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Rennradreise nach Kärnten, Friaul, Slowenien. Tag sechs.

Monte Zoncolan. Auch „il Kaiser“ genannt. 10,5 km mit 1.250 HM. Legendär. Bekannt aus Funk und Fernsehen. Vor allem vom Giro d’Italia. Mit seiner imposanten Bergankunft in einer Naturarena, die ihresgleichen sucht. Knapp 12% durchschnittliche Steigung und Spitzen von bis zu 22%. Diesen Berg muss man als Rennradfahrer mindestens ein mal im Leben gefahren sein. Gilt er doch als der steilste im gesamten Alpenraum. Geheimtipps ausgeschlossen. Tag sechs der quaeldich Rennradreise hatte dieses Monster am Programm.

Für mich war es heute der zweite Zoncolan innerhalb von nur 15 Stunden. Für viele die Premiere. Dementsprechend auch die Stimmung unter den Teilnehmern. Nervosität wie vor einem ersten Date. Respekt, Demut und etwas Angst war zu spüren. Der Zoncolan war Gesprächsthema Nummer eins am Vortag bei der Henkersmahlzeit. Schilderungen einiger, die schon oben waren wie „Er ist nicht steil, aber es ist das steilste was ich je gefahren bin“ nährten die gemischten Gefühle.

Geschafft haben ihn alle. Der eine im Eiltempo, die anderen gemütlicher. Ineinander und aneinander zick zackend. Schnaufend. Schwitzend. Fluchend. Heldenkurbelnd oder dreifach drehend. Was zählt ist aber, dass dieser Berg jetzt in vielen Erinnerungen verewigt ist. Und der eigentliche Höhepunkt dieser Rennradreise bei guten Wetter stattfinden konnte. Der Zoncolan ist gefallen. Es lebe der Zoncolan.

Meine zweite Auffahrt? Gefühlsmäßig härter als gestern. Von der Zeit habe ich mich trotzdem sogar um zwei Minuten verbessert. Dafür sind meine Beine jetzt ziemlich leer. Denn nach dem Zoncolan war noch der Passo Monte Croce Carnico/Plöckenpass zu fahren. Davor wurde aber wieder einmal eine Bäckerei geplündert. Diesmal in Paluzza. In Paluzza machten sich auch drei von uns aus dem Staub, um ihre Höhenmetersucht zu stillen. Forcella di Lius, Passo Cason di Lanza und Passo Pramollo. Insgesamt 101 km und an die 3.900 HM. Mehr sage ich dazu nicht.

Die gesamte Route ist ja so konzipiert, dass etliche Optionen zur Verfügung stehen, die Tagesetappen zu verkürzen oder wie eben oben geschrieben zu verlängern. Die Region bietet ja genug Auswahl namhafter Anstiege. Wie beispielsweise den Monte Crostis von Ovaro aus.

Der Plöckenpass ist von Paluzza aus 20 km entfernt. Die letzten 10 eine Orgie an Kehren. Eine gemäßigte Steigung verleitet die Laktatproduktion anzukurbeln. Dieses Mal war Max der Übeltäter. Jene die folgen konnten folgten. Ich hatte zum Glück wieder die Ausrede fotografieren zu müssen. Was ich auch tat. Somit war es keine Ausrede.

Gesund und trocken, müde und erschöpft, stolz und froh. Die Mannschaft liegt früh im Bett, während das WLAN diese Bilder hochlädt. Morgen siebter und letzter Tag. Mit weiteren zwei Pässen. Das Adria Tief hat uns bis auf einen Tag in Ruhe gelassen. Es soll aber dafür auf unserer Tour d’honneur zuschlagen. Wir warten mal ab.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

PS: ein Video vom Anstieg auf den Kaiser Zoncolan ist in Arbeit.

Rennradreise nach Kärnten, Friaul, Slowenien. Tag fünf.

Tag fünf. Regen. Viel Regen. Strömender Regen. Vernunft und Verantwortung haben unsere Guides dazu veranlasst, den ersten Berg des Tages, den „Passo Cason die Lanza“ zu umfahren. Zu gefährlich die Abfahrt von oben hinunter nach Paularo.

So ging es in einer verbotenen Zweierreihe das Kanaltal hinaus Richtung Tolmezzo. Die erste Stunde mit einem Schnitt von über 37 km/h. Und trotzdem war mir kalt. Sehr kalt. Was mich dazu veranlasste nach vorne in den Wind zu gehen. Herzfrequenz und Körpertemperatur fingen langsam an zu steigen.

Richtung Villa Santina machten wir dann auch noch Bekanntschaft mit den lokalen Carabinieri. Als diese uns entgegen gekommen sind und uns in 2er Reihe erblickten, wurde mittels akustischem Signal schon mal gezeigt, dass dies wohl nicht ganz legitim war. Unbeirrt davon, wurde unsere Gruppe in 2er Reihe weitergeführt. Bis die Carabinieri von hinten an uns heranfuhren und einer der beiden Männern bei offenen Fenster in feinem aggressiven italienisch uns klar machen wollte, dass wir gefälligst in „fila indiana“ fahren sollten.

Dank der fehlenden Sprachkentnisse der anderen Gruppenteilnehmern – ich habe mich fein rausgehalten, dauerte diese Belehrung seine Zeit. Die Carabinieri beließen es aber nicht dabei. Hinter eine Kuppe warteten sie dann und zogen uns aus dem Verkehr. Nochmals wurde uns klar gemacht – diesmal auch mit eindeutigen Handzeichen, dass wir „routa a ruota“ fahren sollten. Ein aufgerichteter Zeigefinger ließ schon schlimmeres erahnen. Ich habe schon mit einer Strafe spekuliert. Hielt mich aber aus der ganzen Sache raus, um nicht unnötig Öl ins Feuer zu gießen. Roli ließ auch seine Italienischkenntnisse im Guide Rucksack und versucht sich nur auf englisch zu verständigen. Ein „Ciao“ zum Schluss ließ aber alle Wogen wieder glätten. Der Carabiniere hatte wohl seine tägliche Autoritätsbestätigung bekommen.

Sella di Razzo. Ja oder nein. Es regnete nicht mehr. Aber der Himmel war noch sehr wolkenverhangen. So meldeten sich „nur“ 3 Freiwillige für den zweiten Pass. Der Rest fuhr ins Hotel nach Ovaro. Ich auch.

Später dann am Nachmittag juckte mich es doch wieder und zusammen mit Florian nahmen wir den berüchtigten „Kaiser“ in Angriff. Lo Zoncolan hielt was er verspricht. Ein Monsterberg. Vom Hotel weg knapp 11 km und nur bergauf. Der Mittelteil 6 km kaum unter 15%. Eigentlich wäre er morgen zu fahren. Fahre ich ihn halt nochmals.

Ohne Zick-Zack fahren, lässt sich dieses Monster fast nicht bewältigen. Die Auswertungen von Strava und Garmin zeigen auf diesem Berg deutlich, wo sich die Spreu vom Weizen trennt. Bin gespannt wie es mir morgen geht. Da ich jetzt weiß, was auf mich zukommt.

Zwei Mal Zoncolan in zwei Tagen. Ob das zu einer Ketterechts Challenge wird?

Stay tuned
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Rennradreise nach Kärnten, Friaul, Slowenien. Tag 4.

Tag 4. Und endlich hatten wir Sommerwetter. Jenes von 2014. Mindestens 27 Wetter-Apps haben wir von gestern Abend auf heute morgen konsultiert. 28 verschiedene Prognosen hatten wir. Die optimistische meinte es nicht wirklich gut. Pünktlich um 0830 Uhr öffnet Petrus die Schleusen. Dichter Nebel zog durch das Isonzotal. Und schon war es in der gesamten Gruppe unruhig. Wer wird wohl was fahren? Plötzlich hatten wir mehr Optionen als Guides. Vom schnellsten Weg ins Hotel mit „nur“ einem Pass bis hin zur Gesamtvariante für die Hartgesottenen.

Ich habe mich freiwillig für die Gruppe 1 gemeldet. Um nicht wieder ein Debakel wie beim Ötztaler Radmarathon zu erleben. Regen hin oder her – wahre Männer fahren mit dem Rad bei jedem Wetter. Die Königsetappe begann mit der Montage des MudCatcher. Posingfaktor negativ – aber dafür einen sauberen Hintern. Somit ist dieser legitim und Ketterechts proved. Und sie begann mit meinen Hofer Leggins um € 5,90. Leider nicht ganz blickdicht. Sauerei. Darüber noch die Beinlinge. Handschuhe – jene aus dem Baumarkt. Ärmlinge und Regenjacke. Dazu noch das Radkäppi. Fünf Kilo Zusatzgewicht.

Von Log pod Mangartom – der wohl genialste Ortschaftsnamen der Welt – hieß es 17,5 km nur bergauf. Hier findet auch ein legendäres Bergrennen statt. Das Wetter hatte sich zum Besseren gewandelt und die Straßen waren trocken. Der Mangrt ist Sloweniens höchste asphaltierte Straße bzw. Stichstraße mit bis zu 15% Steigung. Denn im unteren Teil hat eine Gerölllawine zwei Kehren verschüttet. Statt diese neu zu bauen hat man einfach eine gerade Linie (Straße) nach oben gemeiselt. Hat man dieses Steilstück gemeistert, geht es zuerst durch einen dichten Laubwald bis man die felsigen Wände des Massivs erreicht. Durch viele finstere Tunnels und etlichen Kehren schlendert man nach oben. Am besten man verlässt nie die Ideallinie. Die Abgründe sind tief. Aufpassen muss man auch auf die vielen Ziegenbemmerln vulgo Gämseneier. Oben wenig spektakulär weil vom Nebel verhangen fährt man eine Einbahn und erreicht den höchsten Punkt auf 2.055m über der Adria. Welche ja Luftlinie von da oben ca. 200 km entfernt ist. Wir haben sie nicht gesehen und nicht gerochen. Gesehen haben wir eigentlich nichst. Gar nichts.

Mangart Abfahrt retour, dann Predil, Sella Nevea und in Chiusaforte gab es bei Luisa einen Capuccino samt Gazzetta dello Sport. Für € 2,-. Hier war dann auch wieder der Sommer. Der andere. Der warme und sonnige. Also entschlossen wir uns die Tagesetappe komplett zu beenden. Es wartete mit 16 km und 700 HM die Sella di Cereschiatis auf 1.059m am Weg nach Pontebba. Eine kleine Zusatzschleife, denn von Chiusaforte nach Pontebba im Kanaltal wären es 10 km mit nur 200 HM.

12 dem Wetter trotzende Gladiatoren begaben sich auf den Weg hinauf. Zu schnell. So dass Roli mehrmals mit „Kürzer“ den Testosteronspiegel senken musste. 4,5 km vor dem Pass dann doch die Freigabe. Eine Ketterechts Attacke am Berg (!!!!) eröffnete wieder einmal die Festspiele. Der Vorsprung wahrte aber nicht lange. Die Bergziegen waren sofort wieder zur Stelle. Ich stellte auf Eigentempo um und litt. Bis nach oben.

Am Pass musste ich mich als Italiener wieder dem einsetztenden Regen beugen und umziehen. Dafür schoss ich dann Richtung Pontebba bei Sonnenregen und gefährlichem Einsatz an den davor fahrenden vorbei. Ich hätte gerne Abfahrtssegmente bei strava.

Zwischen Pontebba und unserem Hotel hatte ich dann auch noch einen Defekt. Morgen kriegt die Princess of Pain neue Conti 4000er. Die Ultra haben ausgedient. Das Wechsel des kaputten Schlauches hat der Gruppe eine wohlverdiente Pause gebracht. Mir auch.

Nach knapp 6 Stunden und an die 131 km später war der Tag zu Ende. Rad putzen, Kette pflegen, duschen und essen. Bloggen und bald ins Bett.

Morgen Passo Cason di Lanza und Sella di Razzo. 142 , 5 km und knapp 3.000 HM. Leider wieder unsicheres, kühles und nasses Wetter. Perfekt freue mich schon. Gute Nacht.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

Rennradreise nach Kärnten, Friaul, Slowenien. Tag 3.

Eine von 53 Kehren rauf und runter am Vrsic.

Tag 3. Die Frisur und das Wetter haben gehalten. Traumtag. Von in der Früh weg. Etwas nebelig und frisch zu Beginn. Aber gleich von 0 auf den Loiblpass nach dem Frühstück haben mich/uns gehörig ins Schwitzen gebracht. Ein Spätesommertag oder Frühherbsttag wie man ihn sich kaum anders vorstellen kann. Zumindest als Teilnehmer der quäldich.de Rennradreise nach Kärnten, Friaul, Slowenien.

Der heutige Tag lässt sich in Worten kaum beschreiben. Leider auch nicht in Bildern. Das Internet hier im geschichtsträchtigen Tal vom Isonzo (der Soca) leidet wohl noch unter den 12 Schlachten zwischen den Truppen der Italiener und der Österreicher zwischen 1915 und 1917. Ein Upload einer genialen GoPro Aufnahme dauert eine Ewigkeit. Egal. Ich werde die ganze Nacht hochladen.

Vom Loiblpass ging es rasant Richtung Süden. Wir konnten in Trzic die Adria riechen. Leider auch das Adria Tief welches uns in den nächsten Tagen die Suppe versalzen soll. Aber das ist Schnee von morgen. Wir waren am südlichsten Punkt unserer Tour und bewegten uns dann auf Nebenstraßen Richtung Jessenice und Kranijska Gora.  Unter anderem auf einem sehr gut ausgebauten Radweg. Eine ehemalige Bahntrasse aus früheren Zeiten. Jene von Kaiser Franz Josef.

Mittagspause bei Temperaturen in der Sonne über verdächtigem Sonnenrand Niveau. Und dann der Vrsic. 11,7 km und knapp 800 HM. Zuerst leicht bergauf hinein ins Tal und dann bei Spitzen bis zu 14%. 24 Kehren. Hinauf. Teilweise (fast alle) mit Kopfsteinplaster. Meine Princess of Pain hat geweint, als ich sie darüber gejagt habe. Teilweise bin ich mit meinen geslickten Conti Ultra durchgedreht. What else. Hauptsache bergauf.

Oben Verpflegung. Und dann runter ins Tal. 37 km. Zuerst 29 Kehren bergab. Kehren die verdammt böse zumachen. Exates Fahren war empfehlenswert. Bis ins Hotel dann doch gesittet und geschlossen. 2 km davor der ersehnten Dusche eine Ketterechts Attacke vom Feinsten. Ein 200 Meter Loch aufgerissen. Mit 50/12 (ja – ich hatte heute schon die Bergübersetzung) kein leichtes Unterfangen. Ich bin am Sattel herumgesprungen wie ein Gummiball. Noch 1,8 km. Niemand ist mitgegangen. Ich voll im Wind. Oberschenkel blau wie das Wasser der Soca. Das hat sich wieder ausgezahlt.

In Summe 124 km und 2.400 HM. Morgen Königsetappe. 128 km und 3.300 HM. Mit Mangrt. Auf über 2.000m. Gute Nacht.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

PS: Selten so viele quitschende Tretlager und andere seltsame Radgeräusche gehört. Albtraum für meine Ohren, weil ich immer das Gefühl habe, dass mein Rad diese abwirft. Fahrradpflege ist Ehrensache. Auch vor einer Tour wie diese. Zum Glück sind Roli und Florian Mechaniker aus Leidenschaft mit entsprechendem Werkzeug. So werden schon mal Campagnolo Tretlager ausgebaut, Shimano Kassetten gewechselt und SRAM Bremsbeläge getauscht. Damit jeder der Teilnehmer die Rennradreise genießen kann.

Rennradreise nach Kärnten, Friaul, Slowenien. Tag zwei.

Tag zwei. Ein großes Lob jenem, der heute das Wetter gemanagt hat. Ein Traum Sonnenaufgang in Preddvor. Dann eine etwas nebelige Anfahrt Richtung Kamnik und auf dem Weg hinauf auf den ersten Berg den Volovljek hat sich der Spätsommer noch einmal für uns stark gemacht. Ich habe nicht mehr damit gerechnet heuer nochmals bergauf mein Ketterechts Radtrikot zu öffnen und es im Wind flattern zu lassen. Das schöne Wetter hat sich dann über den Paulitschsattel und den Schaida Sattel bis zu unserem Etappenzielort gehalten. Kleiner Sonnenbrand inklusive. Die Formstreifen sind wieder aktuell. Rock it.  

In Summe sind wir heute wieder 141 km und über 2.500 HM durch Slowenien und Südkärnten unterwegs gewesen. Wieder aufgeteilt in drei Gruppen. Rund um die Steiner Alpen. Mit drei echten Highlights. Volovljek, Paultischsattel und Schaida Sattel. Allesamt verkehrsarm und reich an Steigungsprozenten und Kehren. Zum rauf und runter fahren. Scharf Bremsen war angesagt. Für eine Xentis Carbonfelge der Tod. Diese hat sich ins Nirvana verabschiedet. Ich sage nichts dazu. Ich habe ja meine Campagnolo Bora.  

Ich denke, dass die Bilder heute für sich sprechen und ich mich mit meinen Worte zurückhalten kann. So macht Rennrad fahren Spass. Gruppe eins ist sehr harmonisch. Uns schnell. Vor allem am Berg. Mit zwei Damen die uns (mir) das Fürchten lehren. I got chicked. Tja. Ich werde älter und schwächer. Ein großes Lob an Roli und Hannes für die Tourplanung. Ein schönes Fleckerl Erde neu kennen gelernt. Morgen geht es dann in bekannte Gefilde. Loiblpass zum Frühstück und dann Vrsic zum Mittagessen.

Das Wetter soll morgen noch halten. Ab Mittwoch ist Sommerwetter angesagt. Jenes von 2014. Mit einem Adria Tief. Aber die Hoffnung lebt noch. In den Tauern soll es schneien. Aber da fahren wir ja nicht hin.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts.

Rennradreise nach Kärnten, Friaul, Slowenien. Tag eins.

Meinen Bericht von Tag eins der quaeldich.de Rennradreise nach Kärnten, Friaul und Slowenien beginne ich mit einer sehr erfreulichen Nachricht. Es hat heute NICHT geregnet. Gut, die Straßen waren nicht immer trocken, aber es hat heute NICHT geregnet. Ich kann es kaum glauben. Wie sich das auf meine Motivation ausgewirkt hat brauche ich hier wohl explizit nicht zu erwähnen. Ein Hoch auf uns.

Erfahrungsgemäß ist Tag eins immer der stärkste Tag. Wie immer bei einer quäldich.de Tour, war es auch heute so. Männer eben. Testosteron und wattgesteuert. So muss Rad fahren. Was zur Folge hatte, dass wir den ersten ernst zu nehmenden Berg von St. Margareten im Rosental Richtung Freibach mit einer Steigleistung zwischen 1.100 und 1.300 m/Stunde mauserten. Nicht übel. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits an die 60 km in den trockenen Beinen. Die Abfahrt und das Rollen nach Bad Eisenkappel waren dann kaum zu spüren.

In Bad Eisenkappel dann der erste Stopp. Quasi die Mittagsverpflegung. Anders wie bei der Tauernrundfahrt und Schweizrundfahrt sind wir bei dieser Tour Selbstversorger. So wurde mein Tipp eine ganz spezielle Konditorei anzufahren gerne angenommen. Gruppe eins war natürlich zuerst da und plünderte die armen unvorbereiteten Damen. Als dann noch Gruppe zwei und drei zusammen ankamen, war das Angebot bereits etwas dürftig. „Hättet ihr gesagt, dass ihr kommt, hätten wir mindestens 10 Kuchen mehr gebacken“. Die Damen hinter der süßen Theke hatten das Geschäft ihres Lebens vor Augen und mussten ansehen, wie das Angebot dafür zu gering war. Als Trost. Wir werden morgen retour auch wieder dort einkehren. Vorher rufen wir aber an. Damit man sich auf uns einstellen kann.

Nach der Mittagspause zog Gruppe ein die einzige Option des Tages. Nicht ganz freiwillig. Aber Guide Roli wollte unbedingt. Auch Tobias hatte noch zu wenig Höhenmeter. Brav wie wir sind, folgten wir dem Ruf. 7 km und 500 HM war die Ansage. Als ich nach 7 km aber nur 180 HM feststellen konnte, ahnte ich bereits Schlimmes. Im Endeffekt waren es an die 12 km und über 700 HM. Wobei 550 HM auf den letzten knapp 4 km als Rampe mit einer Vielzahl von Kehren unser – mein – zügiges Weiterkommen mächtig hinderten. Zwischen 10 und 13% Steigung. Ein Mortirolo light. Danke Hannes. Wir lieben dich.

Nach 12 km Abfahrt wartete zum Ende des Tages der Seebergsattel. Und hier erlebte ich seit langem wieder einen Radfahrer Tod. Ich bekamt Besuch vom Hungerast. Mir wurde schwarz vor Augen und plötzlich ging nichts mehr. Ich flehte um Beißbares. Bat Roli um seine Manner Schnitten. Ich wurde nicht erhöht. Außer einem Power Gel bliebt ich mit leeren Händen und leeren Energiespeichern zurück. Der Rest der Gruppe fuhr geschlossen hinauf. Ich sah sie erst wieder oben.

So verpasste ich eine der spektakulärsten Passstraßen. Eine Kehren Orgie der Superlative. Keine 5 – 7% Steigung dafür 12 km, die einen schwindelig machen könnten. Ein Kette rechts Pass wie er sein sollte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich oben. Und der Rest war froh wieder weiterfahren zu können. Danke fürs Warten. Noch 25 km bis ins Ziel. Bergab. Eine Schrecksekunde hatten wir da noch als ein betagter Slowene mit seinem grünen Polo unsere Gruppe mit einer Unachtsamkeit bei 40 km/h Geschwindigkeit sprengte in dem er sich von rechts kommend mitten hinein schlich. 12 Vogelzeichen und ein paar Schimpfwörter später überholte er nochmals von hinten die gesamte Gruppe, wich entgegenkommenden Motorradfahren so gekonnt aus, dass er zuerst mich und dann Roli an den rechten Fahrbahnrand drängte. Ich denke nicht, dass das die gewohnte Fahrweise in Slowenien ist.

Zum Glück ist nichts passiert und nach 5h33min erreichten wir nach 151 km und 2.400 HM mit einem Schnitte von 27 km/h unser Ziel.

Tag eins ist somit geschafft. Morgen geht es zurück nach Österreich. Über drei Pässe und hoffentlich mit schönen Wetter.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

quäldich.de. Vorschau auf die Rennradreise nach Kärnten, Friaul und Slowenien.

Monte Zoncolan. Das ist eindeutig der Höhepunkt der 806 km und 16.700 Höhenmeter bei der quäldich.de Rennradreise nach Kärnten, Friaul und Slowenien. Nach der Tauernrundfahrt und der Schweiz Rundfahrt meine dritte große Rundfahrt als Blogger vom Dienst.

Aber nicht nur der Zoncolan. In 7 Tagen wird so quasi alles gefahren, was es im Süden Österreichs und im benachbarten angrenzenden Italien und Slowenien an namhaften Anstiegen gibt. Vršič-Pass, Mangart, Plöckenpass, Passo Pramollo, Loiblpass, Seebergsattel, Paulitschsattel, Wurzenpass, Passo Cason di Lanza, Passo del Predil, Sella Nevea. Alles Giro d’Italia und Slowenien Rundfahrt erprobt.

Offizieller Hashtag ist #kfs14 und natürlich #ketterechts. Wer also nicht vor Ort dabei sein kann (schade!), ist auf Instagram, Facebook und Twitter bestens im Bilde. Ausgestattet mit meinem GoPro’s gilt es wieder die besten Momente einzufangen. Sofern das Wetter passt und die Datenübertragung funktioniert.

Die gesamte Strecke ist mir zum Teil bekannt. So bin ich bereits den Loiblpass, den Vršič-Pass, den Mangart, Sella Nevea, Passo del Predil, Passo Canson di Lanza, Passo Pramollo, Wurzenpass und Plöckenpass gefahren. Ich weiß, also was auf uns zukommen wird. Sicherheitshalber habe ich ein 12-27er mitgenommen. Was für den Zoncolan wohl nicht ausreichen wird. Auch weil wir diesen mit knapp 2 km Einrollen gleich nach dem Frühstück in Angriff nehmen werden.

Wir lesen uns. Vom 7. bis 13. September.

Cristian Gemamto aka @_ketterechts

Ötztaler Radmarathon 2014 – oder warum ich kein Finisher Trikot habe.

Heiß begehrt – nicht in meinem Kleiderkasten.

DNS. Die Antwort auf die Frage, warum ich kein Ötztaler Radmarathon 2014 Finisher Trikot habe ist ein DNS. Mein aller erstes DNS bei einem Rennen, an dem ich angemeldet war. Nicht ganz. Beim Linz Triathlon von vielen Jahren konnte ich aufgrund eines Meniskuseinrisses nicht laufen und deshalb auch nicht starten.

Did not started. Warum? Schön der Reihe nach. Dass ich heuer mit all meinen quaeldich.de Touren nicht die optimalste Vorbereitung hatte, wusste ich schon. Die Schweiz Rundfahrt ist ja erst 14 Tage her. Die Tauernrundfahrt 3 Wochen. Ein klassisches Übertraining würde ich sagen. Dass ich nach der Schweiz Rundfahrt 2 Tage flach gelegen bin und für meine Apothekerin des Vertrauens Großabnehmer von Aspirin Granulat und Neoctiran geworden bin, kann ich auch nicht abstreiten. Vom Wetter her will ich nur kurz erwähnen, dass ich vom Regen einfach die Schnauze voll hatte. Mental also keine besten Voraussetzungen. Körperlich sowieso nicht. Aber den Körper kann man austricksen.

Mein großer Wunsch war, den diesjährigen Ötztaler Radmarathon nach jenem von 2013 in der Sonne zu fahren. Mein Wunsch wurde je näher der Sonntag kam, zerstört. Der Höhepunkt war die Ansage einer ZAMG Mitarbeiterin und ehemalige Ötztaler Radmarathon Siegerin bei der Fahrerbesprechung. Sauwetter ab Mittag. Als dann noch kurz vor 20.00 Uhr eine SMS vom OK kam mit dem Wortlaut „Wetterprognose für Sonntag: ab Mittags ist mit starkem Regen und Kälte zu rechnen. Das OK bittet um entsprechende Bekleidung. Alles Gute.“ bekam ich ein Deéjà-vu. Und mir wurde unmittelbar kalt.

Den Abend verbrachte ich noch mit dem Studium der Wetterkarten und Satellitenbilder. Diese zeigten ab Mittag echt erhebliche Regenmengen* rund um die 238 km. Die Nacht selber bin ich quasi stundenlang wach geblieben. Im Kopf die Bilder aus dem Jahr 2013. Und die Bilder der Nassfahrten bei der Schweizrundfahrt und Tauernrundfahrt. Dick eingemummt in meiner Decke, war mir kalt. Sehr kalt. Ich überlegte und überlegte. Ich fuhr die Strecke ab. Im Kopf. Mit Szenarien aller Art. Knappe 2 Stunden Halbschlaft. Und um 5.30 läutete der Wecker.

In diesem Moment traf ich meine Entscheidung. Den Ötztaler Radmarathon 2014 nicht zu bestreiten. Mein Kopf war einfach nicht dazu bereit, den Rest des Körpers dazu zu bringen, sich zu quälen. Denn eines ist sicher – ein Spaziergang wäre meine Fahrt nicht geworden. Aus Gründen. Sagen wir es wie es ist: Mentales k.o.

Ich war bereits 10x am Start. Ich habe alles mitgemacht. 2003 beim Sauwetter dabei gewesen und das Rennen beendet. 2013 beim Sauwetter dabei gewesen und das Rennen beendet. Ich hatte Schnee am Kühtai. Ich hatte Schnee am Timmelsjoch. Ich bin tausende Tode gestorben. Ich bin jedes Mal wieder auferstanden. Und ich hatte nie Traumwetter. Nie. Deshalb habe ich mir das Recht genommen auf einem Start zu verzichten.

Meine Entscheidung war richtig. Das Wetter war jetzt zwar besser als vorausgesagt. Aber nur zeitversetzt. Die ersten kamen trocken durch. Alle um die 9 Stunden halbwegs auch. Der Rest wurde bereits einmal am Kühtai nass. In Innsbruck richtig eingewässert und dann ab dem Timmelsjoch so richtig abgestraft. Kälte. Regen und kaum 20 m Sicht. Mir hat jeder einzelne Leid getan, der ab ca. 1700 Uhr im Ziel eingetroffen ist. Weiße Gesichter, blaue Lippen und Schüttelfrost waren an der Tagesordnung.

Um nicht ganz untätig zu bleiben bin ich natürlich meinen Mini-Ötztaler gefahren. Sölden, Rettenbachferner, Tiefenbachferner, Sölden, Hochsölden, Timmelsjoch, Sölden. 81 km und 3.000 HM. Weil ich einfach neue Ziele gebraucht und gesucht habe. Die körperliche Verfassung bei dieser Fahrt war aber alles als sub 9h tauglich.

Auf diesem Wege allen Finishern von gestern wieder ein ehrliches „Chapeau“. Wer trotz Sauwetterprognose startet und mit Sauwetter auch ins Ziel kommt hat sich das Finisher Trikot mehr als nur verdient. Ein Chapeau auch den Veranstaltern. Sie haben das Wetter nicht schön geredet. Sie haben super Arbeit geleistet. Die Möglichkeit am Kühtai, Brenner, Jaufen und Timmelsjoch warme Sachen zu deponieren (und auch Selbstverpflegung) ist eine weitere Aufwertung dieser Veranstaltung.

Ein Danke auch an Wanner Philipp von Traincon für den Starplatz. Sorry, dass ich nicht losgefarhen bin. Das nächste Mal trainieren wir gezielt auf den Ötzi hin. Körperlich wie mental. Dann knacken wir die 9 Stunden.

Und jetzt? Ab Samstag geht es mit quäldich.de auf die Reise nach Kärnten, Friaul und Slowenien. 7 Tage. 806 km und 16.700 Höhenmeter. Mit dem Monte Zoncolan als Höhepunkt. Quasi als Regeneration. Hoffentlich passt dieses Mal das Wetter.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechts

*Wetterprognosen sind mathematische Hochrechnungen mit meistens viel zu wenige Daten. Und diese ganzen Wetter Apps sind zum vergessen.

E-Mountainbike. Ich hab’s erlebt. Und war fasziniert.

Bergamont metric c 9.4

Mit mehr als 20 km/h eine 12% steile Schotterstraße bergauf düsen. Was ich im „normalen“ Radlerleben wohl nie erlebt hätte, kann ich jetzt als praktische und nicht missen wollende Erfahrung abhaken.

Ein maximales Drehmoment von 60Nm und bis zu 250 Watt Leistung. Der Bosch E-Motor im Bergamont metric c 9.4 kann was. Aber, er muss auch beherrscht werden. Und das braucht seine Zeit.

Eines vorweg. Das E-Mountainbike ist ein so genanntes Pedelec. Dh. treten und kurbeln muss man schon selber, denn das Bike leistet eine Unterstützung aber keinen selbständigen Vortrieb. Wir haben es hier also nicht mit einem Motorrad zu tun.

Eigentlich wollte ich mit einem herkömmlichen MTB gegen das E-MTB antreten. Vom Rosentaler-Hof nahe St. Jakob im Rosental bis auf die Klagenfurter Hütte. Ca. 33 km und 1.200 HM. Davon die letzten 14 km mit Steigungen über 12% sowie die Hälfte davon auf Schotter. Das ganze im Rahmen meines Besuches als Kärntentracker in der Region Carnica-Rosental. Der fehlende „Gegner“ und ein MTB der Marke „Alu aus den 90igern“ haben mich dann zu Plan B bewogen. Eine Entscheidung, die ich jetzt nicht bereue. Gegen das E-MTB hätte ich keine realistische Chance gehabt.

Man kann sich den Ritt hinauf auf die Klagenfurter Hütte so vorstellen, als wäre man mit dem Rennrad in einem Pulk und müsse mit 40/km+ ein paar böse Asphaltblasen durchdrücken. Wenn man dabei sein will bzw. vorne sein will, heißt das ganz schon reintreten. Man hat zwar den Vorteil des Windschattens, aber von allein gehts halt nicht.

In der Ebene von St. Jakob im R. bis nach Feistritz habe ich das Bike in „Off“-Modus bedient. Ich musste an die 22 kg (oder sogar mehr) bewegen. Genau richtig zum warm werden. Dann der Anstieg auf die Klagenfurter Hütte. Ich wollte es einfach wissen und habe experimentiert.

Das Bike hat 4 wählbare Unterstützungslevel (Eco = 50%; Tour = 120%; Sport = 170%; Turbo = 275%) und genau hier liegt dann die Kunst, mit diesen zu spielen. Denn, sobald man mit der eigenen Kraftleistung jene des E-Motors überbietet, schaltet sich die E-Hilfe aus und man ist auf die eigene Muskelkraft angewiesen. Dh auch 22 kg nach oben zu treten. Man muss also immer den „richtigen“ Gang und die optimale Trittfrequenz erwischen. Das große übersichtliche Display hilft einen da sehr. Denn die Akkuleistung wird angezeigt. Patzer und Überraschungen sind anfangs an der Tagesordnung.

Natürlich habe ich etwas gebraucht um dies zu checken. Natürlich habe ich das dann auch als Herausforderung gesehen,  da und dort meine Watt zu diktieren und den E-Motor stumm zu schalten. Das war anstrengend. Aber an einen Kindergeburtstag habe ich ja sowieso nicht geglaubt.

Die 33,5 km und 1.200 Höhenmeter habe ich 1h 33min zurückgelegt. Das entspricht einem Schnitt von 21,7 km/h. Gegenüber meinem Guide, der mit einem herkömmlichen MTB unterwegs war, konnte ich eine gute Stunde herausholen. Das sagt eigentlich alles. Es war einfach ein Spiel und ich habe es sehr genossen. Die Wanderer, an denen ich vorbeigeflogen bin haben gestaunt. Auch ein Auto, welches mich anfangs überholen wollte (bergauf) musste w.o. geben und sich hinter mir einreihen. Erst als ich mehr als 80% des Akkus verbraucht hatte, drosselte ich das Tempo. Wer will denn schon 22 kg auf den Berg schieben ;-).

Ich verspreche, dass dies ein einmaliger Ausrutscher war und ich in „naher“ Zukunft weiter mit meiner mir antrainierten und angeborenen Muskelkraft unterwegs sein werde. Wohl wissend, dass diese E-Technik nicht mehr aufzuhalten ist.

Noch eins: Bergauf Angst zu haben zu schnell zu sein muss man auch mal erlebt haben. Vor allem in den Kehren, welche ich einhändig gefahren bin, weil in der anderen Hand die GoPro haltend. Dumm, aber anders ging es nicht. Also liebe Kinder: Bitte zu Hause nicht nachmachen.

Hier noch das Video von der Auffahrt.

Und zu guter Letzt noch die technischen Details des Fahrrades (revox 9.4 statt metric 9.4) für alle Freaks. Kosten würde das Bike € 2.999,-.

Stay tuned.
Cristian Gemmato aka @_ketterechtsMit