr nass, sehr ungemütlich, sehr heiß, sehr stürmisch ist.
  9. Gruppenfahrten: Schuld sind immer die anderen. Eine Gruppenausfahrt kann ruhig zu schnell sein, zu lange dauern, zu kurze Pausen haben, eine Regenfront erwischen. Eine Gruppenausfahrt rüttelt also kaum an meiner Rücksichtsnahmekompetenz.
  10. Schauspiel: Bei gemeinsamen Ausfahrten darf ich nie (NIE!) meinen gegenwärtigen Unmut über Tempo und Distanz kundtun. Nicht einmal ansatzweise. Die beste Motivation für sie ist meine Müdigkeit. Wenn ich nicht mehr kann, dann will sie erst recht.
  11. Lorbeeren: „Gut schaust aus“. „Schnell bist unterwegs“ „Wow“. Verbale Rosen für sie, sind gute Trainingseffekte für mich.

In diesem Sinne. Rennradfahren und Beziehung. Das geht wirklich.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#styliseyourride #inloveonbike

Rennrad fahren im Winter – meine Bekleidungstipps.

Rennradfahren im Winter

140 km. 5h45 Minuten. -5° Durchschnittstemperatur. -10° Tiefsttemperatur. Das ist Rennradfahren im Winter. Die letzte Ausfahrt war grenzwertig. Ich habe sie aber überlebt. Gesundheitlich überlebt. Kein Schnupfen. Kein Halsweh. Kein Ohrenweh. Keine Atembeschwerden. Glück gehabt? Möglicherweise. Gut, dass ich dieses Kälteerlebnis nicht so schnell wiederholen darf. Erst am 27.1.2017. Bei den 24 Stunden Burgenland. Bis zur triplen Seeumrundung ist ja noch Zeit. Vielleicht haben wir heuer im Jänner einen Jahrhundertsommer.

Rennradfahren im Winter.

Viele Leser meiner Einträge haben mich danach gefragt, was ich bei dieser Ausfahrt im Speziellen und sonst so generell im Winter anziehe, um nicht zu erfrieren. Zeit also, euch einen Blick in meinen Kasten zu gewähren. In Worten. Ohne Bilder. Diesen Anblick möchte ich jedem ersparen. Um es kurz zu halten gehe ich logistisch von innen nach außen vor. Genau so, wie ich mich anziehe. Eigentlich wollte ich mich dabei fotografieren. Ein noch nicht 100%ig erreichtes Kampfgewicht – eine Weihnachtskekse-Frühform, hat mich aber davon abgehalten. Stellt euch einfach eine bestens durchtrainierte ketterechts vor.

  • Oberkörper I: hier kommt ein klassischer baselayer zum Zug. Je nach Temperatur eine Skinfit Klima Vest und/oder ein B’twin Langarm Funktionsshirt von Decathlon. Ersteres hält die Haut super trocken, zweiteres ist angenehm zum Tragen und auch halbwegs warm.
  • Beine: jetzt kommt meine eigene lange ketterechts Thermo-Radhose zum Einsatz. Diese ist an den empfindlichsten Stellen (Knie, Rücken) extra-wattiert und an den Oberschenkeln und im Schritt, sowie am Rücken mit einem windabweisenden Material beschichtet.
  • Füße: Merino Socken oder hundsnormale dickere Wandersocken. Je höher, desto besser.
  • Oberkörper II: jetzt kommt der Schmäh. Über dem baselayer trage ich bei Temperaturen unter Null eine 1,5 mm dünne Neoprenweste von Keepersport. Diese Weste ist eigentlich für Tormänner gedacht, die ab und wann „nur“ herumstehen. Diese Weste ist Sommerregen erprobt und im Winter ein Hit. Sie lässt keine Kälte nach innen. Die angestaute Feuchtigkeit durch’s Schwitzen nehme ich in Kauf, da ich sie gar nicht spüre.
  • Oberkörper III: Obendrauf das ketterechts Langarmtrikot wattiert oder die dünnere Version. Je nach Temperatur oder Dauer der Ausfahrt, helfe ich bei den Armen mit ketterechts Ärmlingen „dick“ nach.
  • Oberkörper IV: eine ketterechts Windweste kommt aus psychologischen Gründen zum Einsatz. Die Gewissheit diese zu tragen, lässt Kälte ertragen. Reine Kopfsache.
  • Beine II: Noch ein Schmäh. Um mich im Leistenbereich vor der Kälte zu schützen, trage über der langen Hose eine Endura Superlight Überhose kurz. Wasserdicht und auch windabweisend. Damit sie gut sitzt und nicht rutscht, trage ich eine in Größe „S“. Macht das Anziehen zur Tortur, aber wenn sie über die Hüftknochen gezogen wird, dann passt sie wie angegossen. Am Crosser kein seltenes Bild – am Rennrad bekomme ich dafür Styling-Minuspunkte und eine Anzeige bei der Stylingpolizei.
  • Schuhe: Derzeit bin ich noch ohne Winterschuhe unterwegs. Dafür schütze ich meine Zehen mit den Castelli Toe Tighty und meine Füße mit den BBB-Ultrawear Winter Überschuhen. Die -10° haben sich so gar nicht arg angefühlt. Natürlich war es kalt – hauptsächlich rechts. Aber durch die Bewegung erträglich
  • Finger: Hier muss ich noch üben. Bis jetzt bin ich auch im Winter mit Sealskinz Ultra Grip ausgekommen. Manchmal mit Doppelschicht. Leichte Seidenhandschuhe darunter. zB. von Skinfit oder dünne Wollhandschuhe (Werbegeschenk von Raiffeisen). Bei -10° habe ich in den Handschuhen geschwitzt (die Sealskinz haben eine Nylonschicht – ideal im Sommer für den Regen) und die Nässe ist sofort gefroren, so dass ich Eisfinger an den Handschuhen hatte. Musste dann die Fäuste ballen. Ein Bremsen und Schalten war somit schwer. Ich denke, dass ich mir für den 27.1.17 richtige Winterhandschuhe besorge.
  • Nacken: den Nacken und den Hals schütze ich mit einem Buff Nackenwärmer oder Tubular. Kann man so auch über den Mund und über die Nase ziehen. Wobei ich das so nicht mag. Der Hauch feuchtet alles an. Und bei tiefen Temperaturen friert das. Dann hast einen Eisklotz am Hals.
  • Kopf: Unterm Helm trage ich ein Skinfit Stirnband und eine Buff Mütze. Doppelt Schutz für die Ohren.
  • Brillen: Die Augen schütze ich vor Kälte und Fahrtwind mit einer uvex variotronic Brille. Sowohl bei Nacht als auch bei Tag.

Das nächste Mal werde ich mir das Gesicht auch mit einer Fettcreme oder mit Tapes schützen. Denn unter den Augen und an den Backen haben sich die -10° samt windchill ganz schön bissig angefühlt

Es gilt wie immer einen Kompromiss zwischen Zweckmäßigkeit und Tragekomfort zu finden. Das Anziehen allein kostet im Winter viel Kraft und Überwindung. Wer sich das antut, der hat schon mal die halbe Ausfahrt hinter sich. Meine Empfehlung allgemein ist, für sich zu entscheiden, wann man was anzieht und schön langsam mehr Schichten zu verwenden. Wer gleich bei 5 Grad Plus in den arktischen Mode kippt, der hat bei Minusgraden keinen Spielraum mehr und wird frieren. Ich habe meine „Pakete“. Für -5°, 0°, +5°, +15° … Seit letztem Wochenende auch ein -10° Paket.

Wobei letztes Wochenende eine angenehme trockene Kälte alles sehr erleichtert hat. Möchte nicht wissen, wie es aussieht, wenn es feucht und kalt ist. Aber das wäre ein anderer Blogbeitrag.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #livelovemove #lakemania

PS: Am Ende noch ein Tipp: Noch nicht probiert, aber bestellt. Fußwärmer von heatcompany.

24 Stunden Burgenland extrem – mein Pakt mit dem See.

24Stunden Burgenland Extrem Tour

Was bisher „nur“ Läufern und Gehern vorbehalten war – die berüchtigten 24 Stunden Burgenland Extrem legen heuer mächtig nach und eröffnen Masochisten am Rad mit der „lakemania“ eine Herausforderung der besonderen Art. 3x rund um den Neusiedler See. Von Podersdorf, über Podersdorf nach Podersdorf. 360 km. Mitten im pannonischen Winter. Dieser besteht bekanntlich aus Wind und Kälte. Schnee und Eis könnten die Spiele spannender gestalten. Eine Hitzewelle wäre hingegen ein Traum. Eine utopische Hoffnung, die zuletzt stirbt. Spätestens am 27.1.2017 um exakt 0430 Uhr.

Ich bin weder Masochist am Rennrad noch Ultra-Fahrer. Trotzdem habe ich mich angemeldet. Und ich bin nicht allein. An die 80 Starter sind angeblich bereit ihre Zehenspitzen und Fingerspitzen auf Kältetauglichkeit zu testen. Warum? Diese Frage stellte ich mir noch nicht. Auch werde ich sie mir unmittelbar nicht stellen. Ich bin mir aber sicher, dass ich am Tag X mehrmals darüber nachdenken werde. Ich habe mit dem Neusiedler See einen Pakt geschlossen.

Eine schwarze Mauer hinterm Lichtkegel.

Bis dorthin heißt es, sich gewissenhaft auf das Experiment vorzubereiten. Derzeit lerne ich die Tücken der Strecke kennen. Und mache mich mit Nachtfahrten vertraut. Eine Runde in die Nacht hinein habe ich zusammen mit Siggi letzten Samstag bereits absolviert. Start um 1400 Uhr und Rückkehr um 19.30 Uhr. Volle drei Stunden in der Dunkelheit des Seewinkels rund um den Neusiedler See. Eine ganz neue und erstaunlicherweise positive Erfahrung. Interessant, wie man im Dunkeln plötzlich wenig bis gar keine Orientierung hat. Eine lange Linie am Garmin ist in Wirklichkeit eine schwarze Mauer hinterm Lichtkegel. Das Gefühl für die Entfernung verschwindet. Orientierungspunkte fallen gänzlich weg. Die nächste Runde um den See wird mich am Wochenende in den Sonnenaufgang bringen. Wir starten in Eisenstadt mit seniler Bettflucht um 0500 Uhr. Um 0730 geht die Sonne auf. Da werden wir mitten im ungarischen Fertő-Hanság-Nationalpark sein. Neben dem Abschnitt gleich nach der Grenze in Mörbisch gilt die Passage hier als die wohl Schwierigste. Speziell bei Dunkelheit – auf Augenhöhe mit Ästen.

Neben der Strecke und der Dunkelheit ist die Wahl der richtigen Bekleidung das große Thema. Auch hier tüftle ich bereits, um die richtige Abstimmung zu finden. Beim letzten Sunrise Slowdown haben mir arktische -7° Celsius die Grenzen von Überschuhen und Handschuhen aufgezeigt. Hier ist noch warme Luft nach oben. Das Patenrezept ist noch nicht gefunden, auch wenn ich nicht weit entfernt bin. Stichwort Doppelschichten.

Live. Love. Move.

Selbstverständlich muss ich auch an meiner Ausdauer und Psyche arbeiten. 360 km im Winter werden kein Spaziergang werden. Das weiß ich. Und das befürchte ich. Vielleicht lässt sich mit dem See ein Pakt schließen. Schließlich wir hier der Teufel los sein. Und mit Teufeln kann man ja reden.

Gerne teile ich meine Erfahrungen und Erlebnisse bis zum 27.1.2017 hier. Folgen lohnt sich. Und wenn es das Wetter, besser gesagt wenn es die Finger und die Technik erlauben, werde ich am Tag X auch live über Twitter, Instagram und Facebook von den 24 Stunden Burgenland Extrem berichten.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #lakemania #livelovemove #topblog2016

PS: in eigener Sache. fahrrad.de ist derzeit dabei, den beliebtesten Fahrradblog zu küren. Mein Blog ist auch dabei und stellt sich der Wahl. Falls mir jemand von euch seine/ihre Stimme geben möchte: Bis morgen 2. Dezember ist noch Gelegenheit dazu. Man findet dieKetterechts in der Kategorie „Rennrad, CycloCross, Fixie.

ketterechts Austria Giro 2017 – Jetzt anmelden.

Austria Giro 2017

Samstag, 12. August 2017, 0900 Uhr vor der imposanten Kulisse der Seebühne der Bregenzer Festspiele. Es geht endlich los. Der ketterechts Austria Giro 2017 startet hier. Österreich von Westen nach Osten. Mit einem Abstecher in den Norden und einen in den Süden. Von Bregenz nach Wien. 8 Tage. 9 Bundesländer.  9 der höchsten Passe je Bundesland. 1.420 km und 22.000 Höhenmeter.

Wie sehr habe ich mich schon seit letztem Jahr gefreut, diese Zeilen schreiben zu können. Nach meiner Solo-Testfahrt im August 2016, einem weiteren halben Jahr Detailplanung, kann ich jetzt verkünden: Wir starten! Offiziell. Zusammen mit cycling-adventures.org, meinem Partner bei der Durchführung des ketterechts Austria Giro 2017. Bregenz, Sölden, Sillian, Radstadt, Kirchdorf an der Krems, Maria Taferl, Kirchberg am Wechsel, Eisenstadt und Wien.

Austria Giro. Jetzt anmelden. Die Plätze sind begrenzt.

Es warten die Bielerhöhe in Vorarlberg (2.071m), das Timmelsjoch in Tirol (2.474m), der Jaufenpass in Südtirol (2094m), das Hochtor in Kärnten (2.504m), das Fuschertörl in Salzburg (2.431m), der Sölkpass in der Steiermark (1788m), der Koblbergpass in Oberösterreich (1.044m), der Feistritzsattel in Niederösterreich (1.86m), der Geschriebenstein im Burgenland (802m) und der Kahlenberg in Wien (484m). Nicht nur. Der Austria Giro 2017 hat auch weitere interessante Berge und Hügel am Programm. Untergebracht sind wir in **** und ***Hotels mit Halbpension. Einzelzimmer oder Doppelzimmer. Ein Begleitfahrzeug ist stets zur Stelle und übernimmt auch den Gepäcktransport jeweils vom Ausgangspunkt zum Endpunkt der jeweiligen Tagesetappe. Wir müssen also nur Rennrad fahren, gut essen, ausreichend schlafen und die Gegend genießen.

Ein ketterechts Abenteuer mit cycling-adventures.org

Ich freue mich auf dieses Rennrad-Abenteuer. Und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit cycling-adventures.org. Die Erfahrung der dort handelnden Personen in der Durchführung von Rennradreisen schätze ich sehr. Meine Wahl viel nicht nur deshalb auf Roland und sein Team. Roland kenne ich aus unserer gemeinsamen Zeit bei ettlichen Tauernrundfahrten, den SuperGiroDolomiti und der Rennradreisen in die Dolomiten.

Wer also mit mir von Bregenz nach Wien dabei sein will, ist herzlichst eingeladen sich anzuschließen. Wir lesen, schreiben, hören und sehen uns am 11. August 2017 in Bregenz.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#austriagiro17 #ketterechts

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Bericht von Tag 1 #austriagiro16
Bericht von Tag 2 #austriagiro16
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Bericht von Tag 7 #austriagiro16
Bericht von Tag 8 #austriagiro16

 

Sportsucht bei Ausdauersportlern – ein Beitrag von Dr. Christian Irsara.

Vorausgeschickt: Dies wird sicher kein „Sport-ist-Mord“-Artikel (nichts läge mir ferner). Fest steht, dass Sport- bzw. Bewegungsmangel in unserer heutigen Gesellshcaft das weitaus größere Problem darstellt als Sportsucht, keine Frage. Trotzdem muss man sich als Sportler, und speziell als Sportarzt, der Thematik widmen, da sie doch mitunter sehr relevant werden kann.

Sportsucht als das unabweisbare Verlangen. 

Annähern muss man sich, wie bei allen Fragen der Biologie/Medizin, aus Sicht der Evolutionsmedizin. Stark vereinfacht: Bereits sehr früh in der Entwicklung des Menschen entwickelte sich das sogenannte Belohnungssystem (mesolimbisches System) in unserem Gehirn. Bestimmte Verhaltensmuster, welche der Aufrechterhaltung der Art dienlich sind, führen zu einer spezifischen Ausschüttung von Botenstoffen (speziell Dopamin) im Gehirn, welche die Emotion Freude signalisieren. Beispiele für solche Verhaltensmuster sind natürlich die Nahrungsaufnahme, sexuelle Aktivität und eben auch intensive/langanhaltende körperliche Bewegung (Stichwort „Endorphinausschüttung“). Jede Sucht, sei sie nun stoffgebunden (Zucker, Nikotin, Alkohol und andere Drogen) oder stoffungebunden (Spielsucht, Sportsucht usw.), beruht zu einem großen Teil auf diesem System. 

„Herr Doktor, muss ich wirklich eine Pause machen?

Da ich aus dem Ausdauersport komme, beziehe ich mich in den folgenden Ausführungen hauptsächlich auf ebendiesen Sportbereich, wobei ich der Meinung bin, dass sich die meisten Überlegungen, wenn auch wahrscheinlich in geringerem Ausmaß, auch auf verschiedenste Sportarten mit anderen oder geringeren Grundanforderungen übertragen lassen. Je intensiver, länger und häufiger trainiert wird (= hoher Energieverbrauch), desto mehr wird Abhängigkeit eine Rolle spielen. 

Definitionen:

  • Sucht: Sucht bezeichnet das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung einer Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen eines Individuums.1
  • Sport: Der Begriff Sport wird je nach Kontext, sehr unterschiedlich benutzt. Z. B. Sport als Wettkampfsport, wobei auch Schach und Motorsport anerkannte Sportarten sind. Oder „ich geh zum Sport“, was sich oft auf relativ zielloses (nicht gleich sinnloses) Bewegen in der Natur oder im Fitnessstudio bezieht. Für diesen Artikel möchte ich Sport als Aktivität definieren, in der der motorische, Arbeit-verrichtende, Energie-„verbrauchende“ Aspekt im Vordergrund steht.

Auch wenn in der Gesellschaft und den Medien sehr gebräuchlich, ist meiner Meinung nach der Begriff „Sportsucht“ somit nicht gut gewählt, besser wäre es z. B. von „Bewegungssucht“ zu sprechen (so ist der Begriff in angloamerikanischen wissenschaftlichen Abhandlungen breiter gefasst und zutreffender: „exercise addiction / exercise dependence“). Nur selten wird man vom Wesen der Sportart selbst abhängig werden (Schach-Sucht, Radsportsucht ob der Schönheit des Fahrrades usw.), vielmehr von den ausgeprägten biochemischen Prozessen vor allem im Gehirn und der arbeitenden Muskulatur, dabei kann das Bedürfnis sportartunabhängig befriedigt werden (z. B. ein laufsüchtiger Ausdauersportler wird relativ problemlos auf Radsport wechseln können, ohne Symptome zu entwickeln, nicht jedoch auf Schach).

Grundsätzlich würde ich, ohne dies wissenschaftlich begründen zu wollen, zwei gegensätzliche Sportler-Typen unterscheiden.

  • Der „Minimalist“: Er versucht mit möglichst geringem Aufwand möglichst viel zu erreichen, sei es eine Leistung im Wettkampf oder ein bestimmtes körperbezogenes Ziel (Körpergewicht, Aussehen). Sehr häufig ist er mit viel Talent gesegnet, weshalb er meist schon zu Schulzeiten in seiner Sport-/Turngruppe zu den Besten gehörte. Er macht bereits früh die Erfahrung, dass er mit relativ wenig Einsatz sportlich viel erreichen kann. Dieser Typus hat zumeist kein Problem damit, das Training, aus welchem Grund auch immer, zu unterbrechen. Er genießt die Auszeit und weiß, dass er bald wieder „der Alte“ sein wird. Aus traditionell-chinesischer (TCM) Sichtweise entspricht der Minimalist am ehesten dem Mitte-/Milz-Typ.
  • Der „Allesgeber“: Dieser versucht immer das maximal mögliche zu trainieren (Trainingszeit, Umfang, Intensität). Dies im Glaube, dass er dadurch sein Ziel am besten oder schnellsten erreiche, oder, nicht seltener, einfach um der Bewegung willen, oder z. B. um am Buffet sündigen zu können. Der „Allesgeber“ ist bei Ausdauersportlern sehr häufig anzutreffen. Meist handelt es sich um normaltalentierte Leute, die durch viel Fleiß und Hingabe oft zu der Leistung der talentierteren „Minimalisten“ aufschließen oder diese sogar übertreffen können. Das entsprechende Gegenstück in der TCM wäre der Lunge-Typ.

Natürlich sind dies zwei Extreme und dazwischen liegt ein ganzes Spektrum an möglichen Zwischenformen. Häufiger begegnet ist mir jedoch der „Allesgeber“, in verschieden starken Ausprägungen, auch ich würde mich sicher nicht zu den „Minimalisten“ zählen. Der „Allesgeber“ ist naturgemäß wesentlich anfälliger, in eine Bewegungssucht zu verfallen.

Nur selten wird in Arzt- oder sportwissenschaftlichen Praxen nach Sportsucht gescreent und die Betroffenen sprechen die Thematik nur äußerst selten an, da es im Wesen der „Süchtler“ liegt, nicht „enttarnt“ werden zu wollen. Es gibt zahlreiche komplizierte und langwierige psychologische Tests zur Abklärung einer Sportsucht. Ein sehr einfacher Test zur groben (auch Selbst-)Einschätzung ist der exercise addiction inventory (EAI), ein sehr kurz gehaltener Fragebogen, welcher wichtige Kriterien einer Abhängigkeit meiner Meinung nach recht gut berücksichtigt (auch wenn ich ihn wie unten genau erläutert modifiziert habe) und folglich dargestellt wird.2 In der Studie, in der der EAIevaluiert wurde, fand sich eine Prävalenz (Häufigkeit) von Sportsucht von 3 % (was sich auch mit anderen epidemiologischen Studien deckt), allerdings wurden in der Studie 200 „Gelegenheitssportler“ aus verschiedensten Sportarten (Teamsportarten, Ausdauersportarten, Kampfsportarten, Fitnessstudio usw.) befragt, was eine deutlich höhere Prävalenz in der spezifischeren Gruppe der „leistungsorientierten (Wettkampf-)Ausdauersportler“ nahelegt.

 Exercise addiction inventory (EAI)

Kriterium
Frage
Zustimmung*
Salienz / Priorität
Sport ist das wichtigste in meinem Leben
1
2
3
4
5
Soziale Konflikte
Zwischen mir und meinem sozialen Umfeld kam es aufgrund meines Trainingspensums bereits zu Konflikten
1
2
3
4
5
Beeinflussung der Stimmung
Ich verwende sportliches Training, um meine Stimmung zu verändern (ein „high“ erleben, vor etwas zu flüchten o.Ä.)
1
2
3
4
5
Toleranz-
Entwicklung
Ich habe über die Zeit mein Trainingspensum erhöht (um o.g. psychischen Effekte zu erzielen)
1
2
3
4
5
Entzugssymptome
Wenn ich eine Trainingseinheit auslassen muss, werde ich launisch und leicht reizbar
1
2
3
4
5
(Rückfall)
(Wenn ich mein Trainingspensum reduziert habe und dann wieder mit dem Training beginne, trainiere ich letztendlich immer gleich häufig und hart wie bereits zuvor)
(1
2
3
4
5)
Einschränkbarkeit / Reduzierbarkeit
Ich plane keine regelmäßigen Regenerationsphasen mit deutlich (!) reduziertem Trainingspensum oder kann diese nicht einhalten
1
2
3
4
5
Selbstschädigung
Ich trainiere weiter, auch wenn ich nicht sollte (Verletzung, Infekt, Erkältung o.a.), oder mache Gebrauch von leistungssteigernden Mitteln / Medikamenten / Methoden
1
2
3
4
5

(In fett die ursprünglichen Kriterien; in Klammer ein meiner Meinung nach etwas missverständliches Kriterium und folglich zwei kursive von mir hinzugefügte Kriterien als Alternative für das Kriterium in Klammer). * 1: stimme überhaupt nicht zu; 2: stimme nicht zu; 3: weder noch; 4: stimme zu; 5: stimme stark zu

Sicher werden sich jetzt viele in einigen der Fragen mehr oder weniger wiederfinden. Der relevanteste Punkt im Fragebogen ist meiner Meinung nach die soziale Problematik („Sport-bedingte“ Vernachlässigung der Freunde oder Familie, Trennungen u.v.a.). Nicht wirklich berücksichtigt wird der sehr wichtige Faktor Selbstschädigung (übermäßiges Training, das zu Verletzungen und auch organischen Problemen führt; diesbezüglich leider auch nicht erwähnt die Selbstschädigung durch Dopingmittel). Schädigung von sich selbst und/oder des sozialen Umfeldes ist für mich ausschlaggebend. Die anderen Punkte, welche zwar eindeutige Kriterien für eine Abhängigkeit sind, haben in meinen Augen etwas weniger (nicht keine!) Gewichtung, da sie sich in einem gewissen milden Ausmaß bei z. B. fast jedem ambitionierten Sportler wiederfinden. So wird die Toleranzentwicklung im EAI mit „Over time I have increased the amount of exercise I do in a day“ abgefragt. Sinnvollerweise habe ich in der obigen Tabelle diese Aussage mit „…um o.g. psychischen Effekte zu erzielen“ erweitert, da die Steigerung der Trainingsumfänge über die Zeit per se ein für jeden ambitionierten Sportler völlig normaler Vorgang ist. Auch der letzte Punkt (Rückfall) kann meiner Meinung nach missverstanden und muss genauer erklärt werden, da nicht beschrieben wird, warum das Trainingspensum reduziert wurde und es z. B. völlig normal ist nach einer Krankheits-bedingten Trainingspause danach wieder das gewohnte Trainingsmuster aufzunehmen. Eine Frage könnte auch lauten: Wenn Sie sich vornehmen für einen Zeitraum (eine Einheit, eine Woche, ein Monat) weniger zu trainieren, schaffen Sie das nicht und trainieren gleich weiter wie vorher (z. B. Planung einer 5-Stunden-Regenerationswoche, welche dann in eine 15-Stunden-Trainingswoche ausartet). Oder man kann stattdessen auch die Frage formulieren: Trainieren sie ungebremst weiter, obwohl sie es eigentlich nicht sollten (z. B. während einer Erkältung oder im verletzten Zustand). Dies würde auch das Kriterium der Selbstschädigung berücksichtigen. Aus diesem Grund hab ich die ursprüngliche Frage des Rückfalls in Klammer gesetzt und die o.g. zwei Fragen in kursiv hinzugefügt.

Wenn sich jetzt übrigens jemand Sorgen macht, weil er gerade in einer Zwangs-Trainingspause ist, und körperliche Entzugserscheinungen verspürt, kann ich ihn dahingehend beruhigen, dass dies eine völlig normale körperliche Reaktion sein und teils, v.a. bei längerer Dauer, sogar erheblich ausfallen kann. Im Vordergrund stehen bei der klassischen Sportsucht sicher die psychischen Entzugssymptome wie gesteigerte Reizbarkeit, Wutausbrüche bis hin zu gröberen Wesensveränderungen.

Sollte man einer oder mehreren der oben angeführten Fragen zustimmen oder sich sonst irgendwie angesprochen fühlen, empfehle ich dies beim Arzt oder Therapeut seines Vertrauens anzusprechen, um eine rechtzeitige tiefergehende Abklärung und gegebenenfalls Behandlung durch Fachkräfte einleiten zu können.

Quellenangaben:

1) Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik, http://lexikon.stangl.eu/632/sucht/
 
2) The exercise addiction inventory: a quick and easy screening tool for health practitioners. M D Griffiths et al. Br J Sports Med 2005; 39.

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Dr. Christian Irsara, Baujahr 1985, Arzt für Allgemeinmedizin, Diplome für Sportmedizin, Notfallmedizin und Akupunktur. Seit dem 16. Lebensjahr Begeisterung für Sport, Sportmedizin, Ernährung, Prävention, Gesundheit und aus diesem Grund Wahl des Medizinstudiums.

„Kette rechts“ war auch schon seit jeher mein Motto, deswegen fühle ich mich mit dieketterechts.com verbunden 

Motto „mit Hausverstand von der Praxis für die Praxis“. Zunächst als Jugendlicher begeisterter Sportkletterer. Ausdauersportler seit 2004 mit Jahresumfängen zwischen 400-1000 Stunden, hauptsächlich Rennrad-Sport. Zwischenzeitlich Abstecher in das Triathlon-Lager. Viel Erfahrung im Krafttraining mit Gewichten. Ötztaler 7:47. Somit sehr viel eigene sportliche Erfahrung in Ausdauer- und auch Kraftsport, sowie jahrelange Interaktion mit Ausdauersportlern, welche ich in Verbindung mit meinem medizinischen Wissen, weitergeben möchte.

Starbike Cyclocross Cup #1 powered by VICC. Mein persönlicher Rückblick.

 

Knapp 48 Minuten bei einem Durchschnittspuls von 163 bpm für 11 Kilometer. Diese Zahlen lassen erahnen, dass es kein Spaziergang war, 6x den ausgesteckten Cyclocross Parcours lebend zu verlassen. Mein allererstes Querfeldeinrennen kann ich somit abhaken. Ziel erreicht. Überlebt. Ohne Blessuren. Ohne Sturz. Ohne Kollateralschäden. Nachwehen aber nicht ausgeschlossen. Viel Lehrgeld bezahlt und viel gelernt. Runde für Runde. Abfahrt für Abfahrt. Aufstieg für Aufstieg. Hindernis für Hindernis. Laufpassage für Laufpassage. Cyclocross kann ganz schön anstrengend sein.

Cyclocross auf der Donauinsel.

Die Voraussetzungen dafür waren weniger optimal. Stellen Sie sich vor, Sie sind seit mehr als einem Jahr aufgrund eines diagnostizierten flappartigen Einrisses des Hinterhorn-Meniskus keinen einzigen Meter mehr gelaufen und sie sind seit August aufgrund eines Rennrad-Crash mit Brüchen in der Hüftpfanne, Sitz- und Schambein mit daraus resultierendem unbrauchbaren Adduktoren eigentlich noch ziemlich bewegungsunfähig. Dann stellen Sie sich vor, Sie müssen auf einem Rundkurs geschätzte 10x möglichst schnell vom Rad springen und 10x möglichst noch schneller wieder auf dieses aufsteigen. Dann müssen sie noch 4x ein absichtlich aufgestelltes ca. 30 cm hohes Hinternis samt Rad locker flockig überspringen. Was bei den anderen ästhetisch und sportlich ausgesehen hat, war bei mir Superzeitlupe in Echtzeit. Warum ich dann mitgefahren bin? Gute Frage. Kann ich nicht beantworten. Auf alle Fälle bin ich nicht Letzter geworden. Dafür von den Schnellsten überrundet.


Crowdfunding sichert Rennen. Es lebe die Gemeinschaft.

Das Rennen selber fand nur deshalb statt, weil VICC und Starbike mit crowdfunding den ÖRV aus der finanziellen Blamage geholfen haben. Die Rennserie auf der Donauinsel in Wien war wegen mangelnder Gelder zuerst abgesagt worden. Da ich mich auch an der „Rettung“ beteiligt habe, musste/wollte ich auch mitfahren.

Zuerst galt es im Vorfeld die Marathon Card des ÖRV zu lösen. Eine spezielle Karte mit Versicherungsschutz. Bei Rennen in Österreich Als Ersatz für die Tageslizenzen. Die Karte kostet bei Bestellung im Internet € 39,90 Ich habe sie vor Ort gekauft und € 40 dafür bezahlt. Inklusive Funktionärs-Cent. Samt Startgeld von € 10,- bekam ich gestern für € 50, zwei schöne Vintage Startnummern geliehen. Mit Sicherheitsnadeln habe ich diese am Rücken meines Trikots befestigt. Somit war ich unwiderruflich im Race-Mode

Angetreten bin ich mit meinem Norco Threshold Rival 1. 42er Kettenblatt und 11/28 Ritzel. Am Lenker montierte ich meine Garbin VIRB XE und am Sattel meine GoPro Hero4. Davor habe ich noch die Flaschenhalter am Unterrohr und Sattelrohr entfernt. Ich dachte mir, die sind mir im Weg und andere hatten ja auch keine drauf. Trinken während des Rennens ist ja sowieso verboten. Bei den Profis. Schon auf den zwei Einführungsrunden sagte mir eine innere Stimme ganz leise „Geh nach Hause. Das ist überhaupt nichts für dich“. Das dicke Stirnband und die Mütze unterm Helm haben verhindert, dass ich diesen Satz so richtig verstanden habe.

Die Streckenbauer haben sich schon was gedacht. Viele Kurven, viel Zick-Zack, mehrmals Donaudamm rauf und Donaudamm runter, dazu noch ein paar Treppen zum Laktatkotzen und die Möglichkeit aus dem Rennen einen Wandertag mit Rad statt Rucksack zu machen. Perfide fand ich die Passage durch die einzige am Gelände befindlichen Lacke, welche von Runde zu Runde größer und tiefer wurde. Part of the game – hat man mir gesagt. Sonniges Wetter, Temperatur knapp über dem Gefriepunkt und ein eisiger Nordwind rundeten das Programm auf.

Pünktlich um 11.45 Uhr habe ich mich brav ganz hinten in der Startaufstellung gezeigt. Nur niemandem im Weg stehen und vor allem mir selbst nicht im Weg stehen. Das Rennen 40 Minuten. Für den von mir angepeilten 60 Minuten Wettkampf fehlten mir Punkte. Besser so. Es ging los. Ich brav hinter allen. Ein paar habe ich gleich am Anfang überholt. Dann gleich der erste „Berg“ – rechtzeitig runter vom Rad, Rad schultern und rauf. Autsch. Autsch. Autsch. Meniskus und Adduktoren melden sich. Egal. Rennfieber. Oben angekommen überholen mich alle, die ich überholt hatte. Ich musste mein Rad fast flach auf den Boden legen, um mein Bein in die richtige Position zu bringen und aufzusteigen. Eine Ewigkeit später gehts endlich wieder radelnd weiter. Flach. Zuerst einmal ums ein rechtes Eck, dann nochmals um ein weiteres linkes Eck. Unter einem Baum. Schöne Grüße von den Ästen. Erinnerungen, die ich im Ziel noch am Helm stecken hatte. Dann mein Terrain. Eben dahin. Auf der Wiese. Ich kann das, was andere auch getan haben. Überholen. Was folgt sind mehrere 180 Grad Drehungen. Lenkereinschlagwinkeltest. Mein Rad schmiert. Fein. Es folgen zwei „Hupfer“ über quer gestellte Doka Platten. Während ich vom Rad steige, fliegt der Rest des Feldes an mir vorbei. Cyclocross ist anstrengend.

Du sollst nicht übertreiben. Und wenn, dann ordentlich.

Mein Ego packt mich. Nicht mit mir. Die knapp 50 cm breite Passage auf einem überhöhtem Hügel meistere ich in Lauerstellung, bevor es wieder flach wird. Kampflinie. Verstappen lässt grüßen. Die Kurven gehören mir. Innen. Dass es mich dann raustreibt ist Physik und nicht gut. Ich fighte als ginge es um nichts. Mischwald. Singletrail. Cyclocross ist auch Kopfsache. Das Hauptfeld längst über alle Blätter und Wiesen. Dann der Wassergraben. Igitt. Ich werde wohl nass werden. Egal. Schauen, was andere machen. Und nachmachen. Die kennen sich aus. Vollgas im Flachen, Kurven anbremsen, Gleichgewicht halten und Rausbeschleunigen. Wenn ich gewusst hätte, dass das so anstrengend ist. Nochmals Doka Platten. Wieder zwei. Wieder Super-Slow-Motion. Wieder Plätze verloren. Es kann nur bergauf gehen. Es geht bergauf. Treppen. Hinauf auf den Donaudamm. Und plötzlich hinunter. Quer über die Falllinie, direkt in die Donau. Absteigen? Nein. Vielleicht. Niemals. Arsch nach hinten, Hände auf die Bremsen und tschüss. Erste Passage überlebt. 90 Grad nach links runter. Und gleich wieder für einen Keil links hinauf. Fahren? Unmöglich. Habe 42/28. Nochmals abspringen. Von rechts nach links. Das „kranke“ Bein darf nicht abfedern. Im Kuvenscheitel dann Rad auf die andere Seite werfen und rechts einklicken. Es geht ja schräg nach rechts runter. Mit Blick in die Donau und mit der Hoffnung nicht dort zu landen geht es einbeinig nach unten. Zumindest in der ersten Runde. Der Vorderreifen streift am linken Schuh. Wo sind die Rettungschwimmer? Glück gehabt. Ich lande unten am Asphalt. Einklicken und gleich ausklicken. Es geht 3 verdammte Stufen (Achtung Sickerwitz!) nach oben. Dann wieder runter, 2x Spitzkehre und gleich wieder rauf. Die erste Runde ist geschafft. Jetzt nur noch weitere 5. Alle von mir gefahrenen Runden waren in etwa gleich langsam schnell. Zwischen der schnellsten und der langsamsten 15 Sekunden Unterschied. Runde für Runde wurde ich langsamer im Gehen und Springen, dafür schneller im Fahren. Sogar bergauf. Mit Schwung in den Berg und erst dort absteigen, wo die Restgeschwindigkeit nahe Null liegt und die Schwerkraft nach hinten noch überlistet werden kann. Habe ich mir von den anderen abgeschaut. Den Schnelleren, die mich überrundet haben.

Alles gut. Am Ende. Cyclocross hat Spass gemacht. Es hat weh getan. Und es hatte einen Trainingseffekt. Die nächste Party findet am 19.11.2016 statt. Mit mir oder ohne mich steht noch nicht fest. Möglicherweise, vielleicht, ganz sicher.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #starbike #cycling #cup #VICC

Video hier.

12 gute Gründe mit dem Rad Südtirol zu entdecken.

Eigentlich. Ja, eigentlich wollte ich ja gar nicht verreisen. Irgendwie ließ ich mich dann doch überreden nach Südtirol zu fahren. Ich hatte es ja versprochen. Ein kurzer gemeinsamer Urlaub. Radurlaub. Ziel die Bischofsstadt Brixen. Meine alte Heimat aus der früheren Jugend. Gute 6 Stunden von Wien entfernt. Über die S6 Semmeringer Schnellstraße, den Katschberg, die A10 Tauernautobahn, das Drautal und dann das Pustertal. Das Zimmer im ****Hotel Löwenhof längst über booking.com gebucht. Die Wetteraussichten so gut wie wohl nie mehr rund um Allerheiligen. Es lockten 20° und Sonnenschein pur. Zu gut kann ich mich noch erinnern, wie ich als kleiner Bub zur selben Zeit bei Minusgraden und Schnee durch den Friedhof gestapft bin. Es war also angerichtet. Sole, cappuccino e pizza – sollten die Begleiter werden und wurden es auch. Der Kurztripp war in Summe viel zu kurz. Dafür voller Eindrücke. Eine Reise in meine Jugend. Jugend, die ich auch schon am Rennrad verbracht habe. Einem „Giubilato“ mit 16 Gängen. Gefahren mit Turnschuhen und Schlaufen, einem T-Shirt und einer Rennradhose mit Ledereinsatz. Teilweise über dem T-Shirt getragen.


Südtirol hat sich seit dem für mich sehr verändert. Die Architektur kaum wiederzuerkennen. Moderne, Fortschritt, Design inmitten traditioneller Höfe, Burgen und Stadtmauern. Und auch die Infrastruktur lässt „fast“ keine Wünsche mehr übrig. Wer hier schon einmal mit dem Rad unterwegs war, weiß wovon ich spreche. Von Norden nach Süden, von West nach Ost – ein perfekt ausgebautes Radwegenetz verbindet das Land. Vom Brenner nach Bozen bis weiter nach Trient, oder von Innichen über Franzensfeste nach Bozen und dann weiter nach Meran bis zum Rechenpass. Ein Radwegnetz durch die drei Haupttäler umringt von all dem was Südtirol zu bieten hat. Berge, viele Berge, hohe Berge, felsige Berge, Gletscher, Burgen und Schlösser, Wein, Äpfel, Kastanien … Es gibt viele Gründe, Südtirol mit dem Rennrad zu entdecken. Hier meine 12 besten.

  1. Radwegnetze: Wer nicht auf Pässe und Höhenmeter aus ist (davon gibt es in Südtirol genug), hat die Qualität der Wahl. Selten so gut ausgeschilderte und ausgebaute Fahrradwege gesehen, wie zwischen Innichen, Bruneck, Brixen, Sterzing, Bozen und Meran. Nicht durchgängig asphaltiert. Die Ausnahmen sind aber nicht nennenswert. Jene rund um den Olanger Stausee bin ich sogar mit meinem Rennrad auf Carbonlaufrädern problemlos gefahren.
  2. Süditroler Verkehrsverbund: Gäste reisen in Südtiorl in den Zügen des Verkehrsverbundes für die Dauer ihres Aufenthaltes kostenlos. Wir sind mit der BixenCard kreuz und quer durchs Land gefahren. Nur die Mitnahme des Fahrrades kostet. € 7,- pro Fahrt.
  3. Treniitalia/Südtirolbahn: Einsteigen, Fahrrad mitnehmen, Fahrrad einhängen und los gehts. Unkompliziert. Von 8 bis 16 Stellplätze bieten die Züge von Trenitalia und Südtirolbahn. Ein Ticket für den Transport des Fahrrades garantiert aber keine fixen Platz im Zug.
  4. Cappuccino: Warum, weiß nicht. Gleicher Kaffee, gleiches Wasser – Cappuccino schmeckt in Südtirol (Italien) einfach besser als anderswo. Egal ob jetzt am Waltherplatz in Bozen, im Alten Schlachthof in Brixen oder im Bistro der Therme Meran. Und für die Mathematiker noch ein Beispiel: 1 Cappuccino in der Wiener Innenstadt kostet gleich viel (oder sogar mehr) als 2 Cappuccino in Südtirol.
  5. Pupp-Gipferln: Legendär. Mit Vanillesauce, Nuss, Nougat oder ohne. Die Pupp-Gipferln sind ein Muss. Sie schmecken zum Frühstück, zum Cappuccino am Morgen, am Nachmittag und sofern es noch welche gibt, auch am Abend. Alle und alles selbst gemacht – auch die Füllung.
  6. Wetter: Am Brenner Schnee und in Bozen 20°. Plus. Oder die Palmen in Meran. Mitten in den Bergen, aber trotzdem von der Klimagöttin geküsst. Der dunkelblaue Himmel im goldenen Herbst – nicht einmal Bob Ross wäre in der Lage, diesen Kontrast auf eine Leinwand zu bringen.
  7. Pizza: Warum, verstehe ich auch nicht. Pizza schmeckt in Südtirol (in Italien) einfach besser als anderswo. Pizzeria Helmhotel in Vierschach, Pizzeria Schloss Friedburg in Kollmann, Pizzeria Grissino in Brixen, Pizzeria Tempele in Winnebach, Pizzeria La Torcia in Bozen … Holzofen, geschmackvolle Mozzarella, feuerrote Tomaten und ein Belag nach Wahl.
  8. Sehenswürdigkeiten: Entlang der Fahrradwege zB. die Festung Franzensfeste, Kloster Säben, die Brixner Altstadt mit dem Dom und den Kreuzweg, die Sachsenklemme, Mühlbacher Klause …
  9. Radgeschäfte: Flarer in Meran, Nardello oder auch Cicli Soracase in Brixen. Für Rennradfreaks fast so gut wie ein Cappuccino oder ein Pizza.
  10. Decathlon: Eigentlich nicht meins, aber die Preise sind echt ein Hammer. Decathlon ist meine Adresse für base-layer kurz, lang, ärmellos für € 10 – 15, Vittoria Schlauchreifen für € 15, Schläuche für € 3,90 CO2 Patronen für € 1,90. Sogar die Shimano XT M780 Pedale habe ich mir dort um € 65,- besorgt.
  11. Törggelen: Sollte man im Oktober/November zu Gast sein, dann empfiehlt sich das „Törggelen„. Sofern in den Stuben Platz gefunden wird. Sind doch 40% der MünchnerInnen auch darauf aus. „Siaßer“ und „Nuier“, „Keschtn“, „Nussn“, Schüttelbrot, Speck, Kaminwurzen, Gselchtes mit Kraut und Tirtlan mit Topfen, Kraut oder Spinatfüllung – genug Kilokalorien für die nächsten Abenteuer am Rad.
  12. Spezialitäten: Regionales und saisonales. Zum Beispiel vom Siebenförcher. Ohne Rücksicht auf Übergepäck sind hier die letzten Urlaubseuros bestens investiert.

Und noch was: Wenn man ein Hotel bucht, kann es schon vorkommen, dass man bei der Ankunft informiert wird, dass Bar und Restaurant wegen Betriebsurlaub schließen.

Cristian Gemmato aka @_ketterechs
#ketterechts #visitsouthtyrol