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Austria Giro 2024

Austria Giro 2024

Mit dem Rennrad Österreich durchqueren. Fünf atemberaubende Etappen zwischen Vorarlberg, dem höchsten Berg Österreichs und dem Süden des Landes. In etwa 650 Kilometer und ungefähr 11.500 Höhenmeter. Das ist der Austria Giro 2024. Ein gemeinsamer Rennradurlaub quer durch Österreich mit sportlichem Charakter. Vom 3. bis 9. August 2024. Ein Begleitbus unterstützt die Teilnehmer*innen bequem von Tag zu Tag und kümmert sich um den Gepäcktransport oder um die müden Beine bis zum Etappenzielort. Am nächsten Tag geht’s dann wieder los. Auf dem Weg warten das Furkajoch, der Hochtannbergpass, der Flexenpass, die Silvretta Hochalpenstraße, das Kühtai, der Kerschbaumer Sattel und ihre Majestät der Großglockner. Ein episches Abenteuer im Land der Berge, im Land am Strome, im Land der Äcker, im Land der Dome.

Urlaub machen und Rennrad fahren.

Ein traumhafter Rennradurlaub braucht einen würdigen Rahmen. Beim Austria Giro 2024 bietet Österreich diesen Rahmen. Vom Bregenzerwald bis fast an die Adria (!). Alles dabei, was Österreich an Monumenten und Pässe zu bieten hat. 650 kurzweilige Kilometer so aufgeteilt, dass diese in der Gruppe gut machbar sind und die müden Beine dazwischen in ausgesuchten Explorer-Hotels bis zum nächsten Tag wieder ruhen können.

Gestartet wird am 4. August 2024 von Feldkirch aus. Hier treffen sich alle TeilnehmerInnen bereits einen Tag zuvor. Der erste Tag hat es gleich in sich und bietet mit Furkajoch, Hochtannbergpass und Flexenpass drei feine Anstiege. Der Tag schließt mit einer rasanten Abfahret durch das Klostertal ab, bevor es leicht ansteigend das Montafon taleinwärts geht. Mit 138 Kilometern ist diese Etappe relativ kurz, dafür werden die 3.000 Höhenmeter gekratzt. Mit frischen Beinen, sicher kein Problem. Das 4-Gang Abend-Menü wird die Energiespeicher wieder füllen.

Fünf Tage, fünf Touren, fünf Abenteuer.

Auch Tag zwei bietet wenig Zeit, sich aufzuwärmen. Die Bieler Höhe (Silvretta Hochalpenstraße) ruft gleich zu Beginn und ist man einmal oben, hat man das Gros der Höhenmeter hinter sich. Zumindest für den heutigen Tag. Über Galtür, Ischgl und Kappl geht es auf der Originalstrecke des Arlberg Giro rasant Richtung Landeck. Von hier aus nur mehr „Rollen“ bis Haiming und bis zum Etappenzielort in Umhausen. Wer am Eingang ins Ötztale nicht genug haben sollte, der kann über den Haiminger Berg, das Sattele und den Ochsengarten einen kleinen Umweg in Kauf nehmen und die Sauna, die Infrarotkabine oder das Dampfbad im Hotel etwas später genießen. „Nur“ 100 Kilometer und 1.800 Höhenmeter für den Plan A. Plan B hat gute 1.000 Höhenmeter mehr zu bieten.

Tag drei folgt dem Ötztaler Radmarathon und nimmt gleich zu Beginn das Kühtai mit. Die Abfahrt nach Sellrain bietet dann die Möglichkeit, sich etwas auszuruhen. In Innsbruck wartet ein Gruppenfoto unter dem Goldenen Dachl. Das Inntal und das Zillertal sind dann keine großen Hindernisse mehr und nach 115 Kilometern mit 1.200 Höhemeter können die Beine wieder hochgelagert werden. Wer noch will, kann sich im Fitnessraum auspowern.

Am vierten Tag ist ein „Underdog“ das Highlight des Tages. Der kaum bekannte Kerschbaumer Sattel (1.111 m.ü.A) ist die einzige Hürde am Weg nach St. Johann in Tirol. 561 Höhenmeter auf gut 6 Kilometern sind zu bewältigen. Danach geht’s über Wörgl, dem Brixental nach Kitzbühel. Je nach Wetter kann hier gemütlich Kaffee und Kuchen genossen werden oder das Kitzbüheler Horn erklommen werden. Der kürzeste Tag der Tour ist mit 82 Kilometern und 1.210 Höhenmeter eher ein Ruhetag vor dem großen Showdown.

Wie Profil fühlen, wie UrlauberInnen Rennrad fahren.

Das Beste kommt zum Schluss. Auch das Höchste. Mit dem Fuschertörl und dem Hochtor auf 2.504 m.ü.A erreicht der Austria Giro 2024 hier seinen Höhepunkt. Die 5. Etappe beginnen wir mit einem Zug- oder Bustransfer nach Zell am See. Um die Tageskilometer etwas zu reduzieren. Am letzten Tag müssen wir früh aus dem Bett, um auf der Großglockner Hochalpenstraße den Hauptverkehr zu vermeiden. Insgesamt warten auf 162 Kilometern noch einmal 3.000 Höhenmeter über das Dach der Tour, durch das Mölltal, entlang des Millstätter Sees hinauf nach Bad Kleinkirchheim. Hier Ende die Tour mit einem letzten gemeinsamen Essen. Und wer weiß, mit einer lauten Explorer Hotel Party.

Der Abreisetag tags darauf besteht dann noch aus einem Bustransfer entweder nach Villach (Hauptbahnhof) oder zurück nach Feldkirch.

Der Austria Giro 2024 ist die Gelegenheit, sich wie ein Profi bei einer Grand Tour zu fühlen. Ganz ohne Zeitstress. Gemeinsam wegfahren und gemeinsam ankommen. Ich freue mich, euch persönlich auf der Tour zu begleiten.

Zur Anmeldung gehts hier. Wir sehen uns.

Cristian für #ktrchts

Der My Esel E-Gravel im Test.

My Esel E-Graval im Test

Es gibt wohl viele Kriterien, nach denen beurteilt werden kann, ob die Ergebnisse eines Biketests ehrlich zustande gekommen sind und wie effektiv dabei getestet worden ist. Eines dieser Kriterien ist der Zustand des Fahrrads selbst. Erkennt man nach dem Test die Farbe des Rades nicht mehr und wiegt es mehr als vor dem Test, dann wurde ganze (Offroad) Arbeit geleistet. Braucht man dann auch noch einen ganzen Nachmittag, um die Spuren zu beseitigen, dann kann der Test nur ein voller Erfolg gewesen sein. So gesehen darf ich mir in aller Bescheidenheit auf die Schulter klopfen. Ich habe den My Esel E-Gravel im Test ausgiebig durch den Dreck gezogen, über den Schotter und den Asphalt gejagt, habe ihn schonungslos an sein Reichweiten-Limit gebracht und ich habe den Motor aus seiner Kraftreserve gelockt. Test gelungen, Patient wohlauf und nach mehreren Tagen Schlammtherapie wieder sauber.

Der erste Eindruck zählt. Und bleibt hängen.

Das My Esel E-Gravelbike ist kaum zu übersehen. Egal, wo es auftaucht. Es bleibt nicht lange unbemerkbar. Stoisch steht es da. Die Walnuss-Optik verleiht dem Bike besondere Eleganz und Einzigartigkeit, die Shimano-Komponenten (GRX Di2) gliedern sich gekonnt in den Gesamteindruck ein und die Carbonlaufräder machen das Fahrrad mit dem Holzrahmen bereits im Stand schnittig und schnell. Auffällig ist die versteckte Präsenz von Motor und Akku. Das My Esel E-Gravelbike entpuppt sich erst beim genauen Hinschauen als E-Bike (Pedelec, wenn wir es genau nehmen). Dank Hinterradnabenantrieb und dem im Holzrahmen verbauten Akku. Ein frisiertes Bio-Bike. Besonderes Detail am My Esel E-Gravelbike ist der neue, alt bewährte Hollow-Tech Holzrahmen. Im Vergleich zu den früheren Modellen wurden hier die „Ecken“ abgerundet. Damit wirkt der Rahmen zärtlicher und weicher. Die Maserung wird perfekt akzentuiert. Befestigungsmöglichkeiten für Kotflügel, Licht und Gepäck sind auch schon serienmäßig mit dabei.

Der erste Eindruck ist gut. Er prägt sich ein und schraubt die Erwartungen nach oben. Entscheidend ist aber der Praxistest. Was können 42 NM Kraft und 250 Wh Ausdauer mit 15,8 kg Schönheit anfangen? Viel, ziemlich viel und das Ganze auch noch halbwegs lange.

Intelligent und behutsam die Unterstützung ausnutzen.

Schon beim ersten Tritt offenbart sich die Stärke des My Esel E-Gravelbikes. Quasi im Stand. Die Unterstützung ist im Bruchteil einer Sekunde dank Anfahrtshilfe sofort da und begleitet einen bis weit über die 25 km/h Schwelle hinaus. Das Ganze schon mit Stufe 1 von 3, wenn man es kann. Und will. Der My Esel E-Gravel im Test hat mich diesbezüglich wieder gelehrt, dass E-Bikes (Pedelecs) keine Motorräder sind. Man muss das System verstehen, um es zu nutzen. Hat man dieses „Grundverständnis“ intus, dann steht dem E-Bike-Spass nichts im Wege. Also nicht einfach darauf lostreten, sondern intelligent und behutsam die Unterstützung ausnutzen. Speziell bergauf. Das E-Gravel will zuerst mit Kopf gefahren werden, erst dann mit den Beinen.

42 NM sind jetzt nicht die Welt (und kein Motorrad). Sie reichen aber vollkommen aus, immer genug Unterstützung zu haben, um sich den Gegebenheiten anzupassen und ein stetiges Vorankommen zu garantieren. Stufe 1 reicht aus, um Bergpassagen mit bis zu 25 km/h+ hinauf zu cruisen. Natürlich mit entsprechender Bio-Unterstützung. Motor und Muskelkraft lassen die 15,8 kg schnell vergessen. Solange der E-Gravel rollt, rollt er. Und steht er einmal, bringt ihn zuerst die Anfahrtshilfe und dann die Unterstützung schnell ins Rollen. Das ist sein Geheimnis. Erst wenn man das E-Gravel wieder einmal heben muss, fällt das Gewicht auf.

42 NM reichen auch aus, im tiefen Boden oder bei Unebenheiten ständig Traktion zu haben (und zu finden). Ein gutes Taktgefühl vorausgesetzt. Der integrierte Drehmomentsensor weiß ganz genau, wann er mehr und wann er weniger Kraft mitsteuern darf und soll. Dieses Wissen gilt es gekonnt zu nutzen. Der My Esel E-Gravel im Test entpuppte sich als kraftvolles Spielzeug mit sanften Charakterzügen.

Schottern ohne Ende. Und dann weiter am Asphalt.

Stufe 1, 2 oder 3? Eins reicht, zwei habe ich ein paar Mal ausprobiert und drei habe ich einfach ignoriert. E-Bikes sind keine Motorräder. Außerdem läuft der Akku bei Stufe 1 lang genug, um das Ende der Unterstützung so lange wie möglich hinauszuzögern. Das längste der Gefühle waren 95 Kilometer gut dosierte und schlau verwaltete Reichweite. Immerhin mit 600 Höhenmetern bei einem Schnitt von 26 km/h. Ganz schön sportlich würde ich jetzt behaupten. Und auch so nieder- und unterschreiben. Ich würde gerne wissen, wie das Ganze mit dem optional erhältlichen 350 Wh Akku ausgegangen wäre.

Alles in allem fährt sich der My Esel E-Gravel sensationell gut. Das Rad wirkt kompakt und wendig, sportlich und komfortabel. Die von mir gefahrene Größe M hat Wind und Wetter überstanden, rasante Abfahrten überlebt und auch künstlich herbeigeführte Gefahrensituationen bravourös gemeistert. Die 45 mm Reifen sorgen immer für Halt, Stabilität und Spurtreue. Sogar ein fiktiver Elch-Test hat dem Rad nicht geschadet. Mir auch nicht. Und das, obwohl Vorder- und Hinterreifen mit reichlich Druck rolltauglich gemacht worden sind. Mit Hilfe der Traktion lässt sich das E-Gravel vom My Esel präzise steuern. Ein einfacher physikalischer Trick.

Und am Ende die Gretchenfrage.

Wer braucht denn eigentlich ein My Esel E-Gravel? Niemand. Vor dem Test wäre das meine voreilige und unüberlegte, teils egozentrische Antwort gewesen. Nachdem ich aber den My Esel E-Gravel testen, fahren und kennenlernen durfte, muss ich mir eingestehen, dass diese Frage weit komplexer ist. Dabei geht es wohl nicht um das Brauchen oder nicht. Wohl eher um das Wollen. Wer will denn eigentlich einen My Esel E-Gravel? Ich würde ihn wollen. Zum Beispiel als Alltagsfahrrad. Die Blicke, die das Rad auf sich zieht, sind Balsam für das Seelenego. Oder als spezielles Trainingsfahrrad. Kraftausdauer lässt sich damit sehr gut und effizient trainieren. Mit oder ohne Unterstützung. Und die Fahrt zum Bäcker wäre keine gewöhnliche Fahrt, sondern mehr ein Triumphzug. Eines ist sicher. Im Keller oder in der Garage würde der My Esel E-Gravel bei mir nicht verstauben. Es macht Spass und lässt den sportlichen Charakter nicht vermissen.

Gewünscht hätte ich mir unendliche Power für längere Ausfahrten (100k +). Weil man sich schnell an die Unterstützung gewöhnt und den Kopf lieber für andere Gedanken freihätte. So fährt ein Verbrauchsrechner ständig mit. Auch eine Bedienung des übersichtlichen und perfekt integrierten Displays vom Lenker aus, würde auf meiner Wunschliste stehen. Theoretisch sollte das die Di2 zulassen. Wenn dann obendrauf auch noch die Daten für Strava (zumindest Geschwindigkeit, Dauer und Entfernung) mit aufgezeichnet und gespeichert würden, wäre alles perfekt. Fast hätte ich es vergessen: Die Leistung hätte ich noch gerne gemessen gehabt.

Einen weiteren Aspekt möchte ich an dieser Stelle noch einbringen. Und zwar jenen der Leistungsnivellierung. Der E-Gravel gleicht aus, was manchmal an Kondition, Kraft und Motivation fehlt. So lässt sich eine Ausfahrt zu Zweit harmonischer gestalten. Aber das wäre jetzt ein ganz anderes (romantisches) Thema. Ein Thema, mit dem man sich auch die Finger verbrennen kann. Oder wie seht ihr das?

Cristian
#ktrchts

My Esel E-Gravel Facts:

Gefahren wurde das My Esel E-Gravel Performance Modell. UVP € 6.650,- inkl. Ust. Aufpreis für Maßfertigung € 800,-.

MotorUPEA

Der UPEA Antrieb ist eine Entwicklung der My Esel GmbH. Der leichte und dynamische Nabenantrieb bietet ordentlich Kraft und eignet sich perfekt für hügeliges Gebiete. Das ganze geräuschlos und unsichtbar im Fahrrad integriert.

– Viel Power dank des dynamischen Nabenmotors mit 250 W I 42 Nm
– 100 % Freilauf für optimale Nutzung ohne Antrieb
– Sanfte und kontrollierte Steuerung durch Drehmomentsensor
– Reduziertes und übersichtliches Display
– Schiebehilfe mit 5 km/h
– Geräuschärmste Antrieb am Markt
– USB Ladebuchse für Smartphones
AkkuHochwertiger 250 Wh Akku (optional 350 WH) I Serviceöffnung und Ladebuchse am Rahmen
Reichweite80 km
* Bei den Reichweitenangaben handelt es sich um durchschnittliche Erfahrungswerte von My Ese. Aufgrund von Topografie, Unterstützungsstufe und Eigenleistung sind aber auch deutlich höhere oder geringere Reichweite im Vergleich zur Angabe möglich.
Ladezeit100 % in 3 Stunden I 60 % ca. 1 Stunde
RahmenMy Esel HollowTech Rahmen aus Walnuss
hohe Steifigkeit, robust und alltagstauglich, dämpft Vibrationen perfekt, bietet hohe Laufruhe, Befestigung für Flaschenhalter, Ständer, Kotflügel. Licht und Gepäck
TypologieGravel
GabelMy Esel Carbongabel mit Aluschaft
SattelSattel Selle SLR BOOST SF
SattelstützePRO Discover Seatpost Carb 27,2/20
BremseShimano BR-RX810
SchaltungShimano GRX Di2 1 x 11
KurbelMy Esel Kurbel mit Drehmomenttretlager
LaufradsatzPancho Wheels Carbon-Hochflanschfelge
BereifungSchwalbe G-ONE Allround 45×622
Gewicht15,8 kg

Gleichberechtigung von Frauen im Radsport.

Gleichberechtigung von Frauen im Radsport

Eines vorweg. Dieser Beitrag soll neutral wie möglich sein. Weder möchte ich hier irgendjemanden anschwärzen, noch in Schutz nehmen. Ich habe meine persönliche Meinung und die steht für absolute Gleichberechtigung von Frauen im Radsport. Gleichberechtigung, nicht nur im Radsport. Auch in Bezug auf den King of the Lake. Hier habe ich schon seit Jahren das Gefühl, dass da die Zeichen der Zeit nicht erkannt worden sind. Beim Schreiben diverser Beiträge ist mir das dominante „King“ immer wieder im Weg gestanden. Deshalb habe ich, wo es möglich war, versucht, King und Queen gleichzustellen. War nicht immer einfach (SEO lässt grüßen – zu meiner Schande). Auch die Idee, heuer mit drei Damen an den Start zu gehen, sehe ich für mich als eigener Beitrag zur Gleichberechtigung.

Genderprofi aus Überzeugung.

Richtig Gendern ist nicht das, was man einfach mit M/W/D ergänzt oder mit */I kennzeichnet (es gibt auch noch andere Möglichkeiten). Gendern darf (muss) eine Einstellung sein. Eine innere Überzeugung. Wie auch immer man diese dann zum Ausdruck bringt. Und wenn jemand anderer Meinung ist, dann ist das auch zu akzeptieren. Es hat auch jede*r das Recht dazu, dies zu kommunizieren. Wie immer macht aber der Ton die Musik. Jede Form der Kommunikation muss mit gegenseitigem Respekt erfolgen. Respekt, der zwischen dem Veranstalter (King and Queen of the Lake) und einer Starterin (Name bekannt) einseitig gefehlt hat.

Was ist passiert? Magdalena hatte in einem Instagram Post die Veranstalter gefragt, ob es beim King of the Lake (Queen of the Lake) nicht auch eine Damen-Elite Wertung mit Preisgeld geben kann. In der Klasse King of the Lake Herren Elite, werden immerhin € 1.000,- an den Sieger ausbezahlt. An und für sich eine einfache und auch nicht falsch zu verstehende Frage. Die Antwort des Veranstalters kam dann prompt und sagen wir einmal salopp ausgedrückt, etwas „angepisst“ (siehe Screenshot).

King and Queen of the Lake fail

Ich weiß nicht, welcher Teufel da den Veranstalter (oder die Social Media Abteilung) geritten hat. Respekt und Wertschätzung sehen anders aus. Dass hier eine Lawine losgetreten worden ist, versteht sich von selbst. Erschreckend dabei, dass es sogar Solidarität mit dem Veranstalter gegeben hat. Mit Sicherheit wurden, wie so oft, Themen gemischt und durcheinander gebracht. Man liest, was man lesen will (selektive Wahrnehmung) und vergisst ganz gerne die Reflexion.

Zuerst denken, dann schreiben.

Man kann in einer Diskussion nicht mehrere Fliegen mit einer Klatsche fangen. Zuerst denken, dann schreiben ist in Zeiten der schnellen Kommunikation das Zauberwort. Auch, wenn man nachher zurückrudert. Obwohl #nopology die nächste Gefahrenstufe darstellt. Wenn dies wieder ohne zuerst denken, passiert.

Ich selbst fahre nicht nur Rad (!). Mein Hauptberuf ist in der Kommunikation. Und ich weiß, dass man diese Situation viel besser hätte lösen können. So, dass der Köder dem Fisch schmeckt (Zuhören, Konsens, Empathie, Verständnis …). Wir leben in einer Zeit des Wandels. Mit vielen alten und neuen gesellschaftsrelevanten Diskussionen, die zu wichtig sind, um sie unter den Tisch zu kehren oder mit der Holzhammermethode im Keim zu ersticken. Auch im Radsport. Ich begrüße es, dass es sehr gute und sehr wichtig Ansätze gibt. Die diesjährige Tour de France für Frauen war ein Spektakel. Andere Veranstalter forcieren eigene Damenkategorien (Istria 300 Ladies zum Beispiel). Freuen wir uns über diese immer mehr werdenden Möglichkeiten und dann reden wir noch über die Namen der Veranstaltungen. Denn Diskriminierung steckt oft auch hier dahinter. Aber das würde jetzt zu viel. Ganz spontan ist mir „Qeeing of the Lake“ eingefallen. Blöde Idee. Zu progressiv.

Ganz egal. Was liegt, das pickt. Und in Sachen „King an Queen of the Lake“ ist jetzt ein Jahr Zeit, eine Equality-Richtung einzuschlagen. Diese hat der Veranstalter auch in seinem Statement versprochen.

Hoffentlich schläft die Diskussion jetzt nicht ein und wird sachlich und fair weitergeführt. Mit einem richtig guten Statement von der VICCRD gehe ich wieder zurück in die Beobachterkabine. In diesem Sinne: Der König ist tot, es lebe die Königin und der König.

#ktrchts

King of the Lake Rückblick.

King of the Lake Rückblick

Premiere gelungen. Eigentlich wäre damit schon alles gesagt. Ein knackiger King of the Lake Rückblick. Der Plan, dieses Jahr mit drei Damen ins Rennen zu gehen, ist voll aufgegangen. Mittendrin, statt nur daheim. Wie jedes Jahr, wenn sich am Attersee das Who is Who unter den Laktatjunkies mit Vorliebe für den Unterlenker treffen, um sich auf der 47 Kilometer langen Uferstraße im Uhrzeigersinn so schnell wie möglich einmal um den See zu drehen. Wenn der Radsportverein Atterbiker rund um Ok-Leiter und Obmann Erwin Mayer samt Team ruft, ist Widerstand zwecklos. Und das bereits zum 13. Mal. Die Krönung am Attersee zum King und zur Queen of the Lake ist und bleibt der absolute Ritterschlag.

Die Geschichte dreier Damen und eines Herren.

Es war kurz vor 10 Uhr. Martina schrieb in die Gruppe, dass das Café Klimt noch geschlossen sei. Wir haben es aber trotzdem beim Treffpunkt belassen. Das geplante Blind Date (dank Social Media nicht ganz so blind) fand am Parkplatz statt. Martina, Stefanie und Vanessa sahen sich zum ersten Mal. Vor ihnen ungewisse Stunden. Alle drei wurden auserwählt, mit mir eine flotte Runde um den Attersee zu drehen. Mixed Heros by ktrchts der Titel des ausgeschriebenen Abenteuers unter der Sonne des Salzkammerguts. Die Damen waren gespannt, vielleicht nervös. Ich verteilte noch schnell feinsten Zwirn. Wir wollten nicht nur schnell sein, sondern auch gut aussehen. Die Startnummern, das Startergeschenk, den Zeitnehmchip und je zwei Kabelbinder gab es obendrauf. „Bitte beim Befestigen darauf achten, dass die Speichen nicht mit befestigt werden.“ Ein Wink, ein Rat, ein Schmäh. Nicht umsonst. Abgang. Für das Team gab es noch einen letzten Freigang. Wir sollten uns um 12 zum Einfahren wieder zusammenfinden.

Dann wurde es langsam immer ernster. Neben einem allerersten Miteinander-Fahren gab es auch taktische Besprechungen. Ich habe zuerst vorgeschlagen, dass wir uns abwechseln. Ganz nach Protokoll. Dann aber vorsichtig und leise auch die Idee ins Spiel gebracht, auf der ganzen Runde im Wind zu fahren. Als Windschattenspender. Eigentlich hätte ich mir für diesen Plan Gegenwehr erwartet. Diese blieb aber aus. Unsere Renntaktik war also beschlossen. Auf einen Schwur haben wir verzichtet. Dass wir alle gemeinsam ins Ziel kommen wollten, stand für mich nie außer Frage. Nur nach Vorweisen eines ärztlichen Attests, hätte ich eine Dame widerwillig zurückgelassen.

Start beim King of the Lake

Mit Teamgeist das Laktat verstoffwechseln.

Die Sache mit den Kabelbindern hatten wir dann auch gelöst. Der Hinweis war nicht umsonst. Gut, dass ich schon 8 Mal beim King of the Lake gewesen bin. Erfahrung ist alles. Dann war noch das Thema Startrampe. Für jene, die da noch nie losgelassen worden sind, fühlt sich das Halten irgendwie schief an. „Du musst dich zu 100 % in die Hände eines Mannes fallen lassen“. Ja, die Funktion des Starthelfers ist beim King of the Lake noch fest in männlicher Hand. „Es ist aber keine Schande, einen Fuß am Boden zu lassen und dann später einzuklicken. Die ersten paar hundert Meter hat man noch Zeit. Da passiert nicht viel“ Drei, zwei, eins … wir wurden losgelassen und unserem Schicksal, unserer Renntaktik, übergeben.

Schnell ging es den ersten Hügel hinauf. Zeit, sich zu formieren. Anschnallen, Zug fährt ab. Die ersten Kilometer, wie aus dem Lehrbuch. Dann erste kleine Systemstörungen, die uns gezwungen haben, das Tempo leicht anzupassen. Um uns bergauf nicht ganz aufzulösen. Erste Teams begannen zu diesem Zeitpunkt schon an uns vorbeizufahren. Schöne Grüße an dieser Stelle an Stefanie (@la_pedalera) und Mario (@el_pedalero) vom Team Radl-Eck Racing. Es war ein kurzes Vergnügen. Vom Team BOA Ladies hingegen habe ich mir einen entscheidenden Move abgeschaut. Learning by pedaling. Man lernt nie aus.

Ein Rennraddrama in mehreren Akten.

Der King of the Lake ist ein Rennraddrama in mehreren Akten. Ohne Pause dazwischen. Die Gefühlswelt, eine Achterbahn. Das Drehbuch, kaum einzuhalten. Improvisation ist gefragt. Und wenn’s nicht mehr läuft, muss es trotzdem laufen. Mit fremder Hilfe. Gemeinsam wegfahren und gemeinsam ankommen. So gab es ab den ersten nennenswerten Anstiegen nach Weißenbach am Attersee Schubkraft und eine helfende Hand. Dazu ein Erfolgserlebnis. Wir konnten nach 21 Kilometern ein Team überholen. Und das bergauf. Die Hälfte war geschafft. Jetzt nur noch Gegenwind und ein paar Hügel.

Wie immer wird es am westlichen Ufer des Attersees eng. Teilweise vermischen sich die Teams untereinander. Formationen lösen sich auf. Es herrscht leichtes Chaos. Wer fährt jetzt mit wem und wo sind die anderen? Fragen über Fragen. Auch begegnet man hier „Zurückgelassene“ anderer Teams. Wir hingegen setzten auf maximalen Schub. Auch in der Ebene. Mit veränderter Formation gings über den Buchberg, den Litzlberg und auch über den letzten Schubser vor dem Tiefflug ins Ziel. Gute Teamarbeit hilft, Laktat besser zu verstoffwechseln und Grenzen zu verschieben.

Teamarbeit beim King of the Lake

Alles schreit nach Wiederholung.

Es darf ein bisschen Spass machen und es wird ein bisschen weh tun. Oder habe ich es anders formuliert? Es darf ein bisschen weh tun und es wird ein bisschen Spass machen. Egal. Ende gut und alle im Ziel. Die Geschichte dreier Damen und einem Herren hatte das Happy End. Mit knapp 35 km/h Schnitt auch ziemlich flott. Eine Premiere im King of the Lake Rückblick. Zuerst zusammengewürfelt und am Ende zusammengeschweißt. Der King of the Lake hat neue Fans gewonnen.

Dieses Event zieht dich in seinen Bann. Es reißt dich mit. Fordert dich heraus. Nimmst du die Herausforderung an, lässt es dich fliegen. Der King of the Lake macht dich stark, wenn du dich seiner physikalischen Kraft stellst. Vanessa hätte es nicht besser zusammenfassen können. „Feet in the pedals – head in the clouds.“

Alles schreit nach Wiederholung. Schauen wir einmal. 2024 wird es hoffentlich einen weiteren King of the Lake geben. Irgendwann im September. Davor wird es heiß hergehen, wenn es wieder heißt, Anmeldungen geöffnet.

#ktrchts

PS: Danke an dieser Stelle an Martina, Stefanie und Vanessa fürs Dabeisein und fürs Mitfahren.

Ötztaler Radmarathon 2023

Ötztaler Radmarathon 2023

Es war eine heiße Premiere. Der Ötztaler Radmarathon 2023 hat in seiner ersten (und wohl letzten) Juli-Edition vielen TeilnehmerInnen einen großen Traum erfüllt, gleichzeitig aber auch einigen alle Hoffnungen auf das begehrteste Finisher-Trikot der Geschichte genommen. Der „Ötzi“ ist und bleibt gnadenlos. Er kennt Jahr für Jahr kein Erbarmen. Schwitzen oder frieren. Dazwischen gibt es selten Spielraum. Wer die letzten Jahre sein Königreich für einen wärmenden Sonnenstrahl am Timmelsjoch verschenkt hätte, wäre dieses Jahr an gleicher Stelle mit einem kühlen Schauer richtig glücklich geworden. Vielleicht haben einige sogar vom Schnee vergangener Jahre geträumt. Der Hitze zum Trotz haben von 4.337 StarterInnen (4.014 Männer und 322 Frauen) 3.869 den Weg ins Ziel nach Sölden gefunden. Sie alle dürfen sich über ein äußerst prestigeträchtiges Stück Lycra freuen. Chapeau. Natürlich auch den SiegerInnen Manuel Senni und Janine Meyer.

Plötzlich Juli und plötzlich Hochsommer.

Es war schon eine ganz große Überraschung, als der Termin 2023 für den 9. Juli angekündigt wurde. Ein Ötztaler Radmarathon im Hochsommer? Feine Sache. Ganz ohne Ballast. Keine Überschuhe, keine Merino-Socken, keine Mütze, keine Handschuhe, keine Beinlinge und vor allem kein nerviges An- und Ausziehen. Das war zumindest die Hoffnung. Hoffnung, aus der, je näher der Termin rückte, Gewissheit wurde. Der Celsius-Dreier war fix. Und wer St. Leonhard kennt, weiß, dass ein Vierer hier unten keine Utopie sein muss. Plötzlich Juli und plötzlich Hochsommer in Sölden. Es war also alles angerichtet. Für ein chilliges Rennwochenende. Ohne den gefürchteten Ötzi-Wetter-Schreck. Ein kühler Donnerstag, ein sonniger und frischer Freitag (samt Gewitter-Eintagsfliege), ein trockener Samstag und der heiße Rennsonntag, von dem viele noch ihren Enkeln erzählen werden.

Tipps vom Profi Anton Palzer.

Eine gute Vorbereitung ist das eine, der Renntag selber das andere. Und die Hitze? Die große Unbekannte. Zum Glück gab es Tipps von Anton „Toni“ Palzer (#goschnpoliern) beim Medienempfang im Bergzauber hoch über Sölden. „Viel trinken und vor allem essen. Bis zu 120 bis 140 g Kohlehydrate pro Stunde. Und eine Flasche mit Wasser. Zum Kühlen“. Na bumm. Aerobee haben 18-19 g Kohlenhydrate und 180 mg Salz pro Gel. Das wären dann 7,3 Packungen pro Stunde. Die Tipps vom Profi Anton Palzer waren gut gemeint, haben jedoch ein schier unlösbares Logistikproblem geweckt. Wohin mit den Gels? Das Wasser? Die Salztabletten? Das Pulver für die Flasche? Glücklich all jene, die eine Betreuung entlang der Strecke „buchen“ konnten. Trotz Vollpension entlang der 227 Kilometer mit insgesamt 5 + 1 Labestationen auf 5.300 Höhenmeter. Ein Hobbyrennen ist der Ötztaler Radmarathon schon lange nicht mehr.

Dead Valley auf 1500 Metern Höhe.

Alle haben sich es warm gewünscht. Alle haben es heiß bekommen. Der Höhepunkt der Hitze lag eindeutig zwischen St. Leonhard und Moos. Einen Wimpernschlag nach dem Blick auf das kühle Blau des Schwimmbades von St. Leonhard, welches auf der Abfahrt vom Jaufenpass prominent ins Auge gestochen ist. Hier wären einige liebend gerne stehen geblieben und abgetaucht. Ab hier jedoch erwischte es wohl alle. Die 29 Kilometer mit knapp 1.800 Höhenmetern hinauf auf das Timmelsjoch waren ein frontaler Angriff auf den Kreislauf aller noch im Rennen Verbliebenen. Der tiefste Punkt erreicht. Das Vorspiel abrupt beendet. Jetzt ging es nur noch ums Überleben.

Die Kunst bestand von nun an darin, zwischen Schwarzsehen, Umfallen und Kotzen trotzdem einfach weiter zu kurbeln. Rhythmus hatten da nicht mehr viele. Kühlung Mangelware. Die Dame im Bikini in Moos hatte alle Hände und Becher voll zu tun, die Temperatur aufgeheizter TeilnehmerInnen zu regulieren. „Mogsch a wosso?“ Mehr war nicht zu vernehmen. Gleichzeitig ergoss sich ein Wasserschwall vom Helm bis tief unter den Rücken. Zehn Sekunden Power. Dann war der Spuk vorbei. Auch die Motorradfahrer konnten nicht mehr wirklich helfen. Ihr Getränkevorrat entweder aufgebraucht oder brodelnd. Fast kochend. Dead Valley auf über 1500 Metern Höhe. Was für ein Traum.

Wem der Kreislauf zu kippen drohte oder wem dadurch langsam die Kräfte schwanden, war am Höhepunkt des Ötztaler Radmarathons 2023 angekommen. Auch die Qual, sich mit Energie versorgen zu müssen und die Unmöglichkeit, den Körper zu kühlen, war Teil des vorprogrammierten Untergangs. Die Gesetze des Ötztaler Radmarathon kann man nicht brechen. Weder im Juli, noch Ende August. Und was hatte Anton Palzer noch am Vortag gesagt?

Ötztaler Leiden

Zwischen Hitzewelle und Wattschwelle.

Der Mensch ist zu vielem fähig. Dazu braucht er den Kopf. Beim Rennrad fahren auch die Beine. Wenn diese nicht mehr wollen, hilft nur mehr der Kopf. Fehlt aber die Verbindung, ist es aus. Hitze und Watt sind schwer in Einklang zu bringen. Das haben die meisten gespürt. Der Ötztaler Radmarathon verwandelt dich. Vor, während und nach dem Rennen. Egal ob kalt oder heiß. Du bist im Ziel ein anderer Rennradfahrer. Eine andere Rennradfahrerin. Die Verwandlung dauert je nach Kondition und Willenskraft 7 bis 14 Stunden. Ganz egal wie oft du bereits am Start gestanden bist. Nirgendwo anders wird das Finisher-Trikot mit derartigem Stolz getragen und vorgeführt. Der Mythos lebt. Eine Erfahrung, die man als RennradfahrerIn gemacht haben will. Warum das so ist, können nur jene beschreiben, die dabei waren und dabei sein werden.

Der Ötztaler Radmarathon ist nicht nur ein Rennen. Es ist ein Urlaub bei Freunden und mit Freunden. Auch wenn nicht mehr ganz so erschwinglich. Wie alles im Leben. Ein Teller Nudeln für € 14,- ist fast wie von einem anderen Stern. Der Stern der Reichen und Schönen. Vonseiten der TeilnehmerInnen wird nicht nur auf der Strecke vieles abverlangt. Es ist auch der Verzicht auf dem Weg nach Sölden. Um in Sölden anzukommen, bleibt einiges auf der Strecke. Familie, Beruf, Vermögen. Das Ötztal hat vieles richtig gemacht. Die Frage ist, wohin es noch gehen wird. Der Hobby-Radsport darf kein elitäres Eventspielzeug werden. Ein Wochenende für 2 Personen in Sölden ist samt Startplatz unter € 1.000 fast nicht mehr zu kriegen. Aber so ist die freie Marktwirtschaft. Angebotsknappheit und ganz viel Nachfrage.

Es geht um die eigenen Grenzen.

Das mit dem schönen Wetter über den vier Pässen hat dieses Mal perfekt funktioniert. Der Juli hat seinen Vorteil voll ausgespielt. Ein Segen für die TeilnehmerInnen und den Veranstalter. Sogar der letzte Teilnehmer konnte bei Tageslicht knapp unter 14 Stunden sein Ziel erreichen. Stress war ihm dabei nicht anzusehen. Er brauchte weder eine wärmende Decke oder Folie noch fremde Hilfe. Der Allerletzte zitterte nicht. Nein, er strahlte und mit ihm die vielen noch im Zielraum verbliebenen ZuschauerInnen. Einzig die Lichter der vielen Begleitfahrzeuge von Rettung, Polizei, Rennleiter und Traumfänger kamen nicht so zur Geltung wie üblich, wenn über Sölden die Nacht hereinbricht. Der Party im Ziel hat das aber nicht geschadet. Hier weiß man, wie man den Tag zur Nacht macht und den Morgen danach gut verschleiert.

Beim Ötztaler Radmarathon geht es um die eigenen Grenzen. Grenzen, die man hier verschieben muss. Beim Schreiben dieser Zeilen sind die Anstrengungen nach wie vor zu spüren. Aber auch die erlebten Hochs und Tiefs. Das 15. Finisher Trikot ist gut verstaut. Die 18. Teilnahme (plus der virtuelle Ötzi 2020) ist „in the books“. Sofern die Rechnung stimmt. Aufzeichnungen aus einer Zeit, als noch Armbändchen die Durchfahrt am Jaufenpass bestätigt haben, gibt es keine. Klopfen wir auf Holz, dass es weitere Teilnahmen geben wird. Warum man sich das antut? Einmal mitfahren und man bekommt die Antwort. Nein, man spürt sie. Sie geht durch den ganzen Körper. Schüttelt dich durch und rührt dich zu Tränen. Der Ötztaler Radmarathon nimmt viel und schenkt dir am Ende mehr als du dir je erhofft hast.

2024 wird alles wieder gleich anders.

Tür auf und gleich Tür wieder zu. Danke Juli. Es war eine schweißtreibende Freude. Wir werden dich vermissen. Kehren zurück zur alten Tradition. Die Frage, wie das Wetter werden wird, beschäftigt uns jetzt schon. Wir werden uns alle wieder anstellen und hoffen, dass wir dabei sein dürfen. Denn nach dem Ötztaler Radmarathon ist wie immer vor dem Ötztaler Radmarathon. Nie mehr wieder, bis zum nächsten Mal.

Der Ötztaler Radmarathon 2023 in Zahlen: 3.869 FinisherInnen und 4.337 Heldinnen. Dazu noch Hunderte von freiwilligen HelferInnen und Tausende Begleitpersonen, ohne die der Ötztaler Radmarathon nicht das wäre, was er ist. Ein ganzes Tal steht kopf. Für all jene, die sich diesen Traum erfüllen wollen. Die nächste Gelegenheit ist am 1. September 2024. Bei vielleicht kühleren Temperaturen oder wie eh und je. Gnadenlos und ohne Erbarmen. Zwischen frieren und schwitzen. Mehr zum Event gibt es hier.

#ktrchts

Gruppenfahren – warum das so schwierig ist.

Gruppenfahren

Was gibt es schöneres, als mit dem Rennrad in einer großen und homogenen Gruppe dahinzurollen. Leichtfüßig dahinzugleiten und die Vorteile des Windschattens zu nutzen. Kilometer zu sammeln, die man sich sonst schwer erarbeiten müsste. Gruppenfahren ist und bleibt die höchste und schnellste Form des Weiterkommens. Kollektives Kräfteschonen. Einer für alle, alle für einen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Individualismus die Gruppendynamik wieder einmal sprengt.

Gruppendynamik ist der Teufel.

Über das sichere Gruppenfahren habe ich mich schon einmal gestürzt. Das Thema ist durch und es gibt nicht mehr viel zu ergänzen. Diesmal sind es andere Gedanken, die mich beschäftigen. Vielleicht, weil ich älter werde und mich deshalb nicht mehr beweisen kann. Möglicherweise bin ich aber für das Gruppenfahren nicht geschaffen. Wer weiß. Für mich ist das Rennradfahren in der Gruppe ein gemeinsames Erlebnis und kein Kräftemessen. Aber genau das erlebe ich immer wieder. Gruppendynamik ist der Teufel und das sich Zügeln eine Tugend, die man braucht, um eine Rennradgruppe zusammenzuhalten.

Rennradgruppen sind wie Organisationen, in der unterschiedliche Charaktere und Persönlichkeiten zusammentreffen. Das kann nie friktionsfrei sein. Da geht es um Positionen und Ansprüche. Und um Rollen, die dann jede*r in der Gruppe selbst einnimmt. Spannend, wenn man sich ein wenig mit der Materie beschäftigt. Beispielsweise das Ganze durch das rangdynamische Positionsmodell (Gruppendynamik) von Raoul Schindler betrachtet und analysiert.

Soziale Interaktion innerhalb von Rennradgruppen.

Auch in einer Rennradgruppe geht es um Positionen. Diese werden eingenommen und können auch immer wieder verlassen werden. Es gilt auch, dass Positionen mehr verliehen als genommen werden (Raoul Schindler). Erst durch die Akzeptanz der Anderen gelangt ein Gruppenmitlied in eine bestimmte Position (niemand wird zum Anführer, ohne dass die anderen Gruppenmitglieder ihm folgen).

Gruppendynamik Rennradfahren
© Roberto M.

Rangdynamischse Postionen* im „Peloton“.

G“ (Gruppenaufgabe bzw. Gegenüber bzw. Gegner): Auf dieses Außenkonstrukt ist die Wirkung der Gruppe gerichtet. Das kann das Ziel der Gruppenausfahrt sein. Zum Beispiel die Kilometer, die Geschwindigkeit, der Berg … Wichtig ist, dass die Gruppe „G“ (das Ziel) durch Alpha erreichbar sieht.

Alpha (Anführer): Alpha führt dem Ziel entgegen und leitet die Auseinandersetzung mit dem Gegenüber („G“). In einer Rennradgruppe ist Alpha, jene*r, mit dem Ziel vor Augen und sagt, wo es langgehen wird (soll). Alpha ist stark außen gewandt und in seinem Handeln nur davon beschränkt, ob die Gruppe ihm/ihr folgt. Folgt die Gruppe Alpha nicht, so ist Alpha auch nicht länger Alpha. Zum Beispiel, wenn die Gruppe sich nicht in der Lage sieht, das Ziel zu erreichen. Oder der Weg zum Ziel zu beschwerlicher wird (zu schnell, zu anstrengend …). Alpha schaut nach vorne und verliert so gerne den Blick nach hinten.

Beta (ExpertIn): Die klassischen „Zweiten“ sind die typischen BeraterInnen. Das Verhältnis zu Alpha ist ambivalent: Einerseits braucht Alpha Beta, um zu führen, und Beta braucht Alpha, um an der Macht teilzuhaben. Andererseits haben Betas am ehesten das Potenzial, Alpha zu stürzen und selbst die Führung zu übernehmen. Betas sind in der Rennradgruppe jene, die mit Alpha die Führungsarbeit leisten und auf ihre Chance lauern.

Gamma (einfaches Gruppenmitglied): identifiziert sich mit Alpha (genauer: mit seiner Außensicht auf „G“ und unterstützt seinen/ihren Weg durch Zuarbeiten ohne eigenen Führungsanspruch. Gammas sind jene, die die „Knochenarbeit“ verrichten, ohne die keine Gruppe arbeitsfähig ist. Gammas findet man in Rennradgruppen zuhauf. Sie sind die HelferInnen, WasserträgerInnen und die Domestiques. Sie schließen Lücken, schauen nach hinten, informieren nach vorne …

Omega (Gegenposition zu Alpha – nicht zu verwechseln mit dem in der Biologie als Omega bezeichneten rangniedrigsten Individuum): ist der Gegenpol des dominanten Gruppengeschehens. Sein/ihr Verhalten äußert sich in offenem oder verdecktem Widerstand gegen die von Alpha kommunizierte Zielerreichung. Zentrales Element ist eine un- oder gegenabhängige Außensicht auf „G“, und genau das zieht in dieser Position den Widerstand auf sich: von Gamma(s), weil er/sie die Identifikation mit Alpha gefährdet (Alpha definiert den Blick auf „G“), und von Alpha, weil er/sie die Führungsposition gefährdet. Omega ist eine konstitutive (= bestimmende) Position in der Gruppe und ein wichtiger Qualitätsindikator für die Gruppenfunktionen – bei Omega drücken sich als Erstes Gruppendefizite (Zielerreichung, Zusammenhalt etc.) aus. Oft wird Omega jedoch nicht als Qualitätsindikator, sondern als Störfaktor angesehen, angegriffen und ausgeschlossen. Nicht selten rutscht nach kurzen kathartischen Episoden ein anderes Gruppenmitglied in diese Position, und das Spiel beginnt von Neuem.

Gruppenfahren ist deshalb so schwierig.

Und jetzt wird es spannend. Wenn die Konflikte um die Omega-Position steigen, besteht die grundsätzliche Möglichkeit, dass aus der Perspektive der Gammas die Verbindung Omega zu „G“ (dem Ziel) stärker erlebt wird, als die von Alpha zu „G“ (dem Ziel). Also, dann die Gruppe Omega eher zutraut, das Ziel zu erreichen. Dazu kommt noch, dass in Rennradgruppen die Betas auch immer wieder auf Ihre Chance lauern und bei einer Schwäche von Alpha gnadenlos zuschlagen.

Genau diese in Gruppe immer wieder auftretenden Spannungen – auch in Rennradgruppen, sind der Grund, warum Gruppenfahren teils schwierig ist oder wird.

Funktion, Position und Rolle in Rennradgruppen.

Funktion und Postion in einer Rennradgruppe geben Auskunft über die Aufgabe und die Macht, die man in einer Gruppe hat. Wie diese ausgeübt wird, bleibt dann von Fall zu Fall offen. Spezifische Merkmale wie Handlungen, Aussehen, Sprache, Körpersprache … sind die Rolle. Rollen sind daher stärker selbstgewählt und haben stärker mit den Persönlichkeitseigenschaften der Rollenträger zu tun

Kompliziert? Nein. Nicht wirklich und von Rennradgruppe zu Rennradgruppe verschieden. Überlegt euch selbst einmal, wo ihr eure Position bei einer Gruppenausfahrt seht. Oder welche Postion ihr beim Gruppenfahren anderen streitig macht oder machen wollt. Dieses Modell ist uns allen näher als wir glauben.

Viel Spass beim Gruppenfahren.
#ktchts

*Quelle: rangdynamisches Positionsmodell von Raoul Schindler (Wikipedia)

Welcher Festive500 Typ bist du?

Festive500 Typ

Alle Jahre nicht schon wieder. Die Festive500 stehen vor der Tür. Und jeder weiß ganz genau, was das bedeutet. 500 Kilometer radeln. Zwischen Weihnachten und Neujahr, Vanillekipferln und Karpfen, Schweinsbraten und Tiramisu, Familie und Verwandte. Dazu kommt noch das Radeln gegen den Wind und gegen das Wetter, bei Schnee und Eis, bei Tag und bei Nacht. 500 Kilometer in 8 Tagen sind nur 62,5 Kilometer pro Tag. Nicht viel, aber zu viel für die Zeit, die eigentlich die stillste im Jahr sein sollte. Diese Challenge hat‘s in sich und ist auch für dich die Möglichkeit, dir selbst am Ende des Jahres eine besondere EGO-Krone aufzusetzen. Bist du dabei? Wenn ja, hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, welcher Festive500 Typ du eigentlich bist? Vielleicht findest du dich irgendwo wieder.

Draußen oder drinnen?

Der Streber. Die Streberin.

Dieser Typ RadfahrerIn hat sich in den letzten Jahren stark evolviert und ist auch dank der Challenge über sich hinausgewachsen. Diese Typen fackeln nicht lange herum und setzen der Festive500 ihren eigenen Stempel auf. Ihr Credo lautet – nonstop oder gar nicht. Der Streber und die Streberin brauchen also nur einen Tag, die Challenge erfolgreich abzuschließen. Krank, aber geil.

Der Mimimi. Die Mimimi.

Ich weiß nicht. Zu kalt. Zu wenig Zeit. Viel zu gefährlich. Die Familie ist wichtiger. Ich brauche das nicht. Es gibt keine Ausrede, die dem Minimis zu blöd ist. Sie sind zwar dabei, scheitern aber meistens an sich selbst. Am Ende stehen vielleicht 100, 200, 250 oder auch 300 Kilometer zu Buche. Kilometer, mit denen sie dann versuchen, doch und dank der Ausreden ein bisschen vom magischen Festive500 Helden- und Heldinnenstatus abzubekommen.

Mimimi by sweets.ch

Der Noch-Denker. Die Noch-Denkerin.

Diese Typen denken von Anfang an, dass sie noch so und so viele Kilometer zu strampeln haben und dass noch so und so viele Tage zur Verfügung stehen. Noch 500 Kilometer und noch 8 Tage sind der Anfang und jeder Kilometer und Tag bringt sie näher an das Ziel heran. Was sich mit noch 500 und wenig später mit noch 499 Kilometern frustrierend anfühlt, wird von Kilometer zu Kilometer besser. Was sich mit noch 8 Tage freudig anhört, lässt hingegen mit noch 7, 6 … hingegen immer mehr Stress aufkommen. Noch-Denker und Noch-Denkerinnen sind gefangen im Zwiespalt zwischen Erreichtem und Verbleibenden. Ihr Problem? Noch wenig erreicht und noch weniger Tage Zeit.

Die Schon-Denker. Die Schon-Denkerinnen.

Schon-Denker und Schon-Denkerinnen sind das Gegenteil der Noch-Denkenden. Ihr Dilemma und die Zwiespalt liegt genau andersrum. Sie zählen, was sie schon erreicht haben und wie viele Tage schon vergangen sind. Das ist praktisch, wenn man fleißig und konsequent war. Ihr Problem? Schon zu wenig erreicht und schon zu viele Tage vergangen.

Der Buchhalter. Die Buchalterin.

Die Buchhalter haben einen genauen Plan. Für sie sind die 8 Tage penibelst verplant. Das Zeitkontingent ist straff reglementiert. Die einzelnen Tages-Einheiten zwischen Elternbesuch, Kinderdienst, Verwandtentratsch und beruflicher Karriereleiter hineingequetscht. Wiederholungstäterinnen planen dabei genug Puffer ein. Mann und Frau weiß ja nie.

Hilfsmittel der BuchhalterInnen

Der Indorianer. Die Indorianerin.

IndorianerInnen gehen auf Nummer sicher und stellen sich der Festive500-Challenge selbstbewusst und unerschrocken einfach nur Indoor. Sicher ist sicher. Flexibilität und Wetterunabhängigkeit sowie ein gewisses Maß an situationselastischem Zeitmanagement sind die stichhaltigen Werte dieses Festive500 Typ. IndorianerInnen sind nicht selten auch NetflixianerInnen. Am Ende der Festive500 haben sie nicht nur 500 Kilometer am Konto, sondern auch die neuesten Serien intus.

Der Polarisierende. Die Polarisierende.

Im Gegensatz zu den IndorianerInnen gehen die Polarisierenden nach draußen. Für sie ist das Hier und Jetzt in freien Natur. Ausschließlich in freier Natur. Je kälter und winterlicher, desto besser. Ihr Ziel ist die Glorifizierung (und die Eismumifizierung) ihrer Outdooraktivität. Besonders im alpinen Raum und in der nördlichen Hemisphäre sind die Polarisierenden gegenwärtig. Denn jeder kann bei Plusgraden und Sonne Rad fahren gehen. An dieser Stelle schöne Grüße an alle, die sich auf der südlichen Halbkugel oder in wärmeren Gefilde befinden.

Der Spätzünder. Die Spätzünderin.

Die Spätzünder und die Spätzünderin tun alles, probieren alles und versuchen alles. In letzter Instanz. Ihr Weg ist das Ziel. Sie verkörpern eine situationsbedingte Mischung aus allen Typologien. Sie beißen und verbeißen sich am Ende der Challenge, um doch noch zu reüssieren. Aus Ihnen hat sich möglicherweise der Typus Streber entwickelt. Aus einer Not heraus. Ihre Motivation? Erst. Erst eine geringe Anzahl an Kilometer und schon viele Tage vergangen. Mit der logischen Konsequenz einer kilometerweiten Glanzleistung.

Welcher Festive500 Typ bist du jetzt? Schreibe es gerne in die Kommentare. Auf alle Fälle gutes Gelingen, frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

ktrchts
#machurlaubfahrrennrad

Immer wieder King of the Lake.

Immer wieder King of the Lake

Noch wenige Minuten bis zum Start. Neben der üblichen Nervosität und dem Bedürfnis zum x-ten Mal in die Büsche zu springen, macht sich beim besorgten Blick in den Himmel zusätzliches Unbehagen bereit. Die Frage, ob und wann es regnen würde, ist in diesem Moment beantwortet. Damit wird die begonnene Aufwärmrunde am Parkplatz abrupt unterbrochen. Wo sind noch schnell die Regenhandschuhe und die Überschuhe? Die Zeit rennt. Die Handschuhe lassen sich finden, die Überschuhe bleiben verschollen. Immer wieder King of the Lake, heißt auch immer wieder das Nervenkostüm zu strapazieren. Es gibt keine Routine. Zumindest nicht bei mir. War es im letzten Jahr der ausgefallene Powermeter, so meint es heuer das Wetter gar nicht gut. Es gibt Wetter-Apps, die können ganz schön treffsicher sein. Zum Nachteil.

Ertrinken im eigenen Laktat.

Viele Jahre lang waren wir vom spätsommerlichen Wetter des Salzkammerguts mehr als nur verwöhnt worden. Dass der Attersee gnadenlos auch anders kann, wissen wir seit heuer wieder. Eine besondere Herausforderung für das Mannschaftszeitfahren. Die Diskussion, wer vorne fährt, wird bei diesen Bedingungen heftiger als sonst diskutiert. Wer will schon bei Nässe von unten, vorne und von oben, heftigem Gegen- und Seitenwind, sowie Blätter übersätem Asphalt blind jemanden hinterherfahren? Genau. Niemand. Wir, Team Mixed Heros mit Tina, Paul, Siggi und meiner Wenigkeit, waren uns deshalb schnell über die anzuwendende Rennstrategie uneinig. Das bereits vorprogrammierte Chaos wurde potenziert.

Der King of the Lake ist Vollgas. 47 Kilometer rund um den Attersee. Ein Privileg, das seinesgleichen sucht. Auf abgesperrter Straße. Traumhaft. Genial. Sich die Straße mit Platzregen und Sturm zu teilen, ist Nebensache. Das Erlebnis bleibt vordergründig und lässt sich von einem kleinen Wintervorgeschmack nicht trüben. Das zeigen auch die Leistungen der Ersten. Kaum ein Unterschied zu den schnellen Zeiten aus dem Vorjahr. Die Ausrede Wetter kann nicht geltend gemacht werden. Schade. Denn so hatten auch wir vom Mixed Team nur zuzugeben, dass wir einfach zu langsam waren. Trotz Regen, Sturm, Kälte und Hochwasser. Der Pathos lässt grüßen.

King of the Lake 2022

Hobetten Europameisterschaft.

Was das Team rund um OK-Leiter Erwin Mayer jährlich auf die Beine stellt, kann man nicht oft genug und im höchsten Maße loben. Sich diesen internationalen Stellenwert erarbeitet zu haben, zeugt von höchster Professionalität. Und trotzdem kommt beim King of the Lake das Familiäre nicht zu kurz. Man fährt zwar zum wohl bedeutendsten Einzelzeitfahren Europas, landet dann aber bei einem Familienfest. Mit Sportgrößen, die man sonst nur aus Funk und Fernsehen kennt. Wo sonst kann man UCI World Tour Fahrer Patrick Konrad (BORA Hansgrohe) oder Ultracycling Legende (lebende Legende) Christoph Strasser so locker und lässig begegnen?

Immer wieder King of the Lake ist Motto. Wer einmal herkommt, der will nie mehr wieder am dritten Samstag im September etwas anders vorhaben müssen. Als Solist, im 4er oder auch im 10er Team. King oder Queen of the Lake zu sein, ist zwar eine inoffizielle Krönung, aber eine, die zählt. Auf die man stolz sein kann.

Vom Protzen und Klotzen.

Der King of the Lake vereint alles, was protzt und klotzt. Allein die Zeitfahrräder, die hier aufkreuzen, sind getunte und gepimpte Monster mit modernster Technik. Ein 60iger Kettenblatt ist keine Seltenheit. Hier findet man auch, was es im Handeln nie geben wird. Eigenkonstruktionen der besonderen Art. Ideen, die schneller machen. Beim King of the Lake wird nicht gekleckert.

Immer wieder King of the Lake heißt, sich um einen Startplatz früh genug zu bewerben. Das Glück auf seiner seine zu haben und auf das große Los zu hoffen. Es heißt aber auch, ein wichtiges Saisonziel zu verfolgen. Egal ob sportlicher oder touristischer Natur. Eine Reise an den Attersee zahlt sich immer aus. Es muss ja nicht nur Radfahren sein. Kann es aber. Sollte es.

Die Sehnsucht nach dem See.

Es ist wie eine gesunde Abhängigkeit. Schon allein einen Startplatz sein eigen zu wissen, befriedigt die Sehnsucht. Die Frage, ob man wieder dabei sein wird, geht einen Sommer lang die Runde. Wer die Eintrittskarte zu diesem Laktatfest bekommt, braucht kein Weihnachtsgeschenk mehr. Der Lockruf des Sees löst eine Kettenreaktion aus. Für Haudegen und Rookies zugleich. Wer am Start steht, ist bereit, sich seiner persönlichen Prüfung zu stellen. Allein gegen die Zeit. Egal, wie man es dreht und wendet. Das einzige, was zählt, ist die Durchschnittsgeschwindigkeit. Je höher diese ist, desto kürzer gestaltet sich der Arbeitstag. Kurz leiden und lange davon zehren.

Diese Sehnsucht nach dem See ist ein großartiges Geschenk. Ganz egal, ob man wie heuer im eigenen Laktat ertrinkt. Wer will schon bei Nässe von unten, vorne und von oben, heftigem Gegen- und Seitenwind, sowie Blätter übersätem Asphalt blind jemanden hinterherfahren? Genau. Niemand. Aber wenn es so ist, dann ist das auch egal. Hauptsache immer wieder King of the Lake.

Wir sehen uns 2023 wieder. Hoffentlich.

#ktrchts

Race Around Niederösterreich.

Race Around Niederösterreich

Es muss nicht immer Radfahren sein. Auch wenn es das sein sollte. Ein Ultracycling-Rennen hinterm Steuer eines Betreuerautos hatte auch seine Reize. Einmal rund um Niederösterreich. 600 km und knapp 6.000 Höhenmeter. Start und Ziel in Weitra. So zumindest der Plan von Andi. Und weil das Ganze allein nicht zu meistern ist (offiziell), musste eine Crew dabei sein. Der Autor war ein Member davon und somit Teil des Race Around Niederösterreich 2022. Voll Rookie. Eine Premiere. Führerschein B, keine Erfahrung mit Automatikgetriebe, dafür mäßige Streckenkenntnisse. 2020 ging es schon einmal Unsupported rund um Niederösterreich. In zwei Tagen aufgeteilt. Beste Voraussetzungen also.

Artgerechte Anreise zum Ultracycling.

Man muss Bedingungen stellen, wenn man sich überreden lassen will. Kompromisse sind die Basis einer guten Freundschaft. Die Anreise nach Weitra musste also artgerecht mit dem Rennrad erfolgen. Als Trostplaster für die Team-Dienste. Mindestens 24 Stunden Rennrad-Entzug mitten Rennradfahrenden wäre sonst nicht auszuhalten gewesen. Von Eisenstadt weg. 210 wellige, von permanentem Gegenwind geprägten Kilometern. Insgesamt knapp 2000 Höhenmeter. Ein Drittel der Race Around Niederösterreich Distanz. Als Vorprogramm für einen Tag hinterm Steuer. Deal war Deal. Die luxuriöse Nacht im Hotel Hausschachen eine nicht erwartete Draufgabe. Zimmer so groß wie eine Kleinwohnung und ein Seeblick mit integriertem Urlaubsfeeling haben die Anspannung auf das bevorstehende Abenteuer in Schach gehalten. Danke Andreas.

Das Race Around Niederösterreich ist wie das Race Around Austria. Nur viel kleiner und kürzer. Logisch, dass die Vorbereitung etwas weniger Zeit in Anspruch nimmt. Viele Teilnehmer reisen sogar erst am Renntag an. Holen sich die Startnummer und fangen an, gemütlich das Auto mit allen notwendigen Pflichtkleber zu bemalen. Fahrräder inklusive. Andi und Team haben das bereits am Vormittag erledigt. Ob nach Plan oder improvisiert, muss erst eruiert werden. Es war wohl eher nach Gefühl. Die Position der Kleber am Auto sagt alles. Symmetrie sieht anders aus. Das Team rund um Ariane und eben dem Autor haben sich echt bemüht. Auch um den Glanz der Räder haben sie sich gekümmert. Zuerst wurden sie ordentlich geputzt und dann mit Rückstrahlern in zwei Farben betupft. Wahlweise gelb und weiß. Wie nach Reglement verlangt. Pro Laufrad 4 auf jeder Seite, zweimal Kurbelarm dann Sattelstütze, Gabel und Sattelstrebe.

Ultracyclling Vorbereitung

Auf die Plätze, fertig, rund um Niederösterreich.

Seitenwechsel. Vom Fahrer im Scheinwerferlicht zum Fahrer mit Scheinwerferlicht. Was am Rennrad nicht gelungen ist (einschlafen – zum Glück) wurde befürchtet. Vorschlafen also bis zum Start, der sich zeitlich etwas in die Länge gezogen hat. Fast wie warten auf das Christkind. Doch pünktlich um 1812 Uhr, ging die Startnummer 62 ins Rennen. Pacecar hinterher. Am Beifahrersitz Ariane mit allen notwendigen Informationen aus dem Prerace-Youtube-Briefing. Perfekt vorbereitet. Moment? Strecke und Track wurden nur wenige Minuten vorher auf ein Tablet gespielt. Als Plan B stand ein Garmin-Gerät in Lauerstellung und dank Rene auch noch ein Sicherheitsupdate in Form der OsmAndMaps samt Offline Navigation. Also doch Perfektion. Last Minute.

Dank Garmin wusste die Crew über die Leistung von Andi Bescheid. Der erste Berg vor Gmünd stimmte das Team irgendwie nachdenklich. Die Vermutung, dass 340 Watt vielleicht zu viel sein könnten, hat sich im Nachhinein bewahrheitet. Die Nacht war aber noch lang. Ruhe bewahren und Gummibärchen essen.

Der Wind war lästig und teilweise günstig, sodass Andi eine gute Grundgeschwindigkeit halten konnte. Das hat das Hinterherfahren erleichtert. Zügig wurden auch die ersten Fahrer mit Bravour und höchster Professionalität überholt und nicht touchiert. Als hätte man bis jetzt nichts anderes gemacht. Langsam wurde es dann dunkel und am Ende war die Nacht da. Gegen 22 Uhr musste der erste Kaffee dran glauben. Auch der Fahrer, Autor und Italiener. Latte Espresso laktosefrei – ein Billa Fehlkauf auf allen Ebenen. Gute Nacht.

LaLeLu. Nur der Mann am Steuer schaut zu.

Durchhalten. Team und Fahrer hatten nur diese eine Devise und diesen einen Wunsch. Die Gefahr der Langweile, groß. Monoton war sowieso alles schon. Offene Fenster für die frische Luft und laute Musik fürs Wachbleiben. Dank Freitagnacht, dröhnte Discomusik mit über 130 Beats per Minute durch die Bose-Boxen. Das Waldviertel und das Marchfeld bieten in der Nacht jetzt nicht unbedingt Sehenswertes. Nur die einer oder andere Erinnerung in Form von „da war ich schon“ lockerte das monotone Hinterherfahren auf. Seit 2000 Uhr herrschten ja die Nachtfahrtregeln. Also Fahrer immer im Scheinwerferlicht des Pacecar. Stoppt das Pacecar, muss der Fahrer auch stoppen. Lulu-Pause also ausgeschlossen. Bis 0530 Uhr. Außer Andi hätte Bedürfnisse. Zum Glück hatte er diese und die Crew durfte sich der überschüssigen Flüssigkeit entleeren. Die erste Packung Gummibärchen war zu diesem Zeitpunkt schon fertig. Der Vorrat an Salametti wurde angezapft. Das gesamte Proviant im Auto musste ja auch irgendwie verzehrt werden. Zumindest die 15 Bananen.

Die Zeit verging und die Augen blieben erfreulicherweise offen. Die gähnfreien Abschnitte wurden aber immer kürzer. Auch Andi hatte schon zu kämpfen. Dank der fehlenden Kommunikation mit dem Fahrer (auf eigenem Wunsch) konnte das Team nur vermuten, was regelmäßige Yoga-Übungen am Rad zu bedeuten hätten. Ansonsten waren die ersten Nachtstunden ohne besonderen Vorkommnisse. Nehmen wir einen übergroßen Mähdrescher raus, den Andi überholt hat, das Pacecar aber nicht, oder einen Hasen, der Andi fast zu Fall gebracht hätte. Glück, dass wenige Sekunden vorher auf Befehl von Ariane das Fernlicht gezündet wurde. Fernlicht ist auch das beste Stichwort, wenn es darum geht, Dinge aufzuarbeiten und zu verbessern. Fernlicht geben und Fernlicht nehmen waren nicht immer synchron mit dem Gegenverkehr und den Ortsdurchfahrten. Nachträgliche Zeitstrafen sind nicht zu befürchten.

Schlafen, aber trotzdem wach bleiben.

Crew Mitglieder haben eine heikle Aufgabe. Allen voran, den Fahrer zu schützen, zu begleiten und mit dem zu versorgen, was er gerade für notwendig erachtet. Erinnerungen zu essen und zu trinken wurden via WhatsApp-Nachricht auf den Wahoo diktiert, während zur Neige gegangene Essensrationen über das Fenster serviert wurden. Andreas bekam, was ihm fehlte und wonach ihm gelüstete. Auch eine Pause. Die erste längere gab es bei km 244. Kurz davor hatte Christoph Strasser, Andreas nicht nur eingeholt, sondern regelrecht stehen lassen. Faszinierend, dieses Uhrwerk an Tritten und Bündel an Kraft kurz live zu sehen. Mit Demut und richtig viel seitlichem Abstand vom Autos aus. Die erste längere Pause wurde vom Team genutzt, im Auto kurz die Augen zu schließen und einen Powernap zu machen. Der Autor kann sich erinnern, geschlafen zu haben ober trotzdem wach gewesen zu sein. Ganze 4 Teams sind in den wenigen Minuten vorbeigefahren. Diese wurden nicht nur gehört, sondern auch aufgrund der gelb blinkenden Lichtern am Heck gesehen. Im Halb-, Viertel oder sogar Sekundenschlaf.

Christop Strasser #ranbike

Nach etwa 20 Minuten hatte Andi wieder Lust und Laune sich aufs Rad zu setzen. Im Anflug auf Hainburg und die Donau. Möglicherweise hat der bevorstehende Heimvorteil rund um Bruck an der Leitha Andis Lebensgeister geweckt. Wir schreiben Kilometer 277 und kurz nach Bruck an der Leitha bittet Andreas dann um eine weitere Pause. Ganz 30 Minuten lang herrschte im Pacecar Stille. Nur Andis Atem war zu hören. Und die ersten Vögel. Es ist 0400 Uhr, als leichtes Morgengrauen am Horizont zu erkennen ist und das Abenteuer weitergehen kann. Noch 321 Kilometer und 2/3 der Höhenmeter. Der Weg zum Semmering wird hart werden. Doch es kam nicht dazu.

Alles hat sein Ende.

Das Team erreicht nach der Weiterfahrt mit Andi Kilometer 284 als ein eindeutiges Handzeichen das Ende des Abenteuers Race Around Niederösterreich besiegelte. Nicht einmal ein früh aufgestandener Freund konnte Andi dazu bewegen, weiterzufahren. Die Stopptaste am Wahoo war somit das offizielle aus. DNF.

Was folgte, war die Heimfahrt nach Weitra über den direktesten Weg. Nicht kurz, nur direkt. Im Pacecar herrschte Stille. Alles schlief. Außer der Fahrer, war wach, nach 11 statt 24 Stunden am Steuer. Als Rookie gestartet und als Rookie wieder heim. Auch ein DNF. Trotzdem war es lehrreich, intensiv, spannend und ermüdend. Fast anstrengender als das Radfahren selbst. Mit Ringen um die Augen gings zurück nach Eisenstadt und am Nachmittag wieder aufs Rad. Es muss nicht immer Radfahren sein. Aber wenn man nicht Auto fahren muss, dann darf man aufs Rennrad. Nein, muss man.

#ktrchts