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Social Ultracycling – Pannonia 400

Social Ultracyling

In the books. Erledigt. Geschafft. Abgehakt. Überlebt. Mission accomplished. Die Bucket List ist um eine Schnapsidee ärmer. Ich habe es getan, wir haben es getan. Meine Idee, den längsten Tag im Jahr mit der (bisher) längsten Ausfahrt des Jahres zu zelebrieren, wurde umgesetzt. Eine Tradition wiederbelebt. 200 Kilometer sind schnell einmal gefahren. 300 Kilometer am Stück mittlerweile auch. 400 Kilometer hingegen sind eine magische Zahl, die bisher nur Randoneurs und verrückte #festive500 FahrerInnen in der Nonstop-Version sowie Ultracycling-Freaks regelmäßig übertreffen. 400 Kilometer en suite sind eine Ansage. Ein Türöffner in eine andere Welt. Die Welt des Ultracycling. Mit #pannonia400 wurde diese Tür geöffnet und das erste Social Ultracycling Event ins Leben gerufen.

Ein langer Tag schreit nach einer langen Ausfahrt.

Der 21. Juni ist bei uns der längste Tag im Jahr. Es ist dann rund um Wien mehr als 16 Stunden hell. Die perfekte Gelegenheit, diesen Umstand zu nutzen, sehr lange am Rad zu sitzen, ohne im Dunkeln herumgurken zu müssen. Wie schon vor Corona (!). Damals ging es von Wien nach Linz und wieder retour. Flach und schnell. Diesmal musst das Burgenland als Kulisse dienen. Die Streckenplanung war nicht schwer. Ich brauchte nur „Rund ums Burgenland“ kürzen. Fertig. Von Eisenstadt nach Eisenstadt. Über die Ausläufer der Buckeligen Welt, dem höchsten „Pass“ Burgenlands, einem kleinen Abstecher nach Ungarn (und Niederösterreich) und durch die Tiefen des Seewinkels (pannonische Tiefebene).

Vorbei an den burgenländischen Weinbaugebieten wie dem typischen Uhudler im Südburgeland, dem Blaufränkisch im Mittelburgenland und den Neusiedler DAC, Ruster Ausbruch DAC oder Leithaberg DAC im Nordburgenland. Für Wein hatten wir aber keine Zeit. So wie wir keine Zeit hatten für andere Sehenswürdigkeiten. Unser Blick galt der Uhr und dem Himmel. Dann das beste Wetter hatte ich mir für dieses Social Ultracycling Abenteuer leider nicht ausgesucht.

Social Ultracycling rund ums Brugenland

Teamarbeit ist Dreamarbeit.

Fahren. Die Strategie hieß einfach nur fahren. Dauere, was es wolle. Aus der Morgendämmerung heraus in die Abenddämmerung hinein. Keine besondere Strategie, aber alles andere hätte nur Stress bedeutet. Natürlich war ich mit Licht ausgestattet und mein Rennrad teilweise noch RACA-tauglich beklebt. Sicherheit geht immer vor. Was auch für die Mitfahrenden gelten musste. Mitfahrende, die bunt zusammengewürfelt waren und dem Aufruf via Social Media sowie durch persönliches Zurufen zusammengekommen sind. Insgesamt acht haben die 400er-Marke geknackt. Davon 2 Damen. Conny, eine Rookie (längste Ausfahrt bisher 200 Kilometer und seit erst einem Jahr am Rennrad) und Pia, eine Veteranin – zigfach Brevet-erfahren und Finisherin bei Paris-Brest-Paris. Bei den Männern „on stage“ Patrick, RAN-Finisher, Stefan (Wiederholungstäter) sowie Wolfgang, Heinz und Roman bei ihrer Premiere über diese Distanz. Unterstützt wurden wir von weiteren fünf Fahrern, die mitgefahren, später eingestiegen und früher ausgestiegen sind. Ihnen gilt auch der Dank für den einen und anderen Windschatten-Kilometer.

Insgesamt waren vier Pausen eingeplant – am Ende waren es sechs. Eine unfreiwillige wegen es Defektes (Platten) und eine notwendige wegen Flüssigkeitsmangel gesellten sich dazu. Supermarkt nach Kilometer 113 in Stegersbach und nach Kilometer 196 in Lockenhaus, eine dringend benötigte ungarische Bäckerei nach Kilometer 260 in Fertöd, eine kurz vor Ladenschluss überfallsartig geplünderte Bäckerei in Nickelsdorf und die lebensrettende AGIP Tankstelle in Bruck an der Leitha. Gegessen haben wir durch und durch ungesundes Glumpert mit viel Zucker. Getrunken haben wir nicht viel Besseres und Gesünderes. Am Ende standen wir alle mit einem Wasserbauch da. Seitliche Aufnahmen wurden kurzerhand verboten. Social Ultracycling dient auch dazu, sich anderen anzupassen und über die eigenen Gewohnheiten und Besonderheiten in der Ernährung hinwegzusehen. Kleiner Tipp: Salametti mit einem Salzstangerl wirken Kraft-Wunder. BiFis auch.

Beobachten, plaudern, zuhören. Das ist auch Radfahren.

Über 14 Stunden am Rad sitzen und über 17 Stunden zusammen sein. Da lernt man sich und seine Grenzen kennen. Aber auch die Mitfahrenden. Man beobachtet, man plaudert, man hört zu und man stellt Fragen. Gruppenfahren ist Gruppendynamik. Das macht es schwierig und interessant gleichzeitig. Wer, was, wie, wann und wo? Darüber habe ich schon einmal ein paar Zeilen geschrieben. Interessant, dass sich einiges wiedergefunden und bewahrheitet hat. Damit wäre dieses Thema erledigt. Es gibt Rennradfahrende, die gerne in der Gruppe fahren (und den Schutz sowie die Motivation der Gruppe brauchen) und es gibt Rennradfahrende, die in der Gruppe auch gerne allein fahren.

Die moderne Technik spielt dabei auch seine Rolle. Sie hilft und schadet manchmal gleichzeitig. Ohne Track fährt heutzutage kaum jemand los. Auch in Gruppenausfahrten „will“ der Track als Unterstützung geladen sein. Das ist als Guide gut, denn man kann sich dann hinterm Feld mit anderen Dingen beschäftigen. Fotografieren, ausruhen oder pinkeln. Ohne dass dabei die Gruppe von der Strecke abweicht. Wenn da nicht jene wären, die ohne Track ausreißen oder sich mit Track verfahren. Solange alle wieder auf die richtige Spur kommen, soll das alles kein Problem sein (und vor allem keine Polemik erzeugen). Auch finden Ausreißer ohne Track die angepeilte Nahrungsaufnahmestelle, weil Hunger und Durst beste Navigationshilfen sind.

Ultracycling Learnings.

Akkustand-Check: Es ist wenig hilfreich, wenn man (ich) den Garmin Edge vorsichtshalber die ganze Nacht an die Stromversorgung anschließt, um kurz vor der Abfahrt um 4 Uhr feststellt, dass der Akkustand bei 27 % liegt. Not macht erfinderisch. Ich wollte immer schon die Powerbank testen. Also, Lenkertasche rauf, 900 Gramm schwere Powerbank rein, oldschool Garminhalterung auf den Vorbau und Gerät anschließen. Nach drei Stunden Fahrzeit hatte ich 100 % Akkustand, das Garmin-Gerät wieder aerodynamisch vor dem Vorbau platziert und die ganze weitere Tour kein Stromproblem mehr. 25 % waren im 5 Jahre alten Edge 1030 am Ende noch vorhanden. Ich hätte noch weiterfahren sollen. Ohne Powerbank wäre sich das also nicht ausgegangen.

Gummibärchen: Neben BiFi sind Gummibärchen „Best of Junkfood“. Ich hatte die vegane Version von Katjes mit dabei. Traumhaft.

Schulmäuse: Auf meiner Bestenliste auch Schulmäsue. Flaumig zartes Hefeteiggebäck gefüllt mit cremiger Nuss-Nougat-Füllung. Dazu ein Cappuccino. Weckt den Pogačar in dir.

Flüssigwachs: Diesmal habe ich wieder Flüssigwachs verwendet. Das hat sich ausgezahlt. Die Kette lief nach 400 Kilometern, reichlich Wasser von oben und von unten, Staub und Dreck immer noch lautlos und geschmeidig.

Radhose: Das Beste ist mir gut genug. Aber was ist das Beste? Ich behaupte einmal, meine Radhose war es. Keine Probleme, kein Rutschen, kein Scheuern, kein Schaum (Achtung Insider). Den ganzen Tag lang ein schmerzfreier Übergang zwischen trocken, nass und verschwitzt. Übrigens trage ich bei den Hosen Größe S. Vielleicht sitzt sie deswegen so gut.

Kopfsache: Es war nicht mein erster 400er. Aber für einige war es eine Premiere. Ich konnte mir schon ausrechnen, was auf mich zukommen hätte können. Wie das die anderen gemacht haben? Ich würde es gerne wissen. Die Gruppendynamik allein kann es nicht gewesen sein.

Packen: Probieren geht über Studieren und Fluchen. Patrick und Conny waren bestens ausgestattet und hätten wohl mehrere Tage unterwegs sein können. Weil sie die Gelegenheit beim Schopf gepackt haben und sich auf Größeres einstimmen wollten. 2 x Licht vorne, 1 x Arschrakete hinten, 2 x Flasche hinten (an der Arschrakete stylisch und aerodynamisch befestigt), 1 x Warnweste … 13,5 kg schwer war Patricks Tarmac S-Works mit Felgenbremsen!

Pannonia 400 ein Klassiker?

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Ultracycling Events. Self-supported oder supported. Man kann es sich aussuchen. Was es noch nicht gibt, sind Social Ultracycling Events, bei denen man „schnuppern“ kann. Pannonia 400 wäre in Zukunft eine ideale Gelegenheit dazu. 400 Kilometer im Schutz und im Windschatten einer Gruppe. Jährlich um die Sommersonnenwende. Am längsten Tag im Jahr, die längste Ausfahrt im Jahr. Außer man ist ein Freak, ein Randoneur, ein male oder female Ultracyclist.

Sagen wir es einmal vorsichtig. Nächstes Jahr ist die Sommersonnenwende am 21. Juni. Das wäre ein Samstag. Was wieder perfekt wäre.

#ktrchts
Cristian

PS: Ich brauche mehr Mitgefühl: Ich muss mich besser abgrenzen. Und lernen, die Geräusche der anderer Fahrräder auszublenden. Was habe ich mitgefühlt? Speziell dann, wenn im Wiegetritt ein spanisches Kastagnetten-Konzert die Ruhe und Idylle störte. Es war nicht mein Rennesel. Es hat aber trotzdem wehgetan.

Radfahren im Winter.

Radfahren im Winter.

Ich hätte es wissen müssen. Und ich habe es gewusst. Der Kick und die Suche nach dem Abenteuer waren aber wieder einmal stärker als die Vernunft. Warum also Zwift & Co. beehren, wenn es draußen schneit und stürmt? Skifahren und Langlaufen geht man ja auch bei winterlichen Bedingungen. Es war also unvermeidlich, dass ich nach dem ersten wahren Lebenszeichen des Winters seit langem – vor einem Monat bin ich in Cesenatico noch mit kurzer Hose herumgefahren, unbedingt den Weg ins Freie gesucht habe. Warm eingepackt und vollgestopft mit Erfahrungswerten aus den letzten Jahren. Es war ja bekanntlich nicht das erste Mal, dass ich mich bewusst gegen die Gesetze der Physik stellen wollte. Diesmal in der Hardcore-Version. Ganz ohne Spikes.

Die permanente Suche nach Traktion.

Radfahren im Winter hat so seine Tücken. Wie man es macht, kann es falsch sein. Zumindest in unseren Breitengraden, wo nach jeden noch so zartem Schneefall, die schwersten Geschütze in Sachen Winterräumung ausgefahren werden. Tonnenweise Salz landet auf den Fahrbahnen. Der Schnee verwandelt sich zu Gatsch, der Gatsch zu Wasser und wenn alles trocknet, dann liegt eine weiße Schicht am Asphalt. Eine, die so lange es trocken bleibt kein Problem für das eigene so geliebte und stets gepflegte Fahrrad darstellt. Wird es wieder nass, dann wird dieses Salz gefräßig. Ganz vergessen habe ich zu erwähnen, dass im Winter dort, wo die Radfahrinnen entlang fahren sollten, also am Straßenrad, der von der Fahrbahn geschobene Schnee, gerne vergessen wird. In gefrorenem Zustand ist dieser äußerst tückisch.

Radwege sind da meist eine Alternative. Wenn … Genau, wenn diese geräumt bzw. nicht von irgendeinem landwirtschaftlichen Fahrzeug oder Anrainer benützt würden. Fahrzeuge hinterlassen Spuren, Spuren werden zu Eis und Eis ist einfach böse. Radfahren im Winter in also eine permanente Suche nach Traktion. Traktion, die am Hinterrad fehlt, während die Rutschgefahr am Vorderrad lauert und jede Unachtsamkeit sofort bestraft.

Radfahren bei Schneeglätte.

Zwischen Adrenalinkick und Notaufnahme.

Der sicherste Weg als Radfahrer gut über Winter zu kommen, wir reden vom richtigen Winter, jener mit Schnee und Kälte, wäre Auswandern oder Smarttrainer. Alles andere in eine Gratwanderung zwischen Adrenalinkick und Notaufnahme. Meine Rippen können ein Lied davon singen. Mit entsprechender Vorsicht und Einsicht, lässt sich der Winter, so lange ist der ja dann auch wieder nicht mehr, halbwegs gesund überleben. Ein Restrisiko bleibt. Wie auch bei der letzten Ausfahrt. Genau das Thema Physik hat mich zu Fall gebracht. Etwas zu schnell gewesen, Vorderrad nicht hundertprozentig stabil gehalten und schon war es passiert. Die Situation noch immer bildlich im Kopf. In Zeitlupe. Das Vorderrad rutschte nach links, das Fahrrad kippte nach rechts, ich flog mit, streckte mich so weit es geht, um Körperspannung zu erzeugen, erster Aufschlag Hüfte, zweiter Aufschlag Knie, dann der Handballen und zuletzt ein heftiger Tusch mit dem Helm am Eis. Schnell aufgestanden, Brille und Insta360 gesucht, gefunden, kurzer Radcheck und weitergefahren. Mein Erfahrungsschatz hat sich um einen weiteren Abflug erweitert.

Tipps zum Radfahren im Winter.

Am Ende ist es Kraftausdauer.

Es kommt beim Radfahren im Winter letztendlich darauf an, was man bezwecken muss. Grundlagentraining macht Sinn, wenn die Bedingungen es erlauben. Kälte und trockene Straßen sind da nicht das Problem. Wenn es, wie zuletzt vereiste Radwege gibt (kann man ja nicht wissen), aber vor allem Schneeverwehungen, dann darf die Ausfahrt gerne zu einer Kraftausdauereinheit werden. Mit voller Kraftintervalle gegen die natürliche Bremse Schnee. In verwehter Form ein kaum zu durchbrechendes Hindernis. Wie Skitourengehen, nur auf zwei Rädern. So habe ich für 50 Kilometer fast 3 Stunden gebraucht und am Abend war ich fertig wie nach einem Ultracycling Event. Alter schützt vor Torheit nicht.

Radfahren statt Skitourengehen.

Natürlich habe ich wieder etwas daraus gelernt. Auch deshalb, weil ich einiges falsch gemacht habe und unterschätzt habe. Die Ausfahrt selbst war kein Fehler. Was hätte ich jetzt anders machen sollen? 1. Ganz klar, Spikes: Zumindest am Vorderrad. Hat im letzten Jahr perfekt funktioniert. Auch nur nach dem ersten Abflug. 2. Profilreifen aufziehen: Ein abgefahrener Schwalbe G-One Allround 40 ist nicht die beste Wahl. 3. Luftdruck: 2,5 Bar tun’s auch. 4. Pedal-Auslösehärte: Weniger ist im Winter mehr. 5. Ass-Saver oder Kotflügel: Ein nasser Hintern ist im Winter ein kalter Hintern. 6. Geschwindigkeit: Dort, wo es schnell geht, langsamer fahren. Speziell in den Kurven. 7. Einschlagwinkel: 90 Grad einlenken ist auf Schnee und Eis ungesund. 8. Übermut: Diese einfach zu Hause lassen (oder dosiert einsetzen).

Der Winter hat erst angefangen. Es wird sicher noch weitere Möglichkeiten geben, den Lerneffekt zu prüfen. Spätestens bei den 224 Meilen Burgenland Extrem am 24. Jänner 2024.

Wir sehen uns.
#ktrchts

Istria300 Rückblende.

Istria300 Rückblende

2.800 Teilnehmerinnen. Und das bei der dritten Ausgabe. Ausverkauft. Istria300 scheint den Geschmack und den Nerv vieler Rennradfahrerinnen getroffen zu haben. Meer, Sonne und die schier unmögliche Herausforderung triggern ganz ordentlich. Es ist also nicht verwunderlich, dass Poreč auch dieses Jahr überrannt worden ist und dass freie Zimmer in den umliegenden Valamar Hotels Mangelware waren. Es war wie schon 2021 und 2022 ein fantastisches Wochenende ohne herbstliche Vorboten. Wie mitten im Sommer. Ich weiß, dass der Veranstalter nicht für das Wetter verantwortlich sein kann, aber diese angenehme und spätsommerliche Atmosphäre, ganz ohne Regen und Wind, sollte das OK für die nächsten Jahre unbedingt beibehalten. Eine wesentliche Voraussetzung, die 155, 235 und 300 Kilometer laut Ausschreibung in der maximalen Zeit von 12 Stunden bewältigen zu können. Mittendrin, statt nur daheim, natürlich meine Wenigkeit. Fest entschlossen (und gewillt) die 300er Runde zu fahren. Am Ende des Tages stand jedoch leider ein schmerzhaftes DNF. Nicht der einzige Wermutstropfen, eines genialen Kurzurlaubes in Poreč. Vorhang auf, für die Istria300 Rückblende.

Welcome to Poreč.

Die Vorfreude auf das Event war dieses Mal besonders groß. Irgendwie fühlte sich alles sehr vertraut an. Routinemäßig. Heimisch. Anreise am Donnerstag, Einfahren am Freitagvormittag, Stadtbummel, Coffee-Stopp und natürlich das Flanieren durch das Expo-Gelände am Nachmittag. Man trifft einige und hat die Möglichkeit das eine und andere Gesicht einem Nickname zuzuordnen. Die Tage rund um Istria300 gehören in Poreč den Radfahrerinnen. Auch wenn die obligate Ausnahme, die Regel wieder einmal bestätigt hat. Der Schein trügt. Dass ein Autofahrer nach dem Überholen einer Rennrad-Gruppe bergab Richtung Limski Kanal absichtlich verlangsamt, um eine Gruppe einzubremsen (oder zu belehren) und dann noch eine Vollbremsung hinlegt, werte ich nicht als freundliches Dobrodošli. Vielleicht war man in Istrien schon Touristen-müde.

Egal. Das Wetter und die Stimmung waren zu perfekt, um mich aus der Ruhe bringen zu lassen. Nicht einmal das kaputte Steuerlager, welches ich noch 11 Stunden vor dem Start tauschen musste. Gut, wenn man immer einen Ersatz dabei hat. Beim mechanischen Support der Firma Keindl war ich auch. Schaltungs-Check für € 12,- Cash. Obendrauf gab es von der Firma blacksheep-eyewear eine neue Brillen und einen neuen Helm.

Istria300. Wir müssen reden.

Genau so ist es. Wir müssen reden. Meine Liebesbeziehung zu Istria300 hat während des Rennens einen Dämpfer bekommen. Nicht einmal der chillige und lazy Sonntag danach hat das Feuer wieder richtig zum Lodern gebracht. Istrien hatte mich von Anfang an verzaubert. Verführt. Noch lange bevor hier dieses Event auf die Beine gestellt worden ist. Schon damals habe ich aber mit den Straßenverhältnissen gehadert. Insbesondere mit den verkehrsarmen Straßen im Hinterland. Am Samstag, habe ich dann noch wildere Varianten dieser Offroad Abschnitte kennenlernen „müssen“. Entführt. Istria300 hat mich in Gegenden entführt, die ich sonst wohl nie gefunden hätte. Auch nicht gesucht. Nicht mit dem Rennrad. Ich dachte mir, ich sei im Gravel-Paradies. Auf 26 mm Reifen und 5 Bar Reifendruck. Ich wurde gefordert und mein Rennesel wurde gewaltig durchgeschüttelt. Keine Ahnung wie oft und wie lange die Kette auf die Kettenstrebe gepeitscht worden ist.

Das Schaltwerk hinten hat Überstunden gefedert. Der Muskelkater an den Oberarmen ist heute noch spürbar. Vom vielen Ziehen im Sitzen. Aufstehen bei 20 %? Gefährlich. Bergab saß ich fast am Hinterreifen, um keinen Highsider zu riskieren. Meine kurz vor dem Rennen entlüftete Bremsleitungen und die neuen Bremsbeläge brauchen eine erneute Begutachtung. Auch die Bremsscheiben haben jetzt ihre maximale Lebensdauer überschritten. Und am Ende kamen noch zwei Reifenplatzer dazu. In der Istria300 Rückblende, einer zu viel.

Nicht jedes Bike ist ein Gravel Bike.

Es war traumhaft und hart zugleich. Aber … Genau dieses „aber“ beschäftigt mich. Und ich weiß ehrlich immer noch nicht, wie ich darüber schreiben soll. Es geht um die für mich, sagen wir politisch korrekt ausgedrückt, verbesserungsfähige Streckenführung speziell auf der 300er Runde ab Pazin. Eine kurzfristige und notwendige Streckenänderung hat den Veranstalter wohl gezwungen, zwischen Pazin und Livade Kilometer und Höhenmeter zurückzuerobern, damit sich am Ende der 300er mit den 5.000 Höhenmetern plus ausgehen kann. Da hat sich der Streckenplaner im Hinterland rund um den Butoniga-Stausee regelrecht ausgetobt und mitgenommen, was mitzunehmen war. Mitnehmbar ist aber nicht immer gleichzusetzen mit zumutbar.

Es waren Auf- und Abfahrten dabei, die eher für Gravel Bikes mit mindestens 30 mm Reifenbreite, wenn nicht sogar Fullys geeigneter gewesen wären. Senkrecht bergauf ist ok, aber freier Fall bergab auf brüchigem Asphalt ist lebensgefährlich. Geschwindigkeitsempfehlungen des Veranstalters für diese Abschnitte (siehe Karte Gefahrenstellen): 10 – bis 15 km/h. Ich habe FahrerInnen erlebt, die hier in den steilen Kurven geradeaus gefahren sind, weil sie nicht mehr bremsen konnten (Felgenbremsen). Es gab Furchen, so tief wie eine Hochprofil-Carbonfelgen, Wurzeln und jede Menge Schotter. Teilweise fehlte sogar der Straßenbelag komplett. Für eine Rennradveranstaltung nicht unbedingt der gewünschte Untergrund. Vielleicht habe ich in der Ausschreibung etwas übersehen.

Natürlich wird es TeilnehmerInnen geben (vor allem jene, die das Rennen beendet haben), die jetzt meinen „halb so schlimm“, „war in Ordnung“, „waren ja nur ein paar Meter“, „Scheiß dich nicht so an“ … Es gibt aber auch Teilnehmerinnen, die viel Geld und Haut im Hinterland liegengelassen haben. Gestrandet, eingesammelt und dann eingepfercht im Besenwagen. Ich stelle mir (uns) die Frage, ob so etwas notwendig ist und wem damit ein Gefallen gemacht wird. Geht es immer nur um das Spektakel und das Extreme? Schaut ganz danach aus. Dann aber bitte ehrlich kommuniziert.

Das Schaltwerk hat Überstunden gefedert.

Istria300. Wir müssen reden. Eine Istria300 Rückblende über alles. Über die wirklich guten Sachen. Dass hier den Damen eine eigene Bühne geboten wurde, ist lobenswert. Chapeau. Auch, dass man einiges (vieles) richtig gemacht hat. Wir müssen aber auch über die Streckenführung reden. Denn nicht jedes Bike ist ein Gravel Bike. Und mit Biegen und Brechen „Limits“ einzubauen darf auch nicht Sinn und Zweck sein. „Ride your Limits“ ist ein geiles Motto und passt zu den 300 Kilometern und 5.000 Höhenmetern in 12 Stunden. Wenn aber diese „Limits“ auf der Straße liegen und sogar die Straßen selbst das Limit sind, dann haben wir die Diskussionen. Egal ob jetzt auf 168, 242 oder 300 Kilometern.

Wir kommen nach Istrien, unter anderem auch um auf den versprochenen gesperrten Straßen fahren zu können. Dass diese Straßen überwiegend auch Schotterwege sind, die nicht einmal von Einheimischen benutzt werden, ist ein schlecht gemeinter Witz.

Der Erfolg der gesamten Veranstaltung gibt dem Veranstalter das Recht zu tun und zu walten wie er es gerne möchte. Die Pläne nächstes Jahr auf 4.500 TeilnehmerInnen zu springen sind auch schon öffentlich. Dann wird sich voraussichtlich am 28. September 2024 einiges wiederholen mit einer weiteren Istria300 Rückblende auf dem Gravel Bike. Die Frage ist, ob sie mich überhaupt noch mitfahren lassen.

#ktrchts

PS: Schreibt mir gerne in den Kommentaren, wie ihr #istria300 erlebt habt. Mich würde eure Meinung interessieren.

Gesprächsstoff.

Was man unbedingt beibehalten sollte.

  • fast alles
  • das sommerliche Wetter insbesondere
  • die Kleber mit den Streckenabschnitten (kann man zwar nicht lesen, aber cool ist es trotzdem)
  • die Kulanz am Ende des langen Tages (12 Stunden plus)
  • Heineken Freibier 0,0 %
  • Frühstück in den Valamar Hotels ab 4:30 an den Renntagen
  • Rennräder mit aufs Zimmer (Valamar Hotels)

Was man ändern könnte:

  • farbige Startnummern je nach Streckenwunsch (zur Orientierung)
  • Radständer an den Labstationen (wenn jeder mit seinem Rad Gels und Flaschen holt, wird’s eng)
  • Service auf der Strecke und nicht nur an den Labestationen
  • Streckenposten an den gefährlichen Stellen
  • weniger (gar kein?) Offroad
  • rigoroses Durchgreifen für all jene, die ihren Müll außerhalb der Wegwerfzone entsorgen
  • Durchfahrt durch Pazin (242k Strecke)
  • Warnung vor den unzähligen Fahrbahnwellen (sind in der Gruppe kaum zu erkennen und werden auch nicht angezeigt)
  • Genügend Nachschub auch für die Langsameren (die letzten Laben waren leergeräumt)

    Mit dem Rennrad rund um Salzburg.

    Mit dem Rennrad rund um Salzburg

    Alle Neun. Die noch vor einigen Tagen stabile Schönwetterlage musste genutzt werden, um das Projekt „Roundabout“ zu Ende zu bringen. Somit sind jetzt von mir alle neun Bundesländer in Österreich mit dem Rennrad umrundet worden. Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Vorarlberg, das Burgenland, die Steiermark, Kärnten, Tirol und vor ein paar Tagen auch Salzburg. Es musste also schnell gehen, was wiederum mit der wenig flexiblen Möglichkeit einer bequemen und schnellen Anreise mit dem Zug erneut keine einfache Aufgabe gewesen ist. Mit dem Rennrad rund um Salzburg war eine Nacht- und Nebelaktion. Mit Betonung auf Nacht. Start frühmorgens um 4 in Eisenstadt und Rückkehr am Tag danach kurz vor Mitternacht. Zugfahren, Radfahren und Herumhängen. Alles in allem keine 48 Stunden. Aber wie immer schön der Reihe nach.

    Rennradfahren mit Dachsteinblick

    Roundabout Salzburg – der letzte Akt.

    Die Routenplanung war diesmal ganz einfach. Das hat wohl mit der Topografie des Bundeslandes zu tun. Die geplanten 360 Kilometern mit 4.800 Höhenmetern haben stark auch den Plan einer Nonstop-Umrundung aufflammen lassen. Plan, den ich bis zum Ende immer im Hinterkopf gehabt hatte und auch entsprechend vorbereitet wurde. Im Vergleich zu den anderen „Roundabouts“ hatte ich diesmal keine Hotel-Vorreservierung und auch mein Packesel war auf Night-Modus StVO-tauglich gemacht worden.

    Vier weiße Reflektoren pro Laufradseite und einen pro Gabelseite (nach vorne gerichtet – meine waren fälschlicherweise seitlich montiert), rote Reflektoren an den Sitzstreben und am Sattelrohr (nach hinten gerichtet) und je zwei gelbe/orange Reflektoren an den Kurbeln (nach hinten und nach vorne gerichtet – meine waren fälschlicherweise rot). Auch eine Reflektorweste in stylischem Schwarz hatte ich mit (und teilweise an). Dazu noch Licht vorne mit Bracket für die Garmin Halterung (+ 1 Licht Reserve) und Licht hinten (+ 1x Reserve). Inklusive Powerbank. Erfahrung aus dem Race Around Austria kam mir zugute.

    Dann war noch das Thema Anreise nach Salzburg mit der ÖBB. Railjet Express, wenn möglich. Und die Frage, wie komme ich nach Wien? Am Ende wurde es die Sicherheitsvariante. REX von Eisenstadt nach Wien und dann RJX nach Salzburg. Die Nacht wäre aber richtig einladend gewesen, mit dem Rennrad nach Wien zu fahren. Zeitlich hätte es wohl kaum einen Unterschied gemacht. Um 0357 Uhr bin ich in Eisenstadt in den Zug gestiegen, kurz vor 0800 Uhr in Salzburg wieder ausgestiegen. Mit Zwischensprint am Wiener Hauptbahnhof. Rad geschultert und Cleats von Gleis 12 auf Gleis 8 in weniger als 4 Minuten. So ist das mit Anschlüssen, die anstatt 9 Minuten eben nur 240 Sekunden dauern dürfen.

    Will man einen Plan B?

    Am Weg nach Salzburg kamen mir erstmals Zweifel an meinem Schnellplan aufgekommen. Alle mir zur Verfügung stehenden Wetterdaten hatten über Nacht ihre positive und sonnige Ausstrahlung verloren und mir einen weit weg von stabilem Hochdruckwetter gewitteranfälligen Tag prognostiziert. Prognose, die der Blick aus dem Zugfenster im Raum Linz leidvoll bestätigte. Es schüttete wie aus Kübeln. Plan B? Habe ich keinen gehabt. Im Gepäck neben dem, was ich anhatte, nur eine Regenjacke, Beinlinge, Ärmlinge, Werkzeug (2x Schlauch, 2x CO₂ Patrone und Mini-Multitool), Zahnbürste, Zahnpasta und Ladekabeln. Alles, um Gewicht zu optimieren. Wenn ich etwas beim Radfahren überhaupt nicht leiden kann, dann ist es Regen von oben und Nässe von unten. Mein Frühstück bestehend aus zwei Packungen Mannerschnitten, nahm ich deshalb mit einem flauen Gefühl im Magen zu mir. Der so wichtige Morgenkaffee blieb aus. Kaffee aus dem Speisewagen ist nicht genießbar. Ein Koffeinmangel, der sich später mit massiven Kopfschmerzen rächen würde

    Mit Verspätung in Salzburg angekommen, suchte ich rasch die geplante Route durch den städtischen Dschungel. Es war zum Glück trocken und noch (oder wieder) schien die Sonne. Über das Navigieren mit einem Garmingerät (ich verwende den Edge 1030 – 4 Jahre alt – Akkuleistung mittlerweile bei unter 60 %) möchte ich separat meinen Frust auslassen. Ich begrenze mich hier nur auf ein paar f***s, denn von Usability ist Garmin weit entfernt. Zum Glück kannte ich mich auch in Salzburg etwas aus, sodass ich die Innsbrucker Straße und dann den Weg zum Walserberg via Flughafen gegen die Anweisungen meines Navigationsgerätes finden konnte. In Glanegg dann die ersten nennenswerten Regentropfen und ein Himmel, der immer grauer wurde. Plan B? Immer noch keinen.

    Nur nicht nass werden. Hallein, Golling, Pass Lueg und dahinter die Sinnflut. Ich bin direkt in eine Gewitterfront gefahren. Plötzlich hatte ich einen Plan B. Umdrehen, in den Zug einsteigen und heimfahren. Ich mag es nicht, wenn ich nass werde.

    Rennrad fahren in Salzburg

    Schwitzen ist viel besser als nass werden.

    Um das Nass von oben zu vermeiden, hielt ich kurz vor Tenneck am Straßenrad an. Dass zu diesem Zeitpunkt meine weißen Radsocken schon schwarz waren, nährte den Wunsch nach Plan B. RegenRadar meinte zu diesem Zeitpunkt, dass die Gewitterzelle nach Süden abziehen würde. Meine Route sollte mich über Werfen, Bischofshofen und den Dientner Sattel nach Westen bringen. Ich entschied weiterzufahren. Stehendes Wasser und ein fließender weißer Schaum in den Spurrinnen begleiteten mich. Ich hasse Spritzwasser.

    Am Fuße des Dientner Sattel und hinauf nach Mühlbach am Hochkönig dann ganz andere Bedingungen. Die Wolkendecke am Himmel riss auf und die Sonne brannte jetzt mit voller Kraft auf den feuchten Asphalt. Ein türkisches Dampfbad hätte zu diesem Zeitpunkt weniger spektakulär und kaum effektiver sein können. Innerhalb kurzer Zeit war ich so durchschwitzt, als wäre ich in voller Montur in einen See gesprungen. Die moderate Steigung hielt dieses Leid in Grenzen. Doch das würde sich schnell ändern.

    Ich kannte den Dientner Sattel und wusste, dass es oben hinaus steil werden würde. Ich hatte aber keine Erinnerung mehr daran, dass sich die Straße am Ende senkrecht in den Himmel hinaufbiegen würde. Eine nicht enden wollende Auffahrt ins Hochkönigreich mit Gepäck und direkter Sonneneinstrahlung im Genick war somit der erste Höhepunkt des Tages. Auch, weil Schwitzen viel besser ist als nass werden. Der zweite Höhepunkt ließ nicht lange auf sich warten. Nach dem Dientner Sattel ist vor dem Filzensattel. Dasselbe nochmals in verkürzter Form. Am Ende der Abfahrt waren Maria Alm und Saalfelden am Steinernen Meer erreicht. Zell am See in Reichweite. Am Horizont jedoch wieder schwarze Wolken über den Hohen Tauern und der Glocknergruppe. Nicht schon wieder Regen!

    Der Tauernradweg ist eine Achtebahn.

    Von Saalfelden über Maishofen nach Zell am See war es besser den Radweg entlang der B311 zu benutzen, um dann gut beschildert über den Tauernradweg (Salzburg – Zell am See) vorbei am Schloss Prielau direkt am (oder im) Zeller See zu landen. Der Blick von hier Richtung Süden (und dem Kitzsteinhorn) ist normal atemberaubend. Mein Anblick war jedoch ernsthaft mit Sorgen umhüllt. Noch würde Plan B greifen. Zell am See hat eine gute Zugverbindung nach Salzburg.

    Von Zell am See nach Bruck an der Großglocknerstraße war es nicht weit. Die Seeuferstraße? Verkehrstechnisch ein Nadelöhr. Der Mini-Radweg für Rennrad kaum geeignet. Aber warum sollten sich Autofahrer hier über mich ärgern, wenn ein Touristen-Bummelzug das größere Hindernis war? Dass dieser mitten auf der Fahrbahn parkt und Menschentrauben rundherum stehen lässt, weil sie den See fotografieren wollen (müssen), wird wohl eine ortsinterne, touristische Abmachung und Duldung sein. Mir war es egal. Ich erreichte Bruck und ließ die Großglockner Hochalpenstraße bei Kilometer 0 einfach rechts an mir liegen.

    Mein Ziel war der Billa in Taxenbach. Fast hätte ich wieder die Essenszeit übersehen. Sechs Stunden war ich mittlerweile schon unterwegs. Diese 12 Kilometer auf der B311 sind tricky, aber machbar. Den hier auf der anderen Flussseite verlaufenden Tauernradweg hatte ich verschmäht. Dafür den Eurovelo 14 (auch Tauernradweg) ab Taxenbach nach Schwarzach umso mehr aufgrund seiner achterbahnähnlichen Topografie genossen. Was man hier RadfahrerInnen anmutet, hat schon sadistische Züge. Gut, dass 99,9 % mit E-Bike unterwegs sind.

    Komfort vor Abenteuer. Vernunft im Alter.

    St. Johann im Pongau war von Schwarzach ein Katzensprung entfernt. Wagrain in weiterer Folge auch nicht wirklich weit. Erinnerungen an den Amadè Radmarathon vor zig Jahren kamen auf. Damals, war das für mich noch eine kaum zu überwindende Steigung. Bis Flachau und Altenmarkt, the Home of Atomic, war mir vieles bekannt. Auch der Weg weiter nach Eben und Hüttau. Über das Lammertal sollte mich die Route weiter nach Abtenau und die Postalm führen. Ein paar Regentropfen haben mich aber davon überzeugt, nach 200 Kilometern und 2.800 Höhenmeter eine Nachtruhe einzuplanen. Obwohl es nicht einmal 19 Uhr war. So ist das im hohen Alter. Komfort geht vor Abenteuer. Das Hotel Post in Sankt Martin im Tennengebirge hatte mich kurzfristig als Gast gewonnen.

    Meine senile Bettflucht wurde tags darauf im Hotel mit einer vorverlegten Frühstückmöglichkeit tatkräftig und freundlich unterstützt. Während ich mich stärken konnte, wurde der Frühstücksraum gesaugt. Am Ende konnte ich am zweiten Tag um 8 Uhr mit dem Rennrad rund um Salzburg weiterfahren. Die Wetterprognose für diesen Tag: Hitze!

    Seen und gesehen werden. Das Salzburger Seenland.

    Die Postalm zum Frühstück? Eine Challenge. Auch weil die 20 Kilometer Anfahrt von St. Martin im Tennengebirge über Annaberg im Lammertal (the Home of Marcel Hirscher) wenig Möglichkeiten zum Aufwärmen geboten hatten. Ganz im Gegenteil. Eine lange Abfahrt und eine im Schatten liegende Seitenstraße entlang der Lammer nach Thalgau haben eher für Abkühlung gesorgt. Der Postalmstraße war das egal. Sie war jetzt da und musste bezwungen werden. 12 Kilometer und knapp 800 Höhenmeter. Ohne den Gegenanstieg nach dem erreichten Plateau mit eingerechnet. Klettern zum Frühstück.

    Rennradfahren auf die Postalm

    Am Weg mit dem Rennrad rund um Salzburg ist die Postalm das Tor zum Salzburger Seenland und ein Muss. Eine Umfahrung wäre eine Todsünde und außerdem nicht möglich, ohne das Bundesland zu verlassen. Dank Frühaufsteher-Gen war der Aufstieg einsam, entspannt und ohne Hektik. Im Kopf rannte immer eine virtuelle Zeituhr mit. Kilometer dividiert durch restliche Zeit ergaben den Schnitt, den ich mit leisten musste, um meine Zugverbindung um 1907 Uhr nicht zu verpassen. Getrödelt habe ich trotzdem nicht. Postalm hinauf, Postalm hinunter, Wolfgangsee entlang nach Gilgen, 200+ Höhenmeter wieder hinauf, dann wieder bergab und Fuschl am See war erreicht. Mein Wunsch nach Essbarem bliebt aber dort aufgrund des Ruhetages im Restaurant & Cafè dasJakob sowie der noch geschlossenen Küche im Hotel dasJakob unerfüllt.

    Mehr Zeit als einen Blick auf den See und die schnelle Weiterfahrt habe ich mir nicht gegönnt. Im Nachhinein betrachtet eine zu hektische Entscheidung. Mir wäre am Ende des Tages noch viel Zeit übrig geblieben, an einem der Seen im Salzburger Seenland zu verweilen. Ganze drei Stunden zu früh war ich nämlich zurück in Salzburg. Genussradfahrer bin ich leider noch keiner. Aber das ist eine andere Geschichte.

    Schweißtreibender Abschied vom Salzkammergut.

    Dank Eddy Merckx Classic 2017 und der Rennradreise an den Fuschlsee 2018 wusste ich in diesem Moment, was hinter Fuschl am See auf mich warten würde. Eine böse Seestraße. Ein Stich auf leerem Magen. Mit dem wunderschönen Seepanorama im Rücken. Ein schweißtreibender Abschied vom Salzkammergut. Noch 90 Kilometer bis Salzburg entlang der Originalroute. Der direkte Weg wäre viel kürzer, aber trotzdem keine Option. Traumwetter muss man ausnutzen.

    Dank Komoot machte ich nach Thalgau Bekanntschaft mit einer kleinen giftigen Nebenstraße. Enzenbergdörfl und über den Wimmerweg auf die Henndorfer Landesstraße. Eine wirklich geglückte Überraschung. Da war das Erreichen von Henndorf und Neumarkt (beide am Wallersee) ein Kinderspiel. Die Zeit für eine Einkehr im örtlichen Spar war gekommen. Das Menü? Vier Ölz Schulmäuse, dazu ein kalter Cappuccino, einen gespritzten Apfelsaft und Wasser für die Weiterfahrt. Übrigens waren es am Tag zuvor nicht vier Schulmäuse, sondern vier Ölz Rosinen Brötchen. Achtung: Keine Werbung. Eine ganz besondere Diät.

    Das Salzburger Seenland besticht (bei Schönwetter) durch seine unendlichen Weiten und ständigen Achterbahnen. Es geht hier nicht hinauf, sondern immer wieder hinauf und gleich wieder hinunter. Zwischen Köstendorf bei Salzburg, Mattsee, Seeham, Berndorf bei Salzburg (hier heißt vieles bei Salzburg, obwohl Salzburg schon noch ein Stück entfernt ist), Mattsee, Obertrumersee und Grabensee. Eine Gegend, die zum Rennradfahren einlädt. Bei Schönwetter. Die Eddy Merckx Classic 2017 fuhr hier bei Sauwetter durch.

    Der bayrische Einfluss und die oberösterreichische Nähe.

    Die Grenze zu Deutschland ist hier sehr nahe und in Oberndorf bei Salzburg sogar passierbar. Die denkmalgeschützte und historische Salzachbrücke verbindet hier zwei Kulturen (!) und ermöglicht es in Laufen in der Gelateria Rizzardini ein echtes italienisches Eis zu genießen. Was ich, in falscher Eile befindend, natürlich nicht gemacht habe. Der Ruf Salzburgs war stärker.

    Zwischen mir und der Endstation am Salzburger Hauptbahnhof lagen entlang der Salzach nur noch Anthering und Bergheim bei Salzburg. Salzburg ist von hier über den Tauernradweg erreichbar. Ab Bergheim verläuft dieser direkt am Fluss. Die letzten Kilometer waren also eine kleine Tour d’Honneur und ein passender Abschluss (Triumphzug) meines Roundabout Projektes. Jetzt hatte ich sie. Alle Neune.

    Meine Ankunft in Salzburg war wie schon geschrieben viel zu früh. Es blieb noch Zeit in der Getreidegasse dem Massentourismus radeln auszuweichen und am Alten Markt sowie am Residenzplatz vorbeizuschauen, um dann am Hauptbahnhof in der klimatisierten Passage zuerst sowie später im überhitztem Bahnhof selbst einfach nur herumzuhängen. Wie schön wäre die Zeit an einem der vielen Seen gewesen. Statt dessen schlug ich mir die Zeit tot, Menschen zu beobachten, sie diese erstaunt und ungläubig meinen Rennesel beobachteten.

    Immer wieder Oje-ÖBB.

    Die Umbuchung meines Tickets auf einen früheren Zug war aufgrund mangelnder Radabstellplätze nicht möglich. Dafür war mein RJX maßlos überbucht. Auch mehr als 5 erlaubte Fahrräder wollten nach Wien. Dem Schaffner war das egal und der Dame, die ihr Fahrrad an meines lehnen wollte (nein, sie hat es zwischen zwei hängenden Rädern versucht einzukeilen) musste ich laut meine Meinung kundtun. So war die Fahrt angespannt und um 30 Minuten länger als geplant. Kurz nach 2200 war ich in Wien und es fiel mir nicht leicht dem REX-Anschluss gegenüber einer Fahrt mit dem Rad nach Eisenstadt den Vortritt zu geben. Ich habe das im Nachhinein bereut. Kurz vor Mitternacht, nicht einmal 48 Stunden nach Beginn meiner Reise war ich wieder dort, wo alles angefangen hatte.

    Die geplante Nachtfahrt habe ich dann einen Tag später nachgeholt. Bei angenehmen Temperaturen und einem auf Nacht-Modus getrimmten Rennesel.

    #ktrchts

    PS: Das ständige Hängen von Fahrrändern mit hydraulischen Bremsen (zB. beim Transport im Zug) kann den Bremsdruck verringern. Über mögliche unerwünschte Auswirkungen informieren Werkstatt, Shimano und Youtube.

    Mit dem Rennrad rund um Vorarlberg.

    Mit dem Rennrad rund um Vorarlberg

    Es war mein 7. Streich der Roundabout Idee, jedes Bundesland in Österreich mit dem Rennrad zu umrunden. Unsupported versteht sich. Was mit Wien (1 Tag) begonnen hatte, fand die letzten Jahre mit dem Burgenland (2 Tage), Oberösterreich (2 Tage), Niederösterreich (2 Tage), der Steiermark (3 Tage) und Kärnten (3 Tage) seine Fortsetzung. Jetzt gesellt sich Vorarlberg noch dazu. Mit der weitesten Anreise und der kürzesten Strecke. Mit dem Rennrad rund um Vorarlberg war deshalb eine ganz kleine Weltreise mit Hindernissen. Jetzt fehlen nur noch Tirol und Salzburg.

    Die Streckenplanung.

    Roundabout heißt, immer brav innerhalb der Bundeslandgrenzen zu bleiben. Was eigentlich schade ist, denn speziell in Österreich verbinden die schönsten Passstraßen gerne zwei Bundesländer miteinander. Im Falle von Roundabout Vorarlberg also keine Silvretta Hochalpenstraße und keine Arlberg Passstraße. Letztere war dann auch noch für Radfahrer gesperrt (bergauf). Für die Streckenplanung wurden also Ortskenntnisse, Strava und Komoot herangezogen. Nach mehreren Adaptierungen standen am Ende 206 Kilometer und ca. 3.000 Kilometer auf der Tagesordnung.

    Ein Bundesland, zwei Gesichter.

    Vorarlberg ist flach. Von St. Anton kommend Richtung Bregenz. Die Berge erheben sich links und rechts davon steil in den Himmel. Die ersten 110 Kilometer waren also ein lockeres Einfahren. Kaum 200 Höhenmeter und die Gewissheit, dass ab der Hälfte dann noch 2.600 Höhenmeter geklettert werden mussten. Auf nicht mehr als 100 Kilometern. Die Fahrt durch das Klostertal und im Rheintal war grundsätzlich kein Problem, wenn ich nicht ständig mit Baustellen und mit der eigenen Sturheit zu kämpfen hatte. Die Baustellen, insbesondere eine Brückensperre in Feldkirch und die damit verbundene Unmöglichkeit via Garmin zu navigieren, hatte dafür gesorgt, dass wir (ich war in Begleitung von Phillip) dank meiner Ortskenntnisse einen ungeplanten Abstecher nach Liechtenstein gemacht haben. Ich war noch nie in Liechtenstein. Damit habe ich das auch abgehackt.


    Zurück auf die geplante Route haben wir dann erst wieder in Bregenz gefunden. Da Garmin immer wieder versucht hatte, mich zu jenem Punkt zurück zu lotsen, an dem ich die Route verlassen hatte, wurde Garmin einfach abgewürgt und intuitiv navigiert. Trotz weiterer Sperren und für Rennräder ungeeignete Schotterwege entlang des Rheins auf Schweizer Seite waren der Bodensee und Bregenz erreicht. Fotostopp und Pause in der Innenstadt.

    Der Bregenzerwald.

    Gleich nach der verdienten Mittagspause wurde Anstieg 1 von 11 in Angriff genommen. Richtung Sulzberg. Psychisch ein Hammer. Den Pfänder hatte ich bei der Routenplanung ausgelassen, denn die Auffahrt wäre nur als Stichstraße möglich gewesen. Oder durch nicht bekannte und zu empfehlende Seitenstraßen. Auf dem Weg nach Sulzberg ist uns Emanuel Buchmann entgegengekommen. Deutscher Meister auf der Straße im Bora Hansgrohe Teamoutfit. Trifft man auch nicht alle Tage. Am (oder in) Sulzberg genossen wir eine wunderbare Aussicht auf das Allgäu und gleich anschießen eine steile und vor allem sehr schmale Abfahrt. Techniktraining der Extraklasse. Übrigens ist das Allgäu hier zum Greifen nahe.

    Wie schon erwähnt, gilt es möglichst nahe an der Bundeslandgrenze (in diesem Fall Staatsgrenze) zu fahren. Dieser Umstand (und meine Planung) bescherten uns deshalb noch ein paar Extra-Meilen und Höhenmeter Richtung Hittisau. Beim Sutterlüty vor Ort gab es die zweite Pause. Über Egg, Mellau und Au erreichten wir dann die Originalstrecke des Race Around Austria. Erinnerungen an dieses geniale Event wurden wach. Ich habe noch genau gewusst, wo und wann ich hier gefahren bin, wo wir damals gewechselt haben und dass der Hochtannbergpass schon ziemlich fordernd ist. Letzter Stopp für uns, Schoppenau. Im Schlepptau eines Traktors, den wir 5 Kilometer lang catchten und der uns dann aber kaum 1 Kilometer Windschatten gegeben hatte.

    Der Hochtannbergpasse.

    Es gibt viele wunderschöne Alpenpässe. Der Hochtannbergpass gehört mit Sicherheit dazu. Seine Einzigartigkeit macht ihn aus. Die Brücke von Schröcken ist sein Wahrzeichen und eines der bekanntesten Fotomotive. Der Rest? 12 Kilometer und 700 Höhenmeter bis hinauf auf über 1.700 Metern über dem Meer. Von hier aus bis zum Ziel war nur noch der Flexenpass im Weg.

    Hochtannbergpasse bei Schröcken


    Vom Hochtannbergpass war Warth am Arlberg schnell erreicht. Neben den grünen Wiesen und schönen Bergen konnten wir die Sünden des hier dekadenten Wintertourismus klar erkennen. Ein Chalet reiht sich dem anderen ein. Lech ist 5 Kilometer weiter nicht anders. Fast schon eine Metropole. Dafür ist Zürs, das wir durch einen kilometerlangen Tunnel erreicht haben, um diese Jahreszeit ausgestorben. Nur ein ständig auf und ab fliegender Hubschrauber störte die beton-betonte Stille.

    Endstation Flexenpass. Noch ein paar spektakuläre Galerien und die letzten atemberaubenden Kehren nach Stuben am Arlberg und Vorarlberg war umrundet. Übrigens waren die letzten Kehren aufgrund des Verkehrs (Arlberg Straßentunnel gesperrt) ein Kriechen auf zwei Rädern. Es gibt ganz schön viele LKWs mit Ausnahmegenehmigung. Ende gut, alle gesund daheim. 228 verfahrene Kilometer und 2.888 Höhenmeter.

    Mit dem Rennrad rund um Vorarlberg:

    • 206 Kilometer (ohne Verfahren)
    • 2.888 Höhenmeter
    • Highlights: Klostertal, Bregenzer Festspiele, Bodensee, Bregenz Altstadt, Bregenzerwald, Hochtannbergpass, Flexenpass, Abfahrt nach Stuben am Arlberg
    • Idealer Startpunkt: Feldkirch (per Bahn am leichtesten erreichbar)
    • Gefahrenstelle: Tunnel nach Lech Richtung Zürs. Befahren außerhalb der Leitplanken möglich (kein Gehsteig, aber Betonplatten), umfahren nur mit MTB empfehlenswert
    • RenneEsel Holzrahmen: 52/36 und 11/34

    #ktrchts #machurlaubfahrrennrad

    Ötztaler Radmarathon 2023

    Ötztaler Radmarathon 2023

    Es war eine heiße Premiere. Der Ötztaler Radmarathon 2023 hat in seiner ersten (und wohl letzten) Juli-Edition vielen TeilnehmerInnen einen großen Traum erfüllt, gleichzeitig aber auch einigen alle Hoffnungen auf das begehrteste Finisher-Trikot der Geschichte genommen. Der „Ötzi“ ist und bleibt gnadenlos. Er kennt Jahr für Jahr kein Erbarmen. Schwitzen oder frieren. Dazwischen gibt es selten Spielraum. Wer die letzten Jahre sein Königreich für einen wärmenden Sonnenstrahl am Timmelsjoch verschenkt hätte, wäre dieses Jahr an gleicher Stelle mit einem kühlen Schauer richtig glücklich geworden. Vielleicht haben einige sogar vom Schnee vergangener Jahre geträumt. Der Hitze zum Trotz haben von 4.337 StarterInnen (4.014 Männer und 322 Frauen) 3.869 den Weg ins Ziel nach Sölden gefunden. Sie alle dürfen sich über ein äußerst prestigeträchtiges Stück Lycra freuen. Chapeau. Natürlich auch den SiegerInnen Manuel Senni und Janine Meyer.

    Plötzlich Juli und plötzlich Hochsommer.

    Es war schon eine ganz große Überraschung, als der Termin 2023 für den 9. Juli angekündigt wurde. Ein Ötztaler Radmarathon im Hochsommer? Feine Sache. Ganz ohne Ballast. Keine Überschuhe, keine Merino-Socken, keine Mütze, keine Handschuhe, keine Beinlinge und vor allem kein nerviges An- und Ausziehen. Das war zumindest die Hoffnung. Hoffnung, aus der, je näher der Termin rückte, Gewissheit wurde. Der Celsius-Dreier war fix. Und wer St. Leonhard kennt, weiß, dass ein Vierer hier unten keine Utopie sein muss. Plötzlich Juli und plötzlich Hochsommer in Sölden. Es war also alles angerichtet. Für ein chilliges Rennwochenende. Ohne den gefürchteten Ötzi-Wetter-Schreck. Ein kühler Donnerstag, ein sonniger und frischer Freitag (samt Gewitter-Eintagsfliege), ein trockener Samstag und der heiße Rennsonntag, von dem viele noch ihren Enkeln erzählen werden.

    Tipps vom Profi Anton Palzer.

    Eine gute Vorbereitung ist das eine, der Renntag selber das andere. Und die Hitze? Die große Unbekannte. Zum Glück gab es Tipps von Anton „Toni“ Palzer (#goschnpoliern) beim Medienempfang im Bergzauber hoch über Sölden. „Viel trinken und vor allem essen. Bis zu 120 bis 140 g Kohlehydrate pro Stunde. Und eine Flasche mit Wasser. Zum Kühlen“. Na bumm. Aerobee haben 18-19 g Kohlenhydrate und 180 mg Salz pro Gel. Das wären dann 7,3 Packungen pro Stunde. Die Tipps vom Profi Anton Palzer waren gut gemeint, haben jedoch ein schier unlösbares Logistikproblem geweckt. Wohin mit den Gels? Das Wasser? Die Salztabletten? Das Pulver für die Flasche? Glücklich all jene, die eine Betreuung entlang der Strecke „buchen“ konnten. Trotz Vollpension entlang der 227 Kilometer mit insgesamt 5 + 1 Labestationen auf 5.300 Höhenmeter. Ein Hobbyrennen ist der Ötztaler Radmarathon schon lange nicht mehr.

    Dead Valley auf 1500 Metern Höhe.

    Alle haben sich es warm gewünscht. Alle haben es heiß bekommen. Der Höhepunkt der Hitze lag eindeutig zwischen St. Leonhard und Moos. Einen Wimpernschlag nach dem Blick auf das kühle Blau des Schwimmbades von St. Leonhard, welches auf der Abfahrt vom Jaufenpass prominent ins Auge gestochen ist. Hier wären einige liebend gerne stehen geblieben und abgetaucht. Ab hier jedoch erwischte es wohl alle. Die 29 Kilometer mit knapp 1.800 Höhenmetern hinauf auf das Timmelsjoch waren ein frontaler Angriff auf den Kreislauf aller noch im Rennen Verbliebenen. Der tiefste Punkt erreicht. Das Vorspiel abrupt beendet. Jetzt ging es nur noch ums Überleben.

    Die Kunst bestand von nun an darin, zwischen Schwarzsehen, Umfallen und Kotzen trotzdem einfach weiter zu kurbeln. Rhythmus hatten da nicht mehr viele. Kühlung Mangelware. Die Dame im Bikini in Moos hatte alle Hände und Becher voll zu tun, die Temperatur aufgeheizter TeilnehmerInnen zu regulieren. „Mogsch a wosso?“ Mehr war nicht zu vernehmen. Gleichzeitig ergoss sich ein Wasserschwall vom Helm bis tief unter den Rücken. Zehn Sekunden Power. Dann war der Spuk vorbei. Auch die Motorradfahrer konnten nicht mehr wirklich helfen. Ihr Getränkevorrat entweder aufgebraucht oder brodelnd. Fast kochend. Dead Valley auf über 1500 Metern Höhe. Was für ein Traum.

    Wem der Kreislauf zu kippen drohte oder wem dadurch langsam die Kräfte schwanden, war am Höhepunkt des Ötztaler Radmarathons 2023 angekommen. Auch die Qual, sich mit Energie versorgen zu müssen und die Unmöglichkeit, den Körper zu kühlen, war Teil des vorprogrammierten Untergangs. Die Gesetze des Ötztaler Radmarathon kann man nicht brechen. Weder im Juli, noch Ende August. Und was hatte Anton Palzer noch am Vortag gesagt?

    Ötztaler Leiden

    Zwischen Hitzewelle und Wattschwelle.

    Der Mensch ist zu vielem fähig. Dazu braucht er den Kopf. Beim Rennrad fahren auch die Beine. Wenn diese nicht mehr wollen, hilft nur mehr der Kopf. Fehlt aber die Verbindung, ist es aus. Hitze und Watt sind schwer in Einklang zu bringen. Das haben die meisten gespürt. Der Ötztaler Radmarathon verwandelt dich. Vor, während und nach dem Rennen. Egal ob kalt oder heiß. Du bist im Ziel ein anderer Rennradfahrer. Eine andere Rennradfahrerin. Die Verwandlung dauert je nach Kondition und Willenskraft 7 bis 14 Stunden. Ganz egal wie oft du bereits am Start gestanden bist. Nirgendwo anders wird das Finisher-Trikot mit derartigem Stolz getragen und vorgeführt. Der Mythos lebt. Eine Erfahrung, die man als RennradfahrerIn gemacht haben will. Warum das so ist, können nur jene beschreiben, die dabei waren und dabei sein werden.

    Der Ötztaler Radmarathon ist nicht nur ein Rennen. Es ist ein Urlaub bei Freunden und mit Freunden. Auch wenn nicht mehr ganz so erschwinglich. Wie alles im Leben. Ein Teller Nudeln für € 14,- ist fast wie von einem anderen Stern. Der Stern der Reichen und Schönen. Vonseiten der TeilnehmerInnen wird nicht nur auf der Strecke vieles abverlangt. Es ist auch der Verzicht auf dem Weg nach Sölden. Um in Sölden anzukommen, bleibt einiges auf der Strecke. Familie, Beruf, Vermögen. Das Ötztal hat vieles richtig gemacht. Die Frage ist, wohin es noch gehen wird. Der Hobby-Radsport darf kein elitäres Eventspielzeug werden. Ein Wochenende für 2 Personen in Sölden ist samt Startplatz unter € 1.000 fast nicht mehr zu kriegen. Aber so ist die freie Marktwirtschaft. Angebotsknappheit und ganz viel Nachfrage.

    Es geht um die eigenen Grenzen.

    Das mit dem schönen Wetter über den vier Pässen hat dieses Mal perfekt funktioniert. Der Juli hat seinen Vorteil voll ausgespielt. Ein Segen für die TeilnehmerInnen und den Veranstalter. Sogar der letzte Teilnehmer konnte bei Tageslicht knapp unter 14 Stunden sein Ziel erreichen. Stress war ihm dabei nicht anzusehen. Er brauchte weder eine wärmende Decke oder Folie noch fremde Hilfe. Der Allerletzte zitterte nicht. Nein, er strahlte und mit ihm die vielen noch im Zielraum verbliebenen ZuschauerInnen. Einzig die Lichter der vielen Begleitfahrzeuge von Rettung, Polizei, Rennleiter und Traumfänger kamen nicht so zur Geltung wie üblich, wenn über Sölden die Nacht hereinbricht. Der Party im Ziel hat das aber nicht geschadet. Hier weiß man, wie man den Tag zur Nacht macht und den Morgen danach gut verschleiert.

    Beim Ötztaler Radmarathon geht es um die eigenen Grenzen. Grenzen, die man hier verschieben muss. Beim Schreiben dieser Zeilen sind die Anstrengungen nach wie vor zu spüren. Aber auch die erlebten Hochs und Tiefs. Das 15. Finisher Trikot ist gut verstaut. Die 18. Teilnahme (plus der virtuelle Ötzi 2020) ist „in the books“. Sofern die Rechnung stimmt. Aufzeichnungen aus einer Zeit, als noch Armbändchen die Durchfahrt am Jaufenpass bestätigt haben, gibt es keine. Klopfen wir auf Holz, dass es weitere Teilnahmen geben wird. Warum man sich das antut? Einmal mitfahren und man bekommt die Antwort. Nein, man spürt sie. Sie geht durch den ganzen Körper. Schüttelt dich durch und rührt dich zu Tränen. Der Ötztaler Radmarathon nimmt viel und schenkt dir am Ende mehr als du dir je erhofft hast.

    2024 wird alles wieder gleich anders.

    Tür auf und gleich Tür wieder zu. Danke Juli. Es war eine schweißtreibende Freude. Wir werden dich vermissen. Kehren zurück zur alten Tradition. Die Frage, wie das Wetter werden wird, beschäftigt uns jetzt schon. Wir werden uns alle wieder anstellen und hoffen, dass wir dabei sein dürfen. Denn nach dem Ötztaler Radmarathon ist wie immer vor dem Ötztaler Radmarathon. Nie mehr wieder, bis zum nächsten Mal.

    Der Ötztaler Radmarathon 2023 in Zahlen: 3.869 FinisherInnen und 4.337 Heldinnen. Dazu noch Hunderte von freiwilligen HelferInnen und Tausende Begleitpersonen, ohne die der Ötztaler Radmarathon nicht das wäre, was er ist. Ein ganzes Tal steht kopf. Für all jene, die sich diesen Traum erfüllen wollen. Die nächste Gelegenheit ist am 1. September 2024. Bei vielleicht kühleren Temperaturen oder wie eh und je. Gnadenlos und ohne Erbarmen. Zwischen frieren und schwitzen. Mehr zum Event gibt es hier.

    #ktrchts

    Gruppenfahren – warum das so schwierig ist.

    Gruppenfahren

    Was gibt es schöneres, als mit dem Rennrad in einer großen und homogenen Gruppe dahinzurollen. Leichtfüßig dahinzugleiten und die Vorteile des Windschattens zu nutzen. Kilometer zu sammeln, die man sich sonst schwer erarbeiten müsste. Gruppenfahren ist und bleibt die höchste und schnellste Form des Weiterkommens. Kollektives Kräfteschonen. Einer für alle, alle für einen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Individualismus die Gruppendynamik wieder einmal sprengt.

    Gruppendynamik ist der Teufel.

    Über das sichere Gruppenfahren habe ich mich schon einmal gestürzt. Das Thema ist durch und es gibt nicht mehr viel zu ergänzen. Diesmal sind es andere Gedanken, die mich beschäftigen. Vielleicht, weil ich älter werde und mich deshalb nicht mehr beweisen kann. Möglicherweise bin ich aber für das Gruppenfahren nicht geschaffen. Wer weiß. Für mich ist das Rennradfahren in der Gruppe ein gemeinsames Erlebnis und kein Kräftemessen. Aber genau das erlebe ich immer wieder. Gruppendynamik ist der Teufel und das sich Zügeln eine Tugend, die man braucht, um eine Rennradgruppe zusammenzuhalten.

    Rennradgruppen sind wie Organisationen, in der unterschiedliche Charaktere und Persönlichkeiten zusammentreffen. Das kann nie friktionsfrei sein. Da geht es um Positionen und Ansprüche. Und um Rollen, die dann jede*r in der Gruppe selbst einnimmt. Spannend, wenn man sich ein wenig mit der Materie beschäftigt. Beispielsweise das Ganze durch das rangdynamische Positionsmodell (Gruppendynamik) von Raoul Schindler betrachtet und analysiert.

    Soziale Interaktion innerhalb von Rennradgruppen.

    Auch in einer Rennradgruppe geht es um Positionen. Diese werden eingenommen und können auch immer wieder verlassen werden. Es gilt auch, dass Positionen mehr verliehen als genommen werden (Raoul Schindler). Erst durch die Akzeptanz der Anderen gelangt ein Gruppenmitlied in eine bestimmte Position (niemand wird zum Anführer, ohne dass die anderen Gruppenmitglieder ihm folgen).

    Gruppendynamik Rennradfahren
    © Roberto M.

    Rangdynamischse Postionen* im „Peloton“.

    G“ (Gruppenaufgabe bzw. Gegenüber bzw. Gegner): Auf dieses Außenkonstrukt ist die Wirkung der Gruppe gerichtet. Das kann das Ziel der Gruppenausfahrt sein. Zum Beispiel die Kilometer, die Geschwindigkeit, der Berg … Wichtig ist, dass die Gruppe „G“ (das Ziel) durch Alpha erreichbar sieht.

    Alpha (Anführer): Alpha führt dem Ziel entgegen und leitet die Auseinandersetzung mit dem Gegenüber („G“). In einer Rennradgruppe ist Alpha, jene*r, mit dem Ziel vor Augen und sagt, wo es langgehen wird (soll). Alpha ist stark außen gewandt und in seinem Handeln nur davon beschränkt, ob die Gruppe ihm/ihr folgt. Folgt die Gruppe Alpha nicht, so ist Alpha auch nicht länger Alpha. Zum Beispiel, wenn die Gruppe sich nicht in der Lage sieht, das Ziel zu erreichen. Oder der Weg zum Ziel zu beschwerlicher wird (zu schnell, zu anstrengend …). Alpha schaut nach vorne und verliert so gerne den Blick nach hinten.

    Beta (ExpertIn): Die klassischen „Zweiten“ sind die typischen BeraterInnen. Das Verhältnis zu Alpha ist ambivalent: Einerseits braucht Alpha Beta, um zu führen, und Beta braucht Alpha, um an der Macht teilzuhaben. Andererseits haben Betas am ehesten das Potenzial, Alpha zu stürzen und selbst die Führung zu übernehmen. Betas sind in der Rennradgruppe jene, die mit Alpha die Führungsarbeit leisten und auf ihre Chance lauern.

    Gamma (einfaches Gruppenmitglied): identifiziert sich mit Alpha (genauer: mit seiner Außensicht auf „G“ und unterstützt seinen/ihren Weg durch Zuarbeiten ohne eigenen Führungsanspruch. Gammas sind jene, die die „Knochenarbeit“ verrichten, ohne die keine Gruppe arbeitsfähig ist. Gammas findet man in Rennradgruppen zuhauf. Sie sind die HelferInnen, WasserträgerInnen und die Domestiques. Sie schließen Lücken, schauen nach hinten, informieren nach vorne …

    Omega (Gegenposition zu Alpha – nicht zu verwechseln mit dem in der Biologie als Omega bezeichneten rangniedrigsten Individuum): ist der Gegenpol des dominanten Gruppengeschehens. Sein/ihr Verhalten äußert sich in offenem oder verdecktem Widerstand gegen die von Alpha kommunizierte Zielerreichung. Zentrales Element ist eine un- oder gegenabhängige Außensicht auf „G“, und genau das zieht in dieser Position den Widerstand auf sich: von Gamma(s), weil er/sie die Identifikation mit Alpha gefährdet (Alpha definiert den Blick auf „G“), und von Alpha, weil er/sie die Führungsposition gefährdet. Omega ist eine konstitutive (= bestimmende) Position in der Gruppe und ein wichtiger Qualitätsindikator für die Gruppenfunktionen – bei Omega drücken sich als Erstes Gruppendefizite (Zielerreichung, Zusammenhalt etc.) aus. Oft wird Omega jedoch nicht als Qualitätsindikator, sondern als Störfaktor angesehen, angegriffen und ausgeschlossen. Nicht selten rutscht nach kurzen kathartischen Episoden ein anderes Gruppenmitglied in diese Position, und das Spiel beginnt von Neuem.

    Gruppenfahren ist deshalb so schwierig.

    Und jetzt wird es spannend. Wenn die Konflikte um die Omega-Position steigen, besteht die grundsätzliche Möglichkeit, dass aus der Perspektive der Gammas die Verbindung Omega zu „G“ (dem Ziel) stärker erlebt wird, als die von Alpha zu „G“ (dem Ziel). Also, dann die Gruppe Omega eher zutraut, das Ziel zu erreichen. Dazu kommt noch, dass in Rennradgruppen die Betas auch immer wieder auf Ihre Chance lauern und bei einer Schwäche von Alpha gnadenlos zuschlagen.

    Genau diese in Gruppe immer wieder auftretenden Spannungen – auch in Rennradgruppen, sind der Grund, warum Gruppenfahren teils schwierig ist oder wird.

    Funktion, Position und Rolle in Rennradgruppen.

    Funktion und Postion in einer Rennradgruppe geben Auskunft über die Aufgabe und die Macht, die man in einer Gruppe hat. Wie diese ausgeübt wird, bleibt dann von Fall zu Fall offen. Spezifische Merkmale wie Handlungen, Aussehen, Sprache, Körpersprache … sind die Rolle. Rollen sind daher stärker selbstgewählt und haben stärker mit den Persönlichkeitseigenschaften der Rollenträger zu tun

    Kompliziert? Nein. Nicht wirklich und von Rennradgruppe zu Rennradgruppe verschieden. Überlegt euch selbst einmal, wo ihr eure Position bei einer Gruppenausfahrt seht. Oder welche Postion ihr beim Gruppenfahren anderen streitig macht oder machen wollt. Dieses Modell ist uns allen näher als wir glauben.

    Viel Spass beim Gruppenfahren.
    #ktchts

    *Quelle: rangdynamisches Positionsmodell von Raoul Schindler (Wikipedia)

    My Esel Rennrad zu verkaufen

    Rennrad zu verkaufen

    Wie heißt es so schön: Never change a winning … (Mehrfachnennungen möglich). Das gilt auch für Rennräder. Warum also ein Rennrad hergeben, wenn es eigentlich perfekt passt und noch viele tausende Kilometer gemeinsamen Spass und gemeinsame Freude vor sich hat? Weil eben ein neuer Rennesel hermuss und der Radstall für zwei Eseln zu klein ist. Deshalb verkünde ich hier ganz offizielle: My Esel Rennrad zu verkaufen. Kurz und schmerzlos.

    Der Rennesel aus dem Hause My Esel ist ein Rennrad für Auserwählte. Mit Sicherheit ein Rennrad, welches die Blicke auf sich zieht. Egal wo und egal mit wem. Als Fahrer der ersten Stunden kann ich ein Lied davon singen. Egal ob jetzt beim Ötztaler Radmarathon, beim Rennradurlaub in Italien, bei den vielen Bikepacking-Abenteuer oder beim King of the Lake am Attersee. Mit meinem My Esel Rennrad war ich nie allein und gerne im Mittelpunkt. Die Geschichten mit den vielen Fragen rund um den so gefährlichen Holzwurm oder allen anderen Vorurteilen habe ich mir angehört und gewissenhaft beantwortet.

    Ein Rennrad für Auserwählte.

    Man muss Besonderes wollen, um so ein besonderes Rennrad zu fahren. Man muss bereit sein, Widerstand zu erfahren und zu erleben. Aber man darf sich auch glücklich schätzen, Teil einer Idee und Philosophie zu sein. Während alle von Nachhaltigkeit reden, wird bei My Esel Nachhaltigkeit gelebt. Das Rennrad wird ausschließlich in Österreich mit regionaler Handwerkskunst gefertigt. Mit österreichischem Holz und Anbauteilen, Made in Austria.

    Ein Verkauf mit Wehmut.

    Dieses Rennrad zu verkaufen, ist keine leichte Entscheidung. Die Gewissheit aber, dass jemand anderer damit eine große Freude haben wird, macht das Ganze etwas leichter. Wer auch immer diesen Rennesel haben will. Und ich freue mich, wenn alles so läuft, wie geplant, auf Nachwuchs und das neue Modell.

    Wer also Interesse hat, kann sich gerne melden. Der Rennesel ist serviciert und wurde von mir liebevoll gepflegt und behutsam behandelt. Zwei volle Jahre Garantie auf den Rahmen gibt es von Herstellerseite immer noch. Sämtliche Verschleißteile wurden schon getauscht und erneuert. Von den Bremsscheiben, den Bremsbelägen, die Kette … Auch die hydraulische Bremsanlage wurde mehrmals geprüft.

    Urlaub machen und Rennrad fahren

    My Esel Rennrad im Faktencheck.

    Wer sich für meinen Rennesel entscheidet, bekommt einiges:

    Rahmen: HollowTech Kernesche

    Rahmenhöhe: maßgefertigt – passt ab Gr. 178 cm + (Vorbaulänge, Vorbauhöhe und Sattelhöhe adaptierbar)

    Gruppe: Shimano Di2 Ultegra 11fach, mit hydraulischen Scheibenbremsen (160 mm vorne, 140 mm hinten)

    Kurbel: Dura Ace Powermeter 172,5, 52/36 Zähne

    Sattelstütze: Carbon 3T 272 mm

    Vorbau: Carbon 3T

    Lenker: Carbon 3T 420 mm

    Kassette: 11/32 (mittellanger Käfig bis 34 Zähne)

    Reifen: Vittoria Rubino Pro 25 mm

    Lenkerband: Guee Dual (neu)

    Link zur Verkaufsanzeige willhaben.at

    Freue mich auf Anfragen. Versand möglich. Kann man sich ja noch ausschnapsen.

    Cristian
    #ktrchts

    Welcher Festive500 Typ bist du?

    Festive500 Typ

    Alle Jahre nicht schon wieder. Die Festive500 stehen vor der Tür. Und jeder weiß ganz genau, was das bedeutet. 500 Kilometer radeln. Zwischen Weihnachten und Neujahr, Vanillekipferln und Karpfen, Schweinsbraten und Tiramisu, Familie und Verwandte. Dazu kommt noch das Radeln gegen den Wind und gegen das Wetter, bei Schnee und Eis, bei Tag und bei Nacht. 500 Kilometer in 8 Tagen sind nur 62,5 Kilometer pro Tag. Nicht viel, aber zu viel für die Zeit, die eigentlich die stillste im Jahr sein sollte. Diese Challenge hat‘s in sich und ist auch für dich die Möglichkeit, dir selbst am Ende des Jahres eine besondere EGO-Krone aufzusetzen. Bist du dabei? Wenn ja, hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, welcher Festive500 Typ du eigentlich bist? Vielleicht findest du dich irgendwo wieder.

    Draußen oder drinnen?

    Der Streber. Die Streberin.

    Dieser Typ RadfahrerIn hat sich in den letzten Jahren stark evolviert und ist auch dank der Challenge über sich hinausgewachsen. Diese Typen fackeln nicht lange herum und setzen der Festive500 ihren eigenen Stempel auf. Ihr Credo lautet – nonstop oder gar nicht. Der Streber und die Streberin brauchen also nur einen Tag, die Challenge erfolgreich abzuschließen. Krank, aber geil.

    Der Mimimi. Die Mimimi.

    Ich weiß nicht. Zu kalt. Zu wenig Zeit. Viel zu gefährlich. Die Familie ist wichtiger. Ich brauche das nicht. Es gibt keine Ausrede, die dem Minimis zu blöd ist. Sie sind zwar dabei, scheitern aber meistens an sich selbst. Am Ende stehen vielleicht 100, 200, 250 oder auch 300 Kilometer zu Buche. Kilometer, mit denen sie dann versuchen, doch und dank der Ausreden ein bisschen vom magischen Festive500 Helden- und Heldinnenstatus abzubekommen.

    Mimimi by sweets.ch

    Der Noch-Denker. Die Noch-Denkerin.

    Diese Typen denken von Anfang an, dass sie noch so und so viele Kilometer zu strampeln haben und dass noch so und so viele Tage zur Verfügung stehen. Noch 500 Kilometer und noch 8 Tage sind der Anfang und jeder Kilometer und Tag bringt sie näher an das Ziel heran. Was sich mit noch 500 und wenig später mit noch 499 Kilometern frustrierend anfühlt, wird von Kilometer zu Kilometer besser. Was sich mit noch 8 Tage freudig anhört, lässt hingegen mit noch 7, 6 … hingegen immer mehr Stress aufkommen. Noch-Denker und Noch-Denkerinnen sind gefangen im Zwiespalt zwischen Erreichtem und Verbleibenden. Ihr Problem? Noch wenig erreicht und noch weniger Tage Zeit.

    Die Schon-Denker. Die Schon-Denkerinnen.

    Schon-Denker und Schon-Denkerinnen sind das Gegenteil der Noch-Denkenden. Ihr Dilemma und die Zwiespalt liegt genau andersrum. Sie zählen, was sie schon erreicht haben und wie viele Tage schon vergangen sind. Das ist praktisch, wenn man fleißig und konsequent war. Ihr Problem? Schon zu wenig erreicht und schon zu viele Tage vergangen.

    Der Buchhalter. Die Buchalterin.

    Die Buchhalter haben einen genauen Plan. Für sie sind die 8 Tage penibelst verplant. Das Zeitkontingent ist straff reglementiert. Die einzelnen Tages-Einheiten zwischen Elternbesuch, Kinderdienst, Verwandtentratsch und beruflicher Karriereleiter hineingequetscht. Wiederholungstäterinnen planen dabei genug Puffer ein. Mann und Frau weiß ja nie.

    Hilfsmittel der BuchhalterInnen

    Der Indorianer. Die Indorianerin.

    IndorianerInnen gehen auf Nummer sicher und stellen sich der Festive500-Challenge selbstbewusst und unerschrocken einfach nur Indoor. Sicher ist sicher. Flexibilität und Wetterunabhängigkeit sowie ein gewisses Maß an situationselastischem Zeitmanagement sind die stichhaltigen Werte dieses Festive500 Typ. IndorianerInnen sind nicht selten auch NetflixianerInnen. Am Ende der Festive500 haben sie nicht nur 500 Kilometer am Konto, sondern auch die neuesten Serien intus.

    Der Polarisierende. Die Polarisierende.

    Im Gegensatz zu den IndorianerInnen gehen die Polarisierenden nach draußen. Für sie ist das Hier und Jetzt in freien Natur. Ausschließlich in freier Natur. Je kälter und winterlicher, desto besser. Ihr Ziel ist die Glorifizierung (und die Eismumifizierung) ihrer Outdooraktivität. Besonders im alpinen Raum und in der nördlichen Hemisphäre sind die Polarisierenden gegenwärtig. Denn jeder kann bei Plusgraden und Sonne Rad fahren gehen. An dieser Stelle schöne Grüße an alle, die sich auf der südlichen Halbkugel oder in wärmeren Gefilde befinden.

    Der Spätzünder. Die Spätzünderin.

    Die Spätzünder und die Spätzünderin tun alles, probieren alles und versuchen alles. In letzter Instanz. Ihr Weg ist das Ziel. Sie verkörpern eine situationsbedingte Mischung aus allen Typologien. Sie beißen und verbeißen sich am Ende der Challenge, um doch noch zu reüssieren. Aus Ihnen hat sich möglicherweise der Typus Streber entwickelt. Aus einer Not heraus. Ihre Motivation? Erst. Erst eine geringe Anzahl an Kilometer und schon viele Tage vergangen. Mit der logischen Konsequenz einer kilometerweiten Glanzleistung.

    Welcher Festive500 Typ bist du jetzt? Schreibe es gerne in die Kommentare. Auf alle Fälle gutes Gelingen, frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

    ktrchts
    #machurlaubfahrrennrad