Kategorie: Allgemein

Zwift Indoor Training – die lustigste Langweile der Welt.

Zwift Indoor Training

No Zwift. Keine Ahnung wie lange es Zwift schon gibt. Ich hatte es bis jetzt immer kategorisch abgelehnt. Mir war nie nach Computerspielen zumute. Ich wollte Radfahren. Draußen. In der Natur. Eine Software, die mir vorgibt wie und was ich fahren soll? Nein Danke. Heute bin ich nach wie vor gleicher Meinung. Auch weil ich, sagen wir endlich, Zwift probiert habe. Fazit: Zwift Indoor Training  ist die lustigste Langweile der Welt. Oder die langweiligste Lustigkeit.

Smart trainieren mit Smarttrainer.

Eine 50-Stunden-Woche hat mich vergangenen November zu einem Paradigmenwechsel gezwungen. Plötzlich war Indoor Training angesagt und notwendig. Einen Smarttrainier konnte ich schnell finden. Die Wahl viel auf den Elite Suito. Das Einsteigermodell für knapp € 600 samt Kassette und Zwift Probemonat. Schon das Einspannen des Rades hat mich aus der Reserve gelockt und emotional ziemlich gereizt. Aus handwerklicher Sicht gesehen, bin ich von Haus aus nicht zwingend ein gelungerner Wurf. Dann stand er doch da. Der Smarttrainer mit meinem Rennrad, einer Decathlon Matte und einem Schweißüberzug vom selben Haus.

Zwift war immer noch kein Thema. Meine ersten Schweißversuche habe ich mit My E-Training von Elite über mich ergehen lassen. Langweilig. Wenig Spass. Auch das Herunterladen und Freischalten von Strecken hat keine wesentliche Zusatzfreude gebracht. Kostenpflichtige Trainingsprogramme? Muss ich nicht. Wo und sobald es möglich war, ging ich trotzdem ins Freie. Zwift Indoor Training war immer noch kein Thema

Sodom und Gomorrha in London, Watopia und New York.

Dann kam der große Schritt und der Verkauf meiner Seele. Ich habe mich bei Zwift angemeldet und bekam eine 7-Tage-Gratis-Mitgliedschaft. Die habe ich mit ein paar Ausfahrten ausgekostet. Danach nach weiterem Zögern und einigen Ausfahrten in der pannonischsen Kälte den Gratis-Monat draufgelgt.

dieKetterechts und Zwift
Zwift Selbstbild.

Meine Erfahrungen mit Zwift.

Meine bisherigen Erkenntnisse mit Zwift Indoor Training fasse ich hier kurz zusammen. Vielleicht hilft es jemanden, mich zu verstehen und mit mir mitzufühlen.

  • Bisher habe ich vielleicht 10% der Möglichkeiten von Zwift genutzt. App starten, Strecke wählen, losfahren, schwitzen, stehen bleiben, auf Strava hochladen. Das wars. Zu mehr bin ich nicht zu motivieren. Zwift soll aber viel mehr können. Habe ich gehört.

  • Ride on! Wer zum Teufel hat noch Zeit, anderen einen „Daumen hoch“ zu geben? Und wie macht man das?

  • An Kreuzungen, speziell in London, herrscht Anarchie. StVO? Kennt hier niemand. Es wird kreuz und quer gefahren. Und das sogar durch und durch. Es tut mir jedes Mal weh, wenn ich daherkommende niedermetzle. Vielleicht könnte man Zwift mit Assasin’s-Creed kombinieren.

  • Warum fliegt mir einer regelmäßig durch die Lüfte? Harry Potter am Renrad.

  • Mein Avatar trinkt regelmäßig, obwohl ich das mache. Ist das ein Wink.

  • 15 Minuten Zwift und ich ertrinke im eigenen Schweiß. Ventilator? Habe ich noch keinen. Da müsste ich wieder zum Baumarkt.

  • Duschen kannst du nach einer Indoo Trainingseinheit erst nachdem du gut 60 Minuten abgekühlt bist. Sonst musst du umgezogen gleich wieder duschen. Das Nachschwitzen ist nichts für eilige Menschen am Sprung zum nächsten Termin.
  • KOMs am Berg? Der Schnellste ist um die Hälfte schneller als ich. So auch hinauf auf den Vulkan. Wie macht der das?

  • Sprints im Flachen? Interessant. Da habe ich eine Top 10 Platzierung herausgefahren. War aber dann so fertig, dass ich nicht mehr weiterfahren wollte.

  • Ich fahre zu Zeiten, da sind nur Japaner unterwegs.

  • Für Rennen und Gruppenfahrten bin ich auch noch nicht gekommen. Ich fahre lieber allein und schließe Lücken. Einer der wenigen Höhepunkte, die ich erleben darf.
Interaktives Indoor Training
Wer kennt sich hier aus?
  • Unterwasserfahrten in (oder sagt man auf) Watopia. Oder das Fahren über die Lava. Hat schon was. Das graphische Erlebnis ist anfangs schon sehr faszinierend.

  • In New York hingegen habe ich Angst, wenn ich auf Glasbrücken zu schnell in die Kurven fahre. Was ist, wenn es nass ist? Autsch.

  • Für Yorkshire hat es noch nie gereicht. Am Wochenende fahre ich viel lieber draußen.

  • Für die Koppelung Laptop und TV Gerät habe ich zum Baumarkt müssen. Hätte dort gleich den Ventilator kaufen können.

  • Ich habe keine Ahnung ob mein Renner die Zwifterei überlebt. Man liest so viel und man will es nicht glauben.

  • Vielleicht traue ich mich demnächst auch einmal in den Wiegetritt. Hoffe ich lande dabei nicht auf der gegenüberliegenden Wand.

  • Watt und Geschwindigkeiten traue ich nicht. Nicht einmal die gefahrene Distanz kann ich bestätigen. Einzig meinen Puls. Der wird auch so sein, als würde ich draußen fahren. Der Rest riecht eher nach Utopie und einigermaßen Schätzung.

  • Wenn ich noch länger Zwift Indoor Training betreibe verlerne ich das Fahren am Oberlenker. Ich weiß nicht, aber freihändig und aufrecht sitzend tue ich mir leichter. Da vergeht die Zeit irgendwie schneller.

  • Ich brauche ein Spotify Abo. Die Werbung zwischen den Liedern ist lästig und unterbricht meinen Rhythmus.

  • Manchmal geht es zu wie im Cluburlaub. Einer gibt vor und alle anderen machen es nach. Und dann bin ich wieder bei Punkt 2. Wie kann man neben dem Zwiften auch noch tippen und den anderen erklären, was man machen muss?

Je länger ist darüber nachdenke, desto lustiger wird die Zwift Langweile und desto langweiliger wird diese Lustigkeit. Zum Glück wird es draußen schön langsam wärmer und abends heller. Der Probemonat ist glaube ich  schon zu Ende und Zwift lässt sich problemlos kündigen.

ktrchts

PS: Es gibt welche, die zwiften ohne Helm. Ist das nicht gefährlich?

Radfahren in der Gruppe – ganz allein.

Radfahren in der Gruppe

Es ist Sonntag. Es kann aber auch ein Samstag sein. Oder jeder beliebige Tag der Woche. Am beliebten Treffpunkt versammeln sich mehr oder weniger pünktlich die üblichen Radfahrer zu einer gemeinsamen Ausfahrt (der männliche Begriff wird hier absichtlich verwendet – auf ein Gendern wird ausdrücklich verzichtet). Am Oberrohr sitzend, den Oberkörper über den Lenker lehnend wartet man, bis der Letzte sich die Mühe macht zu erscheinen. Gemütlich soll das Tempo heute werden. Man will ja plaudern. Radfahren in der Gruppe fängt immer so an.  Und endet dann ganz anders.

Einzelsport in der Masse.

Wer kann (und wer hat) posiert mit seinen Muskeln. Ein deutliches Anzeichen, dass „gemütlich“ wieder eine sehr große Bandbreite bedeuten kann. Körpersprache als Statement und als Ansage, was und wer den Ton angeben wird. Radsport ist Einzelsport in der Masse. Eine Theorie, welche auf den ersten Metern sofort praktisch umgesetzt wird. Einer gibt das Tempo vor. Und zwar jener, den es in der Gruppe zu langweilig wird. Das löst vielleicht nur Unbehagen aus. Meistens ist es aber eine nicht mehr kontrollierbare Kettenreaktion. Eine chemische Explosion bestehend aus Laktat und Schweiß.

Radfahren in der Gruppe heißt nicht selten allein unterwegs zu sein. Allein im Wind, den Rest der Gruppe demütigend. Oder allein ganz hinten, den Rest der Gruppe aus den Augend verlierend. Wenn Testosteoron den Verstand überlsitet, dann sind die Folgen ganz klar. Krieg. Am Berg, an der Ortstafel, im Kreisverkehr, an der Kreuzung und selbstverständlich beim Wegfahren an jeder Ampel oder Abzweigung.

Wetteifern im Kurbeltakt.

Wer so den Ton angibt, gibt sich meist verwundert über diese Vorwürfe. Warum? War man doch ganz gemütlich unterwegs und hätte doch oben gewartet. Und darüber hinaus seien doch alle wieder gemeinsam angekommen. Das Wetteifern im Kurbeltakt ist eine Sucht und wird gerne verdrängt.

Radfahren bleibt ein Einzelsport, der gerne in der Masse ausgeübt wird. Nirgendwo anders kommen so viele unterschiedliche Voraussetzungen auf einem Haufen zusammen. Tagesform, Gewicht, Wille, Egoismus, Leidensdruck, Charakter, Übersetzung – all das spielt eine entscheidende Rolle und bestimmt was für jeden Einzelnen gemütlich bedeuten wird.

Wenn viele gemeisam fahren, leiden einige.

Wenn so viele auf einem Haufen zusammenkommen ist die seelische und körperliche Harmonie gefährdet. Es ist doch (fast) immer so. Viele fahren gemeinsam weg und einige leiden darunter. Unterwegs. Meistens nehmen sich nur jene zurück, die sich zurücknehmen müssen. Weil sie nicht anders können. Und jene, die es nicht müssen, tun es auch nicht. Weil sie nicht anders wollen. Während die einen die Landschaft genießen, himmeln die anderen die Wattangaben auf ihrem Radcomputer an. Wer seinen persönlichen Trainingsplan, insbesondere die Intervalle oder das anaerobe Training, in der Gruppe abspult, der spielt mit dieser. Er hetzt sie, benützt sie, überfordert sie

Naürlich gehts auch anders. Keine Ahnung wo. Ich bin jedenfalls dort nicht dabei. Nicht sonntags, nicht samstags und auch nicht an irgend einem anderen Wochentag. Außer ich fahre allein. In der Gruppe.

ktrchts

PS: Gemeinsam wegfahren und gemeinsam ankommen gibt es mit Garantie bei den ketterechts Rennradreisen. Versprochen

Übergewicht im Winter. Hilfe zur Selbsthilfe.

Übergewicht im Winter

Houston wir haben ein Problem. Ich habe ein Problem. Und zwar ein großes. Nein. Ein schweres. Ich bin das Problem. Mein Bauch ist ein Teil davon. Er ist anders. Anders als in früheren Jahren. Und er ist gewachsen und gewandert. Richtung Brust. Dort wölbt und faltet er sich. Er spannt meine Slim-Fit-Hemden und ist mir bei der Sicht nach unten im Weg bei Mein Spiegelbild am Smarttrainer den Unterlenker haltend ist der reinste Horror. Ich sehe nur Bauch. Nein, ich spüre ihn auch. Auf meinen Knien. Übergewicht im Winter. Schon wieder. Ich brauche schnelle, ultraschnelle Hilfe..

Wenn das Alter ins Gewicht fällt.

Mein Körper verändert sich. Er ist nicht mehr jener, mit dem ich machen konnte, was ich wollte. Jener, der mir vieles verziehen hat und alles kommentarlos ertragen hat. Mein Körper ist bis jetzt immer mit mir mitgegangen. Jetzt geht er seinen eigenen Weg. Er folgt mir nicht mehr. Ich muss jetzt ihm folgen. Er ist jetzt der Chef und hat die Oberhand. Ich hatte schon länger das Gefühl, dass er nicht mehr will und nicht mehr kann. Jetzt habe ich die Gewissheit. Ich habe die Herrschaft über ihn verloren.

Meine 32er Levis Jeans und meine M T-Shirts haben Pause. Wie lange, kann ich nicht sagen. Seit Monaten kämpfe und bemühe ich mich um ihr Comeback. Was noch vor Jahren locker und flocking von sich ging, ist jetzt eine Tortur. Ein bisschen weniger Essen, ein wenig mehr trainieren und alles ist gut. Das geht nicht mehr. Immer mehr fällt beim mir das Alter ins Gewicht.

Garmin-Index-Smart

© Garmin-Index-Smart

Jedes Jahr ein Kilo mehr.

Ich habe gegoogelt und bin verzweifelt. Es gibt Theorien, die mir nicht gefallen. Ich bin das Beispiel dafür, dass es diese Theorien auch in der Praxis gibt. Der Fettabbau verlangsamt sich, je älter man wird. Strategien sich dagegen zu wehren gehen nach hinten los. Ein bereits aufgeblasener Ballon lässt sich viel leichter noch weiter aufblasen. Bin ich schon ein aufgeblasener Ballon?

Übergewicht im Winter war für mich nie ein Problem. Das war normal und spätestens bei den ersten Rennradreisen im Frühjahr Fett von gestern. Stand heute aber zweifle ich daran. Irgendwie verwerte ich nicht nur meine süßen Sünden einfach anders. Oder gar nicht mehr. Auch all das gesunde Zeug. Alles bleibt an mir hängen und kleben. Dort wo ich es nicht brauche und nicht haben will. Ich war und bin der typische Apfeltyp. Bauch und Hüfte stets saftig und gut geformt.

Kalorienzähler
Erbsenzähler und Kalorienzähler

Aufgeben oder aufblasen.

Aufgeben oder aufgeblasen werden. Das ist jetzt die Frage und die Weggabelung an der ich stehe. Sich (mich) dem Schicksal übergeben oder der Wissenschaft unterordnen? Als Mensch und Sportler ein Dilemma. Akribisch war ich nie. Geduldig auch nicht. Jetzt muss ich wohl umdenken. Und umhandeln. Übergewicht im Winter ist zu Übergewicht im Leben mutiert. Mit all den Konsequenzen. Keine Größe M mehr und keine 32er Levis Jeans.

Habe ich noch eine Chance, dass es so wird, wie es einmal schon war?

ktrchts

Meine Erfahrungen mit sks Schutzbleche.

Erfahrungen mit sks Schutzbleche

Wir sind Helden. Ja. Wir. Die Allwetterfahrer und Winterfahrer. Wir sind die Outdoo-Heros und radeln nach dem Motto, wenn nicht heute, wann dann? Egal welches Wetter draußen wartet. Es gibt ja zum Glück die richtige Kleidung. Und es gibt Schutzbleche. Wobei Blech nicht mehr das richtige Wort bzw. das richtige Material ist. Es gibt Schutzkunstoffe. Zum Beispiel jene von sks. Ich durfte sie fahren und verwenden. Meine Erfahrungen mit sks Schutzbleche sind durchaus positiv. Wenn auch mit einem kleinen Schönheitsfehler.

Wer trocken bleiben will, muss leiden.

Ich muss gestehen, dass ich schon lieber ohne unterwegs bin. Doch manchmal muss auch ich über meinen Schatten springen und mindestens ein Auge zudrücken. Dann, wenn nicht nur die Straßen nass sind, sondern auch die Temperaturen um den Gefrierpunkt liegen. Nässe und Kälte sind keine für den Radfahrer freundliche Mischung. Kommt dann noch der Fahrtwind dazu, dann potenziert sich die Motivation und die Freude am Rennradfahren exponentiell nach unten. Die Lösung heißt ganz einfach trocken bleiben. Deshalb dürfen ab und wann die sks_germany Schutzbleche ihre Dienste leisten. Das Gesamtkunstwerk Rad gerät in den Hintergrund. Funktion vor Design. Wer trocken bleiben will, muss auch ein wenig leiden.

Vergangenes Wochenende feierte der Speedrocker seine Premiere. Leichter Schneefall, -1° und literweiße salznasse Straßen haben mich überredet, den noch verpackungsfrischen und jungfräulichen Speedrocker endlich auszupacken.

Schutzblech für Gravel und Crossbike.

Meine Erfahrungen mit dem Speedrocker waren durchaus postiv. Um es vorwegzunehmen: Ich blieb bis auf die Schuhe trocken und sauber. Sowohl die Beine, als auch mein Hinterteil und mein Rücken mussten nicht leiden. Das Wasser in den Spurrinnen, die vielen Pfützen und der ganze Dreck blieben mir verschont. Abgesehen von ein oder zwei Spritzern auf dem Display meines Garmin. Zweck erfüllt, oder?

Warum Speedrocker? Ganz einfach. Weil laut sks, dieses Teil extra für Crosser und Gravelbikes „erfunden“ wurde. Reifen bis zu einer Breite von 40 mm finden darunter Platz. Und was zusammen gehört, muss auch zusammengeschraubt werden. Die Montage war ein Kinderspiel. Ganz ohne Anleitung. Nur mit der Kraft der Logik. Und ein anfänglicher Blick auf die Konfiguration. Klettverschlüsse hier, Gummibänder dort. Das hintere Teil wird 2x auf der Sitzstrebe fixiert, das vordere Teil 2x an der Gabel. Easy. Hinten besteht noch die Möglichkeit, das „Schutzblech“ am Sitzrohr zu befestigen. War bei mir nicht notwendig. Hier kann man das Ende auch nach belieben verlängern oder küzren. Einfach dieses einschieben oder ausziehen.

Trockengelegt.

Da und dort ist vielleicht noch ein wenig Feintuning notwendig. Ansonsten sitzen beide Teile gut und stören nicht. Das eine oder andere Schlagloch war jedoch akkustisch nicht zu überhören. Irgendwo wirkten sich die Schläge auch auf das Schutzblech aus. Nichts tragisches.

Meine Erfahrungen mit den sks Schutzblechen sind um eine crosstaugliche Facette reicher. War das Raceblade Pro XL Schutzblech schon sehr gut genug für meine 33 und 35 mm Reifen, passt der Speedrocker umso mehr ins Crosser-Konzept. Der Raceblade Long bleibt dem Rennrad vorbehalten.

ktrchts

Festive 500 – alle Jahre immer wieder.

Festive 500

Alle Jahre immer wieder. Zum bereits 5. Mal in Folge habe ich „The Festive 500“ (Rapha Festive 500 powered by Strava) erfolgreich absolviert. Nach der Premiere 2015 (damals mit 501 km in 5 Tagen das Minimalziel erreicht) und weiteren Teilnehmen 2016, 2017 und 2018, war ich dieses Jahr zum 10jährigen Jubiläum auch wieder unter Meinesgleichen. Fest im Sattel. Am Rad. Zwischen 24.12. und 31.12. Für einen Stofffetzen der besonderen Art. Ein Abzeichen mit viel Bedeutung. Eine weltweit angesehene Trophäe.  So groß wie eine Briefmarke. Ich war mittendrin, statt nur daheim. Habe jeden der 753 Kilometer in 8 Tagen Outdoor erstrampelt. Kein persönlicher Rekord. Der liegt ein oder zwei Jahre zurück. Damals waren es knapp über 800 km.

Gruppendynamische virtuelle Angeberei.

Was wie immer als Schnapsidee entstanden ist, wirkt heute, 10 Jahre später wie eine gruppendynamische, virtuelle Angeberei. Ein Balzen auf zwei Rädern. Für viele geht es nicht mehr darum, die 500 Kilometermarke zu erreichen. Es geht darum die 500 Kilometer an einem Tag zu fahren. Oder die Latte doppelt so hoch anzussetzen. Und das nicht nur bei den Freunden der südlicheren Halbkugel. Von denen war ich es gewohnt. Nein, jetzt fangen auch schon die Kollegen aus der Nachbarschaft damit an. Der beste „Österreicher“ hat heuer, 50 km Luflinie von mir, die 1.000 km geknackt. Der weltweite „Sieger“ knapp die 2.000er. Unvorstellbar.

The real festive 500
So darf und muss es sein.

Radsport als Wintersport.

Die Grenzen haben sich einfach verschoben. Radsport ist Wintersport und Wintersport ist mittlerweile Radsport. Während andere Skifahren, Langlaufen oder Tourengehen, wird südlich und auch nördlich des Äquators in die Pedale getreten. Als gäbe es keine Kälte, keinen Schnee und kein schlechtes Wetter. So zumindest die Wahnehmung. Möglich, dass das vor Jahren auch so war. Gesehen hat das niemand.

Vielleicht mag auch der Klimawandel seinen Beitrag dazu geleistet haben. Immerhin sind die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr nicht mehr schneebedeckt, zum Glück trocken und teilweise auch angenehm mild. Das war „früher“ noch ganz anders.

Radtransport und ÖBB
MIt allen Tricks arbeiten

Nicht nur der Klimawandel, auch das verfügbare Material hat diese Entwicklung unterstützt und beschleunigt. So drehe ich im Winter meine Runden ausschließlich nur mehr mit meinem CX-Bike 1×11 mit 33 mm Reifen (Gravel Grinder und Almanzo von Challenge). Sowohl auf der Straße als auch abseits davon. Fühlt sich für mich subjetiv sicherer an und erhöht den Trainingseffekt. Mit der richtigen Kleidung und den richtigen Schuhen gibt es mittlerweile ja auch kein schlechtes Wetter mehr.

Höher, schneller, virtueller.

500 Kilometer in 8 Tagen zwischen 24.12. und 31.12. sind heutzutage keine wirklich große Herausforderung mehr. Ich meine für halbwegs Trainierte. Mehr als 96.000 waren heuer mit dabei. Auf der ganzen Welt. Entscheidend ist die Koordination. Das persönlicche Zeitmanagement zwischen den Feiertagen, der Familie, der Kinder und der Arbeit. Einzige plausible Ausrede. Wer die richige Einteilung findet, ist seinem Stofffetzen sehr nahe. Wer das nicht kann, hat viele andere Möglichkeiten. Höher, schneller und virtueller.

Mein Gegner 2019 hieß eindeutig Wind. Acht Tage starker Wind. Acht Tage starkes Leiden. Da wollte ich einfach nicht mehr. Musste aber. Der Gruppenzwang und die Aussicht auf einen virtuellen Top 10 Platz in Österreich. Also Windfinder konsultieren, ÖBB-Fahrplan checken, mit dem Zug ins entfernte Laa an der Thaya reisen und bei Nordwind „gemütlicher“ ins 153 km entfernte Eisenstadt fahren. Mit Siggi, der ist immer für jedes Abenteuer zu haben und sein Windschatten ist ein Gedicht. Mit Nordwind im Rücken war es trotzdem auch sehr anstrengend, denn eine gerade Nord-Süd-Verbindung in Windrichtung hatten wir nicht gefunden.

Der tiefste Punkt Österreich
Tiefer gehts in Österreich nicht mehr

Die Festive 500 waren eine perfekte Motivation. Für mich. Ohne Festive 500 hätte ich jetzt sicher zu den fünf über Weihnachten angefressenen Kilos weitere fünf unnütze Kilos mehr. Und ohne Festive 500 hätte ich keinen Plan und kein Ziel gehabt. Ich brauche einen Plan und ein Ziel. Und ich brauche Strava. Um zu sehen, was die andern machen. Und mich zu vergleichen. Auch messen. Aber das ist eine andere Geschichte.

ktrchts

PS: Gratulation an alle, die es durchgezogen haben. Weltweit waren 1.287 Radler*innen fleißiger als ich (von 96.896). In Österreich 12 (von ca 345). Nach Gewicht 322 (von 25.531). Nach Alter 279 (von 19.942).

Die Anzahl der dadruch verursachten Ehe-, Familien- und Beziehungskrisen ist statistisch nicht erfasst.

Stand 8.1.2020

Immer mehr Verkehrsunfälle mit Radfahrer*innen

Verkehrsunfälle mit Radfahrer*innen

„Ich habe den Radfahrer einfach nicht gesehen“. Die meisten Verkehrsunfälle mit Radfahrer*innen haben eine einfache Erklärung. Das sagen zumindest die Betroffenen – und Schuldigen. Billige Ausrede oder Phänomen. Im vergangenen Jahr gab es in Österreich 8.172 verletzte Radfahrer*innen. Davon 41 tödlich Verunglückte. In Deutschland waren es 2018 sogar 445 Tote. Während die Zahl der Verkehrstoten allgemein rückgängig ist, steigt die Zahl der getöteten Radfahrer*innen. Im 1. Halbjahr 2019 in Deutschland um 11,3% im Vergleich zum Vorjahr. Eine ziemlich traurige Statistik.

Tödliche Unfälle mit Radfahrer*innen häufen sich.

Es ist also statistisch belegt, dass sich die Unfälle mit Radfahrer*innen häufen. Und wir reden da nicht von den Sportunfällen. Es geht um  die Verkehrsunfälle. Das spiegelt auch das reale und gelebte Bild wider. Bei gleich viel Platzangebot gibt es immer mehr Autofahrer*innen und Radfahrer*innen. Geleichzeitig auf einem bestimmten Fleck. Der Straße. Dass damit Konflikte vorprogrammiert sind, ist logisch. Die vielen Unfälle sind aber sicher vermeidbar. Durch die aktive Wahrnehmung und Akzeptanz der Radfahrer*innen im Verkehr.

Ich fahre selber sehr viel und sehr oft. Rennrad. Mittlerweile ist das Schönste am Rennradfahren die Tatsache, nach einer Ausfahrt gesund nach Hause zu kommen. Die Nervosität und die Aggressivität der heimischen Autofahrer*innen ist subjektiv empfunden stark gestiegen. Auch ich habe immer damit zu kämpfen „nicht gesehen“ zu werden. Argumentation, die ich einfach nicht gelten lassen kann. Nicht gesehen zu werden, bedeutet, dass Autofahrer*innen blind unterwegs sein müssten. Man kann unter normalen Umständen kein*e Radfahrer*in übersehen. So wie man kein Stoppschild, keine Ampfel, keinen Gegenverkehr oder keine Voraus- und Hinterherfahrende einfach so übersehen kann.

Knackpunkt Wahrnehmung.

Es gibt zwar gesetzliche Regeln, schützen kann sich der*die Radfahrer*in aber eigentlich nur selber. Der Knackpunkt ist die Wahrnehmung. Der Radfahrer muss als gleichberechtigter Verkerhsteilnehmer wahrgenommen und aktzeptiert werden. So wie Radfahrer den restlichen Verkehr auch wahrnehmen.

Als wären Radfahrer im öffentlichen Verkehr Exoten, die ab und wann auftauchen. Verkehrsunfälle mit Radfahrer*innen sind aus meiner Sicht das Ergebnis mangelnder Akzeptanz.

Verkehrsunfälle mit Radfahrer*innen
Die traurige Statistik in Österreich

Sehen wir uns einfach nur die lokale Berichterstattung an. Ist ein Radfahrer oder ein Fußgänger in einem Verkehrsunfall involviert, dann heißt es gerne und oft „… übersah der Autofahrer den Radfahrer …“. Einfach so. Übersehen. Plötzlich da gewesen? 

Bücher voller Anekdoten.

Ich könnte ganze Bücher voller Anekdoten füllen. Erst neulich ist mir wieder passiert, dass ich von einer Autofahrerin (Eisenstädter Kennzeichen) trotz ausgestrecktem Arm beim links Abbiegen von der Straße auf einen Radweg, daran gehindert wurde. Als ob ich es gespürt hatte. Ich hatte das Auto hinter mir bemerkt gehabt und bin also vor dem Abbiegen nicht gleich in die Mitte der Fahrbahn gewechselt. Statt zu verlangsamen und mir die Zeit und den Platz zu geben (mein Arm war immer noch draußen), wurde ich überholt. Dann hat mir die Dame auch nocht den Stinkefinger gezeigt. Es war der 2. Adventsonntag und ca. 9 Uhr Vormittag. Es war hell und sonnig.

Die Frau hat mich gesehen und trotzdem nicht wahrgenommen. Sie hat sich einfach um mich nicht geschissen. Einfach erklärt. Hätte ich mich nach links geworfen, um abzubiegen, wäre ich von ihr in voller Fahrt erwischt worden. In der Zeitung wäre dann gestanden „die Autolenkerin hat den vor ihr fahrenden und links abbiegenden Radfahrer einfach nicht gesehen“. Auf einer geraden Strecke, sonntags, gegen ca. 9 Uhr, bei hellem und sonnigem Wetter.

Vielleicht war das eine Ausnahme. Leider aber eine von vielen sich häufenden Ausnahmen bei immer mehr Verkehrsunfälle mit Radfahrer*innen.

ktrchts

24h Burgenland Extrem – eine Rennradreise zu sich selbst.

24h Burgenland Extrem

Jänner 2018. Ich hatte einen Plan. Einen ganz persönlichen. Fernab von der Pflicht, den Neusiedler See ganze drei Mal mit dem Rad zu umrunden. 24h Burgenland Extrem Tour Lakemania nennt sich dieser „Scheiß“, den es zu gewinnen gibt. Jeder auf seine ganz persönliche Art und Weise. War es 2017 bei mir ganz allein das Überleben, so hätte es heuer das Kleingedruckte sein dürfen. Ich war einfach der Überzeugung, dass dort wo 24 Stunden draufstehen, auch 24 Stunden drinnen sein sollten. Ich habe das Ziel zwar erreicht, aber mit einem kleinen Schandfleck, der mich jetzt ein ganzes Leben lang begleiten wird.

5 Runden um den See – eine Rennradreise zu sich selbst.

Die Milchmädchenrechnung war ganz einfach. 24h Burgenland Extrem, 5 Runden. 4 1/2, 5, 5, 5 und 4/12. Stunden. Pro Runde. Hätte nicht … Ja. Genau. Hätte nicht. Nachdem die erste Runde in weniger als 3 1/2 Stunden im Dauerflug vergangen war die zweite Runde dann noch innerhalb der 7h45 ein zu schnelles Ende gefunden hatte, war ich kurz nach halb ein Uhr früh mit der Pflicht fertig. Vor mir noch über 11 Stunden Kür. Und ein kleiner Moment Leere. Ich hatte plötzlich akuten Bedarf nach einem Plan B. Aber der war nirgends zu finden. Ich weiß, wer einen Plan A hat, sollte auch einen Plan B haben. Sollte.

24h Burgenland Extrem

Einzelkämpfer Michael

Egal. Fakt war, dass ich keinen hatte. Und so zögerte ich. Was tun. Weiterfahren? Aufhören? Schlafen? Pausieren? Ich telefonierte mit „la ketterechts“, riss sie aus dem Bett. Teilte ihr mit dass nur 4 vor mir bereits im Ziel waren und dass ich etwas ratlos wäre. Ich teilte ihr auch mit, dass ich eventuell, möglicherweise, vielleicht nach Hause kommen würde. Aber vorhatte, in der früh wieder aufs Rad zu steigen. Das war eine Kurzschlussentscheidung. Warum auch immer. Ich setzte es um. Pakte meine Sachen, stieg verschwitzt ins Auto und fuhr ins 14 km entfernte Eisenstadt. Kurz duschen und schon lag ich im warmen Bett. Es war zwei Uhr in der früh.

24h Burgenland Extrem – nichts für Weicheier wie mich.

Über diesen Schwächeanfall ärgere ich mich heute noch. Und das gewaltig. Schlafen konnte ich sowieso nicht. So läutete um 0545 der Wecker. Wir frühstückten noch gemeinsam und kurz vor 7 Uhr saß ich im Morgengrauen wieder Richtung Oggau radelnd auf meinem Gaul. Dort beendeten gerade ein paar Mitstreiter heldenhaft ihre dritte Runde. Was für echte Kerle. Keine Flaschen, so wie ich eine bin. Die haben echtes Durchhaltevermögen. Zumindest habe ich mich ohne zu zögern auf den Weg in die vierte Runde gemacht.

Im Stop and Go Modus noch einmal um den See. Vorbei an den vielen Gehern, welche bereits ab der Grenze zu Ungarn den Original Trail verstopften. Als Minderheit am Rad hatte ich die Pflicht, mich vorsichtig, sachte und ganz leise wie ein jagender Indianer heranzupirschen. Jede Begegnung mit der Gehenden und Laufenden Spezies quittierte ich mit einem freundlichen „Guten Morgen“. Aus Angst gelyncht zu werden. Nach Illmitz habe ich damit aufgehört. Die Meute des „Final Trail“ war mir zu groß und so schlenderte ich mich in Marcel Hirscher Manier durch den menschlichen Stangenwald. Ohne Feindkontakt. Die Menschen werden sich sicher gedacht haben: „Was für ein Weichei – jetzt noch unterwegs. War der schlafen?“ Die Entscheidung, uns Biker bereits am Donnerstag auf diese Rennradreise zu schicken, war angesichts dieser Massenbewegung eine gute. Kaum zu glauben, dass wir letztes Jahr hier noch gemeinsam am Weg waren.

24h Burgenland Extrem

Gruppendynamisches Schnellfahren.

Ultracycling ist kein Kindergeburtstag.

In Podersdorf wollte ich noch schnell zu Maria ins Seecafè. Dieses wurde extra für die Geher/Läufer geöffnet. Gerade noch will ich vom Rad, da saust ein Fahrer von Team „Slovakiaring“ an mir vorbei. Den kannte ich ja. Also schnell nach. Es war Jan. Mit dem ich tags zuvor noch in Runde eins unterwegs war. Auch er war im Bett. Nach zwei Runden. Als noch so ein Weichei (Sorry Jan!). Zusammen wollten wir noch vor Mittag in Oggau sein. Dass es knapp werden würde, wussten wir bereits.

Ich hatte bereits über 400 km in den Beinen, mobilisierte noch was zu mobilisieren war. Vorbei an der „school of walk“ schafften wir es mit ordentlich Drücken. Jan bekam noch seine Medaille. Ich ein paar erstaunte Blicke. Aus und vorbei. Im Notprogramm-Modus blieb mir nichts anderes übrig als die 14 km zurück nach Eisenstadt zu kriechen. 5 Runden waren geschafft. Eine davon im Bett. Das ist der Schandfleck. Insgesamt 468 km. 455 innerhalb der 24h Burgenland Extrem. Das Ziel eindeutig verfehlt. Ich habe von 500 km geträumt. Zum Glück nicht geprahlt. Ultracycling ist kein Kindergeburtstag. Dabei hatte ich zwischen 2017 und 2018 xx.xxx Trainingskilometer abgespult.

Ich komme wieder mit einem Plan B. Und C.

Was bleibt ist großes Bedauern um die verpasste Chance. Wer weiß ob ich diese mehr als optimale Konstellation an allem drum und dran noch einmal erleben darf. Es hätte einfach alles gepasst. Vielleicht sollte ich meine Einstellung „es geht eh um Nichts“ ändern. Auch wenn das stimmt, geht es doch immer um etwas. Zumindest um das, was man sich vornimmt. Ich komme wieder. Mit dem Training dafür fange ich gleich schon an.

ktrchts

PS: Keine Veranstaltung ohne Veranstalter. Danke Michi, Josef und Tobias. Würde ich was Störendes finden wollen, ich würde ewig suchen müssen. Striezel mit Butter und Marmelade – 1a Verpflegung. Danke an alle freiwilligen Helfer. Danke an das Team von Mountainbiker am See für den Support. Ich habe diesen zwar nicht gebraucht, aber schon zu wissen, dass es euch gegeben hätte, war ein gutes Gefühl. Danke Busch und Müller. Eure Ixon Premium IQ speed hätte gesamt Pannonien erhellt. Hätte. Leider habe ich in der ersten Runde den Kabel verloren und in Runde zwei und drei nicht mehr wieder gefunden. Danke Garmin. Eure Varia war ein würdiger Ersatz. Leider aber viel zu kurz. 2 1/2 Stunden Akkudauer sind für so ein Vorhaben einfach zu wenig. Danke Lezyne. Deine Femto Drive Rear hat die Kastanien aus dem Feuer geholt. Danke Wettergott. Du hast es heuer zu gut gemeint mit uns.

Top Fahrrad Blog 2017 – jetzt wird wieder geschummelt

Fahrrad Blog

Es ist wieder soweit. fahrrad.de lädt zur Wahl des beliebtesten Fahrradblog ein. Top Fahrrad Blog 2017 steht an und die gesamte Blogger-Branche steht Kopf bzw. macht sich auf die Beine. Vom 23.10. bis 28.11. kann jeder – auch sie – seinem Lieblingsblog die Stimme schenken. dieketterechts ist dieses Jahr in der Kategorie Rennrad/Cross/Gravel gelistet. Nach Rang zwei 2016 kann es eigentlich nur ein sportliches Ziel geben. Gewinnen. Trotzdem werde ich ein DNS an den Tag legen und nicht aktiv an der Wahl teilnehmen.

Es kann nur einen Gewinner geben. Und der ist jetzt schon fix.

Wie bei allen Wahlen, die mit Stimmen aus dem Internet zustande kommen, gewinnt jene/r, dem/der es gelingt möglichst viele Menschen zu mobilisieren. Denn jede Stimme zählt. Das hat letztes Jahr aus meiner Sicht zu ziemlich skurrilen Strategien bekannter und geschätzer Kollegen geführt. Es wurde regelrecht um Stimmen gefeilt. Mit Wahlzuckerln. Feinstes Clickbaiting. “Gib mir deine Stimme und gewinne einen € 100,- Einkaufsgutschein”, war nicht nur einmal auf anderen Blogs zu lesen.

Heuer sind zwar die Teilnahmebedingungen etwas anders, trotzdem habe ich dieselben Strategien bereits bei den Mitstreitern gefunden. Samt penibler Auflistung, was genau zu tun ist, die Stimme richtig zu platzieren. Eine Gebrauchsanleitung für Dummies. Ich muss schon zugeben. Der Aufwand, der hier betrieben wird ist schon enorm. Hut ab. Chapeau.

Top Fahrrad Blog 2017 – dabeisein ist alles.

Dass das letztjährige System die Wahl wohl etwas beeinflusst hat, ist dem Initiator fahrrad.de wohl auch aufgefallen. Neu ist deshalb, dass man zur Wahl des Top Fahrrad Blogs 2017 auch einen Lieblingsartikel des jeweiligen Blogs angeben muss. Um zu signalisieren, dass man den Blog auch kennt und dem Blog nicht nur die Stimme aus Gründen schenkt. Detail am Rande: Auch dieser Lieblingsartikel wird bei der Gebrauchsanweisung des Kollegen vorgeschlagen. Damit ja nichts falsch geht. Egal.

So ein System könnte der Wahl vielleicht doch etwas mehr Seriosität verleihen. Möglich. Möglich aber auch, dass alles beim Alten bleibt. Deshalb werde ich heuer nicht aktiv nach Stimmenfang gehen. Sondern “nur” auf die Wahl aufmerksam machen. Es soll jeder Leser entscheiden, ob, wann und wem er seine Stimme geben möchte.

Es ist mir nicht leicht gefallen, diesen Schritt zu setzen. Denn auch ich würde mich geschmeichelt fühlen, Top Fahrrad Blog 2017 zu sein. Immerhin wäre es eine kleine Belohnung für ein Jahr Arbeit.

ktrchts

PS: der einzige Gewinner der fahrrad.de Wahl ist fahrrad.de selber. Denn jede Stimme ist ein Click auf deren Seite. Weil wir Blogger letztendlich alle von den Clicks leben, verneige ich mich nochmals vor dieser guten und genialen Idee.

Sitzprobleme im Radsport – Hautveränderungen

Hautveränderungen

Wer von uns Radsportlern/innen kennt es nicht. Es ist endlich Sommer, der Himmel wolkenlos, die Luft traumhaft frisch, Wochenende, wenig Verkehr, es schreit förmlich nach einer ausgiebigen Ausfahrt. Die ganze Woche hat es geregnet, man hat sich fleißig auf dem Rollentrainer fit gehalten. Und nun das. Schon beim Aufsitzen merkt man einen stechenden Schmerz am Gesäß, der „Furunkelteufel“ hat wieder einmal zugeschlagen, die Ausfahrt wird extrem schmerzhaft bis unmöglich, das Wochenende ist gelaufen. In den meisten Fällen sind Hautveränderungen aufgrund von Sitzproblemen die Ursache.

Sitzbeschwerden bei Radsportlern/innen reichen von relativ harmlosen Scheuerwunden bis hin zu abgekapselten Eiteransammlungen (Abszessen), welche teilweise chirurgisch behandelt werden müssen.

Sitzprobleme im Radsport – Hautveränderungen

Natürlich haben die meisten von uns schon alle möglichen Mittel ausprobiert, doch es gibt leider viele, welche ihr Rezept für das leidige Problem noch nicht gefunden haben und immer wieder damit konfrontiert sind. Dies betrifft sogar Profisportler, trotz professioneller Vorbeugungsmaßnahmen und viel Erfahrung. Nicht selten kommt es zu Trainingsausfällen bis hin zu Ausfällen bei Wettkämpfen.

Im Folgenden möchte ich kurz den (bescheidenen) Stand der Wissenschaft und eigene Erfahrungen widergeben und hoffe auf eine gemeinsame Diskussion. Abgehandelt werden hierbei primär Sitzbeschwerden in Bezug auf Hautveränderungen. Bei Auftreten von Nervenschmerzen (Ausstrahlen der Schmerzen, Kribbelgefühl, Taubheitsgefühl), Schmerzen im Bereich der Hoden oder Prostata bzw. der weiblichen Geschlechtsorgane ist ohnehin das Einholen ärztlichen Rates notwendig (je nachdem: Orthopäde, Neurologe/Neurochirurg, Urologe, Gynäkologe).

Die folgenden Ausführungen sind auch auf den Reitsport übertragbar, wo es auch zu Sitzproblemen kommen kann, wenn auch seltener.

Entstehung von Sitzproblemen

Grundsätzlich muss man festhalten, dass genetische Faktoren eine sehr wichtige Rolle spielen. Menschen mit trockener, empfindlicher und anfälliger Haut, mit Akne oder Neurodermitis in der Vorgeschichte, haben ein deutlich erhöhtes Risiko Sitzprobleme zu erleiden. Ebenso sind Menschen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche (wie z. B. Diabetiker, Patienten mit Niereninsuffizienz, HIV-Patienten u.a.) viel häufiger betroffen. Auf der anderen Seite gibt es Sportler, die ihr Leben lang auch ohne Präventionsmaßnahmen beschwerdefrei sind.

Sitzprobleme im Radsport entstehen in vier Phasen:

  • Zunächst kommt es zu oberflächlichen Hautabschürfungen und Wundscheuern („Wolf“). Reine Schürfwunden finden sich häufig an der Oberschenkelinnenseite und werden durch ständiges Reiben der Haut gegen die Sattel-Außenseite verursacht. Aber auch am eigentlichen Sitzfleisch ist man davor nicht gefeit.
  • Die gesamte Haut ist auch bei Gesunden dichtest mit Bakterien besetzt (physiologische Hautflora). Auch diese physiologische Bakterienflora kann unter gewissen Umständen (feuchtes Milieu, Immunschwäche, Wunden) Hautentzündungen verursachen. Es gibt jedoch auch krankmachende Bakterienstämme, welche auf der Haut von sehr vielen Menschen zu finden sind. Diese haben noch ein deutlich leichteres Spiel und führen gehäuft zu entsprechenden Infektionen der Haut. Häufigster Erreger ist hierbei Staphylococcus aureus. Im Intimbereich besteht eine höhere Bakteriendichte als auf der restlichen Haut. Zudem kommen der ständige Druck durch das Sitzen und oft auch kleinste Hautabschürfungen und Mikroverletzungen hinzu. Gepaart mit dem feuchten und warmen Milieu im Intimbereich, verschlechtert durch Schwitzen und Reibung, sowie der stundenlangen körperlichen Ausdauerbelastung (vorübergehende stressbedingte Immunschwäche) kommt es somit recht häufig zum mildesten Grad der Haarfollikel-Entzündung, der Follikulitis. Hierbei handelt es sich um oberflächliche Entzündungen der Haarfollikel. Die Therapie ist hier noch recht einfach.
  • Bei länger bestehender oder schwerer Follikulitis kann es durch Verstopfung des Haarfollikel-Ausganges im nächsten Stadium zum Furunkel Hierbei handelt es sich um eine abgekapselte Eiteransammlung (Abszess) des gesamten Haarfollikels. Wenn man die betroffene Stelle abtastet, fühlt sich der Furunkel wie eine prall gespannte, ein bis mehrere Zentimeter große Beule an. Alle Kriterien einer Entzündung sind erfüllt: Rötung, Schwellung, Schmerzen, Überwärmung und eingeschränkte Funktion (in dem Fall: Radfahren). Finden sich mehrere Furunkel an einer Stelle, spricht man von Karbunkel. Regelmäßig ist auch die umgebende Haut mitentzündet. Bei Schonung und Therapie, z. B. mit einer Zugsalbe, „reift“ der Furunkel und öffnet sich oft spontan, Eiter entleert sich und es erfolgt eine Abheilung mit Narbenbildung. Häufig ist ein chirurgisches Eröffnen notwendig.
  • Wenn man nun mit einem Furunkel weiter Rad fährt kann die Entzündung in noch tiefere Gewebe vordringen und tiefe Eiteransammlungen verursachen, welche oft nur noch chirurgisch sanierbar sind.

    Prävention von Sitzproblemen


    Hauptprinzipien der Prävention von Sitzbeschwerden im Radsport sind: Reibung und Scheuern reduzieren, Sauberkeit und Hygiene, Trockenheit im Sitzbereich.

    Wenn man sich die vier Entstehungsphasen vor Augen hält wird sofort klar, dass ein primäres Ziel die Vorbeugung von Wundscheuern sein muss. Insbesondere bei häufigem Auftreten von Hautentzündungen im Sitzbereich muss man unbedingt an Radposition, Sattel und Radklamotten denken2:

    • Bike fitting: Meiner Meinung nach sollte jeder ernsthaft Radsport Betreibende einmal im Leben eine professionelle Radvermessung durchführen lassen. Dabei reicht das Angebotsspektrum von modernsten technologischen Verfahren bis hin zur „oldschool“ -Vermessung mit Meterband durch erfahrene Radmechaniker. Die Sitzhöhe ist der wichtigste Parameter. Sitzt man zu hoch rutscht man praktisch bei jedem Tritt seitlich hin und her, was lokal zu starker Reibung führt. Sitzt man zu niedrig kommt es punktuell zu größeren Druckbelastungen im Sitzbereich. Bereits vor dem (teuren) Radkauf sollte man sich diesbezüglich gut beraten lassen, um Fehlkäufe zu vermeiden. Eine schlecht eingestellte Radgeometrie führt natürlich nicht nur zu lästigen Sitzproblemen sondern auch zu orthopädischen Beeinträchtigungen jeglicher Art.
    • Während einer Ausfahrt sollte regelmäßig die Sitzposition gewechselt werden, mal leicht weiter vorne sitzen, mal leicht weiter hinten, und regelmäßig z. B. alle zwei bis drei Minuten für einige Tretzyklen in den Wiegetritt gehen. Durch diese wiederkehrenden Entlastungen ist in vielen Fällen bereits Beschwerdefreiheit zu erreichen.
    • Sattel: Entscheidend für die Passform des Sattels ist der individuelle Sitzbeinhöcker-Abstand.3 Auch wenn breite und dicke Sättel bequemer aussehen, sind diese präventivmedizinisch nicht unbedingt die besseren, eher im Gegenteil, gerade hier kommt es oft zu starken Reibeeffekten. Aber auch ultraleichte Sättel müssen nicht zwangsweise die besten sein. Eine gute Beratung beim Händler des Vertrauens und noch wichtiger eine längere Testfahrt sind ganz essentielle Bausteine zur Vermeidung von Sitzproblemen. Lieber viele Sättel durchtesten bis man den für sich passenden gefunden hat. Da die Folgemodelle der Sättel meistens eine sehr ähnliche Geometrie zum Vorgängermodell haben, hat es weitreichende langfristige positive Auswirkungen, wenn man sein „Goldstück“ gefunden hat.
    • Radhose: Die Radhose ist zweifelsohne das wichtigste Kleidungsstück für den Radsportler (auch wenn viele behaupten es seien die Socken J). Entscheidend ist die Art und Beschaffenheit des Sitzpolsters. Auch hier gilt: nicht für jeden ist dasselbe Material das passendste und dicker und teurer heißt nicht automatisch besser. Moderne Sitzpolster sollten wenige bis keine Nähte aufweisen, rasch trocknen bzw. Feuchtigkeit ableiten und elastische Einsätze besitzen, welche den Druck gut verteilen können. Ich empfehle, sich vor dem Kauf gut vom erfahrenen Händler vor Ort (möglichst kein Internetkauf, v.a. nicht beim Erstkauf) beraten zu lassen und die verschiedenen Modelle anzuprobieren. Achtung Einsteiger: unter Radhosen wird selbstverständlich keine weitere Unterwäsche getragen, dies würde zu sehr starken Reibungen führen.
    • Cremen und Salben: Seit jeher wurden im Radsport die Sitzleder in Radsporthosen regelmäßig mit großen Mengen an Sitzcreme behandelt, da sie sonst nach jedem Waschgang und folgendem Trocknungsprozess mehr oder minder bretthart wurden. Moderne Sitzpolster sind in der Regel so gut verarbeitet, dass sie nicht extra mit Cremen behandelt werden müssen. Guten Cremen zur regelmäßigen Hautpflege im Intimbereich ist somit der Vorzug zu geben. Beim Kauf muss man aber vorsichtig sein, da gewisse Cremen und Salben die Haarfollikel zusätzlich verstopfen und bei übermäßiger Verwendung die Ansiedelung von Bakterien fördern können, sofern nicht antibakterielle Substanzen beigemengt sind. Verwendet man typische kommerzielle Sitzpolster-Cremes, muss man die Radhosen zwischen den Einheiten umso besser reinigen. Es gibt eine Fülle an verschiedenen kommerziellen Cremen und Salben, sowie Empfehlungen zu Einzelsubstanzen und Naturprodukten, nicht alle sind wirklich uneingeschränkt zu empfehlen, erstens weil manche eine schlechte Rezeptur aufweisen und zweitens weil jeder Hauttyp individuell zu behandeln ist, d.h. eine trockene Haut braucht ein anderes Pflegemittel als eine fettige Haut usw. Hier kann man entweder nach dem try-and-error-Prinzip vorgehen und verschiedene Artikel durchprobieren, bis man das Passende gefunden hat, oder man geht sinnvollerweise zu einem guten und sportmedizinisch interessierten Hautarzt, der einem konkrete Empfehlungen geben kann. In den meisten Fällen reicht es aus, täglich eine dünne Schicht der Creme im Intimbereich aufzutragen, im Sinne einer generellen Hautpflege, und vor den Ausfahrten neuerlich eine dünne Schicht. Man sollte die Haut jedoch großflächig behandeln, d.h. auch den Bereich um den Anus, Hoden und Oberschenkelinnenseite. Ich für mich (mit sehr empfindlicher und trockener Haut) habe nach vielen Jahren ein für meinen Hauttyp optimales Produkt gefunden und kann diesen Tipp gerne auf persönliche Nachfrage weitergeben.
      Trainingsplanung: Auf regelmäßige Erholungstage ist zu achten. Bei Einsteigern sollte auf jeden Trainingstag am Rad ein Tag ohne Radfahren folgen, wobei an Letzteren natürlich andere Trainingsreize (alternativer Ausdauersport, Krafttraining) gesetzt werden können. Bei erfahrenen Radfahrern sind ein bis zwei radsportfreie Tage pro Woche ausreichend.Rasur: Bezüglich Intimrasur gibt es keine wissenschaftliche Empfehlung, sehr wohl jedoch einen großen Erfahrungsschatz. Ich habe mit einigen erfolgreichen Ultraradfahrern darüber gesprochen, die z. B. beim Race Across America über eine Woche nahezu dauerhaft mit fast null Schlaf am Sattel sitzen. Der O-Ton war: ganz oder gar nicht. Und das deckt sich auch mit meinen medizinischen Überlegungen. Wenn Haare sehr kurz sind, neigen sie in die Haut einzuwachsen statt herauszuwachsen, was wiederum eine Hautentzündung nahezu vorprogrammiert. Somit empfehle ich: entweder konsequent (praktisch täglich) rasieren, oder es ganz sein lassen. Eine weitere sinnvolle Alternative ist die dauerhafte Haarentfernung, beispielsweise als Laser-Epilation.

      Nach dem Radfahren ist es wichtig alsbald zu duschen und den Intimbereich gründlich trocknen zu lassen, bevor man dann eine saubere und trockene Unterwäsche anzieht (Männer: Boxershorts scheuern in der Regel weniger als Slips). Somit wird die Zeit des feucht-warmen Milieus, in dem sich die Bakterien bekanntermaßen wunderbar vermehren können, möglichst eingeschränkt. Die Radhose soll gründlich mit einem antibakteriellen Mittel gewaschen werden, hierzu sind zahlreiche Produkte erhältlich. Vor der nächsten Verwendung muss die Hose komplett getrocknet sein, Lufttrocknung im Sonnenlicht wird empfohlen, da UV-Strahlen zusätzlich Bakterien abtöten können. Problematisch ist die negative Korrelation von Trainingsumfang und Waschlust bzw. Waschmöglichkeit, wie z. B. im Trainingslager, wo man nach vielen Stunden des Trainings kaum mehr Lust und Zeit für die Radklamottenwäsche hat. Bitte also vor der Anreise daran denken, ausreichend viele Radhosen mitzunehmen und nach Möglichkeit jeden Tag eine frische anzuziehen.

      Indoortraining: Wie erwähnt, begünstigt ein warm-feuchtes Klima das Bakterienwachstum immens. Warme, durchgeschwitzte Radkleidung beim Indoortraining auf Rollentrainern und Radergometern ist somit der ideale Nährboden für die Plagegeister. Sportler mit häufigen Sitzproblemen sollten somit besonders oft in den Wiegetritt gehen, passende Salben verwenden und die Trainingszeit auf dem Indoortrainer generell deutlich einschränken oder ganz weglassen.

      Extrem wichtig für die Prävention und Therapie sind allgemeine Hygienemaßnahmen. Man soll im Haushalt keine Hygieneartikel (Handtücher etc.) miteinander teilen, da die Gefahr der Übertragung von Bakterien gegeben ist. Ich empfehle die Verwendung getrennter Handtücher für obere und untere Körperhälfte. Zudem ist häufiges Händewaschen mit Seife und warmem Wasser unerlässlich. Die infektiösen Bakterien aus befallenen Hautarealen könnten sonst in den Gesichtsbereich gelangen und auch dort zu Hautentzündungen führen. In dieser Lokalisation sind Furunkel besonders gefürchtet, da es zu bleibenden Narben kommen kann. In seltenen Fällen können sich sogar lebensbedrohliche Komplikationen entwickeln, wie z. B. eine Gehirnentzündung oder Hirnvenenthrombose.

      MRSA: MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) ist ein besonders Antibiotika-resistenter und pathogener Keim. Viele Menschen sind asymptomatische Träger, d.h. sie sind zwar mit MRSA besiedelt (hauptsächlich in der Nase), erkranken jedoch nicht daran, außer sie übertragen das Bakterium an wunde Stellen, z. B. an vorgeschädigte Haut im Sitzbereich. Menschen mit häufig wiederkehrenden Hautinfektionen trotz Beachtung der Präventionsmaßnahmen sollten Rücksprache mit ihrem Arzt halten und ggf. auf MRSA testen und ggf. behandeln lassen. Dies erfolgt durch Antibiotika-Tabletten, Antibiotika-Salben für die Nase und eine Ganzkörper-Desinfektion mit Chlorhexidin.4 Auch Familienmitglieder bzw. Mitbewohner können befallen sein und bedürfen einer entsprechenden Sanierung, um sich nicht immer wieder aufs Neue anzustecken und das Problem dauerhaft in den Griff zu bekommen.

      Ernährung: Bei Übergewicht ist der Druck im Sitzbereich höher und es kommt durch das Mehr an Fleisch auch zu deutlich höheren Reibeeffekten und Wundscheuern. Zudem ist bekannt, dass sehr hohe Blutzuckerwerte die Entstehung von Infektionen, so auch Hautinfektionen, drastisch begünstigen können. Ein gesundes Körpergewicht und ein normwertiger Blutzucker sollten somit angestrebt werden. Leider ist wissenschaftlich bezüglich Ernährung und Hautinfektionen nicht wirklich viel zu finden. Aus eigener schmerzvoller Erfahrung und der von einigen Sportskameraden, wirken sich generell Lebensmittel, welche zu Blutzuckerspitzen (Zucker, raffinierte Getreideprodukte usw.) oder Anstiegen von Wachstumsfaktoren wie IGF-1 führen (Milchprodukte, tierisches Eiweiß) und auch Alkohol negativ auf das Hautbild aus und erleichtern den Bakterien somit die Ausbreitung. Wie gesagt, breit wissenschaftlich untermauert ist das nicht, aber wenn jemand häufig Probleme mit Hautinfektionen hat, würde ich mal versuchen erstens Milchprodukte wegzulassen, Zucker und schnelle Kohlenhydrate zu reduzieren, und den Konsum tierischer Eiweiße einzuschränken. Vielleich führt dies beim Einzelnen zum durchschlagenden Erfolg.

      NEIN zu Doping: Unter den Dopingmittel führen insbesondere Anabolika („Steroidakne“) und Kortisonpräparate (Ausdünnung und erhöhte Empfindlichkeit der Haut) zu Hautproblemen. Noch ein Grund mehr, konsequent auf Doping zu verzichten.

      Eigentherapie bei Sitzproblemen

      • In leichten Fällen von Follikulitis reichen zumeist ein bis zwei Tage Pause, an denen nicht Rad gefahren und optimaler Weise auch nicht stark geschwitzt werden sollte. Auf trockene und reibungsfreie Verhältnisse im Intimbereich ist zu achten, so soll z. B. zuhause möglichst keine Unterwäsche getragen werden („die Haut soll atmen“). Kurze Sonnenbäder oder kurze Solariumbesuche mit Bestrahlung der betroffenen Region sind ebenso sinnvoll. Häufig zur Anwendung kommt eine jodhaltige Seifenzubereitung. Weitere lokaltherapeutische Cremes enthalten auch andere keimtötende Substanzen wie Chlorhexidin oder Triclosan. Zinkcremen aus der Apotheke halten die Haut trocken und wirken leicht antibakteriell. Nur noch sehr selten werden antibiotikahaltige Cremen verwendet. Die Hautpflege mit für den Hauttyp passenden Produkten kann nach dem Abklingen der Hautveränderungen sofort wieder begonnen werden.
      • Für den Fall, dass sich schon ein oder mehrere Furunkel gebildet haben gelten vorerst dieselben Regeln wie bei der Follikulitis. Ganz allgemein sollte jede größere Eiteransammlung eröffnet werden, entweder durch Abwarten auf eine spontane Eröffnung oder durch das Messer des Arztes. Zunächst kann ein Versuch mit einer Zugsalbe aus der Apotheke durchgeführt werden, in der Hoffnung einer rascheren „Reifung“ des Furunkels mit spontaner Eiterentleerung. Auch Rotlicht-Therapie ist diesbezüglich eine gute Möglichkeit.

        Therapie durch den Arzt bei Sitzproblemen

        • Führt die Therapie mit einer Zugsalbe nicht zur gewünschten Eröffnung des Abszesses, sollte man einen Arzt aufsuchen, der mit einem kleinen Schnitt die Eiterbeule entlasten kann. In manchen Fällen wird eine systemische (d.h. Tabletten oder Infusion) Therapie mit Antibiotika notwendig sein.
        • Wenn die Schmerzen massiv sind, Fieber auftritt, die Hautentzündung sehr ausgeprägt, der Heilungsprozess nach zwei Wochen nicht abgeschlossen ist oder wenn es sehr häufig zu Hautentzündungen kommt, ist ein Arztbesuch unumgänglich, um die entsprechende Therapie einzuleiten bzw. die Ursachen zu ergründen. Ein Arzt kann abklären, ob eine Grunderkrankung der Haut oder eine andere internistische Ursache zugrunde liegt.

         

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        Quellenangaben:

        1) Bilder aus Wikipedia (CC). Follikulitis: Jmarchn. Furunkel: Mahdouch. Karbunkel: Drvgaikwad.
        2) Mellion MB. Common cycling injuries. Management and prevention. Sports Med. 1991 Jan;11(1):52-70.
        3) Jackson N. How Not to Get Saddle Sore Cycling. Can Fam Physician. 1985 Aug; 31: 1453.
        4) Davido B et al. Recurrent furunculosis: Efficacy oft he CMC regimen – skin disinfection (chlorhexidine), local nasal antibiotic (mupirocin), and systemic antiobiotic (clindamycin). Scand J Infect Dis. 2013 Nov;45(11):837-41.