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Rennrad fahren im Winter – was zählt ist Wille und warme Kleidung.

Radbekleidung von ketterechts

„Es bleibt den ganzen Tag grau in grau. Die Temperaturen gehen über magere 10° plus nicht hinaus. Es ist Zeit die Heizung anzumachen.“ Nicht gerade erfreulich was man derzeit im Radio, in der Zeitung oder Online liest. Der Herbst ist Herr über unser Wetter geworden und auch Herr über unseren geliebten Sport. Wer sich nicht auf die Bahn verkriechen kann oder langweilig zu Hause auf der Stelle im eigenen Schweiß ertrinken will, der braucht warme Radbekleidung. Für Draußen. Denn es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter. Nur. Ja. Eben nur schlechte Bekleidung. Wobei schlecht ist Winterbekleidung schon lange nicht mehr. Sie ist sehr gut und leider auch sehr teuer. Außer jetzt jene von Hofer (Aldi) oder Lidl und Tschibo. Ob jetzt das „nicht schlecht“ dabei auch zutrifft kann ich nicht beurteilen. Nur denken. Gedanken sind frei. Rennrad fahren ist mittlerweile ein Ganzjahressport. War es schon immer. Die wärmeren Winter haben die Solonfähigkeit des Rennrades in den Monaten November bis Februar aber deutlich gestärkt. Wer jetzt nicht unbedingt ab Mittelgebirge aufwärts überwintern muss, der kann in unseren Längengraden sein Rennrad auch zwischen Weihnachten und Ostern schnupfenfrei ausführen.

Winterbekleidung beim Rennradfahren.

Rennradfahrer und die Frage „was ziehe ich an?“ Nicht weil wir nichts haben. Nein, weil wir nicht wissen, was wir brauchen. Zu viel ist zu warm. Zu wenig ist zu kalt. Genau richtig ist schwierig. Aus diesem Grund habe ich bei meiner ketterechts Bekleidung den für mich richtigen Kompromiss gewähl und gefunden.

Ein Langarmtrikot ist in meiner Kollektion selbstverständlich wie auch eine lange Radhose. Wobei ich meine kurze Winterhose besonders cool finde. So eine Hose findet sich eigentlich bei den großen Marken selten bis gar nicht. Das speziell „wattierte“ Material innen erlaubt das Tragen im Winter. Gepaart mit Beinlingen. Hier habe ich dünne und dicke in Verwendung. Über 15° auch nur meine geliebte Palmers Leggins. Mir ist Wärme im Schritt am Wichtigsten.

Zu viel ist zu warm. Zu wenig ist zu kalt.

Das Langarmtrikot und die lange Hose sind aus auch funktionellen Stoffen. Diese halten gut warm. Auch wenn sie durchgeschwitzt sind. Unter dem Langarmtrikot genügt mir oft ein Windstopper Unterhemd zB. von Craft mit den dickeren ketterechts Ärmlingen. Je nach Kälteempfinden. Eine ketterechts Windweste tut ihres dazu, sollte die Temperatur weiter sinken. Die lange Hose ist zudem an der Oberfläche im Bereich der Oberschenkel und im Schritt aus einem windabweisenden Material.


Genau so gekleidet bin ich letztes Jahr gut durch den Winter gekommen. Sowohl am Rennrad als auch am Mountainbike. Auch bei Schneefall und eisigen Temperaturen. Weil ganz unter uns: Wichtig sind im Winter die Hände, der Kopf und die Fuße. Und falls jemand im Schritt so empfindlich ist wie ich, der kann sich entgegen aller Styleregeln, die im Winter sowieso teilweise aufgehoben werden können, mit einer kurzen Überhose helfen. Wie eine von Endura.

Also. Wo ein Wille, da auch Wolle. Oder ähnliches.

Cristian Gemmato aka @_ketterchts
#ketterechts #stylieseyourride

PS: Preise auf Anfrage. Die ketterechts Winterkollektion (Trikots) gibt es in den Farben schwarz, magenta, türkis, gelb und blaugrau.

 

Off-Season – 12 Dinge, die Sie jetzt nicht tun dürfen.

Off Season oder der Mut zu stoppen

Hiermit tue ich meine Schuldigkeit. Nach den „12 Dingen, die Sie jetzt unbedingt tun müssen„, jene Dinge, die Sie in der Off-Season nicht tun dürfen. Warum? Weil Geist, Körper und Material eine Pause brauchen. Regeneration. Schreibt man. Sagt man. Und irgendwo habe ich das auch schon einmal gehört. Wie lange? Kommt drauf an. Auf die „12 Dinge, warum die Off-Season so kurz wie möglich aber so lange wie nötig dauern sollte“. Noch nie davon gehört? Ich auch nicht. Kommen wir deshalb zurück zum Thema. Was sollte man jetzt also unbedingt vermeiden, weil a) gefährlich, b) völlig unnötig, c) demotivierend und d) kontraproduktiv? Hier meine Top 12. Vermeiden Sie:

Regeneration im Radsport – was man vermeiden soll.

  1. Den Gang und den Blick auf die Waage.
  2. Das „eine Nummer kleiner“ umgetauschte Finisher Trikot vom Sommer anziehen.
  3. Laufen. Wer seinen Laufschuhen zwischen April und Oktober nur durch Zufall begegnet ist, der braucht jetzt auch nicht so scheinheilig tun.
  4. Lang laufen. Dazu fehlt noch der Schnee.
  5. Frieren. Das geht viel besser im Sommer. Dazu ist er ja da.
  6. Kalorien zählen. Die versteckten findet man sowieso nicht. Wenn überhaupt, erst bei den Frühjahrsklassikern. Weit hinten in der Wertung.
  7. Fragen stellen wie „Wie trainierst du über den Winter?“ Wer gut trainiert, wird das nie verraten.
  8. Eine Spätform als Frühform zu interpretieren, denn eine Spätform als Frühform, ist als Frühform zu früh. Wobei auch eine Spätform jetzt zu spät wäre.
  9. Bei Sonnenuntergang zu Hause sein. Wer zum Teufel ist denn gegen 1800 Uhr schon daheim?
  10. Langsamer fahren. Da wird einem nur kalt. Siehe Punkt 5.
  11. Merinowolle tragen. Siehe wieder Punkt 5. Die braucht ihr im Sommer.
  12. Nicht alles glauben, was man so liest.

Kommen sie gut durch den Winter.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #styliseyourride #rennradblog

Was weiß ich? Fragen ohne Antworten rund ums Rennrad fahren.

Die wichtigsten Antworten

Einen Rennradblog zu führen macht Spass. Ist aber auch Arbeit. Nicht nur, dass ich selber Rennrad fahren muss (darf!). Nein, ich muss auch viel darüber schreiben. Denn es gibt viele Fragen. Und diese wollen beantwortet werden. Das mache ich gerne. Bei manchen Fragen aber, fehlen mir einfach die Antworten. Deshalb meine Liste jener Fragen, auf die ich leider kein Reaktion finden kann. Oder eine, die den Rahmen sprengt. So lange und so umfangreich will mir keiner zuhören oder von mir lesen. Glaubt mir.

Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Rennradfahren.

  1. Ich möchte mit dem Rennrad fahren beginnen und mir ein Rennrad kaufen. Welche Marke empfiehlst du? Objektiv oder subjektiv? Mit Provision oder Provision? Ehrlich oder gekauft? Familienintern oder fremd?
  2. Welche Übersetzung soll ich wählen? Siehe Frage 1.
  3. Was ist besser? Shimano, Campagnolo oder Sram? Siehe nochmals Frage 1.
  4. Sind Rapha Produkte ihr Geld wert? Siehe verdammt noch einmal Frage 1.
  5. Wie soll ich mich entscheiden? Ultegra Ausstattung und Felgenbremse oder mit 105er und Scheibenbremse? Also: Am Anfang war ein eckiges Stück Felsen. Das gab es viele Jahre. Bis man daraus ein Rad gemeiselt hat …
  6. Fährst du dieses Jahr wieder den Ötztaler Radmarathon? Siehe bitte nicht Frage 1. Im März weiß ich vielleicht mehr.
  7. Sitzt du nur am Rennrad? Wieso? Nächste Frage bitte.
  8. Welcher Puls ist ideal für ….. (bitte nach Belieben einfügen)? Außer, dass es gut ist, dass man überhaupt einen Pulsschlag hat, kann ich dazu nur auf eine radspezifische sportmedizinische Untersuchung verweisen. Unter den Aspekten von Frage 1.
  9. Machst du auch Pausen? Bzw wie regenerierst du? Definiere Pause. Und Regeneration.
  10. Fährst du den Winter durch? Definiere Winter.
  11. Gefällt dir das neue …. (bitte auch hier nach Belieben einfügen)? Naja. Eventuell mit einer Campagnolo Super Record Schaltung?
  12. Kaufst du beim Händler oder im Internet? Alles was ich hier sage, kann gegen mich verwendet werden. Ich habe das Recht zu schweigen. Und bitte, ich möchte meinen Anwalt anrufen.
  13. Was macht mehr Spass: Straße, Querfeldein oder Bahn? Bei Regen? Bei Hitze? Bei Nebel? Im Schnee? Unter Null?
  14. Liest du auch andere Rennrad Blogs? Sorry, tut mir leid. Muss weg. Siehe Frage 7.

Falls ihr die Antworten auf diese Fragen habt, nur zu. Ich freue mich auf eine rege Diskussion.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts

Off-Season – 12 Dinge die Sie jetzt unbedingt tun müssen.

Weniger ist mehr

Endlich. Es ist Off-Season Zeit. Eine lange, anstrengende und hoffentlich erfolgreiche Radsaison ist zu Ende und die neue ist noch nicht in Sichtweite. Für viele Zeit aufzuhören ohne dabei nachzulassen. Zu schön ist noch das Wetter und zu gut sind noch die Beine. Auch wenn die Motivation nicht mehr ganz so mitspielt. Der Körper zwickt nach Erholung und der Kopf schreit nach Pause. Es ist Zeit für Alternativen. Es ist Zeit, Dinge zu tun, die man bis jetzt nicht tun durfte. Weg von Zwängen. Hier jene 12 Dinge, die sie jetzt vor, während und nach einer Ausfahrt tun dürfen. Und unbedingt tun müssen. Befreiung ist das Zauberwort. Rebellion das Geheimnis.

Off-Season – Zeit für Alternativen.

  1. Endlich einmal unverschwitzt im Kaffeehaus sitzen. Also gleich und unmittelbar beim nächstbesten Kaffeehaus anhalten, absteigen und dabei laut Cappuccino und Sachertorte* bestellen. Von mir aus auch dort verweilen. Möglichst lange. Möglichst in der Sonne. Der einzige Schnitt, der jetzt zählt ist der Kuchenschnitt.
  2. Auf der Fahrt öfters freiwillig stehen bleiben. Ab und wann die Landschaft genießen. Inne halten. Tief einatmen. Mit den Füßen am Boden bleiben.
  3. Alle technischen Hilfsmittel zu Hause lassen. Einfach treten und spontan entscheiden. Wohin des Weges. Wie schnell des Weges. Wie lange des Weges. Und wann des Weges retour. Eventuell das Garmin Gerät in der Trikottasche verstecken.
  4. Überholen lassen. Ja. Überholen lassen. Das tut weh, ich weiß. Die Zeit zurückzuschlagen kommt ja wieder. Keine Sorge.
  5. Alternativen suchen. Wie Damenrad, Waffenrad, Dreirad, Einrad, Windrad, Belgrad, Kamerad, Zahnrad, Lenkrad, Stützrad, Längengrad, Breitengrad.
  6. Auf Strava neue Segmente erstellen und dabei der Phantasie freien Lauf lassen. Als After-Off-Season-Motivation. Für sich selbst und für die virtuellen Gegner. Diesen Segmenten dabei bombastisch anmutende Namen geben. Wie zB. „Magenentleerungssprint“ oder „Oberschenkelmassakerhügel“.
  7. Fehdehandschuhe shoppen. Online oder beim Fachhändler des Vertrauens. Für die bevorstehenden Jahreszeiten passend. Damit man genug davon hat und diese auch hinwerfen kann.
  8. Verkehrsregeln einhalten. Radweg benutzen. Einfach stress- und sorglos das eigene Karmakonto ins Plus radeln. Karmaschulden begleichen und Karmaguthaben aufbauen.
  9. Planen, planen und planen. Und shoppen, shoppen und shoppen. Die Eurobike hat gerade das „best of“ alles präsentiert. Die Chance der absolute Trendsetter zu sein ist jetzt so groß wie sie erst wieder in einem Jahr sein wird. Ein Sieg, den man sich nicht nehmen lassen soll.
  10. Ausreden. Nein sagen. Niemand muss jetzt. Jeder darf. Wobei Off-Season nicht als Ausrede gelten darf. Off-Season gibt es ja nicht. Off-Season braucht man nicht. Also aufgepasst. Off-Season ja, aber nicht offensichtlich.
  11. Liegen bleiben. Sitzen bleiben. Hängen bleiben. Länger bleiben. Beieinander bleiben. Faul bleiben. Mit Rad. Ohne Rad. Am Rad.
  12. Dankbar sein. Für alles.

Fortsetzung folgt. Zum Beispiel die 12 Dinge, die Sie in der Off-Season unbedingt vermeiden müssen.

*oder einen bzw. Kuchen nach Wahl

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #offseason

Herbstzeit ist Crosserzeit. Meine Erfahrung als Erstkäufer im Überblick.

Norco Threshold Rival 1 Crosser

Der Herbst zieht unaufhaltsam übers Land. Die ersten Frühnebelfelder sind die noch harmlosesten Vorboten des natürlichen Feindes jedes Renrnadfahrers. Die Tage werden immer kürzer. Die Ausfahrten dafür rarer. Für die einen ist es die wohlverdiente Off-Season, für die anderen die heiß ersehnte Crosserzeit. Weg vom Asphalt, hinein ins Gemüse. Rollsplit statt Bananenspilt. Laub statt Staub. Crosser statt Rennrad.

Crosser? Was ist das?

Wer so einen Crosser hat, der kann sich glücklich schätzen. Wer keinen hat, so wie ich, der kann einem Leid tun. Die Auswahl an Crossrädern ist mittlerweile so riesig. Die Technik weit jener der Rennvelos voraus. Die gut gemeinten Meinungen vieler Experten so unterschiedlich. Die Gefahr, die Katze im Sack zu kaufen gegenwärtig. Deshalb habe ich die letzten Wochen damit verbracht mich zu informieren. Was ich dabei an Weisheiten gesammelt habe, hier im Überblick:

  1. Hersteller: mittlerweile baut fast jeder auch Crossräder. Von den bekannten Marken abwärts. Bis zu kleineren Schmieden. Wer kann’s am besten? Haha! Fangfrage. Erfunden haben es nicht die Schweizer. Aber die Belgier waren mit Ridley von Anfang an dabei. Aber auch Newcomer aus dem MTB Bereich wie Norco aus Kanada mischen mittlerweile brav mit.
  2. Rahmen: Carbon vs Alu. Alles dabei. Auch bei Crossrädern. Was besser ist? Das überlasse ich jedem selbst zu urteilen. Wie immer eine Preisfrage.
  3. Handel vs Internet: Da möchte ich mir die Finger nicht verbrennen. Aber die Realität sieht so aus, dass der Handel nicht immer durchsortiert ist. Hier sind längere Wartezeiten einzukalkulieren. Spezialisierte Onlinehändler (außer Canyon) können jetzt noch innerhalb von 5 – 7 Tagen liefern.
  4. Ausstattung: Außer Campagnolo sind hier Shimano und SRAM heimisch. 105er und Ultegra reichen auf alle Fälle aus. Apex, Rival oder Force natürlich auch.
  5. Übersetzung: Hier finden sich die markantesten Unterschiede wieder. Angefangen von der 1er Serie von SRAM. Ein statt zwei Kettenblätter ohne Umwerfer. Bis zu 300g weniger Gewicht. Jetzt müsste man nur noch rechnen können. 40 bis 50 Zähne vorne und 11 Ritzel hinten mit 10 bis 42 Zähne. Ansonsten Kompakt klassisch mit 2 Kettenblättern vorne. 48/36 gilt hier mehr oder weniger als Standard.
  6. Bremsen: Die Welt ist rund und die Bremse ist eine Scheibe. Inzwischen 140mm vorne und 160mm hinten. Mechanisch oder hydraulisch. Auch hier gilt: Preisfrage.
  7. Steckachsen: Der Schnellspanner hat ausgedient. Wie bei den MTB’s halten diese Vorder- und Hinterrad am Rahmen. Durch den größeren Durchmesser ist eine bessere Steifigkeit möglich. Die Laufräder können somit auch exakter positioniert werden. Bremsen und Quietschen wird vermieden.
  8. Geometrie: die Crosser benötigen eine agile Lenkergeometrie. Dementsprechend sind die Räder auch so gebaut. Auffallend ist, dass Crosser kleiner ausfallen und der Vergleich mit dem eigenen Rennrad, um 1 bis 2 Rahmenhöhen größer ausfällt. Mehr dazu in einem meiner älteren Blogbeiträgen über „stack“ und „reach“ – zwei Maßeinheiten, mit denen Rahmen miteinander koreliert werden können.
  9. Reifen und Laufräder: Stollen oder Slicks, Tubless oder mit Schlauch, Alu oder Carbon … mein Gott, wie soll man sich da noch entscheiden. Dann auch noch die Breite. 35 mm oder mehr?
  10. Preis: Ab € 1200 ist man dabei. Die Grenze nach oben offen. Wobei planetX mit einem Vollcabon Crosser (Rival 1 und hydraulischen Bremsen) um € 1.500,- inkl. Versand, das Rad mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis anzubieten hat.

Jetzt heißt es nur noch zuschlagen und loslegen.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ketterechts #styliseyourride

Ich schreib mich gesund – egal was die Ärzte sagen.

Was Ärzte nicht tun

Ich weiß was ich tue. Deshalb tue ich es. Ich schreibe mich gesund. Egal was die Ärzte dazu meinen. Ab heute. Ab sofort. Gestern habe ich schon eine Krücke entsorgt. Die linke. Das rechte Bein wird nicht mehr geschont. Es wird behutsam belastet. Nicht voll, aber immerhin. Die zweite Krücke brauche ich noch – die Gehmotorik ist noch nicht vollkommen hergestellt. Ich spare mir ganze 2 1/2 Wochen schulmedizinisches Abwarten auf bessere Zeiten.

Ärzte sind zu vorsichtig.

Ich weiß was ich tue. Deshalb tue ich es. Die kurzen Einheiten am Wochenende am Ergometer waren Balsam für die Seele. Zuerst nur 2x 30 Minuten bei 30 Watt. Tags darauf 2x 45 Minuten mit bis zu 100 Watt. Und am Sonntag dann 1h40 mit Spitzen bis zu 200 Watt. Schmerzfrei mit Freundentränen. Es war einfach nur geil, dem Surren des TACX-Gerätes zuzuhören. Starrer Blick nach vorne. Hände am Unterlenker. Beine, die auf- und abgehen. Zu Radeln war die beste Entscheidung. Die beste Therapie.  Mein rechtes Bein lässt sich im Sitzen und im Liegen bereits leicht heben. Die Muskeln reagieren auf die Physio. Das Hirn läuft wieder im Aktivmodus. Warum also länger warten?

Ich weiß was ich tue. Deshalb werde ich es tun. Ich werde am Wochenende eine Runde mit dem Rennrad drehen. Wetten?

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#beatmedicine #ketterechts

Ötztaler Radmarathon 2016. Der Ötzi-Dream ist geplatzt.

Ötztaler Radmarathon

Ich fasse mich kurz: Der Ötztaler Radmarathon 2016 findet ohne mich statt. War eh klar nach meiner Bruchlandung. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Das Wunder von Eisenstadt ist ausgeblieben. War ja auch nicht anders zu erwarten. Anatomisch wie auch physiologisch. Man hätte mich vielleicht aufs Rad heben können. Für die Ewigkeit.

Es ist also offiziell. Mein Ötzi-Dream ist geplatzt. Somit kann ich die zusammen mit quaeldich organisierte und betreute Rennradreise zum Ötztaler Radmarathon nicht beiwohnen. Zur Erinnerung: das Paket umfasste 5 Tage Vorbereitung im Juli und das Rennwochenende inkl. Startplatz und Ötzidreamer Radtrikot und -hose. Auf ein Neues 2017. Ich wünsche auf diesem Wege allen Teilnehmern, insbesonderes jenen unserer Rennradreise, alles Gute, viel Spass und gute Beine für das Rennen morgen. Ich? Ich werde vieles vermissen.

  • die Stufen rauf in die Tennishalle der Ötztal-Arena zur Startnummernabholung mit Gegenverkehr trotz Einbahnregelung
  • mein Startgeld – dieses gibt es nur bei Abschluss einer entsprechenden Stornoversicherung retour
  • den mehr als übervollen Teller Kaiserschmarrn samt Apfelmus, garniert mit Nudeln. Kaum vorstellbar, was auf einen einfachen Kartonteller so alles raufpasst. Und vor allem in welcher Kombination.
  • die Frage „Bist du den Ötzi schon mal gefahren“
  • den Italiener und seine Frau im bestens sortierten Ramsch-Standl der gesamten Expo. Kaum ein Jahr, in dem ich dort nichts gefunden und gekauft habe. Legendär die GSG-Neoprenüberschuhe. Schade dass diese nach 10 Jahren ihr Dasein aufgegeben haben.
  • den Wecker um 0400 Uhr, das frühe Frühstück, der Gang nach Außen zur Temperaturkontrolle, der Blick auf die Autodächer, um Ausschau nach Raureif zu halten
  • der doppelte bis dreifache Gang auf die Toilette nachdem die Entscheidung zum Rennoutfit gefallen und dieses im Schichtverfahren angezogen worden ist
  • das traumhafte Wetter. Als ich 2015 gemeint habe, dass ich solche Bedingungen nie mehr erleben werde, habe ich wohl bis heute Recht gehabt
  • das Vorschwindeln zum Start (mehr verrate ich nicht – das bleibt mein Geheimnis)
  • das Rauschen der Laufräder entlang der Ötztal-Bundesstraße von Sölden nach Ötz
  • das Krachen der Schaltungen am Anstieg ins Kühtai. 80% der Teilnehmer glauben nämlich mit Kette rechts rauf zu kommen.
  • der Sonnenaufgang im Ochsengarten. Dieser betont jeden Atemzug der vor dir Fahrenden noch deutlicher
  • die Stimmung kurz vor der Passhöhe mit dem Red-Bull DJ Fahrzeug. Tour de France feeling
  • die Kühe im Kühtai. Neben und auf der Straße.
  • der 100er runter Richtung Gries im Sellrain
  • die lutschenden Italiener von Kematen nach Innsbruck
  • das „ich darf nicht forcieren“ hinauf auf den Brenner, um es dann doch zu tun. Weil es läuft
  • unsere eigene Labestation kurz vor dem Brenner
  • den wahren Ötztaler ab Kalch hinauf auf den Jaufenpass – hier fangen die Spiele erst an
  • den Jaufenpass. Eigentlich harmlos. Eigentlich.
  • den Blick der Teilnehmern beim Erreichen der Baumgrenze, wenn der Pass oben am Horizont schon zu sehen ist aber noch 3 1/2 km fehlen.
  • alle schönen und weniger schönen Gedanken bis dahin
  • ein größeres Ritzel hinten
  • zwei größere Ritzel hinten
  • die vielen Schlaglöcher in der Abfahrt nach St. Leonhard
  • die Mauer von St. Leonhard und ihre berüchtigten 40 Grad
  • die Stille hinauf nach Moss im Passeier
  • die noch größere Stille bis nach Schönau
  • das Schlangelinienfahren, um Meter und Höhenmeter zu machen
  • das Hadern mit dem Wetter. Zu warm oder zu kalt. Es ist hier nie optimal.
  • die Toten von Schönau
  • die letzten 10 km zum Timmelsjoch und ihre Dramen
  • den Ötzi-Dream am Timmelsjoch. Kaum ein Straßentransparent, das so viele Emotionen auslöst
  • der Fotograf in der Abfahrt zur Mautstelle. Hoffentlich erwischt er mich beim „froomen“ mit über 100 km/h
  • der Gegenanstieg zu Mautstelle. Die längsten 200 Höhenmeter auf der gesamten Welt.
  • Hochgurgl, Obergurgl, Zwieselstein und die Mülldeponie von Sölden
  • die 1000m Marke
  • die applaudierende Menschenmenge
  • die Sprinter um die goldene Ananas
  • die Rechtskurve ins Ziel
  • das Ziel
  • das „nie mehr wieder“
  • die Stufen rauf in die Tennishalle der Ötztal-Arena zur Abhoung des Finisher-Trikots mit Gegenverkehr trotz Einbahnregelung
  • den mehr als übervollen Teller Kaiserschmarrn samt Apfelmus, garniert mit Nudeln. Kaum vorstellbar, was auf einen einfachen Kartonteller so alles raufpasst. Und vor allem in welcher Kombination
  • die Sauna und das Schwimmbad am Dach im DieBerge

Ötztaler Radmarathon. Ich vermisse dich.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#ötzidreamer #ketterechts

Austria Giro 2016 – von Bregenz nach Wien. Rückblick Teil 1.

Österreich von West nach Ost

Der Sommer 2016 hatte seinen Höhepunkt. Zumindest für mich. Mein Austria Giro 2016. Drei Tage nach meiner Ankunft am Kahlenberg in Wien ist es Zeit, mit einem Rückblick zu beginnen. In Teil 1 beschäftige ich mich mit der Strecke und den Etappenzielen.

Austria Giro 2017 – ein erster Rückblick.

Die Idee zum Giro hatte ich bereits im vergangenen Sommer. Ich wollte etwas Spezielelles. Geworden ist es eine Tour von Bregenz nach Wien. Durch jedes Bundesland und über den höchsten jeweils befahrbaren Pass. Damit begann auch die Suche nach den höchsten Pässen. In Vorarlberg ist des die Bieler Höhe auf 2.071m an der Grenze zu Tirol, in Tirol ist es das Timmelsjoch auf 2.474m an der Grenze zu Südtirol, in Kärtnen ist es das Hochtor auf 2.504 an der Grenze zu Salzburg, in Salzburg auch das Hochtor (oder falls das nicht gelten soltle, das Fuschertörl auf 2.482m), in der Steiermark der Sölkpass auf 1.788m, in Oberösterreich der Kobelbergpass 1044m, in Niederösterreich der Feistritzsattel auf 1.298m, im Burgenland der Geschriebenstein auf 802m (Passhöhe) und in Wien der Kahlenberg auf 484m. Also gute 1400 km und 23.000 Höhenmeter.

Ich wählte die Route von West nach Ost und musste die geographischen Gegebeheiten mitberücksichtigen. Bei der Planung habe ich mir eine Grenze von 200 km pro Tagesetappe vorgegeben. Kompliziert war das Erreichen des Koblbergpasses im Norden und des Geschriebenstein im Südosten. Also eine Querung Österreichs von Nord nach Süd. Und natürlich auch die Höhenmeter, dich sich ergeben würden.

Geplant war die Route dann in weniger als einer Stunde. Mit etwas Ortskenntnissen war das auch kein Problem. Ich habe dabei +Strava benutzt und mich auch darauf verlassen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass das sehr gut funktioniert hat. Die Vorschläge waren perfekt – vor allem Tag 5 durch das Mühlviertel. Hier hat mich die Strava-Route über gut fahrbare Güterwege und Landesstraßen geführt.

Die Route im Detail:

Tag 1: Bregenz – Sölden:

Durch das Rheintal auf der L190 bis an den Anfang des Montafon. Wenig Verkehr und gute Fahrradstreifen. Dann weiter auf der L188 bis zum Anstieg zur Bieler Höhe. Hier besteht die Möglichkeit, den Radweg zu benutzen. Ich habe immer weider zwischen Straße und Radweg gewechselt. Bieler Höhe rauf und dann durch das Paznauntal bis nach Landeck. Von Landeck über Imst nach Haiming über die B171 und dann die Ötztaler Straße (B186) nach Sölden. Letzer Abschnitt mit sehr viel Verkehr. In Summe 217 km.

Tag 2: Sölden – Sillian:

Zuerst von Sölden rauf auf das Timmelsjoch, dann runter nach St. Leonhard, rauf auf den Jaufenpass, runter nach Sterzing und dann am Radweg Richtung Franzensfeste. Bei der Festung in Franzensfeste links abbigen. Richtung Bruneck. Das Pustertal kann auch am Radweg befahren werden. Was ich auch teilweise gemacht habe. Achtung: Rund um den Stausee bei Olang ist der Radweg nicht asphaltiert. Nachteile des Radweges – viel Zick-Zack und zusätzliche Höhenmeter. Kompliziert ist die Durchfahrt durch Bruneck. Sowohl auf der SS49 als auch am Radweg. In Summe 199 km.

Tag 3: Sillian – Radstadt:

Von Sillian das Drautal nach Lienz. Auf der Bundesstraße. In der Früh wenig verkehr. Rückenwind und teilweise bergab. Dann rauf auf den Iselsberg, runter nach Winklern und weiter Richtung Heiligenblut. In Döllach habe ich die Nebenstraße über Apriach zur Fleißkehre gewählt. Muss man fahren! Von der Fleißkehre dann über die Großglockner Hochalpenstrasse mit Hochtor und Fuschertörl. Von oben weiter nach Bruck am Großglockner. Dann Richtung St. Johann. Ich blieb auf der B311. Man kann aber den Radweg auch benutzen. Auch wenn dieser nicht ganz sabuer ist. Aber auch hier – Zick-Zack und unnötige Höhenmeter. Kurz vor Schwarzbach im Pongau bin ich dann über den Niederuntersberg gefahren. Um die Tunnels auf der B311 zu vermeiden. Steil, aber landschaftlich schön. In Schwarzbach kann man dann wieder auf die B311 oder wie ich ein wenig umherirren bis man St. Johann im Pongau erreicht. Hiert geht es dann Richtung Wagrein, Flachau, Altenmarkt und Radstadt. In Summe 177 km.

Tag 4: Radstadt – Schlierbach:

Von Radstadt über Untertauern und Obertauern nach Mauterndorf und Tamsweg. Von Tamsweg entweder über den Prebersee (sehr anspruchsvoll) oder die B96 Murtalstraße Richtung Murau um dann auf der L501 Richtung Sölkpass abzubiegen. In Schöder geht es links rauf bis zur Passhöhe (L104). Dann runter nach Stein an der Enns. Rechts abbiegen über die L712 nach Öblarn/Niederöblarn, dann die L734 Richtrung Irding, die L741 Richtung Aigen im Ennstal und die L740 Richtung Liezen. Von dort die B138 über den Phyrnpass. Dann weiter nach Spital am Phyrn, Windischgarsten, St. Pankraz, Klaus und Micheldorf und Kirchberg an der Krems. Über die L554 geht’s nach Schlierbach. In Summe 208 km.

Tag 5: Schlierbach – Maria Taferl:

Diese Etappe zu beschreiben fällt mir am schwersten. Es ist jene Etappe, bei der ich mich blind auf die Route verlassen habe (und dann von meinem Garmin allein gelassen worden bin). Von Schlierbach bis Linz war mir vieles bekannt (Kremsmünster, Neuhofen an der Krems, Ansfelden, Ebelsberg, Asten, Enns) und dann Richtung Schwertberg und das Aisttal auch. Richtung Koblbergpass über St. Leonhard bei Freistadt und Liebenau war ich dann schon dem analogen navigieren nahe. Vom Koblbergpass Richtung Donau dann nur mehr mit Google Maps am Handy. Fakt ist, dass ich über das kleine Yppstal zur Donau gekommen bin. Maria Taferl war dann leicht zu finden. In Summe 199 km.

Tag 6: Maria Taferl – Kirchberg a. W.:

Von Maria Taferl runter zur Donau, dann entlang der Donau und über die Donau nach Pöchlarn. Über die B1 nach St. Pölten, die B20 nach Wilhelmsburg, Traisen, Lilienfeld bis nach Freiland. Links abbiegen zur B214 bis nach Hohenberg. Ein paar Kilometer weiter geht es rechts über die B21 nach St. Aegyd im Neuwalde, über Kernhof hinauf zur/zum Gscheid. Von dort hinunter nach Terz. Links geht es weiter über die B23 auf den Lansattel. Dann weiter (immer noch B23) über Mürzsteg, Krampen, Neuburg, Kapellen bis nach Mürzzuschlag. Über die L118 geht es Richtung Spital am Semmering bis nach Steinhaus am Semmering. Hier beginnt die L117 auf den Pfaffensattel. Nach Überquerung des Pfaffensattels erreicht man Retteneg. In Retteneg links abbiegen auf der L407 bis zum Feistritzsattel. Von dort sind es noch 14 km bis nach Kirchberg a. W. In Summe 203 km. Die Abfahrt vom Pfaffensattel ist eine Katastrope. Die Auffahrt auch. Aber das fällt weniger ins Gewicht.

Tag 7. Kirchberg a. W. – Eisenstadt:

Ab Kirchberg am Wechsel geht es gleich rauf nach St. Corona am Wechsel (L137) und dann hinunter nach Aspang. In Aspang Richtung Zöbern (auch L137) und weiter bis nach Loder. Hier erreicht man die B55 und fährt diese über Bad Schönau, Kirchschlag i. d. b. W. bis nach Lockenhaus. In Lockenhaus geht es über die B56 auf den Geschriebenstein. Bei km 10 ist Kehrtwende (Passhöhe). Zurück nach Lockenhaus und dann weiter über Hochstraß (L234) nach Piringsdorf (wieder auf der B50). Von Piringsdorf links abbiegen auf die L230 Richtung Unterrabnitz, Schwendgraben, Oberrabnitz und Karl. Dann rechts abbiegen Reichtung Weingraben (B233) und Kaisersdorf bis Markt. St. Martin. Hier geht es weiter auf der B50 Richtung Weppersdorf bis nach Sieggraben und den Sieggrabner Sattel. Bei Marz die B50 verlassen und Richtung Rohbach bei Mattersburg fahren (L224). Weiter über Loipersbach, Schattendorf, Baumgarten nach Draßburg. In Draßburg rechts abbiegen (L212) und weiter nach Zagersdorf und Siegendorf. Dann weiter bis zum Kreisverkehr zur B52. Hier links Richtung Eisenstadt. Weitere 2 Kreisverkehre und auf der Ruster Straße stadteinwärts. In Summe 157 km.

Tag 8. Eisenstadt – Wien/Kahlenberg:

Die kürzeste Route. Von Eisenstadt über die L213 nach Stotzing. Dann über die L155 nach Au am Leithagebirge und weiter nach Hof im Leithagebirge. Jetzt Richtung Mannersdorf auf der B15. Weiter nach Götzendorf. Ebergassing bis nach Himberg. Von Himberg Richtung Maria Lanzersdorf und dann nach Vösendorf. In Vösendorf auf die Triester Straße und stadteinwärts nach Wien. Leider gibt es hier keinen brauchbaren Radweg. Am Wienerberg dann die Wienerberger Straße westlich Richtung Schönbrunn (links abbiegen). In Schönbrunn kann man sich am Radweg (Wienfluss) Richtung Hütteldorf bewegen. Von Hütteldorf dann auf die Höhenstraße Richtung Kahlenberg. In Summer 84 km.

Alternative wäre auch durch die Stadt (Treiester Straße, Matzleinsdorfer Platz, Wiedener Hauptstraße, Karlsplatz, Ring) zum Donaukanal, dann Richtung Klosterneuburg und von dort über die 3 km Kopfsteinpflaster auf den Kahlenberg zu fahren.

Es war eine schöne Tour mit wenig Stress auf den Straßen. Starker Verkehr nur im Ötztal, zwischen St. Pölten und Lilienfeld, sowie in und rund um Wien. Wobei die viel befahrene Triester Straße menschen- und autoleer war.

Fazit:

Austria Giro Routenplanung mit +Strava gekoppelt mit Ortskenntnissen ist perfekt. Ausweichen auf Radwege nur bedingt ratsam. Diese sind oft schlechter als die Straßen. Wenig Tunnels. Ersatzgarmin (oder andere GPS Gerät) von Vorteil. Ein Ersatzakku (Battery Pack) für Garmin und Handy ratsam. Je näher man nach Wien kommt, desto agressiver werden die Autofahrer. Vorarlberg vorbildlich in Sachen Fahrradstreifen auf Landstraßen (B190). +/- 200 km/Tag mit 7  – 8 Stunden Fahrzeit bei 2500 – 4000 Höhenmeter sind machbar (auch allein). Grundkondition erforderlich. 2 Regentage.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#austriagiro16 #ketterechts

PS: die GPS Daten sind auf Strava

Austria Giro 2016 – von Bregenz nach Wien. Tag 8.

Austria Giro - endlich angekommen

Enttäuscht. Ich war sehr enttäuscht, als ich mit persönlicher Bestzeit die letzten Kilometer auf fiesem Kopfsteinpflaster den Kahlenberg hochgeklettert bin. Oben am großen Parkplatz war keine Musikkapelle da, welche mich mit Pauken und Trompeten empfangen hätte sollen. Keine Groupies. Keine Medien. Außer ein paar Inder und eine erlesen Hochzeitsgesellschaft niemand. Nach 8 Tagen Rennrad kreuz und quer durch Österreich, 9 Bundesländer, die Bieler Höhe, das Timmelsjoch, die Großglockner Hochalpenstrasse mit Hochtor und Fuschertörl, der Sölkpass, der Koblberg Pass, der Feistritzsattel, der Geschriebenstein zum Schluss der Kahlenberg. Mein Austria Giro 2016 ist beendet. Unspektakulär. Im Stillen. Anonym. Das Wetter für einen abschließenden Cappuccino im Freien zu kalt. Nicht einladend. 1400 km. Mehr als 20.000 Höhenmeter. Abspann. Vorhang zu. The End. Jetzt warte ich nur mehr auf die Oscarnominierung. In den Kategorien härteste Route, beste Hotels, große Leidensfähigkeit, unglaubliche Kraftausdauer und perfekte Logistik dank Rennschnecke. Tag 8 ist Zeit für Abschied.

Austria Giro 2016. Tag 8. Die Eroberung Wiens.

Jede Menge Statistiken und Rückblicke gibt es sicher noch genug in den nächsten Tagen. Die heutige letzte Etappe war eine Mini-Ausfahrt. Nur 69,5 km. Von Eisenstadt, durch Wien und dann über Klosterneuburg auf den Kahlenberg. Knapp 650 Höhenmeter. 2h29min Fahrzeit. Schnitt 28,3. Inklusive Stop and Go in der Stadt und dem Aufstieg. Ich habe den direkten Weg gewählt. Dafür bin ich dann noch 100 km zurück nach Eisenstadt geradelt. Über das Leithagebirge. Quasi eine kleine Draufgabe. Ich wollte den Tag und den Giro in der Sonne abschließen. Denn bis auf den Kahlenberg habe ich diese nicht gesehen. Jetzt ist es wolkenlos. Jetzt.

Das Besondere am heutigen Tag war die Unlust in der Früh aufs Rad zu steigen. Zuerst verzögerte sich der Start wegen des leichten Regens. Ja. Regen. Dann war ich so unmotiviert. Bis mich ein Traktor samt Anhänger am Weg nach Hornstein überholt hat. Das habe ich nicht auf mir sitzen lassen können. Ein kleiner Sprint und schon war ich im Windschatten Richtung Wampersdorf. Plötzlich hatte ich wieder Spass am Rennrad fahren. Als der Traktor abgebogen ist, habe ich weiter draufgedrückt. So wie es sich gehört. Bis Wien war der Schnitt angenehme 31,3 km/h.

Die Fahrt durch Wien heute ein Genuss. Eine leere dreispurige Triester Straße. Fast für mich allein. Statt Radweg. Hauptstadteinfahrt. Mit dem Rennrad. Geil. Dann die Wiedener Hauptstraße. Hinter der Straßenbahn. Windschatten wo’s geht. Karlsplatz, Ring und dann Donaukanal. Schnitt immer noch flotte 30 km/h. Als ich den Leopolditempel hoch oben sehen konnte, überkam mich so etwas wie Emotion. Ich spürte, dass es bald geschafft sein wird. Ich wurde automatisch schneller. Touristen am Radweg wurden verblasen. So muss Rennrad sein.

Dann der Anstieg. Kurz noch die Kamera zucken. Kopfsteinplaster fotografieren. Ein Herr mit einem BMC Triathlonrad überholt mich. Ich schieße noch das letzte Foto und gehe in Kampfstellung. Zuerst wird die Lücke zugemacht. Dann wird nachgefahren. Später dann überholt. Und weg war ich. Geschüttel und gerührt. Der Rest ist oben beschrieben. Der Austria Giro 2016 ist Geschichte.

Cristian Gemmato aka @_ketterechts
#austriagiro16 #ketterechts