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Deutschlands Radwege als Kulisse für die Rallye Paris-Dakar

Deutschlands Radwege

Die Rallye Paris-Dakar. An und für sich schon eine riesige Herausforderung. Für Mensch und Maschine. Motorräder, Autos und LKW’s werden an ihre Grenzen gebracht. Fahrer und Beifahrer weit darüber. Jährlich versuchen sich viele Privat- und Werksteams darin, das Ziel ohne gröberen Schaden zu erreichen. Aus der Sicht der Medien viel zu viele. Sie forderten mehr Show und Dramen, um die Quoten zu erhöhen. Deshalb hat der Veranstalter reagiert und die nächste Edition der Rallye Paris-Dakar auf Deutschlands Radwege verlegt.

Mehr Schlaglöcher – mehr Show. Deutschlands Radwege sind der Rallye-Hit.

Die Organisatoren sind sich einige. 2018 wird es eine Rallye der Superlative geben. Kaum ein Wüstenland oder eine Gebirgskette auf dieser Welt kann das vorweisen, was Deutschlands Radwege schon seit langem den vielen Radsportbegeisterten anbieten. Genau deshalb wird der gesamte Rallyetross die Wege mit dem blauen Schild zwischen Flensburg und Garmisch als Kulisse für ihre schwerste Herausforderung der Welt benutzen. Eine Lokalaugenschein Anfang dieses Jahres hat den Zuschlag gebracht. „Es waren der viele Streusplitt, der schlechte Asphalt aber auch die vielen Gravel Passagen, die uns begeistert haben.“ Der Paris-Dakar Streckenscout ist sichtlich begeistert. „Deutschlands Radwege sind eigentlich nicht für Rennräder geeignet. Die haben da einfach nichts zu suchen. Sie sind zu gefährlich. Viel zu tricky. Und zu brutal. Deutschlands Radwege sind von ihrer Beschaffenheit und Topografie her einfach nur perfekte Rallyestrecken“.

Die Teilnehmer können sich auf alle Fälle den Termin im Jänner 2018 dick im Rennkalender eintragen. Es warten Verwinkelungen der dreckigsten Art und Sonderprüfungen, welche die Betonung auf „Sonder“ redlich verdienen. Die genaue Strecke ist grob geplant. Da und dort wolle man noch nachbessern und mit Felsstücke, Rollsplitt und Aufgrabungen für noch mehr Rallye Flair sogen. Man bitte die Radfahrer um Verständnis. Diese einmalige Gelegenheit muss genutzt werden.

Seitens des Bundes Deutscher Radfahrer ist man auch mehr als erleichtert. Endlich bekommen Deutschlands Radwege ihren Sinn. Wenn sie jetzt Schäden anrichten, dann dient es zumindest der Show und dem Business.

ktrchts

Ghisallo Cup – Rennradkriterum auf der Wiener Donauinsel

Ghisallo Cup

Jahrelang waren die ÖRV Rennradkriterien auf der Wiener Donauinsel ein Fixpunkt im Rennkalender für viele Speed-Freaks. Dank des Radsportvereins Vienna International Cycling Club (VICC) wird diese Rennserie 2017 als Ghisallo Cup wiederbelebt. Das neue Radsportgeschäft, Cafè, Restaurant in der Wiener Schönbrunnerstraße 97, hat die Schirmherrschaft übernommen. Am Pfingstmontag, gab es die geglückte Premiere.

Sommer. Sonne. Hitze. So präsentierte sich die Donauinsel zum ersten Rendezvous alter Nostalgiker und neuer Herausforderer. Das große Kettenblatt hatte wieder Saison und ihren ersten Höhepunkt. Das gut ein km lange Strecke im Cyclodrom auf der Donauinsel dienste dabei als perfekte Kulisse für verschiedene Bewerbe.

Ghisallo Cup – für ganz junge bis hin zu ganz jung gebliebenen.

Nach dem behördlich bedingten Ausfall der Gran Fondo Vienna war es den Veranstaltern und den Sponsoren wichtig, auch den ganz Kleinen die Möglichkeit zu geben, 2017 in Wien Rennfieber zu erleben. Mit dem Junior Giro war der perfekte Rahmen geschaffen. Laufrad oder Kettenrad, von U5 bis U12, 200 m bis 4 km. Aller Anfang ist gut und wer weiß, vielleicht war hier bereits eine oder ein ganz Große/r am Start. Manch einer wollte gar nicht mehr vom Podium herunter.

Die Hauptbewerbe der Jugend U13 bis U17 und jene der Frauen und Männer in diversen Altersklassen fanden im Anschluss statt. Es galt jeweils 9, 24 bzw. 30 Runden zu drehen, wobei es bei jeder dritten Runde um Sprintpunkte ging. Die Dame, der Herr mit den meisten Punkten am Ende war die/der SiegerIn. So einfach sind die Regeln. Umso schwerer war es, sich diese Punkte zu sichern.

Kraft und Taktik bestimmten die Rennen.

Als Medienpartner war ich natürlich mittendrin, statt nur daheim. Ausgestattet mit der Garmin VIRB XE vorne und der GoPro Hero4 Black Edition hinten, bewegte ich mich im von Kraft und Taktik geprägten Männerennen vorsichtig und behutsam. Wäre schade gewesen, um die schönen Bilder. Und außerdem hätten 80% der Teilnehmer meine Kinder sein können. Was ich so im Kopf habe, war ich der Drittdienstälteste.

Diesen Sommer soll es noch weitere 4 oder 5 After-Work Kriterien geben. Informationen über Anmeldungen gibt es laufend auf der Seite von ghisallo unter Events. Die Rennen sind für Lizenzfahrer und Besitzer einer ÖRV Marathon Card offen.

Wir sehen uns auf der Donauinsel.

ktrchts

PS: Falls wer von auswärts zu den Rennen kommen will. Wien ist anders. Wien ist schön. Herzlich willkommen.

Schlauchreifen kleben mit Effetto Mariposa

Schlauchreifen kleben mit Effetto Mariposa

Wer Schlauchreifen fährt, der weiß wovon ich spreche. Wer keine fährt, der sollte weiterlesen. Vielleicht nehme ich ihm die „Angst“ vom sogenannten Kleben. Denn für viele ist diese „schmutzige“ Arbeit das größte Hinderniss, auf die – von mir aus gesehen, pannensichere Variante umzusteigen. Ich fahre seit vielen Jahren Schlauchreifen und habe mir diese bis dato immer selber geklebt. Mit diversen Klebern. Zuletzt mit Magic Mastik von Vittoria. Bis ich Effetto Mariposa bei passionebici in Linz gesehen habe. Ich war neugierig. Seit dem heißt es für mich: Schlauchreifen kleben mit Effetto Mariposa.

Die Kunst des Schlauchreifen-Klebens.

Es ist keine Kunst, Schlauchreifen zu kleben. Natürlich gehört ein wenig Routine dazu. Diese eignet sich man „learning by doing“ zu, oder man übt. Mit einer alten Felge und einem alten Schlauchreifen. Ich schaffe es bereits, ohne mich vollzukleben. Und das heißt schon was. Denn der Herrgott hat mich nicht wirklich mit zwei handwerklich begabten Händen ausgestattet.

Für das Schlauchreifen kleben mit Effetto Mariposa habe ich mir ganz genau angeschaut, wie das die Profis machen. Erstmals mit einem Klebeband. Das Carogna. Soll angeblich besser kleben als das Tufo-Band und auch viel höhere Temperaturen aushalten (ja, soll … ich weiß). Das Video auf der Effetto Mariposa Webseite kenne ich auswendig.

Die Arbeit ist aber nicht das Kleben selber, sondern das Entfernen des alten Klebers. Kleber und Klebeband vertragen sich nicht.

Carogna Remover – der Alles-Wegwischer

Für genau diese grässliche Arbeit, die einem oft einen ganzen Nachmittag raubt und meistens auch die Fingernägel am Daumen, gibt es von Effetto Mariposa den Carogna Remover. Dieser verspricht viel und hält im Großen und Ganzen auch die meisten Versprechungen. Mein zweiter Versuch ähnelte fast dem Anschauungs-Video. Mit einem Pinsel wird die „Paste “ auf die Klebefläche der Carbonfelge aufgetragen. Zwei bis acht Stunden trocknen lassen, mit einem Tuch abreiben und die Carbonfelge schaut aus wie neu. Letzte Reste kann man problemlos mit dem Daumen oder den Fingernägeln entfernen. Die Fingernägel bleiben dran. Versprochen. Danach ist die Oberfläche für das Klebeband bereit. Sobald man es mit Waschbenzin entfettet hat.

Was jetzt kommt, war sogar für mich kinderleicht. Schutzfolie auf einer Seite des Klebebandes weg. Dann setzt man knapp neben dem Ventilloch an und zieht den Kleber schön über die gesamte Fläche bis wieder knapp neben dem Ventilloch. Den Rest schneidet man ab.

Schlauchreifen kleben mit Effetto Mariposa.

Der Trick ist jetzt, die restliche Schutzfolie ein wenig (1 – 2 cm) links und rechts vom Ventil zu lösen und seitlich auf der Felge zu „parken“. Dann kommt der Schlauchreifen drauf. Auch ich fange beim Ventil an und ziehe den Schlauchreifen seitlich links und rechts zum Ventil nach unten. Ein ausgedehnter Schlauchreifen ist im Nu über die Felge gezogen. Etwas Luft rein (4 – 5 bar) und der Schlauch kann perfekt zentriert werden, da dieser ja noch nicht auf der Oberfläche klebt. Wenn man den Schlauchreifen in der richtigen Position hat, kann man die restliche Schutzfolie vom Klebeband wegziehen. Am besten in einem Ruck und Zug. Was bleibt ist noch den Schlauchreifen voll aufzupumpen und das Ganze ca acht Stunden trocknen lassen. Diese acht Stunden sind eine Empfehlung des Herstellers, ca 80% der Klebekraft zu erreichen.

Vorbeugen ist der bessere Pannenschutz

Auch wenn viele jetzt schimpfen werden (dauert zu lange …, oder was ist wenn ich unterwegs tauschen will …) – es geht auch schneller, wenn man das Risiko selbst an sich nehmen will. Ich habe das aber nicht geschrieben. Und  keine Sorge. Effetto Mariposa ist für alle Eventualitäten gerüstet. Denn Vorbeugen ist immer noch der bessere Pannenschutz.

Bevor der Schlauchreifen geklebt wird, empfiehlt sich, die Caffelatex Dichtmilch in den Schlauch zu geben. Für die „seltenen“ Defekte unterwegs rate ich das Mitführen von Espresso Pannenspray. Für letzteren kann ich keine Rezension schreiben, weil ich ihn noch nicht einsetzen musste. Und so soll es bleiben.

Mein Fazit: Keine Angst vor Schlauchreifen kleben. Ob mit Kleber oder Klebeband, muss jeder selber entscheiden. Ich war kein Fan von Klebebänder. Nachdem ich, aber das Carogna Effetto Mariposa Klebeband bei hochsommerlichen Temperaturen ein verlängertes Wochenende lang in Tirol mit über knapp 10.000 Höhenmeter (rauf und runter) samt Kühtai mit 96 km/h Spitzengeschwindigkeit inklusive vieler Bremsmanövern in dern Kehren und Kurbven am Hahntennjoch, Hochzeiger und der Piller Höhe testen konnte, schenke ich dem Band mein vollstes Vertrauen.

Wird schon schief gehen.

ktrchts

PS: Die Effetto-Mariposa Produkte habe ich direkt vom Hersteller für Testzwecke zur Verfügung gestellt bekommen. Die Meinung über die Produkte entsprechen meinen subjektiven Erfahrungen.

 

 

King of the Lake – dein Gratisstartplatz wartet

King of the Lake

„3, 2, 1 … los. Die Startrampe in Schörfling am Attersee gibt dir den ersten Schwung. Den Rest müssen deine Beine erledigen. Auf 47 km heißt es Gas geben, mit den Kräften haushalten, um so schnell wie möglich den Attersee im Uhrzeigersinn zu umrunden. Das ganze verkehrsfrei auf abgesperrter Strecke.“ Beim King of the Lake ist das möglich. Am 30. September 2017. Dabei sein ist einfach. Wenn man einen der begehrten Startplätze ergattern konnte. Oder, wenn man einen Startplatz mit ketterechts einfach gewinnen würde.

Gewinne deinen Startplatz für den King of the Lake.

Bereits zum 7. Mal lädt der Radsportverband atterbiker.at zu diesem europaweit einzigartigen Einzel- und Mannschaftszeitfahren rund um den schönsten See im Salzkammergut ein. Hobbyathleten, aber auch die österreichische Elite werden sich hier gemeinsam messen. Auf der von 1230 bis 1830 Uhr für den gesamten Fahrzeugverkehr gesperrten Uferstraße. „Profifeeling“ garantiert. Schnell, schneller, King of the Lake. Denn der Streckenrekord liegt bei 57:04 Minuten. Das sind 50 km/h Schnitt. Verschiedene Klassen (Rennrad und Zeifahrrad) sorgen für faire Verhältnisse. Los geht’s in Schörfling am Attersee nahe Festzelt. Das sorgt für Spannung für die Zuschauer. Die Fan-Zonen entlang der Strecke in jedem Ort sind weitere Hot-Spots.

2015 war ich dabei. 2016 fehlte ich verletzungsbedingt. 2017 bin ich mit einem Mixed Team am Start.

ketterechts Blog abonnieren zahlt sich aus.

Die insgesamt 1200 Startplätze (Einzel und Mannschaft) sind begehrt und beinahe ausgebucht. Wer also nicht schnell genug war oder ist, der muss warten. Oder den ketterechts Blog abonnieren. Unter allen, die das bis kommenden Samstag, 27. Mai 2017 machen (ja – eine Woche lang hat man die Möglichkeit), verlose ich einen Gutschein zur Teilnahme am King of the Lake. Einzel, Rennrad oder Zeitfahrrad.

King of the Lake

Rennradgeschichten. Rennradreisen. Rennradsatire.

 

 

Achtet einfach auf den gut ersichtlichen Button „Jetzt anmelden“. Dieser erscheint beim Öffnen der Seite am unteren linken Bildschirmrand. Email Adresse eingeben und schon seid ihr im Topf. Das „Gewinnspiel“ läuft unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barablöse des Preises möglich. Die oder der GewinnerIn wird schriftlich verständigt. Es zählen ausschließlich gültige Email Adressen.

Ich wünsche allen viel Glück. Wir sehen uns am 30.9.2017 in Schörfling am Attersee beim King of the Lake.

ktrchts

Bike Attack Slovakia Ring – ein Muss für Speed Freaks

Bike Attack Slovakia Ring

 

Es war der bisher laueste Sommerabend im Frühling 2017. Perfekt für einen Ausflug in die Slovakei. Zum Radfahren. Die Bike Attack Slovakia Ring hatte gerufen und ich bin dem Ruf gefolgt. Nachdem ich so viel über die von Lubos Miklovic organiserten Veranstaltungen gehört hatte, musste ich mich vor Ort persönlich ein Bild machen. Gut, denn am 28. Juni werde ich nochmals dorthin wollen. Zum 24h Stunden Rennen. Im 4er Team. Nachdem was ich gestern erlebt habe, vielelicht auch schon früher.

Schnell – schneller – Bike Attack Slovakia Ring.

Orechová Potôň, Slowakei. Irgendwo. Ca. 35 km von Bratislava entfernt. Erreichbar nur über eine Bundesstraße. Eine holprige und lange Angelenheit. Hier darf man zwischen 60 und 90 km/h schleichen. Am besten aber, man fährt noch langsamer. Wegen der Straßenzustände. In Summe, je nach Verkehr sind es von Wien aus zwei Stunden Autofahrt. Die sich lohnen. Bestimmt.

Die Bike Attack ist eine kleine und feine Veranstaltung. Es ist die Möglichkeit dort Rennrad zu fahren, wo sonst die Motoren dröhnen. Wie sich das anhört? Laut. Angekommen sind ein paar Porsche und ein paar KTM X-Bow Boliden die 6 km lange Strecke gefahren. Es gibt wohl Menschen, die haben teurere Hobbies als wir Rennradfahrer.

Dass es sich hier nicht um keinen Kindergeburtstag handelt war mir sofort klar. Die einen wärmen sich auf der Rolle auf, die anderen zeigen beim Umziehen am Parkplatz, dass mit Ihnen zu rechnen ist. Nibali, Froome und Co. sind im Vergleich zu dem, was ich hier gesehen habe, leicht übergewichtig. Von den erspähten Rennmaschinen, will ich hier nicht reden.

10 bar machen das Fliegen möglich.

Meine Vorbereitung ist wie immer Marke „egal“. Was soll’s. Es geht ja um nichts. Anziehen, Rad kontrollieren, Schlauchreifen mit 10 Bar aufmunizionieren, Startnummer und Transponder befestigen und etwas warmfahren. Dazwischen jede 5 Minuten kurz ins Gebüsch. Nervosität ist ein gutes Zeichen. Je näher es zum Startschuss geht, desto angespannter werde ich.

Bike Attack Slovakia Ring

Auf die Plätze fertig los.

Kurz vor 1800 Uhr dürfen wir auf den Ring. Einführungsrunde. Ich schaffe es als Letzer durch eine Box in der Boxengasse und reihe mich ein. Von „egal“ ist nichts mehr zu spüren. Es dauert nicht lange und ich fahre vor dem Feld. Tempo gemäßigt. Die in unterschiedlichen Takten zischenden Laufräder ergeben eine wohlklingende Symphonie im Wind. Eine lange Gerade, dann eine Rechtskurve, eine kurze Steigung, lange Gegengerade, langezogene Rechtskurve, Innenfeld, leicht nach links, dann wieder weitgezogen nach rechts, vor einer etwas engeren Linkskurfe, die dann wieder aufmacht und zur zweiten kleinen Steigung führt, es folgt eine links-rechts Kombination, eine letzte kleine Steigung, eine weitere Gerade, die letzte langezogene Rechtskurve und dann die Zielgerade. 6 km die es 10 Mal zu fahren gilt.

Wer bremst verliert. Wer gut beschleunigt, gewinnt.

Es ist und bleibt eine alte Weisheit. Wer bremst verliert. So auch bei der Bike Attack. Der Start nach dem obligaten Fahrer Briefing erfolgt geordnet. Auch wenn zwei gleich ihr Glück in einer Flucht versuchen. Das Feld folgt und kontrolliert. Für die besten Bilder gehe ich mal in Führung. Eine halbe Runde lang. Geschwindigkeit um die 40 km/h, weit über menen FTP-Wert. Danach werde ich links und rechts überrollt. Mitten im Feld wird es eng. Ich schwimme mit. Mal sehen. Es ist ein Wechselspiel zwischen bremsen und beschleunigen. Mit 600, 700 und mehr Watt aus der Kurve heraus, mit 200 bis 300 Watt in der Gerade und dann auf unter 100 Watt herunterbremsen. Die ersten zwei Runden sind mit einem NP Wert von 285 absolviert. Mehr als mein FTP Wert.

Es muss ein Zielsprint sein.

Die restlichen acht Runden sind eine Kopie der ersten zwei. Wer zu oft bremst, findet sich am Endes des Feldes wieder. Fluchversuche werden im Keim erstickt. Der längste hatte kaum 200 Meter und dauerte nicht einmal eine Runde.

Schnell war klar, dass es einen Massensprint geben wird. Auch wenn das Team VICC ein paar mal eine Vorentscheidung von der Stange brechen wollte. In der vorletzen Runde eine Attacke am vorletzten Hügel. Ich bin mittendrin und gehe mit. Hinter mir ein kleines Loch. Zu wenig. Ich stelle ab. Auch die vor mir. Erneute Pattstellung. Es geht in den „final lap“. Kurz freunde ich mich mit dem Gedanken an, es zu probieren. Ich habe zwar keine Ahnung wie. Aber immerhin packt mich der Ehrgeiz. Es geht in die letzte Kurve. Ich bin ganz innen. (Fehler Nummer 1), komme aber nicht dort aus der Kurve raus (Fehler Nummer 2), mich treibt es nach außen (Fehler Nummer 4), von rechts drängen sie mich nach innen, um am kürzesten Weg ins Ziel zu kommen (Fehler Numemr 5), dann kracht es hinter mir und ich stelle ab (Fehler Nummer 6). Gesundheit und Sicherheit gehen vor. Dann tun sich vor mir doch noch ein paar Löcher auf, meine Geschwindkeit ist aber nicht mehr hoch genug. Chance verpasst. Da wäre noch was drinnen gewesen.

Fazit:

Egal. Hätte ich. Wäre ich. Es zählt was ist und was war. Bike Attack Slovakia Ring #2: 21. Platz gesamt, 5. Platz in meiner Altersklasse. 60 km mit einem Schnitt von 42,6 km/h. Saubere Wattwerte und die Gewissheit, da wäre noch was gegangen.

ktrchts

Die nächsten Bike Attack Slovakia Ring Termine:
Bike Attack #3 am 12. Juni 2017
24h Slovakia Ring am 28. Juni 2017
Bike Attack #4 am 25. Juli 2017
Bike Attack #5 am 24. August 2017
Anmeldungen hier

Colnago Cycling Festival – mittendrin statt nur daheim.

Colnago Cycling Festival

Längst bin ich wieder zurück vom Gardasee. Teile von mir sind aber noch in der Gegend um Desenzano del Garda verstreut. Am See und in den Bergen. Sie haben das Colnago Cycling Festival nicht überlebt. Mein Sattel, meine GoPro, Teile meiner Schaltung und meine nagelneue Caomuflage Radhose. Ruhet in Frieden. Die 159 km Schleife der Granfondo waren also nicht unbdingt ein netter Familienausflug nach Italien. Auch wenn ich mit der Leistung halbwegs zufrieden sein kann. 30,7 km Schnit bei knapp 2.000 Höhenmeter auf 159 km.

Gardasee: Das schönere Rennradfahren.

Die Vorzeichen standen schon mal besser. Mit einer nicht ganz einwandfreien Waffe bin ich angereist. Ganze 8 Stunden Autofahrt. Zwischen Stau und ewigen Geraden. Einziger Lichtblick der „Autogrill“. Ja, jener, der quer über die Autobahn gebaut ist. Kindheitserinnerung. Dazu kam noch ein Navi, welches mich in Verona Sud von der Autobahn gelotst hatte. Obwohl 20 km weiter die Autobahnausfahrt „Desenzano del Garda“ für mich vorgesehen wäre. Ich habe mich also verarschen lassen und bin in der Industriezone von Verona im Kreis gefahren, bevor ich mich wieder auf meinen Instinkt verlassen habe und über Peschiera endlich unser Quartier erreichen konnte.

Vom Hunger geplagt haben wir gleich eine Pizzeria aufgesucht. Die nächstbeste auch betreten. War nicht ganz nach meinem Geschmack. Pizza die nicht aus dem Holzofen stammt, darf es in Italien nicht geben. Fader Geschmack. Es fehlte der Duft der „pomodori“ und der „mozzarella“. So eine Pizza kriege ich überall auf der Welt. Italienische Pizzas müssen mehr können. Bekanntlich ist der Hunger aber der beste Koch.

Ganz schön viel los beim Colnago Cycling Festival.

Die Pizza war schnell weg und die Stimmung halbwegs wieder in Ordnung. Samstag morgen. Italienische Frühstück. Mit Cappuccino aus dem Automaten. Mein Gott. Italien ist nicht mehr das Italien. Zum Glück waren die Brioches ganz nach meinem Geschmack. Gestärkt ging es mit dem Rennrad auf Erkundungstour. Zuerst rein in die Ortschaft und dann auf der Originalstrecke, entlang einer traumhaften Landschaft mit Blick zum See bis nach Salò. Am Hafen gab es dort einen echten Cappuccino. Für € 1,90. Viva l’Italia del caffè. Am liebsten wären wir dort sitzen geblieben.

Der Berg hat uns aber gerufen. So war die Weiterfahrt nach Riviera del Gardone und anschließend die Auffahrt nach San Michele eine logische Schlussfolgerung. Rauf ein Genuss. An die 5° Steigung waren es im Schnitt. Das Unheil machte sich aber jetzt schon bemerkbar. Meine Schlatung mit Shimano Schaltseil und No-Name Bowdenzug zickte gewaltig. Die Notlösung erwies sich als falsch. Da musste  was gemacht werden.

Starke Nerven und gute Bremsen.

Die Abfahrt zurück war ein sehr gutes Training. Steil und spitz. Die Kehren haben es hier in sich. Man hat das Gefühl gleich im See zu landen. Dazu noch Schlaglöcher. Arme Carbonfelgen. Wir haben es aber alle überlebt und rauschten zurück nach Desenzano.

Am Weg ein kleiner Disput mit einem italienischen Autofahrer, der uns (mich) mehr gedrängt als überholt hatte. Natürlich musste ich ihm meinen Unmut deutlich zeigen. Auf italienisch mit den Händen. Prompt blieb das Auto stehen. Der Fahrer stieg aus. Ich hielt an. Und wir fingen an zu diskutieren. „Glaubst du ich fahren 20 km hinter dir her, nur weil du hier einen Sonntagsausflug mit dem Rennrad machst?“ Ich „Ja, das ist eine Pflicht. Oder willst du mich umbringen.“ Darauf der Fahrer „Das ist dein Risiko, wenn du Rad fährst.“ Mehr hat es nicht gebraucht. Das Gespräch ab jetzt nicht mehr jugendfrei. Ich bekam die Drohung, nicht mehr vom Rad steigen zu können. Ich zog den Kürzeren, klopfte dem Autofahrer auf die Schulter und wünschte ihm eine angenehme Weiterfahrt.

Vor dem Rennen ist vor dem Essen.

Zurück in Desenzano. Den Rest des Tages haben wir dann bei der Startnummerabholung und in der Expo Zone verbracht. Fast hätte ich mir beim Shimano Stand, meine Campagnolo Schaltung anschauen lassen. Fast. Eine kleine Strandbar, 30° und ein Corona Extra gaben uns dann den Rest. So darf Rennradfahren sein.

Italien ist auch Essen und Eis. In unserem Fall auch Colnago Räder. Ja. Ich als Pinarello Jüngling hatte auch ein Auge für die Colnagos. Besonders für das C60 mit Campagnolo Disc Brake. Wobei die Ravioli mit Sesam in Butter geschwenkt leistbarer waren. Sehr gut im Geschmack obendrauf auch noch. In der Trattoria Alessi. Kann ich empfehlen. Essen ein Traum. Pizza bitte trotzdem woanders bestellen. Ein rießengroßes Eis rundete den Abend und die Nacht ab.

Im Hotel wurde dann noch von Chefmechaniker Alex die Campagnolo Schlatung gecheckt. Mit mäßigem Erfolg. Raufschalten ok. Runterschalten Scheiße.

Das Rennen. Oder mein Ausflug in die Berge.

Das Rennen selber lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen. Sauschnell (für mich) und schmerzhaft. Circa bei km 18 hat es „knack“ gemacht. Sofort hatte ich die richtige Vermutung. Bin aber weitergefahren. Bis in den ersten Berg. Stutzig hat mich die Tatsache gemacht, dass ich beim Aufstehen aus dem Sattel jedes mal irgendwie daran hängen geblieben bin.

Colnago Cycling Festival

Made in China.

Im Anstieg stieg ich kurz vom Rad und meine Befürchtung bestätigt sich. Sattel gebrochen. Made in China. Destroyed in Lago die Garda. Sofort tritt Plan B in Kraft. Ins Ziel kommen. Die gesamte Steigung fahre ich sitzend. Oben bei der ersten Labe versuchte ich eine technische Assistenz zu checken. Vergebens. Runter nach Salò. Weiter zum zweiten Berg. Es lief trotz allem ganz ok. Abgesehen vom Sattel und der Schaltung. Am Berg konnte ich nur 34/27 fahren. Alle anderen kleineren Gänge blieben nicht drinnen.

Zweite Labe. Ich fand zwei Motorradfahrer und fragte nach Klebeband. Wir gingen zum Motorrad und ich fing an zu kleben. Sofort kam ein Fotograf. Und hielt alles fest. Auch meine Startnummer, meinen Namen und den Namen des Geschäftes, wo ich den Sattel gekauft haben soll. Ich gab Auskunft. Und alle lachten. Mit Kabelbinder befestige ich alles noch zusätzlich.

Aus Plan B wurde dann doch wieder Plan A.

Ich fuhr weiter. Der Gedanke den „percorso medio“ zu fahren schwindet. Ich wollte das jetzt durchziehen. Wenig Später auf einer Geraden in der Gruppe bei über 40 km/h erwischte ich eines der vielen Schlaglöcher. Durch die Wucht, brach die GoPro Halterung am Lenker. Die Kamera löste sich und fog. Der Aufschlag am Asphalt und das Abrollen dieses Plastikteils. Was für Schmerzen. Ich musste stehen bleiben, zurückfahren und das einsammeln, was noch da war. Die schnelle Gruppe natürlich weg.

Weiter ging es trotzdem. Km 93 Abzweigung. Ich nehme den „percorso lungo“. Es folgt der fadeste Teil der Stecke. 18 km geradeaus Richtung Westen mit Gegenwind. Durch die Vorfälle hatte ich vergesen zu essen und meine Trinkflasche zu füllen. Hunger, Durst und Krämpfe begleiten mich bis in den letzen Anstieg und über den Berg. Wasser aus einem Brunnen fühlte sich an wie ein 5 Sterne Menü. Highnoon hinauf zum Castello. Km 125. Labe. Das künstlichste Crossaint aller Crossaint mit Marillenmarmelad ein Highlight des Tages. Zuckerschock Deluxe. Nach 500 ml Cola ging es weiter. Das Ende nahte.

Sonne, See und Rennrad.

Auf den letzten Kilometern wurde es nochmals spannend. Eine Gruppe Italiener glaubte für Mario Cipoollini den Sprint anziehen zu müssen. 20 km vor dem Ziel. Das Tempo war jetzt höllisch. Im Flachen. Sobald sich die Straße aber etwas Richtung oben hob, wurde herausgenommen. Gut. Ich wusste,wer mich Heim bringt. Nach 5h10min inklusive aller Klebepausen war ich dann auch wieder zurück.

Colnago Cycling Festival 2017. Erstens kommt es anders, und zweitens wird viel kaputt. Für den 16.7. habe ich mich deswegen für den Granfondo Pinarello angemeldet. Rennradfahren ist Italien ist cool. Wenn man die aggressiven Autofahrer ausblendet. Und von denen gibt es mittlerweile viele. Vom Essen ganz zu schweigen. Buon appetito.

ktrchts

PS: Details zur Strecke hier

Campagnolo Disc Brake – die schönste Nutzlosigkeit.

Campagnolo Disc Brake

Wie immer hat es bei den Italienern aus Vicenza etwas länger gedauert. Während Shimano seine Bremsscheiben für Rennräder bereits im Einsatz hatte, sind die Campagnolo Disc Brake erst letzte Woche der Öffentlichkeit präsentiert worden. Live durfte ich sie beim Colnago Cycling Festival 2017 vergangenes Wochenende in Desenzano del Garda begutachten. Die ersten Eindrücke von den Fotos aus diversen Fachmagazinen wurden bestätigt. Campagnolo hat die schönste Nutzlosigkeit der Welt geschaffen.

Schön, aber für wen? Campagnolo Disc Brake.

Stolz stand es da. Das Colnago C60. Carbongrau mit blauen Muffen. Typisch für den Mailänder Rahmenbauer. Es war ein Rennrad unter vielen, die auf der Expo ausgestellt waren. Trotzdem war es speziell. So speziell, dass es kaum möglich war, es genauer unter die Lupe zu nehmen. Zu groß war das Interesse für die nagelneuen Campagnolo Disc Brake.

Ich musste mich anstellen und ich habe mich angestellt. Meine Neugier war genau so groß. Als ich dann an der Reihe war, rang ich mit mir selber. So viel Schön. Ganz viel Schön. Aber gleichzeitig so viel Nutzlosigkeit. Scheibenbremsen am Rennrad. Nicht schon wieder dieses Thema. Beim Crosser habe ich mich damit abgefunden. Auch wenn der Ruf besser ist als die Scheibenbremse selber. Aber beim Rennrad? Warum zerstört man damit die Grazilität eines perfekten Ganzen. Jemand ganz weit oben will das offensichtlich. Und er scheint sich durchzusetzen.

Widerstand ist wohl zwecklos.

Dunkle Wolken ziehen auf. Als Vorzeichen für den Sturm, den wir auf der Eurobike Ende August erleben werden. Die Hersteller blasen zum Generalangriff. Mobilisieren alles was ihnen zur Verfügung steht. Sämtliche Modelle werden diese Nutzlosigkeit verbaut haben. Auch Campagnolo wird dabei sein. Mit dem Modell H11. Italienisches Design und italienische Technik der Extraklasse, wenn man dem Glauben schenken darf, was man liest. Carbon EPS oder Carbon mechanisch für die Brems- und Schalthebel der gehobenen Klasse und Potenza-Alu für die Mittelschicht.

Man könnte jetzt fast glauben, ich sei ein Gegner von Bremsscheiben am Rennrad. Verständlich. Es ist aber nicht so. Dagegen ja, aber nicht so militant, wie es vielleicht der Eindruck erweckt. Ich finde, dass derzeit nicht genug dafür steht. Was ich belegen kann. Als ich mich gestern mit ein paar Tausend Gleichgesinnten am Gardasee über die steilen, teilweise sehr schlechten Abfahrten mit jeder Menge Spitzkehren gewagt habe, hatte ich ständig so ein Geräusch in den Ohren. Unangenehm. Ziemlich unangenehm. Metallisches Schleifen. Links vor mir. Rechts vor mir. Und einmal fast unter mir. Kaum vergleichbar mit dem melodischen Quitschen, welches ich gewohnt war. Ist dieses Schleifen jetzt der heiß ersehnte Fortschritt?

Ich hatte jedenfalls kein Problem mit meinen roten Campagnolo Bremsgummis auf Bora Carbonflanken. Und wenn es geregnet hätte, wohl auch nicht.

ktrchts

PS: das technische Datenblatt und was die H11 alles können soll hier.

Gute Frage: Selber basteln oder Radwerkstatt?

Radwerkstatt

Hoffentlich wird das nicht so ein „Jammer-Blogbeitrag“. Obwohl mir nach Jammern wäre. Nach richtigem Sudern – auf wienerisch. Oder nach Verschwörungstheorie. Alle und alles gegen mich. Oh ja. Das wäre ein geiler Beitrag. „Ich, verloren auf der Suche nach einer Radwerkstatt“. Genau so hätte der Titel heißen können. Es könnte aber genauso ein euporischer Beitrag werden. Weil dieses Jahr alles so gut begonnen hatte. Eben in einer Radwerkstatt. Beim jährlichen Radservice. Schauen wir. Ich schreibe einmal drauf los und befreie mich von meinen Gedanken. Zu sehr sind diese noch von den Ereignissen aus dem letzten Jahr geprägt.

Wer sein Rennrad liebt, der prüft es regelmäßig.

Dass jeder sein Rennrad pflegen und hegen soll, ist unbestritten. Die einen tun dies selber, die anderen gehen zur ihrer Radwerkstatt des Vertrauens. Ich bin irgendwo dazwischen. Vieles kann und mache ich selber. Den Rest muss ich von Menschen machen lassen, die a) ihr Fach verstehen und b) eine Händchen dafür haben. Bei mir fehlt zweiteres. Ganz ehrlich. Bin einfach nicht für filigranes Handwerk geschaffen. Auch fehlt mir oft das passende Werkzeug. Zum Glück. Dadurch kann ich keine größere Schäden anrichten.

Letzens wollte ich die Schaltröllchen austauschen (habe ich auch). Fahre in Wien zu RIH, um mir jene für Super Record zu besorgen. Natürlich hatte RIH diese Teile lagernd. RIH hat vieles lagernd und das ist gut so. Im Geschäft frage ich auch nochmals nach (zur Sicherheit), wie man diese am besten wechselt. Kurzes Fachsimpeln und schon war ich wieder weg.

Ich bin und bleibe keine Radwerkstatt.

Zu Hause angekommen, Radmontageständer auf den Balkon, Rennrad rauf, Drehmomentschlüssel in die Hand und ran an die Schaltröllchen. Neben mir am Teakholztisch der Laptop mit der technischsen Zeichnung des Schaltwerkes . Original Campagnolo Website Illustration. Mit zittrigen Händen gehe ich an die Sache heran. Ich weiß über meine Fertigkeit Bescheid. Deshalb bin ich ja so vorsichtig und zittrig. Wie immer schaffe ich eine Demontage ohne Probleme. Dass mir das untere Schaltröllichen aus dem Käfig springt und ich die über den ganzen Balkon vertreuten Einzelteile wieder einsammel musste, werte ich als Schicksal.

Bei der Demontage des oberen Schaltröllchen fällt mir der Schaltkäfig auseinander. Ein Aha-Effekt. Wusste ich nicht. Zum Glück habe ich die Anleitung und kann die Teile wieder – nach langem logischen Hin- und Herdrehen in die richtige Position geben. Danach kommen die neuen Teile. Mit „Upper“ und „Lower“ sowie einen Pfeil. Was das bedeutet habe ich mir ja theoretisch schon beigebracht. Es vergeht eine gefühlte Ewigkeit und die Schaltröllichen sind in der richtigen Position. Auch die Kette, was die gefinkelteste aller Aufgaben war. Räumliches Vorstellungsvermögen ist nicht meine Stärke. Logisches Denken aber schon.

Mama, ich habe die Aluschraube zerstört.

Mit dem Drehmomentschlüssel schraube ich die Aluschrauben vorsichtig mit 2,5 Nm fest. Und wie der Teufel es so will (ich nenne es wieder Schicksal), gehe ich trotz Vorsicht zu weit. Das Drama nimmt seinen Lauf. Schraube kaputt. Rennrad kaputt. Der Laie (ich, a.d.R.) zittert und will schon ein neues Schaltwerkt bestellen. Doch dann kommt wieder sachliche Ruhe ins Spiel. Rad runter vom Ständer, rein ins Auto und zurück zu RIH. Der Chef persönlich nimmt sich meiner Sache an. „Oje“, „Nicht gut“, „Sie müssen mir das Rad da lassen“, „Schauen wir, was wir machen können.“. Bitte. Unbedingt. Danke.

Am nächsten Tag hole ich das Rad wieder ab. Der Chef konnte was machen. Aluschrauben mit Stahlschrauben ersetzt. Von einer älteren Camagnolo schaltung. Rettung? Nein. Eben nicht.

Im Gegensatz zur mir, hat man bei RIH für die Reparatur den Schaltzug vom Schaltwerk gelöst. Und da dieser „kaputt war“ hing er jetzt mit dem Schaltseil lose an der Kettenstrebe. „Ich wollte es ihnen ausstauschen, aber dann würden Sie sagen, warum, weschalb …“. Man gibt mir eine neuen neuen Schaltkabel samt Hülsen mit – gegen Bezahlung. „Können sie es mir montieren?“ Nachfragen kostet ja nichts. „Ja, aber nicht jetzt. Sie müssten nochmals kommen. Der Mechaniker …“. Wieder kommen in Wien? Kann eine Weltreise werden. Habe keine Zeit.

Ein Unheil kommt selten allein.

Wieder in meiner Balkon-Radwerkstatt angekommen, versuche ich mich beim Einfügen des Schaltseils in den Schaltlzug vom Umwerfer. Es bliebt beim Versuch. Das Schaltseil war schon verfranzt und das Vorhaben somit zum Scheitern verurteil. Neues Schaltseil. Nochmals Radwerkstatt. Nochmals Spannung, ob Campagnolo Schaltseile lagernd sind und ob, das Einfädeln als Genzes gelingt. Auch da hatte ich schon meine Erfahrungen der besonderen Art.

Es kann somit spekuliert werden, ob ich am Sonntag beim Colnago Cylcing Festival am Gardasee an den Start gehen werde. Denn obendrein müsste ich auch noch die Tretlager austauschen.

ktrchts

Ergänzung: Jetzt verstehe ich warum RIH sich „geweigert“ hat, das hintere Schaltseil zu tauschen. Das ist nämlich ein ziemlicher Aufwand. Die innen verlegten Seile bedeuten einen gewaltigen Aufwand. Speziell im Tretlager ist das Pinarello so verbaut, dass eine schöne „Kante“ im inneren das Durchrutschen des Seils massiv verhindert. Es musste die untere Abdeckung abgenommen werden, um zum Seil zu kommen. Die Abdeckung selber geht nur ab, wenn man das vordere Schaltseil lockert. Ziemlich freakige Konstruktionen. Und ohne McGuyvers Behelfslogik geht hier sowieso nichts. Alles in allem hat mir RIH einen interessanten Vormittag eingefädelt. Viel gelernt. Über den Tausch von Schaltseilen und über eine Radwerkstatt in Wien.

 

 

Der Radsporttreff – die Frühjahrsklassiker in und rund um Wien

Der Radsporttreff

Vorweg das Wesentliche. Ein anerkennendes Chapeau für Bernhard Krisch, Chef und Initiator von „Der Radsporttreff“. Für seine Idee, sein Engagement und seine Organisation. Der Radsporttreff ist mit 1.200 Mitgliedern, neben dem VICC, eine der aktivsten Facebook Rennradgruppen in und rund um Wien. Aktiv deshalb, weil nach der Sommerliga 2016, der Winterliga 2017 bereits die Dritte „Challenge“ ins Leben gerufen worden ist. „Die Frühjahrsklassiker“ – in Hommage an die berühmten Profi-Rennen in Italien, Frankreich und Belgien.

Der Radsporttreff – Nomen es Omen.

Was die Profis können, kann der Radsporttreff besser. Viel besser. Steile Anstiege, Kopfsteinpflaster, Rundkurse und lange Etappen. Ein Mix an Ausdauer, Schnelligkeit und vor allem Durchhaltevermögen. Eigenschaften, die den Teilnehmern der Frühjahrsklassiker abverlangt wurden. Sie wurden aufgefordert, ganz bestimmte Strava Segmente zu fahren und sie wurden dabei ordentlich gefordert. Als Einzelfahrer und Teamfahrer. Für eine Einzelwertung und eine Teamwertung. Wochenwertung und Gesamtwertung. Ganz schön viel Aufwand. Den Kommentaren nach, hat es den meisten sogar sehr viel Spass gemacht.

Die fünf Wochen sind jetzt vergangen. Es war eine geile Challenge. Eine Erfahrung, die ich persönlich nicht missen möchte. Dank der ausgeklügelten Segmentewahl bin ich in und rund um Wien zu neuen, sehr interessanten Streckenabschnitten gekommen, die ich allein wohl nie im Leben gefunden hätte. Ehrlich gesagt, habe ich sie so auch schwer gefunden. Es war für mich als Nicht-Ortskundiger schon eine Challenge per sè, diese Segmente-Schnitzeljagd erfolgreich zu beenden. Ohne das Schicksal eines Ötzis zu erleben. „Killer Hill mit Anlauf“, „Hühnersteig“, „Reisenberg“, um nur ein paar der Letzten zu nennen.

Schön der Reihe nach.

Angefangen hat alles mit einer ganz persönlichen „Mailand – Sanremo“. Die Herausforderung war, 300 km an Stück zu fahren. Ganze 25 Teilnehmer haben sich das sogar angetan. Für einige war es eine Premiere. Nicht über die 300 km. Nein, sogar über die 100 und 200 km am Stück am Weg zu den 300 km. Gruppendynamik wirkt. Mit Dramen, die nur der Rennradsport schreiben kann. Challenge ist Challenge.

In Woche zwei gab es zwei Rundkurse und ein erstes Kennenlernen perfider Kopfsteinpflaster – dort wo normalerweise die Heurigenbesucher ihr Unwesen treiben. Die Rundkurse mit knapp 10 km Länge gespickt mit Abfahrten und Anstiegen. Laktatgemetzel für diejenigen, die sich jetzt schon Chancen auf die Gesamtwertung ausrechnen durften. Und schon purzelten die QOM’s und KOM’s. Auch dank taktischer Glanzleistungen perfekt eingefahrener Teams. Ehrgeiz ist Ehrgeiz.

Radfahren als Puzzlespiel. In Etappen in den Olymp.

Die dritte Woche war ein Kopfsteinpflasterremake Marke Hollywood. Und eine logistische Herausforderung. Südlich, westlich und nördlich von Wien musste das gefahren, was von Wind, Wetter und Gravitation erschwert werden würde. Ein klarer Fall für meinen Crosser. Mein geliebtes Rennrad wäre mir nicht nur in der „Hölle des Ostens“ zu schade gewesen. Am Ende waren es interessante Intervalle. Gerüttelt und geschüttelt. Es war auch die Erkenntnis, dass eine Straßenbrücke über eine Eisenbahntrasse in der flachsten Gegend des östlichen Flachlandes ganz schön steil sein kann. Flach ist nicht flach und Wind ist auch bergig.

Der Radsporttreff

Steil. Steiler. Der Radsporttreff.

In Woche vier wurde zum Drüberstreuen auf Altbewährtes zurückgegriffen. Möglichst viele Kilometer am Stück (längste Ausfahrt) und möglichst viele Höhenmeter galt es zu zählen. Ein gefundenes Fressen für die. Ja, genau die. Jene dich ich meine. Namen sind der Redaktion bekannt. Spätestens jetzt trennte sich die Spreu vom Weizen. Der Ehrgeiz vom Spass. Die 1.000 km Wochenmarke wurde knapp nicht erreicht. Von Berufstätigen. Das sagt viel mehr aus, als man vermuten könnte. Alles oder nichts. Dass ich genau in dieser Woche in Istrien verweilte und es nicht einmal in die Top 5 geschafft habe, gab mir zu denken. Besessen ist besessen.

Der Radsporttreff

Kilometer und Höhenmeter zählen.

Zum krönenden Abschluss Woche fünf. Das Tüpfelchen auf dem i. Das Sahnehäubchen. Die Killeranstiege.

Alles hat ein Ende. Auch die Frühjahrsklassiker.

Fünf Segmente, die allesamt für den Radverkehr ungeeignet sind. Ein Déjà-vu mit Istrien. Dazu noch ein Wintereinbruch mit Schnee und Eis in Wien. Ende April. Perfekter hätten es die Dramaturgen nicht inszenieren können. Nervosität in jeder Muskelfaser. Eine Verlängerung aus Sicherheitsgründen um ein paar Tage löste fast eine Ehekrise aus. Spass war einmal. Jetzt ging es um die goldene Ananas. Wieder einmal mussten die QOM’s und KOM’s daran glauben. Manchen wuchsen die Flügel oder die Motoren. Ewige Rekorde wurden pulverisiert. Der Hühnersteig, der Killer Hill mit Anlauf oder der Bisamberg bekamen neue HerrscherInnen.

Es war spannend und es war mir eine Ehre, Teil dieser „Bewegung“ sein zu dürfen. Meine tiefe Verneigung vor allen, die mitgemacht haben und jenen, die das ermöglicht haben. Wahre Königinnen und Könige braucht das Land. Wahre Königinnen und Könige braucht der Radsport.

ktrchts

PS: Falls wer Bekannte, Freunde, Eltern, Geliebte oder Anderes während der 5 Wochen verloren haben sollte, hier die Vermisstenliste.