Ultracycling am längsten Tag des Jahres.

Ultracycling

Drei Uhr morgens. Es ist noch stockfinster draußen. Der schrille Weckerton nimmt mir endgültig die Angst zu verschlafen. Es ist der 21. Juni. Sommersonnenwende. Der längste Tag des Jahres. Kein Tag wie jeder andere. Der Plan ist, diesen mit der längsten Ausfahrt des Jahres würdig zu huldigen. 400 km nonstop von Wien nach Linz und wieder retour. Eine Schnapsidee. Ultracool. Ultralang. Ultracycling. Mit von der Partie: Langdistanz Rookies Florian, Rene und Alexander sowie der Race Around Austria (RAA) erprobte Ultracyclist Michael.

Geiler Scheiß. 400 km am Stück Rennrad fahren.

Einfach so. 400 km am Stück Rennrad fahren. Während die Ultracycling Elite quer durch Amerika radelt. 330 km im Winter hatte ich ja schon überlebt. Ein 100er oder ein 200er sind keine großen Herausforderungen mehr. Es ist der Vierer, der reizt. Machbar? Wenn nicht heute, wann dann.16 Stunden Licht. 15 Stunden Sonne. Die Marschtabelle milchmädchenhaft geplant. Daumen mal Pi. Sieben Stunden hin. Eine Stunde Pause. Acht Stunden retour. So sieht gewissenhafte Vorbereitung aus.

Dass es ersten anders kommt und zweitens als man denkt wahr schnell klar und am Ende Gewissheit. Pünktlich gestartet, dafür eine knappe Stunde früher fertig. 401 km mit einem Schnitt von 31 km/h. Gemessen auf die Netto-Fahrzeit. Zwei längere Pausen wegen technischer Pannen, eine Frühstückspause mit obligatem Kaffee in Melk, eine Pause für das Mittagessen in Linz und weitere drei kurze Stopps, um den Flüssigkeitshaushalt zu regulieren. Mit Wasseraufnahme und Wasser lassen. Exakt 12h54min am Rad.

Ultracycling ist Kopfsache. Der Körper kann das locker.

Was bleibt ist eine zufriedene Genugtuung und die Erkenntnis, dass Ultracycling (sofern man 400 km nonstop so nennen darf) eine Frage der mentalen Einstellung ist. Der eigene Körper kann viel mehr, als man denkt. Die Grenzen verschieben sich fortlaufend. Kilometer für Kilometer. Nach hinten. Ins Ungewisse. Gestoppt haben mich nicht die Beine. Gestoppt hat mich mein Kopf. 400 km sollten es werden. 401 km sind es geworden. Warum auch mehr? Warum nicht mehr! Die Kraft wäre noch da gewesen.

Michael hat dafür gesorgt, dass das Tempo dem Plan widerspricht. Gebremst habe ich ihn. Mit 300 Watt in der Ebene hatte ich Mühe mein Vorderrad auf Höhe seines zu halten. Leichte Steigungen drückte unsere Zugmaschine mit salopper Leichtigkeit durch. Immer wieder musste ich aus dem Sattel, um seiner ebenbürtig zu sein. Michael wusste, wie sich 400 aneinander gereichte Kilometer anfühlen. Ich nicht. Das war ein großer Unterschied. Im zuzusehen, wie gleichmäßige er Kilometer für Kilometer abgestrampelt hat war für mich ein Youtube Life-Tutorial. Die ersten 100 km sind im Pulk vergangen. Raus aus der Stadt, über den Riederberg, quer über das Tullnerfeld und durch die Wachau war der Stadtplatz von Melk unsere erste Pause. Des Fettstoffwechsels wegen.

Power für meinen Akku. Damit Garmin alles dokumentiert.

Meine größte Sorge war der Akku. Nicht der eigene. Jener meines Garmin Edge1000. Im Sparmodus ohne großem Firlefanz reichen 100% für 10 bis 11 Stunden. Deshalb habe ich gleich vom Start weg, einen Powerpack angeschlossen. Externe Stromzufuhr. Inspiriert von MacGyver. Unterm Vorbau mit Gafferband befestigt. Kurzer Ladekabel und die Geschichte ist gegessen. Nach mehr als 15 Stunden hatte ich immer noch 100% Akkulaufzeit. Florian, Rene und Alexander hantierten hingegen in den Pausen mit ihren Ladegeräten. Andere Strategie. Gleicher Erfolg. Wir haben alle den geilen Scheiß auf Strava dokumentiert.

Die Pizzeria Amici in Linz und somit die Halbzeit erreichten wir trotz kurzer Verschnaufpause wegen eines technischen Defektes an einer Mavic Carbon Leihgabe innerhalb unserer Karenzzeit. 207 km standen bereits am Garmin-Display. Bei 35° war der schattige Gastgarten direkt am Urfahraner Marktgelände ein besonderes Highlight. Meine 1000ml Spezi auch. Die Pizza prosciutto war dafür  nicht lange am Teller.

Wir haderten mit dem Schicksal. Der erhoffte Westwind blieb aus.

Eigentlich hatten wir mit dem Wetter riesen Glück. Trocken, heiß und keine Gewitter. Einzig der Westwind blieb aus. Die Hoffnung auf etwas Schub von hinten am Heimweg ertrank im Schweiß, der uns ganz schön austrocknete. Linz haben wir bei Windstille und voller Pedalkraft zurückgelassen. Am Weg nach Wien verloren haben wir auch unsere Zugmaschine Michael, die sich bei km 250 im Stehen einen Platten eingefahren hat. Zisch und die vordere Carbonfelge war um 1,5 cm näher am Boden als notwendig. Ein Glassplitter beendete die Lebensdauer des Continental Schlauchreifens . Wir versuchten zu retten, was zu retten war. Doch mein Vittoria Pit Stop (oder ich) versagte kläglich. Der Schaum war überall, nur nicht in Michaels Reifen. Nie mehr kaufe ich bei Decathlon ein. Versagt hat auch ein Feuerzeug, mit dem wir versucht haben, das Loch durch Schmelztechnik zu schließen. Aus einem Quintett wurde ein Quartett.

Auch ein Radweg hat seine Reize.

Plötzlich waren die Rollen vertauscht und neue Energien weckten die müden Geister. Vom Donaukraftwerk Wallsee-Mitterkirchen bis nach Ybbs trugen wir Michael im Geiste bei gleich hoher Reisegeschwindigkeit mit. Die junge Generation übernahm das Ruder. Ich alter Mann mittendrin statt nur daheim. Bei Posh Cycling habe ich noch schnell mein Gewissen beruhigt und für € 12,- meine Schlauchreifen-Schaumversicherung erneuert. Dann ging das Spiel von vorne los. Im Zick-Zack-Kurs auf den Spuren der Radtouristiker. Auch ein Radweg hat seine Reize. Äste, Schlaglöcher und unbekannte Bremspunkte bei 90° Kurven.

Schon wieder Melk und noch vier Stunden Licht. Für 100 km. Lagebesprechung. Wir nehmen die B1 bis St. Pölten und dann die B1a über Böheimkirchen, Neulengbach, Eichgraben bis Wien. Etwas kürzer, dafür mehr Höhenmeter. Bis jetzt war es ja verhältnismäßig schwach. Es läuft erstaunlich immer noch.

Prinzenempfang in Prinzendorf.

Wahre Prinzen kommen mit dem Rennrad. So sind wir auch in Prinzendorf eingekehrt. Letzte Nahrungsaufnahme vor dem finalen Showdown. Sagt der Hausverstand. Kraft war noch genug da. So manchem überkam die Übermut. Jeder wusste jetzt schon. Das wird ein gutes Ende geben. So war es dann auch. Die letzten Kilometer sogar All-In. Knackige Anstiege mit Vollgas. Ultracycling tut nicht weh. Auf den letzten 30 von 400 km. Der längste Tag des Jahres endete exakt nach knapp 7.000 verbrauchten Kalorien mit einem Calippo Lemon.

Es war geil. Es war ultra. Ich mache es nie mehr wieder. Wir sehen uns am 21. Juni 2018.

ktrchts

PS: Michael wurde abgeholt und ist gut nach Hause gekommen. Er wird ab sofort Ersatzmaterial mitnehmen und meine ketterechts Trägerradhose weiterhin fürs Ultracycling loben. Florian ist der Streber unter uns und hat seinen Garmin bei 405 km gestoppt. Rene wird sein weißes Trikot erst nach dem Waschen wieder erkennen und Alexander liebt mich ob meiner Idee wohl ein Leben lang. Und ich? Ich fahre am Sonntag mit kette-links im 2er Team einen 6h MTB Marathon. Mit einem MTB von Sport Haderer. Auch wenn mein Garmin meint, ich solle 3,5 Tage pausieren.

Rennrad Touren in Imst – endlich wieder Berge

Rennrad Touren in Imst

Postkartenwetter. Die Gipfel rund um Imst noch schneebedeckt. Die Sonne strahlt mit einer Kraft, die an die besten Zeiten des Hochsommers erinnert. Tirol präsentiert sich von der kitschigsten Seite und zieht alle touristischen Asse aus dem Ärmel. Wir schreiben Ende Mai und das verlängerte Wochenende schreit nach Pässe, Berge und aktiver Erholung. Rennrad Touren in Imst sind angesagt. Endlich wieder Berge.

Jeden Tag Tirol.

Das Hahntennjoch direkt vor der Haustür, die Pillerhöhe in greifbarer Nähe und das Kühtai nahebei. Dazu noch Hochimst, Imsterberg, Hochzeiger, der Kauntertaler Gletscher oder der Pitztaler Gletscher zum Drüberstreuen. Imst bietet jeden Tag Tirol. Jeden Tag Berge. Jeden Tag Passstraßen.  Wer sich lieber länger und ausgiebiger geißeln möchte der hat noch das Timmelsjoch, die Silvretta Hochalpenstraße, den Arlbergpass, den Hochtannbergpass, den Flexenpass, das Faschinajoch oder das Furkajoch in schweißtreibender Nähe. Sogar ein Ausflug ins benachbarte Allgäu über Reutte, Tannheim und das Oberjoch würde reizen. Nicht zu vergessen Seefeld über Telfs, Buchen oder Mösern.

Rennrad Touren in Imst. Die Wahl der Qual.

Imst bietet nicht nur die Wahl der Qual, sondern auch viel Gemütliches und Entspanntes. So eignet sich die Anbindung an den Inntal Radweg bestens, um einfach nur gemütlich dahinzupedalieren. Richtung Landeck oder Richtung Telfs. Das wäre aber schade. Allein der ca 14 km lange Anstieg zum Hahntennjoch ist mit Sicherheit die Reise nach Imst wert.

Erreichbar ist Imst am Schnellsten über die A12 Inntalautobahn von Westen und Osten kommend. Von Norden her über den Fernpass. Imst selber liegt idyllisch auf einem Schwemmkegel, Von der Morgensonne wachgeküsst und von der Abendsonne in den Schlaf gesungen. Je nachdem, wo man sich bettet, sind deshalb am Ende der jeweiligen Touren noch einige Höhenmeter einzurechnen. Wir waren im Hotel Stern untergebracht, was uns Tag für Tag letzte Reserven abverlangt hat, um hinauf zur Kirche zu gelangen. Besonders erschwerend dabei war die Fahrt vorbei am öffentlichen Schwimmbad. Das kühle Nass hatte angesichts der Temperaturen über 30° eine magische Anziehungskraft, welcher wir kaum widerstehen konnten.

Essen gut. Alles gut.

Das schöne an Imst ist, dass man situationselastisch radeln kann. Damit jeder auf seine Wunschkilometer oder -höhenmter kommt, lässt es sich perfekt improvisieren. Eine Frühstücksfahrt auf das Hahntennjoch, danach eine gemeisame Ausfahrt mit dem Partner und zum Abschluss noch schnell ein Bergintervall hinauf nach Hochimst. Machbar. Am besten man trifft und verabschiedet sich in der Konditorei Regensburger. Dort lässt es sich lange aushalten. Der rauschende Schinderbach direkt unter den Füßen hilft bei Kaffee, Kuchen und Eis in den Ruhemodus zu kommen.

Und nach getaner Arbeit schmeckt das Essen besonders gut. Wenn es sich dabei um frisch zubereiteten Marillen-Palatschinken handelt, dann vergeht jede Form von Muskelkater ohne Massage ganz von allein.

Gute Freund teilen sich die Straßen.

Dass der Tiroler Fleck rund um Imst ein schöner Fleck ist, hat sich natürlich herumgesprochen. Nicht nur bei den Radfahrern, sondern vor allem bei den Bikern. Insbesondere bei traumhaftem Wetter muss man sich die beschriebenen Leckerbissen brav mit Motorrädern, Cabrios und holländischen Caravans teilen. Man hat das Gefühl, das halb Deutschland nach Süden unterwegs sei. Der Vorteil ist, dass Biker eher Langschläfer sind und vor zehn Uhr morgens kaum aus dem Bett kommen. Die Zeit davor muss und soll genutzt werden. Ist eine Empfehlung. Auch sind manche Strecken einfach zu vermeiden. So wie der Fernpass.

Als Vorbereitung für den Ötztaler Radmarathon ist ein verlängertes Wochenende samt Rennrad Touren in Imst natürlich auch bestens geeignet. Eine Ötzi light Variante (die Runde ohne Kühtai), das Kühtai selber oder eine Verkürzung mit dem Zug (Imst – Innsbruck) passen perfekt, wenn man die Strecke kennenlernen will.

Rad WM 2018 in Tirol.

2018 findet in Innsbruck die UCI Radweltmeisterschaft statt. Noch war davon nichts zu spüren und zu sehen. Die Hoffnung stirbt aber bekanntlich immer zuletzt. Dass der motorisierte Verkehr und Rennräder nebeneinander existieren können und dürfen, hat sich noch nicht ganz herumgesprochen. Egal. Mit Rücksicht, Geduld und dem Rauschen des Schinderbachs lassen sich Tirols Straßen rund um Imst gut ertragen.

Meine Rennrad Touren in Imst zum Nachlesen auf strava. Leider war der Arlbergpass für Räder bergauf gesperrt und die Silvretta Hochalpenstraße noch im Winterschlaf. Dafür haben wir die Kaunertaler Gletscherstraße auf nächstes Jahr verschoben.

1. Tag: Seefeld-Runde
2. Tag: Hahntennjoch, Tobadill und Pillerhöhe
3. Tag: Kühtai übers Sattele
4. Tag: Talstation Hochzeiger und Pitztaler Gletscher

ktrchts

PS: der Austria Giro 2017 streift auch heuer wieder Imst. Gleich am ersten Tag. Von Bregenz nach Sölden. Anmeldungen noch möglich.

Leithaberg Radmarathon – einfach kann auch schwer sein.

Leithaberg Radmarathon

Mehrmals habe ich schon über den Leithaberg Radmarathon berichtet. 2015 und 2016 sogar Gratis-Startplätze verlost. Selber am Start war ich aber noch nie. Bis auf heuer, als ich um 0915 Uhr in der ersten Startreihe stand und mich beim Startschuss zusammen mit weiteren gut 100 Teilnehmern auf die große Runde begeben habe. 120 km galt es bei hochsommerlichen Temperaturen und typisch burgenländischem Wind zu überleben. Drei Mal 40 km. Acht Mal über das Leithagebirge. Als Wochenend-Wahl-Eisenstädter quasi ein Heimspiel für mich. Die Strecke war mir bekannt. Vor allem der Anstieg von Donnerskirchen hinauf Richtung Hof am Leithagebirge. Von allen Leithaberg Übergängen der mir an unliebsamsten. Flach, steil, flach, steiler, steil, flach, steil, flach und dann noch einmal leicht bergauf, wenn man glaubt bereits oben zu sein. Unhythmisch. Nicht meins.

Hitze, Wind und müde Beine – so schön kann sterben sein.

Purbach am Neusiedlersee. Pfingstsonntag. 500 Meter vom Startgelände beim Purbacher Fußballstadion gehen die Einheimischen zum Frühshoppen. Erste Radtouristen pilgern den Radweg B10 entlang. Es ist ein üblicher Festsonntag. Üblich auch das Prozedere der vielen Teilnehmer zum Leithaberg Radmarathon. Auto parken, Räder auspacken, Räder checken, Luft einpumpen, Startnummer abholen, frühstücken, Dixi-Klo aufsuchen, fachsimpeln und aufwärmen. Ich selber bin gleich direkt mit dem Rennrad aus Eisenstadt angereist. 21 km sollten zum Aufwärmen lang genug sein.

Neben Politprominenz wie Kärntens Landeshauptmann Herrn Kaiser, waren auch jede Menge regionale Promis sowie ehemalige Radsportgrößen zuwege. Wie beispielsweise Rene Haselbacher, Weingott Leo Hillinger, der mehrmalige Race Across Amerika Gewinner Wolfgang Fasching, Paralympics Sieger Wolfgang Eibeck. Um nur einige zu nennen.

Leithaberg Radmarathon – vom Führenden zum Radtourist.

Jetzt stand ich da an der Startlinie. Das weiß-rote Startband direkt unter meinem Lenker. Die letzten Interviews und die letzten Pressefotos der Who-is-Who. Dann der Countdown. Startschuss und los.

 

Neutralisiert ging es vom Sportplatz durch Purbach auf die B50, welche mit behördlicher Bewilligung benutzt werden durfte. Meine erste Startreihe bescherte mir einen Platz an der Sonne. Und natürlich auch einen Platz im Wind. Der war ab der Linkskurve Richtung Donnerskirchen dann gleich etwas stärker. Ich überlegte nicht lange und nutzte einfach die Gelegenheit, einmal ein Rennen anzuführen und zog das Feld jenseits der 300 Watt von Purbach nach Donnerskirchen und dann hinein in die erste Steigung.

Eine gute Idee, weil damit war mein Rennen nach knapp 10 km zu Ende. Hitze, Wind und müde Beine. Schnell sterben muss auch gekonnt sein. Durch die verschwitzten Augen sah ich noch das Feld enteilen. Automotivation wie „Die sind ja nicht viel schneller“ hielt mich am Leben. Wenn auch nur auf Sparflamme. Gemeinsam mit ein paar Nachzüglern erreichten wir die Grenze zu Niederösterreich und die erste Abfahrt. Mit offenen Trikot versuchte ich bergab meinen überhitzten Körper und Dickschädel abzukühlen.

Flüchtige Freundschaften zerbrechen spätenstens am Anstieg.

Das Burgenland hat seine Eigenarten. Eine davon ist, dass der Wind stets von vorne kommt. So auch auf dem Weg von Hof über Mannersdorf Richtung Kaisersteinbruch. Eine kleine Gruppe vor mir, eine nachkommende hinter mir und ich vereinten uns am Weg dorthin. Nicht lange. Denn am zweiten Anstieg Richtung Breitenbrunn zerbrach diese flüchtige Freundschaft daran, dass manche ein Rennen führen, die anderen – mich inklusive – bereits im Radausflug Modus umgeschaltet hatten.

Inzwischen hatten wir gefühlte 35 Grad und der Wind mutierte zum Föhnsturm, der mir direkt ins Gesicht bließ. Abkühlung unmöglich. Das Wasser in meinen Trinkflaschen kochte bereits. Die einzige Labstation in Purbach als Rettung war nicht mehr weit entfernt. Und leider auch wieder hinter mir. Keiner meiner Mitstreiter hielt es für notwendig anzuhalten. Warum denn auch. Die meisten hatten zwei Flaschen. Schlau. Kommt auf meine „mache ich das nächste Mal auch“ Liste. Die erste von drei Runden war um. 1h7 Minuten für die Statistik.

Danach erlebte ich ein Déjà-vu. Nur mit weniger Leute und noch langsamer. Bis Donnerskirchen in Front der kleinen Gruppe und am Anstieg dann durchgereiht bis ins Nirvana. Nach 50 km war der Leithaberg Radmarathon für mich ein Einzelzeitfahren.

Neidlos anerkennen. Es gibt bessere Tage.

Ich nehme es vorweg. Die zweite Runde beendete ich in 1h15 Minuten (samt Pause an der Labe). Dabei wurde ich am Weg nach Breitenbrunn von der Spitzengruppe der 80 km Schleife eingeholt. Ich schreibe nicht, dass diese 15 Minuten später gestartet waren. Das würde meine Leistung noch mehr abschwächen. Eine Zeit lang konnte da noch mithalten. Als sich diese dann aber für den Zielsprint formierten und den letzten Schubser in Breitenbrunn Vollgas durchzogen musste ich neidlos anerkennen, dass heute nicht mein Tag war. Also zurück zum Einzelzeitfahren.

Allein auf weiter Flur, gönnte ich mir einen Stop an der Labe. Eine Festzeltbank unter einem kleinen Zelt. Die Damen dahinter bereits Medium durchgegrillt. Zur Auswahl standen 6 Becher kochendes Wasser, 4 Becher lauwarme Cola und 3 Becher Isosuppe. Ich nahm soweit ich mich noch erinnern kann alles. All-In. Das halbe Honigbrot kratzte ich zudem auch noch in meine Kehle. Die dritte Runde war dann ein Muss.

Burgenlands Autofahrer mögen keine Radfahrer.

Letzte Runde. Immer noch durfte ich auf der B50 fahren. Was dem Fahrer eines Toyouta Celica mit dem behördlichen Kennzeichen (Zensur: mir bekannt und dokumentiert) sauer aufstieß. Wild hupend, mit offenem Fenster und mit deutlich gestreckten Mittelfinger wurde ich unsanft aus meinem lethargischen Dahinradeln geweckt. Für eine Reaktion war ich zu tot. Nicht aber für ein Foto, eine Rechtskurve später. Derselbe Autofahrer war jetzt in Rage mit einem anderen Radmarathon Teilnehmer. Zuerst nur über das offene Seitenfenster, dann auch Nase an Nase stehend. Ich hörte Worte, die dem Autotypen (samt Spoiler) und dem Männertyp entsprachen. Die Psyche der Menschen ist unergründlich. Ein Highlight auf der sonst so faden dritten Runde. Ich habe den Vorfall der Polizei gemeldet – samt Beweisfoto. Sachverhalt ist wohl in den Akten untergeganen.

Die dritte und letzte Leithaberg-Urundung beendete ich nach genau nach 1h25 Minuten. Samt Fotostopp und Brunnenstopp in Hof am Leithagebirge. Immer noch und schon wieder gegen den Wind. Im Ziel holte ich mir mein Finisher Geschenk. Ich wählte ein Handtuch. Die Weinflasche ließ ich zurück. Musste ich ja noch 21 km zurück nach Eisenstadt. In Donnerskirchen war aber Schluss. Ein starkes Gewitter befreite mich von meinen Qualen. Das hübscheste Taxi von ganz Eisenstadt holte mich ab und brachte mich nach Hause.

Fazit.

Einfach kann auch schwer sein. Für den Leithaberg Radmarathon braucht Mann und Frau gute Beine. Die hatte ich nicht. Viele waren besser. Ich habe nur durchgehalten. Trotzdem. Gute Veranstaltung, die Edmund Kiss bereits zum 15. Mal tadellos organisiert hat. Ein reichliches Startersackerl, ein attraktives Finisher Geschenk, eine familiäre Atmosphäre und eine sehr gut abgesicherte Strecke mit Polizei an den wichtigsten Stellen bis zum Schluss – keine Selbstverständlichkeit für € 45 Startgeld.

Einziges Manko waren die vielen lästigen Viecher, die mich speziell bergauf auf Schritt und Tritt verfolgten. So etwas habe ich noch nie erlebt. Das mit der Labe kann und werde ich bei einem eventuell erneutem Antreten selber lösen.

ktrchts

 

Deutschlands Radwege als Kulisse für die Rallye Paris-Dakar

Deutschlands Radwege

Die Rallye Paris-Dakar. An und für sich schon eine riesige Herausforderung. Für Mensch und Maschine. Motorräder, Autos und LKW’s werden an ihre Grenzen gebracht. Fahrer und Beifahrer weit darüber. Jährlich versuchen sich viele Privat- und Werksteams darin, das Ziel ohne gröberen Schaden zu erreichen. Aus der Sicht der Medien viel zu viele. Sie forderten mehr Show und Dramen, um die Quoten zu erhöhen. Deshalb hat der Veranstalter reagiert und die nächste Edition der Rallye Paris-Dakar auf Deutschlands Radwege verlegt.

Mehr Schlaglöcher – mehr Show. Deutschlands Radwege sind der Rallye-Hit.

Die Organisatoren sind sich einige. 2018 wird es eine Rallye der Superlative geben. Kaum ein Wüstenland oder eine Gebirgskette auf dieser Welt kann das vorweisen, was Deutschlands Radwege schon seit langem den vielen Radsportbegeisterten anbieten. Genau deshalb wird der gesamte Rallyetross die Wege mit dem blauen Schild zwischen Flensburg und Garmisch als Kulisse für ihre schwerste Herausforderung der Welt benutzen. Eine Lokalaugenschein Anfang dieses Jahres hat den Zuschlag gebracht. „Es waren der viele Streusplitt, der schlechte Asphalt aber auch die vielen Gravel Passagen, die uns begeistert haben.“ Der Paris-Dakar Streckenscout ist sichtlich begeistert. „Deutschlands Radwege sind eigentlich nicht für Rennräder geeignet. Die haben da einfach nichts zu suchen. Sie sind zu gefährlich. Viel zu tricky. Und zu brutal. Deutschlands Radwege sind von ihrer Beschaffenheit und Topografie her einfach nur perfekte Rallyestrecken“.

Die Teilnehmer können sich auf alle Fälle den Termin im Jänner 2018 dick im Rennkalender eintragen. Es warten Verwinkelungen der dreckigsten Art und Sonderprüfungen, welche die Betonung auf „Sonder“ redlich verdienen. Die genaue Strecke ist grob geplant. Da und dort wolle man noch nachbessern und mit Felsstücke, Rollsplitt und Aufgrabungen für noch mehr Rallye Flair sogen. Man bitte die Radfahrer um Verständnis. Diese einmalige Gelegenheit muss genutzt werden.

Seitens des Bundes Deutscher Radfahrer ist man auch mehr als erleichtert. Endlich bekommen Deutschlands Radwege ihren Sinn. Wenn sie jetzt Schäden anrichten, dann dient es zumindest der Show und dem Business.

ktrchts

Ghisallo Cup – Rennradkriterum auf der Wiener Donauinsel

Ghisallo Cup

Jahrelang waren die ÖRV Rennradkriterien auf der Wiener Donauinsel ein Fixpunkt im Rennkalender für viele Speed-Freaks. Dank des Radsportvereins Vienna International Cycling Club (VICC) wird diese Rennserie 2017 als Ghisallo Cup wiederbelebt. Das neue Radsportgeschäft, Cafè, Restaurant in der Wiener Schönbrunnerstraße 97, hat die Schirmherrschaft übernommen. Am Pfingstmontag, gab es die geglückte Premiere.

Sommer. Sonne. Hitze. So präsentierte sich die Donauinsel zum ersten Rendezvous alter Nostalgiker und neuer Herausforderer. Das große Kettenblatt hatte wieder Saison und ihren ersten Höhepunkt. Das gut ein km lange Strecke im Cyclodrom auf der Donauinsel dienste dabei als perfekte Kulisse für verschiedene Bewerbe.

Ghisallo Cup – für ganz junge bis hin zu ganz jung gebliebenen.

Nach dem behördlich bedingten Ausfall der Gran Fondo Vienna war es den Veranstaltern und den Sponsoren wichtig, auch den ganz Kleinen die Möglichkeit zu geben, 2017 in Wien Rennfieber zu erleben. Mit dem Junior Giro war der perfekte Rahmen geschaffen. Laufrad oder Kettenrad, von U5 bis U12, 200 m bis 4 km. Aller Anfang ist gut und wer weiß, vielleicht war hier bereits eine oder ein ganz Große/r am Start. Manch einer wollte gar nicht mehr vom Podium herunter.

Die Hauptbewerbe der Jugend U13 bis U17 und jene der Frauen und Männer in diversen Altersklassen fanden im Anschluss statt. Es galt jeweils 9, 24 bzw. 30 Runden zu drehen, wobei es bei jeder dritten Runde um Sprintpunkte ging. Die Dame, der Herr mit den meisten Punkten am Ende war die/der SiegerIn. So einfach sind die Regeln. Umso schwerer war es, sich diese Punkte zu sichern.

Kraft und Taktik bestimmten die Rennen.

Als Medienpartner war ich natürlich mittendrin, statt nur daheim. Ausgestattet mit der Garmin VIRB XE vorne und der GoPro Hero4 Black Edition hinten, bewegte ich mich im von Kraft und Taktik geprägten Männerennen vorsichtig und behutsam. Wäre schade gewesen, um die schönen Bilder. Und außerdem hätten 80% der Teilnehmer meine Kinder sein können. Was ich so im Kopf habe, war ich der Drittdienstälteste.

Diesen Sommer soll es noch weitere 4 oder 5 After-Work Kriterien geben. Informationen über Anmeldungen gibt es laufend auf der Seite von ghisallo unter Events. Die Rennen sind für Lizenzfahrer und Besitzer einer ÖRV Marathon Card offen.

Wir sehen uns auf der Donauinsel.

ktrchts

PS: Falls wer von auswärts zu den Rennen kommen will. Wien ist anders. Wien ist schön. Herzlich willkommen.

Schlauchreifen kleben mit Effetto Mariposa

Schlauchreifen kleben mit Effetto Mariposa

Wer Schlauchreifen fährt, der weiß wovon ich spreche. Wer keine fährt, der sollte weiterlesen. Vielleicht nehme ich ihm die „Angst“ vom sogenannten Kleben. Denn für viele ist diese „schmutzige“ Arbeit das größte Hinderniss, auf die – von mir aus gesehen, pannensichere Variante umzusteigen. Ich fahre seit vielen Jahren Schlauchreifen und habe mir diese bis dato immer selber geklebt. Mit diversen Klebern. Zuletzt mit Magic Mastik von Vittoria. Bis ich Effetto Mariposa bei passionebici in Linz gesehen habe. Ich war neugierig. Seit dem heißt es für mich: Schlauchreifen kleben mit Effetto Mariposa.

Die Kunst des Schlauchreifen-Klebens.

Es ist keine Kunst, Schlauchreifen zu kleben. Natürlich gehört ein wenig Routine dazu. Diese eignet sich man „learning by doing“ zu, oder man übt. Mit einer alten Felge und einem alten Schlauchreifen. Ich schaffe es bereits, ohne mich vollzukleben. Und das heißt schon was. Denn der Herrgott hat mich nicht wirklich mit zwei handwerklich begabten Händen ausgestattet.

Für das Schlauchreifen kleben mit Effetto Mariposa habe ich mir ganz genau angeschaut, wie das die Profis machen. Erstmals mit einem Klebeband. Das Carogna. Soll angeblich besser kleben als das Tufo-Band und auch viel höhere Temperaturen aushalten (ja, soll … ich weiß). Das Video auf der Effetto Mariposa Webseite kenne ich auswendig.

Die Arbeit ist aber nicht das Kleben selber, sondern das Entfernen des alten Klebers. Kleber und Klebeband vertragen sich nicht.

Carogna Remover – der Alles-Wegwischer

Für genau diese grässliche Arbeit, die einem oft einen ganzen Nachmittag raubt und meistens auch die Fingernägel am Daumen, gibt es von Effetto Mariposa den Carogna Remover. Dieser verspricht viel und hält im Großen und Ganzen auch die meisten Versprechungen. Mein zweiter Versuch ähnelte fast dem Anschauungs-Video. Mit einem Pinsel wird die „Paste “ auf die Klebefläche der Carbonfelge aufgetragen. Zwei bis acht Stunden trocknen lassen, mit einem Tuch abreiben und die Carbonfelge schaut aus wie neu. Letzte Reste kann man problemlos mit dem Daumen oder den Fingernägeln entfernen. Die Fingernägel bleiben dran. Versprochen. Danach ist die Oberfläche für das Klebeband bereit. Sobald man es mit Waschbenzin entfettet hat.

Was jetzt kommt, war sogar für mich kinderleicht. Schutzfolie auf einer Seite des Klebebandes weg. Dann setzt man knapp neben dem Ventilloch an und zieht den Kleber schön über die gesamte Fläche bis wieder knapp neben dem Ventilloch. Den Rest schneidet man ab.

Schlauchreifen kleben mit Effetto Mariposa.

Der Trick ist jetzt, die restliche Schutzfolie ein wenig (1 – 2 cm) links und rechts vom Ventil zu lösen und seitlich auf der Felge zu „parken“. Dann kommt der Schlauchreifen drauf. Auch ich fange beim Ventil an und ziehe den Schlauchreifen seitlich links und rechts zum Ventil nach unten. Ein ausgedehnter Schlauchreifen ist im Nu über die Felge gezogen. Etwas Luft rein (4 – 5 bar) und der Schlauch kann perfekt zentriert werden, da dieser ja noch nicht auf der Oberfläche klebt. Wenn man den Schlauchreifen in der richtigen Position hat, kann man die restliche Schutzfolie vom Klebeband wegziehen. Am besten in einem Ruck und Zug. Was bleibt ist noch den Schlauchreifen voll aufzupumpen und das Ganze ca acht Stunden trocknen lassen. Diese acht Stunden sind eine Empfehlung des Herstellers, ca 80% der Klebekraft zu erreichen.

Vorbeugen ist der bessere Pannenschutz

Auch wenn viele jetzt schimpfen werden (dauert zu lange …, oder was ist wenn ich unterwegs tauschen will …) – es geht auch schneller, wenn man das Risiko selbst an sich nehmen will. Ich habe das aber nicht geschrieben. Und  keine Sorge. Effetto Mariposa ist für alle Eventualitäten gerüstet. Denn Vorbeugen ist immer noch der bessere Pannenschutz.

Bevor der Schlauchreifen geklebt wird, empfiehlt sich, die Caffelatex Dichtmilch in den Schlauch zu geben. Für die „seltenen“ Defekte unterwegs rate ich das Mitführen von Espresso Pannenspray. Für letzteren kann ich keine Rezension schreiben, weil ich ihn noch nicht einsetzen musste. Und so soll es bleiben.

Mein Fazit: Keine Angst vor Schlauchreifen kleben. Ob mit Kleber oder Klebeband, muss jeder selber entscheiden. Ich war kein Fan von Klebebänder. Nachdem ich, aber das Carogna Effetto Mariposa Klebeband bei hochsommerlichen Temperaturen ein verlängertes Wochenende lang in Tirol mit über knapp 10.000 Höhenmeter (rauf und runter) samt Kühtai mit 96 km/h Spitzengeschwindigkeit inklusive vieler Bremsmanövern in dern Kehren und Kurbven am Hahntennjoch, Hochzeiger und der Piller Höhe testen konnte, schenke ich dem Band mein vollstes Vertrauen.

Wird schon schief gehen.

ktrchts

PS: Die Effetto-Mariposa Produkte habe ich direkt vom Hersteller für Testzwecke zur Verfügung gestellt bekommen. Die Meinung über die Produkte entsprechen meinen subjektiven Erfahrungen.

 

 

King of the Lake – dein Gratisstartplatz wartet

King of the Lake

„3, 2, 1 … los. Die Startrampe in Schörfling am Attersee gibt dir den ersten Schwung. Den Rest müssen deine Beine erledigen. Auf 47 km heißt es Gas geben, mit den Kräften haushalten, um so schnell wie möglich den Attersee im Uhrzeigersinn zu umrunden. Das ganze verkehrsfrei auf abgesperrter Strecke.“ Beim King of the Lake ist das möglich. Am 30. September 2017. Dabei sein ist einfach. Wenn man einen der begehrten Startplätze ergattern konnte. Oder, wenn man einen Startplatz mit ketterechts einfach gewinnen würde.

Gewinne deinen Startplatz für den King of the Lake.

Bereits zum 7. Mal lädt der Radsportverband atterbiker.at zu diesem europaweit einzigartigen Einzel- und Mannschaftszeitfahren rund um den schönsten See im Salzkammergut ein. Hobbyathleten, aber auch die österreichische Elite werden sich hier gemeinsam messen. Auf der von 1230 bis 1830 Uhr für den gesamten Fahrzeugverkehr gesperrten Uferstraße. „Profifeeling“ garantiert. Schnell, schneller, King of the Lake. Denn der Streckenrekord liegt bei 57:04 Minuten. Das sind 50 km/h Schnitt. Verschiedene Klassen (Rennrad und Zeifahrrad) sorgen für faire Verhältnisse. Los geht’s in Schörfling am Attersee nahe Festzelt. Das sorgt für Spannung für die Zuschauer. Die Fan-Zonen entlang der Strecke in jedem Ort sind weitere Hot-Spots.

2015 war ich dabei. 2016 fehlte ich verletzungsbedingt. 2017 bin ich mit einem Mixed Team am Start.

ketterechts Blog abonnieren zahlt sich aus.

Die insgesamt 1200 Startplätze (Einzel und Mannschaft) sind begehrt und beinahe ausgebucht. Wer also nicht schnell genug war oder ist, der muss warten. Oder den ketterechts Blog abonnieren. Unter allen, die das bis kommenden Samstag, 27. Mai 2017 machen (ja – eine Woche lang hat man die Möglichkeit), verlose ich einen Gutschein zur Teilnahme am King of the Lake. Einzel, Rennrad oder Zeitfahrrad.

King of the Lake

Rennradgeschichten. Rennradreisen. Rennradsatire.

 

 

Achtet einfach auf den gut ersichtlichen Button „Jetzt anmelden“. Dieser erscheint beim Öffnen der Seite am unteren linken Bildschirmrand. Email Adresse eingeben und schon seid ihr im Topf. Das „Gewinnspiel“ läuft unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barablöse des Preises möglich. Die oder der GewinnerIn wird schriftlich verständigt. Es zählen ausschließlich gültige Email Adressen.

Ich wünsche allen viel Glück. Wir sehen uns am 30.9.2017 in Schörfling am Attersee beim King of the Lake.

ktrchts

Bike Attack Slovakia Ring – ein Muss für Speed Freaks

Bike Attack Slovakia Ring

 

Es war der bisher laueste Sommerabend im Frühling 2017. Perfekt für einen Ausflug in die Slovakei. Zum Radfahren. Die Bike Attack Slovakia Ring hatte gerufen und ich bin dem Ruf gefolgt. Nachdem ich so viel über die von Lubos Miklovic organiserten Veranstaltungen gehört hatte, musste ich mich vor Ort persönlich ein Bild machen. Gut, denn am 28. Juni werde ich nochmals dorthin wollen. Zum 24h Stunden Rennen. Im 4er Team. Nachdem was ich gestern erlebt habe, vielelicht auch schon früher.

Schnell – schneller – Bike Attack Slovakia Ring.

Orechová Potôň, Slowakei. Irgendwo. Ca. 35 km von Bratislava entfernt. Erreichbar nur über eine Bundesstraße. Eine holprige und lange Angelenheit. Hier darf man zwischen 60 und 90 km/h schleichen. Am besten aber, man fährt noch langsamer. Wegen der Straßenzustände. In Summe, je nach Verkehr sind es von Wien aus zwei Stunden Autofahrt. Die sich lohnen. Bestimmt.

Die Bike Attack ist eine kleine und feine Veranstaltung. Es ist die Möglichkeit dort Rennrad zu fahren, wo sonst die Motoren dröhnen. Wie sich das anhört? Laut. Angekommen sind ein paar Porsche und ein paar KTM X-Bow Boliden die 6 km lange Strecke gefahren. Es gibt wohl Menschen, die haben teurere Hobbies als wir Rennradfahrer.

Dass es sich hier nicht um keinen Kindergeburtstag handelt war mir sofort klar. Die einen wärmen sich auf der Rolle auf, die anderen zeigen beim Umziehen am Parkplatz, dass mit Ihnen zu rechnen ist. Nibali, Froome und Co. sind im Vergleich zu dem, was ich hier gesehen habe, leicht übergewichtig. Von den erspähten Rennmaschinen, will ich hier nicht reden.

10 bar machen das Fliegen möglich.

Meine Vorbereitung ist wie immer Marke „egal“. Was soll’s. Es geht ja um nichts. Anziehen, Rad kontrollieren, Schlauchreifen mit 10 Bar aufmunizionieren, Startnummer und Transponder befestigen und etwas warmfahren. Dazwischen jede 5 Minuten kurz ins Gebüsch. Nervosität ist ein gutes Zeichen. Je näher es zum Startschuss geht, desto angespannter werde ich.

Bike Attack Slovakia Ring

Auf die Plätze fertig los.

Kurz vor 1800 Uhr dürfen wir auf den Ring. Einführungsrunde. Ich schaffe es als Letzer durch eine Box in der Boxengasse und reihe mich ein. Von „egal“ ist nichts mehr zu spüren. Es dauert nicht lange und ich fahre vor dem Feld. Tempo gemäßigt. Die in unterschiedlichen Takten zischenden Laufräder ergeben eine wohlklingende Symphonie im Wind. Eine lange Gerade, dann eine Rechtskurve, eine kurze Steigung, lange Gegengerade, langezogene Rechtskurve, Innenfeld, leicht nach links, dann wieder weitgezogen nach rechts, vor einer etwas engeren Linkskurfe, die dann wieder aufmacht und zur zweiten kleinen Steigung führt, es folgt eine links-rechts Kombination, eine letzte kleine Steigung, eine weitere Gerade, die letzte langezogene Rechtskurve und dann die Zielgerade. 6 km die es 10 Mal zu fahren gilt.

Wer bremst verliert. Wer gut beschleunigt, gewinnt.

Es ist und bleibt eine alte Weisheit. Wer bremst verliert. So auch bei der Bike Attack. Der Start nach dem obligaten Fahrer Briefing erfolgt geordnet. Auch wenn zwei gleich ihr Glück in einer Flucht versuchen. Das Feld folgt und kontrolliert. Für die besten Bilder gehe ich mal in Führung. Eine halbe Runde lang. Geschwindigkeit um die 40 km/h, weit über menen FTP-Wert. Danach werde ich links und rechts überrollt. Mitten im Feld wird es eng. Ich schwimme mit. Mal sehen. Es ist ein Wechselspiel zwischen bremsen und beschleunigen. Mit 600, 700 und mehr Watt aus der Kurve heraus, mit 200 bis 300 Watt in der Gerade und dann auf unter 100 Watt herunterbremsen. Die ersten zwei Runden sind mit einem NP Wert von 285 absolviert. Mehr als mein FTP Wert.

Es muss ein Zielsprint sein.

Die restlichen acht Runden sind eine Kopie der ersten zwei. Wer zu oft bremst, findet sich am Endes des Feldes wieder. Fluchversuche werden im Keim erstickt. Der längste hatte kaum 200 Meter und dauerte nicht einmal eine Runde.

Schnell war klar, dass es einen Massensprint geben wird. Auch wenn das Team VICC ein paar mal eine Vorentscheidung von der Stange brechen wollte. In der vorletzen Runde eine Attacke am vorletzten Hügel. Ich bin mittendrin und gehe mit. Hinter mir ein kleines Loch. Zu wenig. Ich stelle ab. Auch die vor mir. Erneute Pattstellung. Es geht in den „final lap“. Kurz freunde ich mich mit dem Gedanken an, es zu probieren. Ich habe zwar keine Ahnung wie. Aber immerhin packt mich der Ehrgeiz. Es geht in die letzte Kurve. Ich bin ganz innen. (Fehler Nummer 1), komme aber nicht dort aus der Kurve raus (Fehler Nummer 2), mich treibt es nach außen (Fehler Nummer 4), von rechts drängen sie mich nach innen, um am kürzesten Weg ins Ziel zu kommen (Fehler Numemr 5), dann kracht es hinter mir und ich stelle ab (Fehler Nummer 6). Gesundheit und Sicherheit gehen vor. Dann tun sich vor mir doch noch ein paar Löcher auf, meine Geschwindkeit ist aber nicht mehr hoch genug. Chance verpasst. Da wäre noch was drinnen gewesen.

Fazit:

Egal. Hätte ich. Wäre ich. Es zählt was ist und was war. Bike Attack Slovakia Ring #2: 21. Platz gesamt, 5. Platz in meiner Altersklasse. 60 km mit einem Schnitt von 42,6 km/h. Saubere Wattwerte und die Gewissheit, da wäre noch was gegangen.

ktrchts

Die nächsten Bike Attack Slovakia Ring Termine:
Bike Attack #3 am 12. Juni 2017
24h Slovakia Ring am 28. Juni 2017
Bike Attack #4 am 25. Juli 2017
Bike Attack #5 am 24. August 2017
Anmeldungen hier

Colnago Cycling Festival – mittendrin statt nur daheim.

Colnago Cycling Festival

Längst bin ich wieder zurück vom Gardasee. Teile von mir sind aber noch in der Gegend um Desenzano del Garda verstreut. Am See und in den Bergen. Sie haben das Colnago Cycling Festival nicht überlebt. Mein Sattel, meine GoPro, Teile meiner Schaltung und meine nagelneue Caomuflage Radhose. Ruhet in Frieden. Die 159 km Schleife der Granfondo waren also nicht unbdingt ein netter Familienausflug nach Italien. Auch wenn ich mit der Leistung halbwegs zufrieden sein kann. 30,7 km Schnit bei knapp 2.000 Höhenmeter auf 159 km.

Gardasee: Das schönere Rennradfahren.

Die Vorzeichen standen schon mal besser. Mit einer nicht ganz einwandfreien Waffe bin ich angereist. Ganze 8 Stunden Autofahrt. Zwischen Stau und ewigen Geraden. Einziger Lichtblick der „Autogrill“. Ja, jener, der quer über die Autobahn gebaut ist. Kindheitserinnerung. Dazu kam noch ein Navi, welches mich in Verona Sud von der Autobahn gelotst hatte. Obwohl 20 km weiter die Autobahnausfahrt „Desenzano del Garda“ für mich vorgesehen wäre. Ich habe mich also verarschen lassen und bin in der Industriezone von Verona im Kreis gefahren, bevor ich mich wieder auf meinen Instinkt verlassen habe und über Peschiera endlich unser Quartier erreichen konnte.

Vom Hunger geplagt haben wir gleich eine Pizzeria aufgesucht. Die nächstbeste auch betreten. War nicht ganz nach meinem Geschmack. Pizza die nicht aus dem Holzofen stammt, darf es in Italien nicht geben. Fader Geschmack. Es fehlte der Duft der „pomodori“ und der „mozzarella“. So eine Pizza kriege ich überall auf der Welt. Italienische Pizzas müssen mehr können. Bekanntlich ist der Hunger aber der beste Koch.

Ganz schön viel los beim Colnago Cycling Festival.

Die Pizza war schnell weg und die Stimmung halbwegs wieder in Ordnung. Samstag morgen. Italienische Frühstück. Mit Cappuccino aus dem Automaten. Mein Gott. Italien ist nicht mehr das Italien. Zum Glück waren die Brioches ganz nach meinem Geschmack. Gestärkt ging es mit dem Rennrad auf Erkundungstour. Zuerst rein in die Ortschaft und dann auf der Originalstrecke, entlang einer traumhaften Landschaft mit Blick zum See bis nach Salò. Am Hafen gab es dort einen echten Cappuccino. Für € 1,90. Viva l’Italia del caffè. Am liebsten wären wir dort sitzen geblieben.

Der Berg hat uns aber gerufen. So war die Weiterfahrt nach Riviera del Gardone und anschließend die Auffahrt nach San Michele eine logische Schlussfolgerung. Rauf ein Genuss. An die 5° Steigung waren es im Schnitt. Das Unheil machte sich aber jetzt schon bemerkbar. Meine Schlatung mit Shimano Schaltseil und No-Name Bowdenzug zickte gewaltig. Die Notlösung erwies sich als falsch. Da musste  was gemacht werden.

Starke Nerven und gute Bremsen.

Die Abfahrt zurück war ein sehr gutes Training. Steil und spitz. Die Kehren haben es hier in sich. Man hat das Gefühl gleich im See zu landen. Dazu noch Schlaglöcher. Arme Carbonfelgen. Wir haben es aber alle überlebt und rauschten zurück nach Desenzano.

Am Weg ein kleiner Disput mit einem italienischen Autofahrer, der uns (mich) mehr gedrängt als überholt hatte. Natürlich musste ich ihm meinen Unmut deutlich zeigen. Auf italienisch mit den Händen. Prompt blieb das Auto stehen. Der Fahrer stieg aus. Ich hielt an. Und wir fingen an zu diskutieren. „Glaubst du ich fahren 20 km hinter dir her, nur weil du hier einen Sonntagsausflug mit dem Rennrad machst?“ Ich „Ja, das ist eine Pflicht. Oder willst du mich umbringen.“ Darauf der Fahrer „Das ist dein Risiko, wenn du Rad fährst.“ Mehr hat es nicht gebraucht. Das Gespräch ab jetzt nicht mehr jugendfrei. Ich bekam die Drohung, nicht mehr vom Rad steigen zu können. Ich zog den Kürzeren, klopfte dem Autofahrer auf die Schulter und wünschte ihm eine angenehme Weiterfahrt.

Vor dem Rennen ist vor dem Essen.

Zurück in Desenzano. Den Rest des Tages haben wir dann bei der Startnummerabholung und in der Expo Zone verbracht. Fast hätte ich mir beim Shimano Stand, meine Campagnolo Schaltung anschauen lassen. Fast. Eine kleine Strandbar, 30° und ein Corona Extra gaben uns dann den Rest. So darf Rennradfahren sein.

Italien ist auch Essen und Eis. In unserem Fall auch Colnago Räder. Ja. Ich als Pinarello Jüngling hatte auch ein Auge für die Colnagos. Besonders für das C60 mit Campagnolo Disc Brake. Wobei die Ravioli mit Sesam in Butter geschwenkt leistbarer waren. Sehr gut im Geschmack obendrauf auch noch. In der Trattoria Alessi. Kann ich empfehlen. Essen ein Traum. Pizza bitte trotzdem woanders bestellen. Ein rießengroßes Eis rundete den Abend und die Nacht ab.

Im Hotel wurde dann noch von Chefmechaniker Alex die Campagnolo Schlatung gecheckt. Mit mäßigem Erfolg. Raufschalten ok. Runterschalten Scheiße.

Das Rennen. Oder mein Ausflug in die Berge.

Das Rennen selber lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen. Sauschnell (für mich) und schmerzhaft. Circa bei km 18 hat es „knack“ gemacht. Sofort hatte ich die richtige Vermutung. Bin aber weitergefahren. Bis in den ersten Berg. Stutzig hat mich die Tatsache gemacht, dass ich beim Aufstehen aus dem Sattel jedes mal irgendwie daran hängen geblieben bin.

Colnago Cycling Festival

Made in China.

Im Anstieg stieg ich kurz vom Rad und meine Befürchtung bestätigt sich. Sattel gebrochen. Made in China. Destroyed in Lago die Garda. Sofort tritt Plan B in Kraft. Ins Ziel kommen. Die gesamte Steigung fahre ich sitzend. Oben bei der ersten Labe versuchte ich eine technische Assistenz zu checken. Vergebens. Runter nach Salò. Weiter zum zweiten Berg. Es lief trotz allem ganz ok. Abgesehen vom Sattel und der Schaltung. Am Berg konnte ich nur 34/27 fahren. Alle anderen kleineren Gänge blieben nicht drinnen.

Zweite Labe. Ich fand zwei Motorradfahrer und fragte nach Klebeband. Wir gingen zum Motorrad und ich fing an zu kleben. Sofort kam ein Fotograf. Und hielt alles fest. Auch meine Startnummer, meinen Namen und den Namen des Geschäftes, wo ich den Sattel gekauft haben soll. Ich gab Auskunft. Und alle lachten. Mit Kabelbinder befestige ich alles noch zusätzlich.

Aus Plan B wurde dann doch wieder Plan A.

Ich fuhr weiter. Der Gedanke den „percorso medio“ zu fahren schwindet. Ich wollte das jetzt durchziehen. Wenig Später auf einer Geraden in der Gruppe bei über 40 km/h erwischte ich eines der vielen Schlaglöcher. Durch die Wucht, brach die GoPro Halterung am Lenker. Die Kamera löste sich und fog. Der Aufschlag am Asphalt und das Abrollen dieses Plastikteils. Was für Schmerzen. Ich musste stehen bleiben, zurückfahren und das einsammeln, was noch da war. Die schnelle Gruppe natürlich weg.

Weiter ging es trotzdem. Km 93 Abzweigung. Ich nehme den „percorso lungo“. Es folgt der fadeste Teil der Stecke. 18 km geradeaus Richtung Westen mit Gegenwind. Durch die Vorfälle hatte ich vergesen zu essen und meine Trinkflasche zu füllen. Hunger, Durst und Krämpfe begleiten mich bis in den letzen Anstieg und über den Berg. Wasser aus einem Brunnen fühlte sich an wie ein 5 Sterne Menü. Highnoon hinauf zum Castello. Km 125. Labe. Das künstlichste Crossaint aller Crossaint mit Marillenmarmelad ein Highlight des Tages. Zuckerschock Deluxe. Nach 500 ml Cola ging es weiter. Das Ende nahte.

Sonne, See und Rennrad.

Auf den letzten Kilometern wurde es nochmals spannend. Eine Gruppe Italiener glaubte für Mario Cipoollini den Sprint anziehen zu müssen. 20 km vor dem Ziel. Das Tempo war jetzt höllisch. Im Flachen. Sobald sich die Straße aber etwas Richtung oben hob, wurde herausgenommen. Gut. Ich wusste,wer mich Heim bringt. Nach 5h10min inklusive aller Klebepausen war ich dann auch wieder zurück.

Colnago Cycling Festival 2017. Erstens kommt es anders, und zweitens wird viel kaputt. Für den 16.7. habe ich mich deswegen für den Granfondo Pinarello angemeldet. Rennradfahren ist Italien ist cool. Wenn man die aggressiven Autofahrer ausblendet. Und von denen gibt es mittlerweile viele. Vom Essen ganz zu schweigen. Buon appetito.

ktrchts

PS: Details zur Strecke hier