Kategorie: Rennradgeschichten

Geschichten rund ums Rennradfahren

Coronavirus und Rennrad. Keine Panik trotz Titanic.

Coronavirus und Rennrad

Ein einfacher Husten ist plötzlich kein einfacher Husten mehr. So wie eine laufende Nase plötzlich keine laufende Nase mehr ist. Und Gliedschmerzen sind auch nicht mehr die Folge des fortgeschrittenes Alters oder des wieder einsetzenden Trainingsalltags. Als Rennradfahrer hat man es aktuell nicht leicht. Egal was man hat. Es ist das Coronavirus. Man liest davon, man hört davon, man riecht davon. Und man hat es. Ob man will oder nicht. Weil es die anderen wollen. Bei jedem kleinsten Anzeichen läuten die Alarmglocken. Noch nie habe ich so genau in mich hineingehört. Noch nie war ich so wachsam und behutsam. Ja, das kann ich auch. Zwar nicht oft, aber es geht doch um meine Gesundheit. Das Coronavirus wird uns verändern. Es hat uns verändert. Coronavirus und Rennrad fahren – es wird nie mehr so sein, wie es schon einmal war.

Wir werden alle sterben.

Wir werden alle sterben. Weil wir Menschen sind und nicht weil ein Virus zirkuliert. Und das sage ich als Optimist. Einer, der sich stets gegen Influenza und andere Kleinigkeiten gestemmt hat. Meine Motto und mein Credo waren immer, dass man Viren und Bakterien einfach aus dem Körper rausschwitzen kann. Mit Training. Grundlage geht immer und überall. Nur nicht übertreiben. Aber auch nicht Stillstehen. Coronavirus und Rennrad sind aber ganz was anders. An Corona kann man sterben.

Coronavirus und Rennradsport
Quelle: Internet

Ich kann mir gut vorstellen, wie sich die Panik auf der Titanic angefühlt haben muss. Auch wenn es nicht vergleichbar ist. Das Coronavirus hat das Schiff schon aufgeschlitzt. Jetzt ist es nur mehr eine Frage der Zeit. Der Untergang ist gewiss. Lasset uns bis dahin weiter Musik machen, wie die tapferen Orchestranten auf der Titanic. Das Coronavirus wird unser Verhalten verändern. Er wird uns aber nicht aufhalten.

Der Rennradvirus ist stärker als das Coronavirus.

Das Coronavirus verbreitet sich rasant. Italien hat es schon fest im Griff. Dort ist das öffentliche Leben bereits per Ministerialdekret massiv eingeschränkt. Keine öffentlichen Sportveranstaltungen mehr bis 3. April 2020. Alle Schulen, Kindergärten und Universitäten sind bis Mitte März geschlossen. Restaurants, Bars, Kinos und weitere öffentliche Einrichtungen dürfen nur mehr bedingt und mit Respektabstand von 1 Meter betreten werden. Der beliebte Cafè al banco wir nicht mehr serviert. Nur mehr Tischservice. Kein Handschlag mehr, kein Bacio links und rechts. Ziemlich viel Panik auf der Titanic. 

Und ich? Ich fahre zu Ostern nach Riccione. Bis dahin werde ich trainieren. Das Alleinfahren in der Gruppe. Ich muss üben, mindestens einen Meter Abstand zu halten. Nach vorne, nach hinten, nach links und nach rechts. Vielelicht muss ich sogar so fahren, wie es die Triathleten machen müssten und nicht tun. Oder tun die es jetzt freiwilig doch? Lernen muss ich auch, mich in der Bar an den Tisch zu setzen und zu warten, bis mich der Kellner hoffentlich bedienen will. Er muss es nicht mehr. Ich muss mir auch abgewöhnen, während der Fahrt zu spucken und meine Nase freizurotzen. Wohin ich mein Wegwerftaschentuch geben werde? Ich werde es herausfinden. Müssen.

Gut vorstellen kann ich mir auch, in Zukunft aufmüpfige italienische (und heimische) Autofahrer einfach mit rauher Stimme und mit Hustenansätze in die Flucht zu jagen. Freundlicherweise werde ich Ihnen meine verschwitzten Hände entgegenstrecken. Ich bin ja ein Gutmensch. Perfid, aber gut erzogen. Statt einer werde ich beim Rennradfahren mindestens 3 bis 4 Trinkflaschen mithaben, um mir regelmäßig die Hände zu waschen. Den Seifendispenser montiere ich am Sattelrohr. Das Coronavirus ist stark. Das Rennradvirus macht mich stärker.

Wieviel Watt verträgt das Coronavirus?

Interesant wird es auch, herauszufinden, wieviele Watt das Coronavirus vertragen kann. Ich nehme es einfach auf einen FTP-Test mit und schau mir das einmal an. Ich schätze es wird ab 3 W/kg abreisen. Vielleicht muss ich mehr liefern. Mal sehen. Ich denke es wird sterben. Wenn ich sterbe. Und das mache ich ja bekanntlich am Rennrad öfters.

Wir werden alle sterben. Und das ist gut so. Am Berg, im Sprint, am Ende des Tages. Wir Rennradfahrer*innen sind es gewohnt zu sterben. Und deshalb wird uns das Coronavirus nicht umbringen. Coronavirus und Rennrad – das geht.

ktrchts
#machurlaubfahrrenrnad

Intervallfasten und Rennrad fahren. Ein Selbstversuch.

Intervallfasten und Rennrad fahren

„Houston, wir haben ein Problem.“ Das war vor ein paar Wochen. Knapp einen Montat später besteht das Problem immer noch, aber es ist um ein paar Gramm leichter. Wie viele? Kann ich nicht sagen. Ich trau mich nach wie vor noch nicht auf die Waage. Ich habe auch keine Waage. Das Trikot in M passt immer noch nicht wirklich, dafür flattert die L-Ausgabe bereits lockerer im Wind. Meine Seitenansicht bekommt schon langsam fotogenere Züge und der Knackwurst-Effekt lässt sich schon viel besser kaschieren. Wie das? Intervallfasten und Rennrad fahren. Ja. Das geht und zwar ganz gut. Aber schön der Reihe nach.

 

Intervallfasten ist nicht gleich hungern.

Viel habe ich über Intervallfasten gelesen. Wenig Brauchbares gibt es im Zusammenhang mit Ausdauersport. Extensiven Ausdauersport, so wie ich ihn doch betreibe. 10 bis 15 Stunden pro Woche sind keine Seltenheit. Der einhellige Tenor über sämtliche Berichte: Intervallfasten macht schlank. Das hat mich gefesselt. Das Houston-Problem. Mein persönliches Houston-Problem.

Warum also nicht selbst probieren. Ist das Konzept des Intervallfastens ein ganz einfaches. Auch wenn es dann doch kompliziert ist. Es gibt nämlich viele Variatnen des Intervallfastens (intermittierendes Fasten, IF). Ich habe mich für die „radikale“ Variante light entschieden. Die sogenannte 16/8 Methode. 16 Stunden fasten, 8 Stunden essen. Inspiriert wurde ich unter anderem vom Buch meines ehemaligen Nachbars P.A. Straubinger. Der Jungbrunneneffekt. Schlagworte wie Müllabfuhr, Zellerneuerung, Autophagie und langsameres Altern haben mir es angetan. Außerdem ist das Intervallfasten etwas, was ich schon früher gerne gemacht habe (dinner cancelling). Damals einfach aus dem Bauch heraus. Heute ist das – wie vieles andere auch – wissenschaftlicher.

Es geht also darum, dem Körper eine längere Essenspause zu geben, damit er sich selbst „säubern“ kann. Diese Pause sollte länger als 12 Stunden sein, dann erst dann startet die Autopagie. Autophagie kommt aus dem Griechischen und bedeutet sinngemäß übersetzt „sich selbst fressen“. Dieser Vorgang beschreibt somit den inneren Reinigungsprozess in Zellen. Längere Essenpausen aktivieren diesen Prozess, der wie eine Müllabfuhr funktioniert und den „Abfall“ aus den zellen schleust.

Weltweit bekannt wurde die Autophagie 2016, als der japansiche Forscher Yoshinori Ohsumi für seine Forschungen darüber mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Gewicht verlieren und Körper reinigen.

Wenn das so einfach ist, warum machen es dann nicht alle? Gute Frage. Diese Frage stelle ich mir immer, wenn etwas wie eine „A gmaade Wiesn“ klingt. Die Antwort ist ganz einfach: Weil es nicht einfach ist. Es ist in der heutigen Zeit nicht einfach, 16 Stunden lang auf Essen zu verzichten. In dieser „Fastenzeit“ nur Wasser, ungesüßte Tees oder schwarzen Kaffee zu tringen. Die Verlockung lautert immer und überall. Ihr wisst alle ganz genau wo und wann.

Damit wären wir beim Punkt. Intervallfasten und Rennrad fahren. Wo man doch beim Rennradfahren so viel Energie verbraucht und diese auch ohne schlechtem Gewissen – zumindest bis jetzt, mit jeder Art von Nahrung kompensieren konnte (und durfte). Wie darf und soll ich trainieren und wie darf und soll ich essen. Und dann noch vor allem wann?

Zeitfenster wählen und einhalten.

Jetzt wirds wissenschaftlich und individuell. Das Zeitfenster zum Essen von 8 Stunden kann man beliebig wählen. Man muss/sollte es nur einhalten. Wie auch das Zeitfenster zum Fasten. Ich habe mich für 6 – 14 Uhr entschieden. Seit gut 3 Wochen. Warum? Weil ich ein Morgenmensch bin und es liebe ausgiebig zu frühstücken. Das Weglassen des Abendessens fällt mir leicht (dinner cancelling). In der Zeit zwischen 6 und 14 Uhr frühstücke ich gut und ordentlich. Danach gibt es keine Snacks, viel Flüssigkeit und zu Mittag dann ein Essen, das mich satt macht und mir die 16 Stunden Fastenzeit ertragbarer macht. Weniger Hunger und eiserner Wille sind wichtig.

Trainiert wird überwiegend im Zeitfenster „Essen“. Die intensiven Einheiten auf jeden Fall. Lockere Ausfahrten gehen sich auch in der „Fastenzeit“ aus. Soll angeblich die Autophagie verstärken. Für den Fall, dass sich eine Einheit in die Länge zieht (genauer gesagt in das Fastenintervall), dann erlaube ich mir nach dem Sport einen (oder zwei) Proteindrinks. Sonst nur wieder Wasser und Tee. Gestern war das der Fall. Nach 5 1/2 Stunden und 155 km im Sattel. Es war nicht leicht, aber ich habe es durchgehalten. Bis heute morgen 0555 Uhr.

Das Ergebnis lässt sich wiegen.

Viele werden sich jetzt Fragen, ob man mit Intervalltraining Leistung einbüßt. Ich kann das nicht beurteilen. Gefühlsmäßig würde ich das verneinen. Ganz im Gegenteil. Durch weniger Gewicht (ja ich wiege jetzt weniger) geht das Radeln sogar leichter. Zumindest am Berg.

Ich denke, dass das Intervallfasten viele Möglichkeiten offen lässt. Wichtig ist aus meiner Sicht ist, dass man die Trainings- und Essenzeiten optimal in den Tag und in den eigenen Rhythmus integriert. Es bringt nicht viel, päpstlicher als der Papst zu sein. Auch wenn ich es aktuell bin. Ich experimenterie ja noch. Die Ernähung muss ich an das Training anpassen und nicht umgekehrt. Darüber hinaus hat man pro Woche ja die Möglichkeit einen „Joker“ zu ziehen. Falls mich jemand zum Essen einladen sollte.

Ich mache weiter. Bis es heißt „Houston, wir haben kein Problem. Alles läuft.“

ktrchts

Meine Erfahrungen mit sks Schutzbleche.

Erfahrungen mit sks Schutzbleche

Wir sind Helden. Ja. Wir. Die Allwetterfahrer und Winterfahrer. Wir sind die Outdoo-Heros und radeln nach dem Motto, wenn nicht heute, wann dann? Egal welches Wetter draußen wartet. Es gibt ja zum Glück die richtige Kleidung. Und es gibt Schutzbleche. Wobei Blech nicht mehr das richtige Wort bzw. das richtige Material ist. Es gibt Schutzkunstoffe. Zum Beispiel jene von sks. Ich durfte sie fahren und verwenden. Meine Erfahrungen mit sks Schutzbleche sind durchaus positiv. Wenn auch mit einem kleinen Schönheitsfehler.

Wer trocken bleiben will, muss leiden.

Ich muss gestehen, dass ich schon lieber ohne unterwegs bin. Doch manchmal muss auch ich über meinen Schatten springen und mindestens ein Auge zudrücken. Dann, wenn nicht nur die Straßen nass sind, sondern auch die Temperaturen um den Gefrierpunkt liegen. Nässe und Kälte sind keine für den Radfahrer freundliche Mischung. Kommt dann noch der Fahrtwind dazu, dann potenziert sich die Motivation und die Freude am Rennradfahren exponentiell nach unten. Die Lösung heißt ganz einfach trocken bleiben. Deshalb dürfen ab und wann die sks_germany Schutzbleche ihre Dienste leisten. Das Gesamtkunstwerk Rad gerät in den Hintergrund. Funktion vor Design. Wer trocken bleiben will, muss auch ein wenig leiden.

Vergangenes Wochenende feierte der Speedrocker seine Premiere. Leichter Schneefall, -1° und literweiße salznasse Straßen haben mich überredet, den noch verpackungsfrischen und jungfräulichen Speedrocker endlich auszupacken.

Schutzblech für Gravel und Crossbike.

Meine Erfahrungen mit dem Speedrocker waren durchaus postiv. Um es vorwegzunehmen: Ich blieb bis auf die Schuhe trocken und sauber. Sowohl die Beine, als auch mein Hinterteil und mein Rücken mussten nicht leiden. Das Wasser in den Spurrinnen, die vielen Pfützen und der ganze Dreck blieben mir verschont. Abgesehen von ein oder zwei Spritzern auf dem Display meines Garmin. Zweck erfüllt, oder?

Warum Speedrocker? Ganz einfach. Weil laut sks, dieses Teil extra für Crosser und Gravelbikes „erfunden“ wurde. Reifen bis zu einer Breite von 40 mm finden darunter Platz. Und was zusammen gehört, muss auch zusammengeschraubt werden. Die Montage war ein Kinderspiel. Ganz ohne Anleitung. Nur mit der Kraft der Logik. Und ein anfänglicher Blick auf die Konfiguration. Klettverschlüsse hier, Gummibänder dort. Das hintere Teil wird 2x auf der Sitzstrebe fixiert, das vordere Teil 2x an der Gabel. Easy. Hinten besteht noch die Möglichkeit, das „Schutzblech“ am Sitzrohr zu befestigen. War bei mir nicht notwendig. Hier kann man das Ende auch nach belieben verlängern oder küzren. Einfach dieses einschieben oder ausziehen.

Trockengelegt.

Da und dort ist vielleicht noch ein wenig Feintuning notwendig. Ansonsten sitzen beide Teile gut und stören nicht. Das eine oder andere Schlagloch war jedoch akkustisch nicht zu überhören. Irgendwo wirkten sich die Schläge auch auf das Schutzblech aus. Nichts tragisches.

Meine Erfahrungen mit den sks Schutzblechen sind um eine crosstaugliche Facette reicher. War das Raceblade Pro XL Schutzblech schon sehr gut genug für meine 33 und 35 mm Reifen, passt der Speedrocker umso mehr ins Crosser-Konzept. Der Raceblade Long bleibt dem Rennrad vorbehalten.

ktrchts

Rennrad Ersatzteile kaufen. Wo bleibt mir Moral?

Ersatzteile Rennrad

Ich unterstütze gerne alle meine lokalen Händler vor Ort. Gerne und immer wieder. Regelmäßig. Jeder darf und soll leben können. Zuletzt war es ein kleines Radgeschäft mit sehr kompetenten Eigentümern. Beide haben den Laden mit eigenen Händen hochgezogen. Ich schätze ihre technische Fachkompetenz. Ich finde es gut, dass es lokale Händler gibt. Deshalb kaufe ich meine Rennrad Ersatzteile auch dort. In den letzten 3 Wochen waren das zwei Reifen von Challenge für den Crosser und letztendlich auch ein neues Ritzelpaket (Ultegra), eine neue Kette (Ultegra), ein neues Kettenblatt von SRAM mit 42 Zähnen und 3 Radlager für das Vorder- und das Hinterrad. Eigentlich wollte ich nur die Radlager getauscht wissen. Aber wie es so oft ist, ein Unheil kommt selten allein.

Ersatzteile sind oft nicht billig.

Rennrad Ersatzteile sind nicht billig. Das brauchen wir hier nicht diskutieren. Diskutieren würde ich gerne das Thema Bezugsquelle. Beim Versandhändler – davon gibt es viele, kann man ganz ordentlich sparen, beim lokalen Händler sind diese meist teurer.

Eine einfache Rechnung, wenn auch Milchmädchenrechnung, weil ich die Preise des lokalen Händlers nicht mehr im Kopf habe. Gemerkt habe ich mir nur die jeweilige Gesamtsumme (samt Arbeitszeit). Es waren für die unten angegührten Teile genau € 435,-.

Komponente lokaler Händler Versandhändler
Ultegra Ritzelpaket € 100 € 63,52 (bike-components)
SRAM Kettenblatt € 75 € 63,03 (r2-bike)
Ultegra Kette HG701 11f €40 € 25,02 (bike-components)
Reifen Challenge + Schlauch € 119 € 82,20 (bike discount, bike24, bikester)
SKF Industrielager (3 Stück) ca € 32 ca € 32 (rose-bikes.com)
Summe € 366 € 265,77

Wir können es jetzt drehen und wenden wie wir wollen – beim Versandhändler hätte ich fast € 100,- gespart. Mit den Versandkosten etwas weniger.

Rennrad Ersatzteile

Und die Moral von der Geschichte?

Die Moral von der Geschichte? Mich plagt das Gewissen. Doppelt. Einerseits geht es mir schon um die € 100,-. Ich habe die Geldruckmaschine im Keller noch nicht gefunden. Andererseits hätte ich auch kein gutes Gefühl, wenn ich beim Versandhandel kaufe und meine lokalen Händler und Partner somit umgehe.

Wo ist die Grenze zwischen Moral und Brieftasche? Und zwar der eigenen Brieftasche. Natürlich verdient der lokale Händler auch durch die Arbeitszeit. Soll er auch. Darf er auch. Muss er auch. Er macht sich für mich die Hände schmutzig und nimmt mir Arbeit ab, die ich a) nicht wirklich beherrsche und b) auch nicht so exakt und geduldig erledigen kann. Das ist eine perfekte Win-Win-Situation. Und die hat ihren Preis.

Aber die Ersatzteile? Wenn ich das hochrechne, dann kommt mit meiner Kilometerleistung und den damit verbundenen Verschleiß schon eine beachtliche Menge zusammen. Ich glaube aus diesem Dilemma komme ich nicht mehr raus, oder?

ktrchts

Rennrad fahren im Winter. Warum eigentlich?

Rennrad fahren im Winter

Wir haben zwar erst November, aber die klimatische Ungemütlichkeit hat sich schon weit herumgesprochen. Tief sitzt sie schon im Kopf und macht aus jeder geplanten Radausfahrt eine knifflige Denkaufgabe. Muss ich ich heute Rennrad fahren? Will ich heute überhaupt Rennrad fahren? Die Leichtigkeit aus früheren Tagen ist verloren gegangen. Rennrad fahren im Winter ist wie Schwimmen im Polarmeer. Eigentlich macht es überhaupt keinen Sinn. Trotzdem könnte es durchaus eine therapeutische Wirkung haben. Ein Schritt und ein Blick auf die Waage untermauert diese These. Meine Formel, dass ein Tag ohne Rennrad im Winter gleich mit einem halben Kilo Gewichtszuwachs quittiert wird, ist zwar wissenschaftlich nicht belegt, aber tägliche Realität. Fragt den Hosenknopf.

Alternativen zum Rennradfahren.

Es ist dieser tägliche Kampf zwischen „ich muss nicht“  und „aber ich sollte“. Nicht müssen, weil wir ja erst November haben und der nächste Rennradurlaub erst in vier Monaten beginnt (Was! Nur noch vier Monate?). Aber ich sollte, weil die anderen jetzt schon (wieder, immer noch) viel schlanker sind als ich. Schlanker heißt nicht schneller. Aber schlanker ist schneller. Plötzlich sind jene auf die man warten musste, genau jene, die nicht mehr auf dich warten. Die letzten Ausfahrten haben diesen Umstand gnadenlos aufgezeigt. Dabei bin ich nicht schlechter geworden. Nur eben schwerer. Dank eines „eight to eight“ Jobs und dieser Off-Season.

Welche Alternativen gibt es jetzt wirklich, das Rennrad fahren im Winter erträglicher zu machen und nicht faul herumliegen zu wollen? Welche Möglichkeiten habe ich, den Kampf gegen den inneren, übergewichtigen Schweinehund zu besiegen? Einige.

Winterliche Rennradreise
Burgenland Extrem

Der übergewichtige Schweinehund.

Das „Nicht-Rennrad-fahren“ im Winter ist wohl keine passende Alternative. Weil es kein „aber“ gibt und geben darf.  Sommersportler werden im Winter geformt. Mit oder oder Training. Das Training formt die Muskeln. Das fehlenden Training formt den Bauch.

Bahnfahren

Die Wiener haben es gut. In Wien kann man Bahnfahren. In Wien bin ich auf der Bahn gefahren. Seit heuer ist das etwas komplizierter. Neben einer Einschulung und einem Nummerschild am Bahnrad, sind auch die Trainingszeiten (und die Termine für die Einschulung) ungünstig angesetzt. Zwischen Job, Familie und Radfahren bleibt für die Bahn leider wenig Zeit. Auch wenn so ein Bahn-o-Rama reizvoll wäre. Flexitarier müsste man sein, dann wäre Bahnfahren eine perfekte Alternative.

Bahnradfahren

Zwift

Kein Sorge. Ich werde nicht weich. Aber fast. Zwift ist für mich (noch) keine Alternative. Aber Indoor Cycling muss es werden. Es ist die Entwicklung, vor der ich mich nicht verstecken kann. Nach vier langen Wintern im Freien, vielen Frostbeulen, einigen Schürf- und Platzwunden, inklusive drei gebrochener Rippen, ist es an der Zeit, erwachsener zu werden. Noch habe ich die Voraussetzungen nicht geschaffen, aber die Planung läuft. Ein Suito Elite darf es werden. Damit wil ich flexibler sein und mein Zeitmanagement besser im Griff haben. Denn nur hier sehe ich den Vorteil gegenüber dem Frieren draußen.

Suito Elite Indoor Cycling

Querfeldein.

Wenn da nicht ständig dieses lästige Anziehen wäre. Sich für eine Ausfahrt im Winter vorzubereiten dauert oft länger als die Ausfahrt selber. Schicht für Schicht anziehen, um sich dann Schicht für Schicht auszuziehen. Dazwischen frieren. Hauptsächlich auf den Zehen und Fingern. Querfeldein ist die unangenehmste Alternative zum Nichtstun. Auch wenn es cool ist. Mit den passenden Rad– und Handschuhen sogar erträglich. Die schönste Seite des Winters ist querfeldein. Das gibt es im Wienerwald und im nödlichen Burgenland genug davon. „Back in two hours“ – das geht sich fast immer aus. Mit oder ohne Spikes. Also mit oder ohne e-Card. Gutes Licht vorausgesetzt. Seit heuer wartet die IXON Space mit 150 Lux und 45m Leuchtweite darauf, die Flugzeuge vom Himmel zu holen.

Rennrad Wintertipps
Draußen spielt die Musik.

Wintersport.

Eine gute Alternative zum Radfahren im Winter ist der Wintersport. Wer sich dabei der klassisch interpretierten Form des Wintersports hingeben will, der geht Langlaufen oder noch moderner zum „Skimo“ (Skibergsteigen). Auch die Wiener*innen. Sie stehen dann sonntags gerne am Unterberg im Stau. Weniger klassisch geht es im Burganland her. Im Winter hat hier das Radfahren keine Alternative. Außer dem Nichtstun. Aber das wollen wir ja nicht. Also bleibt nichts anderes überig, als sich der kniffligen Denkaufgabe zu stellen. Hinausgehen oder nicht hinausgehen? Wenn, dann aber gleich.

Ultracycling im Winter
Lawinengefahr können wir ausschließen

Krafttraining.

Das Krafttraining ist jetzt nicht wirklich eine Alternative. Weil das Kraftraining allein, eine Einheit am Rad nicht ersetzt. Ratsam wäre es doch. Für Typen wie mich. Im Winter wäre Zeit dafür. Rücken, Rumpf und Beine. Dazu Dehnungsübungen und viel Stabilisation. Ich sollte und müsste. Warum? Weil ein Besestil biegsamer ist. Versprechen kann und will ich es nicht. Aber ich nehme es mir vor. Vielleicht macht es auch schlank.

Wegfliegen ins Warme.

Können wir gleich vergessen. Keine Zeit. Außerdem gibt es ja genug Alternativen zum Rennrad fahren im Winter. Wo? Wer bis hierher gekommen ist, der hat schon ein paar davon im Auge.


Also kommt gut über den Winter. Und wir sehen uns im Frühjahr wieder. Fit und erschlankt. Damit das neue 2020er Trikot auch perfekt fittet.

 

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

MyEsel. Erfahrungen mit dem Holzfahrrad.

Erfahrungen mit dem Holzfahrrad

Ich war der Star beim diesjährigen King of the Lake. Hatte endlich alle möglichen Blicke auf mich gerichtet. Den ganzen Tag. Vor dem Rennen, beim Rennen und nach dem Rennen. Ich genoss es ausgiebig im orbitalen Mittelpunkt zu stehen. Auch wenn ich wusste, dass nicht ich das Objekt der Begierde war. Leider. Die volle Aufmerksamkeit galt meinem Esel aus Holz. Ich hatte mir das gute Stück erst vor einigen Stunden geholt. Ich wollte (und musste) unbedingt meine eigenen Erfahrungen mit dem MyEsel Holzfahrrad sammeln. Diesem einen. Bekannt aus Funk und Fernsehen.

MyEsel - das Rennrad aus Holz
Markante Gesichter sind leicht zu merken

MyEsel Fahrräder kann man individuell holzschneidern lassen. Muss man aber nicht. Sollte man aber. Unbedingt. Das ist ja auch ein großer Pluspunkt. Mein Esel war es nicht. Einem geliehenen Gaul schaut man eben nicht ins Maul. So brauchte ich schon eine Zeit lang, bis ich mir das Beste was aus dem Esel herauszuholen war, hoch- und auseinanderschrauben konnte. Mein perfektes Stack and Reach beherrsche ich sowieso im Schlaf. Den Rest zaubere ich mir anhand einiger Paramter zurecht. Sattelhöhe – Pedalachse, Boden – Unterkante Unterlenker und Sattelspitze – Mitte Lenker. Das geht fast immer. Fast. Ich war bereit für meine Erfahrungen mit dem Holzfahrrad. Und gespannt auf die Reaktionen.

Ein Rennrad aus Holz.

Logisch, dass ich mit dem Rennrad aus Holz zuerst durch die Expo spazierte. Dabei nutzte ich die Gelegenheit mich mit der Di2 (Ultegra) vertraut zu machen. Als bekehrter SRAM Jüngling eine nicht unwesentliche Umstellung und Einstellung. Ich hab’s nicht kapiert und ich will es nicht kapieren. Erspare mir deshalb alle Diskussion über das Rauf- und Runterschalten (leichter und harter Gang). Fakt ist, dass ich mehrmals ungewollt Kette links unterwegs war. Auch im Rennen. Egal. Für viele mag die Shimano Ultegra Di2 eine coole Sache sein. Es gibt Ausnahmen. Eine davon bin tatsächlich ich. Und weil wir schon dabei sind, können wir auch gleich das Thema Scheibenbremsen vorne weglassen. Sie waren am Rad. Und aus.

Rennrad aus Holz
Aufsitzen und losfahren.

Wenn der erste Eindruck zählt, dann zählt der erste Eindruck von MyEsel doppelt. Der helle Holzrahmen sticht in Kombination mit den wuchtigen Rush 45 Panchowheels Clincher und der 3T Carbongabel samt Steuerrohr treffsicher ins Auge. Tief und fest. Der Rahmen zieht nicht nur die Blicke magisch an, sondern auch die Finger. Hingreifen, kurz anklopfen und staunen. Wer die Gelegenheit hatte, nutzte sie und ging auf Tuchfühlung. Egal wohin ich den Esel anlehnte. Er war nie allein. Rund um ihn wurde getuschelt und diskutiert.

Aus gutem Holz geschnitzt.

Die ersten Kilometer waren abgesehen von der Di2-Schmach ein erstes vorsichtiges Herantasten ehe es dann beim King of the Lake ordentlich zur Sache ging. Hätten meine Beine mehr hergegeben, hätte ich den Esel einem noch härteren Stresstest unterzogen. Und mit etwas mehr Vorbereitungszeit wäre auch noch die Dressur des Esels zum Rennesel möglich gewesen.

Stattdessen entpuppte sich das gefahrene Rennrad aus Holz als ausgesprochen komfortabler und alltagstauglicher Zeitgenosse. MyEsel war überhaupt nicht stur. Die lange Touristenrundfahrt am Sonntag war mit dem Esel eine laufruhige Angelegenheit. Steif genug im Antritt, spurtreu in der Abfahrt und ausgesprochen exakt beim Lenken – ich hatte keine Sekunde lang Bedenken, mich nicht am Oberrohr liegend die Grossalmstraße mit knapp 90 km/h Richtung Steinbach zu stürzen. Eng oder langezogen, alle Kurven machten bei hohem Tempo richtig Spass.

MyEsel Rennrad aus Holz
Chillig am Esel reiten

Mir war der Rahmen leider etwas zu kurz. Somit ist die subjektive Meinung etwas schaumgebremst. Was aber keinesfalls die Vorzüge des Rades schmälert. In Summe überwiegt die postivie Überraschung. Sogar laketterechts äußerte sich verhältnismäßig überemotional. Ihr Umstieg auf den Esel zauberte ihr ein Zahnarztlächeln ins Gesicht und einen Antritt, den ich bis dato von ihr nicht kannte. „Das Rad geht voll nach vorne“ – klingt fast schon wie ein Fachkommentar. Hut ab.

Warum fährt man ein Holzrad?

Warum nicht. Es gibt keine Gründe die dagegensprechen. Diskussionen über Wetterfestigkeit, Gewicht, Aerodynamik oder Holzwürmer waren ziemlich lustig. Vor allem jene über Holzwürmer. Auch Blitzeinschläge wurden mehrmals genannt. Man sieht, wie vorgefestigt viele Meinungen sind. Kein Rennrad ist perfekt. MyEsel ist dafür auffallend fast perfekt. Ein Argument, welches sich zu den anderen gesellt, die dafürsprechen.

Rennradrahmen aus Holz
laketterechts und ihr Zahnarztlächeln

Man muss MyEsel gefahren sein, um MyEsel beurteilen zu können. Insofern war das Wochenende am Attersee für mich sehr aufschlussreich. Wer nicht mit der Masse schwimmen möchte, der findet im Rennrad von MyEsel den passenden Partner. Alltagstauglich ist das Fahrrad auf alle Fälle. Es geht stark in Richtung Granfondo.

Vielleicht schreibe ich ans Christkind. Oder an MyEsel selbst. Wünschen kann man sich ja vieles. Ein MyEsel Rennrad mit SRAM eTap Red 12fach zum Beispiel. Über die Scheibenbremsen diskutieren wir auch wieder nicht. Denn Felgenbremsen gibt es nicht. Noch nicht.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Rennrad Rahmenbau aus Holz
Ein Hingucker.

Der King of the Lake – Kaiser der Events.

Der King of the Lake

Der Sommerausklang am Attersee. Chillen am Wasser. Ein Glas Aperol. Die Sonne genießen. Das herrliche Rundherum spüren. Das Dasein im Salzkammergut ist eine nostalgische Zeitreise. Zurück. In die Zeit der Sommerfrische. Für viele. Aber nicht für alle. Einmal im Jahr gehört der See den Carbonrittern. Dann steht er im Mittelpunkt. Der King of the Lake, Kaiser der Events. Das längste Einzelzeitfahren in Europa. Carbonfestspiele der Superlative. Kraftraubende 48 Kilometer im Uhrzeigersinn. Gegen sich selbst und gegen die Zeit. Mittendrin statt nur daheim wie 2017 und 2018, logischweise die ketterechts Familie. Auch heuer stellte sie eine 4er Mixed Mannschaft.

Hobbysportler als Profi-Klone.

Es ist wie es ist. Und es ist nicht leicht. Weil es eine andere Welt ist. Eine Welt voller Laktat und Überwindung. Beim King of the Lake muss man Rennradfahren können und nicht nur Radfahren wollen. Schnell Rennradfahren. Sauschnell. Vorne geht die Post ab. Mehr und immer mehr. Schnell und immer schneller. Die magische Schallmauer von einer Stunde bröckelt von Jahr zu Jahr immer öfters. Zwischen Rad Bundesliga und den schnellsten Anderen ist nicht mehr viel Unterschied. Aber das ist die Zeit. Hobbysportler sind mittlerweile Profi-Klone.

 

 
 
 
 
 
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Ready to rumble @king_of_the_lake_attersee #kotl19 #ketterechts #memyeselanndi #cycling #bikeporn #inloveombike #fromwhereiride #lifebehindbars #pnnrd

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Der King of the Lake ist ein Klassentreffen. Erste Klasse Einzelzeitfahren und Mannschaftszeitfahren. Darunter ein paar auch Mannschaftszeitunerfahren. Was nicht abwertend zu sehen ist. Ganz im Gegenteil. Wer sich hier misst hat vollsten Respekt verdient. 48 Kilometer sind lang und werden zum Ende immer länger. Eine Sache der Einteilung.

King und Queen of the Lake.

Die üblichen Verdächtigen sind gerne vorne. Das Festzelt am Ende gespickt mit vielen König*innen. Ihnen gehört die Bühne. Der Stolz gehört allen. Und die Gewissheit, Teil einer großen Familie zu sein. Der King of the Lake wird zelebriert. Auf gesperrten Straßen. Dazu ein dickes „Like“ an die Organisatoren und die Helfer. Entlang der Strecke Hotspots. Mit Musik und Volksfest-Stimmung. Höhepunkt nicht nur wegen der 13% ist und bleibt der Buchberg. 5 km vor dem Ziel noch einmal alles geben.

Renrnadbekleidung von ketterechts
Queen of ketterechts

Heuer war das Wetter wieder die perfekte Draufgabe. Strahlender Sonneschein und starker Ostwind haben alle Teilneher*innen verwöhnt, gekitzelt und angespornt. So darf ein Event sein. So muss das Wetter sein.

Die Frage warum wir uns das antun stellt sich nicht. Viel mehr stellt sich die Frage, wie man für 2020 einen Startplatz bekommt. Es wartet nämlich die 10. Auflage der King of the Lake. Datum noch unbekannt. Und es warten viele offene Rechnungen, die beglichen werden wollen. Jeder hat so seine persönlche Zeche geprellt und pocht auf Wiedergutmachung. King of the Lake Schulden sind Bringschulden.

My Esel Rennrad
Zwei Männer und ein Esel

Der King ist tot. Es lebe der König.

Auf Wiedersehen. Mehr will man zum Event des Jahres nicht sagen. Darf man auch nicht. Es wäre eine majestätische Beleidigung. Das Warten und die Vorfreude werden uns ein Jahr lang begleiten. Samt Bessermachen und Andersamachen. Es lebe der König. Der König beherrscht uns. Dieser König macht uns süchtig. Unser König hat die Macht. Wir, das Volk, stehen im zu Füßen.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Ötztaler Radmarathon 2019. Ein Rückblick.

Ötztaler Radmarathon 2019

Das Wetter war diesmal nicht schuld. Leider. Es war die ganze Zeit ein Traum. Bis auf die letzten Kilometer jener, die etwas länger unterwegs gewesen sind. Sie haben das Timmelsjoch von seiner dunklen Seite kennenlernen müssen. Bedrohlich, schwarz, kalt und nass. Schlau, wer vor dem Start seine Hausaufgaben gemacht und für die vorhergesagten Schauer und Gewitter vorgesorgt hatte. Mit schneller fahren oder mit Regenjacke. All diese Streber durften im Ziel noch und wieder lachen. Der Rest musste im Ziel vom Rad geholt und in Decken gehüllt werden. Der Ötztaler Radmarathon 2019 war zum Ende hin erbarmungslos wie immer. 


Der „Ötzi“ ist einfach nicht planbar. 

Die heurige Teilnahme hat mir wieder klar gemacht, dass der „Ötzi“ einfach nicht planbar ist. Egal wie schnell man ist, es gibt viele, die schneller sind. Es ist auch egal wie weit man links fährt, es gibt viele die noch weiter links fahren. Teilweise auch außerhalb der Straßenbegrenzung. Vor allem zwischen Sölden und Ötz. Ganz egal ist es auch, wie weit man rechts fährt, denn es gibt einige, die noch rechter sind. Interessant auch, dass es völlig egal ist, wie stark man Kurven schneidet. Ja richtig, es gibt einige, die noch schnittiger unterwegs sind. Dann ist es auch noch einmal egal, wie strikt man die eigene Linie fährt. Erstaunlicherweise gibt es einige, die genau die selbe Linie fahren. Deine erkämpfte Linie. 

Ich hatte heuer stark geplant, meine Zeiten aus den Vorjahren zu verbessern. Und was ist passiert. Es gab genug andere, die das gemacht haben. Meinen Plan besser zu sein, haben andere verwirklicht. Besser. Auch hatte ich geplant, viel mehr zu „lutschen“, um Kräfte zu sparen. Umsonst. Denn es gab wieder andere, die das noch schlauer umgesetzt haben. Hinter mir. Von Kematen bis Innsbruck und dann fast bis auf den Brenner.

Hart. Härter. Ötztaler Radmarathon.

Auch wollte ich in den Abfahrten viel mehr auf Sicherheit fahren und nicht unbedingt wieder die 100 km/h mehrmals überschreiten. Richtig. Es gab andere, die weitaus sicherer als ich unterwegs waren. 

14x Ötztaler Radmarathon. Jedes Mal ein erstes Mal.

Vor dem Rennen habe ich mir auch ganz stark vorgenommen nicht zu sterben. Ich wollte die Pässe hinauffliegen. Wie das die Profis machen. Im Fernsehen. Locker, lässig und mit einer bemerkenswerten Kadenz. Passiert ist, dass viele, und ich meine wirklich viele, das viel lockerer und lässiger gemacht haben als ich. Dann wollte ich natürlich auch auf meine geplanten Wattzahlen schauen und diese sogar erhöhen. 240 Watt am Kühtai, 200 am Brenner, 220 am Jaufenpass und dann all in am Timmelsjoch. Egal wie viele und wie wenige Watt ich noch treten konnte, es gab genug andere, die noch härter und schneller ihre geschmeidigen Pedalumdrehungen zur Schau stellen.

Mein Garmin zeigte teilweise 140 Watt bergauf. Zuerst dachte ich mir, ein Vector wäre wieder ausgefallen. Passiert öfters. Wäre nichts Neues gewesen. Doch es waren tatsächlich nur 140 Watt. Irgendwo war meine Kraft verloren gegangen. Bereits auf den ersten Metern von Ötz hinauf ins Kühtai war mir klar, dass ich ohne Überstunden nicht in Sölden ankommen werde. Man kann beim Ötztaler Radmarathon viel falsch machen. Als wäre jede Teilnahme ein erstes Mal. Ich habe vieles falsch gemacht

Ötztaler Radmarathon
Scharfrichter Timmelsjoch

Ötztaler Lycra ist die neue Anerkennung.

Einen Ötztaler Radmarathon gibt man deshalb aber nicht auf. Niemals. Für eine Handvoll Lycra startet man Richtung Hölle, um Stunden später im Paradies anzukommen. Man überwindet vier Pässe und fühlt sich wie eine Katze mit sieben Leben. Man stirbt (mehrmals) und steht von den Toten wieder auf. Wer ein Mal mehr aufsteht, als er stirbt kommt in Sölden an und darf sich in der Ötztal Arena das begehrte Finisher Trikot abholen. Nie mehr wieder bis zum nächsten Jahr. Der Ötztaler Radmarathon ist und bleibt eine Sucht. Hier werden Heldengeschichten geschrieben. Von jedem einzelnen. Die einen weinen vor Schmerzen, die anderen vor Freude und Berührung. Egal wer und ganz egal wie, kein Rennen kann so viel Emotion auslösen. Wenn Matthias Nothegger in weniger als 6h50 seinen Arbeitstag beendet, dann ist das Gänsehaut. Eine kaum nachvollziehbare Leistung. Wenn der letzte Teilnehmer nach mehr als 13h30 in Sölden ankommt, dann bewegt das gleich mehr. Auch das ist eine herausragende Leistung. Für die Schnellen ist Schnellfahren eine Pflicht. Für uns Hobbyathleten ist es ein Kunst. 

Ötztaler Lycra ist längst die höchste Anerkennung, die man sich erkämpfen kann. Aber auch die vielen ausgestreckten Hände am Rande der gesamten Strecke. Kinder, die dir die Hand reichen und dich einladen mit ihnen abzuklatschen. Das ist der Grund, warum wir das machen. Vorbild sein für einen kurzen Augenblick. Ihre Augen strahlen sehen und ihre Freude spüren. Meist stehen sie sogar im Sonntagsgewand. Das heißt in Tirol und Südtirol sehr viel. Zeiten werden plötzlich relativ. Dabei sein ist alles. Durchkommen und finishen die Superlative Krönung.

Mythos Ötztaler Radmarathon
Mythos Ötztaler Radmarathon

Dummheit auf zwei Rädern.

Rahmenprogramm, Organisation, Support, Absicherung, Verpflegung, der Ötztaler Radmarathon 2019 hat keine Wünsche offen gelassen. Dass viele besser, schneller und schlauer waren als ich, dafür bin ganz allein ich schuld. Ich hatte es mir anders vorgestellt und hatte es auch ganz anders geplant. Einziger Kritikpunkt geht von meiner Seite aus an uns Athleten selbst. Wir sind der Innbegriff für die Dummheit der heutigen Gesellschaft in Sachen Umwelt. Da gibt man uns die Möglichkeit, einen perfekten Tag am Rad zu verbringen und wir bedanken uns mit Müll, den wir entlang der Strecke einfach so wegwerfen. Niemand, der sich die Frage stellt, wer das denn wegräumen soll. Die Kühe? Die Touristen? Die Zeit?  

Trotz meiner eigenen Probleme auf den 228 Kilometern hatte ich genügend Zeit zum Fremdschämen. Meine Gedanken, lieber voller Gels unterm Trikot als Vollkoffer im Feld. 

Bist du zu schwer, wird’s schwer.

Was vom Ötztaler Radmarathon 2019 bleibt sind ein Zwicken im Oberschenkel – innen, über die gesamte Länge, heute noch – und die Erkenntnis, dass es schwer wird, wenn man zu schwer ist, weil es sowieso schon schwer genug ist. Die vielen Krämpfe in den Beinen und im Magen haben mir den Ötztaler-Genuss zudem noch mehr erschwert. Der letzte Krampf am Gegenanstieg zur Mautstelle Hochsölden reihe ich in die Kategorie „Mega-i-Tüpfelchen-Deluxe“ ein. 

Trotzdem habe ich Spass gehabt. Auch wenn es viele andere gab, die noch mehr Spass hatten. Es war lustig, leidend. Vor allem und eigentlich nur in den Abfahrten. Kühtai, Sterzing, St. Leonhard und Sölden habe ich so genommen wie sonst selten. Waren es 2018 PR’s auf allen Anstiegen, so bleiben 2019 PR’s in allen Abfahrten. Vielleicht schaffe ich beim Ötztaler Radmarathon 2020 beides in einem Rennen. Ich plane es einmal ein, auch wenn ein Ötztaler Radmarathon nicht planbar ist. 

ktrchts

PS: Ein Danke an alle, die mich in Sölden erkannt, angesprochen und mir viel Zuspruch gegeben hat. Ein persönliches Kompliment gibt mir mehr als tausend Likes.

Endlich schon wieder Ötztaler Radmarathon

Wieder Ötztaler Radmarathon

Es ist das Highlight des Jahres. Für viele. Auch für die ca. 4000 Glücklichen, die sich nächsten Sonntag um 6:45 Uhr auf den Weg machen werden, Kühtai, Brenner, Jaufenpass und Timmelsjoch zu besiegen. Im Kampf gegen die Uhr und gegen sich selbst. Und gegen das Wetter. Nirgendwo spielt dieses eine so übergeordnete und wichtige Rolle. Es wird auch nirgendwo anders so viel darüber diskutiert und gemutmaßt. Endlich schon wieder Ötztaler Radmarathon. Nur noch sieben Tage unzählige Apps konsultieren und ins Reich der Phantasie und Märchen hineinreichende Langzeitprognosen studieren. Um am Ende ist immer alles ganz anders.

Wieder Ötztaler Radmarathon

© Ötztal Tourismus

Der Ötztaler Radmarathon und das Ötztaler Wetter.

Es gibt Lotto-Sechser. Die sind unwahrscheinlich. Äußerst unwahrscheinlich. Aber es gibt sie. Irgenwo und irgendwann. So wie es perfektes und warmes Radwetter über die gesamte Distanz des Ötztaler Radmarathons gibt. Stabiles Hochdruckwetter. Von der Früh weg bis in die Abend- und Nachtstunden hinein. Genau wie 2015. Eine Ausnahme. Zumindest bei meinen mittlerweile 14 oder 15 Teilnahmen. Es gibt aber auch Fünfer mit Zusatzzahl. Nicht so schön wie ein Lotto-Sechser, aber immerhin. Alles statistisch gesehen von der Wahrscheinlichkeit her unmöglich.

Viel wahrscheinlicher und fast fix ist das typische Ötztaler Bergwetter in all seiner Bandbreite. Kaum vorherzusehen und Mittelpunkt vieler Leidensgeschichten. 2003 und 2013 waren mit Sicherheit epische Höhepunkte. Oder im vergangenen Jahr. Wer dabei war, weiß wovon ich schreibe. Es ist somit unvermeidlich, dass jeder über das Wetter spricht, schreibt oder einfach nur passiv mitliest. Heute, sieben Tage vor dem großen Klassentreffen, sind die vielen Internet-Foren und Facebook-Gruppen schon voller hellseherischer Prognosen. Diese reichen wieder einmal vom Weltuntergang bis hin zur Hitzewelle. Jeder Post ein Hilferuf an Petrus. Und an die Veranstalter. Aber die können in Sachen Wetter außer nichts, leider nur gar nichts tun.

Der Ötztaler Radmarathon

© Ötztal Tourismus

Das Wetter in Sölden interessiert nicht.

Egal wie das Wetter am 1. September in Sölden sein wird. Es interessiert mich persönlich wenig. Es muss nur trocken sein, wenn ich in der Früh am Start stehe und am späten Nachmittag, wenn ich ins Ziel kommen werde. Sollte es dazwischen in Sölden regnen, dann lässt mich das kalt. Viel Interessanter ist das Wetter entlang der 235 km über vier Pässe. Schnee am Kühtai? Kein Problem. Hat es auch schon gegeben. Strahlender Sonnenschein in Südtirol? Schaut nicht schlecht aus. Das kommt sehr häufig vor. So wie Wind und Kälte am Jaufenpass, oder Hitze in St. Leonhard und dann wieder Nebel und Graupelschauer am Timmelsjoch. Muss nicht sein. Kann aber passieren. Oder eben auch nicht. Das Wetter in den Ötztaler Alpen kann sich rasch ändern. Und es ändert sich auch rasch. Deshalb ist es verlorene Energie, sich jetzt schon damit zu beschäftigen.

Endlich schon wieder Ötztaler Radmarathon.

Nur noch eine Woche bis zum Ötztaler Radmarathon. Wären wir dieses Wochenende gefahren, dann hätten wir den Lotto-Sechser gezogen. Wären und hätten. Es lebe der Konjunktiv. Alles möglich, nichts wirklich. Wie es wirklich sein wird, das werden wir am Start in Sölden sehen. Pünktlich. Keine Sekunde davor. Endlich wieder Ötztaler Radmarathon ist der konjunktive Weg zum gemeinsamen Höhepunkt. Mit all seinen Unberechenbarkeiten. Allen voran das Wetter. Dieses beeinflusst den Rest. Wetter gut, alles gut. Und eine Ausrede weniger. Gefolgt wird das Wetter von der Zeit. Sechs, sieben, acht, neu, zehn, elf, zwölf, dreizehn oder vierzehn Stunden. Irgendwo dazwischen sollte man das Ziel erreichen. Wann genau, das weiß niemand. Nicht einmal eine Marschtabelle kann da helfen. Diese ist nämlich nichts wert, wenn das Wetter nicht mitspielt.

Timmelsjoch Hochalpenstraße

© Ötztal Tourismus

Wetter, Zeit und dann noch die Fragen der Form. Habe ich genug trainiert? Zu viel oder gefühlsmäßig zu wenig? Ich habe auch heuer wieder alles genau nach Plan dem Zufall überlassen. Fühle mich müde. Wie immer. Fühle mit übergewichtig, wie immer. Fühle mich nicht gut genug. Wie immer. Aber ich werde am Sonntag, am Start stehen. Bis dahin gibt es nichts Schöneres als das Jammern. Im Vorfeld des Ötztaler Radmarathon ist der Konjunktiv der König. Das gehört dazu. Bei mir ist das schon Routine. Ein Teil der langen Vorbereitung. Egal ob es jetzt das Wetter ist, die Bürde der Zeit oder die Unsicherheit über Form und Übersetzung. Jammern kann ich über alles.

Egal was passiert: Wichtig ist nur, dass es nicht schneit. Denn bei großer Hitze ist Rennradfahren im Schnee, ganz schön anstrengend.

#ktrchts
#ötztalerradmarathon2019